FDP three points

Der FDP-Politiker Hans-Joachim Otto hat in der „B.Z.“ den Rückzug Deutschlands aus dem Eurovision Song Contest gefordert, weil die Veranstaltung „unerheblich und entbehrlich“ sei. Das wäre an sich noch nicht bemerkenswert, denn Otto sagt öfter so Quatschsachen, um damit in die Medien zu kommen. Aber ein Satz, mit dem ihn die „B.Z.“ zitiert, ließ mich dann doch stutzen:

„Ich habe den Grand Prix mittlerweile aus meinem privaten Kalender gestrichen.“

Jetzt frage ich mich, warum der Mann sich nicht gleich einen Kalender kauft, in den der Grand-Prix gar nicht erst eingetragen ist, damit er ihn nicht extra herausstreichen muss. Und ich frage mich, ob der arme Mann die für ihn so ärgerliche Veranstaltung womöglich trotzdem weiter gucken muss, weil sie in seinem dienstlichen Kalender noch eingetragen ist, damit er auch in den nächsten Jahren der „B.Z.“ (oder wer dann fragt) was dazu sagen kann. Das würde aber wiederum die Frage aufwerfen, ob es überhaupt einen Unterschied macht, ob er den Termin aus seinem privaten Kalender streicht. (Mal ganz davon ab, ob das Streichen von Terminen im privaten Kalender Hans-Joachim Ottos nicht eine Angelegenheit ist, die nur Herrn Otto und seinen privaten Kalender etwas angeht.)

Es wird aber noch verwirrender. Schauen Sie sich bitte mal diesen Werbespot der FDP zur Europawahl, der gestern Abend im Ersten lief, ganz genau an:

Haben Sie’s gemerkt? Ich zeig’s Ihnen:

„Liberale Politik hat (…) …

… die gemeinsame Leistung …

… der deutschen Einheit geprägt…

… und die Jahrhundertleistung Europa …

…entscheidend mitgestaltet.“

Genau: Das zwischen der deutschen Einheit und dem Euro, zwischen Hans-Dietrich Genscher und Otto Graf Lambsdorff, das ist der Eurovision Song Contest 2001 in Kopenhagen.

Was möchte uns die FDP damit sagen?

Ist der Grand-Prix die wahre Jahrhundertleistung Europas? Ist es kein Zufall, dass Deutschland ihn ausgerechnet 1982 das einzige Mal gewann — im selben Jahr, in dem die FDP den Regierungswechsel erzwang? Wird die FDP im Europaparlament die Grundlagen dafür legen, dass sich Leistung auch beim Eurovision Song Contest wieder lohnt?

Und warum ausgerechnet ein Ausschnitt vom Song Contest in Dänemark? Weil die Olsen Brothers ihn dorthin geholt haben, zwei erfolgreiche alte Männer des Schlagers, genau wie Hans-Dietrich Genscher und Otto Graf Lambsdorff?

Kann Silvana Koch-Mehrin den Titel für Deutschland erringen? Und, vor allem: Müsste Hans-Joachim Otto dann auch privat wieder gucken?

104 Replies to “FDP three points”

  1. Ich würde mal vermuten, dass Musik und Event Herrn Otto einfach ästhetisch nicht gefallen. Was die „Jahrhundertleistung“ angeht, der Grand Prix entfacht jedenfalls mehr „Europagefühl“ als fast alles, was sich die EU so einfallen lässt. Konnte ich gerade wieder in den USA beobachten, wo sich Europäer aller Couleur zusammengerottet haben um gemeinsam zu gucken…

  2. Gut, dass der Mann im Kulturausschuss des Bundestages sitzt, wo es vor allem auf seine Vorstellungen von Ästhetik ankommt.
    Überschrift: Grandios. Hat einen kleinen Moment gedauert, aber dann, aber dann…

  3. Nicht schlecht auch die Text-/Bildschere bei der Pause nach „Sie hat die Aufbauleistung vor 60 Jahren maßgeblich mitgetragen.“ (0:51) Da sieht man Soldaten, die Stacheldraht ausrollen — das war wohl der Aufbau der Grenzanlagen zwischen Ost und West.

    Es ist halt nicht immer nur gut, mit Gewalt schnelle Schnitte reinbekommen zu wollen.

  4. Viel erstaunlicher finde ich an dem Spot, dass Frau Dr. Koch-Mehrin sagt, die FDP habe die „Aufbauleistung Deutschlands“ maßgeblich mitgetragen und man wohl keine anderen Bilder als solche vom Bau der Mauer gefunden zu haben scheint, die diese Aussage „untermauern“?

  5. Dieser Blog wurde gesetzlich nicht dazu gezwungen diesen Wahlwerbespot auszustrahlen. Die Meinung der dargestellten Partei spiegelt nicht nicht die Meinung der Redaktion wieder. Für den Inhalt ist allein die werbende Partei verantwortlich.

  6. Hans-Joachim (erste Zeile)
    oder Hans-Jürgen (letzte Zeile)?
    Oder sind 2 verschiedene gemeint?

    Gruß
    Puck

  7. @5: Eine interessante Text-Bild-Schere Soldaten betreffend gab es seinerzeit auch beim Musikvideo zum Lied „Lieber Gott“ des 0,5-Hit-Wonders Marlon. Bei der Zeile „Lieber Gott, sag mir bitte, warum es Soldaten gibt“ wird mangels martialischerer Bilder deutscher Soldaten ausgerechnet gezeigt, wie Soldaten Sandsäcke schippen, um eine Flut aufzuhalten. Quasi der umgekehrte Fall :-)

  8. Ausnahmsweise bin ich hier mal gegen den Blogger. Einerseits, weil der Eurovision-Song-Contest tatsächlich ein riesiger ‚Schmarrn‘ ist (aber in diesem Blog stehe ich mit dieser Meinung alleine da). Und wenn ein Politiker eine private Meinung zu einem Thema hat, und das in einem Wahlwerbespot anders ist, stört mich das nicht so sehr.

    Der Absatz nach „Was möchte uns die FDP damit sagen?“ ist weder sinnvoll (hier werden mir noch alle zustimmen) noch lustig (hier wohl weniger). Naja, wäre ja auch langweilig wenn ich immer alles uneingeschränkt klasse fände was hier steht :-)

  9. Was soll diese Fragerei am Ende, wieso man das Bild vom ESC genommen hat? Es ist doch offensichtlich, dass es einfach schön blau ist und damit zum Thema Europa passt. Nur ein Grand-Prix-Nerd wie Sie Herr Niggemeier erkennt diese Szene überhaupt.

    Auch diese „privater vs. dienstlicher Kalender“-Geschichte am Anfang wirkt doch arg aufgesetzt.

    Ich hab den Eindruck, Sie wollen sich hier krampfhaft über die FDP aufregen.

  10. Erst/schon Kommentar 14 wirft dir Skandalisierung vor. Rekord, Stefan!

    @13: Betrachtet man den ESC im Vergleich mit Festspielen in Bayreuth haben Sie und der Herr Abgeordnete (?) sicher Recht. Musikalisch kann es kaum etwas Banalares geben (mir fielen nur Apres-Ski-Hits und The Dome ein).
    Ich sehe die Veranstaltung aber als Wettkampf zwischen europäischen Ländern, die sich abends hinsetzen und ne Runde trällern. Ganz Europa bewertet dann, wer am wenigstens schlecht geträllert hat.
    [Pathos] An diesem Abend rückt Europa zusammen: Obwohl es ein vordergründiges Gegeneinander ist, ist man doch ein Gemeinschaft. [/Pathos].
    Und deshalb finde ich den ESC ganz toll und gar nicht sooo unbedeutend. Man kann schon damit Werbung vor einer Europawahl machen (Gott sei Dank haben die als Symbolbild nicht ein Finale aus Dublin genommen).

    Wurde ein wenig länger, Verzeihung.

  11. Dänemark wurde sicher wegen ihrer Schwulenfreundlichkeit gewählt, um „angesichts solcher Berichte aus Moskau“ ein Zeichen zu setzen. Merkwürdigerweise erfährt das hier keine Würdigung. Stattdessen setzt sich der hiesige Witzepolizist mit einem Scherz von Otto auseinander und verteilt folgerichtig ein Knöllchen.

  12. Ein paar Prozente,
    ein bisschen Ehre,

    für diese Partei,
    wie das mal wäre.

    Ein wenig Erfolg
    und etwas Quote,

    ja das wünsch` ich mir….

    SIIIING mit mir ein kleines Lied,
    das es die Gelben auch morgen noch gibt…

  13. zu 14:

    Knut, wenn man Herrn Niggemeiers werkeln über einen gewissen Zeitraum beobachtet merkt man schnell, dass er unter einem Schreibzwang zu leiden scheint. Da müssen dann auch Nichtigkeiten und eigene (un)befindlichkeiten irgendwie in interessant und ironisch wirkende Worte gepresst werden. Schließlich gilt es mindestens 3 Webseiten in Eigenregie mit Inhalten zu füllen – da weicht Anspruch oft dem Druck. Auch, wenn Herr Niggemeier das anders sehen wird, schon aus beruflichen Gründen…

  14. Ich frage mich ja, ob die im Spot so grandiose Aufbauhilfe der FDP nach dem Krieg darin bestand, massenhaft Alt-Nazis in ihre Reihen aufzunehmen und dann eine Generalamnestie für ebendiese zu fordern…

  15. zu 4: Westerwelles Lieblingsbands? Dann liefe den ganzen Tag „YMCA“ (oder in Abwandlung: „Es macht Spaß zu sein in der EEEFFF DEHHEEE PEEEHEE…“) oder gerne auch „Er gehört zu mir…“

    Huch, was das jetzt schwulenfeindlich? Nee, kann nicht sein, ich bin kein Russe…

  16. Ich kuck und hör‘ diesen mediokren Quark nicht. Da ich kein Bundesstagsabgeordneter bin, interessiert das aber auch absolut niemanden. Allerdings fordere ich auch nicht die Abschaffung dieser Sendezeitvergeudung, immerhin gibt es offenbar genügend Menschen, denen das gefällt [vermutlich in postmoderner Pseudo-Ironie-Pose].

    Inwieweit der Herr von der freiheitlichen Partei sich privat äußert, ist auch fragwürdig – immerhin wurde sein Käse in der B.Z. veröffentlicht. Vermutlich nicht gegen seinen Willen, er ist ja kein jugendliches Opfer irgendeines Massenmörders …

  17. „Umgangssprache“ fängt aber erst ab 5000 Google-Treffern an. Zwischen 1000 und 5000 Treffern ist es „Minderheiten-Slang“. Unter 1000 Treffern „beliebter Schreibfehler“.

  18. Ist der Europa-Wahlkampf nun also auch bei Herrn Niggemeier angekommen.

    Na dann: Glück auf, Genosse!

  19. das diese „unerhebich(e) und entbehrlich(e)“ partei immer noch mit dem vorbestraften steuerhinterzieher grafen lamsdorff werbung machen kann ist fast komisch.

  20. @PG
    <klugscheissmodus>
    Obacht!

    also nicht dass ich behaupten wollte, 40.299 Mio „Standarts“ bezögen sich auf Penck, aber… nicht jeder Standart muss ein Fehler sein ;-)
    </klugscheissmodus>

  21. im Gegensatz zum FDP-Wahlspot wird der Grand Prix wenigstens aufwändig produziert und wirkt, auch wenn einige Beiträge doch etwas, naja, seltsam sind, nicht wie unter Zeitdruck zusammengeschustert…
    danke für den Hinweis auf die ESC-Sequenz im Spot jedenfalls – war mir beim ersten Sehen vor lauter Lachen gar nicht aufgefallen

  22. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was die Meinung Ottos mit der Einstellung der gesamten FDP gegenüber den ESC hat.
    Wobei ich mir grade nicht sicher bin, welche oder ob überhaupt die FDP eine Meinung zum ESC hat.
    Und warum überhaupt diese Bild genommen wurde, weiß wohl nur ein Teil der FDP bzw. das Produktionsteam des Werbespotes selber.

    Find das ganze irgendwie belanglos.

  23. Three points. – F.D.P. – hat sie diese drei Punkte eigentlich noch? Sie will doch keine Pünktchenpartei mehr sein. Stelle mir Westerwelle als Außenminister in Moskau vor.

  24. „Für Deutschland in Europa“ ist aber ein blöder Slogan. „Für Deutschland in Australien“ hätte mir besser gefallen.
    Die „Aussage“ des Spots gut zusammengefasst hätte auch:“FDP: Leistung, Leistung, Popeistung!“

  25. „unerheblich und entbehrlich“ – biste sicher, das war auf den ESC bezogen? Passt doch auch gut zur FDP

  26. Ich komme fast täglich hierher und lese meist mit Vergnügen mindestens nette, aber sehr oft auch atemberaubend gut geschriebene Blogeinträge. Und dann lese ich die Kommentarspalten und beginne verzweifelt mit der Suche nach dem Hinweis, dass sich der Hausherr verplichtet hat, hier täglich eine Enthüllungsstory aufzuschreiben, die mindestens eine aktuelle Stunde im Bundestag verdient hat. Warum? Warum finde ich nicht, was offensichtlich andere hier gefunden haben?

  27. @43

    Den Artikel…

    bzw. @45

    … die Tatsache, dass hier, meiner Meinung nach, versucht werden soll aus einer Mücke einen doppelmoralistischen Elefanten zu machen.

    Und dies suggeriert mir die Sezierung der Worte Ottos, sowie des Werbespotes.

    Eine Enthüllungsstory habe ich nicht gefordert, Nr. 45, und vielleicht sollten Sie es auch beim reinen Bloglesen lassen, wenn Sie für zuwider laufende Meinungen nur Überheblichkeiten und Übertreibungen übrig haben.

  28. @Name Wichtig

    Diskussionen mit zuwiderlaufenden Meinungen und Argumenten sind für mich das Salz in der Suppe! Es liegt mir fern andere Meinungen zu diskreditieren. Und ihre Einschätzung, dass der Eintrag hier belanglos ist, die teile ich sogar. Aber genau deswegen habe ich mich ja gewundert und ich wundere mich immer wieder, dass speziell in diesem Blog bei eben jenen Blogeinträgen, die eben keine staatstragende Relevanz haben genau diese fehlende Relevanz bemängelt wird. Für mich ist das so ein typischer Beitrag, den man beim Frühstück in der Zeitung entdeckt, sich darüber amüsiert und dann sagt „Hey guck ma, fällt dir was auf?!“
    Zwei Minuten später ist man beim nächsten Thema und niemand käme auf die Idee zu sagen „Jetzt hast du mir zwei Minuten Lebenszeit mit dieser Belanglosigkeit geraubt…“
    Ich kann und will meine Meinung und meine Herangehensweise an diesen Blog (und alle anderen, die ich konsumiere) nicht anderen aufzwingen, aber es kann ausgesprochen entspannend sein, Geschichten über umgestürzte Reissäcke zu lesen, wenn sie gut geschrieben sind ;)
    Und ob die Empfehlung an mich, das Kommentieren besser sein zu lassen jetzt überheblich ist oder nicht, lasse ich mal dahingestellt ;)

  29. @32: Bei mir sind’s 4970 Treffer.

    @45: Das liegt einfach nur an unterschiedlichen Erwartungshaltungen. Wer eine (Auswahl an bestimmten) Blogs ggf. als die online-Alternative zu Tageszeitungen versteht bzw. versucht zu verstehen, wird Blogs möglicherweise an gleichen Kritereien messen. Vor dem Hintergrund mag man vielleicht verstehen, daß der ein oder andere manchmal nach so etwas wie Relevanz fragt. Ich persönlich tu mich auch noch etwas schwer damit, ein Medium ernst zu nehmen, wo sehr lesenswerte Artikel quasi gleichberechtigt neben Flausch-Content oder sonstigen eher albernen Gedanken steht.

  30. „Ich persönlich tu mich auch noch etwas schwer damit, ein Medium ernst zu nehmen, wo sehr lesenswerte Artikel quasi gleichberechtigt neben Flausch-Content oder sonstigen eher albernen Gedanken steht.“

    Ich finde auch, dass der Tagesspiegel nachgelassen hat.

  31. @rw (#50): Mit dem Flausch-Content kann ich persönlich auch überhaupt nichts anfangen. Aber die Tatsache, dass hier immer wieder Flausch-Content gepostet wird, stellt doch die Ernstnehmbarkeit dieses Blogs bei den Kernthemen nicht in Frage?

  32. Sylvana macht die Dita T.
    der Jürgen W. den Alex C.
    und Guido zeigt den Waschbrettbauch
    dann klappt das mit der 18 auch!

  33. Na da hat sich wohl so eben mal wieder eine Partei aus der potenziellen Wahl gelöscht^^ So kann man auch heraus finden welche Partei man wählt, ganz ohne Wahlometer^^

  34. zu 24:

    Ich stehe zu meinem Aufmerksamkeitsdefizit und sehe diesen Blog AUCH als therapeutisch unterstützende Maßnahme. Ich habe aber auch nirgends propagiert so etwas wie Anspruch zu haben… okay, hat Herr Niggemeier allerdings auch nicht.

    Zu 25:

    Kaffee aus der Tastatur:

    Umdrehen, austropfen lassen, abschließend mit Muttis Haartrockner sanft anblasen oder über Nacht in eine Schüssel mit Reis legen (nicht den Haartrockner, sondern die Tastatur). Angaben ohne Gewähr.

  35. @54 dem wahl-o-mat könnte man auch einen Eintrag widmen..
    Nichts gegen Feministinnen, aber wenn bei mir die FRAUEN in der Top 3 sind.. :)

  36. ich finde es unterträglich, dass politiker wie genscher und kohl als figuren der einheit dastehen. klar sie haben verhandlungen geführt usw, aber die einzigen, die die einheit ermöglich haben waren die bürger der DDR und sonst keiner… in den geschichtsbüchern wird das der CDU und dem dicken zugeschrieben….ekelhaft

  37. @55 bei mir haben die FRAUEN sogar am besten von allen abgeschnitten… kann da von meiner seite eindeutig eine wahlempfehlung aussprechen :-) gutes programm

    @54 einmal dann doch ein kommentar von mir, womit hr. van dark die aufmerksamkeit zugestanden wird, die er eigentlich nicht kriegen sollte: diese ständigen beiträge mit dem immergleichen bemüht-lustigen und gewollt leicht abseitigen tenor finde ich anstrengend und eine plage. habe immer das bild vor augen, wie sehr sich hr. van dark dann über seinen nächsten ach so gelungenen kommentar freut. es ist alles so bemüht und gewollt und wirkt ungemein egozentrisch und selbstverliebt.
    mich nervt’s.

  38. #13, Daniel223:

    (aber in diesem Blog stehe ich mit dieser Meinung alleine da)

    Nö. Siehe dazu auch diesen Kommentar von mir sowie die folgenden und den dort verlinkten.

    Die Idee eines europäischen Gesangswettbewerbs finde ich nach wie vor nicht schlecht. Es war nur eine saudumme Idee, den Einfluss der Abstimmenden an der Größe ihres Landes festzumachen (je kleiner das Land, desto größer der Einfluss eines Abstimmenden). Und wenn von 300.000 Isländern ein Künstler eine Chance bekommt, warum dann nicht auch einer von 300.000 Deutschen? Wenn Deutschland aus 273 Kleinstaaten bestünde, jeder von der Größe Islands, würden dann im ESC 273 deutsche Gruppen auftreten statt einer? Könnten die deutschen Abstimmenden dann auch 273mal so viele Punkte verteilen?

    Ich weiß, es ist albern, sich darüber aufzuregen, ich könnte den ESC doch einfach ignorieren. Aber es nervt mich, dass in der ganzen Debatte über das (verdiente) kontinuierliche Versagen der deutschen Auftritte kaum darüber diskutiert wird, dass 10% der Bevölkerung der teilnehmenden Länder über 90% der Punkte vergibt.

    Es wäre übrigens interessant zu wissen, wie das Ergebnis aussähe, wenn man die Punkte, die ein Land vergeben darf, mit dessen Bevölkerungszahl gewichten würde. Ziemlich sicher sähe dann die Ergebnisliste, abgesehen vom Erstplatzierten, auch in diesem Jahr deutlich anders aus. Vielleicht mache ich das demnächst mal.

  39. „Es wäre übrigens interessant zu wissen, wie das Ergebnis aussähe, wenn man die Punkte, die ein Land vergeben darf, mit dessen Bevölkerungszahl gewichten würde. “
    Dann würden ein paar große Länder das Ergebnis bestimmen. Das große Problem wäre nicht gelöst.
    Dieses Jahr kann man es nicht auf die Ostblockstimmenmafia schieben, also wird die Größe rausgekramt. Das Problem mit den vielen kleinen Ländern besteht doch nur dann, wenn man selbst nie gewinnt, oder?

  40. #60

    Dieses Jahr kann man es nicht auf die Ostblockstimmenmafia schieben, also wird die Größe rausgekramt.

    Bitte was? Die von mir verlinkten Ausführungen sind ein bzw. zwei Jahre alt! Es ist doch nicht vom Ergebnis der Abstimmung (oder meiner Zufriedenheit mit selbigem) abhängig, ob der Abstimmungsmodus demokratisch ist oder nicht. Das mal ganz davon abgesehen, dass ich den deutschen Auftritt diesmal noch schlimmer als sonst fand.

    Dann würden ein paar große Länder das Ergebnis bestimmen.

    Man könnte die kleinen Länder zu Regionen von vergleichbarer Bevölkerungszahl zusammenfassen. Dann gäbe es zwar deutlich weniger „Ostblock“-Länder als bisher – aber wäre das ein Nachteil? Kann ein Wettbewerb mit 8 statt über 20 Ländern nicht auch spannend sein? Und wenn man das nicht tut, warum nicht? Sind Ukrainer und Russen wirklich kulturell so viel weiter voneinander entfernt als etwa Bayern und Friesen, die im gleichen Land wohnen?

    Und mal ganz provokant gefragt: Was wäre falsch daran, wenn der Ausgang eines vermeintlich demokratischen Wettbewerbs, der bezogen auf die Bevölkerungszahl zu, sagen wir mal, 90% in wenigen großen Ländern verfolgt wird, auch zu 90% von den Einwohnern dieser Länder bestimmt wird?

    Und bevor hier wieder die angebliche Verschwörung gegen osteuropäische Länder hervorgekramt wird: Am meisten würde von einer Gewichtung nach Bevölkerungszahl das wohl unbestritten osteuropäische Russland profitieren, da es mit Abstand die meisten Einwohner hat.

  41. Für mich hat der ESC seinen Reiz verloren, seitdem die Länder nicht mehr in der Landessprache singen müssen. Das war doch im Grunde die Zelebrierung Europäischer Vielfalt – und kurios obendrein. Schade.

    @59: In der UNO-Vollversammlung hat auch jedes Land eine Stimme – und nicht Island eine und China zum Ausgleisch 4.000. Die von Ihnen angesprochene Auswertung wurde nach meiner Erinnerung vor ein oder zwei Jahren schonmal gemacht und hatte praktisch keine Auswirkungen. Kann mich aber irren.

  42. „Dann gäbe es zwar deutlich weniger „Ostblock”-Länder als bisher – aber wäre das ein Nachteil?“
    Da möchte ich einfach mal etwas anderes dagegen halten: Norwegen, Island, GB und Frankreich sind keine Ostblockstaaten und haben dennoch Ergebnisse eingefahren, die uns auch nicht schlecht gestanden hätten. Vielleicht liegt es weniger an der Wichtung oder den Kulturkreisen, sondern an der Rund-um-Performance des Künstlers, also Lied, Aufritt, Pressearbeit?
    Solange da noch Potenzial besteht, sollte man sich erstmal darauf konzentrieren.

  43. @kurt

    Am meisten würde von einer Gewichtung nach Bevölkerungszahl das wohl unbestritten osteuropäische Russland profitieren, da es mit Abstand die meisten Einwohner hat.

    Denkfehler! Da die Länder nicht für sich selber stimmen dürfen, wären dann gerade die großen Länder benachteiligt, weil sie – verglichen mit Zwergstaaten – eine (viel?) geringere Maximalstimmzahl erreichen könnten… ;-)
    aber wo das hier schon ein FDP-Post ist, kann man’s ja sagen: liegt der Reiz des Abstimmsystems nicht gerade in seiner gerade mal bierdeckelgroßen Einfachheit? Eine simple Stimmpauschale statt eines hochkomplexen, bürokratielastigen…

  44. „es ist alles so bemüht und gewollt und wirkt ungemein egozentrisch und selbstverliebt.
    mich nervt’s.“

    Sehen Sie, lieber Verfasser: So geht`s mir mit dem gesamten Blog hier – und obwohl es mich nervt, kommentiere ich es. So wie Herr N. kommentiert was ihn nervt (was wiederum ja mich oft nervt) und sie kommentieren mich, der sie nervt. So schließt sich doch der Kreislauf. Herr N. ist der Nervserver, ich ein Nervsurfer und sie ein Nervtrittbrettfahrer.

    Hach, was bin ich nur für ein toller Typ, oder?

  45. @ matthias, #58

    Na ja, so ein bisschen Selbstverliebtheit ist ja irgendwie ganz nett und ich würde sie jedem gönnen. Mich nervt eher, dass alles, was skandalmäßig unterhalb der Watergate-Affäre rangiert
    als belangloser und ausschließlich Stefans Schreibzwang geschuldeter Mist verschrien wird.

    Wenn ein Politiker in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien des Bundestages den ESC (womöglich zu Recht…) unerheblich und entbehrlich nennt sowie dessen Niveau als Ärgernis und Witz bezeichnet, und dann Bilder dieses niveaulosen Ärgernisses in der aktuellen Wahlkampfwerbung seiner Partei auftauchen, kann einem das ruhig mal in seinem Privatblog eine Erwähnung wert sein, oder dafür vom Anspruchsdenken eines sowieso stets unzufriedenen Lesers abgewatscht zu werden.

  46. Im Übrigen möchte ich dem Schreiberling (#63) zustimmen. Etwas harsch formuliert kommt es einer Frechheit gleich, an die Art des Abstimmungsverfahrens auch nur den Hauch eines Gedankens zu verschwenden, solange „wir“ Titel entsenden, denen Platz 20 eher schmeichelt…

  47. #63

    Norwegen, Island, GB und Frankreich sind keine Ostblockstaaten und haben dennoch Ergebnisse eingefahren, die uns auch nicht schlecht gestanden hätten.

    Naja – es stellt sich schon die Frage, inwieweit beim wenig überraschenden Sieg des norwegischen Künstlers (der bereits als haushoher Favorit ins Rennen ging) seine weißrussische Herkunft eine Rolle gespielt hat, oder auch die Tatsache, dass seine Performance an osteuropäische Folklore erinnerte, was vielleicht nicht unbedingt Zufall ist.

    Und einige (nicht alle) Punktevergaben haben wirklich sehr offensichtlich wenig mit den Darbietungen zu tun, man denke nur an die praktisch garantierten Punkte von Malta an GB – oder die deutschen Punkte für die Türkei, die sich durch bemerkenswerte Konstanz auszeichnen. Die türkische Gruppe könnte das schlimmste Stück der Welt aufführen und würde doch noch garantierte Punkte aus Deutschland einfahren.

    Im letzten Jahr profitierte übrigens auch Deutschland davon, dass beim ESC die Musik oft gegenüber nationalen Empfindungen in den Hintergrund tritt: Die einzigen Punkte für den lausigen Auftritt der No Angels kamen aus Bulgarien, was sich schwerlich anders erklären lässt als mit Sympathie gegenüber der bulgarischen Herkunft einer der Sängerinnen.

    Ansonsten, wie ich bereits vor einem Jahr schrieb: Es wäre natürlich zu einfach gedacht, den ESC auf einen nationalen Sympathiewettbewerb zu reduzieren. Aber wenn man die Punktevergabe als Netzwerk auffasst, in dem Ländersympathien unterschiedlich stark mit Bewertungen der eigentlichen Lieder rivalisieren, dann dürften viele Tendenzen innerhalb dieses Netzwerks bereits feststehen, lange bevor die erste Darbietung überhaupt angefangen hat. Dass viele Medien das zu einer „Ostblock-Connection“ verflachen, mag überzogen sein, ist aber auch nicht aus der Luft gegriffen.

  48. „Dass viele Medien das zu einer „Ostblock-Connection” verflachen, mag überzogen sein, ist aber auch nicht aus der Luft gegriffen.“
    Das ist sicher nicht ganz von der Hand zu weisen, aber solange „wir“ ständig im letzten Drittel umhereiern, ist die Kritik an der Connection kaum mehr als das Gejammer einer beleidigten Leberwurst.
    So viele Connection-Partner können alle anderen gar nicht haben, dass die deutsche Leistung im Schnitt nur ~0,5 Punkte bekam. Wenn die Deutschen über Jahre mit guter Leistung im Mittelfeld verharren, können wir ernsthaft über Kulturkreise sprechen. Vorher nicht.

  49. Ich habe den Eindruck, einige Kommentatoren hier sind der irrigen Annahme, es sei möglich, Kunst (auch wenn man den Begriff hier vielleicht etwas weiter fassen muss) als fairen Wettbewerb zu inszenieren.
    Sind irgendwelche nationalen Sympathien denn irgendwie weniger legitime Abstimm-Motivation als die Melodie eines Stücks gut zu finden, oder das Gesicht der Sängerin oder die Choreografie oder weiß der Kuckuck was?
    Wenn Kunst als Wettbewerb betrieben wird und dann das Publikum den Sieger bestimmt, gewinnt immer der, der den kleinsten gemeinsamen Nenner getroffen hat. So einfach ist das.
    Darüber zu diskutieren, wie dieser statistische Massengeschmack jetzt geografisch verteilt ist, finde ich irgendwie müßig.
    Vor allem wenn „wir“, wie hier schon angemerkt wurde, mit derart uninspirierter Stangenware antreten.
    Viell. sollten wir diesen Blogeintrag zum Anlass nehmen, nächstes Jahr die FDP da hinzuschicken.
    … die holt dann bestimmt 18 Punkte.

  50. @52: So wie Klickstrecken aus meine Gesamtsicht auf das online-Angebot von selbst seriösen zeitungen mitprägen, hat auch der Flausch-Content eine negativ abstrahlende Wirkung auf gut Blogartikel.

  51. Ich finde ja, dass in den unbedachten Gesten und Worten mehr Wahrheit und Erkenntnisgewinn liegt als in offiziellen Verlautbarungen.
    Nur mal prinzipiell zur Diskussion der Narichtenwertigkeit von scheinbaren Belanglosigkeiten.

  52. Oje, Herr Niggemeier!

    Die Diskussion ist abgedriftet von der bösen dummen FDP, die man keinesfalls wählen darf, zu einer Diskussion über den Song Contest.
    Schnell eingreifen, sonst geht womöglich noch eigentlich beabsichtigte Message dieses Blogeintrags verloren.

  53. Ja nach etwas Flausch -Content -ESC -Erbärmlichkeiten – nun als Tüpfel auf dem I die FDP. Die ja im Moment vor Kraft kaum laufen kann. Das wird sich sicher etwas im Laufe des Sommers relativieren.

    Was den ESC in Deutschland angeht, da kann ich nur sagen: Mal gucken was Raab als Entwickungshelfer mit der trägen ARD gebraten bekommt. Dazu braucht es die FDP auch wieder nicht. Und die heilige Silvana soll da bleiben, wo sie ist in Verrennigen zu Brüssel und Straßbourg!

    Schönen Abend!

  54. Ach, die FDP wird wieder gelb
    erhofft sich Freiheit ohne Staat
    und gestaltet stolz die ganze Welt
    derweil ein liberaler Otto
    verspricht als liberales Motto
    dass er den Grand Prix nicht mag

  55. @49/Artois

    Ok, von der Seite habe ich diesen Eintrag nicht betrachtet bzw. bewertet.

  56. Meine Bewunderung – sie müssen sich diesen Wahlwerbungsmüll da oben offensichtlich sehr genau angesehen haben. Dafür ist mir meine mentale Gesundheit zu schade ;) Aber ich finde generell, dass dieses Eurovisions-Dinges ganz dringend zum Wahlkampfthema werden sollte. Aber bitte mit einer Sendung bei Maybrit Illner und Anne Will.

  57. Der ESC ist zum sprachlich gesanglichen Einheitsbrei verkommen – genau so, wie der sprachliche verkommene Einheitsbrei der Parteien am Volk vorbei verbalisiert wird. Otto tat richtig daran, seinen privaten Kalender zu updaten und dies dem Volke kund zu tun, auch wenn dies dem Volke so gar nicht interessiert – dem Niggemeier aber schon, um seinen Blog weiter mit einer weiteren Nichtigkeit zu füllen, nur weil er im Werbefilmchen der FDP einen bildlichen Widerspruch zur verbalen Aussage irgendeines Otto erkannte. Sind wir nicht alle ein bisschen Otto?

  58. OT:

    Hans Leyendecker über Stefan Niggemeier:

    „Niggemeier hat eine Gemeinde und das ist verführerisch. Er schreibt etwas und alle brüllen und sagen: „Denen hast Du‘s gezeigt!“ Da sind dann oft hunderte Kommentare drunter, die begeistert sind. Na gut.“

  59. Als wenn SvenR und ich die Zeit hätten, hunderte Kommentare zu verfassen, Herr Leyendecker!

  60. Auch aus dem Leyendecker-Interview:

    „Wenn nur kritisiert wird, um zu grätschen, dann [muss man die Kritik] nicht [ernst nehmen].“

    Eben: Berufsmäßige Kritik ist nicht ernt zu nehmen. Weil der Berufskritiker ja unabhängig von der Qualität des kritisierten Gegenstands immer kritisieren muss: zur Not werden eben Nichtigkeiten hochgespielt (Kaminer-„Skandal“). Hauptsache, die treue Leserschaft wird bei der Stange gehalten, Bauernopfer inklusive.

  61. @noir.desir.: Es ist doch alles noch viel schlimmer! Wenn sich nicht einmal eine Nichtigkeit zum „Skandal“ hochspielen lässt, müssen immer wieder Schafe als, äh, Schäferopfer herhalten! Ist nicht das der eigentliche „Skandal“?

  62. Ich könnt´ mich echt beömmeln, noir.desir.;
    schon aufgefallen, dass die mit Abstand treueste und vor allem zuverlässigste Leserschaft hier die ist, die reflexartig jeden Beitrag mit „belanglos“ kommentiert?

  63. Persönlichkeitsspaltung? Dr. Jekyll und Mr. Hide? Vielleicht schreibt er gar unter falschem Namen bei BILD?

  64. @ noir.desir #88:

    Als erster Gardeoffizier des internationalen Verwundetenbattalions der Stefan-Niggemeier-Claquere finde ich zwar per se alles, was Stefan schreibt, supi – nichtsdestotrotz bin ich nicht immer gleicher Meinung, zuletzt hier: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/wladimir-kaminers-schwulenwitz/#comment-87625.

    Wobei, vielleicht ist das ja der Grund, warum mir Tassen im Schrank wirklich noch zu fehlen schein…lassen wir das :-)

    Schönen Vatertag.

  65. @SvenR: Hä? Der ging doch gar nicht gegen mich, der verlinkte Kommentar. Nee nee nee, da kannst Du Dir mal schön ein anderes Beispiel suchen, Herr Erstergardeoffizier.

  66. @Katzenblogger: Ich tippe ja eher auf eine Reinkarnation des „ruhrpottjungen“ selig. Aber das war dann vielleicht auch dieser Niggemeier Stefan, wer weiß?!

  67. Ist schon lustig – kurz nach dem Spruch: „Sie (die FDP) hat die Aufbauleistung vor 60 Jahren maßgeblich mitgetragen“ kommt ein Bild vom Mauerbau – ähem – Dummheit beim Filmemachen? :D

  68. #103: Klingt ja so, als wäre die FDP mit für den anfänglichen Mauerbau in Form von Stacheldraht (0:51) verantwortlich gewesen. Doch dazu stimmt die verbale Aussage „vor 60 Jahren” nicht, da ja der Mauerbau August 61, also „vor 48 Jahren” begann, mit der Errichtung von Panzersperren, Stacheldrahtverhaue, gefolgt von gemauerten Wände, die dann nach und nach in der uns bekannten Beton-Mauer endete. So blöd kann selbst die FDP nicht sein, sich diesen Schuh anzuziehen, obwohl mich die zwei Szenen (0:51-0:52) auch stark an den Anfängen des Mauerbaus erinnern. Die Quellen des Filmmaterials dieser zwei Szenen wären da schon aufschlußreich.

    Das Ziehen von Stacheldraht ist in mir mit zwei Begiffen geprägt – KZ’s und der Mauerbau.

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