Halbe Portion

Vielleicht ist ein Grund für meine anhaltende Faszination mit dem real existierenden Online-Journalismus, dass man täglich denkt: „Blöder geht’s nicht“, und damit immer unrecht hat.

Das Online-Angebot der „Süddeutschen Zeitung“, das bekanntlich seit Monaten von einer Qualitätsoffensive erschüttert wird, berichtete am Montag über einen für heute angekündigten Pasta-Streik in Italien. Und illustrierte den Artikel nicht mit dem Foto eines betroffen aussehenden Nudelgerichts, sondern mit dem halben Screenshot eines Artikels der Online-Ausgabe des britischen „Daily Telegraph“, der bereits vor fast zwei Wochen darüber berichtet hat und die Quelle für den sueddeutsche.de-Artikel ist.

Und wenn Sie beim Bewundern der Absurdität des Ganzen bitte auch Bildunterschrift, Bildzuschnitt und Quellenangabe würdigen würden, vielen Dank.

(Entdeckt hat’s der Lukas.)

30 Replies to “Halbe Portion”

  1. Auf Bild 1 klicken, dann hast du die ganze Pracht… Wobei der Ziegen-Artikel in einer ähnlichen Liga spielt.

  2. @ 1: Auf deiner Maus gibts so ein Drehrad. Benutze es und du wirst staunen, was passiert….

    Da müsste ja eingetlich stehen: „Eine HALBE Portion fehlt nun“. Selten dämlich…

  3. Naja, genau genommen berichtet die SZ ja nicht primär über diesen Pasta-Streik. Vielmehr ist das ganze ja eine Sammlung von Absurditäten, über die weiderum andere online-Medien berichtet haben. Deshlab ist das auch mit Screenshots bebildert.

    Wenn nun hier in diesem Blog berichtet wird, die SZ hätte in einem Artikel über Absurditäten etwas Absurdes berichtet, halte ich wiederum dies für absurd.

  4. Wie ich das sehe, entstammt der Beitrag der Rubrik „Klick-Blick“, so einer Art Panoptikum der crazy Sachen im WorldWideWeb.
    Screenshots sind Erkennungsmerkmal dieser Rubrik. Wohl ein Missverständnis.

    (selten dämlich sind natürlich die Infos aus _allen_ Artikeln dieser Rubrik)

  5. Buongiorno Signore, abbe Sie schon gewählt?

    Ja, ich hätte gern Pasta.

    Spaghetti, Canneloni, Farfale?

    Ähm, weiß nicht. Halt dieses italienische Nationalgericht.

    Sinde verschidde: gibts lange, gibts kurze, gibts mit oder ohne Löcher drinne.

    Also, wenn das so kompliziert ist, dann bringen Sie mir doch einfach einen Teller Nudeln. Danke.

  6. Also mein Browser führt mich bei Klick aufs Bild auf Seite 5 des Beitrags und nicht auf Seite 1, wo die halbe Portion zur ganzen wird. Da hilft auch kei Drehrad. Naja, vielleicht hab ich mir ja den Bndestrojaner eingefangen.

  7. Die Welt: Der Streik kommt einer Entbehrung gleich, ziehen doch einer Umfrage zufolge die Hälfte aller Italiener und Italienerinnen einen Teller Spaghetti dem Sex vor.
    Die Aussage ist falsch..oder? Men Health behauptet Spaghetti sind gut für das Liebesleben!

    Mit anderen Worten – die Italiener sterbenaus! Oder..?

  8. @Theo: Nee, ist klar. Bei einer Online-Presseschau ist es auch total sinnvoll einen Screenshot zu zeigen, auf dem ein Ausschnitt der Quelle zu sehen ist, und zwar so, dass weder der Name oder das Logo der Quelle drauf ist, noch die ganze Überschrift, noch das ganze Foto, geschweige denn, dass der Text zu lesen wäre.

    Ich meine: Hallo?

  9. Ich habe nicht das Gefühl, daß da „crazy websites“ vorgestellt werden (zu denen ich auch nicht die Los Angeles Times zählen würde), sondern es ist vielmehr eine online-Presseschau über Absurdes, Skurriles, Unterhaltendes etc. Daß eine Fluggesellschaft 2 Ziegen opfert, um die Gunst irgendeines Gottes nach einer Pannenserie zurück zu gewinnen, halte ich auch dann für skurill, wenn Reuters darüber berichtet (im übrigen wurde diese Meldung ja von einigen Zeitungen übernommen und im „Vermischten“ verwurstet).

  10. Darüber, ob für so eine Presseschau ein liebloser Screenshot das richtige Bild ist, kann man ja gern geteilter Meinung sein. Da unmittelbarer Gegenstand der Berichterstattung ja wiederum der Bericht eines anderen Mediums ist, erscheint ein solcher Screenshot ja zumindest nicht völlig abwegig. Daß der Ausschnitt nicht so super gelungen ist, ist für mich kein Grund zur Aufregung – wer sich dennoch aufregen will, soll das aber gern tun. Unerheblich ist doch wohl aber, daß man auf den Screenshot den Artikel nicht lesen kann, weil dieser ja im Text schön verlinkt ist.

  11. Ahh.ahhh…ogott…Das tut so weh :'(
    Welcher Journalist gibt sich denn her für sowas? Wieso hat Journalismus einen NC von 1,6? Wieso erzählt man mir, dass ich in diesem Geschäft ernsthaft und gewissenhaft und vor allem pflicht- und verantwortungsbewusst sein muss? Wieso bringt meine Schülerzeitung Besseres hervor?? Ich glaub, ich bin falsch verbunden… Eventuell sollte ich doch Straßenmusiker werden. Dafür brauchts wenigstens keine 1,6 im Abi, die ich dann letztendlich nur für die Bewerbung brauche, um mich danach zu verkaufen -.-
    (Ja, ich bin 18 und jung und unerfahren, falls jetzt jemand meint, dass ich hier rumjammer wie ein Kind. Oder so.)

    Das bezieht sich jetzt übrigens nicht nur auf diesen Artikel, sondern auf alle, auch auf die aus dem Bildblog. Der hier hat mich nur mal so richtig gereizt.

  12. Ich finde den abgeschnittenen Screenshot auch nicht so dramatisch. Das wichtigste ist, dass man die Nudeln und die Wörter „Angry Italians“ erkennt. :)
    Stünde der Artikel nicht in der Rubrik „Klick-Blick”, hätte ich mich auch zunächst über die seltsame Quellenangabe gewundert, aber so ist’s ok.
    @stefan: Abputzen, weitermachen!

  13. So langsam machst du mich ja neugierig genug, selbst mal auf Entdeckungsreise bei sueddeutsche.de und Co. zu gehen. Aber noch nicht ganz. Noch bleibe ich lieber beim Best Of hier :)

  14. Also ich finde seit sich Vicco von Bülow alias Loriot seinerzeit der Nudel angenommen hat ist das Thema doch ein für alle mal erschöpfend abgearbeitet, oder? „Nein, sagen Sie jetzt nichts!“

  15. Auch ich finde das belanglos. Jedenfalls nicht seltsamer als anderes in der SZ online oder bei anderen. Es gibt reichlich schlimmeres.

  16. ich behaupte mal, wenn wir den originär nörgelniggisch formulierten nebensatz um das signalwort „qualitätsoffensive“ mit der bereits erfolgten berichterstattung zum thema „bilderserien“ addieren, kommen wir Stefans intention näher. ;o)

    die frage würde demnach nicht lauten: hat süddeutsche.de hier etwas falsch gemacht? und wenn ja: was?

    die frage würde lauten: warum machen die das? und für wen?

  17. Josef Schießl in „Druck&Medien“ 9/07:
    „Die Zeitung von morgen wird sich stärker vom Internet differenzieren.“

    Es gibt zwei Wege, dies zu erreichen.
    Man kann die Print-Qualität erhöhen, oder die Online-Qualität senken.
    Letzteres ist offensichtlich einfacher.
    Vielleicht gibt es da eine Art gentlemen agreement bei den Verlagen …

  18. p.s.: im zweiten Satz sagt Schießl zwar noch: „Die Hintergrundrecherche wird wichtiger. Jeder geht ein- oder zweimal am Tag in [sic] „Spiegel Online“ oder auf „sueddeutsche.de“ – aber die Hintergrundrecherche wird nach wie vor nicht am Bildschrim, sondern in der Zeitung stattfinden. Ich bin auch überzeugt, dass das Layout deutlich wichtiger wird.“

    Der Rest des Interviews handelt dann aber davon, welche Vorteile der Einsatz von Leuchtfarben, Duftanzeigen oder transparenten Seiten hat. Also, für die Zeitung. Nicht für den Leser.

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