Facebook-Nutzer machen stern.de Beine

Seit vergangenem Donnerstag hat stern.de offiziell ein „Public Profile“ auf Facebook — und erlebte gleich am ersten Tag, was es bedeutet, wenn Nutzer den Aufruf zur Meinungsäußerung ernst nehmen. „Loben Sie uns, kritisieren Sie uns, wir kommen mit allem zurecht“, sagte Vize-Chefredakteur Ralf Klassen in einer Videobotschaft.

Und ein Facebook-Leser hatte tatsächlich etwas zu kritisieren:

Find ich echt bissl armseelig, dass Stern auf seiner Website die Leute mit der Aussicht auf einen Ipod Touch Gewinn auf ihr Facebookprofil lockt um einem dann ein

„Ja, ich möchte meine Gewinnchance nutzen und erkläre mich damit einverstanden, dass G+J mich künftig per Telefon oder E-Mail über interessante Angebote informiert.“

aufzudrücken… Telefonmarketing olé olé…

Die Antwort von stern.de:

Als eine weitere Facebook-Nutzerin betonte, dass das da aber nicht stand, erwiderte stern.de:

Nun wiesen mehrere Leute darauf hin, dass es sich keineswegs um ein Missverständnis handelte. Es gab nur eine Stelle zum Ankreuzen, und das war gleichzeitig die Voraussetzung zur Teilnahme am Gewinnspiel und die Einwilligung in die Weiterverwertung der E-Mail-Adresse — was auch juristisch zumindest nicht vorbildlich ist, weil die Einwilligung laut Gesetz „freiwillig“ erfolgen muss.

Die Wir-kommen-mit-allem-zurecht-Redaktion entfernte die kritischen Kommentare von der Startseite des eigenen Profils — man muss ja zufällige Besucher nicht mit der Nase auf solche Debatten stoßen. Aber immerhin gab stern.de am Freitagmittag nach:

Hey, allein dafür hat sich der Facebook-Auftritt doch schon gelohnt!

Bliebe nur noch…






etc.

29 Replies to “Facebook-Nutzer machen stern.de Beine”

  1. Aber daran kann man doch erkennen, dass die wirklich prima mit der Kritik zurechtkommen. Ich weiß gar nicht, was du hast…

  2. [ ] Ich bin damit einverstanden dass mein Erstgeborenes G+J zur Marketinggehirnwäsche geopfert wird..

  3. Fehlt nur noch der Part mit der uneingeschränkten Nutzungrechten von Profilfotos etc. pp. für reißerische Artikel über Mord und Totschlag, die im Zusammenhang stehen könnten mit meiner Person.

  4. Ich finde das auch ziemlich lernbereit. Da hängen ja vermutlich neben der Online-Redaktion noch ganz andere Abteilungen von G+J mit drin. Public Profiles! Wir brauchem mehr Public Profiles!!

  5. der aktuelle „Hinweis zur Datennutzung“:
    Hinweise zur Datennutzung:
    Gruner + Jahr AG & Co KG speichert und nutzt Ihre Adressdaten nur für die Durchführung des Gewinnspiels.

  6. Fernab der Tatsache, dass Stern sich anscheinend das Gewinnspiel nicht angeschaut hat: Wenn die Leute glauben, solche Verlosungen seien ohne Haken, dann sind sie selbst schuld. Wenn sie nicht möchten, dass die Daten weiter verarbeitet werden, dann dürfen sie nicht mitmachen. Das ist doch eigtl. ganz einfach, oder? :)

  7. Ausgerechnet Sie, Herr Niggemeier, kritisieren so etwas. Hat Ihnen der Berliner Datenschutzbeauftragte nicht gerade bescheinigt, dass Sie jahrelang gegen Datenschutzrecht verstoßen haben?

  8. Die Verlage versenken sich derzeit in ihrer gierigen und geldgeilen Blödheit selbst. Es lässt sich wirklich nicht mehr anders ausdrücken. Und sie denken noch immer irrtümlicherweise, es gäbe keine Alternative zu ihnen … was ist das nur für ein Bullshit! Rings um sie herum ist Internet! Wer hat diese ‚Strategen‘ bloß auf die Menschheit losgelassen … und wieso glaubt irgendjemand denen noch? Was nehmen die als Köder – Uralt Lavendel?

  9. Ja, ich möchte meine Gewinnchance nutzen und stimme den Teilnahmebedingungen zu. Beide sind z.Zt nicht einsehbar, weil http://www.guj-direct.de nicht antwortet. Wobei man nun fragen muss, ob das wettbewerbsrechtlich überhaupt zulässig ist – vielleicht gibt es ja potentielle Teilnehmer, die daraufhin sage „wird schon passen“ und ihre Daten dennoch eingeben. Ein bisschen so, wie, wenn ein Geschäft seine AGB nicht mehr findet oder gerade kein Exemplar mehr da hat: Müsste man halt das Geschäft solange zu machen.

  10. Ich erkläre mich damit einverstanden, dass Stefan Niggemeier meine IP- und E-Mail-Adresse speichert, um mich in Zukunft per Mail über seine interessanten Blog-Einträge informieren zu können.

  11. Huch, und ich bin am Wochenende beim KONTAKT-Formular des Nokia-„Kundendienstes“ auf genau dieses Strickmuster gestoßen: Da steht zum Anhakeln:

    Ja, ich bin damit einverstanden, dass mich Nokia für die Beantwortung meiner Frage kontaktiert und entsprechende Produkte vorstellt.

  12. Mal abgesehen vom konkreten Fall finde ich das auf jeden Fall spitze, dass der Stern mit „allem“ zurechtkommt. Überlege ernsthaft, ob ich mich in Zukunft einmal im Monat über die Bebilderung eines beliebigen Themas mit nackter Frau auf dem Cover der Print-Ausgabe beschweren soll. Habe den Eindruck, dass das fast keinen mehr stört und keiner das noch so absurd findet, wie es doch eigentlich ist…
    Wäre auch eine Idee für ein eigenes Blog, Fliesentischmuseum 2.0. Wenn ich könnte, ich würd’s machen :-)

  13. Meinen eigenen Kommentar aufgreifend: Wie waer’s denn mal mit nem Newsletter fuer deine Seite, Stefan? So ’ne Art Benachrichtigung, wenn es neue Eintraege gibt.

  14. @16: Der stern hatte seit der 1/2008, also in den letzten 81 Heften genau dreimal eine nackte/halbnackte Frau auf dem Titel, zweimal Diät, einmal Partnerschaft (da war auch noch ein nackter Kerl drauf, zählt das doppelt?).

    Tut mir leid ums Vorurteil, aber, hey, das kann man ja weiter pflegen – Kollege Niggemeier hilft bestimmt gerne….

    P.S.: Ich arbeite bei dem Heft.

  15. Keine Ahnung, hab mich nie mit RSS beschaeftigt… Aber da ich gerade sehe, dass du sowas hast, scheint es bei genauerer Betrachtung ungefaehr dasselbe zu leisten.

  16. @18 Das ist interessant, ich hatte den stern 2008 ein Jahr lang im Abo, habe die Nackt-Cover leider nicht mitgezählt, es kamen mir mehr vor als nur drei, aber nichtsdestotrotz – wieso „Vorurteil“?

    Drei Mal ist der Sache angemessen oder wie meinen Sie das? Warum muss man das Thema „Diät“ mit einer nackten Frau betiteln (die in einer grotesk zu großen Männerhose steht und den Hosenbund vom flachen Bauch wegzieht, niemals hat sie in ihren 20 Lebensjahren mehr als 60 Kilo gewogen, wir alle wissen das, und wieso ist sie barbusig?). Wieso muss das Thema Partnerschaft mit nackten Menschen betitelt werden, die sich IN DIE UNTERHOSEN SCHAUEN? Wieso, wieso? Versteh ich alles nicht.

    Sie sehen: kein Vorurteil, alle drei nackerten Ladys hatten keinerlei Informationsmehrwert.

  17. @18 die definition von halbnackt mag ja variieren, aber ich zähl da mindestends 5 nackte/halbnackte (frauen). wobei das immer noch deutlich weniger sind als gefühlt. http://ow.ly/gBCr

  18. Jetzt lasst dem Stern doch auch mal einen Fauxpas [foˈpa] (frz. für „falscher Schritt“, „Fehltritt“) oder ist das ein faux pax – ein falscher Frieden?

    Es sieht nach einem Schritt lustiger PR-Manager aus, die eben auch international ein Wörtchen dem Trend einer Community mitreden wollen – aber eben leider marketingtechnisch wie philosophisch den Community-Gedanken missverständlich im Sinne von eigennützig interpretieren und umsetzen. Ein Hoch auf die freie Gemeinde für Meinungsäußerungen mit Netiquette. Der Danke geht hier an Michael!

  19. @18, daste:
    Mag täuschen, aber der Kommentar wirkt irgendwie leicht angesäuert, kann das sein?
    Ich meine, wer mit „allem zurechtkommt“, sollte irgendwie souveräner klingen.

    Ansonsten wundert mich bei den positiven Kommentaren, daß zwar alle auf die Änderung der Gewinnspielbedingungen Bezug nehmen (was in der Tat lobenswert ist, nicht alle vergleichbaren Anbieter agieren so), aber keiner ein Wort über die gelöschten Beiträge verliert.
    Sollte nicht jemand, der „mit allem zurecht kommt“, eine solche Debatte auch aushalten können?
    Aber vielleicht sehe ich das nur zu eng und pflege Vorurteile…

  20. @22/25: Ich kann eine Menge Debatte aushalten. Dagegen spricht auch nicht, dass ich versuche, etwas richtig zu stellen – das ist einer Debatte ja nicht abträglich.
    Angesäuert? Wenn, liegt’s daran, dass ich das mit „Jede-Woche-eine-Nackte-Sexisten-Schweine“ ein paar hundert mal zu oft gehört habe.
    Infowert: Eine Nackte hat keinen Infowert. Michael Jackson auf den Covern ungefähr jeder Zeitschrift hat auch keinerlei Infowert – es ist der Versuch der Bebilderung eines Themas. Nun könnte man bei Diät auch einen leeren Teller hinstellen – aber das würde kaum Hefte verkaufen. Doch, doch, das ist so.

  21. @16 etc: Ja, es ist peinlich, dass sich der Stern immer wieder Vorwände dafür ausdenken muss, Nacktfotos aufs Cover zu drucken. Aber das finde ich immer noch grundlegend sympathischer als die Kollegen vom Spiegel, die mindestens zweimal im Jahr den Herrn mit dem Schnurrbart Auflagensteigerung betreiben (was auch noch funktioniert!).

  22. @26 daste:
    Tittenblättchenkäufer kaufen nun mal nur Blättchen mit Titten drauf. Und Tittenblättchenmacher verkaufen nun mal Tittchen auf dem Cover. Doch doch, das ist so.
    Schon übel, wenn man etwas nicht „einfach nur gut“ machen darf, sondern es vor allem so machen muss, dass es sich gut _verkauft_ – an wen auch immer.
    (BTW Adnation, ähemm…)

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