Kai Diekmann

Und das Wetter war früher auch besser. Von der Verlogenheit der Politik zur Verkommenheit der Jugend: Der „Bild“-Chefredakteur beklagt den Verfall der Werte — ausgerechnet.

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Die Türken sollen sich nicht grämen, sagt Kai Diekmann. Er und seine „Bild“-Zeitung hätten nichts gegen Ausländer, nur dagegen, dass so viele von ihnen kriminell werden, schrieb er in dieser Woche sinngemäß in der türkischen Zeitung „Hürriyet“. Und was den brutalen Überfall in München angeht, der die heftige Debatte um Jugend- und Ausländerkriminalität ausgelöst hat: „Dass der ältere Täter Türke ist, der jüngere Grieche, ist bloßer Zufall. Genauso hätten es Polen, Russen, Jugoslawen oder Kurden sein können — die Debatte wäre die gleiche gewesen.“ Die „Debatte“, wie „Bild“ sie gerade führt, ist sogar dann die gleiche, wenn die Gewalt von Jugendgangs ausgeht, deren Anführer Deutsche ohne Migrationshintergrund sind — trotzdem werden die Fälle von „Bild“ unter dem Begriff „Ausländerkriminalität“ zusammengefasst.

Man könnte sagen, „Bild“ führt mit Halb- und Unwahrheiten eine besinnungslose Kampagne gegen Ausländer. Diekmann würde sagen, „Bild“ spricht „unangenehme Wahrheiten“ aus und tut den Ausländern einen Gefallen.

In Diekmanns Welt gelten andere Gesetze. Was zum Beispiel unseren Kindern fehlt, sind mehr Dieter Bohlens. Weniger Kuschler, Schwurbler und Verständnispädagogen. Mehr Leute, die bereit sind, einer pickligen 16-Jährigen, die glaubt, singen zu können, vor einem Millionenpublikum ins Gesicht zu sagen, dass sie scheiße aussieht, scheiße klingt und scheißedoof ist, wenn sie glaubt, sie hätte bei „Deutschland sucht den Superstar“ eine Chance. Wer solche „unangenehmen Wahrheiten“ nicht ausspricht, meint „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann, betrügt sich selbst. Wer sie offen und ehrlich sagt, wie Bohlen, wird dafür von der Jugend verehrt. Und was würde mit einem Nichtschwimmer passieren, fragt Diekmann, wenn wir ihn mit dem Worten ins Wasser schickten, er hätte das Zeug zum Olympiasieger? Na also.

Es ist schwer zu sagen, ob Diekmann in seinem Freund Bohlen allen Ernstes einen Menschen sieht, der andere vor dem Ertrinken rettet, wenn auch nur im übertragenen Sinne. Aber es gibt in seinem Buch „Der große Selbst-Betrug“ keinen Hinweis darauf, dass es sich nur um eine ironische Übertreibung handelt und er nicht tatsächlich in Bohlen einen guten Zeugen sieht für seine Forderung nach Leistungsbereitschaft und Elitenförderung, nach einer Rückbesinnung auf traditionelle Werte in der Erziehung. Bohlen sei „der Lieblingsfeind des Gutmenschen und des gutmütigen Bürgertums“, stellt Diekmann fest, und so jemand hat im Koordinatensystem des „Bild“-Chefs sehr viel richtig gemacht.

Wie zum Beweis verweist er darauf, dass sich sogar die Medienwächter mit der Sendung beschäftigen mussten. Während Diekmann zu Bohlens Sprüchen die Begriffe „Ehrlichkeit“ und „Wahrheit“ einfallen, sprachen die von „antisozialem Verhalten“ und von einer Vorführung, „wie Menschen herabgesetzt, verspottet und lächerlich gemacht werden.“ Was Diekmann vielleicht entgangen ist: Das Konzept der Show besteht darin, Nichtschwimmern zu erzählen, sie könnten Olympia gewinnen, und ein wesentlicher Reiz für den Zuschauer, ihnen begleitet von hämischen Sprüchen Dieter Bohlens beim Ertrinken zuzusehen.

Nun ist der Musikproduzent nicht das einzige Beispiel Diekmanns, um seine pädagogische Vision zu entwickeln. Von Bohlen kommt er innerhalb weniger Seiten über Sex in Opern, Kant, die Nicht-Mitgliedschaft von Joachim Fests Vater in der NSDAP, die Entscheidung des Antarktis-Forschers Robert Scott, lieber mit seinem ganzen Team zu sterben, als einen Mann zurückzulassen, und Fotos von deutschen Soldaten mit Totenschädeln in Afghanistan zu Kindern, die nicht mehr „Danke“ sagen, und Comics, die Jesus als kiffenden Exhibitionisten zeigen. Argumentativer Höhepunkt: Schon das Sprichwort sage ja, man müsse die Menschen zu ihrem Glück zwingen.

Kai Diekmann hat es geschafft, ein Buch zu schreiben, in das man auf jeder Seite den Satz „Und das Wetter war früher auch besser“ einfügen könnte, ohne dass es so etwas wie einen Gedankenfluss unterbräche. Er entschuldigt sich im Vorwort dafür, dass er es aus dem Bauch heraus geschrieben habe, ohne jedes Wort auf die Goldwaage gelegt zu haben, aber es ist keine Suada geworden, kein rant, der mit seiner Wut Lust macht und kreativen Überschuss produziert, sondern nur eine Litanei. Man kann sie auswendig mitsprechen, seine Klagen über die Verlogenheit der Politiker und die Verkommenheit der Jugend, seine Forderungen nach weniger Bürokratie und besserer Erziehung, und die Fälle, die er aufzählt, sind die, die jeder kennt, was daran liegen könnte, dass sie allesamt von den Titelseiten der „Bild“-Zeitung stammen.

Man muss natürlich ein paar Umdefinitionen vornehmen, wenn man als Chefredakteur eines moralisch so verkommenen Blattes wie der „Bild“-Zeitung, anderen ihre Verantwortung für einen angeblichen allgemeinen Werteverfall vorwerfen will. Aber das gelingt Diekmann beunruhigend mühelos, nicht nur wenn er die Pöbeleien eines Dieter Bohlen im Dienste der Quote zu Akten lobenswerter Wahrhaftigkeit erklärt. Der Chefredakteur freut sich, dass die Privataudienz der „Bild“-Chefredaktion beim Papst bei Zeitungen wie „SZ“, „Zeit“ oder „Frankfurter Rundschau“ auf soviel Empörung stieß, obwohl sie es doch seien, die „an allen Tagen den Relativismus der Werte verkünden, die Schwulenehe zum Sakrament erklären und Euthanasie wie Abtreibung zum Menschenrecht“. (Andererseits ist nach wie vor offen, ob die „Bild“-Leute dem Papst eine Zeitung mitgebracht haben, um ihm deren „Werte“ in der täglichen Praxis zu demonstrieren: die schönen Bibeln, die dicken Brüste, die geilen Omas in den Sexanzeigen, die fetten Lügen in den Schlagzeilen, kurz: der ganze tägliche Kampf für und gegen den Anstand.)

Nachdem Diekmann seitenweise die Linken dafür schilt, Dinge zu tun, die gut gemeint, aber nur gut fürs eigene Wohlbefinden sind, lobt er seine Zeitung für den Erfolg mit „Florida-Rolf“, als „Bild“ den Bundestag dazu brachte, in Windeseile ein Gesetz zu verabschieden, das zwar dazu führt, dass mehrere Hundert Sozialhilfeempfänger nicht mehr im Ausland leben dürfen, aber höhere Kosten für den Steuerzahler produziert als zuvor.

Besonders erhellend ist auch ein Abschnitt über Philipp Mißfelder, der im Sommerloch 2003 fragte, ob die Solidargemeinschaft jedem 85-Jährigen eine neue Hüfte bezahlen müsse. Diekmann bedauert, dass die notwendige Diskussion darüber sofort mit Empörung im Keim erstickt wurde – „leider auch von ‚Bild'“. „Leider auch“? Seine Zeitung hat tagelang einen „Krieg der Generationen“ beschworen, „Schämt Euch!“ getitelt und den damaligen Junge-Union-Chef, den sie konsequent als „Milchbubi“ und „Milchgesicht“ verunglimpfte, gleich zweimal zum „Verlierer des Tages“ erklärt.

Diekmann behauptet, wer ein Thema wie den immanenten „Selbst-Betrug“ des deutschen Gesundheitswesens berühre, wie es Mißfelder getan habe, sei „in Deutschland politisch erledigt“. Offenbar hat er nicht gemerkt, dass Mißfelder anschließend munter weiter Karriere gemacht hat – obwohl vor allem „Bild“ alles dagegen tat. Diekmanns doppelter Selbstbetrug ist atemberaubend: Er muss nicht nur seine eigene Verantwortung verleugnen, sondern auch die Realität.

Oft setzt sich Diekmann aber gar nicht moralisch auf hohe Rösser, unter denen sich seine Zeitung täglich maulwurfartig durchgräbt, sondern fordert die anderen auf, zu ihm hinunter in den Schlamm zu kommen. Sein Buch durchzieht als roter Faden das Leiden des weißen, heterosexuellen Mannes, dass er heutzutage ununterbrochen auf irgendwelche Leute Rücksicht nehmen soll, die weniger normal sind als er. Es ist der Schrei einer gequälten Kreatur, eine Forderung nach weniger Verständnis, Anteilnahme und Toleranz, weniger Reflexion und mehr Vertrauen auf das, was Diekmann „Gesunden Menschenverstand“ nennt und vermutlich das ist, was aus Menschen in größeren Zusammenballungen Mobs macht.

Dazu gehört ein Plädoyer, die eigenen Möglichkeiten nicht zu überschätzen. Es ist ein Gegenentwurf zu dem schlichten „Wann, wenn nicht jetzt? Wo, wenn nicht hier? Wer, wenn nicht wir?“ des ehemaligen Anarchosängers Rio Reiser, der später zu etwas wurde, das Diekmann voller Verachtung „Gutmensch“ nennen würde. Diekmann hält dem ein „Wieso ich, wenn nicht die anderen?“ entgegen. Über den ehemaligen Guantanamo-Gefangenen Murat Kurnaz schreibt er, dass für den in Deutschland geborenen Türken „nicht Deutschland, sondern allein die Türkei“ zuständig gewesen sei, und fügt noch hinzu: „‚allein‘ heißt ‚allein'“. Die Frage ist für ihn nicht, ob man helfen kann, sondern ob man zuständig ist, und zuständig scheint man auch dann nicht zu sein, wenn das eigene Tun ohnehin kaum einen Unterschied macht: Warum sollen sich die Deutschen ein Bein beim Klimaschutz ausreißen, wenn die Chinesen bald eh ein Vielfaches an Kohlendioxid produzieren werden? Er versteigt sich sogar in die Behauptung, dass „angesichts der Zahl der Reaktoren in unmittelbarer Nachbarschaft das Risiko nicht um einen [sic!] Jota sinkt“, wenn Deutschland aus der Atomkraft ausstiege. Das ist zwar mathematisch so falsch wie grammatisch, scheint aber eine Grundüberzeugung zu sein: Wenn alle anderen mit 130 durch die Fußgängerzone fahren, muss ich mich auch nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten – am Ende wird trotzdem ein Kind überfahren und ich bin völlig umsonst zwanzig Minuten länger unterwegs.

Man kann das beruhigend oder beunruhigend finden, aber die Verantwortlichen von „Bild“ scheinen bei ihrer täglichen Arbeit wenig Kompromisse mit sich selbst eingehen zu müssen. Wenn sie – nicht einmal zwei Wochen nachdem sie groß den Klima-Weltuntergang beschworen haben – titeln: „Klima-Schutz: Sollen wir Deutsche die Welt alleine retten?“, ist das kein Zugeständnis an den nötigen Populismus, sondern tiefe innere Überzeugung. Das macht den Reiz des Buches aus, an dem außer Diekmann fast die gesamte „Bild“-Führungsriege mitgewirkt hat: Es gibt einen konzisen Überblick über das Weltbild dieser Zeitung. Denn das ist beim flüchtigen Blick auf die Schlagzeilen heute nicht mehr so offenkundig wie vor zwanzig, dreißig Jahren: Auch „Bild“ ist oberflächlich weniger ideologisch geworden. Wenn in Köln Schwule und Lesben den „Christopher Street Day“ feiern, feiert auch die Kölner „Bild“ mit. Doch die darunter liegenden Überzeugungen, Ideologien und Urängste haben sich kaum geändert, das zeigt Diekmanns Buch.

Besinnungslos kämpft er gegen alles, was sich durch die Achtundsechziger oder „nach Achtundsechzig“ (konkreter wird er nicht) geändert hat, was dazu führt, dass er nebenbei sogar Anstoß daran nimmt, dass sich Berliner Schüler mit der Verfolgung der Homosexuellen im Nationalsozialismus beschäftigen sollen. Diekmann geht warm eingekuschelt in teils albernste Vorurteile und ausgelutschteste Phrasen durch die Welt, wirft den Achtundsechzigern noch Jahrzehnte später ihre ungepflegten Haare vor und macht sich die Welt wie sie ihm gefällt. Es sei ein „Aberglaube“, dass materielle Gleichheit glücklich mache, schreibt er, und während man darüber noch streiten könnte, weil es durchaus gegenteilige Forschungsergebnisse gibt, fügt er hinzu, dass Länder, die dem „Irrglauben“ an die Verteilungsgerechtigkeit des Staates gefolgt seien, „nicht in dem Ruf überschäumender Lebensfreude“ stünden, und nennt den „grauen Volksheimsozialismus der Schweden“ als Beispiel. Dabei sind gerade die Schweden ein Volk, das in fast allen Untersuchungen als eines der glücklichsten der Welt abschneidet, weit vor Deutschland.

Besonders rätselhaft an dem „Großen Selbst-Betrug“ ist, dass er in weiten Teilen Schlachten kämpft, die längst gewonnen sind. Diekmann bemängelt, dass Hans Eichel den Tag der deutschen Einheit abschaffen und Heiner Geißler das Wiedervereinigungsgebot aus dem Grundgesetz streichen wollte – durchgesetzt haben sich beide nicht, und doch genügt Diekmann schon ein gescheiterter Versuch als Beleg für die Verkommenheit unseres Landes, verschuldet durch die Achtundsechziger, ihre falschen Ideale, ihre Verblendung und ihren Selbsthass. Wortreich schildert Diekmann das angeblich so problematische Verhältnis der Deutschen zu sich selbst und ihrer Nation – um dann festzustellen, dass zur Fußball-WM so eine wunderbar friedliche und offenbar gesunde Welle des Patriotismus durch das Land schwappte. Entweder scheint das deutsche Nationalgefühl also nicht so pathologisch gewesen zu sein, wie Diekmann es beschreibt, oder diese vermeintliche Krankheit ist überwunden. Wo ist der Sieg der Achtundsechziger oder genauer: ihrer von Diekmann gezeichneten Karikatur, gegen den man noch ein Buch schreiben müsste (außer in Diekmanns Kopf)?

Diekmann wirft den Linken, den Gutmenschen, den Achtundsechzigern vor, Deutschland schlecht gemacht zu haben, im doppelten Sinne: Er macht sie erstens für all das verantwortlich, was in diesem Land seiner Meinung nach schiefläuft, vom Sozialbetrug über Jugend- und Ausländerkriminalität bis zur Abwendung von der Kirche, und zweitens dafür, dass dieses Land irgendwie nicht genug geliebt wird. Dabei wird es ihm schwer fallen, viele „Linke“ zu finden, die die Deutschen so sehr hassen, wie er es tut, wenn er in jedem Problem ein singulär nationales Phänomen sieht. Seine ganze Verzweiflung gerinnt im Vorwort zu der Frage: „Warum fehlt den Deutschen der Sinn für die Wirklichkeit, für Interessen, für die Selbstverständlichkeiten des Lebens?“ Kein Wunder, dass er darauf keine Antwort gefunden hat.

[Langfassung eines Artikels für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung]

95 Replies to “Kai Diekmann”

  1. Wer Dieter Bohlen bzw. DSDS für mehr als einen erfolgreichen Quotenbringer hält, sollte mal „Chart Throb“ von Ben Elton lesen.
    Die drei Juroren im Buch erscheinen wie ein aufgesplitteter Bohlen.

  2. Immerhin ist es doch zu begrüßen, dass jemand wie Herr Diekmann seine offenkundig widerwärtige Meinung in Büchern festhält, so dass auch jeder nachlesen darf, was für ein „Gutmensch“ er ist.
    Jetzt müssten nur noch genug Menschen das Buch lesen, und dann auch noch verstehen. „Puh“ wird sich da mancher Bild leser denken, „so viel Text und so wenig Inhalt“…

  3. Was entsteht, wenn man sich das wahrscheinlich wirreste Buch, das je ein Chefredakteur einer großen Tageszeitung geschrieben hat, vornimmt, und die Verbalschleudern richtig einsortiert?

    Das beste und präziseste Kai-Diekmann-Portrait, das ich je gelesen habe!

    (Obwohl Du alleine schon für das aufopferungsvolle Lesen einen Preis verdient gehabt hättest. Aber welchen bloß, Du hast doch (fast) schon alle…)

  4. Soll das jetzt jemanden überraschen? Die treffendste Zusammenfassung findet sich doch schon auf dem Buchcover. Dort steht:
    „Der große Selbstbetrug“
    Und ganz offensichtlich zeigt Diekmann sehr detailliert auf, wie er sich Tag für Tag selbst betrügt. Denn es scheint ja tatsächlich so, dass er das alles glaubt, was er da alles zusammenträgt.

  5. Stefan, das hast Du sehr schön geschrieben. Wahrscheinlich gefällt es mir so gut, weil alle meine Vorurteile dabei bestätigt werden. Aber, hast Du schon mal darüber nachgedacht, Deine inhaltlich so wunderbaren Texte ein bisschen genauer zu tippen? Oder jemanden zu bitten, Dein Getippe zu korrigieren?

    Und Deine Kolumne über Sonya Kraus fand ich auch ganz wunderbar. Ich glaube, dass sie sogar ihr selbst gefallen würde.

  6. Diese „Langfassung“ ist in ihrer Langatmigkeit, in ihrer aus jedem Satz quillenden Empörung dem so kritisierten Machwerk auf erschreckende Art und Weise ähnlich.

    Diekmann ist ein unsympathischer Mensch, und seine Arbeit ist so ziemlich die widerwärtigste, die ich mir vorzustellen bereit ist. Trotzdem schafft auch er es, in seinem Buch ab und zu ein paar Wahrheiten anzusprechen.

    Die Passage mit dem „Relativismus der Werte“ finde ich richtig gut.

    Und wie es ein (berufsbedingter) Prinzipienreiter wie Stefan Niggemeier vor sich rechtfertigt, dass er die Gesetze in Reaktion auf „Florida-Rolf“ schlechtschreibt, weil sie höhere Kosten verursachen, prinzipiell aber mehr als sinnvoll sind, ist mir ein echtes Rätsel.

    Schade, diese 100%-Anti-Diekmann-Position passt wesentlicher besser auf den Pausenhof als in eine fundierte Auseinandersetzung mit einem in der Art im Großen und Ganzen (nicht in jedem Detail) verlogenen Buch.

  7. @SvenR: Och, Du nu wieder. Das wird doch in der Redaktion noch mehrmals gelesen, bevor es veröffentlicht wird. (Wenn Du mir ne Liste mit den gesammelten Fehlern schickst, freu ich mich natürlich trotzdem wie Bolle.)

  8. @ Christiam #6:

    Was ist daran „prinzipiell aber mehr als sinnvoll“, wenn die Gesellschaft – Sie, ich, wir alle – mehr Geld ausgeben muss, nur damit einer zu Hause nichts tut anstatt wo anders? Das wird auch nicht besser, wenn es mehrere oder gar alle sind…

    Unsere Sozialkassen haben es ja. Bei ihnen kommt der Strom bestimmt aus der Steckdose.

  9. @ Stefan #7:

    Hm, jetzt sehe ich nur noch „Verteilungsgereechtigkeit“, hast Du schon heimlich verschlimmbessert? Vorhin war da noch mehr falsch. Oder habe ich das mit einem anderen Deiner eloquenten Abhandlungen verwechselt?

    Ich tue mich halt immer so schwer, mit so langen Texten, voller Obstpiraten und anderer Fremdworte, wenn dann da so Buchstaben fehlen oder welche zu viel sind. Mein Spaß ist maximal, wenn ich alles in einem Zug lesen und verstehen kann. Ok, ich sehe schon, liegt an mir.

  10. „Was ist daran „prinzipiell aber mehr als sinnvoll”, wenn die Gesellschaft – Sie, ich, wir alle – mehr Geld ausgeben muss, nur damit einer zu Hause nichts tut anstatt wo anders?“

    Dass ein Leistungsempfänger gefälligst (klingt autoritär, soll es auch) dort zu leben hat, wo er die Leistungen bezieht. Und wo er verpflichtet ist, sich selbst um eine Arbeit zu bemühen, um irgendwann einmal keine Leistungen mehr zu empfangen. Und weil es niemandem zu vermitteln ist, warum ein Leistungsempfänger auf Kosten anderer irgendwo wohnen darf, wo viele Arbeitende sich noch nicht einmal einen Urlaub leisten können.

  11. @Christian: Sie plädieren dafür, dass man das tut, was prinzipiell richtig ist (keine Sozialhilfe für Deutsche, die im Ausland leben), ohne Rücksicht darauf, ob es im konkreten Fall ein positives Ergebnis bringt (möglichst geringe Staatsausgaben). Dieses Verhalten ist exakt das, was Diekmann sonst den „linken Gutmenschen“ und „Achtundsechzigern“ vorwirft: Sie stellen seiner Meinung nach das Prinzip über die Praxis, das Gutesmeinen über das Gutestun.

    Ich kritisiere nicht das „Florida Rolf“-Gesetz. Ich kritisiere Diekmann, weil er sich mit seinem Eigenlob für dieses Gesetz selbst widerspricht. (Er würde es „Selbst-Betrug“ nennen.)

  12. @11: Zitat: „Und weil es niemandem zu vermitteln ist, warum ein Leistungsempfänger auf Kosten anderer irgendwo wohnen darf, wo viele Arbeitende sich noch nicht einmal einen Urlaub leisten können.“

    Sie meinen München, nicht wahr?

  13. @6/Christiam (?)
    mit einem in der Art im Großen und Ganzen (nicht in jedem Detail) verlogenen Buch.
    Was ist denn ein in der Art im Großen und Ganzen verlogenes Buch? Wie kann ein Buch verlogen sein?

    Wenn die Argumentation aber im Großen und Ganzen verlogen ist, worin zeigen sich denn die paar Wahrheiten?

    Diekmann ist jemand, der schon im Ansatz daran gescheitert ist, so etwas wie die US-amerikanische neokonservative Bewegung auf Deutschland zu übertragen. So oft er auf die Linken, die 68er und die „Gutmenschen“ einprügelt – letztlich meint er nur die Konservativen, von denen er – bis auf wenige Ausnahmen – restlos enttäuscht ist. Er leidet vermutlich darunter, zu jung gewesen zu sein, um unter Helmut Kohl Regierungssprecher oder Minister für Männergedöns gewesen zu sein. Als Franz-Josef Strauß starb, war Diekmann 22 Jahre alt. Das wäre sein Mentor geworden – wobei er natürlich die Intelligenz von Strauß nicht hat. Sein Intellekt dürfte eher bescheiden sein; seine Moral nur rudimentär ausgebildet.

    Er braucht die Haßobjekte (!) Fischer oder Süßmuth oder Geißler. Sein Hoffnungsträger ist Hessens Koch. Von diesem Kaliber fühlt er sich verstanden und angezogen. Widerling zu Widerling. Da wächst zusammen, was zusammen gehört.

  14. Ist diese Haltung von Diekmann nicht ein Fall von „wert-konservativ“? Er beklagt ja auch den Verfall von „Werten“.
    Ich frage mich immer was denn „Werte“ überhaupt sind. Für mich sind das irgendwie gemeinsame Grundüberzeugungen, die man nicht sachlich begründen braucht.
    Also so nach dem Motto: früher war alles besser und der Papst hat immer Recht. Also ein Sammelsurium von Vorurteilen, Ressentiments und Dummheiten aller Art, die man nur haben kann, solange man nicht drüber nachdenkt und seinem Bauch und seinem eigenen Vorteil folgt.
    Ich weis aber nicht genau, ob das so ist, oder ob ich mir das nur einbilde.

  15. @Georg Keuschnig

    Wortklauberei bringt uns nicht weiter: Ein Buch ist verlogen, wenn dort größtenteils Verlogenes geschrieben steht. Das scheint mir bei Diekmanns Buch (es von vorne bis hinten durchzulesen habe ich mir nicht zumuten wollen) der Fall zu sein: Da belügt jemand seine Leser, vor allem aber sich selbst in großem Stil.

    Es ist kein Verdienst von Herrn Diekmann, das er (aus meiner Sicht) mit einigen seiner Thesen durchaus Recht hat. Es würde nur die Kritik des Buchs glaubhafter machen, wenn diese Möglichkeit zumindest in Betracht gezogen wird.

    Übrigens: Widerwärtig ist schon die Vorstellung, dass sich überhaupt irgendjemand von Herrn Koch angezogen fühlen kann. Dessen „Spiel“ mit BILD, mit den Ressentiments vieler BILD-„Leser“ und auf Kosten einer rationalen Debatte ist in der Tat schwer zu ertragen.

  16. @ Christian #11:

    „Und weil es niemandem zu vermitteln ist, warum ein Leistungsempfänger auf Kosten anderer irgendwo wohnen darf, wo viele Arbeitende sich noch nicht einmal einen Urlaub leisten können.“

    Also Stefan und mir scheint man das vermitteln zu können. Ehrlich gesagt könnten von mir aus alle „Leistungsempfänger“ da wohnen, wo sie wollen, wenn ich dadurch 10% reell mehr im Portemonnaie habe.

  17. Wenn die Gesetze so wären, dass jemand Sozialhilfe bekommt und dann ins Ausland geht, um davon zu leben und quasi „Urlaub“ zu machen, dann wäre das sicher negativ. Weil das würde einen Anreiz schaffen, sich auf die faule Haut zu legen, Sozialhilfe zu kassieren und es sich damit im Ausland auf unsere Kosten gut gehen zu lassen.
    Aber so waren die Gesetze – soweit ich das mitbekommen habe – doch gar nicht.

    Völlig anders ist es jedoch, wenn jemand sehr lange im Ausland gelebt hat und dann dort sozialhilfebedürftig wird. Z. B. weil er arbeitsunfähig wird.
    Dann ist es doch ne Sauerei so jemanden nach Deutschland zu holen, nur damit er hier ist und die Boulevardpresse keine Neid-Kampagne starten kann. Erst recht wenn die Kosten hier viel höher sind. Ggf. mit Pflegeheim und allem drum und dran.

  18. Ich würde gerne nochmal das Thema „geistige Eliten-Proletarier“ ansprchen…Kai Diekmann gehört für mich momentan zu den am schwersten zu ertragenden Deutschen…

  19. leute wie diekmann arbeiten tagtäglich an den zuständen, die sie anprangern ~ sie sind die repräsentanten der verdummung und verrohung.
    er und die masse seiner BILDleser, sind sich ihrer selbst nicht bewußt, sie wissen nicht, was sie tun, sie agieren ausschließlich im image-transfer ihrer sinnentleerten welt -> ihre aggressionen sind verantwortlich für das wetter von heute.

  20. @ lokalreporter #21:

    … und an dem Wetter sind bekanntlich die Achtundsechziger schuld – mit ihren langen Haaren, übermäßiger freier Liebe und vor allem zuviel Kiffen in freier Natur.

    So schließt sich der Kreis.

  21. Super, das der Artikel endlich auch online steht!
    Der hat mir schon in der FAS sehr gut gefallen.

  22. @22: Feinstaub? Könnte sein. Ich persönlich finde,
    wer „den Achtundsechzigern noch Jahrzehnte später ihre ungepflegten Haare vor“wirft, sollte nicht Jahrzehnte später aussehen wie frisch mit Salatöl shamponiert. Hoffentlich nicht zu unsachlich, das.

  23. Wenn die 68er so einflussreich waeren, wuerde der 8.Mai als „TAG DER BEFREIUNG“ gefeiert werden.

  24. @17/Christian
    Wortklauberei bringt uns nicht weiter
    Okay.

    Ein Buch ist verlogen, wenn dort größtenteils Verlogenes geschrieben steht.
    Stimmt. Aber was bedeutet „verlogen“?

    Da belügt jemand seine Leser, vor allem aber sich selbst in großem Stil.
    Vorweg: Ich habe das Buch weder teilweise noch ganz gelesen; das werde ich mich auch nicht antun. Wenn ich Niggemeiers Artikel richtig interpretiere, geht es aber weniger um gezielte Falschinformationen, sondern um eine eher gestörte Wahrnehmung politischer und gesellschaftlicher Phänomene aus – das ist jetzt meine Interpretation – neokonservativer Sichtweise. Demzufolge „belügt“ Diekmann niemandem, sondern stülpt (höchstens) seine Sichtweise dem Leser über. Das versucht grundsätzlich fast jeder. Diekmann scheint nun das nicht zu tun, was man gemeinhin macht: Argumente dafür zu bringen. Und wenn, entspringen sie wieder seiner „gefühlten“ Sicht, d. h. er „argumentiert“ tautologisch: Es ist so, weil es so ist bzw. Es ist so, weil ich es so sehe. Dagegen lässt sich nicht bzw. sehr schwer gegenargumentieren. Wer eine rosa Brille aufhat, wird immer alle rosa sehen; wer hinter jedem Baum einen „Gutmenschen“ sieht, wird irgendwann Wälder abholzen…

    Es ist kein Verdienst von Herrn Diekmann, das er (aus meiner Sicht) mit einigen seiner Thesen durchaus Recht hat. Es würde nur die Kritik des Buchs glaubhafter machen, wenn diese Möglichkeit zumindest in Betracht gezogen wird.
    Dafür müsste man wissen, mit welchen Thesen er Ihrer Meinung nach Recht hat. Entscheidend für eine Bewertung (Rezension) eiens Buches ist aber nicht, dass die Seitenzahlen richtig nummeriert sind, sondern ob der Tenor, die Grundthese des Buches schlüssig bzw. schlüssig und beweiskräftig vorgetragen ist oder ob es sich um ein pseudointellektuelles Wortgeklingel garniert mit kruden Verschwörungstheorien handelt.

    Widerwärtig ist schon die Vorstellung, dass sich überhaupt irgendjemand von Herrn Koch angezogen fühlen kann.
    Wir werden in Hessen sehen, wie das gewirkt hat. Ich hab da so meine Befürchtungen…

    Dessen „Spiel” mit BILD, mit den Ressentiments vieler BILD-”Leser” und auf Kosten einer rationalen Debatte ist in der Tat schwer zu ertragen.
    Aber genau DAS ist das politische Bild Diekmanns. Daher zieht er ihn hoch. Und ich vermute, dass Koch eine nicht unwesentliche Anzahl von CDU-Politikern auf seiner Seite hat, die sich im Moment nur hinter der Konsens-Kanzlerin „verstecken“. Die wollen sich nämlich alle nicht die Finger an der Grossen Koalition „dreckig“ machen und warten ihre Gelegenheit ab. Hierfür müssen sie allerdings – egal wie! – ihre Wahlen gewinnen.

  25. Ich bin kein Niggemeier-Fanboy…

    Ehrlich nicht. Manches Mal in den letzten Monaten gingen mir seine Artikel in der Intention sogar gewaltig gegen den Strich. Aber dieser Blick auf das Innenleben des Kai Diekmann und der Bild-Welt ist wirklich gut. Verdammt gut. Grossartig sogar. Wunde…

  26. Das ist wirklich ein interessanter Artikel und ich wiederhole das oben bereits geäußerte Kompliment der Tapferkeit des unerschockenen Lesers von Diekmanns Einlassungen!

    Was wieder mal frappiert, ist die Bigotterie, mit der sich in Gestalt Diekmanns der Konservatismus präsentiert. Die Passage mit der ironischen Frage, ob den BILD bei der Papstaudienz auch ihren Werte-Alltag in Gestalt enthüllter Brüste päsnetiert haben mag, bringt es auf den Punkt: Diekmann predigt Wasser und kippt sich heimlich den Barolo hinter die Binde.

    Es ist bemerkenswert, dass er sich dieser Widersprüche nicht bewusst wird und dass er glaubt, dass auch seine Leserschaft diese mentale Inkongruenz ertragen wird.

    Vermutlich tut sie das sogar. Zumindest kann man in vielen Diskussionen diesen Eindruck bekommen. Nur: wie diskutiert man mit Vertretern dieses bigotten Konservatismus? Wenn Diekmanns Buch ein Abbild des Weltbildes dieser Leute ist, kann man mit Argumenten nichts erreichen.

    Spannend ist wie immer die Konstruktion eines Sündefalls, was an religiöse Weltbilder erinnert: es gab eine paradiesische Zeit vor 68 und dann den Sündenfall durch die 68er, durch den das Paradies verloren gegangen ist. Jetzt hofft man auf Erlösung durch die Wiedergewinnung des Paradieses, indem man den Sündenfall umkehrt. Ohne das Böse oder wenigstens Minderwertige, Unfähige gelingt keine schlüssige Erklärung der gegenwärtigen Missstände. Darum sind die Diekmanns mehr als selbst die Linken abhängig von den 68ern, die sie stereotyp als Versager, Verblendete oder gar Böswillige darstellen.

    Argumentativ geraten solche Verfallsthesen immer in Fallen (die heutige Jugend ist laut Shell-Studie nicht sehr hedonistisch und ziemlich konservativ, so dass von einem Werteverfall nicht die Rede sein kann). Nur landen Argumente leider nicht…

  27. das Buch bringt den gewalttätigen Ausländer in mir hoch, wenn ich es durchlesen würde. Diekmann ich weiss wo dein Firmenwagen steht:)

  28. Schön geschriebener Artikel. Die Frage ist nur, ob Diekmann überhaupt so viel Aufmerksamkeit verdient hat, als irrlichternder Chefideologe einer bunten Zeitung mit rapide sinkender Auflage… Zuletzt wird er sich ja doch nur darin bestätigt fühlen, dass eben alle, die sich seiner Weltsicht nicht anschließen, bösartige „Gutmenschen“ sind.

    PS. Einen habe ich noch:
    >> Diekmann geht warm einkuschelt in teils albernste Vorurteile und ausgelutschteste Phrasen durch die Welt –
    muss „eingekuschelt“ heißen.

  29. Ich frage mich, wen Diekmann mit seinem Buch erreichen will. Der „normale“ BILD-Leser wird sich kaum durch eine derartige Anhäufung von Buchstaben quälen, es sei denn, das Buch weist ein ähnliches Layout wie die Bildzeitung auf.

    Ist es fies von mir, dass ich, wenn ich „BILD-Leser“ höre oder lese, automatisch an „…denen das Lesen zusammenhängender Texte Schwierigkeiten bereitet.“ denke? Er möchte also konservative Leser erreichen, die aber auch eine gehörige Portion Blödheit mitbringen müssten, um einiges von dem was Stefan schreibt, nicht ebenfalls zu erkennen und sich verarscht zu fühlen.

    Ach – was mache ich mir Gedanken um Diekmanns Buch? Wir werden es in nicht allzuferner Zukunft auf dem Grabbeltisch neben „Mein Herz schlägt links“ für kleines Geld wieder finden. Selbst ein Euro wäre mir zu schade für dieses Machwerk.

  30. „Wenn alle anderen mit 130 durch die Fußgängerzone fahren, muss ich mich auch nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten – am Ende wird trotzdem ein Kind überfahren und ich bin völlig umsonst zwanzig Minuten länger unterwegs.“

    Dieses Zitat sagt alles, aber wirklich alles über Diekmanns zynische und menschenverachtende Denke.

  31. @ saschay2k #37:

    Hm, das sagt Diekmann aber nicht wörtlich so, dass ist Stefans Interpretation von Diekmanns Verhalten. Als Bild, sozusagen.

  32. Sehr schöner Artikel, aber warum werden eigentlich immer Volksbibel, Papstaudienz usw. als Beispiel für die Bigotterie der BILD herangezogen? Von der Heuchelei einer Moral predigenden Religion kann doch selbst Herr Diekmann noch etwas lernen. Die kognitive Dissonanz zwischen dem Anspruch der Weltreligionen auf ein Moralmonopol einerseits und ihrer Begründung auf Mythen aus der Bronzezeit bzw. ihrer jeweiligen Absolutheitsansprüche andererseits scheint mir doch erheblich größer als die zwischen sich als katholisch bezeichnen und Anzeigen für Bumskonntakte verkaufen.
    Wenn Herr Diekmann die absoluten Moralstandards einer Religion dem „Relativismus der Werte“ vorzieht, muss er sich natürlich an ihnen messen lassen, aber dabei schneidet er auch nicht schlechter ab als die Kirchen selbst finde ich.
    …sorry, ist vielleicht etwas off topic (und bezieht sich genau genommen nichtmal auf diesen Artikel), aber mich berührt es immer sehr unangenehm, wenn Leute, die sich für aufgeklärter als BILD erachten der katholischen (oder einer beliebigen andern) Kirche irgendwelche ethische Kompetenz zusprechen.

  33. @Bender: Das ist natürlich ein weites Feld, aber in diesem Fall habe ich die Papstaudienz einfach deshalb als Beispiel herangezogen, weil Diekmann sie als Beispiel heranzieht.

  34. In gewisser Weise bin ich Stefan Niggemeier dafür dankbar, daß er sich den Tort angetan und das Buch von Diekmann gelesen hat, aber auf der anderen Seite ist das für D. schon fast zuviel der Ehre. Wenn ein unsympathischer Schmierlappen, der für jeden Dreck seine Großmutter verkaufen würde, solange sie nur eine gute Schlagzeile in seinem Schundblatt ergibt, ein Buch schreibt, dann kann man nicht erwarten, daß etwas Weltbewegenderes herauskommt als die hohlen Phrasen, die er auch jeden Tag als Chefredakteur drischt.

    Insofern: Nothing new under the sun.

  35. @Stefan: Schon klar, geht für mich auch so aus dem Artikel hervor. Ich musste nur mal meinen allgemeinen Unmut darüber loswerden, dass viele BILD-Kritiker dieses Beispiel auch (wie ich finde, recht unreflektiert) immer wieder bemühen. War also keine Kritik an diesem Artikel, der bei mir offene Türen einrennt, sondern recht unspezifisches Aufregen :-)

  36. „Die „Debatte”, wie „Bild” sie gerade führt, ist sogar dann die gleiche, wenn die Gewalt von Jugendgangs ausgeht, deren Anführer Deutsche ohne Migrationshintergrund sind – trotzdem werden die Fälle von „Bild” unter dem Begriff „Ausländerkriminalität” zusammengefasst.“

    ich finde das nur folgerichtig, vermutlich sind dies leute, die aus dem deutschen volkskoerper eigentlich ausgeschlossen gehoerten, auf das dereinst nur noch aufrechte, ehrenhafte „geistesarier“ (jedweder couleur – politisch wie aeusserlich) daseinig volk von bildzeitungslesern bilden moege.

  37. Also wenn ich mich recht erinnere, ging es bei der Aufregung um Florida-Rolf gar nicht primär darum, daß er seine Stütze statt in Deutschland in Amerika konsumierte. Er hatte schon volle 10 Jahre prozessiert, bis ihm überhaupt ein dauernder Sozialhilfeanspruch zuerkannt wurde. Stein des Anstoßes wurde dann, daß das Schlitzohr mit der Begründung, in Florida seien die Lebenshaltungskosten höher (Miete z.B.), Leistungen erstreiten wollte, die deutlich über den deutschen Regelsätzen lagen. Wurde vom OVG abgelehnt.

    @Christian (##6+11): Wenn jemand einen justiziablen Anspruch auf eine Transferleistung hat, was geht’s die anderen an, wo er sie verpraßt? Bei einer gesetzlichen (!) Pflicht, dem Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen, ist das natürlich etwas anderes (ob das bei Sozialhilfefällen dann auch Sinn macht, darf bezweifelt werden). Aber eine solche Pflicht bestand vor Hartz IV gar nicht.

  38. Geht vielleicht am Thema vorbei….aber ich bin wütend
    Keine Ahnung welchen Umgang ihr habt, aber
    ich bin fabrikmensch. Mein Umgang sind Fabrikmenschen.
    Ich mach dass jetzt schon bald 20 Jahre auf nichtakademischer Ebene.Ich erlebe hier was Diekmann und Bild für Schäden anrichtet.
    Hier gibt es ausser der Lokalzeitung nur die Bild im Angebot. Viele meiner Kollegen kaufen sie täglich und lassen sie liegen, damit auch die Anderen was davon haben.
    Es ist erschreckend wie unreflektiert hier die Bild-Meinung übernommen wird. Die Unwarheiten, die getunten und von Interessengruppen bestellten Statistiken, das ist hier die „Wahrheit“. Aus dieser (meiner) Schicht müssen auch die immer so empörten Leserbriefe stammen, die Bild druckt.
    Ihr könnt euch nicht vorstellen wie schwer es ist,
    einen Bild-Leser dazu zu bringen, sich mit einer anderen,
    komplizierteren Wahrheit auseinander zu setzten.
    Die Bild-Wahrheit ist halt bequem, und passt in die Frühstückspause (und an den Stammtisch).
    Aber auch das ist die Wahrheit, eine Tatsache: Diese Leute dürfen entscheiden; Und zwar über unsere Zukunft . Das sind Wähler, mit genau dem selben Stimmrecht wie jeder andere.
    Deshalb fordere ich:
    Stoppt die Bild, macht sie für die Propaganda verantwortlich und bestraft sie. Die Rügen des Presserates sind so lächerlich, gibt´s hier denn keine Rechtsprechung, die nach einer festgelegten Anzahl von offensichtlichen Lügen die Herausgabe einer Zeitung verbietet????
    (Weiß nicht ob das dann schon Zensur wäre, aber seis drum…)
    Ich verstehe nicht wieso dieser Mann diese Zeitung noch publizieren darf.
    Ansonsten … toller Artikel … aber das wurde ja schon gesagt :-)

  39. Diekmann hat in dieser Wundervollen Auto-Biografie sicherlich so deutlich wie selten seine absurden Weltanschauungen dargelegt. Und so schafft es dann auch diese Zusammenfassung die vielen Dinge, die man an diesem Gedankengut bemängeln könnte, aufzuzeigen und mehr oder weniger Sachlich belegt ins schlechte Lich zu rücken.

    Aber obwohl dieser Teil noch gut gelingt, hat das ganze leider eine Schwäche: Es gilt zu bedenken, dass sich der Kritiker, der ein „Kunstwerk“ bemängelt, den gleichen Kriterien, mit denen er es bewertet, mit Bravour stellen können sollte … Insbesondere wenn dies wohl DIE herausragende Schwäche des behandelten Kulturgutes ist. Und das ist es zweifelsfrei, denn alle dieser Aussagen die Diekmann hervorbringt eint dieses eine: Die Aussagen sind geprägt von politischer Einstellung, die zum Teil nur durch Vorurteile erklärbar scheint, aber keinesfalls nach Nachdenken und sachlicher Auseinandersetzung mit dem Thema aussieht. (So viele, viele Meinungen die sich der Mensch BILDet oder sonstwie aneignet werden aus Faulheit einfach aus dem zusammengesetzt, was wir schon wissen und die Unbelegbarkeit vieler der Dinge die Diekmann zum Ausdruck bringt ist ein klares Indiz für die Herkunft seines Urteils).

    In Teilen gelingt das recht gut, es finden sich Hinweise auf Studien und Zahlen oder sonstige Beispiele, die zwar eher nicht hinterfragt werden (Was streng genommen zwar besser ist als die BILD, Herr Diekamann und ihre Praktiken, die auf Belege gerne gänzlich verzichten, allerdings ist dies auch eine Form des einfach hinnehmens von Dingen die einem „gereicht“ werden, wie es ja bei den Vorurteilen auch geschieht) , aber das zählt ja zu den allgemein üblichen Praktiken und kann somit einfach übergangen werden. Hierbei lasse ich auch gerne über meine eigenen Ansprüche Diskutieren…

    Was allerdings für mich fraglich erscheint ist das völlige Übergehen der Tatsache, dass auch das Fünkchen Wahrheit in den Angeprangerten Aussagen gesucht werden könnte. Jedes Vorurteil hat bekanntlich einen Ursprung, der Gesucht gehört, wenn man ein Buch mit Niveau schlagen möchte, denke ich.

    Schade also, das sich selbst diese ausführliche Ausarbeitung noch als zu knapp betiteln lassen muss, da sie lediglich das Bestätigen irgendwelcher Vorurteile (Was die Bild tagtäglich auch tut , um ihre dubiosen Gedanken an den Mann und die Frau zu bringen, auch wenn das hier, wie bereits gesagt, dann doch viel sachlicher geschieht…) mit Auszeichnung zu Meistern, aber alles was darüber hinausgeht und die Kritik noch deutlicher vom Original abheben würde fehlt leider. Schade – Das verschenkte Potential ist groß.

  40. […] Stefan Niggemeier über Kai Diekmann Er habe ein Buch geschrieben, “in das man auf jeder Seite den Satz „Und das Wetter war früher auch besser” einfügen könnte, ohne dass es so etwas wie einen Gedankenfluss unterbräche.” (tags: stefan-niggemeier kai-diekman Diekmann bild-zeitung medien rezension) Verwandte Einträge No Related Posts […]

  41. Ohne sie zu kennen, scheint mir, die Kurzfassung wäre wohl ausreichend gewesen. Christians Eingangsbemerkung (#6) zu dem Artikel kann ich nur unterstreichen. Da ist viel Überzeugung, die wenig überzeugt. Na, wenn der verbale Ausbruch denn wenigstens kathartisch heilsam war …

    Durchgängig stellt man fest: Die Verachtung gegenüber Diekmanns Ansichten äußert sich im Tonfall der überlegenen Rationalität und Moralität. Bei genauerem Hinsehen bleibt aber nur etwas Moralität übrig.

    Beispiel Ausländerdebatte:

    „… Man könnte sagen, „Bild” führt mit Halb- und Unwahrheiten eine besinnungslose Kampagne gegen Ausländer. …“

    Da ist was dran. Nur, Die Gegenseite verfährt doch in puncto Halb- und Unwahrheiten um keinen Deut anders, ganz abgesehen davon, daß die Migrationsbeseligten auch noch die Kunst das Verschweigens und Totschweigens in der Ausländerfrage zu ungekannter Höhe entwickelt haben. Eine sachliche öffentliche Debatte des Ausländerproblems findet daher bis heute nicht statt in diesem Land.

    Beispiel CO2 und Kernkraft: Wie ich schon zum Beitrag „Wie saul ist Kai Diekmann?“ anmerkte, werden auch hier wieder in der Person Diekmann die Kritiker der CO2-Psychose und die Kernkraftbefürworter emotional polemisierend abgefertigt; die Naivität, mit der die Überlegenheit der eigenen Position als selbstverständlich vorausgesetzt wird, erinnert ein wenig an Margarethe Schreinemakers bei Kerner.

    Die Achtundsechziger:

    „… Besinnungslos kämpft er gegen alles, was sich durch die Achtundsechziger oder „nach Achtundsechzig” (konkreter wird er nicht) geändert hat, …“

    Konkreter wird er nicht, der Schelm. – Wäre es so einfach, hochkomplexe Phänomene wie die Achtundsechziger mal kurz und konkret (soll wohl heißen: mit präzisen Abgrenzungskriterien) in Begriffe zu fassen – die Geisteswissenschaften wären überflüssig, die Sozialwissenschaften nicht ständig mit ihrer eigenen Problematik beschäftigt. Und in der Politik könnte man statt endloser ideologischer ‚Analysen‘ die Ursachen und Wirkungen von Ideologien einfach einer ‚Erfolgskontrolle‘ unterwerfen. Würde z.B. Bildungspolitik enorm vereinfachen … Stattdessen bleibt eben nur der unscharfe Idealtypus. Und die wunderbare Möglichkeit, die jeweilige Gegenseite jederzeit wegen unkonkreten Verhaltens vom Platz zu stellen.

    Die Frage, wieviel in stefans eigenen Pauschalurteilen denn konkret ist oder auch nur konkretisiert werden könnte, erübrigt sich.

  42. Dabei ist es ja in konservativen Kreisen anscheinend chique geworden, die 68er verantwortendlich zu machen, für was auch immer. Ich habe gerade ein Buch von Notker Wolf gelesen und es war erstaunlich in vielerlei Hinsicht. Vor allem aber, dass man mit dem Thema mehrere Bücher füllen kann. So werden die 68er für alles Schlechte in der Welt verantwortendlich gemacht. Nicht nur für die Verkommenheit und Respektlosigkeit der Jugend, sondern auch für eher abseitige Phänomene, wie zum Beispiel den Turbokapitalismus, der ja bekanntlich neben freier Liebe und Aufarbeitung der Nazizeit eine der Hauptforderungen der 68er war.

    Als positiven Gegenentwurf präsentiert Herr Wolf, jetzt kommt’s, die Volksrepublik China. Dort gebe es noch keinen solchen hemmenden Bürokratiefilz, dort herrsche Aufbruchstimmung, dort werde noch vieles über persönliche Beziehungen geregelt…

    Herr Wolf ist übrigens nicht irgendwer, sonder Abtprimas der Benediktiner. Herr Wolf drischt mit seinen Argumenten auf seinen Gegner ein. Sein Gegner ist eine Jugendbewegung, die dieses Jahr 40 Jahre vorbei sein wird. Das erinnert doch ein wenig an die Leichensynode, wenn man mit gewesenen ins Gericht geht. Freilich hat es Vorteile gegen Tote zu prozessieren, die wehren sich nämlich nicht. Aber ein bisschen albern ist es schon.

  43. @ 39:

    „Die kognitive Dissonanz zwischen dem Anspruch der Weltreligionen auf ein Moralmonopol einerseits und ihrer Begründung auf Mythen aus der Bronzezeit bzw. ihrer jeweiligen Absolutheitsansprüche andererseits,…“

    Hmm vielleicht ist das jetzt nicht gründlich genug nachgedacht von mir, aber wo genau besteht zwischen dem Moralmonopol und der Begründung desselben auf Mythen bei den Weltreligionen eine Dissonanz? Ist es nicht eher ein kausaler Zusammenhang: eben weil sich dieses Monopol nicht logisch oder rational begründen lässt, wird der historische Mythos dafür herangezogen?
    Schließlich ist ja der konstituierende Hauptfaktor einer Religion der Glauben, also das genaue Gegenteil von rationalen oder wissenschaftlich begründeten kognitiven Zusammenhängen, daher sehe ich hier die Dissonanz nicht.

    Aber so felsenfest sicher bin ich nicht ;)

  44. @48:
    Auch wenn ich das Buch nicht gelesen habe, so mag ich Herrn Dieckmann zugestehen, daß auch er mal echte Wahrheiten und sinnvolle Erkenntnisse erwähnt. Ein blindes Huhn findet schließlich auch mal ein Korn.

    Ihre Kritik an Herrn Niggemeiers Artikel bleibt dabei jedoch so unsachlich, wie sie es ihm vorwerfen: Mal abgesehen davon, daß weder von „Kritikern der CO2-Psychose“ noch von „Kernkraftbefürworter“, die Rede ist (das Thema Umwelt ist eben doch ein wenig komplexer, hier geht es aber primär um den unsozialen Egoismus der Aussage „Wenn die anderen nichts für die Gemeinschaft tun muss ich es auch nicht“), ist auch die Argumentation bezüglich des „Beispiels Ausländerdebatte“ auf schwachem Fundament gebaut: Schließlich werfen Sie mangelnde Begründung vor – ohne jedoch selber zu begründen. Beim Thema dieser Debatte gibt es konkrete Artikel dazu z.B. auf Bildblog.de, daß ja auch von Niggemeier geschrieben wird, „die Gegenseite“ argumentiert also sehr wohl mit konkreten Zahlen.
    Für solche Beweisführungen bleibt natürlich in einer Buchrezension kein Platz, daher verfährt Herr Niggemeier anders: Er zeigt deutlich die Widersprüche und Heucheleien der Denkweise und Argumentationskette von Herrn Dieckmann auf, und erwähnt (z.B. bezüglich Schweden) daß es anderslautende Studien gibt.

    Was Herr Niggemeier im letzten Zitat („… Besinnungslos kämpft er gegen alles, was sich durch die Achtundsechziger oder „nach Achtundsechzig” (konkreter wird er nicht) geändert hat, …”) anprangert, ist IMHO primär der Ausdruck „nach Achtundsechzig“. Auch wenn es „die Achtundechziger“ bereits seit vierzig Jahren nicht mehr gibt, sind damit Mitglieder einer bestimmten Jugendbewegung gemeint, über diesen Begriff herrscht keine Unklarheit. Trotzdem wäre es schön, wenn Herr Dieckmann mal mit präzisen Abgrenzungskriterien darstellen würde, wen er nun eigentlich in seinem Buch zum schwarzen Schaf vom Dienst stempeln will. In den Sozialwissenschaften an sich mögen solche Kriterien schwer zu finden sein, dies liegt aber an den verschiedenen Meinungen. Solange Herr Dieckmann nur seine eigene Meinung zum Ausdruck bringen will, sollte er mit einer solchen Abgrenzung keine Schwierigkeiten haben. Wie blödsinnig nun ein unkonkreter Begriff „nach Achtundsechzig“ ist, für den die gemeinsame Begriffsbasis in der Diskussion garnicht existiert, braucht man m.E. einem logisch denkenden Menschen nicht erklären. Und überhaupt: Wer derartig schwammige Begriffe als Sündenböcke in einem Buch verwendet, muss sich dann auch den Vorwurf gefallen lassen, seine Aussagen seien unkonkret. Und wer einen solchen Vorwurf generell vom Tisch fegt, hat die Basisvorraussetzungen einer logisch fundierten argumentativen Diskussion nicht verstanden.

    Bleibt nur das Fazit: IMO lassen sich Herrn Niggemeiers Aussagen gut konkretisieren. Ihre dagegen leider nicht.

  45. Zunächst habe ich nicht verstanden warum die letzte moralische Instanz der Konservativen himself Kai.D. ausgerechnet Dieter Bohlen als unverzichtbarer teil der Jugenderziehung sieht. Dann ist mir das zweitwichtigste literarische Meisterwerk, gleich hinter Kai sein Büchlein, „Nicht als die Wahrheit“ über das Leben von uns Dieter eingefallen.

    Die Co autorin ist keine geringere als die ehemalige Bild-Klatsch-Tante Katja Kessler, die Ehefrau von Kai Diekmann. Das dürfte einpaar €uros in die Diekmann-Kessler Haushaltskasse eingebracht haben und somit Bohlen von seinen kleinen Sünden befreit.

  46. Ist schön, sich in den Auslassungen eines anderen zu suhlen, wenn man selber keine Antworten auf die Ursachen der Probleme hat.

  47. @54/Maier

    So weit ich weiß, ist in Deutschland jeder zur Kritik berechtigt – nicht nur Menschen, die „eigene Antworten“ haben. Das Argument „Dann mach(en Sie) es doch besser!“ ist keines, egal in welcher Verkleidung es daherkommt.

    Die Art und Weise von Herrn Niggemeiers Diekmann-Kritik mag nicht jedem gefallen. Dass er kritisiert, ist aber sehr lobenswert und bedarf keiner Rechtfertigung durch eigene in Buchform ausgedrückte Weltbilder.

  48. @50:
    hmm, stimmt, so kann man es auch sehen. Was ich meinte, war aber auch eher der Umstand, dass die Kirche ihre moralischen Standards für unsere heutige Zeit auf einem Buch begründet, dass zu einer Zeit verfasst wurde als der moralische Zeitgeist ein völlig anderer war und Steinigungen, Menschenopfer usw. an der Tagesordnung waren. Es ging mir also eher um „Bronzezeit“ statt um „Mythen“. Das meinte ich mit Dissonanz: Wie kann jemand, dessen Moralvorstellungen eine derart absurde Grundlage haben, sich anmaßen, diese anderen Leuten aufdrängen zu wollen?
    …wobei es auch fragwürdig ist, ob sich generell aus Mythen, die oft auf Halluzinationen beruhen oder schlicht erlogen sind, praktikable Richtlinien für ein Zusammenleben ableiten lassen.

  49. Hinter dem diskutierten Credo des Bild- Chefredakteurs sehe ich vor allem die wirtschaftlichen Intressen des Springerkonzerns und seines weitreichenden Netzwerks um den deutschen Staat und seine Gesellschaft in eine Lage der optimalen Gewinnmaximierung zu versetzen. Siehe Lobbyarbeit für Rentenabbau,schlanken Sozialstaat,Dumpinglöhne,weitere Privatisirungen uä.

  50. Toller Artikel, hat mir gut gefallen – einen Verbesserungsvorschlag für die BILDblog Seite: der „Gutmensch“ im Bild-Wörterbuch sollte nicht fehlen :)

  51. Hm, also ein Buch, das quasi die Bild.Zeitung in ausfühlich ist, bzw ein ‚Best Of BILD‘. Hm, ich glaube ich werde davon absehren das zu lesen.

  52. Aus der aktuellen Titanic-Ausgabe, „Briefe an die Leser“:
    Kai Diekmann!
    Genau 256 Seiten mußten Sie mit Moralmatsche vollmachen, bis Sie im allerletzten Absatz Ihres Buchs »Der große Selbst-Betrug. Wie wir um unsere Zukunft gebracht werden« endlich auf den Punkt kommen. Unter der an sich schwer ironisch ge­meinten Kapitelüberschrift »Lob der Achtundsechziger« bricht am Schluß doch der heilige Ernst des Bild-Chefredakteurs durch: »Schon in der Kommune 1 wurden die Toilettentüren ausgehängt, und der Hang zu Selbstanalyse und Bekenntnis, zur Veröffentlichung des Intimen, zur schauprozeßhaften Selbstdarstellung lebt noch heute fort. Von ihm haben vor allem die Medien profitiert … Zumindest in dieser Hinsicht bin ich daher den Achtundsechzigern zu Dank verpflichtet.« Auch auf die Gefahr hin, bei Ihnen offene Latrinentüren einzurennen: Ein halbes Jahrhundert Anti-Bild-Literatur hat es nicht vermocht, die Essenz Ihres Blattes derart elegant und prägnant auf den Begriff zu bringen: die Zeitung vom Scheißhausschnüffler für Scheißhausschnüffler. Zumindest in dieser Hinsicht sind wir Ihnen daher zu Dank verpflichtet.
    Immer alle Türen in der Angel:
    Titanic

  53. Die Weltverschwörung sie haben sie aufgedeckt.
    Wenn Weltverschwörung dann eine für jede(n) offensichtliche!
    Der Chefredakteur Diekmann hat doch wohl primär die wirtschaftlichen Intressen des Springervorstands zu vertreten.Dazu gehört eben auch ein extrem konservativ neoliberaler Kurs z.B.gegen Mindestlöhne,weitere privatisierung von Bildung, u. Sozialversicherungen für die sie täglichin ihren Blättern Propaganda betreiben (mit allen bekannten Mitteln).Die unter diesem Agendadruck stehenden Redakteure,auch anderer Blätter, müssen sich wenn sie ihren Job behalten wollen,ein entsprechendes Weltbild zurechtbiegen.

  54. Ein weiteres Mal: Vielen Dank für einen großartig geschriebenen und sehr gut nachvollziehbaren Artikel über ein sehr tragisches Buch.

    Es macht mich unendlich fassungslos, dass es so schreckliche Dinge wie Bild und Diekmann wirklich gibt, und noch mehr, dass sie erfolgreich sind.

  55. „Es macht mich unendlich fassungslos, dass es so schreckliche Dinge wie Bild und Diekmann wirklich gibt, und noch mehr, dass sie erfolgreich sind“

    Sind sie ja nicht. Zumindest immer weniger.

  56. @ 57

    Zumindest in Bezug auf das Neue Testament kann gesagt werden, dass da von einem berichtet wird, der radikal mit den herrschenden Moralvorstellungen bricht. Und manche seiner Kritikpunkte sind immernoch so aktuell wie vor 2000 Jahren, man sehe sich nur mal die Bergpredigt an…sehr radikales Zeug.

  57. Sehr schöner Artikel.

    Ich persönlich finde das Diekmann-Buch sehr erhellend, wenn auch etwas beängstigend. Nämlich, weil es Einblicke gibnt in die verquere Gedankenwelt des Bild-Chefredakteurs.
    Bislang konnte man sich immerhin noch der Illusion hingeben, er tue das alles nur dem lieben Geld wegen, um sich und seinen Lieben ein bequemes Leben zu ermöglichen. Dass er nicht selber an die „Werte“ glaubt, die Bild täglich in die Welt posaunt, sondern dass der Stil der Zeitung auf einer Mischung aus Populismus und persönlicher Weltanschauung der Herausgeber beruht und Diekmann nur Werkzeug ist.
    Sein Buch schafft diesbezüglich Klarheit, indem es traurige Tatsachen schafft.

  58. Eine sehr gute Rezension. Hat mir ueberaus gut gefallen und ich bin sehr froh. dass heute vielen Menschen sich von der Bild, sowie Kai Diekmann, abwenden und das blinde Vertrauen erloschen ist!

  59. @70
    Wäre ja auch verwunderlich, wenn in einem Buch, das von so vielen Autoren über so einen langen Zeitraum verfasst wurde, nicht auch brauchbares stehen würde. Andererseits werden diesem Typen aber auch Sachen wie „Doch meine Feinde, die nicht wollten, dass ich ihr König werde – bringt sie her und macht sie vor meinen Augen nieder!“ zugeschrieben. ;-)

  60. Kein zentraler Punkt des hervorragenden Artikels, aber immer wieder gern übersehen: Vom klassischen „Volksheim“ kann man in Schweden seit wenigstens 15 Jahren nicht mehr sprechen.

  61. @ SvenR
    Du Fuchs, gebildet daher reden ist ja schön und gut, enttarnt dich aber bei Fehlern wie „einem anderen Deiner eloquenten Abhandlungen“ (und das wo DIE Abhandlung doch feminin ist) als reinen Poser.
    Also tu der Welt doch bitte einen Gefallen und schreib einfach was du denkst ohne dich dabei wie der Gott der eloquenten Ausdrucksweise zu fühlen. Danke.

  62. @27, Gregor Keuschnig :

    …und wie sieht es mit der Moral und der Ethik des Journalisten aus? Wir sollten informiert werden und nicht manipuliert…

  63. ups zu 78. fehlt das zitat… wie geht denn das hier? vielleicht so:

    …Demzufolge „belügt” Diekmann niemandem, sondern stülpt (höchstens) seine Sichtweise dem Leser über. Das versucht grundsätzlich fast jeder. Diekmann scheint nun das nicht zu tun, was man gemeinhin macht: Argumente dafür zu bringen. Und wenn, entspringen sie wieder seiner „gefühlten” Sicht, d. h. er „argumentiert” tautologisch: Es ist so, weil es so ist bzw. Es ist so, weil ich es so sehe. Dagegen lässt sich nicht bzw. sehr schwer gegenargumentieren. …

  64. […] Die Türken sollen sich nicht grämen, sagt Kai Diekmann. Er und seine „Bild”-Zeitung hätten nichts gegen Ausländer, nur dagegen, dass so viele von ihnen kriminell werden, schrieb er in dieser Woche sinngemäß in der türkischen Zeitung „Hürriyet”. Und was den brutalen Überfall in München angeht, der die heftige Debatte um Jugend- und Ausländerkriminalität ausgelöst hat: „Dass der ältere Täter Türke ist, der jüngere Grieche, ist bloßer Zufall. Genauso hätten es Polen, Russen, Jugoslawen oder Kurden sein können – die Debatte wäre die gleiche gewesen.” Die „Debatte”, wie „Bild” sie gerade führt, ist sogar dann die gleiche, wenn die Gewalt von Jugendgangs ausgeht, deren Anführer Deutsche ohne Migrationshintergrund sind – trotzdem werden die Fälle von „Bild” unter dem Begriff „Ausländerkriminalität” zusammengefasst. Man könnte sagen, „Bild” führt mit Halb- und Unwahrheiten eine besinnungslose Kampagne gegen Ausländer. Diekmann würde sagen, „Bild” spricht „unangenehme Wahrheiten” aus und tut den Ausländern einen Gefallen. In Diekmanns Welt gelten andere Gesetze. Was zum Beispiel unseren Kindern fehlt, sind mehr Dieter Bohlens. Weniger Kuschler, Schwurbler und Verständnispädagogen. Mehr Leute, die bereit sind, einer pickligen 16-Jährigen, die glaubt, singen zu können, vor einem Millionenpublikum ins Gesicht zu sagen, dass sie scheiße aussieht, scheiße klingt und scheißedoof ist, wenn sie glaubt, sie hätte bei „Deutschland sucht den Superstar” eine Chance. Wer solche „unangenehmen Wahrheiten” nicht ausspricht, meint „Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann, betrügt sich selbst. Wer sie offen und ehrlich sagt, wie Bohlen, wird dafür von der Jugend verehrt. Und was würde mit einem Nichtschwimmer passieren, fragt Diekmann, wenn wir ihn mit dem Worten ins Wasser schickten, er hätte das Zeug zum Olympiasieger? Na also. Kai Diekmann « Stefan Niggemeier […]

  65. Hallo Leute,
    ich muß sagen, der Teil Diekmanns über Dieter Bohlen und seine Ehrlichkeit gegenüber den Bewerbern hat bei mir nur Kopfschütteln verursacht. Gerade einer wie er, sollte doch den tatsächlichen Ablauf der Sendung DSDS kennen. Für diejenigen, die das noch nicht wissen, hab ich mal einen Link mit drunter geschrieben (ich hoffe, das geht in Ordnung).
    http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,532138,00.html

    Ciao ren.men.

  66. Also… ich hab neulich einem bekennenden B*LD-Leser regelmaessig ausgedruckte Bildblog-Artikel vorgelegt. Und eines Morgens kam er dann, packte seine B*LD aus, kuckte rein, zerknuellte sie, rammte sie in den Muelleimer und meinte „Ach, das stimmt doch sowieso alles nicht!“. Und dann noch: „Na toll, _du_ bist schuld, dass ich meine Zeitung nicht mehr leiden kann!“
    Und zum Thema Bigotterie: allsonntaeglich am Mittagstisch kam es bei mir zuhause zum obligatorischen: „Der Pfarrer hat heute ### in seiner Predigt gesagt, da koenntest du ruhig mal drueber nachdenken!“ – „Der Pfarrer hat auch gesagt : du sollst nicht luegen“ – „Das sind alles Notluegen“
    Bei solchen Leute hilft nur: Ignorieren und nicht mehr mit ihnen sprechen, auch wenn es die eigene Mutter ist.

  67. Ich würd gerne mal sachliche Argumente gegen Diekmanns Position lesen und nicht nur, wie „widerwärtig“ dieses Buch und sein Autor sein sollen…
    Was ist an seiner Position, dass viele Deutsche realitätsfremd und zu „gutmenschlich“ seien, falsch? Seine Beispiele im Buch sind meiner Meinung nach durchaus zutreffend: Die USA werden in ihrer angeblichen kapitalistischen Gier und Machtgier als die Wurzel allen Übels dargestellt, dabei ist ein kommunistisches System wohl keinen deut besser – ganz im Gegenteil. Trotzdem wird in der Öffentlichkeit versucht, die Terroristen der RAF zu verstehen. ihre antikapitalistische Grundhaltung in allen Ehren – da kann jeder zu stehen wie er will – waren/sind sie Terroristen und Mörder. Punkt. Aber auch die momentan herrschende Terrorgefahr wird verharmlost: während in Köln fast zwei Kofferbomben hochgehen, wird den USA wieder ihre (Über)-vorsicht und ihr – zugegeben z. T. übertriebener – Aktionismus in Sachen Terrorgefahr vorgeworfen…
    Bitte um sachliche Gegenargumente ohne sich auf die Person des Autors zu beziehen.

  68. Hallo Herr Niggemeier,

    ich denke, daß Sie mitbekommen haben, daß Herr Diekmann sich heute in der taz eine fettgedruckte Watsche eingefangen hat. Ich habe daraufhin einen gepfefferten Leserbrief geschrieben. Einerseits kann ich Ihre Kritik verstehen. Andererseits wandert unsere ganze Pressefreiheit in die Mülltonne, wenn wir Hern Diekmanns opportunistische Meinungen nicht mehr dulden.

    Ich danke Ihnen trotzdem für Ihre luzide Sicht auf das Thema, wie sie oben abgedruckt ist. Der Artikel hat mir beim Verständnis des Themas weitergeholfen.

    Beste Grüße
    Ralf Höppel

  69. wer wie ich seinen traum leben will, muß nur seine eigenen regeln leben dürfen! als problem bezeichnete dokumenta-chef envezor, den hang zur politischen korrektheit in der kunst, er zerstöre jede abweichung und werde von den institutionen genutzt, um änderungen in bestehende strukturen zu verhindern.(bundespräsident, gz.15-513-09-1-18/07, fax vom 6.7.2010, 12:12) siehe gutachten prof.wiesler, hdk berlin, 26.okt.1978.stern-chef rolf winter schrieb mir am 28.9.2005, er hoffe, daß ich mich in der kunst szene durchbeiße….gerd baumhoffs eigenart(bitte gästebucheintragungen auf homepage arik brauer beachten)

  70. hallo, mächtiger chefredekteur, vielleicht wissen sie es auch, ich habe neben meiner eigenschaft als bild-leser kontakte zu bild. 1. mein vetter, dr.walter giott hatte es bis zum bild-chef in frankfurt/main geschafft und 2. habe ich mit günther quandt, den sie ja kennen, in wetter/ruhr bei kontrast im selben zimmer gearbeitert und 3. hat joachim offermanns aus der düsseldorfer redaktion schon öfter, allerdings vor langer zeit, versucht meiner karriere etwas nachzuhelfen als er meine mir feindlich gesinnten machtmenschen der kunstszene“angriff“. walter kempowski schrieb mir schon im märz 1980, daß die wütenden uns weiterbringen, ich also nicht ablassen soll und klaus staeck, präsident de akademie der künste übermittelte mir mal solidarische grüße und d i e kann ich auch gebrauchen. gerd baumhoffs eigenart, bundespräsident, gz. 15-513-09-1-18/07, fax vom 6.7.2010. 12:12. ps. ich fände es auch gut, wenn bild-kommentator hugo müller-vogg den bundespräsidenten an seine ihm gegebenen versprechen vor seiner wahl vorhalten würde und deren umsetzung anmahnt…besonders sa zeichen, daß der bundespräsident setzen wollte, die luxusversorgung abzuschaffen und die kunst zu fördern!

  71. erinnerung. ich will wie sie, kai diekmann, focus, 47/2009,provozieren und erfolg, auch ich kann routine nur mit freude am rabaukentum ertragen. gerd baumhoffs eigenart

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