Schneewitschen und die welt.de-Zwerge

Immer mittags verschickt RTL in diesen Tagen eine Pressemitteilung, in der (mit einer Sperrfrist bis nach der Sendung) steht, was am vergangenen Tag im Dschungelcamp passiert ist und am späten Abend im Fernsehen gezeigt werden wird. Das ist ein Angebot, das von einem Qualitätsmedium wie welt.de für die eigene, äh, Nachberichterstattung natürlich dankbar angenommen wird.
 

RTL-Pressemitteilung Welt.de-Artikel
Das gab es bei der Dschungelshow noch nie. Heute lehnt erstmals ein prominenter Camper eine Herausforderung ab und schreit: „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ Das gab es bei der Dschungelshow noch nie. Nach über 40 Prüfungen lehnte in der neunten Folge erstmals ein prominenter Camper eine Herausforderung ab und schrie: „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“
Nervös kommt Julia zur Prüfung. (…) Julia: „Das hört sich eklig an, aber ich habe mir diesmal vorgenommen nicht schlapp zu machen.“ (…) Dr. Bob: „Halte den Mund zu, denn sonst kriechen die Kakerlaken rein. Und wenn sie es schaffen, dann musst Du gut kauen. Sie laufen überall hin, wo es dunkel ist. (…)“ Julia Biedermann kam schon nervös zur Prüfung. Zunächst gab sie sich kämpferisch: „Ich habe mir diesmal vorgenommen, nicht schlapp zu machen.“ Der Camp-Arzt Dr. Bob riet ihr noch: „Halte den Mund zu, denn sonst kriechen die Kakerlaken rein. Wenn sie es schaffen, dann musst Du gut kauen. Sie laufen überall hin, wo es dunkel ist.“
Sie bekommt eine Schutzbrille und legt sich in den Schneewitschensarg. Darüber krabbeln hinter einer Glasscheibe 40.000 Kakerlaken. Julia blickt hinauf in die kriechenden Küchenschaben und ist völlig fertig. (…) Julia: „Nein, ich will die Prüfung nicht machen und höre auf. Ich will die Kakerlaken nicht haben.“ Sie bekam eine Schutzbrille und legte sich in den Schneewitschensarg. Darüber krabbelten hinter einer Glasscheibe 40.000 Kakerlaken. Julia blickte hinauf in die kriechenden Küchenschaben – und war völlig fertig. Schließlich gab sie zu: „Nein, ich will die Prüfung nicht machen und höre auf. Ich will die Kakerlaken nicht haben.“
Als Julia enttäuscht und ohne Sterne ins Camp zurückkehrt, akzeptieren die Anderen noch ihre Bauchentscheidung, nicht zur Prüfung anzutreten. Doch die Stimmung kann sich auch ganz schnell ändern. Als Julia enttäuscht und ohne Sterne, die sie hätte abschrauben sollen, ins Camp zurückkehrte, akzeptierten die anderen noch ihre Bauchentscheidung, nicht zur Prüfung anzutreten. Doch die Stimmung kann sich auch ganz schnell ändern.
Es fängt am Vormittag an. Lisa kommt mit starken Magenschmerzen von der Toilette. Heulend bricht sie in Michaelas Armen zusammen. Dr. Bob und der deutsche Camparzt untersuchen Lisa. Der erste Verdacht: Blinddarmentzündung. Dann kommt Lisa von der Voruntersuchung des Arztes zurück ins Camp. Sie weint herzzerreißend (…). Es fing am Vormittag an. Lisa kam mit starken Magenschmerzen von der Toilette. Heulend brach sie in Michaelas Armen zusammen. Dr. Bob und der deutsche Camparzt untersuchten Lisa. Ihr erster Verdacht: Blinddarmentzündung. Als Lisa von der Voruntersuchung des Arztes zurück ins Camp kam, weinte sie herzzerreißend (…).
Da die Gesundheit der Stars oberste Priorität hat, wird Lisa sofort ins nächste Krankenhaus eingewiesen. (…) Von dort geht es in eine Privatklinik. Die Ärzte entscheiden, dass Lisa nicht mehr zurück ins Camp darf. Im Krankenhaus wird eine Gastritis, eine Entzündung der Magenschleimhäute, diagnostiziert. Lisa später: „Ich war deswegen schon zwei Mal in Deutschland beim Arzt. Mein Freund und meine Mutter wussten nichts davon. Ich wollte sie nicht beunruhigen. Der Arzt hat auch gesagt, dass es mit dem wenigen Essen hier nicht so toll ist.“ Lisa wurde sofort ins nächste Krankenhaus eingewiesen. Von dort ging es in eine Privatklinik. Die Ärzte entschieden, dass Lisa nicht mehr zurück ins Camp darf. Im Krankenhaus wurde schließlich eine Gastritis – eine Entzündung der Magenschleimhäute – diagnostiziert. Lisa erzählte später: „Ich war deswegen schon zwei Mal in Deutschland beim Arzt. Mein Freund und meine Mutter wussten nichts davon. Ich wollte sie nicht beunruhigen. Der Arzt hat auch gesagt, dass es mit dem wenigen Essen hier nicht so toll ist.“
Durch das vorzeitige Ausscheiden von Lisa wird in der heutigen Show niemand mehr das Camp verlassen. Wegen des vorzeitigen Ausscheidens von Lisa wird in der zehnten Folge der Show niemand mehr das Camp verlassen.
Eigentlich war es Lisas Idee im Camp eine DSDS-Show zu veranstalten, doch die verbliebenen neun Dschungelstars halten an der Idee fest. „Für Lisa“, erklärt der selbsternannte Moderator Björn zu Beginn der Camp-Recall-Show. Dann stellt er die Jury, bestehend aus Bata, DJ Tomekk und Ross vor und begrüßt die sieben Sangeskandidaten, er selbst eingeschlossen, die die Jury von ihrem Talent überzeugen wollen. Eigentlich war es Lisas Idee, im Camp eine DSDS-Show zu veranstalten. Die verbliebenen neun Dschungelstars hielten an der Idee fest. „Für Lisa“, erklärt der selbsternannte Moderator Björn zu Beginn der Camp-Recall-Show. Dann stellt er die Jury, bestehend aus Bata, DJ Tomekk und Ross, vor und begrüßte die sieben Sangeskandidaten, ihn selbst eingeschlossen. Alle mussten die Jury von ihrem Talent überzeugen.
Trotz des aufregenden Tages mussten wieder zwei VIP-Camper zur Schatzsuche antreten. Es traf diesmal Ross und Bata. Nach einem kurzen Marsch fanden sie eine Schatztruhe, die verschlossen und an einen Baum gekettet war. Der passende Schlüssel dazu musste von den beiden in unmittelbarer Umgebung gefunden werden. Eine fröhliche Suche mit anschließendem Buddeln in der Erde begann. Dann zog Bata endlich den Schlüssel aus dem Loch. Die Kiste konnte geöffnet werden. Darin war eine Plexiglas-Kiste, darin gut sichtbar neun rohe Eier. Trotz des aufregenden Tages mussten wieder zwei VIP-Camper zur Schatzsuche antreten. Es traf diesmal Ross und Bata. Nach einem kurzen Marsch fanden sie eine Schatztruhe, die verschlossen und an einen Baum gekettet war. Der passende Schlüssel dazu musste von den beiden in unmittelbarer Umgebung gefunden werden. Eine fröhliche Suche mit anschließendem Buddeln in der Erde begann. Dann zog Bata endlich den Schlüssel aus dem Loch. Die Kiste konnte geöffnet werden. Darin war eine Plexiglas-Kiste, darin gut sichtbar neun rohe Eier.
Die Eier sollten die beiden Schatzsucher möglichst unbeschadet ins Camp bringen. Doch schon nach wenigen Metern fiel Ross die Kiste aus der Hand. Fünf Eier gingen zu Bruch. Ross war untröstlich, doch die anderen im Camp fanden das nicht so tragisch. Michaela: „Dann gibt es eben Rührei!“ Besser als Reis und Bohnen, denn mehr hätte es sonst nicht gegeben – schließlich hatte Julia ihre Dschungelprüfung nicht angetreten. Die Eier sollten die beiden Schatzsucher möglichst unbeschadet ins Camp bringen. Doch schon nach wenigen Metern fiel Ross die Kiste aus der Hand. Fünf Eier gingen zu Bruch. Ross war untröstlich, doch die anderen im Camp fanden das nicht so tragisch. Michaela: „Dann gibt es eben Rührei!“ Besser als Reis und Bohnen, denn mehr hätte es sonst nicht gegeben – schließlich hatte Julia ihre Dschungelprüfung nicht angetreten.

Nicht dass hier der Eindruck entsteht, welt.de würde einfach nur Pressemitteilungen von RTL mitsamt Original-Tippfehlern als journalistische Artikel ausgeben: Die Information, dass es schon über 40 Dschungelprüfungen gab, stammt nicht von RTL (und ist falsch). Und auch die Angabe, dass in der zehnten Folge niemand das Camp verlassen muss, hat welt.de exklusiv (und ist falsch).

Nachtrag, 12:10 Uhr. welt.de hat den Artikel jetzt umgeschrieben und erheblich gekürzt.

53 Replies to “Schneewitschen und die welt.de-Zwerge”

  1. *zittert*

    Ich beleg mal dieses Plätzchen dann mit Inhalt.

    Ist es eigentlich schlimm, dass ich noch keine einzige Folge dieser Show gesehen habe, und mich durch _diesen_ Artikel jetzt frage, wer denn die ganzen Vornamen sind? (mit Nachnamen, den ich habe hier nur eine Person mit vollem Namen stehen sehen).

    Trotzdem klicke ich mich nicht durch zum Artikel. Aus Überzeugung (durch dieses Blog) ;-)

  2. Spannende Gegenüberstellung. Ich kann aber den Schreiber verstehen, hätte es es nicht gemacht, wie er es gemacht hat, wäre es ja notwendig gewesen, die Sendung anzuschauen – und das kann man jetzt nun wirklich nicht verlangen.

  3. Tja, das ist der Copy+Paste-Qualitätsjournalismus dieser tollen neuen Internet-Portale. Man sieht, dass da richtig viel Geld investiert wird.

  4. Wo ist denn der/die Artikel bei welt.de? kann das da gerade bei der Fülle von Duschungelcamps nirgens finden…

  5. Kopierpaste auch in „Qualitätsmedien“ wie der Welt ?
    Wie unerwartet.

    Weckt micht, wenn SZ oder FAZ so etwas tun.

  6. Naja, wenn man die Pressemitteilung hier gelesen hat, bekommt man den Eindruck, dass die journalistische Leistung bei spiegel.de aber auch nur aus umformulieren der selbigen besteht…

  7. naja rtl sitzt ja in köln, da wird schneewittchen halt so geschrieben wie ausgesprochen, können die praktikanten von der welt doch nicht ahnen :D

  8. Aber wenn welt.de es schon zu verbessern beabsichtigt, wie kann es dann passieren, dass dort jetzt immer noch „Schneewitchen“ steht?

  9. Die Welt tut gut daran die Berichte einfach nur kurz umzuschreiben. Man kann doch nicht wirklich verlangen, daß ein Redakteur sich die Sendung ansieht.

  10. was ich jetzt überhaupt nicht verstehe, also hier mal die profis frage, wenn ich darf:
    ich mache seit ewigkeiten musik. war früher mal in einer band. wir hatten auftritte usw., machten nur eigene sachen, schöne wie ich finde..:-)

    was ich früher schon lernte, in eben dem zusammenhang der band und des willens, irgendwie die eigene musik zu promoten, war, dass man jegliche „infos“ bzgl. der eigenen band pressegerecht zu formulieren hat/hatte.
    wurde mir damals so unmissverständlich von jedem gesagt der irgendwie ahnung von diesem metier hatte. auch von lokalredakteuren, die z.b. von auftritten berichteten.
    ich schreibe mal zusammengefasst, wie die statemente in etwa waren:
    „..schreibe deine infos so (über die band oder was auch immer), dass wir journalisten diese fast eins zu eins übernehmen können, denn so können wir in unserer täglichen arbeit unsere ressourcen auf andere dinge konzentrieren. du hilfst uns also bei unserer arbeit, indem deine pressetexte ausgereift sind..usw…“ (das war ca. 1994!).

    jetzt lese ich hier mit erstaunen von dir stefan, als sei diese art der „pressearbeit“, die ja promoting material von RTL für eine ihrer sendungen verarbeitet, eine „no go“-tätigkeit für „richtige“ journalisten.

    sieht der arbeitsalltag von journalisten nicht genau so aus, wie das was du oben verlinkt hast? nämlich pressetexte, die in ihrer art schon enorm komprimiert sind, fast eins zu eins zu übernehmen?
    ist das nicht das journalistische handwerkszeug, was fertig ist, ruhig übernehmen, um die eigenen ressourcen frei für andere dinge halten zu können?
    müsste man, um bei deinem tenor des beitrages zu bleiben, dann nicht zum einen die journalistische alltagsarbeit komplett „neu erfinden“ und zum anderen, jegliche veröffentlichung, z.b. über irgendeine band, produkt usw. usf., einem anderen pressekodex unterwerfen, z.b. „…pr-texte dürfen nie übernommen werden, der journalist MUSS selbst recherchieren/umtexten usw…“?

    natürlich muss unterschieden werden, ob ein pr-text z.b. über eine lokalband in einer lokalzeitung erscheint oder ein bericht über politiker in einem großverlag. das ist mir auch klar.

    aber infoberichte über eine sendung, die ja irgendwie eh nicht so der burner ist?
    ist das nicht ein fliessender grenzbereich, also „lokalband“ und/oder „mittelprächtige sendung“?
    sollte man bei letztgenannter dennoch ressourcen „verschwenden“?

    wäre ein umschreiben der gleichen nachrichtenlage (der pr-text von rtl) ein besserer journalismus?

    ich frag ja nur..

  11. Die Antwort ist relativ einfach:

    Was wäre in dem Fall der Unterschied zwischen PR und Journalismus? Eigentlich keiner mehr, außer dass der Journalist auswählt, welche PR veröffentlicht wird und welche nicht, sprich der Journalist als PR-Sortierer.

    Und da PR-Jobs gewöhnlich besser bezahlt sind, ist es eine Karriereleiter – vom Journalisten zum PR-Manager…

  12. Ich stelle mir eine ähnliche Frage wie weltherrscher.

    Wenn ich ein scheiß Thema der Presse irgendwie schmackhaft machen will, will, dass es stattfindet in der Bericherstattung, dann biete ich Texte an, die die Redaktionen mit möglichst wenig Mühe einfach übernehmen können.

    So ist das und so war das.

    Qualitäsjornalismus hin oder her – wir sprechen hier ja nicht über eine Pressemitteilung der Hessischen Landesregierung zu einem Korruptionsskandal…
    ..sondern über eine Unterhaltungs-TV-Sendung.

    Und dazu noch eine, wofür man die Resourcen des vermeintlichen „Qualitätsjounalismus“ nun wirklich nicht verbrauchen muss.

  13. @17/Matti
    …wofür man die Ressourcen des vermeintlichen „Qualitätsjournalismus“ nun wirklich nicht verbrauchen muss.
    Richtig, das sehe ich auch so. Diese Sendung ist derart läppisch und die Probleme in diesem Land sind derart grundsätzlich andere, dass man hierüber eigentlich kein Wort mehr verschwenden dürfte. Wenn man nicht irgendwie ahnen (befürchten?) würde, dass der „Qualitätsjournalismus“ auch in relevanten, wichtigen Themen immer mehr versagt und – in wie in diesem Fall – zur PR-Agentur von PR-Agenturen verkommt.

    Aber vielleicht kommt ja noch der Artikel hier, der sich bspw. mit dem „Qualitätsjournalismus“ von Frank Schirrmacher beschäftigt, der mal eben „die Mischung aus Jugendkrimininalität und muslimischem Fundamentalismus potentiell“ als das bezeichnet, „was heute den tödlichen Ideologien des zwanzigsten Jahrhunderts am nächsten kommt.“ Aber ich schweife ab.

  14. ich finde es teilweise ehrlicher eine Pressemitteilung, Agenturtext oder Wikipedia Artikel, etc. 1:1 reinzukopieren, als das mit gleichen Worten neu umzuformulieren und so zu tun als wären das die eigenen Worte… Nur blöd wenn das nicht auch eindeutig so gekennzeichnet wird…

    Aber auch doof, wenn die Welt unzähliche eigene Artikel zu dem Thema veröffentlicht und dann am Samstagabend der durch die Vorwahlen in USA eh schon ausgelastete Wochenenddienst dann mit der Niggmeier-Keule eins übergebraten bekommt bis alle nur noch sabbern und kein Grass mehr wächst…

    aber er schreibt ja selber zu dem Thema und das in so einem Fall dann eigene Interessen mit reinspielen ist dann wohl auch leider normal…

  15. Interessant: Mein feinweiches Büro (Wort 2003) unterkringelt zwar ‚Schneewitchen‘ rot und bietet mir das richtige Schneewittchen an, ‚Schneewitschen‘ ist aber anscheinend völlig korrekt … Ob das an so etwas wohl liegen mag (und abgesehen von der sonstigen Kopierwut)?

  16. Schneewitschen ist vielleicht das sächsische Original, immerhin findet Google über tausend Fundstellen ;-)

    Was die Welt.de Aktion angeht: Ich hätte als Redakteur/Admin auch keine Lust meinen (Sonntag-)Abend mit detaillierter Recherche zu diesem „Thema“ zu verbringen. Da ist es wirklich einfacher und produktiver den RTL Text nur mal eben in die Vergangenheitsform zu transkribieren so wie man es sonst mit Agentur- und Firmenmeldungen ja auch annähernd macht. Die Welt wird sich weiterdrehen auch wenn Frau Hastenichgesehen den Kakerlakenoxer verweigert und man vor lauter Dschungelprüfungen nicht mehr die genaue Anzahl und das Regelwerk (sofern es sowas gibt) zusammenbringt.

    Wenn man sich mal überlegt dass das buchstäblich Allerletzte was von unserer menschlichen Zivilisation übrigbleiben wird wenn alle Bauwerke und Erzeugnisse längst verrottet sind durchs All geisternde Radiowellen mit „Inhalten“ wie 9Live oder Dschungelcamp sein werden…
    Hoffentlich kommen wir nicht vorher schon vor ein außerirdisches Showtribunal das über Existenz und Zukunft intelligenten Lebens in unserer Galaxie zu befinden hat, und den Vorsitz führt ein intergalaktischer Simon Cowell oder Dieter Bohlen. „Tippen Sie jetzt Kroik wenn sie die den dritten Planeten dieses kleinen unbedeutenden Sterns im Virgo-Superhaufen mitsamt seinen eigentümlichen Bewohnern heute rauswählen wollen.“ Oder Douglas Adams Ideen werden doch war.

  17. Mich würde nur mal brennend interessieren, ob das nur Stefan aufgefallen ist, oder ob welt.de schon von mehreren Kollegen zerrissen wurde? *g

    Fakt ist doch: wer von den Lesern oder „Nichtjournalisten“ hat denn die Möglichkeit die Original-Pressemitteilung lesen und mit dem Artikel vergleichen zu können. Niemand.

    Und wer bitte … will so einen armen Journalistentropf vergattern, sich diesen Dschungelmist anzugucken? *g

  18. @ 15 et al.:

    Ihr seid absolut auf dem richtigen Dampfer. In Lokalzeitungen sowieso, aber auch in Qualitäts- und Intelligenzblättern ist vieles reiner Verlautbarungsjournalismus. Wenn man mal die „Textgrundlage“ (Agenturmeldung, Pressemitteilung etc.) zu Gesicht bekommt, fragt man sich wegen der allzu unkritischen, einfallslosen Übernahmen schon, ob die Umsetzung in dem jeweiligen Medium von einem Redakteur oder doch „nur“ von einem Setzer besorgt wurde.

    Dass Journalismus zu 80 bis 90 Prozent aus Abkupfern besteht, ist eine alte Weisheit. Und dass manche Vertreter der schreibenden Zunft dabei auch bedenkenlos die Urheberrechte ihrer lieben Kollegen verletzen, ist ebenfalls eine olle Kamelle.

  19. modran: moment, da schreibt jemand über mist und man darf noch nicht mal sagen, dass es mist ist? dh man begibt sich mit einem negativen kommentar schon auf ähnlich niedrigriges niveau?

    way to go, dann sind wir doch besser alle von heute an still

  20. So sehr überraschend finde ich nicht, dass die Welt die RTL PIs fast wortwörtlich übernimmt. Man muss nur mal in seine aktuelle lokale Tageszeitung schauen und man wird ganz schnell feststellen, dass die meisten Nachrichten aus Politik und Wirtschaft 80% Kopien der entsprechenden Agenturmeldungen sind.

  21. @23#Schmierfink und 28#Sebastian

    So isses.

    Und wenn man es weiss, ist es auch nicht mehr ganz so aufregend.

    Ne Art von Gleichschaltung halt…

  22. Ahh, wo ich grad da bin:

    Herzlichen Glückwunsch zum Gutedelpreis für BILDblog.de

    Dann könnt ihr euch ja mal wieder ordentlich ein schneewitschern…

    Grüße

  23. @ 15/ weltherrscher

    ich kenne das, was Du beschreibst, von einem PR-Kurs ebenso. Auch dort hieß es, dass eine gute Pressemitteilung so formuliert sein sollte, dass sie von der Redaktion 1:1 übernommen werden kann. Das wurde als hohes Ideal angesehen. (Für die eigene Pressearbeit mag das in etwa auch zutreffen, denn dann hätte sie eine gewisse Qualität.) Ein Problem sahen die Kursleiter, alles Journalisten, darin nicht. Es entstand gar nicht erst eine Debatte um die Qualität der Berichterstattung. Offenbar ist ein solches Vorgehen einfach Usus.

  24. Nein, es ist nicht überraschend.
    Und ich finde es vollkommen unerheblich, wie unerheblich der/die oder das Corpus delicti ist.
    Jemand wie ich, der einfach nur ein Konsument dieser Medien da draußen ist, kann es richtig gut vertragen, immer mal wieder in aller Deutlichkeit vorgeführt zu bekommen, wie erbärmlich das System ist.

    Es ist schlicht und ergreifend traurig. Richtig traurig.

  25. Da kann ich mich nur der #1 anschliessen (habe ich noch nicht angesehen und WILL ich auch nicht) und hoffen, dass nicht zukünftig irgendwann auf allen Programmen nur noch Sendungen wie „Dschungelcamp“ laufen. Da bleib ich doch lieber „Internet-süchtig“!

  26. Ich sag’s mal mit Torsten Frings:

    Das interessiert mich nicht. Das interessiert mich wirklich nicht!

  27. @31
    „..Es entstand gar nicht erst eine Debatte um die Qualität der Berichterstattung. Offenbar ist ein solches Vorgehen einfach Usus…“

    genau das war ja im grunde auch meine frage hier. wenn es anscheinend so gelehrt wird, worüber regt man sich dann genau auf?
    ich möchte übrigens betonen, dass ich absolut nicht meine, dass solch ein verhalten sinnvoll wäre.
    aber irgendwie ist mir die ethik der journalisten nicht so geläufig. gerade in letzter zeit reden die ja gerne von ihrem qualitätsstandard. nur, wo ist der genau? und wie wird er definiert? der pressekodex kanns ja nicht sein, denn anscheinend hapert es da ja schon an den kleinsten grundlagen (pr-texte abschreiben gehört ja nun mal zum „guten“ ton innerhalb der presselandschaft, wenn das schon lokalredakteure machen und es so sogar einfordern).

    kein wunder, dass die presse gerade in einer krise ist. ob die da jemals wieder rauskommen?

  28. Tja, da wird mal wieder kräftig alles in einen Topf geworfen und heraus kommen faule Journalisten…

    Ich berichte mal aus ländlichen Lokalredaktionen:

    Presssemitteilungen erhält eine solche Redaktion zuhauf. Manche sind ordentlich formuliert (Gemeinde teilt mit, dass Kreisstraße 345 gesperrt ist). Andere sind zum Kotzen (Wir Landfrauen trafen uns zum Adventskaffee. Alle hatten sehr viel Spaß…).

    Die Frage ist, wie geht man damit um?

    Die PM der Gemeinde würde ich unter Kennzeichnung (…heißt es in einer Mitteilung der Gemeinde). Ganz ehrlich, soll ich loslaufen und mir die gesperrte Starße vor Ort anschauen?

    Was tun mit den Landfrauen? Ich habe an Orten gearbeitet, da hat die Konkurrenzzeitung das stumpf als Originaltext gebracht. Wenn wir den Text gekürzt oder gar weggelassen haben (null Nachrichtenwert), standen am nächsten Tag die Landfrauen – buchstäblich – auf der Matte. Drohten mit Abokündigung, etc. pp.

    Und jetzt wisst Ihr auch, warum viele Lokalzeitungen so aussehen, wie sie aussehen…

  29. @ 35
    Es ist Usus, nichts ungewöhnliches, also eigentlich kein Grund zur Aufregung.

    Dennoch ist bes interessant. Zum einen weiß es nicht jeder, aber durch solche Beispiele wird es allgemein bekannt.

    Zum zweiten schwächt es die Position des selbst ernannt professionellen Journalismus gegenüber der Blogosphäre. Prominenter Vorwurf gegen das Internet ist, dass es redundant und selbstreferentiell ist: Es zirkulieren in Wirklichkeit nur wenige „Wahrheiten“ zu bestimmten Themen, auf die dann immer wieder verlinkt wird oder die fortlaufend zitiert werden in anderen Zusammenhängen.

    Bestimmte Wikipedia-Versionen von einigen Themen tauchen immer wieder an verschiedenen Stellen im Web auf. Man googelt und sucht und findet immer wieder den selben oder ähnlichen Wortlaut.

    Damit reduziert sich das Wissen auf einen Durchschnitt, den viele mangels der Kenntnis alternativer Quellenund aufgrund der Selbstreferentialität für DAS Wissen halten. Wer es nicht glaubt, der lese studentische Hausarbeiten: Dort pegelt sich oft eine größere Gruppe auf eine Wikipedia-Standard ein.

    Soweit die Nachteile des Internet.

    Aber wenn jemand wie Welt.de abschreibt und wenn die ehrenwerten Printmedien sehr häufig eben jenes genauso tun, dann schwindet der angebliche Vorzug des „hauptamtlichen“ Journalismus, der dann nur besser verschleiern kann, dass auch er häufig nur abschreibt und vermutlich vieles bloß ergoogelt oder durch Hörensagen ermittelt.

  30. Sehe ich das richtig, oder ist es wirklich nicht nett, in eben jenem Artikel jedem Kandidaten eine Bilderserie an die Seite zu stellen und jeden Link mit dem jeweiligen Namen zu versehen, außer: Ex-Pornodarstellerin im Dschungel?

  31. Unglaublich, dass das Dschungelcamp so viel Aufmerksmkeit bekommt – und vor allem von Menschen, die es nicht einmal mehr gucken. Faszinierend.
    Auch die taz hat darüber geschrieben:
    In England, wo das Format von „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“ ersonnen wurde, gibt es für derlei Fernsehformate die passende Genre-Bezeichnung „car crash tv“. Weil wir, wie bei einem schrecklichen Autounfall, eigentlich den Notarzt seinen Job machen lassen sollten – aber doch nicht umhin können, langsamer zu fahren und das Bestürzende zu beglotzen.
    …Mag sein, dass Voyeurismus eine irgendwie wertvolle Kulturtechnik ist. Beherrschen muss man sie nicht mehr.

    In diesem Sinne

    mfG

  32. [Off Topic] Ich habe manchmal den Verdacht hier werden ganze Kommentarbeiträge nicht nur mit der Bemerkung [Edit: gelöscht] bearbeitet sondern mitsamt der laufenden Nummer komplett entfernt. Kann das sein? Wenn ja, warum dieses, und warum die unterschiedliche Vorgehensweise? [Off Topic]

  33. @38 oko: Stimme dem zu und will auch mal noch eine (kleine) Lanze für Lokalredaktionen brechen. Was wäre denn, wenn keiner mehr über die Vereinstreffen und Kleinausstellungen berichten würde? Sicher, manchem würde das gefallen, aber wenn es den Leuten dort doch wichtig ist?!?
    Und wegen den Pressemitteilungen: oft machen sich gute PR-Abteilungen schon Mühe und stellen die Tatsachen (Veranstalter, Termine, Teilnehmer etc.) gut zusammen. Warum sollte man das gar nicht nutzen? Sicher, nicht NUR abschreiben, sondern schon noch selbst arbeiten. Aber GANZ schlecht ist es nun auch nicht, wenn ich mir nicht jeden Namen buchstabieren lassen muss.

  34. welt.de hat eine Kommentarfunktion unterm Artikel, und wenn man einen Kommentar verschickt, heißt es da, der Kommentar erscheine „in wenigen Minuten“. Nun ist ein Tag vergangen, was nach meiner Auffassung nicht mehr wenige Minuten sind, und es ist immer noch kein Kommentar zu sehen. Zensur?

  35. Eigentlich verstehe ich einige Meinungen hier nicht.

    Der Mangel an Qualitätsjournalismus ist, dass überhaupt über das „Dschungelcamp“ berichtet wird. „Dschungelcamp“ und journalistische Artikel sind klare Gegensätze. Entweder – oder.
    Ich begrüße es, spricht es doch für die Redakteure von Welt.de, dass sie diese Art Sendungen nicht sehen, weil sie es körperlich nicht ertragen.

    Wenn ein Kommentar unter dem Artikel nicht erscheint, dann gilt wieder, Das ist eine Anerkennung. Von einem Leser der Seite erwarte ich geradezu, dass er solche Themen durch den inneren Spamfilter ausblendet.

  36. […] Schmid (der mit dem größten Newsroom Europas, mit der Devise “Online first” und den unter seiner Marke 1:1 ins Web abgekippten Pressemitteilungen) und Susanne Gaschke von der ZEIT (das sind die mit dem frischen Online-Redaktionsleiter Wolfgang […]

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