113 Replies to “Marlzeit (3)”

  1. Sieht schon recht trostlos aus. Aber solche Schandflecken kann man doch eigentlich in jeder Stadt ausmachen. Marl hat doch bestimmt auch schöne Ecken, oder? Ich meine, wenn man selbst in Dessau und den beiden Frankfurts einige wenige lauschige Ecken entdecken kann, dann doch auch wohl in Marl, oder?

  2. Wer war dieser Mann, der alle Kraftwerk-Alben und -Singles besaß; alle Bücher über das Bauhaus und Le Corbusier verschlungen hatte; das beste Mathe-Arbeiter gemacht hatte, das je an einem nordrhein-westfälischen Gymnasium gemacht wurde; der Neffe eines Waschbetonplattenfabrikanten, welcher immer kurz vor der Pleite stand, und der seinem Onkel deshalb einen Auftrag nach dem anderen zuschusterte? Und warum hat er alle Innenstädte zwischen Voerde und Detmold, alle Freibäder und Universitätscampi in NRW entworfen?

  3. Pool vorm Haus, Spitzenaussicht, keine störenden Touristen unterwegs, Kunst und Kultur ist auch da und alternativ Essen oder Fernsehen bis zum Abwinken. Da können Sie sich nun wirklich nicht beklagen, Herr Niggemeier!

  4. ach ist das hässlich…
    wie schick es auf einmal ist, Marl nicht nur hässlich zu finden, sondern es hier auch noch zu betonen…

  5. Naja, bei trübem bzw. regnerischem Wetter gibt es -zig Winkel in anderen, „hippen“ Städten die ähnlich aussehen.

    Die Alternative gestern: die entfesselten Pseudonarren aus Düsseldorf, Köln, Mainz oder wer weiss wo es den institutionalisierten Frohsinn gab.

  6. … Wie einst Grzimek legte er sich auf die Lauer, um den Homo Sapiens Marlensis bei der Jagd zu beobachten. Dabei entstand eine furiose Dokumentation die in Punkto Spannung nur von einem Sack Reis in China überboten wird. …

    Wenn diese Reportage vom Puls des Lebens nicht mal einen Grimme Online Award wert ist!

  7. Ich war vor vielen Jahren (15-20?) zu einer sehr interessanten Austellung des Künstler Hugo Kükelhaus in Marl. Und ich habe das bittere Gefühl, in Marl hat sich seitem nichts verändert.

  8. Du hättest ja ein paar junge Marlerinnen am „Pool“ (hehe) dekorativ platzieren können. Mensch, das wäre innovativ gewesen. Oder Moment, vielleicht dich selbst in kecker Bademode? Marl hätte sich vor Touristen kaum retten können. Vielleicht.

  9. genau, Nr. 16, erinnert stark an die fotos in diversen max-goldt-bänden. tristesse banal.
    zum beispiel an die anti-fußgänger-kugeln – ich glaub das war in „quitten für die menschen zwischen emden und zittau“ … unerreicht :)

  10. Was heißt denn hier trostlos? Die Bilder zeigen doch eine ganz schicke 70-Jahre Architektur. Die Uhrenskulptur gefällt mir besonders gut. Für das Wetter und die Unterbelichtung kann Marl nichts.

    Damals kam man jedenfalls nicht auf die Idee, ein gesprengtes Schloss wiederaufzubauen, und die ganzen Kleinbürger, die sich in ihren renovierten Großstadt-Altbauten total hip vorkommen (wo man wegen der frisch abgezogenen Dielen die Schuhe ausziehen muss), gab es auch noch nicht.
    Die 70er waren eine Zeit des Aufbruchs, es gab einen Haufen guter Ideen, viele dachten nach vorne. Auch architektonisch. Schade, dass selbst die ansonsten qualifizierten Kommentatoren dieses Blogs das nicht checken.

  11. Da macht man es sich etwas einfach, wenn man – übrigens mit einigen Jahrzehnten Verspätung – das Thema „Wie hässlich ist es in Industriestädten im Ruhrgebiet“ aufgreift.

    Aus meiner Sicht bieten Städte wie (nur um de beiden prägnantesten Beispiele zu nennen) Berlin und Köln unzählige vergleichbare Fotomotive. Was in Marl dafür fehlt, ist Größenwahn, hunderte verwahrloster Bürger im öffentlichen Raum, der Anspruch, sehenswert zu sein und eine aus Selbstüberschätzung geborene Unfreundlichkeit weiter Teile der Bevökerung.

    Ehrlich: Ich wohne nicht in Marl, würde im Sommer aber lieber dort in der Innenstadt in der Sonne sitzen als an den steuerfinanzierten Hot Spots „unserer“ Hauptstadt, würde auch jede Marler Eckkneipe dem gerade stattfindenden pseudotoleranten Zwangsbesäufnis in der selbsternannten Toleranzmetropole am Rhein vorziehen.

  12. @23/Olly
    Das, was man derzeit (oder gestern) so sehen konnte.

    ruhpottjunge/@29 hat es besser formuliert als ich: „pseudotolerante Zwangsbesäufnis[se] in der selbsternannten Toleranzmetropole am Rhein“.

  13. Wieso glauben einige Kommentierer eigentlich, dass die Hässlichkeit Marls durch die ebenso große Hässlichkeit anderer Stadtplanerverbrechen gemildert wird?

  14. Wieso glauben einige Kommentierer eigentlich, dass sie „die Hässlichkeit Marls“ anhand von zwei plus x Fotos beurteilen können?

    Mir ist übrigens eine hässliche „Innenstadt“ inmitten einer lebens- und liebenswerten Region um einiges sympathischer als durch und durch touristisch ausgeweidete „Schönheit“, die ihres eigentlichen Sinn als Wohn- und Lebensraum schon längst entleert wurde.

    Eine bezahlbare Wohnung in halbwegs ruhiger Lage, ein paar Einakufsmöglichkeiten in der Nähe und so etwas wie Lebensqualität – und wenn es nur ein Bank in der Sonne und ’ne Bude mit kühlem Pils nebenan ist oder ein einfaches Eiscafé mit ein paar Tischen draußen: Mehr bräuchte ich nicht. Ich geh noch weiter: Viel mehr brauchen die meisten nicht. Und deshalb glaube ich auch, dass in Marl die Welt noch etwas mehr in Ordnung ist als inmitten der Städte, die „in“ sind oder „in“ zu sein vorgeben.

  15. Schöner sterben in Marl.
    (Oder hat diese Stadt einen anderen Sinn als durch ihre Trostlosigkeit Menschen in den Selbstmord zu treiben?)

  16. In jeder Stadt ist es trostlos: aber Ecken und Kanten machen doch erst das Feeling aus. Obwohl, wenn es überall so aussieht: Ab nach Berlin ;) Da spielen sich schön und hässlich gegeneinander aus!

  17. @ruhrpottjunge

    Ich teil deine Ansicht nicht. Beton ist tot, wenn antatt von Beton-Skulpturen Bäume stehe würden, wäre es um ein vielfaches interessanter. Beton sollte man meiner Meinung nach nur dort einsetzten wo es notwendig ist!

    Ich versteh auch nicht ganz warum in Marl (und auch anderswo) Beton-Unschönheiten rumstehen. Soll es junge Menschen anregen in Beton-Quadraten zu denken? Vielleicht auch nur die Studienarbeiten von Generationen von Architekten die die Dinger anschließend irgendwo hinstellen. :(

  18. Diese 70er Architektur erinnert mich an meine Kindheit, die Bauten sind genau so hässlich und geschmacklos wie die Schlaghosen und grellbunten Klamotten die ich damals gezwungen war zu tragen. Dazu die Tonnen von Beton die jeden Grashalm unter sich begraben und dem Blick keinen Halt geben. Aber immerhin, die Partnerstadt passt wie die Faust aufs Auge: Bitterfeld-Wolfen.

  19. Stefan, sicher wurdest du am Marler Bahnhof freundlich empfangen. Falls die 400 Kubikmeter Waschbeton der „Empfangshalle“ noch nicht zerbröselt sind.

    Übrigens: Köln sieht zu 80 Prozent ähnlich verbaut aus wie Marl. Dort versucht sogar der Tatort inzwischen, diesen Betonwahn trendy aussehen zu lassen.

  20. Wie viele der Menschen, die hier eine Meinung zu Marl haben, sind wohl schon marl ;-) dagewesen?

    Im Gegensatz zu Betonarchitektur liegt das voll im Trend: Überall mitkommentieren, auch wenn man keine Ahnung hat.

  21. Zu köstlich, diese Diskussion hier. Vielleicht könnten wir unsere Beiträge zur Abwechslung mal in Reimform bringen:

    Ich war noch nie in Marl
    und mir ist’s auch ganz egal,
    solange ich den Grimme,
    nicht gewinne.

    :-)

  22. @ruhpottjunge
    mir sind halt spontan meine ganzen Beton-Erlebnisse bei denen mich das Grauen gepackt hat wieder eingefallen.
    Dann darf man ja mal mitkommentieren, oder?
    Und ja ich brauche mehr als ein Bier, eine Bank in der Sonne und Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe.

  23. Ich beteilige mich nicht an der Diskussion, ob Marl nun mal (nicht „marl“ ;-D) schön sei oder nicht.

    Viel bemerkenswerter finde ich, dass Stefan hier ganz diplomatisch, alles andere würde auch die Gastfreundschaft Marls zurückweisen, einfach nur zwei Fotos unkommentiert in den Blog gestellt hat und heute Abend (oder wann immer er hier reinschauen sollte) in sich hinein gluckst, weil er die entwickelte Eigendynamik amüsant findet.

  24. Das Niveau kann ich unterbieten: Wenn man am Marler Stern vollends in eine handfeste Depression rutschen will, muß man vor ort noch Marla Glen hören. Muhaha! Tätäää!

    Ich binene Kölsche Jung wat willste machen…
    Außerdem ist mein erster Wohnsitz in Berlin und ich kommentiere nur, wenn ich überhaupt keine Ahnung habe. Jetzt fragt mich mal, wie sympathisch mir „ruhrpottjunge“ ist…

  25. Für die Marketingabteilung der Stadt katastrophal,
    der Herr Niggemeier hat Fotos gemacht vom Stadtzentrum Marl.
    Schlecht belichtet im Wintermonat,
    denken viele das die Stadt auch keine Monenten hat.
    Was soll man nur machen oh Himmel oh Graus,
    diese Stadt ist so grau wie die Maus.
    Vielleicht gibt es Geld vom Grimme,
    da ist vielleicht noch ein wenig Grünzeug drinne.

    :)

  26. tadaaaa tadaaaa tadaaaa

    naja ich dachte mir, ich gieß die „Verse“ mal in Beton.

    tadaaaa tadaaaa……

  27. Was sich hier einige so aufregen. Ist doch scheißegal, ob Marl häßlich ist. Ich weiß nichtmal wo es liegt. Ich komme aus einer touristisch breitgelatschten mitteldeutschen Kleinstadt und im Umkreis von 100 Kilometern gibt es rund 5 richtig häßliche Städte mittlerer Größe (und dazwischen noch die geilste Stadt der Welt). Im Endeffekt sind sie alle häßlich. Warum? Stinkende, schwitzende, grölende Menschen, scheißende Köter, Bausünden aus 60 Jahren Wiederaufbau, bekloppte Touristen, gestresste Autofahrer, schmierige Dönerbuden und pseudo-hippe Cocktailbars und Szenekneipen, Linke und Rechte in Bushaltestellen, Parks und Plattenbausiedlungen. Wenn’s geht noch 3-5 historische Bauwerke aus dem Mittelalter, Straßenmusiker und Müll im Rinnstein.
    Ich finde sie alle häßlich, und trotzdem bin ich gern dort. Aber um eine häßliche Stadt zu sehen, muss ich nicht unbedingt nach Marl (habe ich schon erwähnt, dass ich k.A. habe wo das liegt?).

  28. Du hättest noch dieses Zitat aus der Lokalpresse, das sich u.a. hinter dem Link versteckt, unter die Bilder setzen können – Max Goldt wäre grün vor Neid geworden:

    ‚Wieder einmal blickt alle Welt nach Marl. Waren die bisherigen Anziehungspunkte Rathaus, Hügelhäuser, Rundturnhalle, so ist es jetzt der Marler Stern, gebaut für die Zukunft, für die Kinder, die heute in allernächster Nähe spielen und morgen die Verantwortlichen in Marl sind. Marl hat Mut zu verwegener und ausgefallener Architektur. Marl hat einen weiteren Meilenstein in seiner Entwicklung gesetzt. Marl ist und bleibt auch künftig eine Stadt mit Hang zu Höherem.‘

  29. Auch wenn ich nicht der erste bin, der das staunend anmerkt:
    Das ist ein sehr langer Thread für zwei Fotos, die von einer beachtlicher Banalität sind (fotografisch und inhaltlich betrachtet).

    Chapeau, Herr Niggemeier, Sie beherrschen ein Metier.

  30. Und damit ist es wohl an der Zeit, ein berühmtes Gedicht von Robert Gernhardt zu zitieren:

    NACHDEM ER DURCH METZINGEN GEGANGEN WAR

    Dich will ich loben: Häßliches,
    du hast so was Verläßliches.

    Das Schöne schwindet, scheidet flieht –
    fast tut es weh, wenn man es sieht.

    Wer Schönes anschaut, spürt die Zeit,
    und Zeit meint stets: Bald ist’s soweit.

    Das Schöne gibt uns Grund zur Trauer.
    Das Häßliche erfreut durch Dauer.

  31. Letztlich ist ja nicht die Frage, ob ein bestimmter Ort nun hässlicher ist als ein anderer, sondern, wie man mit Hässlichkeit umgeht. Wie Grönemeyer in Bochum schon besang, ist das, was gemeinhin als hässlich bezeichnet wird, zu sein, prägendes Merkmal des Ruhrgebiets mit historischen Wurzeln. Da das bisher aber nicht oder wenig oder nur unsouverän diskutiert wurde, droht gerade im Rahmen der Kulturhauptstadt 2010 eine Leugnung des Charateristischen und die Präsentation des Ruhrgebiet als „schön“ im üblichen Sinne. Aufgegriffen fundiert aufgegriffen wird dieses wichtige Thema aber erstsmals aber in einem Buch, das erst im letzten Jahr erschien: Historie und Hässlichkeit, siehe http://tinyurl.com/2l66rd und http://tinyurl.com/2nkeoo .

  32. @ 9 / Twipsy: interessanter Link. Gibt es tatsächlich eine Sendung beim HR, die „Hauptsache Kultur“ heißt? *schauder*

    @ 54: find ich gar nicht. Stuttgart, Mainz, Frankfurt, Köln oder, ähm, Marl, sind ungleich unattraktiver als Leipzig oder Dresden, to name but a few. :)

  33. @Gregor Keuschnig und Ruhrpottjunge (29, 31)

    Was daran gut formuliert sein soll, darf gerne euer Geheimnis bleiben. Alaaf

  34. @54:
    Selbst da siehts nicht so trostlos aus, wie auf den Fotos. :D

    1974 gabs im Marler Stern sogar einen Beate Uhse Shop. Wat dat damals schon alles gab.

  35. Wann werden alle schreien, dass wir diese Epoche nicht schon längst unter Denkmalschutz gestellt haben? Schon vor vielen Jahren forderte ein NRW-Stadtdirektor, diese „Bausünden“ als Zeichen ihrer Zeit genauso zu schützen wie alle anderen Epochen. Eins ist dabei doch besonders wichtig: Marl hat mit Sicherheit liebenswerte Bürger, die eine solche Diskussion nicht verstehen werden.

  36. Mögen uns unsere häßlichen Innenstädte für alle Zeiten daran erinnnern, daß man Minderheiten respektieren und keine Kriege beginnen soll.

  37. Erinnert mich ein wenig an Prypjat, das könnte aber auch an dem apokalyptischen Himmel liegen.
    Also ich kann dieser Architektur durchaus etwas abgewinnen, monochrome Flächen und einfache geometrische Formen haben auch was…solange man nicht darin wohnen muss.

  38. ich hab auch noch was im reimlexikon gefunden:

    „Zahn der Zeit an Marl arg nagt/ da wo Niggemeier tagt.“

  39. ist marl nicht in der nähe von dülmen? ou man – die ecke ist doch wirklich tot. musste leider mal in der ecke 14 monate wohnen – da bekommt man doch platzangst in den orten…

  40. @ 28:

    Oh. Kennt er nicht die Eigendynamik des sich gemeinschaftlich über etwas Mieses/Peinliches/Unfreiwillig Komisches – Lustig-Machens? Das ist derseelbe Motor, der tagtäglich in Frauengesprächen des Musters „Warst du beim Frisör?! -Ja! – Hab ich mir vorhin schon gleich gedacht, irgendwie hab ich gemerkt dass es so gerade wirkt, aber es steht dir Echt!“ funktioniert: durch gegenseitige Bestätigung der eigenen geschätzten Werte sich das Selsbt vergegenwärtigen. Hier bin ich, das mag ich, das sag ich! :)

    @ knorke:

    „Ich komme aus einer touristisch breitgelatschten mitteldeutschen Kleinstadt und im Umkreis von 100 Kilometern gibt es rund 5 richtig häßliche Städte mittlerer Größe (und dazwischen noch die geilste Stadt der Welt). Im Endeffekt sind sie alle häßlich. Warum? Stinkende, schwitzende, grölende Menschen, scheißende Köter, Bausünden aus 60 Jahren Wiederaufbau, bekloppte Touristen, gestresste Autofahrer, schmierige Dönerbuden und pseudo-hippe Cocktailbars und Szenekneipen, Linke und Rechte in Bushaltestellen, Parks und Plattenbausiedlungen. Wenn’s geht noch 3-5 historische Bauwerke aus dem Mittelalter, Straßenmusiker und Müll im Rinnstein.“

    Gute Deutschlandbeschreibung. Hat Willemsen in „Deutschlandreise“ ungleich mehr Worte gekostet.

    @ 57:

    Wieder die Eigendynamik ;)

  41. @ modran: Limerick nicht, aber Sonett:

    Schau ich mir die Fotos an,
    die Stefan hier hereingezaubert
    -und mit Kritik wird nicht gezaudert-
    wird mir ums Herze fast spartan.

    Marl scheint als Stadt ohne Elan
    wo Belangloses nur wird geplaudert
    der Feingeistige vor Ödnis schaudert
    und selbst das grüne fad ist, plan.

    Doch einmal im Jahr wirds richtig grell
    Im Focus der Nation steht sie
    Und alle Vertreter sind zur Stell:

    Die publikumswirksame Travestie
    verändert Marl über Nacht ganz schnell
    zum Bacchanal der Poesie.

  42. Homage an Marl

    Marl, du hast ein bisschen was von El Lissitzky.
    Die Uhr, die Bank, der See irgendwie,
    Das war mal deutsche Avantgarde,
    jetzt meckern alle: Ach wie Fade!

    Aber Marl,
    was die anderen sagen, ganz egal!
    Was kannst du schließlich für,
    70er Jahre Bauamtswillkür?

    Marl, ich werde Dich besuchen!
    Ich werde deine Bank versuchen!
    Will den Skulpturenpark erleben,
    mag dein Waschbeton mein Herz erheben.

    Vielleicht tauche ich meinen linken Fuß
    in deinen blauen See zum Gruß.
    Und sag mit feuchtem Hühnerauge:
    Auch Tristesse braucht ein Zuhause.

    Dann sitz ich am Ufer und schau auf die Uhr,
    mit Kronen Export sechs Stunden nur,
    Uns seufze leise: Prost auf dich Marl,
    Der Rest der Welt, der kann uns …

  43. @75 Gregor Keuschnig

    Welche? Die geilste Stadt der Welt? Die muß man doch nicht raten! Also wirklich!!!
    Ich geb‘ dir drei Versuche. Und antworten tue ich nur mit ja/nein/vielleicht :-)

  44. @ Schnutinger

    Sehr nett ist diese Stadthomage,
    doch brennt sich in mein Aug‘ die Frage
    ob Ruhm, Ehr und pekuniäre Marge
    Ich niederlege an deiner Trage.

    In anderen Worten, ich will Wissen
    ob dieses nette Mondgedicht
    Mit Witz, Tristesse und Flage hissen
    gewachsen ist auf deinen Mist.

    ;-)

  45. @80 A und D sind falsch. Bleiben noch B und C. Möchtest du jemanden anrufen? ;-)

    @78 Ja. Aber nicht weitersagen, sonst schicke ich meine gross Bruder von die Famile zu dir ;-)

  46. @Stefan:

    Angesichts deiner beiden Fotos beantwortet sich die Frage, was man denn in Marl tun kann, schon fast von alleine. Jawoll, und ich gebe Dir recht, da ist Fernsehen schon das einzig Sinnvolle, was man da tun kann.

  47. Die einen mögen Städte mit wenig Bemerkenswertem und vielen liebenswerten, normalen Menschen. Andere lassen sich bevorzugt in Medienmetropolen in den Allerwertesten ****en.

    Jedem das seine.

  48. Da war mal ein Knabe aus Marl,
    Der sagte „Die Stadt ist so fahl.“
    Marl wurde dann fescher,
    Indem der Verbrecher
    Vom Brunnen die Würfeluhr stahl.

  49. „Die einen mögen Städte mit wenig Bemerkenswertem und vielen liebenswerten, normalen Menschen. Andere lassen sich bevorzugt in Medienmetropolen in den Allerwertesten ****en.“

    Und wieder andere wohnen in normal schönen Städten mit normalen Menschen.

    „Jedem das seine.“

    Oh oh, das geht neuerdings garnicht mehr.

  50. oder so:

    wenn niggemeier fotos macht, gibt die community fein acht – so jeder ihm dann ungeniert `ne fingerdicke brotzeit schmiert.

  51. Marl gras ich am Neckar, marl gras ich am Rhein
    Es streifte die Lippe dies Städtchen so klein.
    Will niemand drin wohnen als Grimme allein.

    Die Lippe der Muse die haucht ihren Kuss
    Mir zart auf die Wange, gerad wie der Fluss
    Auf dem Wege zum Rhein diese Stadt küssen muss.

    Nun lasse ich alle Zurückhaltung sausen
    Und werde als Dichter direkt zum Banausen
    So nenne ich diese Stadt Marl – Grimme lshausen

  52. Nett und adrett scheint’s zu sein,
    Stimmt jeder ins Dichten mit ein.

    Obwohl zwei profane Impressionen,
    die unkommentiert als Eintrag nicht lohnen,
    die Fantasie der Lesenden kitzelt,
    Bis dass ein jeder – ein wirklich jeder –
    über Marl und verkommene Städte witzelt.

    Es scheint der Mensch mag’s gerne schlicht,
    er sucht nach unverzwickten Themen
    Und so bin nun auch ich erpicht,
    Mir Schmonz und Reim herauszunehmen.
    Bis dass der Nigge bang sich fragt,
    Warum ein Bild uns mehr behagt,
    als journalistische Ergüsse,
    und ob er sich verändern müsse.

  53. Knorke sagt: „Das Bild behagt.“
    In Wahrheit geht es andersrum.
    Es hagt nicht be und was ich seh
    erfreute n i c h t das Publikum.

  54. Waschbeton

    Waschbeton zwischen meinen Zehen
    als würd‘ ich je über was anderes gehen!

    Mein Herz wild entfacht
    von all deiner Grimme’schen Pracht

    Marl, Marl, nur du allein
    schaffst es in mein Herz hinein.

    Und lauf ich nun um die Uhr im Stadtzentrum,
    fideldum fideldum fideldum fideldum!

    Mein Blick gerichtet zum Marler Stern
    und denkend, ach wie gern

    würd‘ ich hier leben
    und nach höherem Streben!

    Doch da bin ich allein
    in Frankfurt am Main

  55. ich finde polyphem sollte einen preis bekommen für das beste gedicht. rotwein aus marl oder so. der zweite preis geht meiner meinung nach an frau schnutinger.

  56. Danke für die Blumen, werte Leonie. Sie (die Blumen) dürfen auch im Rotwein sein. Wenn ich mal den verehrten Wilhelm Busch zitieren darf:
    „Rotwein ist für alte Knaben
    eine von den bessren Gaben.“

    P.S.: Obwohl Lübeck eine schönste Stadt ist, muss es kein Rotspon sein. Marzipan aus HL würde ich allerdings akzeptieren. :-)

  57. @Iago
    Das mit den Hexametern muss aber noch besser werden ;-)

    Du siehst, wohnst Du in Marl, nur trostloses auf Erden
    Was anno Siebenzig gebaut, reisst leider keiner ein,
    Wo heute Uhren stehn, wird keine Wiese sein
    Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden.

    Was heute prächtig blüht, Du siehst es nicht in Marl.
    Du siehst nur Betonstein, quadratisch, praktisch, gut.
    Da lacht Dir nicht das Glück, da packt Dich bloß die Wut.
    Nichtsdestotrotz, fass Mut, es ist nicht alles schal.

    Denn Fernsehen kannst Du hier, tagaus, tagein wie nirgends.
    Und kriegst Du auch im Hals ein Unwohlsein, ein würgend’s,
    Vom essen, das serviert wird, zu diesem Fernsehmarathon,

    So weisst Du doch, dass nirgends ein Grimmejuror besser,
    unabgelenkter, konzentrierter, der Aufgabe gemäßer,
    dem Amte dienen kann als hier, in diesem Feld aus Waschbeton.

    (Frei nach Andreas Gryphius)

  58. Hexameter, lieber Peter, ist ein Wort für Klassenstreper!

    Ein Gedicht

    Mir gings vorsätzlich nur um Marl
    Um die Beschreibung jener Quarl
    Die jeden wohlmeinenden Heiner
    im toleranten Blog zum Reimer
    macht.
    Und es war Nacht!
    musst du bedenken,
    da konnt ich Nötigstes nur schenken.
    nicht durch der Rausch in Marl allein,
    zu dichtendem Quasseln bracht mich auch der Wein.
    Der schon seit je her bekannt dafür
    der Wahrheit zu öffnen Tor und Tür.
    Um die zu verbreiten gings mir also nur
    man verzeihe gütigst den Teil ausser Spur

    das Grimm’sche Toben und bissige Gezeter
    schien mir da wichtiger als Hexameter.

  59. @106 (nicht ernst gemeint, fand die Gedichte schön), aber trotzdem:

    So schiebt er denn sein Unbehagen,
    Sein Unvermögen gar, zu reimen,
    Auf all den Wein in seinem Magen?

    Da hat den Rechten er gefunden,
    Um sich vom Makel zu befreien,
    Schiebts auf den Wein, schiebts auf die Stunden.

    Gescheit ist, wer den Wein zum Sünder macht:
    Über den Narren – nicht den Trinker,
    Wird schließlich alle Zeit gelacht.

    … nicht hauen, ich fand nur die Sache mit dem Wein so verlockend! Kein Unvermögen! Bitte nicht krumm nehmen! (Bettel, Lächel, Augenzwinker)

  60. War denn nicht in meinem Gedicht
    der Wein der Sünder, ich der Wicht?
    der willige Handlanger dieses Tranks,
    nur einer von vielen in jener Phalanx
    die sich am Rebensaft versuchen
    um dann denselben zu verfluchen
    da er sie, erst sanft und zart
    am Ende stürzen lässt zu hart.
    Die Resultate der rauschenden Nacht
    werden fast nie auch bei Lichte belacht
    so wähnt wohl manch einer nach erklecklichem Trinken
    ihm würde verlockend die Muse winken
    und schon leuchten ganz besondere Lichter
    und er ruft aus: „Ich bin ein Dichter!“
    Dass dies nicht der Schreibkunst zu danken sei
    liegt am weichen Oberstübchenbrei.
    So wird der tugendhafteste Pfarr
    vom Wein, diesem Sünder, gemacht zum Narr.

  61. Oft hört man, dass Architekten und Stadtplaner Möchte-gern-Künstler auf Ego-Trip sind.

    Richtig, geht es ihnen doch weniger darum, in aller Bescheidenheit Lebensraum für Menschen zu schaffen.

    Wer ab und zu mal Kontakt mit den Egozentrikern dieser Kaste hat, wird beobachten, dass bei ihnen ihre eigene „künstlerische“ Selbstverwirklichung durch möglichst spektakuläre Projekte im Vordergrund steht.

    Schon mal aufgefallen, dass sich diese Machwerke gar nicht ins gewachsene Stadtbild einfügen sollen, sondern wie abgestürzte Raumschiffe jegliche Harmonie ins Ungleichgewicht bringen und – als wären sie allein auf der Gebäudewelt – aus den anderen Gebäuden/Kunstwerken herausragen sollen ?

    Was schliesslich zum Piepen ist, sind die heute üblichen „Gebrauchsanweisungen“ aus der Reihe der eingeweihten Mitläufer, die aus Ermangelung an Substanz ein wunderbar visionäres Gedankengespinst konstruieren und zum Besten geben.

    Welcher normalsterbliche Laie traut sich danach noch Kritik bei den Göttern anmelden ?

Comments are closed.