Marlzeit (5)

So. Feierabend. Jetzt aber wirklich.

Auf dem Rückweg von Marl habe ich im Zug die ganze Zeit geschlafen, und als ich in Berlin aufstand, hatte ich das Gefühl, dass mich alle Mitreisenden im näheren Umkreis mit dieser Mischung aus Mitleid und Belustigung, Neugier und Genervtheit ansehen, ganz so also, als hätte ich über Stunden sehr peinlich geschnarcht, was leider nicht unwahrscheinlich ist.

Jedenfalls findet diese dramatische Artikelserie heute ihren Abschluss und Höhepunkt, indem ich Ihnen mitteilen kann: Wir haben fünf Grimme-Preisträger gefunden, die am 4. April im Stadttheater Marl ausgezeichnet werden. Ihre Namen wird das Institut irgendwann in den nächsten Wochen bei einer Presse-Konferenz bekannt geben, genau wie die der Jurys für Information/Kultur und Unterhaltung, und bis dahin darf keiner was sagen.

Wir haben am Ende wirklich noch gebettelt, ob es nicht doch eine Möglichkeit gäbe, wenigstens sechs Preise zu vergeben, wenn schon nicht die neun oder zehn, die wir eigentlich gebraucht hätten. Zwischenzeitlich gab es bei einer der vielen Abstimmungen sogar einen Gleichstand, ausgerechnet zwischen dem fünften und sechsten Platz, und als sei das alles nicht nervenaufreibend genug gewesen, stellte sich heraus, dass ein Juror das ganze Abstimmungsprinzip nicht verstanden und sich, nun ja: verwählt hatte. Aber ich fürchte, der Versuch, darüber zu schreiben, ohne die konkreten Sendungen zu nennen und die Debatten, die sich an ihnen entzündeten, wäre noch uninteressanter als die Berichte der letzten Tage.

Es ist vorbei, das Ergebnis steht fest, es ist, glaube ich, eine ordentliche Mischung aus Favoriten und Überraschungen, großem und kleinem Fernsehen (und vor allem großem kleinen), und eine frühlingshafte Sonne tauchte die glückliche kleine Stadt Marl zum Abschied in ein warmes Licht.

20 Replies to “Marlzeit (5)”

  1. stellte sich heraus, dass ein Juror das ganze Abstimmungsprinzip nicht verstanden und sich, nun ja: verwählt hatte
    Das Verwählen ist eines der Kennzeichen von Wahlen; man sieht das an so manchen Ergebnissen.

  2. „….Aber ich fürchte, der Versuch, darüber zu schreiben, ohne die konkreten Sendungen zu nennen und die Debatten, die sich an ihnen entzündeten, wäre noch uninteressanter als die Berichte der letzten Tage…..“

    Überhaupt nicht! Erst anfixen und dann das Pubklikum im Regen stehen lassen; jetzt wollen wir die ganze Groteske.

  3. Ich nominiere „Marlzeit 1-5“, die beklemmenden Insider-Sozialreportage über das Leben und Wirken eines Grimme-Juroren, hiermit für einen Grimme Online Award ;-)

    Alle Kategorien wären zutreffend:
    „Information“ für „herausragende Beiträge des Online-Journalismus und der Informationsvermittlung“.
    „Wissen und Bildung“ für die „Vermittlung von allgemein relevanten Wissensinhalten“ (Abstimmungs- und Auswahlverfahren).
    „Kultur und Unterhaltung“ für ein Projekt von „hohem inhaltlichen und formalen Niveau“ (allein schon für die Bilderserie und Episodenform…)

  4. @Stefan: Vielleicht bist du Opfer des Sports „Betrunkene bemalen“ geworden und wurdest deshalb seltsam angeguckt. Schonmal im Spiegel nachgeschaut, ob du einen Edding-Schnauzer oder eine Filzstift-Brille hast?

  5. Vielleicht kannst du die ach so uninteressante Geschichte ja nach der Bekanntgabe der Siegertitel erzählen? Wir brauchen unseren Stoff …

  6. Danke, für diese kleine Serie. Ich habe sie sehr gerne gelesen und ich mochte deine Beschreibung der Leidenschaft, mit der diskutiert wurde. Glaub ich gern. Ulkigerweise hatte ich genau dieselben Sätze im Kopf, als ich an etwas beteiligt war. Es ist schön, dass es das immer wieder gibt.

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