Jetzt wird zurückgelogen

Marcus Böttcher vom „Express“ fand sich richtig schlau. Das geht vermutlich vielen so, wenn sie über Paris Hilton berichten. Es ist ja auch so leicht. Marcus Böttcher also schrieb am vergangenen Donnerstag:

Achtung, Achtung. Es folgt Teil 154 in der Serie „Wie doof kann man sein??“ Stargast wie fast immer: Fräulein Paris Hilton. Denn deren persönlicher Guru entpuppte sich jetzt als Schauspieler.

Böttcher schrieb, wie der angeblich erfolglose Schauspieler Maxie Santillan Jr. sich als Schamane ausgab, denn — Böttcher kennt sich aus:

Die Dienste eines solchen — Segnen, Predigen, aus buddhistischen Schriften vorlesen — sind in Hollywood schließlich gefragt. Auf zu vielen Menschen hier lastet das schlechte Gewissen nach zahlreichen Suff-Sex-Promi-Partys.

Mit Paris Hilton (27) hat Maxie Santillan allerdings das ganz große Los gezogen. Denn die Hotelerbin trifft sich mit ihm nicht im dunklen Kämmerlein, sondern schlendert mit ihrem neuen Freund durch Los Angeles (EXPRESS berichtete).

Hahaha, die Hilton, blöde Kuh, fällt auf einen Schauspieler rein! Sicherheitshalber fragte Marcus Böttcher bei einem anderen Fachmann nach: Michael Kneissler. Er nennt ihn „Society-Experte“, und tatsächlich spricht der Journalist ungefähr ununterbrochen Fernurteile und -diagnosen über das Privatleben von mehr oder weniger prominenten Menschen in irgendwelche Kameras oder Mikrofone. Kneissler also sagte Böttcher auf die Frage, ob durch das „Outing“ nun die „Freundschaft“ Hiltons zu dem Schein-Schamanen gefährdet sei:

„Nein. Durch ihn hat sie wieder weltweite Aufmerksamkeit bekommen. Auch wenn er sie als unechter Guru zum Deppen gemacht hat.“

Nein. Die Deppen in dieser Geschichte sind Michael Kneissler und Marcus Böttcher. Und in einem Abwasch gleich all ihre vermutlich zigtausend Kollegen, die das Leben von Stars — oder das, was uns mithilfe von Paparazzi-Fotos, PR-Geschichten und Halb- und Unwahrheiten als solches vorgegaukelt wird — alltäglich zu bunten Märchen oder hämischen Abgesängen verarbeiten. Denn die Geschichte mit dem Schamanen war eine einzige Verlade. Paris Hilton hat sie mit Ashton Kutcher („Punk’d“) in Szene gesetzt, um sich an den skrupellosen Paparazzi, ahnungslosen Möchtegern-Society-Experten und überheblichen Boulevardfantasten dieser Welt zu rächen. Die Sendung heißt „Pop Fiction“ und läuft auf dem amerikanischen Sender E!, ist aber auch im Internet zu sehen. In vorerst acht Folgen sollen 20 — teils höchstkarätige — Prominente ihr Spiel mit der gutgläubigen Medienmeute spielen.

Auf die Schamanen-Geschichte sind alle reingefallen – und der grenzenlos hämische Tonfall, in dem sie sich über die wieder einmal völlig verrückte Paris Hilton lustig machen, spricht für sich selbst.

Weit vorne in die deutschsprachige Deppenliga hat es auch der „Berliner Kurier“ geschafft, der so „berichtete“:

Die Schamlose und der Schamane Paris Hilton jetzt mit Guru: Kann der Zottel sie zu einem besseren Menschen machen?

(…) Chihuahua Tinkerbell war einmal. Paris Hilton hat ein neues Schoßhündchen: Sie führt jetzt einen Schamanen spazieren. (…)

So konnten die Fotografen mitverfolgen wie Mönch Namenlos ihr segnend die Hand auf den Kopf legte und ihr Haar streichelte. Wie sehr sie diese Berührung veränderte, führte Paris auch gleich vor. Beim Verlassen des Lokals nahm sie ihr Diamantherz-Halsband ab und schenkte es einer Studentin. Paris sagte dazu von sich selbst gerührt: „Mein Guru hat mir gesagt, dass ich das tun soll. Denn Schenken ist die größte Gabe für einen selbst.“ Doch die Millionärin hatte sich für ihre Ich-bin-jetzt-ein-Gutmensch-Aktion die Falsche ausgesucht. Die beschenkte Studentin kündigte an: „Das Halsband verkaufe ich bei Ebay“. Für manchen ist Versteigern eben eine noch größere Gabe …

(Ja, auch die Verschenk-Aktion stand im Drehbuch, die vermeintliche Studentin war eingeweiht.)

In der „B.Z.“ fantasierte Annika Hennebach: „Paris Hilton sucht Zuflucht bei Schamanen“, auf Bild.de glaubte Gerlinde Jänike: „Paris Hilton hat einen eigenen Guru. Einen richtigen, echten, mit grauem langen Bart, einen Schamanen“, und vanityfair.de fabulierte angesichts des unerklärlichen Begleiters: „Vielleicht liegt es am teuflischen Einfluss ihres Freundes Benji Madden (…).“

Beeindruckend ist, dass die versammelte Boulevardmeute auch dann noch nicht daran zweifelte, wer klug ist (sie) und wer dumm (Paris Hilton), als herauskam, dass Hiltons Begleiter nur ein Schauspieler war — nicht nur dem „Express“ ging das so. Das Paparazzi-Blog Viply.de schrieb:

Wie peinlich, Paris hat sich mal wieder selbst übertroffen! (…) Offenbar konnte [der Schauspieler] eine Aufbesserung des „Taschengelds“ gut gebrauchen – so wie Paris ein „ernsthafteres“ Image. Nur wenige Tage zuvor beklagte sie ihr Los in einem Interview: „Die Leute wissen gar nicht, wie ich wirklich bin und das macht mich wütend! (…)“ — Ein weiterer ihrer Schüsse, der nach hinten losging.

Auch Avril Lavigne führte in der Premierenfolge von „Pop Fiction“ die Weltöffentlichkeit in die Irre — dadurch, dass sie eine Andeutung von Bauch trug. Wie absurd sich das liest, wenn die daraus resultierenden Spekulationen bis in die traurigsten Verästelungen des Boulevardbetriebs durchsickern, demonstriert schön viva.tv:

Avril Lavigne – Schwanger? Der Babyboom in Hollywood nimmt kein Ende!

Nach Jennifer Lopez, Christina Alguilera und Nicole Richie ist nun auch bei Sängerin Avril Lavigne angeblich der Storch gelandet.

Zwar wurde ihre Schwangerschaft noch von keiner Seite bestätigt, doch laut viply.de könnte man sich allmählich sicher sein.

Avril und ihr Ehemann Deryck kauften vor kurzem Babykleidung ein und vergaßen dabei ein noch viel interessanteres Indiz in ihrem Auto. Ein Ultraschallbild! Sehr verdächtig, finden wir!

Genauso verdächtig ist Avrils neue Art sich vorwiegend „bedeckt“ zu kleiden. Da wird die Kapuzenjacke überm Bäuchlein sachgemäß zugezogen, um ja keine Rundungen hervorblitzen zu lassen.

Diese „Pop Fiction“-Aktion ist grandios — und überfällig. Die Sendung zeigt die immer wieder unfassbare Zahl, Allgegenwart und Aggressivität der Fotografen, und mit welcher Geschwindigkeit und Wucht und welchem Desinteresse an Tatsachen aus einem harmlosen Anlass Titelseiten und weltweite Schlagzeilen fabriziert werden. Sie ist eine Art Notwehr der Prominenten – und wirkt, im Idealfall, medienpädagogisch: Je mehr dem Publikum bewusst ist, dass all die „Star-News“, mit denen sie von Viva über „Bunte“ bis „Spiegel Online“ überflutet werden, im Zweifelsfall reine Erfindungen sind (der Medien oder der Stars selbst), um so größer ist die Chance, dass das Interesse an diesem Genre wieder sinkt. Oder man sich wenigstens darauf einigt, dass man sich dann die Geschichten gleich ganz ausdenken kann, ohne dafür echte Menschen zu behelligen, und vielleicht davon absehen kann, zu versuchen, Britney Spears oder Amy Winehouse in den Tod zu treiben.

Und wenn Leute wie Marcus Böttcher und Michael Kneissler in Zukunft öfter ausgelacht werden, ist schon viel gewonnen.

103 Replies to “Jetzt wird zurückgelogen”

  1. So sehr mir Paris Hilton auch sonst auf den Geist geht, diese Aktion finde ich klasse. Denn die Klatschpresse, die die tatsächlichen oder vermeintlichen Ausrutscher dieses „Partygirls“ als Sensation verbreitet, geht mir noch viel mehr auf den Geist.

  2. Das wird die Presse keinen Deut interessieren. Wenn doch, werden sie wieder eine große Paris Hilton-Schlagzeile draus machen und damit wieder Geld verdienen. Wo Paris Hilton oder Britney Spears drauf steht, das wird gekauft.

  3. würd mich ja mal interessieren, ob über diese sendung jetzt irgendjemand berichtet?!
    wär ja eigentlich ein schuss ins bein

    ich find die babysache zwar bezeichnend aber nicht sooo lustig, die schamanennummer ist großes kino

  4. Schöner Beitrag.

    Richtig spannend wirds wohl, wenn die Politiker solche Aktionen starten. Mh…, oder sollten die vielleicht schon heimlich damit angefangen haben?

  5. Naja, zumindest hier in Deutschland haben wir jetzt aber wohl eine Baum im stillen Wald-Situation. Jenseits Deines und ein paar anderen deutschsprachigen Blogs wird die wirkliche Geschichte kaum jemand berichten. Und ich zweifele mal ganz stark daran, dass das in den Korrekturspalten prominent auftauchen wird. Paris versendet sich und am Ende hat die Presse doch wieder recht. In der Mehrheit der Köpfe jedenfalls.

  6. Tja hmm was soll man dazu sagen.

    Wird jetzt hier beschworen, dass gefälligst die ganzen Blätter nur noch Lügen erfinden sollen so wie in den Oma-Zeitschriften, wo im gleichen Monat Steffi Graf ein Baby in die Hand gedrück wird (von Michael Bartels) und sie in der nächsten Zeitung bereits „seit Monaten“ von diesem getrennt lebt („von uns aufgedeckt!“) – so gesehen während meiner Zivizeit auf dem Nachttisch einer Patientin.

    Und sind etwa die „21cm Prügel Typ besorgt’s schwedischem Zwillingspärchen“-Geschichten in der Coupé auch alle erfunden?

    Wen interessiert das beim einhändigen Lesen auf’m Klo?

    Das Caroline-Urteil bezieht sich aber gerade auf die Oma-Blätter und hier ging es neben der verletzung des Rechts am eigenen Bilde in unsäglicher Situation doch auch um erfundene Geschichten. Und? Hat es was an den Auflagen geändert?

    Der Grund für die Geschichten ist die geifernde Masse dahinter, die nach diesen giert. Der Grund, warum es Zeitungen wie die „Bild“ gibt, ist der mangel an Medienbildung – und der Mangel an Intelligenz an sich.

    Mit wie vielen Leuten musste ich schon auf Partys das Gespräch über die 3000 Juden führen, die vor den Attentaten auf das World Trade Center gewarnt wurden. Aber, um mich dann auch selbst zu kritisieren, wie viele Jahre habe ich mich auf Spiegel Online informiert, nur um bei jedwedem Thema, wo ich Hintergrundwissen besitze, festzustellen, dass da vollkommener Quatsch berichtet wird. Oder, um mal die Jungs von bitsundso.de (ich nenn sie gerne labernundso.de) zu zitieren: „Wenn ich dann z.B. über Börse was lese und mir denke „oh, ah, investieren“, ist das dann besser recherchiert?“.

    Nein.

    Ich lauf ja mittlerweile nur noch hier und auf Tagesschau.de rum, weil ich sonst gar nicht mehr weiß, wo ich mich informieren kann, weil ja sonst keine Sau richtig recherchiert. Informationen sind zu Newsbits verkommen, zu mundfertig abgepackten Informationsbissen. So sehr, dass man bei Letterman und Leno immer explizit dazu sagen muss „this is a true story“, weil die lachgeile Menge sonst einfach drüber hinweg gehen würde nach dem Motto „eh erfunden, ha ha ha“.

    Es ist doch so, wie es gestern auf Bildblog stand. Eigentlich, ja eigentlich gibt es viel mehr Geschichten, die gar nicht wahr sind. Eigentlich wird da viel mehr Schindluder betrieben. Da kann man aber nicht drüber berichten, denn dann müsste man die Privatsphäre dieser Menschen noch mehr auswalgen.

    Mir bleibt dann bei solch einer hilflosen Aktion von Superprominenten eigentlich nur das Lachen im Halse stecken. Was ist denn da das Lustige, dass sich ein paar Boulevard-Journalisten verritten habe? Was ist denn ekliger? Gammelfleisch oder die Leute die es fressen, weil sie so stolz auf den 1-Euro-Döner vom Alexanderplatz sind?

    Als ich letztes Jahr in Erkner für 3 Euro nen Döner gekauft habe, wurde ich ausgelacht.

    So sieht’s doch aus.

  7. we can haz aufmerksamkeit. lol
    ich bin dafür das neue genre „späße mit gelockter kamera“ zu nennen.
    führte der berliner kurier die einschlägige bestenliste nicht schon immer an? wenn man morgens in der u-bahn auf nüchternen den kurier ins gesicht gehalten bekommt hält man bild für qualitätsjournalismus.

  8. Verstehe die Aufregung nicht. Ziel der Sendung war es, die Presse mit falschen Informationen zu füttern. Muss man jetzt herumniggemeiern, dass Journalisten eine nicht sonderlich verwunderliche Meldung über Frau Hilton gefressen haben? Frau Hilton freut sich höchstens, dass ihr Name auch in diesem Blog fällt. Falls sie ihn wirklich liest.

  9. Menschen die man im TV sieht, kann man ja entweder sympathisch oder unsympathisch finden.
    Die selbsternannten Society-Experten gehören eindeutig und durch die Bank weg zu den Unsympathischen.
    Sind selbst total lächerlich, aber meinen sich über irgendwelche Promis lustig machen zu können.

  10. @mspro (6): „Naja, zumindest hier in Deutschland haben wir jetzt aber wohl eine Baum im stillen Wald-Situation. Jenseits Deines und ein paar anderen deutschsprachigen Blogs wird die wirkliche Geschichte kaum jemand berichten.“

    Lustigerweise wurde gestern in der Pro7-Quatschsendung taff die ganze Geschichte richtig dargestellt. Immerhin.

  11. @10: Natürlich ist die ganze Geschichte genau so glaubwürdig oder unglaubwürdig wie diverser anderer Kram der da so, äh, berichtet wird auch. Was es aber sehr schön zeigt ist wie beliebig dabei alles ist, kein Mensch überprüft irgendetwas (was vielleicht bei der Relevanz der Themen aber auch noch alberner wäre), es wird einfach geschrieben und geschluckt, völlig egal ob wahr oder erfunden und wenn letzteres von wem.
    Was ich auch nett finde ist dass mal aus anderer Perspektive dieses unsägliche auflauern und belästigen durch Paparazzi gezeigt wird.

  12. 1) Warum läuft PopFiction ausgerechnet bei „E!“?
    2) Warum ist Paris Hilton der Protagonist der ersten Episode?
    3) Wie war noch mal das Prinzip der ebenfalls von Ashton Kutcher produzierten Serie „Punk’d“?

    4) Warum wundert es mich nicht wirklich, dass meine 3-jährige Tochter die Überraschungseier, die sie hin und wieder bekommt, tatsächlich isst?
    5) Warum darf sie überhaupt Schokolade naschen?
    6) Wird meine Tochter jemals das Abi schaffen?

  13. Sehr schöne Idee.
    Fand Ashton Kutcher in Punk´d schon immer sehr amüsant.
    Klar kann man immer sagen, dass Promis ja auch von der Berichterstattung in den Medien profitieren, doch der widerwärtige Ton und das Warten auf das kleinste Straucheln von Personen, die man eben noch über den grünen Tee gelobt hat, hat schon was extrem parasitäres.
    Gestern wurde bei RTL mehrfach eine Szene gezeigt, wie irgendeinem DSDS-Nobody in einer bayrischen Dorfdisko ein Bierglas ins Gesicht geworfen wurde – die Szene mehrfach hintereinander geschnitten und mit „lustigen Geräuschen“ unterlegt – da kam mir kurzfristig das Essen wieder hoch, zumal der begleitende Kommentar dermaßen verächtlich und niederträchtig war, dass ich kurzfristig die Löschung von RTL aus meiner Senderliste in Erwägung zog.
    Aber dummerweise läuft bei denen D. House, also haben sie noch eine Gnadenfrist bekommen…

  14. Schon seit langem stolpere ich hin und wieder über meine „Lieblings“-Society-Expertin Sybille Weischenberg, die im deutschen Unterschichtenfernsehen allgegenwärtig zu sein scheint und wundere mich immer wieder aufs Neue, wie man tagtäglich mit solch Selbstsicherheit und solch Arroganz und Anmaßung Menschen aburteilen kann, die man gar nicht kennt. Das nun sie (hoffentlich auch Sie konkret) und Ihre Gilde mal so schön einen vorn Dätz kriegen, find‘ ich ja sowas von goil! Danke für den Hinweis!

  15. […] Jetzt wird zurückgelogen (stefan-niggemeier.de) “Die Deppen in dieser Geschichte sind Michael Kneissler und Marcus Böttcher. Und in einem Abwasch gleich all ihre vermutlich zigtausend Kollegen, die das Leben von Stars – oder das, was uns mithilfe von Paparazzi-Fotos, PR-Geschichten und Halb- und Unwahrheiten als solches vorgegaukelt wird – alltäglich zu bunten Märchen oder hämischen Abgesängen verarbeiten.” […]

  16. Schließe mich 2. an. Ansonsten würde es ja auch nicht bildblog geben. Oder glaubt jemand, die Journalisten dort wären so naiv oder blöd, dass sie nicht wüssten, was sie für einen Scheiß schreiben. Gleiches gilt natürlich für die Omablättchen. Würde mich kein Stück wundern, wenn ich hier irgendwann lese „Jeder zweite Artikel frei erfunden“.

  17. @Onkel: Und ich möchte dir etwas Klee anbieten, wenn du mir dafür den Tee gibst. ;-) Aber du hast verdammt Recht – die Off-Kommentare, Vertonungen und Animationen, mit denen der Kandidatenausschuss bei DSDS in die Pfanne gehauen wird, sind extrem schmierig, widerwärtig und oft geradeheraus menschenverachtend. Dagegen sind Bohlens Sprüche wirklich nicht besorgniserregender als ein „Du bist doof“ im Kindergarten.

    Und zum Thema: Ich kenne einen Katzenbesitzer, der mal hundertfünfzig Mark dafür bekommen hat, dass er sich für eine Illustrierte mit seiner Katze auf dem Arm vor einem Müllcontainer fotografieren ließ. Das Bild erschien dann in dem Blatt zusammen mit der Story, irgendwelche herzlosen Verbrecher hätten diese schnuckelige Katze einfach in einem Karton in diesen Container geworfen und mein Bekannter hätte zufällig ihr Miauen gehört, das ihm das Herz gebrochen habe, und sie sei ganz ausgemergelt gewesen und er habe sie mühsam wieder aufgepeppelt usw… Ich hörte verspätet davon und wollte mir die Ausgabe kaufen, aber ich kam zu spät, es war schon die nächste Nummer dran. Darin fand ich dieselbe Geschichte mit einer Frau und einem Hund.

    Ich finde den Beitrag da oben sehr gut und die Idee dieser Sendung auch. Wer die Relevanz nicht versteht, sollte vielleicht nochmal in Ruhe den Satz lesen, der mit „in den Tod zu treiben“ aufhört. Mich verbindet herzlich wenig mit Britney Spears, aber sie hat das Recht auf ein Mindestmaß an Respekt und Privatsphäre, genau wie die anderen, egal wie blöd ich es finde, was sie auf der Bühne machen. Wer prominent ist, muss es wohl hinnehmen, dass Leute sich über ihn die Mäuler zerreißen, denn darin besteht ja gerade die Prominenz – aber er sollte nicht hinnehmen müssen, entrechtet zu werden wie ein Fuchs bei der Fuchsjagd. (Paparazzi sprechen ja sogar vom „abschießen“.) Und die Reporter, die nicht mehr kapieren, dass sie es mit Menschen zu tun haben, sollten sich Gedanken über ihre seelische Gesundheit machen.

  18. @Sebastian: „So sehr, dass man bei Letterman und Leno immer explizit dazu sagen muss „this is a true story”, weil die lachgeile Menge sonst einfach drüber hinweg gehen würde nach dem Motto „eh erfunden, ha ha ha”.

    Aber man kann doch dem Publikum einer Comedysendung nicht „Lachgeilheit“ vorwerfen? Was soll das denn jetzt bitte beweisen? Letterman und Leno beschäftigen Gagautoren, nicht Journalisten. Wenn die mal etwas Nachrichtenähnliches widergeben, wird das eben à la „Sachen gibt’s…“ gekennzeichnet. „True story“ wird übrigens an alles angehängt, was auch nur im entferntesten an irgendeine Wahrheit angelehnt ist, selbst wenn die Wiedergabe in Richtung Radio Jeriwan geht.

    m.E. sind Zeitungen übrigens dazu da, überblickartige Informationsbissen zu produzieren. Für alles andere gibt es Bücher. Problematisch sind „Informationsbissen“, die völlig falsch sind; das ist aber nicht dasselbe wie eine Verkürzung. Die lässt zwangsläufig Dinge aus, sonst wäre jede Zeitung einige hundert Seiten lang und das Konzept „Tageszeitung“ wäre einfach tot. Wer zu etwas eine ausführliche Expertenmeinung will, verlässt sich doch nie und nimmer auf Tageszeitungen. Wenn doch, ist das wirklich bedenklich.

  19. Eine andere Reaktion auf den Star-Rummel ist die Serie „Dirt“. Während man sich in der ersten Staffel nicht ganz sicher war, welchen Weg man einschlagen sollte, hat man nun wohl den Vorschlaghammer gewählt. Geschickt verwobene Storylines wurden durch komplizierte Schnittfolgen ersetzt, der Mystery-Ansatz fallen gelassen und die diverse Figuren schnell und spurlos entsorgt.

    Die zweite Folge heißt „Dirty Slutty Whores“ und vermengt die Klatsch-Stories des Jahres 2007: Paris Hilton im Knast, der volltrunkene Hasselhoff und dann noch Alec Baldwins Telefonanrufe mit seiner Tochter.

    Um das Ganze etwas spannender zu gestalten, gibt es jeweils einen neuen Twist: Der Hasselhoff-Baldwin-Charakter war nicht volltrunken, sondern wollte die Karriere seiner Tochter fördern. Und Milan-Paris reist nach Asien und wird dort wegen Drogenbesitzes mit drei Stockschlägen bestraft.

  20. Wie lange dauert es, bis es bei uns läuft?
    Grönemeyer turtelt mit ’nem Mann – Bohlen wohnt gar nicht in Tötensen – Heesters wird seit Jahren gedoublet – No angels haben einen song geklaut – Günter Jauch hat gar kein Privatleben …

  21. Mal wieder ein geniales Konzept des (Selbst-)Marketingexperten Ashton Kutcher.
    Und die A-Promis machen alle mit weil sie die Hassliebe auf die Regenbogenpresse eint. Das Problem dabei ist wohl nur wie oben schon mal vermutet, dass – falls es überhaupt eine Richtigstellung gibt – sehr viel weniger Leute die bei TMZ, Vanity Fair, Berliner Kurier, Express & Co. nachlesen werden als diese Meldung. Paris Hilton hat einen Guru? Passt ins Weltbild. Avril Lavigne ist schwanger? Gut möglich. Liegt voll im Trend (gute Gelegenheit andere schwangere Stars zu zeigen) und nichts dran auszusetzen, hat ja wie überall ausführlich bebildert geheiratet.

    Und E! profiliert sich als Sender mit den „korrekten“ Promi-News, obwohl sie selbst ständig „Society-Experten“ ohne Ahnung einsetzen. Weil sie keine Originalbilder bekommen oder bezahlen wollen. So wird bei Sendungen mit bezeichnenden Titeln wie „The True Life of XY“, „XY Style Star“ und „XY True Hollywood Story“ eben häufig nicht der Filmausschnitt gezeigt sondern höchstens ein paar Symbolphotos um dann voyeuristisch mit dutzenden von Ahnungslosen die den Star zum großen Teil nie getroffen haben drüber reden zu können. Ein paar echte Bekannte tauchen auch auf, aber nicht viele, denn die sehen beim Tratschen ja nicht so gut aus. Bei der Oscar-Verleihung zeigt E! z.B. weltweit live ausschließlich die Ankunft der Stars auf dem roten Teppich inkl. Sofortkritik einer zweitklassigen Modeschöpferin wer denn gut in Abendkleid und Anzug ausgesehen hat. Und das wird dann bis zum Erbrechen wiederholt. Wer dann drinnen einen Oscar gewonnen hat ist ja nicht wichtig…

  22. Wie kommt ihr auf die Idee, die Hälfte der Storys in „Coupé“ sei erfunden? Das ist doch eine unverschämte Unterstellung. Nie und nimmer ist die Hälfte der Geschichten dort wahr! Die sind ALLE erfunden. Das Dingens ist doch wie MAD. BILD auch.

  23. „Je mehr dem Publikum bewusst ist, dass all die „Star-News” … im Zweifelsfall reine Erfindungen sind … um so größer ist die Chance, dass das Interesse an diesem Genre wieder sinkt.“

    Natürlich nur wenn man sich zuvor _überhaupt_ dafür interessiert hat.

  24. @DerWobbler: Monitor hatte vor einigen Jahren eine schöne Story gemacht und coupe-Kunden am Kiosk befragt. Es war erschreckend, wie viele offen zugaben, den Mist zu glauben.

    Besonderer Clou: Coupe hat eine Fotogeschichte gemacht, wie tapfere Coupe-Mitarbeiter Hunde aus einem grausamen Tierversuchslabor befreiten. angeblich wurde die Redaktion mit Zuschriften von Leuten überschüttet, die die Hundchen adoptieren wollten.

  25. Gute Idee.
    Gibt dem Boulevard zwar auch Futter (das ist unausweichlich), aber es ist gut, die Paparazziverfolgung zu zeigen. und spass machts auch.

    Interessant fand ich noch diesen Aspekt:
    Am Ende der Hilton-geschichte wird der Boulevard von der Sendung pop fiction reingewaschen, weil er die Differenz aufmacht: ist es „real“ oder „pop fiction“?

    In Zukunft könne man sich nicht sicher sein, ob die Geschichte nicht von Pop fiction erzeugt worden wäre. Dies impliziert, das die restlichen Geschichten stimmen, was mit vorherigen Aussagen im pop fiction Interview mit Hilton im widerspruch steht.

    Das ist ein Eigentor, zumindest wenn man den Machern mehr Motive unterstellt als mal Spaß zu haben (und Geld zu verdienen).

  26. Tja das kann man wirklich keinem Boulevard Journalisten antun! Echte Recherche treiben! Wie soll man da auf seine 3 Gerüchte-Artikel pro Tag kommen?
    Wie auch andere hier schon anmerkten kann ich die ewigen Nachrichten über Paris Hilton nicht mehr hören, allerdings ist diese hier doch wirklich angenehm.
    Wer übrigens sagt er könne Paris Hilton persöhnlich nicht leiden sollte sich mal überlegen ob er nicht selber auf diese fabrizierten Geschichten hereinfällt.

  27. „Britney Spears oder Amy Winehouse in den Tod zu treiben“: Das ist mir dann doch eine Nummer zu groß. Beide „Künstlerinnen“ verdienen ganz gut an der Medienmaschine, die eben nicht nur die ruhmreichen, sondern auch die weniger ruhmreichen Seiten der „Stars“ thematisiert. Für Drogen und gegen ein anständiges Leben haben sich die beiden schon noch allein entschieden.

  28. Nächste Woche bei Pop Fiction:

    Britney Spears enthüllt: Sie verarscht die Paparazzi schon seit 2004 – beginnend mit der Hochzeit mit Kevin Federline. Höhepunkte der Verarsche: 2 Schwangerschaften inkl. Geburt, Glatze, diverse psychische Zusammenbrüche, den Abschluss bildet die gefakte Entmündigung durch den Vater.

    Ich hab mir ganz ehrlich schon vor einiger Zeit überlegt, warum die Promis die Journalisten und Paparazzi nicht pausenlos verarschen. Jeden Tag ein neuer Freund/Freundin, Glaubensrichtung, Berufspläne, Weltansichten,… Aber es ist wohl einfach so, dass die Promis gewisse Leute nicht verärgern wollen. Geht ja schließlich um Geld und Ruhm…

  29. ~ Now I’ve been praying
    For some way to show them
    I’m not what they see
    Yes, I have done wrong
    But what I did I thought needed be done
    I swear ~

  30. Ich kann mir zwar beim besten Willen nicht vorstellen, dass auch nur einer dieser Society-Drecksperten einen Hauch von Selbstkritik an sich heranlässt, aber mich freut´s diebisch… (seit vor einiger Zeit mal zehn Punkt 12 Berichte oder so innerhalb kürzester Zeit mit den Worten „Oh Nein, nicht schon wieder Paris Hilton“ begonnen haben, kann die Frau von mir aus machen, was sie will, das Gejammer über ihre Medienpräsenz ist auf jeden Fall mindestens eine Stufe verlogener)

  31. „Doch die Millionärin hatte sich für ihre Ich-bin-jetzt-ein-Gutmensch-Aktion die Falsche ausgesucht.“

    Oha. Der Berliner Kurier verwendet PI-Vokabular… o_0

    Nico: „Unfassbar. Da werden in Zukunft sogar Boulevard-Journalisten zu enrsthafter Recherche getrieben…“

    Nicht wirklich. Die Sache wird ähnlich verlaufen wie nach Prinzessin Dianas Tod: Diejenigen Paparazzi, die noch Rückgrat besitzen, werden sich eine Weile schämen, um dann wieder so weiter zu machen wie gehabt. Sie müssen schließlich auch von etwas leben. Und dass sie so gut damit leben, liegt ja doch beim Endverbraucher; die Sensationsgeilheit und Aggressivität der Medienmeute wäre ohne den Reibach, den sie damit machen, wohl nicht so ausgeprägt.

    nordtrollster: „Bei der Oscar-Verleihung zeigt E! z.B. weltweit live ausschließlich die Ankunft der Stars auf dem roten Teppich inkl. Sofortkritik einer zweitklassigen Modeschöpferin wer denn gut in Abendkleid und Anzug ausgesehen hat.“

    Das hatte mich auch bei Spon gestört, die am Morgen nach der Verleihung eine über 20 Bilder umfassende Fotostrecke online stellten, in der ein anonymer Schreiber die Garderobe der Stars kritisierte.

    ruhrpottjunge: „Für Drogen und gegen ein anständiges Leben haben sich die beiden schon noch allein entschieden.“

    Oha. Eine sehr kurzsichtige und allzu simplifizierende Aussage. Ich glaube nicht dass eine der beiden oder sonst ein Star bei klarem Verstand eines Tages sagt: „Ab sofort will ich mich nur noch berauschen, der Rest ist egal.“
    Viele rutschen da so rein, weil Drogen um einiges zugänglicher sind als in anderen Gesellschaftskreisen (man lese hierzu Bret Easton Ellis‘ „Glamorama“), aber was bei individuellen Personen den Ausschlag für den oder den Lebenswandel gibt, bleibt für uns Aussenstehende doch immer bloss Spekulation.
    Zumindest bis wir mal in einer authorisierten Biografie die ganzen schmutzigen Details nachlesen können, aber auch da fragt sich was stimmt und was vielleicht ausgelassen wurde…

  32. Und weil Drogen „zugänglicher“ sind, nimmt man welche?

    Ehrlich gesagt hält sich bei mir das Mitleid mit Süchtigen in Grenzen, vor allem weil ja anscheinend weder Reiche noch Arme eine Chance haben, dem Zeug zu entkommen.

  33. Der richtige Name wurde in den Kommentaren zwar schon öffters erwähnt aber anscheinend nicht darauf hingewiesen, dass er im Artikel falsch geschrieben ist:

    Ashton Kutcher – richtig
    Asthon Kutcher – falsch

  34. @44 Dein Mitleid hält sich in Grenzen, WEIL Süchtige keine Chance haben, dem Zeug zu entkommen? Interessanter Ansatz…

  35. @48: Zumindest ist mir die Ironie entgangen, das stimmt. Ob´s allerdings an meiner Resistenz oder aber dem fehlenden Vorhandensein liegt, lass ich mal dahingestellt…

  36. ich glaube, ich sollte hier mal eine Lanze für den Schamanismus an sich brechen, bevor das in eine Anti-Drogen-Debatte rutscht…
    believe it or not – ich gehe auch zu einer Schamanin, großartige Frau, hilfe das Bewusstsein zu weiten (ohne Drogen).

  37. HAHAHAHA für Böttcher und Kneissler extra für Stefan.

    Ich habe nie verstanden wie krank eine gesellschaft sein mus in der tausende und abertausende Menschen ihr Leben damit verdienen über andere („berühmte“, „wichtige“) Personen zu berichten. Wie arm muss man sein? Wenn die meisten Menschen wenigstens was erreicht hätten? Wo ist das interesse an Hiltons Leben? man könnte jede x-beliebige Person holen die mal dumm aus dem Auto ausgestiegen ist. Einfach zum kotzen die Kneisslers und Weischbergers…

  38. @39 ruhrpottjunge

    wobei man vielleicht sagen sollte dass Winehouse scheinbar nicht so gefährdet ist und ihre CD sich wegen der Musik so gut verkauft und nicht der mäßigen berichterstattung über ihr leben. Ob sie so davon profitiert bin ich mir nicht sicher

  39. Promi-Paparazzi mögen einen an der Klatsche haben – nur: sie sind die Geister, die Paris Hilton rief…was wäre wenn Paris Hilton oder ein x-beliebiges anderes Sternchen nicht öffentlich stattfinden würde? Vermutlich würden die Damen eine PR-Agentur nach der anderen verheizen, bis es endlich richtig rauscht im Blätterwald…/ nichts desto trotz: nette Aktion.

  40. Ich vergaß: PR-Agenturen, die selbstredend nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit kommunizieren :-)

  41. @ Tobias # 56:

    Da haben Sie schon recht. Paris Hilton sticht ja nicht durch irgendwelche herausragenden Leistungen hervor, bei ihr wird das Banale, Triviale zur (Pseudo-)Nachricht. Allerdings frage ich mich wirklich, wen es interessiert, in welchem Kleid und mit wem Hilton wie lange bei welcher Party war. Es gibt doch kaum etwas Langweiligeres.

    Dass z.B. Amy Winehouse in den Klatschmedien sehr häufig auf ihre (angeblichen) Eskapaden reduziert wird, ist mehr als bedauerlich. Denn Winehouse hat eine exzellente Stimme, außerdem ist sie eine ziemlich gute Songschreiberin. Ihre Musik hätte wirklich größere Beachtung verdient als ihr Privatleben.

  42. schön ist doch, dass es global funktioniert – hüben wie drüben –
    Tote Provokation lag in den Gesichtern; aufmerksam gierten sie nach dem Schein der Wandlung, der Reaktion.

  43. Drogen nehmen ist eine Entscheidung, basta. „Da rutscht man so rein“ ist ein Euphemismus für „und dann nimmt man Drogen“. Ich war jahrelang in so einem Umfeld, und hatte keine Probleme, die Finger vom weißen Pulver zu lassen. Somit hält sich mein Mitleid für die Hollywood-Rasselbande in Grenzen. Die mitleidheischende Aussage, man sei da „reingerutscht“, ist ein Beweis der Unsicherheit und Schwäche, die die wahre Ursache für den Konsum ist.

    Und jetzt mache ich mich noch unbeliebter: So gerne man jetzt hämisch „HAha!“ (Aussprache siehe Nelson bei den „Simpsons“) in Richtung der Klatsch-Reporter macht, so sehr sollte man auch mal in Betracht ziehen, dass diese mit Vorsatz getäuscht worden sind. Was haben sie denn getan? Bilder interpretiert und beurteilt, die ihnen von Paparazzi zugeliefert wurden. Das ist ihr Job, so scheiße man den finden mag (und bei mir kommt Promi-Klatsch gleich nach den Texten der Seite 1-Girls). Wäre die Inszenierung Realität gewesen, hätten sie vermutlich Recht gehabt mit ihrem Urteil. Was wirft man ihnen also vor? Dass sie das sorgsam abgekartete Spiel nicht durchschaut haben? Dreht das doch mal auf den Printjournalismus um: Avril erzählt dem „Rolling Stone“ exklusiv, sie ist schwanger. Die machen eine fette Titelstory draus. Hinterher sagt Avril: „Ätsch, stimmt gar nicht!“. Wer muss sich dann einen Vorwurf gefallen lassen?

    Natürlich geht es hier um die Zunft, die aus Andeutungen Fakten herbeifaselt (und diese noch aus der Ferne moralisch beurteilt), aber zum Schenkelklopfen finde ich das alles nicht.

    Einziger Vorzug einer Sendung wie Pop Fiction: Es wird auch dem Normal-Konsumenten mal klar, wie brüchig die Schlagzeilen sind. Allerdings nur, wenn sich jemand dafür interessiert (was zu bezweifeln ist).

  44. @Torsten: Hast du dir die Sendung angesehen? Avril Lavigne hat niemandem gesagt, sie sei schwanger. Sie hat sich einen kleinen Bauch zugelegt und ist in zwei Kinderklamottengeschäfte gegangen. Die „Journalisten“ haben daraus (sinngemäß) gemacht: „Avril Lavigne bestätigt Schwangerschaft.“

    [Und Argumente wie „Das ist halt ihr Job“, finde ich nie überzeugend.]

  45. @Torsten: Glaube ich gerne. Kannte mal so eine. Die hatte beim Besuch die „Coupé“ auf dem Tischchen liegen, wollte mich so in Stimmung bringen. Daß ich beim Lesen nur noch gackern mußte, hat mir dann die Chancen auf was noch lust-igeres versaut…

    Daß Coupé außerdem alle Nase lang einen neuen Chefredakteur braucht, ist schon merkwürdig.

  46. @19 „Oder glaubt jemand, die Journalisten dort wären so naiv oder blöd, dass sie nicht wüssten, was sie für einen Scheiß schreiben.“

    Ja, ich glaube das. Ich glaube wirklich, „Journalisten“ sind oft „naiv oder blöd“. Siehe z.B. all die aufgedeckten Blödheiten der BILD-Schreiber in Bildblog.

  47. @Stefan, Torsten Dewi: Warum „Ha-ha“?

    Diese TV-Show ist IMHO Teil des Spiels. Statt der einen Story vom Guru, haben die gleichen Leute zwei Stories zu berichten. Der blöde Guru und die tolle TV-Show. Beide Stories verkaufen sie an das gleiche Punlikum, das erwiesenermaßen wenig gegen Spekulationen, Erfindungen und Lügen einzuwenden hat.

    Das Geniale an dem Konzept: Jetzt schauen auch Leute rein, die angeblich nichts vom Klatsch halten, um sich über die Paparazzi zu mokieren.

  48. @ Stefan: Genau deshalb „Natürlich geht es hier um die Zunft, die aus Andeutungen Fakten herbeifaselt“

    Avril Lavignes Bäuchlein war eine provozierte Schlagzeile. Nicht akzeptabel, nicht gerechtfertigt – aber doch genau darauf haben es die Pop Fiction-Macher angelegt…

    Hier hagelt’s gerade los wie die Hölle – dabei ist es nur München.

  49. @61 Torsten Dewi,
    @65 Torsten

    Man kann ja diese Aktion seitens der Sternchen sowie die aus den Paparazzi-Fotos resultierende Berichterstattung beurteilen wie man will.
    Was aber bleibt ist, dass diese sog. „Society-Experten“ unserer heimischen Medienlandschaft, nachdem sie rausgefunden haben, dass der Guru nicht echt ist, immer noch in felsenfester Selbstherrlichkeit davon ausgehen, dass nicht sie sondern Ms. Hilton verarscht wurde. Das wird mich noch so einige Tage zum schmunzeln bringen…

  50. Ohne den entsprechenden Markt dafür gäbe es diese Phänomene gar nicht, und Leute wie Marcus Böttcher und Michael Kneissler müssten vielleicht Hemden verkaufen oder kellnern.

    Solche Leute muss man nicht auslachen – sondern sie und ihre nutz- und geistlosen Geschichtchen ignorieren. Oder ihnen – wem sage ich das? – mit ihren eigenen Mitteln auf den Pelz rücken. Aber das wäre schon viel zu viel Widmung.

  51. Das Problem ist das System – die Menge der Glamour-Berichterstatter und Society-Experten wird die Verarsche durch Pop Fiction doch sauber unterschlagen. BILD schreibt ja auch nicht über seine eigenen Fehler, dafür gibt es das BildBlog. Um in der Analogie zu bleiben: Der Leviathan Glam-Press treibt weiter, und seine Passagiere bleiben vergleichsweise unbelästigt.

  52. Den Menschen kommt einfach zuviel Aufmerksamkeit zu.
    Eine Gesellschaft lebt von einer Verteilung von Verantwortung und Geld.
    Wenn es anfängt, sich durch Massenmedien, auf einen Menschen zu konzentrieren, ist das schlecht.

    Und dazu kommen noch die schlauen Menschen, die viel Geld abschöpfen und die Verantwortung allein den Künstlern überlassen.

    Wenn ich Verantwortung schreibe, mein ich vorallem die Verantwortung für Ideen und Ziele einer Gesellschaft.

  53. Möglicherweise sind die Fehler in BILD alle gefaked. Und in der Redaktion klatschen sie sich auf die Schulter, wie die BILDblogger drauf reinfallen ;-) Aber im Ernst: Torsten Dewi (61) hat nicht ganz unrecht, wie ich finde. Denn letztlich ist doch der ganze Promi-Zirkus ein Fake..erwähnte ich schon die verheizten PR-Buden? Aja..

  54. Als ob es die Medienmacher wirklich interessiert, ob sich Herr Niggemeier und seine Fangemeinde über Promigerüchte aufregen. Menschen wollen unterhalten werden und die Boulevardpresse liefert Entertainment. Der Konsument will aufregende Geschichten, die Medien verkaufen ihre Auflage oder PI, die Paparazzi verdienen ohne Ende Geld und die Promis sind dauerhaft im Gespräch, verkaufen CDs, Düfte oder erhöhen ihren Marktwert bei der Vertragsverhandlung für den nächsten Kinofilm.

    Eigentlich bekommt so jeder ständig sein Stück vom Riesen-Kuchen, der niemals aufgegessen sein wird.

    Ich denke, der Boulevard-Journalismus ist seit eh und je so, wie er auch heute ist, nur nun noch viel schneller und durch das Internet besser überprüfbar.

    Diese künstliche Aufregung und Aufbauschung hier ist völllig unnötig – interessiert bis auf ein paar Wannabe-Intellektuelle, Geld-Neider und Low-PI-Blogger, die vom Traffic der US-Gossip-Blogs nur feucht Träumen können, eh keinen.

  55. @showbizz

    was bist du?

    Wannabe-Intellektueller, Geld-Neider oder Low-PI-Blogger? Wenn es sonst keinen interessiert.

    Antworte am besten nur, wenn du was schreiben kannst, was dir am Herzen liegt.

  56. Die Angabe einer E-Mail-Adresse als Qualitätskriterium? Deren Fehlen als einziges(!) Argument gegen einen ansonsten endlich einmal angenehm unaufgeregten Beitrag.

    Man muss nicht immer laut „Skandal“ schreien. Es sei denn, man kann sonst nichts.

  57. Wo hab ich gesagt, dass das Fehlen der E-Mail-Adresse ein Qualitätskriterium ist? Warum soll ich gegen diesen Kommentar argumentieren? Wo habe ich „Skandal“ geschrieen?

  58. (… aber „angenehm unaufgeregt“? „Wannabe-Intellektuelle, Geld-Neider und Low-PI-Blogger, die vom Traffic der US-Gossip-Blogs nur feucht Träumen können“)

  59. Aber Geld-Neider erkennt man nun einmal am besten daran, dass sie Paris Hilton in Schutz nehmen. Das ist schon enorm einleuchtend, alles in allem.

  60. Stefan, hab ich das gestern in ZAPP richtig gehört? Haben die für ihre Meldung in diesem Zusammenhang Deine Posting-Headline entwendet („Jetzt wird zurückgelogen“)? :-)

  61. @Marcus: Ja. Aber nachts wandert meine Wahrnehmungsgrenze wild durch die Gegend.

    @juergen_p: Haben sie? Ich hab’s nicht gesehen.

  62. @Stefan / 86:
    Sie haben. Ich habe das auch gehört.

    WWW:
    Wild
    Wandernde
    Wahrnehmungsgrenze. (LOL)

  63. In Österreich gab’s letztens auch so eine „Verlade“ und die Medien (auch in Deutschland) haben herrlich-amüsant spekuliert und diskutiert. Die Protagonisten: Mausi Lugner und ein der Öffentlichkeit unbekannter asiatischer Offizier, der als Sohn von Kim Jong-il (= Nordkoreas Diktator) vorgestellt wurde und Fr. Lugner auf den Wiener Opernball begleitete. Der Offizier war/ist in Wirklichkeit ein Sushi-Koch vom Naschmarkt, eingefädelt wurde das ganze vom ORF-Lifestyle-Magazin „Wie bitte?“. Nix mit USA und trotzdem lustig. Vorallem der Blick der österr. Außenministerin, als der vermeintliche Kim Jong-il jun. an ihr vorbeistolzierte und sich nichtmal vorstellte bzw. vorgestellt wurde bzw. sie nicht darüber informiert war. Herrlich. :-))

  64. Ganz unrecht haben sie ja nicht, wenn sie in ihrem Trailer zu der Show sagen, from the paparazzis to the bloggers to the tabloids ;-)
    Wobei ich denke in Deutschland hält sich die Promi-Jagd noch in Grenzen.

  65. Wieso sind hier alle so happy ob der Aktion? Es ist ja noch nicht einmal besonders einfallsreich.

    Die Unterhaltungsmedien und die Prominenten profitieren von der generierten Quote. Unterm Strich haben wir einfach nur NOCH EINE PARIS HILTON MELDUNG – und zwar diesmal gerahmt von ansonsten qualitativ Hochwertigem.

    Ich glaub Herr Niggemeier zählt zu den gefoppten.

  66. Ich denke nicht, dass hier jemand wirklich gefoppt worden ist.

    Im Grunde haben wir eine Win-Win-Situation, wie sie schöner nicht sein könnte. Die Presse konnte erst die Fake-Nachricht verbreiten, dann die echte Nachricht, dadrüber können wieder die Blogs, wie dieser, berichten und die Promis, die mitmachen, profitieren gleich dreimal davon. Außerdem gibt es noch eine Sendung dazu, die Werbung verkaufen kann.

    Dass die Kosumenten der Klatschpresse dadurch jetzt aufwachen und sehen was sie da eigentlich lesen, glaube ich kaum. Schade eigentlich. In ein paar Wochen ist das wieder vergessen. Die Regenbogenpresse wird da keinen Schaden nehmen, die Promis schon lange nicht, im Gegenteil.

  67. Einfach nur DANKE für diesen Text!

    Die Frage ist nur, ob diese Aktionen gegen den allgegenwärtigen Klatsch etwas helfen.

  68. Gähn! Wer solche Promi-NAchrichten Ernst nimmt, dem ist eh nicht zu helfen. Wen es allen Ernstes interessiert, ob die gute Paris shoppen, poppen oder floppen geht und sich nun über „wahre BErichterstattung“ freut, kann nicht alle Latten am Zaun haben. Solche Mandys sitzen dann in ihrer Bude in Prenzl Berg umgeben von 3 unehelichen Kindern von 5 unterschiedlichen Vätern und haben mit ihren 15 Jahren schon ihr ganzes Leben versaut…Bildung Nein Danke!

  69. Super – sehr gute aktion. Die Berichterstattung vieler Zeitschriften gleicht immer mehr dem, was immer so schön formuliert wird neben dem Foto des halbnackten Mädchens auf Seite 1: reine Phantasie basierend auf einem Foto.

  70. Ich finde die Idee einfach göttlich. Die Sendung wird sicher die Lacher auf ihrer Seite haben. Ich denke allerdings nicht, dass der Wahrheitsgehalt der Medien darunter leidet, denn auch so wird aus jedem mürrischen Gesicht ein Drogenproblem etc.

  71. zu Eintrag 75: Tausendprozentige Zustimmung!

    zu Eintrag 78: Stefan, auch du hast keine E-Mail-Adresse angegeben, sonder nur die Adresse „deines“?? Blogs…Zumindest kann ich sie nicht sehen und dir schreiben

    Komischerweise regt sich hier alle Welt über Bunte, Express, Berliner Kurier, Bild, TVtotal und so weiter und so fort auf. Tenor: „Alles gaaaanz gaaaaanz schlimm, nur was für das primitive Volk, würde ich ja niemals lesen, ekelhaft.“ Trotzdem hab ich das Gefühl, dass sich jeder bestens mit diesen „Klatsch&Tratsch“-Medien auskennt und weiß was z.B. in der Welt von Paris Hilton vor sich geht. Wenn es euch so aufregt, warum lest ihr es dann? Um euch drüber aufzuregen? Oder um Stoff für diesen Blog zu haben?

    Ich find TVtotal auch nicht besonders doll. Und das Verrückte: aus diesem Grund guck ichs nicht. Aber das scheint anderen hier ja anders zu gehen..

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