Kurz verlinkt (17)

Aus der Tibet-Krise ist ein Kommunikationszusammenbruch zwischen chinesischer und westlicher Öffentlichkeit entstanden, den man fast schon einen Kulturkampf nennen muss. Im Westen herrscht die Meinung vor, bei den unkorrekten, zum Teil manipulativen Darstellungen der tibetischen Ereignisse durch einige Medien handele es sich bloß um handwerkliche Fehler, die aber an der Gesamteinschätzung nichts ändern könnten. Die Chinesen, die sich in Medienkritik üben, werden in Internetdiskussionen, auch in Deutschland, als „Regierungsclaqueure“ oder gar als „gehirngewaschen“ beschimpft, da sie nicht zugleich auf die chinesische Zensur und Medienabschottung hinwiesen und auch über die Unterdrückung der Tibeter kein Wort verlören.

Mark Siemons, FAZ-Feuilleton-Korrespondent in China: „Wie man einen Feind erzeugt“.

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Mehr als 2000 DVDs mit Livemitschnitten hat Doehler in seiner Wohnung gelagert. Bevor er jedoch seine Nächte wieder zum Schlafen nutzt, wird er die Müdigkeit noch so manche Nacht mit Kaffee aus seinem Körper prügeln – denn irgendwann will Marc Doehler diese DVD-Sammlung einem Staatsanwalt auf den Tisch knallen. Er hofft, dass die Justiz mit Callactive dann richtig viel Arbeit bekommt – und Callactive richtig viel Ärger mit der Justiz.

Spiegel Online verbringt eine Nacht mit call-in-tv.de-Macher Marc Doehler.

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So ist es also gekommen, dass Thomas Gottschalk, der ewige Optimist, der Amerikaner im Herzen, in die Defensive geraten ist. Er ist nervös, unsicher, und er versteckt das nicht. Er tut gar nicht erst so, als laufe alles rund. Manchmal bricht ein Zynismus durch, den man nicht von ihm kennt. Bei den Proben fragt er schon mal laut in die Runde, ob hier irgendjemand außer ihm gerade aufpasse. Und beim letzten Durchlauf am Samstagmittag sagt er gegen Ende: „Die Sendung wird besser, als wir alle glauben.“

Christoph Amend hat für das „Zeit Magazin“ einen Tag lang Thomas Gottschalk begleitet.

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Markus Kavka ist einer von fünf Protagonisten der neuen Kampagne „Vergiss Aids nicht“ von Regenbogen e.V. Er bekennt sich öffentlich zu seiner Krankheit. Genauso wie die Moderatorin und Schauspielerin Nova Meierhenrich, Handball-Weltmeister Pascal Hens, Schauspieler Herbert Knaus und „Super-Nanny“ Katia Saalfrank.

Bei max.de hielt man die Idee der aktuellen Anti-Aids-Kampagne für „schlicht und eindrücklich“, hat sie aber im zentralen Punkt dramatisch missverstanden — wie Alfred Lohmann notierte.

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Da draußen in der Kohlenstoffwelt würde es mich keineswegs freuen, wenn mich jemand statt mit „Hallo, wie geht’s“ mit „Ich habe dich gesehen und freue mich durchschnittlich darüber“ begrüßen würde — auch wenn die gewohnte Begrüßung im Grunde dieses ausdrückt. Aber hier in Digitalien sind wir ja unter uns und können neue Sachen ausprobieren.

Die Kaltmamsell erfindet den KOMMENTAROMAT [via Anke Gröner, natürlich].

53 Replies to “Kurz verlinkt (17)”

  1. @Alfred Lohmann-Link:

    „21.03.2008, 12:45 Uhr
    Nachdem ich die Kampagne angeschrieben habe, bekam ich eine eMail zurück. Kernsatz (Zitat): “wir haben den Bericht gesehen dort, leider ist dieser von der Redakteurin falsch geschrieben worden, wir haben darauf kein Einfluss.”

    21.03.2008, 18:25 Uhr
    MAX hat die Seite mit dem Artikel aus dem Angebot genommen.“

    hui. Maxblog ist da ;)

  2. Der Link zu Alfred Lohmann ist kaputt (führt nur ins Impressum?).

    Hinweis
    Wir weisen explizit darauf hin, dass unsere Promis gegen “Das Vergessen” aufrufen und keine wirklichen/echten Bekenner sind, im Sinne von “Ich habe Aids” !

    Und ich dacht schon …

  3. Na, dann ist Jared nicht mehr allein…auch den hatte man missverstanden als er sagte „Ich habe AIDS“… http://www.southparkstudios.com/episodes/103616 Schön, dass Marc mal wieder ein bisschen Aufmerksamkeit bekommt!
    Wenn Bertelsmann sich jetzt in China einkauft, kann man dann damit rechnen, dass die Supernanny bald den Tibetkonflikt löst?? Tine Wittler anschliessend den Potala-Palast renoviert, damit der Dalai Lama wieder einziehen kann?

  4. Tolle Links, aber zu so später Stunde, Mensch…

    @Twipsy
    Ach menno, nicht auf Tine. Die ist ganz lieb, wenn sie nicht im Fernsehen ist.

  5. Achso, Marc Doehler knallt also einem Staatsanwalt 2000 DVDs Mitschnitte auf den Tisch. Und was dann? Was, glaubt er, wird dann passieren? Das der Staatsanwalt sich das Material anschaut? Und zwar von vorne bis hinten? Aber sicher doch. Gut das Marc ‚hofft‘ und ‚optimistisch‘ ist, denn diese Tugenden wird er brauchen. Denn leider wird alles das was nicht verboten ist auch gemacht. Und Call-In ist nicht verboten. Zumindest nicht hier. Mich als mündigen Fernsehzuschauer störts nicht, ich wundere mich einfach nur was alles zu funktionieren scheint. Das kann man sehr traurig finden, sein Leben allerdings wegzuwerfen, wie Marc Doehler es macht und sich beim Kampf im bildungsfreien Fernsehsumpf aufzureiben, ist allerdings nicht weniger traurig.

  6. Herr Mark Siemons hat das Gefuehl und die Mentalitaet der Chinesen sehr sehr gut analysiert. Respekt! Dieses komplexe Gefuehl kann man nicht einfach mit einem Wort „Gehirnwasche“ erklaeren. Genau das meine ich: wohlwollende Kritik koennte manchmal Hindernis entstehen lassen, im Tibetfall sowohl fuer die Tibetaner, die mehr Rechte wollen, als auch fuer die Han- und andere Chinesen, die sich schrittweise um eine Reform bemuehen. Und diese Besserwisserei vieler Westler erzeugt nichts anderes als einen Feind, weil da eine Gleichberechtigung als Grundlage des Dialogs fehlt. Die Westler haben uns dazu gefuehrt, Nationalisten zu werden- in der Demuetigunsgeschichte mit Waffen, heute mit Medien! Schade eigentlich. Sorry, hab wieder was kommentiert.

    Lg, Li

  7. ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Made my day

    *******************************************************

  8. Danke für den zeit.de-Link. Was mich wundert: Gottschalk bezeichnet das, was jeweils am Tag nach „Wetten Dass“ bei SPON steht, als Verriss? Das ist hart. Denn das sind ja in der Regel keine Kritiken, sondern einfach nur protokollhafte Zusammenfassungen der Show.

  9. Ich verstehe nicht wirklich wo „Der Westen“ (nein nicht das vom Hombach) einen Feind erzeugt.

    Die Olympischen Spiele dorthin zu vergeben, ist die bedeutendste, wohlwollendste, „edelste“ Geste, die der Westen überhaupt einem Land oder einer Nation aussprechen kann.

    Offensichtlich gehen hier im Westen die Pferde mit den Medien und der Meinungsbilung vieler Menschen durch – aber eben das geschieht wohl kaum von ungefähr.

    Fragen:
    Achtet China die Menschenrechte?
    Unterbindet China Berichterstattung aus Tibet?

  10. @8 Loisa Li:
    Wenn die Chinesen mit ihrer herrschenden Klasse zufrieden sind, wollen wir Westler sie nicht davon abhalten.
    Die Chinesen dürfen aber die Tibeter nicht daran hindern, so zu leben, wie sie es wollen.
    Das Selbstbestimmungsrecht der Völker gilt für große und kleine, für entwickelte und unterentwickelte.

  11. Wenn man ( zurecht ) die chinesische Regierung kritisiert erzeugt man kein Feindbild. Ich finde auch nicht, daß die chinesischen BloggerInnen gehirngewaschen sind nur weil sie nicht in jedem Satz auf die Unterdrückung der Tibeter hinweisen. Ich finde es aber bedenklich wenn hartnäckig behauptet wird das Tibet ein Teil Chinas ist und immer schon war. Das ist falsch. Man sollte auch die Ursache der gewaltsamen Ausschreitungen mancher Tibeter benennen. Die Tibeter werden von China ihrer kulturellen Identität beraubt. China spricht mittlerweile ja schon wieder von Umerziehungsmaßnahmen mit denen man den Tibetern beikommen müsse. Ich habe auch nichts dagegen wenn Gewalttäter strafrechtlich belangt werden. D.h. aber nicht das man auf friedliche Tibeter, die es auch gibt, schießen darf. Folter ist auch kein probates Mittel des Strafrechts (sollte es zumindest nicht sein).

  12. Hallo Dude,
    vorsichtig mit deiner Beschreibung, don’t be like CNN! Was in Tibet passiert ist, wissen wir nicht genau, aber das wird eines Tags an den Tag gebracht, weil die Tuer nicht immer zu bleiben kann. Da koennen wir auch mehr wissen, wie die einfachen Leute in Tibet denken, nicht diese Dalai-Clique. Sie vertritt nicht alle 2 Millionen Leute in Tibet.

    Aber ich habe erkannt und bin sicher, dass viele westlichen Medien manipuliert haben, das ist die Tatsache! Ich wuerde vorsichtig unterscheiden, was fuer Infos sie mir geben. Und ich denke(viele anderen auch), bei diesem ganzen Ereignis geht es nicht allein um den Kampf fuer die Menschenrechte in Tibet, sondern viel mehr den Kampf der Weltmaechte. Ich komme nicht mehr, meiner Meinung nach ist Tibet ein Teil von China, sowie die deutsche Regierung und die meisten Laender der Welt es anerkannt haben. Vielleicht sollst du lieber bei deiner Regierung protestieren, vielleicht bringt es mehr.

    Lg, Li

  13. Hallo Li,
    für mich es Tatsache daß das chinesischr Regime schwere Menschenrechtsverstöße in Tibet begangen hat und immer noch begeht. Die Tatsache das manch ein westlicher Sender eine Demonstration in Nepal fälschlicherweise nach Tibet verlegt ändert nichts an der Tatsache. Auch wenn manche Tibeter unschuldige Chinesen zusammengeschlagen haben ändert es nichts daran, daß China eine falsche Poltik betreibt. Im übrigen ist mir das Denken der Dalai Lama Clique wie du sie nennst um einiges lieber als das Denken der kommunistischen Clique in Peking. Im Gegensatz zu Peking ruft der Dalai Lama zum Frieden auf.

  14. @15/Louisa Li
    diese Dalai-Clique
    Sie schreiben oben – teilweise sicherlich berechtigt – dass wir nichts Genaues wissen, um dann in die Duktus des Regierungs-Chinas zu verfallen.

    Ich halte es nicht unbedingt für verwerflich, dass Sie Partei für eine bestimmte Interpretation nehmen (also z. B. das Tibet Ihrer Meinung nach ein Teil Chinas ist). Dennoch sollte man – eben aus den genannten Gründen – mit Schuldzuweisungen sehr vorsichtig sein und nicht eilfertig einfach Propaganda von einer Seite absolut setzen.

    Im übrigen halte ich den oben zitierten Ausdruck in Bezug auf den Dalai Lama für in höchstem Male despektierlich und unangemessen. Das ist Jargon aus den finsteren Tagen maoistischer Kulturrevolution.

  15. “ diese Dalai-Clique. “

    Das ist stark.
    Offensichtlich ist „Louisa Li“ doch etwas kurzsichtig, oder liest zuviel offizielle, zensierte China-Medien. Weitergehende Gedanken dazu verkneif ich mir.
    Kommentator 16 hat ja das nötige dazu (& sehr höflich) gesagt.

  16. Wollt ihr euren Erwähnungen des Dalai Lama nicht ein „Seine Heiligkeit“ voranstellen? Irgendwie fehlt das in euren Kommentaren noch. Dann wäre auch klarer, warum in diesem Fall schon das harmlose Wort „Clique“ solch ein Affront sein soll.

  17. @sebastian..ich störe mich an dem wort Clique in Verbindung mit dem Dalai Lama deshalb, da eben auch das kommunistische Regime von der Clique um den Dalai Lama redet die es auszumerzen gilt.

  18. Hallo Leute:

    zum letzten mal: ich habe nicht nur die Berichte von der Partei gelesen!!! Ich habe verschiedene Stimmen gelesen und bin nur vorsichtig mit den Berichten!!!!

    http://blog.ifeng.com/article/1345589.html
    (hier von einer Journalistin aus Hongkong. Sie ist im Moment in Lhasa. Leider koennt ihr das nicht verstehen (auf Chinesisch), aber ich glaube, die anderen auslaendischen Journalisten werden bald auch berichten, was sie gesehen haben, und hoffentlich gerechtig und ehrlich! Darauf sind auch paar Fotos).

    Diese Hongkonger Journalistin hat berichtet: Es sei im Moment immer sehr gefaehrlich da, die Leute haetten viel Angst vor der Gewalt. Die einfachen tibetischen Leute seien auch angegriffen worden, manche haetten in der Unruhe die Han- und muslimischen Chinesen und Auslaender geschuetzt. Der brutale Protest wuerde organisiert, am 10. Maerz tauchten ploetzlich merkwuerdige Zeichen an der Wand der Laeden auf, die spaeter alle verbrannt und beraubt wurden; Laut Beschreibung der Einheimischen haette es Leute gegeben, die mit Lautsprecher die Leute befahlen, manche seien einfach zur Gewalt aufgewiegelt worden. Viele von diesen Protesten sind Fremde (nicht aus Lhasa, man weiss nicht, woher sie gekommen sind), vor denen alle Volksgruppen Angst hatten, auch die einheimischen Tibetaner!!! Die chinesische Regierung und Armee haben mild reagiert, und manche Han-Buerger sind damit unzufrieden! In Lhasa seien auch Auslaender da, ihre Betaetigung wuerde nicht kontrolliert.

    Natuerlich koennt ihr auch behaupten, dass dies wieder Propaganda sei. Fuer mich entspricht dies aber der Beschreibung, was ich vorher in den Augenzeugenberichten gelesen habe.

    Zu Dalai: ich moechte ihn nicht verletzen. Aber: Fuer mich ist Tat wichtiger als blosse Aussagen. Vielleicht wollte er selber diese Gewalt nicht, aber er kann seine radikalen Anhaenger nicht mehr kontrollieren. Sein Ruecktrittsruf betrifft mehr diese Leute.

    Lg, Li

  19. Wir Deutsche sollten uns hüten, den Chinesen moralische Ratschläge zu erteilen. Nur durch den Eingriff der USA und Großbritanniens und den Widerstand der Sowjet-Union wurden wir davor bewahrt, dass z.B. die Tschechei in Gestalt des Proktorats Böhmen und Mähren ein Bestandteil des Deutschen Reiches wurde.

  20. Hallo Li,
    niemand wird ernsthaft behaupten, daß die Proteste in Tibet gewaltfrei abliefen. Ja, es waren gewaltsame Proteste bei denen Unschuldige ums Leben kamen. Darf China etwas gegen die gewaltsamen Proteste tun? Ja natürlich dürfen die das. Da sind wir uns einig. Uneinig sind wir uns aber in der Beurteilung der Mittel denen sich die chinesische Armee bedient hat. Sie hat meiner Meinung nach eben nicht milde reagiert. Ich glaube eher der tibetanischen Exilregierung die von weit über 100 Toten spricht. Wieso ich das tue? Da es genügend Beweise dafür gibt das China ohne Zögern Waffengewalt einsetzt um friedliche Proteste zu zerschlagen..ich erwähnte ja schon in einem meiner Beiträge das Tinanmen Massaker. Wieso sollte ich also nun der chinesischen Regierung Glauben schenken? Es ist außerdem bekannt, daß in China immer noch schwere Menschenrechtsverletzungen begangen werden. Kritiker des kommunistischen Systems müssen mit drakonischen Strafen rechnen wenn sie einfach nur ihre Meinung sagen. Ich denke es gibt genügend gute Gründe der Staatspropaganda in China nicht auf den Leim zu gehen. Natürlich müssen auch die westlichen Medien kritisch begutachtet werden. Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied den westlichen Medien eher zu glauben als dem chinesischen Staatsfernsehen: Hier gibts die Pressefreiheit.

  21. Hallo dude,

    danke, danke fuer eure Pressefreiheit. Ich moechte Pressefreiheit, aber bitte nicht diese Art. Bleib einfach im Jahr 1989 (dazu habe ich auch eigene Meinung), ich lebe im Jahr 2008 und moechte mit Entwicklungsperspektive das alles betrachten. Viele Chinesen wissen nicht weniger als ihr. Ich hoffe und wuensche mir nur, dass die eigentlichen Reformsbemuehungen nicht durch die Besserwisserei des Westens verhindert werden.

    Und zum Verstaendnis: Dalai Clique= radikale Anhaenger von Dalai, die diese Gewalt begangen haben, ich bin dagegen. Sonst nichts.

    Lg, Li

  22. @20 und 21: Dann mea culpa und Entschuldigung – eine Bildungslücke.

    Allerdings scheint mir dennoch der Dalai Lama hierzulande ziemlich idealisiert zu werden, und wer sich um Menschenrechte sorgt, muss sich doch mal Gedanken machen, ob eine Priesteraristokratie so ganz das System der Wahl sein kann. (Es ist natürlich nicht an uns, darüber zu entscheiden, aber man müsste ja nicht so begeistert dafür Partei ergreifen.) Da fand ich Lis Anregung, mal die Leute in Tibet zu fragen, gut und richtig, ebenso wie ihren Hinweis darauf, dass die Menschenrechtsfrage hier in einem ideologischen Kampf der Weltmächte instrumentalisiert wird, und ich fand es schade, dass niemand darauf einging.

  23. @25/Louisa Li
    Ich moechte Pressefreiheit, aber bitte nicht diese Art.
    Welche Art denn?

    Dalai Clique= radikale Anhaenger von Dalai, die diese Gewalt begangen haben, ich bin dagegen.
    Das ist exakt die Regierungslinie. Und Clique ist ein Kampfbegriff aus der Kulturrevolution. Ich brauche Ihnen sicherlich nicht sagen, was die damals angerichtet hat.

    @26/Sebastian
    Allerdings scheint mir dennoch der Dalai Lama hierzulande ziemlich idealisiert zu werden
    …wovor er eigentlich selber auch immer ein bisschen warnt.

    Da fand ich Lis Anregung, mal die Leute in Tibet zu fragen, gut und richtig,
    Ich auch. Fakt ist aber: Es durfte keiner rein, um diese Befragungen durchzuführen. Die organisierte Pressereise durch Lhasa wurde ja durch die Proteste von Mönchen ein bisschen anders, als man sich das ursprünglich dachte.

  24. Ob Tibet ein Teil Chinas ist oder nicht, das ist weniger die zu beantwortende Frage. Die eigentliche Frage ist, ob die Tibeter ein Teil Chinas sein wollen oder nicht. Das gleiche gilt für Taiwan. Siehe auch die Frage Quebec-Kanada. Siehe Kosovo. Siehe Belgien oder meinetwegen jedes andere Land mit Separatisten-Bewegungen. Manchmal ist eine Abteilung schier dumm, manchmal ist sie verständlich. Die Tschechische Republik und die Slovakei haben sich vor einigen Jahren einvernehmlich aus der Tschechoslovakei gespalten, und keiner von beiden ist beim anderen deswegen einmarschiert. Die völkerrechtlichen Implikationen zu beurteilen möchte ich mir nicht anmassen, ich bin kein Staatskundler. Die moralischen und ethischen Implikationen kann ich aber sehr wohl beurteilen, denn ich finde ich bin ein denkender und informierter Mensch. Und als solcher finde ich es höchst offensichtlich dass das was der chinesische Staat in Tibet betreibt Unrecht ist, schon allein deswegen weil die Tibeter allem Anschein nach _nicht_ zu China gehören wollen. Das einzige Recht auf das China sich berufen kann ist das „Recht“ des Stärkeren. Was davon zu halten ist kann jeder selbst entscheiden. Dass China dabei mal eben Menschenrechte oder Pressefreiheit für irrelevant erklärt ist fast schon nebensächlich, das ist man von China ja gewohnt. Und hat ausländische Firmen und Regierungen natürlich auch noch nie davon abgehalten, munter Handel zu betreiben – was davon zu halten ist kann natürlich auch jeder selbst entscheiden…

  25. @29/rupert
    Sie haben noch vergessen: Baskenland (französisch und spanisch), Katalonien, Korsika, Padanien, Wallonie, Flandern, Tirol und Süd-Tirol, Schottland, Transnistrien, Berg-Karabach, Tschetschenien, Süd-Ossetien, natürlich: Kurdistan. Auch Ex-Jugoslawien bietet noch reichlich Selbstbestimmungsmöglichkeiten: Vojvodina, Republik Srpska und den Namen der albanischen Minderheit, die in der „Ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien“ unabhängig werden will, habe ich vergessen.

    Soweit nur ein paar europäisch/eurasische Sezessionsbewegungen. Wer mehr findet: bitte. Ich habe nur oberflächlich rekapituliert. Mehr fiel mir auf die Schnelle nicht ein.

  26. Ich glaube es gibt kaum etwas erfolgreicheres als „das Recht des Stärkeren“. Tja…ich grüsse bei dieser Gelegenheit Charles Darwin und verweise auf die Evolution, die ja einige _Millionen Jahre_ bestens funktioniert hat. (Aber so etwas wie Evolution wird ja mittlerweile auch angezweifelt. Und zwar nicht von den Chinesen sondern, man höre und staune, von den US Amerikanern. Welch verrückte Welt…ich schweife mal wieder ab…)

  27. Möglicherweise (ziemlich sicher sogar) wird in den USA anders über die Lage in Tibet berichtet . Aber in den deutschen Medien habe ich keineswegs den Eindruck, dass auf Teufel komm raus versucht wird, ein „Feindbild China“ zu erzeugen.

    Es wird doch, wenn über die aktuellen Entwicklungen in der Region berichtet wird, stets gesagt, dass unter den Opfern auch viele chinesische Zivilisten sind, die vom wütendem Mob gelyncht bzw. mit ihren Häusern verbrannt wurden. Das wird doch immer und immer wieder erwähnt! Das ist sicherlich furchtbar und nicht zu rechtfertigen, aber das tut ja auch keiner. Natürlich wird im diesem Kontext verstärkt auf die Ursachen dieser Gewaltausbrüche und die chinesische Reaktion eingegangen. Das ist ja auch nur logisch. Aber daraus eine westliche Verschwörungstheorie zu basteln halte ich schon für einigermaßen verwegen.

    Zudem kreist der Schwerpunkt der Diskussion ja momentan eh fast ausschließlich um die Frage: Olympia Boykott oder nicht? Und damit um die Menschenrechtslage in China allgemein. Die aktuellen Ereignisse in Tibet sind da nur der Aufhänger, an dem sich die Diskussion hochgezogen hat.

  28. @34/Richard
    Wobei sich die Menschenrechtslage in China gegenüber 2001 (als die Spiele nach Beijing vergeben wurden) nicht verändert hat. Ich hätte verstanden, sie aus diesen Gründen nicht nach China zu vergeben. Ich verstünde es jetzt nicht, sie deshalb zu boykottieren.

  29. @31/Marcus
    Kurz Korrigiert:
    Ob das „Recht des Stärkeren“ tatsächlich so erfolgreich ist, möchte ich hier nicht diskutieren (ich habe aber so meine zweifel – spätestens wenn man soziale Strukturen außerhalb eines Sandkastens betrachtet).

    Der arme Charles Darwin hat aber nichts dergleichen behauptet. Sein „Survival of the fittest“ in Bezug auf Evolution hat was mit dem Grad der Anpassung zu tun.

  30. Joa..und wer besser angepasst ist, ist der stärker.

    So werden wir auch nicht von Bodybuildern regiert, sondern von Politikern und …naja… Bankern.

  31. @Matti, 38

    Dieses „stärker“ ist aber bestenfalls arg missverständlich. Ist ein Bazillus stärker als ein Elefant? Ist ein Kolibri stärker als ein Laubfrosch? Das kann man nicht sinnvoll beantworten, weil die gar nicht miteinander konkurrieren? Ebent!

    Außerdem: Schau mal nach Kalifornien. ;-)

  32. @ Gregor Keuschnig #35:

    Da haben Sie vollkommen recht. Ich bin auch nicht dafür, die für Olympia qualifizierten Sportler – die haben vier Jahre dafür gerackert, gekämpft, im Zweifel sogar Ihr Leben beim Doping auf’s Spiel gesetzt – für die „Politik“ Chinas zu bestrafen.

    Was mich stört, dass so manch‘ einer voreilig den Boykott von vornherein ausgeschlossen hat.

    Ich finde die Idee des Europaparlaments gar nicht so schlecht, den Dalai Lama zur Eröffnungsfeier mitbringen zu wollen, und wenn er nicht kommen darf, selbst nicht bei der Eröffnungsfeier anwesend zu sein.

  33. @36/rupert
    Nichts ins Lächerliche ziehen!

    @40/SvenR
    Man könnte viel mehr ausrichten, wenn man teilnähme, als wenn man sich in den Schmollwinkel zurückzieht und sich selber auf die Schulter klopft.

    Das mit dem von vornherein ausschliessen ist eine Scheinstrategie. Man will „nicht von vornherein ausschliessen“ den Iran und/oder Nordkorea auch militärisch anzugreifen. Was ist mit einer solchen „Option“ gewonnen? Nichts. Sie trägt nur zur Eskalation bei und löst das jeweilige Problem nicht.

    Ich finde den Affekt eines „Olympia-Boykotts“ in der öffentlichen Diskussion wirklich lustig. Er wird oft ausgerechnet von denjenigen in Erwägung gezogen und/oder gefordert, die bei der Verteilung milliardenschwerer Aufträge mit China gerne den Potentaten zuprosten. Dann sind ihnen die Menschenrechte offensichtlich egal – Hauptsache, der Euro rollt.

  34. ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Geht’s noch?! Wen interessiert das? Genau! Made my day

    *******************************************************

  35. Ich finde, daß es vom DOSB falsch war einen Olympiaboykott auszuschließen. Ich habe das Gefühl, daß man einfach Angst davor hatte das Für und Wider eines Boykotts zu eruieren. Es hätte ja passieren können, daß sich so mancher Funktionär auf die Seite der Boykottbefürworter geschlagen hätte und solche Diskussionen sind ja dann anstrengend. Da macht man sichs halt leicht indem man schon weit im Vorraus einen Boykott kategorisch ausschließt.

  36. @23 Tobias
    ‚Wir Deutschen…‘ – hallo, ich bin da auch gemeint, ich bin es aber nicht gewohnt, mich zu hüten. Als Deutscher sage ich den Chinesen das: ‚You are lost!‘

  37. @Stefan Niggemeier: Gibt es irgendeinen tieferen Zusammenhang zwischen den 5 Links? Wäre sonst vielleicht einfacher, wenn es 5 Einzelbeiträge wären und sich die Kommentare nicht mischen würden.

    @6(Marcus):
    Call-in ist in Deutschland nicht verboten, aber Betrug. Hütchenspiel wird von manchen Richtern als Betrug verurteilt, und ich sehe beim Call-in-TV keinen wesentlichen Unterschied zum Hütchenspiel. Das wurde auf call-in-tv.de auch ausführlich dokumentiert, z.B. der Lauenstein-Zwischenfall. Das Problem ist bloß, dass die Landesmedienanstalten (insbesondere die Bayerische) wenig Sanktionsmöglichkeiten und außerdem gar kein großes Interesse an der Durchsetzung der ihnen von den Sendern versprochenen Prinzipien zeigen (könnte ja sonst den Medienstandort München gefährden). Und die Politik (Justizministerium), die durch ein Gesetz wie in der Schweiz leicht ein Verbot durchsetzen könnte, interessiert sich aus unerfindlichen Gründen, über die man nur spekulieren kann, auch nicht dafür, während sie sonst jede noch so weit hergeholte abstrakte Gefahr für den Verbraucher bekämpft.

    Im Übrigen finde ich, dass Marc Döhlers Engagement (soweit es eine Aussicht auf Erfolg verspricht; 2000 DVDs sind wahrscheinlich auch nicht erfolgversprechender als 1000) bestimmt eine weitaus sinnvollere Existenz darstellt als die von Millionen Anderen, deren Ziel nur das Klettern auf der Karriereleiter und das Scheffeln von Geld ist.

    Thema Gottschalk: Mir hat Gottschalks Late-Night-Show damals meistens gut gefallen. War natürlich alles harmonischer und weniger provozierend als bei Harald Schmidt und konnte deswegen wohl nie den Kultstatus des Nachfolgers erreichen.

    Thema Separatismus (was Tibet): Wenn man nicht grundsätzlich das Recht des Stärkeren als maßgeblich ansieht und stattdessen das Selbstbestimmungsrecht als Prinzip in den Vordergrund stellt, sollte man sich aber auch fragen, wie klein denn selbständige Staaten werden dürfen. Sonst kommen bald einzelne Städte oder Stadtteile, die sich für unabhängig erklären, weil ihnen der Bau eines Kohlekraftwerks oder einer Mülldeponie droht. Die wären dann vielleicht immer noch größer als Liechtenstein, Monaco oder der Vatikan und könnten sich mit ähnlichen Methoden Steuereinnahmen verschaffen;-)

  38. @45: Was Doehler betrifft, sehe ich das genauso! Und wie viel mehr wert ist diese Tätigkeit als die der diversen Angestellten von call-in-Sendern, die man so im Fernsehen sieht! Robin Hood ist heute noch beliebter als der Sheriff von Nottingham. Letzterer hat auch keinen eigenen Wikipedia-Artikel!

  39. Ich find die Kampange mit dem Aidsverdrängen gut, weil die Nachricht wichtig ist.

    Allerdings irritiert micht ob die Promis jetzt AIDS haben oder nicht. Was dafür spricht: 2 relativ unbekannte Personen sind dabei und nichts deutet auf das Gegenteil hin: Der begriff “Bekenner” ist ja ziemlich lächerlich wenn sie nur “AIDS nicht vergessen haben”.

    Auf der anderen Seite wärs wirklich mutig, aber das trau ich denen irgendwie nich zu…

    Weiß hier jemand genaueres drüber?

    mfg Severin

  40. Also ich kenne keine Tibeter.
    Aber ich kenne eine Chinesin die hier als Aupair arbeitet. Als der Dalai Lama über den Bildschirm lief hat sie sofort „das ist doch ein Terrorist“ ausgerufen. Der Dalai Lama wir wie Osama Bin Laden in den chinesischen Medien dargestellt. Zu anderen Medien haben die meisten Chinesen leider keinen Zugang.

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