„Lebt er noch?“

Mittwochabend, 18 Uhr. Die ProSieben-Nachrichtensendung „Newstime“ macht mit dem Tod von Nationaltorwart Robert Enke auf. Stefan Landgraf berichtet.

„Der 32-Jährige hatte sich am Abend vor einen Zug geworfen, ganz in der Nähe seines Wohnortes. Enkes Ehefrau Teresa eilt sofort zum Ort der Tragödie.“

Wir sehen den Zug auf den Gleisen, das hellerleuchtete Führerhaus, Feuerwehrleute, die unter die Lok sehen. Dann die Straße, die Gleise, den Bahnübergang. Und eine junge Frau, die aufgeregt mit einer Gruppe von Helfern spricht. Sie dreht sich einem Polizisten zu. Wir hören, was sie sagt, aber weil ihre Stimme schrill und panisch ist, hat ProSieben es sicherheitshalber dazugeschrieben:

"Sagen Sie bitte, was mit meinem Mann ist."
(Screenshot: Pro Sieben. Unkenntlichmachung von mir.)

Von links läuft ein weitere Helfer ins Bild. Wir hören, wie der Polizist antwortet: „Das kann ich Ihnen jetzt nicht sagen.“ Die Stimme der Frau überschlägt sich jetzt:

"Lebt er noch?"
(Screenshot: Pro Sieben. Unkenntlichmachung von mir.)

Der Polizist sagt noch einmal: „Das kann ich Ihnen jetzt nicht sagen.“ Dann geht der Beitrag weiter mit Bildern derselben Frau Enke auf dem Weg zur Pressekonferenz. „Eine tapfere Frau“, nennt sie der Sprecher.

Als ich bei N24 anrufe, den Sender, von dem ProSieben seine Nachrichten bezieht, versteht man erst meine Frage nach irgendwelchen Reaktionen auf die Ausstrahlung dieser Szene nicht. (Ich wollte nicht gleich fragen, ob der verantwortliche Chefredakteur noch im Amt ist.) Außerdem sei das überall gelaufen, heißt es aus der Sendergruppe, teilweise allerdings verpixelt.

ProSieben-Sprecher Christoph Körfer sagt: „Aus Sicht der Nachrichtenredaktion war es angemessen, die Bilder zu zeigen.“

Nachtrag, 13. November. Mehr dazu hier.

205 Replies to “„Lebt er noch?“”

  1. Ich schließe mich der allgemeinen Meinung der Kommentatorenschaft an, finde es aber schön, dass es anscheinend noch Menschen gibt, denen solch ein pietät loses Verhalten ähnlich missfällt.

  2. > Körfer: „Aus Sicht der Nachrichtenredaktion war es angemessen, die Bilder zu zeigen.”

    Selbst zwischen „Bilder zeigen“ (die Pro7 offenbar nicht nah genug dran waren, um genug zu verstehen) und „Bilder der Dramatik wegen untertiteln“ liegt aber nochmal ein gewaltiger Unterschied, Herr ProSieben-Sprecher.

  3. Und ich dachte schon, es geht nimmer schlimmer. Das hier beweist: es geht doch. Angefangen mit diesen schrecklichen Zoom bei Pressekonferenzen auf heulende Betroffene bis zu diesem Sch*** da

  4. @5 (Andreas): Ist das eine ernstgemeinte Frage?

    Wenn ja: Hast du dich auch beschwert als die Titanic über den ähnlichen Tod von Adolf Merckle Witze gemacht hat?

  5. Und um das auch noch loszuwerden: Arno Nym hat Recht. Und viel mehr als über den Tod einer Person macht sich die Titanic über das Mediendrumherum lustig (siehe Maddie).

  6. Alle Menschen, die an der Ausstrahlung dieser Bilder beteiligt sind – vom Kameramann über den Untertitelschreiber bis zu den verantwortlichen Redakteuren – gehören verpixelt. Und verprügelt. Verkommenes Pack.

  7. @Stefan Niggemeier, @hexagrammaton: Stefan Niggemeier hat die Frage bereits richtig hingeschraubt.. so rum ist sie ernst gemeint, ja.

  8. Traurig und aergerlich.
    Allerdings: haette man erwarten koennen, schliesslich gibt es genug Beispiele im der Vergangenheit. Winnenden anyone? Da gab es auch genug „Journalisten“, die schneller Blut gerochen haben als ein Weisser Hai.

    Bei Robert Enke reden nun alle ueber Depression und warum da keiner geholfen hat. Wenn man bedenkt, dass genau dieselben Medien an einer Atmosphaere mitarbeiten, die keine Fehler oder Schwaechen toleriert.
    Was waere denn passiert, wenn Robert Enke seine Probleme oeffentlich gemacht haette? Alle haetten sich daran gelabt und ihm noch mehr Probleme bereitet, genauso wie man jetzt ueberall Betroffenheit und Entsetzen sendet und schreibt.
    Und wie immer wird die Geschichte ausgesaugt, bis es nichts mehr zu verdienen gibt und dann haben wir alles wieder vergessen.

  9. Vielleicht fehlt mir der richtige Maßstab, weil ich meine Nachrichten nie von Pro7 und Co. beziehe, aber: Das ist das Widerlichste und Schockierendste, von dem ich je gehört habe.
    Ich hatte selten ein so dringendes Bedürfnis, den Verantwortlichen meine Meinung mitzuteilen. Realisieren die eigentlich, was die da anrichten?

  10. Mal abgesehen davon wie ekelhaft das Verhalten und die Situation sind (ich habe es nicht mal geschafft mir mehr als zwei Sätze von Frau Enkes PK anzuschauen)…
    Wie kann es sein, dass ein Kamerateam ebenso schnell am Unglücksort in Eilvese (!!) ist, wie die Feuerwehr und die Ehefrau (die glaube ich im nächsten Ort wohnt?)? Hausen die in der Republik verteilt in Erdlöchern? Es hätte mich nicht gewundert, wenn einer der Geier aus dem Off „Ne, der ist tot!“ ruft…

  11. Würde auch sagen, wenn das das widerlichste und schrecklichste ist, dann guckste echt wenig Qualitätsfernsehen. Schade das es so wenig Sendungen im Fernsehen gibt die mit solchen und ähnlichen Sendungen schlittenfahren und zwar in angemessen lauten Tonfall oder einfach mal den Chefredakteur vor laufender Kamera fragt wie er als niedere Lebensform ohne jeglichen Sinn für Anstand es schafft Abends in den Spiegel zu gucken ohne sich spontan zu übergeben, andrerseits gibt es ja in der Medienlandschaft genug Abschaum die zu sowas in der Lage ist, wahrscheinlich liegts doch eher am System als am einzelnen.

    Ansonsten darf Satire natürlich alles, genau wie ich alles Scheisse finden darf.

  12. Weiß jemand, wie groß die Redaktionsbüros von „Newstime“ sind und wie lange ich entsprechend bräuchte, um sie hüfthoch vollzukotzen?

  13. Ich, aus dem Ausland, würde trotzallem ein Videomitschnitt sehen wollen, um das besser nachvollziehen zu können. Wo kommen denn so zeitlich unmittelbare Video- und Tonaufnahmen vom „Tatort“ her? Lag Enke unterm Zug, sein Frau taucht auf und N24 steht daneben und filmt? Das wäre ja ziemlich unglaublich…

  14. Ziffer 11 – Sensationsberichterstattung, Jugendschutz
    Die Presse verzichtet auf eine unangemessen sensationelle Darstellung von Gewalt, Brutalität und Leid. Die Presse beachtet den Jugendschutz.

    Den gibts ja auch noch. Hab ich glatt vergessen. Aber bin ja in „guter“ Gesellschaft

  15. @Christian: Nein, ich habe keine Lust, das irgendwo hochzuladen.

    Es gibt eine ganze Armada von traurigen Menschen in diesem Land, die davon leben, bei jedem Unfall oder sonstigen Rettungseinsatz so schnell wie möglich vor Ort zu sein, um die Bilder hinterher an die Sender (öffentlich-rechtlich wie privat) zu verkaufen.

    Ich weiß nicht, wie jemand in der geschilderten Situation filmen kann. Ich weiß nicht, wie jemand das Gefilmte dann verkaufen kann. Aber allerwenigsten weiß ich, wie jemand diese Aufnahmen dann ausstrahlen kann.

  16. @21: Ich habe den Link nicht zur Hand, aber ich glaube, die Polizeipressestelle hat den Namen und Beruf des Verunglückten gleich nach dem Vorfall mit herausgegeben.

  17. Werden Nachrichten heute eigentlich nur noch von Leid-Parasiten und Emotionsvampire gemacht?!

    Rein „informative“ Nachrichten würden ja reichen, aber das sich Weiden im Leid anderer, das widerliche Aufsaugen von Emotionen, was soll das?!

    Wird das auch nur vom gleichen Pack konsumiert, das sich in der Yellow Press an den Leben von irgendwelchen „Promis“ aufgeilen???

  18. wenn es gut gemacht ist, darf satire alles.

    nur bin ich mir nicht sicher, ob die derzeitige berichterstattung zum tod des robert enke satire ist oder nicht.
    oftmals denke ich, es handelt sich um unfreiwillige satire.

  19. Ich befürchte, Frau Enke weiß noch gar nicht wie Ihr geschieht. Ich kenne leider dieses taube Alarmgefühl nach so einem Geschehen. Da ist man nicht in der Lage Situationen zu beurteilen und sich gegebenenfalls zur Wehr zu setzen.
    Umso abscheulicher finde ich dieses unmoralisches Verhalten ihr gegenüber.

  20. Sagt bitte, dass das nicht wahr ist. Bitte nicht.

    Mir fehlten Dienstagabend nach der Nachricht von Enkes Tod die Worte. Jetzt fällt mir erneut nichts ein.

  21. Natürlich war es nicht angemessen, die Bilder zu zeigen – nach allen journalistischen Maßstäben. Auch wenn ich die grundsätzliche (und mal wieder ausgesprochen pauschale) Kritik an den Medienberichten über den Enke-Suizid nicht teile, so stimme ich doch zu, dass hier vom Sender eine Grenze überschritten wurde.

    Das Problem ist, dass dergleichen immer noch ohne Sanktionen geschehen kann. Im Print-Bereich bleiben offensichtliche Verstöße gegen den Pressekodex praktisch ohne Folgen. Die Rüge vom Presserat ist, mit Verlaub, ein Witz. Beim Fernsehen sind wohl die Landesmedienanstalten zuständig – als Kontrollinstitution haben die sich kaum bewährt (siehe etwa Gewinnspiele).

    Natürlich kann Frau Enke wegen Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte klagen. Wirklich zufriedenstellend ist das nicht. Selbst wenn der Sender am Ende ein, zwei Euro bezahlen wird. Der Erziehungseffekt für die Programmverantwortlichen müsste schon stärker sein. Sonst werden sie solche Grenzen auch in Zukunft wieder überschreiten. Und den Voyeurismus auch noch als Nachricht rechtfertigen.

  22. Mann, Mann, Mann, sowas regt mich kolossal auf. Das ist die allerallerunterste Schublade, in die man als Journalist greifen kann. Tragisch ist einerseits, das dieses Material überhaupt den Weg in den Sender gefunden hat. Andererseits ein großes Armutszeugnis für die Redakteure der ProSiebenGruppe, die diesen grauenhaftesten Moment im Leben eines Menschen nicht kommentarlos gelöscht haben. Auch bei vermeintlich öffentlichen Personen muss es eine Grenze geben, die kein Journalist übertreten darf. Das sollte eigentlich das eigene Gewissen gebieten. Traurig, dass manche Kollegen sowas offenbar nicht mehr haben.

  23. Im ZDF lief es tatsächlich auch – verpixelt und ohne O-Ton von Enkes Frau. Wenn man das in Relation zu den Erwartungen setzt, die man ans ZDF stellt, ist selbst das ziemlich enttäuschend.

  24. Ach ja, auch wenn sowas i.d.R. nichts greifbares (vulgo: nicht größeres als einen erhobenen Zeigefinger) bewirkt: programmbeschwerde.de – Gegen solche Beiträge bei den Landesmedienanstalten Beschwerde einlegen.

  25. Lieber Herr Niggemeier,

    könnten sie bitte, dass nächste mal Vorschläge zum Aggressionsabbau in Ihre Blog-Einträge bauen? Das wäre wirklich sinnvoll und würde vermutlich die Kriminalitätsrate erheblich senken.

    Oder anders ausgedrückt: Ich flüchte mich in Humor um nicht total durchzudrehen. Ich bin echt wütend!.

    Danke für den Artikel

  26. Dito, Herr Olsen. Das ist wirklich die allerunterste Stufe. Ekelerregend. Schaue sowieso nie diesen Sender, nun gibt es einen weiteren Grund dazu.

  27. Da ich eh grad Margen-Darm-Grippe habe, bin ich beim kotzen dabei. Muss nur zeitnah geschehen, bin grad sehr ergiebig…

  28. Es ist so ekelerregend… Immerhin war das der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte, und N24 und Pro7 endgültig aus meinem TV geschmissen hat. Die Simpsons gibt es ja GsD auch auf DVD.

  29. Immerhin findet man bei N24 die Bilder nicht online (kurze Einstellung Teresa Enke ohne Ton ausgeschlossen) Zeigt ja eine gewisse Einsicht!

  30. Ja, das Fernsehteam war vor der Ehefrau am Tatort und hat draufgehalten und ja, Pro7 hat es gestern Nachmittag bereits gezeigt. Ich habe das Video gestern schon in Taff gesehen.

  31. § 41 Rundfunkstaatsvertrag
    Programmgrundsätze
    (1) Für die Rundfunkprogramme gilt die verfassungsmäßige Ordnung. Die Rundfunkprogramme haben
    die Würde des Menschen sowie die sittlichen, religiösen und weltanschaulichen Überzeugungen anderer
    zu achten.

  32. Moin Stefan,

    erstmal vielen Dank, dass du bei N24 angerufen und gefragt hast, ob die eigentlich noch bei Trost sind. Auch in finde es ekelerregend und abstossend, in welcher Art und Weise der Tod von Enke medial ausgeschlachtet wird. Aus meiner Sicht muss das für die Medien einem Festschmaus gleichen. Ekelhaft, ich könnte kotzen.

    N24 hat sich für mich ja schon disqualifiziert, als ich Mitte September diesen Jahres von der Freiheit Statt Angst Demonstration berichtet – oder besser gesagt „gesammelt“ – habe, du weisst schon die Aktion von den Prügelpolizisten. Da gab es ja dann auch einen Bericht auf N24, und N24 hat auch gleich bei mir im Blog in dem betreffendem Artikel auf den Videobeitrag aufmerksam gemacht. Der Videobeitrag war meiner Meinung nach eine absolute Sauerei!

    Die arbeiten auf diesem verkorksten Niveau.

  33. Meine erste Reaktion war, wie bei den meisten hier: Entsetzen. Wie kann man so etwas nur senden?
    Doch dann fiel in den Kommentaren das Stichwort Ausland und in der Tat ist es doch so, dass es offensichtlich kein Problem ist, trauernde Menschen und Rettungskräfte im Einsatz zu zeigen, wenn sich das Unglück im Ausland ereignet hat. Bei Erdbeben in Südostasien oder Erdrutsche auf Sizilien sind solche Bilder in allen Nachrichten doch usus. Ist also das Problem, dass sich dieses Unglück im Inland ereignet hat, man also verstehen kann, was gesagt wird? Oder dass die Person bekannt war? Oder sollten grundsätzlich alle Beiträge von Unglücken verpixelt werden?

  34. Es scheint, als müsste Robert Enke jeden Tag aufs Neue sterben. Manchmal habe ich den Eindruck, es würde eine Art gemeines Verhalten derjenigen hervorgerufen, die nicht dabeiwaren (also dieses Mal: alle), jetzt viel Stress von ihren Chefs kriegen („habt Ihr wirklich nix geahnt?“) und diesen in reißerischster Variante kanalisieren

    Vielleicht sollte man sich Fußball aber auch als Mikro-Gesellschaft vorstellen, in der es die selbe Quote Schwuler, Depressiver, Diebe, Lügner, Pädophiler und ehrenwerter Menschen (Mehrfachkombination möglich) gibt und die Nachricht einer Depression als normal hinnehmen lernen, auch wenn die Medien es ausschlachten.

  35. Traurig an dieser Art von Journalismus ist doch: Fast alle schauen fasziniert hin und schreien „Zugabe, Zugabe!“, nur um dann am nächsten Morgen in der Tram davon ihren Bekannten zu berichten und Betroffenheit vorzuheucheln.

    Insgesamt ist aber auch (mal wieder) die gesamte Berichterstattung widerlich. Und ich vermute der Lokführer hat auch keine ruhige Minute mehr.

  36. @ freebe: Vielen Dank, das mag ein Aspekt sein. Wenn ich im Ausland bin genieße ich auch, nicht jede landespolitische Nachricht verstehen zu können. Das entspannt das Gehirn erheblich. Umso schwieriger ist das Rückgewöhnen Aber die Sendedauer (von der Häufigkeit ist die chinesische Grubenunglücksmeldung, weil meist die einzige Auslandsmeldung im Kurznachrichtenblock, vergleichbar) macht das ganze noch mehrfach widerlich.

  37. @49
    bitte den Unterschied zwischen Katastrophe und Einzelschicksal beachten. Außerdem gibts auch bei der Berichterstattung über Naturkatastrophen Grenzen (oder sollte es geben).

    Eine Frau zu filmen, die gerade dabei ist zu erfahren, dass ihr Mann sich getötet hat – hat einfach nichts – rein gar nichts – mit Berichterstattung zu tun. Das ist nichtmal sensationsgeil, das ist nur pervers.

  38. Pro7 sendet doch nur, was seine Zuschauer sehen wollen! Für mich liegt das Problem nicht in erster Linie bei den TV-Sendern und seinen Journalisten, sondern eher bei den vielen kleinen Gaffern vor den TV-Schirmen, die einfach den Horror „live“ und „authentisch“ miterleben wollen.
    Dahinter steckt wohl eine Art von Eskapismus aus dem eigenen öden, langweiligen Leben.

  39. sowas ist echt nich mehr ok…das geht aber sowas von zu weit. hab das im tv gesehn und ich wäre fast geplatzt vor wut!diese frau hat ihren mann verloren! @pro7 (falls die mitlesen sollten) wie würdet ihr es finden,wenn euch jemand filmt wenn eure mutter/vater,sohn/tochter ,frau/mann sich (zu der zeit noch vermutlich ) das leben genommen hat?!

    nur weil diese leute bekannt sind,heisst es nicht,dass die keine privatsphäre haben!

    @pro7sat1blah : schämt euch!

  40. Ich bin so froh, dass ich zur Zeit im Ausland bin. Ich wuerde es sicher nicht rechtzeitig zur Redaktion schaffen bevor mir endgueltig alles hochkommt. Was fuer ein verkommenes Pack.

  41. @wilko0070 Aha. Wurden die Zuschauer vorher per TED befragt, ob sie das sehen wollen? Oder verfügt der verantwortliche Redakteur über eine Glaskugel? Sicherlich gibt es ganz alltäglichen Voyeurismus und Gaffer bei jedem Unfall. Trotzdem: Muss das von den Medien befeuert werden? Und muss alles gesendet werden, was „das Volk“ so sehen will? Wenn dem so ist, dann können wir ja von Glück reden, dass es keine Todesstrafe hierzulande gibt, die live im Fernsehen übertragen werden kann.

  42. inklusive aufbahrung im stadion. der tod wird öffentlich …
    verdeutlicht doch, wie es sich verhält: noch über den tod hinaus im „besitz“ des vereins.

  43. @nur mal so #62 :wenn ich wüsste,dass ich in nem stadion vor zigtausend fans aufgebahrt werde,würde ich mich geschmeichelt fühlen ;)

    ist aber auch irgendwie grenzwertig…

  44. Pro Sieben sagt also „Wir senden nur das was die Zuschauer sehen wollen!“ Der Beweis dafür wird auch gleich erbracht: Es schauen sich Leute diesen Quark an.

    Also mal ehrlich was ist den das für eine Logik!

    – Wenn ich jemanden in ne Mistgrube werf und er nicht sofort Tot umfällt ist er ein Fan von Mist?

    – Wenn ich mir mit viel Aufwand und Geld das Image eines Jugendsenders gebe und dann „Gilmore Girls“ sende sind die Schauspielerinnen plötzlich 20?

    – Und wenn ich die untersten menschlichen Bedürfnisse Reize, (weil ich z.B. einen ‚Unfall auf der A8 inszeniere), dann sind alle „Gaffer“ schuld an dem Unfall aber ich nicht?

    Ja, wir leben in einer Gesellschaft, in der die Mehrheit denkt, dass sie gewisse Sachen tun können weil die Mehrheit das so erwartet, aber es ist Zeit klar-zustellen, dass das gar nicht die Mehrheit ist.

    Das ist eine Spirale von unnötiger Anpassung, in der sich jeder gegenseitig anbiedert bis alle gleich „böse“ sind. Und das nur weil wir das Zeug glauben, dass uns erzählt wird. Wir glauben, dass wir schneller sein müssen als die anderen, weil die ja alle „böse“ sind.

    Und genau da trägt heute Pro7 die Schuld. der nächste Reporter der mit seiner Kamera in der Nähe eines Opfers steht wird WISSEN, das wenn er da nicht drauf hält Pro sieben es tun wird.

    Und die Zeit ist nicht mehr fern, da „Reporter“ verbrechen begehen, Kapitalverbrechen wohlgemerkt, weil ja ProSieben sonst schneller seien könnte.

    Wuerg

  45. wenn meine grösste angst die ist, dass umstehende (!) (also nichtmal so viele, wie in ein durchschnittlich grosses fussballstadion passen) von meiner krankheit und den begleitumständen erfahren, habe ich auch sicherlich etwas dagegen, wenn die konsequenz dieser krankheit dermassen öffentlich gemacht und begangen wird.

  46. @ nur mal so #67 hast schon recht. trotzem bleibe ich dabei,dass ich(!) mich geschmeichelt fühlen würde ;)

    ich bin aber komplett deiner meinung.

    „die medien“ übertreiben es mal wieder….genau wie beim amoklauf von winnenden. wenns nix zu berichten gibt,schlachten wir halt das aus,was gerade zur verfügung steht :(

  47. -wir +die arbeite nicht bei „den medien“

    @stefan niggemeier: es wird zeit, dass man wenigstens 2 minuten nen comment bearbeiten darf(wenns nich zuviel arbeit mach natürlich)! ;)

  48. Laufen eigentlich schon irgendwo die Wetten, wie lange es noch dauert, bis ein Magazin oder Sender den Lokführer ausgegraben hat, um ihm – freilich exklusiv – über jenen Moment zu befragen, als Enke auf die Schienen trat? Und ob er jetzt auch an Depressionen leidet? Wie er diese zu verarbeiten gedenkt?

  49. es ist generell begrüßenswert, dass es den sozialismus kaum noch gibt. die aussage des sozialistischen journalismus allerdings, dass der kapitalistische journalismus plan- und hemmungslos alles veröffentlicht, was die niedrigsten instinkte anspricht, scheint in einem solchen fall allerdings mal wieder angemessen! es ist beschämend, es ist unendlich traurig. wie kann man sowas tun? n24 und prosieben werden aus meinem fernseher gelöscht.

  50. Das Ganzelief auch bei RTL Explosiv. Die haben es sogar fertig gebracht, in einem Beitrag (der sichtlich aus zwei alten zusammengestückelt wurde) die Szene erst unverpixelt und dann verpixelt zu zeigen.

    Ich weiß aber nicht was ich widerlicher finde: Originalaufnahmen vom Unfallort oder die ganz normale Leichenfledderei bei Stern TV, Kerner und Lanz. Der Kameramann vor Ort düfte emotional wohl auch eher schlichterer Natur sein (Und sage jetzt keiner, er macht nur seinen Job), die zuständigen Redakteure und Moderatoren und der arme Außenreporter, der alle fünf Minuten dummes Zeug vorm Stadion von sich gibt, wissen dagegen ganz genau, was sie da treiben.

  51. @ Mnostg
    Ich denke, Sie haben meinen Kommentar falsch verstanden. Ich habe <a
    mich dazu schon geäußert.

    Und ich befürchte, dass solche Bilder im Fernsehen immer weiter zunehmen werden, da die Verantwortlichen solcher Beiträge, die Autoren und Redakteure scheinbar resigniert zu haben. Sie denken nur noch an die Quote und sind langsam aber sicher auf BILD Niveau angelangt.

    Daher bitte ich Sie: Schreiben Sie das nicht nur hier in das Blog. Schreiben Sie bitte Ihre gerechtfertigte Wut, Scham und Ekelgefühle an die entsprechenden Sender! Sonst heißt es in der nächsten Reaktionssitzung wieder: DAS Publikum will das ja so.

  52. @66

    Och, in Brasilien ham se’s doch schon geschafft, die Toten, die sie filmen wollen, selbst zu produzieren. Kommt hier mit Sicherheit auch irgendwann.

  53. @Uli:
    „69.Ich bin gespannt, wer das Exklusiv-Interview mit dem Lokführer veröffentlichen wird.“

    Und ich warte auf Enkes Abschiedsbrief (vielleicht in BILD?).

    Wer am lautesten schreit, bekommt nun einmal die höchste Quote. Und ich glaube, die größten Ekel-Bilder haben in den Online-Medien auch die größten Klick-Zahlen.

  54. War „Darstellung nur um der Darstellung wegen ohne darüber hinausgehende Gründe“ nicht mal eine gängige Definition für Pornographie?

    . . .

  55. Davon mal ab, dass es vollkommen scham- und pietätlos ist, die arme Frau so darzustellen, finde ich es mehr als verantwortungslos über einen Schienensuizid so detailliert zu berichten. Der ein oder andere hat unter Umständen schonmal was vom Werther-Effekt gehört?

  56. Die Leute, die das gedreht, untertitelt und gesendet habe, waren doch nicht immer schon so abgestumpft.
    In was fuer einem Umfeld muss man wie lange arbeiten, um so etwas ueberhaupt produzieren zu kønnen (wahrscheinlich naive aber ernstgemeinte Frage)?

  57. @ 49.

    Der Rundfunkstaatsvertrag ist das Papier nicht mehr wert auf dem er steht. Die Landesmedienanstalten haben dieses Jahr ein Positionspapier erarbeitet, in dem sie die aktuelle desolate Situation so verharmlosend beschreiben:

    “ …Es ist jedoch nicht zu übersehen, dass damit andererseits ein Programmtyp eine Bedeutung erlangt, dass Inhalte durch
    diesen Ansatz begünstigt werden, die zwar innerhalb einer durch die
    Rundfunkfreiheit gesetzten Grenze bleiben, zugleich aber außerhalb der
    Toleranzgrenze von vielen einzelnen Zuschauern oder auch Zuschauergruppen ..“

    „Einzelne Zuschauer oder auch Gruppen von Zuschauern fühlen sich durch die entsprechenden Angebote in ihren Gefühlen und Vorstellungen verletzt. Sie sehen darüber hinaus solche Verletzungen auch im Blick auf gesamtgesellschaftliche Werte. Sie verstehen das Fernsehen als einen Wertevernichter.“

    (wohlgemerkt, es wird hier behauptet, es würde sich um „einzelne Zuschauer handeln“)

    „Das Publikum fühlt sich solchen Tendenzen gegenüber hilflos und ohnmächtig. Denn die Beschwerden dieser Zuschauer, die bei den Landesmedienanstalten eingehen, bleiben, da es sich nicht um Rechtsverletzungen handelt, für die TV-Veranstalter ohne Folgen“

    Im weiteren Text kommt es dann noch zu vielen weiteren Verharmlosungen wie z.B. auch der Behauptung dass es insgesamt nur wenige Programmbeschwerden gäbe (wie auch, wenn man den langjährigen Zustand von programmbeschwerde.de kennt ;) ) und am Schluss endet der Text ohne wütenden Aufschrei (z.B. nach einem anderen rechtlichen Rahmen), sondern mit nur einem leicht resignativen achselzuckenden Wunschdenken:

    „So gesehen gilt: Wer Fernsehen veranstaltet, sollte beachten, dass das moralische Argument auch für einen dauerhaften ökonomischen Erfolg unverzichtbar ist.“

    Und ich frage mich, warum kein Journalist dieser LMA-Bagage ihre damit eingestandene Unfähigkeit und Nutzlosigkeit so um die Ohren haut wie sie es verdient haben. Wenn sie ihren Arbeitsauftrag so verstehen, braucht man sie definitiv NICHT.

  58. @56 wilko0070:
    Logisch: wenn genügend Leute meinen Mist sehen/lesen/hören/erfahren, bin ich autorisiert – damit kann jeder Dreck begründet werden.

    ICH halte diese Art von vorauseilendem Gehorsam (der mMn. eh auf falschen Vorausetzungen basiert) jenseits Allem, was ich mit Journalismus assoziiere.

  59. Mir fehlen auch die Worte zu so etwas …

    Ich frage mich allerdings auch, warum so schnell ein Kamerateam vor Ort sein konnte. Bei uns in der Gegend hat sich leider die Unsitte etabliert, dass die freien Nachrichteagenturen unter anderem Mitarbeiter aus den Hilfsorganisationen rekrutieren. Geht bei einem von denen der Melder zum Einsatz runter, ruft er dem ortsansässigen Kameramann an, der dann den Unfall und/oder sonstige menschliche Tragödie zeitnah dokumentieren kann. Könnte in diesem Fall auch so gelaufen sein.

  60. Ist dem Bildmaterial denn eindeutig anzusehen, daß das Aufnahmen eines professionellen Kameramanns sind? Falls nein, muß leider noch eine ganz andere Möglichkeit in Erwägung gezogen werden. Ich kenne persönlich einen Fall, wo ein Feuerwehrmann das gemacht hat. Sage also keiner, so etwas wäre undenkbar.

    @69/71: Ich habe selbst erleben müssen, wie eine Mitarbeiterin der Lokalredaktion des örtlichen Monopolblättchens auf einem Apparat mit nicht veröffentlichter Rufnummer anrief und sich Kontakt zum betreffenden Lokführer erhoffte. Mit einer Selbstverständlichkeit, die mich fassungslos zurückließ. Das weitere Gespräch verlief für sie dann wenig angenehm; es gefiel der Dame garnicht, in die Nähe eines auflagenstarken Blattes aus dem Axel-Springer-Verlag gerückt zu werden.

  61. Das Zoomen und die sich mitbewegende Lichtquelle sprechen für einen professionellen Kameramann. Wenn die Aufnahmen von einem Feuerwehrmann kämen, der sie verkauft hätte, fänd ichs fast noch schlimmer als es eh schon ist.

  62. Mich wundert gerade, warum sich jemand, der in seinem Blog lauter gute Sachen schreibt, immer noch Pro7 guckt. Mir wurden die Privaten bereits vor Jahren so unerträglich und blöd, dass ich den Fernseher abgeschafft habe. Tagesschau und „Neues aus der Anstalt“ kann ich zum Glück auch online gucken, und mehr Fernsehen braucht kein Mensch ;-)

    … just my 2 cent …

  63. In solchen Momenten fällt es nicht schwer, auf die Idee zu kommen, man könnte doch den Pressekodex, dieses inzwischen durch anderweitige Handlungen antiquierte Ansammlung von Buchstaben, zu einem Bundespressegesetz formen… Anscheinend 53 Jahre zu spät.

  64. Das ist mein erster Kommentar hier. Seit geraumer Zeit bin ich nur fleißiger Mitleser, aber dieses Thema macht mich dermaßen sauer, dass ich auch meinen Senf abgeben will.

    Einfach unfassbar, wie rücksichtslos hier mal wieder versucht wird, für ein bisschen mehr Quote möglichst nah am Geschehen dran (gewesen) zu sein.

    Es kann ja wohl nicht sein, derartige Berichterstattung damit zu rechtfertigen, dass es „das Publikum sehen will“. Was wäre gewesen wenn eine Kamera der Bahn den Vorfall aufgezeichnet hätte und dieser Mitschnitt an die Öffentlichkeit gelangt wäre? Wäre das dann auch gezeigt worden mit der Begründung „es wolle schließlich jemand sehen“?

    Ich zähle sicher nicht zu den ober-intellektuellen Menschen dieses Landes und sehe mir von daher auch immer mal wieder gerne diversen Boulevard-Müll an, um mich niveaulos berieseln zu lassen. Von daher schwenke ich sicher nicht gleich die Moralkeule, wenn mal etwas daneben gegriffen wird.

    Aber hier wurde auch meiner Meinung nach definitiv nicht nur eine Grenze überschritten, die nicht überschritten werden darf. Wie um alles in der Welt können die tatsächlich den Moment ausstrahlen, als die Ehefrau noch im Ungewissen gelassen wird, ob ihr Mann noch lebt??!

    Selten so etwas asoziales gesehen, Pro7!!!

    Was kommt als nächstes?
    Ich sag nur 1414…

    In Zeiten von Handy-Kameras und Bild-Hobby-Jouralisten scheinen auch die letzten Grenzen in Sachen „Anstand“ langsam der Sensationsgeilheit, Geldmacherei und Quote zu weichen.

    Dass der Ersteller des Videos seine große Chance wittert, mal richtig dick absahnen zu können, ist ja schon echt erbärmlich. Dass aber in den großen Fernsehsendern kein Mechanismus (mehr) vorhanden ist, der sagt „bis hier her und nicht weiter“ ist wirklich beängstigend!

    Roland

  65. Es löst bei mir traurige Ratlosigkeit aus, dass das Resultat der psychischen Störung oder Erkrankung eines Menschen, dem nicht mithilfe moderner Therapie geholfen werden konnte, zur Entblößung und medialen Vergewaltigung seiner Nächsten sowie des Verstorbenen selbst führt, der man anscheinend ebenfalls nur ohnmächtig zusehen kann.
    Gleichzeitig habe ich die leise Hoffnung, dass durch das Beschreiben und die Analyse der gestörten und kranken Zustände unserer Medienlandschaft vielleicht doch Reflexion, Einsicht und Veränderung einsetzen könnten.

  66. @ 86 Stefan Niggemeier

    Ich ändere meinen Satz von „Und ich frage mich, warum kein Journalist dieser LMA-Bagage … “ in „Und ich frage mich, warum kaum ein Journalist dieser LMA-Bagage … “ (danke!)

    Evtl. muss man diese Form der Medienkritik auch bei kleineren Zeitungen mal aktiv per Leserbrief einfordern – am besten bei denen, die sich fragen, warum sie von jungen Leuten kaum noch gelesen werden…

  67. Hat eigentlich irgendeiner so ein Quotenmessgerät von de GfK zu Hause stehen? Und könnte der dann bitte nie wieder Pro7 & Co gucken???

  68. @JO Ja tut mir leid, war etwas aufgeregt, aber das haben SIe ja schon bemerkt und netter weise zu meinen Gunsten ausgelegt…

  69. An alle, die den Presserat zu schwach finden, die Landesmedienanstalten zu lasch, und überhaupt die Welt der Medien zu schlecht:

    „EINE ZENSUR FINDET NICHT STATT.“

    Und das ist gut so.

    Auch wenn es immer wieder Blödmänner gibt, die sich die Freiheit nehmen, wie es ihr Recht ist, aber eine Ethik nicht kennen – in dem Moment, wo jemand mit Gewalt oder Gesetzbuch N24 ernsthaft daran hindern wollte, so zu berichten, wie er es für falsch hält, stelle ich mich selbst vor diesen Sender, um seine Freiheit zu verteidigen, die auch meine ist! Nicht aus Liebe zu N24, sondern aus Prinzip.

  70. @ 100, Journalist: Wow, gibts Ihren Kommentar auch mit Musik von Hans Zimmer unterlegt?
    Mal im Ernst, hier hat – glaube ich – niemand Zensur gefordert, sondern nur eine Instanz, die solche Sachen drakonisch bestraft. Nicht im Voraus kontrolliert und rausschneidet. Erst das wäre Zensur.

  71. @85:
    „wenn genügend Leute meinen Mist sehen/lesen/hören/erfahren, bin ich autorisiert – damit kann jeder Dreck begründet werden.“

    Es ist beispielsweise müßig, sich über die ca. 13 Mio. BILD-Leser aufzuregen. Die beste Lösung gegen die „geistige Verschmutzung“ liefert noch Nr. 73: „Abschalten.“
    Niemand wird schließlich gezwungen, sich die Nachrichten ausgerechnet auf Pro7 anzuschauen.
    Außerdem braucht jemand, der Informationen in erster Linie auf dem Kanal bewegter Bilder bezieht, doch heutzutage überhaupt keinen Fernseher mehr, wie Nr. 90 richtig anmerkt.
    Durch das Internet hat man die Freiheit des „random access“, auf den durch TV-Sender vorgegebenen „serial access“ ist (fast) niemand mehr angewiesen. Und diese Freiheit sollte man nutzen.
    Ich jedenfalls beziehe meine Informationen (und auch mein Unterhaltungsprogramm) nur noch „on demand“ von Providern, wo der Tod eines Torwarts nur eine Nebenrolle spielt.
    Für Deutschland würde ich die Kulturradios empfehlen, mit Hilfe eines Podcatchers (z. B. die Freeware „MediaMonkey“) lassen sich alle wichtigen Episoden aus den Nachrichten-Podcasts automatisch herunterladen.

  72. @103: Bei Hans Zimmer hielte ich Zensur für gerechtfertigt, ausnahmsweise. Ich nehme aber gern ein Stückchen von Ennio Morricone, wenn’s recht ist.

    Scherz beiseite: Die Ankündigung „drakonischer Strafen“ bei (wie auch immer definierter) nichtanständiger Berichterstattung würde zu Selbstzensur führen. Es könnten notwendig nur Gummiparagraphen sein, mit denen das zu regeln wäre – mit dem Erfolg, dass nur noch jene zu den weichen, schwer zu ziehenden Grenzen der Regelung vorstießen, die sich die „drakonischen Strafen“ leisten könnten. Das sind im Zweifel die Falschen.

    Nein: Schon das allgemeine Persönlichkeitsrecht und Geheimhaltungsregelungen schränken die Presse- und Informationsfreiheit hinreichend weit ein, teils schon zu weit. Mit den möglichen Auswüchsen, die vereinzelt stattfinden, müssen wir leben. Freiheit und Sicherheit müssen stets kompromissweise koexistieren, beides hat einen Preis, aber eins von beiden ist – wenigstens für mich – das höhere Gut.

    Und sowieso: Wenn’s niemand schaut oder liest, verschwindet es von selbst. Erst hinschauen, dann empören, das macht auch Quote :-)

  73. @ Journalist

    Wie immer ist es wichtig den Text zu Ende zu lesen, auch beim Grundgesetz.

    (2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

    Frage: Gibt es etwas persönlicheres als den Tod eines geliebten Menschen zu erfahren? Bitte achten Sie auf den Artikel!

  74. @103/2: Überhaupt interessant, wie Sie „Zensur“ definieren – wenn Sie nur Vorzensur als solche betrachten, hätte es nicht einmal in der DDR systematisch Zensur gegeben. Aber das ist ein anderes Thema.

  75. #106: Ist mir bekannt. Ich sage ja: Diese Regelungen reichen. Soll heißen: Mehr braucht es nicht. Und Instanzen, die eventuell sogar vor gleichbleibendem Hintergrund „drakonische Strafen“ verhängen, auch nicht.

  76. @100: Es gibt natürlich einen Unterschied zwischen Zensur und der konsequenten Sanktionierung von Verstößen z.B. gegen Persönlichkeitsrechte (wie im vorliegenden Fall). Das hat gar nichts mit einer Moral-Polizei zu tun. Aber ich stimme schon zu: Die meisten Kommentatoren wünschen sich eigentlich Zensur. Man kann die Debatte jedoch auch sachlich führen. Dazu gehört als Voraussetzung, dass man nicht immer von „den Journalisten“ spricht. Aber dafür ist dieser Blog wohl einfach nicht der geeignete Ort. Hier staut sich regelmäßig der blanke Hass auf die sogenannte Journaille. Das trägt inzwischen pathologische Züge.

  77. @nemo: Das war Hass auf „die Journalisten“? Nicht auf die konkreten Leute von ProSieben und N24? Woraus lesen Sie das?

    (Hass wäre für mich auch das falsche Wort, um meine Empfindungen beim Sehen dieser Szene und beim Gedanken an diese Leute, die scheinbar den gleichen Beruf ausüben wie ich, zu beschreiben. Ekel träfe es besser, Abscheu vielleicht. Komische altmodische Wörter.)

  78. @ Journalist

    Ich stimme Ihnen zu, dass es bereits eine Instanz gibt (den Presserat) und keine weitere Benötigt wird. jedoch:

    „…so zu berichten, wie er es für falsch hält, stelle ich mich selbst vor diesen Sender, um seine Freiheit zu verteidigen, die auch meine ist! Nicht aus Liebe zu N24, sondern aus Prinzip.“

    Ich lese aus Ihren Sätzen, dass Sie es für in Ordnung halten, dass N24 die oben beschriebene Szene gesendet hat und es als journalistische Freiheit definieren. Es ist aber nicht in Ordnung! Nach meinem Empfinden verletzt es zu tiefst die Privatsphäre und die Menschenwürde, sowohl von Herrn Enke als auch seiner Frau. In diese Diskussion nun das Wort „Zensur“ einzuführen halte ich für ein nicht standhaftes Argument, das vom Kern der Aussage ablenkt (ablenken will?).

  79. Das einzige, was gegen eine solche Form der (sogenannten) Berichterstattung helfen könnte: Die Urheber (diese ganzen Pseudo-Journalisten) mit gleicher Münze mit ihrem Privatleben an die Öffentlichkeit ziehen (ist natürlich eine Niggemeier-Vorschlag, als es um die „Leserreporter“-Aktion bei „Bild“ ging): Mit den gleichen Waffen der Indiskretion und Widerlichkeit zurückschlagen.

    Empörung und Appelle prallen an diesen Leuten ab. Mitgefühl und Verständnis sind unbekannte Kategorien. Erst wenn sie selber plötzlich immer und immer wieder im Fokus und unter Beobachtung stehen, merken sie am eigenen Leib, wie es ist. Ja, man muss ihnen auflauern und sie nicht mehr in Ruhe lassen, es sei denn, sie lassen uns in Ruhe. (Auch auf die Gefahr hin, dass dies hier vom Hausherren gelöscht wird.)

  80. @111/nemo
    Was ich exakt so widerlich finde wie diese Berichterstattung von Pro7 ist dieses dumme und inhaltslose Salbadern über „Satire“ (in den ersten Kommentaren) und dann dieses „Zensur“-Gerede in Ihrem Kommentar. Das ist exakt der gleiche Geist der Paparazzo, den Sie da bedienen. Worte wie Intimität, Pietät, Rücksichtnahme – all dies kommt bei Ihnen nicht vor, weil Sie glauben, es gäbe ein Informationsbedürfnis nach solch‘ einer Szene.

    Und nebenbei geben Sie sich noch der Lächerlichkeit preis, nicht einmal zu wissen, was „Zensur“ überhaupt bedeutet. Sie verwenden den begriff wie ein Schild, dass Sie ihrem verqueren Kulturverständnis immer dann aufpappen, wenn Sie mit moralischen Kategorien nicht klarkommen, die eigentlich jedem halbwegs vernünftig sozialistiertem Menschen sofort einleuchten. Vermutlich fühlen Sie sich mit diesem verkommenen Denken noch als avantgardistisch.

  81. @nemo:
    Zwar habe ich zu diesem Artikel noch nicht kommentiert, da ich aber mit vielen Kommentaren hier sehr einverstanden bin, nehme ich den Vorwurf „Die meisten Kommentatoren wünschen sich eigentlich Zensur.“ persönlich. Wie kommen Sie zu einer solch frechen Unterstellung? Ich wünsche mir vor allem, dass sich Journalisten (und nicht nur die, aber um sie geht es hier schließlich) gewissen ehtischen Standars unterwerfen. Und das nicht, weil sie „drakonische Strafen“ fürchten, sondern bestenfalls, weil sie diese Standards für richtig halten. Ohne Sanktionen geht es aber leider nicht.

  82. @ Journalist: Komisches Verständnis von Nachzensur haben Sie.
    Zu Ihrem Gedanken: „Die Ankündigung „drakonischer Strafen” bei (…) nichtanständiger Berichterstattung würde zu Selbstzensur führen.“
    – Äh, ja! Nur weil Sie es Selbst“zensur“ nennen, ist es doch nicht schlecht, wenn die Medien einmal nachdenken, bevor sie gewisse ethische Grundrechenarten vollkommen verlernen und das nächste Mal zuerst das Opfer und dann die Angehörigen zeigen und das Information nennen.
    @ Gregor Keuschnig: Sie dürfen das widerliche Gejammer, dass man nun mal seine Arbeit machen müsse und man auch eine Familie zu ernähren habe, nicht vergessen!

  83. @Jannik #39: Lief es im ZDF auch mit Untertitel? Ich finde, dass ohne Ton und Untertitel zwar auch nicht die erstrebenswerte Variante ist, aber Welten unekliger als die Pro7-Version.

    @Harald Eisenmann #117: Ich dachte, noch ekliger als die Pro7-Nachrichten, das geht doch gar nicht. Geht doch, wie Sie gerade bewiesen haben.

  84. @116:
    „116.Das einzige, was gegen eine solche Form der (sogenannten) Berichterstattung helfen könnte: Die Urheber (diese ganzen Pseudo-Journalisten) mit gleicher Münze mit ihrem Privatleben an die Öffentlichkeit ziehen (ist natürlich eine Niggemeier-Vorschlag, als es um die „Leserreporter”-Aktion bei „Bild” ging): Mit den gleichen Waffen der Indiskretion und Widerlichkeit zurückschlagen. “

    Auge um Auge, Zahn um Zahn?
    Ich glaube, die bessere Lösung ist einfach, diese Medienberichterstattung zu ignorieren und zu zeigen, dass man auch ohne Sensationsjournalismus ausreichend informiert sein kann.
    Und wenn ca. 13 Mio. Deutsche täglich BILD lesen, so ist es doch in erster Linie deren „Problem“ und man kann doch froh darüber sein, nicht dazuzugehören.
    Ich wurde übrigens in der DDR sozialisiert und habe „live“ miterlebt, wie man versucht hat, einfache Arbeiter zu „entwickelten sozialistischen Persönlichkeiten“ zu erziehen: z. B. mit kostenlosen Opernkarten oder der Publikation jeglichen geistigen Mülls, wenn er nur von einem Arbeiter stammt (Aktion: „Kumpel, greif‘ zur Feder!“). Und das Resultat war: ein totaler Flop! Die Arbeiter sind einfach nicht in die Oper gegangen und haben sich partout geweigert, mit dem Schreiben zu beginnen.
    Deshalb würde ich von dem Versuch Abstand nehmen, 13 Mio. BILD-Leser erziehen zu wollen.

  85. @Stefan: Gut. Das sei Ihnen auch zugestanden! Die Frage ist nur: Schaffen wir es, daraus auch eine produktive Diskussion zu formen – oder bleiben wir vielmehr beim Impuls der Empörung stehen?

    Ich störe mich daran, dass die Berichterstattung über ein solches Ereignis generell als unmoralisch abqualifiziert wird. Weil ich der Meinung bin, dass man sachlich auch von einer Unfallstelle – und auch über Suizid – berichten kann. Und dass es sogar ein Recht darauf gibt, das zu tun. Nicht aus Voyeurismus! Die Diskussion hier bleibt ja nicht bei den Leuten von Pro7 stehen. Sondern sie dreht sich inzwischen über eine vermeintlich verkommene Medienlandschaft (@75, 79, 84, 88, 96, usw.). Ich glaube: Es gibt einzelne Entgleisungen, gegen die wir etwas unternehmen müssen. Aber trotzdem haben wir in Deutschland noch immer einen im Grundsatz funktionierenden Journalismus.

    Tatsächlich erlebe ich aber in meiner täglichen Arbeit (und ich bin nicht bei „Bild“), dass ich auf immer stärkere Ressentiments stoße. Dass Leute in Verteidigungshaltung gehen, wenn ich mich nur am Telefon melde. Dass mir per se Sensationslust unterstellt wird. Dass ich mich blöd anmachen lassen muss, weil ich eben sachlich über einen Unfall berichten will. Und ich bin davon überzeugt, dass dies entscheidend mit der Art und Weise zusammenhängt, wie wir über solche Fälle diskutieren. Es hilft uns nicht weiter, wenn wir (wie hier in den Kommentaren) Begriffe wie „Pack“ oder „Aasgeier“ verwenden. Da brechen alle Dämme. In @13 wird sogar gefordert, man solle die verantwortlichen Redakteure doch verprügeln.

    Wir müssen deutlich machen, dass es eben nicht zu tolerieren ist, wenn in solch, ja, ekelhafter Weise über einen Suizid berichtet wird. Deshalb bin ich durchaus für die Sanktionierung. Aber die Emotionalität wird dann zum Problem, wenn sie einer differenzierten Betrachtung im Weg steht. Das Gros aller Berichte über den Enke-Suizid war vollkommen angemessen. Davon bin ich fest überzeugt.

  86. @Alberto Green; @JO: Gezielte Missverständnisse machen es nicht besser. Ich habe, glaube ich, schon deutlich genug gesagt, dass ich die N24-Bericht an diesem Punkt nicht in Ordnung finde. Aber deshalb nach „drakonischen Strafen“ zu rufen, die ja im Zweifel allen drohen würden, die irgendwie so berichten, dass jemand Anstoß nehmen könnte, halte ich für falsch.

    Weil einzelne Journalisten gelegentlich blicken lassen, dass sie keine Ethik haben, sollte man nicht für alle die Freiheit einschränken. Ethik und Moral lassen sich nicht regeln. Man hat sie, oder man hat sie nicht. Darüber lässt sich reden, mangelhafte Ethik lässt sich auch scharf kritisieren, und man soll das auch gern tun. Das geht jedoch nur im Einzelfall. A priori und unter Androhung von Strafe lässt sich das ohne Einschränkung von Freiheitsrechten nicht regeln.

    Wenn wir grundsätzlich Freiheit wollen, müssen wir mit Übergriffen leben. Schränken wir die Möglichkeit, solche zu begehen, „drakonisch“ ein, bleibt die Freiheit insgesamt auf der Strecke. Das darf nicht geschehen, zumal es eine für alle verbindliche Moral nicht gibt – das liefe auf einen Tugend-Terror hinaus, der dem verwandt wäre, an dem die Französische Revolution gescheitert ist.

  87. Und vielleicht noch zur Klarstellung (@118/Gregor Keuschnig): Ich (Print-Redakteur) hätte kein Bild von der Unfallstelle gezeigt. Weil es eben ein Suizid ist und mir der „Werther-Effekt“ durchaus was sagt. In unserer Redaktion gilt auch die strike Vorgabe: Kein Blut, keine Leichen oder Särge auf Fotos. Braucht es nicht, wenn man nur informieren will. Deshalb trifft mich Ihr Angriff nicht, ich identifiziere mich nicht mit den Paparazzi. Aber dennoch – hier ist ein bekannter Torwart gestorben, nicht Lieschen Müller von nebenan. Darum ist es legitim, die Umstände zu beschreiben. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Was ist daran so skandalös?

  88. @ Journalist

    Die drakonischen Strafen gibt es ja bereits schon in Form von Abmahnungen von Seiten des Presserates, diese sollte in diesem Fall schnellst möglich geschehen. Durch die wiederholte Ausstrahlung der Bilder kann da schon ein sattes Sümmchen zusammen kommen. Ist für einen Journalisten vielleicht nicht so im Kopf, für den verantwortlichen Redakteur hingegen schon (der muss dafür ja haften).

    Und ja, Sie haben Recht, Journalisten sollen eine groß mögliche Freiheit haben. Es werden jedoch vor allem feinfühlige, ethisch und rechtlich geschulte Redakteure gebraucht, die zwischen sendbaren und unsendbaren Beiträgen entscheiden und dafür ihren Kopf herhalten. Nicht die Journalisten sind schuld an den Bildern, die Redakteure sind es!

  89. @ Journalist:
    Herrjeh: Es geht (jedenfalls mir) doch nicht um die Einschränkung von Freiheit, sondern darum, dass die bestehenden Einrichtungen wie Presserat und Landesmedienanstalten mal ihre Pappnasen abnehmen. Ein Rüge vom Presserat muss endlich weh tun. Vielleicht hätte ich „drakonische Geldstrafen“ schreiben sollen „statt 65 Jahre Bastille“.

    Und: „die ja im Zweifel allen drohen würden, die irgendwie so berichten, dass jemand Anstoß nehmen könnte,“

    Nein, es geht um die Auswertung und Sanktionierung ethischen Fehlverhaltens. Da gibt es keinen Zweifel und kein „irgenwie“. Wenn Sie bei Rot über die Ampel fahren und angehalten werden, öffnet das auch nicht dem Polizeiterror Tor und Tür.

  90. Danke Stefan, dass du das aufgegriffen hast, damit die Verantwortlichen an den Pranger gestellt werden können.

    Ich hätte vor Wut kotzen können. Einfach unverantwortlich von denen.

  91. @ nemo

    „Was ist daran so skandalös?“

    Kurz zum Ablauf des Gesammten Films: Erst kommt die im oben beschriebene Szene (ca. 10 Sekunden), die an den Schwenk übergeht (der im verlinkten ZDF Beitrag gezeigt wird) und dann mit dem Bild der im Feuerwehr an der Bahn endet (die im übrigen in fast allen Sendern zu sehen war).

    N24 und Pro7 haben nun unabhängig von den 2 letzten Teilen nur den ersten Teil des Filmes gezeigt (Frau Enke erfährt, dass ihr Mann unter der Bahn liegt!). Das ist nicht zu verantworten, das ist wiederlich und ist durch seine isolierte Position einfach nur skandalös!

  92. @128:
    „Nicht die Journalisten sind schuld an den Bildern, die Redakteure sind es!“

    Nein, nicht die Redakteure sind schuld an den Bildern, die Kosumenten sind es, die täglich danach verlangen, um von diesen „incentives“ stimuliert zu werden!“

  93. … und wenn das ZDF das auch gebracht hat – wenn auch ohne O-Ton und Untertitel, was die Sache aber auch nicht viel besser macht -, dann hat es die Bilder bei N24 eingekauft. Da weiß man, wo die Rundfunkgebühren hingehen. Im Prinzip haben wir alle, die wir einen Fernseher besitzen, den Kameramann bezahlt, der auf Frau Enke draufgehalten hat.

    Auch ich wäre gerne dabei, wenn es darum geht, die Redaktionsräume vollzukotzen. Vielleicht schicke ich N24 meinen Mageninhalt aber auch per Post, mal sehen.

  94. @nemo: So ist es. Das liegt zu einem Teil an Leuten wie denen, die Verantwortung bei „Newstime“ tragen, zum anderen aber auch an den Kritikern, die selbst halt auch gerne Klicks einsammeln und zum Dramatisieren neigen.

    Natürlich ist eine gewisse Empörung in diesem Fall hier berechtigt und wohl auch zwingend. Wenn ich aber dann eigentlich gescheite Leute wie Gregor Keusching lese, die ihre Hemmungen verlieren…

    Wenn man übrigens, ich gebe zu: das ist nicht ganz einfach, die Szene ergebnisoffen anguckt, könnte man feststellen: da läuft offenbar eine Kamera mit, das ist wohl zunächst nicht besonders dramatisch, denn als der Kameramann merkt, was er da dreht, schwenkt er (auffallend wackelnd – sieht nicht sehr geplant aus) auf das Andreaskreuz und die Schienen. Nehmen wir mal an, der Kameramann denkt sich „im Sender merken sie ja, dass das nicht geht und sehen ja, dass es eigentlich ab dem Andreaskreuz losgeht“. Nur mal angenommen, dass es so oder ähnlich war, dann saß zumindest der genauso sprachlos vor „Newstime“ wie wir, die wir finden, dass gar „Prügel für alle“ eine Option wären.

    Nicht falsch verstehen: ich finde das da oben widerlich und frage mich, welcher CvD dieses Stück und diese Untertitel abgenommen hat, aber halte Sachlichkeit dennoch für ein ziemlich adäquates Mittel, darüber zu reden. Auch um sich nicht selber zu verzetteln, hier auf der „guten Seite“.

  95. @ wilko0070: Bin ich mir nicht sicher, oder meinen Sie, dass – sollte man mit dem Mist aufhören – die Leute Leserbrief schreiben würden, weil sie endlich ihre Schmuddelgeschichten wieder haben wollen?

  96. was bringt das zeigen und ansehen solcher bilder einen…sowas hat 0 in einen wort null mehrwert…einfach nur unglaublich…!

    und nun zur titanic…ja satire darf alles aber ein zeitlicher abstand grade zu solchen vorfällen sollte schon gegeben sein…!

  97. @Gregor Keuschnig:
    „..sozialistiertem Menschen..“ War das Absicht oder ein Vertipper oder Freud? In Suchmaschinen finde ich „sozialistiert“ überwiegend in Foren, wo es um Hundeerziehung geht. Und da passt es ja auch irgendwie hin.

  98. Für Pro Sieben ist die Rechnung auf jeden Fall aufgegangen.
    Zum eienen gibt es da die bösen Gaffer die einfach nur Blut und Elend live sehen wollen, zum anderen die guten Gaffer die sich das ganze anschauhen um sich anschließend scheinheilig über die Verkommenheit der bösen Medien aufzuregen.
    Am Ende hat es dann jeder gesehen und die Quote stimmt.

  99. @JO

    Nicht die Journalisten sind schuld an den Bildern, die Redakteure sind es!

    Äh, ich wage da leisen Widerspuch. Wer hindert denn bereits den Journalisten vor Ort daran, „feinfühlig, ethisch und rechtlich geschult“ zu sein und auch so zu handeln?

  100. @ Linus

    Um es mal bösartig auszudrücken: Artikel 5 (1) im Grundgesetz im Zusammenspiel mit einer unausgewogenen Ausbildung und/oder Geldgier. Journalist darf sich ja schließlich jeder nennen.

    Aber es stimmt: Es wäre mehr als nur wünschenswert!

  101. @ Jörg (40)
    Danke für die Erinnerung an programmbeschwerde.de
    Auch wenn es wirklich nicht viel nutzt – immerhin ist es ein kleiner Tropfen auf einem ziemlich großen heißen Stein. Aber je mehr Leute da mitmachen, desto größer wird der Druck.

  102. Das schlimme ist – es gibt tatsächlich Menschen, die solche Berichterstattung sehen wollen und geifernd vorm Fernseher sitzen, um später dann Betroffenheit zu heucheln. Aber trotzdem sollte zwischen Sensations- und damit verbundener Quotengeilheit und einem letzten Rest Pietät abgewogen werden, zumal (ich habe die Kommentare hier wegen der Menge zum Schluß nur noch überflogen) jemand auch schon den Paragraphen zitiert hat, aus dem hervorgeht, dass auch die Medien die Menschenwürde zu achten haben – und die Verzweiflung einer Frau, der soeben klar wird, dass Ihr Mann sich das Leben genommen haben dürfte, zu filmen (wo sich wieder die Frage stellt, wo das Fernsehteam so schnell herkam…), ist definitiv eine Mißachtung der Menschenwürde.

  103. @138: Doch, als Redakteur erwarte ich, dass die Journalisten (bin selber einer, gemeint sind präzise die Reporter am Ort) umfassend recherchieren. Bei Fotos und Filmen ergibt sich dass Material aus einer Vielzahl von Zufällen, so war es auch, denke ich, hier. Es ist richtig, dass der Reporter nicht weggeschaut hat; vielleicht hat er auch nicht gleich bemerkt, was er genau gerade gefilmt hat, sondern einfach draufgehalten in einer unübersichtlichen Situation. Es ist dann Aufgabe des Redakteurs, aus den Rechercheergebnissen die Story zu filtern – und halt rauszulassen, was am recherchierten Material für die Story überflüssig ist oder anstößig wirken könnte.

  104. Weil hier immer wieder die Frage danach auftaucht, woher das Fernsehteam so schnell kam: Die Pressestellen fast aller großen Feuerwehren und vieler Polizeipräsidien bieten eine SMS-Alarmierung für Journalisten. (Believe it or not!) Ob’s hier so war? Bei Suizid sind die Einsatzkräfte in der Regel eher vorsichtig… Aber wenn die komplette Bahnstrecke gesperrt wird, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch die Redaktionen davon erfahren. Aus eigener Erfahrung: Es gibt Menschen, die dann anrufen und wissen wollen, warum sie am Bahnsteig oder im Zug festsitzen. Das dürfte also durchaus mit rechten Dingen zugegangen sein! Manche Dinge passieren halt einfach in der Öffentlichkeit – sollen sie deshalb in den Medien nicht stattfinden? (Man muss gar nicht sensationslüstern darüber berichten, muss keine Bilder zeigen und schon gar nicht die trauernde Witwe. Das ist die Grenze, die überschritten wurde. Aber kann man gar nicht darüber berichten? Oder nur mit einer Kurzmeldung, wenn es doch der Nationaltorwart war?)

  105. @Journalist/144: So in etwa ist auch mein Gedankengang.

    Es kann natürlich sein, dass der Kameramann einfach ein Arschloch ist.

    Es kann aber auch sein, dass der Redakteur am Telefon hängt: „Dreh einfach mal, damit wir uns ein Bild machen können. Hier sagt jeder etwas anders, die Lage ist unübersichtlich.. und dann bitte gleich überspielen..“. Und nachdem der Kameramann sah, dass „Newstime“ mit DIESEN Bildern in DIESER Form aufgemacht hat, ist er vor Scham im Boden versunken. Die Optik der Szene spricht durchaus dafür. Insofern ist es auch ein Lehrstück für Kameraleute und Fotografen im Umgang mit ihren Auftraggebern.

    @nemo: Ein Bahnunfall im öffentlichen Raum, egal welcher Art, ist in der Tat keine zehn Minuten „geheim“ zu halten. Und Presse ist auch üblich. Nur wäre halt erfahrungsgemäß nicht darüber berichtet worden, nachdem fest stand, dass es ein Suizid war. Wäre es nicht Enke gewesen..

  106. @ Journalist, Sebastian

    Die sehr gute Tonqualität zum Abstand des Wagens ist für mich eher Zeichen für etwas Gewolltes. Außerdem, wer sagt denn, dass die Aufnahmen von einer Redaktion beauftragt wurden. Eben so gut könnte sie auch eine Aufnahmen aus dem „Blauchlichtgeschäft“ sein – also von einem „Unfall-Paparazie“. Da Sie ja in einer Fernsehredaktion arbeiten suchen Sie doch mal in der Film-Datenbank nach dem Anbieter. Dann hätten wir schnell Gewissheit.

  107. Egal wie bitterböse die Satire der Titanic ist die „seriösen“ Medien setzen immer noch einen drauf.

  108. Ich habe das auch im TV sehen können und konnte es echt nich fassen das sie das austrahlen.

    Ein PFUI an die Nachrichtenredaktion, ein PFUI an den „Kameramann“ und ein PFUI an alle daran beteiligten.
    Die sollten sich schämen.

  109. @ Stefan Niggemeier

    Echt? Mir wurde bei meiner Ausbildung immer wieder gesagt, dass das ein klagbar ist (mit Beispielen der Klage). Gelten die Regeln nur für das ÖR-Fernsehen oder liegt es daran, dass die Betroffenen selbst Klage eingereicht haben?

  110. Pro7 ist indiskutabel, das ist klar. Das ZDF wird zusehends boulevardesker, auch klar. Wie hat eigentlich die „Tagesschau“ bzw. die ARD berichtet?

    Was mich aber vor allem interessiert: Wieso setzt sich eigentlich die Witwe Emke am Tag nach dem Tod ihres Gatten mitleidheischend vor die Presse? Und läßt sich dabei noch von seinem Arzt unterstützen, der offenbar von einem Arztgeheimnis auch noch nie irgendwas gehört hat?
    Frau Emke bedient doch offenbar genau die medialen Mechanismen, die ihrem Mann das Leben schwer gemacht haben?
    Was wollten die beiden damit erreichen? Der Witwen-PK konnte niemand entgehen, deswegen war sie mindestens so eklig wie der Pro7-Bericht der jedenfalls mich nicht erreicht hat.

  111. Das sollte von mir durchaus bezogen auf die Pro7/n24 Redaktion sein. Ich finde es schade, dass ich dadurch @nemo in die Arme gespielt habe.

    Ich fand die Berichterstattung allgemein sehr angemessen. Hat es was mit Zensur zu tun, wenn man eine Frau in der schlimmsten Situation nicht zeigt? Wie sie panisch fast zusammenbricht? Das hat doch nichts mit Zensur zu tun. Noch nichtmal was mit Moral! Das hat was mit Menschsein und Würde des Menschen zu tun, die ja irgendwo im Grundgesetz steht. Wo nochmal? Ach ja! An erster Stelle!

  112. Schweinerei von Pro Sieben!! Drecksmedien da!! Ihr seid doch Mitschuld, dass so etwas überhaupt passiert…PFUI

  113. @JO: Der Presserat ist nicht und war nie für das Fernsehen zuständig, auch nicht für das öffentlich-rechtliche, er hat keine Sanktionsmöglichkeiten und einklagbar ist da gar nix.

  114. @ Stefan Niggemeier

    Stimmt, Lesen bildet – auch mich! Entschuldigung.

    „Für den Rundfunk, Gegendarstellungs- und Schmerzensgeldansprüche sowie Anzeigen und Werbung ist der Presserat nicht zuständig.“

    Dann geht beim Fernsehen nur die Privatklage – oder wie geht das? Ich habe zwar schon die Urteile gelesen, mir über den Weg bis dahin noch nie Gedanken gemacht.

  115. @JO: Wie ich das auch schon formuliert habe. Einklagbar wäre nur die Verletzung des Persönlichkeitsrechts. Dafür darf Frau Enke aber selbst die Gerichte bemühen. Zwar muss sie als Witwe eines Prominenten (und damit Person der Zeitgeschichte) durchaus die Berichterstattung dulden, aber eben nur bis zu einer gewissen Grenze.

    Kunsturhebergesetz, § 23 Absatz 2: Das Recht, eine Person ohne Einwilligung abzubilden, erstreckt sich „nicht auf eine Verbreitung und Schaustellung, durch die ein berechtigtes Interesse des Abgebildeten“ verletzt wird. Und das ist in diesem Fall die Unversehrtheit der Intimsphäre.

    Mit einer Sanktionierung des Senders hat das aber wenig zu tun. Er wird halt Schmerzensgeld an die Witwe zahlen müssen, aber das kratzt die Verantwortlichen in der Regel kaum.

    Kontrollinstanz sind bei Fernsehsendern die Landesmedienanstalten. Die sind – genauso wie der Presserat im Printbereich – zumeist zahnlose Tiger. Und sie arbeiten sehr langsam.

  116. @JO: Der freie Anbieter hat aber in einem solchen Fall ganz schnell den von mir beschriebenen Redakteur als Auftraggeber am Telefon. Eine so große Distanz ist da nicht.. Deshalb sage ich ja: Für Kameraleute und Fotografen ist das ein eindringliches Lehrstück für den offenbar notwendigen Umgang mit ihren Kunden, wenn sie nach einer solchen Geschichte noch in den Spiegel schauen können wollen.

    Und wenn ich als Redakteur dieses Material auf dem Tisch habe, überlege ich doch maximal, ob ich es gleich oder erst in fünf Minuten aus dem Beitrag werfe, da es keine Möglichkeit gibt, das Material anständig zu verwenden. Das ungefähr Letzte ist aber das alles zu zeigen und dann auch noch zu untertiteln. Auch dem Kameramann wird es, selbst wenn er in erster Linie an seine Kohle denkt, völlig wurst sein. Der wird für die Länge oder den Job bezahlt, welche zehn, 20 Sekunden Pro7 da zeigt, tut meines Wissens nichts zur Sache. Ergo müsste er diese Szene überhaupt nicht drehen, auch wenn wir mal brutalst kapitalistisch denken (Variante1: außer er ist ein Arschloch, Variante2: der Redakteur am Telefon: „dreh mal ein bisschen mehr dort vor Ort, damit wir einen Überblick bekommen…“ und er zähneknirschend dreht, aber nicht mit einer Ausstrahlung rechnet und am Ende nicht minder geschockt vor „Newstime“ sitzt).

    Es gibt in jedem Bereich, ob Politik, Sport, Wetter oder halt Blaulicht gute, mittlere und schlechte Leute. Bei Blaulicht gelingt es den schlechteren lediglich schneller, ihre anständigen Kollegen, die es dort durchaus gibt, in ein schlechtes Licht zu rücken. Und mir ist mancher (nicht jeder) „Unfall-Paparazie“, wie Sie ihn nennen, tausendmal lieber als wenn in einem solchen Fall Reporter aufschlagen, die sonst über Blaskapellen berichten und zwar nichts „Böses“ im Schilde führen, aber allein durch ihre Unerfahrenheit eine Plage vor Ort sind (die wissen nämlich nicht, was sie tun, was es nicht besser macht). Und in der Regel (das mag aber regional unterschiedlich sein) ist die Erfahrung: lieber ein Blaulichtreporter, der schnell vor Ort ist, aber folglich auch keine lange Anreise hatte -> üblicherweise ist der nämlich, weil „man ihn kennt“ längst nicht das schlimmste Übel vor Ort.. im Gegensatz zu einem von zig mehr oder weniger anonymen Reporter der Rundfunkanstalten selbst, die aufschlagen, abziehen und die man nie wieder sieht.

    Ich habe von mehreren, ganz verschiedenen Seiten ein wenig Einblick und sehe das inzwischen alles sehr differenziert. Ist aber nur mein Senf und auch nicht zwangsweise auf diesen Fall übertragbar.

  117. Die Aussage: „Der Konsument will es so, es besteht ein Bedarf; also liefern wir ihm legitimerweise, was er erwartet“ halte ich ja für sehr fragwürdig. Die Kunst besteht ja darin, Bedarf gezielt zu erzeugen. So bestand bspw. kein Bedarf nach einem Plastik-Ei mit eingebautem Chip, das jammert, wenn man es nicht füttert. Bis einer das Tamagochi erfand. Auf der anderen Seite erkenne ich in den hiesigen Kommentaren einen gewissen Bedarf danach, zuzuschauen, wie sensationslüsterne Journalisten verprügelt werden. Es kann also nicht lange dauern, bis die bedarfsorientierte Journaille dem Wunsche seines Publikums nachkommt und entsprechende Bilder liefert.

    Wie lief denn das ab bei Pro7 mit den Nachrichten? Zuvor liefen die Simpsons, und plötzlich macht es *binggg* (Bei Pro7 Ausdruck ihrer Liebe, uns zu entertainen), und eine Laufschrift kündigte an: „Gleich in den Pro7-Nachrichten: Frau E. erhält die Nachricht vom Tode ihres Mannes. Mit Untertiteln!“ War es so? Falls nicht, hat der arglose Zuschauer ja nicht gewußt, was in diesen Nachrichten auf ihn zukommen würde, kann also auch nicht eigens wegen dieser Meldung die Nachrichten angeschaut haben, hatte also gar keinen Bedarf danach, ausgerechnet diese Bilder (und diese Untertitel) zu sehen.

  118. ich habe lange für tv-redaktionen gearbeitet, öffentlich-rechtlich und privat. die ausbildung wird immer schlechter dort, die redakteure jünger, nervöser, unsensibler. beide systeme haben eines gemeinsam: es geht nur, wirklich ausschließlich, um quote. auch bei ard und zdf werden entscheidungen nach unter diesem kriterium getroffen. bei n24/sat.1/p7 sind die guten leute längst weg. wer da noch arbeitet, hat sonst keine alternative am arbeitsmarkt. ich kenne den laden… übrigens: die nächste kündigungswelle läuft dort gerade. fast dreißig werden in berlin „abgebaut“. viele machen aus angst alles, was den chef beeindruckt, sprich quote bringen könnte…

    was mich heute stutzig machte, ist dieses: http://www.bild.de/BILD/sport/fussball/bundesliga/vereine/hannover/2009/11/13/teresa-enke/am-grab-ihrer-tochter-woher-nimmt-diese-frau-so-viel-kraft.html

    die bildunterschrift, sie habe fotos, die augenscheinlich durch die hecke geschossen wurden, freigegeben. wenn dem so ist, warum lässt das enkes berater (über den die anfrage laufen muss) so etwas zu? ich begreife es nicht.

  119. @sebastian:

    zitat:“Es kann aber auch sein, dass der Redakteur am Telefon hängt: „Dreh einfach mal, damit wir uns ein Bild machen können. Hier sagt jeder etwas anders, die Lage ist unübersichtlich.. und dann bitte gleich überspielen..”. Und nachdem der Kameramann sah, dass „Newstime” mit DIESEN Bildern in DIESER Form aufgemacht hat, ist er vor Scham im Boden versunken. Die Optik der Szene spricht durchaus dafür. Insofern ist es auch ein Lehrstück für Kameraleute und Fotografen im Umgang mit ihren Auftraggebern.“

    das ist leider total weltfremd. im fachjargon heißen diese kameraleute „geier“. warum wohl? freie, unausgebildete, typen, die den tag über am polizeifunk hängen. raus zu jedem unfall, kamera auf der schulter, gleichzeitig das handy am ohr – und den müll schon mal bei den redaktionen (alle ÖR und privaten kaufen das zeug) angeboten. je dramatischer, desto mehr umsatz. mit DEN bildern hat der kameramann locker 20.000 verdient. sie liefen ja überall. distanz, scham??? sorry, das ist fast schon putzig! die weinende frau hat der kameramann als „glücksfall“ angesehen, darauf wette ich! und ganz sicher lief das telefonat mit den redaktionen in etwa so ab: „ich hab sogar ne frau, die schreit und so. ehefrau schätz ich ma. alles drauf, sogar mit ton!“ so, oder ähnlich. ich bin nicht zynisch – das ist die traurige, tägliche realität!

  120. @nemo/Journalist/wilkio0070
    Dass Leute wie Sie sich auch noch freizügig zu dieser Art von Berichterstattung bekennen (großmütig wird dann angedeutet, auf die Ausstrahlung „verzichtet“ zu haben), zeigt deutlich den Grad der Verrohung. Wer da fragt, was daran skandalös sei, entblösst seine moralische Verkommenheit. Ich wünsche Ihnen, dass von Ihren privatesten und schlimmsten Momenten auch Paparazzi Bilder veröffentlichen. Wie Sie das dann wohl finden würden?

    @polyphem
    Sie können es ruhig als Freud’schen Verschreiber buchen; es war ein Verschreiber.

  121. […] Und die Fernsehsender nahmen das Angebot an und kauften die Aufnahmen. Mindestens das ZDF, RTL und Kabel 1 zeigten auch die Szene, in der wir erfahren, wie es aussieht, wenn eine Frau an den Ort kommt, an dem sich ihr Mann gerade das Leben genommen hat — ProSieben sogar unverpixelt, mit Ton und, für alle Fälle, Untertiteln. […]

  122. Ja. Klar. Jetzt reicht es – die Diskussion dreht sich im Kreis. Eine kleine Geschichte noch zum Abschluss: In einem Nachbarort haben sich vor einigen Jahren zwei Schüler vom Hochhaus gestürzt. Das wussten irgendwann alle Menschen in der Gegend. Und trotzdem hätten die Kollegen, wenn es etwa nach der Polizei gegangen wäre, nicht berichten dürfen. Hätten das Geschehene totschweigen sollen. Sie haben das Gegenteil getan. Haben mit einem Psychologen gesprochen, mit Lehrern und anderen Schülern. Das Resultat: Eine ausgesprochen sensible Geschichte, für die es am Ende nur (!) positive Reaktionen gab. Für die sich selbst Angehörige bedankt haben. Gerüchte sind schlimmer als sachliche Informationen aus erster Hand.

    Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß.

    (Und nochmal, weil ich hier immer wieder absichtlich falsch verstanden werde: Ich habe die Ausstrahlung der Bilder nicht gerechtfertigt. Und ich rede nicht den Paparazzi das Wort. Skandalös wäre es allerdings, wenn man vom Tod eines Nationaltorwarts nicht angemessen berichten dürfte.)

  123. @169

    Ich arbeite als Geisteswissenschaftler und den schlimmsten Fehler, den man machen kann, ist menschliches Verhalten „gut“ oder „schlecht“ zu finden.

  124. @ wilko0070

    Da aber leider nicht die Zuschauer oder Leser gezählt werden, die etwas NICHT lesen, ist über einfaches Ignorieren nichts zu erreichen, nach meinem Verständnis. Kleiner Hinweis: es sind 3,3 Mio. Bildleser pro Tag, nicht 13 Mio…

  125. @JO: Es sind rund 11,5 Millionen Leser. 3,3 Millionen ist die verkaufte Auflage – aber jedes verkaufte Exemplar wird im Schnitt von mehreren Menschen gelesen.

    (Die Diskussion ist ein bisschen anstrengend, wenn wir hier lustiges Faktenraten machen.)

    Und, ähm, die Zahl der Menschen, die etwas sehen („Einschaltquote“) und die Zahl der Menschen, die etwas nicht sehen, hängen unmittelbar voneinander ab. Also: Je mehr Menschen eine Sendung nicht einschalten, um so geringer wird die Quote.

    (Das ist eigentlich nicht so schwer zu verstehen.)

  126. @ Stefan Niggemeier

    Stimmt es gibt genug Zweit und Drittleser. Aber sollte man die wirklich mitzählen?

    Wegen der Einschaltquote: Man müsste sie mal relativ zur Gesamtbevölkerung betrachten. Meines Erachtens wird immer wieder vergessen, dass sich die Zahl nur nach den momentan eingeschalteten Geräten orientiert. Eine Quote am Nachmittag von 30% klingt toll! Wenn aber gerade mal 1. Million Zuschauer das Programm sehen, jedoch 50 Mio. das Programm abstoßend finden, sähe das mit der Quote mal ganz anders aus, ebenso die Aussagen darauf. Aber an solch eine Statistiken wagt sich wohl kaum einer, befürchte ich.

  127. @JO: Ob man die mitzählen soll, kann ich nicht sagen. Aber sie lesen die „Bild“. Also sind es „Bild“-Leser. (Genauere Angaben hier unter „Reichweite“.)

    Und die Prozentangaben wie 30 Prozent sind der Marktanteil. Es werden aber gleichzeitig immer absolute Zahlen (etwas irreführend Einschaltquote genannt) veröffentlicht, daraus kann sich jeder ausrechnen, wie viele das im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung sind. Dazu muss sich da niemand „heranwagen“.

  128. @ Stefan Niggemeier

    Doch, weil nie ein Abgleich mit den ablehnenden Personen gemacht wird bzw. mit den Personen, die durch eine Sendung einen gesamten Sender meiden oder ihren Fernseher abschaffen. Die Zahl der Fernsehzuschauer schrumpft ja bekanntlich, durch die Abnahme der jungen Menschen, die lieber das Internet als Medium benutzen bzw. nur noch Fernsehen als „Hintergrundbeschallung“ beim surfen benutzen.Diese Zahlen werden eben nicht durch die Methode der Fernsehquote ermittelt. Es wird nur die Quantität, aber nicht die Qualität ermittelt.

  129. @ #177,#179: diese „absoluten“ Zahlen sind doch errechnete Zahlen:
    „In der Bevölkerung eines Landes wird eine Auswahl an Haushalten getroffen, die in ihrer Zusammensetzung der Struktur der Gesamtbevölkerung nahe kommt. Diese ausgewählte Gruppe ist die Panelgruppe, sie umfasst üblicherweise zwischen 2.000 und 6.000 Personen.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Einschaltquote)

  130. @ wilko0070, #174

    Das menschliche Verhalten, einem Gehbehinderten über die Strasse zu helfen (sofern dieser das möchte), finde ich gut.
    Das menschliche Verhalten, einen am Boden Liegenden mit dem Stiefel ins Gesicht zu treten, finde ich schlecht.
    Ich glaube nicht, dass das der größte Fehler ist, den ich machen kann, allerdings arbeite ich auch nicht als Geisteswissenschaftler…

  131. @ Dillinger

    Auf der Homepage der AS&S steht, dass das Fernsehpanel aus 5.640 Haushalten besteht, in denen fast 13.000 Personen leben. Davon sind 5.500 Haushalten mit deutsche und in 140 Haushalten besitzt der Haushaltsvorstand die Staatsangehörigkeit eines anderen EU-Staates.

    Das heißt, dass z.B. Migranten mit türkischem, asiatischen oder afrikanischen Hintergrund überhaupt nicht erfasst werden durch das Panel.

    Noch ein Kritikpunkt an der Quote.

  132. @ Stefan Niggemeier

    Und noch einen, dann ist auch Schluss für heute: Wenn ich mir die Einschaltquote für die Sendung Kontraste (21:46:46 – 22:17:11) ansehe, finde ich für gestern (12.11.2009) folgende Daten:

    Alter 0- 3 Jahre: 3,62 Millionen Zuschauer; 12,9%
    Alter 3 -14 Jahre: 3,61 Millionen Zuschauer; 13,0%
    Alter 14-59 Jahre: 1,13 Millionen Zuschauer; 6,7%

    OK. Damit ist ja nun eindeutig gezeigt, dass zwar 7,23 Millionen Zuschauer unter 14 Kontraste sehen, hingegen nur 1,13 Millionen Zuschauer über 14. Das wiederum beweist, dass Kinder heutzutage viel zu spät ins Bett gehen. Außerdem hätte ich diese Werte eher für die Sendung mit der Maus erwartet als für Kontraste!

    … Hm… soweit zur Qualität der Quote.

  133. @JO: Langsam wird es lächerlich.

    „Kontraste“ hatte gestern insgesamt (Zuschauer ab 3, die darunter werden gar nicht erfasst) 3,62 Mio Zuschauer (Marktanteil 12,9 %). Davon waren 600.000 zwischen 14 und 49 und 10.000 unter 14 Jahre alt.

    (Warum wollen Sie so hartnäckig bei einem Thema mitdiskutieren, von dem Sie offenbar wirklich sehr wenig Ahnung haben?)

  134. was soll man dazu sagen? da fühlt man sich als verteidiger der pressefreiheit irgendwie in den rücken gefallen.

    .~.

  135. Wohah. How low can you go?

    Pro7 kann immer noch ein Stückchen tiefer. Unfassbar.

    Übrigens habe ich die Titanic-Nummer auch nicht getweetet. Geschmacklos. Aber Satire darf das natürlich, eine Nachrichtensendung aber eben nich.

  136. @ Stefan Niggemeier

    Ja, Sie haben ja recht! Ich lass das mal gut sein mit der Quote. Und das tolle ist, ich MUSS mich auch darum nicht kümmern. Da habe ich aber mal Glück gehabt. Liegt mir halt nicht und ansonsten kommt dabei nur was raus wie bei #184: Totaler Quatsch!

  137. @18 :
    Für die Delmenhorster Firma Nonstop News war der Tod von Robert Enke ein gutes Geschäft. Sie hatte es geschafft, noch vor Teresa Enke am Ort des Suizids einzutreffen, und konnte filmen, wie die Frau, die gerade zur Witwe geworden …

    Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 15.11.2009

  138. Als ob man das ganze mediale Elend um Enke nicht noch toppen könnte: die Spieler der Mannschaft von Hannover 96 sollen am kommenden Spieltag jeder mit einer „1“ auf der Brust auflaufen (Spiegel online von heute).

  139. […] Dabei gab es eigentlich eine ganze Menge zu berichten. Zum Beispiel von den Papparazzo, die Robert Enkes Witwe sogar bis auf den Friedhof verfolgten. Auch auf dem Spiegel prangt dieser Woche groß ein Foto des verstorbenen Nationaltorhüters auf dem Cover. Sogar die ARD übertrug die Trauerfeier aus Hannover 75 Minuten lang live – 7 Millionen Zuschauer soll die Übertragung gehabt gaben. Viele Fernsehsender nahmen kurz nach Bekanntwerden des Selbstmordes das Angebot des Presseservice NonstopNews an und kauften Aufnahmen, die Theresa Enke bei der Ankunft am Unfallort, fragend nach ihrem Mann zeigen. Mindestens das ZDF, RTL und Kabel 1 zeigten auch die Szene— ProSieben sogar unverpixelt, mit Ton und Untertiteln. […]

  140. Hallo,
    vielleicht kann mir jemand helfen? Ich suche den so viel diskutierten Videobeitrag der Pro Sieben Newstime vom 11.11.2009 für meine Magisterarbeit.

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