Aussichtslos, selbstmörderisch, unverschämt

Die Axel Springer AG hat also das „Hamburger Abendblatt“ dazu erkoren, der Branche vorzumachen, wie Bezahlinhalte („Paid Content“) im Internet vermutlich nicht funktionieren.

Ohne jede Ankündigung standen die Leser heute plötzlich vor geschlossenen Schranken mit Euro-Zeichen. Und nicht nur die Leser: Auch viele Mitarbeiter wussten nichts davon, dass die Angebote, für die sie arbeiten, nicht mehr frei zugänglich sind. Die Online-Inhalte der Lokalausgaben sind komplett kostenpflichtig; in den Haupt-Ressorts ist es eine größere Auswahl.

Wer alle Texte lesen will, muss entweder Abonnent der gedruckten Zeitung sein oder für 7,95 Euro im Monat Abonnent der Online-Ausgabe werden. Sich einen einzelnen Artikel, an dem man besonders interessiert ist oder über den man vielleicht bei Google gestoßen ist, für ein paar Cent freizuschalten, ist nicht möglich. Damit folgt das „Abendblatt“ exakt der tödlichen Strategie der Musikindustrie, die sich jahrelang geweigert hatte, dem offenkundigen und technisch leicht zu erfüllenden Wunsch der Kundschaft nachzukommen, einzelne Musiktitel erwerben zu können. Die Musikindustrie aber wollte um jeden Preis am für sie lukrativen Geschäftsmodell der CD festhalten — mit dem Ergebnis, dass sie fast am Ende ist und branchenfremde Unternehmen wie iTunes jetzt groß im Geschäft sind.

Die Zeitungsbranche glaubt aber immer noch, dass ihr Geschäft so läuft, dass die Leser die Inhalte gefälligst so zu kaufen haben, wie die Verlage sie verkaufen wollen. Die Verleger glauben offenkundig, dass sich bei Journalismus nicht um eine Dienstleistung handelt, bei der die erfolgsversprechendste Strategie die ist, die den Wünschen der Kundschaft so weit wie möglich entgegenkommt. Sie halten sich für unverzichtbar und ihre Produkte für unersetzbar. Sie folgen der Musikbranche in den Abgrund.

Das Bezahl-„Konzept“ des „Abendblattes“ ist kein neues Geschäftsmodell. Es ist der verzweifelte Versuch, das alte, für die Verlage komfortable Geschäftsmodell des Abonnements und des Kaufs ganzer Zeitungen, in ein neues Medium zu retten, das die Kunden von den Fesseln solcher Geschäftsmodelle befreit.

Man muss den Text „In eigener Sache“ vom stellvertretenden „Abendblatt“-Chefredakteur Matthias Iken lesen, der heute auf der Startseite von abendblatt.de steht. Man könnte denken, dass ein Händler, der plötzlich eine so radikale Verteuerung seines Angebotes bekannt geben muss, alles dafür tut, seine Kunden zu umwerben, ihm treu zu bleiben. Ikens Text aber ist eine Frechheit. Er liest sich fast, als müsste man sich als Leser von Online-Medien schämen, dafür so lange nichts gezahlt zu haben. Das muss man erst einmal bringen: Bei der Bewerbung seines eigenen „Qualitätsjournalismus“ Absätze lang rumzuschimpfen wie ein einarmiger Renter 1968 über die langhaarigen Studenten.

Viele Nutzer, schreibt er, hätten „eine echte Freibiermentalität entwickelt“. Man kann nicht oft genug wiederholen, dass das Problem der Verlage im Internet nicht die angeblich dort herrschende Kostenlos-Mentalität ist. Eigentlich würden sich die Online-Inhalte auch allein durch Werbung finanzieren lassen, da die Vertriebs- und Druckkosten wegfallen und die Reichweite größer ist. Der Grund, warum die Werbeeinnahmen in den meisten Fällen (noch) nicht ausreichen, hat nichts mit den Lesern und ihrer „Freibiermentalität“ zu tun, sondern damit, dass die Medien im Internet ihr Monopol als Werbeflächen verloren haben. Früher musste ein Unternehmen, das Kunden mit Werbung erreichen wollte, auf Zeitungen und Zeitschriften, Fernsehen, Radio und Außenmedien zurückgreifen. Heute kann es auf eine Vielzahl weiterer Werbeflächen zurückgreifen, darunter solche, die in vielen Fällen ein weitaus erfolgversprechenderes Umfeld darstellen als Journalismus: Suchmaschinen zum Beispiel. Vor allem deshalb sind die Werbeerlöse im Internet so frustrierend niedrig: Das Angebot an Werbeflächen ist viel größer. Man nennt das Markt.

Und wenn der „Abendblatt“-Vize ernsthaft glaubt, dass in der Anfangszeit des Web vor lauter Begeisterung über die technischen Möglichkeiten die Frage der Einnahmen „vergessen“ worden sind — vielleicht könnte ihm jemand erklären, wie das zum Beispiel war mit Google. Wo auch alle jahrelang dachten, die hätten kein Geschäftsmodell, dabei hat Google nur eine interessante Reihenfolge gewählt: Das Unternehmen hat erst alles daran gesetzt, die größtmögliche Reichweite aufzubauen und seine Kunden glücklich bis süchtig zu machen. Und dann Wege gesucht und gefunden, diese Reichweite und diese Treue in Geld zu verwandeln. Mag sein, dass das mit Journalismus schwerer ist als mit einer Suchmaschine. Aber wenn man die Augen fest vor der Realität verschließt, ist es unmöglich.

Das Geschäftsmodell der vergangenen Jahre nennt Iken das „Mutter-Theresa-Prinzip“, was vermutlich tatsächlich der Selbstwahrnehmung vieler seiner Kollegen entspricht: Sie haben ihre Inhalte nicht ins Internet gebracht, um ihre Reichweite zu vergrößern; um neue, junge Leser zu erreichen; um eine Zukunft zu haben, wenn in absehbarer Zeit kaum noch Menschen Zeitung lesen; um mit Texten, die ohnehin durch die Print-Ausgabe schon finanziert waren, noch zusätzliche Werbeerlöse zu generieren, nein: Sie haben ihre Inhalte kostenlos ins Internet gebracht als gute Gabe für die armen Menschen, die sonst nicht wüssten, was in der Welt passiert. Das „Mutter-Theresa-Prinzip“.

Der Gedanke, dass Medien sich zumindest teilweise über Werbung finanzieren, kommt in Ikens verlogenem Text nicht einmal so vor. Er behauptet, man habe „vergessen, Geld zu verdienen“. Er schreibt: „Wer Qualitätsjournalismus zum Nulltarif will, will keinen Qualitätsjournalismus.“ Was für ein „Nulltarif“? Ikens Text ist umgeben von Werbeflächen. Man kann darüber reden, inwiefern eine vollständige Abhängigkeit von Werbeeinnahmen gefährlich sein kann für unabhängigen Journalismus, aber mit jemandem, der so unredlich ist wie Iken, kann und muss man darüber nicht reden.

Iken behauptet, dass der Leser von abendblatt.de etwas „Werthaltiges“ bekommt (womöglich hat irgendein versehentlich eingebauter Realitätscheck im Redaktionssystem verhindert, dass er „wertvoll“ schreibt). Er schreibt:

Längst ist der Online-Journalismus zu einer eigenen Gattung geworden. Das einfache Verfügbarmachen von Texten aus der Zeitung im Netz war noch wenig originell, inzwischen aber sind neue und aufwendige Formate hinzugekommen.

Ja, „originell“ war es natürlich vom „Hamburger Abendblatt“, Inhalte so für das Internet aufzubereiten, dass man Dutzende Male klicken musste, um sie lesen zu können, was insofern natürlich ein „aufwendiges Format“ ist — für den Leser. Es lohnt sich übrigens, die gewaltige Zahl von empörten Leserkommentaren unter Ikens Text zu lesen, die keineswegs nur je zur Hälfe aus Angetrunkenen und Durstigen bestehen, die ihr Freibier vermissen, sondern auch aus enttäuschten „Abendblatt“-Lesern (die ohnehin damit geschlagen sind, in einer Millionen-Metropole zu leben, in der das die einzige ernstzunehmende Lokalzeitung ist wäre). Das heißt: Es würde sich lohnen, die Kommentare zu lesen, wenn die qualitätsbewussten Leute von abendblatt.de das nicht geschickt so programmiert hätten, dass man immer nur drei Beiträge angezeigt bekommt. Für die aktuell über 300 Kommentare müsste man also 100-mal klicken.

Iken fragt:

Ist es zu viel verlangt, in Zeiten, wo aufgeschäumter Kaffee im Pappbecher drei Euro kostet oder das Telefonvoting für sinnbefreite Casting-Shows mindestens 50 Cent, für das Produkt Qualitätsjournalismus knapp 30 Cent am Tag zu bezahlen?

Was er offensichtlich nicht verstanden hat: Die Antwort auf diese Frage gibt nicht er. Die Antwort geben die Menschen, denen vielleicht tatsächlich der „Kaffee im Pappbecher“ drei Euro wert ist, aber der Artikel aus dem „Abendblatt“, und sei er noch so aufwendig recherchiert, keine drei Cent. Weil sie der Kaffee glücklich macht, und sie sich nicht von irgendeinem dahergelaufenen Vize-Chefredakteur bei Springer erzählen lassen wollen, ob die Casting-Show, bei der sie mitfiebern und mitwählen, „sinnbefreit“ ist.

Die einzige Chance, die der Journalismus hat, liegt darin, den Menschen etwas anzubieten, das sie lesen wollen. Das einen Wert hat für sie, weil sie sich gut informiert fühlen oder gut unterhalten oder beides. Das sie so gut und so wichtig finden, dass sie darauf nicht verzichten wollen und bereit sind, dafür etwas zu geben: Zu allererst ihre Zeit. Das ist der eigentliche Tausch, der da stattfindet: Leser belohnen Medien dadurch, dass sie ihnen Aufmerksamkeit schenken, ein rares Gut. Und vielleicht geben sie sogar Geld. Aber dazu lassen sie sich nur überzeugen durch ein Angebot, das ihnen Geld Wert ist — und vermutlich nicht durch das Gefühl, dass so Journalismus ja theoretisch wichtig ist und jemand dafür zahlen sollte. Und ganz sicher nicht durch einen Verkäufer, der ihnen Vorwürfe macht, dass sie ihr Geld für sinnlose Sachen wie „Kaffee in Pappbechern“ ausgeben.

Ikens Text ist ein notdürftig als Werbetext getarnter Abwasserrohrbruch. Er endet mit den Worten:

Vielleicht ist es aussichtslos. Vielleicht ist es selbstmörderisch. Vielleicht ist es auch unverschämt. Doch vor allem ist es eins: Es ist alternativlos.

Anscheinend glauben die Verantwortlichen beim „Abendblatt“, die Redensart vom „Selbstmord aus Angst vor dem Tode“ sei keine Warnung, sondern ein Ratschlag.

Nachträge, 17. Dezember.

470 Replies to “Aussichtslos, selbstmörderisch, unverschämt”

  1. Ist ja alles richtig. Aber ich wäre vorsichtig mit der Behauptung, dass sich „Online-Inhalte auch allein durch Werbung finanzieren lassen“. Wer seriösen, gut recherchierten Journalismus will, kriegt das nicht (ausschließlich) über Werbung finanziert, alleine wegen der fehlenden Unabhängigkeit. Wenn man von Journalismus schon als vierter Gewalt redet und sieht, dass es mittlerweile mehr PR- als richtige Journalisten gibt, muss man auch die Konsequenzen ziehen.

    Irgendwer muss für guten Journalismus bezahlen, und wenn nicht, zahlen wir irgendwann alle einen Preis, der zu hoch ist. (wow)

  2. Für diesen Artikel hätte ich übrigens gerne Geld bezahlt.

    Und dann nochmal extra für „notdürftig als Werbetext getarnter Wasserrohrbruch“. Hihi.

    Ansonsten ist dem wenig hinzuzufügen, außer vielleicht: Warum habe ich bei Texten von Leuten wie Iken (und Schirrmacher und Bodo Hombach und anderen Nasen) immer den Eindruck, dass da der Blinde von der Farbe redet? Dass da jemand überhaupt keine eigenen Erfahrungen mit dem Online-Konsum von Nachrichten hat, sondern sich das alles nur irgendwie vorstellt? Das Paid-Content-Modelle nur und ausschließlich nur mit einer Option für einzelne Artikel funktionieren können, das müsste doch jedem halbwegs internetaffinen Menschen sofort klar sein, oder? Wird da vor solch großen Schritten denn gar keine Marktforschung betrieben?

  3. Aber ich frage mich, warum die Zeitungen ihre Artikel aus der kostenpflichtigen Druckausgabe kostenlos ins Internet stellen (sollten)? Gerade Lokalzeitungen haben Artikel, die eben nicht bei dpa stehen. Weshalb die online gestellt werden, wenn die Werbeeinnahmen diese nicht finanzieren, frage ich mich schon.

    Da ist es doch vom Abendblatt (eher eine Hamburger Lokalzeitung, meiner Meinung nach) ein konsequenter Schritt das zu beenden, wenn es zu nichts führt.

    Ok, die Begründung drumherum ist vielleicht etwas seltsam, aber am Ende gibt es halt das Abendblatt nicht mehr online. Mit oder ohne Editorial dazu.

  4. Das ist der Unterschied – ich wuerde fuer gewisse Artikel / Steiten sofort Geld zahlen (diese gehoert dazu – das Abendblatt nicht).

  5. Ich finde das Experiment gut.
    http://s.ring2.de/256

    „Das Versprechen zu halten, entweder gegenüber der Werbewirtschaft oder den zahlenden Kunden, dass der Wert meiner Postille, die Marktführerschaft des HA in Hamburg bspw. sich nicht aus der Vertriebsmacht des Axel Springer Verlages erklärt, sondern in der Qualität der Inhalte und das Verlangen der Leser für sie eine Wand zu erklimmen. Die Bezahlwand kann hier liebgewonnenen Selbstbetrug zerstören oder zu neuer Kraft im Journalismus beitragen. Ich bin sehr gespannt.“

  6. Und es ist so dilettantisch umgesetzt wie kaum etwas anderes im Web: Wenn man den User Agent des Browsers (z.B. per User Agent Switcher-AddOn für Firefox) auf „Googlebot“ umstellt, kann man wieder alles kostenlos lesen. Meine Herren, so werdet ihr nie Geld verdienen…

  7. Es wird immer von der schier unhaltbaren Prämisse ausgegangen, daß die Zeitungen etwas lieferten: vielmehr hat kein Mensch mehr Lust zu zahlen, weil längst durchschaut ist, daß nicht die Menschen die (heute herrschenden) Medien brauchen, sondern daß die Medien die Menschen erreichen müssen, um sie artgerecht manipulieren zu können.
    Dafür, zu analysieren, wie Springer eine neue Kampagne startet und welche Mittel es benutzt, um mich hinters Licht zu führen, bezahle ich keine Geld. Das gilt auch für die FAS, die hier immer besonders gut wegkommt, aber zu einem Großteil aus schlechtrecherchierten und herrschaftsfreundlichen Affirmationen besteht, also nicht Zeitung ist, im Sinne einer informierenden und aufklärenden Institution, sondern im Sinne des Zementierens von Herrschaftsgedanken.
    Die letzten, die dafür zahlen, sind – und ich nehme mir die Freiheit diese gutbegründete Analyse auszusprechen – debile oder quasidebile Bildungsfremde, die sich ihre eigene Xenophobie und ihren Aberglauben jeden Tag bestätigen lassen müssen, weil sie sonst selbst nicht mehr daran glaubten.

  8. Bekommt man dann auch solch tolle Fernseh-Werbung zu sehen, wie für die Welt-Kompakt, oder wie die heißt?

    „Kennst du das auch: Die Bäume um dich herum stören deinen Wlan-Empfang? Machen wir daraus doch etwas Nützliches daraus. – Kurz. Anders. Gedruckt”

    @Marc

    Die können mit ihren Inhalten machen was sie wollen. Die Frage ist nur, ob sie sich damit einen Gefallen tun, oder nicht. Das wird dann wohl der Markt entscheiden.

    Und die Selbstdarstellung des Schritts ist schon sehr befremdlich und zu Recht kritisiert worden.

  9. Mal wieder ein Genuss, Herr Niggemeier!
    Was ich eh schon nicht durchs Hamburger Abendblatt über Hamburg erfahren habe, werde ich also auch weiterhin nicht erfahren – und das für umsonst.
    Wann aber nehmen Sie Geld für Ihre Qualitätsinhalte?

  10. Vielen Dank für diesen großartigen Text, für den ich sehr gerne bezahlen würde. Was spricht eigentlich dagegen, nach der Lektüre eines Textes Geld zu bezahlen? Ich würde es interessant finden, wenn Sie dies einfach einmal ausprobieren. Nichts anderes versuchen die Programmierer der I-phone-Apps, die bei den kostenlosen Anwendungen einen Button „donate via paypal“ platzieren.
    Ich finde den Vergleich mit den Versäumnissen der Musikindustrie sehr gut getroffen.
    Zudem wundere ich mich jedesmal erneut, wenn ich auf die Internetseite der Lokalzeitung meiner Geburtsstadt gehe und dort für einen Artikel aus dem Archiv 2,00 Euro zahlen soll. Wer ist denn allen Ernstes bereit, für einen Lokal-Artikel, der nicht selten nur wenige Zeilen umfasst, so viel Geld auszugeben? Keiner.

  11. @13 Aufpassen, dass Sie nicht verklagt werden. ;-)

    „Trotz aller Twitterei und Bloggerei bedarf es einer Instanz, die prüfen und nachprüfen muss, die den Schein mit der Realität, die Plattitüde mit den Fakten, die Inszenierung mit der Wirklichkeit, das Schrille mit dem Relevanten abgleicht.“

    Ja, genau: Wir brauchen Stefan Niggemeier!

  12. @18 Wieso? Weil ich dem Abendblatt geholfen habe, die technischen Mängel des Systems aufzudecken? Wohl kaum, eher schicke ich denen eine Rechnung für Analyse und Beratung ;)

  13. Mir ist ein interessantes Konzept untergekommen:

    Bei nasaspaceflight.com kann man kostenlos Nachrichten über die Weltraumunternehmungen der NASA lesen – das sind oft Zusammenfassungen von NASA-Pressemeldungen, angereichert mit Infos aus deren Dokumentationsquellen. Regelmäßig wird aber auf die tiefergehenden Informationen und Materialien in deren „L2“-Bereich verwiesen.

    Dort gibt es – angeblich, ich hab noch nicht reingeschaut – die original NASA-Dokumente, Bildmaterialien, Videos, Präsentationen… Die gibt es zwar alle auch irgendwo bei der NASA – aber wo? Dieses Zusammensuchen lässt sich die Seite mit bis zu 10 Dollar pro Monat vergüten.

    Ich hab keine Ahnung obs klappt, oder ob es andere Seiten mit ähnlichen Modellen gibt, aber ich habe vor da mal reinzuschauen, denn mich interessiert es. (spaceflightnow.com nimmt Geld für die Videos – das untergräbt die NASA jedoch mittlerweile teilweise durch ihre eigenen Youtube-Aktivitäten)

    Den meisten – am Thema interessierten – Menschen reicht die kostenlos-Variante, aber wenn man mal in die Tiefe will, kostets halt.

    Allerdings habe ich keine Ahnung ob das im „werthaltigen“ Umfeld eines „Hamburger Abendblattes“ funktionieren würde – ich bezweifle es. Aber mir gefällt das Konzept, Geld für Seiten auszugeben, die die für mich interessanten Informationen aufbereiten. Allerdings sind die meisten Artikel die ich auf Seiten irgendwelcher Boulevard-Blätter lese für mich in der Tat nichts Wert, weil ich nach dem lesen nicht schlauer bin. Daher glaube ich nicht dass ein Konzept mit Zahlen oder nicht Lesen klappen kann.

  14. Ikens Argumentationskette ist in sich eigentlich schlüssig, nur sind leider seine Prämissen falsch. Zeitungen gehören eben nicht mehr zum unverzichtbaren Bestandteil des Alltags, in Gedrucktem ist nicht notwendiger- und zwangsweise „Werthaltiges“ zu finden und Print-Journalismus war noch nie komplett unabhängig (sondern meist von Werbekunden oder wirtschaftlich und politisch Mächtigen abhängig).

    Traditionelle Zeitungsverleger können offenbar nicht ihre Denkschemata von vorgestern ablegen, sondern versuchen immer noch (wie Sascha Lobo es im „Spiegel“ formulierte), die 100. Variante des Säbelzahntigers mit der 100. Weiterentwicklung des Faustkeils zu bekämpfen. Geht aber leider schief.

  15. Herr Iken hätte sich einfach mal die Nutzungsintensität der Abendblatt.de-Regionalseiten anschauen und sich fragen sollen: Warum werden die eigentlich so wenig genutzt? Wieso kommen die Leute so selten wieder?

  16. Natürlich alles richtig beobachtet, geschildert und eingeordnet.
    Aber ist der Satz tatsächlich so absurd oder falsch: „Viele Nutzer“ (haben) „eine echte Freibiermentalität entwickelt”?

  17. Das Bezahl-”Konzept” des „Abendblattes” ist kein neues Geschäftsmodell.

    Stimmt: das Augsburger Lokalblättchen hat das bis vor ein paar Jahren so gemacht und ist dann irgendwann doch zu freiem Content übergegangen. Wenn die mal gewusst hätten, wie weit sie ihrer Zeit damals voraus waren…

  18. Das ist ja tatsächlich komplett absurd, daß angeblich dieses Google News das Übel ist, man aber nur darüber kommend den Artikel kostenlos lesen kann. Vermute mal, daß das ein Fehler ist und wünsche mir mehr denn je eine richtige Loklzeitung.

  19. Herr Niggemeier,

    erinnern Sie sich noch an die „Single“? Das waren diese kleineren Schallplatten – dank ihnen musste sich eben nicht die ganze CD kaufen.

  20. @26 Ja, die haben halt einfach vergessen, die robot.txt der entspechenden Seiten zu modifizieren. Quotenmeter ist der Fehler komischerweise nicht passiert. Oder sie haben es extra gemacht, um morgen wieder auf Google schimpfen zu können.

  21. Hallo,

    kann es vielleicht sein das denen schon klar ist das das voll in die Hose geht?
    Danach kann man das aber toll als „gescheiterter Versuch“ der Verlage hinstellen „im Internet Geld zu verdienen“.
    Wäre natürlich eine super Argumentationsvorlage für ein „Leistungsschutzgesetz“

    Grüße
    El

  22. @27: Oh ja, und auf diesen Singles waren natürlich auch immer genau die Songs drauf, die man haben wollte. (Und nicht etwa die, die die Plattenfirma für am Besten vermarktbar hielt.) So wie in „Welt Kompakt“ die Dinge stehen, die man lesen … Oh Gott, was rede ich da für einen Quatsch?

  23. Ha, ausgerechnet das Abendblatt, die zusammen mit Pro Sieben (wegen der hier kritisierten Ausstrahlung der Bilder von Robert Enkes Ehefrau an den Bahngleisen an denen ihr Mann kurz zuvor gestorben ist) die unrühmliche Ehre haben, dass ich mir die sehr seltene Mühe gemacht habe und wegen eines Beitrags eine Beschwerdemail geschrieben habe (ich glaube es war ein Kommentar über „das Hirn raus-twittern“).

    Ich finde den Text vom stellvertretenden Chef-Red. auch eher beleidigend oder zumindest wie aus seiner eigenen kleinen Welt heraus geschrieben als beschwichtigend und seine Zeitung anpreisend wie es notwendig wäre.

    Und ein Online-Abo für eine einzelne Zeitung käme für mich (mal abgesehen vom Digitaz-Abo in sämtlichen Formaten die man sich erwünschen kann für schlappe 10 oder 20€ im Monat – dann allerdings auch anstelle der gedruckten Ausgabe) kaum in Frage, hin und wieder lese ich zwar auch eine gedruckte Zeitung (taz oder die Regionalzeitung bei meinen Eltern) – aber informiere mich doch eher über Google-News oder das was halt via Twitter, hier oder auch bei Bildblog verlinkt wird – und da hilft mir ein Abendblatt-Onlineabo nicht viel weiter wenn die interessanten Dinge aber gerade bei der FAZ, Welt oder einer englischsprachigen Zeitung/Zeitschrift stehen – und für all diese Zeitungen würde ich doch niemals ein seperates Abo abschließen, das wäre ja nicht zu bezahlen.
    Jedoch stehe ich auch den Modell der Gebühr für einzelne Artikel ablehnend gegenüber, da gerade bei elektronischen Medien da meist keine Verhältnismäßigkeit gegeben ist, das fing bei den Spiegel-Artikeln im Archiv an die damals 50c kosten sollten – ohne Druck/Vertriebskosten und nur 5% des Umfangs einer gedruckten Ausgabe und geht heute bei Video on Demand weiter, wo man auf sämtliche Bonusmaterialien oder gar andere Sprachversionen verzichtet aber teils 30% der Kauf-DVD zahlt oder auch den aktuellen Trend bei Videospielen, nur einen Kern auszuliefern und dann anderthalb Jahre lang DLCs zu produzieren, die sich insgesamt auf den Preis eines Vollpreistitels summieren, nur 1/3 des Umfangs eines vollen Titels besitzen und mit 10% der Belegschaft entwickelt werden können.

    Zur Welt Kompakt – ich find die Werbung lächerlich und überhaupt nicht ansprechend – und vor allem, wenn ich schon die „Öffnungszeiten des Bäckers gegenüber“ google (was sicher auch schon mal ähnlich vorgekommen ist^^) – warum sollte ich dann nebenbei nicht auch noch news.google.de öffnen und mir die Zeitung sparen?^^

  24. Ein sehr treffender Kommentar.

    Besonders beeindruckend finde ich ja auch, dass die Verlagsbranche „vergisst“, dass sie durch ihre Preisgestaltung und mangelnde Angebote überhaupt erst dazu beigetragen hat, dass Google so gross wurde. Vor 8 Jahren haben wir versucht, einen Online-Shop zu bewerben. Das Ergebnis: Werbung via dem damals neuen Google Adwords. Wieso?
    Nur Google erlaubte:
    – Zahlung per Kreditkarte, selbstbestimmtes Aufladen des Kontos, Mindestbetrag: 50 Euro
    – Volle Kostenkontrolle durch Bestimmung der Anzahl Einblendungen
    – Massgeschneiderte Einblendungen aufgrund von detaillierten Schlagwörtern, gepaart mit aussagekräftigen Statistiken, wie oft diese Schlagwörter denn aufgerufen würden
    – Dazu eine benutzerfreundliche und einfach zu handhabende Verwaltungsoberfläche.

    Bei den „klassischen Medien“ und Portalen hatte man das Gefühl, man könne froh sein, wenn die mit einem reden.
    Insofern gab es keine klassische Werbung, sondern ein mühsam aufgebautes Affiliate Netzwerk und Google.

    Aber man ist als Deutscher Unternehmer ja so dermassen grossartig, dass man nicht von anderen Gewinnern zu lernen braucht, und sich lieber mit den Verlierern zusammentut und nach Mama Staat schreit. Man muss ja nur mal auf Bild.de gehen, und sich irgendeinen zweitklassigen Link ganz weit unten auf der Seite greifen:
    Bei „die Klassiker der Küche 2“ sehe ich 9 Werbungen (mal davon abgesehen, dass der ganze Artikel ein Werbeartikel ist, immerhin findet sich ein Link zum Buch). Davon haben 5 mit dem Thema nichts zu tun (Otto, Nintendo, Union Investment, warme Wohlfühlmäntel, Immonet Umzüge).

    4 Werbungen sind zum Thema Kochen. Und diese Werbungen kommen… von Google.

    Deutsche Verlagsbranche, alles Loser. 15 Jahre Internet, und immer noch nix kapiert.

  25. Ich finde es bezeichnend, dass Strunz seinen Stellvertreter vorschickt, um die Arschtritte zu kassieren. Aus 3.0 mach 0.1

  26. @ 38/Alex Strunz konnte nicht, er musste zur Bank, um die Kohle abzuholen, die sein neues Geschäftsmodell erlöst.

  27. „hin und wieder lese ich zwar auch eine gedruckte Zeitung (taz oder die Regionalzeitung bei meinen Eltern) – aber informiere mich doch eher über Google-News oder das was halt via Twitter, hier oder auch bei Bildblog verlinkt wird – und da hilft mir ein Abendblatt-Onlineabo nicht viel weiter wenn die interessanten Dinge aber gerade bei der FAZ, Welt oder einer englischsprachigen Zeitung/Zeitschrift stehen – und für all diese Zeitungen würde ich doch niemals ein seperates Abo abschließen, das wäre ja nicht zu bezahlen.“

    da kann ich Silence nur voll zustimmen. Ich denke, was die Zeitungsmacher (noch) nicht verstehen, ist, dass es den Konsumenten immer weniger auf das Medium ankommt, das die Nachricht übermittelt ( geschweige denn, dass wir uns auf eine Zeitung, oder ein Radioprogramm, oder einen Fernsehkanal als Quelle beschränken würden ), sondern dass allein das Thema und die Qualität entscheidet. Wenn die Artikel gut recherchiert und die Themen für mich relevant sind, warum sollte ich dann einen Unterschied machen, ob der Artikel jetzt in der FAZ, der SZ, oder im Spiegel steht ?

    Denkt man das zu Ende, kommt man hier raus: http://jensweinreich.de/?p=6127

  28. So Herr Niggemeier, und jetzt kommen Sie mal wieder runter und atmen tief durch. Ihr Blutdruck scheint ganz schön nach oben gegangen zu sein.

  29. Die Mär von der Freibiermentalität ist völliger Quatsch. Das ist genauso sinnig wie die ewige Behauptung vom rechtsfreien Raum Internet.

    Wer sich die Geschichte des Internets oder besser des WWW ansieht oder sie miterlebt hat, der weiss, dass die Teilnehmer schon immer viel Geld dafür bezahlt haben. Allein der Anschluss, bzw. der Zugang zum Internet kostet viel Geld. Mit diesem Geld wurde das Internet von den Zugangsanbietern ausgebaut.
    Wenn sich von 15-20 Jahren jemand einen Internetzugang angeschafft hat, dann wegen der Kommunikationsmöglichkeiten und des Informationsaustauschs, vorwiegend im universitären Bereich. Die Informationen und Kommunikationsmöglichkeiten dort waren so wertvoll, dass man sowohl die Mühen, als auch die Kosten auf sich nahm. Zudem konnte man auch selbst zum Informationsangebot beitragen.
    Dies war alles lange bevor sich Zeitungen dazu entschlossen ein Internetangebot zu erstellen. Als sie es dann taten, mussten sie damals, wie heute mit denen konkurieren, die ihre Informationen kostenlos anboten.
    Das Informationsangebot war vor der gnadenlosen Kommerzialisierung des Internets sogar wertvoller. Dass Zeitungen damals ihre Artikel und Beiträge kostenlos anboten lag an der Tatsache, dass man es noch als Werbung für die Printausgabe sah. Zudem hätte man mit den damals schon kostenfreien Informationen konkurieren müssen, was aber wiederum nicht berücksichtigt, dass der Zugang zum Internet an sich schon Geld kostet.
    Es wäre auch früher niemand auf die Idee gekommen seine Zeitung nur in solchen Läden zu verkaufen, die einen nicht geringen Eintritt verlangen.

    Anders

  30. Noch einfacher als mit dem oben erwähnten User Agent Switcher für Firefox geht es mit Refcontrol für Firefox (https://addons.mozilla.org/en-US/firefox/addon/953). Damit kann man einstellen, dass man für abendblatt.de ohne weitere Umschaltumständlichkeiten aussieht, als käme man von Google. Wichtigerer Nutzen allerdings: Auf demselben Weg gelangt man ohne das lästige Cookie- und Anmeldegetue zu allen Artikeln der NY Times. Unter „site“ abendblatt.de bzw. nytimes.com eintragen, unter „action“ „http://www.google.com“, fertig.

  31. Hi
    hervorragender Blogpost. Ich habe mir mal erlaubt auf werbeblogkade.de auf dich zu verlinken.
    Über diesen medialen Supergau kann man wirklich wieder nur ins grübeln kommen und weiss nicht ob man lachen oder weinen soll…

  32. Herr Niggemeier, Chapeau. Sie bringen es auf den Punkt. Danke!

    Ich finde es zusätzlich überaus spannend, wie es der Springer-Verlag schafft, 40 Jahre nach 1968 und „Enteignet Springer!“-Demos endlich seinen Teil dazu beizutragen und sich allmählich von der Bildfläche verabschiedet und hoffentlich bald gänzlich aus dem Bewusstsein verschwindet. Nachdem Strunz schon der BamS den Dienst erwiesen hat, ist jetzt das Abendblatt dran. Ich hoffe er schafft es. Danach kann er noch mal die BILD rannehmen … Das werden Sternstunden …

    Aber halt: Vielleicht ist der Strunz ja doch nicht so doof …?

  33. Seitens der Verlage heißt es immer, mit kostenlos verfügbaren Online-Inhalten könne man kein Geld verdienen. Aber ist das wirklich so? Viele Online-Angebote der etablierten Medien haben einiges an Werbung auf ihren Seiten. Teilweise wird sogar mit dem sonst so gerne kritisierten Google zusammengearbeitet (indem man die Google Adsense-Plattform nutzt). Da werden doch sicher auch nicht unerhebliche Einnahmen generiert werden?

  34. Oh, sorry, das hat ja DWDL bereits gemacht. D. h. nur Leute die sich nicht mir Computern auskennen müssen zahlen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das eine gute Idee ist.

  35. Nuja, die Wirksamkeit von Klickstrecken könnte sich gerade stark relativieren, vielleicht glaubt man deshalb, andere vermeintliche Ertragsvektoren aktivieren zu müssen.

    @Willy/#21:
    Man sollte vielleicht dazu sagen, dass nasaspaceflight.com kein Angebot der NASA selbst ist, sondern mehr ein Tummelplatzangebot für Mitarbeiter und Enthusiasten – NASA-Material wie Bilder, Videos oder Dokumente sind steuerfinanziert und daher per Gesetz eh schon grundsätzlich public domain.

  36. Frage mich gerade, wen genau HA und Welt Hamburg damit treffen wollen, sicherlich nicht die Sucher nach gut geschriebenen und recherchierten Artikeln. Schließlich wissen die schon lange, dass der Lachstädter Journalismus das nicht bringt – am wenigsten in dem Gemuse aus der Kaiser-Wilhelm-Straße.

    Lustigerweise habe ich beide Online-Auftritte vor einigen Wochen endgültig hinter mir gelassen, nachdem selbst der 15-Sekunden-Überblick nur noch Zeitverschwendung war, da ich Veranstaltungstipps und Nachrichtenkurzfassung per Twitter von anderen bekomme, inkl. PR [wo es mich denn interessiert].

  37. nicht das ich dem axel springer verlag, seinen eignern und mitarbeitern nicht grundsätzlich die pest wünsche, aber vielleicht lohnt es sich ja auch die bezahlstrategie aus einem anderen blickwinkel zu betrachten.

    vielleicht ist sie einfach das eingeständnis das die gute alte zeit des informationsoligopols nie wieder kommt und auch nicht seine monpolgewinne.

    man nimmt lieber das was man kriegen kann von denen die das produkt so haben wollen wie es war und ist als sich endlos mit google und der ganzen anderen lästigen konkurrenz herumzuschlagen.

    die onlinetageszeitung ist auf dem weg zum nischenangebot genauso wie ihre gedruckte schwester.

    das wird nicht ewig gut gehen aber eine weile schon. man hat ja mit 7,95€ das angebot auch sehr niedrigschwellig gestaltet, auch der durch im abonnementsgeschäft anfallende daten ermöglichte addresshandel sollte nicht unwesentlich zum gewinn beitragen.

    es wird journalismus geben lange nachdem es aufgehört hat verlage zu geben, ebenso wie es musik gab lange bevor und lange nachdem es die musikindustrie gab.

    das jemand der für das abendplatt in die tastatur greift den begriff qualitätsjournalismus so ausdauernd zu gebrauchen sich traut ist allerdings schon sehr bedenklich.

  38. Bei morgenpost.de (Berliner Morgenpost) muss man inzwischen auch für Lokale Nachrichten zahlen…

    (4,95 € im Monat)

  39. Erst mal muss da ein einfaches anonymes Bezahlsystem her. So ne Art Bargeld für das Internet, dass man mal eben so raushauen kann, ohne das man sich anmelden muss und nachdem dann noch verfoigbar wird für welche Artikel ich mich interessiere. Warum haben die das ganze denn nicht mit Bild.de gemacht, oder hatten die etwa Angst wieder hintern den Spiegel zurück zu fallen.

  40. Warum ist denn die Berliner Morgenpost drei Euro billiger als das Abendblatt? Weil Berlin billiger ist? Weil die Morgenpost um ca. drei Euro schlechter ist?

  41. Die Kritik an dem Vorgehen des Hamburger Abendblatts mag ja berechtigt sein. Was mich nur stört ist dieses: „Alle sind doof, dabei wäre es ja sooooo einfach.“ Das war/ist ja auch der Tenor, den man ständig hören konnte/noch immer hört, wenn es um die Musikbranche ging/geht. Bevor Apple mit Itunes kam, hörte man ständig dieses „Ja, die sie sind alle doof. Die schaufeln sich ihr eigenes Grab, dabei wäre es ja sooooo einfach, das Problem zu lösen/damit Geld zu verdienen“ Dann kam Itunes und alle sagten: „Seht her, so wird’s gemacht !“ Und jetzt heißt bei Zeitungen/Verlagen:“Ihr seid alle voll doooooof. Es wäre doch sooooo einfach ein funktionierende Geschäftsmodell aufzubauen. Ihr schaufelt euch mit eurer Dummheit ins eigene Grab. Ach, ihr seid schon tot.“
    Komisch ist : Keiner dieser „Ihr seid alle doof“-Schreier traut sich mal zu zeigen, dass die wirklich „alle so doof“ sind und setzt mal ein Geschäftsmodell um, dass ermöglicht Geld zu verdienen mit Nachrichten/Journalismus im Internet. Ich denke, dass sich dieser Zustand nicht ändern wird, weil die „ihr seid alle doof“-Schreier eben lieber andere kritisieren statt mal vorzulegen, wie man es denn besser machen könne. Es ist zu vermuten, dass diese Kritiker eben nun mal auch keine Ahnung/Idee haben. Ich komme jedenfalls zu dieser Schlussfolgerung, denn wenn ich eine Idee hätte, sei sie wirklich neu oder eine Variaton/Verbesserung bestehender Geschäftsmodelle, dann hätte ich versucht das umzusetzen.
    Deutschland ist ja leider so ein Land,in dem es reicht irgendeine gute Geschäftsidee aus den USA (oder sonst wo) praktisch 1:1 zu kopieren und dann darauf zu warten bis irgendein etabliertes Medienunternehmen mit einem dicken Scheck vorbeigewedelt kommt.

  42. Habe mir just am Samstag einen neuen (größeren) Briefkasten mit Extrafach für Zeitungen an die Hauswand geschraubt….

    P.S. Was weiß ein 69er von einarmigen Rentnern und langhaarigen 1968ern ? – Herzlichen Glückwunsch zum 40ten an den Hausherrn!
    Gruß polyphem.OS

  43. schiss vor google, denn via yahoo kommen die bezahl-texte nicht …
    [http://vossyline.blogspot.com/2009/12/spayed-content.html]

  44. @ Erich von Halacz / 71

    Keiner dieser „Ihr seid alle doof”-Schreier traut sich mal zu zeigen, dass die wirklich „alle so doof” sind und setzt mal ein Geschäftsmodell um, dass ermöglicht Geld zu verdienen mit Nachrichten/Journalismus im Internet.

    Ein Anfang wäre, wenn es endlich eine funktionierende, AdWords-artige Werbeplattform gäbe, bei der man verlagsübergreifend und deutschland-, meinetwegen auch europaweit Anzeigen schalten könnte. Die Verlage könnten hier wahrscheinlich sogar ein besseres Angebot als Google machen, trauen sich aber nicht, weil sie aus Angst vor der Selbstkannibalisierung noch immer lieber ihre todkranke Anzeigenkuh melken. Dabei gäbe es hier riesige Chancen, man denke nur an den arg vernachlässigten Bereich der regionalen Online-Werbung.

    Das Hauptproblem der Verlage sind meiner Meinung nach auch nicht ihre heutigen Fehler, sondern die Fehler, die sie vor 15 Jahren gemacht haben – bzw. die Dinge, die sie damals unterlassen oder nicht konsequent durchgezogen haben. Man stelle sich mal eine (aus Verlagssicht :-) ideale Welt vor, in der die Menschen über einen verlagseigenen Provider ins Netz gehen, mit verlagseigenen Suchmaschinen arbeiten, sich von verlagseigenen Postdienstleistern beliefern lassen oder ihre (regionalen) Kontakte und Aktivitäten in verlagseigenen Social Networks pflegen.

    All diese Züge sind heute natürlich weitgehend abgefahren, obwohl die Ideen doch oft vorhanden waren. Schade – noch vor 10 Jahre wäre ich jede Wette eingegangen, daß die Verlage wegen ihrer starken regionalen Stellung zu den großen Gewinnern des Online-Zeitalters gehören werden.

    @ Stefan Niggemeier

    Vielen Dank für einen fabelhaften Beitrag.

  45. @Erich von Halacz
    Es ist nun wirklich nicht meine Aufgabe, Geschäftsmodelle für den ASV zu entwickeln. Aber was Nutzer tun, ist, sie sagen ziemlich genau, was sie wollen und was nicht. Das richtige Modell daraus zu entwickeln, müssen die strategischen Berater der Verlage tun.

    Du sagst es ja selbst, iTunes hat das getan, es hat genau das umgesetzt, was Nutzer wollten. Daran war eigentlich nichts Neues, sie haben es nur eben gemacht, während die Plattenfirmen weitere DRM-Barrieren in ihre Produkte eingebaut haben. Man kann jetzt daraus lernen – oder sterben.

    Gespannt bin ich natürlich trotzdem, ob das Online-Abo in genau diesem Umfeld funktioniert, denn der Lokalteil ist konkurrenzlos. Erschütternd, aber wir haben keine andere Zeitung in HH. Auch wenn selbst diese zu Hamburger Themen oft nicht mehr tut, als dpa-Meldungen mit undatierten Fotostrecken zu verwursten. Die Eigenleistung der Redakteure beschränkt sich häufig auf das Anlegen von Klickstrecken mit sog. Fakten.

  46. Google ist schon wat Feines… Artikelüberschrift + Abendblatt eingeben, schon hat man den Artikel

    Wie Panne ist DAS denn?

  47. Aktuelle Eilmeldung auf der Online-Seite des Abendblatts: „Bananen werden billiger“. Ich freue mich echt auf diese Bezahlinhalte :D

  48. Lieber Stefan Niggemeier,

    vermutlich schauen so viele gerne auf Ihrer Seite vorbei, weil es Spaß macht zu lesen, wie Sie die lieben Kolleginnen und Kollegen durch den Kakao zu ziehen. Seit heute weiß ich, dass sich die Freude relativiert, wenn man selbst betroffen ist. Aber wer austeilt, muss auch einstecken können.

    Es ärgert mich aber, dass schon die ersten beiden Absätze Ihres Beitrags vor inhaltlichen Fehlern strotzen, die ein Schlussredakteur beim Abendblatt vermutlich herausredigiert hätte. Nicht nur das „Hamburger Abendblatt” , wie Sie schreiben, sondern auch die „Berliner Morgenpost“ setzt fortan auf „Paid Content”. Dies wurde bereits in den vergangenen Wochen in diversen Mediendiensten kommuniziert. Ist Ihnen das entgangen? Und dass angeblich viele Mitarbeiter von unserem Schritt überrascht wurden, halte ich für schwer möglich. In mehreren Konferenzen sind die Kollegen ausführlich informiert worden – recherchieren Sie gern nach. Und anders als Sie schreiben: Nur die Online-Inhalte der Lokalausgaben sind komplett kostenpflichtig.

    Aber sei’s drum. Kommen wir zu den netten Passagen, in denen Sie so persönlich werden. Ich hätte also den die Leser umwerben und umschmeicheln sollen, statt die Dinge ehrlich zu benennen? Hätte ich in PR-Deutsch die Preiserhöhung schönreden und übertünchen sollen? Was hätte dann hier gestanden? Heizdeckenverkäufer? Egal. Ich denke, wenn wir als Journalisten nicht mehr an unseren Beruf und unsere Arbeit glauben, erst dann ist „Paid Content“ tot. Übrigens erscheint mein Text „Webfehler“ in dem Format „Ansichtssache“, das Abendblatt-Leser als Meinungskolumne kennen. Dass das online zu wenig deutlich geworden ist, war suboptimal. Der Punkt geht an Sie.

    Das war es aber auch, Überrascht hat mich noch der sachliche Vergleich, „Absätze lang rumzuschimpfen wie ein einarmiger Renter 1968 über die langhaarigen Studenten“. Ich verstehe: Wenn jemand so etwas „Freches“ oder „Verlogenes“ schreibt wie ich, dann muss Stefan Niggemeier auch mal etwas schimpfen.

    Eines würde mich doch interessieren: Sie schreiben; „Eigentlich würden sich die Online-Inhalte auch allein durch Werbung finanzieren lassen, da die Vertriebs- und Druckkosten wegfallen und die Reichweite größer ist.“ Diese Rechung würde ich gerne auf 150 Zeilen dargelegt bekommen. Sie bekommen die nächste Ansichtssache im Abendblatt, wenn Sie wollen. Ich bin gespannt!

  49. Ob das artikelweise Bezahlen „funktioniert“, müsste doch eigentlich die STIWA wissen. Das ist die einzige Publikation, bei der ich Artikel kaufe. Würden die das Modell des artikelweisen Bezahlens nicht anbieten, hätten die mit mir noch nie Umsatz gemacht. Warum soll ich für Testberichte von Babywindeln oder Bohrmaschinen bezahlen, wenn ich mir eine Waschmaschine kaufe?

    Warum nimmt sich denn keiner ein Beispiel an der STIWA und publiziert Artikel, die gut recherchiert sind, die einmalig sind und die das Bedürfnis des Lesers an genau DER Information decken, die er AKTUELL wünscht ?

    Alex

  50. Also ich kann den Artikel nicht so beipflichten. Ich finde das Beispiel sehr gelungen für einen beschissenen Becher schwarze Brühe 3 Euro zu zahlen und im Gegensatz herumzujammern, das evt. der Zugang zu Informationen Geld kostet.

    Bücher sind doch auch nicht überall im Internet frei lesbar, oder? Ich finde schon, dass – gerade auch ich – eine Freibiermentalität habe. ich lese auch mehrmals täglich z.B. Spiegel online. ich hab zwar noch ein Abo davon, aber ich könnte auch alles ohne Abo ereichen, wenn ich wollte. Ich finde es auch schmerzlich für eine Studentenlizenz von Matlab 100 Euro zu blechen (statt x000 Euro), aber dagegen kaufe ich mir dann eine doofe Jeans für 60 Euro (im Wert von vielleicht 5 Euro)?! Ich bin irrational. Und viele sind es hier auch. Das „Das war schon immer so“-Prinzip deutet zwar den Widerwillen an, etwas zu bezahlen was mal kostenlos war, aber es ist gerechtfertigt.
    Die Musikindustrie ist ein schlechtes Beispiel, die sind mM nach einfach zu teuer: 10 Euro für 70 MB mittelmäßige Qualität ohne nennenswerte Vertriebskosten. Die verkaufen jetzt immernoch Elvis, dagegen ist eine Zeitung i.d.R. tagesaktuell.

    @ z.B. zu Post 49: achso und weil du für deinen Internetanschluss geld zahlst ist das Internet also kein „Freibier“. Wenn ich mir ein Auto kaufen ist das tanken ja auch imemr schon abgegolten. Das nenne ich mal keine sinnvolle Argumentation. Eher daraus entstanden, dass es einfach einfach ist sich das einzureden.

    Man kann zu Recht an der Umsetzung mäkeln, aber wenn man statt 3 Kommentaren 50 anzeigen könnte und als Googlebot nicht (mehr) mitelesen köntne, würde die gestellte Empörung nicht aufhören.
    Die meisten wollen dafür nicht zahlen. Das müssen sie ja auch nicht. Aber ich sage mal 5 Euro im Monat für ein online-only Abo sollte jeder bereit sein zu zahlen, wenn er auch etwas lesen will.

    Die angeblich/z.T. wirklich fehlende Qualität des Journalismus kann auch kein Argument sein. Das ist eine andere Spielwiese. Man kann nicht erwarten, dass jemand trotz mangelhaftes Verdienstes seine Qualität und Abhängigkeit von Sponsoren/Werbetreibenden aufgibt, damit danach alle dafür bezahlen. Ein angemessene Finanzierung ist wohl für jede Zeitung nötig damit sie ernsthaften Journalismus treiben kann.

    Viele behaupten dass sie bereit sind etwas mehr dafür zu bezahlen, damit sie z.B. sicher sind, dass ein produkt nicht aus Kinderarbeit hervorgegangen ist. Vielleicht sollte man „ich bin bereit etwas mehr auszugeben“ auch auf andere Bereiche, die einem wichtig sind ausdehnen.

    Erst (oftmals) kostenlos Artikel lesen und sich dann beschweren wie schlecht sie sind, wie abhänig die Journalisten (von der Werbung sind), wie schludrig recherchiert wurde (wenig Geld => wenig Zeit?)

    ich könnte ewig so weiter schreiben und Argumente aus meiner Sicht zerpflücken, aber für mich gilt, gutes Geld für gute Arbeit. Kein Geld für schlechte. Wozu eure Liebingszeitung gehört könnt ihr ja selbst entscheiden (und helfen, dass eher die „guten“ überleben)

  51. Technisch ja wirklich brilliant gelöst, das googlen des Artikelnamens führt einen ja tatsächlich sofort zur ungeschützten Version…
    Und das schlimmste daran: Wenn man das mal testweise mit dem „Artikel“ Alle 68 neuen Fahrradstationen macht, dann bekommt man eine Klickstrecke wo man für jeden einzelnen Namen, also insgesamt 68 Mal, auf Weiter klicken darf. Welcher Mensch der halbwegs bei Sinnen ist wird für sio eine Unverschämtheit auch noch Geld bezahlen??

  52. […] Stefan Niggemeier hat das Traktat von “Abendblatt”-Vize Iken sehr hübsch auseinandergen…. Und was in diesem Blog-Eintrag am Ende steht, das gilt irgendwie für alle Springer-Paid-Content-Aktivitäten. Zur Frage, ob den Lesern guter Journalismus nicht ein paar Cent am Tag wert sein sollten, schreibt er: […]

  53. @82, Iken:

    Wo „strotzen“ denn eigentlich die Fehler in den beiden ersten Absätzen des Niggemeier-Textes? Dass nicht nur das HA, sondern auch ein anderes Springer-Organ den gleichen Weg geht, dürfte ja wohl kaum ein „inhaltlicher Fehler“ sein.

    Aber gut, das Sie den Text informativ ergänzen. Schön auch, dass Sie auf „Mediendienste“ verweisen, die ihren Schritt angekündigt hätten. Fragen Sie mal ihre Leser, wieviele von denen regelmäßig Mediendienste studieren.

    Allerdings finde ich, dass Sie Niggemeier vernünftig zu bezahlen hätten, wenn der Ihnen erklären sollte, wie Sie online besser wirtschaften können. Wenn Sie Berater damit abspeisen, deren Empfehlungen abzudrucken, kann wirklich nichts Besseres herauskommen.

    @84, anonym:

    Sie haben den Vergleich mit dem Becher Kaffee scheint´s immer noch nicht verstanden. Es geht letztlich nur darum, ob genügend Leute bereit sind, für das Produkt x den Preis y zu bezahlen. Das können Sie gerne moralisch betrachten, aber es ist doch vor allem eine betriebswirtschaftliche Frage.

    Und das HA verlangt m.E. erstens zu viel Geld, zweitens ist das Zahlsystem viel zu starr. Um bei ihrem Kaffee-Vergleich zu bleiben: kennen Sie ein Kaffeehaus oder irgend einen gastronomischen Betrieb, wo Getränke nicht mehr einzeln verkauft werden und man stattdessen eine Monatspauschale erhebt?

    Wie heißt es so schön:
    Wer nichts wird, wird Wirt. Und wer selbst das nicht ist, bleibt Journalist.

    ;-)

  54. Herr Niggemeier, warum machen Sie nicht mal Nägel mit Köpfen? Aus vielen Kommentaren hier und unter früheren Artikeln lese ich heraus, dass ich nicht der einzige bin, der bereit wäre für ihr Blog zu bezahlen.

    Sie haben hier den Vorteil einer recht speziell interessierten Leserschaft, die nicht einfach zur Konkurrenz abwandern kann, da es kaum eine gibt. Außerdem bestreiten Sie hiermit nicht ihren Lebensunterhalt, sodass das Experiment auch nicht selbstmörderisch sein würde.

    Warum versuchen Sie also nicht einfach mal ihre Thesen in der Praxis zu belegen und verlangen von jedem Leser pauschal (aus der Luft gegriffen) zwei Euro im Monat für Alles, mit der Möglichkeit einzelne Artikel für zehn Cent zu lesen?

    Falls ihnen diese Idee noch zu radikal ist würde ich vorschlagen mal einen Monat lang unter jeden Artikel eine kleine Umfrage zu setzen, in der die Leser angeben können ob sie für genau diesen Artikel bezahlt hätten oder nicht.

  55. Klasse text. Ein Paradoxon fehlt noch: Bevor ein Springer-Medium gegen meinungsmachenden Journalismus wettert, sollte es sich und seinen brüdern an die nasen fassen.

    schlau ist, wer jetzt kostenlose hamburger lokalnachrichten anbietet, und damit geschickt wirbt (am besten auf plätzen bei abendblatt.de)

  56. Letztlich schimpft Herr Niggemeier doch nicht allgemein über „paid content“, oder? Schwerpunkt der Kritik ist m.E. das Abo-Prinzip. Warum also nicht die lokalen Geschichten für wenig Geld anbieten und das Abo-Angebot nur alternativ? Hat dann Herr Niggemeier nichts mehr auszusetzen?
    Ich bin der Meinung, dass für Inhalte bezahlt werden sollte. Das hätte dann zwangsläufig zur Folge, dass die Inhalte so gut sein müssen, dass auch jemand dafür zahlt…

  57. Ich finde es völlig richtig, endlich paid content zumindest bzgl. der Archive durchzusetzen. Aber die hanebüchene Umsetzung…
    Die Süddeutsche, die FAZ oder die FR haben längst ihre Archive kostenpflichtig gemacht, eine Umgehung über google gibt es nicht. Bei Springer glaubt man offenbar, seine lokale 60+-Leserschaft für dumm verkaufen zu können, weil diese im Umgang mit dem Internet nicht geübt genug ist. Und über die Welt kriegt man die Archive der lokalen Berliner Morgenpost-Artikel, die dort parallel veröffentlicht wurden, auch noch kostenlos. Wetten, dass Springer das in den nächsten Tagen noch umstellen muss – oder genug Abokündigungen kommen ins Haus, weil die Leser nicht so doof sind, wie man in der Verlagsleitung glaubt?

  58. Ob Abo oder nicht, diese Frage finde ich zweitrangig: Klingeltonanbieter sind mit „Sparabos“ reich geworden, und wir sehen es als Fortschritt an, nicht mehr jedes MB extra zu bezahlen, sondern mit einer Flatrate zu surfen. Ob ein „all you can read“ – Abomodell heutzutage funktioniert, werden wir ja sehen.
    Das Beispiel Musikindustrie hakt fast ein wenig, denn iTunes wurde trotz eines rigiden Rechtemanagements zum Erfolg – vermutlich wegen der charmanten „will ich haben“- Hardware. Und das wäre vielleicht auch der entscheidende Punkt: Inhalte lassen sich möglicherweise nur noch in Verbindung mit „Lifestyle“ verkaufen.
    Bevor Apple Songs anhand des unwiderstehlichen iPods verkauft hat, haben Menschen wesentlich mehr Geld für die verkrüppelten Klingelton-Versionen bezahlt, die dadurch gewonnene „Individualität“ war es ihnen wert.
    Nachrichten allein werden sich schwer verkaufen lassen, fürchte ich.
    (Wenn es das Appletablet gibt, kann man vielleicht den Leuten eine Newsflatrate dazuverkaufen, oder News im Sparabo vertickern…)

  59. bitching about this is soooooo pointless.

    es ist (für den otto-susi-normal-leser) NICHT interessant, was für hoffnungen und business ideas die ehemalige 4. gewalt umtreiben.

    man kann auch über viele viele worte sich verlieren in dem untergang der tante-emma-läden, der qualitativ hochwertigen lokalen irgendwasproduzierer.

    dabei ist es so einfach: mach es besser.

    und macht niggemeier & co. es besser? nein. es wird genölt darüber, dass die andern es schlechter machen. wow, that totally helps! thank you!

    wenn es eine nachfrage nach unabhängiger, transparenter (durchaus auch durch werbung, banner, paid content, etc.) finanzierter information gäbe: wäre das nicht der job der nörgler?

    nö, wir nörgeln lieber und legen den finger in die wunde der beknackten verlage.

    es geht aber kein stück darum, rauszufinden wer’s am schlechtesten macht. es geht darum, es besser zu machen.

    ich könnte seitenweise blogs füllen mit der qualität der bäcker um mich rum, aber die tatsache dass ich nicht selbst um 3 aufstehen und brötchen backen, nicht selbst den sauerteig ansetzen will, nunja, diese tatsache zwingt mich dazu nur einfach zu sagen, dass das brot nicht schockt.

    das nun jeden tag aufs neue zu sagen (und die weltmeisterbrötchen sind auch mau) macht mich nicht zum bäcker.

    jeden tag zu mäkeln was die doofe presse so liefert mach mich nicht zum jounalisten.

    aber wenn es auskömmlich ist: wohl bekomm’s

  60. Schön, dass man für Qualitätsjournalismus auch gar kein Deutsch können muss.

    „Wir wagen den Anfang, weil unsere Nachrichten zu wertvoll sind, als sie weiter zu verschenken.“

    Nee, funktioniert auch beim dritten Lesen nicht.

  61. Ich bin durchaus gewillt, für gut recherchierte, kompetente Artikel zu bezahlen, insbesondere wenn sie einen informativen, sinnvoll argumentierten Kern besitzen. Das heißt, wenn mir als Leser und potentieller Kunde Qualitätsjournalismus geboten wird, dann zahle ich da gerne auch monatlich dafür.

    Allerdings hätte eine lapidare Aussage genauso gut seinen Zweck erfüllt, stattdessen wird der Leser indirekt angegriffen. Irgendwo muss doch klar sein, dass sich eine solche Position negativ auf das Gemüt der Leserkultur auswirkt.

    Dazu kommt, dass ich Zeitungen meist selektiv lese, das bedeutet, dass ich Online-Medien in ihrer Form sowieso bevorzuge, da ich die für mich interessanten Themengebiete abklappern kann. Monatlich bin ich dann auch durchaus bereit einen Beitrag zu entrichten. Irgendwann muss das doch schließlich beginnen. 7,95 Euro/monatlich sind doch wirklich nichts und obendrein gibts auch noch digitales Material.

    Das System der „Zeit“ ist an dieser Stelle erwähnenswert. Wöchentlich erscheint jeweils eine Ausgabe, die älteren Ausgaben werden anschließend online publiziert. Profitieren tut davon der Verglag gleich doppelt, sogar dann, wenn sowieso ein E-Paper-Abo (wie in meinem Fall) abonniert ist. Werbeeinnahmen im schwarzen Bereich sind doch mittlerweile machbar, bei einer fachgerechten Ordnung. Da lässt sich wirklich jede Menge Geld erwirtschaften.

    Das bringt mich letztendlich zum Schluss, dass ein Online-Geschäftsmodell vorher in sich schlüssig und kompatibel zur Realität sein sollte. Die amerikanischen Medien legen hier sinnvolle Modelle vor, die nur übernommen werden müssen. Sodass letztendlich unmissverständlich suggeriert wird, dass die Axel Springer AG um jeden Preis Paid-Content etablieren möchte, streng nach dem Motto „Ihr könnt sowieso nicht anders!“. Diese profitorientierte Einstellung finde ich nicht in Ordnung, da das moderne Medium Internet doch jede Menge Kommunikationsplattformen bietet, auf denen dieses Thema hätte durchgesprochen und diskuttiert werden können. Ich bin auf die weitere Entwicklung gespannt.

  62. Angesichts dessen, dass ich beim Ausprobieren nur auf gesperrte DPA-Meldungen gestoßen bin, ist das Abo-Modell nur konsequent. Wer würde schon Einzelartikel kaufen wollen, wenn man statt des erwarteten Aufmachers zwei Absätze DPA erhält?

    Grundsätzlich ist das Modell schrecklich.
    Inhalte wegzusperren, die jeder andere auch hat, verjagt nur die Nutzer.
    Man muss mischen. Kostenlosen Kram für die Reichweite und exklusive Extras für den kleinen Stamm an loyalen Nutzern (alle anderen zahlen eh nicht und werden es auch nie), um zusätzlich einen mittelgroßen Umsatzsockel zu schaffen.

  63. Allerdings hat der gute Mann auch ein bisschen recht, wenn er meint, man habe die Bezahlmodelle schlicht vergessen zu entwickeln. Während in den USA ein Bezahlsystem über die Kreditkarte gar kein Problem ist, ist die Bereitschaft zur Kreditkartenzahlung in Deutschland nach wie vor nicht sonderlich groß.
    Hier kamen die Micropaymentdienste also tatsächlich erst später als der Content.

    Im großen und ganzen bleibt es natürlich dennoch unsinnig, was Herr Iken schreibt.

  64. Die Preise verbieten mir, mir regemässig eine Zeitung zu kaufen, die für mich Aktuellste ist erst gegen 22.00 Uhr erhältlich und ist die vom folgenden Tag. Im Auto – Taxifahrer – habe ich in letzter Zeit
    regelmässig mein Netbook dabei..
    Den Content kann ich versuchen, mir dort – im Netz – selbst zu finden, so zB Die Site von Niggemeier – fundierte Medienkritik – oder Nachrichten
    aus dem nds Landtag oder aus Hessen – Steuerkonflikt – oder Bilder aus aller Welt nach meinem Gusto.. Mit respektvollem Gruss

    Fritz Kleiner

  65. Der Iken-Text ist wirklich ein komplettes Debakel.

    Interessant auch, dass man durch Eingabe der Headline in Google News zum kompletten Artikel gelangt. Zufallsfinder müssen also nicht zahlen, treue Leser durchaus. Fauler Kompromiss zwischen Reichweite und Preis.

    Die Umstellung auf Paid halte ich an sich für okay. Entweder es funktioniert, oder aber beim Verlag entsteht eine ganz neue Perspektive auf die eigene Relevanz, wenn keiner mehr kommt. Also Entweder Gewinn oder Erkenntnisgewinn, das geht schon in Ordnung.

    Das Einzel-Bezahlen im Verlagsbereich ist durch die Hintertür Print ja eigentlich eh schon beinahe da… mit niuu (njuu?). Mal schauen, vielleicht wird das ja eines schönen Tages das VerlagsTunes, das keiner erwartet hat mit ohne Internet. Das folgt dann schon irgendwann…

  66. Qualitätsjournalismus bei Springer-Blättern?Unsinn! Als begründung für´s inkasso ist das doch recht durchsichtig.
    Aber: Wer will dem Springerverlag das recht absprechen,einen preis festzulegen?Muss doch niemand kaufen.Und dass minuten später schon diverse varianten veröffentlicht werden,wie man das Hamburger Abendblatt bescheissen kann,zeigt doch eigentlich nur,dass Iken mit der freibiermentalität nicht ganz unrecht hat.
    Sich dermassen über geschäftsmodelle zu echauffieren,die niemanden im unklaren über ihre absichten lassen und auch kein betrügerisches abgreifen im kleingedruckten verstecken,finde ich verwunderlich.
    Was soll sein?Springer verlangt geld für seinen Quatsch.Wer zahlen will, zahlt,und wer nicht zahlen will,der lässt es bleiben.Und wenn man im internet nicht zahlen möchte,dann geht´s in die hose.
    SN schreibt:“Das nennt man Markt“.Recht hat er….

  67. Großartig.

    Hoffentlich zieht die Bild und die Welt nach und hoffentlich verschwinden dann endlich die Springer-Schlagzeilen aus Google News.

    Wenn man bei Google News personalisiert bestimmte Zeitungen rausnehmen könnte, hätte ich das mit den Springer-Blättern schon längst erledigt.

  68. >>Eigentlich würden sich die Online-Inhalte auch allein durch Werbung finanzieren lassen, da die Vertriebs- und Druckkosten wegfallen und die Reichweite größer ist.<<

    Wer verdient denn außer dem Spiegel und einigen wenigen Anderen? Bitte belegen, dass das funktioniert (ohne den Quatsch des Abendblatts jetzt gutheißen zu wollen).

  69. Das wäre doch was: statt diese dusseligen ebook-Reader für Bücher zu benutzen, wofür sie sowieso kein Schwein braucht, kann das Abendblatt ja eigene herstellen lassen (schick müssen die natürlich sein) und dann hat man da immer die aktuellste Zeitung drauf. Und wie beim Handyvertrag kostet das Teil selbst nur 1 Euro, mit dafür gepfeffertem monatlichen Abopreis.

    Oder?

    (Wobei ich absolut nicht mehr verstehe, wozu ein Handyvertrag gut sein soll, seitdem ich bei meinem Prepaid-Anbieter bin, davon mal ganz abgesehen, aber das ist ein anderes Thema.)

  70. @101/Information Superhighway:

    „Interessant auch, dass man durch Eingabe der Headline in Google zum kompletten Artikel gelangt.“

    Das ist bei allen Anbietern von paid (Archiv-) content so. Interessant ist hier vor allem, dass sich das technisch ganz einfach verhindern ließe. Die Leute haben einfach zu wenig Ahnung, um ihr Bezahlmodell sauber zu coden…

    @23/Robin Meyer-Lucht:

    „Herr Iken hätte sich einfach mal die Nutzungsintensität der Abendblatt.de-Regionalseiten anschauen und sich fragen sollen: Warum werden die eigentlich so wenig genutzt? Wieso kommen die Leute so selten wieder?“

    Ich vermute stark, dass er (oder eine teure Mafo-Agentur) genau das getan hat. Er zieht als betriebswirtschaftlich geblendeter News-Zöllner halt seine ganz eigenen Schlüsse. Vielleicht wurde er von Springer auch einfach nur in die Geheim-Abteilung „kreative Zerstörung“ versetzt und rauscht nun durch sein Blatt wie eine wild gewordene Abrissbirne.

  71. so ganz verstehe ich die logik dahinter aber auch nicht. wenn die leute vom abendblatt wütend sind, weil leser kostenlos lesen; warum stellen sie ihr angebot dann online? oder gibt es eine onlineveröffentlichunspflicht? stehe ich da jetzt auf dem schlauch?
    mann könnte dann doch unter der abendblatt domain einfach schreiben: „gehen sie zum kiosk und kaufen sie abendblatt“. fertig.
    auf der anderen seite, der komplizierten, ist das, was das abendblatt und die mopo machen aber genau das, was den markt belebt. schließlich verlieren beide medien ihre marktposition. das ist genau die vorlage, die unabhängige plattformen nutzen könn(t)en um ihr eigenes material an die leute zu bringen (und dann werbefinanziert). -> also markt.

  72. Wir zahlen monatlich 7,50 für die Online Ausgabe der „Zeit“. Warum?
    Ganz einfach – die „Zeit“ bietet einen Mehrwert gegenüber allen anderen Zeitungen. Sie geben jede Woche zehn ihrer Artikel als Audioberichte heraus, die ich auf meinen Speicherstein laden und mir dann im Auto anhören kann.
    Ich kann aber auch alle Artikel als E-Paper (pdf) am Rechner lesen.
    Neben der vollständigen, wöchentlichen, Zeitung bekomme ich eine für mich erhebliche Zugabe in Form von professionell vorgelesenen Artikeln.

    Als Händler habe ich gelernt, dass man seinen Kunden was bieten muß, wenn man an ihr Bestes will. Das Abendblatt bietet schon in der Print Ausgabe wenige interessante Artikel (und ich bin als Hamburger, Mitte 40 voll die Zielgruppe). Warum soll ich für läppische Online Artikel auch noch Geld bezahlen.
    Das mache ich lieber da, wo ich was dafür bekomme.

    @33: Wir haben beim Aufbau unseres Online Shops exakt diese Erfahrung ebenfalls gemacht.

  73. Manuelles Trackback.

    […]Matthias Döpfner macht ernst: der Online-Auftritt des „Hamburger Abendblatt” ist ab sofort kostenpflichtig. Gegen schlappe €7,95 kann man es abonnieren, für Abonnenten der Hardware-Version ist es kostenlos.

    Dumm nur, daß man dort weiterhin von Google gefunden werden will; und richtig dumm, daß ein HTTP-Request vom Google-Robot sich in nichts von dem unterscheidet, den ein unbedarfter User losschickt – vom „Referrer” mal abgesehen. Nochmals dumm, daß der nicht über ein irgendwie verschlüsseltes oder anderweitig obskures Protokoll verschickt wird, sondern mit ein paar Handgriffen vom User beliebig gesetzt werden kann.[…]

  74. Es wird spannend.

    Die Lokalteile sind IMHO eine der wenigen Sachen, mit denen der Großteil der Zeitungen Geld verdienen kann. Es ist der Herz von Blättern wie WAZ, NRZ, Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost, etc. Wenn die dafür kein Geld bekommen, dann für NIX. Denn alles Überregionale ist generischer Kram, den ich überall sonst auch bekommen kann. Auch wenn die Redaktionen das natürlich anders sehen.

    NUR ein Abo-Modell anzubieten, ist aber extra dumm. Ich kann die Zeitung doch auch am Kiosk kaufen. Ich muss auch einen Lokalteil für einen Tag kaufen können. Besser wäre natürlich noch, wenn man einzelne Artikel kaufen könnte. Aber von 8 Euro pro Monat ausgehend noch weiter zu differenzieren wird schwierig. Wobei: Vielleicht wären 50 Cent pro Artikel, 1 Euro pro Tag und 8 Euro pro Monat denkbar. Nur Abo ist aber sicher ein Fehler.

    Das zweite, was ich nicht verstehe: Warum prescht AS gerade JETZT damit vor? Sollte man nicht ein gemeinsamen Online Kiosk mit anderen Zeitungen zusammen entwickeln? Dann mit allen Zahlungsmöglichkeiten (Abo, Tag, Abruf, Zeit), die man für ein Online-Angebot braucht? Warum jetzt so überstürzt und u.U. selbstmörderisch?

    Sinn macht der Schritt nur, wenn die absichtlich scheitern wollen …

  75. [Zitat plumtree] „Wir zahlen monatlich 7,50 für die Online Ausgabe der „Zeit”. Warum?
    Ganz einfach – die „Zeit” bietet einen Mehrwert gegenüber allen anderen Zeitungen. Sie geben jede Woche zehn ihrer Artikel als Audioberichte heraus, die ich auf meinen Speicherstein laden und mir dann im Auto anhören kann.
    Ich kann aber auch alle Artikel als E-Paper (pdf) am Rechner lesen.
    Neben der vollständigen, wöchentlichen, Zeitung bekomme ich eine für mich erhebliche Zugabe in Form von professionell vorgelesenen Artikeln.

    Als Händler habe ich gelernt, dass man seinen Kunden was bieten muß, wenn man an ihr Bestes will. Das Abendblatt bietet schon in der Print Ausgabe wenige interessante Artikel (und ich bin als Hamburger, Mitte 40 voll die Zielgruppe). Warum soll ich für läppische Online Artikel auch noch Geld bezahlen.
    Das mache ich lieber da, wo ich was dafür bekomme.“

    Dem kann ich vollstens zustimmen. Mehrwert ist es, was ein solches Bezahlmodell ausmacht. Das Internet bietet wirkliche Mehrwert-Möglichkeiten angefangen von Audio-Artikeln bis hin zu ganzen Videobeiträgen, natürlich ist eine gewisse journalistische Qualität Vorraussetzung (auch hier entscheidet die Zielgruppe über den nötigen Anspruch und Qualität). Eine „Zeit“ bedient von Beginn an eine komplett andere Zielgruppe, wie die „Bild“. Dementsprechend unterscheidet sich auch die Bereitschaft ein monatliches Abo abzuschließen.

  76. Erst einmal Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag lieber Herr Niggemeier. Weiterhin in den folgenden Jahrzehnten viel Erfolg und Spass. Und natürlich: Danke für Ihre Arbeit und den Artikel.

    Zur Diskussion: Für mich ist es klar, dass für Informationen auch Geld bezahlt werden muss, damit sich Journalisten ernähren können. Nur, woher soll nun das Geld kommen? Das Spannungsfeld zwischen kostenloser Information und zu bezahlenden Regional-Abos ist durch das „Hamburger Abendblatt“ bzw „Berliner Morgenpost“ nun weiter geschaffen worden. Meinem Bauchgefühl nach wird dieser Versuch jedoch in die Hose gehen. Ich kann mir bei besten Willen nicht vorstellen, dass das Interesse an einem regional sehr eingeschränkten Angebot auf eine breite Akzeptanz stoßen wird, vor allem, da in Berlin andere, kostenlose Angebote im Internet vorhanden sind. Nur, welche Folgen wird ein eventuelles Scheitern wohl haben – gerade für die, die in der Lokalredaktion arbeiten? Auch hier sagt mir mein Bauch kein gutes Ende voraus. Auch wenn das natürlich sehr spekulativ ist, die schlimmst mögliche Folge wäre, dass sich das Angebot nicht durchsetzt, beide Blätter durch diese Aktion ihre Leserschaft verkrätz haben, so dass hinterher die Einnahmen und somit auch die Angestellten verringert werden müssen.

    Bei einer anderen Sache habe ich jedoch ein gutes Gefühl, nämlich wenn ich an einen kostenlosen Internetanbieter von lokalen Informationen denke. Da wäre jetzt sicherlich die beste Zeitpunkt für ein Start-Up…

  77. Lieber Stefan Niggemeier,

    man kann über Texte streiten. Man kann Formulierungen in Editorials kritisieren und über das unsichere Hin oder Her der Verlage in Sachen Bezahlinhalte im Netz lästern. Man kann auch erläutern, warum Werbung im Internet nicht mehr viel einbringt. Man kann zum x-ten Mal die notorischen Datensammler von Google als Beispiel für alles und jedes preisen (und diese weltweit agierende Firma sogar zum Maßstab für eine naturgemäß örtlich begrenzt handelnde Regionalzeitung erheben). Von mir aus. All das aber beantwortet nicht die zentrale Frage: Wie kann Qualitätsjournalismus in Zukunft finanziert werden?

    Angesichts der schwindenden Printauflagen, der Abwanderung von Werbung ins Internet, wo sie aber (Sie haben erläutert, warum) kaum Geld einbringt, wird in den Redaktionen immer stärker gespart. Journalisten sind immer höheren Belastungen ausgesetzt, sie müssen mit weniger Kollegen immer mehr und immer komplexere Aufgaben übernehmen.

    Weil die Geschäftsmodelle der Vergangenheit nicht mehr funktionieren und journalistische Inhalte seit Jahren verschenkt werden, droht eine Abwärtsspirale mit sinkender Qualität, sinkenden Einnahmen, neuen Sparrunden und weiter sinkender Qualität. Das ist es, worauf der Kollege Iken verweist, wenn er schreibt: “Wer Qualitätsjournalismus zum Nulltarif will, will keinen Qualitätsjournalismus.”

    Ohne Paid Content ist Qualität aber momentan kaum zu sichern. Sie schreiben es ja selbst in Ihrem Blogeintrag: Die Werbeeinnahmen sind erstens sehr gering. Und zweitens ist es fraglich, ob unabhängiger Journalismus langfristig möglich ist, wenn er ausschließlich durch Werbung finanziert wird.

    Weil es kein funktionierendes Geschäftsmodell mehr gibt, haben Hunderte von Kolleginnen und Kollegen aus meiner Branche, der Medienbranche, ihre Jobs verloren. Es hat alle getroffen. Die Magazin-Journalisten, die von überregionalen Zeitungen (von FAZ über SZ bis FR) und von vielen großen und kleinen Regional- und Lokalblättern. Und wenn nicht bald ein Geschäftsmodell gefunden wird, dann geht das womöglich so weiter – bis es keinen Journalismus und keine Journalisten mehr gibt.

    Kann man da nicht verstehen, dass Verleger und Journalisten nach einem Ausweg aus dieser Existenzkrise suchen? Kann man unsere Suche nach Lösungen wirklich nur mit Häme und Herablassung begleiten?

    Ich bin ein großer Anhänger einer gerne auch hart geführten Auseinandersetzung – solange es ein konstruktives Ziel gibt. Was aber bleibt von Ihrem Beitrag, Ihrer Kritik übrig, abgesehen davon, dass Sie sich an einem Text von Matthias Iken abgearbeitet haben?

    Eine tragfähige Lösung für die existenziellen Probleme unserer Branche haben Sie nicht aufgezeigt (mal abgesehen von dem Vorschlag, einzelne Artikel zu Kleinstbeträgen anzubieten, was meines Wissens bisher nirgends funktioniert hat, auch weil die Bezahlsysteme dafür nicht ausgelegt sind – aber belehren Sie mich eines Besseren).

    Der Journalismus aber, nicht nur in Hamburg, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, braucht eine Lösung. Sonst wird er verschwinden. Vielleicht würde sich mancher Politiker darüber freuen. Vielleicht auch manche Blogger, die (wie dummerweise auch manche Journalisten) glauben, das Blogger und Journalisten Feinde zu sein haben. Für die (Welt-)Gesellschaft, in der wir leben aber, wäre es fatal. Ich glaube, und da teile ich die Ansicht des von Matthias Iken zitierten Jürgen Habermas: Keine Demokratie kann sich ein Marktversagen leisten, wenn es um seriösen Journalismus geht.

    Sehen Sie das anders?

    fragt mit herzlichem Gruß

    Jens Meyer-Wellmann

  78. In letzter Zeit Gedankenfurzt (flauscht) und Glücksgrifft es mir ja ein bißchen zu häufig auf Ihrer Webseite. Aber wenn Sie ein Thema haben, sind Sie nach wie vor messerscharf und präzise.
    Das hier ortsansässige Käsblatt gab es online übrigens noch nie anders.
    Zu besichtigen hier:

    http://www.zvw.de/

  79. Ihr geht immer davon aus, das die Masse der Medien-Angebote im Internet kostenfrei bleiben werden und argumentiert, warum ihr die kostenpflichtigen Ausnahmen nicht bezahlen werdet.

    Ich glaube, diese Denkweise ist irreführend.

    Denn eines – vielleicht gar nicht so entfernten Tages – werden die Mehrzahl der Medien ihre Angebote verschließen und kostenpflichtig machen. Dann ist nichts mehr mit schnell mal bei google.news oder der Konkurrenz vorbeischauen.

    Was macht ihr dann? Gar keine Medien mehr konsumieren?

    Hier wird viel vorgerechnet, was die Produktion einer Zeitung kostet und wieviel vergleichbar günstiger die Produktion von E-Content ist – anhängend an diese Rechnung ertönt es dann unisono: zu teuer, da machen wir nicht mit.

    Ich drehe das ganze jetzt mal um:

    Die Angebote werden nur nicvht gekauft, weil es nicht wirklich notwendig ist (es gibt noch genügend Gratis-Angebote)

    Die Angebote sind ggf. derzeit zu teuer – weil sie Ausnahmen sind und sich aufgrund der fehlenden Konkurrenz auch noch kein Preisgefüge ergeben hat.

    Folgendes wird in den kommenden 24 – 36 Monaten passieren:

    1.) Zunehmend mehr Medien werden Paid Content Modelle einführen
    2.) Wenn diese dominieren werden auch die Majorität abonnieren
    3.) Das dadurch entstehende Preisgefüge wird die Preise akzeptabel machen

    Ich wage folgende Prognose:

    – In 5 Jahren wird es keine frei zugänglichen Major-Medien-Webseiten mehr geben
    – Geschlossene Systeme oder gar Apps werden dominieren
    – Das System wird bestehen aus:
    – 70% Vollzahlern
    – 20% Raubkopierern
    – 10% Verweigerern / andere

    Wir werden sehen…?

  80. Klicken, um die nächsten drei (!) Kommentare lesen zu dürfen?
    Bezahlen, um alle 68 neuen Fahrradstationen, vermutlich noch als Klickstrecke, anschauen zu können?
    Mutter-Theresa-Prinzip?

    Ich hoffe, dass das Blatt pleite geht.

  81. @Jens Meyer-Wellmann

    „Angesichts der schwindenden Printauflagen, der Abwanderung von Werbung ins Internet, wo sie aber (Sie haben erläutert, warum) kaum Geld einbringt, wird in den Redaktionen immer stärker gespart. Journalisten sind immer höheren Belastungen ausgesetzt, sie müssen mit weniger Kollegen immer mehr und immer komplexere Aufgaben übernehmen.“

    Haben Sie sich schonmal überlegt, dass dies das eigentliche Problem sein könnte und nicht eine Reaktion auf ein vermeintliches Problem?

    „Weil die Geschäftsmodelle der Vergangenheit nicht mehr funktionieren und journalistische Inhalte seit Jahren verschenkt werden, droht eine Abwärtsspirale mit sinkender Qualität, sinkenden Einnahmen, neuen Sparrunden und weiter sinkender Qualität. Das ist es, worauf der Kollege Iken verweist, wenn er schreibt: “Wer Qualitätsjournalismus zum Nulltarif will, will keinen Qualitätsjournalismus.”“

    Die Abwärtspirale droht deswegen WEIL man im Geiste noch in den alten Geschäftsmodellen steckt. Und genau das hat Stefan Niggemeier ja geschrieben: Journalismus darf nur abgepackt und vorgefertigt verkauft werden und wenn das nicht funktioniert, dann überlegt man sich nicht etwa eine andere Lösung, nein, man versucht krampfhaft, das gescheiterte Konzept mit geringeren Ausgaben und zusätzlichen Einnahmequellen künstlich zu beatmen.

    Abgesehen davon, dass Herr Iken nicht zuletzt mit seiner Argumentation den Beleg schuldig bleibt, dass er überhaupt sowohl willens als auch in der Lage ist, Qualitätsjournalismus zu liefern – auch wenn Ihnen der Verweis auf google nicht gefällt, taugt iTunes kaum als Argument, wie Herr Iken zu glauben scheint, denn die Benutzung dieses Angebots rangiert unter „ferner liefen“ verglichen mit wirklich erfolgreichen Angeboten. Herr Iken könnte so etwas erstmal recherchieren, aber es war ihm eben wichtiger, eine Meinung zu haben und diese kund zu geben, als Sachkompetenz zu haben.

    Paid content wurde durchaus schon von renommierten Tageszeitungen, an deren Qualität das Abendblatt auch nicht annäherungsweise herankommt (ich rede hier von Blättern, die quasi Abonnenten auf den Pulitzer-Preis sind) durchaus ausprobiert. Man kann nach einigen Jahren zum Schluss, dass der dadurch bedingte Verlust an Werbeeinnahmen (weniger Hits auf die Seite = weniger $$$) die zusätzlichen Einnahmen durch die Gebühren mehr als wettmacht. Dass Iken meint, jetzt mehr Qualität zu liefern und mehr Ahnung von Wirtschaft haben als eine Zeitung, die einen Wirtschaftsnobelpreisträger unter ihre Kolumnisten zählt, zeugt nur von einer Selbstüberschätzung, für deren Größenordnung einem eigentlich die Maßstäbe fehlen.

  82. Bezeichnend ist doch, dass der Chefredakteur sich offensichtlich zu schade ist, um selbst zu seinen Kunden zu sprechen. Mir fallen dafür nur zwei mögliche Gründe ein:

    a) Der Kanal „online“ wird immer noch halbherzig betrieben.
    b) Das Modell soll tatsächlich bewusst scheitern (z.B. um vehementer Steuergelder einfordern zu können, wie weiter oben schon gemutmaßt wurde).

    Wenn der Chefredakteur seinen Namen nicht mit einem vermeintlich wichtigen Projekt seiner Zeitung in Verbindung bringen möchte, ist das jedenfalls ein ganz, ganz schlechtes Zeichen.

  83. Im übrigen befürworte ich (als Betroffener) natürlich, dass journalistische Dienstleistungen bezahlt werden. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass es das Internet, wie wir es aktuell kennen, in fünf oder zehn Jahren noch so existeren wird. Es deutet doch vieles daraufhin, dass wir irgendwann sowas wie ein Kindle/IPhone (inklusive Telefon und PC-Software) mit uns rumtragen, das es ermöglicht, sämtliche gewünschten Inhalte von Journalismus über Filme und Musik bis zu Spielen und was sonst noch so kommen mag, in jeder gewünschten Qualität zu zeigen – zu Hause, in der U-Bahn und vielleicht sogar beim Schwimmen. Sprich: Wundergerät morgens an und abend aus. Und alles kostet Geld – entweder einmalig wie eine App oder Klingelton oder immer wieder wie jede SMS und jeder Anruf.

    Und wenn es soweit ist, werden schon die zuständigen Provider dafür sorgen, dass kundenorientierte Abrechnungssysteme entwickelt werden – was bei meisten mobilen Anwendungen ja schon funktioniert. Natürlich müssten sich dazu die Anbieter zusammenraufen und die Preise werden marktbedingt eher sinken als steigen – aber letztlich kommt überhaupt mal wieder Geld rein. Ich freue mich jedenfalls auf Aktionen wie: „Wechseln Sie jetzt und bekommen sie eine News-Flatrate und zehn Gratis-Blockbuster dazu“

  84. Überraschend die Seite zu „sperren“ („ab heute profitieren die Abonenten“), die Leser quasi zu beschimpfen und sich im Anschluss übermotiviert einen Schlagabtausch mit den Kunden zu stürzen („Wer austeilen kann, muss auch einstecken können“), ist ein kommunikativer Super-GAU. Was sind denn das eigentlich für aufwändige Internetangebote à la Facebook-Blog? Diese Schiene dient doch nur der Anwerbung von Lesern und ist effektiv kein redaktioneller Inhalt. Herrje, mein Mitleid für die Mitarbeiter, die das ausbaden müssen, was wir bösen Kunden dem Verlag da angetan haben.

  85. @ #90 Rax
    Ich finde die Idee spannend. Los, alle PayPal-Konten einrichten und einfach mal machen. Ich hab‘ eins und bin gerne dabei.
    Da ich aber den vitalen Zustand des Hausherrn aus diversen aktuellen Videos kenne, schlage ich vor, die Einnahmen in der Startphase an jemanden zu überweisen, der bedürftiger wirkt und ist – irgend etwas Gemeinnütziges (nein, nicht Sascha Lobo – ich meine es ernst). Das gibt sonst nur Geschrei.

    Mich würde ein direkter Vergleich mit den PaidContent-Einnahmen des Abendblattes sehr interessieren.

    Ich muss allerdings einschränken, dass ich den Gegenwert eines Pappbechers Kaffee, so wie ihn Herr Inken taxiert (Wo treiben Sie sich eigentlich rum? 3 €?), nicht in die Lektüre eines Artikels investieren würde.

  86. Die Finanzierung per Werbeeinblendungen ist kein gutes Geschäftsmodell, lassen sich doch mit bspw. Adblock Plus 98% aller Internetanzeigen blocken.

    Micropayment könnte funktionieren, wenn man die Abwicklung zwischen Onlinemagazin und Provider/Kreditinstitut stark vereinfachen würde. Schade, dass noch niemand auf die Idee gekommen ist das auf freiwilliger Basis zu probieren.

  87. Quality sells. Genau das ist hier das Problem, denn das Gegenteil stimmt auch. Auch im Lokalen spielen Journalisten unter oft dubiosen Bedingungen und nach fürs Publikum nicht nachvollziehbaren Regeln die „Gatekeeper“, statt offen zu sein für Themen, die ihre Leser angehen, fesseln und dann ans Medium binden. Zeitungen hatten einmal als Foren begonnen für Themen, die anderenorts verschwiegen oder verzerrt wurden. Heute bieten sie zum großen Teil Kolportage von PR, also in der Regel frei verfügbarer Mitteilungen interessierter Dritter aus Politik und Wirtschaft, und sind damit Teilhaber des Schweigens und Verzerrens. Diese Mitteilungen werden zwar kommentiert, aber sehr oft banal, lustlos, ohne Engagement und am Leser vorbei, ohne seine Meinung dazu zu hören. Online könnte gerade der lokale Leser ins Medium geholt werden, und im Print wäre die Synthese aus Schilderung und ausführlicher Einordnung und Erklärung möglich. Statt dessen: Abgeschriebene Polizeimeldungen, Kaufhauseröffnungen und -Schließungen, Straßenzustandsberichte, Veranstaltungsan- und -Abkündigungen, meist abstrakt und im Verlautbarungsstil. Zeitung hat Zukunft, im Prinzip. Aber nicht so, wie die meisten Blätter leider gemacht werden. Das „Abendblatt“ kenne ich nicht gut genug, um konkret dazu etwas zu sagen. Aber insgesamt gibt es zu wenige Zeitungen, die wirklich begreifen, was es heißen könnte und welche Chancen es bietet, das Risiko einzugehen und den spannenden Job auf sich zu nehmen, wirklich lokale Kompetenz zu beweisen.

  88. […] Ich bin ja immer vorsichtig, wenn ich sage, dass etwas der Brüller oder der Fail des Jahres ist, denn auch der gigantischste Haufen Scheiße kann immer noch mit einem größeren Haufen Scheiße übertrumpft werden. Das gilt besonders bei diversen Versuchen der Contentindustrie, Leute mit irgendeinem nicht funktionierenden Strokelmist und jämmerlichen Bullshit-Reden zum Bezahlen für oft recht wertlose Dienstleistungen zu motivieren, als ob das eine besondere Attraktivität hätte. Der in Folge der (auch, wenn unsere Journaille da merkwürdig schweigsam ist, immer noch anhaltenden und sich gar verschärfenden) Wirtschaftskrise zusammengebrochene Werbemarkt hat schon besondere Leistungen im totalen Denkverzicht hervorgebracht, um Paid Content mit wirren Ideen an den Leser zu bringen. Aber die jetzt beim Hamburger Abendblatt zur technischen Lösung gewordene Idee eines Paid Content, den man nur lesen kann, wenn man bezahlt hat, und den man auch lesen kann, wenn man nicht bezahlt hat, aber den Umweg über eine Guhgell-Suche nimmt, der ist eindeutig DER FAIL DES JAHRES – denn das Jahr ist nur noch kurz, und ich sehe keinen Raum mehr für einen Epic Fail, der das noch toppt. Nein, diese Ernennung zum Fail des Jahres ist alternativlos. […]

  89. Hallo Herr Niggemeier,
    da kann man Ihnen zur brillianten Analyse nur gratulieren.
    Weitergehend stellt sich mir nun die Frage ob in einem Land in dem Geiz zuweilen sehr geil erscheint, billig oft gewollt ist und die Bereitschaft für qualitativ hochwertigen Journalismus Geld auszugeben sehr begrenzt erscheint eine Möglichkeit besteht etwas anderes zu tun als tatenlos mitanzusehen wie Konzerne Stück für Stück die öffentliche Meinung majorisieren ?
    Berlusconi in Italien bekommt schon Statuen des Mailander Domes an den Kopf für seine dreiste Medienpolitik, Robbie Williams singt über „UK in Entropy“. Da erscheint mir die genannte Springersche Politik zunächst doch noch eher harmlos.

    Die Anmeldungen zum Online-Abendblatt werden sehr niedrig sein, und Herr Iken kann später einige seiner RedakteurInnen mit dem Hinweis nach Hause schicken das er alles versucht habe Sie zu halten, aber die Online-Leserschaft wolle halt nicht.

    Da brechen zur Zeit wohl überall in den Verlagen Welten zusammen.
    Die organisierten Verleger der Tageszeitungsrepublik verdienen eben kaum noch was . Das macht nervös.
    Da sollen nun Menschen marktfähige neue Produkte entwickeln, die sich qua Existenz in den letzten dreissig Jahren für den Mittelpunkt der Republik gehalten haben. Kundenorientierung ?:)
    Das kann nicht funktionieren, oder wie Albert Einstein sinngemäß
    anmerkte : Das Denken das ein Problem erzeugt hat ist nicht
    dazu geeignet Dasselbige zu beseitigen !

    Danke für den für mich kostenlos lesbaren Kommentar in ihrem Blog.

    Mit besten Grüßen aus Aachen

    Christoph Blümer , Werbekaufmann, Unternehmer

  90. irgend jemand muss den anfang machen, muss der langen diskussion um die kostenlosmentalität fakten entgegensetzen. auch mit der gefahr, dass es eben nach hinten losgeht.

    ich, z.b., würde nun nicht gerade für das hamburger blatt bezahlen, weil ich nicht in hamburg wohne, aber für die onlineausgabe meiner regionalzeitung würde ich sehr wohl bereit sein, einen nutzungsbetrag zu zahlen, weil ich wissen will, was unmittelbar um mich herum geschieht. das weltweite sehe ich zu genüge im tv, höre es im radio oder lese es auf zig-seiten kostenfrei im netz.

    ich sehe in dem hier zur rede stehenden versuch also nichts dummes oder dreistes, sondern etwas mutiges, zumal die as ag die notwendige luft hat, das auch die notwendige weile durchzuhalten. gelingt es auch nur annähernd, werden andere regionale nachziehen – und darum geht es im großen und ganzen, weil das eine entsprechende antwort auf die kostenlosmentalität wäre, respkt. ist.

    auch sie, herr niggemeier, würden letztendlich von dem erfolg dieses schritts profitieren. denn auch ihre leser sind nicht abgeneigt, für die inhalte dieses blogs geld zu zahlen. nur ihnen fehlt NOCH der mut, der sicherlich aber wachsen wird, sobald sie sehen, dass man für seine arbeit auch noch bezahlt werden kann.

    in diesem sinne: glück auf

  91. Lustig: tagesschau.de verlinkt auf der Startseite unter „Stefan Niggemeier zum Springer-Versuch“ nicht auf den Artikel, sondern auf die Kommentare. Wohl eher: „Stefan Niggemeiers Leser zum Springer-Versuch“ ;-)

  92. @zeitungskonsument

    Ich fürchte, Sie sind nicht ganz auf dem neuesten Stand. Dies ist beileibe nicht der erste Versuch einer Zeitung mit Bezahlinhalten Geld zu machen. Genau da ist die Crux: Der Anspruch, damit Erfolg zu haben, womit eine New York Times Schiffbruch erlitten hat, ist nur noch als Größenwahn zu bezeichnen.

  93. Autsch. abendblatt.de verlangt auch Kohle für dpa-Texte: http://www.abendblatt.de/hamburg/article1308683/Hamburger-Wetterexperte-Wo-weisse-Weihnachten-moeglich-sind.html (das ist die Bezahlversion. Über die Google Hintertür sieht man dann, dass der Text von dpa kommt.) Das nennt man wohl hanseatische Kaufmannstradition: Etwas (bei dpa) einkaufen und dies dann gewinnbringend weiterverticken. Wenn das also Qualitätsjournalismus bzw Abendblatt 3.0 ist…
    Weiß eigentlich, wie viele Online-Redakteure abendblatt.de hat, die tatsächlich nur für den Online-Auftritt schreiben? Außer die paar Blogs sehe ich immer nur Printtexte, die Online zweitverwurstet werden.

  94. Ich finde das gut vom Abendblatt, weniger Springer-Meinungsverbreitung im Internet – was ist dagegen zu sagen??

    Ist das so eine verdeckte 68er Aktion gegen den Springer-Konzern? Iken – das trojanische Pferd der APO?? Und dann gleich mit solch einer Publikumsbeschimpfung? Das kommt davon wenn man über 40 Jahre im Pferdebauch auf seinen Auftritt wartet…

  95. @zeitungskonsument:

    Das Problem für Niggemeier ist einfach. Der Artikel hat vielleicht 10.000 Leser. 100 davon geben einen Kommentar ab und kommen damit wiederhilt auf die Seite. Ich komme sogar explizit wegen der Kommentare auf die Seite. Würde der Artikel Geld kosten, würden vielleicht noch 1000 Leute lesen und nur noch 20 einen Kommentar abgeben. Das würde den Nutzwert für mich so weit senken, dass ich wahrscheinlich nicht mehr (so oft) hier vorbeischauen würde. Die Paywall senkt nicht nur die Anzahl der Leser, sondern auch die Anzahl der Leute, die die Website ergänzen und erweitern und auch die Pageviews, die dabei entstehen.

    Der Wert einer Website definiert sich nicht NUR über die Arbeit des Schreibers. Für die Leute, die so denken, ist eine Paywall das richtige. Das richtige für die letzten Jahre bis zur gesellschaftlichen Irrelevanz.

  96. Der Springer Verlag und insbesondere das Abendblatt verfügen auf dem Hamburger Zeitungsmarkt im Zusammenhang mit einer umfassenden Lokalberichterstattung über eine gewisse Monopolstellung. Andere Blätter wie die taz oder die Morgenpost leisten nur eine eingeschränkte bzw. nicht besonders hintergründige Lokalberichterstattung. Es ist eigentlich ein trostloser Zustand, dass es in der Medienstadt Hamburg keine ausgewogene und zugleich anspruchsvolle Tageszeitung gibt. Zustand scheint den Redakteuren beim Abendblatt mehr oder weniger in den Kopf gestiegen zu sein. In kaum einer Ausgabe fehlt die gebetsmühlenartige Selbstbeweihräucherung vom Qualitätsjournalismus, die ich sonst in keiner Tageszeitung finde. Dabei gilt das Abendblatt hinlänglich als Haus- und Hofpostille der Hamburger CDU. So ist es auch kein Geheimnis, dass das Abendblatt den Rechtspopulisten Ronald Barnabas Schill erst hoffähig gemacht und später auf eine denkwürdige Art demontiert hat, ein Umstand, der die CDU letztlich zu einer konfortablen Mehrheit in der Bürgerschaft verholfen hat. Das Abendblatt kann in der politischen Berichterstattung relativ Die faktische Monopolstellung verleiht dem Blatt schließlich auch die Macht, über Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft zu richten und zu urteilen, die jeglichem Qualitätsjournalismus entbehrt. Die Hire-and-Fire-Mentalität trägt immer neue und nie für möglich gehaltene Blüten. Die unverkennbare Arroganz und Selbstgefälligkeit von Herrn Iken ist daher nicht ungewöhnlich. Der Kommentar mag bei manch Medienjournalisten außerhalb Hamburgs zwar Kopfschütteln auslösen, aber steht in einer manchmal beängtigenden Kontinuität.

    Ich vermag es eigentlich nicht zu beurteilen, ob dieses Paid-Content-Modell erfolgreich ist oder nicht, aber man sollte das Abendblatt aufgrund seiner faktischen Monopolstellung nicht unterschätzen. Scheitert das Projekt, wird sich Herr Iken sicherlich nicht davor scheuen, das Projekt trotzdem als Erfolg zu verkaufen. In Hamburg ist so etwas möglich.

  97. @Peter Brodmeser #121

    Da würde ich gegen wetten.

    Wenn 50% der Websites dicht machen, werden die anderen 50% der Traffic absahnen. Dummerweise sind Online Portale nicht sooooo tief in den roten Zahlen, dass dann einige durch die erhöhte Reichweite im Plus wären. Und dann haben die ihr Problem gelöst. Es würde schätzen, dass Deutschland Potenzial für mindestens 5 rein werbefinanzierte Online-Nachrichten-Portale hat (Spiegel und Focus sicher. Stern? Sueddeutsche? FAZ? N-tv? …). So bald die Konkurrenz der anderen wegfällt, weil die sich hinter eine Paywall verabschieden, wird es denen besser gehen.

    Sie merken: Ich glaube, dass ein großer Teil der Online-Nachrichten-Angebote keine Chance hat. Ich glaube aber auch, dass das gilt, egal ob eine Paywall davor gesetzt wird oder nicht. Und ich glaube ebenfalls, dass das allgemein gilt, egal ob online oder offline. Kurz: Auch im Print sind 80% der Zeitungen und Magazin in den nächsten 10 Jahren gefährdet.

  98. @90

    Ein kleiner Paypal-Button würde doch auch schon reichen. Wenn ich im Netz auf Information stoße, die für mich interessant, neu, gut geschrieben und dergleichen ist, klicke ich schon mal auf so einen Button und überweise dem Autor zwei Euro. Zuletzt z.B. für diesen großartigen Artikel: http://www.ribbonfarm.com/2009/10/07/the-gervais-principle-or-the-office-according-to-the-office/ … ja, mir ist tatsächlich ein einzelner Artikel auch schon mal zwei Euro wert, und zwar sogar *nachdem* ich ihn gelesen habe. Was sagen Sie dazu, Herr Iken?

    Für eine Klickstrecke über Fahrradabstellplätze würde mir hingegen nicht im Traum einfallen, auch nur einen Cent zu bezahlen. Und das ist doch das Problem der Zeitungen, nicht die „Freibiermentalität“ der Leser. Ich kann Stefan Niggemeier da nur beipflichten: sowas ist eine üble, kindische und unfaire Beschimpfung der Leser. Man stellt was zur Gratisnutzung ins Netz, und wenn es dann gratis benutzt wird, kotzt man sich über Freibiermentalität aus. Geht’s denn noch?

  99. @Jens Meyer-Wellmann

    a) Die Zeitungsverlage werden sterben, nicht der Journalismus. Nicht einmal alle Zeitungsverlage werden sterben, sondern nur die schlechten (und das ist leider die Mehrheit). Der Zeit geht es gut, die Leserzahlen steigen, es gibt ein sinnvolles Online-Abo zu einem fairen Preis und auch dafür gewinnen die Kunden. Es ist kein Wunder, dass gerade eine Wochenzeitung mit intelligenten Schreibern, interessanten Meinungen, Hintergründen und Debatten wächst.

    b) Hören Sie sich mal morgens die Presseschau im Deutschlandradio an. Wenn das die spannenden Meinungen sein sollen, die unsere Journalisten so tagtäglich fabrizieren, dann muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen, dass mir ein freies Online-Nachrichtenangebot reicht, bei dem die Leser ihre Meinung zum Thema in einem Diskussionsforum äußern können. Da steckt meistens mehr Spannendes drin …

    c) Für die meisten Online-Zeitungen ist es völlig Wurscht, ob sie eine Paywall davor setzen oder nicht, wie sie gestaltet ist (Micropayment, Abo, …) oder ob alles werbefinanziert laufen soll. Der Großteil der Angebote wird weder genügend „schmarotzende“ Mitleser finden, um sich über Werbung zu finanzieren, noch genügend zahlende Leser, die (wie auch immer) bezahlen würden. Ich sehe keine Chance. Die Verlagsbranche hatte Monopolpreise (in der Werbung), diese sind weggefallen and there’s no way back. Die Einnahmen werden nie mehr so hoch sein wie früher und darus folgt zwangsläufig eine massiver Rückbau. Von Firmen. Von Angestellten. Von Blättern. Ihr eigenes Todesurteile haben die Verlage unterschrieben, als sie vor über 10 Jahren das Anzeigengeschäft für Kleinanzeigen an ebay, die Autoanzeigen an mobile.de, die Immobilienanzeigen an immoscout.de, die Stellenanzeigen an jobscout (…), die Partneranzeigen an parship.de (…), etc. pp. haben abwandern lassen. Weil sie das Medium Internet nicht verstanden haben.

    Ich habe das dumpfe Gefühl, es ist in dieser Hinsicht nicht wirklich besser geworden …

  100. Man sollte Ikens Artikel als Unterrichtsmaterial verwenden, um zukünftigen Generationen vorzuführen wie hoffnungslos überfordert manche Leute mit der medialen Entwicklung waren. Sehenden Auges in den Untergang zu rennen entbehrt zwar nicht einer gewissen Panache, in Auseinandersetzung mit dem Internet keine anderen Alternativen zu sehen ist aber ein erbärmliches Scheitern an den Möglichkeiten. Hier verhungert jemand vor einem Stapel voller Konserven weil er festgestellt hat, dass man den Büchsenöffner nicht essen kann.

  101. Ich denke auch, dass die Probleme, vor denen die Presse/der Journalismus derzeit steht, nur durch ein Mehr an Qualität gelöst werden können. Doch das scheint in den Augen der Verantwortlichen eher zweitrangig zu sein. Ihre Rechnung geht so: Wenn der Kunde mehr bezahlt, gibt es mehr Qualität. Richtiger müsste es heißen: Gibt es mehr Qualität, sind mehr Leute bereit, dafür zu bezahlen.

    Der beste Beweis ist dieses Blog. Viele hier schreiben: „Für diesen Artikel hätte ich gezahlt!“ – Das kann man aber logischerweise erst behaupten, wenn man den Artikel gelesen und für gut befunden hat. Aber wie viele wären bereit, für einen Artikel zu zahlen, von dem sie nur die Überschrift sehen können? Wie viele wären bereit, für einen Artikel einer Zeitung zu zahlen, von der sie nur Mist gewohnt sind? Vor allem, wenn sie einen ähnlichen Artikel woanders für lau bekommen können?

    Das funktioniert nur, wenn man sich als Kunde auf den Anbieter verlassen kann, wenn er sich das Vertrauen erarbeitet hat. Wenn ich zu einem neuen Bäcker gehe, zahle ich die 30 Cent für das Brötchen, ohne zu wissen, wie es schmeckt. Schmeckt es mir nicht, komme ich nicht wieder, sondern suche mir eine andere Bäckerei. Die Kommentatoren hier würden für das Blog von Sven Niggemeier bezahlen, weil er regelmäßig Qualität anbietet, weil sie wissen, dass sie Gegenwert für ihr Geld bekommen.

    Das Problem ist, dass die Zeitungsverlage bzw. -redaktionen quasi in „Vorlage“ gehen müssten. Sie müssten beweisen, dass sie das Geld, das sie haben wollen, wert sind, indem sie Qualität liefern. Aber das scheinen sie schon längst verlernt zu haben.

  102. Wer sich für ein durch Nutzer finanziertes Publikationsmodell interessiert, welches trotzdem (wenn auch zeitlich verzögert) allen interessierten kostenlos zur Verfügung steht, der sollte sich mal lwn.net anschauen (linux weekly news).
    Es ist ein Linux / Opensource Nachrichten Magazin, dass für drei verschiedene Preise angeboten wird, wobei die User selber entscheiden, ob sie den Studenten-, den Professional- oder den Projectleader Preis zahlen. Nicht zahlende User bekommen auch alle Artikel zu sehen, allerdings (teilweise) mit einer Verzögerung von einer Woche. Es gibt auch Werbung, allerdings sehr wenig und unaufgringlich.
    Das Modell wird seit ein paar Jahren mehr oder weniger erfolgreich weiter entwickelt, die Redaktuere werden nicht reich, aber können davon leben

  103. Oh Gott, nicht schon wieder mit der „Geiz ist geil“-Mentalität argumentieren.
    Geiz ist eine Eigenschaft von Menschen, die viel Geld haben, aber trotzdem nicht den Vollpreis zahlen wollen.
    Geiz trifft aber bei Menschen nicht zu, die kaum Geld haben und jeden Cent dreimal umdrehen müssen. Diese warten natürlicherweise auf günstige Preise.
    Aber trotzdem werden beide Gruppen in einem Topf geworfen und zur „Geiz ist geil“-Gruppe gezählt.
    Das ist einfach eine erbärmliche Argumentation.

    Und wenn in Zukunft wirklich alles nur noch Paid Content ist, dann wird das Surfen keinen Spaß mehr machen. Dann wird durch die Gier einiger Herren das Internet einfach zerstört werden bzw. nur noch den Eliten gehören. Und dass das das Ziel ist, scheint klar. Denn die Dummen (das sind meist sowieso die armen Menschen) müssen dumm gehalten werden. Und am Besten schafft man es, wenn man unabhängige Quellen kostenpflichtig macht.

    Ich bin kein Krösus. Ich kann nicht alle möglichen Abos eingehen, um mich umfassend zu informieren. Wenn das am Ende das Modell der Zukunft sein soll, dann werde ich freiwillig uninformiert bleiben.

    Irgendwann kann man nichts mehr kostenlos tun. Frag mich, wann die Luft, die man atmet, kostenpflichtig wird.

  104. „Gleichzeitig aber gilt: Wer bezahlt, kann auch mehr einfordern“

    Z.B. Werbefreien Zugang wenn ich dafür bezahle?
    Weiß da jemand was??

  105. Sehr guter Artikel über einen sehr lesenswerten Text.

    Nur zwei kurze Anmerkungen: Der Link auf Inkes Originaltext führt auf die Kommentare zum Text. Und der dritte Link im Artikel liegt unter den etwas merkwürdigen Worten „dass man Dutzende Male klicken mussen“.

  106. Wie lange wird es wohl dauern bis einfach ein Abendblatt-Abonnenten seine Kundennummer mit Postleitzahl veröffentlicht und so jedem der will den kostenlosen Zugang ermöglicht.

    Oder ist das verboten, wenn ja, durch was begründet?

  107. @ Martin

    Tja, dann haben die von der Tagesschau vielleicht das Internet verstanden. Für mich liegt die Zukunft des Journalismus nicht im passiven „Medienkonsum“. Das alte Leitbild der Medien, dass eine Meinungsbildung in der Bevölkerung erst durch den Journalismus vorangetrieben wird, muss meines Erachtens neu überdacht werden.

    Moderne Leser sind keine Idioten. Denn mal im ernst, wer will sich denn heute noch von irgend einem Journalisten die Welt erklären lassen? Haben wir hier nicht alle das Bedürfnis, dass wir Artikel und Beiträge nicht nur einfach konsumieren sondern reflektieren und gemeinsam besprechen? Das macht zwar Arbeit, bringt aber auch sehr viel Spass, Erkenntnisse und bindet natürlich die Leser an einen Journalisten, eine Zeitung oder einen Verlag.

    Ein abgeschlossenes System, wie nun das vom Axel-Spinger-Verlag bietet genau das nicht an – und will es auch nicht. Ihre Motivation ist weder Moral, noch Qualität sondern nur „Geld-Verdienen“. Daher ist das ganze aus meinen Augen heraus nur ein weiteres Beispiel eines konservativen Journalismus, der seine Leser für ziemlich doof hält und auch in Zukunft halten will.

  108. […] Aber bevor das gesamte Interview erschienen ist, möchte ich mir dazu nicht die Finger wundschreiben. Als eine gute Einführung zur Kritik der reinen Presse empfehle ich Stefan Niggemeiers „Aussichtslos, selbstmörderisch, unverschämt“. […]

  109. ich kann JO in #168 nur zustimmen: das Konsumverhalten der Leserschaft in Bezug auf Nachrichten verändert sich. Keiner von uns erwartet noch von Zeitungsschreibern, dass sie uns die Welt erklären. Und keiner von uns rennt zum Kiosk, um zu erfahren, was es neues in der Welt gibt.

    Tagesaktualität und Meinungsbildung sind Dinge, die heute anders laufen als zu den Hochzeiten der Druckerpressen, als die Verleger bestimmten, was die Menschen erfahren / denken sollten, und was nicht.

    Dazu kommt, das die Online-Ausgaben von tagesaktuellen Zeitungen in Konkurrenz zu den online-Portalen der ÖR’s geraten.
    Nur die selben Inhalte, die schon Print nicht funktioniert haben, online zu stellen, kann da doch gar nicht funktionieren.
    Wenn man sich mal anschaut, wie viele Informationen (auch regionale ) bereits auf den Seiten der ÖR’s ( tagesschau.de, heute.de ) verfügbar sind, und dann noch die Angebote der Landesanstalten ( WDR, BR, etc. ) dazu nimmt, wieso sollte irgendjemand, der für diese Inhalte bereits über die GEZ zahlt, noch für eine tagesaktuelle Zeitung im Internet bezahlen ?
    Von der Konkurrenz durch die Nachrichtensender mit ihren Online-Ablegern mal gar nicht zu reden.

    Keine Zeitung wird unter diesen Bedingungen in der Lage sein, mit Tagesaktualität zu punkten ( besonders, da es dabei ja immer um die Aktualität vom Vortag geht..^^ ).

    Das Modell der Zeit gibt doch schon einen Hinweis wie es gehen kann: aufwändig recherchierte Artikel mit Tiefgang im Wochenzyklus, in Verbindung mit Abomodellen im Internet.
    Etwas liefern, was die schnellen, tagesaktuellen Medien nicht in der Form liefern können. Dafür wird man auch weiterhin Leser finden.

    Wer aber nur DPA-Meldungen abschreibt, und das dann Qualitätsjournalismus nennt, der wird ( zu Recht ) untergehen.

  110. Meine Meinung ist das jedes Ding seinen Preis hat.
    Die Frage ist nur welcher Preis angemessen ist. Damit ist es dann eben wieder eine Frage des Qualitätsjournalismus.

    Für eine nachgekaute Agenturmeldung werde ich nicht bezahlen wollen, die höre ich in den Nachrichten im Radio oder an anderer Stelle.

    Wenn ich aber das Gefühl habe, dass der Autor sehr viel mehr von der Sache versteht als ich, wenn er mir neue Denkansätze vermittelt, ich seinen Artikel klüger verlasse als ich ihn betreten habe, dann nehme ich den Mehrwert wahr.

    Guter Journalismus zeichnet sich nicht dadurch aus, dass er den Leser mit Informationen füllt, sondern dadurch, dass er dem Leser hilft sie zu verstehen und einzuordnen.
    Guter Journalismus macht mich auf Ursachen und Zusammenhänge aufmerksam, die ich nicht wusste.

    Guter Journalismus verlangt einen Journalisten, der tief im Thema steckt und sein Wissen weiter gibt. Das muss er dann wirklich nicht gratis tun.

    Dann will ich aber auch nicht für viele Qualitätsartikel zahlen, von denen mich nur die Hälfte interessiert, sondern ich will mich gezielt informieren.
    Anders als das Modell „Printausgabe“ macht das Internet dies möglich.
    Aus meinem Erleben bietet das Internetangebot der Zeitschrift der Stiftung Warentest (test.de), hier ein hervorragendes Beispiel.
    Ich bekomme einen Abriss dessen was der Artikel enthält, kann mich also orientieren ob es das ist, was ich suche. Erhalte dann, wenn ich zahle aber auch ein Produkt, dessen Qualität mir bekannt ist, hier ist die Printausgabe werbung für den Online-Kauf, das mir einen klar definierbaren und vorhersehbaren Mehrwert bietet. Jederzeit und überall.

    Das sollte auch im Bereich der politischen Berichterstattung funktionieren.
    Der „Minarettstreiit“ in der Schweiz wäre ein Beispiel.
    Hier hätten mich die Argumente der beiden Seiten interessiert, ihre vielleicht moralischen oder wirtschatlichen Interessen im Hintergrund, die politischen Hintergründe der Handelnden, die grundsätzliche Bedeutung des missionarischen Ansatzes des Islam in dem Zusammenhang ist wichtig. Welche islamischen Gruppen wollen hier welche Ziele erreichen? Warum haben die Menschen so entschieden? Woher kommen deren Gefühle und Ängste, welche haben sie dabei? Der Streit ist nur die Spitze eines Eisbergs, ich will auch die vier Fünftel, die unter Wasser sind, gezeigt bekommen.

    Geld werden die Verlage nur für Dinge bekommen, die nicht auch anderswo verfügbar sind. Dabei dürfen sie aber nicht übersehen, dass sie durch die Verknappung des Gutes anderen erst eine Chance geben. Denen, die mit den Werbeeinnahmen auskommen.

    Ich vermute es werden sich zunehmend Spezialseiten durchsetzen, von denen es ehrenamtlich schon Hunderte gibt, die oft eine sehr gute und unabhängige Information auf ihrem Spezialgebiet anbieten. Klassiker sind Infoseiten von Selbsthilfegruppen mehr oder weniger seltener Krankheiten.
    Die Auseinandersetzung wird über den Qualitätscontent geführt werden.

    Alte Qualitäten: Exklusivität, Aktualität sind gefragt aber vor allem anderen: Das bessere Fachwissen wird sich langfristig durchsetzen. Die tiefe Kenntnis der Dinge von denen er spricht macht die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz eines Journalisten aus, nicht der Verlag für den er arbeitet. Das gute Image von Verlagen beruht darauf, dass sie solche Leute beschäftigen.

    Völlig sinnlos ist eine Diskussion um die Frage was denn das Richtige und Gute wäre, eine moralische Diskussion um die Notwendigkeit und Bedeutung der vierten Gewalt.
    Die Aussage, unsere Gesellschaft kann nicht bestehen ohne freie Berichterstattung, ohne den Zugang zu freier, nicht zu kostenloser Information, ist richtig, aber sie gibt keine Bestandsgarantie für bestehende Institutionen. Sondern für den, der diese Aufgabe am besten erfüllt.

    Hier ist das Internet wie die Erfindung des Buchdrucks, es gibt völlig neue Möglichkeiten. Wer das nicht sieht und weiter macht wie bisher, der wird nicht überleben. Die großen Verlage haben einen enormen Startvorteil, weil sie das Geld und die Leute haben, diese Herausforderung an zu nehmen, mehr kann man nicht verlangen. Aber sie sollen dann auch nicht jammern, wenn sie ihre Chance verspielen.

  111. ich kann dem artikel gut folgen und es absolut nachvollziehen. die art und weise von ha/mopo sind absolute harakiri-aktionen. ich werde nicht um sie trauern.

    allerdings bin ich mit manchen kommentaren hier nicht einverstanden. guter journalismus muss auch irgendwie finanziert werden. das geht über werbung oder abo-systeme. die anzeigenpreise im netz sind aber definitv NICHT dafür geeignet gut recherchierten journalismus zu 100% zu finanzieren. das geht allein aufgrund der medienanzahl gar nicht. von daher wird es irgendwann auch dafür ein paid-content-system geben (müssen).

    @alle die „google-news“ und „unabhängiger journalismus“ in einem zusammenhang verwenden: ihr habts nicht verstanden!

  112. Niemand spricht über das Radio, das sicher davon profitieren wird, wenn zunehmend Zeitungen ihre Online – Inhalte als kostenpflichtig verstehen. Man höre bspw. WDR 5 und ist über das Geschehen an der Börse (Profit), gesellschaftlich regionale Ereignisse (Westblick) sowie durch „Echo des Tages“ und „Politkum“ bestens über die Tagesaktualität informiert. Wegen der podcast -Angebote kann ich mir sogar aussuchen, wann ich einen Beitrag hören möchte.

    Kosten nun die Online – Ausgaben der Zeitungen Geld, wird jeder sich überlegen, ob man denn doppelt zahlen muss für gleiche Information. Solange ein Überangebot an qualitativ aufgearbeiteter Information besteht, gibt es dazu eigentlich keinen Anlass.

  113. Springer sagt danke.

    Ich bin kein Hamburger und kenne das Springer-Blatt nur vom Namen her.
    Jetzt habe ich sogar einen ersten Artikel gelesen (ein fieser Text über einen Brand…Bild äh Abendblatt sprach mit dem Feuerwehrmann) und zusätzlich kenne ich nun die „Backdoor“ über google/google-news.

    Wenn das mal kein erfolgreiches Marketing war.
    Die haben heute bestimmt Werbeklickzahlen in astronomischen Höhen und alle freuen sich wie blöd Springer ist.
    Das ist das Prinzip von Baustellen wo es nichts zu sehen gibt.
    Man stelle einen Bauzaun auf…und mache ein Bullauge hinein.
    Schon steht ein Haufen Spanner dort und schaut durch.
    Ich bin betroffen, daß ich heute auch zu solchen Spannern gehörte und Springer ein paar PageImpressions brachte.
    Der eine oder andere „Schwarzseher“ bleibt bei denen hängen..et voila. Erfolg für Springer.

  114. Also das Sie ausgerechnet eine mafiöses Unternehmen wie Google, das sich nun bewiesenrmassen um Recht und Gesetz einen Dreck schert, als positives Beispiel und Vorzeigeunternehmen nennen ist hanebüchend.

  115. Wo ist denn das Problem ?
    Wenn ich das nicht kaufen will, klicke ich nicht hin.
    Ich kauf ja auch die Brötchen vom Bäcker nicht, wenn sie mir zu teuer sind. Dann gehe ich weiter und blogge nicht drüber ..

    Gruß aus Nürnberg

  116. @84 der da anonym schrieb: „@ z.B. zu Post 49: achso und weil du für deinen Internetanschluss geld zahlst ist das Internet also kein „Freibier”. Wenn ich mir ein Auto kaufen ist das tanken ja auch imemr schon abgegolten. Das nenne ich mal keine sinnvolle Argumentation. Eher daraus entstanden, dass es einfach einfach ist sich das einzureden.“

    Ein Auto funktioniert ohne Benzin nicht. Das Internet und der Informationsaustausch darin funktioniert sehr wohl ohne Zeitungen. So viel zur sinnvollen Argumentation.

    Auch wenn Sie es nicht verstehen wollen, das Internet ist nicht gratis, war es nie und wird es nie werden. Wer also Preise erhebt, erhebt diese ZUSÄTZLICH und sollte sich das auch klar machen.

    Reden Sie auch von Freibier, wenn man am Eingang des Festzeltes viel Geld für den Eintritt bezahlt, dafür aber drinnen die Getränke kostenfrei abgegeben werden?

    Würden Sie erst eine Kiosk-Dauerkarte für 30 Euro erwerben, damit sie dann die Möglichkeit erhalten dort die Zeitung zu erwerben?

    Ohne Nutzwert wird also niemand sich den Zugang zum Internet erkaufen. Früher bestand der Nutzwert aus den Kommunikationsmöglichkeiten und den hochwertigen Informationen aus dem universitären Bereich. Seit der Kommerzialisierung des Internet ist daraus eine unüberschaubare Informationshalde geworden, der eher einem Misthaufen gleicht.

    Spitzt man den Gedanken also zu und geht davon aus, dass zukünftig alle Inhalte nur noch gegen Bezahlung verfügbar sind, wer glauben Sie wird sich dann noch einen Breitbandanschluss leisten wollen? E-Mails schreiben können sie auch mit einem Billigzugang, ebenso wie Mailinglisten lesen.

    Hier bedingen sich meiner Meinung nach zwei Dinge, die man eben nicht trennen kann. Von Freibiermetalität zu reden ist also nicht nur falsch, sondern auch noch der Versuch eine Sache einseitig zu sehen.

    Anders

  117. In den USA gibt es das National Public Radio, das für jedermann frei zu empfangen ist — und trotzdem kommt jedes Jahr verdammt viel Geld über freiwillige Spenden rein, mit denen das Programm dann finanziert wird.

    Entweder, die Hörer haben zu viel Geld, oder sie sind sehr wohl bereit, für etwas zu bezahlen, was sie gut finden. Und zwar hinterher und in der Erwartung, dass die nächste Runde auch wieder gut wird.

    Soweit ich weiß, wurde dieser Ansatz auf dem deutschen Medienmarkt noch nie ausprobiert.

  118. @184: doch, und du schreibst dafür. Oder wie unterscheidet sich das vom Konzept des bildblog? (von der kaufmännischen Seite her).

  119. Mal ein ganz anderer Aspekt. Lokale News im Internet von Metropolen – wie Berlin, Hamburg, München – können auch ein Standortfaktor sein. Stichworte: Tourismus, Bindung zur Stadt bei Wegzug, Information der Bürger, Unterstützung von sozialen Entwicklungen und Diskussionen.

    Was wäre, wenn alle lokalen Verlagsangebote in Berlin nur noch gegen Abo im Netz zu sehen wären? Vielleicht würden dann mehr Abos und Print-Abos verkauft werden, aber der nicht-monitäre Verlust für das Leben in der Stadt wäre insgesamt hoch.

  120. In diesem Niggemeyer Artikel knirscht es gewaltig. Erstens kann man Online – Journalismus überhaupt nicht mit der Musik Branche vergleichen. Ich habe noch nie gehört das Journalisten öffentlich auftreten und davon auch noch leben können, wie es Musiker durch ihre Konzerte tun Zweitens Online-Journalisten, blogger bedienen sich an den kostenlosen Inhalten der Profis. Das ganze ist ein Webfehler, wenn Klingeltöne etwas kosten, dann ist es doch mehr als naheliegend das auch Inhalte im Internet bezahlt werden müssen.

  121. Ob es nun Abos sein werden oder Einzelabrufe, wird sich zeigen. Da müssen die Medien eben experimentieren. Sie haben alles Recht dazu, schließlich ist es ihr Content. Dabei werden sicher Fehler gemacht, so ist das eben. Aus der Tatsache aber, dass es journalistischen Content im Netz gratis gibt, kann man sicherlich kein recht auf Gratis-Journalismus im Netz ableiten. Auf der anderen Seite sind die Medien gezwungen, ein Erlösmodell zu finden = einen Markt!, oder sie verschwinden. Kein Grund also, mit vergifteten Pfeilen zu schießen. Freuen wir uns, dass wir so eine spannende Umwälzung hautnah miterleben und, als User, als Producer oder als Prosumenten, mitgestalten können!

  122. @gerrit: NPR hat keine Werbung.

    @Renago: Wenn die Musikindustrie es nicht völlig versemmelt hätte, könnten Musiker vielleicht auch heute noch von ihren Plattenverkäufen leben. (Mal davon ab, dass in Deutschland die allerwenigsten Musiker überhaupt von ihrer Musik allein leben dürften.)

  123. Bin kurz über das Thema eingenickt und habe geträumt…

    Nachrichten 2019:

    Hallo Leute, da sind wir wieder: Jessy, Rick, Benny und natürlich ich, Andy! Und wie immer bringen wir euch auch heute im Live-Feed die heißesten News aus Musik und Entertainment. Ja, und ihr seht es unten eingeblendet, diese Woche habt ihr uns zu den angesagtesten gecasteten Newspresentern im Net gewählt. Vielen dank dafür, und vor allem auch danke an Melli F. die mir so ein tolles Gedicht wegen meinem Liebeskummer geschrieben hat. Liebe Melli, dafür kriegst du von uns die Super-Flat für einen Monat!
    Ja, und weil ich doch immer noch voll den Liebesstress habe gibt es jetzt für euch von mir die schönsten traurigen Liebeslieder aller Zeiten, und dann hab ich noch ein ganz tolles Interview mit Vizione, deren aktueller Hit Frozen Tears ja auch voll gut dazu passt. Ob da vielleicht was zwischen uns zwei einsamen Herzen funkt seht ihr schon mit dem Standardabo jetzt im Feed, oder ihr holt es euch über GrabNow für 17€ oder 250 wIw-Points.
    Wir sehen uns, weil wir das gleiche sehen wollen!

  124. Ich weiß gar nicht, warum sich alle aufregen – da ist doch nix kostenpflichtig geworden. Einfach den User-Agent auf den Google-Bot einstellen und gut ist.

    Zum Beispiel hiermit:

    Firefox-Extension User Agent Switcher

    Nach der Installation im Menü „Extras / Default User Agent / Search Robots“ den „Googlebot“ auswählen, und voilá, hat man wieder vollen Zugriff auf das Angebot.

  125. @renago:

    Wir können jetzt noch 1000 Beispiel für sinnlose Sachen finden, für die jemand Geld bezahlt und dann muss man doch wohl auch für Journalismus Geld nehmen können. Netter Versuch. Aber ernsthaft: Es ist interesiert nicht, für welchen Schwachsinn Leute Geld bezahlen, sondern wie man sie dazu kriegt, für Online Journalismus Geld zu bezahlen. NUR DAS interesssiert.

    Und Sie haben noch nie einen Journalisten öffentlich auftreten sehen? Huch. Der Journalist als Schreiberling im dunklen Kämmerchen? Im Wirtschaftsbereich z.B. treten fast alle Journalisten auf Kongressen u. Ä. auf und bekommen dafür teilweise einen Haufen Geld. Weil es Experten sind, deren Meinung was wert ist (zumindest glauben das manche).

    Tja, der Textzusammenschusterer im Lokalteil, in durchschnittlichen Frauen- und Männerzeitungen oder anderem journalistischem Junk hat damit ein Problem. Aber das haben viele Musiker auch, die Musik machen, die nicht massentauglich und/oder zu teuer bei der Aufführung ist und/oder keine Lust auf Konzerte haben. Aber das juckt die Käufer da draußen ziemlich wenig.

    Warum soll der Theaterkritiker nicht am Ende des Jahres ein Jahrbuch mit seinen Kritiken + Fotos rausgeben für die wirklichen Liebhaber? Macht Euch Gedanken liebe Journalisten. Werdet kreativ. Und jammert nicht nur im „kann doch nicht sein, dass für xy Geld bezahlt wird, aber für uns nicht“.

  126. @Lukas (#192)

    Wenn die Musikindustrie den Künstlern etwas zum Leben übergelassen hätte, hätten Künstler früher von den Einkünften leben können ;-)

    Aber die Musikindustrie hat es vorgezogen, den durchschnittlichen Künstler mit einem Anteil im einstelligen Prozentbereich abzuspeisen undd darüber einen unglaublichen Wasserkopf aufzubauen.

    Wasserköpfe erlaubt das Internet heute nicht mehr. Und das ist auch gut so.

  127. @Tim (#187)

    Die Gefahr besteht, aber wirklich nur in der Nische Politik. Über Kultur werden engagierte Zuschauer bloggen. Über Sport werden Zuschauer bloggen. Über Veranstaltungen werden Zuschauer bloggen. Politik ist etws dröge. Das wird schwieirig. Aber nicht unmöglich.

  128. Ich will auch mal!

    Als langjähriger Abonnent des HA (wie gesagt, es ist in Hamburg als Lokalzeitung konkurrenzlos) habe auch ich mich über die arrogante Leserbeschimpfung des Herrn Iken geärgert – so sehr, daß ich mir ernsthaft eine Kündigung meines Abonnements überlegt habe – das Scheunentor Google setzt dem noch die Krone auf – „Abonnentenverarschung“ ist da schon fast ein zu schwaches Wort. Und ich suche wie der Schreiber von kommentar #173 verzweifelt nach dem HA-„Qualitätsjournalismus“, denn auch im Lokalteil – gerade vor kurzem habe ich in auf einen HA-Artikel aus dem Pinneberger Lokalteil verlinkt, in dem offensichtlich ohne jegliche Recherche ein Polizeibericht über einen Fahrradunfall abgetippt wurde (erkennbar u.a. daran, daß der verunfallte Radfahrer in einer Straße auf dem Radweg gefahren sein soll, in der es gar keinen Radweg gibt) besteht die journalistische Arbeit offenbar weitgehend aus dem Betätigen der Tastenkombinationen Strg-X und Strg-V. Das ist wohl eher „Qualitätsjournalismus“ nach dem bekannten Motto „Unter den Dreibeinigen ist der Einäugige König.“

  129. Womit man dann wieder, beim ganz profanen Zeitungskauf wäre.Mit Inhalten von gestern.Nur braucht man um alles auf der Welt dies Hamburger Zeitung ums seine frischen Infos zubekommen?! Ich weiß es nicht.

    Dabei hilft das Internet und Webzeitungsausgaben den Wald zuschonen. Ist da jemand wichtiges noch nicht in den Sinn gekommen. Also lieber Knete abschöpfen und gleichzeitig Leser verlieren.Toller Plan!

  130. Ich freue mich über die Entscheidung der herkömmlichen Printmedien, sich in eine Internet-Peepshow mit Münzautomat oder Flatrate zurückzuziehen. Wir setzen schon seit Jahren kaum noch Links zu den Artikeln der Großen, da die erstens schneller umziehen als man seine Seiten pflegen kann und zweitens das Monopol des Nachrichtenwissens längst Geschichte ist. Heute sind wir alle nicht viel schlechter informiert als ein gewöhnlicher Journalist – erst recht nicht als Gesamtheit. Und wir Bürger kommunizieren nicht mehr nur über Massenmedien, sondern können in Wellen privat verbreiteter interessanter Texte den Globus blitzschnell umspülen. Ein jeder Empfänger filtert, denn nicht nur in der Zeitung steht überwiegend Stoff, der uns nicht berührt. Wir können erstmals völlig frei wählen, welche Information wir bei wem beschaffen und wie sehr wir ihr vertrauen. Wir können querprüfen, nachhaken wie die Journalismus-Profis und mit vergleichbarer technischer Ausstattung wie Profis. Erst eine lesefreundliche glaubwürdige Zusammenstellung wäre wieder ein gern bezahlter Marktvorteil. Doch ist es nicht gerade die Glaubwürdigkeit, die unsere Massenmedien nach und nach verlieren? Glaubwürdigkeit gewonnen haben die Blogger, die sozialen Netzwerke, die privaten Freundeskreise. Den Erfolg gönne ich denen und nehme lieber teil, statt mich in aussichtslosen Revierkämpfen zu verbrauchen.

    Ich möchte das Thema Buch hier zur Zeitung dazustellen. Der PS VERLAG freut sich sogar über jede „Raubkopie“ von unseren zum Teil kompletten Leseproben ganzer Bücher auf unseren Internetseiten. Wir geben sogar eine Kopiererlaubnis bei den Büchern dazu, deren Autoren solchem Experiment zustimmen. Das ist doch unsere Eigenwerbung für Produkte, deren Logistik der Raubkopierer nun mit eigener Zeit und eigenem Aufwand übernimmt. Wer die virtuelle gegen eine handfeste Portion Lesestoff eintauschen will – und solche Leute gibt es – der vergleicht seine eigenen Druck- und Bindekosten mit der Serienfertigung bei uns und trifft in der Regel sehr rationale Entscheidungen. Wenn Sie wissen wollen, wie lange wir offenbar noch nicht an dieser Strategie gestorben sind, dann kann ihnen das Dateialter der Leseproben weiterhelfen. Wir bauen das jedenfalls weiter aus. http://www.psverlag.de/buch/probeliste.html ist unser Versuch, den Markt zu bereichern, ohne selbst dabei zu verrecken. Wie Sie werde auch ich die Sache beobachten und notfalls die Strategie auch wechseln, denn mir geht es nicht um das Rechthaben, sondern um Einkommen und faire Teilhabe an der gesellschaftlichen Arbeitsteilung. Ich bin gespannt, welche neuen Ideen die Konkurrenz ausprobiert und bin mir auch nicht zu fein, bei anderen eine gute Idee abzuschauen. Das war, ist und bleibt die bisher sinnvollste Überlebensstrategie der Menschheit. Daran werden auch Urhebergesetze nicht viel ändern. Leben und leben lassen!

    Peter Spangenberg, spät abends über Link von http://www.tagesschau.de/wirtschaft/onlinekostet100.html dazugestoßen

  131. „wie ein einarmiger rentner 1968 über studenten hergezogen hat“ oder so ähnlich. schön, herrn iken mit einem unbestraften kriegsverbrecher zu vergleichen und auch noch das alte springer-beton-feindbild zu bedienen.

    herr niggemeier, ich lese ihre beobachtungen gerne und halte ihre arbeit für wichtig. hier schreiben sie aber phasenweise derart erwartbare Kritik, die sie stumpf auf ein altes gut-böse-vorurteil-konto einzahlen lässt. das erinnert mich daran, dass springer-kritiker selbst zwar alles wahnsinnig differenziert sehen, sich auf der anderen seite aber nicht zu schade sind, die lektüre von bild für einen mordversuch monokausal verantwortlich zu machen – das umgekehrt bei killer-spielen aber nicht tun würden.

    ich lese die bild übrigens auch nicht. und um jetzt selber auch schluss mit polemik und vermischungen zu machen: bleiben sie sachlich, steht ihnen besser. mir ja auch. und beschimpfen sie nicht kollektiv einen ganzen verlag, in dem viele journalisten tägiich mehr dafür kämpfen die mächtigen zu kontrollieren als sie.

  132. Lieber Herr Niggemeier,

    vielen Dank für die Freischaltung, auch wenn sich mein Registrierungsvorgang bei Ihnen über einige Wochen hingezogen hat. Hoffentlich gerät die Nummerierung der Kommentare auf meinem Rechner jetzt nicht mehr durcheinander. Ebenfalls dankbar bin ich Ihnen, dass Sie die Arbeit unserer Branchenbeteiligten kritisch begleiten. Wir brauchen Sparringspartner wie Sie. Aber auch Sie haben Schwachpunkte. Ihre Art, die Welt in Schwarz und Weiß einzuteilen, ist für mich persönlich kein zukunftsweisender Journalismus.

    Die Überschrift Ihres Beitrags erinnert mich irgendwie an altmodische Methoden der Kaufzeitungen. Zugegeben, viele Menschen mögen einen derartigen Schreibstil. Die steigenden Reichweiten der Boulevardmedien im Netz bestätigen diese These eindrucksvoll. Ich gebe Ihnen vollkommen recht, dass wir derartige Inhalte auch in Zukunft nicht bezahlpflichtig machen können.

    Es gibt in Deutschland aber eine Informationselite, die sich nach einer sachlich fundierten Aufklärung sehnt. Vorgefertigte Meinungen sind diesen Menschen zunehmend ein Gräuel. Die Zielgruppe der Differenzierenden wollen wir mit unseren Bezahlinhalten erreichen. Sie müssten eigentlich wissen, dass die Aufbereitung von wenig bekannten, dafür aber umso interessanteren Fakten wesentlich aufwendiger ist, als irgendeine schnelllebige Meinung rauszuposaunen.

    Schon bald werden ausgereiftere Bezahlsysteme auf den Markt kommen. Haben Sie meinen Kommentar „Wege aus der Krise“ vom 5. Dezember 2009 gelesen? Investigativer Journalismus ist meine proklamierte Zukunftsstrategie.

    Gelegentlich kann ein gepflegter Streit zu neuen Ufern führen. Deshalb hat das Ganze durchaus seine Berechtigung. Zu viel Streit bringt auf Dauer aber nichts. Auch wenn mein Gegenüber mich mit wüsten Beschimpfungen überhäuft, antworte ich ihm in der Regel sachlich und ruhig.

    Zum Abschluss möchte ich noch ein anderes Thema ansprechen: Zur Zeit fördere ich eine Studie über Führungskräfte in verschiedenen Branchen. Es soll untersucht werden, ob sich Hochintelligente in der Regel gegenüber weniger intelligenten Kandidaten durchsetzen. Es wird ein Schwerpunkt darauf gelegt, inwieweit die Medien dabei eine Rolle spielen. Falls Sie sich für dieses Thema interessieren, würde ich gerne einmal mit Ihnen darüber sprechen.

    Herzliche Grüße

  133. Registrieren? Freischalten? Wochenlang gedauert? Gibt’s hier spezielle Zugangserschwernisse für hochrangigere und prominente Kommentatoren? Bei mir lief das ohne diese seltsamen Hürden – und die Nummernreihenfolge der Kommentare hat auch immer gestimmt. Warte gespannt auf die Aufklärung durch den Hausherrn.

    Das Einzige, was mir hier seltsam erscheint: Viele Kommentatoren scheinen die Vorgängerkommentare zu ignorieren und meinen zum Beispiel, den Google-Bot-Trick 190 Kommentare nach der ersten Erwähnung als „neue Entdeckung“ loswerden zu können. So läuft das Diskutieren wohl eher nach dem Motto: Es ist eigentlich schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem.

  134. @Knut:

    ich lese die bild übrigens auch nicht.

    Lustig, das „auch“. Ich lese die „Bild“ quasi täglich (und ebenso quasi öffentlich) und glaube, mir deshalb ein Urteil über sie erlauben zu können, das nicht auf Vorurteilen basiert. Aber in diesem Text ging es gar nicht um „Bild“ und auch nur sehr am Rande um Springer insgesamt.

    @Konstantin Neven DuMont: Wenn Sie ein bisschen aufgepasst hätten, wäre Ihnen aufgefallen, dass die Schlagwörter aus der Überschrift nicht von mir sind, sondern von Herrn Iken.

    (Es ist, wie ich heute mit einiger Erschütterung feststellen musste, tatsächlich der echte Konstantin „Investigativer Journalismus ist meine proklamierte Zukunftsstrategie“ Neven DuMont, der hier seit einiger Zeit kommentiert und dabei vorwiegend darauf verweist, was er an anderer Stelle für tolle Kommentare oder Geburtstagsreden gehalten hat.)

  135. Ist es eigentlich die feine Art, wenn der Hausherr dem Mann nicht einmal antwortet, den er verbal vernichtet hat, und der trotzdem noch hierherkommt um mit ihm zu diskutieren?

  136. @Du Mont/209:
    Die Überschrift von Herrn Niggemeier war doch lediglich eine Anspielung auf den Text von Herrn Iken, in welchem er jenen Vorwürfen(die dann von Herrn Niggemier wortwörtlich übernommen wurden) versucht vorweg zu greifen. Herr Niggemeier hat das sicher nicht ironisch gemeint, Stichwortgeber allerdings war Herr Iken selbst.
    Sorry Herr DuMont, aber haben Sie den Text von Herrn Iken schon gelesen?

  137. Lieber Konstantin, Suhnemann von dem Alfred,

    du schreibst:

    „Zur Zeit fördere ich eine Studie über Führungskräfte in verschiedenen Branchen. Es soll untersucht werden, ob sich Hochintelligente in der Regel gegenüber weniger intelligenten Kandidaten durchsetzen.“

    Wenn es dich so sehr interessiert – warum fragst du nicht einfach deinen Vater, nach welchen Kriterien er dich als Nachfolger auserkoren hat?

    Und, zweitens: Dein Vater hat sich seine Zeilen gerne von anderen schreiben lassen. Möchtest du nicht diese bewährte Tradition fortführen?

  138. @Thorsten Kleinert: Warum ist es eigentlich immer einer „verbale Vernichtung“, wenn man sich kritisch (okay: emotional und sehr kritisch) mit den Texten anderer Journalisten auseinandersetzt? Warum ist das nicht höchstens ein Streit?

    (Ob das die „feine Art“ ist, weiß ich nicht. Mir fehlte nur bislang die Zeit, ihm zu antworten, es erschien mir aber jetzt auch nicht so dringlich.)

  139. Herr Neven DuMont,
    gegen investigativen Journalismus ist nichts einzuwenden – nur brauchen Sie dazu auch genügend Journalisten, denen Sie genügend Zeit einräumen, ihre investigativen Recherchen zu erledigen. Doch die Planungen bei Ihren Blättern laufen derzeit gerade in die umgekehrte Richtung. Sie planen, die Berlin-Redaktionen ihrer Blätter zusammenzulegen und diese neue Redaktion (Pool) in ihrer Mannstärke deutlich zu verkleinern. Und das verkaufen Sie dann noch als Qualitätsoffensive. Ein Armutszeugnis. Glauben Sie, Ihre Leser sind so dumm, das nicht zu merken?

  140. Es ist noch nie einem Unternehmen gut bekommen, Krieg gegen die eigenen Kunden zu führen. Wenn Springer das erst noch lernen muss kann es um die betriebswirtschaftliche Kompetenz dort nicht sonderlich weit bestellt sein….

    @Herr DuMont/209
    „Es gibt in Deutschland aber eine Informationselite, die sich nach einer sachlich fundierten Aufklärung sehnt. Vorgefertigte Meinungen sind diesen Menschen zunehmend ein Gräuel. Die Zielgruppe der Differenzierenden wollen wir mit unseren Bezahlinhalten erreichen. Sie müssten eigentlich wissen, dass die Aufbereitung von wenig bekannten, dafür aber umso interessanteren Fakten wesentlich aufwendiger ist, als irgendeine schnelllebige Meinung rauszuposaunen.“

    Die „Informationselite“ wird sich hüten, sich auf Informationen aus einer einzigen Hand zu verlassen. Und damit fällt das Bezahlsystem flach, denn es wird schlicht unbezahlbar, sich eine entsprechende Informationsvielfalt zu leisten. Im Übrigen muss man sich schon besseres einfallen lassen, wenn man mit wesentlich höheren „Auflagen“ und zusätzlichen Werbeeinnahmen tatsächlich online in dreistellige Bereiche pro Jahr vorstoßen will. Wer in seiner Qualität an wissenschaftliche Fachjournale herankommt kann da vielleicht drüber nachdenken. Dann aber gilt es, ZUERST zu zeigen, dass man das kann.

  141. @ OH:
    Ihr Argument zieht nicht wirklich. In den vergangenen Jahrzehnten musste Ihre „Informationselite“ auch viel Geld in die Hand nehmen, wenn sie sich nicht „auf Informationen aus einer einzigen Hand“ verlassen wollte. Dann musste diese Elite nämlich täglich z.B. FAZ, SZ, Welt, und dann womöglich noch Handelsblatt und noch die eine oder andere Regionalzeitung erwerben, um die Informationsvielfalt zu erhalten.

    Dieses Bezahlsystem hat über Jahrzehnte funktioniert. Welches *wirkliche* Argument spricht denn nun dagegen, dass es künftig nicht funktioniert? Wer die Vielfalt haben will, muss nun einmal dafür bezahlen. Es handelt sich hierbei um eine von Journalisten erbrachte Dienstleistung, für die ein Informationswilliger etwas bezahlen muss. Bei anderen Dienstleistungen (Haareschneiden, Backen von Brötchen) ist das schließlich auch selbstverständlich. Warum nur nicht bei der Belieferung von Informationen?

  142. Während ich mir die Kommentare durchlas (nicht alle), kam mir der Gedanke: Warum? Warum will niemand mehr den Mist lesen, den die Leute verzapfen. Warum nicht mehr abonnieren? Was ist wann schief gelaufen?

    Und so stolperte ich über die Seite, die für mich der Inbegriff guter, informativer und journalistischer Qualität ist. Englischsprachig. Mit nur einem Werbeblock der auch noch klar abgegrenzt ist. (Gut, nicht jeder kann sich einen Scheich als Finanziér holen…) Und dort stolperte ich schnell über den „Code of Ethics“. 10 Punkte, schlicht und klar formuliert. Dann fiel mir ein „Mensch, in ’schland gibt es doch den Pressekodex.“ Also, gegoogelt, durchgelesen. Gekotzt. Beim besten Willen nicht wegen den Inhalten, sondern wegen der mehr als abartig verfremdeten Umsetzung des Kodex. Ich denke zu jedem Punkt, kann man innerhalb von zwei Minuten google-Einsatz (zum Großteil wird es wohl auch reichen, ein paar Seiten in diesem Blog zu blättern) mindestens ein Verstoß zu finden. Und das in einem Zeitraum, der maximal ein halbes Jahr umfasst. Aber das ist nicht der Punkt.

    Aus meiner Sicht ist „Ziffer 6 – Trennung von Tätigkeiten
    Journalisten und Verleger üben keine Tätigkeiten aus, die die Glaubwürdigkeit der Presse in Frage stellen könnten. “ [Quelle: http://www.presserat.info/pressekodex.0.html%5D der entscheidende. Wie kann man als Verleger, der Aktien an der Börse hat, noch glaubwürdig auftreten? Tritt da nicht ein zuweilen massiver Interessenkonflikt auf. Wären die Aktien gleichverteilt über die Bevölkerung – kein Problem. Aber so kann man davon ausgehen, dass sie teils sicher massiv kummuliert in wenigen Depots liegen. Kann man dann noch annehmen, dass diese Inhaber unabhängig betrachtet werden können?
    Oder auch die Berichterstattung in Kriegseinsätzen, zum Beispiel Irak oder Afghanistan wirken mehr wie Propagandafilme denn als Berichte. ‚Oh schauen wir mal durch unsere Nachtsichtkamera, wie schön Bagdad bombardiert wird. Ah, ooooh, das muss ein Treffer in den Palästen gewesen sein!‘ Das ist keine Berichterstattung, dass ist Quotengeilheit. Ekelhaft.

    Und nun windet sich dieses korrumpierte Medium in Agonie. Die vierte Gewalt schwindet. Oder? Die vierte Gewalt ist eine unabhängige Presse.
    Man mag schimpfen, man mag es verurteilen, man mag sich davor drücken. Aber die einzigen relativ-unabhängigen Medien bei uns sind jene, die von der GEZ unterhalten werden. Alles andere hängt in irgendeinem Pool von Verderbtheit. Folgt kommerziellem Interesse. Und ist damit ein Feind der Wahrheit. Oder zumindest der Ausgewogenheit. Und von diesem Feind wendet man sich langsam ab, findet neue, andere und am Ende sicher auch bessere Wege. Die Zeit ist der Richter. Und die Zeit der Zeitungen ist im Vergehen begriffen. Neues wird kommen, vermutlich wird auch altes zum Teil weiterbestehen. So war es immer, so wird es immer sein. Und es wird immer jene geben, die lieber mit dem Schiff untergehen. Anstatt sich vielleicht ein Rettungsboot zu suchen. Oder sich ein Dimensionsportal zu errichten und neue Welten zu erschließen.

    Nur eines weiß man halt noch nicht: Wie sieht dieses Portal aus?
    (Drüber nachdenken wäre aber sicher hilfreicher, als drauf zu schimpfen, dass der Eisberg den Maschinenraum zerflext hat!)

    Antworten auf die Ursprungsfragen habe ich damit zwar noch nicht. Aber immerhin bin ich mir nun mehr sicher, dass es sie gibt. Und es liegt nicht an mir, sie zu finden…

  143. Nochmal grundsätzlich zu paid-Content im Internet:
    Es gibt wohl derzeit kaum eine Bank in Deutschland, die nicht online-banking anbietet und nach einem flüchtigen Blick ins www kann man wohl von ca. 40% der Deutschen ausgehen, die das auch nutzen. Quelle: http://www.golem.de/0902/65434.html
    Ich kann es nicht so recht verstehen, warum es so schwierig sein sollte, für Verleger und Banken ein entsprechendes Bezahlsystem in internet zu etablieren.
    An diesem Bezahlsystem, an dem jeder Leser unkompliziert über den eigenen bankonline-account partizipieren können sollte, kann sich dann als potentieller Empfänger jeder registrieren der möchte: online-Zeitungen, Blogs, Foren.
    Der Nutzer, der sein „Internetguthaben“ aufgeladen hat, bekommt einen Schlüssel zugesendet, über den die Möglichkeit hat mit einem kleinen Geldbetrag entsprechende Artikel zu belohnen. Diesen Schlüssel würde man einfach unter dem Artikel in einer kleinen Box eingetragen und das Guthaben würde an den Anbieter fließen. Die Geldbeträge könnten über eine kleine selectbox ausgewählt werden, die Beträge zwischen 5 und 50 cent anbietet.
    Den banken müßte man natürlich auch beteiligt werden.
    Das ganz natürlich auf freiwilliger Basis. Ich kann nun auch nicht glauben, dass ich der erste bin, der sich das so überlegt hast, aber ich denke, dass es funktionieren würde.

  144. Was ich nicht brauch, das ich nicht kauf. Fakt. Punkt.

    Wenn sich die „vierte Gewalt“ nicht endlich von den anderen Parasiten in der Bettritze zwischen politischem Intrigenstadl und als Journalismus getarnter PR löst, ist sie kein Bookmark mehr wert. Und hat auch im Feedreader nichts verloren. Nicht geschenkt.

    Ich will keine PR. Und keine Hofberichterstattung. Ich will kein Neusprech und keine Stenografen, die Mutti nachplappern.

    Ich will, dass Ihr Fragen stellt, die Millionen auf der Seele brennen, die drauf und dran sind ihren Job zu verlieren und verloren haben. Und in ihrem Sinne auf Antworten pocht. Euch nicht abspeisen lasst.

    Eure Gründer haben die Grundsteine gelegt, ihr verspielt sie jetzt.

    Warum soll ich für Propaganda Geld ausgeben? Geht sterben. Oder tut was. Aber schiebt die Schuld nicht auf den Leser.

    Quid pro quo.

  145. Ok, eine Idee für das Portal ist mir doch gekommen.

    Ganz grob formuliert: Man zieht es als Forum auf. Die Nachricht selbst ist der jeweilige Thread, jeder registrierte Nutzer kann darauf antworten. Einerseits eröffnet das eine Diskussion und sollte somit zwangsläufig ermöglichen, dass auch alle Standpunkte irgendwann einmal erwähnt werden. Allein die Masse von Lesern und ihrem Bewusstsein als Individuum sollte das gewährleisten. Wichtige Aspekte können dann im Ursprungsthread als Ergänzung kopiert werden. Für die Übersicht und die Leute, die nicht alles verfolgen wollen. Die Threads sind dann nur eine bestimmte Zeit umsorgt, gehegt und gepflegt. Sind sie es nicht mehr, wandern sie ins Archiv – können aber dann dennoch weiter diskutiert werden. Wobei man das dann auch outsourcen könnte.

    Gut. Aber wie damit Geld verdienen? Einfach: Jeder Beitrag kostet x cent. „Abzocke!“ Richtig, Deswegen sollte man eine Funktion einbauen, dass eine Obergrenze gezogen wird. So dass ab einer Anzahl von Beiträgen ein Abo für die Woche/Monat ausgestellt wird. Die genaue Kalkulation überlass ich den Profis.
    Außerdem könnte man die Foren noch staffeln oder zusammenfassen. Das Modell ist da glaub ich sehr beweglich und in den groben Konturen auch noch sehr detaillarm. Aber da sollte es fähigere Hände für geben, als die meinen.

  146. Und wenn jemand diese Idee aufnimmt, sollte er meinen inspirierenden Beitrag erwähnen! Würde ja ohnehin die journalistische Ehre verlangen…

  147. Vergleich Texte (Artikel)/Musik (Songs) ist m.E. schwierig: Einen Song hat auch nach dem 5. Mal des Konsums einen Wert fuer mich, weshalb es auch Sinn macht, Songs einzeln zu verkaufen. Bei Artikeln sieht das anders aus – soll ich vorher bezahlen? Dann weiss ich allerdings noch nicht, wie gut der Artikel ist. Soll ich nach dem Lesen bezahlen? Evtl, aber dann habe ich das Produkt ja auch schon konsumiert und der erneute Konsum bringt wenig Mehrwert (klar gibt es einige wenige Ausnahmen). Ich wuensche mir Flexibilitaet: Eine content Fee zB per Verlag oder sogar Verlagsuebergreifend, eine fuer Rubriken (FAZ lese ich gerne den Wirtschaftsteil, in der SZ Innenpolitik usw.), eine per Artikel usw.

  148. @Udo Hinterwäldler

    „Ihr Argument zieht nicht wirklich. In den vergangenen Jahrzehnten musste Ihre „Informationselite” auch viel Geld in die Hand nehmen, wenn sie sich nicht „auf Informationen aus einer einzigen Hand” verlassen wollte. Dann musste diese Elite nämlich täglich z.B. FAZ, SZ, Welt, und dann womöglich noch Handelsblatt und noch die eine oder andere Regionalzeitung erwerben, um die Informationsvielfalt zu erhalten.“

    Mein Argument zieht sehr wohl, denn Ihnen scheint entgangen zu sein, dass sich mit den Veröffentlichungs- und Recherchemöglichkeiten des Internets erst eine neue Informationskultur herausgebildet hat. Sie vergleichen die Informationssteinzeit mit dem Status quo.

    „Dieses Bezahlsystem hat über Jahrzehnte funktioniert. Welches *wirkliche* Argument spricht denn nun dagegen, dass es künftig nicht funktioniert?“

    Die Tatsache, dass es versagt hat?

    „Wer die Vielfalt haben will, muss nun einmal dafür bezahlen.“

    Der Status quo ist ein anderer.

    „Es handelt sich hierbei um eine von Journalisten erbrachte Dienstleistung, für die ein Informationswilliger etwas bezahlen muss. Bei anderen Dienstleistungen (Haareschneiden, Backen von Brötchen) ist das schließlich auch selbstverständlich. Warum nur nicht bei der Belieferung von Informationen?“

    Hier unterliegen Sie einem Irrtum. In einer Marktwirtschaft bezahlt man soviel für Waren oder Dienstleistungen wie der Markt trägt. Trägt der Markt nur den Betrag „null“, dann muss man sich andere Finanzierungsmöglichkeiten ausdenken. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass bezahlt werden muss. Dienstleistungen als solche gibt es häufig „umsonst“ im Sinne einer Querfinanzierung als Marketingtool bzw. zur Imagepflege. Es ist aber witzig, dass Sie ausgerechnet das Haareschneiden nennen, bei dem in der Masse Preise gezahlt werden, die noch nicht einmal die Bezahlung des Personals sichern, dass häufig über Hartz-IV-Aufstockung staatlich subventioniert wird. Nicht im Qualitätssegment, aber da muss man nunmal erst zeigen, dass man Qualität liefert und entsprechende Kundschaft rekrutieren. Sonst muss man sich eben auch nach anderen Finanzierungswegen umsehen und nimmt dann eben entsprechend die staatliche Bezuschussung mit.

    Von Betriebswirtschaft reden, aber die Gesetze des Marktes schlichtweg ignorieren, wie das Herr Iken tut, ist hanebüchen.

  149. #186, Lukas: Seit Obama kann einem das ja wieder wieder peinlich sein, wenn man noch nie in den Ju Ess änd Äh war, aber ich hätte nie gedacht, dass NPR der Grund wäre. Das Konzept liest sich ja wie Deutschlandfunk + ard in gut.

    Frohe Weihnachten

  150. @ OH

    Nein, nicht das Bezahlsystem hat versagt – die Verlage waren, als sie ins Internet gingen, nur „zu blöd“, es ins Netz zu übertragen. Niemand hat sie gezwungen, ihre Printinhalte dort gratis abzugeben. Hätten sie von Beginn an Geld dafür verlangt, hätte sich die von Ihnen angesprochene „neue Informationskultur“ im Netz gar nicht erst auf diese Weise gebildet, wie wir sie heute haben („Gratismentalität“).

    So, wie die Lage heute aber ist, ist es sicherlich schwierig, plötzlich Geld dafür verlangen zu wollen (mal ganz unabhängig von der Qualität – dieser Punkt ist aber auch nicht unwichtig!)
    Und so jammern die Verleger heute darüber, dass es ja nicht sein könne, die Inhalte zu „verschenken“. Dass sie sich selbst in diese Misere manövriert haben, scheint ihnen zu entgehen.

  151. @ OH

    Ihre marktwirtschaftliche Bewertung teile ich durchaus. Wie ich gerade schon schrieb: Die Verlage selbst haben sich in diese Lage gebracht. In der Tat herrscht am Markt (Nachrichten im Netz) derzeit der Wert „null“.

    Möglichkeiten der Querfinanzierung gibt/gab es zwar: In den vergangenen Jahren finanzierten die Verlage die defizitären Internet-Auftritte ihrer Zeitungen mit den Einnahmen aus dem Printgeschäft. Doch dieses lässt eben stark nach. Und dies lässt sich derzeit nur schwer mit Online-Werbung kompensieren, weil die dort gezahlten Summen zu niedrig sind (darüber gab es neulich einen sehr interessanten Artikel auf CARTA).

    Wie man es dreht und wendet – am Ende bleibt immer die Frage: Wie bezahle ich Journalisten für ihre Arbeit? Nur darum drehte sich mein Hinweis auf die FriseurInnen und BäckerInnen.
    Darum: Sollen Journalisten vom Staat subventioniert werden (weil wichtige Aufgabe in der Demokratie – das scheint ja der Ansatz von Alfred Neven DuMont in seinem Editorial vorige Woche gewesen zu sein)? Oder soll eben doch weiterhin der Endkunde für die Belieferung mit Informationen bezahlen? Und wenn ja: wie? (Kulturflatrate; Abo; Einzelbezahlung je Artikel)

  152. Medien und Medienjournalisten kommen mir oft vor, wie die kleinen Jungs, die sich in einem bestimmten Alter immer so gerne „in die Eier hauen“. Keiner hat eine Idee, warum er das tut, es schmerzt auch zuweilen und doch scheint es ein frühmännlicher Hochgenuss zu sein. Es ist ein „Job“, der einfach gemacht werden muss.

    Wenn man sich täglich und (fast) ausschließlich miteinander beschäftigt, wie die Medienjournalisten und die Medien, kommt irgendwann Langeweile auf. Dieser Langeweile begegnet man mit Erhöhung der zu verabreichenden Dosis. So wie bei den kleinen Jungs die Schläge fester werden, werden die Worte bei den großen härter. Manchmal gibt es Angebote für Frieden, die werden aber genutzt, um noch mal unerwartet zuschlagen zu können. Oder mit der weißen Fahne in der Hand schnell selbst einen Schlag setzen zu können.

    Beide Seiten sollten sich regelmäßig mal mit anderen Gesprächspartnern und Themen beschäftigen, um entspannter, unverkrampfter und konstruktiver werden zu können. Da sitzen erwachsene Männer im Kinderkarussell auf hoppelnden, bunten Pferden, reiten sich ständig nach und wundern sich, dass man den Abstand weder verringern noch vergrößern kann.

    In den Kommentaren finden sich, wie auch bei den Protagonisten, leider auch nicht viele, die sich dem „Eierhauen“ und dem Husarenritt auf dem Kinderkarussell kreativ entziehen. Wollen oder können?

    Eventuell will man ja auch gar nicht wirklich Neues hören und sehen, weil man dann die argumentative und operative Komfortzone verlassen müsste. Sich auf neue Argumente und neues Handeln einlassen müsste.

    Wir sollten mal darüber reden…

  153. Ich höre immer nur, dass die eine Seite immer sagt, dass Journalisten eine so ungeheuer wichtige Arbeit machen, während die andere Seite darauf verweist, welche Mengen an unfassbarem Müll produziert werden.

    Liegt – wie so häufig – die Wahrheit nicht einfach dazwischen?

    Wenn ich nett bin zu den deutschen Journalisten, schätze ich den Anteil von Journalisten, die generisch-redundanten Content erzeugen, auf die Hälfte. Wenn ich böse bin, deutlich höher. Mit diesem Content wird in Zukunft bis auf zwei, drei Große niemand mehr Geld verdienen. Das hat Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaftlichkeit der Verlage. (Wenn ich richtig böse werde, treibe ich den Anteil der ersetzbaren Journalisten noch höher, wenn ich nämlich berücksichtige, dass vom Konzert, der Sportveranstaltung, etc. pp. auch viele „normale“ Bürger berichten könnten, ohne dass jemand den Berufsjournalisten vermissen würde).

    Die Lokalzeitungen müssen sich auf den lokalen Content konzentrieren. Allumfassend! Warum gibt es neben den Lokalzeitungen z.B. noch sowas wie Coolibri oder Prinz? Die Zeitungen haben die Informationen doch alle. Sie haben die Termine, sie haben die Filmkritiken, sie können die Restaurantkritik schreiben, etc. pp. Waren sich die Journalisten zu schade, diesen Content sinnvoll zu strukturieren? War das nicht investigativ genug? Nur langweilige Fleissarbeit?

    Die Zeitungen haben in den letzten 10 Jahren so viele Fehler gemacht, dass man gar keine Lust mehr hat die zu sammeln.

    Es ist ja auch müßig. Mit einem frechen Artikel von Niggemeier bekommt man zwar ein paar der wichtigen Köpfe der Branche dazu, einen Kommentar in diesem Forum abzugeben, aber eine Diskussion entsteht darauf leider nicht. Ein-Weg-Kommunikation. Leider.

  154. @ 82, 215, 218:
    Stefan, das geht wirklich nicht. Du nennst Ikens Text hier „verlogen“ und ihn selbst „unredlich“. Er antwortet darauf vier Stunden später in einer angesichts des von dir vorgelegten Tonfalls erstaunlich sachlichen Weise, dabei dir in einigen (okay: nicht wirklich zentralen) Punkten fehlerhafte Recherche unterstellend, und bittet dich, in einem dafür umso zentraleren Punkt eine locker von dir in den Raum gestellte Behauptung zu untermauern. Du antwortest darauf 30 Stunden lang nicht, wirst dann gefragt, warum nicht und meinst dann gähnend: „Mir fehlte nur bislang die Zeit, ihm zu antworten, es erschien mir aber jetzt auch nicht so dringlich.“ Und das direkt nachdem du Zeit gefunden hattest, Abscheu und Empörung über den jungen Neven du Mont auszuschütten.
    Wenn du hier Debatten anzettelst, musst du sie auch so ordentlich führen, wie du es selbst von anderen Qualitätsmedien erwartest und einforderst.

  155. @ Konstantin Neven DuMont
    Aargh!

    @ treets
    Ich schätze Ihre offene und direkte Art so sehr, dass ich Ihnen glatt einen Glühwein auf einem Weihnachtsmarkt Ihrer Wahl ausgeben würde. Jedoch befürchte ich, dass Ihr Auftreten gegenüber „Konstantin Neven DuMont“ nichts bringen wird.

    @ Konstantin Neven DuMont
    Sie stellen sich so ungeschickt an, dass Sie in mir mütterliche Gefühle wecken. Das macht mich alt – das will ich nicht! Da ich Ihre Beiträge schon seit Wochen verfolge und mich darüber nur wundern kann, will ich mich nicht dazu durchringen Sie als „Konstantin Neven DuMont“ zu sehen. Daher werde ich nun genau das, woran Sie Spass haben, mal machen: ich werde investigativ. Wenn ich gleich in meinem Büro bin, werde ich an Herr Neven DuMont eine Mail schreiben und bei ihm im Büro vorbei schauen. Denn, die Art und Weise, wie Sie hier „Probanden“ für ihre „Studie“ suchen entspricht keinem aktuellen Standard, so dass ich ein ernsthaften Diskussionsbedarf über das Thema „Datenschutz und Anonymität in Studien“ sehe!

  156. Beispiele: Wenn der SPIEGEL (und andere Medien) unkritischen Kampagnen-Journalismus für die Schweinegrippe-Impfung macht, soll er sich das „von der Regierung“ bezahlen lassen.

    Wenn er sich recherchelos vor den Salben-Karren von Herrn Martens spannen läßt, soll er sich das von dem, dem WDR oder dem Hersteller bezahlen lassen. Journalisten-Honorar haben da allenfalls die Foristen und Blogger verdient, die mit rasanter Geschwindigkeit recherchiert und den Skandal öffentlich gemacht haben.

    Bei kaum einem Artikel des SPIEGEL vergehen mehr als drei Stunden, bis die ersten Foristen die Falschaussagen, Halbwahrheiten oder Unwahrheiten im Artikel gefunden und angeprangert haben … sofern der Zensor im Forum das nicht unterdrückt. Und täglich lächeln mehr und mehr Leser über den angeblichen „Qualitäts-Journalismus“. Übrigens: Auch die Stiftung Warentest wäre ganz schnell entzaubert, wenn sich einer daran machte, einen Warentest-Blog zu initiieren.

    Schreibt mir doch ein Schreiber eines Wirtschaftsmagazins, er habe den Filmemacher Dieter Wedel gefragt, ob er nun 70 Jahre alt oder 67 Jahre alt sei. Der habe ihm versichert, er sei 67 Jahre. Hintergrund: Im Internet kursieren als Geburtsjahr 1939, 1941 und 1942 sowie als Geburtsort entweder Frankfurt am Main oder Bad Nauheim. „Die Welt“ hatte ihn im November auffliegen lassen, er sei bereits 70 Jahre alt. Wikipedia: „In einer von Wedel vorgelegten Dissertation an der FU Berlin, der ein von ihm gefertigter Lebenslauf angefügt ist, wird als Geburtsdatum der 12. November 1939 und als Geburtsort Frankfurt am Main genannt.“ Ein Qualitäts-Journalist hätte den Herrn Wedel zum Beispiel mal gefragt, ob er einen Blick auf den Personalausweis/Führerschein werfen darf. Oder er hätte im Geburtsregister der beiden Städte nach der Geburt eines Dieter von Wedel forschen können. Dem „Schreiber“ genügte aber der treue Hundeblick des Herrn Wedel. Übrigens: Die meisten Quellen haben von der Quelle abgeschrieben, die den Wedel drei Jahre jünger macht.

    Beispiele dieser Art gibt es massenweise. Jeder von uns kennt sie.

    Bezahlung eines Artikels setzt voraus, daß der Artikelanbieter eine objektive der Wahrheit entsprechende Info (oder mehrere) im Artikel hat, die nicht frei zugänglich ist, und deren Wissen für einen Leser so elementar ist, daß er dafür Geld zu geben bereit ist.

  157. Ulrich Voß: „Es ist ja auch müßig. Mit einem frechen Artikel von Niggemeier bekommt man zwar ein paar der wichtigen Köpfe der Branche dazu, einen Kommentar in diesem Forum abzugeben, aber eine Diskussion entsteht darauf leider nicht. Ein-Weg-Kommunikation. Leider.“
    @Voß: Ich sehe das ähnlich. In der Sendung „Kostenlos versus Copyright“ des Deutschlandradio Kultur habe ich viele gesellschaftsrelevante Fragen gestellt, von denen Herr Niggemeier noch keine Einzige beantwortet hat http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2009/11/27/drk_20091127_1906_f1ebaab1.mp3
    drk_20091127_1906_f1ebaab1.mp3 (audio/mpeg-Objekt)

    Mittlerweile nehme ich an, dass Niggemeier die von Herrn Thomas Mosch artikulierte Meinung teilt: „Solche revolutionären Prozesse nehmen auf uns alle keine Rücksicht, man muss sich mit den Realitäten abfinden… “ Mosch ist ein Vertreter der Netzinfrastrukturanbieter, die zunehmend ins Inhaltegeschäft einsteigen.

    Politik, Autoren und Inhalteanbieter sollten sich damit meines Erachtens nicht abfinden. Immerhin geht es hier um entscheidende Prozesse der Meinungsbildung unserer Demokratie. Sehen Sie sich hierzu bitte folgendes Interview an: http://www3.ndr.de/sendungen/zapp/media/interviewdumont100.html
    NDR Fernsehen – Sendungen – Zapp- Das Interview mit Konstantin Neven DuMont

    @JO: Mit Standard habe ich mich noch nie zufrieden gegeben. Das habe ich bei den „Investigative Reporters and Editors“ gelernt. Wir können über das Thema „Datenschutz und Anonymität in Studien“ gerne diskutieren.

    @Niggemeier: Leider kann ich Ihr Verhalten nicht verstehen. Wir sitzen doch im gleichen Boot.

  158. Das Springer-Modell ist exakt jenes, das Zeitungen wie der Mannheimer Morgen schon vor vielen Jahren versucht haben, und wieder aufgegeben haben. Warum sollte es heute erfolgreicher sein? Zu den Gründen des Scheiterns sollten Qualitätsjournalisten ja problemlos recherchieren können.

    Als Onlinejournalist blicke ich und das Team des Portals, dessen Redaktion ich leite, auf ein erfolgreiches 2009 zurück. Gewachsen, Team vergrößert, Leserzahlen erhöht, Community gestärkt. Die Diskussionen um die Medienkrise werde ich sicherlich auch 2010 weiter verfolgen. Man will ja schließlich nicht diesselben Fehler machen wie jene Qualitätsjournalisten, die nchtmal aus bereits gescheiterten Modellen lernen wollen.

  159. @Konstantin Neven DuMont (#243)
    bei so vielem eigenen material, welches sie so großzügig hier verlinkten und verlinken, wäre es doch naheliegend, ihren ganz eigenen blog zu eröffnen. das wäre grandios.

  160. @Matthias Iken:

    Es ärgert mich aber, dass schon die ersten beiden Absätze Ihres Beitrags vor inhaltlichen Fehlern strotzen, die ein Schlussredakteur beim Abendblatt vermutlich herausredigiert hätte. Nicht nur das „Hamburger Abendblatt“ , wie Sie schreiben, sondern auch die „Berliner Morgenpost“ setzt fortan auf „Paid Content“.

    Ich habe gar nicht geschrieben, dass nur das „Hamburger Abendblatt“ fortan auf „Paid Content“ setzt. Allerdings hat anscheinend nur das „Hamburger Abendblatt“ die Umstellung mit einem offenbar nicht nur von mir als aggressiv empfundenen Artikel in „eigener Sache“ verbunden.

    Dies wurde bereits in den vergangenen Wochen in diversen Mediendiensten kommuniziert. Ist Ihnen das entgangen?

    Es wurde kommuniziert, wann und wie das „Abendblatt“ die grundsätzlichen Pläne konkret umsetzen wird? Das wäre mir tatsächlich entgangen. Wurde das denn auch den „Abendblatt“-Lesern kommuniziert? Was ist der Sinn, eine solche Umstellung ohne konkrete Ankündigung zu machen? Warum hat das „Abendblatt“ zum Beispiel seinen Lesern nicht gesagt: „Sehen Sie sich noch einmal um, was für tolle Inhalte wir da anbieten (sogar mit geilen Erotikstrecken) damit Sie sehen, dass das ein paar Euro monatlich Wert ist – und ab nächster Woche nehmen wir dann soundsoviel?“ Was ist der Sinn dieses Überraschungseffektes?

    Und dass angeblich viele Mitarbeiter von unserem Schritt überrascht wurden, halte ich für schwer möglich.

    Tja. Scheint aber so zu sein.

    Und anders als Sie schreiben: Nur die Online-Inhalte der Lokalausgaben sind komplett kostenpflichtig.

    Das ist exakt, was ich schreibe. Wenn ich mich selbst zitieren darf: „Die Online-Inhalte der Lokalausgaben sind komplett kostenpflichtig; in den Haupt-Ressorts ist es eine größere Auswahl.“

    Ich hätte also den die Leser umwerben und umschmeicheln sollen, statt die Dinge ehrlich zu benennen?

    Nein, Sie hätten die Leser umwerben und umschmeicheln sollen und die Dinge ehrlich bennen. Was ist denn das für ein absurder Kontrast, den Sie da aufbauen? Sie wollen die Leser doch als Kunden gewinnen oder behalten – glauben Sie wirklich, das schaffen Sie, indem Sie ihnen vorhalten, ihr Geld für falschen Dinge auszugeben („Kaffee in Pappbechern“!)

    Übrigens erscheint mein Text „Webfehler“ in dem Format „Ansichtssache“, das Abendblatt-Leser als Meinungskolumne kennen. Dass das online zu wenig deutlich geworden ist, war suboptimal.

    Och Herr Iken. Das ist nicht „zu wenig deutlich“ geworden, sondern gar nicht. In dem ganzen Text kommt das Wort „Ansichtssache“ nicht einmal vor. Ihr Artikel war (gekennzeichnet als „In eigener Sache“) der Aufmacher an dem Tag, an dem das „Abendblatt“ plötzlich viele seiner Inhalte kostenpflichtig gemacht hat. Es war damit der offizielle Erklärtext für diese Maßnahme.

    Eines würde mich doch interessieren: Sie schreiben; „Eigentlich würden sich die Online-Inhalte auch allein durch Werbung finanzieren lassen, da die Vertriebs- und Druckkosten wegfallen und die Reichweite größer ist.“ Diese Rechung würde ich gerne auf 150 Zeilen dargelegt bekommen. Sie bekommen die nächste Ansichtssache im Abendblatt, wenn Sie wollen. Ich bin gespannt!

    Die Grundlagen der Rechnung können Sie beim Zeitungsverlegerverband nachlesen: http://www.bdzv.de/bdzv_intern+M5c498f3762a.html

    Aber diese Rechnung ist eine Rechnung, die ich durch das Wort „eigentlich“ und das Wort „würde“ qualifiziert habe – die Kombination kennzeichnet, wie Ihnen Ihre Schlussredaktion sicher gerne erklärt, etwas Hypothetisches, nicht Reales. Im nächsten Satz mache ich selbst klar, warum die Rechnung nicht aufgeht: Weil die Medien weniger Werbegeld pro Online-Leser erlösen als pro Print-Leser, was vor allem daran liegt, dass es Online viel mehr Werbeflächen und ganz neue Werbeflächen-Anbieter gibt.

    Ich bin übrigens gar kein grundsätzlicher Gegner von Paid-Content-Konzepten. Ich glaube nur, dass man das nicht so machen kann wie das „Abendblatt“ gerade. So halte ich es tatsächlich, wie Sie selbst schreiben, für aussichtslos, selbstmörderisch, unverschämt.

  161. Ein kleiner Test der neuen Hamburger Qualitätspresse.

    Die Nachricht von heute lautet „Carstensen: Entscheidung erst in letzter Minute“ und war mit dem „money comes first“-Abzeichen der neuen Springer-Welt versehen. Der selbe Beitrag über Google aufgerufen, legt bekanntlich die Innereien des existenziell bedrohten – in diesem Fall – Hamburger Qualitätsjournalismuses offen. Ironischer Weise wird damit der Zugriff über den bisher immer von Döpfner dämonisierten Erzfeind für jeden Halblaien pflicht, will er kostenlos an Abendlbattinhalte. Aber zurück zur „Qualität-hat-seinen-Preis“-Nachricht über den Ministerpräsidenten aus Schleswig-Holstein. Diese umfasst in der „Vollversion“ ganze 94 Worte oder auch 665 Zeichen, inkl. Leerzeichen und trägt das Qualitätssiegel „(dpa/abendblatt.de)“.

    Na, herzlichen Glückwunsch, schöne neue Welt.

  162. Paid Content im Journalismus lediglich lediglich als überholtes Modell abzuqualifizieren, halte ich ebenso wenig für tragfähig wie Niggemeiers Ruf nach Quoten-Journalismus.

    Wer gut und seriös informiert sein will, sollte auch bereit sein, dafür zu bezahlen. Zugegebenermaßen verbirgt sich hinter angeblichem Journalismus eine Mogelpackung, die niemand bezahlen will.

    Aber auch das wird sich geben, bei Paid Content-Angeboten stehen wir ja erst am Anfang.

  163. Paid Content im Journalismus lediglich als überholtes Modell abzuqualifizieren, halte ich ebenso wenig für tragfähig wie Niggemeiers Ruf nach Quoten-Journalismus.

    Wer gut und seriös informiert sein will, sollte auch bereit sein, dafür zu bezahlen. Zugegebenermaßen verbirgt sich hinter angeblichem Journalismus eine Mogelpackung, die niemand bezahlen will.

    Aber auch das wird sich geben, bei Paid Content-Angeboten stehen wir ja erst am Anfang.

  164. @Stefan Niggemeier

    Lieber Stefan Niggemeier,

    danke für die Antwort – auch wenn ich mir als Freund von Online-Medien eine schnellere Reaktionszeit als 42 Stunden gewünscht hätte. Oder sollte ich als „irgendein dahergelaufener Springer-Vizechefredakteur“ nicht so anspruchsvoll sein?
    Schade, dass Sie keine Ansichtssache im Abendblatt schreiben wollen. Aber auch so finde ich, dass meine Ansichtssache und Ihre Widerrede die Diskussion um Paid Content befördert haben. Wäre ja schön, wenn es eines Tages klappt, dass guter Journalismus von Bezahlinhalten leben kann. Ich drücke uns die Daumen.
    Grüße aus Hamburg
    Matthias Iken

  165. ich wundere mich echt. so mancher (bezahl-)artikel bei abendblatt.de entpuppt sich als meldung aus dem landesdienst der dpa. na, bravo!

  166. @Matthias Iken

    Eine Beförderung kann man nicht wirklich erkennen. Es wirkt eher wie eine Bewegung in Aspik. Viel Energie, wenig Bewegung.

    Es gibt zahlreiche Möglichkeiten guten Inhalt zu pekunisieren. Eine Möglichkeit schlummert sogar in diesem Blog und dessen Teilnehmern, mit denen Sie so vortrefflich um das Thema streiten.

    Sie können mich gerne ansprechen, um die kühnen Gedanken mit Ihnen zu teilen. Wäre doch schön, wenn man nach so viel Strampeln in Milch endlich mal auf „guter Butter“ stehen könnte. Oder?

  167. wenigstens kommt hier mal eine öffentliche Debatter zustande, die hoffen läßt, dass bei einigen Leuten davon auch was hängen bleibt. :-)

    Inzwischen ist man ja so weit, dass man sagt Paid Conent ja, nur über den Weg dahin wird gestritten.

    Für die Qualität, die man so im Internet vorfindet, würden ich nichts zahlen. Also erstmal die Qualität verbessern und sich von dem Rest abheben (SPON, Zeit, Welt…), was igentlich nicht so schwer sein kann. Also erst investieren und viele Leser gewinnen und dann die Leser fragen inwiefern sie bereit wären für die Informationen zu zahlen. Mehr mit den Lesern kommunizieren, nicht an ihnen vobreidiskutieren. Gerade das ist doch durch das Internet auch einfach und kostengünstig geworden, aber davon siehr man wenig.

    Also erst gute Qualität kosentlos zu Verfügung stellen und dann Geld verlangen. Nich bei gleichbleibender Qualität Geld verangen und weiterhin wenig in „Online-Journalismus“ investieren.

    Abo für 8 Euro? Das kommt einen fast vor wie ein kleiner Scherz. Gerade im Internet sieht man doch nicht ein, das man für Unmengen an Artikel zahlen soll die man doch nicht liest, weil kein Interesse vorhanden ist. Vieleicht will ich mal bei Zeit ein zwei Artikel lesen, dann beim Spiegel und dann beim Hamburger Abendblatt und vielleicht mal noch bei der Süddeutschen und da soll ich vier mal 8 euro dafür zahlen??? Nein, Danke.

  168. @Gideon: Ich favorisiere eine gemeinsame Vermarktungsplattform von Inhalteanbietern und Autoren. Darin eingestellte Artikel sollen für wenige Cent angeboten werden. Momentan versuche ich möglichst viele Medienschaffende von dieser Idee zu überzeugen. Die bisherige Resonanz ist positiv.

  169. @Konstantin Neven DuMont

    Haben Sie Lust auf eine andere Vermarktungsidee? Es gibt eine, die genau in diesen Blogs und Diskussionen steckt, die man für einen und für viele realisieren könnte. Eventuell mit Ihrem Plattformgedanken kompatibel. Aber auch – und das ist ein großer Vorteil – stand alone realisierbar. Neugierig?

  170. die im lokalangebot geschriebenen inhalte, nicht selten auch größere dossiers und hintergrundstücke, sind allesamt unique content. schaut einfach mal, was der lno der dpa für hamburg am tag schickt – vielleicht vier meldungen. alles andere muss von ha-redakteuren kommen. auch die geschichten aus kiel. oder eben die berichterstattung aus den umland-ausgaben.

    ich finde es schade, dass nun geld genommen wird. ob das der richtige weg ist, wird sich zeigen, aber: die vielen kritiker hier unterschätzen den redaktionellen aufwand, den das HA betreibt, dramatisch. man darf getrost von unkenntnis sprechen.

    der vorwurf, man würde nun für agentur bezahlen, ist zu 98 Prozent schlicht falsch. man kann natürlich auch die mopo lesen, die schreiben dann aus der print-ausgabe vom ha ab. schade, dass das ha die einzige anspruchsvollere zeitung in hamburg ist. der effekt ist vergleichbar mit dem Ende der Ära der Öffentlich Rechtlichen – egal was gesendet wurde, man war genervt davon, weil es weitgehend alternativlos war. würde man aber täglich eine andere zeitung daneben legen können, man könnte durchaus qualitäten beim ha erkennen. gerade erst ging der reporterpreis für die beste lokalreportage ans abendblatt (kann man hier auch auf der seite nachlesen).

    aber herr niggemeier, der sicherlich die gedruckte ausgabe noch nicht oft in den händen hielt, kann ja pauschal schreiben, dass es keine ernstzunehmende zeitung ist. dieses urteil ist gründlich recherchiert. saubere arbeit, kollege!

  171. @ M. Iken (#255): Die – sagen wir – kranke Idee, dass Online schnell und ohne zu überlegen stattfinden muss, macht mich ganz wahnsinnig und wird auf kurz über lang alle Online-Medien zerstören, die dpa-Meldungen und zusammengeschusterten Boulevard-Mist ohne nachzudenken ins Internet pusten.

    Qualität kostet Zeit. Manchmal auch 42 Stunden.

  172. Der Artikel hat mich inspiriert, auch endlich mal mit dem Bloggen anzufangen. Und zwar hauptsächlich, weil ich den Artikel nur teilweise richtig finde. Die Kritik ist nicht von der Hand zu weisen, aber in einigen Punkten muss ich den Betreibern des Hamburger Abendblattes auch Recht geben. Denn ich sehe durchaus eine zukunft und vor allem auch langsam eine Notwendigkeit von Bezahlinhalten. Und ich wäre auch bereit, dafür zu zahlen. Vielleicht bin ich altmodisch aber für mich darf guter Journalismus (damit möchte ich jetzt dem Hamburger Abendblatt guten Journalismus unterstellen) auch im Internet Geld kosten. Über das Bezahl-Modell kann man streiten, aber ob Abo, Einzezahlung oder andersartige Abrechnung, an sich ist da nichts falsch dran, meiner Meinung nach. Für Spiegel Online, Zeit, FAZ, Sueddeutsche oder sogar FTD würde es sich meiner Meinung nach lohnen. Und dass das HA den Regionalteil zum Bezahlinhalt macht ist konsequent, denn dieser Teil besitzt wenigstens ein Alleinstellungsmerkmal, das man nicht 100.00fach auf anderen Seiten sieht… Nunja, den Rest meiner Gedanken habe ich in meinem neuen Blog dargelgt. Übrigens: stilistisch war der Blogbeitrag mal wieder eine Augenweide, da lese ich gerne.

  173. zu DuMont

    Kostantin DM vorstellte sich hier oben (Nr. 209) als Mitglied einer hier und heute angeblich realexistierenden ganzdeutschen „Informationselite“.

    Dazu meine ich: Mir reichen schon die drei formalexistierenden Staatsgewalten, ich brauch´ keine staatsknetisch alimentierte vierte (Medien, Presse oder wie immer genannte) mehr, folge insofern bewußt Peter Hacks´ “Die drei Gewalten”:

    “Der Staat will deinen Schaden nur
    Er möge säuseln oder toben,
    Er bleibt dein Gegner von Natur.
    Der Feind steht oben.
    Regierung, Parlament, Justiz,
    die drei Gewalten,
    Sind, was man Diebstahl nennt,
    In drei Gestalten.“

  174. @Alzheimer sen.

    Die Ewiggestrigen kommen dann doch schon mal nach jahrelangem Tauchgang im dreckigen Brackwasser ihres Denkens in Foren wie diesen an die frische Luft der Gegenwart, um frische Geister mit altem Mief zu belästigen. Herzlichen Dank für Ihre augenblickliche Selbstdisqualifizierung.
    Gibt es schon ein Bezahlsystem, bei dem man Autoren bezahlen kann, damit diese nicht schreiben? Nein? Dann sollten wir das jetzt hier zusammen erfinden.

  175. […] Ich weiß gar nicht, ob mich das mit dem Hamburger Abendblatt überhaupt kümmern sollte. Alle regen sich irgendwie darüber auf: Die wollen sich jetzt ihren hochwertigen Online-Beitrag zur deutschen Zeitungskultur bezahlen […]

  176. @M. Iken:

    Ich käme mir als Leser des Online-Auftritts des Hamburger Abendblatts nach dieser Aktion ziemlich verschaukelt vor.

    Nein, nicht, weil Sie Geld für die Artikel haben wollen. Das ist Ihr gutes Recht. Sondern weil Sie den Abruf der Artikel nicht wirklich kostenpflichtig gemacht haben; Sie haben ihn vielmehr kostenpflichtig für jene gemacht, die nicht wissen, wie man einen Browser so einrichtet, dass er sich als Google-Bot ausgibt.

    Natürlich haben Sie Gründe dafür. Denn es ist kein Versehen, dass Googles Bot munter weiter Ihre Seiten indexieren darf; ebenso wie nicht zufällig jeder Besucher, der über Google oder das angeblich schmarotzende Google News auf Ihre Seiten gelangt, kostenfreien Zugriff auf sämtliche Inhalte erhält, die vermeintlich nur gegen Bares zu haben sind. Wir dürfen davon ausgehen, dass Ihren Webprogrammierern der Umgang mit der robots.txt bekannt ist, die festlegt, ob Suchroboter indexieren dürfen, und von allen großen Suchmaschinen respektiert wird.

    Die Seiten sollen aber gefunden werden. Und sie sollen kostenfrei betrachtet werden dürfen von jenen, die Google im Referrer stehen haben. Deshalb darf Googles Bot (und mit ihm jeder, der sich als solcher ausgibt) das Angebot weiterhin kostenfrei abrufen. Und deshalb brauche ich nur die Überschrift jedes Artikels in Google einzugeben, um den gleichen Artikel unentgeltlich lesen zu können, der auf der Webseite noch als kostenpflichtig bezeichnet wird.

    Und warum? Weil Sie die Werbeerlöse, die natürlich von den Klickraten abhängen, um deretwillen Sie ja auch den Unsinn mit 200-teiligen Bildergalerien überhaupt erst angefangen haben, weiterhin einfahren wollen. Sie wollen sich den Pelz waschen, ohne sich nass zu machen: Einerseits sollen möglichst viele Besucher für ein paar Fünfzeiler, die man zumeist überall im Netz kostenfrei lesen kann, viel Geld bezahlen, andererseits soll die (für Werbekunden relevante) Reichweite Ihrer Seite nicht darunter leiden, denn schließlich möchten Sie nicht, dass die Abnahme der Werbeeinnahmen die neuen Einkünfte aus dem Abomodell überkompensiert.

    Ich würde als zahlender Kunde erwarten, dass nicht jeder mit drei Mausklicks trotzdem kostenfreien Zugriff hat, nur weil er von Google kommt oder behauptet, er sei Google; mehr noch würde ich selbstverständlich davon ausgehen, dass die zahlende Kundschaft nicht mit zappelnden Werbebannern belästigt wird und die unwürdigen Klickstrecken ruckzuck verschwinden, wie überhaupt alles im kostenpflichtigen redaktionellen Angebot, was nur dem Aufhübschen von IVW-Kennzahlen dient.

    Aber das haben Sie nicht getan; am Konzept des Webauftritts hat sich rein gar nichts geändert. Nur gibt es jetzt eine kleine Barriere für all jene, die zu dumm zum Googeln sind, wie man drüberhüpft, und wer darübergestiegen ist, sei es nun mit der Geldbörse oder mit drei Mausklicks für eine Änderung des User-Agent oder des Referrers, findet dort das gleiche Angebot wie zuvor – optimiert für Werbekunden, nicht für zahlende Leser.

    Ich bin bereit, für qualitativ hochwertige Inhalte zu zahlen. Aber ich will als Leser ernstgenommen werden. Und es tut mir leid, auf Ihrer Seite war auch nach ausführlichem Durchforsten rein gar nichts zu finden, was mir auch nur einen müden Cent wert gewesen wäre. Entweder oder: Entweder Bezahlen für Qualität, die aber dann auch ohne Werbung – und ohne Hits von Google – ihre Leser finden wird und konsequent den Abonnenten, und zwar nur ihnen, zur Verfügung gestellt wird. Oder Klickstrecken und zappelnde Werbebanner auf Seiten, die vorzugsweise von Suchrobotern, nicht von Menschen gefunden und gelesen werden wollen, weil ihr Zweck sich in der Generierung möglichst vieler Klicks erschöpft. Beides zusammen geht nicht.

  177. Fürsprecher von Bezahlinhalten scheinen leicht die Kritik an einzelnen Paid-Content-Modellen mit der prinzipiellen Ablehnung von kostenpflichtigen Inhalten zu verwechseln. Auch Herrn Iken passiert dies. Da wird eine Kostenlos-Kultur angeprangert und dem Konsumenten vorgehalten, dass er für jenes Produkt diesen Preis und für ein anderes einen anderen Preis bereit ist zu zahlen. Der Kunde bestimmt selbst, wieviel ihm ein Bedürfnis wert ist. Statt des 3,- Euro Schaum-Kaffees, kann er auch einen ganz normalen Kaffee für 1,- beim Bäcker um die Ecke erstehen. Vielleicht kommt der 1,- Euro Kaffee in der Welt der Chefredakteure einfach nur nicht mehr vor. Unbestritten gibt es unterschiedliche Lebenswelten, welche die jeweilige Wahrnehmung beeinflussen. Fatal wird es, wenn man sich in den eigenen Kunden nicht mehr hineinversetzen kann. Wenn man diesen kennt und versteht, weiss man auch, wie das eigene Produkt auszusehen hat.

    Tatsächlich findet in vielen Branchen eine Erosion der Geschäftsmodelle und damit einhergehend ein Preisverfall der bestehenden Produkte statt. Schon die Musikindustrie hat den Feind im Internet ausgemacht und am Ende den eigenen Kunden regelrecht kriminialisiert. Ähnliches zeichnet sich auch bei den Verlagen ab. Sie wissen seit Jahren, dass ihnen die Anzeigenumsätze im Print wegbrechen. Einziges Mittel, welches Ihnen einfällt, „Bestandsschutz“. Die „New Economy“ hat Schuld und Qualität hat seinen Preis. Ersteres ist Quatsch, denn wer clever war, hat sein Geschäftsmodell auch in dieser Welt gefunden. Aber es gibt keinen Königsweg für die Masse. Letzteres hat Bestand und wird es auch immer haben. Für Qualität zahlt man gerne. Allerdings wird das Umsatzvolumen für einzelne Produkte kleiner, weil der Kunde aufgrund eines viel größeren, ihm zugänglichen Marktes auch seine Bedürfnisbefriedigung differenzierter betreibt. Für die Unternehmen heisst das, neue Produkte zu entwerfen, die den diversifizierten Bedürfnissen Rechnung tragen. Der Kunde merkt, wenn er mit alten Produkten willkürlich umgehängten Preisetiketten für Bestandsschutz garantieren soll. So, wenn Qualitätsjournalismus versprochen wird und man auf der Startseite locker 10 Artikel findet, die eingekaufte Agenturware sind.

    Das, was die Musikindustrie gerade lernt, muss auch die Verlagswelt lernen. Das Kernprodukt alleine reicht nicht mehr, weil es beliebig reproduzierbar ist und in zig-fachen Qualitäts- und Preisstufen angeboten und abgefragt wird. Es geht nicht mehr um das geschriebene Wort, sondern um das, was der Kunde damit verbindet. Mit welchem Bedürfnis er an dieses Produkt herangeht. Branchen und Angebote werden sich komplett neu definieren müssen.

    Man wird sich mit Händen und Füssen dagegen wehren, denn schliesslich hängen an den alten Marktmodellen Strukturen und Arbeitsplätze.

  178. […] Und was hat denn Niggemeier wirklich aufgeregt? Das verschweigen die Quoten-Bertelsmänner: Es war vor allen Dingen das rüde Vorgehen des Springer-Verlages: „Ohne jede Ankündigung standen die Leser heute plötzlich vor geschlossenen Schranken mit Euro-Zeichen. Und nicht nur die Leser: Auch viele Mitarbeiter wussten nichts davon, dass die Angebote, für die sie arbeiten, nicht mehr frei zugänglich sind. Die Online-Inhalte der Lokalausgaben sind komplett kostenpflichtig; in den Haupt-Ressorts ist es eine größere Auswahl. Wer alle Texte lesen will, muss entweder Abonnent der gedruckten Zeitung sein oder für 7,95 Euro im Monat Abonnent der Online-Ausgabe werden. Sich einen einzelnen Artikel, an dem man besonders interessiert ist oder über den man vielleicht bei Google gestoßen ist, für ein paar Cent freizuschalten, ist nicht möglich. Damit folgt das ‘Abendblatt’ exakt der tödlichen Strategie der Musikindustrie, die sich jahrelang geweigert hatte, dem offenkundigen und technisch leicht zu erfüllenden Wunsch der Kundschaft nachzukommen, einzelne Musiktitel erwerben zu können. Die Musikindustrie aber wollte um jeden Preis am für sie lukrativen Geschäftsmodell der CD festhalten — mit dem Ergebnis, dass sie fast am Ende ist und branchenfremde Unternehmen wie iTunes jetzt groß im Geschäft sind“, so Niggemeier. […]

  179. Was sollen die ganze Aufregung und die vielen Zeilen Text, Herr Niggemeier? Den Zeitungsverlagen geht es bekanntlich schlecht, unter anderem wegen des Internets. Die Abonnenten sterben weg oder bestellen ab, weil die Blätter immer dünner werden. Bald werden sie zudem schlechter, fürchte ich, weil auch in den Redaktionen gespart und entlassen wird. Der Weg des „Hamburger Abendblattes“ hat für mich etwas Verzweifeltes an sich. Die wollen jetzt endlich Geld sehen für ihre Inhalte. Ich glaube wie Sie, dass es ein Irrweg ist. Andererseits: Es gibt so viele gute Angebote im Netz. Wer braucht schon das „Hamburger Abendblatt“?

  180. @Fr. Heigel No. 277

    Das Verlagsunternehmen braucht (vor allem BILD aber auch´s) Hbg.er Abendblatt … freilich nur solange es sich privaterwerbswirtschaftlich rechnet (vulgo: profitable ist).

    Gruß v. Altzheimer

  181. #271 Sie nehmen mir die Worte aus dem Mund. Es ist kein Zufall, dass über Google die angeblich abopflichtigen Artikel nach wie vor kostenlos der Leserschaft bereit gestellt werden. Obwohl sich Herr Iken ganz im Geiste seines Vorstandsvorsitzenden Döpfner („spätideologisch verirrte Web-Kommunisten“) nicht zu schade dafür ist, alle Leser zu verunglimpfen („Freibiermentalität“), die sich erdreisten, ein von seinem Arbeitgeber geschaffenes Angebot schlicht und ergreifend ZU NUTZEN, geht er in keiner Replik auf die mehrfach geäußerte Kritik ein, die technische Umsetzung der Bezahlbarriere sei unzureichend und einfach auszuhebeln.

    Ich möchte vielmehr die Behauptung aufstellen, dass es seitens des Springer Verlags zu keinem Zeitpunkt beabsichtigt war, auch nur einen Leser zu verlieren, bzw. seine so wertvollen Klicks auf die nunmehr „kostenpflichtigen“ Seiten. Peter Wälty, Chefredakteur der Onlineausgabe des Schweizer Tagesanzeigers, bringt es in einem Gespräch mit persoenlich.com sehr gut auf den Punkt:

    „Meines Erachtens basiert die Paid-Content-Diskussion auf der falschen Annahme, der Leser bezahle nichts. Die Währung, mit der jeder Leser, auch der Print-Leser, bezahlt, heisst: Aufmerksamkeit. Und die wird von den Verlagen an die Werbewirtschaft weiterverkauft. Das ist das Geschäftsmodell der Tagespresse, das muss das Geschäftsmodell von News-Sites sein.“ (http://www.persoenlich.com/news/show_news.cfm?newsid=85910)

    Mit anderen Worten ausgedrückt: Gehen die Zugriffszahlen auf die Seiten des Hamburger Abendblatts und der Berliner Morgenpost massiv zurück, wird es der Sales-Mannschaft sehr schwer fallen, die schönen Werbeflächen auf ihren Seiten zu verramschen. Schade!

    Zugegeben, mir liegen keine verlässlichen Informationen darüber vor, welchen Umsatz die Axel Springer AG mit morgenpost.de und abendblatt.de generiert. Doch selbst wenn sich keine Reichtümer auftürmen sollten sagt mir mein gesunder Menschenverstand, dass die Onlinesparte nicht so defizitär sein kann, dass morgen der Insolvenzverwalter an der Tür klopft. Andernfalls wäre das Online-Engagement schon lange heruntergefahren oder ggf. sogar ganz eingestellt worden.

    Vielmehr drängt sich mir anderer, weitaus perfiderer Gedanke auf. Wie schreibt Herr Iken in seiner unsäglichen Glosse so schön?

    „Abendblatt.de schläft nie – sie arbeitet 24 Stunden am Tag, an 365 Tagen im Jahr. Das alles kostet Geld. Ist es zu viel verlangt, in Zeiten, wo aufgeschäumter Kaffee im Pappbecher drei Euro kostet oder das Telefonvoting für sinnbefreite Casting-Shows mindestens 50 Cent, für das Produkt Qualitätsjournalismus knapp 30 Cent am Tag zu bezahlen?“

    Ein hanebüchener Vergleich, der eigentlich jeden Kommentar verbietet. Dennoch – oder gerade deshalb – offenbart er in seiner entwaffnenden Ehrlichkeit eine ganz andere Betrachtungsebene. Wenn Herr Iken die Güte seines Qualitätsprodukts auf eine Stufe mit überteuerter Kaffeeplörre und fragwürdigen Call-In-Formaten stellt und sich darüber echauffiert, dass es um mehr gehe, „…als die Wahl eines vermeintlichen Superstars“, so lese ich zwischen diesem unerträglichen Selbstmitleid vor allem eins heraus: Neid! Der Futterneid des Gierigen, der auf den Teller des Anderen starrt, der sich von der Platte des Ahnungslosen noch mehr Krümel mopst. Denn Hand aufs Herz: Würden Morgenpost und Abendblatt ihr Vergütungsmodell wirklich ernst meinen, wären die Google-Schmarotzer doch schon lange draußen.

    Und so wird ab sofort doppelt kassiert! Zum einen die (naiven) Leser, die ob ihres schlechten Gewissens, beim betrachten schöner Fahrradständer die Pressefreiheit in dieser unserer Republik zu ruinieren, ab sofort ein Online-Abo abschließen und zum anderen jene Nutzer, die mit ihren Klicks die harte Währung „Page Impression“ mehren (Da insbesondere in Hamburg das HA fast alternativlos ist, werden die Zugriffe über Google wohl kaum einbrechen).

    Es mag sein, dass sich nur wenige hundert User von Springer einschüchtern und zu einem Abo bewegen lassen. Anderseits müssen sich nur 1000 gutgläubige Menschen finden lassen und schon wäre vom Leser eine Handvoll Banner bezahlt, die noch nicht mal von den hübschen Anzeigen der gewerblichen Partner ablenken. Ein nettes Zubrot in Zeiten der Krise.

    Ich persönlich würde so ein Geschäftsgebaren „Abzocke“ nennen, aber ich bin mir sicher, das wäre nur Polemik…

  182. Obenstehender Langrede (Nr. 280) kurzer Sinn („und sie bewegt sich doch“): Das Verlagsunternehmen braucht (vor allem BILD aber) auch´s Hbg.er Abendblatt … freilich nur solange es sich privaterwerbswirtschaftlich rechnet (vulgo: profitable ist). – Gruß v. Altzheimer

  183. @Udo Hinterwäldler

    „Nein, nicht das Bezahlsystem hat versagt – die Verlage waren, als sie ins Internet gingen, nur „zu blöd”, es ins Netz zu übertragen.“

    Sie scheinen zu glauben, dass Verlage bestimmen, wie das Netz läuft. Da scheinen Sie etwas nicht ganz verstanden zu haben

    „Niemand hat sie gezwungen, ihre Printinhalte dort gratis abzugeben. Hätten sie von Beginn an Geld dafür verlangt, hätte sich die von Ihnen angesprochene „neue Informationskultur” im Netz gar nicht erst auf diese Weise gebildet, wie wir sie heute haben (”Gratismentalität”).“

    Eine realitätsfremde Behauptung, denn die angebliche „Gratismentalität“ hat sich nicht herausgebildet, sie ist strukturimmanent dadurch gegeben, dass jeder Inhalte ins Netz stellen kann und es wesentlich schwieriger ist, jemanden daran zu hindern das zu tun. Die Information wird immer da sein, wer versucht sie zu reglementieren läuft -siehe Filesharing- immer einen Schritt hinterher. Die Verlage sind ein vollkommen irrelevanter Teil des Netzes. Auch wenn sie sich für wichtig halten sind sie nicht signifikant im Vergleich zum Gesamtangebot, das wissenschaftliche Publikationen – etliche davon mittlerweile OpenAccess – genauso beinhaltet wie private Homepages und Blogs auf denen durchaus auch Fachleute aus dem Nähkästchen plaudern.

    „Ihre marktwirtschaftliche Bewertung teile ich durchaus. Wie ich gerade schon schrieb: Die Verlage selbst haben sich in diese Lage gebracht. In der Tat herrscht am Markt (Nachrichten im Netz) derzeit der Wert „null”.“

    Wie schon gesagt, ich glaube nicht, dass Sie das „Prinzip Internet“ verstanden haben. Mit allgemeinen Nachrichten wäre nie Geld zu machen gewesen – die verbreiten sich auch so im Nu. Siehe Unruhen im Iran, bei denen Nachrichten vollkommen unabhängig von der Presse verbreitet wurden, eben weil die Alternativkanäle nur sehr schwer zu kontrollieren sind. Stefan Niggemeier könnte Geld für sein Blog verlangen, weil er problemlos reglementieren kann, wo man MIT IHM über SEINE MEINUNG diskutieren kann. Würde er hier aber nur seine Meinung kundtun müsste er denen hinterherlaufen, die ihn quer über’s Netz zitieren – ein aussichtsloses Unterfangen.

    „Möglichkeiten der Querfinanzierung gibt/gab es zwar: In den vergangenen Jahren finanzierten die Verlage die defizitären Internet-Auftritte ihrer Zeitungen mit den Einnahmen aus dem Printgeschäft. Doch dieses lässt eben stark nach. Und dies lässt sich derzeit nur schwer mit Online-Werbung kompensieren, weil die dort gezahlten Summen zu niedrig sind (darüber gab es neulich einen sehr interessanten Artikel auf CARTA).“

    Und die Konsequenz daraus? Weil man sich kaum mit Siemens, Daimler, Dell und Co anlegen kann, legt man sich mit dem Leser an. Soll doch der tumbe Pöbel zahlen, was man bei Daimler nicht rausholen kann.

    Die Querfinanzierung wird im Rundfunkbereich ja durchaus gelebt.

    „Wie man es dreht und wendet – am Ende bleibt immer die Frage: Wie bezahle ich Journalisten für ihre Arbeit? Nur darum drehte sich mein Hinweis auf die FriseurInnen und BäckerInnen.“

    Die Frage beantwortet sich von selbst: Wer derart unkreativ ist, dass er die ewig gleichen Rezepte aufwärmt, der hat schlicht keine Bezahlung verdient. In anderen Branchen muss sich der Vertriebsprozess auch gewaltigen Umbrüchen stellen. Im Gesundheitsbereich werden Entscheidungen immer mehr den Anwendern aus der Hand genommen und von den Versicherungsträgern übernommen bzw. den Anwendern wird jeder Anreiz genommen, sich für etwas anderes zu entscheiden als dem Versicherer genehm ist. Die Vertriebsorganisationen der Gesundheitsindustrie müssen sich daher darauf einstellen, in Zukunft mehr und mehr mit einer anderen Zielgruppe zu verhandeln – auch wenn der letztendliche Abnehmer der gleiche bleibt.

    Genau wie die Autoindustrie in Deutschland jahrzehntelang Entwicklungen verschlafen hat und dann den Aufstand probte, als man sie dazu zwingen wollte nachzuziehen wird hier der Aufstand geprobt, weil man ein Konzept aus der Steinzeit lieber mit Gewalt am Leben halten will als Kreativität zu zeigen. Presse ohne Kreativität aber entlarvt sich als Dinosaurier, der das Aussterben schlicht verdient hat.

    „Darum: Sollen Journalisten vom Staat subventioniert werden (weil wichtige Aufgabe in der Demokratie – das scheint ja der Ansatz von Alfred Neven DuMont in seinem Editorial vorige Woche gewesen zu sein)? Oder soll eben doch weiterhin der Endkunde für die Belieferung mit Informationen bezahlen? Und wenn ja: wie? (Kulturflatrate; Abo; Einzelbezahlung je Artikel)“

    …oder….oder…oder…

    Sorry, aber Fantasielosigkeit, die ewig rückwärtsgewandt versucht in die Zukunft zu marschieren landet eben auf der Nase. Wer nicht mit der Zeit gehen kann, der geht eben ein. Wer nur die Rezepte von gestern kennt aber nicht die von morgen anpackt, der hat schlicht keine Zukunft.

  184. @ Konstantin Neven DuMont

    Wenn ich Ihre letzten Ausführungen mal als gelernter Wissenschaftler kommentieren darf: Permanente Selbstreferenzierung zeugt eher davon, dass es nicht sonderlich viele Leute gibt, die die eigene Meinung teilen. Wer Qualität und Demokratie für sich in Anspruch nimmt sollte schon ein paar gewichtigere Argumente auffahren, warum er meint, dass dafür genau der gegenläufige Prozess vonnöten ist als der, den die wissenschaftliche Community momentan einschlägt – nämlich möglichst viel einer möglichst breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

  185. Pessismismus hat noch keinem geholfen.

    Polarisieren ist ja schön und gut, aber Kritik ist nur gut solange sie konstruktiv ist.

    Und davon vermisse ich hier viel. :-/

    zwei Sachen stehen fest:

    1. Bitte kein Portal, wo sich der ganze „seriöse“ Journalismus dahinter versteckt (12euro im monat).

    2. Bitte mehr Kommunikation mit dem Leser und/oder Käufer/Spender, sei es Kritik oder Lob, wobei zweiteres wohl im Internet eher selten anzutreffen ist. :D

  186. Nach mehr als 300 weit überwiegend negativen Leser-Reaktionen
    ist das „Iken-Bekenntnis“ aus der Online-Ausgabe Hamburger
    Abendblatt verschwunden. Es war wohl doch zu peinlich.

  187. […] in weitesten Teilen neuerdings kostenpflichtig ist. Aber das hat der von mir sehr geschätzte Stefan Niggemeier schon ausreichend getan. Georg Altrogge, Chefredakteur des von Niggemeier vielfach kritisierten […]

  188. Schlussendlich ist das auch aus technischen Gründen nicht besonders kosteneffektiv. Hier rede ich nicht vom Bezahlsystem, sondern davon wie jeder Zugang zu Artikeln von nicht regsitirerten Benutzern „abgefeiert“ wird.
    Ich wünsche dem Abendblatt viel Spass beim Geld rauswerfen für Webserver und freue mich durchaus das es sich durch den Useragent umgehen lässt.
    Ich bin mir sicher das hier durchaus von der IT-Abteilung abgeraten wurde, aber irgend ein Gimp im Anzug weis es besser. Ja e, bei hohem Gehalt, fettem Bonus und riesiger Abfindung wenns in die Hose geht, da entscheidet es sich leicht.
    Traurig für die Leute beim Abendblatt die bald arbeitslos sind. Wie wir bei G+J gesehen haben gehen die Gewinne ja an die Konzerne um die Aktieninhaber zu befriedigen und ein Polster ist nicht vohanden.
    Hoffentlich macht nach dem Abgang in HH mal wieder eine gescheite Zeitung. Die ganzen lokalschmierblätter gehören deutschlandweit eh mal generell wieder durch ualitätsjournalismus ersetzt.

  189. Mich erinnert die Argumentationen und Pläne der aufgescheuchten Verlegerschaft ein wenig an Walter Benjamins Parabel vom rückwärtsgekehrten Engel: Nur aus dem Rückblick werden die Verlags-Granden zukünftig erkennen, was sie damals in ruinöser Weise alles falsch angefasst haben.

  190. was mir bei altrogges »kommentar« zum x-ten mal aufgefallen ist: warum heißt es eigentlich ständig „niggemeier und seine fans“ oder, noch besser: „niggemeier und seine jünger“ ?

    und immer dann, wenn er sinnbildlich mit dem stumpfen löffel in der wunde schabt?

    hab ich bis heute nicht kapiert …

  191. @OH: Sie haben recht, dass ich bei einigen Themen keine Mehrheiten mobilisieren konnte. Die Neuverschuldung des öffentlichen Haushalts ist mir beispielsweise zu hoch, eine wünschenswerte Umverteilung von Reich nach Arm findet zu wenig statt, unsere Umwelt wird unzureichend geschützt etc. Das hält mich aber keineswegs davon ab, auch weiterhin meine Meinung kundzutun.

    Ebenfalls recht gebe ich Ihnen, dass möglichst viel Wissen einer möglichst breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte. Dieser Punkt ist übrigens einer meiner Hauptaufgaben.

    Sie schreiben, dass die wissenschaftliche Community ihre Erkenntnisse der Menschheit (kostenlos) zur Verfügung stellen würde. Diese Wissenschaftler werden in der Regel staatlich finanziert oder von der Wirtschaft gesponsert.

    Im Gegensatz dazu hatten Journalisten in der Vergangenheit noch eine dritte Finanzierungsquelle, nämlich die des zahlenden Endkunden. Durch die Digitalisierung gerät dieses System zunehmend aus den Fugen.

    Die Vorstellung des subventionierten Journalisten behagt mir (noch) nicht. Der Fall Nikolaus Brender spricht in diesem Zusammenhang Bände. Deshalb verweise ich auf meinen Kommentar Nummer 260 (siehe oben).

  192. Gerade wieder so einen unfassbaren Dreckartikel in einer angeblichen „Qualitäts-Zeitung“ gelesen:

    http://www.derwesten.de/sport/fussball/bvb/100/BVB-Sanierer-Watzke-gilt-als-Meister-des-Schuldenabbaus-id2278479.html

    Zitat: „Einhundertzweiundzwanzig Millionen Euro, in Ziffern: 122.000.000. Diese exorbitante Zahl begleitete die Mitglieder durch die Jahreshauptversammlung im November 2008. Hans-Joachim Watzke nannte sie immer wieder. Voller Stolz. Denn dem BVB ist in nur zwei Jahren das Kunststück gelungen, seine Schulden in exakt dieser Höhe abzubauen.“

    Dafür sollte man den Autor öffentlich auspeitschen und ihm zwei Jahre Berufsverbot erteilen.

  193. Wenn das schon gefragt wurde, dann entschuldige ich mich für die Wiedeholung aber warum soll die Printwerbung effektiver sein als die Onlinewerbung?

    Ich gehe jetzt mal davon aus, dass beim Lesen einer Zeitung niemand mit der Pistole hinter mehr sitzt und mich zwingt jeden Buchstaben in einer Zeitung oder Zeitschrift zu lesen. Wie kann kann also der Werbekunde sicher sein, dass seine Werbung gelesen wird.
    Nehmen wir mal die Extrembeispiele Umsonstzeitung und ADAC. Welcher Leser überspringt die nicht die Seiten, auf denen nichts als Werbung zu finden ist.

    Dahingegen könnte es doch bei Onlineangeboten so funktionieren, dass in einen Beitrag anlesen kann und wenn er mich interessiert, erst einmal 10sec Werbung anschauen muss, um weiterlesen zu dürfen.

    Und wenn eine Werbung effektiver ist, dann wird der Kunde dafür auch mehr bezahlen.

  194. @ Konstantin Neven DuMont

    Ich glaube, wir haben wirklich eine ganz anderen Standpunkt, wenn es um das Thema „Informationsgesellschaft“ geht. So stellt sich für mich die Frage, wer hier eigentlich eine „Freibiermentalität“ besitzt. Sind es nicht die Verlage, die kostenlos aus den Informationen der Wissenschaft Nachrichten, also Geld, machen? Was kommt nun als Dank von ihrer Seite?

    Sie vergessen nämlich bei Ihrer Aufzählung die vierte Finanzierungsquelle, die sich die Verleger seit Anfang des Jahres geschaffen haben: die Hochschulen. Nach dem sich der Staat aus den Hochschulen zurückgezogen hat und es so zu der Änderung im Urhebergesetz gekommen ist, müssen ja für Schriftstücke pro Kopf, die in Vorlesungen, Seminaren oder Übungen verteilt werden – also Gelder an die Verlage gezahlt werden. Bei einer Universität wie die in Köln mit über 43000 Studierenden kommt da nach meinem Überblick eine satte Erstattung durch die VG-Wort am Ende des Jahres auf die Verlage zu.

    Verzeihen Sie mir mal eine polemische Frage, aber reicht das allein nicht aus, um den Rest des Landes kostenlos mit Informationen zu beliefern?
    Was kommt als nächstes? Müssen die Schulen nun auch bald Gelder an die Verleger bezahlen, wenn sie im Unterricht tagesaktuelles Material benutzen wollen, was nicht in den Lehrbüchern steht? Müssen Kindergärten dafür bezahlen, wenn eine Geschichte vorgelesen wird? Möglich wäre es, da hier eine bekannte Grauzone vorliegt, um deren Klärung sich noch nie einer gekümmert hat.

    Bitte verstehen Sie mich richtig: Ich habe nichts gegen Verlage und erst recht nicht, dass Autoren einen angemessenen Preis für ihre Arbeit erhalten – das will ich ja auch. Nur wundert es mich doch immer wieder zu tiefst mit welcher Dreistigkeit hier (ich spreche gerade nicht von Ihnen, ich kenne Sie ja nicht) manche Verleger sich als Mittellos darstellen um hinterrücks sowohl ihre Leser, ihre Angestellten und schlussendlich die Gesellschaft auszupressen. Mit sozialer und gesellschaftlicher Verantwortung hat das nun wirklich nichts mehr zu tun.

  195. @ dani

    Exakt das habe ich mich gestern auch gefragt. Dieses rhetorische Mittel soll natürlich die Gegner als meinungsschwache Herdentiere abqualifizieren, die ihrem Guru blind überall hin folgen, anstatt selbst zu denken – denn dann würden sie ja nicht so einen Unsinn verzapfen.

    Dahinter steckt immer noch der alte Dualismus von den bösen Blogs und den guten „professionellen“ Medien, deren Nutzer natürlich immer kritisch hinterfragen und abwägen und keinesfalls bloß aus alter Gewohnheit das Käseblatt lesen, dessen Abonnement schon ihr Vater vom Großvater geerbt hat.

  196. Junge, Junge, selten habe ich bei der Lektüre einer Diskussion hier so oft so laut lachen müssen wie dieses Mal.

    Nur gibt mir der knatschige Tonfall etwas zu denken… Ich hoffe inständig, dass hier nicht allzu viele Angehörige unserer „Informations-Elite“ mittun… Statt Florett oder Säbel sind mir hier deutlich zu viele Förmchen im Spiel.

  197. @ Steckschuss
    Waffen zu Pflugscharen – habe dies auch schon mal angeregt. Hier sind zu viele selbstverliebt in ihre Waffen. Zu wenig Zuwendung zum Problem. Hier werden Standpunkte betoniert. Sehr schade, weil das intellektuelle Potenzial grundsätzlich ja gegeben zu sein scheint.

  198. Ich habe 7,95 € investiert. Nach einem Monat kann ich sagen, ob es sich für mich lohnt.
    Ich bewundere alle, die es schon vorher wissen.

  199. @Gravitator: Nun, ich meine es zu wissen, weil ich die letzten Jahre je €161,40 investiert habe. Ich habe auf abendblatt.de den Herren Iken und Döpfner per Kommentarfunktion dafür gedankt, daß sie mich dazu gebracht haben, mir über das Thema Qualität und Preis meines Abendblatt-Abonnements Gedanken zu machen, und habe mein Abonnement entsprechend meiner Schlußfolgerung zum Jahresende gekündigt. Die meiste Zeit meiner Mittagspause habe ich ohnehin mit dem Sudoku verbracht, ein-, zweimal im Monat war ein guter (ganzseitiger) Artikel auf Seite 3 und ansonsten habe ich montags den Sportteil gelesen.

  200. @291, Neven jr.:

    Sie schreiben:
    „Die Neuverschuldung des öffentlichen Haushalts ist mir beispielsweise zu hoch“

    … aber ihr Vater hätte gerne Staatsknete für den familiären Betrieb?

    Sie schreiben:
    „eine wünschenswerte Umverteilung von Reich nach Arm findet zu wenig statt“

    – pardon, ihre Familie hat ein Vermögen in mehrfach dreistelliger Millionenhöhe… wer hindert Sie, damit zu beginnen?

    Schauen Sie, wenn es eine Gemeinsamkeit gibt zwischen Ihnen und Ihrem Vater, so sind es diese permanten Sonntagsreden. Da jammern genau die Nevens über das ach so verlustreiche Geschäft, die kurz zuvor ein Blatt nach dem anderen aufgekauft haben und, so hört man, dafür nicht sonderlich viel Kredite benötigten.
    Das staatstragende Element der Neven-Sprüche kennt traditionell, und das weiß jeder Kölner, eine Einschränkung: wenn es um die Brieftasche der Verleger geht. All die großen ethischen Verlautbarungen und Appelle sind, blickt man hinter die Kulissen und nimmt man die Nevens beim Wort, meist Nullnummern.

    Unterm Strich wird so gut wie nichts davon im eigenen Unternehmen umgesetzt. Da wird genauso gekürzt, gestrichen wie anderswo. Da wird zudem die publizistische Macht gerne mal im familiären Interesse mißbraucht.

    Und Ihnen selbst geht es hier offenbar auch weniger um Werbung für ihre Vorstellungen. Sie sind auf der Suche nach der Anerkennung, die Sie im Konzern vielleicht nicht erhalten. Sie sind permanent auf der Suche nach Anerkennung, deswegen verlinken Sie ja auch ohne Ende zu irgendwelchen eigenen (zuweilen sehr komischen) Verlautbarungen. Das alles wäre lustig, wenn man nicht die große Traurigkeit dahinter ahnen würde.

    Aber, und das wäre meine erste Frage, gibt es denn wirklich nicht einen einzigen Menschen in ihrer Umgebung, der sich trauen würde, Ihnen mal ungeschminkt die Meinung zu sagen? Besorgen Sie sich doch endlich mal einige Leute, die Ihnen profunde Contra geben können. Okay, Ihr alter Herr war Zeit seines Lebens auch immer von Stiefelleckern umgeben. Aber Sie wollen es doch anders machen, oder?

    In diesem Sinne: auf zur konstantinischen Wende!

  201. @302: Es ist ja durchaus in Ordnung, das „Hamburger Abendblatt“ nicht zu lesen, ob gedruckt oder im Internet. Wer es aber lesen will, muss dafür bezahlen. Auf Papier und im Web. Was ist daran falsch?

  202. @304: Natürlich spricht nichts dagegen, wenn eine echte Leistung auch bezahlt werden will. Aber gerade beim Abendblatt hab ich meine Zweifel, was den Wert der Leistung angeht.

    Es gibt dort beispielsweise eine für mich recht interessante Rubrik: Sport->Sportplatz Hamburg->Fußball in Hamburg. Man erfuhr, was so auf den Amateurplätzen in und um Hamburg herum los war. Man sollte meinen, aktuellste Artikel stünden oben. Nun, die Artikel, die einem gleich nach dem Aufruf der Seite ins Auge stechen, sind diese:
    – Suspendierung: Camlica wehrt sich gegen den HFV
    – Seeliger: „Aufstieg? Das wäre vermessen!“
    – Palapies: „Beide Spitzenteams hatten keine Krisen“
    etc. (Alle Artikel sind frei verfügbar, jedoch geht es ums Prinzip.)
    Der Camlica-Artikel datiert vom 22. Oktober, das Seeliger-Interview vom 26. und das von Palapies vom 19. Oktober.
    Dann gab es eine wöchentliche Kolumne namens „Szenen aus dem Amateurfußball“, jetzt kostenpflichtig. Zu finden: Nur über die Archivsuche! Zudem begab es sich beispielsweise im Regionalabsport Stormarn, dass prominent im ersten Block der Artikel „Oldesloes Fußballerinnen bleiben Schleswig-Holsteins Nummer eins“ (nach einem 3:2 gegen Holstein Kiel) zu finden war, der eine Woche alt war, und sich der aktuelle Artikel „FFC Oldesloe bekommt Patzke nicht in den Griff“ (nach einer auf das 3:2 folgenden 2:4-Niederlage gegen HSV II.) im untersten Einzeiler-Block befand, bei dessen Überschriften nicht zwingend klar wird, wer oder was gemeint ist (z.B. „In der Deckung viel zu harmlos“ – aber WER?).

    Wer Geld verlangt, schuldet eine Leistung. Wer mehr Geld verlangt, als seine Leistung wert ist, verhungert. Und wer meint, die böse, ungerechte Welt mit ihrer Internet-Gratismentalität sei daran schuld und alle, die alles so günstig wie möglich haben wollten, seien genauso böse, darf sich über Kritik nicht wundern. Und letztlich ist auch das eine Wahrheit: Das Abendblatt am Kiosk (und nur dort pflege ich meine Zeitungen zu beziehen, denn der Zeitungsmann will ja auch von etwas leben; Abo kommt ohnehin nicht in Frage, der Austräger hängt die Zeitung immer draußen an den Türknauf, und immer wieder ärgert sich der Abonnent in unserem Haus, dass die Zeitung geklaut wird) kostet 1,10 €. Das sind in der Woche 5,50 € oder im Monat 24,20 €, die in absehbarer Zeit auch nicht weniger werden – während Vattenfall mal eben seine Strompreise um 4,4 Prozent hochzielt, Mieten zogen zwischen 2007 und 2009 um durchschnittlich 3,6 Prozent an, die Bundesregierung verlangt Konsum notfalls auf Pump und dazu noch Eigenverantwortung bei Renten- und Krankenversicherung (letztere stieg für mich in der Grundversorgung von 12,9 auf zwischenzeitlich 15,5 Prozent) – nur das Einkommen wird nicht in gleichem Maße mehr. Und da schlägt dann eben das Konstrukt der Bedürfnispyramide zu. Es ist das Schicksal der Zeitungsverlage, dass ihre Produkte darin meist weit unten stehen. Und daran wird sich auch für das Abendblatt so schnell nichts ändern, solange sie nicht auf Esspapier gedruckt wird – mit vitaminreicher Tinte.

  203. @treets (303)

    Sorry, anonym posten und derartig beleidigend und persönlich hier öffentlich zu schreiben, das empfinde ich als stillos und weit unterhalb des Niveaus, das Sie bemängeln! Es gibt viele Arten völlig unerträglicher Menschen! Sie sind sicher selbstkritisch genug, herausfinden zu können, zu welcher Sie gehören. Sie können mir die Antwort gerne persönlich senden! Ich bin nicht anonym!

  204. @treets: Ich bewundere Ihre ausgeprägte Phantasie. In diesem Punkt scheinen Sie mir weit überlegen zu sein. Die Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse bei M. DuMont Schauberg haben viel mit Demokratie zu tun. Vier Vorstände, drei Aufsichtsräte, Chefredakteure, Betriebsräte und die Geschäftsführer der Unternehmensbereiche spielen dabei unter anderem eine wichtige Rolle. Glauben Sie ernsthaft, dass ich zum Vorstand für Strategie und Kommunikation berufen wurde, nur weil ich Sohn meines Vaters bin?

    Zum Thema Vermögen meiner Familie: Hier befinden wir uns in einem spekulativen Bereich. Meines Erachtens handelt es sich dabei nicht um eine Liquiditätsbetrachtung, sondern um den vermuteten Wert einzelner Beteiligungen. Die Forbes-Listen haben eine zweifelhafte Aussagekraft. Geld spielt für mich persönlich eine untergeordnete Rolle. Vielmehr geht es in diesem Zusammenhang um die unternehmerische Manövrierfähigkeit.

    Zum Thema Missbrauch einer vermeintlichen publizistischen Macht: Sie können immer noch nicht glaubhaft beweisen, dass diese angebliche Macht wirklich missbraucht wird. Zur Zeit setze ich mich für eine noch größere Meinungsvielfalt innerhalb der einzelnen Titel ein. Einseitige Berichterstattung ist mir nämlich zuwider.

    Zum Thema Anerkennung: Warum sollte ich mir in irgendeinem anonymen Forum Anerkennung suchen? Was sollte diese Anerkennung bringen? Anerkennung suche und finde ich lediglich in meinem privaten Umfeld. Noch nicht einmal bei M. DuMont Schauberg würde ich danach suchen.

    Zum Thema Sparringspartner: Ich habe nicht den Eindruck, dass es mir daran mangelt. Intellektuelle Sparringspartner sind in der Tat wichtig. Nur so kann die individuelle Intelligenz wirklich zur Entfaltung kommen.

    Abschließend verrate ich Ihnen noch den Grund für meine Meinungsfreude. Mir geht es lediglich darum, meine Rezipienten zum Nachdenken zu bringen. Es geht mir zum Beispiel um die Beantwortung der Frage, welche Rolle die Medien bei demokratischen Prozessen der Meinungsbildung spielen. Mehr will ich an dieser Stelle allerdings noch nicht offenbaren. Ich will mir schließlich noch etwas für den Bereich hinter der Bezahlschranke aufbewahren.

  205. Na also bei solch bescheuerten „Geschäftsideen“ wäre es doch am sinnvollsten, einfach die Gehälter für die Chefetage zu streichen und es stattdessen den Schreiberlingen zu geben. Dann kommt man mit weitaus weniger Einnahmen aus, kann die Mitarbeiter anständig entlohnen und gibt den „Entscheidern“ genau das Gehalt, das sie aufgrund ihrer Arbeit verdienen.

    Über sowas muss man sich nicht mal aufregen, die laufen sich selbst tot. Eigentlich verdient dieser Blog-Eintrag auch fast ein Beraterhonorar aus dem Verlagshaus, wenn man recht darüber nachdenkt. Sie sollten mal spaßeshalber eine Rechnung einschicken ;)

    Schön war dazu natürlich auch der Georg-Altrogge-„Artikel“. Geschäftsführung nach dem „Trial-and-Error-Prinzip“? Das ist ja putzig, aber da könnte man ein Unternehmen genausogut gleich von den Insassen einer Kindertagesstätte leiten lassen, die Kleinen haben da meist wesentlich kreativere Ideen und bauen ganze Imperien auf Sand. Selten so gelacht, Trial-and-Error, wenn das das Fundament für Qualitätsjournalismus (ich bin diesmal sehr gespannt auf die Wahl des Unwort des Jahres…) sein soll, hat ers verdient, gratis zu sein.

  206. @308:
    Ein kurzer Nebenbeitrag zur „Diskussion“, in die ich mich nicht weiter einklinken will, denn ich habe irgendwie den Eindruck, dass bereits alles gesagt wurde, nur nicht von jedem.
    Wie auch immer, ich möchte Herrn Neven DuMont dazu gratulieren, sich hier in vermeintlicher Öffentlichkeit zu äußern. Einige Ihrer Ansichten teile ich zwar nicht und es wäre schön, wenn Sie konkret sagen würden, wie Sie sich für eine größere Meinungsfreiheit in Ihren Titeln einsetzen würden (vllt auch in einem Extra-Blog?), allerdings sehe ich hier einen bemerkenswerten Wandel in der Mentalität der Presseindustrie. Eine gelebte Transparenz, ein kommunikativer Draht nicht nur zu den Anzeigenstellern, Verlagshausanteilseigner und PR-Agenturen, sondern auch zum journalistisch interessierten Volk. Das ist ein Fortschritt, den ich sehr hoch einschätze. Immerhin bedeutet er eine Abkehr von der Isolation, in der es nicht darum ging, die Interessen der Millionen Kunden wahrzunehmen, sondern die Wünsche einiger weniger zu befriedigien, weil man sich der Basis (und das ist immer der Leser) sicher war. Das ist auf jeden Fall noch work in progress, aber das Posten in einem Blog ist ein Anfang zum Austausch.
    Aus diesem Grunde hätte ich es natürlich noch besser gefunden, wenn Sie genau diese gegenseitige Befruchtung in Ihrer Erklärung zur Meinungsfreude aufgenommen hätten. So erscheint mir das leider wieder etwas zu einseitig. Ihre Rezipienten sollen zum Nachdenken angeregt werden, aber wir können Sie doch dabei nicht einfach auf der Strecke lassen! Das Prinzip einer Kugelpendelkette funktioniert über den gegenseitigen Energieaustausch und gewährt somit eine viel längere Haltbarkeit der Bewegung. Es ist extrem kontraproduktiv, wenn Sie sich mit der wichtigen Frage der „Rolle der Medien bei demokratischen Prozessen der Meinungsbildung“ hinter Ihrer Bezahlschranke verstecken. Das ist keine Diskussion, die im elitären Kreis geführt werden muss, von der Sie dann auch noch finanziell profitieren, es geht dabei um die Grundlegitimation der Medien in einer demokratischen Gesellschaft. Dafür möchte ich kein Geld bezahlen, da möchte ich mitwirken. Das ist mein demokratisches Verständnis.
    Wie gesagt, Herr DuMont: Hier zu schreiben ist nur ein erster kleiner Schritt. Um das zu reparieren, was die Medien im letzten Jahrzehnt falsch gemacht haben und was das Hamburger-Abendblatt nun fortführt, nämlich die völlige Distanz zum Leser bis hin zur Beleidung, ist weitaus mehr nötig, als nur öffentlich in ein Blog zu posten.

  207. […] Springer-Chef Mathias Döpfner versucht eher mit markigen Worten als mit konsequenten Taten seine Verlegerkollegen von Paid Content zu überzeugen. Forderungen aus dem Web nach Gratisinhalten seien "abstruse Fantasien von spätideologisch verirrten Web-Kommunisten", sagte er dem Manager-Magazin. Inhalte im Netz kostenlos anzubieten sei Unsinn für die Verlage. "Wir waren nicht groß genug, um diesen Wahnsinn allein zu stoppen." Auch für Google fand er starke Worte: "Es kann nicht sein, dass die dummen Old-Economy-Guys für viel Geld wertvolle Inhalte erstellen und die smarten New-Technology-Guys sie einfach stehlen und bei ihren Werbekunden vermarkten". Dabei haben gerade Bild.de und Welt.de ihren Aufschwung vor allem einer cleveren Google-Optimierung zu verdanken. Google auszusperren wäre auch für Döpfner ein Leichtes. Und auch das Hamburger Abendblatt, Springers jüngstes Paid-Content-Produkt, hat Google alle Türen offengelassen. Wer die Überschrift des Artikels bei Google News eingibt gelangt ebenso an der Zahlschranke vorbei wie mit der Installation der Firefox-Erweiterung "User Agent Switcher" oder der Nutzung des mobilen Angebots, schreibt Heise. Überdies vermittelte Springer den Eindruck, nur seine technisch nicht versierten Lesen zur Kasse bitten zu wollen; allen anderen wurden genügend offene Wege zum Inhalt gezeigt. (Lesetipp: Stefan Niggemeier: Aussichtslos, selbstmörderisch, unverschämt) […]

  208. @Konstantin: Noch vor wenigen Monaten war ich der Ansicht, dass im Netz bis zu 30 Cent für hochwertige Artikel erzielt werden könne. Mittlerweile bin ich der festen Überzeugung, dass wir mit ganz wenigen Cent beginnen müssen. Die Finanzierung des Journalisten durch den Endkunden erzeugt meines Erachtens eine höchstmögliche Qualität. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk liefert zum Teil ebenfalls exzellente Arbeit ab, nachhörbar zum Beispiel im Deutschlandfunk. Leider wird dieses Angebot von nur sehr wenigen Menschen angenommen. Es gibt aber auch noch eine problematische Seite des ÖRR. Bei den großen Sendern gehen die wirklich guten Sendungen im Einerlei unter.

    Staatlich subventionierter Journalismus hat in vielerlei Hinsicht seine Tücken. Die jüngsten Vorgänge beim ZDF sind als skandalös zu bezeichnen. Vor Ort kann ich mir subventionierten Journalismus bislang gar nicht vorstellen. Soll der Bürgermeister dann etwa die Lokalredakteure auswählen? Rein werbefinanzierter Journalismus ist auch keine Lösung. Dieser führt oftmals zu oberflächlichen Inhalten.

    Ich gebe Ihnen recht, dass in Foren und Blogs viele interessante Fakten und Gedanken zu finden sind. Die meisten Bürger haben aber gar nicht die Muße, die Nadeln im sogenannten Heuhaufen Netz zu finden, wobei dieser Heuhaufen prinzipiell etwas Wunderbares ist. Dennoch sollte jetzt nicht blauäugig den Interessen der Netzinfrastrukturanbieter gefolgt werden. Für mich persönlich hängt viel von überzeugenden technischen Lösungen ab, die von den Nutzern auch akzeptiert werden.

  209. Was für ein Geschwurbel!

    „Zielgruppe der Differenzierenden, investigativer Journalismus als proklamierte Zukunftsstrategie, Hochintelligente, gesellschaftsrelevante Fragen, Prozesse der Meinungsbildung unserer Demokratie, möglichst viel Wissen, intellektuelle Sparringspartner …“

    Damit es angesichts der hochherrschaftlichen Diskurskultur nicht ganz in Vergessenheit gerät – die Herren DuMont verdienen Geld mit solchen Dingen: http://bit.ly/4LmipQ

  210. Ich glaube, Sie setzen an einer völlig falschen Stelle an. Sie wollen bei ein paar Cent anfangen und nicht bei 30. Ich bin der Meinung, die auch Herr Niggemeier wunderbar klar dargelegt hat, dass Sie, bevor Sie Paid-Content-Modelle einführen, etwas bieten müssen, was sich zu kaufen lohnt, bevor man überhaupt an einen Preis denken kann. Und dafür müssen Sie und alle anderen Verleger, Chefredateure und „Medien-Granden“ endlich mal anfangen, auf diejenigen einzugehen, die Ihnen das Produkt auch abkaufen sollen. Wenn Sie etwas Originelles, Einzigartiges und Süchtigmachendes zu bieten haben, dann können Sie langsam anfangen über den Preis nachzudenken, weil Sie dann überhaupt erst eine Nachfrage haben. Das ist doch nicht schwer zu verstehen.
    Und weil Sie ja noch die öffentlich finanzierten Modelle ins Spiel bringen: Das Paradoxe an der Geschichte ist doch, dass öffentlich finanzierte Medien oftmals eine weitaus höhere Qualität haben, als privat finanzierte. Das ist insofern widersprüchlich, als dass der Wettbewerb doch die Qualität steigern sollte, damit möglichst viele Menschen das Medium nutzen und man sich über Werbeeinnahmen finanzieren kann. Um diese Qualität zu erreichen, muss man nahe am Leser sein, denn schließlich macht man die Zeitung für den Leser und eben nicht zum reinen Selbstzweck. Aber inwiefern wird eine Zeitung denn noch für den Leser gemacht? Wenn mich ein Artikel aus Hamburgs Regionalangebot interessiert muss ich 7,95€ zahlen? Ist das noch die Dienstleistungsarbeit für Leser oder auch nur im entferntesten Diensleistungsqualität? Wenn ich daran gewöhnt bin, großartige Artikel auf einer Website zu lesen und mich einer wirklich interessiert, ist es mir egal, ob der nun 30Cent oder 5Cent kostet. Wenn mir die Qualität der Artikel aber schon sonst nicht zusagt und ich dann auch noch nur ein Monatsabo für 7,95€ bezahlen muss, dann mache ich doch einen gewaltigen Bogen um die Sache.

    Von staatlich subventioniertem Journalismus halte ich auch sehr wenig. Mich fasziniert das Modell der taz. Das ist ein Modell, das für Zeitungen eine absolute Daseinsberechtigung besitzt. Die Leser als Anteilseigner und Mitbestimmer (im Rahmen natürlich), da frage ich Sie, Herr DuMont, ist das nicht real-demokratisch? Beantwortet nicht gerade dieses Prinzip Ihre Frage nach „der Rolle der Medien bei Prozessen der demokratischen Meinungsbildung“? Den Lesern gehört die Zeitung, dafür geben Sie Geld aus, wenn Ihnen die Qualität, Richtung oder der Stil nicht mehr zusagt, dann geben Sie Ihre Anteile zurück. Das ist wahre Qualitätssicherung. Ich habe mich nicht tiefgreifend damit beschäftigt, aber oberflächlich klingt es ideal. Sie werden mir da natürlich aus reiner Existenzsicherung widersprechen, aber die Argumente würden mich schon interessieren!

    Den Zusammenhang Ihres letzten Absatzes verstehe ich nicht. Mir ging es darum, über ein Forum oder ein Blog mit seinen Lesern in Verbindung zu treten. So eine Art Sammelbecken für öffentliche Leserbriefe, wenn man so will. Indem Sie hier öffentlich schreiben zeigen Sie immerhin Ihre Bereichtschaft dazu, was ich Ihnen hoch anrechne, im Gegensatz zu Ihren Kollegen/Konkurrenten, die immernoch nicht erkannt haben, für wen sie letztendlich arbeiten.

  211. @Formwandler: Danke für den Hinweis. Ich kannte diesen Link noch gar nicht. Da er mir nicht gefällt, werde ich ihn zur Diskussion stellen. Für mich ist das ein typisches Beispiel für werbefinanzierte Inhalte. Hoffentlich lenken derartige Angebote die Bürger nicht zu sehr von ihrer für die Gesellschaft notwenigen Teilnahme an unserer Demokratie ab.

    @Konstantin: Aus Zeitgründen kann ich Ihnen jetzt unmöglich alle Fragen beantworten. Ich gehe jetzt nämlich zu meiner Bandprobe (demnächst auf YouTube). Um meine Existenzsicherung mache ich mir übrigens überhaupt keine Sorgen. Ich habe mein bisher verdientes Geld nicht ohne Grund in die Subsistenzwirtschaft investiert.

  212. @316/Formwandler:

    Jeder guckt halt, wo er bleibt. Für die Umsetzung geist- und anspruchsvoller Ideen braucht man visionäre Kraft und einen langen Atem. Viel leichter ist es doch, sich mit einem Sex-Clicks-Sells-Spielzeug die Taschen zu füllen.
    Der ideale intellektuelle Sparrings-Partner wäre in diesem Fall wohl 9live, oder? Vielleicht auch das passende Geschäftsmodell, nach dem man offenbar so intensiv recherchiert?

  213. @Konstantin Neven DuMont

    „Sie schreiben, dass die wissenschaftliche Community ihre Erkenntnisse der Menschheit (kostenlos) zur Verfügung stellen würde. Diese Wissenschaftler werden in der Regel staatlich finanziert oder von der Wirtschaft gesponsert.“

    Sie bringen hier etwas durcheinander. Ich habe vom Publikationswesen im wissenschaftlichen Bereich gesprochen. Richtig ist, dass den Wissenschaftlern sehr viel daran liegt, dass ihre Erkenntnisse sowohl einander als auch einer möglichst breiten Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Richtig ist aber auch, dass der Flaschenhals dafür bisher die Wissenschaftsverlage waren. Diese haben sich zünftig durch die Endabnehmer bezahlten lassen, sinnigerweise größtenteils genau jene Universitäten, die sie mit Inhalten versorgt haben.

    Die Möglichkeiten des Internets haben auf vielfache Weise Bewegung in diese Situation gebracht. Zum einen, weil die Verbreitung eines Artikels als PDF nur sehr schwer zu kontrollieren ist, zum anderen weil sich etabliert hat, auf Artikel eben in der Regel online zuzugreifen, womit der ganze Printbetrieb deutlich an Bedeutung eingebüßt hat. Heraus kamen die ersten nur-online-Journale und mit ihnen eben auch OpenAccess-Journale, die sich andere Möglichkeiten ausgedacht haben, um ihre Produktionskosten zu finanzieren. Sei es durch Publikationsgebühren (Vom Saldo her kann den Universitäten egal sein, ob sie vorher oder hinterher bezahlen, für den Wissenschaftsbetrieb ist es aber deutlich effizienter, wenn man hinterher mit dem Material machen kann, was man will) oder unterstützende Organisationen, deren Mitglieder dann einen Rabatt bekommen. Anstatt dass sie ähnliche Kreativität an den Tag legen, haben sich auch hier die Vertreter der druckenden Zunft darauf verlegt, der Welt einzureden, OpenAccess sei des Teufels.

    „Im Gegensatz dazu hatten Journalisten in der Vergangenheit noch eine dritte Finanzierungsquelle, nämlich die des zahlenden Endkunden. Durch die Digitalisierung gerät dieses System zunehmend aus den Fugen.“

    Die Wissenschaftler haben noch nie direkt an ihren Publikationen verdient. Wie sollten sie auch? Der durchschnittliche Wissenschaftsverlag erwartet, dass ihm die Vervielfältigungsrechte überschrieben werden. Der Wissenschaftler wird für seine Forschung bezahlt, seine Veröffentlichungen wirken sich nur via seiner Reputation auf sein Bankkonto aus. Die Gegenüberstellung Journalist-Wissenschaftler ist also nicht sonderlich sinnvoll. Deswegen habe ich auch Zeitungsverlage und Wissenschaftsverlage gegenübergestellt.

  214. Nun ja. Meinungen dazu finde ich wenig erbauend, es sind ja die Ergebnisse, die hier nur zählen können. Und das einzige, was das Abendblatt da jetzt erstmal macht ist einzugestehen, dass sie keine Konversionsraten hinbekommen. Wer einen Großteil seines Contents hinter der Bezahlwand versteckt, wird damit gerechnet haben, dass so 80% der Besucher demnächst wegbleiben, weil sie ja a) gar nicht sehen können, was es da so tolles gibt hinter der Bezahlwand und es b) für jeden, der jetzt auf den Döpfner-Zug springt, einen gibt, der es nicht tut und sich über die Scharen woanders weggelaufener Leser freuen wird. Spiegel Online wird das freuen.

    Also, mit 80% Wegbleibern und einer danach dann besseren Conversion hat man, denke ich, gerechnet. Der Schreck wird groß sein, wenn die tatsächlichen Zahlen aufschlagen. Ob das daran liegt, dass das hier bloß handwerklich verranzt worden ist (was es zweifellos ist, keine Samples, keine Einzelkäufe, lediglich das Bundling mit dem Printabo scheint sinnvoll) oder ob die Zeit dafür immer noch nicht reif war, wird man hier leider nicht sehen können. Aber, ja, absaufen wird das. Und in spätestens einem Jahr auch wieder rückgängig gemacht.

  215. @306:

    „Sorry, anonym posten und derartig beleidigend und persönlich hier öffentlich zu schreiben, das empfinde ich als stillos und weit unterhalb des Niveaus, das Sie bemängeln!“

    Unpersönlich schreibe ich recht ungern. Beleidigend? Ansichtssache. Wenn man das Geschwurbel des Jung-Verlegers hier liest, empfinde ich DAS als beleidigend. Wer sich halbwegs in der Kölner Zeitungslandschaft auskennt, lacht sich gerade nen Ast über die wohlfeilen Sprüche des Herrn Neven jr.

    Er hätte gerne Beweise für den Mißbrauch der Zeitungen für familiäre Interessen? Ich hatte in anderen Threads hier schon einige davon genannt. Nur zwei hier:

    1) Permanente Propaganda-Kommentare in DuMont-Zeitungen gegen den damals angestrebten Mindestlohn für Postdienste, wobei der DuMont-Konzern seine eigene Beteiligung an der Postkonkurrenz PIN den Lesern gegenüber verschwieg.

    2) Kommentierungen wegen der geplanten Schenkung eines familiär befreundeten Stifterpaares zum Stadtmuseum (den Link zu einem Artikel einer kleinen, alternativen Zeitung dazu hatte ich hier ebenfalls reingesetzt – doch damals hatte Neven jr. „gerade keine Zeit“, darauf zu antworten).

    Ich könnte noch mehr anführen. Aber wozu?

    Wer hier verkündet:

    „Die Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozesse bei M. DuMont Schauberg haben viel mit Demokratie zu tun.“, der hält offenbar die Leute, die hier lesen, für absolute Dämels.

    Er fragt: „Glauben Sie ernsthaft, dass ich zum Vorstand für Strategie und Kommunikation berufen wurde, nur weil ich Sohn meines Vaters bin?“
    Und jeder in Köln weiß, dass der Konzern von zwei Clans geführt wird: das sind die Neven DuMonts und die Schüttes. Mit Christian hat der Schütte-Clan einen geeigneten Nachfolger an die Spitze gestellt – wen hätte Alfred Neven vom anderen Clan sonst berufen sollen als seinen Sohn? Und man weiß in Köln, wie schwer ihm das gefallen ist.

    Er schreibt weiter:

    „Geld spielt für mich persönlich eine untergeordnete Rolle.“

    Bei DEM Vermögen kann man das getrost so formulieren. Um ganz sicher zu gehen, wiederholt er diesen Aspekt in einem späteren Posting noch einmal:

    „Um meine Existenzsicherung mache ich mir übrigens überhaupt keine Sorgen.“

    Das kann man schon mal als ziemlich arrogant verstehen, aber in der Tat: es entspricht der Wahrheit. Der Kerl ist reich geboren. Es sei ihm gegönnt. Stolz muss er darauf aber nicht sein.

    Und wenn er, der Ober-Chef vom „Express“, dessen Porno-Clickstrecken angeblich nicht kennt und dazu bemerkt:

    „Hoffentlich lenken derartige Angebote die Bürger nicht zu sehr von ihrer für die Gesellschaft notwenigen Teilnahme an unserer Demokratie ab.“

    – nun, so kann man das entweder als Verspotten der Leser hier auffassen oder als Eingeständnis des eigenen Unvermögens.

    Und weil er hier angeblich nicht um Aufmerksamkeit buhlt, verweist er auch nicht auf einen baldigen Youtube-Clip seiner Band. Nee, ist schon klar.

  216. Zusatzinfo für jene hier, die sich für Hintergründiges zur Familie Neven DuMont interessieren:

    http://www.nrhz.de/flyer/

    Ein ziemlich linker Blog, alles andere als neutral, häufig in der Wortwahl sehr polemisch. Deswegen für mich nicht unbedingt das, was sauberer Journalismus sein sollte. Gleichwie: die Berichte dort über Familie Neven DuMont (einfach mal Neven in der Suchmaske eingeben) dürften kaum anfechtbar sein – sonst hätte sie der Konzern längst gerichtlich abändern oder gar verbieten lassen. Die Nevens sind nämlich, wenn sie selbst Gegenstand der Berichterstattung werden, recht klagefreudig.

    Es gibt ansonsten in Köln so gut wie keine Print-Gegenöffentlichkeit zu dem, was der DuMont-Konzern verbreiten läßt. Die linksalternative Stadt-Revue erscheint monatlich und in sehr kleiner Auflage. Die Bild-Zeitung legt sich nicht mit Nevens an, jedenfalls nicht im redaktionellen Teil. Der WDR möchte auch keine Fehde und ignoriert deshalb die Politik des Medienmoguls Alfred Neven DuMont.
    Wie sagte ein früherer Kölner Politiker: Sie können gegen DuMont keine Politik in dieser Stadt machen. Sie müssen mit Alfred zusammen arbeiten, sonst haben Sie als Stadtrat oder Bürgermeister keine Chance.

    Und dessen Sohn interessiert sich nun hier dafür, „welche Rolle die Medien bei demokratischen Prozessen der Meinungsbildung spielen.“

    Das trägt schon aberwitzige Züge. (Und erklärt vielleicht, warum es mir in diesem Zusammenhang manchmal schwerfällt, die Contenance zu wahren).

  217. Und demnächst lassen die Pay-Content-Abenteuerer dann wahrscheinlich noch die „Raubleser“ abmahnen. :) Ähnlich, wie ihre Vorbilder von der Musikindustrie das auch schon für sich als neues Geschäftsmodell entdeckt haben.

  218. Leute, die die „Freibiermentalität“ anprangern, wie z.B. Kommentar 189 im letzten Satz, ignorieren einfach, was gesagt wird. Das Problem ist doch: Ich will entscheiden, was ich kaufe (vernünftiges Micropayment, einzelne Artikel), anstatt mit einer Abopauschale gezwungen zu sein, auch dümmliche Foto-Klickstrecken zu bezahlen. Ist denn das so schwer zu verstehen?

  219. @Konstantin: Für das Modell der taz wird meines Erachtens keine ausreichende Anzahl von Menschen zu gewinnen sein. Dafür sind die meisten Bürger zu wenig an diesem Themenkomplex interessiert.

    @treets: „Sie müssen mit Alfred zusammen arbeiten, sonst haben Sie als Stadtrat oder Bürgermeister keine Chance.“

    Das ist ein haltloses Gerücht. Es gibt unzählige Ratsbeschlüsse, die das genaue Gegenteil beweisen. Die fünf Millionen Euro des Stifterpaares für das Stadtmuseum hat der Rat der Stadt Köln zum Beispiel nicht angenommen. CDU, SPD und FDP wollten das Geld, Die Grünen waren dagegen. Abstimmungszwänge haben die Schenkung schlussendlich verhindert. Ihr Vorwurf mit der Pin AG ist ebenfalls abstrus. Führen Sie ruhig noch mehr an. Ein wenig mehr Substanz und entsprechende Quellenangaben wären dabei hilfreich.

    Ihre Ausführungen zur Kölner Medienlandschaft klingen wie eine Verschwörungstheorie. Wollen Sie damit ausdrücken, dass WDR, Bild, Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau und Express alle unter der Decke meines Vaters stecken?

    Ihre Stellungnahmen über mich persönlich sind ebenso oberflächlich und inhaltsleer wie dieser Kommentar von Herrn Niggemeier: „@Konstantin Neven DuMont: Wenn Sie ein bisschen aufgepasst hätten, wäre Ihnen aufgefallen, dass die Schlagwörter aus der Überschrift nicht von mir sind, sondern von Herrn Iken.

    (Es ist, wie ich heute mit einiger Erschütterung feststellen musste, tatsächlich der echte Konstantin „Investigativer Journalismus ist meine proklamierte Zukunftsstrategie” Neven DuMont, der hier seit einiger Zeit kommentiert und dabei vorwiegend darauf verweist, was er an anderer Stelle für tolle Kommentare oder Geburtstagsreden gehalten hat.)“

    @Niggemeier: Sie haben meinen Kommentar Nummer 210 offensichtlich nicht verstanden.

  220. Neven, Sie schreiben:

    „Ihr Vorwurf mit der Pin AG ist ebenfalls abstrus. Führen Sie ruhig noch mehr an. Ein wenig mehr Substanz und entsprechende Quellenangaben wären dabei hilfreich.“

    Bitteschön:
    http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=11456

    Und umgekehrt dürfen Sie nun in ihrem Archiv mal nachschauen, ob es einen einzigen Kommentar ihrer Mediengruppe gegeben hat, der nicht die Interessen der PIN-Gruppe vertreten hat. Viel Spaß bei der Suche!

    Und hier noch einmal der Link zu dieser ominösen Stiftung, wo ihr Herr Vater – wieder einmal – seine Zeitungen nutzte, um Stimmung zu machen (und ich nenne das Mißbrauch):

    http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14112

    Wenn Sie das für eine zu kleine Sache halten: alternativ können Sie einfach mal in ihren Zeitungen einen Bericht, einen Kommentar suchen, der nicht den wirtschaftlichen und finanziellen Interessen der Verlegerfamilie entsprochen hat.

    Und ebenso wie Niggemeier an anderer Stelle bitte ich Sie, sorgsamer zu lesen, bevor Sie kommentieren. Ich hatte nicht geschrieben, dass andere Medien mit ihrem Vater unter einer Decke stecken.

    Oberflächlich und inhaltsleer sind aus meiner Sicht eher die wohlfeilen Sätze zum Qualitätsjournalismus, die Sie bislang hier von sich gegeben haben. Da ist nicht eine konkrete Sache zu erkennen. Der Spiegel hat jüngst sehr schön aufgelistet, wie deutsche Zeitungsverleger Wasser predigen und Wein trinken. Die Neven DuMonts sind da ganz vorne mit dabei.

  221. „Sie haben meinen Kommentar Nummer 210 offensichtlich nicht verstanden.“

    Der Kommentar 210 wurde von Wolfgang verfasst. Oder meinen Sie Ihren persönlichen Kommentar Nummer 210 hier im Blog?

    Zu der Ausrede, dass das Modell der taz nicht auf Ihre Zeitung übertragbar wäre, weil sich zu wenige Menschen dafür interessierten: Dann machen Sie ihre Zeitungen doch mal durch eine Qualitätsoffensive für mehr Menschen interessant. Ist das nicht letztendlich ohnehin unvermeidlich?

  222. @313:

    Zitat: „Überdies vermittelte Springer den Eindruck, nur seine technisch nicht versierten Lesen zur Kasse bitten zu wollen; allen anderen wurden genügend offene Wege zum Inhalt gezeigt.“

    Warum nur erinnert mich das sofort an Zensursula und ihre Stoppschilder? :)

    Aber waren die vom Springer-Verlag nicht immer auch schon die medialen Handlanger unserer heiss geliebten Internet-Ausdrucker? Damit lässt sich dann vielleicht auch die technisch doch äusserst perfekte Umsetzung ihres Pay-Contents erklären. :)

    Hab mir dann da mal ein paar Artikel hinter dem Euro-Zeichen genauer angeschaut und habe wirklich NICHTS (also keine Nachricht) gefunden, was es (inhaltlich) nicht auch völlig kostenlos (mit geringfügig anderen Formulierungen) auf allen möglichen anderen Portalen gibt.

  223. 325/Konstantin Neven DuMont:

    „@Konstantin: Für das Modell der taz wird meines Erachtens keine ausreichende Anzahl von Menschen zu gewinnen sein. Dafür sind die meisten Bürger zu wenig an diesem Themenkomplex interessiert.“

    Genau das meinte ich mit Folgendem: „Für die Umsetzung geist- und anspruchsvoller Ideen braucht man visionäre Kraft und einen langen Atem.“

    Mich regt es auf, wenn jemand einerseits bemüht ist, sich ein quasi philosophisches Profil als Ergänzung zum betriebswirtschaftlichen zuzulegen, auf der Höhe der Zeit in den Diskurs einsteigen und nur ja nichts verpassen möchte, dann aber nicht die ausreichende Innovationskraft besitzt, etwas wirklich intelligentes Neues zu starten, und dann auch noch die Frechheit besitzt, im Vorhinein zu wissen zu glauben, woran „die meisten Bürger“ interessiert sind. Wie in den Zeiten der journalistischen Einweg-Kommunikation. Besser gesagt: In den guten alten Zeiten, oder Herr DuMont?

    Vielleicht sollten Sie weniger Geld für eine Überprüfung der Osmose Hochintelligenter in hohe Positionen ausgeben, als vielmehr in eine einfache historische Studie zum Selbstverständnis und zur Willenskraft großer Publizisten.

    „Ihre Ausführungen zur Kölner Medienlandschaft klingen wie eine Verschwörungstheorie. Wollen Sie damit ausdrücken, dass WDR, Bild, Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau und Express alle unter der Decke meines Vaters stecken?“

    Wollen Sie bestreiten, dass Ihresgleichen schon mal Stadt-Anzeiger, Rundschau und Express unterstehen (2004-2008 DuMontSchaubergGeschäftsleitung Köln, hm?) Und nein, das klingt nicht wie Verschwörungstheorie, sondern wie eine richtige Kölner Klüngel-Theorie, vor allem wenn man Ihre stolze Ehrenamts- und Mitgliedschafts-Liste berücksichtigt. Vorbildlich, alles dabei: Museum Ludwig, Karnevalsverein usw.

    Ihnen jedenfalls noch alles Gute!

  224. ich möchte mich weitestgehend treets anschließen und tue dies jetzt mal nicht anonym.
    vorab zwei dinge:
    1. „was demonstiert werden muss, liegt im argen“
    (selbstgebastelte erkenntnis nach 15 jahren journalismus. insofern wundert es mich gar nicht, von ihnen, herr neven dumont jr, die ausdrücke „informationselite“, „sachlich fundierte aufklärung“, „investigativer journalismus“, „hochintelligent“ (alles #209) und „demokratie“ (#243) zu lesen)
    2. „wenn du wissen willst, was in der kölner politik, wirtschaft und kultur passiert, holst du dir am besten die süddeutsche zeitung“(mittelalte kölner weisheit)

    lieber herr konstantin neven dumont,

    ich bin mir sicher, dass sie wirklich glauben, was sie hier schreiben. allein, von der realität in ihrem verlagsunternehmen ist das weit entfernt.
    Hier nur drei kleine beispiele, die mir persönlich passiert sind:
    Am 21.1.1995 wurde im „kölner stadtanzeiger“ von mir eine negative kritik zu „muriels hochzeit“ veröffentlicht. Das nahm der filmverleih zum anlass, eine anzeige zu schalten mit dem text „am 21.1.1995 schrieb frau bauer im kölner stadtanzeiger „[ein satz aus meiner kritik]“. Publikum und der rest der presse sind anderer meinung. Überzeugen sie sich selbst. Eintritt unter vorlage dieser anzeige nur 5dm.“ Diese anzeige wurde im kölner stadtanzeiger am 26.1.1995 gedruckt. Hinter den kulissen beklagte der filmverleih einen geschätzten verlust von ca. 750.000 dm durch meine kritik und drohte mit absolutem anzeigenstopp, falls ich im ksta noch weiter filmkritiken schreiben dürfe. Zwei wochen später erfahre ich aus einem interview mit der inzwischen leider verstorbenen filmredakteurin, dass ich „bis auf weiteres beurlaubt“ bin. Bis heute hat sich von seiten dumont-schauberg nie jemand mit mir über den vorfall unterhalten.

    will man in köln journalistisch tätig werden, kommt man ja um dumont-schauberg nur sehr schwer herum. interessant fand ich deshalb auch 1996 das angebot, zusammen mit einem kollegen die filmseite der neugegründeten redaktion „express-online“ (später „columbus“, noch später „cologne city guide“) inhaltlich und technisch zu betreuen. nach einem jahr war klar, dass mit einer online-ausgabe wohl nicht so schnell schwarze zahlen zu schreiben sein würden. ich schlug vor, kleinanzeigen auf wunsch des kunden und einem aufpreis von 1 dm, auch online zu veröffentlichen. der vorschlag wurde angelehnt mit der begründung, dass man dafür jemanden einstellen müsse, der diese anzeigen ins system eingibt. (bei einem damaligen studenten-stundenlohn von 7-10 dm wohl schier unerschwinglich).

    von 1994 bis 2001 schrieb ich auch regelmäßig filmkritiken für die „kölner illustrierte“ (k.i.-mediengesellschaft mbh köln, 100% tochter von dumont-schauberg). 2001 stellte ich durch einen zufall fest, dass nicht nur meine, sondern alle kritiken und artikel der „kölner“ in den kostenlos-magazinen „live – (köln/aachen/leverkusen)“ abgedruckt wurden. so wie meine freien kollegen wußte ich nicht nur nichts davon, sondern bekam natürlich auch kein zweitverwertungshonorar. auf meine anfrage in der chefredaktion, was es denn damit auf sich hätte, bekam ich ein formblatt zugeschickt, auf dem ich mich mit meiner unterschrift bereiterklären sollte, mit einer weiterverwertung meiner texte einverstanden zu sein, ohne zusätzliche finanzielle vergütung. Als ich mich nicht dazu bereiterklärte, wurde mir gesagt, dass das sowieso egal wäre, denn „nach spätestens drei jahren würde ohnehin das gewohnheitsrecht zum tragen kommen.“
    Btw… http://www.lfm-nrw.de/medienatlas/set3_portfolio/lfm_port_m123_02_074kime.html
    Leider der stand von nov 2008
    Wenn ich dann so etwas von ihnen lese
    „@Gideon: Ich favorisiere eine gemeinsame Vermarktungsplattform von Inhalteanbietern und Autoren. Darin eingestellte Artikel sollen für wenige Cent angeboten werden. Momentan versuche ich möglichst viele Medienschaffende von dieser Idee zu überzeugen. Die bisherige Resonanz ist positiv.“ (#259)
    Kann ich nur hoffen, das es sich nicht um das bewährte „kölner“-prinzip handelt, das sie lediglich dadurch erweitern, dass dumont-schauberg mit den beiträgen von inhalteanbietern und autoren zusätzlich geld verdient, ohne diesen ein zweitverwertungshonorar zukommen zu lassen.

    Und was die verschwörungstheorien betrifft, wenn’s hart auf hart kommt, probt mds auch schonmal den schulterschluss mit dem axel-springer-verlag. Man erinnere sich an den blätterkrieg ´99-´01.
    http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6lner_Zeitungskrieg

    mit freundlichen grüßen,
    edda bauer

  225. Qualität bekommt, wer in Qualitätsentwicklung und -sicherung investiert! Kundenbeschimpfung und Mitarbeiterdrangsalierung entsprechen beidem nicht. Ich frage mich, wie ein (Lokal)Journalist Qualität produzieren soll, wenn ihm wegen der verlagsseitig verordneten Arbeitsorganisation schlicht die Zeit fehlt, ein Thema zu recherchieren, zu gewichten, einzuordnen, gegenzurecherchieren und schließlich einen Text zu produzieren. Wenn ich die Entwicklungen bei vielen regionalen Zeitungen anschaue, dann werden Journalisten zu „Contentlieferanten“ herabgestuft, an einem Newsdesk, wie auf einer Galeere riemend, zusammengepfercht, für alles und damit auch nichts zuständig erklärt und einem Produktionsdruck unterworfen, der keine Qualität, sondern billige Massenware aus vorgefertigten Teilen produziert. Das ist nur noch Fließbandarbeit an der Textstanze, nichts sonst. Ich bin erschüttert über den Mangel an unternehmerischer Kreativität in den Verlagsführungen und so verbohrte und bockige Chefjournalisten wie Herrn Iken. Ihm möchte ich zurufen: Sorgen Sie für eine wirklich unabhängige, personell gut aufgestellte Redaktion, die, frei von Profitinteressen, ihre Artikel in hoher Qualität produziert – sowohl für ihr Online- als auch das Printangebot. Verkaufen Sie ihre Kunden nicht für dumm und reden Sie nicht den Managern das Wort, die auch ihre Stelle mit einem Federstrich und ohne Skrupel streichen würden. Schlagen Sie den Herren doch einmal vor, die Redaktion aus einer Stiftung zu finanzieren, deren Kapital aus einem prozentualen Gewinnanteil aufgebaut wird. Frei von Profitinteressen? Ist das Kommunismus? Nein. Ich verweise an dieser Stelle hierauf: http://www3.ndr.de/sendungen/zapp/archiv/internet/online204.html
    Es braucht den wohltätigen Miliardär nicht (s.o). Herrn Neven DuMont, dem selbstreferentiellen Dauerkommentator, sei ebendieses Modell als Ausweg aus seinem Dilemma anempfohlen, auch zur Fortentwicklung für die familieneigenen Publikationen.

  226. @Edda Bauer:

    Ihre Shift-Taste ist kaputt? Kein Problem, inzwischen bekommt man schon für unter 15 EUR eine neue brauchbare Tastatur. Ich leiste gerne Kaufberatung. Bei der Gelegenheit können Sie auch gleich noch ein paar Satzzeichen kaufen, dann könnte man Ihren Text vielleicht sogar lesen.

    Man muss Herrn Neven DuMont und sein Kölner Medienimperium nicht mögen, aber immerhin hat der Mann genug Respekt vor seinen Lesern, seinen Kommentaren korrekte Orthographie angedeihen zu lassen. Und auch wenn schlampige Rechtschreibung ein epidemisches Problem in Online-Foren ist, kann man zumindest von Journalisten auf einem Journalisten-Blog etwas Bereitschaft zu formaler Korrektheit erwarten. Oder nicht?

    Wenn die äußere Form Ihrer Filmkritik mit derjenigen dieses Kommentars von Ihnen vergleichbar war, hätte ich jedenfalls Zweifel, dass der Grund für Ihre damalige Suspendierung dort zu suchen ist, wo Sie ihn verorten.

  227. @333, kurt:

    Den Inhalt eines Schreibens ausschließlich nach der Orthographie zu bemessen, ist schon eine ziemliche Rentner-Nummer. Die schieben einem an der Kasse auch gerne den Einkaufswagen in die Hacken, wenn es nicht ordentlich voran geht.

    Ähem: wieso eigentlich „auf (?) einem Journalisten-Blog“…

    ;-)

  228. Ich finde es unverantwortlich zu denken alles im Internet muss kostenlos sein, vor allem aber Musik und Texte.
    Man sieht ja jetzt schon was passiert, wenn unterbezahlte oder unbezahlte Schreiber und Musiker ihre Grütze übers Internet pladdern lassen.

    Wer gute Arbeit will muss dafür auch bezahlen und nicht das Urheberrecht aushebeln!

  229. @treets:

    Wer spricht denn von „ausschließlich“? Und nein, vom Rentneralter bin ich zum Glück noch weit entfernt.

    Es entspricht allerdings meiner Erfahrung, dass es eine sehr starke Korrelation zwischen inhaltlicher Qualität und äußerer Form gibt. Vielleicht hat das einfach damit zu tun, dass korrekte Orthographie und Grammatik ein Mindestmaß an Sorgfalt erfordern, die es auch mit sich bringt, dass man über einen Text nachdenkt, statt nur ungeordnete Gedanken als Strom von Wörtern niederzuschreiben.

    Ja, ein Naturgesetz ist das natürlich nicht, nur ein Erfahrungswert meinerseits. Und selbst wenn der Inhalt ergiebiger ist, als Äußerlichkeiten vermuten lassen, ist es doch sehr mühselig und anstrengend, sich durch Texte zu wühlen, die so unstrukturiert und schlampig verfasst wurden.

    Es ist doch eine einfache Rechnung: Wer schreibt, will gelesen werden, sonst hätte er sich das Schreiben doch sparen können. Die meisten Texte werden öfter als nur genau einmal gelesen. Der Autor muss nur einmal, beim Verfassen des Textes, Aufwand betreiben, damit eine größere Zahl von Lesern weniger Aufwand beim Lesen hat. Eine gute äußere Form ist also in erster Linie eine Art selbstverständliche Höflichkeit dem interessierten Leser gegenüber.

    Es wäre zwar übertrieben, zu behaupten, wer sich nicht um vernünftige Zeichensetzung bemühe, habe keinen Anstand gegenüber seinen Lesern. Aber unhöflich ist so etwas allemal, suggeriert es doch, dass man seine Leser einer gewissen elementaren Sorgfalt nicht für würdig erachtet. Oder würde Frau Bauer eine Bewerbung, einen Geschäftsbrief oder einen bezahlten Artikel für eine Tageszeitung gleichfalls mit kaputter Shift-Taste verfassen?

    Aber das hier ist „nur“ online, richtig? (Wer hat nochmal gefordert, online sollten die gleichen Qualitätsstandards gelten wie offline?) Auch mein schlimmster Feind darf von mir ein Bemühen um korrekte Orthographie erwarten, genauso wie er ein Befassen mit seinen Argumenten und stringente Argumentation erwarten kann. Das hat ganz einfach etwas mit dem altmodischen Wort „Anstand“ zu tun; nennen Sie es „gesellschaftlich etablierte Umgangsformen“, wenn Ihnen „Anstand“ oder „Höflichkeit“ zu starke Begriffe dafür sind.

  230. @kurt: dieses blog hat die vorgabe des fünf-jahres-planes für diskussionen über kleinschreibung und kommaschwächen bereits übererfüllt. ich, werde weitere beiträge dazu deshalb löschen. schon aus langeweile.

  231. @336 Das einzige, was man auf dem Musikmarkt beobachten konnte, war das selbe wie in jeder anderen Branche auch. Da hat man sich eine goldene Nase verdient und dachte, man könne den Gewinn maximieren, indem man die Ausgaben immer weiter zurückschraubt, bis es nur noch einen Haufen zweitklassigen Schund zu kaufen gab.
    Die ganze „Raubkopier“-Debatte ist an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten. Wir haben früher auch Kasetten getauscht und Musik aus dem Radio auf Tape kopiert, wenn es nicht gut genug war, um Geld dafür auszugeben (abgesehen von den Rundfunkgebühren). Und die Sachen, die einem wirklich gefallen haben, hat man sich als Original gegönnt, mit schönem Cover und allem drum und dran. Das gab es also alles auch schon vor dem Internet und dem digitalen Zeitalter. Und das einzige Argument, das dem immer wieder entgegengestellt wird, ist die Qualität, die heute ja viel besser sei. Als wäre es damals ein Unterschied gewesen, ob ich mir die Kasette nun kaufe oder selbst Musik draufspiele. Das ist völlig lächerlich.

    Und was das Wort „Urheberrecht“ jetzt in dem ganzen Kommentar zu suchen hat, ist mir ehrlich gesagt schleierhaft. Das hat so rein gar nichts mit „paid content“ oder gratis zu tun.

  232. @Stefan Niggemeier, #338:

    Von mir aus. Aber Sie könnten ja auch Schneeflocken zählen, wenn Ihnen grade langweilig ist. Wär doch nicht so destruktiv.

    Achja, kurz zum Diskussionsstrang: Dass die Frau Bauer vor kurzem, also, äh, 1996 in der Redaktion des weltbekannten „express online“ einen ganz tollen Vorschlag zu Online-Kleinanzeigen gemacht hat, den die böse Verlagsleitung abgelehnt hat (vermutlich kam diese wichtige Entscheidung persönlich vom Vorstand, der deshalb eine Krisensondersitzung einlegte), scheint mir auch eher wenig relevant zum Thema „Online-Auftritt des Hamburger Abendblatts führt löchrige Bezahlschranke ein“. Naja, Ihre Entscheidung, was Sie auf Ihrem Blog lesen wollen.

    Ich wünsch Ihnen dann mal eine gute Nacht..

  233. @mel:

    der entscheidende unterschied zwischen raubkopien damals und heute ist: damals musste man in echtzeit eine cassette überspielen, womöglich gar noch am radio lauern, und dann hatte man ein medium, dass nicht nur qualitativ minderwertig war (in der tat für die meisten nicht so wichtig) sondern auch noch langsam verfiel, bis es schliesslich mumpfte und eierte dass man entnervt durchaus doch mal zum original griff.

    heute hingegen verschiebt man komplette diskographien eines künstlers mit zwei mausklicks, in form von bequemen files die auf jedem denkbaren abspielgerät problemlos laufen.

    wer da ernsthaft nicht den qualitativen unterschied zu „früher haben wir auch kassetten überspielt“ sieht, der will ihn dann wohl einfach nicht sehen.

  234. @mosley

    …oder war damals wohl schlauer. In „Echtzeit“ musste man Kassetten such nicht überspielen, da gab es durchaus auch schnellere Möglichkeiten. Und wenn ich mir heute also in der selben Zeit viel mehr Musik überspielen könnte, na hätte ich mir denn all diese Musik auch gekauft? Ich glaube kaum.

    Kassetten haben darüber hinaus immer schon die Eigenschaft gehabt, irgendwann zu leiern und sich dem Bandsalat zu ergeben, Da gab es keine eklatanten Unterschiede zwischen Originalkasetten und „Rohlingen“.

    Schade, dass man an diesem fadenscheinigen Argument festhält, es gibt nämlich einen weitaus entscheidenderen Unterschied zwischen damals und heute und das ist die Qualität des gekauften Produktes im gesamten und nicht auf das Lied an sich beschränkt. Da hatte ein Original einen echten Mehrwert, allein durch z.B. die Covergestaltung. Da wollte man das tatsächlich haben. Und- es war erschwinglich. Darüber hinaus gibt es selbst heute genug Leute, die für eine spezielle Platte weit mehr als den Kaufpreis ausgeben würden, weil sie etwas besonderes haben und es nicht bloß um das reine Hören an sich geht.

    Und da sind wir dann wieder bei der Qualität. Wenn ich im Gros nur Hörstücke am Fließband produziere, muss ich mich nicht wundern, dass sich der Anteil an gekauften Alben nicht mit den produzierten deckt. Für qualitativ hochertige (und ich rede da nicht von technischer Qualität, das kann in der Tat jeder heutzutage) Produkte wird da immer noch Geld ausgegeben. Aber das verschwindet eben in der großen Masse des Einheitsbreis.
    Die Suche nach Alleinstellungsmerkmalen und dem besonderen „Must Have“ in all den x-ten Auflagen eines schon dagewesenen Künstlers/Musikstück gleicht doch da inzwischen der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

  235. @ Stefan Niggemeier

    Was ich persönlich viel eklatanter finde: knut sagt in #333, man könne Satzzeichen kaufen. Ich dachte immer, die würden automatisch umgedreht werden und nur Vokale seine zu kaufen. Jetzt bin ich total verwirrt und da so kurz vor Weihnachten ist nun echt nicht nett!

    @ Konstantin Neven DuMont

    OT: Da Sie ja nun nicht nur meine Telefonnummer sondern auch Adresse kennen mal eine Frage: Irgend ein Witzbold hat unverschämter Weise über das Wochenende in meinen kompletten Garten einen Berg an weißen Pulver geschüttet. Es sieht zwar flauschig aus, ist aber nass und kalt wenn man es anpackt! Sie haben damit zufälliger Weise nichts zu tun, oder? Damit eins klar ist: ich mach den Mist nicht weg!

  236. @treets und @Edda Bauer: Schicken Sie Ihre Erkenntnisse bitte an die lokalen Medien in Köln. Die machen daraus bestimmt ganz tolle Reportagen. Und falls Ihnen langweilig wird, können Sie sich im forum.ksta.de umschauen. Vergessen Sie aber nicht, diese Einträge mit der Berichterstattung des Kölner Stadt-Anzeigers zu vergleichen (z.B. Neubau Schauspielhaus). In der Folge müsste Ihnen schnell klar werden, wie es um die Meinungspluralität im Hause M. DuMont Schauberg wirklich bestellt ist. Den Rest erkläre ich Ihnen ein anderes Mal.

    http://forum.ksta.de/showthread.php?p=254808#post254808
    Wohin steuert Köln? – Seite 125 – forum.ksta.de

    Ich verabschiede mich erstmal zum nächsten Deutschlandfunk-Interview. Die Förderung der Demokratie ist mir nämlich wirklich ein wichtiges Anliegen.

  237. Konstantin Neven DuMont schrieb:
    „Schicken Sie Ihre Erkenntnisse bitte an die lokalen Medien in Köln. Die machen daraus bestimmt ganz tolle Reportagen.“

    Tatsächlich ein schlagfertiger Kommentar. Vor allem wenn man bedenkt, daß die lokalen Medien in Köln alle zu Neven DuMont gehören.

  238. @Konstantin Neven DuMont:

    Sie scheinen ja hier auf Werbetour zu sein: eigenes Interview beim Deutschland-Funk, eigene Band auf youtube, eigenes Image als wohlhabender Diogenes in der Tonne… – da nutzen man halt das reichweitenstarke Blog hier für´s Marketing. Was mich da aber mal interessieren würde: Machen Sie das eigentlich selbst, oder sitzt da ein Student für 9,- 8,- 7,- 6,78 die Stunde?

    @kurt:

    Irgendwie seltsam, sich hier so sehr gegen den Beitrag 331/Edda Bauer zu engagieren. Klären Sie uns doch bitte einmal über Ihre alte Rechnung auf.
    Kleinschreibung in Blog-Kommentaren kritisieren übrigens nur Müsli-Asketen und Deutsch-Lehrer, die wegen des Radikalenerlasses nicht befördert wurden…;-) Nichts für ungut…

    @342/mosley:

    „womöglich gar noch am radio lauern“

    Jaaaa! Good ol´ times… NDR2-Plattenkiste, Kassette zum Ende des letzten Titels zurück spulen, im richtigen Moment, innerhalb von Milisekunden gleichzeitig auf „play“ und auf „record“ drücken.

    „…und dann hatte man ein medium, dass nicht nur qualitativ minderwertig war…“

    Stimmt das denn? Die Abspielqualität mag zwar geringer sein als bei einer CD. Aber Magnetband-Medien scheinen gegenüber den kleinen Scheiben in punkto Langlebigkeit zu gewinnen.

    Wie auch immer, die große Goldrausch-Zeit der Plattenindustrie waren die 90er. Ich kann mich an Jahre erinnern, da kaufte nicht nur man selbst, sondern jeder aus der gleichaltrigen Peer-Group, jede Woche minimal eine CD. Einfach so. Wenn man kein Geld mehr hatte, kaufte man eine Single, obwohl das bei weitem nicht so anerkannt war.
    Man musste einfach eine riesige CD-Sammlung haben, um überhaupt ernst genommen zu werden. Manche hatten noch etwas früher eine überbordende Kassetten-Sammlung, die waren später meist auch die Kings, was die CD-Sammlungen anging.

    Die Zeiten sind endgültig vorbei und kommen nicht mehr zurück.
    Gleiches gilt m.M.n. auch für das Nachrichten-Biz. Leute, gewöhnt euch dran: Die fetten Jahre sind vorbei! Man müsste das Internet komplett abschalten, wollte man dieses Rad zurück drehen.
    Wie soll zum Beispiel auch der allerbeste Auslandskorrespondent der Zeitung xy in Khartoum mit dem bloggenden Aid worker konkurrieren, der direkt aus dem Flüchtlingslager schreibt? Wofür braucht man noch eine NYTimes-Beilage, wenn der beste Freund/die beste Freundin aus Big Apple bloggt? Wer braucht hunderte journalistischer Mainstream-Interpretationen des UN-Klimagipfels, wenn nur einen Mausklick entfernt WWF, Greenpeace, u.a. schreiben?

  239. „Den Rest erkläre ich Ihnen ein anderes Mal.“, schreibt Neven junior.

    Nur keine Hektik, werter Jung-Verleger, wir kennen das ja, dass Sie immer dann, wenn hier im Blog Konkretes gefordert wird, dringende Geschäfte haben.

    Wie läuft das eigentlich bei Ihnen daheim? „Schatz, ich komme heute etwas später, ich muss noch die Demokratie fördern.“ ?

  240. Der doch nicht ganz so gestrige Herr Schirrmacher in der FAZ, heute:
    „Das Öde an der deutschen Internetdebatte ist, dass sie weitgehend eine Mediendebatte ist. Jeden Tag neue „zehn Thesen über die Zeitung“ sind erfreulich, aber auf Dauer auch etwas langweilig. Diese Obsession hat damit zu tun, dass hier am unmittelbarsten über Marktinteressen verhandelt wird und die entscheidende Intelligenz, die Softwareingenieure und Informatiker, unter sich bleibt. Wir reden über die „Rhein-Zeitung“ oder diese Zeitung, aber nicht über Google. Das hat damit zu tun, dass wir in einer Zeit des freien Zugangs zu allen Inhalten über nichts so wenig wissen wie über Googles Algorithmen.“

  241. Ich verstehe auch nicht, warum alle auf Edda Bauer rumhacken. Als Nicht-Kölnerin (und auch ansonsten Nicht-Insiderin) fand ich den Kommentar sehr informativ. Insbesondere nervt es mich, dass jemand sowas unter Realnamen postet und ein paar Anonymlöcher wichsen sich dann auf ein paar Kommatas (sic!) einen ab.

  242. […] Letzte Woche, bam! ganz plötzlich, war der Großteil des Inhalts von abendblatt.de, der Homepage des Hamburger Abendblatts, nicht mehr kostenlos abrufbar. Lediglich Abonnenten können weiterhin auf alle Artikel zugreifen, oder aber Menschen die für 7,95€ monatlich zu Online-Abonnenten werden möchten. Die Springer AG zieht Läufer um Läufer aus ihrem Angebot vor in die Offensive gegen die im Internet herrschende “Freibiermentalität”. Stefan Niggemeier kritisiert diesen Schritt und speziell dessen Rechtfertigung vonseiten des Abendblatts scharf auf seinem Blog: Aussichtslos, selbstmörderisch, unverschämt. […]

  243. @Niggemeier: Bevor ich mich in meinen wohlverdienten Winterurlaub verabschiede, möchte ich mich bei Ihnen persönlich bedanken. Nichtsdestotrotz finde ich es sehr schade, dass hier so wenig über unsere notleidende Demokratie diskutiert wird.

    Wenn wir nicht aufpassen, verliert sich unsere Gesellschaft zunehmend in profanen Nebensächlichkeiten. Ich finde das nicht begrüßenswert. Trotz all dieser Konflikte sollten wir unsere Gemeinsamkeiten nicht aus den Augen verlieren.

    Ich fände es gut, wenn wir uns im Jahr 2010 treffen würden. Dann könnten wir der Bloggemeinde gemeinsam die Zusammenhänge erklären. Ich würde aber auch unseren frisch gewählten Medienmanager des Jahres einladen. Die sogenannten Massenmedien sollten nämlich nicht außen vor bleiben.

  244. @mel:

    „…oder war damals wohl schlauer. In „Echtzeit” musste man Kassetten such nicht überspielen, da gab es durchaus auch schnellere Möglichkeiten.“

    ja stimmt, es gab „high speed dubbing“, damit dauerte es immerhin nur noch 45 minuten eine kassette zu kopieren anstelle 90. klang leider miserabel, aber was solls, nicht wahr?

    aber das ist ja nicht der punkt – nochmal: damals hat man in echtzeit (und besonders schlaue wegen mir in halber) von hand die medien kopieren müssen, und für jede weitere aufnahme auch direkt nochmal neue medien bezahlen, weil eine typische cassette halt dooferweise nach 2 tonträgern voll war. allein durch den zeit- und medienaufwand hielt sich also der sparvorteil gegenüber dem besitz des originals in ziemlichen grenzen.

    und nun nochmal zum vergleich: heute kann man sich, nur mal so als beispiel, die kompletten diskographien der stones, der beatles, pink floyd, led zeppelin und david bowie mit ein paar mausclicks kopieren. klick, klack, einem statusbalken zusehen (geht schneller als eine cassettenseite bespielen, sogar mit high speed dubbing) und zack hat man mehr musik als man überhaupt hören *will*. und mit youtube&co wollen wir gar nicht erst anfangen.

    wollen wir wirklich weiter so tun als wäre das kein unterschied? macht das spass, sich blöd zu stellen? es ist nicht dasselbe, nicht mal annähernd. das muss auch überhaupt nichts mit dem rest der diskussion zu tun haben (ganz anderes thema), aber zumindest die argumentation „früher war das letztlich genau gleich, wir haben halt cassetten kopiert“ ist auf jeden fall für die katz.
    heute kann ich meine tochter bei einem kumpel mit einer festplatte vorbeischicken, und eine stunde später kommt sie zurück mit mehr musik als sie in ihrem ganzen leben hören können wird, einmal die gesamte musikgeschichte rauf und runter. in der zeit hatte man in den ach so vergleichbaren kassettenzeiten gerade mal eine typischen pink floyd platte überspielt (mit high speed dubbing, versteht sich!)

  245. @mosley

    Wie gesagt, ich finde es schade, dass man an diesem lächerlichen Argument festhält „heute kann man alles viel schneller kopieren, deshalb kaufen die Leute weniger“ und das ist das „entscheidende Argument“.

    Nochmal: bitte wer von denen, die sich heute mehr Musik kopieren als sie jemals hören könnten, würde all das kaufen? Das ist doch der Haken an diesem Argument.

    Klar gehts schneller, ganze Festplatten zu kopieren als eine einzelne Kasette, aber das sollte man dann auch damit vergleichen, wie viel Zeit es kosten würde, all diese Alben zu kaufen damit ein echtes Argument daraus wird.

    btw, ich bin mir nicht so ganz sicher, ob man mit Sätzen wie

    „macht das spass, sich blöd zu stellen?“

    eine Argumentation so wirklich untermauert ;)

  246. @ 356: Zeug rauchen? Ein bisschen Phantasie reicht doch wohl völlig aus, um sich das bildlich vorzustellen -?

    Die Bloggemeinde… unter ihnen die Niggemeier-Jünger… lauschen hingebungsvoll und verzückt den Erklärungen des erleuchteten, des weisen…äh…. hier wird das Bild undeutlicher- halt, es verschwindet- NEIN!

    Also doch Zeug rauchen.

    ;-)

    Martje

  247. Mein gestriges Deutschlandfunk-Interview wird am 29.12.2009 im Mittagsmagazin ausgestrahlt. Es werden einige offene Fragen in Sachen Demokratie, Digitalisierung, Verlage und Paid Content beantwortet. Ich schreibe das übrigens nicht, weil ich Aufmerksamkeit erzielen will. Mir geht es lediglich um die Mitteilung eines Hörfunk-Tipps.

    @treets: Aus Nächstenliebe, Menschlichkeit und Solidarität kümmere ich mich jetzt auch noch um Sie. Rauch wird Ihre Probleme meines Erachtens nicht lösen. Denken Sie lieber über den Sinn des Lebens nach. Fragen Sie sich, was Sie für andere Menschen oder unsere Umwelt tun können. Glauben Sie mir, es ist gar nicht so schwer.

  248. So ein Zufall. Mein Buch, in dem ebenfalls einige offene Fragen in Sachen Demokratie, Digitalisierung, Verlage und Paid Content beantwortet werden, wird ebenfalls am 29.12. veröffentlicht. Und, ich schreibe dies ebenfalls nicht, weil ich Aufmerksamkeit erzielen oder gar Werbung in eigener Sache machen will. Mir geht es lediglich um die Mitteilung eines Buchtipps.

    Allen hier ein schönes Weihnachtsfest!

  249. @gebimmel
    Findet man das Buch dann unter dem Autor „gebimmel“? Oder ist „gebimmel“ ein Pseudonym mit weltweiter Relevanz, das sich nur nicht bis zu mir gewagt hat? Hoffentlich ist das Buch besser als der Buchtipp ;-)

  250. @mosley
    Tja, wenn das tatsächlich alles so ist hätte vielleicht die Musikindustrie auch dem Fakt mal Rechnung tragen sollen und dem Kunden die Musik so anbieten, wie er sie (auch) haben will: Elektronisch, bequem und schnell zum runterladen, als einzelne Titel zu erwerben. Stattdessen hatte man sich daran gewöhnt, den Kunden alle paar Jahre, wenn ein Technologiewechsel stattfindet, den gleichen Scheiss für den doppelten Preis (nochmal) zu verkaufen, obwohl die Produktions- und Distributionskosten gesunken sind. Beim elektronischen Vertriebsweg ist der MI halt beim besten Willen kein Argument eingefallen, warum ein Album jetzt auf einmal doppelt soviel kosten soll wie eine CD (bei Wechsel von der LP war’s ja noch die digitale Kwalitäääät), deswegen hat man sich jahrelang mit Händen und Füßen dagegen gesträubt und den Kunden lieber kriminalisiert.

    Wenn es ein DRM-freies Angebot wie itunes relativ frühzeitig gegeben hätte, hätte sich doch das Gros der Kunden nicht die Mühe gemacht, sich in P2P-Netzen rumzutreiben um sich Files von zweifelhafter Qualität zu ziehen.

    Bei den Verlagen ist es doch nicht anders: Man hat sich dran gewöhnt, dass das Geld reinkommt, jetzt bleibt es auf einmal aus, und da muss doch irgendjemand dran schuld sein … genau, am besten die Kunden!!!11!ölf!

  251. @ Konstantin Neven DuMont

    Bin ich jetzt hier auf der Tupperparty des Rotary-, Lions- oder einem anderen Service-Club gelandet oder ist Ihre Aufklärungskampagne in Sachen „Demokratie“ nur Zeichen für die nahe Weihnacht? Zwischen all Ihren wohlklingenden Worten vergessen Sie scheinbar eine wichtige Sache: Ihre Position. Sie sind Verleger. Ihre Aufgabe ist somit, ihren Verlag in der Öffentlichkeit darzustellen, so dass Ihre Kunden wohlwollend zu ihrem Produkt stehen. Ihr Auftreten hier ist aus meinen Augen heraus die wohl platteste PR-Kampagne die ich in diesem Jahr gesehen habe.

    Woran ich das fest mache?
    Wenn ich mal alle Floskeln und rhetorische Mittel wegstreiche, was bleibt dann als Inhalt Ihrer Beiträge? Natürlich Nichts! Gibt es irgend einen neuen Gedanken, eine neue Idee, eine neue Position, die ich nicht schon mal irgend wo gelesen habe? Natürlich nicht! Sie versuchen hier nur einfach positiv besetzte Worte mit Ihrem Namen und somit mit Ihrem Produkt zu verknüpfen und das ist das typische Handwerkszeug der PR, nicht aber vom aufklärenden Journalismus.

    Doch, eine Sache sagen Sie schon immer wieder: Sie und Herr Niggemeier haben Demokratie, Massenmedien und Journalismus komplett verstanden – wir dummen Leser oder Kommentatoren aber natürlich nicht! Natürlich brauchen Blogger, was sage ich, alle Bürger Personen und leuchtende Leitbilder wie Sie, die uns den Weg zur Glückseligkeit ausleuchten müssen! Demokratie ist für Sie ein System, in dem die Elite eines Landes dem arm(geistigen?) Fußvolk ihre Erkenntnisse und ihre Regeln diktieren müssen. Die Massenmedien sind hierfür der Kanal, damit die Weisheit unter das doofe Volk gelangt.

    Das schlimme an Ihrem Auftritt ist für mich nun, dass Sie das, was Sie da die ganze Zeit von sich geben, scheinbar für wahr halten und sich dabei auch noch gut-menschlich und besonders mildtätig fühlen. Da ist mir ein Kai Diekmann oder ein Matthias Iken ja schon fast lieber, denn die wissen wenigstens auf welche Seite in der Diskussion sie gehören.

  252. @JO
    Woher Sie das Recht nehmen, aus einem Sachthema eine persönlich Abrechnung unter einem feigen Pseudonym machen zu können, entzieht sich meiner Kenntnis! Ihre Beiträge sind für den grossen Kreis der am ursprünglichen Thema Interessierten von gähnender Langeweile! Nutzen Sie für derartige Feldzüge doch persönlichere Wege! Ihr Stil liegt definitiv weit unter dem Stil des von Ihnen Kritisierten! Und wenn man sich hier schon so aufführen möchte, wie Sie, dann haben Sie doch wenigstens die „Eier“, dies unter vollem Namen zu tun! Oder reicht es dafür nicht? Da ist Ihnen der von Ihnen Kritisierte um Längen voraus!

  253. Ich sach ma nur BPS

    Oder doch´n Student?

    Auf jeden Fall nicht ganz sauber, als Therapie schlage ich Aufenthalte im Streichelzoo vor. Die Schafe und Ziegen scheinen mir wie geschaffen für solch eine Promenadenmischung aus Nächstenliebe, Wohlfahrt und Gerechtigkeit.

  254. @ Jörg Kremer

    Das muss ich mir noch überlegen. Und zur Druckerei muss ich auch noch..

    PS.: feines Logo bei dir auf der Seite.

  255. @JO: An einer PR-Kampagne bin ich nicht interessiert. Die von mir eingestellten Links hatten alle irgendeinen Sachbezug. Meine Teilnahme in diesem Blog hat einen ganz anderen Grund. Das Mitdiskutieren hat mir bei meiner Meinungsbildung in Sachen Paid Content geholfen. Im gestrigen Deutschlandfunk-Interview kam mir das beispielsweise zugute. Schon deshalb hat sich für mich die Zeit in diesem Blog gelohnt. Ebenfalls positiv war, dass ich zwischendurch herzhaft lachen konnte. Die beleidigenden Kommentare einiger User nehme ich dafür in Kauf. Das scheint eine ganz normale Begleiterscheinung von Internetforen zu sein. Daran bin ich schon gewohnt.

    Da einige Kommentatoren meinen Humor offensichtlich nicht verstehen, werde ich mich zukünftig mit ironisch gemeinten Aussagen zurückhalten.

  256. Der Mann ist Realsatire, den Eindruck hatte ich spätestens, als ich seine „Rede“ bei der eigenen Geburtstagsfeier als Video im verlagseigenen Internetangebot fand. Diese unfreiwillige Komik, eine feine Naturbegabung. Das alles wird dann noch als „viel beachtete Rede“ angepriesen. Man muss dabei die Gesichter der Anwesenden sehen…

    BPS? Ich weiß es nicht. Jörg Kremee könnte evtl. mit ihm ins Geschäft kommen, wenn er sich noch ein wenig bemüht, und dann anschließend berichten.

  257. @ Konstantin Neven DuMont

    Danke, dass wenigstens Sie mich ansatzweise verstehen. Aber in Zeiten, in denen sich Windelhersteller um das Impfwohl in der Dritten Welt oder Bierbrauer um die Rettung des Regenwaldes als „PR-Kampagne“ kümmern, möge die Begründung für meine Skepsis liegen. Und ja, mit dem Humor bzw. der Ironie ist es ja immer schon eine schwere Bürde gewesen, besonders wenn man wie hier im Internet nur auf das Geschriebene reduziert ist.

    Natürlich verstehe ich Ihre Position als Verantwortlicher für Ihren Verlag und Ihre Belegschaft. Und ich will Ihnen auch nicht das Recht ihres persönlichen Engagements absprechen. Jedoch geht mir persönlich bei der ganzen Diskussion um „Paid Content“ ein wichtiger Begriff unter: die Partizipation. Daher auch mein Bezug auf die „Service Clubs“ – denn was nützt eine abgeschlossene Vereinigung, die sich das Wohl der Menschen auf die Fahne schreibt, die sich aber nur eine privilegierte Minderheit leisten kann? Meiner Meinung nach genau so viel wie nützliche Informationen oder Diskussionen, für die man bezahlen muss und hinter eine Paid-Content-Mauer für die Allgemeinheit verschlossen sind. Führt das wirklich zu einer Stärkung der Demokratie, zu einer aufgeklärten Gesellschaft, in der sich jeder mit beteiligen will oder nicht eher dazu, das gerade bildungsferne Menschen sich immer weiter zurückziehen und die Medien nur noch zum berieseln nutzen? Gerade wenn man diese Zielgruppe vor Augen hat weiß man, dass man die Menschen da abholen muss, wo sie stehen und ihnen möglichst keine Barrieren in den Weg zu stellen hat. Anders herum verhält es sich mit den Experimentallisten oder den Modernen Performern: Für sie ist jede Form von Schranke eine Beschränkung und daher abzulehnen, egal was sich dahinter verbirgt, denn: „I am linked therefore I am“. Ich glaube kaum, dass die sich an solchen Angeboten orientieren werden und lieber ihr persönliches Glück in den unendlichen Weiten des frei zugänglichen Internets suchen werden.

    Das ganze ist meine persönliche Meinung! Nicht desto trotz können Sie sich darauf verlassen, dass ich mich persönlich dafür einsetzen werde Ihnen einen passenden Raum zur Verfügung zu stellen, sollten Sie das Bedürfnis verspüren diese Diskussion weiter zu führen. Das finde ich nämlich sehr wichtig – für alle Beteiligten!

  258. @treets: Gestern sagte mir Alice Schwarzer, dass sie von meiner Geburtstagsrede hellauf begeistert war. Wird Frau Schwarzer von Ihnen jetzt auch in die realsatirische Ecke verortet? Sie konzentrieren sich zu sehr auf die vermeintlichen Fehler einzelner Führungskräfte. Meines Erachtens sollten Sie mehr Zeit in die Analyse systemischer Schwächen investieren.

    Entschuldigen Sie bitte, dass ich mit Ihnen jetzt nicht länger diskutieren kann. Ich reserviere nämlich maximal 30 Minuten am Tag für das Zwiegespräch mit Zynikern.

  259. Sind Sie in der Lage, zwischen Versagen von Führungskräften und systemischem Versagen sauber zu trennen?

    Sie stehen nun bei DuMont in führender Verantwortung? Herzlichen Glückwunsch! Damit sind sie in erster Linie der Rendite ihres Unternehmens verpflichtet und erst in zweiter Linie „der Demokratie“, im Übrigen auch nur so weit, wie beide Verpflichtungen nicht über Kreuz liegen.
    Lesen Sie doch hier mal nach, wem Demokratie und Sozialstaat vor allem nutzen, lesen Sie sich einmal in eine Demokratie- und Wohlfahrts-Debatte ein, von der Sie nur behaupten, sie führen zu wollen und zu können.
    Dann wird Ihnen vielleicht deutlich, dass es nicht Zyniker sind, sondern Realisten, welche den demokratischen Willen von Führungskräften bezweifeln und durchaus nicht der Überzeugung sind, dass es sich bei ihnen um Hochbegabte handele.

    Wenn Sie etwas verändern wollen, dann verändern Sie was. Die Internet-Gemeinde jedenfalls wird es mit Sicherheit registrieren, darauf können Sie sich verlassen.
    Aber lassen Sie doch bitte hohles Pathos und altväterliche Bevormundung sein.

  260. 373:
    Schwächen welcher Systeme? Werden Sie doch mal konkreter. Und hören Sie mit ihrem Geschwurbel auf. Es fällt Ihnen vermutlich schwer, das zu tun. Ich habe konkrete Schwächen des „Systems DuMontSchauberg“ genannt, es geht um fortgesetzten Mißbrauch der publizistischen Macht, und Sie sind Teil dieses Systems.

    Anstatt über Demokratietheorie zu schwurbeln, sollten Sie mal in Ihrem Kreis klären, inwieweit es demokratie-verträglich ist, wenn Verleger ihre publizistische Macht für eigene wirtschaftliche Interessen mißbrauchen.

    Alice Schwarzer ist mir persönlich bekannt, ich mag ihren manchmal sehr hintergründigen Sinn für Humor. Aber schon drollig, dass Sie glauben, Sie müßten hier noch Leute benennen, die Ihnen gratuliert haben. Es muss etwas einsam sein auf dem kleinen Thron des Erbprinzen.

    Wünsche Ihnen dennoch ein frohes und friedliches Fest. Und etwas mehr Realitätssinn, etwas mehr Kontakt zu den „einfachen“ Menschen und etwas weniger Kontakt zu den Hof-Schranzen und falschen Freunden.

    Früher hätte ich gesagt: gehen Sie einfach mal vor die Tür, auf die Breite Straße, aber nun in Köln-Riehl ist alles etwas kühler geworden. Naja, benutzen Sie halt im neuen Pressehaus öfter mal den Aufzug der gewöhnlichen Mitarbeiter statt den exclusiven Lift.

  261. @treets:
    Lift-dropping!
    Das ist inside-cologne…
    Bin begeistert,wunderschöne feiertage,und lass´Dir nüscht gefallen.

  262. Was sagt Herr Niggemeier dazu? Meine Erfahrung: Solange hier im Sandkasten mit Förmchen und Schippe keine Körperverletzung betrieben wird, lässt er die Kids gewähren.

  263. @mel:

    ob es „das entscheidende“ argument ist, ist nochmal eine ganz andere frage, die du hier jetzt versuchst reinzuschmuggeln. da man hierzu nochmal eine ganz andere diskussion führen müsste halten wir uns also bitte erstmal nur bei der frage auf, ob es denn an sich ein argument ist :-)

    „Nochmal: bitte wer von denen, die sich heute mehr Musik kopieren als sie jemals hören könnten, würde all das kaufen? Das ist doch der Haken an diesem Argument.“

    strohmann-argumentation – wo habe ich das denn behauptet, bitte?
    es geht doch gar nicht darum, dass jemand sonst ausnahmslos alle musik, die er sich auf eine 200GB festplatte ziehen kann „sonst kaufen würde“ (der gedanke ist in der tat absurd). der punkt ist vielmehr der, dass musik ganz allgemein eine ungeheuren inflation unterworfen ist, wenn man mehr davon auf platte hat, als man jemals in seinem leben anhören könnte (oder auch nur wollte). wozu sollte ich mir noch eine platte kaufen, wenn ich schon 876459238764 im schrank habe, von denen ich zeit meines lebens nur ein paar tausend werde anhören können?

    diese situation war so „früher beim kopieren mit dem cassettenrekorder“ nicht gegeben, also ist das eine andere situation, ganz einfach. man mag das argument einordnen und bewerten wie man mag, aber „lächerlich“ ist daran gar nichts, es ist zuerst einmal einfach eine simple feststellung eines unterschieds – also eben nicht „war früher mit der cassette genau das gleiche“.

    ob die erkenntnis, dass es früher mit der cassetten eben doch nicht genau das gleiche war, dann ein zentraler, wichtiger punkt in der bewertung der heutigen situation ist oder nur ein vernachlässigenswerter nebenaspekt, das ist dann nochmal eine andere diskussion (ich würde spontan pauschal für „irgendwas zwischen den beiden extremen“ stimmen), aber schwarzweissmalerei mit lautem „das ist doch alles völlig lächerlich“-gebrüll wird der situation mit sicherheit nur eher unzureichend gerecht, möchte ich mal sagen ;-)

  264. @der gespaltene westen: Die Beantwortung meiner letzten Frage wäre für meine Recherche über Köpfe der Blogosphäre durchaus interessant.

    So, jetzt kümmere ich mich wieder um die Förderung der Subsistenzwirtschaft. Das ist mir nämlich eine Herzensangelegenheit.

  265. @mosley: Schade dass Du mir jetzt mit der Zustimmung schon gleich wieder ein vorgefertigtes Feindbild unterstellen musst.

  266. Konstantin Neven Dumont schrieb: „Es gibt in Deutschland aber eine Informationselite, die sich nach einer sachlich fundierten Aufklärung sehnt. Vorgefertigte Meinungen sind diesen Menschen zunehmend ein Gräuel. Die Zielgruppe der Differenzierenden wollen wir mit unseren Bezahlinhalten erreichen. “

    Herr Dumont, ist das Ihr Ernst? Das, was Sie hier beschreiben, sind selbstverständliche journalistische Grundsätze, die seit Jahren mit Füßen getreten werden, speziell bei kontroversen Themen (lesen Sie dazu gerne den entsprechenden Artikel in meinem Blog). Bieten Sie nun an, diese Grundsätze gegen Bezahlung wieder zu beachten, oder wie darf man das verstehen?

  267. @364: Ich habe vor 10 Jahren in einer Agentur gearbeitet, die u.a. Konzepte für den Onlinevertrieb von Musik entwickelt hat. Es hat sich damals aber keine Plattenfirma getraut, damit anzufangen, weil man es sich nicht mit dem Handel verscherzen wollte. Hinterher waren sie dann alle schlauer.

  268. @384

    Das „entscheidende“ habe ich da ja nicht reingeschmuggelt…

    „der entscheidende unterschied zwischen raubkopien damals und heute ist: damals musste man in echtzeit eine cassette überspielen, womöglich gar noch am radio lauern, und dann hatte man ein medium, dass nicht nur qualitativ minderwertig war (in der tat für die meisten nicht so wichtig) sondern auch noch langsam verfiel, bis es schliesslich mumpfte und eierte dass man entnervt durchaus doch mal zum original griff.“

    Nun habe ich den Ausdruck „Raubkopie“ an der Stelle im Kontext „gesunkene Umsatzzahlen vermeintlich durch Raubkopien“ gesehen, da es ja in meinem Kommentar darum ging und nicht um den technischen Unterschied des Verfahrens damals und heute beim Kopieren von Medien.

    Vielleicht habe ich mich ja ein wenig mißverständlich ausgedrückt. Meine ursprüngliche Aussage war lediglich, dass ich es weder sinnvoll noch zielgerichtet finde, sich hinter dem Argument „früher war das Kopieren schwerer und die Qualität schlechter“ versteckt, um sich nicht differenzierter mit dem Thema auseinandersetzen zu müssen. Wenn sich also jemand allein auf dieses Argument versteift (was keine Seltenheit ist!), dann ist das durchaus lächerlich, da das Thema doch ein bisschen komplexer ist und sich die Verkaufszahlen nicht bloß damit erhöhen lassen, dass man den x-ten Kopierschutz auflegt und den x-ten „Raubkopierer“ belangt.

  269. @allesverboten.org: Damit wollte ich lediglich ausdrücken, dass ich in der digitalisierten Welt wenig Chancen für die Monetarisierung von individuellen Meinungen sehe. Sie haben recht, dass es Journalisten gibt, die Artikel mit Kommentaren verwechseln. Deshalb setze ich mich schon seit langem für eine strikte Trennung ein. Daneben sollte es eine viel größere Meinungspluralität in den reichweitenstarken Medien geben. Nur so kann unsere Demokratie meines Erachtens reüssieren. Mich interessiert auch die Beantwortung der Frage, ob das Aufdecken von aufwendig recherchierten Fakten in Zukunft noch angemessen entlohnt werden wird. Ich halte das nämlich für notwendig.

    @Niggemeier: Haben Sie schon das Buch „Dummgeglotzt: Wie das Fernsehen uns verblödet“ von Alexander Kissler gelesen?

  270. @mel:

    „Das „entscheidende” habe ich da ja nicht reingeschmuggelt…
    ‚der entscheidende unterschied zwischen raubkopien damals und heute ist (…)“

    richtig, ich habe das wort „entscheidend“ benutzt, aber in einem ganz anderen kontext. der entscheidende unterschied, inwiefern die situation damals mit kassette mit der heutigen mit praktischen mp-ordnern nicht vergleichbar ist.

    daraus bastelst du die behauptung, es wäre das „entscheidende argument“ in der diskussion, etwas völlig anderes. wahrscheinlich verlesen. egal. sorum oder sorum behaupte(te) ich nirgendwo das, wogegen du argumentierst. das gilt auch hierfür:

    „Meine ursprüngliche Aussage war lediglich, dass ich es weder sinnvoll noch zielgerichtet finde, sich hinter dem Argument „früher war das Kopieren schwerer und die Qualität schlechter” versteckt, um sich nicht differenzierter mit dem Thema auseinandersetzen zu müssen. Wenn sich also jemand allein auf dieses Argument versteift (was keine Seltenheit ist!), dann ist das durchaus lächerlich, da das Thema doch ein bisschen komplexer ist und sich die Verkaufszahlen nicht bloß damit erhöhen lassen, dass man den x-ten Kopierschutz auflegt und den x-ten „Raubkopierer” belangt.“

    du redest also eigentlich nicht mir mir sondern mit einem von dir zu diesem zwecke visualisierten strohmann-MIler, der genau diese meinungen in genau dieser undifferenzierten form vertritt? also gut. dann müssen wir nicht weiterreden, denn meine meinung ist das nicht.

    bemerkenswert finde ich aber auch die umgekehrte betrachtungsweise: man beachte, wie du hier – padron – ein regelrechtes tänzchen aufführst um partout nicht zuzugestehen dass, gott bewahre, tatsächlich die art und weise wie man heute kopieren kann in keinster weise mit damals vergleichbar ist. erst kommst du mit minimalen graduellen korrekturen bei der kassettenbeschreibung (sinngemäss „aber es gab doch high speed dubbing“)…dann argumentierst du allen ernstes „keiner kann doch all diese musik die man sich kopiert alternativ kaufen“ und man muss dich erst gross und breit darauf hinweisen, dass das problem ja viel mehr die übersättigung, die abstumpfung und der damit einhergehende rückgang einer generellen nachfrage ist…und nun, ohne diese vorigen ausführungen zur kenntnis zu nehmen, gibts ne runde semantik und du möchtest dich eigentlich nur noch über die dummen MIler, die das und NUR DAS als das EINZIGE argument betrachten (womit sie natürlich unrecht hätten) unterhalten.

    wer genau ist denn hier eigentlich „ungewillt sich mit dem doch deutlich komplexeren thema differenziert auseinanderzusetzen“? die frage muss erlaubt sein…

    wir können ja mal klein anfangen: schaffst du es denn, zuzugestehen, dass es vielleicht nicht platt der einzige faktor ist, aber vielleicht „einer“? einer, der vielleicht nicht „der entscheidende“ ist (in einer situation die durch soviele faktoren beeinflusst wurde gibt es wohl kaum *einen* „entscheidenden“ faktor), aber einer der zumindest einen ziemlichen unterschied machen kann? schaffst du es zur kenntnis zu nehmen, dass es nicht ganz dasselbe ist, ob man in echtzeit (okay, mit high speed dubbing) ein oder zwei alben kopiert, zum leermedienpreis von 3 DM oder gar alternativ vorm radio auf den lieblingssong lauert, oder eben heutzutage sich bei bedarf gleich mal die komplette diskographie eines künstlers (und seiner nächsten 5 bekannten) im praktischen ordner per mausklick kopiert?

    einfach mal nur den doch irgendwie ja existenten unterschied (und seine zwangsläufigen folgen, stichwort übersättigung und wertverlust) offen zur kenntnis nehmen? ich bin gespannt.

  271. nachtrag: denn es ist ja doch ein inzwischen sehr erstaunliches phänomen, wie bei dieser diskussion – ganz egal ob es nun ums zeitungssterben oder den niedergang der content-erstellenden branche des monats geht – gerne über alles und jeden diskutiert wird, aber der „gibts umsonst im internet“-faktor, der wird mit allen erdenklichen mitteln ausgeklammert. über den MÖCHTE man sich einfach nicht unterhalten, dabei könnte ja offensichtlicher kaum sein, dass er ein ziemlich zentrales element sein muss, das man da geradezu dogmatisch ausklammert (während man der gegenseite undifferenzierte sichtweise vorwirft, versteht sich).

  272. @augusten/389: war doch ziemlich unübersehbar in deinem beitrag eingebaut, das feindbild…aber seis drum, dann ist ja alles in butter :)

  273. @mosley

    Nun gut, auf der Ebene eines derartig herablassenden Tonfalles lehne ich tatsächlich jegliche weitere „Diskussion“ dazu ab.
    (Ich gebe es zu, ich unterhalte mich lieber mit Menschen, die verstehen und verarbeiten, was sie lesen oder hören. Das ist weitaus ergiebiger.)

  274. @mel: na jetzt mal keine krokodilstränen, den tonfall hast du selber vorgegeben, indem du vom fleck weg mit adjektiven nicht unter „lächerlich“, „fadenscheinig“ u.ä. hantiert hast. bei dem thema sind immer alle gross im austeilen (gibt ja auch den super fantasieprügelknaben „die musikindustrie“), aber einstecken kommt natürlich überhaupt nicht in frage!

    ich halte also fest, nichtmal dieses „zugeständnis“ kommt dir über die lippen. was zu beweisen war…soviel zu „wir sind gegen eine oberflächliche beschäftigung mit einem doch sehr komplexen thema“ – gilt eben meistens nur, solange schön die eigene sichtweise bestätigt wird.

  275. Es ist doch ganz einfach: Wer seine Inhalte nicht durch intelligente Werbung finanzieren kann oder will, wird sich durch Spenden finanzieren. Warum wird nicht viel mehr über dieses maximal gerechte Modell der Zukunft geredet? Es wird in einigen Bereichen bereits erfolgreich praktiziert. Wer gute Inhalte hat, wird immer Menschen finden, die dafür sogar freiwillig zahlen! Und wer aus Geldmangel nicht zahlen kann, engagiert sich eben anderweitig. Freie Radiostationen in den USA haben beispielsweise ehrenamtliche Helfer an den Spendentelefonen sitzen. Unspektakulär einfach, dabei wirksam und vor allem sozial gerecht.

  276. Ich verstehe die technische Umsetzung beim HA nicht ganz.

    Nehmen wir die heutige Ausgabe, 27. Dezember 2009. Auf der Titelseite ist ein Artikel mit der Überschrift „Erste Spuren nach Anschlag auf Polizeiwache Lerchenstraße“ als Bezahlcontent gekennzeichnet. Klicke ich darauf, werde ich in der Tat zum Zahlen aufgefordert. ABER: Wenn ich den Titel bei Google eingebe und dann auf den zum HA führenden Direktlink klicke, bekomme ich ohne weiteres den kompletten Artikel angezeigt.

    Das Gleiche passiert bei jedem beliebigen anderen Zahlartikel. Überschrift bei Google eingeben – auf den Abendblatt-Direktlink klicken und kostenlos weiterlesen.

    Da scheinen ja echte Koryphäen am Werk gewesen zu sein. ^^

  277. @ 394 Konstantin Neven DuMont:

    Es geht mir nicht um ein „Verwechseln von Artikeln mit Kommentaren“ durch einzelne Journalisten. Es geht um die Strategie, mit Polemik und Hetze gegen Minderheiten die Auflage zu erhöhen. Und so eine Strategie kommt nicht von einzelnen Journalisten sondern von oben. Natürlich lässt man dabei von ein paar Minderheiten die Finger, weil diese als besonders geschützt gelten (zum Glück!). Andere hingegen sind vogelfrei. Da aber jeder Ihrer potentiellen Onlinekunden ein Hundebesitzer, Computerspieler, Sportschütze, Sportwagenfahrer o.ä. ist, haben Sie irgendwann keine treuen Leser mehr, sondern nur noch „Gegner“, die die „Objektivität“ der Medien am eigenen Leib erfahren haben und diesen daher nichts mehr glauben. Geschweige denn, dass sie dafür bezahlen wollen.
    Und ich sag es nochmal deutlich: Hier geht es mir mal ausnahmsweise gar nicht um diejenigen, die von den Medien geschmäht werden. Wir sind doch schon einen Schritt weiter: Jetzt geht es um die Medien, die sich damit selbst demontiert haben. Von ARD über Spiegel bis zur Tagespresse, wer polemische Kampagnen fährt, der gewinnt nur kurzzeitig an den Stammtischen, verliert langfristig aber Leser. Darum geht es in meinem Blogartikel.

    Medien sollen und dürfen es nicht jedem Recht machen, sie dürfen kritisieren oder auch mal strikt gegen etwas sein, aber gerade in 2009 wurden wieder Grenzen überschritten, und sowas bringt sehr sehr viele Menschen dazu, ihre Brieftasche lieber stecken zu lassen.

  278. PS
    @ 394 Konstantin Neven DuMont:

    Ein gutes Beispiel ist übrigens die Hamburger Morgenpost, die nach dem Tod des kleinen Volkan eine besipiellose Hetzkampagne gegen Kampfhunde lostrat, Verbote forderte, jeden folgenden (noch so kleinen Vorfall) zu einem Massaker verfälschte und so einerseits zum strengsten Hundegesetz Deutschlands beitrug und andererseits zu einer hundefeindlichen Atmosphäre, in der Hunde und ihre Besitzer auf der Strasse mit Steinen beworfen und geschlagen wurden. Die Reaktion der Hundebesitzer folgte auf dem Fuße, nun schwenkte man um und beklagte das viel zu strenge Gesetz, sponserte Hundeveranstaltungen und eine Hundewebseite. Doch nicht alle Hundebesitzer nehmen der Mopo diese plötzliche Hundefreundlichkeit ab, zuviel Porzellan wurde zerschlagen.

    Oder der Stern, der nach Winnenden versuchte, seine Reporter für angebliche „positive Berichterstattung über die Vielfalt des Schießsports in Deutschland“ in Vereine einzuschmuggeln, dabei aber glücklicherweise auf Granit biß. Denn der Artikel war von Anfang an geplant als Verschwörungstheorie über die angebliche Zusammenarbeit von Vereinen und Waffenindustrie, Jugendliche zu Waffennarren zu machen. Zwischendrin bekamen sogar die zu Recherchezwecken vorgeschickten Volontäre Skrupel.
    Daraufhin hagelte es Abokündigungen, nicht nur beim Stern direkt sondern auch bei Lesezirkeln, die das Magazin nicht mehr in Praxen und Kanzleien von Sportschützen und Jägern auslegen durften.

  279. @ute (402): Nicht nur in den Rückspiegel schaun. Auch mal gucken, was vorne los ist. :-)
    Ein später Weihnachtsgruß von polyphem
    (Unter Blinden ist der Einäugige ein König.)

  280. @polypherm:
    „Der Klugen Leute Ungeschick stimmt uns besonders heiter
    man fühlt doch für den Augenblick sich auch einmal gescheiter“?

    Wie schön für Sie, daß Sie dann wenigstens mich zurechtweisen konnten, wenn Sie es schon bei z.B. Nr. 48 versäumt haben.

    Gruß zurück,

    Ute

  281. @Ute: Ein schlichtes „Ups, wie dumm von mir, den 402. Kommentar abgegeben zu haben, ohne die 401 davor wenigstens flüchtig überflogen zu haben“, hätte es auch getan. Aber dafür sind Sie vielleicht zu klug.

  282. @Ute: Ihr Rückspiegel hatte mich verleitet. Sowas Schönes hatten Nr. 48 (u.v.a) nicht. Zurechtweisen? Nein. Ist nur Spaß. Dass Sie auch (vermutlich) Wilhelm Busch mögen, erfreut einen alten Hilfspoeten um so mehr. Nix für ungut.

    „Wenn andre klüger sind als wir,
    Das macht uns selten nur Pläsier,
    Doch die Gewißheit, daß sie dümmer
    Erfreut fast immer.“
    (W. B.).

  283. […] Ein Zitat von Stefan Niggemeier in seinem Blog und ein wirklich wunderbar wahrer Satz. Habe ich vor 10 Jahren noch die Printausgabe des Kölner Stadtanzeiger käuflich erworben dann gehört das Thema “Zeitung wegen Lokalteil kaufen” schon lange meiner Vergangenheit an. Vor 1 Jahr habe ich zuletzt in der KSTA Online Ausgabe gestöbert.Sechs Klicks schenkte ich der “Rundschau Online”. Wie komme ich an meine Nachrichten? Wer liefert sie mir Zeit- und Mundgerecht? Für meine Region ist das eindeutig das Fernsehen und hier in Köln der WDR. Die Lokalzeitredaktion und die Aufmachung machen es mir leicht, wesentliche und wichtige Inhalte schnell zu erfassen. Das geschieht bei mir neben der Arbeit am Bildschirm mit den Ohren. Wichtige Beiträge schaue ich mir an. Zweite Quelle meines Info input ist das Radio. Die Lokal Radios in NRW sind stark und gut und schnell. Wenn ich dann die Lokalzeitung aufschlage lese ich nur was gestern geschah. Wäre das dann wie früher, ein Satz den ich ungern sage, umfangreich und informativ so aufgebaut, das es mein Hintergrundwissen erweitert, dann würde ich wahrlich mehr lesen. Das einzige Blatt in Deutschland welches auf dieser Ebene arbeitet und auch einen entsprechenden Wert hat ist die “Zeit”. Für die ich leider keine Zeit habe. Für das Absahnen im Netz sollte man zuerst einmal einen wirklich guten Service bieten bevor man sich “Regel Content” teuer bezahlen lassen will. Damit keiner meint, ich wüßte nicht wovon ich rede, der sollte sich einmal die Online Ausgabe der Kinderseite “HNA Zeitung für Kassel und Hessen” und deren Eventangebote ansehen. Oder die kostenfreien Seiten der “Leipziger Internetzeitung” Da wird doch schnell klar das bezahlte Inhalte mir als Nutzer des Tages Presse Online Medium, wenn ich denn etwas suche, total abgehen. […]

  284. @411:

    Ob man, wenn man sich für Köln interessiert, mit WDR und Lokalradios ausreichend informiert ist, hängt zunächst einmal von den eigenen Erwartungen ab. An der Qualität des WDR habe ich nichts auszusetzen, aber die Irrungen und Wirrungen der Kommunalpolitik sind in den Tageszeitungen häufig detallierter dargestellt – sofern diese nicht die wirtschaftlichen oder privaten Interessen der Verlegerfamilie tangieren. Und nicht zu vergessen sind die in letzter Zeit sehr recherche-intensiven und hochqualifizierten Artikel des Stadt-Anzeigers über rechtsextreme Machenschaften in der Region.

  285. treets: „… sofern diese nicht die wirtschaftlichen oder privaten Interessen der Verlegerfamilie tangieren.“

    @treets: Ihre bislang aufgeführten Beispiele beweisen Ihre abstruse These keinesfalls (siehe weiter oben).

    Welche Verlegerfamilie meinen Sie eigentlich? Oder werden die Familien Heinen, Neven DuMont und Schütte von Ihnen munter in einen Topf geworfen? Außerdem, wer soll denn diese vermeintlichen wirtschaftlichen oder privaten Interessen festlegen? Handelt es sich dabei um einzelne Redakteure, Anzeigenverkäufer oder Familienmitglieder? Oder haben die womöglich etwas gemeinsam entschieden, wovon ich nichts mitbekommen habe? Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihre Ausführungen konkretisieren würden.

  286. Neven jr, was soll das? Dauernd beklagen Sie, dass ich Ihnen etwas Konkretes servieren soll. Tue ich das dann, haben Sie gerade keine Zeit zum Antworten. Das Spielchen hatten wir schon zweimal hier. Überzeugend ist das nicht.
    Und wenn Sie nicht wissen, wer bei Ihnen in der Verlagsleitung den direkten Draht zu den Ressortleitern und Redakteuren hat und die „Interessen des Hauses“, wie es bei Ihnen heißt, festlegt: erkundigen Sie sich bei ihrer Sekretärin. Oder fragen Sie ihren Vater. Der kennt sich aus.

  287. Titelschlagzeile der Hamburger Morgenpost heute: Schiesswütige Hamburger Polizisten, armer Verwirrter stirbt im „Kugelhagel“… Heute sind’s also die Polizisten, auf die man eindrischt. Morgen wieder jemand anders.

    @ Neven DuMont: Hat da auch wieder nur ein einzelner Journalist was verwechselt?

  288. @allesverboten.org: Als bekennender Liebhaber der Stadt Hamburg bin ich über den Tod des 38-Jährigen „erschüttert“, um es mit Stefan Niggemeiers Worten auszudrücken.

    Beziehen Sie sich auf diesen Beitrag?

    http://www.mopo.de/2009/20091228/hamburg/panorama/warum_musste_dirk_p_sterben.html
    Warum musste Dirk P. sterben?

    Um Ihre Frage abschließend beantworten zu können, müsste ich zunächst einmal recherchieren, wieviele abgefeuerte Schüsse notwendig sind, um von einem „Kugelhagel“ zu sprechen. Können Sie mir diese Frage vielleicht beantworten?

    Der Redakteur hat sich bei seiner Recherche offensichtlich Mühe gegeben. Das sollte anerkannt werden. Warum er in seinem viertletzten Satz allerdings mutmaßt, den Ausgang der Ermittlungen bereits zu kennen, erschließt sich mir nicht.

    Interessant finde ich die Aussage der Polizeisprecherin, dass man mit einem Beindurchschuss noch eine ganze Weile laufen kann.

  289. 418:
    Sie sind mir ein wirklich komischer Vogel, Neven. Aber warum eigentlich haben Sie zuvor geschrieben, Sie würden sich damit „später“ auseinandersetzen?

    Also, wenn es dem Jung-Verleger gefällt, wird Kritik am eigenen Konzern damit abgebügelt, dass diese „nicht überzeugend“ sei. Auf dem Niveau mögen Sie vielleicht in ihrem Haus agieren können (solange Christian Schütte die Geschäfte am Laufen hält).

    Ich finde es beachtenswert, wie Sie selbst die Luft herauslassen aus ihren Sonntagsreden vom Qualitätsjournalismus, den Sie ach so sehr anstreben.

    Ihr alter Herr, den ich ja gut kenne, liest hier hoffentlich nicht mit. Er würde verzweifeln.

  290. @treets: Leider kann ich darüber nicht lachen. Es wäre sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie aufhören würden mich zu belästigen. Hiermit danke ich Ihnen schon einmal im Voraus.

  291. @ K. Neven DuMont:
    Ich beziehe mich auf die Titelseite der Printausgabe, dort ist davon die Rede, dass „wieder“ jemand im „Kugelhagel“ der Polizei starb. Das Wort „schießwütig“ kommt auch vor.
    Sie scheinen ebensowenig wie ich der Meinung zu sein, dass 3 Schuss bereits einen Kugelhagel darstellen. Das freut mich. Sagen Sie’s doch bitte bei Gelegenheit der Redaktion.
    Oder, anstatt sich mit solchen Detailfragen herumzuschlagen, denken Sie bitte über meinen Artikel nach. Denn ob es Polizisten trifft oder Computerspieler (die laut einer bayrischen Tageszeitung angeblich Windeltragende Junkies sind), oder Hundebesitzer oder sonst wen, das ist letztendlich egal. Hetze und Polemik sind nicht der Journalismus, den man dauerhaft gut verkaufen kann.
    Denn wer einmal selbst ein Kaugummi im Haar kleben hatte, lacht nicht mehr über die bösen Scherze des Klassenrowdys.

    Was den Beindurchschuss angeht, müssen Sie einen Arzt fragen… ich würde sagen: Es kommt drauf an.
    Oder Sie bemühen das Internet, da finden sich zahlreiche Studien darüber, wie gering die Chancen sind, sich erfolgreich gegen einen Messerangriff zu wehren, selbst wenn man eine Schusswaffe hat. Das wäre übrigens auch mal ein Tipp für die Mopo-Schreiber, dem Leser ein paar Fakten zu reichen, anstatt nur dem Stammtisch nach dem Maul zu reden.

    Vielen Dank übrigens für die Diskussion.

  292. PS:
    Die Schlagzeile der Print-Mopo habe ich aus dem Gedächtnis zitiert. Ich habe die Titelseite heute im Supermarkt gesehen. Da ich Besitzer eines Collie-Setter-Mischlings bin, kaufe ich das Blatt seit Jahren nicht mehr. Und ich würde auch Online nichts dafür bezahlen.

  293. Der entscheidende Punkt muß immer wieder wiederholt werden: Das Angebot muß so wichtig sein, daß ich es erhalten will.

    Das Gerede vom Qualitätsjournalismus ist doch Quatsch. Wo finde ich den denn noch? Wenn es Qualitätsjournalismus ist, hat man fast keine Werbeeinnahmen. Werbung wird doch nur da geschaltet, wo die werbende Wirtschaft Leser zu finden glaubt, die durch die Werbung nicht von einem Kauf abgeschreckt werden. Wer Werbung sinnentnehmend liest, wird das Beworbene nicht kaufen. Wer dann auch die Artikel so liest, wird kaum bereit sein, dafür auch noch Geld zu zahlen.

  294. @allesverboten.org: Ich setze mich übrigens öffentlich für höhere Polizistengehälter ein. Diese Botschaft habe ich auf Ihrer Website bislang noch nicht entdeckt. Dennoch hätte die Polizei per Megafon vorher auf ihre Schießtechniken aufmerksam machen können.

  295. „Dennoch hätte die Polizei per Megafon vorher auf ihre Schießtechniken aufmerksam machen können.“

    Neulich im Treppenhaus:
    „Achtung, Achtung, hier spricht die Polizei. Lassen Sie das Messer fallen! Ansonsten sind wir gezwungen, Sie zu erschießen. Sie müssen wissen, dass wir uns mit Beinschüssen nicht aufhalten.“

  296. Herr Neven DuMont, mein Blog hat das Thema „Verbote“. Es gibt noch ne Menge anderer Dinge, die mir wichtig sind und für die ich mich einsetze, aber die passen da nicht alle thematisch rein.
    Und die Polizeibeamten, die ich kenne, würden eine faire Behandlung in den Medien übrigens jeder Gehaltserhöhung vorziehen. Okay, beides wäre natürlich auch nicht schlecht.
    Schade, dass Sie zu meiner eigentlichen Aussage nichts zu sagen haben:
    Die Medien vergraulen sich mit unfairer Behandlung wechselnder Bevölkerungsgruppen Stück für Stück die Kundschaft.
    Richtig? Falsch?

  297. Soll aber auch sehr groß und kräftig gewesen sein, der Nun-Tote in HH. Da muss man die Polizisten doch verstehn. In Regensburg haben Kollegen der Sicherheitskräfte seinerzeit zwei Magazine abgefeuert, um einen Studenten „kampfunfähig“ zu machen. Der muss ja kyjkopenhafte Statur gehabt haben.

    Ansonsten: treets schmizt im Mund und nicht in der Hand. Und „Edle Tropfe sind Trumpf.“

  298. @ polyphem
    Unter uns Blinden bist Du, Einäugiger, König. (Und Regensburg solltest du besser weiträumig meiden.-)

  299. @ 432:

    Thx für den Link. Jetzt kann ich mir noch besser vorstellen, was die unter dem Qualitätsjournalismus verstehen, für den sie den neugierigen Leser gern zur Kasse bitten würden.

    Im Übrigen symphatisiere auch ich mit verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die schon wiederholt von bestimmten (Hetz-)Medien durch den Dreck gezogen wurden, und werde daher auch in Zukunft für diese Art von populistischem „Journalismus“ garantiert keinen Cent bezahlen.

    Zumal gerade die Themen, die mich besonders interessieren, in genau diesen Medien entweder überhaupt nicht oder allenfalls nur sehr tendenziös behandelt werden.

  300. Da die „Diskussion“ ja gar nixhts mehr mit Paid Content und Springer zu tun hat, werde ich dann auch mal total Offtopic:
    Unter den Blinden ist der Einäugige der Einzige, der die Wahrheit sieht. Spricht er sie aus, werden ihn die Blinden aber wahrscheinlich lynchen, weil es nicht der Wahrheit der Blinden entspricht.
    Vielleicht ist das am Ende gar nicht so offtopic …

  301. @Hörnchen (431):
    Regensburg? Vor vielen Jahren war ich dienstlich häufiger in dieser Stadt. Daran habe ich schöne Erinnerungen, allerdings mehr an die Feier-Abende.

  302. @ polyphem
    Dann haben wir ja Glück das dir deine zyklopenhaftes Statur nichts Übles eingetragen hat. Ich hätte deine Beiträge vermisst.
    .-)

  303. Kann das wahr sein ?

    Jetzt schnall ich das erst was Axel Springer da mit seinem Hamburger Abendblatt gemacht hat.
    Nach dem ich den Artikel gelesen habe, das der BDZV massiv gegen Google vorgehen will,

    http://www.abendblatt.de/wirtschaft/article1345258/Zeitungsverleger-gehen-gegen-Google-vor.html

    kam mir der Gedanke, Springer ging es noch gar nicht ums Paid Content
    für ihren „Qualitätsjournalismus“, sondern um die Zahlen wie viele den Weg über Google gehen. Denn wie dumm muss man sein, wenn man Geld verdienen muss, das Googletor wie ein Scheunentor offen zu lassen ?

    Seit Paid Content lese ich ja trotzdem weiter die Headlines der Lokalnachricht aus Hamburg im HA (machen wir uns nichts vor, die Seite der MOPO ist nicht gerade eine Alternative ) und sollte ich mal über eine Headline drei weitere Sätze lesen wollen, geh ich halt über Google.
    Mich würden die Zahlen von Google interessieren. Sie dürften auch wertvoller sein, als die Paar, die 7,95 € abgedrückt haben.
    Auch diese Zahl würde mich nach einem Monat Experiment interessieren.

  304. @Ulrich Voß
    Vielen Dank für den Link.
    Wie heisst es da bei Horizont:
    „Man habe sich mit Google geeinigt, künftig pro Tag und Userrechner nur noch drei Zugriffe durch diese Hintertür zuzulassen.“
    Das funktioniert momentan aber noch nicht. Geht das überhaupt?

  305. @Thomas Zett

    Keine Ahnung, ob das *jetzt* schon geht, ich weiss aber, dass Google dieses Feature in den Verhandlungen mit den Zeitungen angeboten hat (und darüber hinaus sogar ein Payment-System für die weiteren Zugriffe installieren wollte).

    Ich würde die Meldung mal als „scheinbar geht das schon jetzt“ interpretieren.

  306. Wurde der kostenpflichte Teil eigentlich mitterlweile wieder enfernt?

    GIbt es Statistiken über den Besucher-Abfall?
    Wie ist allgemein das Feedback der Leser ausgefallen?

  307. Nein. Es gibt scheinbar 1000 Abonnenten. Die PIs sind im Januar gegenüber dem Dezember gestiegen. Das ist allerdings eine normale Tendenz. Allerdings ist der Anstieg so ganz grob im Durchschnitt. Abendblatt.de hat also nicht überproportional abgegeben. Das werden die in Hamburg sicherlich als Erfolg werten.

    Ich kann nicht beurteilen, wie viel das Abendblatt hinter der Paywall versteckt hat. Und daher auch nicht, ob ein Abo Sinn macht (was bekommt man dafür?) und wie die Abrufe der Seiten aussehen, die hinter der Paywall sind. Sind das 100.000 PIs weniger? Oder 500.000? Hätte man mit durchschnittlichen Werbeeinnahmen mehr erlöst ls die 8.000 Euro, die jetzt über Abos kommen? Man weiss es nicht.

  308. hätte sich Herr Iken doch nur nicht so sehr den Rückweg abgeschnitten und es Experiment – vielleicht sogar mehrphasiges – genannt und wirklich innovative Paid Content Ideen temporär getestet, und dann den unmündigen Frei(information)Bier-Konsumenten durch Veröffentlichung der Ergebnisse eingebunden….
    … so aber ist die emfindliche Gattung des „Alles für umme“ Informationsinteressierten beleidigt und:
    – löscht Shortcut
    – bestellt Printabo ab

  309. Ein Gastbeitrag im Hamburger Abendblatt über die Krise des Journalismus:

    „Deutsche Tageszeitungen haben in den letzten zehn Jahren etwa fünf Millionen Käufer verloren, zahlreiche Magazine sind vom Markt verschwunden oder ächzen unter der Anzeigenflaute. Sie müssen die Preise erhöhen, aufwendige Recherchen zurückfahren. Sie sind häufiger geneigt, PR-Beiträge zu übernehmen oder den Leser im Gewand journalistischer Berichterstattung Reisen oder Bücher des eigenen Unternehmens anzudienen – mit allen Folgen für die Glaubwürdigkeit des Journalismus und den Seriositätsappeal des Gewerbes insgesamt.“

    Rechts neben diesem Artikel (ich hab mal einen Screenshot gemacht:
    – Eine PR-Klickstrecke über den neuen Porsche,
    – eine Klickstrecke mit Agenturfotos von der CEBit,
    – eine Klickstrecke über die 20 mächtigsten Frauen sowie
    – eine 121-teilige Klickstrecke mit Babyfotos
    u.v.a.m.
    Geht sterben!

  310. […] Den Verlagen wird die Partizipation am Projekt mit weitreichenden Trackingfunktionen schmackhaft zu machen versucht: Anders als im Kindle Store oder im iBookstore sollen Publisher beim Wepad den direkten Draht zu ihren Lesern halten können. Zudem bringe das Wepad im Vergleich ein größeres Display mit und erlaube eine dynamische Aktualisierung der kostenpflichtig bereitgestellten Inhalte – Neofonie schwebt also keine statischen 1:1 Kopien von Print-Ausgaben, sondern eher Hybridformate oder auch “geschlossene” Website-Bereiche vor. Wohl nicht ganz zufällig ist ist auf einem Pressefoto ein Widget des Hamburger Abendblatts zu sehen, das vor einigen Wochen Teile ihres Auftritts kostenpflichtig machte (und dafür nicht nur Zustimmung erfuhr). […]

  311. Von 2004 bis 2008 hatte ich (mal wieder) in Hamburg gewohnt, wo mir die bis zum Ende meiner Zeit dort die „aggressivere“ Abo-Werbung in der Stadt auffiel. Da ich schon mal 14-tägiger Testabonnent war, bekam ich auch mit zunehmender Frequenz Briefe, ich solle doch mal wieder das Abendblatt (kostenlos) testen. Gerade in Bezug zu diesen „Spam-Briefen“ fragte ich mich, ob die Leute beim Abendblatt sich auch mal Gedanken machen, warum ein Kunde nach einem Test-Abo kein Bezahl-Abo mehr möchte? Herrn Iken zufolge gehöre ich wohl auch zu denen, die lieber 3 Euro für aufgeschäumten Kaffee in Pappbecher bezahlen, als 30 Cent für einen Bericht. Für mich kann ich sagen, dass das sogar stimmt! Warum? Weil ich bereit bin, für qualitativ hochwertigen Kaffee in billiger Verpackung bereit bin Geld zu bezahlen. Im Gegensatz dazu finde ich persönlich die Berichterstattung des Abendblattes als das Gegenteil: (Mitunter) hochwertige Überschrift mit billigem Inhalt – selbiges wird ja wohl auch nun Online unter der Bezahlvariante weitergeführt.
    Die Berichterstattung des Abendblattes ist alles andere als das, was auf der Titelseite propagiert wird: Sie ist sehr wohl politisch, parteiisch und abhängig! Ortswechsel: Ich erinnere mich noch gut an die 80er bis Anfang der 90er, als Radio Bremen TV mit seiner Sendung „Buten & Binnen“ aggressive Berichterstattung betrieb. Damit sind sie ja auch angeeckt und sind deshalb wohl wieder in die Reihen der anderen Journalisten zurückgekehrt.
    Im Bezug zum Abendblatt habe ich stets Kritik vermisst, sowohl an den politischen Machenschaften, als auch am „täglichen Leben“ in Hamburg. Gegenwärtig passieren so viele Gewalttaten wie nie in Hamburg und ich bin erstaunt, wie sehr das Abendblatt diese Tatsachen ignoriert – nur ein Bruchteil findet den Weg auf’s Papier in Form von unkritischer Beschreibung einer Tat. Meine Vorstellung von einer Zeitung ist, dass diese ihrem Einfluss entsprechend Schwachpunkte aufzeigt und fordert, das zuständige Stellen handeln und Gegenmaßnahmen ergreifen. Das Abendblatt will Geld verdienen mit unaufwändigem und kritikfreiem Journalismus – nur um nicht bei den Großkopferten anzuecken!? Meine Bemerkung auf einen Anruf der Abo-Abteilung des Abendblattes, dass ich sie abonnieren werden, wenn sie kritischen Journalismus bringen würde wurde abgetan mit „dafür sind wir nicht zuständig“.
    Wer nicht weiß, was seine Kunden wünschen wird auch mit einem Bezahlportal keinen Erfolg haben – oder bin ich der einzige, der kritischen Journalismus will?

  312. Das mit der Nichtberichterstattung über die Gewalt ist aber generell ein Problem in Hamburg.
    Klar, spektakuläre Taten werden von Mopo und Co fett auf der Titelseite breitgetreten, um etwas Auflage zu machen. Aber konkret beschäftigt man sich nicht damit, auch werden Konzeptvorschläge wie der von den Hamburger JuLis einfach ignoriert. http://www.julis-hh.de/v4/index.php?/archives/335-Senat-mit-Verbotskultur-auf-dem-Holzweg.html
    Man plappert kritiklos die Verlautbarungen von Senat und Opposition nach, ohne eigene Schlüsse zu ziehen.
    Gewaltopfer und auch vom die Abrutschen in die Kriminalität bedrohten Jugendlichen (also Täter bzw potentielle Täter) sind eben höchstens dazu gut, um mal ein bisschen Auflage zu machen.

  313. Grossartig. Monate nach „Aussichtlos, selbstmörderisch, unverschämt“ haben diese Vollpfosten es nicht mal geschafft, ihren Text zu ändern.

    „Jetzt weiterlesen … Mit einem Online Zugang haben Sie zusätzlich Zugriff auf alle kostenpfichtigen Artikel.“

    Ey… wenn die in der Recherche genauso gut sind, will ich denen doch nicht auch noch Geld zahlen.

  314. Einzelheiten beiseite: Dein loderndes Herz möchte die Scheinheiligkeiten dieser Welt verbrennen. Willkommen im Club!
    Und: Wen beeindruckt die riesen Keule „Kein guter, unabhängiger Journalismus“ in schwachen Händchen?

  315. […] weiß gar nicht, ob mich das mit dem Hamburger Abendblatt überhaupt kümmern sollte. Alle regen sich irgendwie darüber auf: Die wollen sich jetzt ihren hochwertigen Online-Beitrag zur deutschen Zeitungskultur bezahlen […]

  316. Richtigstellung:
    Sie haben die Bezahlschranke nicht aufgehoben, sondern nur auf der Startseite die Artikel nicht mehr markiert, die der Bezahlschranke unterliegen.

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