Der Golf-Krieg

Man darf George W. Bush nicht Unrecht tun. Auch für den amerikanischen Präsidenten hatte der Irak-Krieg schlimme Konsequenzen. Auch für ihn ist das Leben ein anderes, seit im Irak täglich amerikanische Soldaten sterben. Auch er musste Opfer bringen. In einem Interview mit Politico spricht er es offen aus:

Mr. President, you haven’t been golfing in recentyears. Is that related to Iraq?

THE PRESIDENT: Yes, it really is. I don’t want some mom whose son may have recently died to see the Commander-in-Chief playing golf. I feel I owe it to the families to be as — to be in solidarity as best as I can with them. And I think playing golf during a war just sends the wrong signal.

Mr. President, was there a particular moment or incident that brought you to that decision, or how did you come to that?

THE PRESIDENT: No, I remember when de Mello, who was at the U.N., got killed in Baghdad as a result of these murderers taking this good man’s life. And I was playing golf — I think I was in central Texas — and they pulled me off the golf course and I said, it’s just not worth it anymore to do.

Der MSNBC-Moderator Keith Olbermann gab darauf in seiner Sendung „Countdown“ eine deutliche Antwort:

You, Mr. Bush, let their sons and daughters be killed. Sir, to show your solidarity with them you gave up golf? Sir, to show your solidarity with them you didn’t give up your pursuit of this insurance-scam, profiteering, morally and financially bankrupting war.

Sir, to show your solidarity with them you didn’t even give up talking about Iraq a subject about which you have incessantly proved without pause or backwards glance, that you may literally be the least informed person in the world?

Sir, to show your solidarity with them, you didn’t give up your presidency? In your own words „solidarity as best as I can“ is to stop a game? That is the „best“ you can do?

Olbermanns Stil ist schon an normalen Tagen überengagiert, überpathetisch, überkandidelt. In seiner Antwort an Bush hat er das (was kaum möglich scheint) noch einmal ins Extreme gesteigert. Und doch wirkt sein bizarrer Auftritt auf merkwürdige Weise ebenso grotesk wie angemessen. Die letzten Worte nach zwölf Minuten (!) lauten: „Mr. Bush: Shut the hell up!“

(Ich übernehme keine Verantwortung für Schäden, die durch aus dem Video tropfenden Schaum entstehen.)

[via Huffington Post]

Nachtrag, 16. Mai.
Jon Stewart zum selben Thema.

95 Replies to “Der Golf-Krieg”

  1. Bush hat recht! Aus Solidarität für unsere Soldaten in Afghanistan habe ich seit 5 Jahren kein Minigolf gespielt. Gut dass wir nicht im Irak sind…

  2. Wann genau soll man denn noch schäumen dürfen, wenn nicht angesichts eines Präsidenten, der Tausende in den Tod schickt und daheim durch Bonmots von Marie-Antoinettscher Qualität glänzt?

  3. Wow! Ich dachte nicht, dass sowas in den amerikanischen Medien möglich wäre. Dachte die sind immer noch auf ihrem pro-Bush Trip.
    Kenne mich mit den US Medien nicht aus.
    Hat das Ding ne breite Öffentlichkeit? Viele Einschaltquoten?

    Gibt so nen Kommentar da öfter oder ist der Typ ne Ausnahmeerscheinung?

  4. Ja, nett, sehr nett sogar, und ausdauernd. Aber drei Tage bevor er von Obama abgelöst wird ist es nicht besonders tapfer, sich zu echauffieren. Ist der immer so drauf?

  5. Keith Olbermann scheint ein guter Kaberettist zu sein. Erinnert mich ein bisschen, wie er spricht und wie er aufregt ein bisschen an Georg Schramm in seiner Paraderolle: Rentner Lothar Dombrowski. Naja, er sollte mal sein überlegen, ob mal auf die Bühne zu gehen… :)

  6. Keith Olbermann ist fast immer so emotional und ich finde, das ist auch gut so!
    Seine Kommentare auf MSNBC sehen Millionen Amerikaner, genau die Amerikaner, die sich glücklicherweise nicht von Fox News blenden lassen, was aber leider nicht so viele sind, wie man sich eigentlich wünschen würde.
    Wer Blut geleckt hat, einfach bei den gängigen Portalen mal nach weiteren Kommentaren von Olbermann suchen, es lohnt sich!

  7. Ist es in diesem Falle noch Humor, wenn man trotzdem lacht? Seit langer Zeit habe ich mal wieder über Bush lachen können, ich hatte ein schlechtes Gewissen dabei, aber lachend eines. Ich beneide Menschen, die noch Worte finden, wo sie mir aufgrund tiefer Ernüchterung und großen Entsetzens längst ausgegangen sind.

    Vielen Dank für diesen Beitrag! Das hat gutgetan.

  8. Was ist daran bizarr oder grotesk? Da passen doch Form und Inhalt wunderbar zusammen! Bizarr ist ein Präsident, der ständig die Öffentlichkeit belügt.

  9. Stephen Colbert war beim Pressedinner 2006 wirklich klasse. Olbermann ist für meinen Geschmack immer ein bisschen zu „frontal“. Diese „Rede an die Nation“-Dinge sind wir hier ja nicht so gewohnt. Und ja, er macht, das schon länger. Und ja, er hat sich mit solchen Dingen auch schon Ärger eingehandelt.

  10. Inwiefern denn Ärger eingehandelt? Das interessiert mich ja jetzt, ich kannte den Herrn vorher gar nicht.

  11. Bei uns mußte Scharping wegen der Planscherei mit seiner Gräfin mitten im Balkankonflikt das Amt quittieren, in Amerika gibt’s nur ’nen bösen Kommentar. Was sagt uns das nun?

  12. Wunderbar.
    Zornige aber wahre Worte. Dass DAS doch noch möglich ist in diesen US of A …läßt hoffen.

  13. Keith Olbermann hat sich sowas wie zu einem liberalen Gegengewicht der „Krawall“-Meinungsmacher gemausert und steht damit im Gegensatz zu Bill O’Reily (äußerst rechts-konservativer Moderator und Kommentator auf dem nicht weniger konservativen Sender Fox News).
    Solche Sendungen zeichnen sich dadurch aus dass der Moderator seine Meinung, egal wie extrem sie sind, nicht hinterm Berg hält und sie laut in die Welt brüllen – öfters auch zum Leidwesen eines Gastes.
    Olbermann ist zu seinen Gästen zwar zahmer, gegen die Bush-Regierung dagegen aber nicht leiser und auch nicht weniger polemischer! Er selber hat im einem Interview gesagt, dass er nicht anders als die Konkurrenz sei („It do– it’s the one criticism that I think is absolutely fair. We’re doing the same thing. It is– it becomes a nation of screechers. It’s never a good thing.“).

    Die politischen US-Medien machen mehr Meinungsjournalismus, was man jetzt ganz schön im Wahlkampf sieht. Hoffentlich ist Deutschland davon noch weit entfernt oder hab ich da was nicht bemekt?

    Interview mit Keith Olbermann über seine Arbeit: http://www.pbs.org/moyers/journal/12142007/watch.html

  14. „Die letzten Worte nach zwölf Minuten (!) lauten: „Mr. Bush: Shut the hell up!”“

    Die letzten Worte sind wohl eher „Good night, and good luck.“, und selten passten sie als Zitat so gut, wie nach diesen fulminanten 12 Minuten.

  15. @22 Das sagt Keith aber nach jedem Kommentar, passt aber auch jedes Mal wie die Faust aufs Auge.

    Insgesamt muss man sagen, dass die Amis mit Olbermann, Colbert und Stewart drei (einseitige, aber) grandiose TV-Helden haben…

  16. Leider kenne ich Bill O’Reilly (zum Glueck nicht persoenlich…), sonst koennte ich mich ueber so einen Kommentar wie den von Olbermann freuen. Bei O’Reilly lernt man wie affig diese Art des Journalismus ist, sobald man nicht auf derselben Seite steht wie der Moderator. Aber anscheinend braucht jeder Sender so ein „Aushaengeschild“, CNN hat ja auch eines in Lou Dobbs. Da finde ich dass Stewart und Colbert eine bessere journalistische Arbeit abliefern, obwohl oder gerade weil das noch nicht mal deren Anspruch ist.

  17. man kann das video nicht isoliert betrachten, sondern man sollte es in einem Sinnzusammenhang von Olbermanns bisheriger Arbeit un seinem Umfeld sehen. Er arbeitet sich seit Monaten an Bush ab und ist im großen und ganzen ALLEIN in den US TV-Medien. Es gibt noch die großartige Rachel Maddow, Jack Cafferty und ein paar wenige andere. Aber der Rest sind immer noch Cheerleader für die Bush Regierung. Wichtiger scheinen für diese Menschen auch Flag Pins und verrückte Pastoren zu sein als Inhalte.
    Olbermann hat inhaltlich absolut recht, in jedem einzelnen Punkt. Es ist auch absolut angemessen wie er reagiert:
    Bush sagt doch tatsächlich: „ich habe mit Golf aufgehört, aus Respekt vor den Opfern“. Und spielt trotzdem weiter, egal wie absurd seine Respektsbekundung auch ist.
    Bush ist einfach nur zynisch. Und darauf muss auch laut reagiert werden dürfen.
    Schlimm genug, dass der Tagesthemen Kommentar der einzige tagesaktuelle Kommentar im deutschen Fernsehen ist.

  18. @ Ommelbommel (15): danke, das Video ist einfach köstlich. Erinnert ein wenig an Bruder Barnabas.

  19. „In your own words „solidarity as best as I can” is to stop a game? That is the „best” you can do?“

    Diese rhetorische Frage kann klar und deutlich mit „Ja“ beantwortet werden ;)

  20. „Das ist Demokratie und Meinungsfreiheit. Oder ist das denkbar in China oder Russland?“

    In Deutschland ist sowas auch nicht denkbar. „Shut the hell up geht gar nicht“.

  21. @Thomas: Da ist was dran. So ein Kommentar wäre in Deutschland wirklich nicht drin, zumindest nicht in den derzeitigen Formaten. Erlaubt wäre er natürlich, aber senden würde ihn wohl niemand.
    Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht, ist aber eine spannende Frage, finde ich.

  22. @Ommelbommel: Auch inhaltlich gibt es keinen so kritischen Journalismus im deutschen Fernsehen, bzw. man muß ihn mit der Lupe suchen

  23. Ich vermute, dass eine Übersetzung dem nicht gerecht werden kann. Dennoch sollte man eine erstellen und verbreiten!

  24. Ich vermute, dass eine Übersetzung ins Deutsche dem nicht gerecht werden kann. Dennoch sollte man eine erstellen und verbreiten!

  25. naja bei uns gibts auch imo im mom noch keinen grund sowas zu senden, oder?
    klar, meinungsfreiheit wird dort deutlich größer geschrieben (man darf z.B. jeden als nazi beleidigen http://usaerklaert.wordpress.com/2006/11/22/free-speech-teil-1-warum-die-usa-holocaust-leugner-schutzen/
    oder kurz: http://tinyurl.com/2c7x5m)
    Er kotzt sich allerdings schon extrem aus, ganz nett, aber mich hat der film welcher nur mit politikeraussagen gewürzt war und gezeigt hat was zum irak krieg geführt hat deutlich mehr beeindruckt (zu finden u.a. auf gulli.com)

  26. Was soll an Olbermanns Kommentar „überengagiert, überpathetisch, überkandidelt“ sein? Argument für Argument ist gut nachvollziehbar – wie stets bei ihm, nebenbei, und die Stilfrage bei der Rhetorik würde der Kritiker Niggemeier wohl auch vergessen, lebte der in dem Land, in dem Olbermann lebt. Da sind Bush und Dick und Co. nicht weit entfernte Kasperltheater.
    Ansonsten ist es ja verdienstvoll, wenn auf diesem Wege geholfen wird, die Vielfalt amerikanischer Stimmen hier etwas bekannter zu machen.

  27. @Christian (Kommetar 6):

    Die Berichterstattung in den USA ist sehr unterschiedlich. Von Fox-News bis zur Daily Show ist alles vertreten. Und wenn jemand wie Stephen Colbert vom Time Magazine zur dritteinflussreichsten Person erklärt wird, ist das ein gutes Zeichen.

    Zum Thema Irakkrieg gab es übrigens ein sehenswertes Interview in der Daily Show vom 12. Mai mit Douglas Feith (GOP) und Jon Stewart. Feith behauptet, belegen zu können, dass die Bush-Administration zwar Fehler machte, es sich aber keineswegs um eine Täuschung handelte. Gegen einen Jon Stewart in Hochform wirklich nicht sehr überzeugend:

    http://ln-s.net/1s3b

  28. @37

    WAS??? BUSH SAGT NICHT DIE WAHRHEIT??? NEIN???
    WELCHE GROSSEN, NEIN WAHRHAFT HISTORISCHEN ZWÄNGE UND NOTLAGEN KÖNNTEN DAS SEIN, DIE DIESEM RETTER AMERIKAS UND DER FREIEN WELT, VIELMEHR ALLER FREIHEITSLIEBENDEN MENSCHEN, ALSO DEM RETTER DER GANZEN WELT, DIESER GNADE GOTTES MIT UNS… DIESE UNVORSTELLBARE PEIN ABNÖTIGEN?
    WIR VERSTEHEN ES NUR NICHT, ZU WEIT IST ER UNSERER ZEIT VORAUS, DIESES GENIE.

    ACH, WENN WIR NUR WÜSSTEN, WIR AHNUNGSLOSE LÄMMLEIN, WIE WOHLBEHÜTET WIR DOCH DANK IHM SIND… ACH!…

  29. Olbermann ist einfach wunderbar.
    Ich finde es großartig, daß jemand die nicht neue aber schlimme Erkenntnis unter die Welt bringt, daß dieser Präsident ein Desaster ist.

    Und Olbermann kann das belegen – jedesmal neu.

    Das ist traurig und schlimm.

  30. Olbermann hat nicht erst jetzt damit angefangen Bush zu kritisieren. Er hat schon mehrmals einen ähnlich flammenden Appell gehalten in dem er ihn zum Rücktritt aufgefordert hat. Zum Beispiel hier vor knapp einem Jahr, nachdem Bush seinen straffällig gewordenen Vertrauten Scooter Libby begnadidgt hatte:

    http://www.crooksandliars.com/2007/07/03/keith-olbermanns-special-comment-you-ceased-to-be-the-president-of-the-united-states/

    Und wer sich fragt woher der Hang zur Übertreibung kommt: Der Mann war früher Sportreporter, und die müssen in den USA wesentlich emotionaler sein als bei uns, sonst interessiert sich keiner für sie.

  31. zitat:Auch für ihn ist das Leben ein anderes, seit im Irak täglich amerikanische Soldaten sterben.

    im irak sterben täglich auch viele unschuldige iraker, wesentlichmehr als amerikanische soldaten. diese sollten nicht vergessen werden.

  32. Sorrry, spät. Aber das ist grossartig. Ich wünschte, ich könnte das, was der kann. Das ist es, was es über Bush und die Bande von Kriegstreibern zu sagen gibt – in diesen Worten, in diesem Tonfall – meinetwegen auch als Show: Sir, this fiasco… is your fiasco.

    Dankbar.

  33. Ich stimme Olbermann in allen Punten zu, halte die Form aber genauso für falsch wie das Verhalten aller rechten Kommentatoren auf Fox News. Man kann mit so einem Beitrag niemanden auf der anderen Seite des Spektrums von den Dingen überzeugen.

    Das Angenehme ist einfach, dass man sich mit Olbermann endlich mal so fühlen kann wie die ganzen Schafe hinter Bill O’Reilly. Endlich kann man mal miteifern. Denn normalerweise sind ja die netten Konservativen immer die, die anfangen „Shut Up“ zu schreien (O’Reilly gegenüber Al Franken z.B. auf einer Podiums-Diskussion), wohingegen die netten Demokraten die Schreihälse dann ausreden lassen, weil SIE ja immer noch Höflichkeitsformen besitzen.

    Das Negieren von Wahrheit und Logik ist nämlich das, was O’Reilly von Olbermann unterscheidet. Endlich brüllt mal jemand logisch und nicht unlogisch daher.

  34. Ja, Olbermann gehoert zu einer kleinen Minderheit in der amerikanischen Nachrichtenwelt, Wendehalsigkeit darf man ihm aber nicht vorwerfen, er ist im Gegenteil schon immer sehr starrhalsig gewesen. Man sollte ihn def. nicht mit in einen Topf der demokratischen ehemaligen Kriegsbefuerworter werfen, die jetzt versuchen, sich durch Verankerung der alleinigen Schuld bei Bush aus der Verantwortung zu ziehen.

    Und denjenigen unter uns, die meinen, wir lebten in einer medialen Welt, in der es zu solchen Prozessen nicht kommen könne, denen sei ans Herz gelegt, nocheinmal die Geschehnisse in unserem Land an den Vorabenden des Golfkriegs 1, des Yugoslawienkriegs in Erinnerung zu rufen.

    Und man darf sich auch gerne daran erinnern, welche Position die CDU, beim GOlfkrieg2 auch insbesondere Frau Merkel und die Atlantiker in der SPD inne hatten.

  35. #46:
    Welcher ist der Golfkrieg 1/2?
    Viele neigen dazu, den Krieg zwischen Iran und Irak als Nr. 1 zu bezeichnen.
    Und was ist Ihrer Meinung nach der „Yugoslawienkrieg“? Im Allgemeinen werden darunter die Auseinandersetzungen zwischen Slowenien, Kroatien, Bosnien und Serbien/Montenegro verstanden. Dazu sind uns eher die Schwierigkeiten der Grünen im Gedächtnis geblieben, dort irgendwie angemessen zu reagieren.

  36. (Ich übernehme keine Verantwortung für Schäden, die durch aus dem Video tropfenden Schaum entstehen.)

    „Danke“ für den schon lange nicht mehr gesehenen Bluescreen und dem „Schweren Ausnahmefehler“ kurz nach Start des Videos.

    Aber es braucht auch keine Vorführung einer ausgelassenen, grenzenlosen Meinung Olbermanns über „seinen“ Präsidenten um sich als Deutscher eine in Grenzen gehaltene Meinung bilden zu können.

    Im Grunde ist das hier doch nur ein journalistischer „Schwanzvergleich“ und das Aufzeigen, was im deutschen Journalismus so wohl (noch) nicht möglich ist, wenn man seine deutsche, insbesondere journalistische TV-Karriere nicht aufs Spiel setzen will.

    Aber der deutsche Journalist fühlt sich ja schon in seiner Meinung frei, wenn er mit Wortspiele aufwarten kann.

  37. Ich finde Olbermanns Auftritt weder bizarr noch grotesk. Sondern seismografisch korrekt. Und ich denke, dass es ein Grundproblem des Journalismus ist, nicht persönlich betroffen zu sein, sondern von der Metaebene herab zu sprechen. Insofern finde ich Olbermann erfrischend maßstabsgerecht.

  38. Fulminant.

    Dieses Wort war oben gefallen, und ich kann mich nur anschließen. Wäre schön, wenn „Old Lederhand“ in den Tagesthemen auch wöchentlich solche Kommentare ablassen könnte/würde.

    Auf jeden Fall: U made my day. ThanX!

  39. Jepp.
    Sonst übernehmen wir (vor allem in den Medien) doch auch jeden Scheiß von den Amis.
    Da wäre so etwas doch mal wirklich erfrischend.

    Wobei ich bezweifle dass ein Durchschnittsamerikaner zwölf werbefreie Minuten am Stück übersteht.

  40. @zeitgeist:

    danke für diesen Video Hinweis. Das Video hat mir bei der Klärung einiger Sachverhalte sehr geholfen und hat mich enorm belehrt.
    Dieses Video sollte umfassender verbreitet werden. (allerdings weiß ich nicht, wie alt dieses englischsprachige Video ist)

  41. Hätte Bush nicht das öffentliche Golfen aufgegeben, hätte Olbermann auch was daraus gemacht.

    Und wenn nicht Olbermann, dann zumindest Niggie.

  42. @55

    Es stellt sich die Frage, ginge das wirklich anders? Bush ist wahrscheinlich noch im Tode eine Karikatur seiner selbst, eine viel zu mächtige allerdings.

  43. Bush ist für einen Politiker vglw. authentisch, das darf gerne auch polemisch mit „Karikatur seiner selbst“ umschrieben werden. So what?

    Der schlechteste amerikanische Präsident der USA war übrigens Jimmy Carter. Bzgl. dieser Person würde ich auch zu Klischees und Ressentiments der von Dir und Stefan Niggemeier gepflegten Art neigen. Im Unterschied zu Stefan stehe ich aber dazu und verstecke mich nicht hinter Meinungen Dritter.

    Obama hat übrigens keine Chance die Wahlen zu gewinnen, es wird hier in D zwar von interessierter Seite bis zum Wahlentscheid ein entsprechnder Eindruck gepflegt werden, aber er ist genauso unwählbar für den Ami wie Mrs.Clinton.

    Darauf würde ich sogar wetten, von mir aus einen Golfschläger oder meinen Führerschein, LOL.

  44. hallo,
    habe gerade herausgefunden, dass man nichts negatives über pres. Bush sagen darf. Grund: es haben schon so viele negatives über ihn gesagt. Das wäre dann uncool.

  45. @57 (sky):

    äh, sie meinen, der ami wählt an sich nicht schwarz oder frau? wollen mal sehen.

    halb schwarz, halb leopard. so ließe sich vielleicht auch gewählt werden. mal sehen, ob mccain da ein kandidat für ist. ansonsten sehe ich „eher schwarz“ :-)

    .~.

  46. Viele hier fanden den Kommentar von Olbermann ja gut. Angenommen, Al Gore wäre Präsident und auf Fox News würde einer so eine Hasspredigt halten, wie fändet ihr das dann? Wahrscheinlich reaktionär, unobjektiv und propagandistisch!
    Ich hab das Gefühl, unobjektiver Journalismus und regelrechte Medien-Hetze sind erwünscht und legitim, wenn sie die eigene Meinung fördern und falsch, wenn jemand anders denkt.

  47. @dot tilde dot:
    Gemeint war eher „der Ami wählt keinen neuen Jimmy Carter“.
    @Turmspringer:
    Polemik gehört zur Politik und bereichert die pol. Kultur und allgemein die Debattenkultur, technisch ist Olbermann m.E. nichts vorzuwerfen, sein Angriffpunkt „Golf“ hat zudem auch den Vorteil, das er in jedem Fall nutzbar ist. (Der Nachteil in diesem Fall ist die mögliche schnelle Entlarvung als pure demagogische Rhetorik.)
    In D ist dem bürgerlich-konservativ/liberalem Spektrum dieses Diskursmittel nur sehr begrenzt gegeben. Ich bedauere das, andere werden die Lufthoheit linker Polemiker dagegen begrüssen.

  48. @60 Das wird auch stattfinden, wenn Obama erstmal Präsident ist. Man hat ja schon seinen 2. Vornamen benutzt für Stimmungsmache, sein Foto auf dem er eine somalische Tracht trägt etc….googeln Sie doch mal „Obama Fox“

  49. @57/Sky
    Tolles Kriterium, was Sie da für einen Politiker entdeckt haben: „authentisch“. Gibt’s das auch hier zu kaufen? In Dosen oder Flaschen?

    @60/Turmspringer
    Ihr Einwand ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Das Attribut „Hassprediger“ ist allerdings hier fehl am Platze. Olbermanns Rede ist nicht von Hass geprägt, sondern eher von einer Verzweiflung – und zwar nicht nur, was Bush als Präsident angeht (da kann man wohl nichts ausrichten), sondern was die nach wie vor offensichtlich reichlich plüschige Behandlung der Bush-Regierung (-Administration) in den amerikanischen Medien angeht.

    Mir gefallen auch eher die leisen Töne, aber ich habe Verständnis dafür, dass einem irgendwann einmal der Kragen platzt. Das hat mir Hasspredigt nichts zu tun. Ich habe keine Ahnung, ob Olbermann das regelmässig macht und somit natürlich das Ganze etwas von einem Ritual bekäme, aber als Kontrapunkt zum Kaffeekränzchenton ist das mal ganz erfrischend.

  50. @Georg:
    Authentizität habe ich nicht als Kriterium zur Politikerbewertung bezeichnet, ich habe dagegen Bush als „vglw. authentisch“ bezeichnet.
    Olbermann würde ich mal als demokratischen Shock-Jock bezeichnen, vglb. Leute aus dem republikanischen Lager sind in diesem Blog schon mehrfach abfällig bewertet worden und wurden hier (berechtigterweise) nie für Zitatzwecke herangezogen.
    Die Deutschen sind halt grösstenteils alle Demokraten, LOL, irgendwo las ich mal 50% für Obama, 40% für Clinton, 7% für McCain – wenn die Deutschen (was sie zum Glück nicht können) den amerikanischen Präsidenten wählen würden. Zum Glück ist Al Gore nicht angetreten. ;)

  51. Nur während des kalten Krieges war unsere Angst vor den Sowjets noch größer als unsere Verachtung für die (US-)Amerikaner. Manche nehmen es den Amerikanern immer noch übel, dass sie zusammen mit den Russen und Briten uns daran gehindert haben, das Nazi-Regime selbst zu beseitigen.

  52. Die Überlegenheitsgefühle der Europäer die USA betreffend sind historisch über mehrere Jahrhunderte nachweisbar. Würde da jetzt nicht das 3.Reich zitieren wollen, und wenn, dann um die Nichtvorhandenheit der Überlegenheit nachzuweisen. Man vergisst auch schnell, dass die Amis schon mal ein paar Jahre früher für Ordnung sorgen mussten.
    Zuletzt haben die Amis – wenn ich mich recht erinnere – auf dem Balkan eingegriffen; da war sogar Joschka dafür.
    Übrigens war auch und gerade während des kalten Krieges der Antiamerikanismus virulent, zumindest in D, LOL.

  53. @65/John Renault
    Unsere Verachtung für die (US-)Amerikaner ist grössenteils ein Märchen. Kaum ein Land saugt kulturelle Entwicklungen und Trends aus den USA seit Jahrzehnten so schnell und stark auf wie Deutschland. Die Franzosen sind beispielsweise sehr viel USA-skeptischer als die Deutschen.

    Wenn es denn eine Verachtung gibt, dann für viele der politischen Entscheidungsträger in den USA, und zwar (spätestens) seit dem Vietnam-Krieg. Das hat u. a. mit der Differenz zwischen hohem politischen und moralischem Anspruch einerseits und der in vielen Punkten als „schmutzig“ empfundenen Aussenpolitik andererseits zu tun. Hieraus resultiert eine tiefsitzende Skepsis, die natürlich mit George W. Bush einen (hoffentlich endgültigen) Höhepunkt erreicht hat. Bush hat das Land moralisch ruiniert.

  54. @Georg:
    Ja, es gibt einen grossen Respekt vor den wirtschaftlichen Leistungen der USA und eine grosse Ablehnung des pol. Wirken des o.g.Staats. Das ist faszinierend, man erkennt, dass die anderen wohl irgendwie auf zumindest einem Gebiet (bspw. Wirtschaft, Forschung, Immigrationsbewältigung) besser sind, konzentriert sich aber auf Kritik am internationalen Handeln der USA und – Nicht zu vergessen! – am in den Staaten gepflegten Wertesystem.

    Mag die Kritik am aussenpolitischen Wirken noch zulässig sein, so wirkt die Kritik am amerikanischen innenpol. System in etwa so wie die des Durchschnittsschülers am Klassenprimus.

    Helfen tun da bspw. Blogs wie „Amerika erklärt“ oder die Beschäftigung mit amerikanischen Medien, Diskussionsforen und Debatten.
    Vielen Deutschen steht diese Möglichkeit leider nicht offen, entweder mangels Interesse am Internet oder mangels Sprachkenntnisse.

    Ich pers. wünsche mir, dass bspw. der hiesige Blogmaster seinen vorhandenen Einfluss für die dbgzl. Bildung seiner deutschsprachigen Leser nutzen würde.

    (Du, Georg, könntest natürlich auch ein Scherflein zur Klräung der genannten Defizite beitragen. ;)

  55. @Sky/68: Ja, dem stimme ich zu. Das Niveau der hiesigen Amerika-Kritik ist bescheiden, selbst in etablierten Medien. Lesen deutsche Journalisten eigentlich auch internationale Presse? Manchmal habe ich den Eindruck, sie kochen alle im eigenen Saft. Bloß nicht mal in Diskussionen reinschnuppern, die anderso geführt werden.

  56. Ach, das Angemessene kommt wahrscheinlich daher, daß die Ganze Präsidentschaft grotesk geworden ist.

  57. @69/Tim
    Was bedeutet denn bescheiden? Welche etablierten Medien sind gemeint? Woran bemisst sich diese Kritik? Gibt es falsche Darstellungen oder sind sie nur zu „parteiisch“? Welche Diskussionen werden denn geführt, von denen die hiesigen Journalisten nicht berichten?

  58. @Georg:
    „Bescheiden“ ist zum Beispiel das in D gepflegte Ressentiment die USA ständen qusi jederzeit vor dem Umkippen in den Faschismus. Dazu kommen noch die manchmal stärker, manchmal schwächer vorgetragenen „Imperialismus“-Vorwürfe und die deutschen Gefühle der ethischen Überlegenheit gegenüber den Staaten. (Auch gegenüber Israel, aber das ist ein anderes Fass.)

    Dann haben wir noch die Wirtschaftskritik, die zumindest oft den amerikanischen Erfolg vergisst und die merkwürdige einseitige Ausrichtung auf die amerikanischen demokratische Partei (üblicherweise würden 80% der Deutschen den demokratischen Bewerber wählen, der Rest teilweise den Republikaner).

    Exemplarisch dürfen diese „bescheidenen“ deutschen Meinungsmengen bspw. bei der SPOn-Berichterstattung beobachtet werden, die m.E. einer geradezu unerträglichen Desinformation gleichkommt. Meinung und Fakten werden jedenfalls auf schwer erträgliche Art und Weise vermischt, einer dieser „Berichterstatter“ hat es sogar kürzlich in die Chefredaktion des Stammblatts geschafft, LOL.

    Aber auch die Schulbücher und Kindersendungen sind durchsetzt mit Klischees und Ressentiments die Staaten betreffend. Ich selbst bin zu dem Schluss gekommen, dass viele Deutsche den Antiamerikanismus qua Erziehung aufsaugen und sich später nicht mehr davon trennen. Man darf diesen Leuten also immerhin unterstellen authentisch zu sein und nicht aus bestimmten Gründen eine Meinungshaltung vorzuschieben.

  59. „Aber auch die Schulbücher und Kindersendungen sind durchsetzt mit Klischees und Ressentiments die Staaten betreffend.“

    Ich weiß ja nicht…

  60. @72/Gregor: Beispiel Irak-Krieg: In internationalen Medien gab es relativ frühzeitig Berichte darüber, daß sich die Sicherheitssituation vor Ort verbessert hat (jedenfalls hinsichtlicher einiger Indikatoren). Deutsche Medien haben darüber erst +Monate+ später berichtet. Warum?

    Anderes Beispiel: Religiosität in den USA. In jedem zweiten Artikel erhält man doch den Eindruck, daß die USA kurz vor dem Abgleiten in den Fundamentalismus stünden. Ist irgendwem schon mal aufgefallen, daß dort drüben vor allem Supermarktreligiosität auf dem Vormarsch ist? Auch Religionen kämpfen dort um Kunden, entsprechend marktorientiert sind die Glaubensbotschaften vieler Kirchen. Aber Fundamentalismus?

    Natürlich gibt es an der Politik der USA vieles auszusetzen, keine Frage.

  61. Zum ersten Beispiel: Bezüglich welcher Indikatoren soll sich die Sicherheitssituation im Irak in welchem Zeitraum gebessert haben?

    Zum zweiten Beispiel: In jedem zweiten Artikel wird der Eindruck erweckt, die USA stünden kurz vor dem Abgleiten in den Fundamentalismus? Kann ich nicht bestätigen. Was liest du denn für Publikationen?

  62. @73/Sky
    Die Tatsache, dass in Deutschland eher demokratische Politiker aus den USA beliebt sind als republikanische werten Sie schon als Resultat einer Desinformationskampagne? Welche Medien konsumieren Sie denn, dass dort permanent Imperialismus-Vorwürfe erhoben werden? In der „Zeit“ zum Beispiel ist einer der Herausgeber ein glühender Atlantiker, der bei jeder Gelegenheit betont, dass Bush natürlich nicht repräsentativ für Amerika ist.

    Leider werden Sie nicht konkret und flüchten sich in Pauschalisierungen. Vermutlich ist Ihr Anti-Antiamerikanismus ähnlich stark ausgeprägt wie der Antiamerikanismus derer, die Sie angreifen. Beiden Gruppen dürfte gemein sein, dass das, was sie kritisieren, in dieser Quantität nicht existiert, als Folie jedoch gerne aufrecht erhalten wird, um seine jeweilige Position zu untermauern.

    @75/Tim
    Im Irak kommen rund 1000 Menschen im Monat durch terroristische Anschläge ums Leben. Das nennen Sie eine Verbesserung der Situation vor Ort? Die bürgerkriegsähnlichen Unruhen im Südirak (Basra) nach dem Abzug der britischen Truppen nennen Sie eine Verbsserung der Situation vor Ort? (Ohne den USA-Einmarsch hätte es keine britischen Truppen dort gegeben.)

    Auch an Sie die Frage, welche Medien Sie konsumieren? Zeitnah mit den Anhörungen der diversen US-Generäle erfolgen doch die amtlichen „Wasserstandsmeldungen“ in den gängigen Massenmedien. Das Zweifel an diesen Aussagen (insbesondere im Wahlkampf) geäussert werden, dürfte zum normalen Rüstzeug eines Journalisten gehören, oder?

    Die Durchdringung der Mittelschichten der USA durch Evangelikale und Kreationisten ist keinesfalls von der Hand zu weisen. Vielleicht mag die Berichterstattung hierüber gelegentlich den Eindruck vermitteln, die USA stünde stündlich vor einer theokratischen Verfassungsreform. Aber es ist nun einmal das Wesen der Medien über das zu berichten, was sich ausserhalb einer gewissen Normalität abspielt. Mich stört ja auch die alarmistische Berichterstattung über einen Neonazi-Aufmarsch von 200 Personen, der erst durch diese Berichterstattung einen Stellenwert erhält, der ihm gar nicht zusteht. Zu verhindern ist das allerdings kaum.

  63. @Gregor:
    „In der „Zeit” zum Beispiel ist einer der Herausgeber ein glühender Atlantiker, der bei jeder Gelegenheit betont, dass Bush natürlich nicht repräsentativ für Amerika ist.“

    Atlantiker oder Transatlantiker?
    Und wer ständig betont, dass der gegenwärtige amerikanische Präsident „nicht repräsentativ“ für die USA ist, ist der dann geeignet als Beispiel für Information (statt der von mir behaupteten ständigen Amerika-Desinfotmation in deutschen Medien) herzuhalten?

  64. Aber wenn der dann doch recht gläubige und größtenteils von fundamentalistischen Christen gestützte Bush repräsentativ für „die USA“ sein soll, müssten die Berichte über die in den Fundamentalismus abzugleiten drohende USA doch Information sein und keine Desinformation.

    Aber Joffe hat vor nicht allzulanger Zeit auch noch ganz anders getönt, als der „Verteidigungskrieg“ der USA gegen Saddam noch in Vorbereitung war und er Bush noch zutraute, denselben zu gewinnen.

  65. @78/Gregor: Im Sommer letzten Jahres ging die Anzahl der Anschläge im Irak stark zurück. Ich meine mich auch an Umfrageergebnisse zu erinnern, nach denen sich die Zivilbevölkerung im Irak sicherer fühlte als in den Jahren zuvor. Wann wurde das in Deutschland zum Thema? Drei, vier Monate später?

    Natürlich sollten Journalisten immer an amtlichen Verlautbarungen zweifeln. Aber bitte in +beide+ Richtungen zweifeln, nicht nur in die die, einem gerade in Kram paßt.

  66. Dachte ich mir doch, dass diese Phase gemeint war. Ich bezweifele aber, dass die deutschen Medien sich der allzu rosarot gefärbten Sichtweise der Surge-Befürworter mehrere Monate anschlossen, nachdem in der Zwischenzeit auch in den USA klar war, dass von einem Erfolg des „Surge“ keine Rede sein könne. Umfangreiche Quellen bietet der englische Wikipedia-Artikel:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Iraq_War_troop_surge_of_2007#Iraq.27s_security_situation

    Aber es könnte sein, dass die deutschen Medien doch blöd genug waren, das will ich nicht ausschließen. Aber man kann es schwerlich als Antiamerikanismus bezeichnen, wenn sie die verzerrte Darstellung der verzweifelt Erfolge brauchenden Irak-Kriegs-Protagonisten unkritisch nachplappern. Im Gegenteil.

  67. @Kati:
    Informieren kann man sich hier recht gut, das Material ist aber umfangreich und wird demzufolge in den Medien nur verkürzt wiedergegeben:
    http://www.state.gov/s/ct/rls/crt/
    Grundsätzlich ist die Terrorgefahr durch moslemische Extremisten steigend. Der berichtete Terrorrückgang im Irak ist auf lokale Verinbarungen zurückzuführen und m.E. eher als temporärer Art zu verstehen, das Gewaltpotential im Irak bleibt erhalten und kann jederzeit wieder höchste Eskalationsstufen erreichen.

  68. Och, nö, da muss man sich nicht durchkämpfen. Dafür gibt es doch die sogenannten Experten, die das, was die Bush-Admin als „Nachrichten“ verkaufen möchte, in leicht zu schluckenden Häppchen in TV und sonstigen Medien herunterbeten.

    Die NYT gab sich vor kurzem sehr empört und zeigte ganz empört mit dem nackten Finger auf solche Leute:

    Behind TV Analysts, Pentagon’s Hidden Hand

    „…At the same time, in e-mail messages to the Pentagon, Mr. Garrett displayed an eagerness to be supportive with his television and radio commentary. “Please let me know if you have any specific points you want covered or that you would prefer to downplay,” he wrote in January 2007, before President Bush went on TV to describe the surge strategy in Iraq.“

    Weiter unten im Text:

    „Over time, the Pentagon recruited more than 75 retired officers, although some participated only briefly or sporadically. The largest contingent was affiliated with Fox News, followed by NBC and CNN, the other networks with 24-hour cable outlets. But analysts from CBS and ABC were included, too. Some recruits, though not on any network payroll, were influential in other ways — either because they were sought out by radio hosts, or because they often published op-ed articles or were quoted in magazines, Web sites and newspapers. At least nine of them have written op-ed articles for The Times.“
    http://www.nytimes.com/2008/04/20/washington/20generals.html?_r=1&pagewanted=print&oref=slogin

    Es fällt mir wirklich schwer, US-Regierungsstellen und ihre Ausführungen über ihren War on Terror ernst zu nehmen. Eigentlich ist es mir sogar unmöglich. Der Irak liegt in Trümmern und ist ein schlimmerer Ort als jemals unter Saddam Hussein. Das kann man einfach nicht mehr wegdiskutieren und es wäre an der Zeit, wenn man das auch in den USA endlich auf breiter Ebene zugeben würde. Alles andere ist einfach nur beschämend. Auch wenn mir diese Aussage als Antiamerikanismus angekreidet werden mag, kann ich nicht so tun, als sei es anders.

  69. Wenn man sich anschaut, was heute über den Vietnamkrieg publiziert wird, dann kann man von US-Amerikanern wohl kaum erwarten, dass sie diesen Krieg jetzt generell als Fehler sehen. Maximal möglich wäre das Zugeständnis, in der Kriegsführung Fehler gemacht zu haben.
    Der einzig mögliche Kriegsgrund aus heutiger Sicht, Regime Change, hat in der Sicht der Öffentlichkeit die damaligen Kriegsgründe vollständig überlagert. Jetzt kämpft man eben gegen al Quaida.
    Und für die eigentlichen Verursacher, Bush & Co., gilt der Krieg als voller Erfolg, schließlich kontrollieren die ihn stützenden Konzerne das Öl. Was zählen da schon ein paar Menschenleben? Amerikaner oder gar Iraker?

  70. @Kati:
    „Der Irak liegt in Trümmern und ist ein schlimmerer Ort als jemals unter Saddam Hussein.“

    Soll das heissen, dass die dortige Bevölkerung hart rangenommen werden muss, damit die nicht alles kaputt macht? Islamophob? ;)

    Und zukünftig nicht zuviel TAZ, SZ, SPOn oder Junge Welt lesen, wenns um Aussenpolitik geht! (Ein Rat, der natürlich nicht nur Dir gilt, geschätzte Kati. Die NYT wäre schon eine gute zweite Wahl. ;)

    LG,
    Sky

  71. #87: Besagte Aussage könnte in dieser Übersetzung auch in der NYT stehen. Die sind durchaus kritisch.

  72. @88:
    Darum auch „zweite Wahl“. Allerdings ist die NYT doch noch um einiges amerikanischer als bspw. die SPOn-Amerika-„Berichterstattung“ um Leute wie Mascolo früher und Pitzke heute.

  73. „Olbermanns Stil ist schon an normalen Tagen überengagiert, überpathetisch, überkandidelt.“

    Er spricht also lauter und höher. Darf ich seinen Stil „journalistische Rückung“ nennen?

    btw: Schade, daß man Videos nicht rahmen und an die Wand hängen kann.

  74. @87/Sky: Nein, das soll es nicht heißen. Wie kommst du darauf? Das soll heißen, dass Regime Change sich zwar ganz gut anhören mag, dass man sich aber alle Folgen anrechnen lassen muss, wenn es dann – vorhersehbar – nicht so klappt, wie man es zu Verkaufszwecken behauptet hat („cakewalk“ und so). Es ist nun offensichtlich, dass Bush noch schlimmer ist als Saddam Hussein. Das muss man erst mal fertigbringen.

    PS: Meine Nachrichtenquellen sind sehr vielfältig und keineswegs auf sogenannte linke Publikationen beschränkt. Ich lese sozusagen Internet. – Was wäre denn eigentlich die erste Wahl, wenn die NYT die zweite sein soll? (Was ich gerade bei außenpol. Themen ausschließe, da ist die NYT einfach zu einseitig und läuft für mich nur unter „ferner liefen“.)

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