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Sollen wir die schönsten Zahlen zwischen 1 und 10 000 bringen? Oder hundert Bauchnabel? Wie der Online-Journalismus seine Autorität verspielt.

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Das erste Opfer des modernen deutschen Online-Journalismus ist die Tabelle. Sicher, das schien mal eine praktische Erfindung der Menschheit zu sein: die Möglichkeit, Informationen in Zeilen und Spalten anzuordnen, so dass man sie auf einen Blick erfassen und gut vergleichen konnte. Aber für die Online-Optimierer von heute ist schon die Formulierung „auf einen Blick“ ein klarer Hinweis, dass da etwas verschenkt wird. Klicks.

Und so sitzen in den Redaktionsräumen der großen Online-Medien jeden Tag Menschen und machen aus Tabellen Bildergalerien, notfalls auch ganz ohne Bilder. Bei „Welt Online“ sind sie besonders fleißig. In einem Artikel über angebliche „Koks-Hochburgen“ haben sie eine Übersicht gebaut, wie sich die Rückstände der Droge in den Flüssen verschiedener Städte in den vergangenen Jahren entwickelt haben. Obwohl, „Übersicht“ trifft es nicht: Auf jeder Seite steht nur eine Stadt. Die nächste Stadt erscheint nicht darunter, sondern auf der nächsten Seite. Wer versucht, hier die verschiedenen Werte miteinander zu vergleichen, wird nicht glücklich werden — aber die Vermarkter von „Welt Online“ glücklich machen: Mindestens 27 Klicks produziert er, wenn er dumm, gelangweilt oder interessiert genug ist, sich durch die ganzen Zahlen zu klicken.

Und es braucht nicht einmal eine richtige Tabelle für diese Art der Inflation. Eine bloße Liste tut es auch. Aktuell etwa die „Liste der 100 gefährlichsten Internetseiten“. „Welt Online“ hat jede Adresse, ohne jegliche weitere Information, auf eine eigene Seite geschrieben. Hundert Seiten, hundert Klicks. Man kann die „Liste“ deshalb auch nicht ausdrucken, um sie sich, was nützlich wäre, neben den Computer zu legen — es wäre ein hundertseitiges Buch mit viel Raum für Notizen.

Die Informationen sind, wie in Hunderten, wenn nicht Tausenden ähnlichen Fällen auf ähnlichen Seiten, nicht als Service aufgemacht, sondern im Gegenteil: so, dass es möglichst beschwerlich ist, an sie heranzukommen. Entsprechend laut ist das Murren in den Kommentaren unter dem Artikel. Reihenweise beschweren sich Leser, dass die (ohnehin zweifelhaften und von einer „Fachzeitschrift“ namens „Computer-Bild“ abgeschriebenen) Angaben nicht als Tabelle präsentiert wurden. Einer gratuliert zur „schwachsinnigsten Galerie des Jahres“ und regt an, als Nächstes in dieser Form „die 500 schönsten Zahlen bis 10.000“ zu präsentieren.

Die Kritik verhallt ohne Antwort. Entweder weil die Online-Leute längst verinnerlicht haben, dass sie nicht für die Leser arbeiten. Oder weil sie schon diskutieren, ob die „2192“ oder „2193“ schöner ist und man nicht besser gleich die 10 000 schönsten Zahlen bis 10 000 präsentieren sollte.

„Welt Online“ ist damit nicht allein. Aber „Welt Online“ hat Monate rasanten Wachstums hinter sich und gilt im Augenblick mit seinen Besucher- und Klickzahlen als einer der erfolgreichsten Ableger klassischer Medien. Offiziell wird das mit der „Online First“-Strategie erklärt, wonach auch Zeitungsinhalte sofort, noch vor der Belichtung, im Internet veröffentlicht werden. Doch abgesehen davon, dass die „Welt“ diese Strategie keineswegs so konsequent betreibt, wie sie behauptet, ist die Erklärung abwegig. „Welt Online“ besticht nicht durch Qualität, sondern pure Masse.

Zu den Spezialitäten gehört eine 333-teilige Bildergalerie mit wahllos aus Frauenzeitschriften und anderen dubiosen Quellen zusammengetragenen „Fakten über Sex“ sowie die vielfältige, nein: vielfache Möglichkeit, Prominente anhand ihrer Körperteile zu erkennen: „Welt Online“ zeigt erst nur das Ohr, dann den ganzen Promi, und wer sich durch Dutzende Fotos geklickt hat, kann das ganze Spiel in weiteren Bilderquizgalerien mit dem Po, den Augen, dem Busen, den Lippen, den Tätowierungen wiederholen.

Ein zentrales Argument, das immer wieder gegen eine starke Online-Präsenz von ARD und ZDF angeführt wird, besagt, dass es im Internet einen hervorragend funktionierenden publizistischen Wettbewerb gebe, der ganz ohne Öffentlich-Rechtliche genügend Qualität hervorbringe. Richtig ist, dass sich auf den Seiten deutscher Online-Medien viele kluge Kommentare, sorgfältige Recherchen, aufwendige Reportagen finden. Aber der größte Teil von ihnen stammt aus deren gedruckten Ausgaben. Natürlich ist nichts dagegen zu sagen, diese Inhalte auch online zu publizieren, im Gegenteil. Nur werden diese teuren Elemente des Journalismus nicht von den immer noch mageren Online-Erlösen bezahlt, sondern den Anzeigen und Vertriebseinnahmen der traditionellen Medien.

Weite Teile dessen, was uns wie Vielfalt und Qualität im deutschen Online-Journalismus vorkommt, sind eigentlich nur eine Zweitverwertung — und de facto durch die Zeitungen quersubventioniert. Was für online produziert und tatsächlich von den Online-Erlösen bezahlt wird, ist dagegen oft von ernüchternder bis erschütternder Qualität: unredigierte Texte von Nachrichtenagenturen; eine willenlose Aus- und Verwertung all dessen, was die internationalen Boulevardmedien täglich so an Halb-, Falsch- und Nichtmeldungen produzieren; eilig zusammengestrickte Artikel von Menschen, die sich nicht unbedingt auskennen. Zu den beliebten billigen Genres gehört auch die Fernsehkritik — bei „Welt Online“ zum Beispiel werden tagtäglich irgendwelche Sendungen vom Vortag nacherzählt, gelegentlich auf einem sprachlichen Niveau, das viele Schülerzeitungen beschämen würde.

Jenseits von „Spiegel Online“, das immerhin bewiesen hat, dass es möglich ist, ein ordentliches Boulevardmagazin mit großem Erfolg im Internet zu etablieren, gibt es in Deutschland praktisch noch kein funktionierendes Geschäftsmodell für Qualitätsjournalismus im Internet. Und der vermeintliche publizistische Wettbewerb, der hier stattfindet, ist in weiten Teilen nur ein verzweifeltes Wettrennen darum, mit irgendwelchen Mitteln die meisten Menschen auf die Seite zu bekommen und dort wiederum mit irgendwelchen Mitteln die meisten Klicks produzieren zu lassen, die dann als „Page Impressions“ der Werbewirtschaft verkauft werden — und den Fachmedien, die auf dieser Grundlage vermeintlich erfolgreiche und vermeintlich weniger erfolgreiche Online-Angebote unterscheiden.

Guter Journalismus ist leider nicht unbedingt die beste Möglichkeit, dieses Wettrennen kurzfristig für sich zu entscheiden. Das Verhältnis von Aufwand zu Klicks ist wesentlich besser, wenn man auf Bildergalerien, Spiele oder Rätsel setzt. Die bis mindestens nächstes Jahr noch geltenden Regeln der Auflagenkontrolle IVW, die online eine entscheidende Währung darstellt, lässt es zum Beispiel zu, ein Kreuzworträtsel online so zu programmieren, dass jeder eingegebene Buchstabe als ein Seitenabruf gewertet wird. Und die so generierten Klicks müssen nicht einmal unbedingt separat in der Rubrik „Spiele“ ausgewertet werden, sondern können unter bestimmten Bedingungen als redaktionelle Inhalte im Bereich „Entertainment“ gewertet werden.

Noch gravierender als das Ausweichen der Online-Medien auf nicht journalistische Inhalte ist aber, wie der Quotendruck in Verbindung mit mageren Einnahmen die journalistischen Inhalte selbst verändert. Er führt zu Formen, die man als das Gegenteil von Journalismus sehen kann. Eine klassische Aufgabe des Journalisten scheint dabei fast völlig zu verschwinden: die der Auswahl der Nachrichten. Die wäre angesichts der Informationsflut im Internet eigentlich von ganz besonderer Bedeutung. Aber jede zweifelhafte, unwichtige, abseitige Meldung, die ein Online-Medium nicht bringt, bedeutet zunächst einmal: weniger Klicks. Deshalb steht ungefähr bei allen alles. Das Filtern irrelevanter Informationen als journalistische Dienstleistung verschwindet weitgehend.

Besonders dramatisch ist das im Umgang mit Fotos zu beobachten. Während die Redaktionen früher ein besonders geeignetes Bild auswählten, um eine Nachricht zu bebildern, ist die Regel im Internet, zu jeder Meldung einfach all das auszukippen, was die Agenturen irgendwann im weiteren Sinne zu dem Thema geliefert haben. Im kopflosen Versuch, den Lesern alles zu bieten, bietet man ihnen nichts — jedenfalls nicht mehr, als eine Bildersuche bei Google auch ergeben würde. Der Wert eines Fotos ist in den Online-Medien dramatisch gesunken. Weil sich gezeigt hat, dass Artikel mit Fotos häufiger angeklickt werden als Artikel ohne Fotos, gilt oft die Regel, dass jeder Artikel ein Foto haben muss. Und wenn es kein geeignetes gibt, nimmt die Redaktion ein ungeeignetes, irgendein Symbolfoto oder ein Bild, das das Redaktionssystem automatisch auswirft. Was das dem Leser dann tatsächlich bringt, ist nicht einmal zweitrangig.

Ein besonders anschauliches Beispiel, wie die Art des Wettbewerbs im Internet den Journalismus verändert, war die Online-Berichterstattung der „Rheinischen Post“ nach dem Tod des Düsseldorfer Bürgermeisters Joachim Erwin im Mai. Es ist nicht so, dass es den Verantwortlichen an Ehrgeiz gefehlt hätte. Aber es war kein Ehrgeiz, den klügsten Nachruf oder die bewegendste Reportage von seiner Beerdigung zu bringen. Es war der Ehrgeiz, so viel billigen Content aus seinem Tod zu pressen wie möglich. Das hatte nicht nur zur Folge, dass Zitate aus der Trauerfeier in einzelne Sätze zerlegt und teils mehrfach auf Klickgalerien verteilt wurden und dass gefühlt jeder Einwohner der Stadt bei „RP Online“ kondolierte. Es führte auch dazu, dass beinahe jedes Blatt Laub, das über den Friedhof wehte, mit einem eigenen Kurzfilm gewürdigt wurde — gedreht in der Qualität von Tante Erikas Urlaubsfilmen, damals, als sie gerade die neue Videokamera geschenkt bekommen hatte, eine schlechte noch dazu. Die Berichterstattung von „RP Online“ setzte Maßstäbe, was den Verzicht auf Professionalität und journalistische Qualität angeht — aber auch die Masse. Die Zahl der Page Impressions stieg im Mai um über 26 Prozent, und Geschäftsführer Oliver Eckert phantasierte: „Das überdurchschnittliche Wachstum ist Folge unserer Investitionen in die redaktionelle Qualität.“

Zu den Praktiken von „RP Online“ gehört übrigens auch, Agenturmeldungen als Eigenberichte umzudeklarieren — oder aus einer einzigen Agenturmeldung eine „Bilderstrecke“ zu machen, in dem jeder Satz eine neue Seite bekommt und auf der ersten ein Foto steht. Wie lange solche Techniken tatsächlich erfolgversprechend sind, ist schwer zu sagen. Bislang, berichten Online-Verantwortliche, sei von einer Bildergalerienmüdigkeit nichts zu spüren. Und die Frage ist, ob junge Leute, die mit dieser Art von Nicht-Journalismus aufwachsen, je etwas anderes von einem Medium erwarten werden.

Aber der Nutzer selbst steht bei den Strategien der Online-Medien teilweise gar nicht mehr im Mittelpunkt. „Welt Online“ gilt auch deshalb als so erfolgreich, weil die Artikel darauf optimiert wurden, von Google bevorzugt ausgegeben zu werden. Als Hans-Jürgen Jakobs, der Chefredakteur von sueddeutsche.de, darauf vor kurzem hinwies und „eine Konvention über statthafte und unstatthafte Maßnahmen“ dieser Art forderte, legten viele das nur als Gejammer von jemandem aus, der diesen Teil des Geschäftes einfach selbst nicht gut genug beherrscht. Richtig ist aber, dass eine Debatte notwendig ist, wie es den Journalismus verändert, wenn zum Beispiel Überschriften nicht mehr für den Leser, sondern die Suchmaschine optimiert werden.

Es ist eine Zeit des Umbruchs, und wie gefährlich diese Phase ist, kann man an den Horrormeldungen aus den Vereinigten Staaten ablesen: Allein vorletzte Woche wurden dort in der Zeitungsbranche tausend Stellen abgebaut, viele Zeitungen kämpfen ums Überleben. Das zentrale Problem ist, dass die Zuwächse der Verlage im Internet nicht ausreichen, die Verluste im Stammgeschäft auszugleichen. Eine ähnliche Entwicklung droht auch in Deutschland. Und ohne die hochwertigen Inhalte, die durch die gedruckten Zeitungen finanziert werden, könnte die deutsche Online-Medien-Welt schnell sehr trostlos und karg aussehen. Vermutlich sind die Klickmaschinen und Journalismusattrappen, die dort entstehen, auch Verzweiflungstaten, um möglichst schnell eine Größe zu erreichen, die das Überleben in einer ungewissen Zukunft sichert. Vielleicht hat dann die Online-Seite, die am schnellsten und wahllosesten die Agenturmeldungen veröffentlicht und sie mit den großbusigsten Bildergalerien anreichert, gute Überlebenschancen. Und vielleicht erkennen einige Verlage sogar dauerhaft, dass man mit anderen Dingen als Journalismus besser Geld verdient.

Eine Demokratie braucht aber Journalismus. Und bei allen Wirren und Dramen des gegenwärtigen Umbruchs werden langfristig auch diejenigen Medien beste Voraussetzungen für die Zukunft haben, die spürbar davon getrieben sind, ihre Leser über das, was wichtig ist, gut zu informieren. Und die deshalb für ihre Leser nicht beliebig sind, sondern unentbehrlich — egal ob auf Papier oder online.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

63 Replies to “Bitte hier klicken!”

  1. Auch wenn ich damit natürlich auf die Welt reingefallen bin und denen schöne PI beschert habe:
    Am gemeinsten ist aber Bild 7 der Fakten über den Sex: Zu dem Satz „Auf die Frage „Was könnte Ihr Liebesleben verbessern“ antworten 12 Prozent der Deutschen: „Ich habe kein Liebesleben.“ (Durex)“ wird eine LAN Party abgebildet… Nerds dieser Welt, vereinigt euch ;)

  2. Danke für diesen Artikel, den sicherlich nicht jeder mit Freude lesen wird. Leider hat man auch in „seriösen“ Printmedien immer häufiger den Eindruck, dass Nachrichten in den Hintergrund und Entertainment in den Vordergrund gehen.

  3. Diese Zusammenstellung und Einordnung macht mir wirklich Angst und Bange über die Zukunft der seriösen Online-Publikationen. Wenn sich alles in die jetzt eingeschlagene Richtung weiterentwickelt, möchte man fast schon lieber wieder zum bedruckten Papier greifen.

  4. Ist das jetzt immer so, wenn Du aus dem Urlaub kommst, dass Du eine ganze Seite in der FAS vollschreibst und uns das dann Häppchenweise zum Fraß vorwirfst zum Konsum präsentierst?

    Ich würde mich freuen.

  5. Ein guter, kritischer, pointierter Artikel, der zum Nachdenken anregt. Schon länger frage ich mich, ob ich eigentlich der einzige bin, der sich am weitgehend denkfreien Copy & Paste von Agenturmeldungen einschließlich Fehlern stört, was ich an sich noch schlimmer als Bilderstrecken finde, weil es tendenziell zu einer schleichenden informationellen Monopolisierung und Fremdbestimmtheit führt.

    Schritt zwei wäre allerdings weiterzuüberlegen, *warum* sich guter Onlinejournalismus nicht lohnt: weil Qualität vielen Lesern anscheinend kein Geld wert ist. Insofern würde ich die Frage, ob Leute, „die mit dieser Art von Nicht-Journalismus aufwachsen, je etwas anderes von einem Medium erwarten werden“ im Prinzip beantworten mit: Nein, das tun sie doch schon heute nicht.

    Auf der anderen Seite kann man sich auch wieder fragen, ob dieser Niedrigstanspruch wirklich neu und beunruhigend ist: Im Offlinebereich ist BILD die verbreitetste Zeitung.

  6. Es wird vom Welt-Leser natürlich erwartet, in den Quellcode zu schauen und bis Zeile 728 zu scrollen, um dort mit Copy&Paste seinen Spass zu haben, das dient der Entspannung nach dem Lesen dieses Welt-Artikels.

    Ausgezeichneter Artikel, Herr Niggemeier. Bitte mehr davon, und auch gerne in dieser Länge.

  7. The winner takes it all – Der Leitsatz fürs Internet, auch für Online Medien – und da hat Spiegel das Rennen wie beschrieben schon gemacht…

  8. Das Problem scheint mir an zwei Dingen zu liegen. Zum einen verstehen offenbar viele Geschäftsführer der Verlage und Redaktionen die eigene Internetseite immer noch als Sackgasse. Inhalte rein, Klickvieh abholen, Feierabend. Zum anderen sind Printobjekte weiterhin die Cashcow der Verlage, und man ist sich schon bewusst (jedenfalls außerhalb des Berliner Verlags), dass man die Qualität der Inhalte nur noch marginal absenken kann. Das gute Artikel deswegen erst für Print und dann für Online geschrieben und bezahlt werden, ist so nicht weiter verwunderlich. Dass wird sich auch so lange nicht verändern, wie man Online nicht das Geld verdient, dass man mit Print verdient. Verlagen geht es schon lange nicht mehr um so hehre Dinge wie „Information“, „Journalismus“ oder „Watchdog“, sondern ums Geld verdienen.

  9. Perfekt auf den Punkt gebracht, Danke!

    Man sollte sich ja immer fragen, wenn etwas gegen jede Vernunft – und jeden Kundenwunsch – extra verkorkst ist, welche wirtschaftlichen Interessen ev. dahinterstehen. Erinnert mich an unser hiesiges Cineplexx-Kino in Linz: Zwei Rolltreppen verbinden Erdgeschoß und ersten Stock mit den großen Sälen. Nach einigen Jahren wurde plötzlich deren Laufrichtung auf „Linksverkehr“ umgestellt. In unserem Kulturkreis eher unüblich und auch baulich sinnfrei, weil die erste Treppe nach der Kassa nunmal die rechte wäre – da hatte sich der Planer schon was gedacht. Seither „stolpern“ auch jeden Tag Besucher erst mal versehentlich in die ihnen entgegenfahrende Treppe. Und warum das Ganze? Naja, wer im 1. Stock rechts ankommt und nach rechts geht, kommt direkt zum größten Kinosaal, wer links ankommt und nach links geht, kommt zu Popcorn & Cola.

    Aber ich schweife ab :-) Noch kurz zum Thema: Der Zwang, jeden Artikel mit einem Bildchen zu illustrieren treibt in der Tat oft seltsame Blüten. Hier mein bisheriges „Highlight“: http://blog.bassena.org/2008/05/02/rundschau-horrorunfall-in-der-bildredaktion/

  10. (Psst Stefan, der Koks-Hochburgen-Link geht zu dem 100-gefährlichste-Seiten-Artikel.)

    Sehr schöner Artikel. Und öhm, auch sehr lang. Ist der sichtbare Clearpixel Absicht, oder ist mir die Praxis bislang nur nicht aufgefallen?

    Das Wegfallen der Nachrichtenauswahl seitens der Journalisten ist ein nicht zu verachtender Aspekt. Das ist heute schon ein echtes Problem, das Filtern wird weitgehend dem Nutzer überlassen. Es erzeugt sich somit ein Nutzer, der unterinformiert ist weil er überinformiert ist. Selbst für geübte Online-Nachrichtenkonsumenten ist es kein Problem, sich weitgehend weissem Rauschen auszusetzen, das auch noch über verschiedene Quellen verteilt redundant ist.

  11. Diese 100-Klicks-Strecke ist wirklich extrem. Kann dem Artikel beipflichten, wobei m. E. ein Effekt übersehen wurde: wie sehr der Ruf einer Zeitung/Zeitschrift/Verlag auf lange Sicht unter so Tricksereien wie Bilderstrecken & Co. leidet, insbesondere, da ich annehme, dass schlechte Online-Angebote auch die „Mutter“-Druckpublikation mit in den Orkus ziehen können. Es gab z. B. eine Zeit, da ich mich so viel über Spiegel Online aufgeregt habe, dass ich auch den gedruckten Spiegel nicht mehr lesen wollte.

    Vielleicht ist das ganze ein Teufelskreis: Niveaulose Inhalte auf Online-Ableger vergraulen Kunden, Folge: weniger Print-Käufer, weshalb Bildstrecken auf dem Online-Angebot geschaltet werden, um die Werbeeinnahmen zu erhöhen. Und wieder von vorne.

    Ich frage mich übrigens (als Einziger!?), wie diese Klicks-Abrechnung vonstatten geht. Wer kontrolliert die Daten? Wie wird gemessen? Kann ich einfach irgendeine Website starten und behaupten, ich habe jeden Tag 1 Mio. Klicks?

    Im Fall der 100-Fiese-Seiten-Klickstrecke wird pro Klick einfach nur ein JavaScript gesteuert, dass das nächste „Bild“ aus einem Array lädt, der ganz schlicht sämtliche „Bilder“ (den angezeigten Text) hintereinander enthält. Die Änderung findet vollständig auf dem Client statt; keine Daten werden mit dem Server ausgetauscht. Wie kann dies als Klick gewertet werden, wenn nicht einmal Datenaustausch über das Internet stattfindet?

    Wenn das so ist, wieso baut z. B. die Welt Online nicht einfach in jede Seite ein JavaScript ein, das ständige Klicks ins Nichts simuliert? Wer überprüft das?

    Am Rande: ich habe die 100 fiesen Links aus dem Quelltext des Welt-Online-Artikels extrahiert und verteilt auf 4 Kommentare darunter gepostet. Mal sehen, ob die Kommentare gelöscht werden. Im Augenblick sind sie noch da:

    http://www.welt.de/webwelt/article2198748/Die_Liste_der_100_gefaehrlichsten_Internetseiten.html#article_comment

  12. @schoschie: http://www.ivw.de , http://www.agof.de , http://www2.infonline.de/ – da dürftest du alle Infos finden, die zu Zählweisen etc. interessant sind.
    Das Prinzip läuft so: Ein JS-Schnipsel von InfOnline wird in der Seite integriert. Der funkt heimwärts, wenn die Seite komplett aufgebaut wurde und übermittelt, in welcher Kategorie (Sport, Entertainment etc.) der Aufruf getätigt wurde. In der DB geht der Zähler dann um 1 nach oben. Die IVW bzw. AGOF bezieht die Daten dann von InfOnline und wertet sie aus. Prinzipiell kann sich jeder, der es bezahlen kann (das kostet je nach Anzahl der Klicks dementsprechend Geld) solche Zähl-Tags einbauen. Klickbetrug und Suchmaschinen werden übrigens von InfOnline herausgerechnet, deswegen sind die IVW-geprüften Zahlen immer deutlich (!) geringer als die Zahlen, die Seitenbetreiber selbst messen.

    mfG Stephan

  13. @schoschie:
    „Die Änderung findet vollständig auf dem Client statt; keine Daten werden mit dem Server ausgetauscht.“

    Beim Klicken auf „weiter“ blitzt in der Statuszeile meines Browsers ein „Übertrage Daten …“ auf.

  14. @ Stephan: Dann müßte der JS-Code von InfOnline die durch JS auf dem Client erzeugten Änderungen doch herausrechnen, oder nicht? Und dann würde sich der ganze Klickstreckenblödsinn nicht lohnen… so oder so, danke für die ausführliche Info :)

    @ Modran: Seltsam, bei mir nicht… würde mich auch wundern, denn der Inhalt der 100 „Bilder“ steckt wirklich komplett im JavaScript, das sich im Quellcode der Seite befindet… da muß eigentlich nichts mehr nachgeladen werden. Vielleicht sind das aber Plattformunterschiede. Ich bin auf Safari unter Mac OS X.

  15. (Ich hatte eigentlich die Liste mit den 100 Links hier gepostet, die wurde aber wohl gefiltert. Ich kann mir jetzt auch denken, warum. Sie bestand ja nur aus externen Links…)

  16. @schoschie: Ich bin eigentlich recht froh, dass eine Liste, in der das Hundertfache von irgendetwas steht, hier nicht durch den Filter kommt.

    @Stefan: Du skizzierst da eine Situation, die systematisch in eine ziemlich düstere Zukunft führt. Wie kommst du zu der Vorhersage im letzten Absatz?

    Das klingt eher nach „…weil nicht sein kann, was nicht sein darf.“ Aber so einfach ist es ja leider nicht.
    Ist das reine Träumerei oder gibt es in deinen Augen auch Hinweise darauf, dass das tatsächlich so kommen könnte?

  17. @schoschie: mein Sniffer zählt jedesmal ca. 34 Pakete, wenn ich den Weiter-Button klicke, darunter DNS-Anfragen nach axelspringer.122.2o7.net, welt.ivwbox.de und ivw.ullstein-online.de und einige GETs, von denen viele ein „ivw“ in der url haben.
    Das Blättern selbst scheint zwar völlig clientseitig abzulaufen, doch es werden jede menge Server darüber informiert, daß man geblättert hat …

  18. Erst wenn der letzte Latte getrunken ist, das letzte Sushi gerollt und dem letzten iPhone der Strom ausgegangen ist, werdet Ihr sehen, dass man Page Views nicht essen kann.

  19. […] Bitte hier klicken! (stefan-niggemeier.de) Brillanter FAS-Artikel, in dem Stefan Niggemeier das Problem, das die Messung mit Page Impressions im Online-Journalismus mit sich bringt, festnagelt: “Sollen wir die schönsten Zahlen zwischen 1 und 10 000 bringen? Oder hundert Bauchnabel? Wie der Online-Journalismus seine Autorität verspielt.” Lesen! […]

  20. Mal eine ketzerische Frage: Was ist so schlimm daran, wenn der tagesaktuelle Journalismus über kurz oder lang verschwindet? Die Politikberichterstattung wird seit Ewigkeiten von Verlautbarungsjournalismus geprägt. Montag sagt Politiker A etwas über Thema X, Dienstag fallen dann Politiker B & C ein, und Mittwoch drucken die Medien dann jeden munter ab, der den Mund aufmacht.

    Diese Form von Journalismus braucht kein Mensch, da sie die politische Debatte in unsinniger Weise beschleunigt. Wochenmagazine sind hier der bessere Ort.

    Gilt natürlich nur für die politische Berichterstattung.

  21. Ich habe gerade vor zwei Wochen das Gegenteil getestet und einen Beitrag mit 25 Fotos aus Moskau untereinander (!) gepostet.

    Eigentlich erwartete ich Proteststürme – stattdessen bekam ich einige persönliche E-Mails und sogar den Anruf (!) eines Lesers, der sich bedankte „für die schöne Galerie ohne blödes Klicken“.

    Dieselbe Reaktion auch auf meine ellenlangen Textbeiträge (ja, sogar noch länger als dieser von Niggemeier!) zum Beispiel über den Literatur-Nobelpreisträger Boris Pasternak, die Dostojewski-Übersetzerin Swetlana Geier etc.

    Soll mir noch einer sagen, die Leser seien blöd! Die Dummen sitzen in denjenigen Verlagshäusern, die kurzfristig mit Klick-Vieh rechnen statt mit mündigen Lesern.

  22. Gratulation, das ist der beste Artikel den ich online seit langem gelesen habe. Sie haben die Misere exakt auf den Punkt gebracht. Der ganze Sachverhalt ist so traurig das man heulen könnte, hier wird eine einzigartige Chance leichtfertig vertan. Ich lese schon lange keine Online-Zeitungen mehr aus exakt den angeführten Gründen. No was: Das, wie angeführt, in den USA soviele medienrelevante Arbeitsplätze wegfallen liegt wohl eher am total übersättigten Markt. Wer, um Himmels willen, soll denn das alles kaufen? Da muss sich auch mal gesund geschrumpft werden. Das war ja z.B. in der Handybranche genau das gleiche. Insofern sehe ich das nicht als dramatisch an. Langfristig kann man nur hoffen das Qualität sich durchsetzen wird, die klicksüchtigen Verantwortlichen der Onlinemedien werden sich nicht lange über „Das überdurchschnittliche Wachstum ist Folge unserer Investitionen in die redaktionelle Qualität.“ freuen können. Solche lächerlichen Aussagen gemischt mir Gier, Hochmut, und Grössenwahn kommt vor dem Fall.

  23. Auf die Gefahr hin, meinen Ruf als Dauernörgler zu verspielen: Hervorragend geschriebener Artikel, der genau das richtige Maß an lesefreundlicher Lockerheit und Schärfe in der Sache enthält. Mein Kompliment.

    Ich denke, der Markt wird weiter zerfallen: Einige wenige Qualitätsangebote (wahrscheinlich Ableger großer Zeitungen) werden Hochwertiges gegen Geld (an Online-Abonnenten und als Zusatznutzen für Print-Abonnenten) liefern, und was nichts kostet, wird auch nichts sein.

    Ein besonderer Dank für den Satz über das Filtern von Informationen: in meinen Augen DIE Kompetenz, die in Zukunft über Erfolg und Misserfolg eines jeden einzelnen entscheiden wird. Medien, die das nicht (mehr) machen, bieten gegenüber einer selbst bedienten Suchmaschine eigentlich keinerlei Mehrwert mehr.

    Fokussierung auf das Wesentliche, Verzicht auf Boulevard und Bildchenbombardements: Daran wird man hoffentlich bald gute Online-Medien erkennen.

    Wenn es der Markt denn so will…

  24. @SvenR (#8): Klar. Irgendwie muss der Urlaub ja finanziert werden :-)

    @Ommelbommel (#23): Ich gebe zu: Ein Grund für den Schluss ist der Gedanke, so einen Artikel nicht in der völligen Hoffnungslosigkeit enden zu lassen. Andererseits habe ich den Glauben daran aber auch wirklich noch nicht verloren: Dass es sich langfristig auszahlt, einen Journalismus zu machen, der relevant ist und dessen Relevanz und Qualität das Publikum erkennt und zu schätzen weiß. Konkrete Beispiele dafür, dass das auch online funktioniert, habe ich spontan allerdings nicht parat. Ich freue mich über Hinweise…

  25. Was soll man sagen? Die Zustandsbeschreibung ist weitgehend korrekt, trifft aber nicht richtig den Punkt des Problems.

    Die Qualitätsprobleme auf den Online-Seiten der (namhaften) Printhäuser sind hausgemacht, da es an innovativer Kraft bei den Verantwortlichen fehlt. Sie haben erst die Entwicklung verschlafen, dann das Potenzial nicht erkannt, später das „neue Medium“ belächelt, und als das alles nichts half, hat man sich ins Schneckenhaus zurückgezogen: Print=Qualität, Online=minderwertig. Dieser künstlich erschaffene Gegensatz wird nun durch das Schaffen der entsprechenden Strukturen manifestiert. Geschadet hat das den Printhäusern auch wirtschaftlich längst (z.B. durch den Verlust der Stellen- und Wohnungsmärkte an Internetprotale, da man ewig zögerte bzw. die Anzeigen partout gedruckt verkaufen wollte). Hätte man das Potenzial erkannt, sähe vielleicht auch die wirtschaftliche Seite der Internet-Portale schon besser aus, und damit auch die inhaltliche Qualität (schon vergessen? Auch eine Zeitung trägt sich leider nicht wirklich durch den Verkauf der Inhalte). Nun aber ist es erst so richtig schwer geworden, online Fuß zu fassen – und das bei tendenziell sinkenden Auflagen. Wenn es die namhaften Printhäuser nicht schaffen, intelligent mit ihren Online-Auftritten umzugehen, und statt zwischen Print- und Online-Journalismus lieber zwischen gutem und schlechtem Journalismus zu unterscheiden, wird womöglich noch der ein oder andere Titel vollends auf der Strecke bleiben. Nötig ist ein Umdenken, neue Ideen, neues Engagement, Innovationen und Investionen – sowohl in inhaltliche wie wirtschaftliche Konzepte. Dringend!

  26. […] Bitte hier klicken! Sollen wir die schönsten Zahlen zwischen 1 und 10 000 bringen? Oder hundert Bauchnabel? Wie der Online-Journalismus seine Autorität verspielt. (tags: stefan-niggemeier internet medien blogs web2 journalismus kapitalismus werbung) […]

  27. @schoschie: Guck noch einmal in den Javascript-Code: Z.B. bei Welt steht dort nach dem Aufruf der Funktion, die – clientseitig – das nächste Bild anzeigt auch noch ein Aufruf getCounters(), was genau das Zählbild neu lädt. Deswegen führt das zu einer Page Impression.

    Sowas wird nicht automatisiert von den Seitenbetreibern gemacht, weil das verboten ist und sie dann von der IVW bestraft werden.

  28. Wobei dem Artikel selbst ein paar Bilder, Zwischenüberschriften und/oder die Aufteilung auf Unterseiten auch ganz gut getan hätten – und das nicht aus Gründen der Google-Optimierung oder PI-Schinderei, sondern einfach der Lesbarkeit wegen…

  29. Wie immer ist es mir eine Freude, deine Artikel zu lesen. Danke also auch für diesen.

    @testesser
    Meines Erachtens fehlen diesem Artikel weder Bilder noch Zwischenüberschriften. Du hast es doch schließlich bis zum Ende geschafft und es wohl auch überstanden?

  30. mir gefällt der artikel auch, obwohl mir spiegel online im vergleich etwas zu gut wegkommt. der satz „welt online besticht nicht durch qualität, sondern durch pure masse“ ist sicher zu weit gegriffen, missachtet er doch viele hintergründige berichte (ja, auch bei springer arbeiten gute journalisten) die, tja, wohl wenig klicks bringen weil sie auf das antriebskonzept boulevard zumindest nach ende des teasers verzichten. aber da es hier um eine grundsätzliche debatte und nicht um das markenprofil von verlagen geht, gebe ich herrn niggemeier gerne recht. wann sich das prinzip klickmaschine wohl totgeritten hat?

  31. Zitat: „gibt es in Deutschland praktisch noch kein funktionierendes Geschäftsmodell für Qualitätsjournalismus im Internet“

    Kaum ein Satz in dem Artikel und den Kommentaren, den ich nicht unterschreiben würde – bis auf den zitierten. Wenn man „funktionierendes Geschäftsmodell“ nicht mit „Millionen-Umsätze“ gleichsetzt sondern mit „auskömmlich von leben“, dann ist er schlicht falsch.

    Natürlich gibt es eine ganze Reihe journalistisch hochwertiger und inhaltlich eigenständiger Sites, deren Betreiber durchaus von ihrer Arbeit gut leben und zumindest freie Mitarbeiter halbwegs anständig bezahlen können – und die kein Print-Produkt im Rücken haben.

    Mit der Seitenschinderei haben sie nichts am Hut: Was schlecht für die User ist, ist auf Dauer auch schlecht für die Site – das werden Welt & Co. spätestens dann merken, wenn ihnen die IVW diese leicht zu manipulierende Währung nimmt und der große PI-Absturz kommt. Vorausdenkende Vermarktungsagenturen argumentieren ohnehin längst viel erfolgreicher mit den Währungen Visits und UU.

  32. Schöner Artikel…und irgendwie erschreckend.

    Ganz besonders toll ist ja auch, dass auf der Seite mit den „100 schlimmsten Internetseiten“ die URL´s als Text dargestellt werden und damit auch noch Backlinks für diese Seiten generiert werden :-/

  33. Und schon wieder eine Eule nach Athen getragen; ein entsprechender Blogeintrag existiert ja schon.

    Das passiert, wenn man bei der Artikelsuche nur den entsprechenden Bereich betrachtet, aber nicht den Blog bis nach ganz unten „scrollt“.
    (Dieser „Schlecter Online“ Artikel ist aber auch laaaaang…)

    Hoffe darauf die „50 Fragen“ bald an dieser Stelle zu finden (ohne Fotos).

    Gruß, L.

  34. […] Für Furore sorgt immer mal wieder Welt Online, die die Bilderstrecke ohne Bilder wenn auch nicht erfunden, so doch perfektioniert haben. Paradebeispiel für den Klickhunger sind zum Beispiel die einfallslosen bis kurios missplatzierten 333 Fakten über Sex, die selbst als Satire jeden Niveau-Limbo-Wettbewerb gewinnen. Wie […]

  35. Ich wollte nurmal drauf hinweisen, dass auch die Printausgabe der RP qualitativ nicht besser ist, als ihre Onlineausgabe ;) mir ist keine deutsche Tageszeitung bekannt, die so offensichtlich subjektiv berichtet und dazu noch einen Mangel an sprachlichem Geschick an den Tag legt, wie die Rheinische Post.

  36. […] Warum ist das so eine wichtige These? Weil Journalismus heute in der Sackgasse des Befüllens vorhandener Flächen steckt. Ausgerechnet die kreativen Geister, die sich immer noch zuhauf in den Redaktionen finden, scheuen das Experimentieren mit dem Neuen. Stattdessen ergehen sie sich in Zufriedenheit darin, am Abend wieder ein gutes Blatt oder eine gute Sendung gemacht zu haben. Das ist zu wenig. Auch die Onlinekollegen sind kaum besser. Sie schaffen Monat für Monat neue Klickrekorde, indem sie Tabellen auf Bildergalerien ummünzen. […]

  37. […] Stefan Niggemeyer (FAS) macht sich über die Vorgehensweisen von Webzeitungen lustig, die versuchen mit blödsinnigen Bildergalerien und Top-100-Listen, möglichst viele Klicks zu generieren. Er konstatiert, dass Online-Journalismus oftmals nicht für den Leser, sondern für eine hohe Klickrate gemacht wird. Alexander Krex · 22.05.2010 Keine Kommentare Share Seminar > Projekte > Vernetzt schreiben […]

  38. Moin!

    Das alles wahr und ist imm noch richtig.

    Es gibt aber nur einen Grund für die Misere und der liegt ausnahmweise mal nicht bei den Journalisten:

    NIEMAND ist bereit, im Internet für Journalismus zu bezahlen. Darum gibt es auch keinen Journalimus im Internet. So einfach ist das – die Leute da draussen – wir alle sind schuld

  39. […] “Zu den beliebten billigen Genres gehört auch die Fernsehkritik — bei „Welt Online” zum Beispiel werden tagtäglich irgendwelche Sendungen vom Vortag nacherzählt, gelegentlich auf einem sprachlichen Niveau, das viele Schülerzeitungen beschämen würde. Jenseits von „Spiegel Online”, das immerhin bewiesen hat, dass es möglich ist, ein ordentliches Boulevardmagazin mit großem Erfolg im Internet zu etablieren, gibt es in Deutschland praktisch noch kein funktionierendes Geschäftsmodell für Qualitätsjournalismus im Internet.” (Stefan Niggemeier in “Bitte hier klicken“) […]

  40. […] Diesen Vorschlag griff Stefan Niggemeier auf und baute ihn in seinen, durchaus sehr interessanten Artikel in der Frankfurter Sonntagszeitung ein, in dem die Klickgeilheit deutscher Online-Medien beschrieben wird. Prompt schuf die taz in […]

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