Eckart von Hirschhausens Hybris

Schade, dass die „Süddeutsche Zeitung“ ihre schöne Seite-3-Geschichte über den unheimlichen Aufstieg des neuen ARD-Alles-Moderators Eckart von Hirschhausen und seine Hybris nicht online gestellt hat. Dies ist sein darin dokumentierter Versuch, Journalisten vorzuschreiben, was sie über ihn schreiben:

Schon die Anbahnung des Treffens war dann schwierig verlaufen, weil Hirschhausen zunächst — anders als zum Beispiel Hollywoodstars, Nobelpreisträger oder die Kanzlerin — auf Monate keinen Termin finden konnte. Aber er ist wahrscheinlich wirklich viel beschäftigt, und als sich dann doch eine Lücke im Terminkalender auf getan hatte, schien einem Treffen nichts mehr im Wege zu stehen.

Dann schickte Frau H., seit mehr als zehn Jahren seine Managerin („die unermüdliche Strategin hinter meinem Erfolg“, wie er schreibt), die Bedingungen (…).

Managerin Frau H. schreibt der SZ also: „Ich möchte meinerseits gerne noch einmal folgende Punkte festhalten, die wir mit allen Journalisten vereinbaren und die ich Sie unbedingt bitte zu respektieren. Verstehen Sie dies bitte als Voraussetzung für die Zusage zum Interview.

1. Wir gehen davon aus, dass Sie KEINE privaten Fragen stellen und auch keine privaten Informationen über Eckart von Hirschhausen in Ihrem Beitrag verarbeiten. Wir legen auf eine strikte Trennung von Berufs- und Privatleben wert; Eckart von Hirschhausen ist einer der Künstler, der sich ausschließlich über sein berufliches Wirken definiert.

2. Sie legen uns Ihren Beitrag in vollem Umfang vor dem Druck zur Autorisierung vor; bitte nicht nur die Hirschhausen-Zitate, sondern den gesamten Beitrag, damit wir den Zitatezusammenhang auch erkennen können.

3. Eckart von Hirschhausen bzw. das Management haben das Recht, Einwände zu äußern und eine Textänderung zu bewirken, wenn die Person ‚Eckart von Hirschhausen‘ nicht korrekt dargestellt wurde.

Eine Frage: Haben Sie einen Fotografen dabei? Wenn ja, dann bringen Sie doch bitte auch eine Maske mit.“

Die SZ hat den Interviewtermin daraufhin abgesagt.

254 Replies to “Eckart von Hirschhausens Hybris”

  1. Also ich bin da wohl zu fern der journalistischen Praxis, aber ich habe gegen keinen Punkt etwas auszusetzen.

  2. zu dem Thema gab es auch einen guten Zapp-Bericht.
    Das vorherige „Autorisieren“ und auch die Zensur bzw.
    Umschreibung scheint in letzter Zeit um sich zu greifen…

  3. Vielleicht ist das die logische, wenn auch bedauerliche Konsequenz aus BILDesken „Journalisten“, die auch nach einem Interview letztlich schreiben, was sie möchten und nicht, was gesagt wurde. Vielleicht wurden diesbezüglich schon schlechte Erfahrungen gemacht? Ich sehe da weniger Hybris als vielmehr Angst!

  4. Probieren kann man es ja mal. Wundere ich mich aber, warum nun ein B-Promi wie EvH dafür an den Pranger muss anstatt einer tatsächlich interessanten Person des öffentlichen Lebens.

  5. Ich mag die Anführungszeichen, wenn es ám Schluss um „die Person ‚Eckart von Hirschhausen'“ geht.

  6. @ 10

    Pranger? A legt sein Angebot auf den Tisch, B lehnt ab.
    Beide Seiten können damit leben.

  7. Nun, ich finde das schon interessant, weil das ja bedeutet, dass andere Interviews mit Herrn v.H. diesen Bedingungen zugesagt haben – ohne dass man dies erfährt.

    z.T. kann ich verstehen, dass man sich gegen falsche Darstellungen schützen will, aber zur Not kann man ja gegen besonders entstellende Dinge vorgehen.

  8. @12: Genau das Gleiche hab ich mir auch gedacht. Also wiedermal ein Riesenskandal, aufgedeckt von Niggemeier.

  9. knebelverträge sind längst üblich und kein grund, hirschhausen alleine zu kritisieren. jeder konzertfotograf könnte bücher füllen mit den erfahrungen der managements.

    angst vor BILDesken journalisten wird meist vorgeschoben, in wirklichkeit wollten managements und veranstalter vor jahren, als partyseiten im netz, blogs u.a. aufkamen, eine überbevölkerung von hobbyfotografen im fotograben vermeiden. da die meisten den krampf mitgemacht haben (wenn auch murrend), haben die manager, nicht nur in der musikbranche erkannt, dass man das prima ausweiten kann, auch auf text-inhalte.

    das beispiel hirschhausen ist wie viele andere die konsequenz daraus, dass das fast alle mitgemacht haben und sich der zustand nur langsam und über gerichte wieder etwas zurückfahren lässt. auch die journalistenverbände, gewerkschaften etc. haben da lange zeit viel zu leise gemeckert.

    und manche manager haben einfach stefan niggemeier gelesen und haben tatsächlich bei jeglichem medien-kontakt angst. muss man mal über verantowortung reden *lach*

  10. und wo genau ist jetzt das problem? mal abgesehen von der doch seltsamen letzten zeile wäre doch nichts gegen diese drei bedignungen einzuwenden. oder übersehe ich etwas?

  11. „Wenigstens sein Versuch, Journalisten vorzuschreiben, was sie über ihn schreiben, soll hier dokumentiert sein:“

    In welchem Punkt soll sich sein Versuch wiederfinden? In der Formulierung „Eckart von Hirschhausen bzw. das Management haben das Recht, Einwände zu äußern und eine Textänderung zu bewirken, wenn die Person ‚Eckart von Hirschhausen’ nicht korrekt dargestellt wurde. “ ?

    Ich finde sein Ansinnen legitim und ich kann an keiner Stelle seiner Bedingungen erkennen, dass er ein Interview hinterher völlig verfremden will oder gar zensieren möchte. Er möchte nicht, dass Sätze aus dem Zusammenhang gerissen werden bzw. in einem falschen Kontext erscheinen. Wie wunderbar das geht, beweisen doch die BILD und RTL mit seinen „Magazinen“ Explosiv und Exklusiv jeden Tag.

  12. meiner meinung nach werden authentische porträts absolut unmöglich durch diese bedingungen. und dieses „bild-schreibt-eh-was-sie-möchte-argument“ zieht einfach nicht weil die süddeutsche nun mal nicht die bild ist.

  13. Ich finde, wenn man seinen Lesern ein unglaublich lustiges Interview mit Hirschhausen bieten möchte, sollte man auch mal Knebelverträge dafür in Kauf nehmen. Man sollte nie vergessen, dass er im letzten Jahr den wichtigsten Preis nördlich von Nairobi erhalten hat: er ist Krawattenmann des Jahres!

  14. @10/RCB
    Man muss kein Freund von Evh sein, um festzustellen, dass er längst kein „B-Promi“ mehr ist. Diese Invektive ist überflüssig.

    @16/mihau
    Punkt 3 geht gar nicht, weil EvH sich praktisch das Veröffentlichkeitsrecht über fremde Schreibe vorbehält. Wo käme man da hin?

  15. @17: Es sollte einem Journalisten schon überlassen sein, welchen subjektiven Eindruck er vom Interviewten gewinnt und es sollte ihm danach auch erlaubt sein, dies zu schreiben. Dem Zitat folgend entscheidet das Managment, wann EvH korrekt dargestellt ist. Das hat den Geschmack von Hofberichterstattung und das entspricht nicht dem Ideal des kritischen, distanzierten Journalismus. Auch das kategorische Ausschließen von privaten Fragen ist albern. EvH steht es ja frei, Fragen nicht zu beantworten. Aber die Kunstfigur „EvH“ steht ja nicht im freien Raum, sondern ist ein Resultat der Gesamtperson EvH.

  16. Mir ist irgendwie auch nicht ganz klar, was es zu beanstanden gibt. Außer vielleicht dem Selbstverständnis der Journalisten. Wenn die SZ von Hirschhausen zum Interview bittet, hat sich dieser verdammt noch mal geehrt zu fühlen und nicht zu hinterfragen.

    Der vorliegende Text der Managerin zeigt nur, dass es sich bei jeglicher Art von „Star Interview“ um eine Geschäftsbeziehung handelt, von der beide Seiten profitieren und bei der natürlich auch beide Seiten Forderungen stellen dürfen.

    Was am meisten auffällt ist, dass Herr Niggemeier nicht, wie sonst üblich, die Medien und deren Verletzung von Persönlichkeitsrechten zum Ziel seiner Empörungsbewirtschaftung macht, sondern die Schutzmaßnahme, die aus solchen Verletzungen bei Personen des öffentlichen Lebens resultiert.

    Schade eigentlich.

  17. Punkt drei mag diskutabel sein, aber die Punkte 1+2 sind doch mehr oder minder Standard?

    Nur sind, SZ-Fotografen so hässlich, dass sich es schon rumsprach?

  18. @Trin: Du spinnst ja – das ist ein Interview, und wenn der Interviewte einfach nix sagt, gibt er auch nix über seine Privatsphäre preis.

  19. Punkte 1 und 2 finde ich völlig legitim, Punkt 3 schon fraglich. Aber ich arbeite selbst in der „Branche“, wenn auch auf lokaler Ebene und höre bei Telefon“interviews“ öfter mal den Satz „Schicken Sie mir das bitte per Mail“ – das ist quasi der indirekte Satz für „ich will das erst sehen, bevor es veröffentlicht wird“. In meinem Fall lasse ich mich immer darauf ein, weil ich wöchentlich mit den gleichen Leuten telefoniere und wir voneinander profitieren und ich nichts davon habe, diese Menschen gegen mich aufzubringen. Eine negative Berichterstattung schadet dann nur beiden Seiten. Kann man so und so sehen, klar.

    Auch für andere „Online“-Plattformen habe ich schon Interviews geführt und auch oftmals den Wunsch vernommen, das Interview vorab lesen und ggf. ändern lassen zu dürfen, sofern etwas unklar dargestellt zu sein scheint. Wenn man sich als Journalist dann auf die Änderungen einlassen kann, weil sie eventuell tatsächlich den Sinn des Gesagten besser und richtiger darstellen, wieso nicht? Wieso vorher dann schon ablehnen? Wenn einem die Änderungswünsche abstrus und abgehoben vorkommen, kann man sich doch immer noch entscheiden, das nicht abzudrucken – und im Zweifel eine Hetzkampagne im Sinne der BILD starten. ;)

  20. Ich habe das Autorisieren von Interviews nie verstanden, dachte aber, es sein inzwischen so sehr gängige Praxis, dass man sich damit mehr als nur abgefunden hat. Ist es hier tatsächlich nur die Formulierung „eine Textänderung zu bewirken“ die so negativ aufstößt? Oder auch das Ausschließen privater Fragen?

  21. @24/Trin
    Lesen hilft: Eckart von Hirschhausen bzw. das Management haben das Recht, Einwände zu äußern und eine Textänderung zu bewirken, wenn die Person ‚Eckart von Hirschhausen’ nicht korrekt dargestellt wurde. Über die Kriterien was korrekt ist oder nicht steht da nichts; die „Textänderung“ wäre zwingend vozunehmen, andernfalls bedingt man sich aus, dass es nicht veröffentlicht wird. Jetzt klar?

  22. Nein, eindeutig falsch verstanden. Ich hätte überhaupt kein Problem damit, entsprechend (in diesem Fall vor allem ehrlich) zu berichten, wenn es sein müsste. FALSCHE Rücksichtnahme, weil man sein Gegenüber bauchpinseln will, ist natürlich immer und absolut fehl am Platze. Aber in manchen Situationen sollte man tatsächlich Rücksicht nehmen – aus anderen Gründen als der Bauchpinselei.

  23. Das sind absolut legitime Bedingungen, wie ich finde. Ist doch völlig selbstverständlich, dass man einen Artikel über sich selbst vor Veröffentlichung zu Gesicht bekommt und notfalls die Veröffentlichung ablehnen kann.

    Dass E.v.H. keine eigene Maske hat finde ich etwas seltsam, aber da das keiner der Punkte, die Bedingung für das Interview sind, ist, sondern nur eine Bitte, hätte man da sicher drüber reden können.

  24. benedict, du findest also, stefan niggemeier hätte diesen eintrag auch hirschhausen vorlegen und absegnen lassen müssen? *gröhl*

  25. Mit welchem Argument sollte noch einmal jemand, über den berichtet wird das letzte Wort darueber haben, was in der Zeitung steht?

    Es ist vollkommen richtig, das Interview unter diesen Bedingungen nicht zu machen, denn am Ende hätte der Leser keine Ahnung, dass da neben dem Interview nicht ein Journalist über Herrn Hirschhausen schreibt, sondern in letzter Konsequenz sein Management selbst.

    Wer der Zeitung, mit der er ein Interview führen möchte so wenig traut, der sollte es von sich aus bleiben lassen.
    Das gilt auch bei dem Punkt zu den privaten Fragen: Herr Hirschhausen ist ein erwachsener Mann, der jederzeit „über mein Privatleben möchte ich nicht sprechen“ sagen kann – da kann die Süddeutsche dann auch nichts machen.

  26. Also, bitte. Stellt Euch doch mal den Journalismus vor, wenn jeder bestimmen könnte, was und wie über ihn geschrieben wird. Abgesehen von Punkt 1 ist das inakzeptabel. Bei EvH ist das ja harmlos, aber wenn es bei ihm klappt, warum sollten es dann nicht auch Politiker machen?

  27. @Blixten
    Keine Antwort ist auch ne Antwort – in diesem Fall. Aber ich befürchte nach kurzen darüber nachdenken, dass es darum noch nicht einmal geht. Was, wenn EvH (Abkürzung nur aus Faulheit) all das, was er nicht im Interview haben will zur „Privatsache“ erklärt? Abgesehen von seinen Witzen ist ja alles auch der Privatmensch.
    @Keusching
    Gegen ein Interview vorgehen zu können BEVOR es gedruckt wurde scheint mir aber noch legitim. Und dazu muss man es lesen. Das Problem ist, wenn man auf Fragen und Antworten nachträglich noch Einfluss nimmt. Im Grunde nimmt sich der Interviewte damit das Recht heraus das zu tun, was er angeblich beim Journalisten verhindern will: Zu „bewirken“, dass etwas anderes gedruckt wird als gesagt wurde. So verliert das Interview völlig an Reiz – für die Journalisten.

  28. Die Managerin ist halt paranoid. Einen Skandal finde ich das jetzt nicht.

    @Alberto: Du Schuft!

  29. kixx könnte mit seiner haltung zumindest im moment nicht über kachelmann berichten. die methode zwingt zu „verantwortungsvollem“ journalismus ;-)

  30. Das Zeit-Magazin von letzter Woche hatte auch was Nettes über Frau Riekel, die man lange Zeit für ein Portrait begleitet hat, bis sie dann ihre Zusage für Zitate und Fotos einfach so zurückzog. Man muß sich mal vorstellen, was das an Arbeitszeit verschlingt. Ein Portrait gab’s trotzdem (inkl. großer Weißflächen für nicht veröffentlichte Bilder), aber die Bereitschaft, für solch aufwendige Geschichten in Vorlage zu treten, wird bei den Entscheidern durch diese Vorfälle bestimmt nicht größer.

  31. Ja, da macht’s doch richtig Freude heutzutage noch fragender und schreibender Mensch zu sein!

    Ich würde auf solche Bedingungen nur noch nachfragen, ob sie nicht die Fragen, die ich stellen wollen würde, stellvertretend für mich vorab bei mir einreichen möchten?!

    Dennoch: nach Fotograf zusätzlich auch eine Visagistin zu verlangen, finde ich ehrlich gesagt gut. Erstens: so etwas schafft und sichert Arbeitsplätze. Zweites: nicht jeder – und dazu gehört Herr von Hirschhausen unbedingt – bringt das natürlich hübsche Naturell einer Heidi Klum von Hause aus mit. Davon abgesehen, dass etwas MakeUp uns Fotografen die Arbeit und vor allem die spätere Retusche doch enorm erleichtert.

  32. Ich empfinde das Gebaren der „Managerin“ einfach nur als unprofessionell. Die Dame versucht, sich wichtig zu machen. Letztlich ist es der Künstler EvS, der darauf herein fällt.

  33. In diesem Fall kann ich die Bedingungen absolut nachvollziehen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Journalisten grundsätzlich irgendwas schreiben, aber nie das, was man wirklich gesagt hat. Und das sind keine Einzelfälle, das ist die Regel. Immer und ohne Ausnahme. Da wird einfach etwas dazugedichtet und komplett neu zusammengesetzt und das Ergebnis hat nichts mehr mit dem eigentlichen Interview zu tun. Solange Journalisten nicht lernen, sich an das zu halten, was im Interview wirklich gesagt wird, bleibt nur, jeglichen Kontakt mit der Presse zu vermeiden oder entsprechende Bedingungen zu stellen und rigoros durchzusetzen.

  34. Vermutlich wird zukünftig das Management eines sog. Prominenten zunächst auf die vorherige Unterzeichnung einer Vertraulichkeitsvereinbarung bestehen, die insbesondere die Kommunikation im Hinblick auf Interviewwünsche erfasst.

  35. Es ist mir schleierhaft, wie einige der Kommentatoren hier diese drei Vorschriften als nicht bedenklich sehen können. Ein Interview das unter derartigen Regeln geführt wird und erst authorisiert werden muss, das hat den Beigeschmack von billiger Werbung. In Zukunft kann Herr Hirschhausen ja vorgefertigte Interviews verschicken…

  36. @41: Das kann ich für mich definitiv verneinen. Ich schreibe grundsätzlich immer und ausschließlich NUR das, was tatsächlich gesagt wurde. Das ist vielleicht auch der Grund, wieso ich es nie über eine lokale Tageszeitung hinaus schaffen werde. ;)

  37. 41: Der Punkt 1 ist peinlich, weil EvH muss ja nicht darauf antworten und könnte zudem das Gespräch abbrechen.

    Die Punkte zwei und drei sind einfach abzuhandeln: sie sind für Journalisten nicht akzeptabel. Eine Redaktion, die so etwas zuließe, würde ich bestenfalls noch teilseriös nennen.

  38. Es ging ja bei den Bedingungen, die das Management Hirschhausens stellte, eben nicht nur um die Interviewaussagen. Gegen deren Autorisierung hätten die Journalisten der SZ, das schreiben sie auch ausdrücklich, überhaupt nichts einzuwenden gehabt. Es geht darum, dass hier jemand die komplette Gewalt über den gesamten Text & Bild haben möchte. Also sozusagen eine unbezahlte, undeklarierte Anzeig. Und das ist eben ein Eingriff in die Redaktion, den man als Zeitung nicht hinnehmen muss.

    @12: Eben nicht. Die SZ hat mit den Kollegen der FAZ gesprochen, der diese Bedingung nicht gestellt bekam. Und der auch versicherte, unter diesen Umständen ebenfalls dankend verzichtet zu haben.

  39. Hört euch den Podcast vom Tischgespräch mit ihm an; auf WDR 5 gibt es das

    Er spricht von „Genugtuung“ gegenüber anderen, weil er endlich Erfolg hat. Wer gut zuhört, der spürt seine Unzufriedenheit.

    Respekt vor der Süddeutschen, dass sie das Interview abgesagt haben. Soll er selber eine machen und alleine lesen ;)

  40. @34/daniel
    Ja, ich stimme zu. Lesen dürfen Sie’s. Aber nicht nachträglich herumbasteln und sich Rechte ausbedingen. Ansonsten hat nämlich Martin #47 Recht.

    Ich halte EvH’s Managerin für ziemlich unprofessionell. Wie ein tumber Depp kommt mir nämlich ihr Schützling nicht vor. Im übrigen frage ich mich, welchen Wert ein Interview mit ihm, der überall präsent ist, haben könnte.

  41. Interessant wie viele hier Verständnis für diese vollkommen indiskutablen Forderungen zeigen. Habe ich wieder etwas gelernt – dieses Mal über die Leser des Niggemeier-Blogs.

  42. Eckart von Hirschhausen ist einer der Künstler, der sich ausschließlich über sein berufliches Wirken definiert.

    … was bei dem beruflichen Wirken natürlich auch ein bisschen traurig ist.

  43. umgekehrt wird ein schuh daraus. eigentlich dürfte jetzt niemand mehr mit hirschhausen reden, der noch einen rest journalistischen anstands oder unabhängigkeit in sich hat. das heisst also theoretisch, dass wir interviews mit hirschausen künftig nur noch in der bildzeitung und der bäckerblume lesen werden und ihn im fernsehen nur noch bei „wetten dass?“ und „harald schmidt“ als gast sehen werden.

    was mich allerdings wirklich wundert: warum schreibt die managerin nicht, dass er ausschliesslich als herr doktor angesprochen werden möchte und keinen augenkontakt wünscht?

  44. Ich habe Verständnis für beide Seiten, einerseits würde ich genauso peinlichst genau darauf achten, dass mir keiner das Wort im Mund rumdreht. Gerade wo mir Herr Niggemeier immer beibrigt wie verloddert und verlogen die Medien doch immer sind. (Vorsicht! blöde Verallgemeinerung!) Und ich würde das auch wenn es sein muss (und ich vielleicht sogar schon schlechte Erfahrungen gemacht habe) mit vorher festgelegten, schriftlichen, Vereinbarungen tun.
    Andererseits würde ich kein Interview mit jemandem führen wollen, der schon mit so einem Mistrauen und Respektlosigkeit vor mir und meinem Berufsstand ins Gespräch geht…was daraus folgt?
    Ich kann mich wohl selbst nicht leiden und kann nur hoffen, dass a)ich nie so berühmt werde, oder b) irgendwie als Journalist ende, so dass ich dieses mir innewohnende Dilemma ernsthaft lösen müsste. ich glaub das lässt sich einrichten.

    Aber mal ganz ehrlich, von einigen ihrer Kollegen habe ich gehört, dass das der ganz normale Standard sei. Wieso also gerade hier jetzt so einen Aufriss veranstalten? Wie siehts denn beim Stefan Raab aus? Der soll, was sowas angeht auch nicht gerade zimperlich sein…oder die Beyonce oder die Britney, oder der Harald der Schmidt.
    Wie sagt man so schön, man erntet was man säht und in diesem Fall wäre es vielleicht angebracht, die Schuld für solche Paranoiazustände zuerst einmal im eigenen Lager zu suchen.

  45. Ich frag mich ja nun genau, lieber Stefan, wo hier das Problem ist? Bei J.K. verteidigen wir zu Recht das absolute Recht auf Privatsphäre aber wenn ein Herr H. genau dies verlangt, wollen wir uns echauffieren? Nee, wollen wir nicht: Sein Privatleben geht uns nichts an. Sogar, wenn er nicht wegen irgendeines Verdachts verhaftet wird. Mag manchen dauern, ist aber zum Glück eigentlich selbstverständlich.

  46. „dann bringen sie doch bitte eine Maske mit“ – schreit doch gerade zu danach das absichtlich mißzuverstehen und eine Karnevalsmaske mitzubringen die der Gute sich dann aufziehen soll.

  47. Ich weiß nicht, was mich gerade mehr erschreckt: Die völlig unakzeptablen Bedingungen von Hirschhausens Management oder die Reaktion so mancher Kommentatoren hier, die das völlig okay finden.
    Noch einmal zur Klarstellung: Es ging nicht um die Veröffentlichung eines Wortlaut-Interviews, bei dem Journalisten die gesprochenen Sätze grammatikalisch gerade rücken, Antworten kürzen und umstellen, und bei dem die geänderten Sätze dem Gesprächspartner vor der Veröffentlichung deshalb noch einmal zum Gegenlesen gegeben werden. Es ging um ein (vielleicht kritisches, vielleicht auch wohlmeinendes) Porträt, das Hirschauen vor der Veröffentlichung in Gänze sehen, ändern und umschreiben wollte – wahrscheinlich hätte er es am liebsten sogar selbst geschrieben.
    Wer als Journalist auf so etwas eingeht, sollte lieber PR-Mann werden. Und Hirschhausen sollte, wenn er eine solche Berichterstattung will, eben eine Anzeige schalten.

  48. „Ich frag mich ja nun genau, lieber Stefan, wo hier das Problem ist?“

    Lieber David, lesen Sie doch der Einfachheit mal den ganzen Beitrag oben, auch die Punkte zwei und drei.

  49. @tom: Nein, Knebelverträge sind im Journalismus nicht üblich und vor allem nicht akzeptabel. Wenn ein Interviewpartner die totale Kontrolle verlangt, reden wir über PR, nicht mehr über Journalismus. Im Bereich der Konzertfotografie mögen solche Methoden gang und gäbe sein (Wer sich die Illusion vom Traumberuf nehmen möchte, sollte das Blog von Peter Waffzig lesen: http://www.konzertfoto-faq.de/), das macht es aber nicht besser.

    @Paul/#23: Gut, so einfach ist es ja nicht. So ein Interview wird ja selten unbearbeitet oder 1:1 wie gedruckt. Man könnte einzelne Aussage zum Beispiel in einem Stück über H’s Liebesleben einbauen.

    @order_by_rand: Keine Ahnung, was dir passiert, aber ich wünsche gute Besserung.

    @Matthias Mader: Wo schreiben die SZ-Journalisten, dass sie mit einer Autorisierung keine Probleme hätten? Ich will doch mal stark hoffen, dass sie welche haben.

    Die Sache ist einfach, dass man sich mit einem Autorisierungsvorbehalt komplett der Gnade des Interviewpartners unterwirft. In der Praxis führt sowas regelmäßig zu einer Schere im Kopf. Aus Angst, der Interviewpartner könnte kurz vor Redaktionsschluss (da geht’s im Print durchaus um Minuten!) die Autorisierung verweigern, wird dann gerne etwas freundlicher formuliert.

    Das kann es einfach nicht sein, oder?

    @Treets/#40: Ja, das Gefühl hatte ich auch. Die gute Frau tut ihrem Star wirklich keinen Gefallen. Andererseits, Hirschhausen wird wissen, wem er da vertraut.

  50. Schön, das die „Süddeutsche Zeitung“ das Interview unter diesen Bedingungen abgesagt hat. Vielleicht macht dieses Beispiel Schule und beendet so die gängige Praxis der sich viele Medien mit erschreckender Selbstverständlichkeit gar nicht verschließen.

  51. @jo: genau das habe ich doch geschrieben. ich redete gar nicht von „journalismus“, sondern dass es üblich ist, dass managements und agenturen von musikern und anderen künstlern seit jahren (vor allem nach der -wie es die managements selbst betitelten- knipserschwemme in den fotogräben, die mit dem netz aufkam) mit solchen verträgen unterwegs sind. und ich finde die überhaupt nicht akzeptabel, auch nicht in der konzertfotografie. aber da nahm das seinen anfang mit den knebelverträgen (und nicht, wie hier einige meinen, weil man angst hätte vor ein paar schlampigen oder unseriösen journalisten, das ist im großteil der fälle höchstens vorgeschobenes blabla. denn es würde nicht erklären, wieso manche die frechheit besitzen, rechte an fotos von pressefotografen für eigene werbezwecke in solchen verträgen zu sichern. egal, was dahinter steckt, es ist fast immer pure dreistigkeit – insbesondere gegenüber freien journalisten, inzwischen selbst gegenüber der sz). die managements und veranstalter, zuerst in der musikbranche, haben gezeigt, „wie das geht“, was die managerin von hirschhausen heutzutage halt gegenüber der sz bringt. akzeptabel ist daran überhaupt nichts, aber es so für nicht fachkundige darzustellen, als hätten die klauseln etwas speziell mit hirschhausen zu tun, ist eine verzerrende darstellung. er, den ich nicht besonders mag übrigens, wird hier als sündenbock genutzt. das thema hätte man längst und in bezug auf eine vielzahl von künstlern kritisieren können.

  52. An solch absurden Forderungen dürfte nicht zuletzt die Boulevard-Presse Schuld sein. Den Wunsch nach Privatleben kann ich jedenfalls nachvollziehen. Allerdings könnte man auch zwischen guten, semiguten und schlechten Zeitungen differenzieren und mit den schlechten einfach grundsätzlich nicht sprechen. Andere schaffen das auch. Aber dazu ist der Herr E. von H. wohl wiederum zu geldgeil.

  53. Punkt 1 finde ich berechtigt und nachvollziehbar. 2 und 3 gehen zu weit.

    Wann E. v. H. sich Zeit für ein Interview nehmen will und irgendwem einräumt, ist natürlich seine Sache. Das zu kritisieren und hier in eine Rangordnung mit Hollywoodstars und der Kanzlerin zu bringen, ist, mit Verlaub, polemischer Unsinn.

    Stefan, du hast noch nie eine EMail von mir beantwortet. Wohl auch aus Zeitgründen, oder warum? ;)

  54. „Die SZ hat den Interviewtermin daraufhin abgesagt.“

    Möglicherweise ist Hirschhausen deshalb nicht in Tränen ausgebrochen.

  55. danke herr niggemeier, dass sie hier den artikel mal ansprechen, hatte auch schon online danach gesucht, um ihn weiter zu empfehlen.

    eigentlich haben alle vorkommentatoren, die nicht der meinung sind „dass das alles vollkommen okay ist, zu zensieren und so“ schon alles wichtige gesagt, ich wollte nur noch grad den anfang des artikels zitieren, der herrn hirschhausen sicher nicht gefällt. (auf seiner website ist als neueste pressemeldung jedenfalls nur eine pr-glückssymposiumsartikel aus dem abendblatt drin):
    leider aus dem gedächtnis, deshalb nicht vollkommen richtig…
    „eckart von hirschhausen hat drei beine und riecht streng. er hinterzieht steuern, ist arrogant, trinkt übermäßig und er färbt seine haare. (…) hat herr hirschhausen angst, dass so etwas über ihn in der zeitung steht? nichts von dem geschriebenen ist wahr…“

    schön fand ich das, und durch die drei beine am anfang auch deutlich gekennzeichnet, dass es gelogen ist.

    danke sz, danke niggi

  56. Fand ich eine gute Entscheidung der SZ, besonders das auch genau so zu bringen.

    Übrigens – das trifft nicht das Thema Pressefreiheit, aber irgendwie die Meinungsfreiheit… Wer sich für die merkwürdigen Machenschaften Microsofts mit dem hauseigenen Emaildienst Hotmail interessiert – oder auch seit Kurzem viele Emails dort nicht mehr erhält -, ich habe da aus eigener Erfahrung mal nachrecherchiert:
    http://7leia7.blogspot.com/2010/03/hotmail-finger-weg.html

  57. Stellt euch mal vor, diese Forderungen wären nicht von Hirschhausens Management gekommen, sondern vom Regierungssprecher vor einem Interview mit Guido Westerwelle oder der Kanzlerin. Wären dann die Forderungen auc in Ordnung?
    Sie sind Politiker, aber ebenso wie Hirschhausen haben sie sich freiwillig in die Öffentlichkeit begeben und müssen dann auch damit leben, wenn eine Beschreibung ihres Auftritts, Portraits oder der Gesprächsatmosphäre nicht das Bild widergibt, das sie sich selbst gern wünschen. Selbst welche Zitate verwendet werden liegt in der journalistischen Freiheit. Ein Journalist ist nicht der PR-Beauftragte des Dargestellten, sondern handelt (idealerweise) im Auftrag der Leser und bereitet für ihn das Erlebte auf.

  58. ist e v. h sein echter name oder eine kunstfigur?

    im zweiten fall erinnert es mich an atze schröder, die kunstfigur des komikers *piep* *pieeeeeep*, der gerichtlich die nennung seines realen namens hat verbieten lassen, weil er selbst eben ausschließlich als die von ihm dargestellte figur atze schröder öffentlich auftritt und sein privatleben vollkommen von der öffentlichkeit abschirmt.

    ein vorgehen, das ich durchaus nachvollziehen kann, wenn auch der gerichtliche weg zur durchsetzung dieser geheimhaltung dabei immer der letzte und unschönste ist.

    wäre e v. h also auch eine kunstfigur des darstellers, so wäre es beinahe sogar konsequent die berichterstattung nur auf diese zu beschränken und diese im entsprechenden licht darstellen zu lassen.
    dennoch hätte man diese bedingungen netter formulieren können.

  59. Ich verstehe das Problem auch nicht ganz. Ein Journalist kann im Rahmen der Gesetze alles über einen schreiben, was er will. Wenn er Wert auf ein Interview mit einer Person legt, halte ich es für legitim, wenn diese auch Bedingungen stellen kann. Wenn es dem Journalisten nicht passt kann er es ja einfach absagen. Speziell der Ausschluss persönlicher Fragen ist ja wohl lebenswichtig. Berichterstattung über das Privatleben darf nur solange untersagt werden, solange die Person dieses nicht von sich aus an die Öffentlichkeit kehrt. Das Verlangen sein Privatleben vor der Bunten und der Bild zu schützen, kann ich nachvollziehen. Der Hinweis, dass man Fragen zum Privatleben nicht beantworten werde halte ich hier eher für einen „Service“, der den Journalisten überflüssige Arbeit sowie peinliche Momente erspart und schlicht Klarheit schafft.

    Das Vorlegen/die Autorisierung auch von nicht nur den Zitaten kann ich ebenfalls gut nachvollziehen. Auch ohne bösen Willen können sich durch die Aussagen indirekt falsche Schlüsse ergeben, die man ausräumen könnte. Darüber hinaus würde ich mich auch nicht selbst ans Messer liefern wollen. Wenn jemand einen Verriss über meine Person schreibt, kann er das gerne tun, aber dann doch bitte ohne meine Mithilfe.

    Die Nummer 3 mag etwas seltsam sein. Ich würde es als ok empfinden, wenn man bei einer „falschen“ Darstellung, die auch zu einer Gegendarstellung berechtigen würde, schon zuvor die Verwendung der Zitate im Interview untersagt. Eine Abänderung sehe hier hier als milderes Mittel – als Entgegenkommen – um den Artikel doch noch ohne (vielleicht ja eben sogar berechtigte) rechtliche Bedenken veröffentlichen zu können.

    Das mit der Maske wirkt dann aber auch auf mich etwas seltsam.

  60. „Ich verstehe das Problem auch nicht ganz. Ein Journalist kann im Rahmen der Gesetze alles über einen schreiben, was er will. Wenn er Wert auf ein Interview mit einer Person legt, halte ich es für legitim, wenn diese auch Bedingungen stellen kann.“

    Ich auch. Ich schlage vor, dass E.v.H. beim nächsten Mal den Artikel über sich einfach gleich selbst schreibt. Ist doch legitim, oder?

  61. @ 68 / Falk: Genau meine Meinung.

    Wobei ich selber auch in dieser Hinsicht obskute Erfahrungen gemacht habe. Ein ehemaliger Bundesminister hat ein Interview gegenlesen wollen – womit ich einverstanden war.
    Als er es zurückschickte, hatte er nicht nur seine Antworten redigiert, sondern auch meine Fragen umformuliert.

    Offenbar herrscht da auch ein bisschen das Motto „Man kann’s ja mal versuchen.“

    Generell kann ich an der Praxis, dass der Interviewte vor Drucklegung über das Ergebnis drüberlesen kann, nichts Falsches sehen. Ich denke, es zeugt auch von der Souveränität des Journalisten, wenn er dies zulässst.
    Voraussetzung ist natürlich, dass die letzte Entscheidung, was gedruckt wird, beim Journalisten liegt.
    Das scheint bei EvH definitiv ausgeschlossen. (Wobei ich nie verstanden habe, was an dem interessant oder gar lustig sein soll.)

  62. @75

    So wie ich das sehe kann man Niemanden dazu zwingen sich vor einem Journalisten zu entblätten. Wenn man sich dennoch darauf einlässt, kann man bzgl. der Durchführung vereinbaren was man will – dies ist ja ein freies Land. Wenn die Bedinungen für einen Journalisten unzumutbar sind hat er das Recht und beruflich vielleicht auch die Pflicht die Sache abzublasen. Wenn die Bedingungen für den zu interviewenden unzumutbar sind kann er absagen. Wo ist das Problem? Und manche der hier im Raum stehenden Bedingungen nicht zu stellen wäre juristisch gesehen wohl grob fahrlässig.

  63. @ 77

    „Wenn man sich dennoch darauf einlässt, kann man bzgl. der Durchführung vereinbaren was man will – dies ist ja ein freies Land.“
    Ja glaubst, du jemand von uns will E.v.H. dazu zwingen, ein Interview ohne Vorbedingungen zu geben? Klar hat er juristisch das Recht dazu. Trotzdem ist sein Verhalten falsch. Ganz einfach.

    „Wenn die Bedinungen für einen Journalisten unzumutbar sind hat er das Recht und beruflich vielleicht auch die Pflicht die Sache abzublasen.“
    Exakt.

  64. So wird der Journalismus zum reinen PR-Instrument.
    Es soll schon extrem erfolgreiche Comedians gegeben haben, denen das Management gekündigt hat, weil sie sich zu einem großen A****loch entwickelt haben. Und zwar zu einem, so groß wie das Olympiastadion.

  65. @78
    Und falsch daran ist jetzt was? Dass er keine Fragen zum Privatleben beantworten möchte, weil sein Privatleben für die Yellow Press dann nicht mehr Tabu wäre?

  66. „Und falsch daran ist jetzt was? Dass er keine Fragen zum Privatleben beantworten möchte, weil sein Privatleben für die Yellow Press dann nicht mehr Tabu wäre?“
    Selbstverständlich nicht. Wie einige andere schon ausgeführt haben: Wenn er Fragen zu seinem Privatleben nicht beantworten möchte, muss er das so oder so nicht. Auch gegen das Gegenlesen seiner Zitate hätte ich nichts. Problematisch – und zugleich der Kern der Forderungen – ist, dass er sich vorbehält, den vom Journalisten geschriebenen Text nach seinen Wünschen umzugestalten. Das führt das gesamte Unternehmen ad absurdum. Noch einmal: Dann könnte er den Text eigentlich auch gleich selbst schreiben. Mit Journalismus hat das nichts zu tun.

  67. @81

    Für mich ist bei einer wohlwollenden Lesart nur die Formulierung das Problem. Bei z.B. sinnentstellenden Zitaten könnte er sicherlich die Zustimmung zur Veröffentlichung verweigern oder als „milderes Mittel“ auf die Änderung der betreffenden Stellen bestehen bzw. diese „bewirken“. Wenn diese zu weit gehen liegt es hier am Journalisten die Reißleine zu ziehen und dann doch lieber gar nichts zu veröffentlichen. Was natürlich gar nicht gehen würde wäre, wenn der Journalist zur Veröffentlichung der geänderten Fassung verpflichtet wäre – was manche hier beinahe nahelegen.

  68. @ 83

    „bei einer wohlwollenden Lesart“
    Erstaunlich, dass du bei diesem knallharten Bedingungskatalog zu einer wohlwollenden Lesart gelangt bist. Noch einmal: Es geht nicht an, dass ein Porträtierter mit dem Journalisten darüber verhandelt, wie er in einem Text dargestellt wird. Denn das würde – andere haben es schon gesagt, aber egal – dazu führen, dass Journalisten zum Werkzeug der PR werden.
    In anderen Ländern, etwa Großbritannien und den USA, ist es nicht einmal üblich, ganze Wortlaut-Interviews zu authorisieren.

    „Wenn diese zu weit gehen liegt es hier am Journalisten die Reißleine zu ziehen und dann doch lieber gar nichts zu veröffentlichen.“
    Genau, hat er ja nur einen Haufen Arbeit investiert bis dahin.

  69. @85

    Also von der Maske mal abgesehen ist allein der 3. Punkt problematisch? Die kritischen Worte sind also das „bewirken“ von Änderungen sowie die „nicht korrekte“ Darstellung? Wäre es für dich auch ein Problem, wenn dort stehen würde, dass eine Autorisierung nicht erfolgt, wenn im Artikel befindliche, den Interviewenden betreffende, falsche Aussagen nicht korrigiert/entfernt werden?

  70. @ 87

    „Wäre es für dich auch ein Problem, wenn dort stehen würde, dass eine Autorisierung nicht erfolgt, wenn im Artikel befindliche, den Interviewenden betreffende, falsche Aussagen nicht korrigiert/entfernt werden?“
    Steht da doch nicht. Aus gutem Grund. Aber selbst das würde ich nicht richtig finden.

  71. @jo/#58: Das mit der Autorisierung der Zitate stand im Rest des Textes, ist jetzt von mir aber auch aus dem Gedächtnis zitiert, das Papier ist schon nicht mehr zur Hand ;-)

  72. Es läuft – bei einer wohlwollenden Lesart – aber auf dasselbe hinaus. Wenn dagegen mit „korrekt“ gemeint ist, dass man jeder Darstellung widerspricht, die einem nicht genehm ist, und mit „bewirken“ nicht nur die Nennung der Stelle sondern auch die verbindliche Vorgabe einer Formulierung gemeint wäre, dürfte sich ein Journalist in der Tat kaum darauf einlassen.

    Was es an meiner „Umdeutung“ auszusetzen gäbe, kann ich nicht nachvollziehen. Wenn ich das Recht zu einer nachträglichen Richtigdarstellung hätte, werde ich im Vorfeld ja wohl kaum der Veröffentlichung zustimmen müssen – ggf. würde ich mir damit sogar Probleme bei der Bewirkung der Richtigstellung einhandeln.

  73. Zu Punkt 1. Mal angenommen, während des Interviews würden dann doch private Fragen gestellt worden sein z.B. „Haben Sie schon mal Ihre Frau betrogen“ oder „Sie tragen immer so bunte Krawatten, haben Sie vielleicht so eine gewisse Neigung?“ Die SZ würde folgende Antwort gedruckt haben: „Ähhh, momentemal, wir hatten doch verabredet, daß hier keine privaten Fragen gestellt werden.“ {„Anmerkung der Red.: Stimmt, Herr Dr. Hirschgraben hat recht, war so vereinbart.“}.

    Ich frage mich, gerade wie in einem solchen Fall sinnentstellende Kommentare vermieden werden könnten, ohne auf den Text des Interviews Einfluß zu nehmen. Denn die Tatsache, daß er die Antwort nicht geben wollte, läßt sich doch interpretieren.

    Twitter 1: „Also hasse gelesen, der Hirschgraben wollte nix dazu sagen, als er gefragt wurde, ob er sein Frau betrüge.“
    Twitter 2: „Echt, boah, wieso nich, dat wär mir ja peinlich. Hat bestimmt wat zu verbergen.“
    Twitter 3: „Er sacht, et sei vorher vereinbart jewesen, nix privates zu fragen.“
    Twitter 4: „Na, wer’s glaubt, Promis sind doch alle gleich, guck Dir diesen Tennisspieler an.“

    Von bunten Blättern ganz zu schweigen–„Der bekannte Autor und Fernsehmoderator, Dr. Hirschgraben, der in einem Interview Fragen, ob er seine Frau betrügt, nicht beantworten wollte, sondern auf eine Vereinbarung verwies, daß keine privaten Fragen zu stellen seien, wurde gestern Abend in Begleitung eines unbekannten Mannes mit bunter Krawatte gesehen“

    Funktioniert m.E. nur, wenn der Interviewte den Druck der privaten Fragen und seiner Antworten verhindern kann.

  74. @ 90

    Tut mir leid, ich kann dir nicht mehr folgen. Vielleicht liegt’s an der Müdigkeit. Vielleicht auch nicht.

    Ich verweise vielleicht kurz nochmal auf Nr. 58:
    „Die Sache ist einfach, dass man sich mit einem Autorisierungsvorbehalt komplett der Gnade des Interviewpartners unterwirft. In der Praxis führt sowas regelmäßig zu einer Schere im Kopf. Aus Angst, der Interviewpartner könnte kurz vor Redaktionsschluss (da geht’s im Print durchaus um Minuten!) die Autorisierung verweigern, wird dann gerne etwas freundlicher formuliert.“
    Das gilt, nach meiner Erfahrung, übrigens auch ohne den Druck des Redaktionsschlusses.

  75. @85
    Dass Journalisten längst fester Bestandteil des PR Apparats sind ist nun nichts neues. Das nur nebenbei. Herr von Hirschhausen hat seine Regeln auf denen er Interviews gibt, umgekehrt ebenso. Einigt man sich nicht, kommt kein Interview zustande, wo ist das Problem?
    Die SZ hat es kaum nötig Hr. Hirschhausen ins Blatt zu nehmen, wird es in Zukunft wohl auch nicht mehr in Erwägung ziehen. Fertig. Die obigen Forderungen sind vielleicht etwas krude, aber mehr auch nicht.
    Ach ja…und das klingt nun vielleicht erstaunlich, aber in jedem Job fällt Abreit an, die keinen Ertrag abwirft.

  76. @92

    Mal kurz umstellen:

    „Die Sache ist einfach, dass man sich ohne einem Autorisierungsvorbehalt komplett der Gnade des Interviewenden unterwirft.“

    Dass führt dann dazu:

    http://stigma-videospiele.de/wordpress/?p=3805

    Warum ist es schlimmer, wenn der Interviewende mit der Angst leben muss, dass er einen Text, in den er vielleicht viel Arbeit investiert hat, nicht veröffentlichen darf, als wenn der Interviewte dem Journalisten auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist und mit der Angst leben muss, dass am nächsten Tag sinnentstellte Äußerungen erscheinen, die sein Privatleben oder seine berufliche Reputation (zu Unrecht) gefährden?

  77. „Dass Journalisten längst fester Bestandteil des PR Apparats sind ist nun nichts neues.“
    Was genau bedeutet der Satz – zumal in diesem Zusammenhang?

    „Herr von Hirschhausen hat seine Regeln auf denen er Interviews gibt, umgekehrt ebenso. Einigt man sich nicht, kommt kein Interview zustande, wo ist das Problem?“
    Es ist kein Drama. Ein Problem ist es schon. Warum, schrieb ich bereits.

    „Ach ja…und das klingt nun vielleicht erstaunlich, aber in jedem Job fällt Abreit an, die keinen Ertrag abwirft.“
    Richtig. Aber wenn diese Arbeit ohne Ertrag abfällt, weil – nur mal theoretisch gedacht – ein unterdurchschnittlicher Komiker erst Öffentlichkeit will, dann aber rumzickt, wenn ihm der Text nicht gefällt, ist schon ganz besonders ärgerlich. Wenn E.v.H. solche Angst vor den Journalisten hat, soll er doch einfach gar keine Interviews geben – das ist immer die sauberste Lösung. Und auch eine ganz sympathische, selbst aus Sicht vieler Journalisten.

  78. Lieber Stefan, ich kenne Leute, die Ihre Existenz verloren haben, weil sie ein unautorisiertes Interview mit schwerwiegenden Folgen gegeben haben. Etwa 10 Anwälte von HH bis M, auch ein Herr C.S., waren einhellig der Meinung, dass in dem groß aufgemachten Artikel ganz klar gegen geltendes Recht verstoßen wurde, aber helfen konnte niemand. Der Gesetze wegen … War vor etwa 12 Jahren. Ich kann diese Managerin ein wenig verstehen.

  79. herr h. ist halt wirklich lustig. und definiert sich über sein berufliches wirken. ausschließlich! die süddeutsche hat das völlig durchschaut und herrn h. die bühne für eine großartige nummer gegeben.

    herr h. ist halt wirklich lustig.

    .~.

  80. Wer mit Punkt 2 und 3 keine Probleme hat, der oder die hat den Journalismus überwunden und lebt glücklich in einer Bonbonwelt aus Pressemitteilungen und PR-Broschüren.

  81. Wenn ich aus dem Dilemma heraushelfen dürfte? Dass EvH diese Forderungen gestellt hat, ist völlig legitim. Wenn die SZ darauf eingegangen wäre, wäre das kein Zeichen guten Journalismus´ gewesen. Können damit alle leben?

  82. Das Kopfschütteln verdient nicht derjenige, der sich gegen verleumderischen Journalismus schützt, sondern der, der diesen Schutz für paranoid hält. Gerade von mutmaßlichen BILDBlog-Lesern habe ich da weniger Weltfremdheit erwartet. Der Verweis darauf, man könne sich bei Verstößen doch hinterher wehren, wirkt in dem Zusammenhang geradezu höhnisch naiv.

    Dass der Anspruch auf eine korrekte Darstellung automatisch als Forderung nach Hofberichterstattung interpretiert wird, sagt ebenfalls mehr über die Kommentatoren aus als über das Zitat selbst. Würde man diese vorschnelle Deutung umdrehen, dürfte man beispielsweise bei sämtlichen Protestierenden den Vorsatz zur Falschdarstellung diagnostizieren…

    Es läuft also wohl letzten Endes auf die Frage hinaus, was häufiger in der journalistischen Praxis vorkommt. Der kritikunfähige Interviewpartner oder der wahrheitsferne Schreiberling?

  83. Bei Politikern heißt die Managerin Pressestelle. Unlängst wurde ich von … …, diesem Newcomer aus der …, an die Pressestelle verwiesen. Natürlich wollte man gleich alles absprechen. Textbausteine kann ich allein kopieren. Mehr hätte ich nicht bekommen. Ich habe die Anfrage zurückgezogen.
    Weder Matthias Matussek noch Wigald Boning waren so kompliziert. Alexandra Kamp war lediglich etwas speziell und Vera Lengsfeld hat halbe Romane… nun gut.
    Punkt 3 ist inakzeptabel und meines Erachtens der einzige Grund, der die Absage rechtfertigt.
    Apropos Lengsfeld: In Bezug auf Glücksbuchautoren wie von Hirschhausen sollte man wirklich über eine zeitgemäße Art von Berufsverbot diskutieren.
    Aber ernst: Letztlich geht es um Fairness. Absprache von Fragen würde ich nicht akzepieren, Themenfelder kann man umreißen. Autorisierungen sind in Ordnung, solange nicht etwas hineinkorrigiert wird, das im Interview noch ganz anders klang oder nie gesagt wurde.

  84. Mit Punkt 1 und 2 habe ich absolut kein Problem. Ich wirke redaktionell an einem Fußball-Fanprojekt mit, und ich respektiere es kommentarlos, wenn jemand auf bestimmte Fragen nicht antworten will (es sei denn, es handelt sich um den Grund des Interviews), und sende vorab schon von mir aus das Interview noch einmal zu. Ich pflege ein gutes, wenngleich nicht weichgespültes Verhältnis zu meinen Interviewpartnern, erhalte deshalb auch von ihnen Informationen, die andere eben nicht bekommen.

    Punkt 3 ist Vereinbarungssache. Beim heutigen Schmeißfliegenjournalismus darf man sich über solche Bedingungen freilich nicht wundern. Und letztlich bleibt jede falsche Darstellung hängen (siehe Türck), und den Künstler kann das eine ganze Menge Geld wenn nicht gar die Karriere kosten. Wie kann man ihm zum Vorwurf machen, nicht naiv sein zu wollen?

    Dass der letzte Satz bedeuten soll, bei der Anfertigung von Fotos solle die SZ auch einen MaskenBILDNER mitbringen, dürfte wohl halbwegs jedem klar sein, oder?

  85. Das ist doch reichlich ineffektiv, oder? Kann die SZ nicht einfach die Fragen faxen und das Managment faxt die bearbeiteten Fragen und die Antworten zurück; das spart kostbare Zeit und schont das Klima.

    Und gegen eine kleine Unkostenbeteiligung gibt es ein exklusives Pressephoto.

    Es könnte alles so einfach sein…

  86. Entweder ist diese Vorgehensweise Teil seines künstlerischen Schaffens. Dann wäre es vergleichsweise witzig. Oder es ist Ausdruck einer tiefen Skepsis zwischen „Prominenten“ und Journalisten. Dann müssten sich aber beide Seiten wundern. Denn beide tragen dazu bei.

    Irgendwie ist es aber auch ein ganz normaler Vorgang unter Geschäftsleuten, die ja alle beteiligten auch sind. Es gibt eine Anfrage, man macht ein Angebot und dann wird es angenommen oder abgelehnt. Passiert zig MIllionen mal in Deutschland. Sack Reis.

    Hirschhausen ist zu unwichtig, als dass man sich wirklich grämen müsste, wenn man ihn nicht ins Layout bekommt. 2. Sack Reis.

  87. Ich dachte auch, dass allen hier der Begriff Maske klar sein sollte und habe anders lautende Beiträge als „künstlerisches Werk“ eingestuft. Sollte es doch pure Unwissenheit sein, dann wäre das sehr peinlich für die Herrschaften.

  88. Was hat denn einst SPIEGEL Interviews legendär werden lassen? Die Authorisierung durch den Befragten! Somit kann es kein „das habe ich so nicht gesagt“ geben. Antworten zurechtzubiegen, zu verkürzen oder aus dem Zusammenhang zu reissen, ist tägliche journalistische Praxis. Sich als Betroffener dagegen zu wehren oder es von vornherein zu verhindern versuchen ist doch kein Angriff auf die Pressefreiheit. Das Recht auf „das wörtliche Zitat“ muss genauso ein Grundrecht sein wie die Pressefreiheit. Ich habe jedenfalls 40 Jahre lang jedes Zitat mit dem Betreffenden abgestimmt (weil es schlicht und einfach fair ist) und mir dennoch nie die Freiheit genommen, aus meiner Sicht die Person zu beurteilen. Anstand hat noch nie geschadet, auch Journalisten nicht.

  89. Die Süddeutsche ist nicht die Bild. So einfach ist das.
    Wir sollten die Diskussion sofort beenden, denn 105 Kommentare sind genau das, was EvH und sein Management jetzt freuen: PR.

  90. Wer schon einmal – durchaus von „seriösen“ Medien – interviewt wurde, ordnungsgemäß Zitate vorgelegt bekam und freigegeben hat … und dann erlebt hat, wie seine Aussagen für die von vornherein feststehende (aber nicht offen gelegte) Agenda des/der Journalisten/in instrumentalisiert wurden, wird an den Bedingungen des Herrn von Hirschhausen nichts verwunderlich oder „selbstüberheblich“ finden. :=)

    Im Gegensatz zu weit verbreiteten Ansichten innerhalb der Journalismus-Industrie ist die Instrumentalisierung von Interview-Partnern nichts, was nur die böse Boulevard-Presse betreibt. Boulevard ist überall und ethisch fundierter Journalismus im Sinne eines Hajo Friedrichs findet kaum noch Publikum.

  91. Ich denke, grundsätzlich ist gegen eine Autorisierung eines (vor allem auch kritischen) Interview nichts einzuwenden. Denn natürlich wird gesprochenes Wort in lesbare Schriftsprache umgesetzt und auch in Interviews gekürzt, sodass tatsächlich manchmal selbst bei seriösen Journalisten der eigentlich gemeinte Zusammenhang verloren gehen könnte – oder durch die Kürzung ein Zusammenhang hergestellt wird, der so nie gesagt oder gar gemeint wurde. Aber die Forderungen des Managements gehen hier definitv zu weit: denn nach deren Wünschen könnten selbst nachweisbar (Diktaphon) gemachte Aussagen komplett gestrichen werden, wenn sie dem Management oder Von Hirschhausen nachträglich nicht mehr willkommen sind – und damit wäre das Interview nur noch eine Pressemitteilung mit vorher fetsgelegten Fragen. Die SZ hat absolut richtig gehandelt.

  92. Hirschhausens Management macht es zu 100% richtig.
    Der Mann ist Künstler, kein Politiker.

    1.
    Wenn ich meine eigenen Erfahrungen mit Print-Interviews Revue passieren lasse, waren die meistens komplette Katastrophen. Print stürzt sich grundsätzlich auf das Negative. (Da TV zu 95% aus Schrott besteht, ist es nicht allzu schwer, etwas Negatives zu finden.)
    Die Print-Leute schaffen es so gut wie immer, alles aus dem Zusammenhang zu reißen und aus einem halbstündigen Gespräch nur das Unbrauchbare heraus zu filtern. Wenn man einen fremden Standpunkt referiert, wird einem das als eigenes Geschwätz in den Mund gelegt. Aus 100 zumeist positiven Äußerungen über einen Dritten wird die einzig Despektierliche gewählt.
    Bei längeren Gesprächen lässt man sich manchmal dazu verleiten, „out of the record“ zu sprechen und nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Hintergrundinformation zu geben, damit der Journalist das Gesagte besser einordnen kann („unter 3“, wie es im deutschen Journalisten-Jargon heißt). Das wird offenbar nur von Profis respektiert.

    Meine Konsequenz ist die, dass ich in eigener Sache gar keine Interviews mehr gebe oder sie mir zur Schadensbegrenzung vorlegen lassen würde. Die Autorisierung von Interviews ist übrigens üblich.

    2.
    Ich hatte mal einen Künstler bei einem Zeitungsinterview begleitet, in dem der Journalist dann für uns überraschend plötzlich eine Kamera rausholte, obwohl er aktuelle wie exzellente Studiofotos hatte. Auf den geknipsten Fotos sah der maskuline Künstler aus wie ein schüchternes Kommunionskind.
    Der Journalist hatte behauptet, die Redaktion bräuchte unbedingt eigene Fotos. Erst später wurde uns klar, dass er nicht aus journalistischem Ethos oder Urheberrecht gehandelt hatte, sondern ein Extrahonorar einstreichen wollte.

    3.
    In dem Moment, wenn ein Prominenter Interviews zu privaten Angelegenheiten gibt, darf auch künftig insoweit darüber berichtet werden. Diesen Schritt sollte man sich sehr gut überlegen. Wenn Sie es vorziehen, in öffentlichen Gaststätten oder an FKK-Stränden nicht unter Kamerabeobachtung zu stehen, wenn Ihr Lebenspartner nicht nur über Ihre Identität definiert werden möchte, oder wenn Sie es für besser erachten, dass Ihre Kinder nicht auf der Straße als Promi-Kids erkannt werden werden, lassen Sie es besser, und seien Sie konsequent.
    Wenn Sie private Fragen grundsätzlich nicht beantworten möchten, ist es professionell und höflich, wenn man das im Voraus mitteilt und Peinlichkeiten vermeidet.

    4.
    Während sich Politiker und ähnliche Leute, die Macht über uns ausüben, kritischem Journalismus stellen müssen, hat die Presse gegenüber Unterhaltungskünstlern keine vergleichbaren Ansprüche. Als Entertainer muss man zwar ggf. schlechte Kritiken einstecken, aber grundsätzlich sind Personen im Showbusiness eben Darsteller ihrer eigenen Inszenierung, bei der sie die Regie behalten wollen. Nahezu jeder Talkshowgast macht seine Mitwirkung von einem „Waschzettel“ mit unerwünschten Themen abhängig. Bei Politikern ist diese Praxis fragwürdig (aber üblich), Künstlern jedoch darf man diese PR-Kontrolle wohl zubilligen.

    Ich kenne zufällig Eckart von Hirschhausen seit den 90ern persönlich, lange, bevor er bekannt wurde. Er ist definitiv nicht arrogant, er hat jede Menge intelligenten Gesprächsstoff zu bieten und dürfte daher im Spektrum der gegenwärtigen Promis eine Ausnahme markieren. Society-Reporter sollten sich an anderes Klientel halten.

  93. @ vader #82: Die Wahrheit ist: Journalisten und „Qualitätsmedien“ lassen dennoch leider täglich/ständig autorisieren. Gewiss auch die Zeitung, die hier zurecht mal nein gesagt hat.

  94. Bin ganz bei Nimuan in #101. Wenn es irgendwo Verständnis für ein gesundes Misstrauen gegen die Presse geben sollte, dann doch hier.
    Kaum jemand hat so viele abschreckende Beispiele für schlechten ( und mitunter gefährlichen ) Journalisus zusammengetragen wie Herr Niggemeier.

    Und jetzt wird E.v.H: dafür kritisiert, dass er sich und seine Kunstfigur, von deren „Bild“ sein beruflicher Erfolg abhängt, vor den Auswüchsen dieses Journalismus schützen will ?

    Dass vor solchen Interviews Bedingungen gestellt werden, ist wohl üblich ( ich will gar nicht wissen, wie extrem das bei Menschen wie Mariah Carey, Puffy, oder auch bestimmten Politikern ist ). Die SZ war ja nicht gezwungen, darauf einzugehen. Ist sie nicht, kein Interview, Thema durch.

    Ich persönlich kann bei den genannten Bedingungen keine Zensur erkennen. Aus meiner Sicht bezieht sich auch der hier vielkritisierte Punkt 3 ausschliesslich auf die Darstellung der Kunstfigur E.v.H., und auf nichts anderes. Dass er als derjenige, der diese Figur erschaffen hat, sicher stellen will, dass diese Figur in ihrer künstlerischen Komplexität korrekt widergegeben wird, erscheint mir nicht unfair.
    Vielleicht ein bisschen übertrieben, aber ich würde mal annehmen, viele Kunstschaffende, die ihr Werk ernst nehmen, sind so.

  95. Die Reaktion der Kommentatoren hier ist wirklich erstaunlich. Anscheinend haben die meisten das Thema Journalismus längst aufgegeben.

    Nun muss man einfügen, dass ein Interview mit Hirschhausen sicherlich auf einem anderen Niveau liegt als eines mit einem Vorstandschef oder einem Politiker. Hirschhausen ist eine Witzfigur im Sinne des Wortes. Deshalb also sollte man die Sache nicht so hoch hängen. Er hat keine Auskunftspflicht, seine Aussagen verändern nicht die Welt.

    An Stelle der „SZ“ hätte ich ein Portrait geschrieben – und zwar ohne exklusive Zitate, dafür mit Veröffentlichung des Vertrags. Denn der sagt dann doch sehr viel aus über die Frage, ob Hirschhausen überhaupt außerhalb eines vorgeschriebenen Textes unterhaltsam sein kann (ich persönlich zweifele daran).

    Die Geschichte zeugt aber auch von zwei Fehlentwicklungen. Zum schlampen Journalisten mit Zitaten mehr und mehr. Egal ob das lange Interview oder die kleinen Zitätchen nebenher: Die Masse an Fehlzitierungen – und zwar massivem Danebenliegen von Seiten des Journalisten – häuft sich aus meiner Wahrnehmung heraus deutlich.

    Zum anderen, das haben einige Kommentatoren hier schon hervorgehoben, ist es heute kaum noch möglich, einfach Kabarettist zu sein. Beim kleinsten Fünkchen Erfolg werfen sich die Boulevard-Medien auf die Person und sezieren ihr Privatleben. Auch ich bin der Meinung, dass wer die Öffentlichkeit sucht, sich auch mit ihren Ansprüchen auseinandersetzen musss. Doch meist laufen die Dinge völlig aus dem Ruder, kommen „Bild“ und Yellow Press ins Spiel.

    Trotzdem verstehe ich viele der Kommentatoren hier nicht mehr. Muss der Leser nicht erwarten, dass die Beschreibung einer Person, der direkte Eindruck, den sie macht, dass diese Dinge vom Journalisten verfasst werden – und nicht von den PR-Leuten des Portraitierten?

  96. # 107 schliesse ich mich völlig an.

    Ich habe in den letzten Tagen hier viel über das Recht an der Privatheit von öffentlichen Personen im Zusammenhang mit J.K. gelesen und viel darüber nachgedacht.

    Für E.v.H. gilt das jetzt nicht mehr?
    Ich bin in einem produzierendem Betrieb in ger GL tätig und bei uns ist es dann doch eher unüblich, dass wir Details und Ergebnisse von Vertragsverhandlungen mit Kunden oder Zulieferern der Öffentlichkeit darlegen um den potenziellen Geschäftspartner im nachhinein öffentlich zu diskreditieren, wenn eine win-win-Situation nicht zustande kommen konnte. Das heißt „Geschäftsethik“. Gibt es so etwas unter Journalisten eigentlich nicht?
    Musste E.v.H. damit rechnen, dass die SZ schmollend nachkartet. Mich würde das eher dazu verleiten zukünftig die E.v.H.-Bedingungen um einen zu erweitern, der genau dies verhindert.

    Zu der Maske. Erwartet die SZ, daß E.v.H. geschminkt anreist?

  97. Nicht nur BILD & Yellowpress-Konsorten glänzen durch unmoralisches Verhalten – der regionale Pressewald kann da gut mithalten. So hat sich beispielsweise die Süddeutsche Zeitung lobende „Blogposts“ über den Schweizer Dienstleister Trigami eingekauft. Wer sich für die Geschichte interessiert, sollte mal hier herumstöbern:
    http://upload-magazin.de/blog/4943-sueddeutsche-iphone-app-trigami/

    Selbstverständlich teilte die SZ nachträglich mit, dass alles nur ein Missverständnis gewesen sein soll… Jaja…

    Aus diesem Grunde wiederhole ich meine bereits gemachte Aussage nochmals: Ich würde keinen Deut anders handeln wie Herr von Hirschhausen – ok, die Maske wäre bei mir vielleicht noch nicht notwendig…

  98. Kaum ein Interviewtext gibt wirklich das gesprochene Wort wieder. Es ist vielmehr in aller Regel eine journalistische Schöpfung, die allerdings wegen ihrer Anführungsstriche so tut, als ob sie eine Tatsache wiedergibt, nämlich dass der Interviewte das genau so gesagt hat. An diesen wörtlichen Äußerungen muß er sich dann ja nach Veröffentlichung auch festhalten lassen. Und ggfs. sogar ernste Konsequenzen ertragen. Daher finde ich es nicht nur absolut legitim, Autorisierung zu verlangen, sondern sogar im Eigeninteresse des Mediums und des Journalisten sich die direkten wie die indirekten Zitate autorisieren zu lassen. Denn nur so wird auch späterer Streit darüber vermieden, ob der Journalist etwas falsch verstanden oder hinzugedichtet oder unzulässig verkürzt hat. Ich kann daher beileibe keinen Skandal am Ansinnen von EvH erkennen, denn es gibt eben keinen allgemeinen „Auskunftsanspruch“ der Presse – auch nicht gegenüber Prominenten. Natürlich ist es umgekehrt das gute Recht der SZ dann auch kein Interview mit ihm zu drucken. Aber zugleich Hybris von Journalisten, daraus gleich einen Skandal konstruieren zu wollen…

  99. 111, RA Kompa: „Die Autorisierung von Interviews ist übrigens üblich.“

    Es geht hier aber um mehr, es geht um die Autorisierung eines gesamten Textes, also mithin auch der Bewertungen und Reklektionen des Journalisten.

    Das zeigt mir mal wieder, dass man jedem Prominenten nur raten kann, sich zusätzlich zu einem Medienanwalt noch einen guten PR-Berater zu nehmen. Rechtsanwälte, so gut sie auch sein mögen, sind selten gute Öffentlichkeitsberater.

    114, Thomas Knüwer:
    „Zum schlampen Journalisten mit Zitaten mehr und mehr.“

    Das erinnert mich an die Eingangsfloskeln unzähliger Berichte. „Immer mehr haben…“, „Immer öfter wird…“ – es gibt keine Belege, wie sollte es auch, also wird so etwas dahin gesagt und zementiert. Dass Sie das hinterher auf eigene Erfahrungswerte zurückschrauben, ehrt Sie, aber am besten ist es doch, man verzichtet gleich auf solche schwammigen Formulierungen.

  100. Erschreckend (aber nicht überraschend) finde ich nur, wie die meisten Kommentatoren hier Ursache und Wirkung verwechseln. Die Geschichte wird sich doch in ihrer Totale in etwa so zugetragen haben:
    1. SZ fragt H um Interview an. 2. H’s Managerin sagt: „Klar, wenn Bedingungen A, B und C erfüllt werden“, 3. SZ antwortet: „Nö, dann nich“
    Heraus kommt ein Vorgang, der so oder so ähnlich in der deutschen Medienlandschaft vermutlich hundertmal pro Woche stattfindet und kaum einer Erwähnung wert wäre, hätte die SZ, ZAPP und SN ihn nicht an die Öffentlichkeit gebracht.

    Veröffentlicht wurde jedoch nur der Teil der Story, der den verhinderten Interview-Partner in einem schlechten Licht darstellt, was natürlich den Verdacht sehr nahe lagt, dass es von vorne herein die Absicht der SZ war, Hirschhausen ein wenig ans Bein zu pieseln. Das kann doch immer noch gemacht werden – wird es ja auch – nur gibt‘ s halt kein Interview dazu. Wo wird da die Pressefreiheit eingeschränkt?

    PS:
    Die SZ ist nicht die BILD, soweit richtig. Die Prantl-Postille ist jedoch ebenfalls mit großer Vorsicht zu genießen, da sie unter dem Mantel der Seriosität oftmals Kampagnen“journalismus“ betreibt. Das Vorgehen beim verhinderten Hirschhausen-Interview ist ein – wenn auch unbedeutendes – Beispiel hierfür.

  101. »Sehr geehrte Frau H.

    Punkte 1 bis 3 gehen soweit in Ordnung. Maske haben wir keine, bringen aber gerne einen Photoshopper mit«

    :-)

  102. @120/HanSi
    Offensichtlich verfügen Sie über Insider-Informationen. Bitte lassen Sie doch einer breiten Öffentlichkeit den anderen Teil der Story wissen, damit man sich ein Bild über den Kampagnenjournalismus der SZ machen kann

  103. Auch ich finde die drei Punkte der Managerin leider sehr notwendig; besonders wenn ich erinnere, welch Schwachsinn über populäre Künstler ich in meinem langen Leben schon lesen musste (über nicht-populäre gibt’s ja keine Berichte und Interviews). Einmal einen Radio-Journalisten auf seinen dem Interview hinzugefügten Quatsch (mehrere erfundene Fakten) angesprochen, meinte der: „Ach, ist doch egal, ist doch bloß Popmusik.“
    (Offenlegung: ich arbeite seit 40 Jahren in dem Bereich, auf Künstler-Seite. Habe gerade eine Interview-Anfrage eines ital. Journalisten abgelehnt; es wäre für ein Berlusconi-Blatt. Man muss nicht alles machen.).

  104. @HanSi:
    Die SZ stellt ja Herrn von Hirschhausen in kein schlechtes Licht – oder hat die SZ darüber berichtet, dass es bzgl. Interviewverhandlungen mit HvH zu keiner Einigung kam? Meines Wissens nach (kann mich freilich täuschen) publizierte dies die SZ nicht. Herr Niggemeier hat es in seinem privaten Blog publiziert. Für mich ein bedeutender Unterschied.

  105. @Dr. Satori: Das Zitat oben ist aus dem SZ-Artikel.

    @Thomas Knüwer:

    An Stelle der „SZ“ hätte ich ein Portrait geschrieben – und zwar ohne exklusive Zitate, dafür mit Veröffentlichung des Vertrags.

    Genau das hat die SZ ja gemacht. Das oben ist ein Zitat daraus.

  106. @ 126: wenn ich das im Artikel richtig verstehen hat die SZ nicht „online“ veröffentlicht (daher auch kein Link). Als Schlußfolgerung gehe ich davon aus, daß S.N. es in der Printausgabe gefunden hat.

  107. Ich bin dafür, dass alle in einem Artikel erwähnten Personen (oder deren Vertreter, Angehörige, Hiwis, Zivis, Nachlassverwalter, etc.) diesen zuerst nach Gusto bearbeiten und dann freischalten müssen, bevor er veröffentlicht wird. Nur so kann seriöser Journalismus stattfinden.

  108. @ 118 (treets):
    „Es geht hier aber um mehr, es geht um die Autorisierung eines gesamten Textes, also mithin auch der Bewertungen und Reklektionen des Journalisten.“

    Nein, es geht darum, ob alles im zutreffenden oder vertretbaren Zusammenhang dargestellt wird. Ihre Interpretation, dass EvH „Bewertungen und Reklektionen“ beanstanden würde, ist spekulativ – und unwahrscheinlich: EvH ist Medienprofi und weiß, dass any news good news sind, jedoch eine Stimme denkbar schädlich sein kann: Das eigene Wort.
    Da ist es nur konsequent, wenn man das nicht falsch oder in falschem Zusammenhang wiedergegeben sehen will.

    Was die PR-Beratung betrifft, so ist das tatsächlich kein sinnvolles Terrain für Anwälte (die verdienen ja eher an den Unfällen als an deren Vermeidung …). Ich hatte im vorhin geschilderten Fall nur einen persönlichen Freund begleitet. Anyway: Als Künstler würde ich allenfalls Fotos einer Live-Performance zulassen, aber bei Portrait-mäßigen Fotos wie bei Interviews auf professioneller Arbeit bestehen. Da so etwas erfahrungsgemäß Stunden und Muße in Anspruch nimmt, kann man das im Alltag vergessen.

  109. Erschreckend finde ich, wie viele Kommentatoren hier es nicht erschreckend finden, was von manchen PR-Agenturen (es sind selten die Künstler selbst!) veranstaltet wird. Wer nicht in dem Beruf steckt, macht sich vielleicht auch kein Bild davon, wie viel Arbeit es bedeutet, ein gutes Interview gut vorzubereiten (lesen, Videos besorgen und ansehen, personenadäquate Fragen überlegen…), zu führen und vor allem in der passenden Länge von den Aufzeichnungen im Block oder auf Band in eine journalistische Form zu bringen, die dem Gespräch und dem Interviewten gerecht wird. Wenn dann entweder der Interviewte (oder weitaus häufiger die grauschwarzen Schafe unter den PR-Agenten!) im Nachhinein meint, umformulieren oder das Image anders positionieren zu müssen, geht so manches Mal das Interessanteste, Lesens- und Mitfühlenswerteste der Texte verloren. Wenn man sich dann (so die Planung das überhaupt noch zulässt) entschließen wollte, auf einen verstümmelten Text zu verzichten, so wäre der Leser um den lesenswerten Rest betrogen, der Autor aber um unbezahlbare Arbeit und Arbeitszeit. Die Großen unter den Künstlern und den Agenten beschränken sich darauf, dankenswerterweise echte Fehler und Missverständnisse klar zu stellen. Aber das weiß man selten im Vorfeld, wenn man eine solche Generalklausel unterschreiben soll.

  110. @ Thomas Knüwer: Du verstehst die Kommentatoren sehr gut. Du schreibst doch gleich zu Beginn:

    Anscheinend haben die meisten das Thema Journalismus längst aufgegeben.

    Mir gibt das auch zu denken, und das meine ich keinesfalls ironisch. Mich interessiert EvH überhaupt nicht. Ich habe mich aber immer für die aus meiner Sicht unsägliche, unterwürfige, unjournalistische Autorisierungs-Praxis interessiert. Und stelle erstaunt fest, dass das Vertrauen in Journalismus offenbar schon so gering ist, dass die meisten Kommentatoren derlei „Vertragsangebote“ doch sehr in Ordnung finden.

  111. 130, RA Kompa:

    Zitat aus dem Forderungskatalog: „Sie legen uns Ihren Beitrag in vollem Umfang vor dem Druck zur Autorisierung vor.“

    Man kann das als Rechtsanwalt gerne fordern und von mir aus auch gutheißen. Sie können das dann PR-Text oder sonstwas nennen. Mit Journalismus hat das dann aber nichts mehr zu tun.

  112. @ 126 / Dr. Satori

    Vorschlag zur Güte: Vielleicht bemühen Sie sich erst mal, Beiträge auf diesem Blog vollständig/gründlich durchzulesen, ehe Sie pauschale Klage über „die Medien“ druntersetzen. Danke!

  113. Ich finde, man muss sehr genau unterscheiden zwischen Autorisierung und Autorisierung. Man möge einfach mal in der sozialwissenschaftlichen Fachliteratur nachschlagen unter „narratives Interview“, da kann man dann sehen, wie sich ein Interview liest, in dem jedes ‚ähm‘ und ‚ääh‘ wiedergegeben wird. Da „klingt“ dann jeder Interviewte wie ein Vollidiot. Deshalb fassen Journalisten aus dem, was gesagt wurde, die wichtigsten Aussagen und die prägnantesten Formulierungen zusammen und stellen daraus ein Gespräch zusammen, das zwar so nicht stattgefunden hat, in dem sich der Interviewte aber in Aussage und Duktus wiederfindet. Dass der Interviewte dieses Resultat der journalistischen Veredelung (ich meine das absolut nicht ironisch) vor Veröffentlichung noch einmal zu sehen bekommt – auch mit der Chance, dort noch Änderungen vorzuschlagen -, halte ich für völlig legitim.

    Inzwischen greift die Unsitte um sich, nicht nur ganze Gespräche, sondern auch einzelne Zitate autorisieren zu lassen. Ein solches Ansinnen versuche ich nach Möglichkeit abzubiegen. Wenn man sich schon dazu breitschlagen lässt, einzelne Zitate freigeben zu lassen, dann könnte ich mir eventuell noch vorstellen, dass man sich auch noch dazu breit schlagen lässt, das direkte Umfeld des Zitates mitzuliefern.

    Ich mache sowas allerdings immer mit dem Hinweis darauf, das die Forderung an sich für mich eine Zumutung darstellt und mir zeigt, dass mein Ansprechpartner an meiner journalistischen Qualifikation sowie meiner Aufrichtigkeit zweifelt. Dieser Hinweis erzeugt vor allem bei PR-Fachkräften eine sofortige kognitive Dissonanz, denn zur üblichen Übung, dem Journalisten Honig um den Bart zu schmieren, past natürlich der Vorwurf, beleidigt worden zu sein, nicht.

    Das Autorisieren eines kompletten Textes ist ein No-No, sowas mache ich nicht. Üblicherweise reicht dem Gegenüber der Hinweis: „Komplette Texte geben wir vor Veröffentlichung grundsätzlich nicht heraus. So welche sind wir nicht. Und geben Sie es zu: So eine sind Sie doch auch nicht, oder?“

    Zum Fotografieren eine Visagistin mitbringen? Habe ich noch nie gehört. In meiner Liga nutzt man gute Pressefotos, wenn sie verfügbar sind. Ich hätte es cooler gefunden, wenn die Pressefrau einen Vorschlag gemacht hätte, wie man gemeinsam Super-Portraits erstellt, die EvH hinterher auch für eigene Zwecke nutzen darf.

    Aber das ist das Problem. Die Frau ist nicht cool. Und EvH ist vermutlich auch nicht cool, sonst würde er sie nicht beschäftigen. Und das könnte jetzt ein Problem für ihn sein, dass solche krampfigen Absprachen, wenn sie nach draußen getragen werden, sein Image beschädigen.

    Selbst schuld, muss er sich halt eine andere PR-Dame suchen.

  114. @124: Gregor

    Ich verfüge nicht über Insider-Informationen, sondern nur über einen (manchmal auch gesunden) Menschenverstand. Auf den Teil der Story, den die SZ weggelassen hat, habe ich bereits angespielt: Auf wessen Initiative kam Ihrer Meinung nach wohl der Interview-Wunsch zustande, H’s oder der SZ?

    Süffisant verweist man auf die angeblich noch schlechtere Erreichbarkeit H’s im Vergleich zu wirklich bedeutenden Zeitgenossen (SZ-Suggestion!) wie Nobelpreisträgern und der Kanzlerin, hält H andererseits offenbar für so bedeutend, dass man monatelang auf einen Interview-Termin mit ihm zu warten bereit ist. Dieser kommt aus verschiedenen Gründen dann doch nicht zustande und damit wäre der Fall eigentlich erledigt.

    Aber nein, die SZ ist beleidigt ob der H’schen Unverfrorenheit, sieht sich um ihre Mühe betrogen oder was auch immer und macht deshalb ein Fässchen auf. Das ist alles an sich OK, gedeckt durch das Presserecht und die Pressefreiheit ist auch nicht tangiert. Etwas unfair ist es aber auch und eine kleine Kampagne gegen H erkenne ich darin ebenfalls. Sie mögen anderer Meinung sein, was Ihr gutes Recht ist.

  115. @ 134 (treets):

    „Sie können das dann PR-Text oder sonstwas nennen. Mit Journalismus hat das dann aber nichts mehr zu tun.“

    Oups!
    Ich habe jetzt ganz schlechte Nachrichten für Sie:
    Genau das, was Sie beschreiben, ist der Journalismus der Gegenwart. Showbusiness (inklusive Politik) besteht zum Großteil aus Inszenierung. Journalisten und Stars/Politiker pflegen eine enge Symbiose, sind aufeinander angewiesen. Ein unbequemer Journalist bekommt keine Interviews oder sonstige Exklusivinformationen, ein unbequemer Star/Politiker keine gute Presse. Also arrangiert man sich.

    Pflichtlektüre: „Die manipulierte Öffentlichkeit“ von Manfred Zach

  116. Bei uns (lokale Tageszeitung, >100.000 Auflage) ist es den Mitarbeitern ausdrücklich VERBOTEN, den Gesprächspartnern mehr als ihre eigenen Zitate vor der Veröffentlichung vorzulegen – und ich finde das sehr gut und richtig. Ist auch immer wieder schön, sich nicht winden zu müssen, sondern einfach (gutdeutsch) bedauernd auf die „Order von oben“ verweisen zu können.

  117. Dann machen Sie es doch mal kenntlich Herr Niggemeier, dass ihr Zitat aus der SZ ist. Mich hat das beim lesen gestört keine Quellenangabe zu haben.

  118. Über den ersten Punkt kann man gern diskutieren, wenngleich ich der Meinung bin, dass ein Interviewter die Fragen, die ihm nicht passen, einfach nicht beantworten muss. Die letzten beiden Punkte hingegen sind das letzte. Die Vorlage von Zitaten sind ok, immerhin würde ich auch nicht wollen, dass Zitate entstellt werden. Aber die Autorisierung eines gesamtes Textes?? Hallo???

  119. @Jens: naja, die Sache mit dem Vertrag hat zumindest den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass man danach nicht mit Klagen vor Gericht zu kämpfen hat, weil irgendwas ohne Absprache veröffentlicht wurde. Davon profitiert ja nicht nur der Interviewte, sondern auch der Journalist. Also gibt es meiner Ansicht nach gute Gründe, warum eine vorherige Regelung für beide Seiten wünschenswert ist.

    Dass man bei solchen Verhandlungen nicht immer das bekommt, was man sich vorgestellt hatte, liegt in der Natur der Sache. In der Wirtschaft interessiert das keinen. Warum Ausnahmen für die Herren ( und Damen ) Journalisten ? ^^

    Und bei allem Respekt für die anwesenden Journalisten: der Blogautor selbst hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Menge an Argumenten zusammengetragen, die den Schluss nahelegen, dass man Journalisten eben vielfach nicht vertrauen kann. Warum also das Risiko eingehen ?

  120. @ Stefan Niggemeier:
    Sorry, Herr Niggemeier, ich habe den einleitenden Abschnitt Ihres Artikels falsch interpretiert (besser gesagt: nur überflogen). Ich habe es so verstanden, dass die „Seite 3 Geschichte“ nicht zustande kam, weil die Interview-Diskussionsverhandlungen scheiterten.

    So gesehen hat die SZ HvH einen großen Gefallen getan. Kann wunderbar kabarettistisch ausgeschlachtet werden.

  121. „Die Vorlage von Zitaten sind ok“

    Nein, ist sie nicht.

    Wer das so praktiziert, der hat entweder keine Ahnung oder keine Eier in der Hose. Ein „autorisierter“ Text mag alles mögliche sein, aber mit journalistischem Arbeiten hat er nichts mehr zu tun.

    Journalismus kann nur dann funktionieren, wenn dem Journalisten grundsätzlich unterstellt wird, dass das, was er schreibt, nach seinem besten Wissen und Gewissen die Wahrheit ist. Das gilt auch für Portraits und Interviews.

    Sobald man auch nur einen Bruchteil seines Texts — und das beinhaltet Gehörtes, Aufgenommenes und Aufgeschriebenes — vor der Veröffentlichung herausgibt, kompromittiert man das Stück damit. Die Kollegen in den USA sind in diesem Punkt vorbildlich. Dort gehört diese goldene Regel zu den ersten, die man lernt.

    Dass die Praxis in Deutschland mittlerweile anders aussieht, ist mir bekannt, ändert an diesen Tatsachen aber nichts. Ich kenne kein einziges journalistisch begründetes Argument, das für eine solche Praxis sprechen würde.

  122. „Die Reaktion der Kommentatoren hier ist wirklich erstaunlich. Anscheinend haben die meisten das Thema Journalismus längst aufgegeben.“

    Du hast auf eine andere Art recht. Ich kann nicht nachvollziehen, dass es hier welche erschreckennd finden, dass manche die Bedingungen nicht erschreckenden finden. Mit Niggemeiers Arbeit und speziell Bildblog sollte man doch ausreichens sensibilisiert sein um sich nicht mit dem verzicht auf eine Autorisierung der Gnade eines Jounalisten auszuliefern. Wobei der Hund vielleicht hier begraben liegt. Wenn die Journalisten wirklichen ihren Job machen und Journalismus betreiben würden, wäre eine Autorisierung in den meisten Fällen wohl wirklich nicht mehr notwendig. Aber wer glaubt denn heute Bitte noch an Journalismus in Deutschland?

    Eben weil man den Glauben an objektiven Journalismus, der den Pressecodex befolgt und recherchiert, aufgegeben hat ist eine Autorisierung erforderlich.

  123. Die Formulierung der Bedingungen ist in der Tat etwas seltsam, aber gänzlich abwegig finde ich sie nicht.

    Private Themen auszuschließen ist nicht nur legitim, sondern auch sinnvoll, wenn man sein Privatleben nun einmal nicht in der Öffentlichkeit sehen will. In diesem Fall ist der Künstler eben eine Kunstfigur.

    Die Autorisierung ist auch für mich üblich. So habe ich es jedenfalls gelernt – sowohl bei Interviews als auch bei Porträts. Wenn ich jemanden wirklich negativ darstellen will, ist eine Autorisierung natürlich schwierig. In neutralen oder positiven Beiträgen, sollte sie keine große Hürde darstellen.

    Der dritte Punkt mag etwas fragwürdig sein, aber da steht nichts von willkürlichen Änderungen. „Einwände zu äußern und eine Textänderung zu bewirken, wenn die Person ‚Eckart von Hirschhausen’ nicht korrekt dargestellt wurde“ heißt für mich, dass der Künstler verhindern möchte, etwas Falsches über sich zu lesen. Einem SZ-Redakteur traue ich aber zu, dass die Person ‚Eckart von Hirschhausen‘ korrekt darstellen kann.

    Hätte die SZ das Interview geführt anstatt einen vermeintlichen Skandal aufzudecken (am Beispiel eines Künstlers, der niemandem weh tut), wäre vielleicht sogar ein interessantes Porträt heraus gekommen – und niemand hätte etwas beanstandet. Womöglich hätte der Autor gar keine Schattenseiten gefunden, die er hätte beleuchten können.

  124. Hmm, ein Mensch, der keinen großen Bock auf die Presse hat, privat unbehelligt bleiben möchte und die Kontrolle über die von ihm geschaffene Bühnenfigur behalten will…. Finde ich sehr sympathisch. Lieber gar keine Presse statt schlechter Presse…

  125. @ 146

    Die Kritik an den Praktiken einiger (meinetwegen auch: vieler) Journalisten ist berechtigt. Aber du verkennst, worum es hier geht.
    Es geht um den keinesfalls ehrenwerteren Versuch, Medien für die eigenen Zwecke zu instrumentalisieren. EvH will ja Presse, er will Öffentlichkeit, aber bitte in seinem Sinne. Dafür hat er diese Managerin, dafür existiert die PR-Branche.

    Übrigens: Nicht wenige Interviewpartner behaupten später, falsch zitiert oder „nicht korrekt dargestellt“ worden zu sein, gerade weil sie richtig zitiert und korrekt dargestellt wurden.

    Wenn Journalisten ihre Texte vor Veröffentlichung den Interviewten standardmäßig vorlegen würden/müssten, dann wäre kritischer Journalismus praktisch nicht mehr möglich.

  126. @jw (133):

    >> Ich habe mich aber immer für die aus meiner Sicht unsägliche,
    >> unterwürfige, unjournalistische Autorisierungs-Praxis
    >> interessiert. Und stelle erstaunt fest, dass das Vertrauen
    >> in Journalismus offenbar schon so gering ist, …
    ich denke, dass ist oft eine Frage persönlicher Erfahrungen. Wer schon einmal (oder mehrfach) von „Journalisten“ mit Hilfe (auch autorisierter) Zitate und Schnippsel vorgeführt wurde, denkt über ein Ansinnen, wie das von EvH’s Managerin einfach anders, als jemand der selbst journalistisch arbeitet und besorgt ist, zum PR-Sprachrohr zu mutieren …

    Fakt ist: bei vielen, die mit der Produktionsseite journalistischer Arbeit in engeren Kontakt gekommen sind, IST das „Vertrauen in Journalismus“ gering. Man kann lange darüber diskutieren, warum das so ist, aber das wird diesen Zustand nicht aus der Welt schaffen.

  127. @137/HanSi
    Schade, Sie suggerierten, die „Sache“ habe noch einen zweiten kern. jetzt vermuten Sie nur herum und wissen gar nichts.

    Wenn man Punkt 3 der Bedingungen gestattet, kann man Journalismus praktisch vergessen.

    In einem Punkt gebe ich Ihnen allerdings Recht: Es ist m. E. vollkommen uninteressant, Herrn H. zu interviewen, weil der (1.) überall präsent ist und (2.) keine PR für seine Glücksprogrammatik mehr braucht. Nur eine Frage wäre interessant: Ob man sich EvH als glüpcklichen Menschen vorstellen kann. Aber das kann man in solch einem Interview sicherlich nicht herauskitzeln.

    Demzufolge hätte ich mir von Herrn Niggemeier eher einen zünftigen Beitrag über das OLG Hamburg und dessen Entscheidung zum Birthler-Zitat über Gysi im ZDF gewünscht. Aber das ist ja schliesslich kein Wunschkonzert hier.

  128. @Marc-Oliver, #145:

    Sie schreiben u.a.: „Dass die Praxis in Deutschland mittlerweile anders aussieht, ist mir bekannt, ändert an diesen Tatsachen aber nichts. Ich kenne kein einziges journalistisch begründetes Argument, das für eine solche Praxis sprechen würde.“

    nun, wie wäre es mit journalistischer Sorgfalt ? Oder machen Journalisten keine Fehler ?

    Und bei allem Respekt, der Satz, „Journalismus kann nur dann funktionieren, wenn dem Journalisten grundsätzlich unterstellt wird, dass das, was er schreibt, nach seinem besten Wissen und Gewissen die Wahrheit ist. Das gilt auch für Portraits und Interviews.“, ist ja wohl der blanke Hohn.
    Blankoscheck für die Journaille, die darf alles schreiben, solange sie glaubt, es wäre die Wahrheit ? Das kann nicht ihr Ernst sein.

    Möglicherweise hat Journalismus einmal so funktioniert, aber diese Zeiten sind nun wirklich lange vorbei. Ist so ähnlich wie mit Politikern, Beamten und Ärzten.

  129. @RA Kompa:

    „Wenn ich meine eigenen Erfahrungen mit Print-Interviews Revue passieren lasse, waren die meistens komplette Katastrophen. Print stürzt sich grundsätzlich auf das Negative.“

    Das tut Stefan Niggemeier auch und dafür wird er bejubelt, dieses Blog lebt vom Negativen, außer sonntags ;-) Und Niggemeier reißt sehr wohl Dinge auch auch dem Zusammenhang. Trotzdem käme doch keiner auf die Idee, dass die Leute, über die er hier schreibt, Einträge absegnen müssen. Das ist völlig absurd.

  130. Der Unterschied zwischen PR und Journalismus ist grundlegend und gravierend. Wenn er in der Praxis zuweilen verwischt, dann ist das die Entscheidung einzelner Medien und Schreiber, die Leser lieber mit bunter Hofberichterstattung (also PR) locken statt mit wirklichem Journalismus.

    Von Journalismus kann man jedoch in dem Fall nicht sprechen. Diese Praxis als „Zeichen der Zeit“ und notwendige Bedingung modernen Journalismus zu verstehen, heißt, etwas ganz Grundlegendes und essentiell Wichtiges zu verkennen:

    Die Presse ist frei.

    Selbstverständlich betreiben Prominente lieber Fremd-PR, statt journalistisch über sich berichten zu lassen. PR sollte jedoch nur betreiben, wer dafür auch bezahlt wird – und wer offen sagt, dass er PR betreibt und keine freie Berichterstattung.

    Gegen PR ist nichts einzuwenden, aber man darf sie nicht unter dem scheinheiligen Deckmäntelchen des „Journalismus“ verbergen und ihr einen Anschein an Unparteilichkeit geben, den sie nicht besitzt.

  131. Witzig aber, dass jemand, der regelmäßig mit der größten Kanone auf journalistische Fehlleistungen schießt, das nur selten bis gar nie einordnet, aber Spott und Häme kübelweise ausschüttet, sich hier unschuldig wundert, dass so wenige offenbar noch dem Journalismus vertrauen. Gell, Herr Knüwer (114)!

  132. Ich hätte hier noch eine Darth Vader Maske … *Brüller* * Schenkelklopfer* … ich bin ja schon wieder ruhig ;-)

  133. @Björn, #149:
    „Wenn Journalisten ihre Texte vor Veröffentlichung den Interviewten standardmäßig vorlegen würden/müssten, dann wäre kritischer Journalismus praktisch nicht mehr möglich.“

    Wirklich ? Ich meine mich zu erinnern, dass der Hausherr mal gesagt hat, er selbst würde sich mit den Objekten seiner Berichterstattung vorab in Verbindung setzen, um ihnen die Chance zu geben, nachweislich Falsches richtig zu stellen, und sich zur Sache zu äussern, bevor veröffentlicht wird.
    Wer die Wahrheit schreibt, braucht so etwas ja auch nicht zu fürchten.

    Natürlich ist dass dann keine Autorisierung wie hier beschrieben, aber es zeigt zumindest, dass der kritische Journalist auch Verantwortung für die Folgen dessen, was er schreibt, übernimmt.
    Von wegen Hybris und so….^^

  134. @138, RA Kompa:

    „Ein unbequemer Journalist bekommt keine Interviews oder sonstige Exklusivinformationen, ein unbequemer Star/Politiker keine gute Presse. Also arrangiert man sich.“

    Aus der Tatsach heraus, dass ich unter einem anonymen Nick schreibe, mögen Sie bitte nicht ableiten, dass ich von dem, über das ich schreibe, wenig Ahnung habe.
    Das obige Zitat von Ihnen ist Unsinn. Natürlich haben es kritische Journalisten schwerer als z.B. die Yellow Press, aber dass sich nun alle irgendwie arrangieren müssen (in ihrem Sinne), wird doch nun wirklich jeden Tag widerlegt.
    Ihnen und auch B.Schuss möchte ich nahelegen, es sich mit Pauschalurteilen nicht gar so leicht zu machen. Die von ihnen beiden betriebene Simplifizierung unterscheidet sie dann nämlich nicht groß von dem, was sie der schlechten Journaille unterstellen.

    @BSchuss: „Blankoscheck für die Journaille, die darf alles schreiben, solange sie glaubt, es wäre die Wahrheit ? Das kann nicht ihr Ernst sein.“

    Noch einmal: niemand muss sich darauf einlassen, als Gesprächspartner der Medien können Sie vertraglich verlangen, was Sie wollen. Nur ob sich die Medien darauf einlassen sollen – darüber dürfte es keine zwei Meinungen geben, wenn man denn eine unabhängige Presse haben will.

    Der Ansatz des Satzes „Blankoscheck… die Wahrheit?“ ist erstens falsch, weil es bestehende Gesetze als Ordnungsrahmen gibt. Und zweitens bedenklich, weil es ein wenig nach anti-demokratischen Gedanken riecht.

  135. @B.Schuss:

    „Ich meine mich zu erinnern, dass der Hausherr mal gesagt hat, er selbst würde sich mit den Objekten seiner Berichterstattung vorab in Verbindung setzen, um ihnen die Chance zu geben, nachweislich Falsches richtig zu stellen, und sich zur Sache zu äussern, bevor veröffentlicht wird.“

    Ich meine mich zu erinnern, dass Objekte seiner Berichterstattung das in der Vergangenheit hier im Blog oder anderswo im Netz so nicht bestätigt haben.

  136. @ B.Schuss #142. Hast völlig recht, vor allem mit dem letzten Absatz :) Das beschreibt auch Rey #146 sehr gut.

    @ Markus Breuer #152: Stimmt. Ich erinnere mich an meine bescheidene Erfahrung als Gegenstand der Berichterstattung und/oder mit Interviews, die ich gelegentlich für „wissenschaftliche“ Arbeiten gebe. Ich bin immer wieder erstaunt, wie kolossal ich mich missverstanden/entstellt fühle. Versuche es zunächst mal darauf zu schieben, dass ich mich nicht ausdrücken kann. Letztendlich aber sage ich mittlerweile oft: Ich würde das „Interview“ gern sehen, um Missverständnisse und Fehler auszuschließen …

    Als Interviewer habe ich schon vor Jahren etliche ganzseitig geplante Interviews einfach nicht gedruckt, nachdem die Interviewten Korrekturen anbringen wollten, die das Gespräch von Inhalt und Ablauf entstellt hätten. Ich halte nichts davon, erst etwas in die Welt zu posaunen und dann auf breiter Front alles rückgängig zu machen und so zu verwursteln, dass nur noch Geschwurbel bleibt. Ich habe aber kein Problem damit, wenn der Interviewte im Grunde zu seinen gemachten Aussagen steht, aber um wenige Kleinigkeiten und/oder Nuancen ringt.

  137. Mir scheinen Viele hier nicht wirklich nicht zu verstehen, was EvH bzw. sein Management von der SZ verlangt hat:

    Es geht nicht nur das Recht auf ein Autorisieren eines Interviews, dessen Zweck vorrangig darin besteht, Versprecher, missverständliche Äußerungen und sonstige Fehler, die im Mündlichen nun mal leichter passieren als im Schriftlichen, zu beseitigen. Diese Praxis gibt es übrigens nicht nur bei den Medien, sondern auch im Deutschen Bundestag. Redner können das stenografische Protokoll korrigieren, wenn sie z.B. versehentlich „Bundespräsidentin Mäkel“ am Rednerpult sagen oder eine Drucksachen-Nummer falsch zitieren. Dagegen lässt sich ein beleidigender Zwischenruf oder ein Angriff auf einen Kollegen nicht so leicht mehr tilgen. Die Wahrheit darf im Dienste der Verstehbarkeit ein bisschen beschönigt, aber nicht manipuliert werden.

    Doch um die Manipulation der Wahrheit es geht dem EvH-Management gerade. Es will die Hoheit über den gesamten Text, d.h. nicht nur Antworten, sondern auch über die Fragen und Beobachtungen/Meinungen des Journalisten. Beobachtungen, Hintergrundinformationen und kommentierenden Äußerungen sind ja gerade typisch für Seite 3 der SZ. Letztlich bleibt der Zeitung nach diesen Bedingungen nur ein Recht auf Interview und Berichterstattung, wenn sie sich zugleich zum willigen PR-Werkzeug des Interviewten macht und diesen willfährig ins rechte Licht rücken lässt.

    Kritische Fragen und entlarvende Antworten? Nicht mehr möglich. Die Beobachtung, dass der Interviewte bei einer Frage nervös wird, gestrichen vom Management. Der Kommentar, dass der Interviewte schablonenhaft antwortet, ne, lieber nicht. Die Hintergrundinfo, dass er Zoff mit dem ARD-Intendanten hat. Zu heiß.

    Der Schutz vor Entstellung ist da etwas ganz Anderes.

    O Tempora, o mores.

  138. @ 154 (Westentaschen-Beobachter)

    Es geht hier um ein Interview, bei dem ein Künstler das eigene Wort und den Zusammenhang kontrollieren möchte. SN macht hier (normalerweise) keine Interviews, sondern berichtet und kommentiert.

    @ 160 (treets)

    Ich sehe mich nicht widerlegt. Ich würde ein Jahresabo der SZ darauf verwetten, dass Sie das Buch von Zach nicht gelesen haben. Praktisch alle Journalisten, die Zugang zu Informationen haben wollen, machen Kompromisse. Je näher man seinem Objekt kommt, desto „unschärfer“ wird das Bild.
    Checken Sie doch mal, wer ein Interview mit dem Papst oder der Bundeskanzlerin bekommt.
    Auch Journalisten haben Familien zu ernähren und schlachten ungern Gänse, die goldene Eier legen.
    Im Übrigen ist praktisch das gesamte Showbusiness Inszenierung. Sie könnten das auch in diesem Buch nachlesen, wäre es nicht verboten worden: http://buskeismus-lexikon.de/27_O_118/09_-_30.06.2009_-_Einmal_zu_den_Sternen_und_zur%C3%BCck_-_38_Passagen_untersagt,_19_erlaubt

  139. Journalisten unter Journalisten : noch schlimmer als Juristen ;-)
    Ich finde die Diskussion richtig gut, selten wurde die Selbstbezüglichkeit von journalistischer Kommunikation so klar dargestellt.
    Schreibt doch Herr EvH heute in der TAZ : „Sowohl meine Managerin als auch ich sind selbst Journalisten, deshalb ist es auch so ärgerlich, dass jetzt ein völlig falsches Bild von ‚Zensur‘ in der Öffentlichkeit entsteht.“
    Super! An alle Journalisten die sich über die Kommentatoren wundern, die Verständnis für die Vorgehensweise von EvH haben, sei hiermit klar und deutlich gesagt: IHR wundert EUCH also logischerweise über EUCH selbst! Nur habt Ihr offensichtlich noch nicht begriffen, dass ein Rollentausch vorgenommen worden ist. Dass IHR als Journalisten eben auch ein „normaler“ Herr Müller von nebenan sein könnt, mit allen Konsequenzen.
    Habt Ihr Journalisten den noch nie von der „Goldenen Regel“ gehört?

  140. dwdl zitiert aus einem taz-artikel EvH dazu:

    „Das Missverständnis bestand darin, dass die ‚SZ‘ meinte, mein Management würde sich auch vorbehalten, neben Zitaten die anderen Passagen eines Porträts zu ‚korrigieren‘. Das ist Quatsch, davon war nie die Rede“, sagte Hirschhausen.“

    Demzufolge muss man das dann wohl so interpretieren: wir wollen den gesamten Text vorgelegt bekommen, nur um zu schauen, wie die Zitate von EvS dort eingefügt wurden. Netter Versuch, läuft aber letztlich auf das gleiche Ergebnis hinaus. Dann heißt es später: so, wie man die Zitate hier und dort „einbettet“, können sie nicht freigegeben werden. Insofern doch Zensur des gesamten Textes.

  141. stimmt, treets, und in diesem Blog wurde ja auch nie deutlich gezeigt, wie manche „Journalisten“ mit der Wahrheit umgehen, nicht wahr ?
    /ironie

    Es gibt gute Gründe, warum viele Menschen den Journalisten pauschal Misstrauen entgegen bringen.

    Natürlich ist die Presse unabhägig, und das soll sie auch sein/bleiben. Aber das bedeutet ja nicht automatisch, dass diese Presse das Recht hat, über jeden alles zu berichten. Der Maßstab muss die Wahrheit sein. Und wenn es keine Möglichkeit gibt, dass gegenüber der Presse auch durchzusetzen, dann ist die vielgerühmte Pressefreiheit doch nur ein Vorwand für Lügen, Denunzieren, fertig machen. Oder eben auch für PR.

    Was ich damit sagen will: auch die Objekte der Berichterstattung haben Rechte. Und die müssen genauso gewahrt bleiben, wie die Pressefreiheit.

    Im aktuellen Fall ist ja im Prinzip gar nichts schlimmes passiert. Die SZ wollte ein Interview, E.v.H. nannte die Bedingungen, die SZ lehnte ab. Völlig normaler Vorgang. Aber das die SZ dann nachkartet, und ihm Zensur unterstellt, ist unfair. Schliesslich bedeutet Pressefreiheit nicht, dass die SZ einen Anspruch hätte, über ihn zu schreiben, was sie will.
    Oder präziser: sie könnte es natürlich schon, müsste sich aber im Zweifelsfall nicht wundern, wenn sie vor Gericht gezerrt wird.
    Darum ist eine vorherige Absprache ja sinnvoll. Das ist dann keine Zensur, sondern eine Vorgehensweise, die eben auch die SZ vor Konsequenzen schützt.

    Und das ist weder anti-demokratisch, noch gefährdet es die Pressefreiheit.

  142. Was hat denn ein Interview oder ein Bericht oder ein Portrait oder was auch immer über irgendeinen Hanswurst, der sein Gesicht öfter mal in eine Kamera hält (vulgo „Prominenter“) überhaupt mit Journalismus zu tun? Was ist denn daran berichtenswert, ob so jemand verheiratet ist oder einen Harem hat, und was seine Meinung zum Dalai Lama ist? Ich verstehe es ehrlich nicht. Kann mir das jemand erklären?

  143. 164, Kompa:

    Ich bin Journalist und kenne viele Journalisten. Die sind vom Charakter her und in der Arbeitsweise allesamt so unterschiedlich, dass ich mir nicht vorstellen kann, von „dem“ Journalismus zu reden.

    Sie lesen Bücher über Journalismus. Na toll.

    Das Jahresabo schenken Sie bitte einem anderen, der es noch nicht hat.

  144. Sehe ich auch so. Als Journalist muss ich mir letztlich die Frage stellen: Gebe ich dem ‚Obejekt der Berichterstattung‘ einen Grund, „Einwände zu äußern“.

    Wenn die vorzunehmenden Textänderungen amEnde so groß sind, dass sich der Redakteur in seiner Presse- oder Meinungsfreiheit eingeschränkt fühlt, kann er die Veröffentlichung immer noch selbst verhindern und stattdessen einen Beitrag schreiben, wie den aktuellen.

    Bei der ganzen Diskussion kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass es auf einen Verriss des Künstlers hinaus gelaufen wäre. Nur weil der Mann erfolgreich ist? Nur weil er omnipräsent ist? Nur weil er sich nicht allzu tief in die Karten schauen lässt?

  145. @ 167 / B. Schuss

    „Aber das bedeutet ja nicht automatisch, dass diese Presse das Recht hat, über jeden alles zu berichten.“
    Darum geht es bei dem vorliegenden Fall doch auch gar nicht.

    „Der Maßstab muss die Wahrheit sein.“
    Sind Sie schon mal auf die Idee gekommen, dass die Wahrheit auf der Strecke bleibt, wenn die Interviewten einen Text danach absegnen wollen?

  146. @ 165 / ma

    „Schreibt doch Herr EvH heute in der TAZ : „Sowohl meine Managerin als auch ich sind selbst Journalisten, deshalb ist es auch so ärgerlich, dass jetzt ein völlig falsches Bild von ‚Zensur’ in der Öffentlichkeit entsteht.”“
    Na, und wenn EvH das sagt, dann wird es sicher stimmen, was. An Ihnen ist auch ein kritischer Journalist verloren gegangen.

  147. @ 168 (treets):
    Ich kenne viele Journalisten, insbesondere im Bereich politischer Enthüllungsjournalismus. Ich selbst publiziere gelegentlich, wenn ich etwas interessant finde. Gestern habe ich einem großen Privatsender selbst ein Interview zwecks juristischem Kommentar gegeben. Und ich befasse mich beruflich mit Medienmanipulation. Und Sie?

    Huch! Was muss ich denn heute in der SZ lesen? -> http://www.welt.de/die-welt/vermischtes/hamburg/article6933918/Suspendierter-NDR-Journalist-schulte-auch-Carstensen.html
    ;-)

  148. @Björn / 170: ….und ist Ihnen noch nie der Gedanke gekommen, dass die Wahrheit auch dann auf der Strecke bleiben kann, wenn man es Journalisten erlaubt, alles ohne vorherige Prüfung zu veröffentlichen? Journalisten sind schliesslich nicht die besseren Menschen ( obwohl ich bei manchen das Gefühl habe, sie glauben das ^^).

    Machen wir es einfacher: nehmen wir an, Sie wären das Objekt der Berichterstattung. Würden Sie dann nicht wollen, dass über Sie wahrheitsgemäß berichtet wird ? Und würden Sie nicht versuchen, sich ( wenn möglich auch vorab ) gegen falsche Berichterstattung zur Wehr zu setzen ? Ist das wirklich so ungewöhnlich?

    Was mich an der Sache stört, ist, dass meiner Meinung nach durch die Berichterstattung der SZ der Eindruck erweckt wird, die SZ hätte einen Anspruch auf ein Interview mit E.v.H. zu ihren Bedingungen gehabt; und E.v.H’s Bedingungen wären Zensur.
    Und das stimmt einfach nicht. Man konnte sich nicht auf die Bedingungen für das Interview einigen, also kam es nicht zustande. Das ist alles. Dafür jetzt einseitig E.v.H. oder seinem Management die Schuld zu zuschieben, ist aus meiner Sicht unlauter.

  149. @153, B.schuss

    „nun, wie wäre es mit journalistischer Sorgfalt ?“

    Die ist vorausgesetzt, genau wie bei jedem anderen Berufsstand auch. Das äußert sich darin, dass der Journalist bei unklarer Sach- oder Faktenlage gezielt nachzufragen hat. Das äußert sich auch darin, dass er nach Veröffentlichung für jedes einzelne Wort seines Schriebs geradezustehen hat; schon allein deshalb liegt es in seinem Interesse, nichts falsches aufzuschreiben.

    Erwarten Sie vom Bäcker, dass er Ihnen das Brot in die Tüte häckselt, damit sie sich vor dem Kauf einigen können, dass auch wirklich keine rostigen Nägel drin sind?

    Und, von allen anderen Gesichtspunkten einmal abgesehen: Wenn Sie allen Journalisten grundsätzlich Schlampigkeit, Unfähigkeit und Böswilligkeit unterstellen, was sollte dagegen dann eine „Autorisierung“ ausrichten können? Wer zu doof ist, einen Satz aufzuschreiben oder jemandem unbedingt etwas unterjubeln will, gegen den ist leider noch kein Kraut gewachsen — daran kann auch die „Autorisierung“ nichts ändern.

  150. 172, Kompa:

    „Gestern habe ich einem großen Privatsender selbst ein Interview zwecks juristischem Kommentar gegeben. Und ich befasse mich beruflich mit Medienmanipulation. Und Sie?“

    Ich? Ich berichte über Kanarien und andere Vögel, bei denen übertriebenes Aufplustern ein sicheres Zeichen inneren Ungleichgewichts ist.

    ;-)

  151. So, und jetzt dreht sich die Diskussion im Kreis und erreicht ein Kindergarten-Niveau ;)

    Interessant war es trotzdem.

  152. @173: Nein, es ist ein Unterschied, ob EvH einfach der SZ kein Interview geben wollte (warum auch immer, diese Freiheit kann ihm keiner nehmen und die SZ hätte deswegen auch keine Seite 3 gefüllt). Oder ob er zu einem Interview grundsätzlich bereit war – zu seinen Bedingungen.

    Und diese Bedingungen enthielten Forderungen, die auf folgendes „do ut des“ hinauslaufen: „Geb ich Dir ein witziges Interview, machst Du eine nette Story und PR für mich.“ Das mag für Big-Brother-Stars normal sein, es ist unüblich bei Kabarettisten, Journalisten, Politikern, Literaten, ernsthaften Künstlern usw. Und eine Qualitätspresse kann sich darauf nicht einlassen, weil das die Preisgabe ihrer Unabhängigkeit wäre. Darauf ist aber vermutlich so manches Medium eingegangen, dessen Berichterstattung wir für unabhängig gehalten hatten.

    Eine seriöse Berichterstattung wie sich zumeist in der SZ findet ist nun auch nicht bekannt für Menschenwürdeverletzungen und grob entstellende Diffamierungen. Und andere Medien wissen eiskalt, wem sie Honig ums Maul zu schieren haben und wen sie fertig machen können. Zudem gibt mir das Presserecht immer erst im Nachhinein ein Recht, gegen wahrheitswidrige Berichterstattung vorzugehen. Die Abwägung von Persönlichkeitsrecht und Pressefreiheit gibt eigentlich dem Interviewten noch nicht einmal einen Anspruch auf Autorisierung.

    Die Geschichte bleibt deswegen entlarvend: Zum einen, was das anmaßende Gehabe von „Stars“ anbelangt, zum anderen, wie sehr wie dem glauben können, was wir lesen.

  153. @174 / Marc-Oliver: bei allem Respekt, wenn ich mich in meinem Berufsleben immer nur darauf verlassen würde, dass andere ihren Job richtig machen, wäre ich schon lange arbeitslos.

    Und natürlich ist eine solche Autorisierung nicht der Weisheit letzter Schluss. Aber sie kann helfen, Missverständnisse bzw. sachlich falsche Berichterstattung zu vermeiden, bevor es zur Veröffentlichung kommt. Und das liegt doch wohl auch im Interesse des Journalisten, oder ?

  154. # 170 Björn
    „Sind Sie schon mal auf die Idee gekommen, dass die Wahrheit auf der Strecke bleibt, wenn die Interviewten einen Text danach absegnen wollen?“

    Sind Sie schon mal auf die Idee gekommen, dass die Wahrheit auf der Strecke bleibt, wenn die Interviewten einen Text danach nicht absegnen sollen? Mit der hier an den Tag gelegten völlig unkritischen Haltung könnte man problemlos jedes Schmierblatt verteidigen. Autorisation des Interviews? Anspruch auf wahrheitstreue Wiedergabe? Widerspruchsrecht bei Falschdarstellung? Das sollte nicht als Zumutung empfunden werden, sondern als Ehrensache.

    Und komme mir keiner damit, dass angeblichen „Qualitätsmedien“ eine Vertrauensvollmacht zustehe! Dass die SZ offenbar glaubt, dass sie unter diesen Bedingungen keine Interviews führen kann, ist doch das lebendige Eingeständnis, dass sie sich keinen Deut besser wähnt als die BILD.

    Es gibt kein Recht der Journaille auf Falschdarstellung. Und dass Wahrheitstreue schon als PR-Arbeit diffamiert wird, ist nichts Geringeres als ein Plädoyer für skrupellosen Kampagnenjournalismus. Einem Artikelschreiber, für den „wahr“ und „kritisch“ unvereinbare Gegensätze darstellen, würde ich auch kein Interview geben wollen, nicht einmal dann, wenn er besagten Kampagnenjournalismus zu meinen Gunsten führen wollte.

    Aus der dritten Bedingung geht übrigens nicht hervor, dass EvH oder Frau H an einen solchen unvereinbaren Gegensatz glauben würden. Wessen Überzeugung gibt diese Annahme also wieder? Quod erat demonstrandum!

    So verkommen ist der Journalismus schon, dass noch nicht einmal wahrheitsgemäße Darstellung verlangt werden kann, ohne dass die Diffamierung als eitler Zensor auf dem Fuße folgt. Und da soll sich noch einer wundern, wo denn bloß das Vertrauen geblieben sei…

  155. zur USA:
    Dort ist es doch gaengige Praxis geworden, dass Politiker auf Ihre eigenen Fragen antworten. Letztere werden dann brav von Moderatoren oder, naja, Semi-Journalisten vorgelesen.

    Bedenkliche deutsche Schritte in diese Richtung sollten dokumentiert werden. Bravissimo SZ!
    Dass es EvH im Nachhinein offensichtlich maechtig peinlich ist, kann doch als heilend betrachtet werden.
    Ein mental halbwegs stabiles Mgmt wird sich wohl erstmal nicht mehr trauen, dermassen freche Forderungen zu stellen.

  156. #175 Marc-Oliver
    „Erwarten Sie vom Bäcker, dass er Ihnen das Brot in die Tüte häckselt, damit sie sich vor dem Kauf einigen können, dass auch wirklich keine rostigen Nägel drin sind?“

    Wenn rostige Nägel im Brot weit verbreitet wären, durchaus, ja. Irgendwann käme man da an den Punkt, wo man besser nicht mehr davon ausginge, dass keine Nägel im Brot seien, sondern dass es welche enthalte. Da ich aber zum Bäcker weitaus mehr Vertrauen habe als zum Journalisten, verzichte ich auf diese Absicherung. Nur, dieses Vertrauen ist nicht geschenkt, sondern er hat es sich durch redliche Arbeit verdient. Bei solch existenziellen Gefahren würde bereits ein Bruchteil an Eisenbrötchen genügen, um mein Vertrauen wieder zu verspielen.

    Zerstörte Menschenschicksale durch unverantwortlichen Journalismus sind im Vergleich dazu geradezu Usus. Allein aus Gründen der Pressefreiheit bin ich hierbei weit toleranter als ich es gegenüber meinem Bäcker jemals wäre. Ich kann aber sehr wohl verstehen, wenn jemand mehr Vorsicht an den Tag legt, um nicht selbst als Kollateralschaden zu enden.
    .
    .
    „Wenn Sie allen Journalisten grundsätzlich Schlampigkeit, Unfähigkeit und Böswilligkeit unterstellen, was sollte dagegen dann eine „Autorisierung” ausrichten können?“

    Gut, ignorieren wir also mal sämtliche Fälle, wo die Autorisierung etwa der Behebung von Verständigungsfehlern dient, und gehen wir gleich vom böswilligen Schreiberling aus. Welche Möglichkeiten gewinnt das Opfer durch diese Vorab-Zusicherung? Dazu mag sich vielleicht ein kompetenter Jurist äußern. Nützen solche Vereinbarungen überhaupt etwas, oder sind sie wertlose Absichtserklärungen ohne jede tatsächliche Verbindlichkeit?

  157. Nimuan, „Dass die SZ offenbar glaubt, dass sie unter diesen Bedingungen keine Interviews führen kann, ist doch das lebendige Eingeständnis, dass sie sich keinen Deut besser wähnt als die BILD.“

    – es geht hier nicht um die Autorisierung von Interviews, sondern de facto um die Autorisierung eines ganzen Textes.
    Ich weiß ehrlich nicht, warum für einige hier der Unterschied so schwer zu begreifen ist.

  158. Ich finde es befremdlich, wenn sich hier Journalisten über etwas aufregen, das im Alltag selbstverständliche Höflichkeit ist: das man den anderen fragt, ob das auch so OK ist, was man da über ihn schreibt.

    Dass so etwas erst explizit ausgemacht werden muss zeigt, dass es offenbar zu viele Journalisten gibt, denen eine solche selbstverständliche Höflichkeit fremd ist.

    Und man merke auf: es gab noch gar keinen Versuch, unliebsame Äußerungen über EvH zu unterdrücken. Aber allein die Möglichkeit, dass man sich so etwas offen hält, scheint für viele schon ein Schuldbeweis zu sein…

  159. Ich mag die Person ‚Eckart von Hirschhausen’, aber vermutlich nur die redigierte Variante. Wie ist er denn in echt, unser Eckart? Wir werden es wohl nie erfahren, weil es keiner schreiben darf…

  160. An alle, die den Unterschied zwischen Autorisierung und Eingriff in den Gesamttext noch immer nicht verstehen wollen – Herr von Hirschhausen versteht ihn und rudert öffentlich zurück! Aus der taz von morgen:

    Der Kabarettist Eckart von Hirschhausen verteidigt sich gegen den Vorwurf, Texte von Journalisten über ihn zensieren zu wollen. „Natürlich darf jeder Journalist schreiben, was er will“, sagte der Bestsellerautor der taz-Wochenendausgabe. „Sowohl meine Managerin als auch ich sind selbst Journalisten, deshalb ist es auch so ärgerlich, dass jetzt ein völlig falsches Bild von ‚Zensur‘ in der Öffentlichkeit entsteht.“

  161. @ 181 / nimuan

    „Mit der hier an den Tag gelegten völlig unkritischen Haltung könnte man problemlos jedes Schmierblatt verteidigen.“
    Eine unkritische Haltung wem gegenüber?

    „Dass die SZ offenbar glaubt, dass sie unter diesen Bedingungen keine Interviews führen kann, ist doch das lebendige Eingeständnis, dass sie sich keinen Deut besser wähnt als die BILD.“
    Wieso?

    „Es gibt kein Recht der Journaille auf Falschdarstellung.“
    Natürlich nicht. Wer fordert das denn? Und wieso glauben Sie, dass EvHs mögliche Korrektur eines Gesprächs eine richtige Darstellung wäre?

    „Und dass Wahrheitstreue schon als PR-Arbeit diffamiert wird, ist nichts Geringeres als ein Plädoyer für skrupellosen Kampagnenjournalismus.“
    Diffamiert? Was glauben Sie, wofür die Managerin zuständig ist? PR!

    „Einem Artikelschreiber, für den „wahr” und „kritisch” unvereinbare Gegensätze darstellen, würde ich auch kein Interview geben wollen“
    Wahr und kritisch sind keine Gegensätze. Nur hat EvH nicht unbedingt ein Bedürfnis nach wahrer Berichterstattung über seine Person, sondern nach möglichst positiver.

    „So verkommen ist der Journalismus schon, dass noch nicht einmal wahrheitsgemäße Darstellung verlangt werden kann“
    Natürlich kann eine wahrheitsgemäße Darstellung verlangt werden. Die Darstellung wird nur eben dadurch nicht wahrheitsgemäßer, dass man solche Texte vor Erscheinen PR-Profis vorlegt, deren einzige Aufgabe es ist, die ihnen Anvertrauten in möglichst positivem Licht erscheinen zu lassen. Ist das so schwer zu verstehen?

  162. @nimuan: „und gehen wir gleich vom böswilligen Schreiberling aus.“

    Gut, dann kann ich ja als Künstler gleich den Termin absagen. Die Wahrheit dürfte doch eher sein, dass diese ein großes Interesse an Presseberichterstattung, auch in der SZ, haben, die aber bitte freundlich und wohlgesonnen schreiben soll.

    Es ist unglaublich, wie viele hier den Unterschied zwischen der Autorisierung eines Interviews (über die man auch schon streiten kann) und Eingriffsrechte in einen ganzen Text verkennen.

    Zugleich könnte es vielleicht nicht schaden, wenn „die“ Medienkritik manchmal einzelne, zurecht kritisierte Fälle besser einordnet und Grundsätzliches (er)klärt. Da scheint es eine gewisse Notwendigkeit zu geben… Genauso wie man über die Verantwortung der (Massen-)medien diskutieren kann, stellt sich in Anbetracht der vielen Hirschhausen-Verstehern auch die Frage, wie schief ihre Wahrnehmung von eklatanten Grundsätzen ist und ob sich da nicht (auch) eine Mitverantwortung von kritischen Medienjournalisten herauskristallisiert.

  163. 185, Roland Giersig:

    „Dass so etwas erst explizit ausgemacht werden muss zeigt, dass es offenbar zu viele Journalisten gibt, denen eine solche selbstverständliche Höflichkeit fremd ist.“

    Und mir zeigt ihr Kommentar, dass es offenbar zu viele Physiker gibt, denen selbstverständliche Regeln im Journalismus fremd sind.

    Ob es „höflich“ ist, wenn erst nach Unterzeichnung einer Art Mini-Vertrag zum Gespräch geladen wird, steht auf einem anderen Blatt.

  164. Was ich schockierend finde, ist weniger, dass eine PR-Managerin Forderungen stellt, ehe sie ein Interview zusagt. Schockierend ist für mich, wieviele Leser des Blogs das völlig in Ordnung finden.
    Leute, stellt euch vor jeder Prominente – nicht nur aus dem Showbiz, sondern auch aus Politik & Wirtschaft – dürfte vorher bestimmen, wie und was und in welchem Zusammenhang die Presse über ihn berichten darf!! Die reinste „Hofberichterstattung“ wäre das.
    Eine PR-Managerin wird dafür bezahlt, dafür zu sorgen, dass ihr Klient „schöne Presse“ bekommt. Und auch der Klient/Promi will natürlich nichts Negatives über sich lesen. Am liebsten ist es de, Promi und sein Management, wenn ihr vorgefertigter PR-Text abgedruckt wird. Nicht selten finden sich vollständige Interviews in Pressemappen. Dass da nur die Fragen stehen, die der „Interviewte“ gerne hören würde, versteht sich von selbst. In den geschrumpften Redaktionen, wo kaum noch Zeit für die eigene Recherche bleibt, wird so etwas dann auch mal genommen. Erfolg für die PR-Frau, aber schade für die Leser des Blattes. Dass solche Praktiken häufig vorkommen, macht sie nicht richtig. Die SZ hat das einzig richtige getan und das Interview abgelehnt. Und nun müsste man den nächsten Schritt gehen und diesen EvH einfach völlig ignorieren. Ihn auf der Seite 3 zu thematisieren war schon zu viel. Wenn ein „Promi“ lang genug ignoriert wird und fast weg vom Fenster ist, kommt das PR-Management an und bietet eine Homestory, ein Exklusivinterview o.ä. an, damit endlich wieder über den „Promi“ berichtet wird. Bis es so weit ist, werden Bedingungen gestellt.

  165. Nochmal: EvH hat selbst erkannt, dass seine PR-Frau da etwas angerichtet hat, was nicht in seinem Sinne (oder im Sinne irgend eines Prominenten) sein kann. Da werden hier von einigen Diskutanten weiter Freiheiten für die PR gefordert, deren Wahnwitz die Prominenten selbst längst erkannt haben. Es ist kein Schutz vor unseriösen Boulevard Methoden wenn der letzte freie (und interessante) Journalismus von Agenturen zerstört wird. Das wissen die Künstler mit Format (wie offenbar EvH) übrigens auch selbst: Man lese Eckart von Hirschhausens Versuch der Schadensbegrenzung in der morgigen taz oder jetzt schon online.
    Es ist niemand gegen Herrn von Hirschausens Kunst, wenn er gegen gegen die PR-Kontrolletti-Auswüchse ist!

  166. @180, B.Schuss

    „Aber sie kann helfen, Missverständnisse bzw. sachlich falsche Berichterstattung zu vermeiden, bevor es zur Veröffentlichung kommt.“

    Nein, kann sie nicht. Der Interviewte bzw. Portraitierte ist von Haus aus der allerletzte Mensch auf der Welt, der auch nur irgendwie zu einer objektiven, korrekten, der Wahrheit entsprechenden Berichterstattung über ihn selbst beitragen könnte, indem er den fertigen Artikel oder Ausschnitte/Zitate daraus redigiert.

    Faktenklärung gehört zur Sorgfaltspflicht des Journalisten. Das lässt sich nicht durch „Autorisierung“ erreichen, sondern dadurch, dass man aufmerksam und gut vorbereitet arbeitet und an entscheidender Stelle nachhakt bzw. später nochmal gezielt nachfragt. Das sind zwei sehr unterschiedliche paar Schuhe. Wer sich das nicht zutraut, der hat seinen Beruf verfehlt.

    Wohlgemerkt: Ich bin weder überrascht noch beunruhigt davon, dass Anfragen wie die obige gestellt werden. Bedenklich finde ich nur, dass offenbar Leute darauf eingehen und danach immer noch der Ansicht sind, dass sie Journalismus betreiben.

  167. Diese ‚Person‘ — von der ich in Frankreich zugegebenerweise noch nie gehört habe — ist doch anscheinend Kabarettist. Kein Wunder, dass der deutsche Humor weltweit einen so schlimmen Ruf hat.

    Tja, und dann wird in der TAZ folgende Richtigstellung des Humoristen veröffentlicht: „Das Missverständnis bestand darin, dass die SZ meinte, mein Management würde sich auch vorbehalten, neben Zitaten die anderen Passagen eines Porträts zu ‚korrigieren‘. Das ist Quatsch, davon war nie die Rede.“

    Kein Quatsch, denn im dritten Punkt ist genau davon die Rede: „3. Eckart von Hirschhausen bzw. das Management haben das Recht, Einwände zu äußern und eine Textänderung zu bewirken, wenn die Person ‚Eckart von Hirschhausen’ nicht korrekt dargestellt wurde.“

    In ihren eigenen Zitaten wird die ‚Person‘ sich ja wohl hoffentlich „korrekt darstellen“. Also kann es sich hier nur um alle anderen Textstellen handeln. QED.

  168. Mich wundert ein wenig, dass laut der hier offenbar vorherrschenden Meinung ein „autorisierter Text“, „autorisiertes Interview“ oder autorisierte Zitate automatisch „nach eigenen Wunschvorstellungen redigiert“ bedeuten soll.

    In der Regel heißt es „passt so“ und der Text geht in der von Autoren geschriebenen Fassung in Druck/online.
    Beispielsweise Wissenschaftler haben ein lebhaftes Interesse daran, nicht missverständlich oder gar grob falsch zitiert zu werden.

    Falls es inakzeptable Änderungswünsche gibt, muss die Redaktion eben verhandeln, mit Nicht-Druck drohen und das auch durchziehen. Wenn man vorab fürchtet, mit der Gegenseite nicht auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen (wie hier offenbar), dann ist es eine unternehmerische Entscheidung, die Interviewreise nicht anzutreten.
    Mehr als wörtliche Zitate hab ich allerdings auch nur einmal rausgegeben.

  169. @189, Westentaschen-Beobachter

    „Es ist unglaublich, wie viele hier den Unterschied zwischen der Autorisierung eines Interviews (über die man auch schon streiten kann) und Eingriffsrechte in einen ganzen Text verkennen.“

    Es gibt diesen Unterschied nicht. Das ist der Punkt.

    Wird der Text eines Artikels oder Interviews vor Erscheinen dem Objekt der Berichterstattung zugänglich gemacht, dann ist er nach journalistischen Maßstäben kompromittiert, und die unabhängige Berichterstattung ist nicht mehr gewährleistet. Es ist belanglos, ob sich daraus irgendwelche Änderungen ergeben oder nicht.

    Das gehört zum Grundhandwerkszeug jeder freien Pressearbeit.

  170. @ 185 / Roland Giersig

    „Ich finde es befremdlich, wenn sich hier Journalisten über etwas aufregen, das im Alltag selbstverständliche Höflichkeit ist: das man den anderen fragt, ob das auch so OK ist, was man da über ihn schreibt.“
    Würden Sie einem Schriftsteller auch nochmal Ihre Buchrezension zukommen lassen, damit er richtigstellen kann, wie gut das Buch ist?

  171. 195, Patrick:

    „In der Regel heißt es „passt so” und der Text geht in der von Autoren geschriebenen Fassung in Druck/online.“

    In welcher Regel? Bei wem?

    Fragen Sie mal die Kollegen, welche ein Interview mit einem Berufspolitiker als Gespräch abdrucken wollen.

  172. man muss vielleicht mit den schönrednern von hirschhausens vertrag mal ein paar fundamentale dinge klären. es gibt eine menge leute, die über journalisten schimpfen, weil sie sich ungerecht behandelt fühlen oder glauben, dass journalisten unhöflich seien, weil sie keine hofberichterstattung betreiben (185). das hat für das thema hier null relevanz. punkt.

    das schlechte image von journalisten generiert sich aus einem guten teil von angeblich schlechten erfahrung mit der presse, die überall nachzulesen ist. wer diese subjektiven erfahrungen zu ernst nimmt, nimmt bestimmt auch leserbriefe im spiegel zu ernst, die oberstudienräte woche für woche auf ihrer schreibmaschine tippen, damit was gesagt -oder geschrieben- ist.

    berechtigte kritik an journalisten, wie sie im bildblog geübt wird, ist etwas ganz anderes und schon viel seltener. man muss aber nun aufpassen, dass nicht diejenigen, die in erster linie gar kein interesse an sauberem journalismus, sondern an pr haben, diese kritik für ihre zwecke vorschieben.

    ich möchte das mal übertragen und überspitzen: wenn ich über eine rote ampel fahre und die polizei erwischt mich, kann ich nicht sagen, ich lasse mich nur auf die folgenden maßnahmen ein, wenn die polizeibeamten mit meinem vertrag, den ich im handschuhfach habe und der den polizisten erklärt, wie sie zu handeln haben, einlassen. und das, obwohl ich täglich lawblog lese und erschüttert darüber bin, wie es bei der polizei anscheinend flächendeckend zugeht.

    wehren kann ich mich hingegen gegen die maßnahmen, wenn die polizei in meinem fall tatsächlich mist baut. mein eindruck aus dem netz, dass die polizei flächendeckend ein sauhaufen zu sein scheint, reicht nicht (und wäre wahrscheinlich auch ziemlich falsch), um eigene, selbst formulierte, spielregeln in dem verfahren gegen mich aufzustellen, die mir helfen würden, aber grundsätzliche regeln untergraben.

  173. @19/Gregor Keuschnig

    EvH mehr als ein B-Promi? Im Ernst? Interessieren Sie sich für den Kerl? Wieso?

  174. Nur eine Anmerkung am Rande auch wenn es keiner glaubt: Die Bild autorisiert inzwischen peinlichst genau. Ich bin selbst immer wieder überrascht worden in letzter Zeit aber da passiert maximal in den Regionalausgaben noch irgendwelche Rumspinnerei…Da hat BildBlog doch was bewirkt:-).

    Ansonsten ist diese ganze Autorisiererei echt unsäglich!

  175. @Stefan (144): Ehrlich gesagt finde ich den Einstieg jetzt noch unverständlicher. Vorher hab ich’s kapiert, so hätte ich es nie verstanden!

  176. treets,

    Mag sein, dass Physiker nicht alles vom Journalismus wissen. Andererseits, wie sieht es mit dem Physik-Wissen der Journalisten aus?

    Oder gehen wir mal ins Juristische: jeder Mensch hat ein Anrecht auf ein ungestörtes Privatleben. Jeder, auch Personen öffentlichen Interesses. Wenn ich mir da einige Postings anschaue, zweifle ich schon daran, dass dieser Rechtsgrundsatz weit verbreitet ist.

    Nehmt mal Atze Schröder: dieser Künstler hat es tatsächlich geschafft, sein Privatleben und auch seinen bürgerlichen Namen komplett aus den Medien herauszuhalten. Und das ist sein gutes Recht. Was ist also verwerflich daran, wenn Herr Hirschhausen das auch machen möchte?

  177. @?! (202): Woher weißt du? Ich trau der Bildzeitung vieles zu, aber dass alle Interviews der Bundesausgabe ordentlich autorisiert sind – soso.

  178. Lieber Herr Giersig,

    Sie als Physiker haben sich hier über Journalismus geäußert (den umgekehrten Fall hatten wir hier bislang nicht). Wenn Sie nun den Wunsch eines Prominenten auf ungestörte Privatsphäre mit dem hier diskutierten Möchtegern-Komplett-Autorisieren gleichsetzen wollen, greife ich doch mal zu einem eher naturwissenschaftlichen Vergleich:
    Das eine sind Äpfel. Das andere sind Birnen.

  179. Ich verbitte mir das, von Ihnen lass ich mich nicht als Herr bezeichnen. Offenbar sind hier anderslautende Meinungen nicht erwünscht. Oder warum werde ich sonst als Physiker diffamiert? Weil man sonst nichts findet, was man meiner Meinung entgegensetzen kann?

    Übrigens sprechen wir hier von Obstsalat. Wenn Herr Hirschhausen keine Diskussionen über sein Privatleben möchte, ist der Wunsch nach vorheriger Autorisierung verständlich. Aus diesem Blickwinkel schmeckt der Apfel doch plötzlich nach Birne.

  180. @ 19, treets:
    „In welcher Regel? Bei wem?“

    Bei fachlichen Aussagen von Experten z.B.
    Auch bei Sachaussagen von Interessenverbänden.
    Sprecher von Verbänden und sonstigen Oragnisationen (und das sind gefühlt 80% aller Zitierten in den Mainstreammedien – dazu zählen auch Politiker) sagen ohnehin routiniert die ihrer Agenda entsprechenden Thesen. Die sind quasi wie live-on-tape.

    „Fragen Sie mal die Kollegen, welche ein Interview mit einem Berufspolitiker als Gespräch abdrucken wollen.“

    Bei vermeintlich persönlichen Gesprächen und Porträts ist die Situation speziell, keine Frage. Bei anderen Bereichen wie wissenschaftlichem, technischem Journalismus würde es aber im Gegenteil viel journalistische Qualität bringen und peinliche Fehler vermeiden, wenn der Redakteur den Experten nicht nur wegen ein paar knackiger Aussagen zu seiner These befragte, sondern beispielsweise auch mal nachfragt „hab ich das Thema überhaupt richtig verstanden?“

    Die notorische Geheimhaltung der Kernthese oder Agenda des Artikels ist IMHO in vielen Bereichen eine missverstandene journalistische Tradition. Als ob es bei der Frage, ob z.B. eine neue Motorentechnik umweltfreundlicher ist, um eine geheime investigative Recherche ginge.
    Stattdessen geht dabei oft nur darum, dass die Antwort auf die Ausgangsfrage schon in der Redaktionskonferenz feststeht und von der Recherche nicht mehr infrage gestellt werden soll.

    Wie gesagt, bei Porträts ist die Autorisierung heikler, aber auch geht es oft um ein vorher feststehendes Fazit, dem sich das „Objekt“ nicht in den Weg stellen darf.

  181. […] talking about another health entertainer and his politics about how being present in the media. Read here why theres no interview with Eckart von Hirschhausen in Süddeutsche newspaper last Monday… Posted by gesundundmunter Filed in Beweg D!ch, Ernährung, Gesundheitspolitik, Wellness & […]

  182. Bei Hirschhausen-Bashing bin ich immer gerne mit dabei. Selbst dann, wenn es derart weinerlich und petzenhaft daher kommt wie in diesem SZ-Bericht.

    Vom korrekten Feindbild abgesehen, ist der Artikel allerdings wirklich schlecht. „Eine amerikanische Zeitung, der [Clint] Eastwood einen Bedingungskatalog wie den von Hirschhausen vorlegte, würde den Schauspieler vermutlich verklagen.“ Ähm… ich vermute nicht.

    Außerdem kann ich den Rundumschlag zu Anfang nicht nachvollziehen, der sich gegen die Öffentlich-Rechtlichen richtet. Unter anderem wird die „heute show“ als „peinlich und bedauerlich“ beschrieben, weil sie auf Carrells Tagesshow basiere und somit Recycling von schlechten Autoren sei. Daran ist fast alles falsch. Erstens ist die heute show eine für ÖR-Verhältnisse geniale Satiresendung (allein Sonneborn!) und zweitens basiert das Format auf Jon Stewarts Daily Show. Naja, wahrscheinlich hat Autor Christian Zaschke keine der genannten Sendungen jemals gesehen.

  183. Ich frag mich gerade was falsch daran ist, abgesehen vom letzten Absatz, ist er tatsächlich so unfotogen?

    Angenommen ich würde in der Öffentlichkeit stehen, dann würde ich es nicht anders machen. Vielleicht noch mit dem Zusatz dass ich Klatsch-Blättern kein Interview geben würde.

    Trennt zum Beispiel nicht auch Stefan Raab, bei dem Sie in der Sendung waren, Privat- und Berufsleben „strikt“ ?

    Völlig zurecht. Privat ist Privat. Abgesehen von Loddar und Boris!

  184. „unheimlichen Aufstieg des neuen ARD-Alles-Moderators Eckart von Hirschhausen“

    Aber echt! Von dem kenn‘ ich nur einen Witz, den er auch ständig wiederholt! (Den mit dem abgesaugten Fett vom Hintern, was zum Aufspritzen der Lippen verwendet wird: „Du denkst, du küsst sie auf den Mund…“)

    Unheimlich, womit man heute Karriere machen kann..

  185. 211, ajo:

    „Erstens ist die heute show eine für ÖR-Verhältnisse geniale Satiresendung.“

    Mal abgesehen vom inflationären Gebrauch des Wortes „genial“:

    Geschmacksache.

  186. Vielleicht hat Herr Hirschhausen auch nur den Artikel im SZ-Magazin über Johannes B. Kerner vor 3 Wochen gelesen. ;-)

    Ne mal ernsthaft: Die Punkt 2 und 3 mit der Nachkorrektur ist völlig daneben. Aber scheint ja mittlerweile fast normal zu sein leider…

  187. @213 / Johannes:
    Wenn Sie denken, dass es so einfach ist, dann tun Sie es doch HvH gleich. Recht schnell werden Sie merken, dass es eben überhaupt nicht einfach ist. Aus diesem Grund hat man auch ein gewisses Maß an „Respekt“ (eigentlich wollte ich eine andere Phrase schreiben) vor der Presse – man weiß ja, wie schnell etwas missverstanden werden kann oder unüberlegt etwas gesagt wird, dessen Tragweite man zuvor nicht bedacht hat.

    Übrigens, besser finde ich den Ausspruch von HvH: „…auch die Leber wächst mit ihren Aufgaben…“

  188. Angenehmer Beitrag, danke. Vor allem deswegen, weil er die eigenen Vorurteile bestätigt. Vorurteile in dem Sinn, dass ich nie genau wusste, was ich an dem Mann unangenehm fand, aber dass ich das empfand, war mir schnell klar. Ein Mediziner, der als unwitziger möchtegernphilosophischer Dünnbrettbohrer erfolgreich ist. Dass sich hinter diesem Glücksheini solche Methoden verbergen, passt.

    Interessieren würde mich noch, ob man laut Hirschhausen glücklich sein kann, wenn man sein Leben auf Monate hinaus so vollplant, dass man nicht mal zwei Stunden freihat.

  189. Ich habe EvH mal kurz persönlich auf einer Veranstaltung getroffen. Mein Eindruck war, dass er schon sehr professionell berechnend agiert, professionell Small-Talk führt usw. Das kann man unsympathisch finden. Aber es ist halt….. professionell eben. Kommt sicher auch von seiner Ausbildung als Arzt – ein (guter) Arzt ist ja im Patientiengespräch auch professionell empathisch, ohne sich wegen seiner Patientien privat in den Schlaf zu weinen. Diese strikte Haltung merkt man EvH stark an.

    Aber ist das so furchtbar?

    Ich finde die Sache wird hier ein bisschen hoch gehängt. Wenn ich Promi wäre, so einen x-Wochen-Spiegel-Besteller geschrieben hätte usw., würde ich mir vermutlich auch denken: Journalisten dürfen gerne schreiben was sie wollen über mich, aber wenn ich meine Zeit investiere für ein Interview, dann will ich natürlich möglichst viel Kontrolle und dabei gut aussehen. Wem das nicht passt, der darf mich ja gerne ohne Interview in die Pfanne hauen.

    Und das mit der Maske: naja wenn man als Promi praktisch nur geschminkt in der Öffentlichkeit auftritt, und dadurch halt 20% besser und 5 Jahre jünger aussieht, will man halt keine „ungeschminkten“ Fotos von sich in der Zeitung sehen, wenn sich das irgendwie vermeiden läßt.

    Man kann das alles kleinlich und unsympathisch finden, meinetwegen. Aber eine totale Hybris kann ich hier nun wirklich nicht erkennen.

  190. Journalisten interessieren sich für das, was viele Künstler nicht mehr bereit sind zu zeigen: die Person hinter der Figur.
    Sich selbst zu inszenieren, eine Rolle zu spielen, ist aber (dank Internet) nicht nur Künstlern und anderen Personen des öffentlichen Lebens vorbehalten:
    Wir zeigen in Social Networks auch nur unsere beste Seite, inszenieren uns, machen PR in eigener Sache. Insofern verwundert es nicht, dass viele Eckart von Hirschhausens Ansinnen, Kontrolle über die eigene Figur haben zu wollen, verstehen.

  191. @Dr. Satori:

    Ok, ist vielleicht ein bisschen hart rübergekommen. Solange ich mich hier noch zu ihm äußere, kann er ja sooo schlecht eigentlich gar nicht sein.

  192. Was habe ich gerade in den letzten 2 Minuten gelernt?

    Herr Eckart von Hirschhausens Management hat einen Interview-Regelkatalog. Die SZ will sich nicht daran halten und hat das Interview abgesagt. Als Profi, der mit Künstlern arbeitet, sollte man in der Lage sein Abstand zu bewahren und mit den unterschiedlichen Wünschen und Anforderungen zurecht zu kommen, ohne dabei eine Welle zu machen, die eine weiterführende Arbeit miteinander verhindert. Der SZ-Artikel ist in meinen Augen eine solche Welle und ein Vertrauensbruch im Geschäftsumgang – es geht hierbei ja nicht um Herrn Eckart von Hirschhausens sondern um seine Managerin. So weit zu meinen Gedanken beim Lesen der SZ.

    Jetzt lese ich hier den Artikel zum zweiten mal, mit dem weiterführenden Vermerk „Hybris“ im Titel und bin verwirrt Die Hybris stellt ja die Überheblichkeit von Menschen dar, den Befehlen und Gesetzen der Götter nicht zu folgen. Im griechischen Drama führt dies unvermeidlich zu ihrem Fall und zum Tod des Protagonisten. Dass die Künstler die Menschen sind, ist mir schon klar. Jedoch frage ich mich: wer sind denn nun die Götter, vor denen sie sich bücken sollen? Die Journalisten oder doch das Management?

    Ebenso möchte ich Sie, Herr Niggemeier, auf die Folgen für die den Ankläger solcher schwerwiegenden Verfehlungen aufmerksam machen (siehe ab 3.00)! So´ne Hybris war ja noch nie für irgend wen gut.

  193. Irgendwie versteh ich den Eintrag nicht so recht. Nach meinem Empfinden ist doch viel eher das Verhalten der Süddeutschen kritikwürdig als das von EvH. Wenn der Interviews nur bei Einhaltung seiner absurd strikten Regeln geben will, ist das doch seine Sache. Dass die Sz dann mit einem beleidigten Artikel kontert als hätte sie ein Anrecht auf ein Interview mit ihm finde ich da schon eher daneben.

  194. #184 treets
    Selbst wortgetreue Zitate lassen sich mühelos in einen völlig verfälschenden Kontext stellen lassen. Die Einbettung der Aussage ist nichts Geringeres als ein Bestandteil der Aussage. Sie schwebt nicht ungebunden im luftleeren Raum.
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    #188 Björn
    1.) Ich sehe hier eine unkritische Haltung gegenüber dem gängigen Machtmissbrauch durch Journalismus.
    2.) Wenn die SZ die Verpflichtung zu einer korrekten Darstellung untragbar findet, ist das ein Offenbarungseid.
    3.) Die SZ will das Recht auf Falschdarstellung nicht aufgeben. Und unterschiedliche Blickwinkel helfen im Allgemeinen, vor allem wenn es darum geht, richtig verstanden zu werden. Ein von beiden Seiten autorisiertes Interview kann keine Verfälschung gegen den Willen des Interviewten oder des Journalisten sein.
    4.) Der Journalist ist dem Ideal nach für wahrheitstreue Darstellung zuständig. Bloß wird dieses Kriterium völlig aufgegeben! Es wird gar nicht mehr gefragt, ob etwas wahr sei, sondern nur noch wem das nütze. Das ist das Niveau billigster Verschwörungstheoretien.
    5.) Das kann man ebensogut umdrehen. Woher nimmst Du die Gewissheit, dass der gelassene Interviewpartner nicht als einziger ein Bedürfnis nach wahrheitstreuer Berichterstattung hat, etwa während der auflagengeile Interviewer und seine sensationslüsterne Leserschaft bloß nach Negativismus, Skandalen, Normverletzungen, Prangerfutter etc gieren?
    6.) Deine Position verstehe ich – als Selbstaussage formuliert – wie folgt: „Wäre ich PR-Manager, würde ich ohne Rücksicht auf die Wahrheit versuchen, meinen Arbeitgeber in möglichst positivem Licht erscheinen zu lassen.“

    Und da sage ich einfach, Du solltest mal versuchen, Dir auch andersdenkende Privatpersonen (und PR-Manager) vorzustellen. Zum Beispiel Menschen, die zu einem kritischen Diskurs über ihre tatsächlichen Ansichten und Aussagen ohne Zögern bereit sind, sich aber nicht für boulevardeske Schmierereien aufgeben wollen. Und die dann lieber auf die kostenlose Publicity verzichten, als mit ihrem Namen für die Gedanken geradezustehen, die ihnen der Artikelautor andichtet. Du mussst diese Einstellung nicht teilen, Du sollst bloß akzeptieren, dass auch solche Leute existieren.

    Gut möglich, dass die ebenso rar sind wie redliche Journalisten. Und ob EvH dazugehört, weiß ich nicht. Aber auf welcher Grundlage will man das von vornherein ausschließen? Etwa auf der, dass man selbst an seiner Stelle von zweifelhaften Motiven getrieben wäre? Das sagt nur etwas über einen selbst aus, aber nicht über das Gegenüber. Ein brauchbarer Beleg sieht anders aus; etwa so, dass EvH in der Vergangenheit relevante Fakten zu unterdrücken versucht habe. Sollte das der Fall sein, hätte die Mutmaßung, er wolle einen guten Eindruck auf Kosten der Wahrheit erzwingen, eine Basis. Ist das der Fall?
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    # 189 Westentaschen-Beobachter
    Ja, Du könntest in der Tat den Termin gleich absagen, wenn Du der Überzeugung wärst, dass alle Journalisten ausnahmslos böswillig seien. Aber willst Du denn ein so plumpes und undifferenziertes Weltbild vertreten? Und falls nein, warum wunderst Du Dich, dass viele andere es ebenfalls verwerfen und sich der Presse gegenüber eben nicht kategorisch verweigern? Es gibt zahlreiche Mittelwege zwischen bedingungsloser Selbstauslieferung und Totalboykott. Und einer dieser Wege ist die Veröffentlichung im wechselseitigen Einverständnis.
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    #191 Criticella
    Hm, Du wirfst hier mal eben sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens munter zusammen ;) Glaubst Du nicht, dass es da Unterschiede gibt je nach Funktion, die eine bestimmte Person in der Gesellschaft innehat? Zumal es aus gutem Grund die Praxis der Pressekonferenz gibt. Gerade bei brisanten Themen, wo von Amts wegen eine Verantwortungspflicht besteht, wird ganz selbstverständlich erwartet, dass beispielsweise ein Bundesminister in dieser super-öffentlichen Form Stellung bezieht und nicht bloß aus Hinterzimmern heraus ausgefeilte Skripte lanciert.

    „Schöne Presse“ kann man übrigens auf zweierlei Arten verstehen. Die eine Möglichkeit ist eine rein populistische Deutung, bei der jeglicher Inhalt zweitrangig ist, sondern es lediglich auf Beliebtheit ankommt. Die zweite Option entspringt dem Selbstbewusstsein, es verdient zu haben, authentisch wahrgenommen zu werden. Das kann mitunter völlig im Gegensatz zur allgemeinen Beliebtheit stehen: Die gute Reputation eines mutigen Bürgerrechtlers in einer kleinen Gruppe aufgeklärter Menschen kann einhergehen mit einem gnadenlosen Verriss durch den konservativen Mainstream. Das bedeutet aber nicht, dass seine PR versagt hätte. Wenn seine Ansichten wahrheitsgemäß wiedergegeben werden, war die PR im Gegenteil sogar ein voller Erfolg. Kurt Cobain drückte diese Haltung aus mit den Worten “I’d rather be hated for who I am, than loved for who I am not.” Was das Ziel von PR ist, ist also abhängig vom Charakter der Person, des Unternehmens, der Partei.

    Das ist vielen nicht klar, denke ich. Und was ihnen deshalb unbegreiflich ist, ist die schlichte Tatsache, dass auch Wahrheit das Ziel von PR sein kann. Reflektiert doch mal bitte, was ihr in eurem Privatleben als Beziehungs- und Kommunikationserfolg ansehen würdet. Popularität um jeden Preis oder doch lieber echte Anerkennung und Akzeptanz? Ersteres mag sich durchaus toll anfühlen und eine ganze Weile gutgehen, aber es hat keine Substanz. Und selbst wenn man nie einen Glaubwürdigkeitsschaden dadurch erleidet, dass die Verstellung auffliegt: Spätestens in Krisenzeiten merkt man den Wert von richtigem Vertrauen und wirklicher Bindung.

    Um noch einmal auf das Beispiel der Pressekonferenz zurückzukommen: Bei der würde sich eine solche Vorab-Verständigung auf die Spielregeln erübrigen. Denn sollte jemand völlig falsche Behauptungen aufstellen über Kleidung, Körpersprache, Sinnzusammenhänge, Wortlaute und dergleichen, ließen sich diese Unwahrheiten überzeugender widerlegen (z.B. per ausführlicher Videoaufzeichnung). Das macht die Falschbehauptung nicht ungeschehen, sie mag sich sogar ungeachtet dessen ausbreiten wie ein Lauffeuer. Aber die Widerlegung ist ungleich einfacher, anschaulicher und glaubwürdiger. Beim persönlichen Gespräch ohne Zeugen und Videoaufzeichnung fehlt dagegen diese Absicherung. Da ist die explizite Zusage, nicht unwahr zu berichten, wirklich das Mindeste.
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    Es gibt übrigens seit einigen Jahrzehnten eine Sammlung publizistischer Grundsätze, die über die von EvHs Managerin genannten Punkte weit hinausgehen. Wer also schon obige Mail unzumutbar findet, der stelle sich mal als Gedankenexperiment vor, die Managerin hätte den halben Pressekodex als Bedingungskatalog für ein Interview vorgelegt, ohne Quellennennung und mit entsprechend angepasster Anrede (also nicht abstrakt „Die Presse achtet…“, sondern konkret „Sie verpflichten sich dazu…“).

    Wie vielen Journalisten das wohl überhaupt auffallen würde? Und wie viele sich indes lautstark über diesen Versuch von „Zensur“ beklagen würden?

  195. Wenn hier allen Ernstes der SZ vorgeworfen wird, dass sie eine unangemessene „Welle“ mache, weil sie ja bloß beleidigt sei, dass EvHs Managerin über den Inhalt des Textes auch jenseits der Zitat-„Kontrolle“ mitbestimmen wolle, dann muss man die Sache doch mal wieder auf die Füße stellen!
    Mag sein, dass es Herr von Hirschhausen hier unangemessen hart trifft, mit den Methoden seines Managements in der selbst gewählten Öffentlichkeit zitiert zu werden (Ich denke, sein Selbstbewusstsein wächst mit seinen Ausgaben ;-) ), aber:
    Die SZ sei dafür gepriesen, dass sie diese Methoden endlich mal öffentlich macht. Wie nötig es ist, darüber zu diskutieren und diese gelegentlich deutschgründliche Privatzensur durch verhinderte Journalisten in PR-Machtstellung öffentlich zu machen, zeigt ja schon die Tatsache, dass ein erheblicher Teil der Diskutanten daran nicht einmal etwas auszusetzen hat. Ich musste mich (mit sehr sehr unterschiedlichen Erfahrungen) auch schon darauf einlassen, Dritten (nichts anderes sind im Verhältnis Interviewter/Interviewer die am Gespräch unbeteiligten PR-Agenturen) die Zitate zur Kontrolle zu senden.
    Aber der Lauftext, der Kontext eben, der geht vor dem Erscheinen niemanden, wirklich niemanden etwas an. Dass das keine Selbstverständlichkeit mehr ist, zeigt, wie weit sich viele Medien in einer unseligen Kumpanei schon vom Journalismus entfernt haben – wenn es nicht immer wieder gelingen würde, kämen die PR-Agenten ja gar nicht auf die verwegene Idee.
    Und es zeigt dramatisch, wie weit Veröffentlicher von Texten vom Mindestmaß an journalistischer Berufsbildung entfernt sind, seit im Internet jeder mal darf.

  196. @Nimuan:

    “ (…)der stelle sich mal als Gedankenexperiment vor, die Managerin hätte den halben Pressekodex als Bedingungskatalog für ein Interview vorgelegt (…)“

    Der Pressekodex zwingt die SZ zu objektiver Berichterstattung und der Trennung zwischen redaktionellem Inhalt und PR/Werbung.

    Da das aber mit dem Vertrag, wie er vorliegt, nicht garantiert werden kann, hat die SZ alles richtig gemacht.

  197. @Thomas Bauer:

    „Mag sein, dass es Herr von Hirschhausen hier unangemessen hart trifft, mit den Methoden seines Managements in der selbst gewählten Öffentlichkeit zitiert zu werden (Ich denke, sein Selbstbewusstsein wächst mit seinen Ausgaben ;-) ), aber:
    Die SZ sei dafür gepriesen, dass sie diese Methoden endlich mal öffentlich macht. Wie nötig es ist, darüber zu diskutieren und diese gelegentlich deutschgründliche Privatzensur durch verhinderte Journalisten in PR-Machtstellung öffentlich zu machen, zeigt ja schon die Tatsache, dass ein erheblicher Teil der Diskutanten daran nicht einmal etwas auszusetzen hat.“

    Also bitte. EvH kann Interviews geben wem und warum er will. Wenn er das nur zu diesen seltsamen Bedingungen macht, ist das ja wohl seine Sache; dann muss er halt damit leben, dass Zeitungen wie die SZ kein Interview mit ihm machen wollen. Aber wo ist da jetzt der Aufreger? Wenn Sie das „Privatzensur“ nennem wollen, bitte, aber jede Kritik an EvHs Verhalten muss doch darauf beruhen, dass er kein Recht hat, zu entscheiden, wem und unter welchen Bedingungen er ein Interview geben will. Das Recht hat er aber nun mal, und mir ist vollkommen schleierhaft, worin dass Problem bestehen soll, dass er davon Gebrauch macht. Er schadet damit niemandem, er tut nichts verwerfliches.

  198. @ 226 / nimuan

    Eine letzte Entgegnung, aber dann sollten wir es auch gut sein lassen.

    „Ich sehe hier eine unkritische Haltung gegenüber dem gängigen Machtmissbrauch durch Journalismus.“
    Ich zitiere mich nur ungern selbst, aber lesen Sie nochmal, was ich unter 149 schrieben: „Die Kritik an den Praktiken einiger (meinetwegen auch: vieler) Journalisten ist berechtigt.“

    Dass ein Interviewter den Text, der aus einem Gespräch mit einem Journalisten entsteht, nicht noch einmal zu lesen bekommt, ist sicher keine ideale Situation – Fehler passieren und, ja, oft genug verzerren Journalisten auch bewusst.

    Es verhält sich mit dem Journalismus in einer freien Gesellschaft jedoch so wie mit der Demokratie insgesamt: Er ist eine ziemlich schlechte Angelegenheit – und doch das Beste, was denkbar ist.

    Würden Interviewte und Journalisten Texte in Zukunft „aushandeln“ (und auf nichts anderes liefe die Praxis, Texte noch einmal vorzulegen, hinaus – selbst wenn es vereinzelt sicher vorbildliche Menschen ohne „zweifelhafte Motive“ gäbe, wie Sie das nennen), dann wäre genau das dahin, was den Journalismus (im positiven Sinne) auszeichnet: Der (kritische/distanzierte) Blick von außen. Mit einer solchen Praxis würde man also – sorry für die Phrase – das Kind mit dem Bade ausschütten. Durch journalistische Berichterstattung werden sich IMMER Leute schlecht dargestellt oder ungerecht behandelt fühlen – nehmen wir nur unseren Altkanzler Kohl. Aber was ist die Alternative? Wollen wir deshalb Fußballberichte, die vorher nochmal von den Trainern der Mannschaft gegengelesen werden? Rezensionen, bei denen der Schriftsteller nochmal was in seinem Sinne geradestellen darf? Wirtschaftsmeldungen, die von Herrn Ackermann redigiert werden? Hallo???

    Und nun zu unserem Freund EvH. Hier liegt die Sache ein wenig anders. Noch einmal: Wenn EvH einfach seine Ruhe will und keine Presse, dann hat er dafür mein volles Verständnis. Es gibt dann eine denkbar einfache Lösung für ihn: Er sagt freundlich, aber bestimmt „Danke“, wenn er eine Interviewanfrage erhält. Leute wie EvH leben jedoch in einer Symbiose mit den Medien – sie wollen und brauchen sie. Dann jedoch, und nichts anderes verlange ich, haben Sie sich auch an die Standards einer freien Presse zu halten.

    Amen.

  199. @Marc-Oliver, #193 und #195: verstehe, also Journalisten machen nie Fehler, weil ja wahrheitsgemäße Berichterstattung zum Selbstverständnis gehört. Und die Pressefreiheit steht im Zweifelsfall über der wahrheitsgemäßen Berichterstattung, man kann ja im Nachhinein immer noch Richtigstellungen veröffentlichen. /Ironie

    @tom,#199: die Geschichte mit der Polizei ist ganz lustig, übersieht aber einen wichtigen Punkt. Klar kann man im Nachhinein klagen, wenn was falsches berichtet wurde. Und möglicherweise erwirkt man sogar eine Richtigstellung. Aber was hilft dir das, wenn du eine Richtigstellung bekommst, die 6 Monate später ein Mal in Schriftgröße 3 auf Seite 25 veröffentlich wird; die Originalstory aber, die ( möglicherweise ) deine Karriere zerstört hat, in fetten Lettern über Tage auf der Titelseite verbreitet wurde?

    Ich will nicht sagen, dass das in diesem Fall so gewesen wäre ( zu dem Interview ist es ja nicht gekommen ), aber welcher Künstler kann es sich in der heutigen Medienlandschaft denn noch erlauben, das Risiko einzugehen, und den Journalisten diesen Vertrauensvorschuss zu geben ? Wenn im Zweifelsfall von korrekter Berichterstattung die Karriere abhängt ?

    @treet, #184, und Westentaschen-Beobachter, #189:
    Ich glaube übrigens nicht, dass sich Punkt 3 der Vereinbarung auf das Recht bezieht, „unliebsame“ Textpasagen komplett streichen oder umformulieren zu lassen.
    Ich verstehe das vielmehr so, dass E.v.H sicher stellen will, dass er seine Person, die er ja auch als Kunstfigur versteht, in ihrer künstlerischen Komplexität korrekt widergegeben sehen will.
    Kann man ihm, der ja von diesem „Bühnenbild“ lebt, das verdenken ? Maler, wollen, dass ihre Bilder korrekt verstanden werden, Dichter hätten gerne, dass ihre Werke so verstanden werden, wie sie gemeint waren. So ein Wunsch ist für einen Künstler ( und als solcher versteht sich E.v.H. anscheinend ) doch nachvollziehbar.

    Und bei allem Respekt, Herr Bauer, der einzige Grund, warum E.v.H jetzt „zurückrudert“ ( #192 ), ist der, dass es die SZ mit ihrem Artikel erfolgreich geschafft hat, ihn in die Zensurecke zu stellen.
    Die SZ hat durch den Artikel den Eindruck erweckt, sie hätte quasi einen Anspruch auf ein Interview mit E.v.H. zu ihren Bedingungen gehabt; und E.v.H’s Bedingungen wären Zensur.
    Und das stimmt einfach nicht. Die SZ hatte keinen Anspruch auf ein Interview, genau so wenig wie E.v.H. einen solchen Anspruch hatte. Man konnte sich nicht auf die Bedingungen für das Interview einigen, also kam es nicht zustande. Das ist alles. Die Schuld dafür einseitig E.v.H in die Schuhe zu schieben, ist unlauter, wie ich finde.

    Es wäre in diesem Zusammenhang übrigens interessant zu erfahren, von wem der Interview-Wunsch ausging, der SZ oder von E.v.H.

  200. 231, B.Schus (ich hab mir mal ein „s“ zurückgeholt):

    „Ich glaube übrigens nicht, dass sich Punkt 3 der Vereinbarung auf das Recht bezieht, „unliebsame” Textpasagen komplett streichen oder umformulieren zu lassen.“

    „Ich verstehe das vielmehr so, dass E.v.H sicher stellen will, dass er seine Person, die er ja auch als Kunstfigur versteht, in ihrer künstlerischen Komplexität korrekt widergegeben sehen will.“

    Sehen Sie da tatsächlich einen Widerspruch?

  201. treets, schon klar, dass es darauf hinauslaufen könnte. Ich sage ja bloß, dass wir
    a) gar nicht wissen, ob es im Falle des Interviews überhaupt eine solche Bitte des Managements von E.v.H. gegeben hätte, und wenn ja, wie sie im Detail ausgesehen hätte. Eventuell hätten solche „Anmerkungen“ sogar geholfen, bestimmte Aussagen im Interview besser zu verstehen. Das Interview hat aber nie stattgefunden.
    Ich kann ja verstehen, dass die SZ Prinzipien hat, aber der Zensurvorwurf scheint mir etwas hoch gegriffen, und wirkt zudem wie eine billige Retourkutsche.

    und dass
    b) ich nachvollziehen kann, wenn man als Künstler ein gewisses Interesse daran hat, dass das Bild, was man der Öffentlichkeit von sich selbst und seiner Arbeit vermitteln möchte, in den Medien korrekt dargestellt wird. Als Künstler, wohlgemerkt, nicht als Privatperson. Das gilt natürlich besonders für darstellende Künstler.
    Ist das dann gleich PR ? Kann sein, dann aber für beide Seiten.
    Darum sage ich ja, es wäre interessant zu erfahren, wer das Interview wollte, die SZ oder E.v.H.
    Wenn es die SZ war, dann vermutlich ja nicht nur aus dem Wunsch heraus, die Öffentlichkeit in Erfüllung ihrer journalistischen Pflicht über E.v.H. zu informieren, oder ? ^^

  202. Kann ja sein, dass ich hinterm Mond lebe, aber ich hatte den Namen Eckart von Hirschhausen bis zu diesem Beitrag noch nie gehört.

  203. @ Björn: genau so.

    Ich verstehe diese Diskussion nicht. EvH (oder jeden anderen „Promi-Namen einsetzen) lebt von seiner Darstellung in den Medien. Diese will er steuern, in Wort und Bild (Stichwort Maske).
    Das geht beim Text so weit wie oben und beim Bild (manchmal) so weit, daß nur die offiziellen Bilder gedruckt werden dürfen.
    So wird auf PR-planierter Piste das Vorankommen gesichert.

    Falls sich nun ein Journalist erdreistet etwas zu veröffentlichen was ein Steinchen auf dieser Piste sein könnte muß er davon abgehalten werden (z.B. mit dem „Nicht-Autorisieren“ des Arikels/ Interviews).

    Wenn die Leute diesen gestreamline-ten (?) PR-Journalismus wollen ist das ja ok, aber mein Verständnis davon ist ein anderes.
    Erstens: Man pfuscht qualifizierten Kräften nicht ins Handwerk – das Ergebnis wird schlechter.
    Und zweitens (und am wichtigsten): Journalismus muß unabhängig arbeiten und muß auch kritisch sein (dürfen).

    Da haben so PR-Fangschüsse überhaupt nichts zu suchen. Die (moralisch weniger wichtige) andere, betriebswirtschaftliche Seite ist ja auch: ich lade jemanden zum Interview ein (es winkt die PR für den Mandanten), werfe Kosten für die Produktion auf und sage dann: gefällt mir nicht. Machen Sie das mal beim Klemptner: Rohr einbauen lassen und wenn dann alles fertig ist sagen Sie: ich wollte es mir nur mal anschauen, Sie könnens wieder ausbauen.

    Nunja. Wenn man sich hier umschaut: Der PR-Streamlinejournalismus wird anscheinend kommen. Die Grenzen sind heute fliessend und solche Aktionen werden teilweise geduldet und schieben Journalismus noch mehr Richtung PR.

    Sorry, Herr von Hirschhausen samt „Management“: Sowas geht gar nicht.

  204. Falls es hier noch nicht erwähnt wurde, die Geschichte wird auch von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung aufgegriffen. Im Artikel „Misstrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. Auch hier sind die Bedingungen von EvH für den Autor „kaum begreiflich“.
    Allerdings wird der Text zuvor mit der positiven Zusammenarbeit zwischen EvH und Journalisten eingeleitet. Außerdem stellt EvH die Situation nochmal persönlich richtig…

  205. Ahahaha, ich hätte das Interview gemacht und ihm eine Faschingsgummimaske von… sagen wir mal Ronald Reagan oder den Panzerknackern mitgebracht. Aber grundsätzlich geht mir der selbstverliebte Dauergrinser Hirschhausen tierisch auf den Senkel und man fragt sich tatsächlich wen sein Privatleben interessieren könnte, wenn sein ‚berufliches Wirken‘ schon fast jedem am Schnürsenkel vorbei geht.

  206. Der Spruch mit der Maske ist frech, sonst finde ich es OK. Unabhängig davon, dass solche Interviews zu Managementzwecken manipuliert werden können, hat er wohl das Recht sich vor übler Berichterstattung zu schützen. Es stellt sich zum Beispiel die Frage ob er etwa Erfahrungen in dem Bereich gemacht hat, die ihn zu einer solchen Handlungsweise bewegen, bevor man ihn hier als Beispiel für manipulative Berichterstattung hinstellt.

    Im Endeffekt hat er auf eine Einladung ein Angebot zu seinen Bedingungen gemacht und die SZ hat nicht angenommen. Fertig.

  207. @237: Bitte wie war das? EvHs berufliches Wirken umfasst unter anderem eines der bestverkauften Sachbücher der letzten Jahre. Das kann man finden, wie man will (und manche Dinge, die der Herr von sich gibt, sind dann doch sehr befremdlich), aber dann zu behaupten, es gehe „fast allen am Schnürsenkel vorbei“ ist doch arg seltsam.

  208. Ich bin erschreckt über die Zahl der vielen KollegInnen, die solche Bedingungen offensichtlich für ’normal‘ halten.

    Ich erinnere daran, dass diese Unsitte ausschliesslich in Deutschland üblich zu sein scheint. Jedenfalls kringeln sich ausländische Journalisten regelmässig vor Lachen, über diese deutsche Unterwürfigkeit.
    Der historische Ursprung ist sicher der, nach dem zweiten Weltkrig üblichen Praxis zu ‚verdanken‘. Gehorsam, wie die Deutschen nun mal sind, haben sie das offensichtlich beibehalten…

    Ich habe während meiner, inzwischen 35-jährigen Berufszeit bis jetzt noch keins dieser unseriösen „Angebote“ akzeptiert oder gar unterschrieben. Nach strikter Ablehnung ging es in den meisten Fällen plötzlich auch ohne…

  209. Ich finde es etwas seltsam, dass es so negativ aufgefasst wird, wenn Fakten gleich offen auf den Tisch gelegt werden. Ist doch sehr zeitsparend, wenn die Managerin gleich von Anfang an sagt, dass keine Fragen zum Privatleben beantwortet werden. Es mag etwas seltsam anmuten, das als Bedingung zu formulieren, andererseits kann das das Resultat einer schlechten Erfahrung mit undisziplinierten Journalisten gewesen sein, die diesen Punkt nicht verstehen konnten und lästig nachgefragt haben.

    Und auch ein Interview ist Kommunikation. Da macht es Sinn, wenn man sich bemüht, Kommunikationsfehler zu finden und auszumerzen. Wenn der Interviewte nach dem Vor-Ab-Lesen des Interviews sagt: „Ja, das Interview gibt meine Gedanken richtig wieder“ ist das doch nur positiv für beide Beteiligten. Und wenn er Bedenken äußert, dass etwas falsch verstanden werden könnte, tut doch der Journalist gut daran, das richtig zu stellen, oder?

    Und erst, aber wirklich erst dann, wenn der Interviewte etwas korrigiert haben will, weil es ihn unvorteilhaft aussehen lässt, erst dann ist es zulässig, von Eitelkeit oder Hybris zu sprechen. Aber das war bisher meines Wissens nach noch nicht der Fall…

  210. kein journalist verwehrt sich dagegen, missverständnisse auszumerzen. würde das gegenlesen hierfür benutzt. wird es aber in sehr vielen fällen nicht, sondern schlicht als pr-werkzeug und dem journalisten sind die hände gebunden. er kann zwar drohen, es nicht zu veröffentlichen, ansonsten darf er wie ein fischhändler um halbsätze feilschen. das ist keine spaßige voraussetzung seinen job zu machen.

  211. soweit ich weiß ist es schlicht nicht erlaubt es trotzdem zu veröffentlichen. der interviewte hat das recht an seinem wort. er benutzt die möglichkeit zum gegenlesen aber dazu, noch mal HUCH zu sagen, und auf löschen zu drücken.
    ein interview ist aber kein kaffeekränzchen mit einer freundin. da sitzt ein journalist, der macht seine arbeit, will auch etwas herausfinden und geht nach haus, freut sich, einen guten job gemacht zu haben. dann muss es zum gegenlesen und die interessanten parts sind rausgestrichen. wir werden gehalten wie kindergartenkinder. wer unter diesen umständen noch von journalismus spricht beschönigt da einiges.
    gegenlesen in der wirtschaft/politik ist wichtig, niemand will dass da 2000 steht und 20 000 gemeint war. aber in der unterhaltungsbranche ist es auch die verdammte pflicht eines „stars“ zu seinem wort zu stehen …

  212. Also mein Rechtsverständnis ist so, dass der Interviewte lediglich ein Recht an seinen wortwörtlichen Worten hat. Schreibt man das Interview als Nacherzählung des Inhalts, so hat der Interviewte keine Möglichkeit, dagegen rechtliche Schritte einzuleiten (ausgenommen Formulierungen, die üble Nachrede, Beleidigung oÄ darstellen). Und selbst wenn man in geringem Ausmaß wortwörtliche Formulierungen zitiert, sollte das rechtlich gedeckt sein. Aber ich bin kein Rechtsanwalt, schon gar nicht für deutsches Medienrecht… :-)

    Ich denke, zwischen den harten rechtlichen Grenzen und dem Sachzwang, es „sich nicht verscherzen“ zu wollen, ist genügend Platz, um einen Kompromiss für jede Situation zu finden.

  213. 248 Kommentare. Damit wurde mehr erreicht, als wenn etwas in der SZ gestanden hätte. Nun wird dieser „Skandal“ auch noch mündlich weiter getragen. Schweigen bringt vielleicht, dass EvH bald nicht mehr in allen Shows dabei ist. Er langweilt mich langsam. Früher war er sehr gut. Jetzt neigt er zum Abgedroschenen. Wie heißt es so schön:“Weniger kann mehr sein“ . Ich denke wir brauchen nicht auf EvH zu schauen. Einige Kollegen sind noch verlangender. Nur von denen wurde es nicht so bekannt.

  214. Ich arrangiere jährlich Dutzende Interviews mit Schauspielern, Regisseuren, Künstlern usw. Einige wollen „Zitate gegenlesen“ und das ist ihr gutes Recht. Die rücken gerade, was in der Textform im Vergleich zum gesprochenen Wort keinen Sinn mehr ergibt. Andere wollen das ganze Interview umschreiben. Ich habe einmal dem Schlussredakteur einer der größten deutschen Regionalzeitungen um 18 Uhr am Telefon eine neue Version diktiert. Dazu reichte die Aussage, man vertrete die Künstlerin (die in ihrem belanglosen Redefluss über die soundsovielte Folge ihrer extrem erfolgreichen TV-Reihe ein paar Worte umstellen wollte).

    Dann gibt es die Künstler, die einen „Publicist“ nach US-Vorbild haben, so wie EvH und fast alle A-Promis in Deutschland. Die wollen dann manchmal den ganzen Artikel freigeben oder das finale Layout. In dem Fall ist es ganz einfach: Gute Journalisten lehnen das ab. Die SZ sowieso, aber auch der damalige DDP, der sich diesen Stress für zwei Stunden Anfahrt und fünf Minuten mit Frau T. (lange bevor diese mehrere Millionen Kinogänger als deutsche Kindergärtnerin-next-door sedierte) einfach nicht antun wollte.

    Aber auch unter den Publicists gibt es gute Leute, die wissen, wie Journalisten arbeiten. Die haben dann auch den Mut, ihrem „Talent“ (bitte auf Englisch subvokalisieren) eine unrealistische Forderung mal auszureden. Nur irgendwann verschwinden die dann, weil sie eine bessere Position oder eine gute Nische finden. Und dann kommt wieder eine Frau H. dahergestöckelt und präsentiert den nächsten „Interviewvertrag“.

    Und die andere Seite? Gibt sich auch nicht immer Mühe. Was soll Gaby Dohm denn davon halten, wenn eine B.Z.-Praktikantin sie fragt: „Und hatten Sie in dieser Schwarzwaldklinik auch die Hauptrolle?“ Frau Dohm ist wenigstens cool und lacht das weg. Aber viele Schauspieler heuern lieber jemanden an, um sich mit so was nicht mehr rumärgern zu müssen.

    Worauf wollte ich hier eigentlich hinaus? Egal, ist ja Kommentar Nr. 251.

    Ach so, bitte nicht mehr behaupten, Amerika habe es besser! Bei den US-Publicists ist stets anzugeben: Name of publiciation, description, name of interviewer, angle of interview, size of planned coverage, publication date, what artwork are you using, will it be a cover story? Bei der Süddeutschen schreibt man als Beschreibung dann „High-brow important German daily, page 3 very renowned for big feature stories“ und hofft, dass man überhaupt eine Antwort bekommt.

  215. Ach, ich kann einfacht nicht schlafen. Die Email von Frau H. ist auch so wahnsinnig schlecht geschrieben, kein Wunder dass die SZ da abspringt.

    Wie hätte das besser laufen können?

    Erstens hätte die Managerin ihre Punkte dem SZ-Redakteur vorher am Telefon darlegen *müssen*. Sowas kann man nicht per Email einführen. Nur ein Follow-Up muss dann als Email kommen, und das könnte dann so aussehen:

    „Hallo Herr X, danke für das Gespräch. Wie besprochen verständigen wir uns auf folgende Punkte:

    1. Herr Hirschhausen möchte mit Ihnen gern über seinen Beruf sprechen und wird keine Fragen zu Einzelheiten aus seinem Privatleben beantworten. Abgesehen von dieser Einschränkung pflegt Herr Hirschhausen das offene Wort und freut sich auf ein Gespräch in gutem kollegialem Geist.

    2. Herr Hirschhausen möchte direkte Zitate in Ihrem Artikel gegenlesen und ggf. korrigieren. Wir bitten Sie, auch den unmittelbaren Kontext mitzuliefern, damit wir den Zitatezusammenhang erkennen können.

    3. Wir sagen Ihnen zu, die Korrekturen schnell und unkompliziert zu übermitteln. Dafür brauchen natürlich auch wie eine angemessene Zeit.

    Was ich jetzt am Telefon ganz vergessen habe: Haben Sie einen Fotografen dabei? Bitte geben Sie mir schnell Bescheid, damit ich mich um eine Maske kümmern kann.“

    Hätte die Süddeutsche unter diesen Vorzeichen das Interview gemacht?

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