Achim Achilles muss Fersengeld zahlen

Vielleicht ist es doch so, dass die Menge dessen, was sich über das Laufen erzählen lässt, endlich ist. Und womöglich hat allein Hajo Schumacher schon ein Vielfaches davon zu diesem Thema publiziert.

Einfach loslaufen                    .Unter dem Pseudonym „Achim Achilles“ schreibt der Publizist seit Jahren Kolumnen, veröffentlicht Bücher, lädt zum gemeinsamen Laufen, verkauft Mittelchen und Hilfsgeräte, organisiert eine ganze Community und füllt dieselben Tipps und Gedanken in immer neue Gefäße. Doch im März ist die Zahl seiner Publikationen um eins gesunken. Schumacher musste sein E-Book „Einfach loslaufen“ vom Markt nehmen. Er hatte darin nämlich auch Inhalte recycelt, die gar nicht von ihm sind.

Längere Passagen stammen, nur minimal verändert, aus dem 2005 erschienenen Buch „Joggen in Berlin“ von Jens Karraß:

Jens Karraß:
Joggen in Berlin
Hajo Schumacher:
Einfach loslaufen
Die Zauberformel für optimale Fitness: trainieren – und zwar regelmäßig. Ausdauer kommt „aus der Dauer“ – fleißigem, regelmäßigen Lauftrainings. Die Zauberformel für Fitness heißt: trainieren – und zwar regelmäßig. Ausdauer kommt „aus der Dauer“ fleißigen, kontinuierlichen Lauftrainings.
Genießen Sie es, in der Natur zu sein. Denken Sie nie an mehr, als an diesen 3 Tagen in der Woche in der Natur zu sein, sich zu bewegen. Können Sie sich an den traditionellen Sonntagsspaziergang oder an den Urlaub mit Wanderausflügen erinnern? Obwohl beides Ewigkeiten zurückliegt? Gut! Mehr müssen Sie zu Beginn wirklich nicht tun: Bewegen Sie sich an Ihren Ausdauertagen ganz locker und (fast) gemütlich in einem Tempo, wo es Ihnen eigentlich schon fast komisch vorkommt, es noch Sport zu nennen. Genieße es einfach, draußen zu sein. Denke nie an mehr, als in der Natur zu sein, dich zu bewegen. Kannst du dich an den Sonntagsspaziergang mit der Familie oder an den Urlaub mit Wanderausflügen erinnern, obwohl beides Ewigkeiten zurückliegt? Gut. Mehr musst du anfangs wirklich nicht tun: Bewege dich an deinen Ausdauertagen ganz locker, fast gemütlich, in einem Tempo, bei dem es dir eigentlich schon komisch vorkommt, es noch „Sport“ zu nennen.
Mein dritter Tipp für Sie heißt Abwechslung. Planen Sie Ihre z. B. vier Laufeinheiten der Woche im Vorfeld so, dass Sie darin den schnellen, einen etwas längeren, einen sehr lockeren und einen moderaten Lauf integrieren. Damit sorgen Sie dafür, dass ihr Körper und ihr Herz- und Kreislaufsystem regelmäßig unterschiedliche Trainingsreize erhalten. Damit es nicht langweilig wird, baue Abwechslung in dein Training ein. Bei drei Einheiten in der Woche empfiehlt sich ein schneller, ein etwas längerer und ein sehr lockerer kurzer Lauf. So sorgst du dafür, dass Körper und Herz-Kreislauf unterschiedliche Trainingsreize erhalten.
Egal welches Laufniveau Sie haben, ein Trainingslager – die Kombination aus Sport und Ferien in reizvoller Landschaft und angenehmem Klima – lohnt sich immer. Egal, welches Laufniveau du hast, ein Trainingslager – die Kombination aus Sport und Ferien in reizvoller Landschaft und angenehmem Klima – lohnt sich immer.
Schon bei Laufanfängern macht eine Fitnesswoche Sinn, viele Teilnehmer berichten von Leistungssprüngen oder von wertvollen Tipps, die jahrelanges Fehlverhalten (und damit verbundene Schmerzen oder Frustrationen) korrigieren konnten. (…) Sie sind konzentriert und werden neue Grenzen ausloten, weil Job und Alltagsstress wegfallen. Schon bei Laufanfängern macht eine Fitnesswoche Sinn. Viele Teilnehmer berichten von Leistungssprüngen oder von wertvollen Tipps, die Fehlverhalten und damit verbundene Schmerzen oder Frustrationen korrigieren. Du bist konzentriert und lotest neue Grenzen aus, weil Job und Alttagsstress wegfallen.
Kleine Trainingslager können Sie leicht selbst planen. Mieten Sie sich an der Ostsee oder in den Alpen in eine Pension ein und holen Sie sich vorher bei Ihrem Trainer oder Ihrem Lauftreff Empfehlungen, wie Sie die Tage gestalten. Das ist nicht so schwer und auch nicht teuer. Kleine Trainingslager kannst du leicht selbst planen. Miete dich an der Ostsee oder in den Alpen in eine Pension ein und hole dir vorher bei deinem Trainer oder Lauftreff Empfehlungen, wie du die Tage gestaltest. Das ist nicht so schwer und auch nicht teuer. Ein paar gute Kumpels senken die Kosten und heben die Stimmung.
Eine Super-Woche ist also immer umrahmt von lockeren Tagen davor und danach. Lassen Sie Ihren Körper die nötige Kraft sammeln, Ihre verstärkten Bemühungen während des Trainingslagers gut zu verarbeiten. Dann sind Sie auch aufgrund der größeren Entspannung in der Lage, trotz der viel höheren Belastungen mit Spaß zu trainieren. Eine Woche Trainingslager sollte immer von lockeren Tagen umrahmt werden. Lass deinen Körper die nötige Kraft sammeln, um das Trainingslager zu verarbeiten. Wer für ausreichend Entspannung sorgt, kann auch anspruchsvollere Läufe mit Spaß bewältigen.
Große Bedeutung haben Phasen, in denen Sie entweder ganz wenig laufen oder auch gar nicht. Sie geben so ganz automatisch Ihren Beinen und Muskelzellen die Chance, sich zu regenerieren. In Zeiten, in denen du wenig oder gar nicht läufst, gibst du deinen Beinen und Muskelzellen die Chance, sich zu regenerieren.
Aber ebenso wichtig ist der anschließende Reiz in die andere Richtung – nämlich langsam, wenig oder gar nicht laufen. Haben Sie Mut dazu, Sie verlieren an einem Tag nicht Ihre Form. Im Gegenteil, Sie werden sehen, wieviel besser Sie am nächsten Tag trainieren können. Es gilt: An einem Tag verliert man noch lange nicht seine Form. Im Gegenteil, am nächsten Tag läuft es sich oft besser.
Selbst zwei lauflose Wochen nach einer langen Saison gefährden Ihre Form nicht, geben dem Körper aber die Chance, die kleinen Zipperlein auszukurieren. Selbst zwei lauflose Wochen nach einer langen Saison gefährden die Form nicht, geben dem Körper aber Gelegenheit, die Zipperlein auszukurieren.
Nach besonders harten Trainingseinheiten – bei Anfängern kann das der erste 60-Minuten-Lauf sein – ist es ratsam, zu Hause ein warmes Entspannungsbad zu nehmen. Sie helfen Ihrer Muskulatur mit der erneuten Durchblutung, Abfallprodukte der Milchsäuregärung aus Ihren Muskeln abzutransportieren. Nach besonders harten Trainingseinheiten – das kann der erste Lauf über 45 Minuten sein oder die schnelle 20-Minuten Runde, ist ein warmes Entspannungsbad ratsam. Durch die erneute Durchblutung können die Abfallprodukte der Milchsäuregärung aus den Muskeln besser abtransportiert werden.
Die Abfolge: guter Trainingslauf mit persönlichem Rekord (Dauer oder Tempo), Erfolgserlebnis, warmes Bad zur Entspannung, kann Ihnen ein wunderbares Gefühl von Ausgeglichenheit geben. Sie nehmen sich nach einem tollen Sporterlebnis die Zeit abzuschalten. Für viele ist das richtiger Luxus! Die perfekte Abfolge für ein wunderbares Gefühl von Ausgeglichenheit:
– guter Trainingslauf (Dauer- oder Tempolauf) mit persönlichem Rekord
– Erfolgserlebnis auskosten
– warmes Bad zur Entspannung
Nimm dir Zeit abzuschalten, manchmal reichen schon 5 Minuten, damit du dich wieder frisch fühlst.
Eine wichtige Regenerationsphase ist der Schlaf. Der Körper stößt vermehrt Wachstumshormone aus, die die Umbauprozesse im Körper steuern. (…) Das funktioniert aber nur, wenn er genügend Zeit und Ruhe erhält. Also ganz wichtig: ausreichender Schlaf. Eine wichtige Regenerationsphase ist der Schlaf. Der Körper schüttet vermehrt Wachstumshormone aus, die die Umbauprozesse im Körper steuern. Das funktioniert aber nur, wenn er genügend Zeit bekommt. 7 Stunden sollten es mindestens sein, 8 sind besser.
Es mag für Anfänger etwas ungewohnt klingen, aber man sollte sich vor jedem Wettkampf einen Plan zurechtlegen. Der gibt Sicherheit und Spielraum. Und er hilft bei der Konzentration. Dazu gehen Sie am Vortag Ihre bisherige Trainingsvorbereitung im Kopf durch. Selbsteinschätzung: Wie sieht die bestmögliche Endzeit aus? Wie wollen Sie das Rennen angehen? Beim ersten Marathon sollten Sie verhalten planen, die erste Hälfte eher langsam ansetzen. Wenn Sie im Verlauf des Rennens merken, dass Sie Kraft haben, können Sie sich zum Ende hin nach Lust und Laune steigern. Es mag für Anfänger etwas ungewohnt klingen, aber man sollte sich vor jedem Wettkampf einen Schlachtplan zurechtlegen. Dieser gibt Sicherheit und Spielraum. Und er hilft bei der Konzentration. Schätze Dich selbst ein: Wie sieht die bestmögliche Endzeit aus? Wie will ich das Rennen angehen? Beim ersten Mal nicht zu optimistisch planen, du kannst dich immer noch nach Lust und Laune steigern.
Am Start gehen die Pferde durch. Aber bei Ihnen nicht. Sie sind cool. Denken Sie stur nur an sich, lassen Sie sich von Ihren Nebenleuten nicht irritieren. Die sehen Sie später alle wieder. Am Start gehen die Pferde durch. Aber nicht mit dir. Du bist cool. Denke stur nur an dich, lass Dich nicht von den anderen irritieren. Die siehst du später alle wieder.
Die Kunst, am eigenen Tempo und Plan festzuhalten, muss geübt werden. Ihre Renntaktik sollte auch unterschiedliches Wetter in Betracht ziehen. Ist es zum Beispiel wider Erwarten sehr warm, müssen Sie Ihre Taktik ändern können. Versuchen Sie an alle Einflussfaktoren im Vorfeld zu denken. Sie brauchen ein Repertoire von verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten – schon, um Ihre psychische Stabilität zu erhalten. Die Kunst, am eigenen Tempo und Plan festzuhalten, muss geübt werden. Deine Renntaktik sollte aber auch auf das jeweilige Wetter abgestimmt sein. Ist es zum Beispiel wider Erwarten sehr warm, musst du deine Taktik ändern können. Versuche, im Vorfeld an alle Faktoren zu denken. Du brauchst ein Repertoire von Reaktionsmöglichkeiten – schon, um Ihre psychische Stabilität zu erhalten.
Wenn Sie um Platzierungen kämpfen, wobei schon Sekunden über Glanz und Gloria entscheiden, und gegen Ihnen bekannte Konkurrenten antreten, dann müssen Sie mental besonders stark sein. Ihr eigener Plan nämlich kollidiert mit dem Ihres Gegners. Was ist, wenn der bei Kilometer 25 plötzlich anzieht? Blitzschnell müssen Sie erkennen, ob Sie ihm folgen können, da Sie selbst gut drauf sind. Oder ob Sie ihn im Moment ziehen lassen, weil Sie ahnen, dass er sich übernimmt. Wenn Du um Platzierungen kämpfst, wobei schon Sekunden über Glanz und Gloria entscheiden, und du gegen bekannte Konkurrenten aus dem Lauftreff antrittst, musst du mental besonders stark sein. Dein eigener Plan kollidiert mit dem des Gegners. Was ist, wenn der wenige Kilometer vor dem Ziel plötzlich anzieht? Blitzschnell musst Du erkennen, ob Du ihm folgen kannst, da du selbst gut drauf bist. Oder ob du ihn im Moment ziehen lässt, weil du ahnst, dass er sich übernimmt.
Spannend wird es auf den letzten zwei bis drei Kilometern. Sie und Ihr Gegner hecheln schon wild. Sie können den Rhythmus gerade noch halten. Aber das weiß Ihr Konkurrent nicht. Zum Glück. Beobachten Sie ihn. Ist er kaputt? Sieht er gut aus? Blufft er? Konzentrieren Sie sich. Atmen Sie für eine Minute extrem ruhig. Dann müssen Sie sich trauen: Setzen Sie zu Ihrer Tempoverschärfung an. Die muss beeindruckend aktiv erfolgen. Wenn Sie dann noch kurz in die Augen Ihres Gegners schauen und lächelnd übermitteln: Komm’ wir rennen jetzt mal, dann haben Sie ihn eventuell taktisch schon erlegt. Leider nur eventuell. Spannend wird es auf den letzten 1.000 Metern. Du und dein Gegner hecheln wild. Du kannst den Rhythmus gerade noch halten. Aber das weiß dein Konkurrent nicht. Zum Glück. Beobachte ihn. Ist er kaputt? Sieht er gut aus? Blufft er? Konzentriere dich. Atme Sie für eine Minute extrem ruhig. Dann musst Du dich trauen: Setze zur Tempoverschärfung an. Die muss beeindruckend aktiv erfolgen. Wenn du dann noch kurz in die Augen deines Gegners schaust und lächelnd übermittelst: Komm‘ wir rennen jetzt mal, dann habst du ihn eventuell schon taktisch erlegt. Vielleicht auch nicht
Wenn er nun doch wieder aufschließt, hilft Ihnen nur das mentale Spiel: „Das ist toll, jetzt haben wir Spaß, ich bleibe locker an ihm dran“. Konzentrieren Sie sich auf die nächsten vier Minuten, um den Kontakt nicht abreißen zu lassen. Er revanchiert sich gerade, na und? Wenn Sie es schaffen, dranzubleiben, dann kann die nächste Runde beginnen: Noch ein Kilometer bis ins Ziel, und noch einmal richtig aktiv Tempo machen. Und nicht vergessen: das überlegene Lächeln. Leider kommt dein Gegner auch zurück, seinerseits lächelnd. Wenn er wieder aufschließt, hilft Dir nur das mentale Spiel: „Das ist toll, jetzt haben wir Spaß, ich bleibe locker an dir dran“. Setze dein bestes Pokerface auf, und lass den Kontakt nicht abreißen. Er revanchiert sich gerade? Na und. Wenn Du es schaffst, dranzubleiben, dann kann die nächste Runde beginnen: Noch einmal richtig aktiv Tempo machen. Und nicht vergessen: das überlegene Lächeln.

 
Auch diverse Trainingspläne, die im Buch abgedruckt sind, stammen von Karraß.

Karraß ließ Schumacher abmahnen. Schumacher hat daraufhin die geforderte Unterlassungserklärung abgegeben und sich verpflichtet, das E-Book nicht mehr zu verbreiten und Karraß Schadensersatz zu zahlen.

Es klingt wie die Geschichte eines besonders dreisten Plagiats, doch der Fall ist komplizierter. Denn Karraß und Schumacher kennen sich und haben lange zusammengearbeitet. In dem Buch von 2005, aus dem Schumacher jetzt abgeschrieben hat, steht klein auch Schumachers Name — als Ideengeber.

Jens Karraß war Spitzensportler und arbeitet jetzt als Lauftrainer mit eigener Firma. Die Zusammenarbeit mit Hajo Schumacher geht bis ins Jahr 2003 zurück. Damals schrieben beide eine Lauf-Serie für den „Tagesspiegel“, in der prominente Läufer und ihre Lieblingsstrecken vorgestellt wurden. Schumacher protokollierte die Erlebnisse der Prominenten, Karraß gab Tipps zum besseren Laufen.

Inhalte dieser Serie bildeten dann auch die Grundlage für das Buch „Joggen in Berlin“, das auf dem Cover unmissverständlich Jens Karraß als Autor nennt. Gemeinsam tauchten beide auch auf Spiegel Online auf, wo Hajo Schumacher als Achim Achilles eine Laufkolumne schreibt. Karraß lieferte Inhalte für Schumachers Seite achim-achilles.de. Und auch als Schumacher und seine Mitarbeiter 2010 noch einmal die Inhalte neu verpackten und anreicherten, diesmal für eine Serie in der „Berliner Morgenpost“, lieferte ihnen Karraß einen Teil der Inhalte.

Es muss lange Zeit eine Zusammenarbeit gewesen sein, von der beide Seiten profitierten: Karraß lieferte Schumacher fachliches Know-How und Kontakte zu Läufern, Schumacher machte Karraß bekannt und warb für sein Unternehmen.

Doch Karraß hatte wohl schon länger das Gefühl, von Schumacher ausgenutzt zu werden. Beide hatten nicht mehr viel miteinander zu tun. Aber als Karraß sich im Januar das neue Achilles-E-Book kaufte, musste er feststellen, dass Schumacher ganze Passagen von ihm verwendet hatte, ohne zu fragen. An ein Versehen glaubt er nicht: „Ihm muss beim Schreiben klar gewesen sein, dass ihm das nicht gehört.“

Schumacher bestreitet nicht, dass die Texte von Karraß stammen. Er meinte offenbar nur, sie verwenden zu dürfen — so wie er Texte von Karraß auf achim-achilles.de verwenden durfte.

Schumacher kann nicht verstehen, dass Karraß sofort einen Anwalt eingeschaltet hat. Er hat versucht, im Nachhinein die Rechte von Karraß zu kaufen, um die Sache möglichst glimpflich aus der Welt zu schaffen. Er rechnet vor, wie lächerlich gering die Einnahmen aus dem E-Book sind: Es sei 750 mal heruntergeladen worden, was Erlösen für seine Firma von rund 375 Euro entspräche. Die Anwaltskosten übersteigen das Geld, um das es geht, mühelos.

Doch Karraß sagt, es gehe ihm gar nicht um das Geld. Es geht ihm ums Prinzip, um Schumacher und seinen Umgang mit ihm. Deshalb habe er den Anwalt eingeschaltet: „Ich wollte Augenhöhe haben.“ Karraß fragt: „Warum gibt der ein Buch heraus mit einer Kompetenz, die nicht seine ist?“

Dass Karraß sich nicht auf einen Kompromiss einlassen will — „Ich bin Leistungssportler“, sagt er, „ich will gewinnen. Wenn’s los geht, geht’s los“ — ist bitter für Schumacher, der formal im Unrecht ist. Er musste deshalb mühsam das E-Book bei den diversen Online-Händlern löschen lassen. Werbung für das nun nicht mehr erhältliche Werk steht zum Beispiel immer noch x-fach unter seinen „Spiegel Online“-Kolumnen.

Die Sache ist peinlich für Schumacher. In welchem Maß böse Absicht oder nur Fahrlässigkeit oder ein schlichtes Missverständnis dahinter steckt, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht ist es einfach so, dass in der großen Text- und Gedanken-Wiederverwertungs-Maschine, die er unter dem Pseudonym Achim Achilles zum eigenen Gewinn aufgebaut hat, ein Fehler passiert ist. Ein Fehler, der nicht hätte passieren dürfen, der aber nicht zufällig passierte.

Der Fall wirft auch in anderer Hinsicht ein Licht auf die Arbeitsweise des Marathon-Publizisten Hajo Schumacher. In einem Schreiben an den Anwalt von Jens Karraß legt er anhand von E-Mails die „tatsächliche Gestaltung der Zusammenarbeit zwischen der Achim-Achilles GmbH und Jens Karraß bzw. jk running“ dar. Dazu gehörte ein Vorschlag Schumachers, der darauf hinausläuft, seine „Spiegel Online“-Kolumne für Werbung für Karraß zu missbrauchen.

Es ging darum, dass Schumacher Karraß nicht mehr ein monatliches Fixum für seine Mitarbeit an achim-achilles.de zahlen konnte oder wollte. Als Ausgleich dafür wurde über neue Formen der Kooperation nachgedacht, die Karraß einen geschäftlichen Vorteil bringen sollten. Schumacher schrieb:

ich mache für dienstag was [auf „Spiegel Online“] über trainingspläne. verlinkung zur achilles-seite (kostenlose pläne), von da muss es dann aber schnell zu jk gehen. kann man zb gleich im vorpsann [sic] machen. „wer sich was richtig Gutes gönnen will, versucht ein persönliches online coaching.“ oder so. dann müßte man allerdings noch eine neue frage dazustellen: Was ist der Unterschied zwischen den kostenlosen plänen und dem nicht gerade billigen personal coaching?

Karraß Firma sollte also offenbar möglichst stark von Schumachers Achilles-Kolumne profitieren, indem Schumacher darin möglichst zielgenau für das warb, was Karraß anbietet, nämlich persönliches Coaching und individuelle Trainingspläne. Schumacher sollte von seiner Kolumne aus auf seine eigene Seite achim-achilles.de verweisen, von dort aus sollten möglichst viele Leute zu jk running weitergelockt werden.

Das ist vielleicht im engeren Sinne keine Schleichwerbung. Man würde sich aber als Leser doch wünschen, dass Kolumnisten sich beim Verfassen vermeintlich journalistischer Texte nicht davon leiten lassen, wie sie die Umsätze ihrer Geschäftspartner möglichst positiv beeinflussen können.

Doch mit der Freundschaft und Geschäftspartnerschaft ist es endgültig vorbei. Hajo Schumacher stichelt auf der Facebook-Seite von Achim Achilles in vielfacher Form gegen Karraß und seine Methoden. Und postet Einträge wie:

thema des nächsten achilles-e-books: peinliche, kleinliche rechtstreitigkeiten von läufern. wer hat gute beispiele? wir sammeln und haben schon ein paar knaller.

50 Replies to “Achim Achilles muss Fersengeld zahlen”

  1. Ich frage mich, ob diese unbedeutende Geschichte auch erschienen wäre, wenn es nicht um einen von Niggemeiers Intimfeinden, hier Schumacher, gehen würde.

    Manchmal habe ich echt den Eindruck, das Blog hier ist ein öffentlicher Nachbarschaftstreit.

  2. Ich kenne beide Protagonisten persönlich und finde, dass deren Niggeleien (sic!) exemplarisch für den kindisch ausgetragenen Futterneid unter Berlins Personal-, Vereins- und Hobbytrainern steht. Da wird nicht mehr gegrüßt, wenn der Trainer gewechselt wurde, da wird gedroht, geschimpft, verleumdet und gemobbt – ein echter Eitelkeitenkindergarten!
    Tatsache ist, dass Jens Karraß einem größerem (seinem Ziel-) Publikum erst durch SPIEGEL online und Achim Achilles bekannt wurde. Und Achim Achilles ist nicht der erste Geschäftspartner, der bei Jens Karraß wegen Futterneid in Ungnade gefallen ist. Pikant ist zudem, dass Jens Karraß neben (ehemals) Leistungssportler auch studierter Kommunikationswissenschaftler ist ….

  3. @Kurt
    Ich habe das Gefühl, das Bloggerei im allgemeinen immer mehr der öffentlichen Ausfechtung von Kleinkriegen dient. Wobei ich den vorliegenden Sachverhalt weder bewerten kann noch will.

  4. Urheberrechtsverletzungen finde ich grundsätzlich nicht unerheblich, egal, wer sie begangen hat. Daher ist das Thema wohl auch Meedia einen Aufmacher wert.

    Wenn ich das richtig lese, hätte es vielleicht eine Entschuldigung bei Karraß zur rechten Zeit auch getan.

  5. @Stefan – weil Kommunikation trotz Diploms wohl nicht zu Jens Karraß‘ Stärken gehört. Ein Anruf bei HaJo Schumacher hätte wohl auch eine befriedigende Klärung herbeiführen können. So drängt sich der Verdacht auf, dass hier einem Anwalt leicht verdientes Geld zugeschachert wurde, verbunden mit Rache..

  6. @Joachim: Ein Anruf von Hajo bei Jens: „Du, darf ich Deine Texte versilbern, kriegst auch 10% ab?“ Wäre ja auch nicht schlecht gewesen. VOR der Veröffentlichung des eBooks.

  7. Das ist ja rufschädigend. Ich muss darauf bestehen, in diesem Blog nicht allein von „Schumacher“ oder anderen nicht näher benannten Schumachers zu reden. Ich fordere, das langhaarige Laufgetüm mit den langen Fingern konsequent beim ganzen Namen zu nennen, um Verwechslungen von vornherein auszuschließen. Oder ist die Person frei erfunden und Ähnlichkeiten sind rein zufällig?

  8. Der Hajo Schumacher ist das perfekte Gegenbild zum Stefan Niggemeier: sportlich, telegen, beliebt.

  9. „Wo laufen sie denn? Wo laufen sie denn hin? … Wenn die sich nur nicht verlaufen, na!“ (Wilhelm Bendow, Auf der Rennbahn).

  10. Wirklich erfrischend, dass es diesen Dampfplauderer auf diese Art „trifft“, aber wie ich ihn kenne wird es wohl so laufen, dass er sich sagt: „Wie schade, dass wir hier im Leben nur solche Lektionen erteilt bekommen, wenn sie von gar keinem Nutzen sind!“

  11. Vielleicht kann mir in diesem Zusammenhang endlich mal jemand erklären, warum Spiegel online seit Jahren denkt, irgendjemand möchte diese krampfhaft unlustigen Kolumnen über eine Randsportart lesen (die einen in Berlin auch noch auf Radio1 verfolgen, morgens, wenn man sich noch nicht wehren kann). Vor allem wegen dieser Radiobeiträge befriedigt diese Sandförmchenschlacht meine niederen Instinkte.

  12. Der Werber in mir schreit die ganze Zeit: Warum muss der Niggemeier die Headline so verhunzen?

    Achim Achilles gibt Fersengeld.
    Oder noch Achim Achilles zahlt Fersengeld.
    Aber muss zahlen? Dann auch noch so schrecklich als eingesprungener Zweizeiler . . .

    Argh, meine Probleme möchte ich haben . .

  13. »Ich wollte Augenhöhe haben.« – und bekam Hühneraugenhöhe.

    apropos Höhe: Der „Höhepunkt“ der bisherigen Kommentare ist ein eingesprungener Zweizeiler
    „Der Werber in mir schreit..
    …die ganze Zeit..“
    Wie krieg ich dieses Bild aus meinem Kopf?

  14. Warum hab ich den noch nie gemocht ?
    Ich weiß es seit er mal mehrere Male
    (ich habe lediglich zwei gesehen)
    neben Nicolaus Blümchen von der B***-„Zeitung“
    sass und lachte.

  15. #17: Solange er nicht schreit: „Da werden Sie geholfen“, oder „Nimmt die Regel da auf, wo sie passiert“…

    Doch irgendwie schön, dass die Sprache noch nicht GANZ den Werbern, gehört, oder?

  16. @kampfstrampler (#13):
    Es war natürlich auch mein erster Reflex, Bendow zu zitieren. Danke, dass Sie mir zuvor gekommen sind.

    Jedes Menschen Lauf wird endlich sein, doch Erzählungen über Menschen und auch über „edle Renner“ werden es nicht sein. Aber Anleitungen zum Laufen? Puh!

    Was nix kost, dat is nix… Laufen könnte doch tatsächlich (fast) kostenlos sein. Muss mensch sich mal vorstellen. Das geht doch nicht, dass Menschen einfach so laufen- Erst eine Ausstattung in gehobener Preislage macht Sport erst richtig schön. Und die Krönung ist natürlich ein „personal trainer“.

    „Nicht errettet den göttlichen Held die unsterbliche Mutter,
    Wann er, am skäischen Tor fallend, sein Schicksal erfüllt.
    Aber sie steigt aus dem Meer mit allen Töchtern des Nereus,
    Und die Klage hebt an um den verherrlichten Sohn.
    Siehe! Da weinen die Götter, es weinen die Göttinnen alle,
    Daß das Schöne vergeht, daß das Vollkommene stirbt.
    Auch ein Klaglied zu sein im Mund der Geliebten ist herrlich;
    Denn das Gemeine geht klanglos zum Orkus hinab.“
    (Schiller)

    Ach ja, zum Thema: Auch der antike Achill war gelegentlich „Zweitverwerter“.

  17. Verehrter Zyklop, das ist mir peinlich – tschulli (spätneuumgangsdt.). Eigentlich hatte ich in dem Kontext einen mindestens genau so schönen Bendow-Text zitieren wollen: „Den könnse wetten, ich habe ganz sichere Informationen. Wenn er will, dann macht ers. Wenn nicht, dann will er gar nicht“. „Ach, dann will er nicht?“ „Wenn ers nich macht, dann hat er nich gewollt oder er konnte nich.“ „Er konnte nich? Ach, wie unangenehm“.
    Fragt sich also, wer konnte oder wollte hier nicht (sc. richtig zitieren) – was ganz unabhängig vom Geld ja ohnehin eine Frage der Redlichkeit ist (so ein klitzekleiner Hinweis auf den wahren Verf.?!, war der nicht drin, wenigstens im Impressum?). Schließlich ist Achill ja kein Ghost – im Trojanischen Krieg war so was nur Busenfreund Patroklos, der Achills Rüstung trug (ist ihm schlecht bekommen). Der antike Achill ein „Zweitverwerter“? – Ach, Sie meinen, wg. Second-Hand-Briseis. Naja, die war doch im Vorbeilaufen erworbene Beute und Wanderpokal.

  18. Vielleicht sollte man zum eingesprungenen Zweizeiler „Der Werber in mir schreit … die ganze Zeit“ mindestens „Versengeld“ erheben (wobei nicht Hühneraugenhöhe gemeint sein kann, sondern die Froschhöhe; westfäl. vers = Frosch, s. Verspohl, Froschpfuhl). Übrigens ist die Zwangsmaßnahme „Fersengeld“ rechtshistorisch eindeutig abgesichert: Der Gegenwert für eine junge Kuh („Färse“) betrug 3 oder 4 Schilling oder mehr, je nach Landesgewohnheit. Wer Fersengeld zahlte, war nicht unbedingt Schlachtflüchter; das ist eine hübsche Volksetymologie seit 15. Jh. Nein, F. war ursprünglich die Abgabe, die Unfreie oder andere Hörige (darunter auch Wenden, also Elbslawen) an ihren Herrn zahlten, z.B. bei Wiederverheiratung.

  19. @kampfstrampler: Oleinik auf Gänseblümchen? Sich mit fremden Federn oder befreundeten Rüstungen zu schmücken, kann ins Verderben führen. Wanderpokal, ja, die meinte ich.

    Apropos Pokal und so: So viele Endspiele in Berlin und Düsseldorf (sic!) in diesen Tagen. Ein Tipp für heute Abend? In jedem Fall: „Ach, ist der Rasen schön grün.“

    (zum Glück hat der Hausherr uns vor längerer Zeit ja erlaubt, etwas neben der Spur zu laufen.)

  20. […] Fuß, seit einem Jahr, und das ist nicht gut. Die Achillessehne. Jetzt tut mir anderes weh. Bei Stefan Niggemeier finde ich anderes zum Stichwort Achilles: Vielleicht ist es doch so, dass die Menge dessen, was sich über […]

  21. Der Post ist schweinelang, so dass mir beim Lesen fast die Puste ausgegangen wäre. Die Einrichtung ein HaJo-Plag-Wikis und somit Auslagerung der reinen Gegenüberstellungen wäre vielleicht sogar informativer.

    Zum Achilles-Darsteller selbst kann ich nur sagen, dass mir bei dem immer nur das Adjektiv „aalglatt“ einfällt? Warum nur??

  22. @polyphem Um die diversen Apokal(ypsen) richtig vorherzusagen, bräuchte man wahrscheinlich das Strategiehandbuch eines anderen Achilleus Taktikos, der bekanntlich das Fußballspiel (Apopoudobalia, haha! S. Festschrift M. Sammer!! „Nihil“ obstat) erfunden hat. Ich lege mich mal fest: In Berlin gibt es ein müllerseliges 2:1 für die Friesland-Niederrhein-KastilioSpätzles (Robben – Heynckes – Gomez), weil Klopp am Spielfeldrand ausrastet (den hat der milde Größenwahn doch schon längst umzingelt; s. Achilles). In Düsseldorf gewinnt die Schääl Sick (Kraft/Löhrmann/Lindner – von Mülheim über Solingen bis Wermelskirchen) gegen die hybriden Bönnscher (Röttgen), unter lebhaften Abseitspfiffen des Jolly Paul. Bleibt die Frage: WWAPD = What Would Achilles Pirate Do?
    P.S. Was ist bloß am „Fersengeld“-Artikel so lange moderationswürdig, lieber Hausherr?!?

  23. @ starkstromliesel,

    (es wird jetzt arg polemisch, aber ich konnte nicht widerstehen)

    In Erinnerung an den „Euren Kopf habt Ihr längst verloren“ Kommentarstrang, wo Sie den geplanten Diebstahl Ihres geistigen Eigentums beklagt haben, hat Ihr Kommentar #17 zu großer Erheiterung bei mir geführt.

    Stellen Sie sich schon mal auf Urteile wie „wegen Geringfügigkeit eingestellt“ ein…

  24. Mir gefällt nicht, dass der Artikel in den ersten (gefühlten) zwei Dritteln in die Irre führt. Die sehr lange Gegenüberstellung von Textpassagen suggeriert, dass hier ein Plagiat vorgeführt wird.
    Aber, und das kommt dann ja auch explizit: Schumacher bestreitet nicht, dass es sich um die Karraß-Texte handelt. Insofern ist die Gegenüberstellung doch nur eine Studie darüber, wie Schumacher einen fremden Text sprachlich überarbeitet – und damit recht überflüssig, oder?

  25. @Katja: Wenn doch so klar ist, dass es sich um die Karraß-Texte handelt, warum „überarbeitet“ Schumacher dann die Texte sprachlich? Eine solche Verschleierung ist bei klarer Urheberschaft und vorhandener Einwilligung des Originalautors doch gar nicht nötig.

  26. @31 Ach ja – und warum dann Unterlassungserklärung und Wiedergutmachungsangebot, wenn so gar kein Unrechtsbewußtsein nachträglich sich eingestellt hat?! Bis zur Abmahnung und den nachfolgenden Querelen mußte doch jeder unbedarfte Dritte annehmen: Wo Nutella draufsteht, ist auch Nutella drin.

  27. @32,33. Mein Punkt ist ja gar nicht, dass es keine Geschichte ist. Es ist nur nicht die Geschichte eines klassischen Plagiats, die der Artikel lange Zeit suggeriert. Dass Schumacher offenbar nicht selbst recherchiert und nicht eigene Ideen, sondern die anderer verbreitet, und dass er seine Kolumne dazu nutzt, um PR für Dritte zu machen, finde ich ohnehin viel interessanter.

  28. @kampfstrampler: Gelb-Schwarze Nacht. „Float like a butterfly, Sting like a bee“ (Biene Maja, aka Muhammad Ali) Ich habe es sehr genossen.

    @Katja: Können Sie mir bitte den Unterschied zwischen einem klassischen und einem „unklassischen“ Plagiat erklären? Ich bin an Klassik sehr interessiert.

  29. @ 35: Mit Klassiker meinte ich ein Plagiat, bei dem versucht wird, sowohl den Originalautor als auch den Leser zu täuschen. Bei Schumachers leichten Abwandlungen eines Karraß-Textes handelte es sich wohl kaum um den Versuch, Herrn Karraß darüber zu täuschen, dass es sich um seine Texte handelte. Aber nochmal: Mein eigentlicher Punkt ist der, dass ich es formal von Herrn Niggemeier nicht geschickt fand, die Textpassagen so ausführlich darzustellen. Hätte er in zwei, drei Sätzen geschrieben, Schumacher habe nur kleine Änderungen an Karraß‘ Texten vorgenommen, wäre das wohl ausreichend gewesen. Ich habe mich aber ein klein wenig verschaukelt gefühlt, als es nach den gegenübergestellten Passagen heißt, man könnte an ein besonders dreistes Plagiat denken. Dachte ich bis dahin auch.

  30. @36 Diese Ihre Interpretation von „Klassik“ fußt auf einer ziemlich fragwürdigen Gleichsetzung von „täuschen“. Der Autor der Originalpassagen wird ohne sein Wissen vom Textbeuter vielmehr „erleichtert“, und zwar zunächst ohne Äquivalent dafür („Raub“ sage ich jetzt mal nicht – das hat schon Goethe übertrieben polemisch formuliert; aber bitte, ein plagiarius ist nunmal ein Strandräuber, historisch gesehen). Der Leser hingegen soll die stillschweigend „geborgte“ Reputation des Textes dem Zweitverwerter zurechnen – hier rast Achill eben fremdgefiedert.

  31. @36 Ach ja, und die mehrfach beanstandete Länge der „geborgten“ Textpassagen ist aus dramaturgischen Gründen unerläßlich. Zählt man karg numerisch nur die Zeilen auf, täuscht sich der Leser leicht über den konkreten Vorgang der Textentwendung hinweg. Authentische Synopse wirkt nachdrücklicher.

  32. @ Robert
    Sie werden lachen, aber ich musste mich werblich wirklich mal mit der premenstruellen Phase der aktiven Frau ab 30 befassen…

  33. @ starkstromliesel,

    Hm… Es sollte eine Aussage über die von mir angenommene Schöpfungshöhe Ihres geistigen Eigentums werden.

    Nicht zuletzt deshalb, weil ich meine, im jüngsten Beitrag die Ankündigung einer baldigen zweiwöchigen Kommentarschließung herauslesen zu können, können wir es vielleicht dabei belassen: Ich wollte Sie ärgern (was das über meine geistige Reife aussagt, ist natürlich ein anderes Thema), und das ist gründlich schief gegangen.

  34. @Olyy
    können wir dabei belassen. Aber wenn Sie meine Kommentare zum Urheberrecht vollständig gelesen hätten, wüssten Sie, dass ich neben meiner Tätigkeit in der Werbebranche auch als Autor arbeite. Dennoch sind auch die Ergebnisse einer Werbetätigkeit in meinen Augen genau so urheberrechtlich schützenwert, wie der Rest des künstlerischen Schaffens. Und nicht nur im Sinne des eigenständigen Verhandelns über die Nutzungsrechte, wie ich es früher mal ausgeführt habe. Auch im Bereich der Produkpiraterie, die ja auch Bestandteil von Acta ist, gibt es da noch viel zu tun. Was meinen Sie wie viele Werbeagenturen die Ideen und Kampagnen anderer Werbeagenturen oder Künstler klauen? Da wurden schon Preise an Kampagnen vergeben, die sich später als abgekupfert herausstellten. Diese Piraterie findet täglich statt wird in meinen Augen viel zu wenig und zu lasch verfolgt, weshalb ich eher für eine Verschärfung der Gesetze speziell im Bereich Plagiate, Produktpiraterie etc. bin. Wie sagte schon vor 15 Jahren ein Agenturchef : Lieber gut geklaut als schlecht selbst gemacht. Von Unrechtsbewusstsein auch da keine Spur.

  35. Ich hatte Ihre Kommentare vollständig (und mehrfach) gelesen und mir war Ihre Autorenarbeit bewusst. Es ging aber auch gar nicht darum, Werbern im Allgemeinen Schöpfungshöhe abzusprechen (der uralte Slogan eines Herstellers von Zigarettenpapier („Weil sich’s um Ihren Tabak dreht“) ist geradezu grandios), sonderm Ihrem Verbesserungsversuch der Überschrift.
    Aber je länger ich darüber nachdenke, um so weniger kann ich mich von der Notwendigkeit meiner Entgegnung überzeugen, also… wie gesagt… ich dachte ich hätte einen Riesenbrüller auf Ihre Kosten gemacht, hat aber offensichtlich nicht hingehauen. Ich probier’s demnächst mal wieder…

  36. . . . das wird dann auch klappen. Denn in der Regel biete ich eine große Angriffsfläche. Komme übrigens gerade von einer Agentur, die mir stolz! erzählt hat, dass sie die Kampagne, die ich ihnen vor einem halbem Jahr für den Kunden A entwickelt habe, jetzt auch einem Kunden B verkauft hat. Was haben die geschaut, als ich ihnen ein paar Takte zu Verwendungsarten, Urheberrecht, Nutzungsrechte etc. gesagt habe . . .Morgen wird nachverhandelt . .

  37. Die Seppels von SPON schwadronieren wieder was von exorbitanten Kursstürzen nach der Neuwahlentscheidung der Griechen, während der DOW aktuell ein halbes Prozent im Plus liegt und der DAX gerade folgt

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/boerse-neuwahlen-in-griechenland-sorgen-fuer-kurssturz-a-833345.html

    Wirtschaft und Finanzen kann Spon wirklich nicht. Erinnert mich an die Deutsche Bank Absturz Story als die Aktie Ex-Dividende gehandelt wurde. Sie erinnern sich Herr Niggemeier?

  38. Also in dieser Kommentarspalte sind wieder so viele gelungene, lustige Sätze und Redewendungen, die muß ich mir gleich für mein geplantes E-Book kopieren. Grins.

  39. Wäre ein Plagiat in einem derart starken Ausmaß in einer Doktorarbeit aufgetaucht, würde dem Autor sein Doktorgrad entzogen werden, das Ganze übrigens zu Recht. Selbst bei Eigenzitationen gibt man dort die Quelle an. Der Promovierte wäre in einem vergleichbaren Fall auch seine Reputation los. Man vergleiche dazu einfach mal die gegenwärtige Diskussion um Frau Schavan bei ihrer 30 Jahre alten Doktorarbeit (der Fall ist übrigens meiner Ansicht dort verjährt).

    Was mich stört: Mit dem Einstampfen des Buches und einer Abmahnung ist anscheinend bei einem Journalisten die Sache erledigt. Berufsrechtliche Konsequenzen hat das anscheinend nicht, die Reputation wird anscheinend auch nicht geschädigt.

    Es ist irgendwie traurig, dass anscheinend bei der schreibenden Zunft die Übernahme von fremden Texten völlig okay zu sein scheint.
    Mir fällt das auch ab und wann dann auf, wenn man auf sueddeutsche.de einen Artikel liest und dann auf SPON taggleich einen nahezu ähnlichen Artikel mit denselben Formulierungen liest. Quellenangaben sind anscheinend überflüssig, wenn überhaupt wird als Quelle „DPA“ oder „Internet“ angegeben. Aber dann beim nächsten „Plagiatsfall“ eines Politikers (oder seiner Tochter) mal wieder Zeter und Mordio schreien und die unsichere (da anonyme) Quelle VroniPlag zitieren.

  40. Was passiert, wenn Journalisten nicht sauber recherchieren, sondern ihr Wissen aus Wikipedia beziehen, zeigt dieser Artikel:

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/verdacht-auf-boersenbetrug-ramschaktie-stieg-um-1000-prozent-a-834197.html

    Da wird mal frech behaupt, dass Scalping als das Vorgehen bezeichnet wird, mit dem Pennystocks künstlich gepusht werden. Steht so in Wikipedia. Leider ist der Eintrag falsch. Das im Artikel beschriebene Vorgehen heißt pump and dump und Scalping ist eine Handelsstrategie bei der versucht wird in kürzester Zeit (wenige Tics) schnelle Trades mit hohem Volumen durchzuführen. Die Gewinnspanne liegt dabei oft nur im Pennybereich, aber das Volumen machts.

  41. kampfstrampeler: „Ich lege mich mal fest: In Berlin gibt es ein müllerseliges 2:1 für die Friesland-Niederrhein-KastilioSpätzles (Robben — Heynckes — Gomez), weil Klopp am Spielfeldrand ausrastet (den hat der milde Größenwahn doch schon längst umzingelt; s. Achilles)“

    gut, dass ich mich auf solche internet-tips nicht verlasse.
    sonst hätte ich viel geld bei intertoto verloren.
    das spiel war schön, und der größenwarnsinnige klippi klopp war garnicht so ausrastend. komisch… :)

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