Anke Engelke

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Man vergisst irgendwann, wie ungewöhnlich es ist, dass ausgerechnet
Anke Engelke auf dieser Bühne steht: eine Sat.1-Frau als Gesicht der wohl wichtigsten Show des Ersten Deutschen Fernsehens seit vielen Jahren. Man vergisst es, weil man sich beim besten Willen niemanden vorstellen kann, der hier an ihrer Stelle stehen sollte. Sie wirkt wie die geborene Moderatorin des Eurovision Song Contest, selbst wenn das eher wie ein Fluch denn wie ein Kompliment klingen mag.

Sie hatte — bei den Proben, den Halbfinalen und dem sogenannten „Jury-Finale“ am Freitagabend, auf dessen Grundlage die Juroren in den 43 Ländern ihre Punkte abgeben — neben Judith Rakers und Stefan Raab eine fast unerhört gute Laune. Sie schaffte es scheinbar mühelos, die Rolle der würdevollen Gastgeberin mit Momenten des Slapstick oder auch nur des Augenzwinkerns zu mischen. Sie erstarrte nicht auf dieser großen Bühne mit dem engen Ablauf-Korsett, sondern erspielte sich kleine Freiräume, in denen sie ihre Begeisterung für diesen Wettbewerb zeigen konnte. Sie tanzte ausgelassen albern zu den Titeln, die es ins Finale schafften, und konnte spontan den italienischen Beitrag singen, als der (zufällig bestimmt) in der Generalprobe gewann. Sie jonglierte mit Namen und Sprachen, Haltungen und Rollen. Und wenn es nötig war und zum Beispiel eine Schaltung nicht funktionierte oder einer der Menschen, die die Punkte verlasen, sich im Versuch witzig zu sein verhedderte, konnte sie auch ein geduldiges Standard-Moderatorinnen-Lächeln einrasten lassen. Wer weiß, vielleicht hat sich da die Erfahrung als Volksmusikmoderatorinnenparodie Anneliese Funzfichler sogar ausgezahlt. Es ist jedenfalls ein großer Schatz an Charakteren, aus dem sie da auf der Bühne schöpfen kann. Dazu kommt offensichtlich noch das ganz eigene, private Fantum.

Sie scheint sich so zuhause zu fühlen auf dieser Bühne, dass man sich fast mit Gewalt daran erinnern muss, dass sie — anders als eben ihre Anneliese Funzfichler — gar nicht schon seit Jahrzehnten dauernd als Gastgeberin großer Fernsehshows auftritt. Warum ist das eigentlich so? Wieso hat diese Frau keine eigene Samstagabendshow, in der sie prominente und nicht-prominente Gäste empfängt und mit ihnen singt und herumalbert, mit Glamour und großer Pose, aber auch den komödiantischen Brüchen, die eine solche Rolle heute bräuchte?

Sie müsste sofort für Gottschalks Nachfolge bei „Wetten dass“ verpflichtet werden — außer, dass das natürlich ein Job ist, den man womöglich gar nicht haben möchte. Vielleicht könnten wir uns für den Anfang und darauf einigen, dass sie jetzt jedes Jahr den Eurovision Song Contest moderiert. So als Mindestforderung.

35 Replies to “Anke Engelke”

  1. Engelke Anke viel gut sein. Und das nicht gerade erst seit gestern. Talentiert, fähig, hat Humor, und ist vollends in der Lage, sich selbst kein Stück ernst zu nehmen. Das sind eigentlich die Merkmale eines grossen Entertainers. Entertainerin.

  2. Ich konnte es ehrlich gesagt irgendwann nicht mehr hören: Anke Engelke ist lustig, spricht gut Englisch (und Französisch) und kann singen. Damit hat man schon vor Jahren bedauert, dass ihre eigene Fernsehsendung eingestellt wurde.

    Mein Problem ist nur: Auf den Videoschnipseln, die ich mitbekommen habe, sehe ich Anke Engelke, wie sie in Pausen lustig ist, gut singt und bei den Moderationen gut Englisch (und Französisch) spricht. Stimmt also alles.

  3. Christoph #5:

    Es ist m.E. auch nicht sicher, ob Anke selbst mit einer Dauer-Rolle als Gastgeberin einer Show wirklich glücklich wäre. Sich selbst zurücknehmen, die wissbegierige und gerne zuhörende Gastgeberin auch bei Nichtgefallen zu mimen, ist etwas völlig anderes als Comedy, Ladykracher oder auch ESC.

    Sie hat sicherlich eine größere Show verdient. Aber das sollte ihr auf den Leib geschneidert werden, es sollte wirklich zu ihr passen. Das Schlimmste, was man Anke E. antun könnte, wäre sie in ein Zwangskorsett zu stecken. Harald Schmidt, als er noch klasse war, ist ja mit „Verstehen Sie Spaß“ auch grandios gescheitert.

    Das ist eines der großen Probleme bei ARD und ZDF: sie haben bis heute nicht wirklich verstanden, dass man ein Konzept – wie gut auch immer – nicht lediglich einem Moderator überstülpen kann. Das Konzept hat sich stark der Hauptrolle anzupassen – dafür aber mangelt es leider vielen Funktionsträgern an Dienstleistungsmentalität (ÖR) und/oder Flexibilität.

    Ich hab mich übrigens in Anke E. schon verliebt, als sie mit ihrer Band vor vielen Jahren in Köln abrockte. Tolle Frau.

  4. Engelke ist meiner Auffassung nach wie Conan O’Brien. Als er gefeuert war und entspannt, waren die letzten Folgen seiner Late Night Show auf NBC absolut Bombe. Es hat Spaß gemacht, zuzuschauen, genau wie damals bei Anke Late Night als klar war, dass es jetzt alles bald vorbei ist.

    Warum ich mir ihre Sendungen aber nicht entspannt angucken kann sind diese Momente, wo es nicht gut ist. Wenn ich „cringe“. Ich will es eigentlich nicht Fremdschämen nennen denn Engelke ist nicht peinlich in diesen Momenten. Sie verzieht nur so komisch das Gesicht und dann verzieh ich es selbst und mein Nacken verkrampft sich und man möchte irgendwie gar nicht hingucken. Wenn sie einem Talk-Gast eine Frage gestellt hat wo man merkt, dass der Gast denkt „Warum fragt sie sowas?“…

    Bei ihr ist es einfach so dass glaube zu wissen, dass sie arbeitet wie ein Tier für jede Sendung, sich vorbereitet, sehr intelligent ist. Eben nicht die Art von „Fremdschämen“ wie bei Elstner oder Gottschalk. Aber halt auch diese Momente wo man merkt, dass die Chemie zwischen ihr und dem Gast nicht gepasst hat. Ich kann mich genau dran erinnern dass ich damals quasi schon aus Trotz „Anke Late Night“ geguckt habe, während sie im Feuilleton verrissen wurde.

    Es ist wirklich schade drum. Wenn es eine Garantie gäbe, dass sie immer so entspannt wäre, dann wäre „Anke Late Night“ nie gestorben.

    Craig Ferguson hat am Anfang auch schreckliche Sendungen gemacht und heute hat er sein Format gefunden und ist unglaublich entspannt, intelligent und witzig. Vielleicht wenn Anke Nachts um 0:30 Uhr ihre Sendung gehabt hätte, wäre es genau wie bei Ferguson am Ende alles gut gegangen und sie hätte auch so grandiose Interviews geführt wie Craig mit Desmond Tutu oder Stephen Fry.

    Es ist wirklich zum heulen.

  5. Empfehle hierzu spontan „Wie war dein Tag, Liebling?“ auf SWR3 mit Kristian Thees. Gibt es auch als Podcast. Lustig und informativ, was will man da noch mehr? Nix.

  6. Im Prinzip möchte ich Anke für Ihren Auftritt auch den ganzen Tag nur knuddeln. Sie war von Anfang an die einzige und richtige Wahl für die Aufgabe.
    Wenn… ja, wenn da nicht die Abmahnung ihrer Anwälte gewesen wäre, die der Anfang vom Ende eines mir (und manchen Anderen) sehr wichtigen Internetprojekts gewesen wäre. Gut, die letzte Konsequenz war sicherlich nicht ihre Absicht, aber trotzdem hat ihr Ansehen bei mir leider leichten Schaden genommen.

  7. Gibt es eigentlich irgendwann noch einen weiteren Kommentar zu Herrn Somuncu? Eine wirkliche, argumentative Auseinandersetzung hat dieser ja nun gestartet. Nun wäre es an der Zeit selbst Argumente zu bringen und nicht, wie bisher, beleidigte Vorwürfe.

  8. Weiß eigentlich jemand, wie Anke Engelke im Ausland angekommen ist? Fanden die Zuschauer/Kritiker anderer Länder sie auch so gut?

  9. Nachtrag: überhaupt, hab ich nirgendwo ein internationales Presse-Echo gefunden. Hat die deutsche Variante des ESC (bombastisch, lustig, Engelke) für ein besseres Image beigetragen oder fanden es einige zu bombastisch und perfekt?

  10. @13, Afropeter: Also toll bei solchen Hinweisen wäre es ja, wenn die Tippgeber auch gleich einen Link dazu liefern oder wenigstens kurz sagen würden, wo und wie denn jmd. eine argumentative Auseinandersetzung gestartet habe.

  11. @Ali Schwarzer: Siehe oben, Kommentar Nr. 3. Obwohl ich fand, dass Somuncu in dem Interview recht sympathisch und vernünftig rüberkommt, weiß ich allerdings auch nicht, was er darin Neues sagt, das hier im Blog noch nicht durchgekaut worden wäre und wozu S.N. sich noch nicht geäußert hätte. Und wieso hat jetzt Somuncu die Auseinandersetzung „gestartet“ und nicht S.N. mit seinem Teletext?

  12. OT: Danke für den Hinweis, Sebastian. Das oben verlinkte Video zeigt in der Tat nichts neues. Ich bin doch überrascht, wie man «Lobby-Echauffage» als Argument heranziehen kann. Der Herr argumentiert genau wie all die anderen, die diskriminierten Gruppen, die sich darüber beschweren, sagen, andere Gruppen würden auch diskriminiert. Fehlt nur noch ein gepflegtes «Also halt die Fresse». *augenroll*

  13. @Ali: Was soll Somuncu da auch „neues“ sagen? Das, was Somuncu dort sagt, wurde Stefan bereits von zahlreichen Kommentatoren „erklärt“, woraus man schließen muss, dass Somuncus Programm von den meisten Leuten verstanden wird.
    Stefan will es nicht verstehen, er will auch nichts von Metaebenen wissen, er argumentiert auch nicht. Deswegen werden wir hier auch nichts mehr zu diesem Herren lesen, vermute ich mal.

  14. @Kai: Von „zahlreichen Kommenatoren“ in einem Blog auf „die meisten Leute“ schließen muss man nicht nur nicht, sondern kann man nicht. Dass ein Standpunkt zahlreich erklärt wurde, heißt außerdem nicht, dass der Gegenstandpunkt deswegen falsch sein muss oder der andere nicht verstanden wurde. So viel zum Thema Argumentieren.

  15. Also, da ist sie nun , die Überfrau…
    Ich kenne sie nur noch aus ihrer eher peinlichen Slapstickshow… Ladykracher
    So, wie ich da über haarsträubende Anzüglichkeiten lachen sollte, kann ich sie mir denn tatsächlich auch als Moderatorin für eine große Abendshow im Fernsehen vorstellen – wenn das denn alles ist, worüber Deutschland lachen soll und kann….
    Sicher, es ist nicht einfach, den einmal an einem Sender verkauften Humor aufrecht zu erhalten, noch ihn zu steigern, doch ständig nur über gegen null tendierenden , sexistischen Witz lachern zu sollen, ist bestimmt nicht meine Welt.
    Da kann ich nur fragen:
    Wo sind sie alle hin, die Größen der Samstagabendunterhaltung :-(
    Und werden wir sie eines schönen Tages wieder haben?
    Nö, ich finde Anke scheisse

  16. @numerus:
    „Wo sind sie alle hin, die Größen der Samstagabendunterhaltung“

    Frank Elstner? Peter Frankenfeld? Oder meinst Du gar Rainer Süß?

  17. Also, ich gehe AUCH wegen dieser Leute nicht zum Lachen in den Keller…
    Anders, als bei den heutigen sog. Komödianten. Wer darüber laut lacht, weiss offensichtlich nicht, was Pointe bedeutet.

  18. 24, numerus C.:

    Wenn Sie uns nun noch mit einer fundierten Untersuchung sagen könnten, was Pointe bedeutet, hätten wir was zum Lachen.

  19. @20: *seufz*

    @ Topic:

    „Wieso hat diese Frau keine eigene Samstagabendshow, in der sie prominente und nicht-prominente Gäste empfängt und mit ihnen singt und herumalbert, mit Glamour und großer Pose, aber auch den komödiantischen Brüchen, die eine solche Rolle heute bräuchte?“

    Hatte sie doch?! Und die Sendung war scheisse.

    Ach ja, Engelke über social media:

    „Ich twitter nicht, ich bin nicht bei Facebook. Ich lehne das alles ab. Ich finde das alles total schrottig und verfluche den Tag, an dem dieser ganze Dreck kam. Es lenkt vom Wesentlichen und vom sozialen Miteinander ab. Das ist für mich totale Zeitverschwendung“

  20. @ Sebastian

    Zitat: „Ich kann mich genau dran erinnern dass ich damals quasi schon aus Trotz „Anke Late Night” geguckt habe, während sie im Feuilleton verrissen wurde.“

    … ging mir genauso. Wie bescheuert muß man eigentlich sein, sie ständig mit der Sendung „Harald Schmidt“ zu vergleichen, nur weil sie den Programm-Platz übernommen hat? Und wenn schon: Von ihren Interviews mit Weltstars hätte auch der damals noch immer vom Feuilleton extrem überschätzte Herr Schmidt eine Menge lernen können, dem man ja oft ansah, wie er ins Schwitzen geriet, wenn da mal wieder keine dankbare, pflegeleichte Jasmin Tabatabai neben ihm saß, sondern jemand wie zum Beispiel Robin Gibb, den die ganze Welt kennt.

    Anke Engelke hingegen sah das alles viel lockerer – was nicht nur an ihren sehr viel besseren Englisch-Kenntnissen lag. Es ist ein Jammer, daß sie am Schluß dann doch vor der täglichen Hetze gegen sie kapitulierte. Man muß es leider sagen: Am Ende hatte die Kampagne – vor allem von unserer „Lieblingszeitung“ – gesiegt. Gäbe es einen „Grand Prix der schäbigsten Berichterstattung“, hätte sich BILD damals glatt 12 Punkte verdient.

  21. Ich dachte Herr Niggemeier hätte sie damals ins Abseits befördert. Haben Sie doch mal irgendwo geschrieben, dass ihr Verriss den Ausschlag gab die Sendung zu beenden, Herr Niggemeier?

    Deswegen ja auch ein bißchen schlechtes Gewissen, oder? Geben Sie es zu.

  22. @ Martin #28

    … wie bitte? Stefan Niggemeier soll sich irgendwann irgendwo angemaßt haben, mächtiger als BILD zu sein? Bevor Sie mir dafür keine stichhaltigen Beweise liefern, halte ich die Behauptung für absoluten Quatsch.

  23. @19, Kai: Es wurde behauptet, dass Somuncu eine argumentative Auseinandersetzung gestartet habe. Die aber kann ich nicht erkennen. Er bringt eigtl. nur einen Aufguss alter, na nennen wir es mal so, Argumente, wie etwas das mit der Lobby-Echauffage. Dazu habe ich ja oben schon was geschrieben.

  24. @ Ali Schwarzer

    Die argumentative Auseinandersetzung Stefan Niggemeiers mit dem Thema besteht worin?

  25. Anstatt abzulenken, könntest du uns doch mal erzählen, worin nun gerade Somuncus argumentative Auseinandersetzung, vielmehr, deren Start besteht.

  26. @theo
    ihr lacht doch offensichtlich über jeden Sch….
    Da muss ich doch nicht noch dazu beitragen, oder?

  27. völlig überschätzt die Frau. Und wer vergeudet schon einen samstagabend mit Schlagergucken?

  28. Schließe mich den beiden letzten Kommentaren restlos an. Ich habe mehrfach und in jeweils guter Absicht versucht, Sendungen von Anke zu schauen. Die Witze, die sie gebracht hat, sind nicht lustig. Und ich lache wirklich über jeden Sch**ß. Geht nicht, geht einfach nicht. Habt Ihr Euch schon mal bei Olaf Schubert gekringelt? Fast Pipi gemacht vor Lachen? Dagegen ist Anke – ein Witz *Brüller* ;-)

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