ARD-Aktion „BILDstörung“

Die ARD ist bereit, im Kampf gegen die „Bild“-Zeitung zum Äußersten zu gehen. Wenn das Blatt mit seiner erwarteten Anti-ARD-Kampagne beginnt, droht der WDR, mit einer täglichen einminütigen Comedy auf 1Live zu antworten. Titel: „1LIVE — Brüllt dir deine Meinung“. Zwei Folgen der Reihe, die „satirisch den Alltag in der Redaktion“ zeigen soll, sind nach internen Angaben bereits fertig; weitere würden dann kurzfristig realisiert.

Er ist in mancher Hinsicht furchteinflößend, der Themenplan der „Redaktion BILDstörung“, die den publizistischen Gegenangriff der ARD-Anstalten koordiniert. 30 Themen umfasste er, Stand letzte Woche, wobei nicht alle gleich originell sind.

Viele Beiträge sind — bis auf Statements von „Bild“, die dann noch eingeholt werden würden — bereits fertig produziert, darunter:

Zum Konzept der Operation „BILDstörung“ gehört auch Eigenlob. Ein Beitrag des NDR lässt unter anderem einen „Roger Wilhelmsen“ zu Wort kommen, der die Orchester und Chöre der ARD rühmt. Ein weiterer Bericht behauptet, dass die umstrittene „Tagesschau-App“ „in Wahrheit kein Geld extra“ koste. In dem Kampf gegen die App sieht die ARD offenbar den Anlass für „Bild“, bei ihrem regelmäßigen ARD-Bashing in diesem Jahr besonders heftig zuzuschlagen. Ein anderer geplanter „BmE“ (Beitrag mit Einspielern) soll erklären, warum die „Verlegerträume vom Geldverdienen mit der App platzen könnten“.

Die ARD hat sich intern verboten, von einer „Kampagne“ und entsprechend einer „Gegenkampagne“ zu sprechen. Immerhin dementiert der Senderverbund inzwischen nicht mehr, dass es solche Planungen gibt, wie sie es Anfang der Woche noch getan hatte. Am Dienstag zitierte die „Berliner Zeitung“ aus Papieren der „virtuellen Medienredaktion“, die die ARD gegründet hatte, und pulverisierte damit die offenkundige Strategie von ARD-Sprecher Stefan Wirtz, das Thema mit einer Mischung aus Schweigen und Leugnen zu erledigen — sowie mit der erstaunlichen Argumentation, es sei ganz normal, Anfragen an die Pressestelle an die hauseigene Medienredaktion zu weiterzureichen.

Wolfgang Schmitz, der Hörfunkdirektor des WDR, nennt die detaillierten Themenpläne ein „Brainstorming von Redaktionskollegen“. Nichts davon sei bereits zur Sendung freigegeben; kein einziger Beitrag liege auf Halde bereit. Der Umfang der Anfragen von „Bild“ in den vergangenen Wochen deute darauf hin, dass „Bild“ „nicht nur einen Einspalter“ plane. „Wir wären schlecht beraten, wenn wir uns nicht darauf einstellen würden.“ Man bereite sich vor, wie man auf Themen reagieren könne, die offensichtlich bei „Bild“ in der Recherche sind. Und all das stehe unter dem Vorbehalt, dass es zu einem solchen Angriff von „Bild“ überhaupt komme.

Aber wenn er kommt, reiche es nicht, darauf nur mit Pressemitteilungen zu antworten; man müsse natürlich auch im Programm reagieren. Schmitz sagt, er habe eine „Einladung“ an die Medienredaktionen ausgesprochen, sich Gedanken zu machen. Aber es gebe „kein angeordnetes Programm mit vorgegebenem Ergebnis“. Dazu würde sich auch kein ARD-Redakteur hergeben, auch nicht im Auftrag des Hörfunkdirektors. „Wir instrumentalisieren keine Journalisten für Kampagnen, die einem Unternehmensziel dienen“, beteuert Schmitz.

Die redaktionellen Standards würden durch eine solche koordinierte Aktion nicht außer Kraft gesetzt — selbstverständlich müsse zum Beispiel die Gegenseite gehört werden. Schmitz sagt, er werde sich an den tatsächlichen, gesendeten Beiträgen messen lassen. Aber die Vorbereitung solcher Maßnahmen sei noch kein Kampagnenjournalismus.

Das mag nicht ganz falsch sein. Und doch ist die Aufweichung einer klaren Grenze zwischen Unternehmenskommunikation und Medienjournalismus ein prinzipielles Problem. Tatsächlich aber kann die ARD in der Reaktion auf die erwartete „Bild“-Kampagne Punkte machen, wenn sie es schafft, sich nicht in eine Schlammschlacht zu stürzen, sondern journalistisch angemessen und, ja: unabhängig über die Vorwürfe, ihre Berechtigung und ihre vermuteten verlagspolitischen Hintergründe zu berichten. Das mit der Unabhängigkeit ist schon unter normalen Bedingungen schwierig und mit einer solchen Vorgeschichte wie hier fast unmöglich. Es sei denn, die Verantwortlichen insbesondere um die ungeschickte ARD-Vorsitzende Monika Piel lernten etwas aus der (auch internen) Aufregung um ihr Vorgehen.

Übrigens hat der RBB in seinem Politmagazin „Kontraste“ gestern gezeigt, dass es möglich ist, in eigener Sache unvoreingenommen und fair zu berichten: Selbst Springer-Außenminister Christoph Keese war zumindest als Privatperson einigermaßen zufrieden mit dem Beitrag über den Kampf um die „Tagesschau“-App. „Es verlangt Mut, als Journalist über das eigene Haus zu berichten und dabei auch Kritikern angemessenen Raum zur Stellungnahme zu geben“, bloggte er. Was vermutlich auch der Grund ist, weshalb es etwa bei der „Welt“ niemand tut.

Nachtrag, 23.00 Uhr. Die ARD leugnet nach wie vor. Gegenüber „Spiegel Online“ sagt Sendersprecher Wirtz, die ARD plane keine Gegenkampagne gegen „Bild“. Das Papier (das detailliert Themen, Autoren, Gesprächspartner, den aktuellen Recherche- oder Produktions-Fortschritt, das Fertigungsdatum und den verantwortlichen Sender nennt) sei bloß Ergebnis eines Brainstormings. Keineswegs habe man die Produktion der Beiträge daran geknüpft, dass in der „Bild“ die erwartete Artikelserie zur ARD erscheine, sagt er — in direktem Widerspruch zur Aussage von Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz mir gegenüber.

Ich wette, er liebt Magritte.

68 Replies to “ARD-Aktion „BILDstörung“”

  1. Es sei denn, die Verantwortlichen insbesondere um die ungeschickte ARD-Vorsitzende Monika Piel lernten etwas aus der (auch internen) Aufregung um ihr Vorgehen.

    Falls jemand damit rechnet: Ich nehme Wetten zu sehr attraktiven Quoten entgegen.

  2. Im Sinne der Ausgewogenheit sollte der WDR lieber nicht Stefan Niggemeier einfach nur interviewen, sondern ihn ein Streitgespräch mit Moshe Zoppesmur führen lassen.

  3. Kommunikationstechnisch ist es doch interessant, wie sich die ARD diesbezüglich selbst gibt und wie sehr dann wiederum diese Nichtkampagne das journalistische Umfeld anstachelt. Das sagt doch einiges über dein Einfluss der Bild in Deutschland – abseits des Arbeiterfrühstücks und der Stammtische – aus.

  4. Ich frage das jetzt nicht ironisch, aber was genau ist denn das Ziel dieser Aktion? Die ARD moechte die Marke BILD unter medialen Beschuss nehmen…damit dann weniger Menschen BILD kaufen und Volksdingsbums bestellen? Im Gegenzug wird die BILD ueber ‚Gebuehrenwahnsinn‘ berichten-ueber eine Gebuehr, die man sowieso bezahlen muss, egal wie man zum Oeffentlich-rechtlichen Rundfunk steht. Riesenaktion. Dass 95% der ARD-Zuschauer und 95% der Bildleser sich einen feuchten Kehricht um die Tagesschau-App Klage scheren, die ja ein Ausloeser war, macht das ja nicht besser. Am Ende werden Bild-Kritiker bestaetigt bekommen, was sie schon 37 mal im Netz gut recherchiert und argumentiert gelesen haben und der Springer-Konzern wird weiterhin Geld mit der Marke Bild verdienen. Das einzig interessante ist, wie arrogant mit Lesern/Kunden/Zuschauern umgegangen wird: Deren Geld wird fuer medienjournalistische quasi-Penislaengen-Vergleiche benutzt, damit keiner merkt, dass in der ARD nur Wiederholungen im Sommer laufen und die meisten Berichte in der Bild nicht sauber recherchiert sind…

  5. „Tatsächlich aber kann die ARD in der Redaktion auf die erwartete „Bild“-Kampagne Punkte machen“

    –> gemeint ist wohl: in der Reaktion?

  6. Ich kann da teekay nur Recht geben, was ist der Sinn dieser ARD Aktion? Das die BILD ein Drecksblatt ist sollte spätestens nach den Pleite-Griechen auch der letzte mitbekommen haben und das die ARD Gebühren verschwendet ebenso.
    Wenn diese beiden Parteien sich nun mit Dreck bewerfen gewinnt niemand irgendwas, der Schwanzvergleich passt sehr gut.

  7. @6
    vermutlich soll „Qualitätsjournalismus“ aus dem Hause Springer aufs Korn genommen werden. Ich verstehe die ganze Aktion aber auch nicht. In meinen Augen hat die Klage der Verlage genauso wenig DaseinsBerechtigung wie die bald stattfindende Schlammschlacht.

    Und ausgerechnet mit der Bild-Zeitung einen Kampf einzugehen.. wozu? Wie war das noch?
    „Streite nie mit Idioten! Sie ziehen dich auf ihre Ebene herunter und schlagen dich dann mit Erfahrung.“

  8. BILD macht belangloses Zeug und verkauft es an die, die es kaufen wollen. Die ARD macht belangloses Zeug und verkauft es an alle, auch an die, die es nicht kaufen wollen.

  9. Hoffentlich gehts jetzt bald mal los. Die ARD sollte einfach mit offenen Karten spielen. Den Hintergrund der BILD-Kampagne beleuchten und erklären, auch ein bißchen Verständnis zeigen um dann sehr sachlich mit dem Kernthema umzugehen. Das fände ich souverän.

  10. Das die BILD ein Drecksblatt ist sollte spätestens nach den Pleite-Griechen auch der letzte mitbekommen haben und das die ARD Gebühren verschwendet ebenso.
    Nicht jeder liest Bildblog. Meine Eltern z.B. haben kein Internet und lesen (leider!) die Bild. Diese Gruppe könnte die ARD wirklich ansprechen, also die Ü60. Das kann sie, darin ist sie geübt.

  11. 1Live-Comedy ist in der Tat furchteinflößend. Das sollte die ARD lassen, Diekmann ist als Comedian besser. Ansonsten kommt mir das alles vor wie „BILDblog – Die Serie“.

  12. @10 Ergänzung: BILD hetzt gegen Einzelne (z.B. Angeklagte) und auch gegen ganze Volksgruppen (z.B. Griechen). Verstößt gerne mal gegen Normen wie den Pressekodex, bisweilen auch gegen Gesetze. „Belanglos“ würde ich das nicht nennen.

    Die ARD macht so etwas eher selten bis gar nicht, hat aber auch Inhalte, die nicht belanglos sind.

  13. @10/15 ah, sorry, falls #10 jetzt rein auf das bevorstehende Kampagnenduell bezogen war, ziehe ich Kommentar 15 zurück, passt dann nicht!

  14. Meine Eltern vom Nichtkonsum der Bild zu überzeugen? Versuche ich seit Jahren immer mal wieder, klappt nicht. Vielleicht schafft es ja die ARD.

  15. @Jan

    Angeklagte sind ja auch wegen irgendetwas angeklagt, oder?

    Und die Griechen? Wer sich seine Faulheit von uns Deutschen bezahlen lässt, den müssen wir jetzt auch noch mit Samthandschuhen anfassen?

  16. Ich weiss ja nicht, aber spielt S. Niggemeier nicht der Bild in die Hände, indem er hier das Konzept so breittritt? Mit kalt erwischen ist jedenfalls erstmal nichts…

  17. @18 Schon mal was von „Freispruch“ gehört?

    Mit Deiner Aussage über Faulheit der „Griechen“ hast du auch schon die Grenze zur Volksverhetzung überschritten. Fahr doch mal hin und guck ob die alle soooo faul sind. Oder ob nicht das Land doch von Korruption kaputt gemacht wurde, worunter der einzelne Grieche, der genau solche 8-Stunden-Tage hat wie hier, oder eine Rente von wenigen 100 Euro erhält (bei höheren Lebensmittelpreisen als hierzulande) leidet…
    Btw – „Bezahlen lässt“ dadurch, dass „wir Deutschen“ ihnen Geld leihen?

    Und dem „hetzen“ widersprichst du nicht, findest es also in Ordnung, ja? Gegen ganze Völker und nicht verurteilte Angeklagte. (Selbst gegen verurteilte Verbrecher sollte man m.E. nicht hetzen)

    Fand deine Kommentare sonst recht qualifiziert und diskussionswürdig, aber das ist jetzt wirklich abstoßend.

  18. #19
    Welches Konzept? Im Moment sieht es eher nach einem heillosen Durcheinander auf beiden Seiten aus. Wer hat den Längsten, wer hat mehr zum Thema beizutragen usw.? Ich sehe ARD und BILD förmlich aus den Rudern laufen und die Redaktionen werden mit Informationen der jeweiligen Sympathisanten überflutet. Es mutet an wie schon #3 schreibt: Vorkriegsschauplatz. Aber als Voyeure möchten wir uns dem doch sicher nicht entziehen.

  19. Grundsätzlich würde ich mir von diesem Blog (wieder) mehr Gewicht auf Themen von tatsächlicher Relevanz wünschen.

    Mit dem Skandälchen um Konstantin Neven DuMont hatte es angefangen, in den letzten Wochen zementierte sich dieser Trend: SPIEGEL-Bashing, Tagesschau-App, ARD-BILDkampagne – das alles sind Themen. Es sind aber eher Themen, die Stefan selbst als für ihn persönlich wichtig und nahestehend einstuft, als dass sie darüber hinaus irgendeine Relevanz aufwiesen. Zumindest keine so große, als dass man sie immer und immer wieder in Blogbeiträgen verbrät – und sei es auch nur aus den nichtigsten Anlässen (vgl. etwa den etwas zu kurzen Balken der SPIEGEL-Werbung).

    Keine Frage: Mir ist die Form des Blogs bekannt, und so auch, dass eine persönliche Note hier eine conditio sine qua non ist. Trotzdem: Ein bisschen mehr Relevanz, ein bisschen weniger Selbstreflexivität täte dem Ganzen hier ganz gut – finde ich!

    LG

  20. @Jan

    Ich hatte die Sarkasmus-Tags vergessen.

    BILD ist ein verachtungswürdiges Medium mit viel zu viel Einfluss. Wann merkt der öffentlich-rechtliche Rundfunk das? Wenn Hetzjagden auf vermeintliche Kinderschänder betrieben werden? Wenn Ressentiments gegen Ausländer bei uns oder ganze Länder geschürt werden?

    Nein. Sie merken es, wenn es gegen sie selbst geht.

    Das ist armselig. Und da bin ich nicht gewillt zu applaudieren, nur weil es gegen BILD geht. Der Feind meines Feindes ist eben nicht automatisch mein Freund.

  21. Eigentlich ist das nicht besonders originell: Wenn man selber betroffen ist, handelt man anders, als wenn man nur beobachtet. Diese Erfahrung macht die ARD gerade, wobei der Streit nicht einer gewissen Lächerlichkeit entbehrt.

    Interessant wäre es festzustellen, inwieweit sich diese „Aktion“ der ARD auf die Zusammensetzung der diversen Talkshows niederschlagen wird. Da waren nämlich gerade BILD und BamS-Redakteure satisfaktionsfähig geworden. Und das, als die Kampagnen der BILD nicht mehr derart eindeutig reüssierten als noch vor einigen Jahren.

  22. Was Wolfgang Schmitz sagt, klingt doch recht plausibel. Wenn das Gerücht umherginge, die BILD-Zeitung plane gegen meine Organisation eine Kampagne, würde ich mich auch darauf vorbereiten.

  23. @moshe zoppesmur:
    „Nein. Sie merken es, wenn es gegen sie selbst geht.“

    Das haben Sie schön heraus gearbeitet und sie haben einen großen Mann auf ihrer Seite. Hier das berühmte Zitat Martin Niemöllers:

    „Als die Nazis die Kommunisten holten,
    habe ich geschwiegen,
    ich war ja kein Kommunist.

    Als sie die Sozialdemokraten einsperrten,
    habe ich geschwiegen,
    ich war ja kein Sozialdemokrat.

    Als sie die Gewerkschafter holten,
    habe ich geschwiegen,
    ich war ja kein Gewerkschafter.

    Als sie mich holten,
    gab es keinen mehr,
    der protestieren konnte.“

    (Dass ich dieses Zitat kenne, hat was mit meinem Alter zu tun. Ich habe Pastor Niemöller noch persönlich auf der Kanzel erleben dürfen.)

  24. #5, ja, als wenn es keine wichtigeren Themen gäbe. Grabenkämpfe, Schlammschlachten, ‚Nachbarschaftsstreitigkeiten‘, das kommt alles nicht ganz so gut beim Rundfunkempfänger, finde ich. Die TAZ-Aktion war wenigstens lustig.

    Dass die Bild das Letzte ist, ist eh klar. Manchmal finde ich die ARD auch nicht besser…

  25. @23 ok. Ja, die Ironie habe ich tatsächlich nicht erkannt.
    Und ja, stimme auch zu, dass es dämlich von der ARD ist, jetzt, da sie selber angegriffen wird, ihre BILD-Kritik so „hochzufahren.“ (Die gab’s ja vorher auch immer mal, aber eher nur vereinzelt)

  26. @31 joa, aber sie tun halt das Richtige aus den falschen Gründen. Sokrates würde das gar nicht gefallen… ;-)

  27. Gut fände ich es, wenn ein ‚unbeteiligter Dritter‘ sich der Probleme von Bild und ARD annehmen würde, darüber sachlich berichten würde; Studie, Analyse o.ä. So hat die Berichterstattung einen merkwürdigen Beigeschmack von Lagerbildung, Pfründe sichern, Draufhauen. Ich mag mich gar nicht näher damit befassen, jedenfalls nicht aus der Quelle ARD und völlig ausgeschlossen: Bild-Zeitung.

  28. Ich kann #22 Nina St. Kont nur zustimmen. Bitte wieder mehr Themen von wahrem Gewicht und wirklicher Bedeutung.
    Freundlichst grüßt

  29. Lächerliche Vorgestrigkeit. Allesamt.

    Rückblickend wird eine aufgeklärtere Gesellschaft kopfschüttelnd auf die Dominanzkämpfe dieser vorkonvergenten Medienzeit herabschauen.

    Geld- und machtgeiles Gesindel gibt sich pseudo-diplomatisch im gegenseitigen Umgang.

  30. Von den traurigen Voraussetzungen (Fischen im Trüben, hüben und drüben) für solch „professionelles“ (ho) Gegifte und Schlammgewerfe unter „Mediengiganten“ (herf) mal abgesehen:

    Ich fände es, ganz ehrlich, ziemlich sehenswert, wenn diese Herrschaften ordentlich übereinander herfielen – ein gut gestopfter Flamewar auf _diesem_ wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Niveau birgt reichlich Stoff für Geschichte und Geschichten. Das könnte viel Schlamm aufwirbeln und den Protagonisten aufzeigen, was Presse eigentlich sein kann und/oder soll – oder eben auch nicht kann und/oder nicht soll.

    Herr Niggemeier ahnt hier kenntnisreich vor, was noch folgen könnte oder wird. Ich wünsche mir, dass er seine Beobachterfunktion an der Frontlinie aufrechterhält – meinen Respekt hat er.

    Der Feedreader als Tagebuch vom Krieg – Feldpost 2.0: „Am besten nichts Neues.“

  31. Auch ich finde es merkwürdig, dass die ARD das BILD in Funk und Fernsehen erst Jahre lang sanktionsfähig macht, um dann bei einer Eigenbedrohung, mit dem zu kommen, was ich mir eben diese ganzen Jahre lang gewünscht habe … echte Berichterstattung über das BILD und dessen Verlagshaus. *ärger*

  32. Der Beitrag #35 wurde automatisch, allerdings von einem älteren Modell erstellt:

    „Dominanzkämpfe der vorkonvergeten Medienzeit“

    Da hatte Wolf Schneider schon Ende der 70er Jahre einen besseren Schwall-O-Mat entwickelt. Aber wer, der sich heute berufen fühlt, in Blogs zu kommentieren oder gar Blogs zu schreiben, hat noch Wolf Schneider gelesen… Nun, derjenige wüsste immerhin, dass
    vordominante Konvergenzkämpfe der Medienzeit
    oder
    konvergente Vorkämpfe der Mediendominanz
    ungefähr das gleiche bedeuten, wie die eklige Orginalformulierung, nämlich: NIX
    Es genügt eben nicht, keine Gedanken zu haben, man muss auch unfähig sein, sie auszudrücken (o.s.ä. sagte einer, den jen. best auch nie verstanden hat)

  33. Um mal mit Magritte anzufangen: ich glaube, wir leben alle seit längerer Zeit wie in den Bildern von Otto Dix – hyperrealistisch und grell. Die Aufnahmen aus Oslo und von der norwegischen Insel jetzt sind bis zur Entmutigung schockierend, aber nicht wirklich überraschend.

    Viel schlimmer finde ich den betäubten Modus, in dem viele zu fahren scheinen. Es hat eben noch nicht „der Letzte“ gemerkt, was für ein „Drecksblatt“ diese Art Zeitungen sind. Wenn ich in der U-Bahn vor mir Teenies sitzen habe, die in so was rumblättern und versuchen, cool zu reagieren, frage ich mich, ob ihnen jemals jemand erklärt hat, was die Wirklichkeit und was eine Übertreibung ist. So akzeptieren sie, dass eben Krieg ist. Oder Gewalt oder was auch immer. Und suchen lieber ihr eigenes kleines Klarkommen. Weshalb sollten sie das Engagement und die Friedensbemühungen von Leuten honorieren, die sich scheinbar weniger Mühe geben, sie zu erreichen?

    Können solche Revolverblätter wie die Bild nicht weiter hinten plaziert werden in Zukunft? Wenn doch in Neuseeland sogar die Zigaretten nur noch so verkauft werden dürfen, dass sie nicht ungewollt wahrgenommen werden können??

  34. @Möve (#41):
    „weshalb sollen (Bild-lesende) Teenies das Engagement und die Friedensbemühungen von Leuten honorieren, die sich scheinbar weniger Mühe geben, sie zu erreichen?“

    Ich war schon immer der Meinung, dass unser Gastgeber die Bedeutung der Bildzeitung masslos überschätzt und lediglich seine eigene quasi-journalistische Daseinsberechtigung aus ihr ableitet, wobei ich seine Einstellung zur Bild – was nur wirklich nicht schwierig ist – selbstverständlich teile.
    Ihre These, Teenies würden zu besseren Menschen, wenn sie die Bild nicht läsen, scheint mir allerdings ebenso schwach. Sollen sie stattdessen die Taz lesen, Josef Fischer wählen und solchermassen Angriffskriege herbeiführen? Sollen sie nicht lesen und stattdessen in der U-Bahn auf dem Weg zu ihrem eigenen kleinen täglichen Klarkommen Zeitungsleser beobachten und sich intellektuell völlig unberechtigt über sie erheben?
    Ein Teenie, der die Bild liest, liest immerhin. Es scheint mir allemal besser, er hält „Wir sind Papst“ für besseres Deutsch als „Dominanzkämpfe der vorkonvergeten Medienzeit“ (s. #35). Ohnehin dürfte der Anteil der Bildleser unter 20 J. eher gering sein. Für die über 20-jährigen gilt die gleiche Regel wie in allen gesellschaftlichen Fragen: nicht verbieten (i.e. zensieren), sondern aufklären: ein Bildzeitungsjournalist ist ein Schwein, dem man (frei nach Max Goldt) so unfreundlich begegnen muss, wie es das Gesetz gerade noch zulässt.

  35. Ich habe mal gelernt, dass Medienunternehmen nicht öffentlich eine Kampagne gegen konkurrierende Medienunternehmen führen sollen. Gilt das eigentlich nicht mehr?
    Ich habe eine persönliche Meinung zu der Klage, zugunsten der ARD, aber ein Ergebnis des Ganzen -sollte dieser öffentliche „Krieg“, getarnt als journalistische Arbeit, zwischen ARD und Springer (vielleicht noch unter Beteiligung der anderen Verlagshäuser) wirklich stattfinden- wird sein: Es gibt einen großen Verlierer: das Ansehen von journalistischer Qualität und Seriösität.

  36. Hier – und daraufhin auch bei Spon und Co. – wird nun die angeblich geplante ARD-Gegen-„Kampagne“ gegen Bild und Springer kritisiert, weil sie nur auf die angeblich geplante Bild-„Kampagne“ reagiert. Und dass es viele bessere Gelegenheiten geeben hätte, sich mal mit Bild und ihren Methoden auseinanderzusetzen.

    Das finde ich bischen absurd – Bild setzt sich doch jetzt auch nur deswegen mit der ARD/den ÖRs auseinander, weil Springer und Co. gerade die Tagesschauapp-Klage und -Kampagne am Laufen haben. Das wiederum wird aber nun überall ganz „normal“ gefunden und nicht thematisiert. Nach dem Motto „Springer ist sowieso moralisch verkommen, was soll man da erwarten“? Oder „bei denen ist das ok, sind ja privat“? Find ich jedenfalls merkwürdig.

  37. Achja, und ich hoffe, dass die Bild mit fliegenden Fahnen untergeht. Und dass die ARD sich klug verhält und nicht auf Bild-Niveau runterziehen lässt.

    Und ich bin kein bezahlter Lobbyist oder mit der ARD irgendwie verbunden außer durch Sympathie in dem Konflikt, wogegen ich bei anderen pro-Springer-Kommentatoren schon den Eindruck habe, dass sie PR-mässig geschult sind, und es als Job machen. Die Bildleser und -fans selbst drücken sich nämlich meist weniger gewählt aus, und sind eher das, was man landläufig als „bildungsfern“ bezeichnet – woran die dümmliche Springer-Publikation ja auch ihren Anteil hat.

  38. Wenn die jetzt die Eier haben und all das senden OHNE dass die BILD ihre Serie startet habe ich einen gewissen Respekt für die ARD (und die dritten), denn da werden die Probleme wirklich mal angesprochen, ohne Rücksicht auf mögliche „Partner“

  39. Das, was wir hier erleben, ist doch herrlich: Bild gegen RTL (Vera Int-Veen), ARD gegen Bild, Bild gegen ARD – wenn das im Ergebnis bedeutet, dass man gegenseitig die Leichen der Gegenseite aus dem Keller zerrt, finde ich das wunderbar. Lang genug haben alle Medienkrähen die Köpfe zusammengesteckt und niemandem ein Auge ausgestochen, jetzt kann das Bashing endlich los gehen. Also, ich freu mich drauf!

  40. Fernsehkritiker:

    Diese medialen Grabenkämpfe sind Unfug. Da geht es in erster Linie um Eigeninteressen der Beteiligten.

    Obwohl Stefan Niggemeiers BILD-Kritik in vielen Punkten berechtigt ist, sieht er die positiven Seiten anscheinend nicht.

    In der vergangenen Woche lieferte die BILD zum Beispiel einen hervorragenden Artikel ab (siehe hier). http://www.bild.de/regional/koeln/konstantin-neven-dumont/will-partei-gruenden-18974986.bild.html

    Auch bei den regionalen Tageszeitungen gibt es immer wieder erwähnenswerte Beispiele, wie der „unabhängige“ Journalismus hierzulande tickt.

    Die Rhein-Sieg Rundschau (Herausgeber Helmut Heinen) hat in der letzten Woche folgendes veröffentlicht: „… In Dreifach-Funktion als Sänger, Entertainer und Frontmann trat Unternehmer Konstantin Neven DuMont bei ‚Deepnet‘ ins Rampenlicht, der in allen Funktionen überzeugte und viele Sympathien mit nach Hause nahm.“

    P.S. Da heute unser zweiwöchiger Urlaub beginnt, kümmere ich mich jetzt mal um die Fahrradtour von Bergisch Gladbach an die Mosel. Die geplante Strecke verläuft bislang wie folgt: GL, Köln, Bonn, Loreley, Koblenz, Bullay, etc.

  41. @44 anm

    Jup, sehe ich auch so. Die Verlage und SN drehen es so, dass die ARD unmöglich als Gewinner aus dieser Sache hervorgehen kann. Sie darf sich gegen die Hetze der Springer-Blätter und gegen die publizistische Übermacht von Spiegel & Co. nur mit „fairen“ Mitteln verteidigen.

    Dabei gibts dafür gar keinen Grund. Außerhalb der Journalistengilde wird die Wahl der Waffen kaum jemanden interessieren.

  42. Das Beispiel aus der Rhein-Sieg-Rundschau ist allerdings frappierend. Für Satire bleibt da kein Raum mehr.

  43. @KND #48:
    Danke, Sie haben mir mit den Abend gerettet mit Ihrem Kommentar. :-)

    Besonders dieser verlinkte Satire-Beitrag mit der Parteigründung – unbezahlbar! :-)

    Äh… das war doch hoffentlich Satire, oder?

  44. @ Kegeljunge (#42)

    Mhm, na ja… sie gucken die Bilder und lesen die Titelzeilen und unterhalten sich dann darüber. Es stimmt, Sie haben da Recht, nur taz oder gar nicht lesen, wär auch keine Lösung für diese Jugendlichen. Ich freue mich, dass Sie von „über 20jährigen“ schreiben, darunter kommen sie zu oft auf unangebrachte Ideen. Wie Zuschnellfahren nach drei Monaten Führerschein, so ganz klar sind sie sich also nicht über die Realität. Und ich finde ebenfalls, dass in Richtung Aufklärung viel geschehen sollte!

  45. Die Tagesschau-App kenne ich nicht, da ich gar kein Handy besitze, aber ich denke, daß da Gebühren vielleicht nicht unnütz wie in vielen hirnerweichenden Schmonzetten-Produktionen oder Privat-Sender-Abgekupferten-Sendungen vergeudet werden. Information gem. dem eigentlichen Sinn der gebührenfinanzierten Sendern, ist doch eigentlich gut. Nur leider ist meiner Meinung nach das Niveau der Tagesschau auch schon gesunken, das steht aber auf einem anderen Blatt.

    ABER: Mit der vermutlichen Schlammschlacht mit der Springer-Presse und anderen wird (auch wieder meiner Meinung nach) etwas geboten, das besser ist, als Boxkämpfe, Kochduelle und vieles mehr.

    Der Vorteil ist, daß es um UNSERE Realität geht. Was wissen wir denn wirklich von der Welt, wenn es nicht durch die Medien – und evtl. ihren Zerrspiegel – geht. Hier bietet sich eine vielleicht einmalige Gelegenheit, Offenbarungen darüber zu erhalten, wie das mit den Medien wirklich geht.

    DIE GELEGENHEIT: Dinge zu sehen, die man vielleicht so gar nicht sehen will. Das werden Dinge sein, aber sie werden keine Person darstellen (wie z.B. das Top-Model zerknautscht nach dem Aufstehen), sondern die Medienwelt, die derzeit unsere Meinung bildet. Natürlich werden dabei besonders unvorteilhafte Bilder gewählt werden, eine Überzeichnung.
    Am Ende könnte die Botschaft bei den Menschen ankommen: Glaub‘ nicht alles, was sie Dir erzählen. Egal, wer es ist. Denk‘ selber, oder nimm alles nur unter Vorbehalt an.

    Ich freue mich darauf, daß die „Kampagne“ losbrechen könnte. Ich freue mich darauf, daß die Tagesschau-Welt nicht heil erscheinen wird, ich freue mich darauf, daß noch mehr vor Bild gewarnt werden wird.
    Ich freue mich auf eine Welt, in der nicht jeder eine Meinung übernimmt, nur weil sie ihm durch öffentlich-rechtlich oder Bild (oder FAZ oder Süddeutsche oder andere) vorgegeben wird.

    Das ist natürlich nur eine Utopie.

    Naja, ich schaue im Fernsehen keine Boxkämpfe, aber auf einen Medienkrieg öffentlich-privat, freue ich mich.

  46. Was auch immer man in diesem Zusammenhang diskutiert, sollte man vor folgendem Hintergrund sehen:

    Die ARD lebt von Zwangsgeld, Bild nicht.

    ARD und ZDF haben sich in den letzten Jahrzehnten so ausgeweitet, dass ihr Jahresverbrauch an zwangsweise von der Bevölkerung eingetriebenem Geld dem Umsatz aller deutschen Zeitungen und Zeitschriften in Kürze übersteigt.

    Hier entsteht eine Machtkonzentration abseits echter demokratischer Kontrolle und auch abseits einer Korrektur durch den Marktpreis, die der Gesellschaft auf Dauer nur schaden kann.

    Verfetten und Verblöden vor dem Fernseher, ist das wirklich das wichtigste in diesem Land?

    Brauchen wir diese 8 Milliarden Euro pro Jahr nicht dringend für anderes?

  47. Herr Niggemeier, ich verstehe gar nicht warum sie sich an der Thematik so festbeißen. BildBlog hat doch maßgeblich dazu beigetragen, dass viele Leute heute panische Angst vor der Blöd haben (Geschichten wie Charlotte Roche kamen ja nicht von ungefähr). Ich kann daher verstehen, dass den ARD-Leuten ziemlich die Muffe geht.

  48. Was ich immer noch nicht verstanden habe: Die anscheinend geplante potenzielle Reaktion der ARD wird auch von Dir, Stefan, als unmögliche Kampagne gegen die Konkurrenz gebrandmarkt, aber die Aktion, nämlich die auslösende, mindestens angebliche Kampagne der BILD gegen die ö/r Konkurrenz gerade mal im als Halbsatz in der Einleitung dargelegt. Sorry, aber da muss ich ja bald annehmen, dass Du von der BILD eine ausgewogene, den objektiven Tatsachen entsprechende und deswegen allemal legitime Serie erwartest. Oder ist es umgekehrt so, dass man von der BILD eh nichts vernünftiges mehr erwarten darf, und sich deshalb (außer Bildblog?!) niemand kritisch mit ihr auseinandersetzen darf, der selbst ein Medium ist?

  49. Ich persönlich finde das alles ziemlich bedenklich. Die ARD sollte guten Journalismus und Qualität liefern – und sich nicht auf dieses Kindergartenniveau hinab begeben.

  50. @o aus h: Das hat zwei Aspekte. Das eine ist die Sorge, dass die ARD sich auf das Niveau von „Bild“ herablässt, nach dem Motto: Wenn ihr uns mit Schlamm bewerft, werfen wir mit Schlamm zurück. Die „Bild“ arbeitet so. Wenn der „Spiegel“ kritisch über sie schreibt, bläst sie zur Vergeltung jeden kleinen „Spiegel“-Fehler zum Riesenskandal auf. Die ARD darf nicht so arbeiten. Das ist auch eine prinzipielle Frage: Medienjournalismus ist keine Unternehmenskommunikation mit anderen Mitteln. Bei „Bild“ natürlich regelmäßig schon. Die ARD muss anders sein.

    Der zweite Punkt: Offenbar weiß noch niemand, wie diese ominöse „Bild“-Kampagne aussieht. Muss die ARD sie fürchten, weil sie aus Lügen besteht? Oder weil sie unangenehme Wahrheiten enthüllt? Das ist ein entscheidender Unterschied. Eine Gegenkampagne zu planen, ohne zu wissen, was „Bild“ überhaupt schreibt, spricht nicht für die ARD. (Und, wirklich? Wenn „Bild“ kritisch über die ARD berichtet, macht 1Live sich in einer täglichen Comedy über „Bild“ lustig?)

  51. @StefanNiggemeier: Und das schlimmste daran… Die 1Live-Comedy ist auch noch richtig schlecht. Ein Kollege hat mir die Testsendungen vorgespielt. Dagegen möchte man Franz Josef Wagner einen Literatur-Nobelpreis verleihen… In einer Folge sollte ein Bildredakteur einen Döner auf die Heizung legen, damit man eine fremdenfeindliche Schlagzeile machen kann, wenn sich hinterher jemand daran vergiftet oder sowas.. Boah…

  52. ARD vs Blöd? Da kann die Bevölkerung doch nur gewinnen.

    Im übrigen Teile ich nicht die Ansicht, dass die ARD dazu gar nichts sagen sollte, weil doch jeder weiss, dass Bild Abfall ist.

    Genauso wie Blöd regelmäßig Leichen auf Seite 1 verprügelt, sollte mit ihnen verfahren werden, bis deutlich weniger als ein Häufchen Elend übrig bleibt.
    So ein Exorzismus kann dann übrigens auch selbstreinigende Kräfte entfalten, die unser Mainstreammedienzombi dringend gebrauchen könnte.

  53. @ rofl (#61): Sie glauben aber nicht im Ernst, dass man Bild durch „Verprügeln auf der ersten Seite“ beeindrucken kann? Wenn denen wer ans Bein pinkelt, drehen die doch erst recht auf. Beikommen könnte man dem Laden wahrscheinlich nur über eine Klage, und zwar wenn der Verlag zu einer Geldstrafe verurteilt wird, die sogar für Springer zu empfindlich ist, und das sehe ich nicht so leicht passieren. Bei denen sind Zynismus, Heuchelei und Beißreflex derart ausgeprägt, dass ich auch nicht glaube, dass es da auch nur Spuren von Selbstreinigungskräften gibt. Außerdem ist das Brüllblatt, an dem der arme Axel selig so entsetzlich gelitten haben will/soll, gerade für diesen Stil angelegt. Als Nichtmehrbrüllblatt würde Bild verwelken und eingehen.

  54. @ Stefan, 59:
    Aber dass die ARD-Kampagne in subjektivem Schlammwerfen enden würde, ist doch derzeit auch nur eine Vermutung. Wenn ich mal im Sinne der ARD mutmaßen will, ergibt sich folgendes Szenario: „Wir [ARD] müssten schon längst mal der Öffentlichkeit zeigen, mit welchen Mitteln (auch der deutsche) Boulevard, im Besonderen BILD arbeitet; da kann man richtig journalistisch hochwertige Berichte machen. Was alleine ZAPP fertig in der Schublade liegen hat … und der Niggemeier kann sicher auch noch was ausgewogen kritisches beitragen. Aber dann werden wir als Reaktion wieder wochenlang fertiggemacht, den Stress wollen wir nicht … wie, die BILD will sowieso Kampagne gegen uns reiten? Dann macht es ja eh’ keinen Unterschied, die Gelegenheit ist günstig.“
    Es wäre dann nur noch eine erschreckende, obwohl überhaupt nicht überraschende Erkenntnis, dass wichtige, aber auf medialen Gegenwind stoßende Themen, gerne unter dem Teppich bleiben, bis die Sch#*% so dampft, dass man selbst betroffen ist.
    Aber all das ist Spökenkiekerei, die der Journalismus (vgl. hier) nicht betreiben, sondern sich auf die Einordnung der Fakten beschränken soll.

  55. @ gnaddrig (62)
    „Sie glauben aber nicht im Ernst, dass man Bild durch „Verprügeln auf der ersten Seite“ beeindrucken kann? Wenn denen wer ans Bein pinkelt, drehen die doch erst recht auf.“

    Bei der Blöd funktionierts also. Warum sollte man sie nicht mit ihren eigenen Waffen schlagen können? Ich würd ne offensive (und ausdauernde) Kampagne zur Mitschuld am Anschlag in Norwegen, flankiert von ein paar Dutzend Anzeigen wegen Volksverhetzung als Einstieg vorschlagen. Danach einfach mal weiter schaun – Stoff liefert die Blöd schliesslich genug. Den längeren Atem hätten die öffentlich rechtlichen in jedem Fall.
    Mal sehn wie gut denen ihre eigene Medizin auf Dauer schmeckt.

    Übrigens: so wie die Bild sich mittlerweile anbiedert tut eine Distanzierung so oder so Not.

    „Beikommen könnte man dem Laden wahrscheinlich nur über eine Klage, und zwar wenn der Verlag zu einer Geldstrafe verurteilt wird, die sogar für Springer zu empfindlich ist, und das sehe ich nicht so leicht passieren.“

    Da friert eher die Hölle zu.

    „Bei denen sind Zynismus, Heuchelei und Beißreflex derart ausgeprägt, dass ich auch nicht glaube, dass es da auch nur Spuren von Selbstreinigungskräften gibt.“

    Da haben Sie mich mißverstanden: Bild muss weg. Und das wäre dann (möglicherweise) ein Schritt zur Selbstheilung (Reinigung) der gesamten restlichen Medienlandschaft.

    „Außerdem ist das Brüllblatt, an dem der arme Axel selig so entsetzlich gelitten haben will/soll, gerade für diesen Stil angelegt. Als Nichtmehrbrüllblatt würde Bild verwelken und eingehen.“

    Schaun Sie sich einfach mal die Auflagen an. Die sind schon reichlich verwelkt, täuschen darüber aber mit großem Gebrüll hinweg. Wenns drauf ankommt (Guttenberg) kann die Blöd, selbst wenn sie sich auf den Kopf stellt, rein gar nichts mehr ausrichten, auch wenn Sie uns das immer so gern einreden möchte.
    So viele Leute, die das Tittenblättchen ernst nehmen (im Sinne von glauben, was drin steht) gibts nämlich glücklicherweise gar nicht.
    Das Hauptproblem unserer Presselandschaft liegt derzeit eher bei unsern „Qualitätsmedien“.

  56. Für mich ist klar, dass die ÖR Angst haben.

    In meinen Augen auch zu Recht, denn sie haben viele Angriffspunkte:
    – keine politische Unabhänigkeit (siehe z.B. ganz aktuell die Deutschlandfunk Debatte)
    – daraus resultierende Hofberichterstattung statt Politikrecherche/-konfrontation
    – Veruntreungsskandale (eigene Drehbücher, Kika, etc.)
    – kein Kostenbewußtsein (Olympia doppelbesetzt von ARD und ZDF 500 Mitarbeiter auf 436 Sportler, Kauf der CL obwohl schon im Freetv)
    – weit größter Kostenpunkt der ÖR ist Sport (statt z.B. Info, Kultur, etc. – Informationsauftrag?)
    – Mondgehälter für vermeintliche Stars
    – Spartenkanalobsessionen
    – nacheifern von Privatfernsehshows

    etc. etc. et.c

    Die Angst sitzt vermutlich da, dass dies alles einer breiten Masse über die Bild zugetragen wird und sich größere Fronten bilden könnten. Ich vermute dort liegt der Grund im eingesetzten Abwehrreflex.

    @o aus h
    Sie zeichnen da ein noch schlimmeres Bild der ARD. Entweder sie sammeln Munition um Unternehmenspolitik zu betreiben oder sie waren vorher zu Feige für Enthüllungsjournalismus und das als vermeintlich unabhängige Medienanstallt.

  57. Wenn Zuschauerquoten bzw Auflagen der einzige Maßstab sind, dann kann das Niveau nur sinken. Eine Ausnahme bildet zum Glück BILD, da sinken, wenn noch möglich, Niveau und zum Glück auch die Auflage.

  58. @ rofl (#65):
    Mal sehn wie gut denen ihre eigene Medizin auf Dauer schmeckt.
    Einen Versuch könnte es wert sein, aber ich bin skeptisch, ob es was bringen würde.

    Da friert eher die Hölle zu.

    Das ist wohl wahr. Will heißen, man kommt ihnen nicht bei, Bild (oder besser: Springer) kann praktisch ungestraft alles und alle in den Dreck treten, weil Rügen des Presserats an dem Laden abperlen, Gegendarstellungen letztlich zahnlos sind und etwaige Geldstrafen, Schmerzensgelder usw. aus der Portokasse bezahlt werden.

    Da haben Sie mich mißverstanden: Bild muss weg. Und das wäre dann (möglicherweise) ein Schritt zur Selbstheilung (Reinigung) der gesamten restlichen Medienlandschaft.

    Das ist natürlich was anderes, mein Fehler. In Sachen Selbstheilungskräfte gebe ich Ihnen zumindest im Prinzip recht (obwohl, wenn ich mir Ihre Aussage zu den Qualitätsmedien anschaue, vergeht mir der Optimismus gleich wieder).

    (…) Das Hauptproblem unserer Presselandschaft liegt derzeit eher bei unsern „Qualitätsmedien“.

    Wenn ich mir anschaue, was da jetzt anlässlich des Massakers von Utøya wieder abgeht, muss ich Ihnen recht geben.

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