Auf den Hund gekommen: Der Wärmestuben-Journalismus der „Zeit“

Die Welt ist nicht gerecht. Die „Financial Times Deutschland“ muss sterben, und Kuschelmagazinen wie „Landlust“ und „Zeit“ geht es bestens.

Die von Giovanni di Lorenzo geleitete Wochenzeitung ist so heimelig und gefühlig geworden, dass sie sich auch als Heizdecke fürs Innere vermarkten ließe. Jan Fleischhauer hat sie neulich als „Führungsblatt des feminisierten Journalismus in Deutschland“ bezeichnet, wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob Frauenmagazine überhaupt noch so emotionalisiert und betroffen und flauschigweich daherkommen wie die „Zeit“ heute.

In dieser Woche macht „Die Zeit“ mit der Frage auf, wie guter Journalismus überleben kann, und das illustriert sie natürlich, wie sonst, mit einem süßen Hund.

(Die Frage, ob der Hund die Gefahr oder der Heilsbringer für den Journalismus ist, ist natürlich reine Ketzerei.)

Nun ist es das eine, seinen Lesern ein warmes Gefühl im Bauch zu machen. Was die „Zeit“ aber auch wie kaum eine zweite kann: sich selbst öffentlich ein warmes Gefühl im Bauch machen.

Beides gleichzeitig versucht Giovanni di Lorenzo in seinem Leitartikel, dessen Überschrift schon alles sagt:

Das Blatt wendet sich

Hierzulande gibt es die wohl besten Zeitungen der Welt. Aber keine Branche betreibt so viel Selbstdemontage.

Er schreibt dann erst, worüber er alles nicht klagen will, weil klagen eh nicht hilft, und scheint dann zur „ungemütlichen Prüfung“ überzuleiten, ob ein Teil der Probleme von Zeitungen nicht „hausgemacht“ sei. An dieser Stelle, schreibt di Lorenzo, sei „allerdings ein Wutausbruch fällig“.

Es stellt sich heraus, dass er das zentrale, hausgemachte Problem der Zeitungen darin sieht, dass die sich selbst nicht gut genug finden. Er beschwert sich unter anderem, dass „Journalisten der Printmedien“ zu „manisch“ das Internet lobgepriesen und ihren treuen und teuren Print-Lesern damit suggeriert hätten, dass sie von gestern sind.

Vielleicht bin ich da als Medienjournalist übersensibel, aber ich lese darin, ein bisschen verschleiert, einen Aufruf, dass Print-Journalisten Print-Marketing betreiben sollen. Es setzt den wenigen verbliebenen professionellen Medienredakteuren bei Print-Medien weiter zu, die sich seit über zehn Jahren dafür rechtfertigen müssen, dass sie über die Probleme ihrer Branche so kritisch schreiben wie es ihre Kollegen bei anderen Branchen tun. Journalismus, der Probleme schonungslos benennt, ist offenbar nur dann eine gute Sache und ein fruchtbarer Prozess, wenn er nicht den Journalismus selbst betrifft.

Abgesehen davon wüsste ich gerne, wo di Lorenzo heute einen überkritischen Umgang der Printmedien mit sich selbst ausmacht. Umgekehrt könnte ich ihm Berge von Artikeln schicken, die sich lesen, als seien die Kollegen längst der verlängerte Arm der Marketing-, Lobby- und PR-Abteilungen ihrer Häuser und ihrer Branche.

Am Ende seines Leitartikels schreibt di Lorenzo, was das gedruckte Medium alles brauche:

Vor allem aber braucht es die Leserinnen und Leser, die in aller Regel wissen, was sie gutem Journalismus verdanken. Allerdings müssen sich die Blätter und ihre Macher diese Zuwendung im buchstäblichen Sinne auch verdienen. Wer für sich selbst keine Wertschätzung empfindet, kann sie auch nicht von anderen erwarten.

Das ist allen Ernstes sein zentraler Punkt. Er endet nicht damit, dass Zeitungen besser werden müssen, sondern dass sie sich selbst besser finden müssen.

Entsprechend versteht sich die Qualitätsjournalismus-Ausgabe der „Zeit“ als Wärmestube für die fröstelnden Kollegen.

Götz Hamann schreibt dort:

Das geschriebene Wort steht am Anfang jeder gesellschaftlichen Debatte, doch nun spürt es die volle Wucht der Digitalisierung. Es geht nicht um jedes Wort, sondern um jene, für die auch die ZEIT steht.

Dass das so ungelenk und grammatikalisch heikel formuliert ist, ist vermutlich die Folge davon, dass die „Zeit“ unbedingt ausdrücklich sagen wollte, dass sie nicht sterben darf. Dass das, was sie sagt, Gewicht hat, Relevanz. Auf beinahe elegante Art definiert sie Qualitätsjournalismus als das, was in der „Zeit“ steht.

Das kann man natürlich machen, und womöglich funktioniert es sogar im Sinne der Auto-Suggestion von „Zeit“-Machern und „Zeit“-Lesern. (Auch wenn es natürlich nicht wahnsinnig hilfreich ist, wenn gleich auf der nächsten Seite der „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann falsch geschrieben ist und ein falsches Alter hat.)

Zusammen mit Bernd Ulrich hat Götz Hamann dann noch „sieben Thesen zum Journalismus“ verfasst, von denen man wiederum eigentlich nur die Überschrift lesen muss:

Die Zukunft ist noch lang

Ich möchte trotzdem die letzte, siebte These vollständig zitieren:

Wird es in zwanzig oder dreißig Jahren noch Autos geben? Facebook? iPhones? Wir wissen es nicht. Wird es in zwanzig oder dreißig Jahren noch Zeitungen geben? Das wissen wir auch nicht. Was wir wissen, ist: Auch in Zukunft wollen die Menschen von A nach B, irgendetwas Autoartiges wird ihnen dabei helfen. Auch in Zukunft kann sich nicht jeder über alles selbst informieren, vermag nicht jeder alles einzusortieren, folglich wird es Menschen geben, deren Beruf es ist, dabei zu helfen, vermutlich werden diese Menschen Journalisten heißen. Solange es Worte gibt, wird es schreibenden Journalismus geben. Und so lange wird dieser Beruf einer der schönsten der Welt bleiben.

Mich hat diese hilflos-verzweifelt-verklärende Flucht ins Pathos unter dem Sinnbild des süßen gephotoshoppten Hundes heute depressiver gemacht als alle aktuellen Untergangs-Nachrichten von Print-Medien.

136 Replies to “Auf den Hund gekommen: Der Wärmestuben-Journalismus der „Zeit“”

  1. Als ehemaliger, vorher jahrzehntelanger Zeit-Leser ist es unglaublich schade, was Herr di Lorenzo aus diesem Blatt gemacht hat. Die Bezeichnung „Heizdecke fürs Innere“ ist so böse wie zutreffend.

    Jetzt warte ich auf eine ähnlich emphatische Standortbestimmung des „Spiegel“.

  2. Die „stille Verführerin“ unten rechts hat die gleiche Kopfhaltung und den gleichen Gesichtsausdruck wie der Hund! Ist das Zufall oder ein ganz abgefeimter psychologischer Trick um den Leser zu beinflussen?

    @ Stefan Niggemeier
    Nachdem sie der FTD ja erst vor kurzem einen schönen Artikel bzgl. des Wahlergebnisses in den Niederlanden gewidmet haben, war es ja nur eine Frage der Zeit, bis die entnervt das Handtuch werfen!

  3. Nur mit Selbstbeweihräucherung findet der Journalismus nicht aus der Krise, stimmt. „Heizdecke fürs Innere“ würde ich „Die Zeit“ aber nicht nennen, dazu sind die dort publizierten Meinungen zu pluralistisch (auch wenn der aufmerksame Leser trotzdem eine Redaktionslinie erkennt). Ich nehme die „Die Zeit“ lieber als gutes, wenn auch nicht perfektes Beispiel für Journalismus, der mir mein Geld wert ist.

  4. Jetzt will ich auch ein iPad, einfach nur, damit mein Hund es mir jeden Morgen ans Bett bringen kann.
    Außerdem bräuchte ich dafür natürlich einen Hund. Aber die findet man ja in knappen zwei Monaten wieder an jeder gut sortierten Straßenlaterne.

  5. […] Auf den Hund gekommen: Der Wärmestuben-Journalismus der »Zeit«. 50.732704 7.096311 Teilen Sie dies mit:FacebookTwitterGoogle +1TumblrPinterestDiggRedditStumbleUponLinkedInDruckenE-MailGefällt mir:Gefällt mirEinem Blogger gefällt dies. Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Medien, Werbung und verschlagwortet mit "Google", "Nachrichten", "News", Handelsblatt, Journalimus, Printmedien, Verlage, Verleger, Werbewirtschaft, Zeitungskrise von gsohn. Permanentlink. […]

  6. Wenn der ZEIT-Chefredakteur schreibt: ‎“Wir sind keine Holzhändler, es geht um den Inhalt, nicht um die Form“, dann trifft er den Kern. Etwas ähnliches sagte bereits 1907 Robert Brunhuber, Dozent für Journalismus an der Handelshochschule Köln: „Der Druck der Zeitung ist lediglich eine vorübergehende Erscheinungsform, die mit dem spezifischem Wesen der Zeitung nichts zu tun hat.“
    Giovanni DiLorenzo liegt aber völlig daneben mit seiner Einschätzung, die deutschen Verleger hätten dem Internet als Medium der Zukunft gehuldigt (und investiert?) und deswegen ihre Print-Aktivitäten zurückgefahren. Das ist völliger Quatsch.
    Die deutschen Verleger haben in sehr großer Zahl weder die Chancen in den digitalen Medien gesehen und ergriffen, noch haben sie – also Kontrapunkt vielleicht – ihre Print-Redaktion ausgebaut. Um zum Beispiel weniger Terminjournalismus im Lokalen zu machen, mehr Hintergrund, Recherche, Service usw..

    Stattdessen: „Kostenmanagement“ und Anheben der Vertriebspreise (steht gerade wieder an) war und ist meist die leere Formel …

  7. Ich möchte mich #5 anschließen: auch wenn man in der ZEIT insbesondere im ersten Buch und auch sonst viele naja-Beiträge findet, bei denen das lesen der ersten und der letzten fünf Zeilen mehr als genügt, so schätze ich doch den Meinungspluralismus, der bei mir mitunter doch einen guten Beitrag zur Meinungsbildung beiträgt. Und die Debatten zu kontroversen Themen in den verschiedenen Ressorts sind auch eher die Ausnahme in der deutschen Zeitungslandschaft.

    Die ZEIT ist ein gutes Stück weg von perfekt, aber insgesamt nach meinem Geschmack doch eine der besseren Wochenzeitungen (1000 mal besser als der Spiegel z.B.) und wirklich keine Heizdecke.

  8. Den Meinungspluralismus beschwört die Zeit doch nur noch, um für sich Werbung zu machen. Das einzige, was an der Zeit nicht ganz so glattgebügelt ist, sind die Kästchen, in denen der Joffe und die Gaschke darüber nörgeln dürfen, dass ihre Handies keine ausziehbare Antenne mehr haben. Und davon ist mit der Wahl der letzteren zur Kieler OBin auch die Hälfte weggefallen.

    (PS: Ich liebe es ,die Zeit samstags auf dem Sofa zu lesen. Mein einziges Printdings. Leider vergesse ich es in letzter Zeit häufig oder bin unzufrieden, wenn ich wieder so schnell durch bin.)

  9. Bin ich eigentlich der einzige, der einfach physisch nicht in der Lage ist, eine Print-Zeitung zu lesen, weil er nie gelernt hat, dieses riesige Format vernünftig zu handhaben und zu falten?
    Ich würde ja vielleicht auch mal eine Ausgabe der Zeit ausprobieren, aber mir ist einfach die Verletzungsgefahr (für mich selbst, aber vor allem auch für Leute, die neben mir sitzen) zu hoch.

  10. Übung, mein Guter: Man fängt mit Pixie-Büchern an, geht dann zum Lustigen Taschenbuch über und ist bei Asterix schon kurz vor dem Foliantenformat. Dann immer weiter üben und sehen, dass das Beste schon im Lustigen Taschenbuch stand. (Oh Gott, ich habe heute Volker Pispers gefrühstückt!)

  11. @Alberto Green: Nee, für mich ist da wirklich so eine sprungfixe Komplexitätsgrenze irgendwo zwischen Asterix (Like a boss.) und Tageszeitung (Impossibru!).
    Vielleicht sind das auch eher Bindungsängste als Formatprobleme. Ich neige halt zum Klammern. Oder so.

  12. Ach, die Zeit. Ich mag sie immer noch, obwohl ich seit einigen Jahren kein Abonnent mehr bin. Das ist wie mit einer Ehe, die aus unterschiedlichen Gründen geschieden wird, schon in Ordnung so, aber irgendwo tief verschüttet liebt man seinen ehemaligen Partner immer noch … Entschuldigung, ich wollte nicht pathetisch werden.

    Ja, die Bebilderung mit dem Hund ist doof, aber das muss man vielleicht unter produktionsbedingtem Stress verbuchen: Der Redakteur erzählt dem Grafiker irgendetwas Wirres, der Grafiker hört halb zu und versteht nur die Worte „vielleicht mal einen ganz neuen, verrückten Weg gehen …“, nach und nach haben beide Seiten das Thema vergessen, am Ende ist ein Hund auf dem Titel, und um die Bebilderung noch einmal zu ändern, fehlt schlicht die Zeit. (Hihi, ein unabsichtlicher Kalauer.) Inhaltlich ist der Text aber doch ganz in Ordnung, ein wenig schwurbelnd vielleicht, aber ich mag, dass auch schwurbelnde Texte erlaubt sind. Der Satz „Wir sind keine Holzhändler, es geht um den Inhalt, nicht um die Form“ ist eigentlich ein schönes Bekenntnis für Journalismus, wie ich ihn gut finde, ich weiß nicht, wie es bei der Zeit konkret aussieht, aber ich gehe davon aus, dass diejenigen, die den im Zentrum stehenden Inhalt liefern (also: die Autoren, insbesondere die freien) ordentlich entlohnt werden, so wichtig, wie sie sind?

  13. @11
    „Natürlich macht die »Zeit« auch tollen Journalismus“
    Sie heben die ‚Zeit‘ aber lange auf. Ich hatte früher mal ein Abo, heute nehm‘ ich nicht mal mehr das Gratisexemplar am Flughafen mit. Das selbstbespiegelnde Gesülze passt bestens dazu.

  14. Also der Nachruf „ihr macht immer weniger Qualitätsjournalismus und kuschelt immer mehr mit den Anzeigen“ tritt mM zu kurz. Das Machtgefälle weg vom Journalisten hin zum Anzeigenvermarkter ist nunmal nicht die Schuld des Journalisten. Es ist eine natürliche Entwicklung und wird nicht dadurch aufgehalten werden, dass weiterhin darauf beharrt wird Qualitätsjournalismus abzuliefern. Zu welchem Preis? Wer soll ihn denn bezahlen? Ist schonmal jemandem die Idee gekommen, dass Reichweite und Anzeigen-PIs nicht das einzige Modell der Monetarisierung im Internet ist? Wenn man sich die Landschaft anguckt, scheint dies nicht der Fall.

  15. Ich lese heute kaum noch gedruckte Zeitungen, aber die Zeit gönne ich mir hin und wieder, wenn ich eh im Kiosk bin. Irgendwie war sie für mich ab einem Punkt der Ersatz für den Spiegel, so man es denn Ersatz nennen möchte. Während ich mich beim Spiegel hin und wieder ertappt habe, das ich mich wie dieser (https://www.youtube.com/watch?v=XQt3wohteYM) Teddy fühlte, vermittelt mir die Zeit doch ein gewisses Wohlgefühl.

    Wenn Talkshow-Lorenzo nun sagt, dass der Printjournalismus unter anderem darum stirbt, weil er sich selbst nicht lieb hat, dann kann ich das durchaus so nachvollziehen. Ich brauche mir nur die regelmäßigen ‚Kriege‘ zwischen Internet-Journalisten und Print-Journalisten ansehen und die zunehmende Resignation, die bei der druckenden Belegschaft auftritt. Manch einer fühlt sich bereits an der Klippe und darunter leidet Qualität und vor allem Berichterstattung.

    Dann bin ich am Ende doch lieber ein kuscheliger als ein depressiver Teddy und das finde ich nun einmal eher in der Zeit als in manch sterbenden Blatt. Für seelische Selbstgeißelung begebe ich mich dann wieder auf Spiegel Online.

  16. Mich bricht schon dieses HörZu-Lebenshilfe-Rezept-Deutsch an:
    „Wie guter Journalismus überleben kann“.

    Und für alle, die sich hier als den sagenhaften Pluralismus der Zeit schätzende Fans geoutet haben, das Highlight:
    „Deutschlands wichtigste Medienmacher geben Auskunft“. Oh Gott, ist das schlecht, ist das primitiv, Titel wie dahinter stehende Rezeptur. Und wenn ich dann an frühere Seite-3s von GdL denke … traurig.

  17. Mal umgekehrt gefragt: Welche Wochenzeitung/ welches Nachrichtenmagazin aus Deutschland lohnt noch abonniert zu werden?

    Mir gefällt vieles in der ZEIT und wenn ich die nicht im Abo hätte, würde ich wohl die FAS kaufen. Und sonst?

  18. Das oben in Beitrag 19 erwähnte Lorenzo-Video jedenfalls zeigt einen frustrierten, müden, unendlich schlappen Zeit-Chefredakteur. Ein Zeichen? Oder einfach nur peinlich?

  19. […] Auf den Hund gekommen: Der Wärmestuben-Journalismus der “Zeit” « Stefan Nigge… Die von Giovanni di Lorenzo geleitete Wochenzeitung ist so heimelig und gefühlig geworden, dass sie sich auch als Heizdecke fürs Innere vermarkten ließe. Jan Fleischhauer hat sie neulich als »Führungsblatt des feminisierten Journalismus in Deutschland« bezeichnet, wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob Frauenmagazine überhaupt noch so emotionalisiert und betroffen und flauschigweich daherkommen wie die »Zeit« heute. […]

  20. @18-20
    Das ist in der Tat desillusionierend, denn in dem Video ist zig mal genau derselbe Hund zu sehen, nur vor verschiedenen Hintergründen. Auf das Motiv scheint man sich also frühzeitig festgelegt zu haben, was es noch viel unfassbarer macht.

    Die interessante Frage wäre jetzt, ob das Hundemotiv schon feststand bevor der Artikel geschrieben wurde.

  21. Bin ich eigentlich der Einzige, der das Motiv sofort erkannt hat oder wild überlegen zu müssen? Ein Hund, der die Tageszeitung holt ist doch ein Bild, das aus Film/Fernsehen/Werbung mehr als bekannt ist. Und da er ja ein iPad ebenfalls im Maul hat, ist damit wohl gemeint, dass es in Zukunft die Zeitung und neue Medien zusammen geben wird – die Zeitung wird „überleben“, wie es auch im nebenstehenden Titel heißt.

    Das finde ich viel einleuchtender als hier jetzt in diesen Hund reininterpretieren zu wollen, dass er ein gutes Gefühl vermitteln soll. Ob man nicht von vornerein ein besseres oder cleveres Motiv hätte nehmen können darf man natürlich fragen.

  22. Der süße Hund ist süß. Leider trampeln meine Haustiere nur auf dem iPad herum, statt es zwischen die Zähne zu klemmen und mir ans Bett zu bringen. Katzen halt.
    Aber anders als Journalisten sind sie nun mal die Herrscher des Internets, und deshalb dürfen sie auch das Vermächtnis von Steve Jobs mit Füßen treten.

  23. @rog #33: Das wäre doch das Motiv schlechthin gewesen – die Katze statt Hund. Schade, dass Sie nicht bei Bildredakteur bei der Zeit sind.

  24. @37, Theo: Da ich nun mal ein Katzennarr bin, ist das auch die erste Ausgabe des Stern seit vielen Jahren, die ich mir gekauft habe. So schlicht sind wir Tierfreunde manchmal gestrickt.

  25. »Heizdecke fürs Innere«.
    Mit dem ganzen Papier kann man sich zudecken, ohne eine Heizdecke zu brauchen. Nichts gegen Zeitungen die lang, groß und breit sind,ganz im Gegenteil, man kann davon ein Wochendende leben und vor allem lesen, aber dieser, von der Zeit verordnete Kuscheljournalismus und das:
    Wir sind die Besten, haben den Hut auf bei der Aufklärung, ist unerträglich.

    Nach dem Video habe ich mich gefragt, wer diese Zeitung noch kaufen soll, außer aus Mitleid mit di Lorenzo? Dieses Gequälte, dieses einfach nur so Gesagte, dieses traurig Gelangweilte. Hölle!
    Ich erwarte von der »Zeit« nichts mehr, nachdem di Lorenzo die Sache mit dem Guttenberg einfach hat fließen lassen und keine Reaktion zeigte. Nicht mal etwas Manisches erwarte ich, aber ein bißchen mehr Freude an der Arbeit, an dem Werk und an der Struktur und eine ordentliche Danksagung an die Mitarbeiter dieser Zeitung wäre angebracht gewesen. Stattdessen sehen wir einen Mann, der fast schon gebeutelt wirkt was seine Arbeit und die seiner Mitarbeiter betrifft.
    Er ergießt sich in ein vollkommen monotones Nichts. Man wartet förmlich darauf, dass er ein kleines Tränchen verdrückt.

    Das ist überhaupt der Knaller.

  26. @rog: Interessant. Ich kenne das ja, das Katzen sich gerne auf Büchern und Zeitungen niederlegen, die man gerade liest. Machen die das bei iPads auch?

    @Hans: Ein Hund, der die Tageszeitung holt ist doch ein Bild, das aus Film/Fernsehen/Werbung mehr als bekannt ist.

    Und ein gutes/heimeliges Gefühl vermittelt.

  27. Schöner Blogartikel, doofer Einstieg. Den ausgerechnet den dumpfbleiernen, ahnungslosen Artikel von Jan Fleischhauer, der von Geschlechter- und Quotenfragen allenfalls eine vage Ahnung hat, als Aufhänger zu nehmen, schmerzt doch sehr. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der komische Exkurs ins Geschlechtliche (was ist denn jetzt „feminisierter Journalismus“, und soll das gut oder schlecht sein oder wirklich das, was Frauenzeitschriften machen? Das ist doch alles Quatsch) mit dem gewohnt treffenden Rest des Textes nichts zu tun hat.

  28. @40, Sebastian: Auf Zeitungen lassen sich auch meine Tiere gern nieder, und mit Vorliebe zerfetzen sie das Papier auch. Über das iPad wandern sie mitunter auf ihren Streifzügen, wenn ich es versehentlich auf dem Sofa liegen lasse. Zum Glück sind sie noch nicht darauf sitzen geblieben.

  29. Ich – ein „Zeit“-Leser, der sich outet – habe den Artikel von Di Lorenzo jetzt auch mal gelesen. Soll ja helfen, wenn man ihn kommentiert.
    Es ist ok, dass Herr Niggemeier kritisiert, wie viel Wert der Autor darauf legt, das journalistische Selbstbewusstsein zu wecken. Obgleich ich es sehr wohl legitim finde, zu betonen, dass Qualitätsjournalismus in Deutschland noch existiert, trägt Di Lorenzo vielleicht etwas zu viel auf. Aber er schweigt die Kritik auch nicht tot („Es [das gedruckte Medium] darf sein Relevanzversprechen nicht brechen durch eine permanente Skandalisierung des politischen Lebens oder eine auf Dauer abstoßende Konformität der Meinungen.“). Und er benennt andere wichtige Diskussionspunkte, wie z. B. die Frage nach der Bezahlung von Online-Journalismus oder den unsinnigen Grabenkampf zwischen Print und Online.

  30. Der Herr Niggemeier, der blendend von Print lebt und aller Welt bewies, dass auch ein brillanter Blogger nicht vom Netz leben kann….

  31. und vielleicht, aber nur vielleicht, gehen dem einen oder der anderen ja auch einfach die selbstverliebten Vordenker und Einsortierer aus den Redaktionsstuben auf die Nerven und kaufen den Diskursstarter und Demokratieverteidiger „gedrucktes Wort“ deshalb nur noch zufällig als Frischfischverpackung.

  32. der hund, der die tageszeitung vom rasen an die tür bringt (motiv #15 oder so, das mit der parkTapete). uramerikanisches motiv. „zeit“, atlantikbrücke. die „zeit“ steht zu ihrer imperialen verantwortung. helmut schmidt. di lorenzo ist nur erfüllungsgehilfe. ach, gibts dann auch jeden morgen n neues pad? wachstumwachstumwaaaaachstum.

    btw. süsse hunde verkaufen sich immer, bin mal gespannt, wieviel von der auflage weggeht. BILD hat titten, ZEIT hat hunde. und der FAZ-blog wird immer besser.

    btw. da gabs doch diese southParkFolge, in der die jungs nen hochanspruchvolles news-schul-TV gemacht haben. die höchsten quoten hatte dann aber der news-kanal der schülerkonkurrenz, der in einer tour hundewelpen-videos gesendet hat.

  33. @41. Was so schlimm an femininen Dingen sein soll, ist mir jetzt auch nicht klar. Dass Jan Fleischhauer Misogynist ist, dann schon eher.

  34. @rog, #38:

    Dann wird der Stern bald ein Meerschweinchen mit Hamster auf den Titel setzen. Damit auch deren Halter endlich das Blatt kaufen. Und nicht vergessen: drei Prozent der Deutschen geben an, einen Vogel zu haben. Genügend Kundenpotential für Gruner+Jahr.

  35. Es ist sicher nicht ganz falsch, dass die Zeitungen sich selbst totschreiben und die Verlage durch, hoffentlich derzeit verschwindende, Umsonst-Komplettveröffentlichungen im Netz kräftig geholfen haben. Aber di Lorenzo blendet viel wichtigere Gründe aus, unter anderem den Bevölkerungsrückgang und der Zwang der Berufswelt zu größerer lokaler Flexibilität, die gerade lokalen Abonnementzeitungen zusetzt, und auch die Gier vieler Verleger, die die Erträge immer weiter steigern und die Kosten senken wollen und dabei die journalisitsche Qualität kaputtsparen.

  36. Die Botschaft ist doch ganz klar: Journalisten müssen noch mehr als bisher zu apportierenden Schoßhündchen werden (sowie GdL in der Causa Guttenberg beispielsweise), dann wird alles gut.

    Wie di Lorenzo darauf kommt, dass die Presse zu wenig Selbstberühme betreibe, würde ich gern mal wissen. Dieses ständige ostentative Palmwedeln für den „Qualitätsjournalismus“ langweilt oder nervt nur noch. Mit diesem Schlagwort ist es inzwischen ähnlich wie mit Artikeln oder Büchern, wo im Untertitel „Die Wahrheit über…“ versprochen wird. Da kann man dann oft genug ziemlich sicher sein, dass einen ziemlich tendenziöse Meinungsmache erwartet und sonst nichts.

  37. „Die von Giovanni di Lorenzo geleitete Wochenzeitung ist so heimelig und gefühlig geworden, dass sie sich auch als Heizdecke fürs Innere vermarkten ließe.“

    HAHAHAHA! Stefan Niggemeier macht sich lustig über und ätzt gegen“Die Zeit“ und arbeitet dabei für den Verein, der in keinster Weise besser ist. HAHAHAHA!

    Das ist sooooo lächerlich Herr Niggemeier. Der pomadige Hamburger Spiegel-Journalismus soll in irgendeiner Weise besser sein? Niemals.

    Und wenn Sie mir jetzt nachschnüffeln wollen, weil Sie vermuten wer hinter meinem Beitrag stehen könnte: Ich kann Sie beruhigen, ich bin nicht der Mann aus Köln. Ich sitze hier entspannt in Berlin und war mal guter Dinge in Bezug auf Ihren Bild-Blog. Inzwischen weiß ich: Sie haben sich genauso kaufen lassen, wie andere BloggerInnen auch.

    So long – Ihr dingPong ;-)

  38. @ Gregor Keuschnig: Im Grunde gibt es bereits eine Bezeichung für den Spiegel, nämlich „ehemaliges Nachrichtenmagazin“. Ich finde, besser kann man den Spiegel nicht charakterisieren.

    Zum Text allgemein:
    Der Printjournalismus muss sich trauen, die wirklichen Defizite zu benennen. Fehlendes Geld führt zu mangelnder Recherche und dadurch entstehen stereotype Texte ohne Mehrwert.

    Für mich war es paradigmatisch in der Zeit, als Frau von der Leyen versuchte, die niemals praktisch umsetzbaren Kinderpornosperren im Internet durchzusetzen. Meine Tageszeitung konnte dazu nur die Agenturmeldungen replizieren oder Politikeraussagen zitieren. Eigene Recherchen gab es nicht. Alle wirklich wichtigen Informationen habe ich in Blogs gefunden (etwa Netzpolitik.org).

    Als ich dann irgendwann das Abo kündigte, tat es mir nicht wirklich mehr leid. Die Zeitung bot einfach kaum Inhalt über Agenturmeldungen hinaus.

    Wenn man dieses Problem nicht löst, werden Zeitungen auch weiterhin sterben.

  39. Der Hund ist nicht „niedlich“, der ist, wie jeder Hund, ekelerregend. Würde ich die Zeit am Kiosk aufgrund der Titelblattgestaltung kaufen, käme mir diese Ausgabe nicht ins Haus. Ein gezielt auf die Verbreitung von Fäkalien gezüchteter Organismus mit widerwärtigem „Untertanen“-Verhalten, der übel riecht und nutzlosen Lärm macht, und Menschen, die „sich falsch verhalten“ auch noch anfällt, der hat auf dem Titelblatt einer Qualitätszeitung nichts verloren.

  40. „Auf beinahe elegante Art definiert sie Qualitätsjournalismus als das, was in der »Zeit« steht. “

    Ha, ha – genau da liegt nämlich der Irrtum. Qualität und Wahrheit ist nämlich das, was im SPIEGEL steht. So ist das nämlich.

    (Ironiemodus Ende).

  41. Habe die Zeit Mitte der 90er hin und wieder mal gerne gelesen. Vorgestern hatte ich ein Angebot zum Probeabo angenommen, vier Ausgaben. Habe zeitgleich das sich daraufhin anschließende kostenpflichtige Abo sofort gekündigt – die gewünschte Bestätigung blieb bisher natürlich aus. Bin mal gespannt, ob ich die Zeit(ung) wiedererkenne.

  42. Ich kann die Häme gegenüber Journalisten , die hier zum Teil ausgebreitet wird, nicht nachvollziehen. Sie wirkt auf mich billig und beleidigt pauschal einen Berufsstand. Sicherlich gibt es in diesem Beruf gute oder weniger gute Akteure. Aber so zu tun, als seien die Journalisten selber schuld an der Misere, artikuliert mangelnde Kenntnis.

    Guter Journalismus, egal ob national-international oder lokal-regional orientiert, als Teil eines stimmigen Produkts (egal auf welchem Träger) hat seinen Wert und wird auch Käufer finden. Das klappt übrigens bei der ZEIT insgesamt sehr gut, über 500.000 Mal kaufen dieses Produkt jede Woche.

    Es ist das „fragliche Konstrukt einer Tageszeitung“, die ZEIT Online CR Blau zurecht thematisiert (Betonung auf „Tageszeitung“, nicht „Wochenzeitung“!). Und das hat sicherlich auch sehr mit der Qualität der Journalisten zu tun, genauso wie auch mit dem Management und mit dem Leser (Erosion des Bildungsbürgertums, mangelnde Schulbildung, Schrumpfen der Bevölkerungszahl).

    Bei der FTD stehen 350 Menschen vor existentiellen Fragen, genauso in Frankfurt. Darüber kann ich nicht lachen und auch nicht abledern …

  43. @65: Pauschalkritik hilft in der Tat nicht weiter. Journalisten per se als unfähig zu beschimpfen, geht an der Wirklichkeit vorbei. Aber der Verzicht auf Selbstkritik bringt auch keine neuen Erkenntnisse. Denn natürlich ist die Zeitungskrise auch das Ergebnis des journalistischen Handelns. Wohlgemerkt, eines Handelns in einem gesellschaftlichen Umfeld, das Möglichkeiten bietet, aber auch enge Grenzen setzt.

    Aber die Verantwortung des Journalismus muss man schon mit benennen. Der Hang vieler Medien zum Skandal und zur Story sorgt oft genug dafür, dass der Boulevard auch im Nachrichtenteil einer Zeitung über gutes Journalistenhandwerk siegt. So etwas ist für mich als Leser ärgerlich. Ich will Informationen und keine pseudo-psychologischen Mutmaßungen über die Gefühlslage der Kanzlerin, wie man sie oft im Spiegel lesen kann. Und ich will auch nicht, dass jede unbedeutende Mücke zum Elefanten hochgeschrieben wird.

    Klar, damit ist kein vollständiges Bild des Journalismus gegeben. Aber diese Dinge sind sehr ärgerlich. Für mich persönlich ist das ein Grund, auf Zeitungen zu verzichten.

    Davon abgesehen wäre es sicher hilfreich, wenn man ein Gesamtbild der Zeitungskrise zeichnen könnte. Dazu gehören dann die ökonomischen und sozialstrukturellen Bedingungen auf dem Zeitungsmarkt. Ebenso müsste man wissen, wie Journalisten arbeiten können, also welchen Zwängen sie auch ausgesetzt sind.

  44. Ich begreife den Begriff des Wärmestuben-Journalismus auch als gute Metapher hinsichtlich des Formats der Zeitung. Also dass man sich mit der ZEIT gut zudecken kann. Ich finde es beachtlich, dass DIE ZEIT ihre Auflage in Zeiten des Printsterbens steigern konnte und neide ihnen diesen Erfolg in keinster Weise. Aber für mich ist diese Zeitung im Moment viel zu dick und ihre Artikel viel zu lang. Wer detaillierte Informationen will, ist mit der ZEIT sicher gut bedient. Ich stehe mehr auf kompakte Überblicke.
    Zum Inhalt nur soviel: Wenn DIE ZEIT das Internet – womöglich – vernachlässigen sollte, ist sie angesichts der Rasanz der digitalen Entwicklung schneller weg vom Fenster, als Herr di Lorenzo gucken kann.

  45. Die ZEIT ist für mich schon lange nicht mehr lesbar. Effektiv haben wir in diesem Land mit dem Spiegel nur noch ein Printmedium, das halbwegs (ja, leider nicht durchgängig) lesbar ist, der Rest ist feuilletonistischer Schwachsinn von Dilettanten. Kaum ein Artikel, in dem nicht bloß der argumentativ kaum belegte Mainstream wiedergekäut wird, der fachliche Fehler enthält oder schlicht überflüssig ist.

  46. […] 2. “Auf den Hund gekommen: Der Wärmestuben-Journalismus der ‘Zeit’” (stefan-niggemeier.de) Stefan Niggemeier liest die aktuelle “Zeit” mit dem Titelthema “Wie guter Journalismus überleben kann”: “Mich hat diese hilflos-verzweifelt-verklärende Flucht ins Pathos unter dem Sinnbild des süßen gephotoshoppten Hundes heute depressiver gemacht als alle aktuellen Untergangs-Nachrichten von Print-Medien.” […]

  47. Interessanter Beitrag. Mag sein, dass Herr Niggemeier mal wieder recht hat.

    Wahr ist ganz sicher aber auch: Die Zeit hat in den letzten Jahren Ihren Umsatz verdoppelt und Ihre Auflagen um ein viertel gesteigert-

    und zwar mit unabhängigen Analysen, tollen Hintergundberichten, inspirierenden Reportagen und – von mir aus – auch der inneren Heizdecke. Wo genau ist das Problem?

    Ich finde das gut!

  48. Ein bisschen „innere Heizdecke“ darf die Zeitungslandschaft online und offline durchaus AUCH bieten – das ist geradezu Mangelware.

    Aber es ist wahrlich nicht das einzige Feature der ZEIT.

  49. Eine ähnliche These wurde heute Morgen auch im Mediengespräch (http://www.dradio.de/rss/podcast/sendungen/mediengespraech) bei D Radio Kultur vom „Medienwissenschaftler“ Bernhard Pörksen vertreten.
    Neben dem Totschlagargument der bösen Umsonstkultur im Netz, verortete er die Ursache des jetzigen Zeitungssterbens in der Grunddepresivität der Prinjournalisten, die ihre eigene Branche mit ins Grab reden. Interessant fand ich auch dass Zeitungsjournalismus in Deutschland keine Lobby hat (das hatte ich von den diskusionen ums Leistungsschutzrecht auch irgendwie noch anders in Erinnerung).
    Zum ersten Mal habe ich die ganzen Naturwissenschaftlerverstanden verstanden, die den (meisten) Geisteswissenschaftlern den Status der Wissenschaft absprechen.
    Überhaupt passt der Beitrag zu di Lorenzio (und vielen Zeit Artikeln), er schreibt was, das auf den ersten Blick unglaublich schlau und durchdacht wird, sich aber bei näherem Hinsehen als absolut schwachbrüstig erweist.
    Apropos „Medienwissenschaftler“ wann schreibst du mal wieder was zu Jo „ich hab zu allem eine Meinung“ Gröbel?

  50. Manchmal habe ich den Eindruck, dass dieser Blog selbst eine Art Heizdecke für Netz-Journalisten ist. Und eine der Hauptbeschäftigung der Netzjournalisten scheint mir zu sein, den Print-Kollegen vorzurechnen, dass ihr Geschäftsmodell an Ende ist. Ich kann gar nicht verstehen, warum man sich noch so viel mit untergehenden Geschäftsmodellen aufhält, wenn man selbst doch auf der Seite der Zukunft ist? Warum schreibt man nicht einfach tolle Reportagen und investigative Geschichten im Internet, lebt gut davon und schaut nach vorn? Was interessieren denn noch die ganzen Holz-Medien? Ich selbst glaube, dass es keinen Sinn mehr macht, zwischen Print und Internet zu unterscheiden. Der Journalismus an sich ist in der Krise. Die alten Medien verlieren langsam ihr Geschäftsmodell. Der Internet-Journalismus hat noch keines. Fast zwanzig Jahre nach Gründung von Internet-Zeitungen gibt es kaum eine, die ohne Unterstützung einer Print-Redaktion profitabel wäre. Wenn sich das nicht bald ändert, steht es schlecht um das journalistische Berufsbild. Journalismus braucht unabhängige Redaktionen, die ihre Leute ernähren können, die als rechtliche Person auftreten können und neue Kräfte ausbilden können. Das ist eine der großen Errungenschaften der Nachkriegszeit und eine der Lehren des Faschismus. Dass eine Medienlandschaft auch anders aussehen kann, sieht man in Italien. In dem Punkt hat Di Lorenzo schon recht: Es gibt da einiges, was wir wertschätzen können. Jedenfalls, so lange es das noch gibt. Danach bleibt uns noch genug Zeit für Rechthaberei.

  51. Ach so, dass es auch anderes geht hat gestern mal wieder „Was mit Medien“ bei D Radio Wissen bewiesen. Da wurde u.a. am Beispiel von Brand Eins aufgezeigt, dass man mit hochwertigen Inhalten auf Papier durchaus noch Geld verdienen kann.

  52. ich, als öffentlich rechtlicher fernsehjournalist – also qualitätsjournalist – verstehe die aufregung über den hund nicht. jeder journalist kennt die berümten drei Ts, die gut verkaufbare beiträge ausmachen. titten, tote, tiere. rtl bestückt sein gesamtes programm damit. wir qualitätsjournalisten dürfen ja keine titten. und tote nur als zahl – nicht wie rtl in bild und ton. also bleiben uns doch nur die tiere. lasst uns die doch bitte…

  53. Als Betroffener habe ich Herrn di Lorenzos Artikel eher so verstanden, dass wir Journalisten uns einfach mehr und öfter gegen die Macht der Verleger/Marketingkollegen widersetzen müssen. Neben den ewigen Diskussionen um Qualitätsjournalismus fehlt mir einfach eine Debatte über die betriebswirtschaftlichen Fehlentscheidungen, unter der dann die Produzenten (Journalisten, Fotografen, Layouter) leiden.

  54. Hallo U. (#69). Eine (rhetorische) Frage:

    Wenn das Ihre Kritik an der „Zeit“ ist („feuilletonistischer Schwachsinn von Dilettanten. Kaum ein Artikel, in dem nicht bloß der argumentativ kaum belegte Mainstream wiedergekäut wird, der fachliche Fehler enthält oder schlicht überflüssig ist“), dann ist Ihrer Meinung nach ausgerechnet der „Spiegel“ das letzte Blatt, das man noch lesen kann?

    Das finde ich interessant. Aber zugegeben: Ich habe schon seit mehr als einem Jahr keine Spiegelausgabe mehr gelesen. Oder anders: Ich kann einfach nicht mehr in den Spiegel sehen (Kalauer auch noch abgehkat und Danke)

  55. Unsere Gesellschaft ist Mitglied einer länderübergreifenden KMU Organisation mit ca. 800 Mitgliedern. Einige von uns schalteten Werbung bei der FTD. Viele von uns Unternehmern schrieben Leserkommentare, deren Inhalte nicht mit der verdünnten Geisteshaltung der FTD übereinstimmten. Sie wurden nie veröffentlicht bzw. ins Netz gestellt. Jeder, der zerohedgedotcom liest merkt, dass FTD keine 10 % der Thementiefe von ersterer hat. Also, was sollen wir noch bei FTD?

  56. Johannes, #80

    Die von dir angesprochene Debatte fehlt mir auch. Aber wo soll sie denn öffentlich stattfinden? Welches Medium lässt es denn zu, dass mal die Fehler der Medien-Herrscher thematisiert werden? Selbst das öffentlich-rechtliche Fernsehen möchte es sich doch nicht mit den Verlagen verderben und lässt da brav das Maul halten.

    Gewinn Gruner und Jahr im Jahr 2011: 233 Millionen. Gewinn Bertelsmann in den ersten neun Monaten 2012: 528 Millionen. Das aber reicht ihnen nicht. Sie können den Hals nicht voll genug kriegen. Entlassungen auf der einen Seite, Vermischung von Journalismus und PR als Geschäftsmodell andererseits (siehe Gruner und Jahr – Frau Jäkel und ihre Mannen sind in der Hinsicht recht tabulos).

    Die Verlagseigentümer und ihre Helfer brauchen keine Konkurrenz durchs Internet, um die Substanz ihrer Medien zu vernichten. In ihrer schier grenzenlosen Habgier – ein typisches Merkmal unseres Gegenwarts-Kapitalismus – zerstören sie genau die Werte, welche sie in ihren Sonntagsreden gerne hervorheben.

    Ich erwarte nicht von Giovanni di Lorenzo, dass er diese Debatte führt. Aber er weiß, dass man sie führen müsste. Und unehrlich wird er dann, wenn er pauschal von Rendite-Einbrüchen redet und dabei andere Zahlen unter den Tisch fallen lässt.

    Sein Satz „Wer für sich selbst keine Wertschätzung empfindet, kann sie auch nicht von anderen erwarten“ ist eine Ohrfeige für die vielen Journalisten, die von Verlagen ausgepresst werden. Zahlt denen endlich vernünftige Honorare! Freie Mitarbeiter von Zeitungen z.B. arbeiten für Stundensätze, die entwürdigend sind. Ähnliches gilt für Autoren für verlagseigene Online-Portale. Mit denen aber kuschelt Di Lorenzo nicht. Das Kuscheln zielt immer nach oben, zu denen, die die Kohle haben.

  57. Den Punkt, den Volker Pfau in Kommentar #9 nennt, fand auch ich am seltsamsten in Giovanni di Lorenzos Text: Wie kommt er darauf, dass die Tageszeitungen (vor allem die regionalen) sich plötzlich mit Verve auf den Ausbau ihrer Online-Aktivitäten gestürzt und dabei ihre Print-Ausgabe vernachlässigt hätten? (Zitat: „Schön, dass ihr noch dabei seid, aber das Medium der Zukunft ist ein anderes, es ist das Internet. Entsprechend lieblos wurde plötzlich manche verdiente Regionalzeitung behandelt“)

  58. @ Johannes (#80): Ja, beispielsweise die Fehlentscheidung zu glauben, man müsse in der Online-Ausgabe einer seriösen Tageszeitung plötzlich Hundebaby-Fotoklickstrecken und Busenblitzer machen — Dinge, die man in der Print-Version niemals gemacht hätte. So beschädigt man eine Marke und wundert sich, warum die Werbetreibenden in diesem Umfeld für eine Anzeige nur einen Bruchteil des Preises einer Print-Anzeige zahlen wollen…

  59. Sehr geehrter Herr Niggemeier,

    was Sie am Donnerstag in Ihrem Blog geschrieben haben, ist für mich ein Musterbeispiel für den Missstand, den ich in der aktuellen Ausgabe der ZEIT beschreibe: die permanente Selbstbeschädigung unserer Branche, oft aus läppischem Anlass.

    Ich will mich gar nicht lange an der Selbstgerechtigkeit und Einseitigkeit Ihrer Kritik festbeißen. Das Magazin, bei dem Sie als Autor in Lohn und Brot stehen, macht mindestens ebenso viele „gefühlige“ Titel, wie Sie uns nun vorwerfen. Ihre Chefredaktion wird dafür genauso viele gute oder schlechte Gründe haben wie wir. Sie haben das große Glück, dass Sie noch nie eine Zeitung am Kiosk verkaufen mussten.

    Was ich aber noch fragwürdiger finde: Man könnte ja auch sagen, dass wir weniger für die ZEIT, sondern für die ganze Branche eine recht ordentliche Titelgeschichte hinbekommen haben: Mit einer Sammlung von Statements der wichtigsten Medienmacher, über die man streiten kann. Mit einer sehr guten und treffenden Analyse der Medienlandschaft von Götz Hamann. Mit sieben lesens- und diskussionswürdigen Thesen von Bernd Ulrich und Götz Hamann. Es wird vieles angesprochen, was diskutiert werden muss. Die Verunsicherung bei Journalisten und Lesern ist da, und sie ist groß.

    Woran aber halten Sie sich fest? Am Hund auf dem Titelbild. Das ist Ihr gutes Recht; Titel sind Geschmackssache, bei jedem Blatt. Aber was sollen die Verallgemeinerungen? Was der Vergleich mit „Landlust“? Ich habe diese Zeitschrift noch nie gelesen, aber ich finde die Arroganz, mit der sie dieses Blatt und seine Leser strafen, beängstigend.

    Abgesehen davon finden Sie in dieser Ausgabe der ZEIT alles, was eine kritische, analytische und sorgfältig recherchierende politische Zeitung leisten muss. Ich verweise nur auf das Dossier über von der Industrie bezahlte PR-Berater, die den Menschen einreden, die Erde erwärme sich gar nicht. Oder die Seiten 2 und 3 über den Palästinakonflikt.

    Sie werfen uns allen Ernstes Wohlfühljournalismus vor! Sollen sich die Leserinnen und Leser etwa mit ihrer Zeitung oder ihrem Magazin nicht wohlfühlen?

    Mit freundlichen Grüßen in unfreundlichen Zeiten

    Ihr
    Giovanni di Lorenzo

  60. @ 87, Giovanni di Lorenzo
    Unter Wohlfühljournalismus verstehe ich weniger Berichte über unangenehme Dinge draußen in der kalten Welt als vielmehr Kommentare und Analysen, die meine Meinung widerspiegeln und mir deshalb nicht weh tun.

    Als Laien-Leser kann ich vielleicht nicht so gut beurteilen, ob sich die ZEIT zuwenig Eckiges leistet (gehört schon das Geschreibsel von Herrn Joffe dazu?).
    Aber ich merke, warum es mir überhaupt keinen Spaß mehr macht, auf faz.net zu lesen: Die Menschenverachtung, die aus Kommentaren unter den Artikeln trieft, hat nichts Eckiges mehr. Sie ist einfach nur widerlich. Hier beschädigen die Onliner die Papier-FAZ mehr als jeder Hund. Denn man merkt spätestens jetzt, dass das mit dem klugen Kopf nicht immer stimmt…

  61. @56 Michael Lohmann: Ach, stimmt ja! Es gibt ja tatsächlich auch noch Menschen, die den Spiegel nicht mit „ehemaliges Nachrichtenmagazin“ bezeichnen!
    Im Ernst, sie haben mir das mit ihrem Beitrag tatsächlich wieder bewusst werden lassen. Kein Witz.

    @57 Prokrastes: Geben sie es ruhig zu: Sie sind ein Agent von gegenhund.org!

    Apropos Coverhund. Es ist doch außerordentlich erstaunlich, wie sich die Ausdrücke aller Gesichter auf dieser Titelseite doch gleichen. So mag es der Giovanni!

  62. Das Magazin, bei dem Sie als Autor in Lohn und Brot stehen, macht mindestens ebenso viele „gefühlige“ Titel, wie Sie uns nun vorwerfen.

    Whoa snap! Der hat es Ihnen aber gegeben, Herr Niggemeier.
    Damit dürften alle Zweifel daran aus der Welt sein, dass Her di Lorenzo eine sachliche Auseinandersetzung mit Kritik am heutigen Journalismus, auch und insbesondere der Zeit, nicht scheut.

  63. Soeben im BR3:

    Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig, der letzte aufrechte deutsche Journalist, der sich traut, Begriffe wie „Atlantikbrücke“ im Fernsehen zu nennen.

    „Dass ich erkenne, was die Welt im Innerten zusammenhält.“ Ein Netzwerk von Personen, die sich für staatstragend halten, ein Netzwerk, das Wirtschaft, Politik und – leider auch Medien durchwebt. Beste Voraussetzung für kritischen Journalismus.

    Zur Beruhigung jetzt etwas Johanneskraut, bitte.

  64. Der „ZEIT“Bedarf von Hunden
    und von Zeitungskunden
    ist irgendwann – verschwunden.

    Mit Wehmut, kurz vorm Untergang,
    stell ich hier fest: „Die Kunst ist lang,
    die Zeit ist kurz.“
    Der Zukunft ist das schnurz.

  65. @87:
    Das Magazin, bei dem Sie als Autor in Lohn und Brot stehen, macht mindestens ebenso viele „gefühlige“ Titel, wie Sie uns nun vorwerfen. Ihre Chefredaktion wird dafür genauso viele gute oder schlechte Gründe haben wie wir.

    Sehen Sie, Herr di Lorenzo, der Vergleich, den Sie da ziehen, benennt schon den Hauptgrund, warum ich mich als Leser von der ZEIT abgewandt habe: dass sie (die bunt bebilderten Titel sind wohl der deutlichste Ausdruck dieser Entwicklung) in den letzten Jahren so schrecklich magazinig geworden ist. Wenn ich sowas wollte, könnte ich mir in der Tat gleich den „Spiegel“ kaufen, oder den „Stern“.

  66. Sehr geehrter Herr di Lorenzo,

    soweit ich das sehen kann, kritisiert Niggemeier einen konkreten Punkt in der Titelgeschichte der „Zeit“. Damit ist nicht der Hund gemeint. Es geht um die These, die Zeitungskrise sei maßgeblich dadurch verursacht, dass sich die Printleute selber schlechtgeschrieben hätten, während sie das Internet als Zukunftsmodell beurteilten.

    Über diese These und die Kritik daran gäbe es doch einiges zu sagen. Auch von Ihrer Seite aus. Aber dieser Diskussion sind Sie aus dem Weg gegangen.

    Das Problem der Zeitungen ist nicht das mangelnde Selbstbewusstsein ihrer Macher. Es fehlt an originären Inhalten. Damit meine ich Stücke, die durch Recherche entstanden sind. Agenturmeldungen zu replizieren ist das eine. Das gehört nun einmal zu der Nachrichtenwelt dazu. Aber Zeitungen lebten eben auch von eigener Recherche, die unabhängig von den Agenturen vorgenommen worden ist. Schließlich hat genau das Zeitungen auch unterscheidbar gemacht. Ohne solche originären Inhalte könnte man sonst auch direkt bei Reuters Tickermeldungen beziehen und bräuchte dafür keine Tageszeitung. Dank des Internet ist das nicht nötig, Spiegel Online und andere erledigen das.

    Dennoch ist das Internet nicht das Problem. Es gab auch vor dem Internet konkurrierende Medien, so das Fernsehen und das Radio. Auch dort hatte der geneigte Zeitungsleser Nachrichten gehört und gesehen. Und dennoch hat er Zeitung gelesen, weil diese ihm etwas bot, was Fernsehen und Radio nicht boten. Das waren eben je nach Blatt die eigenständigen Beiträge.

    Ich meine, dass diese Eigenbeiträge immer mehr verschwinden, weil es an Geld fehlt, um Journalisten in Ruhe recherchieren zu lassen. In der Folge werden Zeitungen langweilig und dank der fehlenden Eigenbeiträge gleichen sie sich auch einander an.

    Das ist zumindest für mich ein Grund, nunmehr auf Zeitungen zu verzichten. Und genau dies wäre für mich hier das Diskussionsthema.

  67. Die Zeit und Herr Giovanni di Lorenzo hätten eine sachliche Auseinandersetzung verdient.

    Sehe ich hier nicht.

    Auf einen Hund und auf eine Heizdecke fürs Innere zuzuspitzen kann im Fall von sonstigen ambitions- und visionslosen Zeitungen passend sein, bei Blättern, deren einziges Konzept die Maximierung des repetierenden Motivs kümmerlich inhaltsarmer Artikel auf Kosten von Sorgfalt, Recherche, Aufwand, Substanz und einem echten Interesse am Abnehmer zu sein scheint.

    Die Zeit ist keine solche Zeitung. Der Umgang mit ihr muss differenzierter, genauer sein, der Ansatz der Kritik höher gesetzt werden.

    Hier sieht es aus, als ob die Zeit auch mal heruntergeholt werden sollte, um sie neben all die anderen Zielscheiben zu hängen. Feuer frei.

    Und warum?

    Weil Herr di Lorenzo das Feld beackert hat „Journalisten“ und ihr Umgang mit sich und dem „Thema Internet“.
    Das kann natürlich Beißreflexe auslösen bei denjenigen, die das Thema per se für sich beanspruchen.

    Man könnte als unbeteiligter Leser auf die Idee gekommen sein, dass die Journalisten auf einen Punkt in der Zukunft fixiert sind, in dem Printmedien nur noch eine Randerscheinung sind und die ganze große Branche zusammenschrumft zu einer nur noch kleinen, so dass ein Großteil von Ihnen im Job überflüssig wird.

    Ein Ehrgeiz scheint ausgebrochen zu sein, sich diese Zukunft so schnell wie möglich selbst herbeizuschreiben.
    Dieser Punkt geht an Herrn di Lorenzo.

  68. @zoey

    „Man könnte als unbeteiligter Leser auf die Idee gekommen sein, dass die Journalisten auf einen Punkt in der Zukunft fixiert sind, in dem Printmedien nur noch eine Randerscheinung sind und die ganze große Branche zusammenschrumft zu einer nur noch kleinen, so dass ein Großteil von Ihnen im Job überflüssig wird.“

    Ich sehe hier nur eine These ohne Beleg. Wieso sollten solche Journalistenkommentare dafür sorgen, dass die Nachfrage nach Zeitungen sinkt? Vielleicht überschätzen Sie da die meinungsmachende Kraft des Journalismus. Solche Texte dürften sich vor allem im Feuilleton finden, aber eine Zeitung besteht ja noch aus mehr Teilen. Der Leser wird sicher nicht vor allem anhand einzelner Meinungen im Feuilleton über die Qualität einer Zeitung urteilen, sondern aufgrund des Gesamtangebotes eines Blattes. Ich finde, man müsste erst einmal nachweisen, dass solche Texte wirklich Einfluss haben, bevor man sie zum wesentlichen Faktor erklärt.

    Zweitens muss ich sagen, dass derzeit das Internet nun einmal in Gestalt von Blogs das tut, was der Journalismus eigentlich tun sollte: Es wird recherchiert, Fakten werden zusammengestellt, Hintergrundwissen wird vermittelt. Mein Beispiel bleibt dafür etwa Netzpolitik.org oder auch die Nachdenkseiten. Man kann von den politischen Standpunkten halten, was man will. In der Regel bekommt man kundige Informationen.

    Wie soll man Zeitungen noch wertschätzen, die Leute wie Roman Herzog oder Bert Rürup unreflektiert zitieren, während ein Blog wie Nachdenkseiten zeigt, wie verflochten diese Leute mit bestimmten Lobbyorganisationen sind? Das kommt leider viel zu häufig vor. Solche Hintergründe sind einfach zu selten in Zeitungen zu lesen. Und zumindest für mich ist das ein Grund, mich über Zeitungen zu ärgern und mich zu fragen, was mir so ein Blatt eigentlich noch bietet.

    Damit sollte man sich mal auseinandersetzen und nicht mit der Scheinfrage, ob einige das Internet zu sehr hochloben.

  69. In der letzten Woche hat der designierte Kanzlerkandidat de SPD Peer Steinbrück zu einem sogenannten „Hintergrundgespräch“ geladen, ausgewählte Journalisten waren anwesend obwohl es keinen Freiflug der Flugbereitschaft gab! Der Kandidat sah sich genötigt, einmal grundsätzlich seine Fehler, aber auch seinen Fahrplan bis zur Bundeatagswahl zu erläutern. Heraus kam auf z.b. auf SPON ein wohlwollend kritischer Artikel. In diesem Blog tummeln sich doch Insider, kann mir mal jemand erläutern, was es mit diesen „Kamingesprächen“ auf sich hat und nach welchen Kriterien die „Journalisten“ ausgesucht werden?

  70. @96, Michael Lohmann: Ausgerechnet der ZEIT lässt sich aber kaum vorwerfen, dass sie zu wenig originäre Inhalte hätte. Ich finde sie heutzutage sogar weit interessanter als Anfang der Neunziger, weil sie – von Ausnahmen abgesehen – auf das Dozieren verzichtet, das in meinen Augen damals gern ein wenig von oben herab daherkam.

  71. „Unfreundliche Zeiten“ ?

    Den Rotwein verdaut. Nach vorne geschaut! Ein paar Anmerkungen zum Statement von GdL.

    Ich fang mal hinten an. Kann Zeit unfreundlich sein? Ich dachte, das können nur Menschen. Und sie bewirken damit vielleicht „unwirtliche“ Umstände. Die Zeit ist neutral. Moralische Kategorien ihr zuzuordnen, ist falsch – oder nachlässig. Textverständnis, ich weiß, ich weiß. Hamm mer ja. Aber es geht mir nicht um Textverständnis, es geht um Sprachgebrauch. Sprache ist Träger von Ideologie, sie verharmlost oder bauscht auf. Habe ich kürzlich irgendwo gelesen.

    Herr Niggemeier, Sie werden doch nicht etwa ihre „Zeit“-Kritik auf direkten oder indirekten Wunsch ihrer Brot- und Lohn-Geber geschrieben haben, um einem Konkurrenzblatt zu schaden? Sie hätten doch auch was Schönes in dem Chef-Beitrag finden können. Mit KiGa 2.0 – Attitüde intoniert GdL ein „Selber, selber“, „Ihr/Du doch auch.“ Mein Fazit: „Vorerst gescheitert“ ist hier der Versuch einer Replik.

    Literaten und Kolumnisten dürfen und sollen natürlich auch mal wolkig und polemisch schreiben; aber in einer Art Antwortbrief sollte ein Chefredakteur klarer daher kommen. Sonst entsteht der Eindruck, er habe sich nur einer Pflichtaufgabe entledigt.

    Ich bleibe bei meiner Feststellung, dass die Durchwirkung von Politik, Wirtschaft und Journalismus, verbunden mit dem Interesse von Verlegern, Politik und PolitikerInnen zu „machen“, die größten Probleme sind. Ich weiß, das war schon immer so. Wenn ich aber jetzt Namen als Beispiele nennen würde, würde ich zu viele vergessen. Darum lasse ich das. Jedoch „früher“ standen in den besseren Medienhäusern den Verlegern gestandene Journalisten als Chefredakteure gegenüber und nicht weich gespülte Netzwerk-Zöglinge. Aus dem, was Hanns Joachim Friedrichs einst über die Unabhängigkeit von Journalisten formulierte, kann abgeleitet werden: „Journalisten haben als Mitglieder in (politisch ausgerichteten) Vereinen nichts zu suchen. “

    Des weiteren hat besonders das Medienhaus Bertelsmann seit Einführung des Privatfernsehens dafür gesorgt, dass das breite Publikum sich dem Infotainment hingibt. Dafür braucht es keine kritischen Tages- oder Wochenzeitungen. Das findet Mensch in Fernsehen und Internet einfacher und „besser“. Bunte Magazine aus Papier, die sich noch verkaufen, werden ausreichen um die Rotationsmaschinen in Gütersloh am Laufen zu halten.

    In seiner spon-Kolumne (sic!) hat übrigens Georg Diez unter
    »Im Strudel des Strukturwandels« einige interessante Sätze zum Thema geschrieben.

  72. Ich war früher auch mal passionierter ZEIT-Leser und Abonnent, aber seit ein paar Jahren ist dieses Blatt echt nicht mehr zu ertragen. Nur noch so treudoofe Weltverbesserungsartikel auf dem Niveau von 12te-Klasse-Aufsätzen, völlig unterkomplex. Die Moral von der Geschicht kommt dann immer gleich mit dem Holzhammer, weil man dem Leser bloß kein eigenes Denken zumuten möchte.

    Das Zeitmagazin bringt nur noch Prenzlauer-Berg-Lifestyle-Quatsch und abgesehen vom Martenstein ist darin wirklich nichts mehr von Interesse drin. Meine Eltern, die seit 30 Jahren ein Abo hatten, haben es mittlerweile auch gekündigt. Schade drum, eigentlich. Aber liegt wohl wirklich an Giovanni di Lorenzo, nehme ich an.

  73. In einer „Lanz“-Sendung konterte di Lorenzo am 13. September die Ausführungen von Sarah Wagenknecht, indem er wieder einmal Helmut Schmidt zitierte.
    Dieser werde „richtig zornig“, wenn man sage, den Deutschen gehe es schlecht. Denen gehe es nämlich so gut wie noch nie. Das werde zu wenig gesehen. Und das sei nicht gut, wenn sich das „Uns geht´s schlecht“ als Stimmung breit mache. Weil es kein Land gebe, wo es noch so gut laufe wie in Deutschland. So der große Intellektuelle Schmidt.
    Vielleicht kamen ihm die Gedanken von Schmidt so originell vor, dass er das Ganze einfach -als er verzweifelt versuchte, seinen Leitartikel fertig zu machen- auf die Zeitungsbranche übertrug:
    Deutschland hat die besten Zeitungen, es darf sich nur nicht die Stimmung breit machen: „Wir sind schlecht“. Deswegen der „Wutausbruch“ à la Schmidt.
    Es ist manchmal so schlicht wie man´s unterstellt.

    Und warum schreibt di Lorenzo, Niggemeier strafe „Landlust“ und deren Leser mit Arroganz? Die haben doch sicher kein Problem damit, als Kuschelmagazin bzw. Leser von Kuschelmagazinen bezeichnet zu werden. Und warum sollte das beängstigend sein? Wird Niggemeier jetzt nicht nur Hass auf Lanz, sondern auch noch Hass auf „Landlust“-Leser und di Lorenzo unterstellt?
    Das finde ich beängstigend.

    Und warum betont di Lorenzo, dass er noch nie die „Landlust“ gelesen hat? Wäre das so schlimm? Hat nicht viel mehr er ein Problem mit Landlust und deren Lesern, was wirklich sehr selbstgerecht und arrogant wäre?

  74. Zunächst bitte ich die Länge meines Kommentars zu entschuldigen…

    @ mark793, # 53

    Ganz unrecht haben Sie mit Ihrer Kritik am „Qualitätsjournalismus“ nicht. Bis vor ein, zwei Jahren war ich noch begeisterter Zeitungsleser und gehörte als Twen sicher zur Hoffnung der Verleger. Zuletzt wurde ich aber immer skeptischer, aus mehreren Gründen:

    1. Bei Themen, mit denen ich mich mehr als der Durchschnittsleser beschäftige, ist mir immer wieder die Fehlerhaftigkeit und Unvollständigkeit der Berichterstattung aufgefallen. Es geht mir hier gar nicht um gewisse Vereinfachungen, die für Laien sicher nötig sind, sondern um fundamental falsch dargestellte Dinge, bei denen man merkte, dass der Redakteur keine Ahnung vom Thema hat. Wie mag es dann mit Themen aussehen, von denen ich selbst keine Ahnung habe?
    2. Ich habe am Rande selbst eine Medienkampagne mitbekommen. Wie dort mit Betroffenen umgegangen wurde, mit welcher Scheinheiligkeit, mit welcher Verlogenheit, geht auf keine Kuhhaut. Unnötig zu erwähnen, dass auch hier in jedem Bericht undurchdachte und missverständliche Sätze vorkamen. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl, dass es den Journalisten darum ging, bestimmte Dinge aufzuarbeiten (im Gegenteil: sie haben die Aufarbeitung behindert), es ging einzig und allein um eine gute Geschichte.
    3. Ich habe keine Lust mehr auf die ewig gleichen politischen „Debatten“. Akteur A sagt etwas Unerhörtes, Akteur B regt sich auf, irgendwann tritt Godwin’s law in Kraft, und am Ende ist man keinen Schritt weiter.
    4. Vor Jahren habe ich mal mit einer Kommilitonin im Rahmen des Bildungsstreiks unsere Forderungen für eine Pressemitteilung geschrieben. Die Lokalzeitung hat das „wir“ in „sie“ umformuliert, Kleinigkeiten angepasst und das ganze als eigenen Bericht verkauft. Uns war es natürlich recht, schließlich fanden sich unsere Forderungen so in der Presse wieder, ein Unbehagen blieb aber dennoch – sieht so Journalismus in Deutschland aus?
    5. Die absolute Deutschland-Zentriertheit in hiesigen Medien: Nach Fukushima wurden die unmittelbaren Folgen für die Region schnell abgehandelt, dann ging es um die wirklich wichtige Frage: „Was heißt das für uns?“ Und selbst unsere unmittelbaren Nachbarstaaten werden völlig ignoriert: Vor kurzem sind Anschlagspläne auf das polnische Parlament aufgeflogen – die gesamte politische Elite sollte hier auf einen Schlag in die Luft gesprengt werden. Und die deutschen „Qualitätsmedien“? Berichten überwiegend mit Kurzmeldungen oder gar nicht. Das hätte ganz sicher nicht anders ausgesehen, wenn das in Belgien, Dänemark oder Österreich passiert wäre. Nur ein Land wird dafür bis zum Erbrechen behandelt: die USA. Die vierjährige US-Amerikanerin, die in Tränen ausgebrochen ist und wollte, dass der Wahlkampf endlich vorbei ist, hat auch meinen Nerv getroffen.

    All das hat mich immer skeptischer gestimmt. Doch den Moment, als ich für mich entschieden habe, mit dem Zeitunglesen aufzuhören, kann ich genau datieren. Im Juni diesen Jahres erdreistete sich der Bundestag, während eines EM-„Deutschland“-Spiels den Politikbetrieb nicht einzustellen (diese Schweine!) – und traf in eben dieser einen aus meiner Sicht stark zu kritisierenden Beschluss zum neuen Meldegesetz. Und die deutsche Medienlandschaft? Ist am nächsten Tag natürlich entsetzt und traurig – weil „Deutschland“ das Spiel verloren hat. Erst drei Wochen später wird der Beschluss eher zufällig aufgegriffen (es lebe das Sommerloch)! Und dann? Wird nur auf die bösen Politiker eingedroschen, aber kaum ein (kein?) Medium übt auch nur dezente Selbstkritik, dass anscheinend wegen eines Fußballspiels auf jegliche politische Berichterstattung verzichtet wird. Das war der Moment, an dem ich mir dachte: Da kaufe ich mir für die 1,xx Euro pro Tag lieber ein Stück Kuchen. Da habe ich mehr von. Informieren tue ich mich seitdem ausschließlich über das Internet – und das lokale Amtsblatt, denn hier bekommt man Informationen aus erster Hand, nicht gefiltert durch irgendeinen – leider oft inkompetenten – Journalisten.
    Abschließend: ähnlich schlimm wie Bücher, die „Die Wahrheit über…“ heißen, sind jene, deren Titel mit einem Fragewort anfängt: „Warum…“, „Was jetzt zu tun ist“ usw.

    @ Tim, # 54

    Klar gibt es in Deutschland auch gute Zeitungen – im Zeitungsladen jedes größeren Bahnhofs. Das Regal nennt sich „Ausländische Presse“.

    @ dingPong, # 55

    Der Spiegel hätte Hitler die Zeitung und das iPad apportieren lassen. :)

    @ diverse

    Könnt ihr bitte aufhören, Herrn DiLorenzo mit „GdL“ abzukürzen? Ich denke da jedes Mal wieder an die Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer…

  75. Dass Niggemeier nicht ganz daneben liegt weiß man spätestens nachdem man di Lorenzos Einlassung hier gelesen hat. Er wirft Niggemeier einseitige Kritik vor, will dann aber nicht sagen warum. Dann stellt er aufs Titelblatt ab, an dem sich Niggemeier angeblich festhält, obwohl das im Text nur der anfängliche Aufhänger ist. Dann hat er zwar die Landlust noch nie gelesen, findet deren Vergleich mit der Zeit aber arrogant.

    Das ist genau das, was man gerade der Zeit zurecht vorwerfen kann. Da weiß man häufig wie man schön und dialektisch schreibt – aber nicht wovon.

  76. Ein knuffigen Hund aufs Titelblatt zu platzieren ist also „feminin“. Wie würde denn die maskuline Variante aussehen? Hitler?

  77. @janosch #89

    naja naja, die menschenverachtung in den kommentaren der entsprechenden publikationen hat man mittlerweile aber überall, nicht nur bei der FAZ. das ist wohl eher ein allgemeines problem der spezies an sich. und der kommentarfilter.

  78. Naja, wenn kritischer Journalismus darin besteht, andere „du Mädchen!“ zu nennen …

    Ohne den beiläufigen Sexismus wäre es nicht gegangen, nein?

  79. @111, DasKleineTeilchen
    Richtig, es ist eine Sache der Redaktion der Kommentarspalte (also des menschlichen Textfilters). Was bei zeit.de z.T. rigoros und mit wenig sagenden Kommentaren gekuerzt wird, kommt bei faz.net entweder anstandslos durch oder wird ohne weiteren Hinweis nicht veroeffentlicht/geloescht. Da ist mir die Variante von ZEIT-Online allerdings lieber, denn das Durchlassen durch den Filter kann auch als stille Billigung der Redaktion (hoffentlich miss-)verstanden werden.
    Am schlimmsten finde ich, dass den kr***.net- und Asylbewerbern-geht’s-hier-viel-zu-gut-Heinis nicht nur eine Plattform geboten wird, sondern sogar durch die moeglichen (und realen) dutzenden Empfehlungen anderer Leser diese Ansichten als legitim und mehrheitsfaehig erscheinen.
    Das unterscheidet das Durchlassen der FAZ meiner Meinung nach auch von Stefan Niggemeiers Ansatz, ein paar wenige homophobe oder sonstwie menschenverachtende Kommentare zum Zweck der Dokumentation stehen zu lassen.

  80. @DasKleineTeilchen

    Auf die „Feminisierung“ (zweiter Absatz).

    Warum schreibt Herr Niggemeier „Feminisierung“, wenn er „Niedergang“ meint? Ich persönliche finde nicht, dass Frauen oder Weiblichkeit sowas schlimmes sind. :)

    (Und es ist ja nun auch nicht so, dass Printerzeugnisse, die auf Männer zugeschnitten sind, eine Speerspitze des kritischen Journalismus wären ;) )

  81. @Knurf:
    Stefan Niggemeier zitiert nur Jan „Martenstein“ Fleischhauer. Einen der beiden Möchtegern-Zyniker der deutschen Qualitätspresse, die sich für Satiriker halten. Stellt sich allerdings die Frage: „Macht man sich mit Zitaten gemein?“

  82. Ich finde das Bild sehr passend. Es entspricht meiner Lebenswirklichkeit. Wenn ich mir mein iPad von meinem Hund bringen lasse, wickle ich auch immer eine Zeitung drumherum, damit die Zaehne meines Hundes keine Kratzer auf dem DIsplay hervorrufen.

    Wuerden das alle machen, waere die Zeitungsbranche gerettet.

  83. @ Knurf

    Hä? Das konkrete Wort „Feminisierung“ benutzt hier niemand außer Ihnen. Und in die abgewandelte, zitierte (siehe polyphem) Form, die im zweiten Absatz auftaucht, kann man beim besten (schlechtesten) Willen nicht hineindeuten, dass Stefan Niggemeier selbst damit „Niedergang“ meint.
    Ich glaube, dass Sie da tatsächlich den angesprochenen Fehler begehen, den Zitierer mit dem Zitat gemein zu machen. Andererseits stimme ich Ihnen völlig zu, was die Bewertung des Zitierten angeht. Im Gegensatz zur Situation an meinem heimischen PC sehe ich beim Lesen von SPON Artikeln auf dem Handy nicht direkt, dass ein Artikel zu den Kolumnenschreibern gehört. Ich habe schon unzählige Male fassungslos im Bus den Kopf geschüttelt ob des hanebüchenen Unsinns, der mir da gerade präsentiert wird, nur um wenig später erleichtert festzustellen: Ach so, das war die Fleischhauer-Kolumne. Alles Andere als fassungsloses Kopfschütteln wäre da eh unangebracht.

  84. Allein für das tolle Wortspiel „Das Blatt wendet sich“ sollte er einen Bambi für Mut erhalten!
    Die traurige Wahrheit ist aber: Fast alle grossen deutschen Verlage machen noch grössere Verluste. Dagibt es keine „Tabus“-oder glaubt auch nur einer, Bertelsmann würde über Jahre den Spiegel subventionieren, wenn es mal nicht mehr so gut geht wie heute?
    Der wird dann gnadenlos mit dem Stern zusammengelegt.

  85. Preisfrage an den fetten Kater: Woran wuerde man’s merken?

    Ich tippe auf einen nackten Hitler auf dem Cover…

  86. @115 janosch

    ja, da magst du allerdings recht haben *seufz*. anderseits zeigt so eine unselige kommentarkultur sehr exemplarisch, was so hier im land an schreihälsen unterwegs ist; die wird man nicht los, indem man sie zensiert, sondern sich mit ihnen auseinandersetzt. versteh mich nicht falsch, mir kommt auch regelmässig das kotzen, und die ganze sache ist natürlich ein zweischneidiges schwert, aber wenn man diese leute GARNICHT beachtet, radikalisiert sich die ganze nummer nur um so mehr (siehe k-net und konsorten). ich weiss nicht, vielleicht liege ich auch grässlichst daneben, aber ich weigere mich immer noch zu glauben, es würde GAR KEINE entwicklung stattfinden. *seufz*

  87. @87, Giovanni di Lorenzo

    Abgesehen davon finden Sie in dieser Ausgabe der ZEIT alles, was eine kritische, analytische und sorgfältig recherchierende politische Zeitung leisten muss.

    Auch in anderen Ausgaben, bspw. der mit Ihrem peinlichen Guttenberg-Interview?

  88. „Es geht nicht um jedes Wort, sondern um jene, für die auch die ZEIT steht.“
    spontan fallen mir (langjähriger zeit-leser) als solche worte ein:

    „iPod“, „iPhone“, „iPad“

    (und natürlich als bilder auch — wobei das dann „illustration“ heisst …)
    offensichtlich sind diese worte der zeitredaktion ja so wichtig, dass generische illustrationen oder begriffe wie „smartphone“ oder „tablet (pc)“ dem journalistischen ethos der zeit einfach nicht entsprechen …

  89. Ich bekomme die Zeit noch jede Woche in meinen viel zu kleinen Briefkasten gestopft. Die Betonung liegt dabei auf dem noch.
    Der Artikel der hier „besprochen“ wurde, zeigt auch sehr gut warum.

    Der Artikel von Giovanni di Lorenzo enthählt nämlich durchaus ein paar richtige Ansätze. Diese gehen aber im sinnlosen und selbstverliebten geplapper von Giovanni di Lorenzo völlig unter .

    Alleine seine Behauptung das Deutschland die wohl besten Zeitungen der Welt hat, sich dessen aber mal nur bewußt werden sollte und das dirkter kommunizieren müßte, ist so unglaublich selbstverliebt, das es kein Wunder ist, wenn das Print Medium ausstirbt.

    Ferner geht der Zeit unter Giovanni di Lorenzo die kritische Distanz zu Politikern verloren. Das Guttenberg Interview und die berühmte „Brillen Frage“ belegten das vortrefflich!
    Zeitleser wollen keinen Chefredakteur der sein Medium für liebenswert hält, sondern einen dem Intigrität, investigativer Jornalismus und kritische Distanz am Herzen liegen. Das schließt das eigene tun und schaffen mit ein. (würde behaupten das auch Spiegel leser sich soetwas gewünscht hätten. Augstein und Mascolo waren und sind nicht besser als di Lorenzo)

    Nichtsdestotrotz ist die Zeit meiner subjektiven Meinung nach, mit großem Abstand die beste Wochhenzeitung Deutschlands. Sie hat viele Fehler, aber fehlender Meinungspluralismus gehöhrt nicht dazu. Auch gibt es Rubriken die einfach nur Lesenswert sind. Das Zeit Dossier ist hier z.B. zu nennen.
    Trotzdem würde der alten Dame etwas weniger Angepasstheit und etwas mehr investigativer Jornalismus sehr gut tun.

    Was das Blogthema angeht. Herr Niggemeier, da sie Medienjournalist sind, hätte ich mir gewünscht sie hätten den Schwerpunkt etwas stärker auf diesen wirklich traurigen Satz gelenkt:

    „Hierzulande gibt es die wohl besten Zeitungen der Welt. “

    Diese Aussage schließt z.B. den Spiegel oder Die Welt mit ein. Beides Zeitungen deren Qualität meiner Meinung nach (wieder subjektiv) seit geraumer Zeit stark abgebaute, so sie denn bei der Welt je exestierte.
    Klafft hier nicht eine gewaltige Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit? Evtl. auch beim Spiegel, dem Sturmgeschütz der Demokratie, das langsam aber sicher zur Bildzeitung für Menschen ohne Leseschwäche mutiert?

    Auch hat der Spiegel das ein oder andere Mal beim Cover etwas daneben gegriffen. Allerdings nicht in derart Harmloser Form wie bei der Zeit. Schwarzer hintergrund und das Wort gefährlichste ist da z.B. recht beliebt…

    http://www.coffeeandtv.de/wp-content/uploads/2008/01/spiegel01.jpg

    http://www.coffeeandtv.de/wp-content/uploads/2008/01/spiegel02.jpg

    http://microshop.spiegel.de/img/2009/sp-2009-29-d.jpg

    Und damit es noch etwas dramatischer sein darf…

    http://der-albrecht.de/wp-content/uploads/2011/06/Der-Koran-Spiegel.jpg

    http://blogs.taz.de/wp-inst/wp-content/blogs.dir/11/files/2007/03/Spiegel-Islamisierung.jpg

    http://feuerbringer.files.wordpress.com/2011/01/spiegel-titel.jpg%3Fw%3D645

    Dann doch lieber Kuschelfaktor, als mit Angst und heißer Luft die maue Auflage steigern.

    MfG

  90. #125 alliance1979
    »Hierzulande gibt es die wohl besten Zeitungen der Welt. «

    Niggemeier hat sich nicht dran gestört. Der Satz dürfte hier auch mehrheitsfähig sein, außer bei den paar Schweizer Freunden. Die halten natürlich ihre Zeitungen für die besten der Welt.

  91. Und heute meldet die FAZ:Auch der „Spiegel“ leidet unter rückläufigen Erträgen. Geschäftsführer Ove Saffe kündigt an, dass gespart werden muss und auch Personal abgebaut werden könnte.

    Die Krise wird mittelfristig wohl alle treffenund die Qualität bleibt bestimmt als erstes auf der Strecke!

  92. Dass Konstantin Neven DuMonts Zurechnungsfähigkeit aufgrund seiner Kommentare in diesem Blog angezweifelt wurde, während Giovanni di Lorenzos hiesige weltfremde Eigenbauchbepinselung womöglich im Datenflow untergehen wird, ist nicht fair.

    Wie kann ein Chefredakteur, der so stolz ist auf seinen „Zeitungen unter Druck“-Krisentitel, mit solcher Selbstverständlichkeit sich die Blöße geben zu sagen, er habe „Landlust“, die vielleicht größte ökonomische Sensation auf dem Printmarkt der letzten fünf Jahre, „noch nie gelesen“?

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