Bad Cover Versions*

Im aktuellen Zeit Magazin ist unter der Überschrift „Goodbye, Dubai“ ein wirklich sehr guter und lesenswerter Artikel über den Niedergang Dubais in Folge der Finanzkrise.

Guido Mingels, der den selben Artikel unter der Überschrift „Dubai Exodus“ in der vergangenen Woche auch schon im schweizerischen „Magazin“ veröffentlichte, beschreibt darin sehr eindrücklich, wie immer mehr Expatriats, also Auswanderer aus westlichen Staaten, ihre Jobs und damit ihre Visa verlieren, wie Arbeiter aus Indien und Bangladesch ausgebeutet werden und wie der Boom Dubais die dortige Umwelt zerstört hat.

An einer besonders schockierenden Stelle des Textes beschreibt Mingels, wie unzureichend das Abwasserentsorgungssystem Dubais ist:

Auch das Kanalisationssystem konnte nicht Schritt halten mit dem Tempo der Entwicklung, weite Teile der Stadt sind ohne Anschluss. Entsorgt wird hier mit Lastwagen, die das Abwasser aus Hunderten individueller Tanks saugen und es dann in die einzige Kläranlage der Stadt, Al Aweer, bringen. Im Gebiet der Hatta Road, 35 Kilometer landeinwärts, kann man das ganze Jahr über die endlose Kolonne von Faulschlamm-Transportern sehen, deren Fahrer 24 Stunden im Stau verbringen bis zum Ziel, manchmal auch mehr. Manchem Camionneur, pro Fahrt bezahlt, wird das zu lang. Sie schütten ihre Ladungen in irgendwelche Gruben oder in die Regenwasser-Gullys am Strassenrand. Vor Monaten vermeldeten Medien üble Gerüche an Dubais Stränden, Fäkalien trieben im Meer vor Jumeirah, der exklusive Dubai Offshore Sailing Club sagte Segelstunden ab. Schlechte Werbung für das High-End-Ferienparadies Dubai, das 2008 acht Millionen Touristen beherbergte, der «Dubai Strategic Plan» der Regierung kalkuliert für 2015 mit der doppelten Zahl.

Wie gesagt: Ein sehr bedrückender, sehr gut geschriebener Artikel, ganz sicher lesenswert. Fast so lesenswert jedenfalls wie „The dark side of Dubai“ des (von mir sehr verehrten, N.B.) englischen Journalisten Johann Hari (bitte lesen Sie die „About“-Sektion seiner Homepage – was für ein Angeber! Aber: Was für ein schlauer, lustiger Angeber!), der Anfang April im Independent erschienen ist.

Hari schreibt dort:

The water quality got worse and worse. The guests started to spot raw sewage, condoms, and used sanitary towels floating in the sea. So the hotel ordered its own water analyses from a professional company. „They told us it was full of fecal matter and bacteria ‚too numerous to count‘. I had to start telling guests not to go in the water, and since they’d come on a beach holiday, as you can imagine, they were pretty pissed off.“ She began to make angry posts on the expat discussion forums – and people began to figure out what was happening. Dubai had expanded so fast its sewage treatment facilities couldn’t keep up. The sewage disposal trucks had to queue for three or four days at the treatment plants – so instead, they were simply drilling open the manholes and dumping the untreated sewage down them, so it flowed straight to the sea.

* Kurzer Nachklapp: Ich habe die Überschrift allein aus popkulturellen Gründen gewählt – weil ich Pulp sehr mag und weil die Überschrift für diesen Text vertretbar schien. Ich finde Guido Mingels‘ Text tatsächlich sehr gut und denke durchaus, dass es richtig und vielleicht sogar wichtig ist, auch in deutschsprachigen Medien über die Zustände in Dubai zu berichten. Aber, und das ist nur so ein Eindruck, vielleicht hätte man auch einfach Johann Haris ganz hervorragenden Text übersetzen können. Oder, wenn man sich schon an seinem Text orientiert, wenigstens kurz auf ihn verweisen können. Im Hiphop nennt man das „Samples“ klären – und dem Respekt zollen, dem Respekt gebührt.

58 Replies to “Bad Cover Versions*”

  1. wow, danke, nach dem ganzen Dubaihype klingt das ziemlich bedrückend.
    Aufgewacht und ausgeträumt.

  2. Hurra – der erk ist wieder da — :-)
    Spaß beiseite:

    könnte man das mal dem @journalist sehr schnell! zukommen lassen??

    Ich hatte übrigens mal einen Kollegen, der hat auch überall Kommentare abgeschrieben, das war Mitte der 90er Jahre – was aus ihm geworden ist? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht…

    Ich verfolg das mal mit Zeit-Autoren, ist ja einfacher geworden in Internet-Zeiten :-)

  3. Interessant. Hätte ich nicht gedacht, dass die dort solche Probleme haben. Man hört hier ja selten mal was über Dubai, außer dass da jeder fünfzehn Rennpferde und zweiunddreißig Rolls Royce hat.

  4. So, dann mal kurz kleinkariertes Fehlerlesen :)

    1. Die heißen „Expatriates“ und nicht „Extpatriotes“

    2. Dubais’…?! Und das gleich 2x im Text?! Argh, ein Fall für Bastian Sick!

  5. 5: jetzt sei doch nicht so kleinlich, ist ja nett, überhaupt mal wieder was von Herrn Erk zu lesen :-)

  6. Nur weil die beiden über das gleiche Thema schreiben ist das doch noch keine Kopie. Aus dem komischen Artikel hier kann ich zumindest nichts dergleichen ableiten.

  7. Ich war froh, als DAS MAGAZIN diese Geschichte letzte Woche rausgehauen hat. Es war bitter nötig, dass diese endlose Dummheit namens Dubai kritisiert wird. Selbst wenn Herr Mingels Stellen geklaut hat oder zu einseitig berichtet, wie es ihm Leser in den Comments des MAGAZINs vorwerfen, bleibt der Text wichtig.

    Ändern wird sich vielleicht gar nichts, aber es wäre schön, wenn zumindest ein paar Deutsche aufhören, diesen Menschen dort ihre Euros in den Rachen zu werfen: dafür, dass fleißig Ressourcen verdampft werden.

  8. Hab‘ ich jetzt das Lesen oder das Denken verlernt? Bis auf das gleiche Thema erkenne ich nur wenig Auffälliges.

    Ich finde den Anspruch übertrieben, jedes Thema bis zum anfänglichsten Anfang zurück zu verfolgen und dann auf diesen zu verweisen. Mag sich doch gern der Autor des ‚Originals‘ (wer weiß das schon?) geschmeichelt fühlen, mit seiner Recherche einen Nerv getroffen zu haben, aber ‚zitieren‘ fühlt sich irgendwie immer noch anders an…

  9. Kam doch auch sogar im Fernsehen das mit dem anstehen um den Kot los zu werden.
    Knapp 1 Woche her, 1 h nur um Dubai und das sie noch einen riesigen Flughafen bauen der 150 Millionen Menschen befördern soll.
    Plus das auf den aufgeschütteten künstlichen Inseln das Wasser zwischen den Fächern steht und nun stinken würde wenn man nicht künstlich nachgeholfen hätte und es durch Turbinen in Bewegungen gehalten wird.
    Auch Ausbeutung der Wanderarbeiter u.s.w. kam alles drin vor.

    Mist Nummer 13. war schneller :(

  10. ich schließe mich den beiden meinungen über mir an, die es nicht so ganz nachvollziehen vermögen, warum ersterer artikel in irgendeiner weise eine kopie oder sonstwas zum zweiteren sein sollte…? gleiches thema: ja. aber sonst wohl kaum übereinstimmungen.

  11. Liebe Kommentatoren – wie wär’s damit: Sie lesen einfach beide Texte ganz und urteilen dann nochmals. Ich jedenfalls finde die Ähnlichkeiten in Struktur, Anekdoten und Schlussfolgerungen recht auffällig. Das ist nicht verwerflich, bloß interessant.

  12. Die Freudianer behaupten ja, der Wunsch in Gold zu baden sei eine Phantasie derjenigen, die ihre anale Phase nicht überwunden haben. Der Stuhl ist das erste selbstproduzierte Erzeugnis, und steht daher für Produktivität und Reichtum.

    Das hat mit der Fragestellung des Autors sowenig zu tun, wie meine Frage, wer in einem Land Urlaub machen will, in dem die Scharia herrscht? Zuhause gegen das Kopftuch wettern, und dann den Wüstensöhnen die Aufwartung machen.

    Badet im Gold, meine Lieben! Pekunia non olet! :)

  13. @17 Da es hier keinen Link zum Hari-Artikel gibt, kann man Ihre These ja nur anhand der zitierten Ausschnitten nachvollziehen – bei denen ich mal davon ausgehe, dass sie Ihrer Meinung nach den Ideenklau am besten belegen sollen. Da steht aber wirklich rein gar nichts drin, was die Überschrift „Bad Cover Versions“ rechtfertigen würde.

    Warum nicht einfach nur ein „Kurz verlinkt“-Hinweis auf den von Ihnen so geschätzten Mingels-Artikel? Ist keine Schande, mal nichts zu „meinen“ (Sie erinnern sich?).

  14. […] 2. “Bad Cover Versions*” (stefan-niggemeier.de, Daniel Erk) Daniel Erk liest den ins Zeit-Magazin übernommene Das-Magazin-Artikel “Dubai Exodus” (Guido Mingels, 19.06.2009) und vergleicht ihn mit dem Independent-Artikel “The dark side of Dubai” (Johann Hari, 07.04.2009). Erk meint: “(…) vielleicht hätte man auch einfach Johann Haris ganz hervorragenden Text übersetzen können. Oder, wenn man sich schon an seinem Text orientiert, wenigstens kurz auf ihn verweisen können. Im Hiphop nennt man das ‘Samples’ klären – und dem Respekt zollen, dem Respekt gebührt.” […]

  15. Kleinkariertes Fehlerlesen, Nachschlag

    Entweder kann Trantor (#5) nicht lesen – im Beitrag steht Expatriats – oder Daniel Erk hat einen Fehler durch einen anderen ersetzt.

    @ 7 (radiofrau): Das ist aber keine Entschuldigung für Schlamperei. Es ist vielmehr eine Unverschämtheit, eine Verhöhnung des gebildeten Publikums und ein typisches Beispiel für die miese Qualität des Internets im allgemeinen und von Blogs im besonderen. Nämlich.

  16. So, habe beide besprochenen Texte gelesen und finde diesen Beitrag hier nicht nur falsch, sondern auch ehrenrührig, weil er bei mir zunächst mal den Eindruck ausgelöst hat, der Kollege Mingels hätte abgeschrieben. Und davon kann aber auch nicht im Ansatz die Rede sein. Ich finde vor allem, die Überschrift gehört sofort geändert. Die war nicht überzogen oder zugespitzt, sondern frei assoziiert und erweckt völlig unfair einen falschen Eindruck. Jetzt wäre der Moment, Herr Erk, wo man dann mal sagt: Tschuldigung, mein Fehler, Missverständnis, anders gemeint, ich ändere das. Und da braucht man nun auch nicht mehr drum herum reden im Sinne von: Ich fand den Artikel von Herrn Mingels ja toll. Das steht im ersten Teil des Bolg-Eintrags, und der hätte hier völlig gereicht. Das große „Aber“ dahinter war überflüssig, sinnlos, falsch und doof. Was soll denn das bitte für eine Theorie sein: Man hätte ja auch einfach einen anderen Text übersetzen können? Ja, genau. Kann man immer. Warum lassen wir nicht einfach über jedes Thema nur einen Text schreiben und übersetzen den dann in alle Sprachen? Also bitte.

  17. Hallo, was kann man nur machen, um dieses neue Buch von udo Ulfkotte noch VOR dem Erscheinen nächste vom Markt zu kriegen??? Lest mal die Ankündigung bei Amazon, das ist doch unglaublich, Zitat:

    Explosive Brandherde: Der Atlas der Wut In diesem Buch lesen Sie, in welchen Gemeinden, Städten und Stadtteilen Deutschlands die Bundesregierung zukünftig innere Unruhen erwartet. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Finanzcrash und Massenarbeitslosigkeit, Werteverfall, zunehmende Kriminalität, Islamisierung, ständig steigende Steuern und Abgaben, der Zusammenbruch von Gesundheits- und Bildungssystem und die vielen anderen verdrängten Probleme werden sich entladen. Linke gegen Rechte, Arme gegen Reiche, Ausländer gegen Inländer, mittendrin religiöse Fanatiker – das explosive Potential ist gewaltig. Fast alles, was aus der Sicht der Deutschen bislang als »sicher« galt, ist nicht mehr vorhanden. Udo Ulfkotte schreibt über Tatsachen, über die deutsche Journalisten aus Gründen politischer Korrektheit niemals berichten würden, die aber wichtig sind, wenn Sie verstehen wollen was in den nächsten Monaten und Jahren auf uns zukommt. Fakt ist: Es gärt im Volk, die Wut wächst und die Spannungen nehmen zu. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann sich aufgestauter Ärger und Hass entladen werden. Noch im Jahre 2008 prognostizierte die CIA die Unregierbarkeit vieler deutscher Stadtviertel in einer Studie für das Jahr 2020. Da ahnte selbst der amerikanische Geheimdienst noch nicht, wie schnell die Entwicklung im Herzen Europas die Studie überholen sollte. Wo also sollte man nach Einschätzung deutscher Sicherheitsbehörden schon jetzt in Deutschland keinen Cent mehr investieren? Wo sollte man möglichst schnell wegziehen? Wo wird die Polizei die innere Sicherheit nicht mehr dauerhaft gewährleisten können? Lesen Sie, wie Polizeiführer derzeit insgeheim auf die Bekämpfung von schweren Unruhen und auf die Zusammenarbeit mit der Bundeswehr in deutschen Städten vorbereitet werden. Von Internierungslagern bis zu Zwangsdurchsagen im Radio wird derzeit alles vorbereitet. Einige der Polizeiführer sprechen ganz offen über den erwarteten »Bürgerkrieg«, den sie mit allen Mitteln abwehren müssen. All das ist gut dokumentiert. In diesem Buch finden Sie mehr als 850 Quellenangaben. Wer also trägt in den Reihen von Politik, Wirtschaft und Medien Mitverantwortung? Und wo sind die Brandherde? In diesem Buch erfahren Sie die Antworten. Immer, wenn in der Geschichte eine schwere Wirtschaftskrise, ethnische Spannungen und staatlicher Machtzerfall zusammen kamen, hat es blutige Bürgerkriege und ethnische Säuberungen gegeben. Die Geschichte wiederholt sich. Was können Sie tun, um sich und Ihre Familie noch rechtzeitig zu schützen? Inklusive großer Deutschlandkarte zum Herausnehmen. Mit allen bürgerkriegsgefährdeten Gebieten.

  18. Die Assoziation, vonwegen Idee abgekupfert, ist mir ebenfalls als erstes durch den Kopf. Weshalb ich den Text, als er im „Magazin“ (Tages-Anzeiger) erschien, nur flüchtig überflog. Was mich dann allerdings schon etwas genervt hat, war, als ich gestern die „Zeit“ aus dem Briefkasten kramte und mir dieselbe Geschichte nochmals als exklusive Wüstenstory aufgetischt wurde. Ich finde es ja ganz ok, dass die „Zeit“ neuerdings zwei (mikrige) Seiten Schweiz-Split produziert, um Neuabonennten zu generieren, aber sowas nerv dann trotzdem. Ist ein bisschen wie doppelt Versicherungsprämien zahlen.

  19. Menschen mit anständigen Berufen: Text lesen, gut finden, anderen empfehlen. „Medienjournalisten“: Text lesen, gut finden, Haar in der Suppe suchen, Verfasser verunglimpfen.

    Was für ein widerwärtiges „Berufs“-Bild.

  20. „Nur weil die beiden über das gleiche Thema schreiben ist das doch noch keine Kopie“, schreibt #8-Militürk. Doch, genau das ist es! Wer über ein Thema veröffentlicht, muß vorher bibliografieren und prüfen, ob nicht schon ein anderer dasselbe geschrieben hat. Wenn ja, dann muß man seinen Namen nennen. Sonst ist es ein Plagiat.

    Da sollte man beim Verfasser mal zurück in die Zeit der Magisterarbeit gehen und mal eine Plagiatsoftware drüberlaufen lassen.

  21. @ 30: Ihr permanentes Bashing ist extrem anstrengend und unnötig. Wenn man Sie höflich darum bitten würde, auf sagenwirmal jeden Kommentar zu verzichten, wäre das zu viel verlangt?

  22. Regelmässige Leser von Tamedia-Publikationen UND vielen anderen Medien kennen das Gefühl, die «Inspirationsquelle» für viele Artikel in Tamedia-Publikationen bereits zu kennen … direkt kopiert wird selten, aber häufig ist die deutschsprachige Version sehr nahe am englischsprachigen Vorbild, IMHO meistens zu nahe.

  23. Meine Güte, wenn Journalisten, die von Natur aus nun mal öfter über die gleichen Themen schreiben wie ihre Kollegen, immer darauf hinweisen müssten, was die Kollegen schon geschrieben haben, wäre das eine ziemliche Effizienzbremse. Bibliographieren? Hallo? Unfall auf der A2 – drei Menschen verletzt! Mist, hat der Kollege bei bild.de auch schon stehen, darauf muss ich jetzt mal hinweisen. Bundespressekonferenz – Steinbrück verkündet Rekordschulden! Mist, steht seit fünf Minuten schon bei SPON, muss ich wohl eine Fußnote machen. Weltklimarat prognostiziert Klimakollaps! Mist, hat National Geographic auch gerade veröffentlicht.
    Um bei Dubai zu bleiben: Wenn ein Journalist merkt, dass das Wasser dort stinkt, und deshalb zu recherchieren anfängt, ist es doch legitim, wenn andere den Gestank auch bemerken. Oder sollen die dann warten, bis sich jemand anderes darum kümmert? Die Rechercheergebnisse werden alle ähnlich sein, oder nicht? Und wenn sich sogar noch mehr Journalisten darum kümmern würden, dann, ja dann, würde sich vielleicht sogar was ändern. Deshalb schreiben ja auch gerne viele Blogger über die gleichen Themen, viele haben die Diskussion um Zensursula um ihren eigenen Standpunkt bereichert, die Schlussfolgerungen waren aber meist ähnlich/identisch.
    Mann kann’s echt übertreiben mit der Krittelei…

  24. @3, radiofrau: Mir ist so, als hätten Sie das Gefühl, dass ich jeden Blödsinn verteidige, der von Journalisten verbockt wurde. Das ist nicht so. Ganz im Gegenteil.

    Zum Fall Dubai: Ich kann ein Sample (im Sinne von: Hier hat einer von einem anderen klar abgeschrieben) nicht erkennen.

    Aber ich mag eine andere Geschichte aus diesem Themenbereich erzählen. Vor gefühlt ewiger Zeit (einige Jahre vor Internet :-), als junger Reporter, stieß ich mal – buchstäblich im Vorbeifahren, durch einen flüchtigen Blick an die richtige Stelle – auf eine Geschichte, recherchierte sie aus, schrieb sie in die Zeitung, und es gab einige kleinere Erschütterungen mit Folgen. Es hat mich nie wirklich interessiert, ob ich der Erste war, der das gesehen und aufgeschrieben hatte, und es war mir auch schnurz, wer (und warum) sonst noch auf das Thema sprang. Einige taten es, aber ich dokumentierte das nicht.

    Rund 15 Jahre später rief mich ein Student an, der gerade an einer Arbeit über das „Making of“, die Rezeption und die Evolution der Story in verschiedenen Medien schrieb. Er hatte tatsächlich lückenlos ausrecherchiert, dass ich als Erster dran gewesen war.

    War ich stolz? Ja. War ich sauer auf die Kollegen? Nein. So weit ich mich erinnere, hatte niemand mich direkt zitiert, aber es hatte auch niemand abgeschrieben. Die Kollegen waren vielmehr zu eigenen Geschichten zu „meinem“ Thema inspiriert worden. Diese hatten einen eigenen Duktus, eigene Zitate (zum Teil aus Quellen, die auch meine waren), eigene Betrachtungsperspektiven. Von Klauen oder Abschreiben konnte nicht die Rede sein. Jeder hatte anständig seinen Job gemacht und die Story jeweils an seinem Rädchen weitergedreht. Das Thema war mit meiner ersten Story dazu auf dem Markt gekommen und stand damit zur allgemeinen Verfügung – nicht zum Textklauen, aber zum eigenständig Verwerten. Wer so etwas nicht erträgt, muss für die Schublade schreiben.

    Ehe es wieder Missverständnisse gibt, dass ich sonstwelche Schweinereien gut finde: Klauen ist verboten!

    Aber gute Themen anderer Medien aufgreifen, weiterdrehen, umtopfen, neu beleuchten – das ist „Die Kunst der Fuge“ und keineswegs ein Verbrechen.

    (Hat mit Ethik nix zu tun, daher gewissermaßen als PS: Es könnte in diesem Zusammenhang von Interesse sein, dass Gerichte das meines Wissens so sehen: Themen – also die nackten Nachrichten – sind in unserem Metier nicht geschützt, wohl aber die Gestaltungsform bei Texten, die eine erkennbar größere Schöpfungstiefe aufweisen, als die rein sachliche Mitteilung der Fakten. Heißt: Aufgreifen bzw. Weiterdrehen sind erlaubt, Abschreiben aber ist verboten.)

  25. @32

    „Bashing“? Wenn wir uns schon auf die Ebene der Szeneanglizismen begeben: Was ist den die Dauerempörtheit der Autoren hier über so gut wie alles, was irgendwo irgendein Journalist macht, anderes? Darf man Berufs“basher“ nicht „bashen“? Ich leb zumindest nicht davon.

    Der Druck, wöchentlich „Inhalte“ bringen zu müssen, um die treue Leserschaft zufrieden zu stellen, treibt hier doch seltene Blüten. Ist der Hausherr verreist, darf ein Auszubildender zu schreiben versuchen: im selben Themenspektrum, jedoch ohne das Können des Hausherrn, schreiben um des Schreibens willen.

  26. Jaja, ich sag ja nix, ich red ja bloß…
    Wenn man wie Sie eine Seite wie diese regelmäßig nutzt, nur um sich über den Betreiber und seine Texte zu echauffieren (Achtung, Szenefrankozismus), dann wirkt das einerseits sehr bemüht, nachgerade zwanghaft, andererseits aber hauptsächlich nervtötend.

  27. @ 37: Jetzt haben Sie sich aber als Niggemeyer-Claqueur der übelsten Sorte geoutet, als Teil der Dauerempörtseienden-Community, die jeden sofort wegstänkert, der eine abweichende Meinung vertritt oder gar – wag ich es überhaupt zu denken – den oberdauerempörten Hausherrn Niggemeyer oder dessen Urlaubsvertretung zu kritisieren wagt. Ihre perfide Art, ad hominem (Szenelatinismus) zu gehen, ist völlig inakzeptabel. Ganz ganz schlecht!

  28. Oh, das tut mir leid, wenn mein Kommentar jetzt nicht Ihren Wünschen entsprochen hat. Ich werde mich in Zukunft bemühen, Ihre Vorgaben zu erfüllen.

  29. ;-)
    Ok, vielleicht treffen wir uns ja auf halbem Wege.
    Ich bin weit davon entfernt, alles, was Herr Niggemeier schreibt, abzunicken. Mein Kommentar entsprang einfach dem Gefühl, dass Mr. noir.desir hier seit Monaten nichts anderes tut, als den advocatus diaboli zu spielen. Meine Ermüdung hinsichtlich dieser Tatsache wollte ich zum Ausdruck bringen, allein die Form war möglicherweise etwas überzogen…
    Ich bin dann auch mal wieder weg.

  30. @ 41 (DerOnkel): Bei Ihnen war nichts überzogen, das hat genau gepasst. Mir geht es mit noir.desir genauso, und ich wollte mit #38 eigentlich nur nochmal in Ihre Kerbe hauen. Vielleicht hätte ich die Ironie-Tags setzen sollen.

    Herrn Niggemeyer und seinen Äußerungen in diesem Blog muss man auch nicht immer zustimmen, das tue ich auch nicht. Es nervt nur, wie manche Leute (nicht Sie) hier ständig rumziehen, polemische Kommentare abgeben und die Speichelleckerei der Niggemeyer-Gemeinde beklagen.

  31. @ 42 (gnaddrig): Ups, und ich dachte, ich erkenne Ironie, wenn ich sie lese ;-).
    Dann sind wir uns ja einig und ich kann erleichtert in mein wohlverdientes Wochenende entschwinden…

  32. Ich war erstmals 2007 ein paar Tage in Dubai und ich war schon beeindruckt von dieser Metropole und der Aufbruchstimmung. Im März diesen Jahres war ich erneut da. Man konnte sehen, was weiter entstanden war. Man sah aber auch, daß Baustellen verlassen waren, aber eben nicht alle. Die Wahrheit befindet sich wahrscheinlich wie meistens irgendwo in der Mitte. Ja viele Großprojekte sind gestoppt. Einige wie die Metro und das Burj Dubai sind aber Prestigeprojekte die weiter vorangetrieben werden. Es konnte niemand im Ernst erwartet, daß die Wirtschaftskrise an Dubai vorüberzieht. Dubai hat jetzt die Chance sich zu besinnen, und vielleicht nicht immer mit „größtem, bestem, teuersten“ punkten zu wollen. Letztendlich haben sie viel erreicht und die Zeit wird zeigen, ob die Wüste sich zurückholt was ihr einst gehörte oder ob die Stadt auch in 10 Jahren (nur) noch existiert oder sich weiter entwickelt hat.

  33. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es hier tatsächlich um eine Anlehnung, geschweige denn Kopie geht. Die Abwasserproblematik in Dubai ist doch allgemein bekannt. Und die enormen Kolonnen von orangen Waste-Water-Wagen sind wirklich eindrucksvoll zu sehen. Ich kenne diese zum Beispiel aus dem Kunstfilm Anatomie Titus Fall of Rome von Brigitte Maria Mayer, wo sie eindrücklich in Szene gesetzt sind. Der englische Text ist m.E. keine notwendige Vorraussetzung für die Darstellung von Guido Mingels.

  34. Ich finde diesen Eintrag absolut lächerlich. Die beiden Passagen behandeln zwar das gleiche Thema, aber es gibt nicht den geringsten Hinweis auf Anlehnung oder Kopie des englischen Beitrags. Dass jemand, der in Dubai recherchiert, auf dieses Thema kommt, halte ich für sehr wahrscheinlich. Dass er vielleicht sogar den Beitrag im Independent gelesen haben könnte, ist nicht einmal ausgeschlossen. Aber dass hier ein Plagiat vorliegen soll, dass hier jemand einen originellen Einfall kopiert oder sogar abgeschrieben haben soll, das ist totaler Unsinn und grenzt an Rufmord. Ich wundere mich ehrlich gesagt, dass auf der Seite von Stefan Niggemeier solche grundlosen Behauptungen aufgestellt werden dürfen – Niggemeier greift zwar auch Leute an, aber er kann seine Vorwürfe wenigstens belegen. Erk schmeißt dagegen nur mit Dreck.

  35. Ich bin mir schon bewusst das dieser Artikel um die Abschreiberei nur am Rande auf die Problematik Dubai hinweisen soll, trotzdem möchte ich meine Erfahrung mitteilen. Ich war vor ca. 3 Jahren dort um den Aufbau eines Messestandes zu leiten und hatte nicht die Touristenbrille auf. Für uns fünf vom Aufbauteam war alles bestens bestens organisiert, Gabelstapler standen zum abladen bereit, alle Anschlüsse lagen schon an den richtigen Punkten und unser Werkzeug war auch an Ort und Stelle als wir ankamen. Der krasse Gegensatz am gleichgrossen Nachbarstand. 25 Mann (wir haben gezählt!) aus Bangladesch, Pakistan or whatever haben sämliches Material von Hand in die Messehalle bei brütender Hitze reingeschleppt und das ganze Material irgendwie zusammengekloppt. Ein Mann hat den ganzen Tag nur eine Trennwand festgehalten die auch von alleine in aufrechter Position stehen geblieben wäre, was für ein Verschwendung von möglicher Leistung. Nun kam auch die Mittagszeit und Hunger stellte sich ein. Wir gingen ins angeschlossene Restaurant um zu speisen währen unsere Nachbarn sich auf dem Gasbrenner etwas zubereiteten und es völlig erschöpft auf dem Hallenboden sitzend zu sich nahmen. Noch nie bin ich zuvor in nur zwei Metern Abstand auf einen so gewaltigen Unterschied gestossen und das in diesem so angeblich hochzivilisiertem Land. Dubai? Für mich nie wieder! Zum Glück habe ich auch in oder mit dem Land nichts nehr zu tun….

    P.S.: Herr Erk, mir gefallen Ihre Berichte aber ich bin auch kein Journalist.

  36. Die Plagiat-Andeutung Mingels/Hari ist hier schon erschöpfend debattiert worden. Nebenbei wurde auch Hari für seinen Text stark kritisiert. Zwar legt schon der Titel nahe, dass er nur die „dark side“ der Stadt ausleuchtet, aber das meiste von dem, was er dort sieht (Armut, unterbezahlte Arbeiter, soziale Ungerechtigkeit, dumme Shopping-Roboter, etc.), findet man in jeder westlichen Großstadt.

    @2,4, und 9 und so weiter:
    Nur mal so gefragt: Woher habt Ihr denn euer differenziertes und realitätsnahes Dubai-Image? Etwa durch den Konsum deutschsprachiger Medien?
    Das wäre armselig. Ich lebe seit mehr als zwei Jahren in Dubai, mag die Stadt nicht besonders, wundere mich aber immer wieder, wie man den ganzen Quatsch glauben kann, dem einem TV, Print und Online so vorsetzen.
    Dubai ist sicherlich anders als Deutschland, aber hie wie drüben gibt es ein paar wenige Superreiche, ein paar Reiche, eine Mittelschicht und viele arme Schlucker. Deutschland auf Milliardäre und Oktoberfest zu reduzieren wäre ähnlich unsinnig wie die Fokussierung auf Rekord-Türme und goldene Rolls Royce.

    Nichts, was in dem Artikel steht, ist wirklich neu, das meiste hätte man sogar in der örtlichen Presse nachlesen können, die nun wirklich weit davon entfernt ist kritisch oder investigativ zu sein.
    Die Tankwagen-Kolonnen konnte man schon vor Jahren sehen (wenn man denn sein Hotelzimmer und den Pool verlassen wollte), der hohe Energieverbrauch erklärt sich zu einem wesentlichen Teil durch das Klima (aber auch durch wenig effiziente Technik, die überigens auch gerne von westlichen Expats gekauft wird, weil diese keine Lust haben, in teure Klimaanlagen, Kühlschränke, Autos zu investieren), angeheizt wurde der absurde Immobilien-Boom durch Spekulanten aus vielen Nationen (bestimmt auch welche mit deutschem Pass) und über das tatsächlich nicht sehr arbeitnehmerfreundliche Arbeitsrecht kann man sich schon vor dem Umzug schlau machen. Wenn man aber erst anfängt nachzulesen, sobald die Kündigung auf dem Tisch liegt – selber schuld.
    Dubai hat eine Erste-Welt-Fassade, hinter der viel Dritte-Welt-Technik und -Gedankengut sichtbar wird, sobald man dran kratzt. Trotzdem bietet die Stadt (Karriere-)Chancen, wenn man bereit ist, eine anstrengende Arbeitsumgebung und ungewohnte Geschäftssitten in Kauf zu nehmen. Wer gerne feiert, konsumiert, am Strand liegt und ohne westliche Hochkultur glücklich werden kann, für den ist Dubai bestimmt kein schlechter Ort zum leben. Ich kenne viele Leute, die sogar gerne hier wohnen. Ohnehin glaube ich nicht, dass man in Dubai die paar aussterbenden Europäer als Zielgruppe hat, sondern die immer mehr und wohlhabender werdenden Araber, Inder und Chinesen. Für die ist diese Stadt oftmals ein Fortschritt zu dem, was die in ihrer Heimat haben.

  37. Samples klären? Hallo? Das ist kein Sample, ein Sample wäre es, wenn da etwas stünde, das auch nur annähernd als Kopie, als bloße Übersetzung des englischen Absatzes erschiene. Da ist aber null Ähnlichkeit, bis darauf, das beide das gleiche Thema behandeln, das in Dubai vermutlich Stadtgespräch ist! Totale Verständnislosigkeit über diesen misslungenen Versuch, einen Text in den Ruch des Plagiats zu ziehen!

  38. @Herr A. (#48)
    Ich denke, diese Kommentare wandten sich eher gegen den Dubai-Hype, der in unseren Medien bis dato stattfand, denn gegen Dubai selbst.

  39. @ 50, Augusten:
    Stimmt schon, die Kritik muss zuallererst den Medien gelten, die unkritisch über Dubai berichten, bloß weil sie auf Einladung ein paar Tage im Luxushotel absteigen und ein paar mehr oder weniger erfolgreiche Hanseln interviewen durften. Trotzdem wird auch deutlich, dass das Dubai-Image (in der breiten Bevölkerung, unter Blog-Kommentatoren) häufig nur auf dieser oberflächlichen Berichterstattung beruht, ohne sich auch aus anderen Quellen informiert zu haben. Würde ich nicht einmal kritisieren, nur vielleicht sollte man sich bei seiner Meinungsbildung mal hinterfragen. Denn was für das relativ einfach zu recherchierende Dubai gilt, gilt auch für (die Berichterstattung über) andere Länder – gleich hier um die Ecke.

  40. @Herr A.
    Ich denke nicht, dass das Genervt-sein über die unkritische Art, wie Dubai in den letzten Jahren in den hiesigen Medien hochgejubelt wurde, darauf schließen läßt, dass die Genervten dieses Dubaibild einfach übernommen haben.

  41. Wieso entblödet sich hier der Journalist Daniel Erk nicht, der sturzlangweiligen “hab ich doch schon mal gelesen, Journalisten schreiben doch alle nur voneinander ab“-Medien-Verschwörungstheorie das Wort zu reden?
    Die beiden Ausschnitte behandeln lediglich das gleiche Thema aber aus unterschiedlichen Perspektiven und mit unterschiedlichem Rechercheansatz – und wenn das Abwasserproblem eines der augenfälligsten von Dubai ist: sollte ein “anständiger” Journalist dem lieber nicht nachgehen, nur weil es jemand schon mal vor ihm getan hat? Was ist das überhaupt für eine ehrenrührige Unterstellung, Mingels habe sich an dem Hari-Text orientiert? Seit wann ist es überhaupt so, dass über ein Thema nur ein Autor schreiben darf – was ist das denn für eine verquere und ahnungslose Idee von Journalismus?
    Was soll der süffisante Zusatz, dass Guido Mingels den Text vorher woanders veröffentlicht hat? Weiß Erk, der Journalist, nicht, dass es üblich ist, Texte zweitzuveröffentlichen bzw. dass Magazine andere Texte aus anderen Magazinen einkaufen? Hier erscheint das als ein Beleg für die Unseriosität des Autors, der seine geklauten Texte auch noch möglichst weit verbreiten will.
    Und was ist das denn für überheblicher Vorschlag, “man” hätte doch auch den “echten” Text nehmen und übersetzen können, andernfalls müsse man dem Lieblingstext vom Lieblingsautor vom Erk (Independent! Wow!) Tribut zollen?
    Und wie unfassbar peinlich ist dieser schleimige Nachklapp, in dem Erk seine rufschädigende, zur Skandalisierung taugende Überschrift zurücknimmt und gleichzeitig rechtfertigt, und dem Autor mit der einen Hand gönnerhaft auf die Schulter klopft und mit der anderen den Zeigefinger hebt?

    Warum riecht es eigentlich immer besonders eklig, wenn die Kleinen versuchen, die Großen anzupinkeln?

  42. @Michalis: Danke! Und ich stimme Dir ebenfalls voll zu! Hoffentlich habe ich mich jetzt nicht des Plagiats verdächtig gemacht…

  43. Komisch, warum landet man eigentlich beim googeln nach den Bad Guys so oft hier beim Niggemeier?

    Egal,
    Guido Mingels ist jedenfalls der nächste, um den es geht. Schweizer Journalist, seit 2011 für den SPIEGEL tätig. Im aktuellen SPIEGEL 45/2012 („Ein unmöglicher Prozess“) liefert Mingels ein Stück ab, das den Leser emotional auf links dreht.

    Es geht um das Kandahar-Massaker, bei dem ein amerikanischer Soldat nachts durch die Dörfer zog, in Häuser eindrang, die Leute im Schlaf überraschte und erschoss. Insgesamt gab es 16 Tote, die meisten waren Frauen und Kinder.

    Mingels hat zu dem bevorstehenden Prozess in Amerika und Afghanistan recherchiert, aber überwiegend beschäftigt er sich mit einem Afghanen, der damals sechs Kinder verlor. Der sei gefühlskalt, befremdlich und an Geld interessiert, urteilt Mingels mit einigen fiesen Beschreibungen. Dazu ein Bild des Mannes über eine volle Seite.

    Es sind persönliche Einschätzungen oder einfach nur Unterstellungen, aber selbst wenn es wäre, wie Mingels schildert. Als ob es für das Geschehene relevant ist, was einer der Väter für ein Mensch ist, ob er sich gegenüber einem Reporter vielleicht anders verkauft als es ein New Yorker tun würde. Für Mingels ist es wichtig.

    Der Soldat kommt dagegen – wenig überraschend – glänzend weg. Der Schlusssatz ist ihm gewidmet. Vom seinem letzten Opfer habe er abgelassen, weil es ihn an seinen kleinen Sohn erinnert habe.

    Bei so viel Mitgefühl fehlt eigentlich nur noch, dass Mingels für die Abschaffung der Todesstrafe plädiert, die dem Soldaten jetzt droht. Niggemeier würde Mingels dafür loben, ich bin sicher, genau wie oben bei Mingels‘ Einsatz für den Umweltschutz.

Comments are closed.