Bräsig und verlogen: Die Tricks des „Stern“

Eigentlich wollte ich mich nur ein bisschen über die „Stern“-Titelgeschichte von vergangener Woche mokieren und die Frage stellen, ob sie darauf hindeutet, dass die Illustrierte sich aufgegeben hat — oder doch nur ihre Leser.

Die Zeitschrift, die in den vergangenen Monaten deutlich Abo- und Kiosk-Käufern verloren hat, machte mit einer beschlagenen Brille und der Schlagzeile „Die Tricks der Optiker“ auf. (Achtung, Spoiler: Die versuchen gerne mal, unnötige Zusatzleistungen zu verkaufen, und machen Superschnäppchen-Angebote, die in Wahrheit teurer sind. Ja, echt.)

Ein Button wies darauf hin, dass es sich um den Auftakt einer Serie handelt, mit der der „Stern“ auf die „Check“-Welle aufspringt. Der brisante Titel: „JETZT MAL EHRLICH!“

Eigentlich wollte ich mich bloß über die sensationelle Bräsigkeit dieses ganzen Arrangements lustig machen, die mit dem Titel anfängt und bei den Worten nicht endet, die neben dem Autorenbild unter der Geschichte stehen:

Ein schöner Lernerfolg: Während der Recherche zu dieser Geschichte erstand Silke Gronwald drei Brillen. Am besten sitzt die, die sie am Schluss gekauft hat.

Mit der Schwafeligkeit eines Erzählers, der davon ausgeht, dass sein Publikum in diesem Jahr eh nichts mehr vorhat, wird dazwischen alles erzählt, was man immer schon über Brillen fragen wollte, aber nicht zu wissen wagte.

Lady Gaga trage eine Brille. Heute sei die Brille ein Fashion-Statement. Die Brille entscheide sogar über den Verlauf von Politiker-Karrieren: „Als sich etwa Außenminister Guido Westerwelle 2011 von seinem randlosen Modell lossagte und stattdessen eine Fassung mit Kontur wählte, galt dies als Beleg für die neue Ernsthaftigkeit des einstigen Spaßpolitikers.“ Das halte ich vom zeitlichen Zusammenhang für eindeutig falsch, es spricht jedenfalls nicht für die Brille: Im selben Jahr musste Westerwelle sein Amt als FDP-Vorsitzender aufgeben.

Ein Thomas Truckenbrod vom Zentralverband der Augenoptiker (ZVA) hat einen spektakulären Gastauftritt in der Mitte des Textes, um ausschließlich den offenbar ihm persönlich am Herzen liegenden Satz zu sagen: „Die zehn größten deutschen Ketten erzielten 2012 fast 40 Prozent des Gesamtumsatzes.“

Zwischendurch wird der Artikel zu einer drögen Stadtführung: „Beginnen wir mit einem kleinen Bummel durch die Optikerläden vor Ort“, steht — keineswegs am Anfang des Textes.

Wenn Sie mir versprechen, dass Sie, wenn Sie wieder aufgewacht sind, diesen Blog-Eintrag weiterlesen, verrate ich Ihnen, wie packend diese Titelgeschichte anfängt:

Wann haben Sie zum letzten Mal ein Pfund Kaffee gekauft? Und wie viel haben Sie dafür bezahlt? Wahrscheinlich um die fünf Euro — wenn es ein Sonderangebot war, vielleicht auch nur vier. Und was glauben Sie, wie viel ihr Lebensmittelhändler daran verdient hat? Rund fünf Prozent, also etwa 20 Cent.

Jetzt zum Vergleich: Wissen Sie noch, wie teuer Ihre Brille war? Vermutlich lag der Preis bei etwa 400 Euro. So viel gaben die Deutschen im vergangenen Jahr im Schnitt beim Fachhandel für ihre Sehhilfen aus.

Und wie viel, glauben Sie, sind davon in den Taschen Ihres Optikers gelandet? Über 260 Euro. Zum Nachrechnen:

Bei einem Einkaufspreis von 133 Euro ist das ein Plus von sagenhaften 200 Prozent. Manche Optiker verkaufen gerade mal eine Brille am Tag, eine einzige. Und überleben.

Wie kann das sein? Warum kostet ein einfaches Stück Plastik mit zwei runden Kunststoffpresslingen drin mehr als eine Digitalkamera? Warum ist die Optiker-Gilde eine der letzten Branchen im Einzelhandel, in der es keine öffentlich zugänglichen Preislisten gibt? Und wie kommt es, dass ausgerechnet hiezzzzzzzzzzzzzzz

HEY!

Das jedenfalls wollte ich aufschreiben. Ich wollte fragen, für wie blöd der „Stern“ seine Leser hält. Also, nicht als rhetorische Frage, sondern wirklich. Wenn er ihnen etwa erklärt, dass es sich beim Brillenkauf lohnt, Preise zu vergleichen.

(Weiter vorne im Heft haben sie mit einem Experten vom ADAC gesprochen, der den „Stern“-Lesern auf einer halben Seite und samt Zeichnung auf der Serviette erklärt, wie man günstig tankt. Lösung: Indem man tankt, wenn es billig ist. Und vielleicht nicht auf Autobahnen. Und besser bei Freien Tankstellen. Lesen Sie im nächsten „Stern“: Warum man besser in den Urlaub kommt, wenn man Staus vermeidet. Und: Wie man an das schmackhafte Innere einer Banane gelangt.)

Also, über all das wollte ich mich mokieren. Aber dann habe ich bei einem Blick ins neue Heft noch etwas anderes entdeckt: Mit welchen Tricks der „Stern“ seinen Lesern vortäuscht, für seriös gehalten zu werden.

Im neuen Heft druckt das Blatt vier Leserbriefe zu der Optiker-Geschichte ab: Einen positiven groß, drei negative klein. Es wirkt, als würde der „Stern“ offensiv mit der Kritik an der Geschichte umgehen, die anscheinend — natürlich — vor allem von den Angegriffenen kam. Unter der Zeile „Es stand im ‚Stern'“ schreibt die Redaktion:

Eine Zunft in Aufruhr: Zahlreiche Optiker äußerten per Facebook, Mail, Brief oder Telefon [Anm. von mir: die haben wirklich zuviel Platz in dieser Zeitschrift] ihre Empörung über das Bild, das der stern von ihrer Branche zeichnete. Der Zentralverband der Augenoptiker schrieb uns: „Mit Ihrer Titelstory verunglimpfen Sie pauschal einen ganzen Berufsstand.“ Vorwürfen, der Artikel sei schlecht recherchiert, schloss sich der ZVA jedoch nicht an.

Ach. Nicht?

In Wahrheit widersprach der ZVA in einer Pressemitteilung mehreren Behauptungen des Artikels, sprach vom „berechtigterweise negativen Feedback der Augenoptiker“ und nannte es „extrem bedenklich“, dass „der ’stern‘-Ressortleiter im RTL-Fernsehen Tipps und ‚fachmännische‘ Ratschläge zum Brillenkauf gibt“. Und weiter:

Es wird nicht der letzte Artikel dieser Art gewesen sein, nicht in der Augenoptik und über die nun sechs folgenden Brachen-Checks im erwähnten Magazin hinaus. Sieben Wochen lang, das hört sich dann irgendwie doch stark nach einem Sommerloch an, vielleicht erklärt sich auch auf diese Weise die lange Recherche, die von den Augenoptikern — und ziemlich sicher auch von vielen deren Kunden — als besonders schlecht empfunden wird.

Das ist sprachlich zwar mittelschwer verunglückt, aber ich würde aus diesen Sätzen sehr wohl lesen, dass der ZVA dem „Stern“ vorwirft, schlecht recherchiert zu haben.

Und dann ist da noch Wolfgang Hirt, der Sachverständige für das Augenoptiker-Handwerk, den der „Stern“ im Artikel als eine Art Kronzeuge zu Wort kommen lässt, um vor den Tricks der Optiker zu warnen. Er hat sich schon am Tag des Erscheinens der Ausgabe in drastischen Worten öffentlich gegen den „Stern“ gewandt. Er schreibt:

Ich distanziere mich mit Nachdruck von diesen Darlegungen und glauben Sie bitte nicht, daß dieser Artikel in grundlegenden Dingen dem Wissensstand eines vereidigten Sachverständigen — auch nur im Ansatz — entsprechen würde.

Die getätigten Aussagen sind fachlich in überwiegender Mehrheit falsch und entsprechen auch nicht meiner Ansicht.

Die Nennung meiner Person (des vereidigten Sachverständigen) erweckt beim Leser den Eindruck, daß ich den Aussagen der Autorin inhaltlich zustimmen würde oder zugestimmt hätte. Das ist grundsätzlich falsch.

Auf insgesamt acht Seiten „entzieht“ er nach eigenen Worten den „Darstellungen im Artikel des Stern die Grundlage“, bezeichnet dessen „Tipps“ als „Humbug aus Hamburg“, nennt einzelne Darstellungen „grob falsch“ und bestreitet die Kernaussage des Textes, dass es am „Willen der Augenoptiker-Branche mangelt, Transparenz zu schaffen“.

Dass dieser Sachverständige, der im Artikel selbst eine größere Rolle spielte, sich in deutlichsten Worten von dem Text distanziert und ihm in zahlreichen Punkten sachliche Fehler vorwirft, erfährt der „Stern“-Leser: nicht. Irgendwie schien das der Redaktion keine Information, die relevant genug war, um sie unter der Rubrik „Echo“ zu erwähnen. Die sah ja so auch wirklich selbstkritisch genug aus, ohne dass es nun ernsthaft wehtun müsste.

(Scheinbar hatte die Autorin des Stücks schon am Freitag vergangener Woche auf stern.de eine „Antwort“ auf die Kritik der Optiker an ihrem Stück verfasst. Tatsächlich war darin aber weder konkrete Kritik erwähnt, noch wurde auf sie geantwortet. Stattdessen erzählte die Verfasserin, dass sie „nicht durch Einkaufsstraßen gehen will, wo sich eine H&M-, Zara-, Media-Markt und Kaufhof-Filiale an die andere reiht“, was auch immer das mit irgendwas zu tun hat.)

Das sind also, jetzt mal ehrlich!, die Tricks des „Stern“.

Unter der „Es stand im Stern“-Rubrik zur Optiker-Geschichte im neuen Heft heißt es übrigens noch:

In den weiteren Folgen der Serie „Jetzt mal ehrlich“ wird sich die Redaktion mit der gleichen Gründlichkeit andere Branchen vornehmen.

Mit der „gleichen Gründlichkeit“, das steht da wirklich. Gut, da verspricht man den Leuten wenigstens nichts.

42 Replies to “Bräsig und verlogen: Die Tricks des „Stern“”

  1. Hmm. Habe heute Abend ein Interview mit Leuten vom Stern. In Anbetracht oben beschriebener Meisterleistung, muss ich mal sehen, ob ich die Gegendarstellung schon vorab schreibe …

  2. Es läge ja eigentlich nahe, sowas zu schreiben wie:
    „Achtung, Spoiler: Der Stern recherchiert gerne mal schlampig und verspricht Enthüllungen, die in Wahrheit keine sind. Ja, echt.“
    Aber ich hatte Spaß, und hab sogar über den Bananen-Gag gelacht, deswegen wäre das geheuchelt.

  3. Es scheint wirklich Sommerloch zu sein, wenn der Stern nun auch noch mit einer „Wasauchimmer-Check“-Serie anfängt. Was soll denn noch alles gecheckt werden, wo doch jeder Fernsehsender sich im Moment an allem möglichen wundcheckt?

  4. ### BREAKING #### stefan niggemeier deckt auf – bild doch kein qualitätsjournalismus! ### BREAKING ####

    ich weiß ja nicht in welchem journalistischen paralleluniversum der stern in den letzten jahrzehnten als satisfaktionsfähige publikation durchging, aber im von mir bewohnten waren schon die hitlertagebücher ein symptom für den seit den späten siebzigern stattfindenden niedergang des balttes. mit anderen worten man könnte sich genauso über die superillu, den focus oder die praline echauffieren.
    man könnte, aber warum sollte man?

  5. Darf ich einfach mal sagen, dass ich alle Artikel im Blog extrem gerne lese und dabei gerne auch Tränen lache.

    Danke dafür.

    Muss ja mal gesagt werden (wenn ich auch nicht der einzige bin).

  6. Ich frage mich, nach dem Kommentar der Autorin zu ihrem Artikel, welche Preislisten und welche Transparenz sie eigentlich vermisst? Das Gestell kostet je nach Marke und darin sind, bei allen Optikern die ich kenne, sämtliche Kosten des Brillenkaufs enthalten (Beratung, Anpassung, Einarbeitung Gläser usw.). Dazu kommen die Gläser, deren Preise, gestaffelt nach Qualität, aus einer – Moment – Preisliste ersichtlich sind.

  7. Hat nicht die selbe Illustrierte eine Empörungswelle gegen einen Politiker inszeniert, nachdem dieser das grenzwertige Zitat (die Politikerin A. sei »dirndltauglich«) einer Journalistin auf ebendiese umgemünzt haben soll?

  8. 1978 habe ich mein Stern-Abonnement gekündigt, nachdem dort in
    der Art eines Fotoromans ausführlich gezeigt wurde, wie ein Soldat zwischen zwei Jeeps gespannt und dann zerrissen wurde.
    Habe dann auch keinen Stern mehr gekauft und auch nicht gelesen (Ausnahme: in einem Nostalgieanfall das Jubiläumsheft).
    Positiver Nebeneffekt für meine Entscheidung: Ich kann mir dadurch alle zwei Jahre umsonst eine neue Brille beim Optiker meines Vertrauens gönnen.

  9. Komme gerade aus meinem Supermarkt. Habe die gebeten, mir mal von allen Kaffeesorten ein Tässchen zu brühen, um den zu mir passenden Geschmack heraus zu finden. Und dann bei meinem Favoriten noch verschiedene Brühstärken zu testen. Haben die gesagt, das geht nicht für 20 Cent, da müssten sie 260, — € nehmen. Na, sowas.

  10. Der Abstieg des Sterns ist schon beachtlich. Ich erinnere mich an die 80er, da habe ich den immer gerne gelesen, mag vielleicht historisch verklärt sein, meine Annahme, aber alleine für die Fotos und die Fotoredaktion konnte ich den Stern lieben.

    Diese Markenchecks der ARD oder des WDR sind ja ebenso beleibt und komplett gaga. Der Erkenntnisgewinn tendiert gen null.

  11. Die Neonisierung des Stern ist schon bemerkenswert. Wie ja jetzt mittlerweile fast alle auf Neon/SZ-Magazin machen: immer weichere, gefühligere Geschichten, lustige Illus, menschenlnde Autorenzeilen, „Wie wir immer mehr irgendwas“, „Warum wir alle diesunddas sollten“, blabla, bloß keinen echten Journalismus mehr, gefühlter reicht ja auch.

  12. Also ich oute mich ähnlich wie westernworld jetzt auch einmal als „alter Sack“. Ich kenne nämlich den Stern noch aus den 70ern. Und ja, da war die Lektüre des Stern richtig gut. Themen, Stories, Schreibe das stimmte. Mit Beginn der 80er wurde das aber immer mehr in den Hintergrund gedrängt und nach den Tagebüchern war auch bei mir Schluss! Doch eines wahr auch da noch gut, die Fotos!!! Ich habe dann auch nur ansatzweise noch verfolgt was da so bei RTL unter Stern TV lief, 2-3mal reingeschaut und das Format dann vergessen. Daher kann ich letztlich nicht beurteilen, ob der Stern wirklich immer noch so ist wie ich ihn in 80ern wahrgenommen habe. Aber die Beschreibung deckt sich mit meinen Erwartungen! Vielleicht sollte die Redaktion es noch einmal mit richtig gut recherchierten Stories, interessanten Themen etc. versuchen, dann klappt es vielleicht auch wieder mit…

  13. Hier mal vollständig:
    Ich distanziere mich mit Nachdruck von diesen Darlegungen
    und glauben Sie bitte nicht, daß dieser Artikel in grundlegenden
    Dingen dem Wissensstand eines vereidigten
    Sachverständigen -auch nur im Ansatz- entsprechen würde.

    • Die getätigten Aussagen sind fachlich in überwiegender Mehrheit falsch und entsprechen auch nicht meiner Ansicht.
    • Die Nennung meiner Person (des vereidigten Sachverständigen) erweckt beim Leser den Eindruck, daß ich den Aussagen der Autorin inhaltlich zustimmen würde oder zugestimmt hätte. Das ist grundsätzlich falsch.
    • Ich habe den Artikel weder geschrieben, noch gehe ich mit den meisten Aussagen hierin konform.
    • Ich hatte ferner keine Kenntnis über den Beitragstitel, dessen Inhalt oder der Aufmachung.
    • U.a.: Die „Anleitung zum Feilschen“ als „So läuft´s beim Optiker“ tituliert entstammt der freien Erfindung der Autorin.
    Ich lege äussersten Wert auf die Tatsache, daß ich nur zu Teilaspekten befragt wurde und diese auch noch mehrheitlich nicht (!) übernommen wurden.

    Wolfgang Hirt
    Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das
    Augenoptiker-Handwerk der Handwerkskammer zu Köln

  14. Hier melden sich zwei direkt Betroffene.
    Wir heißen Marc und Hauke Peters und sind Inhaber
    des im Artikel erwähnten Optik-Geschäftes
    „Six Million Glasses“ im Schulterblatt in Hamburg.
    Nachdem wir uns direkt nach der Veröffentlichung erst ein bisschen aufgeregt haben (wir kommen ja auch nicht nur schlecht weg), hat uns der Artikel aufgrund der „TOP-Recherche“ von der lieben Silke eigentlich nicht mehr interessiert.

    Bis gerade eben, als wir Deinen lustigen Blockbeitrag gelesen haben.

    Nun doch ein paar Infos betreffend der Recherche:

    * Es ist doch schon sehr verwunderlich, dass unsere liebe Kollegin
    (die Inhaberin von „Erhorn Optik“) nicht nur namentlich wiederholt erwähnt
    wird, sondern auch die Chance bekommt, ein Statement abzugeben.

    * Wir hingegen wurden weder gefragt, noch hat die
    Autorin sich die Mühe gemacht, mit uns Kontakt aufzunehmen.

    * Darüber hinaus sind die Aussagen betreffend unseres Geschäftes
    einerseits direkt von unserer Homepage kopiert „vom lauten Nasenchopper etc. …“,
    andererseits kann der Autorin kein Glas für 149,00 € im Paar angeboten worden sein, da wir dieses nicht führen.
    Des weiteren kosten die dünneren, höher brechenden Markenkunststoffgläser (hartbeschichtet, superentspiegelt) bei uns nicht 179,00 € sondern 169,00 € im Paar.
    Soviel zum Thema gute Recherche.

    * Dass unsere im Artikel erwähnte Mitarbeiterin „bedeutungsvoll“ geschwiegen haben soll, nehmen wir ihr nicht krumm, da es nicht wahr sein kann….
    Dieses hätte die Autorin eventuell lieber selber tun sollen.

    * Um mal einen kleinen Exkurs in unsere Vita zu geben:
    Wir sind mit unserer Familie seit 50 Jahren in eigenen Optikgeschäften tätig, betreiben derzeit drei Geschäfte in Bremen und Hamburg, arbeiten mit einem spitzen-geschulten Team, was aus zwei Augenoptik-Meistern sowie 7 Augenoptik-Gesellen mit teilweise 23 Jahren Berufserfahrung zusammen gestellt ist. Und: wir stehen voll hinter unseren Mitarbeitern und Kollegen. Sind alle voll durch-geschult und können ohne Probleme ein dünneres Glas und somit auch dem damit verbundenen höheren Brechungsindex des Materials perfekt erläutern, und zwar ausnahmslos alle.

    * Es ist völlig richtig, Preise transparent darzustellen. Wäre Frau Gronwald aufmerksam gewesen oder hätte sie uns direkt gefragt, hätte sie bemerkt, dass Preislisten für Kunden schon seit unserer Gründung im Jahre 2006 bei uns im Geschäft ausliegen und auch mitgenommen werden dürfen.

    * In einem kleinen Heftchen erläutern wir unsere Philosophie, unseren Service, unsere Garantien sowie alle festen Preise für fast alle gängigen Brillengläser und Kontaktlinsen.

    Jetzt noch mal zum Abschluss zu Deiner Bemerkung mit der Banane (sehr informativ und lustig):
    man soll also nur das Innere essen! Aha….
    Das haben wir jetzt heute dank Dir auch endlich mal gecheckt…die Schale schmeckte auch immer etwas komisch…..

    Wenn du mal in Hamburg bist, besuche uns gern einmal im Laden und mache Dir selber ein Bild.
    http://www.sixmillionglasses.de
    Mit sonnigen Grüßen
    die „Peters-Brüder“ Marc und Hauke

    P.S.: Ein spitzenmäßiger Blog, den Du da führst.

  15. Und als kleines „Dankeschön“ für das nette Gespräch darf sich Herr Hirt nun Sorgen um seine Reputation als Sachverständiger machen. Es ist ärgerlich das dergleichen in unserem Rechtssystem weiterhin so schwierig justiziabel ist.

  16. Die ADAC- Motorwelt hatte einmal den tollen Tipp, man solle sich die 112 für Notfälle ins Handy speichern.

  17. Laufen nicht ALLE ‚Checks‘ darauf hinaus, dass wenn ich Geld fuer eine Ware oder Dienstleistung ausgeben möchte die Gefahr besteht, dass ich mit ‚Tricks‘ konfrontiert‘ werde?! Ob geschicktes Marketing, undurchsichtige Marktstrukturen oder schwarze Schafe, wer sich auf den ‚Markt‘ begibt sollte sich infomieren….aber ich kaufe auch keine gedruckten Zeitungen oder Zeitschriften mehr…

  18. Zu euren „Sorgen“ um meine Reputation als vereidigter Sachverständiger darf ich anfügen, daß ich mit Klarstellung auf meiner Internet-Seite gefühlte „148.000“Mails von Augenoptiker-Kollegen mit einem
    „Dankeschön – weiter so! Sie haben ja sowas von Recht!“erhielt. Das hat sich erledigt……….
    Im übrigen hat die Befragung eines Sachverständigen über EMail einen großen Vorteil: Man kann die Mails speichern…..

    Das Frau Gronwald lt. Aussage der Kollegen Peters „Erfahrungsberichte“ einbringt die so nicht stimmen können erstaunt mich nicht wirklich.

    Gruß aus Köln
    „optikgutachter“

  19. Ich habe den Stern-Artikel nicht gelesen, insofern tue ich mich schwer, der Niggemeierschen Kritik zu folgen, weil mir da dann doch die Werkkenntnis fehlt. Allerdings ist es wohl unbestritten, dass an Brillen königlich verdient wird, anders wäre die auffällige Dichte von Augenoptik-Geschäften in City-Bestlagen nicht zu erklären. Bei Plastikgestellen von Modelabels, die dann mal eben 300 Euro und mehr kosten sollen, tränen einem angesichts der Handelsspanne die Augen. Und wenn man mal mit einem Online-Optiker redet, dann erklärt der einem sofort, dass bei den Glasqualitäten viele Billig-Optionen der stationären Augenoptiker nicht mehr sind als Lockvogelangebote. Mag also sein, dass der Stern das Thema vergurkt hat, aber ein interessantes, lesernahes Thema ist es allemal. Und ein Stern-Leser, der nach der Lektüre des Artikels bei seiner nächsten Brille 100 Euro spart, ist ein zufriedener Leser.

  20. Nachdem sich schon beim puren Betrachten des Stern-Titels meine Netzhaut trübt, bleibt dieser schülzeitungshaft zusammengestoppelte Artikel auch für 0,0-Dioptrien-Leser in Nah- und Fernsicht ohne Nachsicht als „undruckbar“ zu beurteilen. Das Cover selbst reiht sich aber hervorragend in die jüngst grafisch bizarren und inhaltlich meist unzulänglichen stern-Titel ein. Es bleibt abzuwarten, wie Bertelsmanns Brillenträger im gütigen Gütersloh die Ergebnis-Kurve der G+J-Sternschnuppe im III. Quartal betrachten. Ich bin mir sicher, dass hier nicht nur der neue (bebrillte) Chefredakteur zum Sehtest einbestellt wird.

  21. Der Artikel zeigt, dass die Autorin wohl ihre Lehre bei Frau Merkel machte:

    > Jetzt zum Vergleich: Wissen Sie noch, wie teuer Ihre Brille war?
    > Vermutlich lag der Preis bei etwa 400 Euro. So viel gaben die
    > Deutschen im vergangenen Jahr im Schnitt beim Fachhandel
    > für ihre Sehhilfen aus.
    >
    > Und wie viel, glauben Sie, sind davon in den Taschen Ihres
    > Optikers gelandet? Über 260 Euro. Zum Nachrechnen:
    >
    > Bei einem Einkaufspreis von 133 Euro ist das ein Plus von
    > sagenhaften 200 Prozent. Manche Optiker verkaufen gerade
    > mal eine Brille am Tag, eine einzige. Und überleben.

    Rechnen wir mal richtig nach: 400 Euro brutto bedeuten 336,16 Euro Netto, bei einem Einkaufspreis von 133 Euro (netto), bleiben also schon mal etwas weniger als 200 Euro als Einnahme. Davon abziehen muss man dann die ganzen Ausgaben des Tages wie Löhne, Miete, Abschreibungen auf Geräte, etc.

    Mal angenommen, der Optiker verkauft tatsächlich im Schnitt eine Brille am Tag, bedeutet das bei 24 Tagen im Monat, Einnahmen von 4800 Euro netto. Wenn der Laden davon tatsächlich leben kann, dann wohl nur, wenn der Optiker nur mit Familienangehörigen zum Nulltarif oder allein arbeitet und seine Privatwohnung dem Laden angegliedert ist. Anders wüsste ich nicht, wie das finanziert werden könnte.

    In der Tasche des Optikers, also wirklich für Dinge wie Kino, das Stern-Abo etc. verfügbares Geld, dürfte da eher etwas auf Sozialhilfeniveau verbleiben statt der im Arikel postulierten 6240 Euro.

  22. Lieber „optikgutachter“,

    hui, da hörer ich aber schwer den Lobbyisten durch. Gemessen am Preiskampf und dem Margendruck, der etwa im Lebensmittelsektor herrscht, ist Augenoptik das reinste Schlaraffenland. Und wenn allein ein kurzes Info-Gespräch bei zwei Optik-Filialen, die an der Münchner Leopoldstraße in einem Umkreis von 200 Metern liegen, Preisunterschiede von 50 Prozent für dieselbe Leistung zutagefördert, dann spricht das nicht für extremen Konkurrenzdruck. Mir fällt nach wie vor die überaus stattliche Zahl an Brillenläden in Großstädten auf. Gut, Brillen brauchen viele Leute, aber suchen Sie in München mal nach einem vernünftigen Laden für Autozubehör. Autos haben auch viele Leute.

  23. Lieber Herr Kemper,
    Sie sprechen mir aus dem Herzen. Genau diese Aussage höre ich immer wieder. Was Sie jedoch verglichen haben (und letztendlich auch nur können) ist der Preis, nicht die Leistung.
    Woher bitte wissen Sie wer wie arbeitet ?
    Genauer geht´s auch „Preisgestaltung in der Augenoptik“:
    http://www.optikgutachter.de/index.php/preisederoptiker
    Enthält auch: „Schnäppchen-Jäger – Die natürlich Beute des Anbieters“

    Als Lobbyisten möchte ich mich aber schon gar nicht bezeichnen lassen. Als vereidigter Sachverständiger habe ich neutral zu erklären, was stimmt und was nicht. Und genau dieses tue ich (gemäß auf den von mir abgelegten Eid). Es spielt keine Rolle wem was „passt“, sowohl in Privat- als auch in Gerichtsgutachten.

    Gruß vom „optikgutachter“

  24. Ich finde es auch ein bisschen seltsam, sich über vermeintlich hohe Preise aufzuregen. Es gibt, wie Frank Kemper ja richtig erwähnt, an jeder Ecke Optiker. Da kann man ja z.B. schon mal vergleichen. Dann gibt es aber auch noch die „Import-Optiker“ im Internet. Da kann man erst recht sparen, sofern man die korrekten Daten der Augen hat. Das wär mir persönlich aber viel zu unsicher und kompliziert, trotz Rückgaberecht.

    So oder so bin ich froh, (noch) keine Brille zu benötigen ;)

  25. @26 + 27:
    Meine Münchner Erfahrung hat beides bestätigt – deshalb habe ich beim (Groß-)Filialisten die Fassung gekauft, und beim (Regional-)Filialisten die Gläser ausmessen und einpassen lassen.

    Anno dunnemal war ich froh, einen Optiker zu haben, der auch mal etwas fortschrittlicher war (Stichwort Kassenbrille etc.).
    Aber heute bin ich ein mündiger Kunde, der um Arbeitsteilung weiß.

  26. #26: “ Preisunterschiede von 50 Prozent für dieselbe Leistung […], dann spricht das nicht für extremen Konkurrenzdruck. “ – sondern?

  27. Der Optikgutachter sprach:

    „Woher bitte wissen Sie wer wie arbeitet ?“

    Hallo Pudels Kern, da bist du ja endlich!

    Natürlich suggeriert mir jeder teure Optiker, dass seinen überzogenen Preisen auch eine besonders gute Leistung gegenüber steht. Allein: Meine Erfahrung aus 2×25 Jahren (meine Frau trägt auch Brille) Brillenkaufen besagt das Gegenteil: Die Leistungen der Billigketten sind in Summe nicht schlechter als die der Edel-Optiker, die für dieselbe Brille das Doppelte verlangen (und auf einmal kostet eine Gleitsichtbrille dann so viel wie ein Gebrauchtwagen). Ich habe durch meinen Job Erfahrung damit, wie es manche Branchenteilnehmer anstellen, für ihre Produkte am Markt höhere Preise durchzusetzen. Das ist weder verboten noch ehrenrührig. Wäre es das, wäre Apple längst pleite;-) Nur: Ebensowenig ist es verboten und ehrenrührig, darauf hinzuweisen.

  28. Stichwort: Import-Optiker

    Was mir an den Online-Optikern nicht gefällt, das ist das unsaubere Geschäftsmodell: Sie bauen darauf, dass man sich die Dinge, die sie nicht bieten, irgendwoher „besorgt“, also vor allem das Ausmessen der Augenstärke, Augenabstand etc. Ich hätte nichts gegen ein Hybridmodell: Ein Augenoptiker vermisst meine Augen und passt eventuell auch die fertige Brille an. Dafür kassiert er meinetwegen von mir einen Festbetrag oder vom Online-Optiker eine Provision. Den Rest bestelle ich übers Internet.

  29. Hallo Herr Kemper,
    ich spreche nicht für den Teueroptiker und nicht für den Billigoptiker. Ich spreche von einem angemessenen Preis-Leistungsverhältnis den ich mir überall wünsche.
    Alle kochen nur mit Wasser, einen erheblichen Unterschied macht die Leistung aus (die Sie vollumfänglich nicht vergleichen können.)
    Wenn Sie damit glücklich sind: Prima!

    Kölner Humor:
    Wenn Sie natürlich bei „Tantra-Massage mit Kopfkraulen bei Edel-Champagner“ den „Dialog der Wegbereitung zum Angleich der Schwingungsebenen in höheren Sphären“ zur Anfertigung einer Korrektionsbrille „zelebrieren“, so darf Sie ein etwas höherer Preis auch nicht verwundern…………….
    (Spässle gemacht!“)

    Gruß optikgut8er ;-)

  30. @29, optikgutachter:

    „Unsicher“ weil ich im Zweifel nie genau wissen kann, woher die Gläser z.B. kommen, ob die auch alle Normen erfüllen etc.
    Wie gesagt, ich bin kein Brillenträger und weiß nicht, ob es hier in Deutschland bestimmte (Sicherheits-)Anforderungen an in Deutschland verkauften Gläsern gibt, an die sich Importeure nicht halten müssen.

    @34, Frank Kemper:

    So ein Hybrid-Modell wäre interessant. Sofern dann meine oben genannten Zweifel ausgeräumt werden können ;)
    Aber ich glaube, das Geschäftsmodell würde beim ansässigen Optiker nicht auf Zustimmung stoßen.

  31. @10 rynhard
    Komischer Zufall: genau das Heft habe ich damals auch gelesen. Ich habe meine Eltern daraufhin überredet, das Stern-Abo zu kündigen und selbst nie wieder in das Blatt reingeschaut. Diese Fotoserie war in jeder Hinsicht grauenhaft. Genau an die Geschichte muss ich noch immer denken, wenn vom Stern die Rede ist.
    Aber war das wirklich schon 1978? Ich tippe eher auf die frühen 80er, ist aber auch egal.

  32. Zurück aus dem Urlaub googelte ich ein bisschen zu diesem Heft. Danke für diesen Blog. Stern lese ich seit Jahren nicht mehr, aber im Urlaub ist mir dieses Heft untergekommen und ich habe es von A-Z gelesen.
    Unglaublich, welche Zeitverschwendung!
    Von Anfang bis Ende bräsig, langweilig und platt. (Ausnahme, der Artikel über den Segler.) Dazu noch ganz schlimme Recherche und Schreibe. Ist das dort der Standard? Für wie blöd halten die Redakteure ihre Leser? Mein persönliches Highlight war das Streitgespräch des Herrn Maus. Da kam ich ernsthaft ins Grübeln. Wie muss ein Schreiberling drauf sein um so platt seine Vorurteile ins Blatt zu bringen (natürlich ohne jedes Hintergrundwissen)? Was bringt ihn dazu das nicht einmal vertuschen zu wollen und gibt es niemanden der sich die Texte vor der Drucklegung durchliest? Fragen über Fragen. Dieses Heft würde jede Schülerzeitungsredaktion beleidigen.

  33. Muss ich hier mal posten, ein Ausschnitt aus dem Interview, das Frau Jäkel der FAZ gegeben hat.
    Ihnen wird immer wieder vorgehalten, einem unkritischen Wohlfühljournalismus das Wort zu reden, um ein anzeigenfreundliches Umfeld zu schaffen.

    Das ist mir ein einziges Mal unterstellt worden, das war ärgerlich und unsachlich, und wer mich kennt, weiß, dass dies echter Humbug ist! Im „Stern“ ist gerade eine Serie gelaufen, in der von den Optikern bis zu den Fluglinien eine Branche nach der anderen auseinandergenommen wurde. Ist das vielleicht anzeigenfreundlich?

    „Auseinandergenommen“. Muhaha!

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