Christoph Keese wirbt bei Google unter „Mario Sixtus“

Wenn man nach „Mario Sixtus“ sucht, dem Namen eines (befreundeten) Journalisten, Bloggers und Kritikers deutscher Verlage im Allgemeinen und des Verlagslobbyisten Christoph Keese im Besonderen, bekommt man bei Google zu den Ergebnissen gelegentlich eine Anzeige eingeblendet:

Sie führt zum Blog „Der Presseschauder“, in dem eben jener Christoph Keese für die Interessen seines Arbeitgebers, der Axel Springer AG, kämpft.

Keese, der sein Blog nach eigenen Angaben privat und ausschließlich in seiner Freizeit betreibt, hat bei der Suchmaschinenfirma, deren Geschäftsmodell er regelmäßig kritisiert, offenbar gezielt Anti-Werbung für den Suchbegriff „Mario Sixtus“ gebucht und verspricht „alle Fragen und Antworten zu den Plänen der Verlage“. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich das lustig, konsequent oder beunruhigend finden soll.

Nachtrag, 11:40 Uhr. Christoph Keese erklärt die Anzeigen-Schaltung (auch zu den Namen weiterer Verlags- und Keese-Kritiker wie Matthias Spielkamp und Till Kreutzer sowie Begriffen wie „Leistungsschutzrecht“, „Urheberrecht“, „Copright“ und „Copyleft“) als einen Dienst am Leser:

Der interessierte Leser hat es verdient, mit einem sachlichen AdWords-Text auf eine informative Frage-und-Antwortliste zum Leistungsschutzrecht hingewiesen zu werden, so lange einige Blogger-Kollegen fälschlicherweise noch immer von „Zwangsabgaben“, „Leistungsschutzgeld“ und „Subvention“ sprechen.

32 Replies to “Christoph Keese wirbt bei Google unter „Mario Sixtus“”

  1. Ich sehe keinen Grund zur Beunruhigung für die Gesellschaft insgesamt, die schaufeln sich ihr eigenes Grab. Wie sie untergehen, ist mir ziemlich egal.

    Was ich aber hoffe, ist, dass diese Leute nicht für die ernstzunehmenden Journalisten (zu denen ich dich zähle, Stefan) alles mit kaputt machen.

  2. Man braucht in Blog von Christoph Keese maximal 2-3 Artikel lesen, dann kann man sich denken, für wen er arbeitet. Mit „privat“ hat das längst nix mehr zu tun.

  3. Bei mir erscheint da nur der Otto-Versand, der mit „Sixtus jetzt online bei Otto“ (www.otto.de/Sixtus) wirbt. Seltsam.

  4. Jeder ein paar mal auf die Werbung klicken, dann ist das Budget schnell aufgebraucht (falls die Werbung wieder auftaucht ;)

  5. @Armin #8: Das hab‘ ich so noch nie gesehen. Man kann somit prinzipiell alle die »Marken«, die man nicht mag, finanziell schädigen, ohne selbst dafür aufzukommen.

  6. Also ich finde die Idee witzig. Macht das doch auch mit den Suchbegriffen „Kai Diekmann“ bzw. „Bild“ für den Bildblog. :D

    „Bildblog. Korrigiert zuverlässig die Bild — seit 2004.“

  7. So wie Firmen sich mit ihrem eingetragenen Markennamen gegen derartige Anti-Werbung sperren koennen, sollte es auch fuer Personen des oeffentlichen Lebens moeglich sein dagegen bei Google Einspruch einzulegen.

  8. Kann es nicht auch sein, dass es z.B. eine Option gibt, als Anzeige gelistet zu werden, wenn man unter einem Suchbegriff unter den ersten Treffern ist? Scheint mir hier eher der Fall.

  9. @Monty #6: Ja, schon lustig, wenn man nur nach „Sixtus“ sucht und dann die Werbung von Otto, Preisvergleichen und einem „Spezialisten für Wellnessprodukte“ sieht. :-)
    Der Streuverlust bei solchen Anzeigen, die sich an jeden erdenklichen Begriff anwanzen, muss enorm sein…

  10. In Kürze: ich halte das nicht für beunruhigend. Ich halte den Leser für mündig und schlau selbst zu entscheiden, was für ihn mehr Sinn macht.

    Jetzt dem Leser die Meinung von Herrn Keese möglichst vorenthalten, ist ja auch absolut nicht möglich. Insofern… was soll’s?

  11. @ meykosoft, #22

    Wobei ich gestehen muss: Ich hab‘ “Werbeblockerwerbeblocker” erst nach dem Lesen des Wortes „Werbeblocker-Bewerber-Blocker“ geschnallt.

    Bezüglich der Anzeigenschaltung würde ich mal ein „beunruhigend lustig“ in die Runde werfen…

  12. Der Vorgang nennt sich Brand Bidding, und er ist nach einer Entscheidung der EuGH zulässig: Werbetreibende dürfen bei Google AdWords fremde Namen und Marken als Keywords buchen. Um eine Markenrechtsverletzung zu vermeiden, dürfen aber die fremden Marken nicht im Adwords-Text auftauchen, außerdem muss die mit dem AdWord verlinkte URL deutlich machen, dass sie nichts mit der Marke zu tun hat. Einen Markenschutz, wie ihn Google früher geboten hat, bieten sie heute nicht mehr an. Wer’s aus Anwalts Mund wissen will, klickt hier: http://www.internetworld.de/Heftarchiv/2011/Ausgabe-16-2011/Adwords-Endlich-Klarheit
    Ich finde Keese’s Vorgehen nicht weiter skandalös. Ich finde es auch nicht skandalös, dass Keese Google Geld zahlt. Schließlich will Springer mit Google in Geschäftsbeziehungen treten und sie nicht abschaffen. Wenn Springer mit Google nichts mehr zu tun haben wollte, wäre ein Nicht-Erscheinen der Springerschen Seiten im Google-Index ja schnell zu realisieren. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Mario Sixtus sich seiner Position so unsicher ist, dass er ernsthaft ein Problem damit hat, wenn Interessenten an ihm auch mitbekommen, dass es Leute mit anderen Ansichten gibt.

  13. Ggf. Off-Topic: Ich habe meiner Freundin auf diese Weise einen Heiratsantrag gemacht; Auf ihren Namen AdWords gebucht, Link zu spezieller Seite mit „JA“/“NEIN“-Links und E-Mail an mich bei Klick.

    Und es hat nur 3 Monate gedauert (und insgesamt ggf. 5 Euro Kosten für AdWords), bis sie es gefunden und zugesagt hat.

    Am 30. September ist Hochzeit!

  14. Braucht jemand Gutscheine für Adwords um selbst ein wenig Werbung bei Sixtus zu schalten (macht die Anzeigen für Keese teurer). Alternativ kann man mit den Gutscheinen auch Werbung bei Keese schalten – für Sixtus beispielsweise :)

  15. @DL2MCD Es war noch ein nur uns bekanntes Schlüsselwort davorgeschaltet, so paranoid war ich dann doch :-)

    Wer weiß, am Ende hätte mich noch der Googlebot geheiratet!

  16. Ortungsblockerblockerblocker ;)

    Interessant finde ich das auch, aber ohne einen Artikel im Blog dazu hätte doch im Ernst keiner diese Werbung angeklickt?

    Ich glaube, ich habe noch nie irgendeine Google-Werbung angeklickt, wenn ich mich recht entsinne – entweder war das was mich interessiert in den Suchergebnissen oder eben nicht.

  17. Manche Leute haben eben ein übergroßes Ego …ähm Sendungsbewusstsein und glauben scheinbar, andere Leute hätten nur deshalb eine andere Weltsicht als sie selbst, weil sie ihre nicht laut und deutlich genug zur Schau gestellt haben.

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