dapd-Chef appelliert an Redaktion: Bewahren Sie Ruhe!

Am Sonntagnachmittag habe ich hier im Blog ein dapd-Feature über Baku kritisiert. Das veranlasste den Chefredakteur Cord Dreyer, am nächsten Tag folgende Rundmail an alle Redakteure zu verschicken:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

offensichtlich ärgern sich viele von Ihnen über die Kritik in einem Medienblog an einem unserer Texte aus Aserbaidschan. Bitte lassen Sie sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen oder gar verunsichern. Es ist in der Tat so, dass die Arbeit von Unternehmen, die auf Erfolgskurs sind, in der Branche mitunter besonders kritisch beäugt wird.

Fakt ist:

  • Kein anderes Medium ist im Vorfeld des ESC für seine Kunden so lange vor Ort und berichtet so ausgiebig und ausgewogen über Aserbaidschan wie dapd. Teil unserer Berichterstattung sind selbstverständlich viele Berichte über Menschenrechtsverletzungen, Aktivitäten der Opposition und regierungskritischer Organisationen.
  • Zu einer solch ausgewogenen und insgesamt kritischen Berichterstattung gehört als eine Stilform auch ein Städteporträt mit subjektiven Eindrücken. Nicht jeder Text über Aserbaidschan kann drei Hintergrundabsätze über die Menschenrechtsverletzungen in dem Land enthalten, die es ohne Zweifel gibt. Im Internet finden Sie ein Beispiel dafür, wie dpa in einem ähnlichen Feature kaum anders mit dem Thema umgegangen ist.
  • Als Nachrichtenagentur sind wir selbstverständlich unabhängig und berichten auch unabhängig. Wir lassen uns die Form und den Tenor unserer Berichterstattung nicht vorschreiben.
  • Von dieser Unabhängigkeit können Sie sich leicht überzeugen, wenn Sie all die Beiträge über Aserbaidschan in unserem Dienst lesen.

Ich möchte Sie ermutigen, Ihre gute Arbeit fortzusetzen und sich durch solcherlei Angriffe nicht beeindrucken zu lassen. Wer Erfolg hat, steht auch immer in der Kritik. Daran müssen wir uns gewöhnen. Wir sollten mit dieser Kritik aber selbstbewusst umgehen.

Herzliche Grüße
Ihr
Cord Dreyer

Entweder ist ein dapd-Redakteur also ein so sensibles Geschöpf, das schon auf öffentliche Kritik an der Arbeit eines Kollegen mit Selbstzweifeln, Panik und Alleshinwerfgedanken reagiert, dass der Chef gleich eine Durchhalte-, Kopfhoch- und Wir-lassen-uns-nicht-unterkriegen-Notfall-Mail verfassen muss.

Oder die Angst und der Ärger liegen doch eher auf Seiten des Chefredakteurs.

Sein Vorschlag, sich von der „Unabhängigkeit“ der dapd-Berichterstattung über Aserbaidschan durch einen Blick ins Archiv zu überzeugen, ist allerdings ein überraschend guter. Der Unternehmenssprecher von dapd hatte mir am Dienstag dieselbe Anregung gegeben und freundlicherweise gleich ein umfangreiches PDF mit entsprechenden Agenturmeldungen geschickt, die belegen sollen, dass dapd die notwendige kritische Distanz hält.

Mein Eindruck nach dem Lesen war ein ganz anderer.

Eine Meldung des dapd-Korrespondenten in Baku über eine regierungskritische Demonstration am vergangenen Sonntag endete mit folgenden Sätzen:

[Präsident] Alijews Sprecher Ali Hasanow sagte der dapd vergangene Woche, er sehe Demonstrationen von Regierungsgegnern als Beweis für „eine funktionierende Zivilgesellschaft“. Er wies den Vorwurf zurück, es gebe „politische Gefangene“. „Die sitzen wegen konkreten Straftaten wie beispielsweise Hooliganismus im Gefängnis“, sagte Hasanow. Jedem stehe der Weg zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte frei.

Das ist blanker Hohn. Nach Angaben der Bundesregierung hat Aserbaidschan aktuell 46 Urteile des Gerichtshofs wegen Verletzungen der Europäischen Menschenrechtskonventionen nicht umgesetzt.

Am selben Tag lieferte der Baku-Korrespondent von dapd auch ein längeres „Hintergrund“-Stück zum Thema. Anders als dessen Titel „Vor dem ESC in Aserbaidschan formiert sich die Opposition“ suggeriert, kommt in dem Bericht kein Oppositionspolitiker zu Wort. Stattdessen erhält wieder die Regierung das Wort:

(…) Erstmals seit rund zehn Jahren finden in der Hauptstadt Baku regelmäßig Demonstrationen statt. (…) „Es gibt also eine funktionierende Zivilgesellschaft“, kommentierte Ali Hasanow, der Sprecher von Staatspräsident Ilham Alijew, zuletzt im Gespräch mit dapd. (…)

„Das Internet ist völlig frei“, betont auch Hasanow, dem die kritische internationale Berichterstattung über sein Land zu undifferenziert erscheint. So sei etwa immer wieder zu lesen, dass regimekritische Demonstrationen in der Vergangenheit nicht genehmigt worden seien. „Es ging nicht darum, ob demonstriert werden darf, sondern darum, wo“, sagt Hasanow. Die Opposition habe darauf bestanden, im Zentrum von Baku auf die Straße zu gehen. Wegen des dichten Verkehrs und den Baudenkmälern habe die Stadtverwaltung Sicherheitsbedenken angemeldet und Versammlungsplätze auf Brachflächen in Vororten vorgeschlagen. „Erst jetzt wird das von Jugendorganisationen und Oppositionsparteien akzeptiert“, sagt Hasanow: „Es ist gut, dass sie nun dort demonstrieren.“ (…)

Laut Meinungsumfragen kommt Präsident Alijew unter den knapp fünf Millionen Wahlberechtigten weiterhin auf traumhafte Zustimmungsquoten von über 70 Prozent.

Das mag zum Beispiel Ausdruck dessen sein, was die Friedrich-Ebert-Stiftung die „paternalistische Auffassung von Staatsgewalt“ bei einer Mehrheit der Aseris nennt, „wonach die Regierung für die Gesellschaft sorgt wie Eltern für ihre Kinder“. Aber in einem Land, in dem der Opposition nur wenig Raum in der Öffentlichkeit und den Medien eingeräumt wird, was natürlich einen Meinungsbildungprozess behindert, wäre es für eine seriöse Nachrichtenagentur vielleicht eine gute Idee, die angebliche Zustimmungsquote nicht unqualifiziert mit dem Wort „traumhaft“ zu bejubeln.

Am Tag zuvor war es der aserbaidschanische Energie- und Industrieminister Natig Alijew, den dapd ausführlich zu Wort kommen ließ: „Im Gespräch mit Jakob Lemke beantwortete Alijew auch Fragen zu internationaler Kritik an Aserbaidschan (…).“

dapd: Ein anderes Thema, bei dem Aserbaidschan internationale Kritik einstecken muss, sind Zwangsräumungen durch die staatseigene Öl- und Gasfirma Socar. Zuletzt wurden dabei sogar Journalisten verletzt, der Presserat protestierte. Was sagen Sie zu solchen Vorfällen?

Alijew: Ich denke, wenn Socar Maßnahmen ergriffen hat, ist dies durch das Rechtssystem geregelt. Das Gesetz steht höher als Personen oder Firmen. Nach meinen Informationen hat Socar Gerichtsurteile erwirkt, weil diese Häuser ohne Genehmigung errichtet wurden. Socar hat die Grundstücke für Öl- und Gasprojekte bekommen — das sind keine Grundstücke für Häuser. Wenn also die Häuser illegal errichtet wurden, dann liegt Socar richtig. Aber ich wiederhole: Das Gesetz steht über den Firmen.

Und zum Weltfrauentag am 8. März schenkte dapd Aserbaidschan ein „Feature“, das zwar auch die Kritik von Nichtregierungsorganisationen an Benachteiligungen von Frauen thematisierte („Licht und Schatten prägen die Rolle der Frau in Aserbaidschan“), aber Raum fand, dem Präsidentenpaar ein paar Blumenkränze zu flechten:

Nach amtlichen Statistiken sind rund 45 Prozent der Angestellten im Land weiblich. Vorbild ist die „First Lady“ Mehriban Alijewa, die ihren Mann bei der Modernisierung des Landes durch intensive Stiftungsarbeit und viele öffentliche Auftritte unterstützt. Auch ihre eigene Website betreibt Alijewa, die Medizin und Philosophie studiert hat.

Wie gesagt: All diese zitierten Meldungen sind ausschließlich solche, die mir dapd eigens herausgesucht hat, um die journalistische Distanz der Berichterstattung aus Baku zur Regierung zu belegen. Wer sie liest, erfährt tatsächlich gelegentlich etwas über die Kritik an dem Regime. Vor allem aber wird er ausführlich und weitgehend ungefiltert mit dessen Propaganda versorgt.

Es sind Meldungen, die dazu passen, dass ihr Autor für die teetrinkenden Polizisten in Baku schwärmt und Sätze schreibt wie: „Angst vor Uniformierten ist in Aserbaidschan nicht notwendig.“

Das muss es sein, was dapd-Chefredakteur mit der „insgesamt kritischen“ Berichterstattung seiner Agentur über Aserbaidschan meint.

Aber bitte, Herr Dreyer, lassen Sie sich von diesem Eintrag nicht beeindrucken, aus der Ruhe bringen oder gar verunsichern.

70 Replies to “dapd-Chef appelliert an Redaktion: Bewahren Sie Ruhe!”

  1. Man muss das einfach andersrum sehen: Vielleicht berichten ja alle anderen einseitig und undifferenziert und in Wirklichkeit existieren die Probleme alle gar nicht! Man muss den Idealismus loben, mit dem diese junge, frische Agentur ihre Berichterstattung bestreitet!

  2. Och Gottchen, die sind ja noch dööfer, als ich dachte. Blind, naiv oder gekauft und wissen und merken es noch nichtmal. Ich fürchte fast, dass meint der Herr Chefredakteur ernst.

  3. „Kein anderes Medium ist im Vorfeld des ESC für seine Kunden so lange vor Ort und berichtet so ausgiebig und ausgewogen über Aserbaidschan wie dapd.“

    Es bleibt die Frage, wie die kostenbewusste dapd ihre Korrespondentenstellen in Aserbaidschan finanziert.

    Und werden die dapd-Texte eigentlich von Print-Medien in größerem Umfang verwendet? In Online-Medien finden sich bestenfalls dapd-Bilder aus Baku, aber so gut wie keine der „ausgiebigen und ausgewogenen“ Berichte über das Land.

  4. Den Hinweis auf die Moeglichkeit, den Europaeischen Gerichtshof fuer Menschenrechte anzurufen, finde ich zynisch. Verfahren vor dem EGMR dauern in der Regel mehrere Jahre, so dass Verurteilte haeufig ihre Strafe bereits vollstaendig oder zumindest zu einem grossen Teil verbuesst haben, wenn der EGMR entscheidet.

    Ausserdem kann der Gerichtshof das Urteil eines aserbaidschanischen Gerichts nicht direkt aufheben, sondern lediglich eine Verletzung der Konvention feststellen. Dann stellt sich die Frage der Umsetzung, die Stefan bereits angesprochen hat.

    Am 31.12.2011 waren 1.692 Verfahren gegen Aserbaidschan beim EGMR anhaengig
    http://www.echr.coe.int/NR/rdonlyres/219E9A92-716A-4337-99DE-053358F536B3/0/2011_Rapport_Annuel_EN.pdf

  5. Ist es vorstellbar, dass Herr Dreyer den Redakteuren nicht erzählen will, wie es sich wirklich mit solchen Nachrichtentexten und deren Zweck im dapd-Konzernverbund verhält?
    Ja, könnte es sich sogar so verhalten, dass Herr Dreyer vergessen hat, worum es ihm eigentlich geht: Die „Wertschöpfungskette“?

    Da sollte einer den Redakteuren von dapd mal erklären, dass sie eine in München gegründete Tochterfirma haben. Die wurde

    „dapd International Service GmbH“

    genannt.

    Und deren Zweck ist laut Handelsregister:

    „Erstellen von Nachrichten als Teil der Wertschöpfungskette einer Nachrichtenagentur und die Erbringung zugehöriger Dienstleistungen.“

    Geschäftsführer: Cord Christian Dreyer.

    Also, Ruhe bewaren liebe Redakteure bei dapd.
    So eine ausgewogene Berichterstattung im Sinne des Geschäftszweckes der dapd International Service GmbH ist Business as usual und Teil der Wertschöpfungskette.

    Also Ruhe bewahren und richtet Euch bitte darauf ein, dass noch öfters Kritik kommen wird, weil dieses Business so ausserordentlich erfolgreich läuft, dass noch öfters Kritik kommen wird.

    Bitte bedenkt immer, das dieses Geschäftsmodel Eure Arbeitsplätze rettet und Eurer Leben verschönert. Schaut nur mal den Sozialreport aus dem Januar an. Das sollte doch Selbstbewusstsein geben.

    Also: Weiter so!

  6. Die Entweder-oder-Frage : vielleicht haben die Redakteure ja auch begründete Sorge um ihre Reputation. Man will sich ja später mal woanders bewerben, wie sieht das dann aus, wenn man ne dapd im Lebenslauf zu stehen hat.

  7. @rauskucker

    Die Frage ist zwar berechtigt, aber es gibt mehrere Aspekte, die da eine Rolle spielen:

    1. Die alten ddp Redakteure hatten eine Prämie (soweit ich mich entsinne von 10.000 €) angeboten bekommen, soweit sie den neuen Vertrag inklusive Schweigeverpflichtung unterschrieben. Das hilft bei der Entscheidungsfindung – besonders dann wenn die Alternative kein Job ist. (Leider finde ich die Quelle der Info nicht auf die schnelle.)

    2. Die neuen Arbeitsverträge sind frei verhandelbar. Es gibt kein Gehaltsgefüge wie bei den anderen alimentierten Agenturen. Bei dapd gilt also das Recht des Stärkeren und wer sich in so einer Umgebung durchbeißt, wird nach allgemeiner Lebenserfahrung weniger solche Bedencken haben, wie Du sie hast.

    3. Jeder Neue wird in eine honorige Journalisten-, Politiker, Meinungsführerumgebung eingereiht. Es sind schon beeidruckende Namen unter den Mitarbeitern, Beratern und Freunden im Konzern, die sich dapd gekauft hat, ach nee, die sich bei dapd beworben haben.

    4. Es wird in ein paar Jahren keine andere Nachrichtenagentur mehr geben, die noch eine nennenswerte Rolle spielt. (Siehe praktisch alle Berichte in denen sich die Gründer zu ihrem Engagement geäußert haben). Das ergibt sich daraus, dass nur die dapd-Investoren wissen, wie das Business funktioniert. Der Markt wird zukünftig nur solche Produkte benötigen, wie sie die dapd fertigt. (nachzulesen in der Marktanalyse von Dr. Dr. Löw vom 10.40.2012 (dem gerade man 66 % an dem Firmengefelcht gehören.)).
    Die langfristige Perspektive von dapd ist dann ja auch, dass die Nachrichten nur den Mantel für die wirtschaftlich aktivierbaren Assets sind. Dementsprechend werden Journalisten über kurz oder lang nur noch benötigt, damit unter der Headline „dapd“ auch noch Nachrichtenagentur stehen kann.
    Insofern aus dapd Sicht: Journalisten (im heutigen Sinne) haben eh keine Zukunft, warum sich also darum gedanken machen.

    5. Die dapd hat eine eigene Akademie, die die Journalisten auf zukünftige Aufgaben „vorbereitet“.

    Also alles nicht so schlimm, wie es Herr Dreyer ja auch schon zum Ausdruck brachte.

  8. Die plakative Charakterisierung von Kritik als „Angriffe“ sagt mehr über die Wesens- und Gedankenwelt von Herrn Dreyer aus als ihm im Nachhinein lieb sein dürfte. Das hätte ihm so nicht rausrutschen dürfen.

  9. „Nicht jeder Text über Aserbaidschan kann drei Hintergrundabsätze über die Menschenrechtsverletzungen in dem Land enthalten“.

    Stimmt. Es kommt ganz
    drauf an, wer ihn warum geschrieben hat. Ich möchte weinen.

  10. Lieber Herr Niggemeier,

    ich habe da eine ganz andere Frage: wieviel zahlt IHNEN denn die dpa für diese Schmutzkampagne, die Sie mit soviel Nachdruck führen? Sie wollen ein Watchblog für die Medien sein und veranstalten einen Kampagnenjournalismus, bei denen Ihnen offenbar alle Mittel recht sind… Das ist kein Journalismus, was Sie hier betreiben.

  11. @Christoph #9

    Meine Frage bezog sich nicht auf den WAZ-Artikel.

    In der Regel werden Artikel von Nachrichtenagenturen ja von diversen Medien übernommen. dapd meldet, dass sie seit einiger Zeit umfangreich aus Aserbaidschan berichtet. Im Online-Bereich ist davon aber nichts zu finden. (Außer dem „abgetöteten“ WAZ-Artikel.)

    Daher die Frage, ob „wenigstens“ Print-Medien dapd-Meldungen aus Aserbaidschan veröffentlichen.
    Und natürlich implizit, ob möglicherweise die ganze regierungsfreundliche dapd-Berichterstattung „ins Leere“ läuft.

  12. Sollten sich nicht diejenigen, die hier gleich schon verurteilend kommentieren, selbst erst auf den Weg ins Archiv machen und die jeweiligen Artikel vollständig lesen?

    Es gehört zum guten Nachrichtenstandard, auch die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen. Selbst wenn es sich um Regierungsstellen autoritärer Regime handelt.

    Also kann man aus den hier präsentierten Auszügen (!) erst einmal gar nichts ablesen. Eine Beurteilung der journalisten Standards kann sich erst erlauben, wer jweils den vollständigen Artikel gelesen hat.

    Auch Zustimmung zur Kritik an Kritikern schlecht recherchierenden Journalismuses sollte gut recherchiert sein.

  13. @Fassungsloser Unternehmenssprecher und langjähriger Journalist

    Ach, wenn Sie wenigstens eine anständige Polemik gegen S. Niggemeier hinlegen könnten – aber leider backen Sie mit Ihrem Minimalwortschatz und den erwartbaren Schlagtotvokabeln ein paar Allgemeinplätzchen. Befeuern Sie doch einfach mal den hier stattfindenden Diskurs.

  14. @niggemeier

    Machen Sie sich eigentlich Sorgen, dass Sie aufgrund Ihrer immer intensiver werdenden Berichterstattung zum Thema Menschenrechte in Aserbaidschan (auch wenn es hier mehr um Nachrichtenagenturen geht) bei ihrer Reise zum ESC mehr Auspasser von der aserbaidschanischen Regierung bekommen, als es sonst der Fall gewesen wäre?

  15. Ich finde es gut, Stefan, dass du an der Sache dran bleibst. Die Panik der Unternehmensleitung halte ich – vom Bauchgefühl her – für ein Indiz, dass noch mehr dahinter steckt.

  16. Eigentlich ist das, was die dapd da macht, doch vorausschauend. Die üben in Aserbaidschan schon mal für die Zeit, wenn auch hier die Presse endlich (wieder) gleichgeschaltet ist. Spätestens wenn der Friedrich doch seine Vorratsdatenspeicherung durchdrückt, die ja auch alle Journalisten und ihre Quellen tangiert, werdet Ihr Schreibende Euch Kritik und Enthüllungen eh zweimal überlegen müssen. In einem Land, in dem die Verfassungsschützer die Augen schließen, wenn Verfassungsfeinde Migranten ermorden – und das sogar indirekt finanzieren…

  17. Der Spruch „Die anderen (hier: dpa) machen es ja auch“ war noch nie ein sinnvolles Argument, schon gar nicht im Journalismus. Die Lage bei der Agentur mit dem komischen Kürzel scheint ja ziemlich hoffnungslos zu sein.

  18. @Fassungsloser Unternehmenssprecher und langjähriger Journalist

    Jetzt habe ich die ganze Zeit nach Ihrem Blog oder Ihrer Website gesucht um zu sehen, wie Sie die Medien mit Ihren Beiträgen konstruktiv begleiten.
    Ergebnis: 1 Beitrag. Der von heute.

    Das schient mir jetzt ein wenig wenig, um Ihnen die Kompetenz zuzusprechenm, die sie sich mit Ihrem Pseudonym und Ihrer Urteilsfähig selbst verleihen.

    Nun werden Sie als langjähriger Journalist sicherlich den Werdegang von Herrn Niggemeier mitbekommen haben. Und da sollten Sie eigentlich recht schnell herausfinden können, dass der Niggemeyer nicht wegen dem Mamon solche Sachen macht sondern vorwiegend wegen seiner egozentrischen Sucht nach Kommunikation.

    Und wenn sich dann ein Marktteilnehmer so blöde benimmt wie die Bild, bekommt sie ihr Fett weg und wenn die DAPD versucht, dass der Bild nachzumachen, dann passiert eben genau das gleiche.

    Beim Bildblog hat er dafür ein paar (von vielen anerkannte) Preise zugesprochen bekommen.
    Damit die DAPD (von vielen anerkannte) Preise in Ihrer Selbstdarstellung benutzen konnte, musste sie die indirekt kaufen.
    Das ist auch für Journalisten einfach zu recherchieren.

    Das Sie ein fassungsloser Unternehmenssprecher sind, glaube ich angesichts Ihres Kommentars also sofort, da braucht es gar keinen weitere Überzeugungsarbeit von Ihnen.

    Aber was für ein langjähriger Journalist Sie sind, das ist mir hetzt nicht so klar. Aber da gibt es ja auch viele Zeiteneinsteiger. Oder welche, die Texte ausländischer Agenturen übersetzen müssen (ergibt jedenfalls eine Recherche). Sind Sie so einer.

    Zunächst hatte ich vermutet, dass Sie auch einer von den Journalisten sein könnten, die das wöchentliche Werbeplättchen mit PR-Beiträgen (und notfalls auch Anzeigenaufträgen) befüllen. Aber das kann eigentlich nicht sein, denn die lesen solche Blogs nicht und vor allen fühlen sich solche Journalisten nicht von solchen Blogs angegriffen.

    Da frage ich mich dann schon, für welches Unternehmen Sie sprechen, wenn Sie offensichtlich im Internet in Blogbeiträgen nicht erwähnen wollen für welches Unternehmen Sie sprechen. Das wäre ja fats schin so eine Recherche wert, wie damals bei den DuMont-Fall, dass mit der IP-Adresse.

    Weil, dass ist jetzt nur so eine Mutmaßung, aber wenn man mal annimmt, dass es eine Nachrichtenagetur gäbe, deren Eigentümer oftmals nicht sagen was sie wirklich vorhaben und allen möglichen Unsinn verbreiten, wie zum Beispiel, dass sie keine Leute entlassen und dann ein paar Wochen später Leute entlassen, oder die zu was äußern, wie dass die Unabhängigkeit der Redaktion das höchste Gut sei und dann Einfluss auf diese Redaktion nehmen, dann würde natürlich ein Unternehmenssprecher gut passen, der nicht sagt für welches Unternehmen er spricht, wenn er versuchen würde die Nachrichtenagentur im Kreuzfeuer zu verteidigen.

    Ich bin jedenfalls dem Herrn Niggemeier, und allen eher kritischen Medienjournalisten sehr dankbar, als kleiner Konsument der deutschen Medienprodukte, wenn solche Tätigkeiten in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft ermöglichen selbst zu beurteilen, ob das alles so läft, wie man sich das vorstellt.

    Solche Menschen udn ihre Tätigkeiten helfen, damit später keiner sagen kann, er habe nichts gewusst.

    Und solche Informationen eröffen dann auch dem einen oder anderen Verleger, selbst zu beurteilen, welche Nachrichtenqualitäten er für seine Kunden (also Otto-Normal-Leser wie mich) einkauft.

    Ihr Beitrag dagegen lässt mir wenig Möglichkeiten Ihre Behauptungen oder Mutmaßungen zu untersuchen.

    Ach ja, nur etwas Unterstützung bei der Offenbarung der Zusammenhänge, weil das für eine Journalisten wie Sie wohl nicht zu erkennen war.

    Es ist noch viel schlimmer als Sie vermuten!

    Die dpa braucht Herrn Niggemeier nicht bezhalen, weil die Gesellschafter der dpa den Herrn Niggemeyer direkt finanzieren.
    Da tun sich echte Abgründe auf, wenn Sie mal vergleichen, für wen der Herr Niggemeyer schreibt und wer Gesellschafter bei der dpa ist.

    Abgründe sage ich Ihnen!

  19. Als langjãhriger Journalist und Sprecher in eigener Sache kann ich nur sagen: Der Chefredakteur von dapd weiß nicht, was eine Diktatur ist, wenn er diese Berichterstattung für ausgewogen hält.
    Vielleicht sollte er mal die Ostdeutschen in seiner Redaktion danach fragen.
    In der DDR wäre er ein guter Parteisekretär geworden, wenn ich mir seine Beschönigungsmail so durchlese. Armer Ahnungsloser.

  20. Kleiner Nachtrag: Leider ist es vielen westdeutschen Journalisten nicht klar, wie gut sie als Parteikarrieristen in die DDR gepasst hätten. Stefan Berg hatte dazu mal vor einiger Zeit im „Spiegel” einen treffenden Essay geschrieben, der auch die Verhältnisse in seinem eigenen Haus beleuchtete.

  21. @tisch

    Die Frage nach der Nutzung der DAPD-Pro-Aserbaidschan Berichte in den Medien hat mich veranlasst mal zu schauen wie sich die Berichte so niederschlagen.

    Ein Auswahl:

    Das gibt es im Blog des Redakteurs der DAPD ein Bild, dass sein Kollege anlässlich der Reise durch das schöne Land aufgenommen hat.
    Bericht des DAPD-Redakteurs: „Winter, Frühling, Sandsturm – Das Wetter in Baku“.
    http://blogs.dapd.de/escbaku/2012/04/22/winter-fruehling-sandsturm-das-wetter-in-baku/

    Das gleiche Bild in einem nach meinem Dafürhalten relevanteren Zusammenhang: „Brutale Massenenteignungen in Baku“
    http://www.die-mark-online.de/nachrichten/welt/artikel-ansicht/dg/0/1/1018134/

    Und der Tagesspiegel bebildert ebenfalls einen Bericht mit einem Reisebild.

    Der DAPD-Redakteur stellt im Text zum Bild fest: „Je näher der ESC rückt, desto mehr deutsche Journalisten kommen nach Baku. Wir haben bei der Demo gestern drei davon getroffen. Sie schilderten ihr Erstaunen; erwartet war ein repressives Baku, erlebt hatten sie eine offene Atmosphäre.
    http://blogs.dapd.de/escbaku/2012/04/24/demonstrationen-in-baku/

    Der Tagesspiegel stellt nicht ganz das gleiche dar: „Baku ist die Hauptstadt von Aserbaidschan, das wird regiert von Ilham Alijew. Der ist Autokrat, unterdrückt die Opposition, fälscht Wahlen und gilt nicht als Förderer der Presse- und Meinungsfreiheit.“ Und verlinkt auf einen Arteikel, der ausführt, dass Freiheit nicht auf dem Programm steht.
    http://www.tagesspiegel.de/meinung/eurovision-song-contest-in-baku-sollten-wir-mal-haltung-zeigen/6546370.html

    Und als Quelle für einen kritischen SPON-Bericht muss das missverstandene Team auch herhalten:
    http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-80002-2.html

    Das sind nur zwei Beispiele, die wohl so etwas Realsatire darstellen.

    Da engagieren sich ein Redakteur und ein Fotograph im Auftrag Ihres Arbeitgebers für eine positive Berichterstattung und dann machen einige Redaktionen mit dem Material solche Anti-Propaganda.

    Den Ursprungstext hat wohl nur die WAZ nachvollziehbar übernommen. Aber die haben ja auch frühzeitig den Vertrag mit der alimentierten dpa gekündigt nachdem sie festgestellt habe, dass sie gut auf dpa verzichten könne, weil die eigen Redaktion so gut ist und ansonsten DAPD ausreicht.

    Möglicherweise sollte man der DAPD empfehlen solche Texte nicht zu bebildern, dann würde es möglicherweise besser mit dem Textverkauf klappen. Oder der Fotograph aus dem Team ist ein von der dpa bezahlter Maulwurf. Man kann ja nichts ausschließen, wie ich von einem langjährigen Journalisten und Unternehmenssprecher lernen durfte …

  22. @Nicole
    Nein, die Rechtschreibfehler entstehen durch meine Wurstfinger auf diesen modernen Minitastaturen.
    Entschuldigung dafür und herzlichen Dank dafür, dass Sie sich trotzdem die Mühe gemacht haben.

  23. Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken, ob die Teilnahme derartiger Länder an internationalen Veranstaltungen nicht das eigentliche Problem ist. Natürlich werden die so einen Auftritt dazu nutzen, ihr Land in hellem Licht erstrahlen zu lassen. (Ist es noch zu früh für irgendwas mit Hitler?) Und soweit ich den ESC verstehe, ist das auch der Sinn dieser flauschigen Einspieler vor den Songs.

    Es gibt ja in vielen Ländern der EBU Probleme mit Menschenrechten und die dürfen, zumindest theoretisch, alle am ECS teilnehmen.

    Mir geht es nicht darum, die dapd oder gar die Regierungen dieser Länder zu entlasten. Mir scheint es nur ein wenig heuchlerisch zu sein, diesen Ländern eine Bühne zu geben und gleichzeitig deren Propaganda und/oder Umgang mit den Menschenrechten anzuprangern.

  24. @Wilz

    Nach meinem Eindruck war es gerade diese Veranstaltung, die dafür gesorgt hatte, dass das Thema in den Focus des Interesses und der Berichterstattung gerückt hatte.

    Gerade die Diskrepanz zwischen Wohlfühlveranstaltung für Millionen Europäer in ihrem gemütlichen Sofas im Gegensatz zu zigtausend Drangsalierten und unzählihen Inhaftierten, nebst den Kollateralschäden im Zusammenhang mit der ESC-Austragung führt zu der Spannung, die ein Thema wohl benötigt um nachrichtenrelvant zu werden.

    Und wenn man will kann man diese Spannung dann eben auch mit einem Reisebericht ergänzen, wenn man keinen wirklichen Zugang zu dem anderen Thema hat.

    Wer interessiert sich imn diesem Masse schon für einen Reisebericht aus der Lausitz oder aus Alaska?

    Nein, es ist für die Wirkung ideal, wenn es sich so ergibt, dass dem normalen Friede-Freude-Eierkuchen ESC-Konsumenten seine Befriedigung über den tollen Platz seines Musikstars im Halse stecken bleibt, sobald der mitbekommt, dass der Backgroundsound von einem Gefangenechor gesungen wurde.

    Und das ist es ja auch, was es so schwierig macht die Reiselustberichte dieser Nachrichtenagentur unwidersprochen hinzunehmen.

    Auch wenn man schon jetzt davon ausgehen kann, dass die schönere Berichterstattung über den ESC aus dem Umfeld des DAPD-Konzerns kommen wird.

  25. Ich habe oben einige Kommentare mit abwegigen Unterstellungen gelöscht. Wichtig auch: Ich habe keinen Hinweis darauf, dass Kommentar #12 tatsächlich von einem dapd-Mitarbeiter abgegeben wurde.

  26. @oohpss

    Das wird jetzt hier wahrscheinlich zu sehr Off-Topic, aber meiner Meinung nach wandelt man mit der Politisierung solcher Ereignisse auf einem sehr schmalen Grat.

    Gerade bei solchen Regimen besteht die Gefahr, dass sie sich einigeln und/oder die Repressionen nach der Veranstaltung noch verstärken.

    Ich verstehe ja das Bedürfnis nach Öffentlichkeit, aber man muss da sehr aufpassen, dass der gute Wille die Lage nicht noch verschlimmert. Siehe ganz aktuell die Ukraine.

    Wie gesagt, dass ist schon reichlich Off-Topic und es geht auch nicht darum, dass Verhalten der dapd zu rechtfertigen oder den Blogeintrag an sich zu kritisieren.

  27. @ Linus: Sie verallgemeinern, wenn Sie sagen:

    Och Gottchen, die sind ja noch dööfer, als ich dachte. Blind, naiv oder gekauft und wissen und merken es noch nichtmal.

    Ich finde die Kritik an der Berichterstattung sinnvoll, aber jeder Journalist sollte alle Seiten betrachten, bevor sie/er zum Rundumschlag ansetzt. Was ist mit dem Autor selber? Was ist mit den anderen Redakteuren der Nachrichtenagentur? Bitte verallgemeinern Sie nicht. Das ganze ist doch ein spannendes Thema für eine Reportage, aber wie gesagt ALLE Seiten befragen
    Mich würde auch interessieren, woher Sie das Schreiben des Chefredakteurs haben.

  28. @Igor

    Es haben doch „alle Seiten“ was dazu gesagt? Nicht unbedingt was substantielles, aber immerhin. Dapd sagt, Kritik ist unberechtigt und außerdem völlig üblich bei Unternehmen, die auf Erfolgskurs sind und außerdem die anderen. Der Autor der lustigen Stücke verweist auf seine Sehstärke und bezeichnet die Kritik an seinen Texten als Beleidung von Behinderten. Und die mail des Chefradakteurs liest sich ohnehin wie ein Text von jemand, der nicht ganz verstanden hat, worums eigentlich geht.

    Warum darf ich da nicht zu dem Schluss kommen, dass die entweder ziemlich dreist oder einfach einen Happen dusselig sind? Oder muss ich mir dafür erst das „Ok“ der aserbaidschanischen Staatsspitze oder von Herrn Stolte einholen?

  29. @ Linus

    Das Problem an deiner Kritik liegt bei dem kleinen aber feinen Wort „die“. Du stellst mit deinen Aussagen ALLE Angestellten der Agentur unter Generalverdacht „einen Happen dusselig“ zu sein. An der Stelle muss man differenzieren!

  30. @Igor

    Das tu ich doch gerne. Nur leider kommt mir beim Differenzieren immer wieder allerlei Lustiges und Schräges aus dem Hause in die Quere. Über den Pförtner oder Buchhalter maße ich mir selbstverständlich kein abschliessendes Urteil an. Sollte das so verstanden worden sein, bitte ich das zu entschuldigen.

    Rückschlüsse auf die Qualität der journalistischen Arbeit der dapd erlaube ich mir aber doch – Ihre Einverständnis vorausgesetzt – zu ziehen.

  31. „An der Stelle muss man differenzieren!“

    Quatsch. Wenn der Chefredakteur nicht als Gesicht einer Nachrichtenagentur tauglich sein soll, wer denn sonst.

    Davon abgesehen hat Herr Niggemeier außerdem genügend Beispiele zitiert, um deutlich zu machen, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt.

    Und Ihr Einwurf, sie wüssten gern, woher Herr Niggemeier die Mail hat, ist hoffentlich nicht ernst gemeint.

    Ihnen scheint die Kritik an der Agentur — aus welchen Gründen auch immer — generell nicht genehm zu sein, ganz gleich, wie sehr man sie begründen würde. Das ist zumindest der indruck, den Sie bei mir hinterlassen.

  32. Die Frage, woher Herr Niggemeier die Mail hat, meine ich durchaus sehr! ernst. Warum auch nicht? Wenn das so offensichtlich ist, dann bitte ich um eine Antwort!

    Die Bemerkung mit dem Pförtner oder dem Buchhalter halte ich für lächerlich. Es geht hier um die Redaktion als ganzes. Sie sprechen der ganzen Redaktion die Qualität ihrer journalistischen Arbeit ab und genau hier sehe ich einen gewaltigen Fehler: Ich glaube nicht, dass Sie die journalistische Qualität jedes einzelnen Redakteurs in der Agentur kennen. Wie man als Journalist so ein pauschales Urteil fällen kann, ist mir nicht klar.

    Ich habe kein Problem mit der Kritik an der Agentur, die aufgeworfenen Punkte an dem Baku Text sind ja durchaus angebracht. Der Zweikampf dpa und dapd halte ich für sehr beunruhigend, beide sollten sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und das heißt Journalismus.

  33. @Igor

    Wenn Sie mir noch zeigen wollen, wo ich behauptet hatte, Journalist zu sein, könnte ich vielleicht auch dem Rest Ihrer Ausführungen folgen.

  34. @Linus

    Also das ist mir nun wirklich zu dumm. Sie üben polemische Kritik und können selbst keine verkraften. Dann ist es einfach besser, amn schreibt gar keinen Kommentar… Im Übrigen ist „Journalist“ keine festgeschriebene Berufsbezeichnung (Artikel 5 GG und so). In der Regel gilt, wer etwas veröffentlicht, kann sich Journalist nennen… Oh moment, Sie haben ja hier etwas gepostet, zu meiner Zeit nannte man das noch veröffentlichen, Herr Journalist.

  35. Versicherung

    Soweit Igro in diesem Blog den Eindruck erweckt, dass auch ich ein Journalist sein könnte, versichere ich hiermit, dass ich kein Journalist bin, soweit darunter gemeint sein sollte, dass ich hauptberuflich an der Verbreitung und Veröffentlichung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung durch Massenmedien beteiligt bin.
    (Diese Definition orientiert sich am Deutschen Journalisten-Verband.)

    Ergänzend erkläre ich:
    Da die Berufsbezeichnung Journalist nicht rechtlich geschützt ist und auch auch ohne entsprechende Ausbildung geführt werden darf und da sich daher mutmaßlich jeder so nennen kann, ganz gleich welche Ansprüche er an dieses Berufsbild stellt, erkläre ich dass man mich aufgrund meiner Veröffentlichungen als Journalist bezeichnen darf.
    Jene die mich als Journalist bezeichnen, mögen dabei in Erwägung ziehen, dass sie qualifizierte Journalisten diskreditieren.

    Auch dass ich beim Edeka bei uns um die Ecke mal eine Anzeige zum Verkauf von Kindespielzeug veröffentlicht habe, erlaubt nicht die Schlußfolgerung, dass ich ein wie auch immer qualifizierter Journalist wäre.

    Und abschließend: Ich habe auch keine Ausbildung in den anderen unzähligen nicht geschützten Berufsbezeichnungen.

    An die qualifizierten Journalisten:
    Bitte haben Sie Nachsicht mit jenen Mitmenschen, die die Auffassung vertreten, dass jeder, der einmal etwas als Blog-Kommentator veröffentlicht hat, ein Journalist sei. Solche Menschen haben offensichtlich ihre Ansprüche an qualifizierten Journalismus weitestgehend auf das Niveau von Blog-Kommentatoren reduziert – oder auf das Niveau, dass sie selber erfüllen, um sich als Journalist bezeichnen zu können.

    (Aus einer Journalistenausbildung würde ich jetzt bestimmt den Dreh kennen, der es ermöglicht den Dreh zu finden, um das Thmea wieder auf auf den Chefredakteur einer 4-Buchstabenagentur zu lenken, der seine Journalisten-Kollegen um Ruhe bittet.)

  36. Wo sie gerade vom Wetter reden… was sagt eigentlich der Chefredakteur von dapd zur inhaltlichen und finanziellen Grundlage seiner dapd-Blogs? Gibt es da womöglich Querfinanzierungen, irgendwelche „Sponsoren“?

    Offenbar gibt es nur zwei dapd-Blogs (sieht man mal von einem Newsletter ab). Der eine Blog liest sich m.E. wie eine PR-Aktion für die US-amerikanische Armee in Afghanistan, der Bakublog wirkt auf mich wie eine PR-Maßnahme für die dortigen Machthaber.

  37. Es gibt noch andere Verbindungen:

    Auf http://www.gegnermedia.de wird erläutert, dass der Berater aktiv war für:

    – Inhaltliches Konzept und technische Realisierung der Internetseite nachrichtenagenturen-inside.de, demBlog eines dapd-Redakteurs.

    – Online-Angebote von airmotion (eine 100 %-Tochter der Holding)

    – ddp-images (sollte bekannt sein, 100 %-Tocher der Holding)

    – ddp direct (sollte bekannt sein, 100 %-Tocher der Holding)

    – Geschäftsmodell Photopatrol (Rechteverfolgung, sitzt an der gleichen Adresse wir DPAD)

    – Aufbau- und Changeprojekts der Nachrichtenagentur dapd mit insgesamt über 20 Teilprojekten. Alle Bereiche des Unternehmens von Redaktion über Technik, Marketing und Vertrieb bis hin zu Personal und Managementstruktur.

    – Beratung und Begleitung der Nachrichtenagentur dapd bei der Teilnahme an der Ausschreibung des Auswärtigen Amts zur Förderung des Deutschlandbildes im Ausland. Grundkonzept für die verschiedenen Stufen des Vergabeverfahrens, Erarbeitung und Anpassung des Angebotskonzepts in den verschiedenen Stufen des Vergabeverfahrens, Storyboard für einen Imagefilm, Präsentationen für das Auswärtige Amt. (März 2011 bis zum erfolgreichen Abschluß im Dezember 2011).

    Geht man also davon aus, dass hier Blogs Bestandteil der Strategie sind, dann ergeben sich schon hier Indizien für eine gemeinsame Veranstaltung.

    Aber schaut man sich mal die Vita des Beraters an, dann wird es noch bemerkenswerter.
    http://gegnermedia.de/uber-mich/

    Da drängt sich bei mir der (möglicherweise auch falsche) Eindruck auf, als habe der Berater umfassendes Know-how aus dem Umfeld von dpa und epd in das ddp-/DAPD-/dapd-Projekt einbringen können (oder müssen). Denn aus den Beraterverträgen die ich kenne, gehört auch Know-how Transfer als wesentliches Leistungsmerkmal (Beispiele z.B. in Beck’sches Formularbuch IT-Recht).

    Jedenfalls ist es mein persönlicher Eindruck, dass die Querverbindungen recht umfassend sein können.

    Nur die Rolle von dpa und epd verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht, denn dies Art von Know-how-Transfer würde nach meinem Eindruck ja nur Sinn machen, wenn man einen Gegner aufbauen will. Irgendwie macht das eigentlich und gemäß offizieller Darstellung keinen Sinn: An der Front bekriegen sich die massgeblichen Nachrichtenagenturen und im Hintergrund laufen eigenartige Beziehungen.

    Könnte die epd auch was gegen die dpa haben und mit der dapd besser zurecht kommen, als mit der dpa? Oder hat die dpa Interesse sich selbst am Markt zu schwächen, indem sie ehemalige eigene Know-how-Träger als dapd-Berater positioniert. Oder ist der Berater ein Maulwurf der dpa?
    Und was sagt zu alledem kan, wo doch die Investoren den besseren Draht nach Rom haben?

    Fragen über Fragen. Ein weiter Raum für Theorien aller Art.

  38. @oohpss

    Ihre Kommentare sind genauso überflüssig wie die von Linus. Aber gut, das Niveau in diesem Block scheint nicht wirklich irgendeinen Anspruch erfüllen zu wollen

  39. @Igor

    Leider war ich noch nicht in Aserbaidschan, sonst würde ich selbstverständlich Reiseberichte schreiben.

  40. @Igor

    Geh doch nach drüben, wenns Dir hier nicht passt. Warum nicht mal Aserbaidschan? Soll schön sein, hab ich gelesen.

  41. Zum Vorwurf „Kampagnenjournalismus“, den der „fassungslose Unternehmenssprecher und langjährige Journalist“ Stefan Niggemeier vorwirft, möchte ich gerne auf den dapd-„Newsletter“ (http://www.dapd-newsletter.de) verweisen, der meiner Meinung nach vorbildlich zeigt, wie echter Kampagnenjournalismus und echte Schmutzkampagnen aussehen. Natürlich erhebt ein solcher Firmen-Newsletter an sich nicht den Anspruch, seriöse und ausgewogene Berichterstattung zu betreiben, sondern hat ganz klar das Ziel, Partei für das eigene Unternehmen zu ergreifen und es in einem besseren Licht darzustellen, als es tatsächlich der Fall ist (was offenbar dringend nötig ist). In welchem Ausmaß hier allerdings fast durchgehend nur gegen andere geschossen wird (auf das unterirdische sprachliche Niveau möchte ich gar nicht erst eingehen), ist schon beeindruckend und zeigt meiner Meinung nach ganz klar, was das eigentliche Ziel der neuen Nachrichtenagentur ist (nämlich offenbar nicht, den Markt mit serösem sowie gut recherchiertem und geschriebenem Journalismus zu bereichern)! Besonders widerwärtig ist für mich der „Newsletter“-Beitrag, der mit dem Satz beginnt: „Es waren traurige Weihnachten für die Mitarbeiter der dpa-Tochter news aktuell: In einer lapidaren Mail kündigte Geschäftsführer Frank Stadthoewer kurz vor den Weihnachtsferien 2011 das Aus für das traditionsreiche Seminar-Geschäft „media workshops“ an.“ Dazu sollte man wissen, dass die Kündigungswelle in der früheren AP-Redaktion nach dem Verkauf an Löw und Vorderwülbecke an Weihnachten 2009 begann. Zur Faktentreue der Beiträge in diesem „Newsletter“ verweise ich im übrigen auf die aktuelle Ausgabe des „Spiegel“, S. 133. Wenn eine „Nachrichtenagentur“ einen solchen „Newsletter“ nötig hat, spricht das eigentlich schon für sich und lässt meines Erachtens auch Rückschlüsse über Ziel und Arbeitsweise der Agentur zu. Im übrigen bin ich als ehemalige Betroffene, die auch jetzt noch über ehemalige Kollegen sehr genau mitbekommt, was in dieser Nachrichtenagentur vor sich geht und wie sehr das der Außendarstellung als fairer Wettbewerber, bei dem nur begeisterte Mitarbeiter arbeiten, widerspricht, sehr froh, dass es zumindest einige Journalisten gibt, die genauer hinschauen und darüber auch berichten! Wenn das „Kampagnenjournalismus“ ist, bin ich ab heute Anhängerin dieser Art von Kampagnenjournalismus!

  42. Aha. Da interviewt eine Nachrichtenagentur Vertreter einer menschenrechtsverletzenden Regierung und stellt dabei Fragen zu Menschenrechtsverletzungen. Und druckt diese Antwort ab.
    Und?
    Was hätte sie bitteschön mehr tun sollen? Die offensichtlich verlogene Antwort mit ihm ausdiskutieren? Sorry, aber das ist nicht ihr Job.

    Ebenso wenig wie es bei einer Nachricht über Demonstrationen der Job des Journalisten ist, die Kommentare der Regierung dazu wiederum zu kommentieren.

    Selbst ein Herr Assad darf noch immer behaupten, dass es seine Gegner sind, die Massaker verüben. Auch diese Äußerungen veröffentlichen Journalisten. Weil das ihr Job ist.

    Okay, in einem Feature das Adjektiv „traumhaft“ zu gebrauchen, ist flasch (oder war das ironisch gemeint? Schwer zu sagen, wenn man nicht die Tonalität des ganzen Textes kennt. Ich kenne ihn nicht – wie wohl der Großteil der hier Kommentierenden)

    Kritik am Verhalten der dapd im Zusammenhang mit dem ESC mag generell richtig sein – aber die Beispiele, die hier genannt werden, taugen wenig, um diese Kritik zu begründen.

  43. @Claus: „Was hätte sie bitteschön mehr tun sollen? Die offensichtlich verlogene Antwort mit ihm ausdiskutieren? Sorry, aber das ist nicht ihr Job.“
    Was haben Sie denn für komische Vorstellungen? Natürlich ist haargenau das ihr Job, Sie Spaßvogel. Was denn sonst? Als Tonband auf zwei Beinen durch die Gegend laufen?

  44. @Inga,

    ich glaube, Sie verwechseln die Aufgaben von einem Nachrichtenredakteur mit der von Talkmastern oder Bloggern

  45. @Stefan Niggemeier

    tja, es ist manchmal schmerzlich für Journalisten, dass man meist nicht selbst Mittelpunkt des Geschehens ist, sondern oft nur vermelden darf, was auf der Welt geschieht und wie andere Menschen (auch die, die man nicht mag, z.B. autoritäre Regime) diese Geschehnisse beurteilen.

    Nochmal: In den Meldungen bzw. dem Hintergrundstück wurde doch gesagt, dass es eine Oppositionsbewegung/Demonstrationen gibt, oder? Was wäre also die Aufgabe der Redakteure Ihrer Ansicht nach hier gewesen? Es nochmal zu sagen? Oder keine Äußerung des Regimes einzuholen? Oder dieser nochmal den Satz anzufügen: „Der lügt aber“?

  46. Claus:

    Es geht hier ja eben nicht um reine News. Wenn ich ein „Hintergrundstück“ liefere, dann reicht es eben nicht, Vorwürfe von Oppositionellen aufzugreifen und diese von der Regierung dann dementieren zu lassen. Ich erwarte auch von einem Agenturjournalisten, dass er bei einem Hintergrundstück entweder diese Regierungsmeinung einordnet oder zumindest den Oppositionellen die Chance gibt, ihrerseits auf die Regierungmeinung zu antworten.

    Eine seriöse Agentur würde zudem einen solchen Satz niemals senden:
    „Laut Meinungsumfragen kommt Präsident Alijew unter den knapp fünf Millionen Wahlberechtigten weiterhin auf traumhafte Zustimmungsquoten von über 70 Prozent.“

    „Traumhaft“? Und welche Meinungsumfragen, wer hat die erstellt? – das ist doch in einem autoritären Stat keine Nebensache.

    Sorry, aber da einer sein Handwerk nicht verstanden.

  47. Richtig, eine News ist etwas anderes als ein Hintergrundstück. Darum muss man differenzieren. Das hatte ich schon in meinem ersten Posting getan.

    Der erste Text war eine Meldung, also reine News.

    Bei dem Hintergrundstück sind wir genau bei der Frage, die ich zuletzt aufgeworfen habe: Möchten Sie auf die Info „Da demonstriert jemand“ (wobei man in der Regel erwähnt warum und wieso, sprich: dort nennt man bereits die Argumente der Opposition ) sowie die Antwort des Regimes nochmal einen Kommentar der Opposition auf diesen Kommentar? Und dann – darf dann das Regime nochmal?

    Das Wort „traumhaft“ wiederum war aus einem dritten Text, der hier genannt wurde, einem Feature. Den hatte ich ausdrücklich ausgenommen.

  48. @Claus: Sie meinen, eine Agentur müsste nicht, ja: sollte nicht einmal dem Satz eines Regierungsvertreters, jedem Betroffenen stehe der Weg zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte frei, die Information hinzufügen, dass Aserbaidschan Urteile eben dieses Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte regelmäßig ignoriert?

  49. @Stefan Niggemeier,

    Ich meine, dass nicht in jeder Meldung jedes einzelne Argument, das in einem Zitat vorkommt, einzeln aufgegriffen und wiederlegt werden kann oder muss – solange die Meldung selbst deutlich macht, dass es zwei Seiten gibt.

    GegenbeispieL.
    wenn Assad behauptet, er hätte keine Zivilisten niederschießen lassen und dass die angeblich Aufständischen Terroristen sind und dass das Ausland nie über diese Terroristen schreibt und dass die Arabische Liga diesen Aufstand angezettelt hat…
    dann müsste der Redakteur, der das aufschreibt, jedes einzelne dieser (vermeintlichen) Argumente aufgreifen und dagegenstehende Fakten präsentieren?

  50. Claus,

    wir kommen hier zu etwas Grundsätzlichem. Wenn ich unter Journalismus lediglich verstehe, Meinungen einzuholen und mir diese dann in den Zettel diktieren lasse, dann ist auch kein Agenturjournalismus mehr, sondern – je nach Schreibweise – eher Stenographie.

    Wobei ich bei den dapd-Beispielen auch den Eindruck habe, dass das Gespräch mit Oppositionellen nicht mit der gleichen Leidenschaft gesucht woren ist wie das Tête-à-tête mit der Regierung.

    Ein anderes Beispiel. Wir hatten mal in NRW vor etlichen Jahren eine kleine, friedliche Kundgebung von Normalo-Bürgern. Ein Polizeiführer hat plötzlich eine wilde Prügelarie angeordnet, darauf hin flogen vereinzelt Steine. Damals war eine dpa-Volontärin vor Ort, bekam das Geschehen selbst nicht richtig mit und schrieb anschließend von Ausschreitungen. Sie ließ das Geschehen lediglich vom Polizeisprecher kommentieren, nicht von Demonstranten.

    Erst die Berichte in der Lokalzeitung und TV-Aufnahmen zeigten, was wirklich abgelaufen ist. Es gab einen Untersuchungsausschuss dazu, der Polizei-Verantwortliche wurde bestraft.

    Gerade bei erklärenden Berichten – und dazu zählt ja auch ein Hintergrundstück – erwarte ich, dass lieber ein Mal zuviel gegensätzliche Positionen hinterfragt werden als zu wenig. Das muss nicht zu einer Spirale führen, so wie Sie es andeuten. Es ist halt nur etwas mehr Arbeit.

    So, wie es dapd in Baku getan hat, geht es keinesfalls. Auffallend ist ja, dass die abschließende Kommentierung stets der Regierung vorbehalten war. Für mich kein Zufall. Dahinter muss nicht PR stehen, es kann auch einfach Feigheit oder Bequemlichkeit sein.

  51. @theo,
    das ist ein gutes Beispiel für schlechten Journalismus. Und wie gesagt, aber da drehen wir uns im Kreis: die Beispiele hier halte ich für keine guten. Und wenn dann könnte es zumindest sein, dass es eben wirklich nur an Bequemlichkeit liegt.

    Stefan Niggemeier aber unterstellt, dass es andere Gründe hat. Wahrscheinlich hat er damit auch Recht. Und er hatte auch schon gute Beispiele dafür.

    Mich ärgert aber, wenn aus dem Grund allein viele hier, die nicht mal wissen, wie sich eine Meldung von einem Hintergrundbericht oder gar Kommentar unterscheidet (da nehme ich Sie ausdrücklich von aus) unisono schreien: „Da schau mal. Schon wieder die Diktatorenfreunde von der dapd!“

    @Stefan Niggemeier,
    und dass die UNO das anders sieht, und „Reporter ohne Grenzen“ und „Amnesty International“ – müsste das auch rein? Hach, da könnten wir uns jetzt beide noch ein bisschen festbeißen, oder?

  52. @Claus: Die Aussage von Alijews Sprecher Ali Hasanow, „Jedem stehe der Weg zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte frei“, ist, wie Sie selbst schreiben, eine offensichtliche Lüge. So offensichtlich, dass man von einem Großteil der Leserschaft erwarten kann, dies ohne weitere Hintergrundinfo zu erkennen, ist sie freilich nicht. Den Empfänger der Nachricht nicht darüber zu informieren, ist entweder miserable Recherche oder bewusste Täuschung durch die dapd. Zusammen mit anderen von Stefan Niggemeier dokumentierten Indizien kann man schon auch ohne großartig bösen Willen darauf kommen, dass es sich wohl um bewusste Lesermanipulation handelt.

  53. wenn die dapd nur halb so bissig bei derlei themen wäre wie sie sich im feldzug gegen die dpa gibt, dann hätte der wettbewerb dieser agenturen etwas gutes.

    so aber steht zu befürchten, dass der „aufopfernde“ kampf gegen die „behörde“ dpa auf kosten journalistischer werte geführt wird, und daran kann eigentlich niemand interessiert sein. ich hoffe insgeheim, die dpa hat genügend halt, diesem trend auch langfristig zu widerstehen.

  54. @Claus:
    dapd-Eigentümer Vorderwülbecke hat Anfang 2010, kurz nach dem Kauf der deutschen AP GmbH, in einem Interview des Branchenmagazins „Journalist“ gesagt, eine Nachrichtenagentur diene auch dazu, dass Parteien und Institutionen ihre Sicht der Dinge und ihre Neuigkeiten mitteilen.

    Diese Aussage war der Hauptgrund meiner Entscheidung, dass ich nach 10 Jahren bei der AP nicht für die neue Agentur arbeiten wollte, da dieser Satz meiner Meinung nach die Aufgabe von PR beschreibt – aber nicht das, was ich unter (Agentur-)Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft verstehe.

    Als Nachrichtenredakteurin habe ich mich nie als Sprachrohr einer Partei, Institution oder auch Regierung gesehen, sondern habe es immer als meine Aufgabe angesehen, dem Leser Fakten so zu präsentieren, dass er sich auf dieser Grundlage eine eigene Meinung bilden kann. Und dazu gehört eben auch, „offensichtlich verlogenen Antworten“ Fakten gegenüberzustellen, die diese als „offensichtlich verlogene Antworten“ kenntlich machen. Das kann (und muss) man nicht nur in einem einordnenden Hintergrundbericht machen, sondern natürlich auch in einer rein sachlich orientierten Meldung. Und das hat absolut nichts damit zu tun, dass man als Journalist „selbst im Mittelpunkt des Geschehens“ stehen will, wie Sie das sehen, sondern damit, dass man als Journalist einen Informationsauftrag und meiner Meinung nach auch einen Aufklärungsauftrag hat.

    Die Tatsache, dass zweieinhalb Jahre nach der oben zitierten Äußerung Vorderwülbeckes hier seit Wochen eine Diskussion läuft, ob bzw. wieso dapd einen Bericht veröffentlicht, der auf gar nicht so wenige Menschen offenbar den Eindruck eines PR-Artikels macht, zeigt mir, dass meine damaligen Befürchtungen nicht unbegründet waren und dass meine Entscheidung richtig war, bei der neuen Agentur (was auch immer für eine Art Agentur das sein soll) nicht mitzumachen. Eine Entscheidung, die auch viele meiner Kollegen getroffen haben, was aber in Jubelberichten über die unglaubliche Zahl an Menschen, die unbedingt für dapd arbeiten wollen, gerne weggewischt wird. Mir wird schlecht, wenn ich mir überlege, worüber wir wohl in zweieinhalb Jahren diskutieren werden, wenn die gerade beginnende Expansion der dapd auf dem europäischen Agenturmarkt weiter vorangeschritten sein wird.

  55. @karl schneider

    Nicht die dpa braucht den Halt, sondern die Leserschaft der Verlage und die sonstigen Kunden. Letztlich sind es jene, die die Entscheidungen treffen. Aber schaut man sich einmal an, welche Merkmale das Auswärtige Amt als Entscheidungsrelevant in seiner Ausschreibung formulierte, dann scheint die Befürchtung berechtigt, dass die dpa und ihre Mitarbeiter noch massive Probleme bekommen könnten.

    Dem Trend entsprechend hat dapd bei einem recht anerkannten Professor eine Studie in Auftrag gegeben. Teil des Ergebnisses ist, dass die dapd die besser „gestreamlinten“ Meldungen in größerer Anzahl produziert. Und das nach anderer Angaben wesentlich billiger als dpa.
    Qualität der Inhalte, wie z.B. die Hilfe zur Einordnung von Meldungen, war kein Aspekt der Untersuchung. In einer Themenwolke ergab sich beispielsweise, dass zwar ein Hauptthema der Bundespräsident war, bei dapd-Meldungen dessen Name aber mehr oder weniger unter ging.

    Eine bedauerliche Entwicklung, denn es ist abzusehen, dass die dapd als europäische Agentur viele Meldungen preiswerter produzieren kann. Es braucht dann in den jeweils anderen Ländern nur noch einen Übersetzungsdienst. Das Ergebnis wird dann wohl so eine Art Nachrichtentwitterdienst: Eine Masse Meldungen, aber keine Unterstützung bei der Einordnung, Zuordnung oder Bewertung.

    Aber das ist es wohl, was heute die meisten Leser würdigen: 08/15-Meldungen die nicht zu sehr aufregen und nicht zu sehr fordern.

    Für den Rest gibt es den „Der Spiegel“ und solche Blogs wie diesen/s hier.

  56. @oohpss

    die dpa braucht auch eigenen halt, oder besser gesagt „haltung“, und zwar im umgang mit sich selbst. denn die versuchung, die eigenen schwierigkeiten dem wirken der „heuschrecke“ dapd oder anderen natürlichen „feinden“ (internet) anzulasten, ist sehr groß. vor allem dieser versuchung sollte die dpa widerstehen. nur dann hat sie eine chance, sich auch in zukunft zu behaupten.

    im grunde könnte man aus dpa-sicht sogar froh sein, dass da jetzt ein kleiner wirbelwind aufgetaucht ist, der die ordnung durcheinander bringt. mit etwas geschick kann man diese energie womöglich nutzen, um die bislang allzu bewahrenden dpa-gesellschafter jetzt endlich für neue ideen oder auch ungewöhnliche maßnahmen zu begeistern, sie zumindest aber irgendwie ins boot zu bekommen. denn soviel ich weiß hat die dpa durchaus ein paar gute leute mit tollen ideen und geschäftssinn im ärmel …

    (nein, ich arbeite nicht bei der dpa)

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