Das Staunen hört nie auf

Okay, es ist ein bisschen absurd, wenn ich hier Cross-Promotion für BILDblog mache. Aber weil immer wieder die Kritik kommt, dass wir doch nur Tag für Tag altbekannte Dinge aufschrieben, die jeder seit 30 Jahren wisse:

Ich wusste das zum Beispiel nicht, dass die „Bild“-Zeitung praktisch den vollständigen Inhalt einer Anzeige, die ein sehr guter Kunde im Blatt gebucht hat, einen Tag zuvor als exklusive redaktionelle Informationen aufbereiten würde. Ich wusste nicht, dass sie, wenn sie dafür vom Presserat gerügt wird, das als „massiven Angriff auf das journalistische Selbstverständnis“ werten würde. (Ein massiver Angriff auf ihr journalistisches Selbstverständnis ist es natürlich schon. Aber das ist der Pressekodex per se. Das ganze Persönlichkeitsrecht ist im Grunde ein massiver Angriff auf das journalistische Selbstverständnis von „Bild“.) Ich wusste nicht, dass der „Bild“-Chefredakteur die Rüge in einer Pressemitteilung als „völlig inakzeptabel“ bezeichnen würde und das euphorische Vorabmelden einer Anzeige als „einwandfreie journalistische Arbeit“.

Okay, dass „Bild“ bei allem werblichen Überschwang dann hinterher auch noch die Zahl der Internet-Seitenabrufe mit Bestellungen verwechseln würde, das habe ich dann fast erwartet.

[Disclaimer: Dies ist nicht das BILDblogblog. Dies ist meine persönliche Meinung.]

34 Replies to “Das Staunen hört nie auf”

  1. …vielleicht kommen die auch so an ihre Leserzahlen: jeder der einen Blick AUF eine Bild wirft, wird gezählt. Dann bin ich heute morgen schon mit 3 Counts dabei, als ich mir meine Wochenendzeitung geholt habe ; ).

  2. Sag mal Stefan, könnt Ihr nicht mal das Nachrichtenplacement von Springer/BILD im TV genauer unter die Lupe nehmen?
    Anfang der Woche war es, glaube ich, da habt Ihr doch über das „dicke Kind“ aus Amerika berichtet, für das BILD eine 2 Jahre alte Geschichte recycelte und wo RTL dann ebenfalls drüber berichtete.
    Am gleichen Tag lief die selbe Story mit den selben Filmausschnitten nämlich auf „taff“ (Pro7). Und gerade diese Sendung setzt sich zum größten Teil aus BILD-Meldungen zusammen und hält auch immer gleich das passende Filmmaterial bereit. Erstaunlich ist da auch, dass die Moderatoren exakt die Schlagzeilen der BILD als Moderation verwenden, wie „Ganz Deutschland spricht über…“, „Ganz Deutschland fürchtet…“ usw.
    Kann es sein, dass Springer an der ein oder anderen Sendung direkt beteiligt its?

  3. Und was würden die Leute sagen, die täglich die Bild lesen aber nicht den BildBlog-Ausweis haben (so wie ich ihn habe :)) „Lass die doch!“. Und das habe ich schon ab und zu gemerkt, dass die Leute meinen, es seien alles Lapallien, was die Bild-Zeitung tagtäglich verantaltet.

  4. Es ist ja nicht nur deren Dummheit und Dreistigkeit, sondern vielmehr die Kontinuität dahinter, was die Bild so gefährlich macht. Deshalb ist BB auch wichtig, denn die Vehemenz und Nachhaltigkeit in eurem Streben nach Aufdeckung verdient Respekt.

  5. ‚Das ganze Persönlichkeitsrecht ist im Grunde ein massiver Angriff auf das journalistische Selbstverständnis von „Bild”.‘

    Lass ‚im Grunde‘ weg! Dann stolpere ich nicht bei dem Satz.

  6. Wenn hier grad Bildblog das Thema ist, dann nutz ich den Platz hier doch mal für Kritik. Und zwar wäre es toll, wenn ihr es einrichten könntet, dass zumindest automatisch eine Antwort auf eingehende Mails rausgeht. Dann weiß man wenigstens, dass man nicht im Spamfilter hängen geblieben ist. Da sämtliche Mails von mir (selbst die mit Bitte um Rückantwort) unbeantwortet blieben, nutz ich mal diesen Weg, da kann ich zumindest überprüfen ob es ankommt ;-)

  7. Das perfide an Bild und Konsorten ist, dass sehr viele Manschen denen so auf den Leim gehen, nach dem Motto „Wenn es in der Zeitung steht, dann wird schon was wahres d’ran sein“. Und damit meine ich nicht den klassischen Unterschichtenfernsehzuschauer. Über die Methoden will ich mich ja gar nicht auslassen.

    Wir hatten neulich einen Kollegen, dessen Aufgabengebiet weggefallen ist. Er hat eine Softwareanwendung betreut, die wir nicht mehr einsetzen. Die Personalabteilung hat sich mit ihm zusammengesetzt, er wollte nichts anderes im Hause machen, man hat sich auf einen Betrag geeinigt und alle sind professionell freundlich auseinandergegangen. Auf eigenen Wunsch wurde er sofort freigestellt („damit ich nicht nochmal ins Grübeln komme“). Das Ergebnis war, dass im ganzen Hause getuschelt wurde, dass er etwas ganz schlimmes getan haben muss, weil er ja von jetzt auf gleich „Hausverbot“ bekommen habe.

    Genau das ist die klassische Bildleserdenke.

  8. Farlion: Das Ganze ist sehr leicht zu erklären. Es gibt einige Leitmedien in Deutschland. Eins bringt eine Exklusiv-Meldung (am besten noch als Aufmacher) und der Rest zieht mit. Das Ganze siehst Du fast täglich. Wage den Selbstversuch: Kauf Dir fünf Tage hintereinander die Bild-Zeitung, schau Dir die größten Schlagzeilen an und vergleiche sie am Abend mit sämtlichen Unterschichten-News-Doku-Magazinen-Boulevard-Sendungen. Alles eine Sauce.

    Aber bevor wir nur auf diesen Medien rumhacken, wollen wir nicht vergessen, dass das immer so ist. Nur sind die Trends, die Bild setzt, sehr viel schnelllebiger. Derzeit berichten ja z.B. alle über Second Life. Die gleiche Geschichte, sie hält sich nur ein wenig länger. Leider.

  9. lieber stefan, von mir bekommst uneingeschränktes lob, dass du dich mit diesem dreck beschäftigst.

    verstörend finde ich allerdings, dass die bild immer mit journalismus in verbindung gebracht wird. nur weil es papier ist? wäre das nicht so als wenn ich „hier schimpfwort nach belieben“ eine weisse schürze umhänge und dann von zb. einem koch spreche.

    @Chat
    du hast dir nie mit der bild den hintern abgewischt. aus eigener erfahrung sei dir gesagt – selbst dazu ist sie nicht zu gebrauchen. das schmerzt noch fast mehr als sie zu lesen.

  10. @SvenR
    Bildleserdenke? Meine Güte, wenn ich in der Schule nicht aufgepasst habe oder keinen Zugang zu Bildung habe, reicht es eben nur für diese Art von Lektüre – die ist auf diese ‚Unzulänglichkeit‘ eingeplant. Da sitzt das Perverse – das Kranke ist die Bildlesermache, ausgedacht und umgesetzt von millionenschweren (darf ich das schreiben?) Asozialen.
    Konkret zu Deinem Beispiel: Hätten die Jungs aus der Personalabteilung den Leuten Fakten gegeben, hätte es dann Getuschel gegeben? Klar, aber ganz anderes (‚Könnte ich das nicht auch versuchen?‘ etc). Wer hat versagt – die Tuschler oder die Personaler?

    @Stefan
    Ich finde, das ist keine cross promotion. Es füllt einen Raum. Ich habe diesen Eintrag sehr angewidert gestern im BILDblog gelesen (Kai Diekmanns Statement macht mich einigermassen ratlos – das kann er nicht ernst meinen). Ich bin froh, dass das Thema hier eine kleine Fortsetzung erfährt

    Darf ich noch einen Tipp abgeben: BILD bereitet ein Interview vor.

  11. Stefan, alles okay. Aber ich fände es gut, wenn du dann noch irgendwas neues einbringen würdest. Stattdessen schreibst du da oben in deinem Beitrag nur altbekannte Dinge auf, die jeder seit ungefähr 30 Jahren weiß: Journalistisches Selbstverständnis von „Bild“, die Pressekodex-Problematik – und auch den konkreten Fall: Den haben wir ja alle schon im Bildblog gelesen.

    Paul

  12. hm, ich wusste bisher noch nicht, dass die beworbene Firma ein solches Angebot hat ;). Man kann machen was man will, man kommt an den BILD-Inhalten nicht vorbei.

  13. Ach komm, das kann doch gar nicht stimmen: weiss doch jedes Kind, dass ALDI keine Werbung macht.

    (Man beachte den kreativen Einsatz des Doppeltupfes ;)

  14. Ich muss mal schnell noch was anderes los werden, weil es hier ja auch um BILDblog geht: Dieser Eintrag zum Ballack-Interview im SZ-Magazin, Stefan – Du weißt schon, wer Gerald Selch ist, oder?

  15. Immerhin ist dieser Bild-„Artikel“ anschliessend nicht von anderen Medien übernommen worden. Wenn man etwas in Bild liest, kann man ja ganz klar davon ausgehen, dass die es mit der Wahrheit nicht so eng sehen, wenn dann aber Bildartikel auch in scheinbar seriöseren Blättern auftauchen, fehlen diese Vorabbedenken beim Leser. Letzte Woche ist mir das beim „Dicken-Kind-Artikel“ aufgefallen: Einen Tag, nachdem ich in Bildblog darüber gelesen hatte, ist ein fast identischer Artikel bei mir in der Schweiz in einer Gratiszeitung (O.K. ist jetzt auch nicht unbedingt Qualitätsjournalismus) aufgetaucht. Immerhin haben sie ihren Artikel später mit Bezug auf Bildblog korrigiert (http://www.20min.ch/tools/suchen/story/13582294).

  16. Ich habe eine grandiose Idee: Stefan übernimmt für eine Woche die Chefredaktion der BILD-Zeitung. Und zeigt uns, wie Boulevard-Journalismus aussehen kann, ohne dass er teilweise menschenverachtend ist.

    Das wäre für beide Seiten eine Win-Win-Situation. Stefan würde beweisen, dass er nicht nur kritisieren sondern auch gestalten kann. Und für BILD wäre ein enormer Imagegewinn, würden sie doch Größe beweisen.

    Leider Utopie, oder Stefan?

  17. Och, wenn Kai Diekmann dann für eine Woche die Chefredaktion des Bildblogs übernehmen darf …

    Deine Idee ist übrigens keine Utopie, sondern einfach nur Idiotismus. Schade.

  18. @Linus: „verstörend finde ich allerdings, dass die bild immer mit journalismus in verbindung gebracht wird.“ – Zeitungen machen IST Journalismus, mit welchen Mitteln auch immer. Und es ist doch gerade gut, dass es die „Bild“-Zeitung gibt: Schon allein deswegen, weil wir andere Zeitungen durch sie erst so richtig zu schätzen wissen.

  19. @paul (22)
    Ach, Du bist ein Fatalist?

    @paul (20)
    Du hast Recht. Das ist Idiotismus. Die Chefredaktion dieses Haufens zu übernehmen – ich meine, wie die schon organisiert sind (zusammengekaufte Fot… von Idioten – wer schon mal eine BILD-Schalte erlebt hat, weiß, was ich meine), da muss man schon sehr aussersichgewichst und aufgegeben sein.

    @me (21)
    Warum eigentlich nicht? Ich würde die abonnieren.

  20. @paul
    Ich weiß nicht, woher ich es weiß (das hat mal wer notiert): Es gibt ‚gefühlten Journalismus‘ und ‚echten Journalismus‘. ‚Gefühlt‘ kostet einen Schreibtisch mit einem Computer drauf. ‚Echt‘ kostet Zeit, Geld, Inspiration, Investigation und vor allem Mut.

  21. @paul
    Ich rege mich hier gerade tierisch über Dich auf – alle sind genervt von mir.

    Dein Beitrag 23)… Zeitung machen, ist Zeitung machen. Nicht mehr. Journalismus ist Journalismus – wenn ich als Journalist als Transportmittel eine Zeitung wähle, ist das eine Sache – ich muss das aber nicht tun. Ich kann das, was ich journiere auch mit ins Grab nehmen – es bleibt Journalismus. Zeitungen verkaufen sich gern unter dem Mantel ‚Journalismus‘ – die wenigsten, und noch niemals die BILD, praktizieren es. ‚Mit welchen Mitteln auch immer‘ BILD und Konsorten versuchen, journalistische Formate zu sein, ist nicht relevant. Sie werden nicht von Leuten gemacht, die Journalismus publizieren wollen, sondern von Leuten, die Zeitungen machen. Zeitung machen ist kein Journalismus. Noch nie gewesen.

  22. Was ist daran idiotisch? Es ist ein provokativer Vorschlag, der mit Sicherheit uns allen zeigen würde, dass Boulevard-Journalismus an sich nicht schlecht ist. Das alleine wäre es wert.

  23. @Farlion: Es gibt zwar Bild-TV, die die Boulevard- und anderen aktuellen Magazine mit Bildern und Beiträgen versorgen, aber ich weiß nicht, ob die im konkreten Fall damit was zu tun haben. Klar würden wir das gerne verfolgen, wo von „Bild“ verdrehte Geschichten in anderen Medien auftauchen (und tun das ja oft schon; bei dem „dicksten Kind“ ist ja auch der Verweis auf RTL drin). Aber das ist nicht immer leicht im Auge zu behalten.

    @Kraven: Ja, das Problem sehe ich, und irgendwas müssen wir uns da einfallen lassen. Aber ob eine automatische Antwort da hilft? (Bist Du sicher, dass Du gar keine Antworten von uns bekommen hast? Haben wir nicht darüber schon mal hin- und hergemailt?)

    @grey²³: Hoppla, nein, das hatte ich vergessen, wer Gerald Selch ist. Erstaunlich, wo solche Leute dann wieder auftauchen.

    Und: Nein, ich möchte nicht „Bild“-Chefredakteur sein, auch nicht testweise, zur Probe, als Experiment oder sonstwie.

  24. @paul – weil wir andere Zeitungen durch sie erst so richtig zu schätzen wissen.

    das ist jetzt aber lupenreiner sarkasmus. oder?

    da fällt mir aber die begründung meiner grossmutter ein: „ich hab ein bildabo um zu wissen was der pöbel zu lesen bekommt. das hab ich 33 versäumt.“

  25. Meine Güte.

    „Zeitung machen ist kein Journalismus. Noch nie gewesen.“
    @grey²³: Quatsch! Und ob das Journalismus ist. Geh‘ nur mal über die Wortbedeutung ‚ran: Kommt von Journal, also Tagebuch – etwas, das in regelmäßigen zeitlichen Abständen geschrieben wird. Geh‘ über die Definition: „Journalismus bezeichnet die periodische publizistische Arbeit bei der Presse, im Rundfunk und in Online-Medien.“ (Wikipedia)
    Muss ich das erklären?
    Du allerdings musst mir was erklären: Warum du nämlich „tierisch genervt“ von mir sein möchtest.

    Ein Vorschlag, „der mit Sicherheit uns allen zeigen würde, dass Boulevard-Journalismus an sich nicht schlecht ist“
    @massenpublikum: Oha. Dann mache ich mal den provokativen Vorschlag einer Definition, die festlegt: Boulevard ist per se schlecht. Findest du das hilfreich?

    „das ist jetzt aber lupenreiner sarkasmus. oder?“
    @Linus: Ja, auch.

    Es grüßt:
    Paul

  26. @Paul
    Gibt es doch ein Zitat von diesem Ingmar Cario: ‚Journalismus ist, was Journalisten tun.‘
    Dein Zitat aus der Wikipedia… das ist doch von vorgestern, liest sich wie eine billige Stellenanzeige.

    Ich habe mich aufgeregt, weil ich anderer Meinung bin.

  27. Nein, wir haben deswegen nicht herumgemailt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass da keine Antwort kam.

    Also ich persönlich fände eine automatisierte Antwort, hilfreich.
    Einfach reinschreiben, warum ihr nicht alle Mails beantworten könnt (wahrscheinlich wohl wegen dem hohen Mailaufkommen) und was mit den Mails geschieht. Ob zumindest alle gelesen werden, oder ob auch einige ungelesen in den Papierkorb wandern. Vielleicht noch ein Hinweis, wie man die Chancen erhöhen kann auch gelesen zu werden, etc.

    Das hilft auf jeden Fall zu wissen, dass man eben nicht im Spamfilter stecken geblieben ist und man hat als jemand der das erste mal etwas schreibt, ein paar wichtige Infos für spätere Mails. Denn wenn da gar nichts zurückkommt, dann verliert man schnell die Motivation überhaupt noch was in Richtung Bildblog zu schicken. Und ich denke ja mal, dass grade das nicth in eurem Interesse ist.

    Eine automatische Mail, mag zwar nicht die optimale Lösung sein, aber immernoch besser als gar keine Antwort ;-)

  28. Hab ich nur das Gefühl, oder ist man bei „Bild“ im Moment besonders aggressiv, was das Festhalten an eigenen Fehlern und Irrtümern angeht? Vermutlich gibt es Hunderte historischer Beispiele dafür, deswegen bin ich mir nicht sicher, ob denen erst jetzt der Realitätsbezug flöten geht, aber gerade mit der föllig valschen Eisbären-Geschichte reiten die sich doch jeden Tag tiefer in den Irrsinn …

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