Der kleine blaue Elefant

Für den kleinen blauen Elefanten spricht ja auch, dass er nie Gast bei Reinhold Beckmann war. Fast dreißig Jahre Fernsehkarriere und keine Auftritte in Kochshows, keine Homestories, keine Skandale, kein Fremdgerüssel. Nur freundlich-professionelles Trampeln, Schnaufen, Trompeten, sonntags in der „Sendung mit der Maus“. Dabei wüsste man jetzt, wo er seine eigene Show bekommt, natürlich schon gerne mehr über die Hintergründe: War es ihm dann doch irgendwann zuviel, dieses ewige Augengeklimpere? Hat er es nicht mehr ertragen, wie die Maus sich immer ihren Schwanz abstöpseln konnte, um jedes Problem zu lösen? Hat sie sich geweigert, den Namen auf „Die Sendung mit der Maus und dem Elefanten“ zu erweitern, und der Elefant damit gedroht, das lukrative Angebot anzunehmen, bei den Privaten eine Castingshow zu moderieren, nicht ohne vorher exklusiv in der „Bunten“ über die erschütternden Arbeitsbedingungen im WDR-Kinderprogramm auszupacken? Oder war schon das Engagement der gelben Ente der Anfang vom Ende?

Jetzt jedenfalls tritt der kleine blaue Elefant aus der zweiten Reihe und trompetet ab morgen durch seine eigene Sendung, täglich zweimal im Ki.Ka. Sie richtet sich an Zwei- bis Fünfjährige, hat junge schlanke flippige Menschen statt Armin und Christoph und sogar 16:9. Aber sie ist dem Prinzip der Lach- und Sachgeschichten treu geblieben und schafft es auf wunderbare Weise, sichtlich auf ein Vorschulpublikum zu zielen und trotzdem auch für Erwachsene unterhaltsam, charmant und witzig zu sein.

Und auch wenn Friedrich Streich, der Maus und Elefant erfunden hat, einiges an den neuen Animationen nicht behagt: Auch das rosa Kaninchen, der neue Begleiter des blauen Elefanten, mit dem Streich nichts zu tun hat, ist kein Fremdkörper, sondern ein sympathischer Springinsfeld, der beim Denken nett die Ohren verknotet.

Es ist ein gelungener, sehr behutsam modernisierter Ableger, die Kinder singen „Die Welt ist elefantastisch“, und wenn dem kleinen Blauen der plötzliche Ruhm nicht zu Kopf steigt, ist es ihm zu gönnen, endlich aus dem Schatten der Maus zu treten.

Aber nicht dass Manuel Andrack und Gundula Gause jetzt auf dumme Gedanken kommen!

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

32 Replies to “Der kleine blaue Elefant”

  1. Eine Eigenproduktion, die mit den schlecht synchronisierten, amerikanischen Kinderserien konkurriert, ist sicher zu begrüßen. Zumal Löwenzahn ohne Peter Lustig nicht mehr früheres Niveau erreicht.

  2. Der Hinweis auf M.Andrack und G.Gause (Gundula Gaukeley…fiese Verwechslungsgefahr) macht den amüsanten Artikel perfekt zum Aufheitern am Sonntagmorgen.
    Danke!

  3. Es wurde Zeit für ein Format mit dem blauen Elefanten, schließlich ist er lange genug in die Lehre gegangen bei der Maus. Manch ein Erwachsener hat sowieso ein kleines Fangeheimnis mit der Maus und dem Elefanten, den Lach- und Sachgeschichten. Und so kann ein zweites Format nur gut tun, ohne Maus zwar, aber mit Kaninchenohrknoten.

    Und wenn sie dann 30 Jahre im Schatten auf dem Buckel haben, dürfen Gundula G. und Manuel A. das gerne auch – ein eigenes Format kriegen ;-)

  4. Vielen Dank für den freundlichen Programhinweis! Hatte von dieser Neuentwicklung bisher noch nichts mitbekommen! Freu mich schon auf die erste Sendung!

  5. Habe gerade auf KiKa den Trailer (Vorgucker) gesehen. Sendezeiten: Montag bis Freitag 7:35 Uhr morgens (ist wohl ehr eine Sendung für das aufgeweckte Kind, hihi) und, für die Erwachsenen nochmal um 18:15 Uhr abends. Co-Host ist übrigens Anke Engelke. Ich hoffe mal das sie für dieses Angagement wieder bezahlt wird :)

  6. Mich erinnert der Artikel an „Switch Reloaed“.

    ungefähres Zitat: „Dieses Grauen, das unerträgliche, kaum zu fassende, auch für mich nicht nachvollziehbare Übel (Pause) Gundula Gause“.

    :-)

  7. Alle kinderlos? Mir drängt sich bei der Platzierung der Sendung unweigerlich die Frage auf, ob es überhaupt ein Fernsehprogramm für zwei- bis fünfjährige Kinder braucht.
    AFAICR kam ich im Grundschulalter das erste Mal mit dem Fernsehen in Kontakt, bin meinen Eltern heutzutage dankbar, dass sie die Sache eher restriktiv sahen (das sah ICH damals allerdings anders!).
    Interessant finde ich allerdings, dass ich schon damals die Sesamstraße eher als langweilig-dümmlich empfand, die Sendung mit der Maus dagegen sehr fesselnd. Und ja, ich war auch Elefantenfan. Was er allerdings verbrochen hat, um in einer Show mit Anke Engelke auftreten zu müssen, frage ich mich ernsthaft.

  8. Ich bekenne: ich bin Blauer-Elefant-Fan. Und als solcher hocherfreut über diese Chance für ihn, sich beruflich und persönlich weiter zu entwickeln. Viel Glück! :)

  9. Ich finde es besonders reizvoll, mir eine Show mit Frau Gause und/oder Herrn Andrack vorzustellen, die sich an die Zielgruppe Zwei- bis Fünfjähriger richtet!

  10. Als konservativer Purist finde ich das natürlich doof, aber hey, es ist ja für die Kids. Und wenn sie schon morgens fernsehen, dann wenigstens sowas. Was macht eigentlich Metti?

  11. Ich kann mir nicht helfen, irgendwie erinnert mich der Trailer stark an die „Happy Tree Friends“.
    Ansonsten finde ich die Idee wirklich gut, das Duo „Maus“ und „Wissen macht Ah“ mit Hilfe des Elefanten aktiv bei der Bekämpfung der SuperRTLisierung unserer Jugend zu unterstützen.
    In einem Jahr wird die Ente dann Oliver Pocher ablösen, davon gehe ich jetzt mal fest aus.

  12. G.Gause?
    Da musste ich erstmal bei Wikipedia nachschauen.
    Wassesnichalles für Leute gibt, die „prominent“ sind.
    Ich kannte tatsächlich bisher nur Gundel Gaukeley.

    Danke für den netten Artikel und Hinweis.

  13. Leider hatten wir nur einen SW-Fernseher, wodurch ich jetzt erfahren durfte, dass der der Elefant gar nicht grau ist. Wieder eine Kindervorstellung vernichtet. Vielen Dank Hr. Niggemeier.

  14. Bleibt denn die Sendung mit der Maus erhalten? Was ist eigentlich mit anderen gescheiterten Kinderhelden? Geschafft hat es doch nur das Sandmännchen. Der Pumuckl: Längst wieder out.
    Und besonders schade ist es um die DDR-Figuren, wie Kunibert, Clown Ferdinand, die gesamte Spielhaus Crew… und nichtmal Herr Fuchs, Pitti Platsch und Borstel haben ihre Randexistenz hinter sich gelassen. Frage mich, ob ein gescheiter Serienmacher nicht auch mal in einer sochen Mittenkiste wühlen könnte.

    Da heutzutage die kein Aas mehr kennt, ließe sich das sogar noch als Innovation verkaufen :-)

  15. Mal abgesehen davon das in Familien, in denen Kinder in dem Alter für das diese Sendung vorgesehen ist vor dem Fernseher geparkt werden sowieso etwas nicht stimmt finde ich, nachdem ich mir diese Sendung nun das ein oder andere mal angeschaut habe, zudem auch nicht besonders gelungen.

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