Deutschland, ein Stilblütenmeerchen

Manchmal, wenn ich keine Lust zum Arbeiten habe, klicke ich mich durch das Internet-Angebot von RTL. Da gibt es immer was zu entdecken. RTL.de ist mit über 1,5 Millionen Visits am Tag eines der erfolgreichsten Online-Angebote in Deutschland und schafft das durch konsequenten Verzicht auf Qualität.

Ich bin immer versucht, die Texte, die dort erscheinen, dadurch zu erklären, dass sie von indischen Kindern neben ihrer Teppichknüpfarbeit geschrieben werden, aber dann wären sie besser. Wahrscheinlicher ist die Theorie, dass es sich um Rückübersetzungen aus dem Klingonischen handelt.

Mein aktueller Favorit ist das „60 Jahre BRD“-Special von „RTL aktuell“. Man täte ihm Unrecht, wenn man es auf die schlichten Fehler reduzierte wie die These, dass der niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder 1998 wegen der Oderflut im Vorjahr Bundeskanzler wurde:

Gerhard Schröder allerdings rettete sein Krisenmangement die Wahl 1998. Durch seine Tätigkeit als Krisenmanager wurde auch der damalige brandenburgische Minister für Umwelt, Naturschutz und Raumordnung, ’Deichgraf’ Matthias Platzeck, bundesweit bekannt.

Beeindruckend ist vielmehr die Kunst, aus den Möglichkeiten, die die deutsche Sprache bietet, konsequent immer jene zu wählen, die einen Sachverhalt so haarscharf nicht ganz trifft, dass es sich schlimmer liest, als wäre es völlig daneben:

Jemand, der viele deutsche Formulierungen schon mal gehört, aber nie richtig verstanden hat, schreibt über Dinge, von denen er schon mal gehört, die er aber nicht richtig verstanden hat.

1999 fegte der Orkan Lothar über Süddeutschland. Er gilt bis heute als Zeichen des Klimawandels. Immer heftigere Stürme in Mitteleuropa setzen den verliebenen Wäldern zu.

Bestenfalls liest es sich, als hätte jemand in der Redaktion aus dem Bestücken der Rubrik einen Wettbewerb gemacht und zum Beispiel gerufen: „Die Geschichte der deutschen Kanzler in einem Satz!“, und wer als erstes antwortete, bekam den Zuschlag:

Von Adenauer bis Merkel - Die deutschen Kanzler: Adenauer führte Deutschland nach Westen, Brandt nach Osten, Merkel ist die erste Frau im Amt und Alt-Kanzler Schmidt mittlerweile eine Ikone.

„Willy Brandts Biographie in drei Sätzen, passend zu einem Foto von ihm im Zug!“?

Brandt führte ein bewegtes Leben. Er floh vor den Nazis nach Skandinavien, wurde norwegischer Staatsbürger. Auf dem Foto sehen Sie ihn auf dem Weg nach Erfurt, wo er DDR-Ministerpräsident Willi Stoph traf und von den DDR-Bürgern begeistert empfangen wurde.

Manche Formulierungen klingen zunächst wie aus einem Privatfernseh-Wetterbericht und enthüllen ihre ganze vage, Metaphern mischende Schönheit erst beim zweiten oder dritten Lesen:

1945-49: Der Weg zur Staatsgründung. Die zunehmende Verhärtung der Fronten zwischen West und Ost seit der Konferenz von Potsdam im Sommer 1945 bestimmte den Weg in die Teilung des Deutschen Staates. Eine Einigung bezüglich der Rolle Deutschlands rutschte bis 1949 in immer weitere Ferne.

Im Abschnitt über Konrad Adenauer erfährt man erstaunliche Neuigkeiten über einen amerikanischen Präsidenten:

(Gut, dass JFK Katholik war, ist bekannt.)

Gelegentlich flüchtet sich die Formulierungsschwäche überraschend in Meinungsstärke:

Merkel stellt sich im September zum ersten Mal zur Wiederwahl. Anfangs sammelte sie große Lorbeeren, doch in der derzeit herrschenden Finanzkrise erweist sie sich nicht als führungstauglich. Angela Merkel (2005 - ?)

Unter die Überschrift „Negative Momente der BRD-Geschichte“ bzw. „Die trüben Momente unserer Republik“ hat rtl.de auch die Demonstrationen gegen den Nato-Doppelbeschluss, gegen die Startbahn West („Der Flughafenausbau war unvermeidlich, doch es gab militante Gegner, die ein Lager im Kelsterbacher Wald errichteten“) und gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf einsortiert. Und dann:

Mit dem Amoklauf von Winnenden (16 Toten) endet dieser Rückblick auf die Unglücke und weniger schönen Ereignisse aus 60 Jahren BRD.

(Muss ich dazu sagen, dass das zugehörige Foto nicht Winnenden zeigt?)

Und wo bleibt das Positive, das extrem Positive? Hier:

Die WM in Deutschland zeigte der Welt: Die Deutschen können friedlich feiern, Party machen und sind dabei extrem gastfreundlich. Im Ausland verankerte sich ein neues Bild des Ordnung liebenden humorlosen Deutschen. Ein extrem positives.

Nachtrag, 13:30 Uhr. Ein paar der oben genannten Formulierungen hat RTL.de geändert. Keine Sorge: Die meisten Stilblüten blühen weiter, aber JFK ist zum Beispiel nicht mehr so leicht mit Adenauer zu verwechseln, das Foto zu Winnenden zeigt nicht mehr Erfurt, und über Angela Merkel heißt es jetzt: „Anfangs sammelte sie große Lorbeeren, doch in der derzeit herrschenden Finanzkrise werfen ihr Kritiker ein zögerliches Verhalten vor.“

Im Zweifel hat sich „RTL aktuell“ für den Zweifel entschieden. Über Orkan Lothar ist nun zu lesen: „Ob Klimawandel oder nicht: Immer heftigere Stürme in Mitteleuropa setzen den verbliebenen Wäldern zu.“

Und was die Oderflut 1997 angeht, behauptet RTL.de sicherheitshalber nur noch, dass sie Gerhard Schröder „möglicherweise“ die Wahl 1998 gerettet hat. Noch wahrscheinlicher ist natürlich, dass es weder die Oder noch 1997 war.

Nachtrag, 22.15 Uhr. Jetzt geht RTL.de kein Risiko mehr ein und hat den ganzen Absatz über die politische Dimension der Oderflut 1997 ersatzlos gestrichen — mitsamt dem eigentlich richtigen Verweis auf die Rolle Platzecks. Aber was sollen die „RTL aktuell“-Leute auch machen? Sowas nachschlagen??

65 Replies to “Deutschland, ein Stilblütenmeerchen”

  1. Ich bin beeindruckt. Das liest sich amüsanter als der „Hohlspiegel“. Oder wenn ich etwas überlege, frage ich mich: Ist rtl.de vielleicht die „Hohlspiegel“-Rubrik des deutschen Privatfernsehens?

  2. Wirklich sehr beeindruckend. Trotzdem war ich noch nie auf rtl.de, werde das aber aus satirischen Gründen überdenken.

  3. Aus dem historischen Preisvergleich (natürlich Klickstrecke):

    So ein Käse! Der ist ganz schön teuer. 7,50 Euro sind für ein Kilo nix. In die Geschichte der Bundesrepublik startete er mit einem Preis von rund 2 Euro.

    Das kann man ja schon als selbstreferenziell betrachten.

  4. Gruselig.

    Ein ehemaliger Lehrer sagte vor damals mal über einen äußerst misslungenen Text in einem Schulbuch: „Das liest sich, als hätte es jemand mit schwerem Brechdurchfall direkt auf dem Klo geschrieben.“ Passt hier auch, denke ich.

  5. Wo gibt es eigentlich die großen Lorbeeren, die Angela Merkel gesamelt hat? Vielleicht im lauschigen Zeltlager im Kelsterbacher Wald? Oder auf humorlosen Parties?

  6. wahrscheinlich lassen die das alles die armen schülerpraktikanten schreiben, die sich das wiederum aus wikipedia herausklauben. und keiner guckt nochmal drüber.
    so einen verschnitt hat die deutsche geschichte wahrlich nicht verdient.

  7. Wenn ich diese Versatzstücke lese muss ich an Filme von Leni Riefenstahl denken… das ist schon nicht mehr gruselig das ist beängstigend…

    Da bekommt man fast Lust, eine Runde Fox News einzuschalten, um der Wahrheit ein Stück näher zu kommen… brrr…

  8. @ 9.:
    georgie,
    das schlimme ist, dass es studenten sind… im fünften semester wohlgemerkt!

  9. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die einst 150-köpfige Redaktion heute kopflos ist und nur noch 20 Schreibeigene an Sport.de, Wetter.de, GZSZ.de und wasweiss ich.de rumwerkeln. Datenbankgenerierter Unsinn, der Sparkommissar hat alle umgebracht. Dem Sender isses egal, die Werbeeinnahmen schrumpfen sowieso.

  10. Der Tag kann mit einem Lachen beginnen. Danke dafür!!!

    Ganz ehrlich wäre ich nie auf die Idee gekommen die Texte/Teaser bei RTL zu lesen. Mir reicht da schon was die öffentlich-rechtlichen so produzieren. Den Tipp werde ich mir aber merken, wenn es mal wieder so richtig trübe ist und ich nirgends einen echten Lacher finden kann. :D

    Wobei es gibt noch ein paar weitere Details, die ich richtig nett finde:

    „Nicole und die Grünen im Bundestag“

    Eine „Spezialsendung“ hilft bei der „Öffnung der Mauer“ oder wie ist das zu verstehen?
    „widmete RTL Aktuell sich am nächsten Tag mit einer Spezialsendung der Öffnung der Mauer.“

    Hier stelle ich mir die Frage: Sind Hallenbäder in ihren Ausmaßen genormt bzw. falls hier der Inhalt der Schwimmbecken gemeint ist, sind die in allen Hallenbädern gleich?
    „strömten ca. 460.000 Kubikmeter Schlamm und Wasser in die Grube Mathilde ein; das entspricht etwa dem Inhalt von 250 Hallenbädern.“

    Schmerzensgeld und Schadenersatz für die „Folge von Pannen“?
    „Viele Opfer dieser Katastrophe fordern noch heute Schadenersatz und Schmerzensgeld, weil es in Folge des Unglücks zu schweren Pannen kam.“

    Man könnte fast endlos weitermachen. Na ja…der Text ist wirklich sehr nett. Mich würde jetzt interessieren: Wer hat ihn eigentlich verfaßt?

  11. Das ist wie bei Kinder mit alten und häßlichen Eltern: Man will gar nicht wissen, wie sie zustande gekommen sind.

  12. Das ist sicher die Schuld der Öffentlich-Rechtlichen, die mit ihrer gnadenlosen Online-Strategie die Qualität der Privaten so arg schmälern. Wahrscheinlich kann die Qualität von rtl.de nur erhöht werden, wenn sich die Öffentlich-Rechtlichen ganz aus dem Internet zurückziehen. :-)

  13. @Alberto (18):
    Dann möchte ich aber hinterher gar nicht wissen, wie es zustandegekommen ist! (obligatorischeraugenzwinkersmiley)

    @Stefan:
    Was für eine wundervolle Überschrift!

  14. @20
    Na ja, aus den Histotaiment Beiträgen von Herrn Knopp sollte man das Schulbuch besser auch nicht machen….die beiden Sender geben da inhaltlich nicht mehr viel Unterschied her.

    Wobei ich bisher nicht wußte, daß es wirklich noch einen Tick schlimmer geht. ;)

  15. Lieber Stefan Niggemeier,
    bitte verzeihen Sie; zum ersten Mal seit ich Sie lese, kann ich Ihnen nicht glauben. Nein, dass kann nicht wahr sein ! Doch, Sie müssen sich irren. Hat RTL Ihnen vielleicht einen Streich gespielt ? Können Sie nicht doch noch einmal nachsehen ? Vielleicht ist ja jetzt wieder alles gut . . . . Und wenn nicht ? Muss man RTL.de dann sperren ?
    Muss man die Besucher dann vor RTL.de schützen ? Was meinen Günter Jauch, Peter Klöppel, Dieter Bohlen und Olli Geissen dazu ?
    Und – was sagt die Werbung ? Scheißegal ? Hauptsache 14 – 49 ? Ach so . . .

  16. @ tumulder (#6): Sehr schön finde ich auch Kaum Preissteigerung beim Zucker: In den 50ern musste die Hausfrau 70 Cent für ein Kilo auf die Ladentheke legen. Heute wird ein Euro kassiert. Dass ein Laden wie RTL eine Preissteigerung von fast 143% kaum nennt ist zumindest merkwürdig. Normalerweise würde doch schon bei 3% der nationale Notstand ausposaunt, oder?

    @ pyrrhussieg (#19): Das wäre aber nur die relative Qualität, und von der hat man nichts.

  17. @gnaddig, 25

    Nun, das kann man aber durchaus so sagen. Du darfst nicht die Preissteigerung von 3%, die sich meist auf Jahresvergleiche bezieht, mit einer Veränderung über Jahrzehnte in einen (Zucker-)Topf werfen.

    Die allgemeinen Verbraucherpreise haben sich seit den 50ern um etwa 400% erhöht.

  18. @ gnaddrig
    ..jetzt stellt sich die Frage:
    hat die Hausfrau damals(TM) 70 Pfennige bezahlt, dann hätte Sie Recht, oder umgerechnet 70 Cent, wie RTL behauptet, dann könnte ich keine 143% Erhöhung enrdecken..

  19. @Hendrik (#27): Hast natürlich recht, das war boulevardig von mir. Ich gehe in mich.

    @comicfreak (#28): Ähm, ich meine natürlich 43%. 1 Euro ist 143% von 70 Cent, die Erhöhung beträgt also 43%.

  20. Um der Preisdiskussion hoffentlich ein bißchen ein Ende zu setzen…..nach Rücksprache mit meiner Mutter muß ich feststellen, daß alle Preise ziemlich weit hergeholt bzw. einfach zu wenig spezifiziert sind.
    Laut ihren Angaben -und sie ist geistig noch ziemlich rege und hat ein gutes Gedächtnis-, ist auch die Angabe: „Käse startete mit 2“ € einfach nur Blödsinn. Schon damals -wie auch heute- gab es sehr günstigen Käse (z.B. auch wenn man direkt ab Hof gekauft hat) und auch sehr teuren Käse (und das ging durchaus auch über die von RTL umgerechneten 7,50 €). Beim Blumenkohl und den Kartoffeln sieht es nicht viel anders aus.
    Die Butter ist auch ein schönes Beispiel. Butter gab es ihm Angebot (daran kann ich mich sogar aus den 70er-Jahren noch erinnern) für die angegebenen 65 Cent, normalerweise hat die Butter auch damals mehr gekostet. Eine Freude war -bis Mitte/Ende der 70er- immer die Weihnachtsbutter, da gab es das Päckchen zu unübertrefflich günstigen 99 Pfennig, leider durfte jeder Haushalt nur 4 Stück kaufen.
    Der als Vergleich angegebene Preis ist der Preis eines Discounters, auch hier gibt es nach oben ziemlich viel Spielraum, auch noch unten gibt es den, wenn auch in geringerem Maße.

    Das schönste Beispiel ist allerdings der Friseur, ich gehe hier einmal von einem Komma-Fehler aus – aber für 0,49 € gab es nicht einmal in den 50er-Jahren einen Friseurbesuch für Herren. Die Preise fingen bei ca. 2,50 € (5 Mark) für einen Herrenhaarschnitt an, bis zu den 70ern war er dann auf ungefähr 7,50 Euro (15 Mark) gestiegen. Heute liegt er -man muß ja einen Billigfriseur als Vergleich nehmen- bei 10 – 16 Euro.

    Alles in allem, der Preisvergleich ist absoluter Humbug bzw. extrem schlecht recherchiert. Da hätte aber auch ein Blick in auf die Seiten des statistischen Landesamtes geholfen. ;)

    Die tatsächliche Preissteigerung kann man natürlich nur errechnen, wenn man gleichzeitig die Steigerung der Löhne im gleichen Zeitraum berücksichtigt. Bei einem Einkommen von (ich übernehme jetzt ungefragt die Zahlen von RTL) 150 €/Monat sind 3 € für einen Friseurbesuch natürlich ungleich mehr als bei einem Einkommen von 3.1xx €/Monat, brutto nun einmal 15 €.

  21. Das klingt, als hätte das ein Dreizehnjähriger zusammengestellt, der unbedingt so klingen wollte, als hätte er Ahnung von der deutschen Sprache.

  22. @ Heiner Hendrix: Irgendwer hat da irgenwen nach Westen geführt, irgendwer hat irgendwen besucht, dann waren da Katholiken beteiligt, manche waren OB von Köln, andere Präsident der Vereinigten Staaten, und das alles ist schon so lange her. Wer will das schon so genau wissen?

  23. Jeder weiß vermutlich, wie es ist, wenn man mit drei bis vier nitroglyceringefüllten Luftballons durch eine mit Rasierklingen gespickte Höhle kriechen muss.
    An dieses Erlebnis fühlte ich mich seltsamerweise beim Lesen erinnert.

  24. Ich empfehle ‚method acting‘: Ziehen Sie die Augenbrauen zu einem ‚ernsten Gesicht‘ zusammen, lesen Sie die Texte LAUT und mit ’seriöser‘ Betonung vor – und schon sehen Sie einen Anfangzwanziger vor sich, der die Pubertät nicht geschafft hat und nun Dschorna… Schurnall.. bei RTL ‚ist‘.

  25. Schließe mich dem Kommentar von Morgenstund (#32) an und kann es mir nicht verkneifen, noch eine Preisrechnung draufzulegen:

    Ich bilde mir ein, dass Hühnereier vom Markt in den 80er Jahren je nach Größe 20 bis 30 Pfennig gekostet haben, also zwischen 2 und 3 Mark für 10 Stück, umgerechnet 1 bis 1,50 Euro. Heute kosten Bio-Eier ähnlich viele Cent. Laut rtl.de hätten 10 Eier in den 50er Jahren 1,20 Euro gekostet, oder knapp 2,40 Mark. Dann müssten die Eierpreise von den 50ern bis in die 80er praktisch stabil gewesen sein, und das kann ich mir nicht vorstellen.

    Ansonsten ist rtl.de sprachlich wie inhaltlich ein Gruselkabinett. Die widersprechen sich ungerührt selbst: Unter der Überschrift Milch billig wie nie – Preise im Vergleich findet sich ein Link auf den historischen Preisvergleich. Nach zehn oder elf Klicks gelangt man da auch zur Milch: Vor 60 Jahren bekam man für 18 Cent einen Liter frische Vollmilch. Beim Discounthändler zahlt man heute 55 Cent. Beeindruckend, um wieviel die Milch billiger geworden ist!

    Und noch eine Klugscheißerei zu was Sprachlichem: Jetzt gibt es die Tafel Vollmilchschokolade je nach Marke für 1,50 Euro. Heißt das, die eine Marke gibt’s schon für 1,50 während ich für die andere Marke saftige 1,50 bezahlen muss? Das birgt erhebliches Entrüstungspotential, ich warte auf die knallhart recherchierte Enthüllungsgeschichte…

  26. Seit jeher befindet sich die Meinungsbildung in einem Kampf zwischen oft sprachlich wenig talentierten Sacharbeitern und sprachlich talentierteren Kommunikatoren.
    In aller Regel gewinnen die Sprachtalentierten, wobei glücklicherweise die Sacharbeit in erträglichem Umfang berücksichtigt bleibt.

    Äh, wo war der Bezug? – Ach ja, Medienkritik muss immer über das Sprachliche hinaus gehen (womit ich nichts Gegenteiliges unterstelle hier).

    Es würde sehr vielen Publizisten bereits helfen doch wenigstens die Rechtschreibhilfe des Editors in Anspruch zu nehmen.
    Das geschieht überraschend oft nicht, warum eigentlich?

  27. Mich erstaunt ja immer wieder, wie viele junge Menschen den Beruf des Journalisten ergreifen wollen, die sich mit Grammatik und Rechtschreibung gar nicht auskennen. Zwar wollen viele Verlage gegenüber ihren Mitarbeitern gern die Karte vom Nachwuchs ausspielen, der in Massen darauf wartet, für ein geringeres Gehalt ihren Job auszuüben – doch allzu oft zeichnet sich dieser Nachwuchs nur durch besondere Schludrigkeit im Umgang mit der deutschen Sprache aus. Siehe: die RTL-Homepage.
    Allerdings sind viele dieser Sprachstümper mit einem beneidenswerten Selbstbewusstsein gesegnet, das sie befähigt, jede Kritik an sich abprallen zu lassen. Nun ja – Schluss erst mal mit dem Kulturpessimismus von meiner Seite.

  28. Welch grossartige Sammlung sprachlicher Highlights!
    Am besten finde ich aber dass man bei RTL offenbar auch bei der Fehlerbehebung knapp unter dem Minimum des Notwendigen bleibt und dem Schröder einfach ein „vielleicht“ unterschiebt statt erstmal nachzuschauen was da überhaupt falsch war.

  29. Zitat:
    Und was die Oderflut 1997 angeht, behauptet RTL.de sicherheitshalber nur noch, dass sie Gerhard Schröder „möglicherweise” die Wahl 1998 gerettet hat. Noch wahrscheinlicher ist natürlich, dass es weder die Oder noch 1997 war.

    Na ja, vielleicht geht RTL ja auch einfach davon aus, daß ohne das Hochwasser im Oderbruch es erst überhaupt nichts gewesen wäre mit der Kanzlerschaft.

    Wäre auch eine Möglichkeit….oder?

    Eigentlich müßte man RTL dafür loben, für Interessierte könnte es unter Umständen eine Herausforderung sein zu erraten was überhaupt gemeint ist.

    Fragen über Fragen. :D

  30. Was soll man erwarten von einer Homepage und einem „Nachrichten“programm, bei denen ein Ausrufezeichen noch als König unter den rhetorischen Mitteln gilt und „Autsch“ und „Huch“ in Überschriften für die Beschreibung von Empfindungen herhalten müssen.

    #11: Peinlich genug für die Studenten, aber da muss es doch auch eine Redaktion im eigentlichen Sinne geben, oder eine Textabnahme. Nein?

  31. Die absolute Unfähigkeit zeigt sich doch gerade bei der „Oderflut“. Da wird noch nicht einmal verstanden, warum das hier beanstandet wird und man „verbessert“ es, ohne sich auch nur eine Sekunde für eine eigene Recherche zu nehmen. Wenn Stefan, wie unlängst der anonyme bildblog.de-Gastschreiber, einfach einen Fehler hinzuerfinden würde, den würden sie grad mitkorrigieren.

  32. Zitat: „Im Ausland verankerte sich ein neues Bild des Ordnung liebenden humorlosen Deutschen. Ein extrem positives.“

    Richtig: In der Vergangenheit wurde den Deutschen ja vorgeworfen, dass sie chaotisch und immer zum Lachen aufgelegt seien. Aber im Rahmen der Gastgeber-Eigenschaft bei der WM mussten „wir“ uns eines Besseren besinnen und uns zu positiven Werten wie Kleinlichkeit und Humorlosigkeit bekehren. So ein Sportgroßereignis ist schon ein schweres Schicksal.

    Ganz abgesehen davon, dass das fehlende Komma im ersten Satz noch weitere Interpretationsmöglichkeiten eröffnet …

  33. Die holprigen Texte klingen wie aus Geschichte-Klassenarbeiten 15-jähriger Schüler kopiert. z.B. „Brandt führte ein bewegtes Leben. Er flog vor den Nazis nach Skandinavien….“ Das ist im besten Fall platt und oberflächlich, im schlimmsten Fall sind es sprachliche Schludrigkeiten und peinliche Fehleinschätzungen. Diese Oderbruch-1997-Nummer disqualifiziert RTL vollends.

  34. Ist eigentlich jemand aufgefallen, daß wir 1963-1966 in den Genuß von ZWEI Bundeskanzlern gekommen sind?

    Ludwig Erhard (Zitat: Kanzlerschaft (1963-1966)“)
    Kurt-Georg Kiesinger (Zitat: Kurt Georg Kiesinger (1963 – 1966)“)

    Letzterer verlor dann wohl allerdings erst 1969 (welche in diesem Zusammenhang?) die Wahlen.
    Darf ich die Frage stellen, wer von 66-69 Kanzler war? ;)

  35. NA ENDLICH! Ich dachte schon, in einer Parallelwelt zu leben, weil es niemandem auffällt oder keinen interessiert.
    Was der erfolgreichste Fernsehsender Europas im Internet fabriziert zeigt, was ihm Inhalt und Programm bedeuten. Aber nicht nur die Inhalte: Dieses patchworkartige zusammenraffen unterschiedlicher Themen auf unübersichtlichen Seiten…; nur um möglichst viele Banner zu platzieren. Schlimm, dass diese CashCow noch immer funktioniert.

  36. Es ist ungerecht, die armen Journalisten zu kritisieren. Ihre Schreibe MUSS grottenschlecht sein ! Form und Inhalt sollten doch uebereinstimmen. Deutsche Journalisten erweisen sich darin als perfekte Dialektiker. Bloss Niggemeier hat das noch nicht begriffen.

  37. Mich würde mal interessieren ob die nachträglich durchgeführten Korrekturversuche auf den Eintrag hier im Blog zurückzuführen sind. Wenn das so wäre…was hat das wiederum zu bedeuten? Ist der steigende Einfluss Niggemeiers beängstigend oder eher wünschenswert? Warum ist er überhaupt nötig? Hat mal jemand über die Konsequenzen nachgedacht? Fragen über Fragen!

  38. BRD…BRD… ich frage mich immer, was die damit meinen. Ein Lehrer von mir meinte immer, dass das ein „DDR-Propaganda“-Begriff sei… BRD war nie eine offzielle Ankürzung, oder?

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