Die hohe Kunst der Moderation

Gerade berichteten die „Tagesthemen“ in ihrem Nachrichtenblock darüber, dass Anne Will die Nachfolgerin von Sabine Christiansen wird, inklusive Film und O-Tönen von Intendanten, die ihre besondere Befähigung rühmten. Und jeder Zuschauer wusste, dass die Gerühmte währenddessen daneben saß und die Sendung moderierte.

Fiese Situation. Soll sie hinterher weitermoderieren, als wäre nichts gewesen? Geht eigentlich nicht. Irgendeinen selbstironischen Witz machen? Wirkt mit großer Wahrscheinlichkeit eitel oder unpassend. Eine ernste Erklärung abgeben? Geht gar nicht.

Ich sitz in solchen Situationen immer mit alberner Angst vor dem Fernseher, den Finger auf der Fernbedienung, falls etwas ganz Peinliches passiert (leider kann ich dann immer erst recht nicht umschalten).

Anne Will aber sagte hinterher einfach so etwas wie: „Ich bleib übrigens noch ein paar Monate“, lächelte, leitete über zum Wetter, und es war wunderbar elegant: unaufgeregt, unpeinlich, unprätentiös.

Ich mag Leute im Fernsehen, die können, was sie tun. Hab ich schon gesagt, dass ich Anne Will toll finde?

48 Replies to “Die hohe Kunst der Moderation”

  1. Ich finde Anne Will auch toll. Aber ob sie sich mit der Übernahme dieser Selbstdarstellungsshow von Christiansen einen Gefallen tut? Ich glaube nicht, aber schaun mer mal.

    Schöne Grüße aus Hollage an den „Ruller Jung“ ;-)

  2. Ich finde Anne Will auch gut. Ich verstehe nur nicht, warum sie auf Fimenfesten als Rednerin auftritt. Das hat mein Bild von ihr ins Wanken gebracht. Das ist für mich eher die Nina-Ruge-Schiene. Vielleicht kann mir das jemand erklären.

  3. „…Ich sitz in solchen Situationen immer mit alberner Angst vor dem Fernseher, den Finger auf der Fernbedienung, falls etwas ganz Peinliches passiert (leider kann ich dann immer erst recht nicht umschalten).“
    Oh ja, das kenne ich nur zu gut. Das geht schon los bei „Hier ab vier“ beim MDR, wenn die Zuschauer telefonisch irgendeinem Promi Fragen stellen dürfen (die dann meist so hirnrissig oder unpassend sind, dass sich einem das Rückenmark umdreht)… komischerweise zwingt mich dann auch irgendwas tief in mir drin (etwas, das zu steuern ich ausserstande bin), die Fernbedienung zu umkrampfen und mit dem Gefühl tiefer Scham und peinlicher Berührtheit schnell umzuschalten. Ich wundere mich danach immer selbst über mich, warum ich nicht in der Lage bin, diese peinlichen Livesituationen einfach anzuschauen… vermutlich tatsächlich albern.

  4. An Kommentator Nr.4 (in Bezug auf seine Frage warum Fr. Will bei Filmfesten als „Rednerin“ auftritt): es werden wohl monetaere Gruende sein. Und da sie nun mal Moderaorin ist kann sie mit ihrem Reden schließlich Geld verdeinen. Klingt profan … ist aber so.

  5. naja, ich bin ja gerade NICHT in der lage, dann umzuschalten. die hälfte meiner artikel beruht darauf, das aufzuschreiben, was ich dann sehe, wenn ich eigentlich umschalten will, weil die peinlichkeit unerträglich ist, es aber nicht schaffe.

  6. Mal schauen, wie sich Anne Will sich im Live-Kampf mit mehreren „Gegnern“ schlagen wird. Aber es kann ja eh nur besser werden.

    @ Stefan:
    Hast du eigentlich schon mal übers ZDF-Morgenmagazin gebloggt? Aufgrund der dortigen Aneinanderreihung von Peinlichkeiten (und weil ich ebenfalls das Ausschalt-Syndrom habe), schaffe ich es nur noch im 2-Wochen-Rhythmus Frühstücksfernsehen zu schauen ;-)

  7. Ach, Journalist hätte man werden sollen. Der eine bloggt vom Superbowl, der andere Schläft bis in die Puppen. Irgendwas habe ich falsch gemacht :o)

    PS: Ich bin ja mal gespannt, was sie nun dem Plasberg anbieten werden …

  8. Ich möchte nur anmerken, dass ich Anne Will jetzt schon bei den Tagesthemen vermisse, auch wenn es noch ein paar Monate dauert. Wer soll denn da nachkommen?

  9. ich finde anne will grossartig und halte sie für eine der fähigsten moderatorinnen überhaupt…..dennoch: ich hätte es für sinnvoller gehalten, plasberg zu holen. aber die ard-oberen hätten dann vermutlich nicht mehr das gefühl gehabt, etwas selbst entschieden zu haben. immer diese scheiss politik in den sendergremien…grrrrr

  10. @3
    „heißt die sendung dann eigentlich „anne will”?
    — lea — 5. Februar 2007, 23:39“

    Nein, Sabine Christiansen.

  11. Ich sitz in solchen Situationen immer mit alberner Angst vor dem Fernseher, den Finger auf der Fernbedienung, falls etwas ganz Peinliches passiert (leider kann ich dann immer erst recht nicht umschalten).

    Der zivilisatorisch hochstehende Akt des Fremdschämen wird IMHO viel zu selten gewürdigt.

  12. Wenn man mal von der lästigen Cross-Promotion absieht, war die Äußerung Anne Wills in den NDR 2-Nachrichten, sie fände die Situation, sich selbst ansagen zu müssen „ziemlich bekloppt“, sehr sympathisch.

    Und ja, das Fremdschämen ist ein Begriff, den ich vor allem mit dem Aufkommen der täglichen Talkshows verbinde. Für alle Ungeübten bieten diese ein vorzügliches Trainingareal.

  13. …Anne Will ist klasse..!!!!!

    Finde ich echt gut, dass sich hier Leute zum Fremdschämen bekennen. Ich bin da ein echter Profi (im Fremdschämen) und dachte immer ich bin alleine. Erst als ich den Begriff zum erstenmal hörte wußte ich es gibt noch mehr…..

    Ebenfalls sehr gut:….zivilisatorisch hochstehender Akt…!!! – vielen Dank und ich dachte schon ich müßte eine Selbsthilfegruppe gründen.

  14. Ich dachte auch bis eben ich wäre der einzige der sich vor dem Fernseher für andere schämt. Auch habe ich, wie Stefan, das Phänomen dieser Scham – Paralyse am eigenen Leib schon spüren können. Ich glaube mitlerweile, es gibt ganze Formate, die einzig auf diese Paralyse setzen. Deutschland sucht den Superstar oder ähnliche Formate fallen mir da ein. Da muß man sich einfach manchmal selbst überwinden und diese Scheiße abschalten, damit man selber nicht verblödet.

    Mein Mitleid gilt hier ausdrücklich allen Medienjurnalisten, die sich dem nicht entziehen können.

  15. @4
    Weil es für Firmenfeste ca. 50.000 € Moderationshonorar gibt und pro Tagesthemensendung vielleicht 1000….

    Wer würde da nein sagen.. ;)

  16. Hm ich dachte ich hab komisch TV Gewohnheiten da ich bei einigen Sendungen und Sendern die Fernbedienung in der Hand habe um gleich mal ganz schnell wegzappen zu können. Bei Live Sendungen leg icht die an sich schon gar nciht mehr aus der Hand. Allein schon wenn Boris Becker wieder irgendwo auf Premiere sein Unwesen treibt ist die 1. Aktion wegzappen.

  17. @14
    Gut, dass Plasberg im WDR bleibt.
    Er wurde mir arg unsympathisch als er in der Ausgabe über Kindererziehung u.a. lautstark verkündete: „Mir ist auch schon die Hand ausgerutscht, meiner 13jährigen Tochter hat das nicht geschadet.“
    Seit er aber unter dem Titel „Sind wir Toleranztrottel?!“ Broder als kompetenten Journalisten verkaufen wollte und die gesamte „Hart aber Fair“-Ausgabe in unverhohlener Fremdenfeindlichkeit gipfelte, finde ich Plasberg samt Sendung nur noch unerträglich.

    Deshalb bin sehr froh, dass die charmante Frau Will den Job bekommen hat (Moderationen für privatwirtschaftliches Gefeier hin oder her) – die Namenswitzeleien werden sicher auch bald überstanden sein.

  18. @26: Sie hat gar kein Blatt, und hätte sie eines, schrübe sie es selbst voll.

    @27: Entschuldigung, Herr Wolff, kommt nicht wieder vor!

  19. Frau Will ist schon recht umwerfend. Gerade deswegen hätte sie bitte gefälligst bei den Tagesthemen bleiben sollen. Wer tut sich denn schon Talk an? Verschwendung!

    Um die Sequenz noch einmal nachzusehen:
    http://www.tagesschau.de/sendungen/0,,OID6380236_,00.html
    (Ganze Sendung etwa ab 27:40, beim Einzelbeitrag ist die Moderation abgeschnitten.)

  20. Dass Frau Bröker das Nachtmagazin verlässt, betrachte ich persönlich als Gewinn: ich hatte immer das Gefühl, man habe eine Redaktionsassistentin vor die Kamera geschleift und ihr drei Sekunden vor Sendebeginn gesagt, dass es zwar einen Teleprompter gäbe, sie aber gerne auch zwischendurch mal selbst was sagen dürfe. Und so hat sie dann moderiert.
    Jedenfalls finde ich es irgendwie passend, die Worte „Anja Bröker“ und „Fremdschämen“ in engem räumlichen Zusammenhang vorzufinden.

  21. „Hab ich schon gesagt, dass ich Anne Will toll finde?“ Ich frage: „Sollen wir mal fragen, ob Anne Will Sie toll findet?“
    Wahrscheinlich kennt sie nicht mal Ihren Namen, Herr Niggemeier. Willkommen in der Bedeutungslosigkeit oder in dem Laienschauspiel „Wenn sich kleine Geister an großen Geistern messen wollen“.

  22. Der Huber Frank. Da isser wieder. Hat nichts zu sagen. Wie immer, eigentlich.

    Läd uns aber ein, an seinem Leben teilzuhaben: ‚Willkommen in der Bedeutungslosigkeit oder in dem Laienschauspiel „Wenn sich kleine Geister an großen Geistern messen wollen”‘

    Schöner hätte ich es nicht formulieren können.

  23. Who the fuck is Dr. Frank Huber? Und warum erhält man, wenn man auf seiner Seite „Dr Huber jetzt als Gastredner buchen!“ klickt, die Nachricht „Sorry, but there are no blogs relating to your query.“?
    Mysteriös und exklusiv: der Huber. :(

  24. Ich möchte auch mal aus heiterem Himmel Stefan beleidigen:
    Stefan, du kleiner, irrelevanter Sohn eines Erdferkels! Wenn du hier in deinem Blog noch einmal behauptest, du seist ja wohl mindestens so cool wie die Will, dann werde ich mich mal vor euer Bildblogbüro stellen und aber SOWAS von laut sagen, dass ihr gar nicht wichtig seid eigentlich, dass euch die Ohren schlackern und drei andere Organe eurer Wahl gleich mit! Das ist echt wieder meeeega peinlich von dir, hier so zu tun, als wärst du die nächste Christiansen oder so. Bist du nämlich nicht. In unseren Club der Großgeister wirst du armseliger Bettelblogger nie nie niemals eintreten dürfen. Du hast ja nichtmal nen Doktortitel.
    Pöh.
    Versager.

  25. Lasst mal den Dr. Frank Huber in Ruhe!

    Ihr werdet euch noch wundern, wenn der nächste Woche auf dem Vanity Fair Cover ist:

    «Deutschlands größter InternetShaker (&Mover). Intim»

  26. Da sich die deutsche Vanity Fair ja schon mit dem ersten Titelbild (Til Schweiger mit einem Lämmchen auf dem Arm) so viel Mühe gegeben hat, möchte ich in Sachen Albernheiten da eigentlich nichts mehr ausschließen …

  27. @ Nr. 38 (stefan): Sie waren hoffentlich mit Ommelbommel frühstücken, oder?

    @ Nr. 39 (Felix Deutsch): Vielleicht sagt er denen ja womit er sein Geld verdient?

  28. Anne Will heute im Spiegel-Interview:

    „DER SPIEGEL: Frau Will, ab September sollen Sie den sonntäglichen Talkplatz von Sabine Christiansen übernehmen. Wieso wurde diese schlichte Personalie vorher monatelang zu einer von Medien und Öffentlichkeit debattierten Fast-Staatsaffäre?

    Anne Will: Wir schrammen hart an der Bigotterie vorbei, wenn der SPIEGEL mich einerseits für würdig erachtet, mit ihm ein Interview zu führen, in dem ich andererseits aber dann selbst den Grund dafür erklären soll. Ich werde mich jedenfalls nicht über die Aufmerksamkeit beklagen und wäre auch mit dem Klammerbeutel gepudert…“

    *schmelz*

    Link setz ich mal keinen, das werdet Ihr schon finden.

  29. Ja, genau da bin ich auch dahingeschmolzen. Aber als ich gerade dachte: Herrjeh, ich finde wirklich alles toll, was Anne Will macht oder sagt, kam diese Stelle:

    „Zur Party meines 40. Geburtstags im vergangenen Jahr kamen zum Beispiel Maybrit Illner und Marietta Slomka. Nachts grölten wir Karnevalslieder, bis die Polizei kam, weil’s zu laut war.“

    Und da bin ich doch sehr gerne nicht dabeigewesen.

  30. Auch gar nicht mal so doll fand ich ihre Moderation des Berliner Ablegers vom Live 8. Irgendwie war sie da für mich schon zu sehr seriöse Nachrichtendame, um noch kumpelhaft mit Campino rumzuduzen.

    (Wie kam ich jetzt von Karnevalsliedern auf Campino?)

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