Die Seelen-Verkäufer von „Spiegel Online“

Der „Spiegel“ berichtet in seinem aktuellen Heft über den Trend zu native advertising: Werbung, die gestaltet wird wie ein redaktioneller Artikel und nur durch einen — mehr oder weniger deutlichen — Hinweis als Anzeige gekennzeichnet ist. Das Stück referiert die aktuellen Diskussionen in den Vereinigten Staaten und Deutschland und zeigt, wie heikel solche Formen für die Glaubwürdigkeit seriöser Medien ist.

Mit „native advertising“ erreicht die bewusste Irreführung der Leser eine neue Qualität: Sie wird zu einem gängigen Stilmittel der Werbung, vor allem im Netz. Dort lassen sich Inhalt und Reklame deutlich einfacher und billiger verbinden als in gedruckten Medien.

Das Nachrichtenmagazin zitiert den „Guardian“-Kolumnisten Bob Garfield:

„Der Journalismus verkauft damit seine Seele.“

Der „Spiegel“ zieht darin für sich selbst eine klare Grenze:

Werbung, die aussieht wie ein Text der Redaktion, wird es nicht geben.

In einem Video zum Heft erklärt Medienredakteur Martin U. Müller, einer der beiden Autoren des Textes, dass man Anzeigen bei „Spiegel Online“ selbstverständlich klar von redaktionellen Inhalten unterscheiden könne, durch Gestaltung, Schriftart, Farbgebung und so weiter. Andere Seiten sähen das nicht so eng, sagt er, und führt den Zuschauer durch verschiedene Beispiele, bei „Werben & Verkaufen“ und der „Huffington Post“, wo nur ein leicht zu überlesener Hinweis wie „Sponsored Post“ über dem Text deutlich mache, dass die Inhalte gekauft wurden.

Nun.

Dann sagen Sie doch mal spontan, wonach diese regelmäßige Kolumne über das Glück auf „Spiegel Online“ aussieht:

Die Schriftart ist die Standard-Schriftart von „Spiegel Online“. Die Farben sind die des Panorama-Ressorts. Und oben in der Brotkrumen-Navigation ist der Text säuberlich in die redaktionelle Hierarchie einsortiert: Nachrichten > Panorama > Eurojackpot

Der Autor Oliver Schönfeld schaut aus einem Guckloch wie die anderen Kolumnisten von „Spiegel Online“. Und er wird ausdrücklich als „Journalist“ vorgestellt. Dabei nennt sich seine Firma „Schönfeld PR“, und er ist eher nicht journalistisch tätig, sondern werblich. Die Artikel sind anscheinend von WestLotto bezahlt. Das lässt die Formulierung „Ein Service von WestLotto“ auch erahnen, aber eben doch nur: erahnen.

Um den „Spiegel“ selbst zu zitieren:

Die verbalen Verrenkungen, mit denen sich viele Verlage um das Wort „Werbung“ herumdrücken, lässt an ihrem Bemühen um Transparenz zumindest zweifeln.

Unter der vermeintlichen Glücks-Kolumne steht zwar auch als Kleingedrucktes der Satz:

SPIEGEL ONLINE ist weder für den Inhalt noch für ggf. angebotene Produkte verantwortlich.

Aber das ändert nichts daran, dass die Gestaltung der Anzeige erkennbar auf die Möglichkeit einer Verwechslung mit redaktionellen Inhalten abzielt.

Das Wort „Anzeige“ oder „Werbung“ vermeidet „Spiegel Online“ auch bei dem Kasten, der am Fuß jeder Seite steht:

Ein „Serviceangebot“ von einem „Spiegel Online“-„Partner“, was mag das sein? Unter dieser Überschrift sind munter redaktionelle und werbliche Inhalte sowie Kooperationen, bei denen völlig unklar ist, ob und wie „Spiegel Online“ daran verdient, gemischt. Vor dem Klick hat der Leser keine Chance, es zu erraten. Oder hätten Sie gedacht, dass der „Kreditvergleich“-Link ein Werbelink ist, der „Versicherungen“-Link aber ein redaktioneller?

Ich halte das an sich schon für eine schlechte Idee von „Spiegel Online“. Besonders schlecht ist aber, wenn der „Spiegel“ den Eindruck erweckt, „Seelen-Verkäufer“, das sind nur die anderen.

Nachtrag, 22. April. Es gibt doch eine Möglichkeit, vor dem Klick auf einen der Links in dem „Serviceangebot“-Kasten zu wissen, ob er zu Werbung oder einem redaktionellen Inhalt führt: Wenn man den Mauszeiger über dem jeweiligen Stichwort schweben lässt, erscheint nach etwa einer Sekunde das Wort „Anzeige“ (oder nicht).

Nachtrag, 12:30 Uhr. „Spiegel Online“ hat die Werbe-Kolumne als „Fehler“ bezeichnet. Barbara Hans, die stellvertretende Chefredakteurin, sagte gegenüber „Meedia“, die Anzeige unterscheide sich „nicht eindeutig und klar genug von redaktionellen Inhalten. Insbesondere sind Begriffe wie ‚Kolumne‘ und ‚Journalist‘ sowie die optische Anmutung im Kolumnen-Layout dem redaktionellen Bereich von Spiegel Online vorbehalten.“

Der Link zur „Eurojackpot“-Unterseite ist im „Service“-Mischkasten und im „Panorama“-Menu nun verschwunden.

93 Replies to “Die Seelen-Verkäufer von „Spiegel Online“”

  1. Warum gibt es eigentlich nie – bzw erst in den Kommentaren und in Updates – Meldungen derjenigen, die hier immer „angegriffen“ werden? Wurde hier beim Spiegel vorher nachgefragt? Hat der Spiegel einen Kommentar dazu abgelehnt? Stellungnahmen und teilweise auch Korrekturen erst in Updates zu veröffentlichen trifft teilweise nicht mehr die Leser, die den Artikel im Original gelesen haben.

  2. Das ist die Sorte Artikel, die ich auch dann nicht lesen würde, wenn sie redaktionell wäre – aber natürlich ändert mein Geschmack nichts daran, dass so eine Vermischung zumindest bewusst irreführend ist. Wäre ja mal interessant, ob sich Oliver Schönfeld als Journalist sieht.

  3. @Jemand:
    Was sollte dabei der Mehrwert sein? Irgendeine PR Nase wird nach mehreren Tagen Warten eine windelweiche, ausweichende Stellungnahme abgeben. Codizes, Selbstverpflichtung, Standards, dabei ist doch offensichtlich wie der Hase in der Realität läuft.

    Im schlimmsten Fall ändert SPON flugs die Homepage und der Leser kann sich nur noch auf Screenshots ein Bild machen, wie es vorher aussah. Und morgen passiert es genauso wieder, wenn Niggi vielleicht in Urlaub ist.

  4. Mal davon abgesehen, dass ich „advertorials“ in magazinen oder „native advertising“ (ein anderer begriff für identische vorgehensweise) im online-bereich durchaus noch akzeptieren kann, wenn denn alles deutlich als anzeige deklariert wird, finde ich es hier viel erstaunlicher, dass man sich beim spiegel scheinbar nicht abspricht oder vor veröffentlichung eines artikels schlau macht. so ist es schlicht nur peinlich und zeigt, dass die redaktionelle betreuung dieses artikels nicht weiß woran die kollegen der abteilungen advertising und pr so den lieben langen tag arbeiten.

  5. Seit ca. dreißig Jahren lese ich den SPIEGEL. Und ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass das auch schon mal in der Druckausgabe gemacht wurde: Eine Seite, die exakt wie der redaktionelle Teil aufgemacht war – Foto, Überschrift, dreispaltiges Layout -, die sich aber bei näherem Hinschauen als Werbung entpuppte (ich weiß nicht mehr wofür, das kann schon fünfzehn oder zwanzig Jahre her sein). Der einzige Hinweis stand oben klein in der Kopfzeile drin: Werbung.

    Ich war damals enttäuscht, weil ich erwartet hatte, der SPIEGEL würde solche Werbeanzeigen ablehnen, bei denen ganz offensichtlich das Aussehen des Magazins zum Zweck der Irreführung des Lesers imitiert wird.

  6. Solche Werbeanzeigen gab es auch schon mit dem normalen Artikellayout des Spiegel, dann natürlich weiter hinten im Heft. Allerdings stand dann m.E. auch „Anzeige“ oben in der Ecke. Immerhin ist das auf den zweiten oder dritten Blick noch als Werbung zu erkennen; dagegen erscheinen in den Tageszeitungen, insbesondere bei den kleineren Zeitungen, ganz normale von der Redaktion verfasste Artikel, die oftmals als Verbraucherberatung verkleidet und nicht als Werbung zu erkennen sind. Wie dort einzelne Produkte oder Produktgruppen angepriesen werden, sieht manchmal schon verdächtig nach Werbung aus.

  7. „Die deutschen Verlage überlegen noch, wie weit sie ihm folgen wollen“.

    Ich verstehe nicht ganz, wieso sie das überhaupt überlegen. Ich dachte eigentlich, das sei eh verboten?
    Auch im Pressekodex steht doch, dass Anzeigen und redaktionelle Texte klar voneinander zu unterscheiden sein müssen. Wenn ich mich richtig erinnere (es ist jetzt ein wenig spät), dann gab es dazu doch auch schon Rügen oder Ermahnungen des Presserates? Wird das dann einfach von den Verlagen ignoriert oder wird der Pressekodex damit „umgebastelt“?

    Irgendwo hat man schon das Gefühl (jetzt nicht nur in Bezug auf dieses Thema), dass es Verlagen relativ schnuppe ist, ob der Presserat etwas sagt, rügt, anmahnt, oder in China ein Sack Reis umfällt.

  8. @GaSt
    „Irgendwo hat man schon das Gefühl (jetzt nicht nur in Bezug auf dieses Thema), dass es Verlagen relativ schnuppe ist, ob der Presserat etwas sagt, rügt, anmahnt, oder in China ein Sack Reis umfällt“

    Zeitungen wie die Bild zeigen doch wie egal es ihnen ist. Dann bekommen sie halt eine Rüge, Abmahnung oder sonst was. Irgendwann drucken sie winzig am Seitenrand eine kleine Entschuldigung (nachdem man 20 Artikel mit fetter bunter Schrift auf Seite 1 abgebildet hat) und das war es wieder gewesen. Das man vorher monatelang Leben mit Falschmeldungen zerstört, wissentlich Gerüchte und Lügen verbreitet hat oder Mitschuld an z.B. Hetze gegen Ausländer hat interessiert sie dabei kein Stück. Hauptsache die Clickzahlen/Absatzzahlen stimmen und man kann sich selbst für die „tolle“ Arbeit auf die Schulter klopfen.

  9. @Gondlir (12): Ich habe vor etwa 20 Jahren mal ganz kurz für so eine Art Telephon-Drückerkolonne gearbeitet, die genau diese Anzeigen verkauft hat. Die Idee ist also tatsächlich schon sehr alt. Zum Glück hat sich herausgestellt, dass ich im Verkauf eine Niete bin, so bin ich sehr schnell wieder davon weg gekommen.
    Jedenfalls war das damals nicht online, das gab es damals noch nicht. Das war Print.
    Allerdings sollte man auch die andere Seite sehen: Es wird heute allgemein erwartet, dass hochwertige journalistische Arbeit Nix kosten darf. Und so lange es keine bessere Methode als Werbung gibt…

  10. „Ein Service von WestLotto“ als Hinweis auf bezahlten Inhalt finde ich, wenn das so zutrifft, ziemlich dreist. In Print ist die Sache klar: Da muss „Anzeige“ stehen – und nichts anderes. Sonst handelt es sich nämlich um einen Verstoß gegen das entsprechende Landespressegesetz und womöglich um einen Wettbewerbsverstoß. Selbst ein „sponsored by“ – obwohl ich das schon deutlicher finde, als das, was SpOn zumindest dem Anschein nach praktiziert – hat dem BGH nicht gereicht (Urt. v. 06.02.2014, Az. I ZR 2/11). Leider kenne ich mich zu wenig aus, um zu wissen, wie das bei Onlinemedien geregelt ist. Ich hielte es allerdings für eine ziemliche Lücke in der Regulierung, würden solche verklausulierten Hinweise ausreichen.

  11. Anders als turi2 schreibt, ist die WestLotto-Kolumne auf „Spiegel Online“ nicht „nur über das Klicken von Werbebannern erreichbar“, sondern eben auch in dem ominösen „Serviceangebote“-Misch-Kasten unten auf den Seiten verlinkt (unter „Eurojackpot“).

  12. @10 -henko: Danke für den Link.

    Das reicht eigentlich aus, damit ist der Sachverhat, wie wir es vom Spiegel erwarten, ausrecherchiert.
    Die Vorgehensweise ist klar dargestellt, die handelnden Personen sind namentlich aufgeführt, die verdealten Summen benannt.

    Der Skandal wird von Spiegel sauber aufbereitet. Wenn das mal immer so wäre, dann wäre es wirklich ein gutes Stück Qualitätsjournalismus.

  13. @ Stefan Niggemeier, 20

    Wenn man mit dem Mauszeiger draufhält, erscheint aber zumindest ein Quickinfo „Anzeige“. Man kann also vor dem Klick wissen, dass es sich um Werbung handelt. Bei den redaktionellen Inhalten fehlt die Quickinfo. Vielleicht etwas Spitzfindig, ist aber so!

  14. Es geht nicht darum ob Advertorials unseriös sind, sondern um den Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit:

    „Der „Spiegel“ zieht darin für sich selbst eine klare Grenze:
    Werbung, die aussieht wie ein Text der Redaktion, wird es nicht geben.“

    … und sie gibt es eben doch, und sie wird offen feilgeboten.

  15. @Thure
    Ja, das stimmt natürlich, aber bei der Bild ist das bekannt (dadurch wird es natürlich nicht besser). Es verwundert da eigentlich nicht, dass die die Rügen des PR einfach in Kauf nehmen.

    Der Artikel des Spiegel vermittelt aber den Eindruck, als würden diverse – ähm – „richtige“ Verlage völlig legitim darüber nachdenken, redaktionelle Texte und Werbung zu vermischen.

    @JMK danke für den Link!

  16. @ Wirtschaftswurm (7), „Wenn ich für mein Blog sprechen darf: Eine solche Anzeige im Monat bringt mehr als 10 Werbebanner. Was ist dem Leser nun lieber?“:

    Sie unterschlagen, dass es außer Pest und Cholera noch ein paar andere, vielleicht weniger lästige Krankheiten gibt.

  17. at 1, 4, 6:

    Eine Nachfrage beim Verlag hätte diese Geschichte hier nicht schlechter gemacht, im Gegenteil. Die Frage „Was soll das bringen?“ ist m.E. unjournalistisch. Selbstverständlich sollte man der „Gegenseite“ die Möglichkeit einer Stellungnahme einräumen.

  18. @ Brösel (30): Die Stellungnahme wäre bloß eine Ausrede. Ein Haufen „ja, aber…“s und Relativierungen. Der Fall ist offensichtlich: SPON behauptet, kein native advertising zu machen, macht es aber in Wirklichkeit doch. Die Behauptung selbst war schon verlogen, ein nachträglicher Rechtfertigungsversuch wäre es nur noch mehr.

  19. Flügelschlag:

    Dann sollte man ihnen die Chance einräumen, ihre Verlogenheit noch mehr zu demonstrieren. Im Ernst: eine Bitte um Stellungnahme erübrigt sich doch nicht dadurch, dass man glaubt zu wissen, was dann gesagt würde. In diesem Fall, zugegeben, ist es kein Beinbruch. Es ist eine Stilfrage.

  20. Wozu wegen jedem Käse nachfragen… die Meinung von SPON interessiert doch für die o. a. Feststellungen gar nicht.

  21. Man konnte den „Artikel“ übrigens auch erreichen, wenn man mit der Maus oben auf Panorama ging und dann im dropdown auf den passenden Link klickte. Mittlerweile geht das nicht mehr, da der Link wohl komplett von der Seite genommen wurde. So was aber auch.

  22. Nachfragen hätte vielleicht doch Sinn gemacht, denn SPON hat auf Herrn Niggemeiers Artikel reagiert.
    Siehe „Meedia“.

  23. @ Brösel, „Dann sollte man ihnen die Chance einräumen, ihre Verlogenheit noch mehr zu demonstrieren.“:
    Weil es diese Angelegenheit noch besser klären würde, oder doch eher weil es einfach unterhaltsam wäre? Ich habe auch manchmal Langeweile im Büro und freue mich über so eine Soap, aber mehr wäre es dann auch nicht. Zugeben müssen sie nun nichts mehr, aber eine Entschuldigung (bei SPON, nicht bei Niggemeier) und Korrektur wäre angebracht.

  24. Die Stellungnahme stelle ich mir wie folgt vor:
    1. Auf die Anfrage erstmal längere Bedenkzeit erbeten, wegen der Feiertage und so, wissensschon.
    2. Schnell die Homepage minimal anpassen und den Werbepartner informieren.
    3. Vorbereitete Stellungnahme abschicken, natürlich achte man streng auf Trennung von Anzeigen und Artikeln, bedauerlicher Einzelfall, bereits Maßnahmen ergriffen, Nachschulung in gang usw.
    4. Hoffen das der Blogartikel damit zu langweilig gerät und ausbleibt, weil man mit Screenshots, Google Cache und Co. hantieren müsste.

    5. Sobald der Sturm weitergezogen ist, Änderungen rückgängig machen und sich darauf verlassen, dass künftige Kritik als „olle Kamellen“ gelten.

  25. Herr Niggemeier,

    Ihnen ist da versehentlich ein R in das dritte Wort ihres Textes geraten.

  26. Gilt das Thema selbst nicht längst als olle Kamelle? Das hat uns die Uni schon vor über zehn Jahren als the next big thing beigebracht (und Unis sind bei Medientrends ja eher Pathologen) und ich durfte das im letzten Jahrzehnt in der Redaktion in die Realität umsetzen. Neu ist das alles also nicht, sondern Gang und Gäbe. Nur der Begriff „native advertising“ hat das alte „Advertorial“ weitgehend ersetzt.
    Redaktionen haben ja mittlerweile die Aufgabe, nur noch Presse- und Agenturmeldungen und native adverts einzupflegen und dadurch stark an Glaubwürdigkeit verloren. Vielleicht sollte man den umgekehrten Weg gehen und „wirkliche“ Artikel mit „sauber recherchiert“ kennzeichnen. Das spart sicher einiges an Bildschirmtinte.

  27. Bei den Spiegel-Online-Advertorial-Bedingungen steht übrigens ausdrücklich:

    „Für Advertorials besteht eine Kennzeichnungspflicht als ANZEIGE.“

    Das kann man aber offenbar auch noch wegkaufen.

  28. Einfach mal nach dem „Autojournalisten“ Tom Grünweg googlen, der unter dem Namen bei SPON unterwegs ist. Auch das ist gekaufte PR-Artikel, die dann auch in anderen Medien die Runde machen.

  29. Mal nicht s für ungut, wird hier der SPON noch afls seriös betrachtet? Beim Stammblatt des SPON, der BILD, wird ja aucn nicht so genau hingeschat.

  30. #1 und andere

    Niggemeier wollte ja nicht wissen warum, sondern nur zeigen dass (wer Porzellan sammelt, den eigenen Elefanten, oder so).

    Außerdem: Wenn die Spiegel-Leute nicht einmal in der eigenen Anzeigenabteilung nachfragen…

  31. @Thomas: Meine konkrete „Aufregung“ rührt daher, dass der „Spiegel“ öffentlich sagt, er mache sowas nicht, es aber doch macht.

    Eigentlich nicht soo schwer zu verstehen, hätte ich gedacht.

  32. Neu ist das leider wirklich nicht. Wir wurden schon in den späten 80ern angequatscht, von unserem Electronica-Messeauftritt einen Artikel im Spiegel kaufen zu können. Unser Chef war so erbost, daß er als erstes das Spiegel-Abo gekündigt hat. Natürlich war das so eine Telefon-Drücker-Kolonne, wie oben beschrieben, und die haben eben Textanzeigen verkauft, die wie redaktion aussehen sollten. Aber das wußten wir damals nicht.

    Focus macht das auch, diese Subdomains (wobei http://eurojackpot.spiegel.de/ nun tot ist) für Advertorials. Da rufen auch immer wieder Callcenter-Leute an, selbst nach der Bitte, die Screenshots und PDFs von der Seite zu nehmen, rufen die mich immer noch an, um mir den Mist zum 3. und 4. Mal verkaufen zu wollen…

    http://schreibenfuergeld.wordpress.com/2013/05/21/ad-2-0-advertorial-seo-mogeleien-im-focus/

  33. „Ein Service von WestLotto“…

    Als Verbraucher verstehe ich unter „Service“ eine Hilfeleistung eines Unternehmens und keine Werbung. Ich bin mir doch sehr sicher, dass so eine „Kennzeichnung“ nicht erlaubt ist.

    Von dieser Aufblendung, die erscheint, wenn man über den Link fährt, braucht man doch gar nicht erst reden.

  34. So, jetzt scheint das Thema ja im Großen und Ganzen ausdiskutiert zu sein, SPON hat sich (woanders) entschuldigt, und weiter passieren wird’s sowieso.
    Mich würde jedoch mal die geschätzte Meinung der hier Diskutierenden zu etwas anderem interessieren. Findet sich an gleicher Stelle (auf spiegel.de, unten im Kasten „Mehr Serviceangebote …“) Unter anderem findet sich dort der Link „Bücher bestellen“. Und wenn ich mir dir verlinkte URL näher anschaue ist das ganz offensichtlich ein Affiliate-Link von Amazon, d.h. SPON verdient mit, wenn ich den Link nutze und dann in den nächsten x Tagen etwas bei Amazon bestelle.
    Findet ihr das in der Form okay? Ich persönlich glaube, dass intelligent ausgewählte Affiliate-Links für viele Blogger eine sinnvollere Einnahmequelle sind als Banner oder Native Advertising“. Doch das geht meiner Meinung nach nur, wenn man offen damit umgeht und entweder pro Link oder ganz allgemein darauf hinweist.
    So jedoch, wie es hier geschieht, ärgert mich das mindestens genau so sehr wie die WestLotto-Nummer (die ich persönlich auch ohne das entsprechende Wörtchen sofort als Anzeige erkannt habe).
    Wie seht ihr das?

  35. @Flügelschlag, „Sie unterschlagen, dass es außer Pest und Cholera noch ein paar andere, vielleicht weniger lästige Krankheiten gibt.“ Da bin ich jetzt aber mal gespannt.

  36. Könnte man nicht immer noch die SPIEGEL-Redaktion mit der Scheinheiligkeit ihrer eigenen Aussage konfrontieren? Um eine Stellungnahme bitten?
    Eine Stellungnahme – oder die Aussage, dass keine abgegeben wird – wäre sicher doch ganz interessant. Auch wenn sie noch so inhaltsarm wäre…

    Grüße, Dude

  37. @ Frank Reichelt, #24:

    In der Tat ist ein Quicktipp (oder HTML-Link-Title) wohl kaum genügend. Das wäre ja etwa so, als würde im Inhaltsverzeichnis des Magazins klein hinter dem Beitragstitel in hellstgrau auf weiß „(Anzeige)“ stehen, auf den tatsächlichen Seiten des Beitrags aber nicht.
    Wie auch immer der Nutzer auf diejenige Werbeseite gelangt, etwa durch einen externen Link oder durch manuelle Eingabe in die Adresszeile, ist nicht sicher zu sagen. Sollte ein Surfer einem externen Link folgen, so findet er sich auf der Werbeseite wieder, ganz ohne Hinweis auf den Werbungsstatus. Ein kritischer Leser mag sich dann noch in der Adresszeile vergewissern, ob es sich wirklich um eine genuine SpOn-Adresse handelt – tut es. Auf irgendeiner Drittseite, die – zufällig oder nicht – auf eine Werbeseite verweist, den Hinweis „Anzeige“ unterzubringen, und zwar nicht einmal ohne weiteres lesbar, kann selbst den grundlegendsten journalistischen Prinzipien nicht genügen.

    Dass der Spiegel seine Leser sowie Medienkollegen dreist und wohl auch gezielt belügt, wird durch den Advertorials-Link von Spiegel QC evident. Somit stellt sich die Frage, was bei SpOn überhaupt noch unabhängiger redaktioneller Content ist.

  38. Ich weiß nicht im Detail, wie das in .de gehandhabt wird, aber in .at verkaufen die großen Newsportale schon lange Bannerwerbung im Kombipack mit redaktioneller Coverage. Inklusive follow-Backlink. Die Banner sind sozusagen die Kröte, die der Kunde mitschlucken muss, damit er in den jeweiligen „Newsfeed“ reinkommt. Die Diskussion hier geht an der Realität imho völlig vorbei, wenn alle mit dem Finger auf den bösen XY zeigen.

    Allerdings zeugt die Kombination aus „Advertorials“ und Anpranger-Reportages schon von besonderer Chuzpe.

  39. Doch, diese Praxis gibt es schon länger. Leider.

    Ich gehe davon aus (egal wie sympathisch der Herr Niggemeyer auf Fotos wirkt), dass auch diese Veröffentlichung hier nicht ganz uneigennützig ist. Warum? Zu lange für die Medien gearbeitet. Auch oben. Nix offense ;-) (andererseits, wäre schön, wenn ich mich irre, doch das steht auf einem anderen Blatt)

    @ thure „Das man vorher monatelang Leben mit Falschmeldungen zerstört, wissentlich Gerüchte und Lügen verbreitet hat oder Mitschuld an z.B. Hetze gegen Ausländer hat interessiert sie dabei kein Stück. Hauptsache die Clickzahlen/Absatzzahlen stimmen und man kann sich selbst für die „tolle“ Arbeit auf die Schulter klopfen.“

    Native Marketing, was fällt mir dazu ein –

    vor allem crossmediales Marketing, das de facto CROSSMEDIALES MOBBING ist. Von Einzelpersonen. Ähnlich den Stasi Zersetzungsmethoden.

    Klingt das jetzt hart? Nun, aus meiner höchstpersönlichen Erfahrungen ist die deutsche Medienlandschaft (aber auch Unternehmenslandschaft) dahingehend stinkend und schmutzig. Vielleicht auch deshalb habe ich das, was Snowden zu berichten weiß schon wenigstens 4 Jahre vorher wahrgenommen. Bewegungsprofile mit 1:1 Marketing samt Mobbing auf Personen gerichtet. Außer Kraft mobben u.s.w.

    Die beliebten „Werbeplätze“ für solche Methoden (oder sollte ich sagen Menschenrechtsverletzer?) befinden sich:

    – bei der Tagesschau online u.a. in den wöchentlichen Spaßkommentaren
    – beim ÖR Rundfunk (zumindest in Berlin) in den Abend-Märchen, aber auch Beiträgen, Nachrichtenmeldungen
    – bei Spiegel habe ich gezielt solche Beiträge erlebt (nachdem ich sexuelle Belästigung und Übergriffigkeiten und potenzielle Sektennähe eines Mitarbeiters eines DAX Konzerns bei dessen Personalleitung anprangerte)
    – bei Zeit werden Querschüsse in der Tierkolumne untergebracht
    – der Youtube 2013 dmexco Beitrag zu crossmedialer Werbung vermittelt es zwischen den Zeilen (beim Radio erreicht man auch die Leute, die woanders abschalten), Bewegungsprofile
    – Buchschreiber, die über Hypnose und Vergewaltigung schreiben, dabei de facto aktiv innerhalb des Buches hypnotisieren, somit aktiv aggressiv in den Nahbereich eines geschädigten Menschen eingreifen und diese Schädigung womöglich noch vertiefen (mit wem diese zusammenarbeiten und zu welchem Zweck in dieser kranken Welt frage ich mich dann sehr) – und ja, technisch geht solche Hypnose und HALLO – sehen wir das vermeintlich harmlose Advertorial, v.a. bei längeren Texten wie Büchern noch als harmloses Mittel oder riesengroße Demagogietür??????????

    Ach und es gibt noch so viele andere Beispiele.

    Daher, Herr Niggemeyer, auf welcher Seite Sie stehen, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich im Grunde keinem Medium heute mehr trauen kann. Deutschland und noch vieles mehr stinkt leider.

  40. P.S.: warum Ihnen nicht? Nix persönliches, kenne Sie nicht, wie gesagt auf Fotos wirken Sie sympathisch, aber ich habe es eben auch schon in vermeintlich seriösen Blogs vorgefunden, angeprangert und null Rückmeldung erhalten. ‚Scha!

  41. P.P.S.: „Snowden“ weil nicht nur Bewegungsprofile dem zugrunde gelegen haben müssen, sondern Auswertung höchstpersönlicher, nichtöffentlicher Inhalte von allem möglichen Internetkram (und nein, ich bin nicht auf Facebook…). Der Gestank ist also größer als man es als Normalleser wahrhaben möchte.

  42. rtl hat heute auch festgestellt das die Beckmann Bewertungen wohn nicht so ganz so sehr seriös sein könnten womöglich… naja wie gesagt in dem fall könnten es tatsächlich auch wohlmeinend schleimende kollegen gewesen sein…

  43. Der BGH hat im Februar ein Anzeigenblatt verurteilt, das Werbung unter dem Titel „Sponsored by“ veröffentlicht hat. Das Reiche zur Kennzeichung nicht aus.
    Die Urteilsbegründung liegt noch nicht vor.
    In der Debatte wird das völlig ignoriert, ist aber für die Verlage ein hartes Argument gegenüber den Werbekunden
    http://www.haufe.de/recht/weitere-rechtsgebiete/wirtschaftsrecht/bezahlte-pressebeitraege-sind-als-anzeige-zu-kennzeichnen_210_221718.html

  44. Der Spiegel setzt schon seit längerer Zeit und in Massen auf nicht/nicht klar gekennzeichnete Affiliate-Links, etwa von Amazon. Konfrontiert man Redakteure und Redaktion damit, so erntet man nur Schweigen. Ich habe daraufhin für mich entschieden, den Presserat über diese Sache entscheiden zu lassen. Ich bin gespannt, ob eine Reaktion erfolgt.

    Normalerweise bin ich kein Freund des „Anschwärzens“. Aber der Spiegel – selbst immer als Gralshüter der öffentlichen Moral unterwegs – missbraucht hier seine Marktmacht eindeutig. Und er lässt Kritik daran ins Leere laufen. Schleichwerbung (zu Recht) zu ächten, diese aber gleichzeitig selbst zu betreiben, das passt nicht zusammen.

  45. Nachtrag: Das Spezial „Bauen und Sanieren“, gesponsert von einem großen Heizungsbau-Zulieferer – macht es nicht besser (http://www.spiegel.de/thema/bauen_und_sanieren/). Und es ist nach wie vor online.

    Schon auf der Hauptseite erkennt man den Sponsored-Werbeblock nicht, weil an dieser Stelle meistes (irgendwelche) Werbung eingeblendet wird. Innerhalb der einzelnen Beiträge wird dies noch undurchsichtiger. Wäre ich per Zufall auf einen solchen einzelnen Beitrag gestoßen, hätte ich dies wohl kaum wahrgenommen. Und ich suche in letzter Zeit gezielt nach Native-Advertising-„Sünden“. Welcher normalsterbliche Leser macht das schon..

  46. @Michael Firnkes: Es kommt sogar noch besser:
    In der Mobilansicht gibt es erst gar keinen „sponsored“-Hinweis: http://m.spiegel.de/thema/bauen_und_sanieren/index.html
    Ich habe noch nicht einmal generell etwas gegen Native Advertising. Aber es muss erstens echten Mehrwert für die Leser bieten und zweitens deutlich gekennzeichnet sein. Wenn dann aber ausgerechnet ein Format wie SPON diese Standards unterläuft, ist das mehr als bedenklich. Und mir kann keiner erzählen, dass der fehlende Sponsor-Hinweis in der Mobilversion einfach vergessen wurde…

  47. @OlafA: Danke für den Hinweis, das hatte ich bislang nicht gesehen.. So etwas KANN bei der responsive Programmierung verloren gehen. Darf einem Schwergewicht wie SPON m.E. aber nicht passieren. Auch dazu müsste eigentlich der Presserat befragt werden. Eine andere Institution fällt mir nicht ein. Würde man jedoch alle kritischen Native Advertising Formate dort begutachten lassen, könnte das Gremium wohl dichtmachen.

  48. Ehrlich gesagt finde ich auch Werbung, die redaktionell aufgemacht ist und lediglich das kleine Wörtchen „Anzeige“ oben rechts stehen hat, eine ziemliche Unverschämtheit. Das ist allerdings gang und gäbe geworden. Vorspiegelung falscher Tatsachen ist beliebt und wahrscheinlich auch erfolgreich…

  49. Hallo Stefan,

    das ist ja nur die Spitze des Eisbergs. Beispiel gefällig, wie WestLotto ihre Werbung verteilt?

    Schau mal hier: http://bit.ly/1m5M9S6

    Der Artikel von RP-Online wird noch einigermaßen als Anzeige gekennzeichnet (was haben die eigentlich in Google News zu suchen?), bei der WAZ ist gar keine Kennzeichnung vorgenommen worden und dabei handelt es sich – siehe letzter Absatz – um offensichtliche Werbung.

    SPON hin oder her, das Internet ist kaputt.

  50. […] Wenn ein “Sponsored Post” keinen Unterhaltungs- oder Nutzwert bietet oder zum Produktkauf auffordert, tritt die gegenteilige der erwünschten Wirkung ein: der Leser klickt genervt weiter und die werbetreibende Marke bleibt bestenfalls in negativer Erinnerung. Dasselbe gilt wenn die eingebettete Werbung nicht klar gekennzeichnet ist und der Onliner erst nach einigen Absätzen merkt, mitten im Werbeblock gelandet zu sein: früher nannte man das Schleichwerbung, heute immer noch so unbeliebt wie zu Print-Zeiten. Nachzulesen im Medienblog von Stefan Niggemeier. […]

  51. Aus dem „Journalisten“ mit seiner Kolumne wurde übrigens mittlerweile ein Blogger. Das ist traurig für die Blogosphäre. Es zeigt, dass man sich uns eher als leicht käufliche Werbeträger vorstellen kann.

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