Die Zielkonflikte des ZDF

[Das hier lag noch von den Feiertagen ungebloggt rum.]

Matthias Fornoff ist seit Anfang des Jahres Leiter der „heute“-Nachrichten im ZDF. Vor gut zwei Wochen gab er dem Mediendienst DWDL ein Interview, in dem er viel Nichts sagte, sich aber auch in bemerkenswerter Weise über die Programmierung seines Senders beklagte:

Jüngere Zuschauer sehen die „heute“-Sendung inzwischen kaum noch, beim Gesamtpublikum liegt „RTL aktuell“ inzwischen sehr deutlich vorn. Schmerzt es Sie eigentlich, dass die Nachrichten oft sogar weniger Zuschauer erreichen als die ohne Frage sehr starken „SOKO“-Serien im Vorprogramm?

Fornoff: Man muss ganz klar sagen, dass die „heute“-Sendung nicht unmittelbar auf die „SOKO“-Serien folgt, weil es dazwischen einen großen Werbeblock gibt. Insofern ist die „SOKO“ nur bedingt ein starker Vorlauf für uns.

Das heißt, es braucht in diesem Punkt Veränderungen?

Fornoff: Das ist nicht meines Amtes. Die „SOKO“ ist ein starkes Programm und wir würden uns wünschen, mehr davon profitieren zu können. Momentan liegen zwischen den Formaten fünf bis zwölf Minuten Werbung. Das ist einfach viel Zeit, weil dazwischen zu viel verloren geht. Ich kann das natürlich immer wieder ansprechen, aber es gibt in unserem Haus auch Zielkonflikte, die ich nicht entscheiden kann. Klar, dass wir uns das anders wünschen würden.

Tatsächlich verhindern die langen Werbeblöcke in erheblichem Maße einen Zuschauerfluss von den Krimiserien zu den Nachrichten. Während das ZDF sonst — wie die meisten Sender auch — sogar die Abspänne der Programme kürzt oder in einen Bildschirmteil quetscht, um den Zuschauern möglichst keine Sekunde zum Umschalten zu geben, ist der Umschaltimpuls hier massiv:

Der Erfolg von „heute“ hängt also davon ab, dass genug Leute gezielt einschalten oder rechtzeitig nach der Werbepause zurückzappen. Die Sendung kann kaum Schwung aus dem populären Vorprogramm mitnehmen.

Fornoff nennt das einen „Zielkonflikt“: Einerseits will das ZDF möglichst viele Zuschauer für „heute“; andererseits will es möglichst viel Geld mit Werbung verdienen.

Ahem.

Das ist ausnahmsweise genau die richtige Gelegenheit, die Totschlagfrage „Wofür zahlen wir eigentlich Gebühren“ zu stellen. Und zu beantworten: Dafür, dass das ZDF an dieser Stelle keine Kompromisse eingehen muss, hier im Gegensatz zu den Privatsendern keinen „Zielkonflikt“ hat und alles dafür tun kann, dass möglichst viele Menschen die Nachrichten sehen (von denen wir jetzt der Einfachheit halber mal annehmen, dass sie die Zuschauer klüger machen).

69 Replies to “Die Zielkonflikte des ZDF”

  1. Der Zielkonflikt besteht meiner Einschätzung nach eher, ob die massiven Werbeeinnahmen nicht eigentlich die Gebührenzahler entlasten sollten.

    Im Radio empfinde ich das noch als viel massiver: Da spielen die öffentlich-rechtlichen Jugendwellen (gefühlt) genau so viel Werbung wie die privaten, haben aber noch die GEZ im Rücken. Zu einer verbesserten Qualität oder geringeren Gebühren scheint das aber nicht zu führen. Zielkonflikt?

  2. Du weißt doch bestimmt aus dem Kopf, wie viel Prozent des Etats aus Werbeeinnahmen dieser Werbeblöcke gedeckt wird!?

  3. Blöde Frage: Warum muss „heute“ von SOKO profitieren? Ist es der öffentlich-rechtliche Auftrag, Leute zu erreichen, die aus versehen Nachrichten gucken?

    Das mag man heute noch so sehen, aber die Linearität, die Kanalorientierung des Fernsehens nimmt rapide ab. Obwohl ich keinen Fernseher mit mediatheken-Zugang, HBBTV und Internetdiensten besitze, guck ich kaum noch eine Sendung live.

  4. Das ist ausnahmsweise genau die richtige Gelegenheit, die Totschlagfrage “Wofür zahlen wir eigentlich Gebühren” zu stellen. Und zu beantworten:

    Ich weiß, es nervt, aber manchmal will ich nerven.

    Dafür, dass das ZDF an dieser Stelle keine Kompromisse eingehen muss,

    Äh, nee. Sie vielleicht. Ich zahle, weil ich unter Gewaltandrohung dazu gezwungen werde.

  5. @SvenR: Laut ARD und ZDF:

    Von den Gesamteinnahmen von ARD und ZDF machen Werbung und Sponsoring gut 6 Prozent bzw. 5,5 Prozent aus. Dieser geringe Anteil entlastet den Geldbeutel der Gebührenzahler deutlich. Müssten ARD und ZDF auf Werbeeinnahmen verzichten, müsste der finanzielle Verlust durch höhere Rundfunkgebühren ausgeglichen werden: nach Berechnungen der unabhängigen KEF lägen sie dann monatlich um etwa 1,42 Euro höher.

    @Torsten:

    Das mag man heute noch so sehen, aber die Linearität, die Kanalorientierung des Fernsehens nimmt rapide ab.

    Hast Du dafür einen Beleg — außer der empirischen Untersuchung mit der Stichprobe 1?

  6. Stefan: Nah, die Stichprobe ist schon ein klein wenig größer – aber darunter sind überdurchschnittlich viele, die inzwischen ganz auf lineares TV verzichten. Und ja: Ich weiß, dass nur eine kleine Minderheit die Internetfunktion ihres Fernsehers benutzen. Was bei den heutigen Interfaces und hanebüchenen Einschränkungen kein Wunder ist.

    Aber es gibt diverse Hinweise darauf, dass dies Linearität tatsächlich abnimmt. Die ganzen Mediatheken werden nicht nur aus Spaß an der Freude betrieben. Die DVD-Abteilung mit TV-Serien im Saturn ist astronomisch gewachsen, zudem ist der Release in Deutschland mittlerweile ein Jahr nach der US-Ausstrahlung, nicht drei Jahre nach der deutschen Ausstrahlung. Die Werbepausen im Privatprogramm setzen immer aggressiver auf die ersten drei Sekunden. Und wenn Pro7 neun Folgen „Two and a half men“ hintereinander zeigt, rechnen sie nicht damit, dass die Zielgruppe die ganze Zeit durchguckt.

  7. Würden nicht auch mehr Zuschauer eine Werbepause sehen, die, sagen wir msl, 5 min vor dem Ende von Soko ausgestrahlt würde, so dass zwischen Soko und heute keine Werbepause geschaltet würde?

  8. Ich finde die Abweichungen in den Zahlen jetzt nicht so dramatisch, aber ich bin auch nicht beim ZDF und sehe sowieso eher die Tagesschau. Oder geht es wesentlich auch um die Jugend derjenigen, die ‚SOKO‘ gucken und das Alter derer, die dann ‚heute‘ sehen?

    Und an S.N.: darf ich den Satz mit der empirischen Untersuchung ohne Quellenangabe nutzen?

  9. @ Torsten

    Ich gehe dennoch davon aus, dass auch das klassische Fernsehprogramm weiterhin gesehen wird. Da ich fernsehlos im Ausland lebe und deutsches Fernsehen allenfalls über die Mediatheken verfolgen kann, merke ich, wie mir das manchmal fehlt: einfach Phoenix einschalten und sich mit irgendeiner Dokumentation berieseln lassen. Dabei kann ich nämlich schön passiv sein, bei den Mediatheken muss ich immer erst nachdenken, was ich jetzt sehen will (vor allem, wenn ich meine Standardsendungen schon „abgearbeitet“ habe).

    Aber ich gebe zu, auch bei meiner wissenschaftliche Studie gilt: n = 1.

  10. @Alberto Green: Ja. Ein bisschen plakativ, aber am Ende richtig, und ich wollte es ja auch plakativ, weil die Sache sonst in der öffentlichen Diskussion so verharmlost wird.

  11. Wow, für 20 Euro im Jahr mehr könnte ich werbe- und sponsoringfreies ÖR Radio und Fernsehen bekommen? Warum gibt es noch keine Grassrootskampagne „Eine Zwanni för de Öffis“?

  12. DaW: Ich gehe auch nicht davon aus, dass lineares Fernsehen auf absehbare Zeit verschwinden wird. Es kommt aber auch auf die Sparte an. Für Shows gilt etwas anderes als für Serien oder die 15. Wiederholung von Spiderman.

  13. Dann kann sich das ZDF ja jetzt der Initiative der Privaten anschließen, mehr Unterbrecherwerbungen, auch bei Nachrichten, zuzulassen. Dann braucht man keine Scharnierwerbung mehr.

  14. Wie schafft es bloß die BBC mit weniger Gebühren und ohne Werbung ein viel besseres Programm zu machen?

    Das Problem des Ersten und Zweiten ist die Programmplanung allgemein. Kennt jemand ein gutes Musik-Format zur Prime Time? Oder eine ernsthafte Sendung zu Themen wie Kino, Neue Medien oder Computerspiele? Mir fällt da jedenfalls nichts ein. Stattdessen gibt es unzählige erbärmliche Kochsendungen und Quiz-Shows, die mehr oder weniger von den Privaten kopiert wurden. Und die Spartenprogramme ZDFneo, ZDFkultur und ZDFinfo sind doch nur Alibi-Sender, die kaum jemand empfängt.

    Ehrlich gesagt wundert es mich, dass es noch keine Klagen gegen die Abendschleife mit Bernd, dem depressiven Kastenbrot gibt. Gehört das zum Bildungsauftrag?

  15. @19: Die GEZ wird, wenn ich nicht zahle, ihre Forderung zwangsvollstrecken. Oder täusche ich mich da, und die sagen nur: Oh, ach so, wenn Sie nicht wollen….
    (Mir persönlich wurden auch schon – so albern das sein mag – aufgebrochene Türen usw. von der GEZ angekündigt, falls dir die Zwangsvollstreckung im Allgemeinen noch nicht als Gewaltandrohung reicht.)

  16. Die Pause (Werbung) zwischen den Soko´s und den heute Nachrichten wurde letzten Woche schon reduziert.

    Manchmal sind es jetzt nur noch 2 Minuten.

    Hat sich die Kritik von Fornoff also schon gelohnt.

  17. @20: Ja, wie das halt so ist mit Schulden, solange die Forderung rechtlich abgesichert ist, kommt halt irgendwann der Vollstrecker. Dass als Gewaltandrohung zu verstehen, ist schon eher abenteuerlich…

    Und bei allem Respekt, die urbanen Legenden mit den aufgebrochenen Türen durch die GEZ geniesse ich mit Vorsicht…

    Zurück zum Thema: Natürlich ist „ihr kriegt Gebühren, also hat die Werbung im Zweifelsfall zurückzustehen“ ein valides Argument, aber so ganz schwarzweiss ist es vielleicht doch nicht.

  18. @22: Abenteuerlich ist das nun wirklich nicht. Ja, wenn ich irgendwo eine PlayStation bestelle, kann der Lieferant seine Forderung auch mit (staatlicher) Gewalt durchsetzen. Der Unterschied ist, dass ich dem vorher zugestimmt habe. Die GEZ hat ihre Forderung unabhängig von meinem Willen. Die PlayStation bezahle ich freiwillig, weil ich sie haben will. Die GEZ zahle ich wegen der Drohung, die dahinter steht.
    (Und natürlich bricht die GEZ keine Türen auf. Der Gerichtsvollzieher (oder vielmehr die, die er damit beauftragt) im Ernstfall aber schon, wenn man es so weit kommen lässt.)

  19. Die schlechten Quoten der heute-Sendung können natürlich in keinem Fall mit der seit Jahren betriebenen Boulevardisierung der Sendung im Zusammenhang stehen.

    Beim Umzug in die grüne Hölle hat man sich ja auch gleich noch den Titel im Vorspann gespart. Das sah so aus als ob die Sendung ganz unauffällig zwischen zwei Werbeblöcken (und vor der Wettersendung mit wesentlich mehr Informationsgehalt) versteckt werden sollte.

    Wie Fornoff überhaupt an seine momentane Stelle vordringen konnte bleibt woll auch ein ungelöstest Rätsel. Wenn man manche seiner Äußerungen an anderer Stelle sieht kommt man aus dem Kopfschüttel auch nicht mehr raus.

  20. Die „wofür zahle ich Gebühren“-Argumentation ist bei diesem konkreten Fall völlig daneben. Zumindest aus meinem Standpunkt heraus. Ich zahle Gebühren für ein hochwertiges Programm und das bekomme ich mit den heute-Nachrichten. Zumindest relativ gesehen. Es ist mir doch piepe, ob vor den heute-Nachrichten Werbung kommt. Beziehungsweise nach den SOKO-Folgen, falls mich die interessieren würden.

    Ein gut gemachter „Audience-Flow“ ist kein ! Merkmal qualitativ hochwertigen Fernsehens. Es ist ein Merkmal qualitativ hochwertigen Marketings! Dafür zahle ich aber ganz gewiss keine Gebühren.

    Man kann das noch weiter spinnen. Die Werbeeinnahmen reduzieren die Gebührenlast, ohne dass das Programm darunter leidet. Denn im Gegensatz zu den privaten Sendungen unterbricht die Werbung keine Sendung, sondern ist zwischen den Sendungen programmiert.

    Desweiteren finde ich es als langjähriger und täglicher Leser dieses Blogs sehr erstaunlich, dass hier plötzlich eine Programmentscheidung des öffentlich-rechtlichen ZDF kritisiert wird, weil sie die Quote senkt.

  21. @25: „Denn im Gegensatz zu den privaten Sendungen unterbricht die Werbung keine Sendung, sondern ist zwischen den Sendungen programmiert.“

    Scheinbar haben Sie wirklich schon länger keine SOKO oder eine Serie nach der 19-Uhr-heute gesehen. Die werden allerdings von Werbung unterbrochen. Man macht sich nicht mal mehr die Mühe Tafeln mit „Ende 1. Teil“ irgendwie dran zu friemeln, wie man das vor Jahren noch gemacht hat.

    Zwischen den Feiertagen wurden sogar Spielfilme im Nachmittagsprogramm des ZDF für Werbung unterbrochen.

    Da frag ich dann auch ausnahmsweise mal: „Und dafür soll ich Geführen zahlen?“

  22. @26 OK, seit ich berufstätig bin schaue ich tatsächlich erst gegen Abend in den Fernseher. Wenn Sendungen durch Werbung unterbrochen werden, ist das mit dem Gebührengedanken natürlich unvereinbar.

    Aber das ist jetzt ein anderes Fass, darum ging es im Artikel ja eigentlich nicht.

  23. Was mich im Zusammenhang mit dem Interview bei DWDL viel mehr aufregt (und bei DWDL konnte ich mich in den Kommentaren dort nicht aufregen, weil ich nicht bei Facebook bin, weshalb ich mich nun hier aufrege, weil es doch irgendwie zum Thema passt), ist folgendes:

    Ein Streitpunkt der vergangenen Wochen war der Ausstieg des ZDF aus der Nachrichten-Kooperation mit der ARD am Vormittag. Das ZDF hat dabei immer betont, dass es für den Gebührenzahler nicht teurer werden wird. Die ARD will nun aber eigene Nachrichten produzieren. Also wird’s nun doch teurer?

    Oberstes Ziel war es für uns, auch am Vormittag reaktionsfähig zu sein. Daran werden wir von Ihnen und allen anderen Zuschauern gemessen. Es kann nicht sein, dass wir als ZDF zu bestimmten Uhrzeiten in bestimmten Sendewochen vom Zufall abhängen, ob wir Breaking News machen. Auf der anderen Seite wollten wir „heute.de“ und die Vernetzung zwischen Internet und Fernsehen stärken – wir können den Vormittag nicht jede zweite Woche ausblenden, nur weil wir keine Schichten haben. Weil wir das nicht mit mehr Geld und Personal tun können, werden wir die Sendungen um 12, 16 und 17 Uhr kürzen und in der Magazin-Sendung um 14 Uhr nur noch Kurznachrichten machen.

    Oder an anderer Stelle ebenfalls von DWDL berichtet:

    Im Klartext bedeutet das ab Januar eine Kürzung der „heute“-Nachrichten um 12:00 Uhr und 17:00 Uhr auf jeweils zehn Minuten Länge.

    Auch die Sendung „heute – in Europa“ wird um fünf Minuten gekürzt und dauert künftig nur noch zehn Minuten. Im Gegenzug erhalten die boulevardlastigeren Magazine „Drehscheibe Deutschland“ und „Hallo Deutschland“ mit Beginn des neuen Jahres mehr Sendezeit.

    Ergo: Das ZDF kürzt ohne Not zu Terminen, zu denen viele Leute Nachrichten sehen (könnten), die Sendezeit zugunsten des Boulevards mit der Begründung, man wolle Kapazitäten am Vormittag vorhalten, um im Ernstfall im Konzert der „Wir-haben-zwar-nichts-Verlässliches-zu-berichten-sind-aber-trotzdem-die-ersten-on-air“- aka „Breaking News“-Medien mitzuhecheln. Erfüllt man damit den öffentlich-rechtlichen Informationsauftrag besser als mit einer vernünftigen Arbeitsteilung mit der ARD am Vormittag?

  24. @23: Ja, ich hab auch nicht nach der GEZ geschriien, aber nach der Einkommenssteuer ebensowenig… und Steuerhinterziehung findet Vater Staat auch nicht so lustig… also: Whats the difference?

  25. So ganz überzeugt mich die Grafik da oben nicht. heute verliert also maximal 0,4 Mio Zuschauer, das sind ca. 10%. Mag sein, dass das am Audience Flow liegt, mag aber auch sein, dass sich halt weniger Leute für Nachrichten als für Krimis interessieren. Die gehen halt pullern und kommen wieder. Bei den GEZ-Boxen muss man vermerken wenn man das Zimmer verlässt; gut, ob viele ZDF-Zuschauer beim Urinieren noch aufstehen, weiß ich nicht. Was auf jeden Fall falsch ist, ist die Argumentation, die Werbung schone den Geldbeutel der GEZ-Zahler (wie den Urinbeutel). Um so etwas sollte es bei den ÖR wirklich nicht gehen.

  26. @29: Ich finde es generell nicht toll, wenn ich unter Drohungen gezwungen werde, etwas zu tun. Wir könnten hier auch gerne über Sinn und Unsinn der Einkommensteuer diskutieren, aber das passt hier wohl nicht so gut.
    Es hilft jedenfalls schon, wenn ich die Notwendigkeit der ganzen Sache einsehe und sogar mehr oder weniger verstehe, warum es auch von denen gezahlt werden sollte, die damit nicht einverstanden sind.
    Bei der Einkommensteuer ist das (dem Grunde nach) der Fall, bei der Rundunkgebühr überhaupt nicht. Mit der finanziere ich nur genau eine Sache, die ich von vorne bis hinten ablehne.

  27. @Twipsy: Es geht nicht darum, wie viel oder wenig „heute“ im unmittelbaren Vergleich zu „Soko“ verliert. Es geht darum, dass es eigentlich gar keinen unmittelbaren Vergleich gibt. Die „heute“-Sendung muss sich erst aus dem Tal der Werbung wieder auf ein Niveau hocharbeiten, das wenigstens annähernd auf dem der „Soko“ liegt.

  28. Das stimmt, wir bräuchten den Vergleich, wie heute ohne Werbung vorweg laufen würde. Aber woher bekommen? Seit ich mich erinnern ann (und das ist schon lange) gibt es vor der heute-Sendung Werbung.

  29. @31: Tut mir leid, ich sehe weiterhin nicht, was diese Dramatisierung mit den Drohungen und Gewalt soll…

    Man kann über die Daseinsberechtigung der GEZ diskutieren, aber nicht unter diesem Vorwand/Totschlagargument…

  30. @32: Gibt es vor „Soko“ kein Tal der Werbung?

    „heute“ hat es als Format einfach schwierig, weil es die Nachrichten bringt ohne die Zeit zu haben, sie wirklich einzuordnen. Das ist in der Form auch im Internet zu bekommen; Formate wie das „heute-journal“ haben da einen etwas besseren Stand.

  31. Na ja, so gern ich die ‚tagesschauen‘ der ARD sehe, so furchtbar finde das neue ZDF ‚heute‘-Studio. Unabhängig vom doch vorhandenen Informationsgehalts, finde ich diese Inszenierung überflüssig.

    Man fühlt sich unvermittelt an ‚Switch‘ erinnert, wo der parodierte RTL-News-Klöppel vor der virtuellen News-Wall zu seinen Worten sinnlos mit dem Arm herumfuchtelt.

    Das ist einer der Gründe weswegen ich z.B. ‚heute‘ meide.

  32. Die „tagesschau“ hat dasselbe Problem: Anstatt einen guten Vorlauf mit verlässlichen Sendezeiten zu entwickeln, meinetwegen auch mit (Schmunzel)Krimis und Gottschalk, sendet man mehrere Minuten Werbung. Und die nur unterbrochen durch „Börse im Ersten“, dass fast keinen Informationsgehalt hat und mitunter eher einer Kindernachrichtensendung gleicht – und wahrscheinlich den Preis für die meisten Metaphern innerhalb einer Minute gewinnen würde und „Wetter im Ersten“, die einem letztendlich nicht mehr erzählt, als die Wetterprognose am Ende der „tagesschau“.

    Die ÖR haben einen Bildungsauftrag, den es zu erfüllen gilt. Nun ist klar, dass sich nur eher wenige Jugendliche freiwillig „heute“ anschaut, die gucken lieber „RTL-Aktuell“ – wenn überhaupt. Gerade deswegen ist „Soko“ hier eine kleine Chance fürs ZDF: „Soko“ hat bei den jüngeren Zuschauern – im Vergleich zum restlichen Programm des ZDF – überdurchschnittliche Quoten. Die könnten durch eine schnelle Überleitung zu den Nachrichten mitgenommen werden.

    Liebe Grüße
    Basti

  33. @demax:
    Mit welchem Mitteln werden denn GEZ-Gebühren ihrer geschätzen Meinung nach eingezogen, wenn nicht in letzter Konsequenz mittels staatlicher Gewalt? Ausschließlich durch hartnäckiges Senden von Eiapopeia-Bittbriefchen und den netten Worten eines Gesandten?
    Man hat das Gefühl, sie wollen nicht verstehen …

    P.S. Auch die Einkommenssteuer wird letztlich mit Gewalt eingezogen, wenn der Steuerschuldner sonst nicht zur Abgabe bereit ist.

  34. gibt es eigentlich ein gutes argument gegen einen eingeschrumpften ör rundfunk, der nur noch nachrichten, dokumentationen, politiksendungen, wissenschaftsformate und kunstmagazine produzieren darf?
    da liegt doch der erhoffte mehrwert, nicht bei serien und unterhaltung.

  35. Ich seh das wie Torsten, #3. Das ZDF hat den Auftrag Nahrichten zu zeigen, und nicht etwa eine weitere Krimiserie um Geld mit Werbung zu generieren. Auch ist zu hinterfragen, ob es überhaupt Werbung schalten sollte. Aber Das ZDF hat m.E. nicht die Aufgabe, die Leute quasi zu jeder Informationssendung persönlich zu tragen. Wenn die Leute wegen der Werbung lieber wegzappen, und keine Nachrichten schauen – dann ist das ihre freie Entcheidung.

    Genauso finde ich es persönlich nicht so schlimm wie manche anderen, wenn heutzutage ein Kultur oder Bildungsprogramm nicht auf ARD/ZDF sondern stattdessen auf arte, 3sat, Phoenix o.ä. läuft. Es wäre nur wichtig, dass dann trotzdem entsprechend dafür geworben wird, so dass jeder Zuschauer die möglichkeit hat es zu sehen. Aber der Zuschauer sollte heutzutage mündiger sein, als in der Zeit des 1,2 oder 3-Programme-Fernsehens.

  36. Bei der ganzen Diskussion sollte man aber nicht vergessen, dass RTL vor seinen „Nachrichten“ um 18:45 Uhr ebenfalls fünf bis sechs Minuten Werbung einschiebt.

    Allein am Tal der Werbung scheint’s also nicht zu liegen, dass das ZDF seinen audience flow (wohl im Gegensatz zu RTL) nicht halten kann.

    „heute“ unterscheidet sich schlicht sowohl inhaltlich als auch in der Darbietung sehr stark von „RTL aktuell“. Das kann man gut finden (wie ich) oder schlecht, aber man sollte die Gründe dafür nicht nur in der bösen Werbung suchen.

    Ich greife die Fragen von Torsten (# 3) noch einmal auf:

    Warum muss “heute” von SOKO profitieren? Ist es der öffentlich-rechtliche Auftrag, Leute zu erreichen, die aus versehen Nachrichten gucken?

  37. Ein Grund könnte darin liegen, dass „SOKO“ hauptsächlich von denen geschaut wird, die schon vorher ausgiebig Nachrichten konsumiert haben. Die machen sich während der Werbung dann ans Abendessen…

    Ich bin dezidiert gegen Werbung im ö-r-Fernsehen. Dass dann die Gebühren um 1,42 Euro steigen würden, halte ich für ein Gerücht, zumal man ja dann von unverändertem Programm ausgeht. Dabei gibt es enormes Sparpotential, was nicht nicht auf die Qualität der Sendungen auswirken muss. Es mag eine Korrelation zwischen „gutem Programm“ und „viel Geld“ geben. Aber es ist nicht kausal.

  38. Das ZDF zeigt populäre, aber weitgehend geistlose Kriminalfilmchen. Das ZDF zeigt eine hochwertige Nachrichtensendung.

    Warum im Himmels willen sollte das ZDF in der Pflicht sein, die Krimifilmchenfans an die Hand zu nehmen, damit sie auch ja bloß auch die Nachrichten schauen? Hieß es nicht eh immer „ERST die Arbeit, DANN das Vergnügen“? In diesem Sinne sollte das ZDF vielleicht mittels eines topmodernden Geräts die Freischaltung von SOKO Irgendwo an der richtigen Beantwortung von drei Fragen zum Tagesgeschehen abhängig machen?

    Mir is schon klar, dass der Deutsche ungern selbst denkt und schon gar nicht selbst entscheidet, aber diese Blogeintrag klingt so sehr nach dem Prinzio Volksempfänger, dass mir ganz anders wird.

    Reicht es denn nicht, wenn die Nachrichtensendung ausgestrahlt wird und wirklich interessierte sie schauen können? Muss denn den nicht interessierten die Nachrichtensendung quasi im Nachgang zur seichten Unterhaltung untergejubelt werden wie eine Kind die Schutzimpfung auf dem Zuckerstück?

  39. The survey, the results of which are being released Monday, just as the 2012 International Consumer Electronics Show gets underway in Las Vegas, finds that the number of consumers who watch broadcast or cable television in a typical week plunged to 48% in 2011 from 71% in 2009. The same survey, which canvased about 1,000 consumers in each of 10 countries – Brazil, China, France, Germany, India, Japan, Russia, South Africa, Sweden and the Untied States – also found that the number of consumers who intend to buy a TV set in the next 12 months fell to 32% in 2011 from 35% in 2010.

    http://www.forbes.com/sites/ericsavitz/2012/01/09/ces-survey-finds-traditional-tv-viewing-is-collapsing/

  40. @34: Wo sind da Dramatisierung und Totschlagargument? Das ist für mich nun mal der entscheidende Punkt. Wenn du das nicht diskutieren willst, ist das aber natürlich völlig okay.
    @Dexter: Danke! Ich komme mir immer so extremistisch vor, wenn ich hier was zur GEZ schreibe…

  41. Tja, ich finde die ARB baut die Brücke zwischen Vorabend und Tagesschau wesentlich besser. durch kurze Werbung, Wissen vor 8, Börse im ersten.
    Wie auch immer:
    Alles in allem wäre es doch an der Zeit, dass der gesamte Öffentlich-rechtliche Rundfunk sich von der Werbung in Gänze verabschiedet. Dann könnte auch dieses bescheuerte Abhacken von Sendungen an deren Ende ein selbiges haben. Die EinsFuffzich mehr zahl‘ ich dann auch noch gerne.

  42. Daß eine öffentlich-rechtliche Nachrichtensendung „Vorlauf“ benötigt, sagt allerdings schon einiges über ihre Qualität aus. Eine wirklich starke Sendung hätte kein starkes Vorprogramm nötig.

  43. @Torsten: Das hatte ich gesehen und halte die Zahlen für sehr unwahrscheinlich. Innerhalb von 2 Jahren soll ein Drittel der Zuschauer abrupt aufgehört haben, Fernsehen auf dem Fernseher zu gucken? Zumindest in Deutschland gibt es dafür keine Indizien, die ähnliches andeuten, im Gegenteil.

  44. Gregor Keuschnig hat wie so oft recht. Wenn Werbung und Sponsoring nur 6 % ausmachen, dann kann man sicherlich darauf verzichten. Und einfach (sic!) das Geld einsparen.

    Mir würde ein vollkommen werbefreies ÖR-Fernsehen sehr gut gefallen.

  45. pff, die „Delle“ finde ich jetzt gar nicht mal so schlimm. Kann doch genau so gut sein, dass das eben die Leute sind, die bewusst nach SOKO und Werbung keine Nachrichten schauen wollen, und deswegen wegschalten.
    Das sollte nun wirklich nicht das Problem der heute-Nachrichten sein. Die sollen gefälligst Nachrichten senden.
    Und die Zuschauer durch Qualität überzeugen, nicht durch Audience Flow…

    Ansonsten bin ich bei Herrn Keuschnig und SvenR. Wenn die Werbeeinnahmen „nur“ 6% des Budgets ausmachen, bin ich ebenfalls der Ansicht, dass man darauf dann auch verzichten kann, ohne Qualitätseinbußen hinnehmen zu müssen. Wäre doch gelacht, wenn sich in den Anstalten nicht ein entsprechendes Einsparpotential finde ließe.

    Mal abgesehen davon, dass ich darüber hinaus auch gerne bereit wäre, einen Euro mehr pro Quartal zu zahlen, wenn ich dafür keine Werbung im ÖR-Fernsehen mehr sehen müsste. DAS wäre mal ein sinnvoll investierter Euro.

  46. Wieso muss es den ein ZUSÄTZLICHER Euro sein für werbefreies öffentlich-rechtliches Fernsehen? Wofür sind denn die BISHERIGEN Euros?

  47. Falls sie’s nicht ohnehin schon tun, könnte man dem ZDF empfehlen, direkt nach Serienende (vor dem Werbeblock) einen knackigen Live-Teaser auf „heute“ zu setzen (am Besten mit einem Thema, das den typischen Serien-Fan interessieren könnte, also nix mit Politik). Doch, das meine ich wirklich im Ernst.

  48. naja zumindestens mittwoschs köntnen sie die Lottoziehung auch ebenso gut im Werbeblock zwischen den Serienteilen bringen.. oder halt nach den nachrichten falls die 20 Minuten früher wegen Sperrfrist oder ähnlichen nicht gehen sollten… Glüsckspielanpreisung scheint ja genauso beliebt zu sein wie die normale Werbung… *duck*

  49. Der schwindelerregend hohe Anteil der Arzneimittelwerbung in den Werbeblöcken des ZDF soll doch auch nur den Mißbrauch fördern.

  50. Das große Problem ist doch recht einfach formulierbar:

    1) TV wird heute sowohl linear als auch selektiv gesehen – die inhaltlichen Ansprüche ans TV werden eigentlich sowohl von „Linearschauern“ als auch „Selektivschauern“ gestellt.

    2) Die errechneten Quoten hängen so gut wie nur von den Linearschauern ab – zum einen technisch historisch bedingt (Geschichte der GFK-Quotenboxen) – zum anderen, weil man die unverwässerten Ergebnisse für den Werbemarkt für die klassische lineare Ausstrahlung braucht

    3) Die Einkünfte durch GEZ-Gebühren sind im wesentlichen fix (sofern nicht die Politik an den Rahmenbedingungen bastelt) – die Einkünfte durch Werbung jedoch sind optimierbar – zwar nicht über die Zeit (da gibt es ja ein Werbemaximum an Minuten) aber über die Quoten und die „Qualität/Selektivität“ des Zielpublikums (Galama/Buerlecithin/Klosterfrau Melissengeist zahlen besser, wenn der Markt „genauer“ erricht wird).

    4) was dazu führt, dass sich das Programm zur Primetime so gut wie NUR noch am Geschmack der Linearseher ausrichtet, was auf Dauer zu einem ZERRBILD der Republik führt. Begriffe wie „audience flow“ sind nur für Linearseher relevant.

    5) Schlimme Folge EINS

    dieses inhaltliche ZERRBILD wird von der Politik als Ausgangslage für den politischen Diskurs benutzt, weil dieser Diskurs nur auf den Hauptkanälen stattfindet – damit bewegt sich die Politik immer weiter von den Bedürfnissen jüngerer Generationen weg

    6) Schlimme Folge ZWEI

    Die für den Werbemarkt gemessenen Quoten wirken sich sogar auf Zeiten aus, die nicht werberelevant sind. ( z.B. Behandlung von „Im Angesicht des Verbrechens“ )

    Schlussfolgerung:
    ++++++++++++++

    dem Öffentlich-rechtlichen TV muss Werbung radikal verboten werden! Für die EUR 1,42 WENIGER bekommen wir alle nämlich dann kein schlechteres sondern ein BESSERES Programm!

    (oder naja, sagen wir zumindest wäre der Weg dazu etwas geebneter… )

  51. Das Fernsehen hat sich als Informationsmedium überholt. Wer glaubt heute noch daran, sich mit seinen GEZ-Zwangsgebühren eine qualitativ hochwertige Information zu „erkaufen“? In einer Sendung wie „heute“ oder „Tagesschau“ wird ja sowieso mehr weggelassen und nicht informiert als informiert. Wer sich seine Meinung bilden und umfassend und zeitnah informiert sein will, geht ins Internet oder liest die Tagespresse (inkl. ihrer aktuellen Onlineausgaben). ARD und ZDF sind doch hauptsächlich und vor allem der Einschaltquoten wegen nur noch Unterhaltungssender und Werbeträger. Unsere Gebührenmilliarden werden für Banalitäten, an Seichtheit kaum noch zu überbietenden Doku-Soaps, Schunkel-, Quiz- u. Talksendungen sowie zur Unterstützung notleidender Millionäre (Gebühren für Fußball-Übertragungen, dopende Radfahrer etc.) versenkt. Mit dem ursprünglichen verfassungsgemäßen Auftrag hat das nur noch wenig zu tun. Von dem gebührenfinanzierten Moloch GEZ können die Sendeanstalten und die ausgehaltenen Promis ganz gut leben. Qui bono? Die Antwort darauf sagt alles. Oder haben ARD und ZDF einen nennenswerten Beitrag geleistet, die Bildung des Volkes zu erhöhen? Wenn man den PISA-Studien Glauben schenken darf, nein! Im Gegenteil. Sie leisten einen aktiven Beitrag zur „Volksverdummung“. Dumm-TV auf hohem Niveau!

  52. S.N. schrieb: „… dass möglichst viele Menschen die Nachrichten sehen (von denen wir jetzt der Einfachheit halber mal annehmen, dass sie die Zuschauer klüger machen).“

    Genau diese in Klammern gesetzte „Unterstellung“ wäre eine Überprüfung wert. Worin besteht eigentlich die Qualität von ARD und ZDF, die den gesamten Finanz- und Personalaufwand der Landesrundfunkanstalten rechtfertigT? Dass sie besser sind als die werbefinanzierten Privaten? Dass sie keine Känguruhoden verzehrende C-Promis ins Dschungelcamp schicken und keinen pöbelnden D. Bohlen auf der Gagenliste haben? Mit Bruce Darnell, Oliver Pocher und einer „Fotzensekret“ anbietenden Lady Bitch hat man zumindest versucht, den privaten Sendern Einschaltquotenprozente im Bereich der jüngeren Zuschauer abspenstig zu machen. Qualität sieht anders aus. Insbesondere wenn man sich auf einen verfassungsgemäßen „Auftrag“ beruft. Es wird Zeit, den derzeitigen TV-Machern und -Entscheidern die Befugnisse zu entziehen und endlich eine landesweite Diskussion zu führen, welche gebührenfinanzierten Medien braucht dieses Land, was ist deren Aufgabe und wie sollen die Gebühren mit dem besten Effekt eingesetzt werden. Ein „weiter so“ kann es nicht geben. Neue Ideen, neue Wege und neue Medien mit neuen Inhalten braucht das Land!

  53. och kommt der Pocher war nun wirklich wie Darnell nur ein kurzes experiment und schon länger her…
    …da könnt man eher die Sinnfrage stellen wieso Gotschalk nun „na sowas“ im ersten werktäglich machen soll *g*

    und wieso die Sportschau exklusiv sein muss, würd ich dann auch gern wissen, sollen sie sich das doch mit nen privatsender teilen, wenn man schon nicht ganz auf die Bulndesliga verzichten mag.

    Sind die Rollapotheken überhaupt dieses Jahr im ÖR?

  54. Da das ZDF schon lange keine Nachrichtensendung mehr anbietet und stattdessen den kommerziellen Werbeblock um einen Pseudo-Nachrichten-Neoliberale-Regierungspropaganda-und-Merkel-ist-die-Beste-Werbeblock verlängert hat, kann hier von Zielkonflikt doch keine Rede sein. Es ging und geht ja teilweise schon soweit, dass in den Daily Soaps bestimmte Botschaften (Themen-Placement, verboten) gegen Geld ins Drehbuch geschrieben werden, wie dies bei der ARD-Serie „Marienhof“ der Fall war (http://www.lobbycontrol.de/blog/index.php/2007/06/funf-jahre-schleichwerbung-der-insm/). Wer glaubt, dass das ein Einzelfall war, der schaue sich nur mal die sog. Dokumentation „Reich und obdachlos“ an. Das ZDF, das sich u.a. auch durch eine sehr eingeschränkte Auswahl ihrer sog. „Experten“ zu Politikthemen auszeichnet, erfüllt schon lange nicht mehr den öffentlich-rechtlichen Bildungs- und Informationsauftrag, vereinzelte gute Sendungen mal ausgenommen.

  55. Lieber Howie, hinter diesem Experiment aber steht ein erkennbares System: die Jagd nach Einschaltquoten. Dafür ist den „ÖRRAS“ (= Öffentlich Rechtliche Rundfunkanstalten) nichts heilig und nichts zu teuer. Da wird skrupellos abgekupfert und recycelt. Mit vollen Gebührenkassen lässt sich an der TV-Front auch der teuerste Fernsehliebling als vermeintlicher Quotengarant verpflichten und die Zuschauer damit vor die Glotze bannen. Und die gesetzlich zementierte „Bestands-, Finanzierungs- und Entwicklungsgarantie“ hilft auch noch, die unsägliche XXL-Unterhaltungsmaschinerie auf’s Internet auszudehnen. Carmen Nebel, Helene Fischer, Hansi Hinterseer und Florian Silbereisen als 365 Tage-24 Std. Vollversorgung? Nein Danke! Auf diese Weise machen sich die ÖRRAS überflüssig und unterscheiden sich nicht von den Privaten. Wer diese Art Schlaf-, Brech- und Potenzmittel benötigt und konsumieren möchte, soll dafür bitteschön aus der eigenen Tasche zuzahlen müssen.

    Ich plädiere deshalb für eine familien- bzw. haushaltbezogene Mediensteuer in Höhe von max. 10,00 EUR/ Monat mit Befreiungsmöglichkeit in sozialen Härtefällen. Das wäre endlich auch eine ehrliche Bezeichnung dieser Zwangsabgabe, die in einen Medienfonds eingezahlt wird. Dieser arbeitet ähnlich einer Stiftung und wird von einem unabhängigen und ehrenamtlich tätigen Medienboard verwaltet, das aus 300 namhaften und ehrbaren Vertretern (Künstler, Journalisten, Schauspieler, Sportler, Musiker, Wissenschaftler, Politiker, Medienrechtler etc.) aller sozialen Schichten und Altersklassen besteht, die alle 5 Jahre neu gewählt werden und für verschiedene Medienbereiche zuständig sind. Der Medienfonds erhält eine Satzung mit der konkreten Zielsetzung und Aufgabendefinition, z.B. eine von der Zivilgesellschaft (ggf. vom Bundestag oder im Rahmen einer Volksabstimmung beschlossenen) als notwendig bestimmte „mediale Grundversorgung“ im Range eines verfassungsmäßigen Anspruchs durchzusetzen. Er wird zudem mit inhaltlichen und Qualitätskriterien für die Vergabe der Geldmittel ausgestattet. Um für Hörfunk-, TV- und Internet-Programme etc. Zuwendungen aus diesem Fonds zu bekommen, müssen/können TV-Sender, Zeitungen, Theater, Radiostationen, Verlage etc. Anträge stellen, die eine Begründung enthalten, was sie mit dem Geld anstellen und welchen „gesetzlichen Auftrag“ sie damit erfüllen wollen. Das Medienboard entscheidet über die Vergabe. Bei Nichterfüllung gibt es eine Rückzahlungspflicht! Was nicht dieser Grundversorgung dient, muss eben privat finanziert werden. Dann wird sich ja zeigen, ob die Bezahlung der mehrere 100 Mio. EUR schweren TV-Rechte für Fußballübertragungen als 90 Min. Dauerwerbesendung, zig regionale Tatortserien oder das Traumschiff-Käptn’s-Dinner vor den Malediven zur steuerpflichtigen medialen Grundversorgung gehören. Oder nicht eher ein Online-Bewerbungstraining für Hartz-IV-Empfänger, Vorschul-TV für Home-Kids, TV-Deutschkurse für Deutsche und Bürger mit Migrationshintergrund oder die Nachmittags-Serie „Behördenschungel – Come in and find out!“ mit Thomas Gottschalk und Dieter Bohlen in der Hauptrolle:-)

    Alle müssen wir sparen. Da muss die Frage nach dem Versorgungsauftrag für die ÖRRAS auch neu gestellt werden.

  56. Kann es sein, dass dieser Herr Fornoff einen ganz anderen Zielkonflikt gemeint hat?
    Vielleicht macht es ja Sinn, zwischen einer SOKO-Folge (in der vielleicht sogar gerade noch der Bösewicht abgeführt wurde) und realen Nachrichtenbildern eine längere Pause einzuschieben – meinetwegen auch Werbung. Der Zielkonflikt liegt damit doch auch zwischen Unterhaltung und Seriosität.

    @3: „Ist es der öffentlich-rechtliche Auftrag, Leute zu erreichen, die aus versehen Nachrichten gucken?“
    Klaro, auch die. Hoffentlich schaltet dann und wann ein verirrter RTL aktuell-Zuschauer in die öffentlich-rechtlichen Nachrichten und kommt auf den Geschmack. Ich würde mir von ARD und ZDF jedenfalls wünschen, dass sie sich vornehmen, auch ein paar dieser Bürger für sich zu gewinnen.

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