„Diebe, Rufmörder, Kinderschänder“

Es gibt eine ganz einfache Methode, aus Texten über das schlimme Internet die Luft herauszulassen. Man ersetze in ihnen einfach „digital“ durch „analog“ und „Netz“ durch „Welt“ und schaue, ob die Aussagen trotzdem stimmen.

An einem zentralen Absatz der aktuellen „Spiegel“-Titelgeschichte lässt sich das ganz gut demonstrieren:

Im Netz In der Welt tost nicht nur Karneval, es herrscht auch Krieg. Der Cyberspace Die Welt des 21. Jahrhunderts ist in der Hand von globalen Playern des Kommerzes, Finanzjongleuren, wirtschaftlichen und politischen Tyrannen. Die Grauzonen dieser neuen Weltordnung werden vom organisierten Verbrechen genutzt. Während an der Oberfläche des digitalen analogen Reichs tausend bunte Blumen blühen, Shopping, Chats, Schöngeistiges, wuchert im Wurzelwerk darunter ein Pilzgeflecht aus Intrigen, Täuschung und Terror.

Passt. Was der „Spiegel“ als bemerkenswerte Eigenart des Internet beschwört, ist also nur eine allgemeine Zustandsbeschreibung unserer Welt.

Man hätte im konkreten Fall natürlich auf den Test auch verzichten können, weil das Nachrichtenmagazin im nächsten Satz versucht, einen tatsächlichen Gegensatz zwischen „Netz“ und „Welt“ aufzubauen, und kläglich scheitert:

Das Netz, so sehen es manche, bedroht den Frieden der Welt.

Der Friede der Welt ist bedroht?? Nein, halt: Es herrscht ein Friede der Welt??

Ich wüsste gerne, ob die Menschen in der Dokumentation des „Spiegel“ wenigstens kurz in sich hineingekichert haben, als sie das lasen, bevor sie sich wieder an die anderen Artikel im Heft über Piraten, Terroristen, den „Kriegseinsatz von Ärzten“, ein „Kriegsverbrechertribunal für Bangladesh“, Vergewaltigungen als „Alltag des Krieges“ im Kongo, die „tödliche Logik der Gewalt“ in Nahost und „Hollywoods Kampf gegen den Irak-Krieg“ setzten.

Die These des Aufmachers lautet etwa: „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum, kann aber leicht mit einem verwechselt werden“, möglicherweise aber auch: „Das Internet ist ein rechtsfreier Raum, müsste das aber nicht bleiben“, ganz genau ist das nicht auszumachen. Das Stück gehört zum beliebten „Spiegel“-Multi-Autoren-Genre, in dem das Hauptziel ist, so viele Namen, Zitate und Faktenfetzen wie möglich in einem Text unterzubringen, die dann notdürftig miteinander verbunden werden.

Argumentative Stringenz ist dabei natürlich optional. So packen die Redakteure die Geschichte des Buchhändlers Amazon, der von ihm illegal verkaufte digitale Bücher auf den Lesegeräten seiner Kunden kürzlich löschte, in das Kapitel, in dem sie behaupten, dass der „digitale Fortschritt die zivilisierte Welt in die Zeit der Selbstjustiz, des Faustrechts zurückführen könnte“. Dabei ist der Fall ein interessantes Beispiel für das Gegenteil. Dass es unendlich dumm war von Amazon, die Bücher einfach zu löschen, ist das eine. Das andere ist: dass Amazon womöglich im Recht war. Wer gutgläubig Diebesgut kauft, hat keinen Anspruch darauf, es behalten zu dürfen. Im „wahren Leben“ kommt dann zwar auch nicht der Buchhändler und holt ein solches Buch aus dem Regal. Aber das Recht gilt, es lässt sich bloß nicht oder nur unter größten Mühen durchsetzen. Mit anderen Worten: Die analoge Welt ist ein rechtsfreier Raum. (Warten Sie nicht auf die entsprechende „Spiegel“-Titelgeschichte.)

Es gäbe unendlich viele solche Beispiele, auf die man aber natürlich nicht kommt, wenn man gleich am Anfang des Artikels die analoge Welt als Friedensidyll beschrieben hat. Bei allem gelegentlichen Versuch zum Differenzieren verlässt der „Spiegel“-Artikel auf seinen Millionen Zeilen an kaum einer Stelle die Grundannahme, dass es darum gehe, das Internet soweit zu zähmen, dass es so frei und zivilisiert wird wie der Rest der Welt. Dass viele Mächtige, nicht nur in China, längst erfolgreich daran arbeiten, im Internet Dinge zu kontrollieren, auf die sie außerhalb des Netzes keinen Zugriff haben, passt nicht ins Denkmuster der „Spiegel“-Geschichte. Dabei verbindet sich mit dem Internet genau so der Traum von der totalen Kontrolle wie der von der totalen Freiheit.

Perfide ist der Text gleich am Anfang, als er erst beschreibt, wie ein Polizist im Internet gegen Kinderpornographie kämpft, und dann fortfährt:

Sie sind ganz schön weit, die Kämpfer um die staatliche Hoheit im Cyberspace.

Die an der anderen Front aber auch. Die Flagge mit dem schwarzen Segel auf weißem Grund weht schon in unmittelbarer Nähe des Berliner Regierungszentrums: Die Piratenpartei hat Ende Juni ihr Wahlkampfbüro für die Bundestagswahl eröffnet.

„Die an der anderen Front“? Da muss man schon sehr genau aufpassen beim Lesen, um nicht zu denken, dass die Piratenpartei für den freien Zugang zu Kinderpornographie kämpft.

Was der „Spiegel“ aber mit den merkwürdigen Sätzen meint, dass es mit Informationen im „Paralleluniversum“ (gemeint ist das Internet) schlimmer sei „als mit Atommüll“ („Sie haben nicht einmal eine Halbwertszeit. Im Internet gibt es keine Zeit und keinen Zerfall.“), testet derweil eine „Spiegel“-Redakteurin mit einem denkwürdigen Auftritt im „ZDF-Morgenmagazin“:

 
Lesenwerte Auseinandersetzungen mit dem „Spiegel“-Titel:

  • Felix Schwenzel (1): „so ist das beim spiegel. arschiges verhalten ist beim spiegel OK, bei anderen ist es vergleichbar mit dem wirken eines polizeistaates.“ (wirres.net)
  • Felix Schwenzel (2): „schlimm und skandalös findet der spiegel auch, dass der urheber eines hassvideo gegen einen bayerischen lateinlehrer nie gefunden werden konnte. nur ob das wirklich etwas mit dem internet zu tun haben muss oder vielleicht der mangelhaften welt in der wir leben (oder gar schlechter polizeiarbeit), kommt den besorgten autoren nicht in den sinn. ich erinner mich zum beispiel daran, dass die schüler die einem lehrer an meiner schule hundescheisse auf die winschutzscheibe und die lüftung schmierten ebenso wie die, die den vorgarten des direktors verwüsteten und sein haus mit klopaier schmückten, nicht identifiziert werden konnten.“ (wirres.net)
  • Alexander Svensson: „Dass das Domainnamensystem den Übergang vom Wissenschaftler-Internet zum globalen Netzwerk mit mehr als einer Milliarde Nutzern einigermaßen unbeschadet überstanden hat, ohne völlig auseinanderzufliegen, ist schon eine Leistung. Was für ein Wahnsinn ist da ein Plädoyer, ICANN binnen zwei Monaten in „eine supranationale unabhängige Instanz“ zu verwandeln und mit „weitreichenden Befugnissen und Mitteln“ auszustatten, ohne auch nur einmal über Legitimation und Kontrolle zu reden, von den genauen Aufgaben ganz zu schweigen.“ („Wortfeld“)
  • Christian Stöcker: „Insgesamt aber muss, wer das Internet für überwiegend schädlich hält, ein Menschenfeind sein. Das Netz ist vor allem eins: Der größte Informationsvermittler und -speicher, den die Menschheit jemals zur Verfügung hatte. Vor nicht allzu langer Zeit herrschte im alten Europa noch Konsens darüber, dass mehr Information in der Regel besser ist als weniger Information. Dass die Möglichkeit, Bildung und Wissen zu erwerben, begrüßenswert ist, dass die Welt dadurch zu einem besseren, freieren, womöglich glücklicheren Ort wird.

    Manchmal kann man dieser Tage den Eindruck bekommen, dieser alte Konsens gelte nun nicht mehr: Weil unter der vielen Information im Netz auch so viel ist, das dem einen oder anderen nicht behagt. („Spiegel Online“)

(Das letzte ist natürlich nicht wirklich eine Antwort auf den „Spiegel“-Artikel. Liest sich aber so.)

134 Replies to “„Diebe, Rufmörder, Kinderschänder“”

  1. Ich weiß gar nicht mal was mich mehr stört, der Artikel selbst oder dass man vom Spiegel ja eigentlich gar nichts anderes mehr erwartet.

  2. „‚Das Netz, so sehen es manche, bedroht den Frieden der Welt.‘

    Der Friede der Welt ist bedroht?? Nein, halt: Es herrscht ein Friede der Welt??“

    Perfekt auf den Punkt gebracht, Stefan, ich will ein Schaf von dir!

  3. Gehe ich recht in der Annahme, dass Cherno Jobatey jede Menge kritische und gut vorbereitete Nachfragen gestellt hat, aber Du diese aus reiner Gehässigkeit rausgeschnitten hast?

  4. war das früher schön – noch mit spiegel-abo – als ich die monate herbeisehnte, in denen das heft wieder dicker wurde und die artikel wieder unendlich, die unbedingt gelesen werden mussten.
    aust hat – glaube ich – damit angefangen, die freude am spiegel-heft von hellweiß ins schlammigschwarztrübe runterzubrechen.

  5. Als ich 1992 mein Hörfunk-Volontariat gemacht habe, sagte mein CvD: „Recherchiere Dir die Geschichte nicht kaputt“. Was damals im Boulevard-Radio galt, ist mittlerweile zum Grundatz im „Qualtitätstitel“ Spiegel geworden.

  6. „Wer gutgläubig Diebesgut kauft, hat keinen Anspruch darauf, es behalten zu dürfen.“

    Da irrst du. Siehe § 932 BGB.

  7. Ich glaube man sollte mit Frau Kullmann mal einen Test machen und mit ganz normal abgeklärter Stimme ihren Text aufsagen. Ich glaube, die wirkt nur doof. Dafür kann sie nichts.

    Der Spiegel mit seinen Provokationen gegen das Netz ärgert mich aber. Auch der Umgang mit Tauss. Denn das ist nicht mehr der Spiegel von einst, sondern das ist Journalismus ohne jede Haltung. Das können wir doch bestimmt besser.

  8. @Andre:
    Na dann mal los, alle zusammen:

    „Meine Kollegen beschäftigen sich da mit der Frage, die viele Menschen umtreibt, nämlich wie schafft man Regeln im Internet, kann es sein, dass man sogar eine Art Recht etabliert in einem Raum, der weitgehend rechtsfrei ist, da fühlen sich viele Menschen sehr wohl, aber wohl zunehmend auch unwohl, Kinderpornografie, Gewaltdarstellung, all das, was im echten Leben nicht möglich ist, scheint im Netz zu gehen, und da fragt man sich natürlich, kann man dem irgendwie Einhalt gebieten und wenn ja, wie?“

    Hm. Nee, klingt auch aus meinem Munde dumm.

  9. Die Herrschaften von der Brandstwiete scheinen momentan ohnehin multiple Persönlichkeit auszubilden.
    Zeigt sich frappant an diesem Offline-Machwerk und dessen Online-„Gegendarstellung“. – Sehr schön dargelegt! Danke.

    Aber auch daran, dass sie einerseits vor einigen Wochen diese Hamburger (Bankrott-)Erklärung zeichneten, um in das wüste Gejammer und Gezeter über diese verdammte Gratis-Kultur im Internet einzustimmen, andererseits aber gestern ihrer 100% Tochter Spiegel TV einen Youtube-Channel eingerichtet haben, in dem die bisher eingestellten Videos sogar werbefrei sind.

  10. Der Spiegel ist seit Aust ein charakterloses Blatt ohne Haltung und Qualitätsanspruch. Neoliberal, beliebig, fantasielos, nachlässig recherchiert und pointenfrei geschrieben. Beim Arzt lese ich inzwischen lieber den Stern, da erwartet man nicht viel und wird wenigstens gut unterhalten. Spiegel online ist noch ein paar Stufen anspruchsloser. Für mich ist es ein Boulevardportal, das mit vordergründigen Themen und den immer gleichen Teasern nur Klicks generieren will, sonst aber null Anspruch demonstriert. Alle paar Wochen schaue ich rein und sehe dann, dass ich nichts versäumt habe und dort nur meine Zeit verschwende. Der Spiegel ist überflüssig, – an der einst wichtigen Rolle gemessen – eine Schande und ein trauriges Symbol für den journalistischen Verfall einstiger Qualitätsmedien.

  11. „Der Cybespace des 21. Jahrhunderts[…]“?
    Nur gut, dass in der Virtualität des 18ten Jahrhunderts alles in Ordnung war.

    Wieder ein Bauklötzchen auf dem Verfall des altehrwürdigen Spiegels. Ich frage mich schon wie man ein Magazin sehenden Auges und (ich behaupte mal) ohne Not so kaupttmachen kann.
    Und eine Frau Kullmann hätte ich in meiner Naivität eher bei der BILD verortet.

  12. Ich finde das ja zu putzig, dass seit Tagen zahllosereiche durchaus kluge Blogger über diesen Spiegel-Artikel nachdenken und sich an der Exegese versuchen, als ginge es um eine verschlüsselte Nostradamus-Prophezeiung, ohne so richtig dahinterzukommen, was da eigentlich steht. Wenn man das als Zeitschrift geschafft hat, dann… äh… kann man sich wohl guten Gewissens als unlesbar bezeichnen.

  13. ## 7, 16: § 935 BGB schränkt den 932 entsprechend ein. Natürlich kann man an gestohlenem Gut *kein* Eigentum erwerben.

  14. Den Spiegel hab ich sofort gekauft. Um zu sehen, was für ein Stuss wohl hinter so einem Titel stehen mag. Das hätte ich mir sparen können, vor allem ärgert mich, dass ich diesen Journalisten Geld in den Rachen geworfen habe. Nächstes Mal warte ich erstmal auf Niggemeier. Tja, verdammte Gratiskultur… :-)

    Früher mag der Spiegel ja das Sturmgeschütz der Demokratie gewesen sein. Ich kann mich erinnern, wie ich in den 80ern als Grundschüler in der Kanzlei meines Vaters saß und versuchte, die ellenlangen Artikel zu verstehen, weil „der Spiegel“ für besondere Qualität stand. Das mag sich damals noch gelohnt haben.

    Heute ist der Spiegel irgendwie die SPD als Illustrierte: Keine Ideen, kein Profil, keine Haltung. SPON ist dann die zugehörige Spaßpartei…

  15. Am schönsten finde ich ja Jobateys Kiekser ganz am Ende, als er zur Spiegel-Frau sagt: „Schönen Dank.“

    Ich wette übrigens, dass bei der Kollegin das Aussehen keine Rolle gespielt hat (wie ja bei Frau Schwesig in Steinmeiers Kompetenzteam auch nicht). Beim Spiegel sehen sie so aus und sind trotzdem supergute Journalisten.
    Ansonsten ist das die beste Analyse der Spiegel-Sprache und -Machart seit – ACHTUNG! – Enzensberger.

    Danke!

  16. Das Video habe ich mir erst jetzt angesehen. Erschreckend. Offenbar reicht Blondheit dem Spiegel bereits als Einstellungsvoraussetzung. Da winken noch schöne Aufstiegschancen als Ansagerin beim Prekariatsfernsehen oder bei Focus TV. Gibt’s Focus eigentlich noch? Ich habe schon lange keine Vorabmeldungen gesehen. Die hatten doch lange Zeit den Spiegel in dieser Hinsicht ausgestochen. Jetzt graben ja nur noch die FTD und die Wirtschaftswoche Sachen aus. Kein Wunder bei dem Personal an der Brandswiete.

  17. Man hätte im konkreten Fall natürlich auf den Test auch verzichten können, weil […]:

    Das NetzDie Welt, so sehen es manche, bedroht den Frieden der Welt.“

    Hier hätte der Test aber genau so gut gepaßt. Der größte Misanthrop ist nämlich der fellose Affe selbst, und zwar darwinistisch bedingt…

    #5:
    Ja, das war wohl Aust. Dem ich zu Beginn seines Boulevard-TV-Magazins und leider noch eine ganze Weile danach noch auf den Leim gegangen bin. Mein Vater hatte schon Recht mit seiner Aussage anläßlich der Umstellung auf Farbbilder vor inzwischen einer halben Ewigkeit*: „Jetzt ist es vorbei mit dem Nachrichten. Jetzt bleibt nur noch das -magazin.

    *um das nicht zu vergessen, brauch ich ausnahmsweise nicht mal das Netz…

  18. SPON ist der Onlineabschreiber. Spiegel hat eben nicht mehr das rheinisch-katholische Feindbild mit braunem Abdruck, oder sagen wir mal gleich „Strauss“. Erinnere mich noch gut an den verbitterten Nachruf.

    Heute ist doch ein Seehofer eigentlich ganz gemütlich, mit dem Gauweiler gibt es sogar einen sympathischen Querkopf bei der CSU als Verfassungsretter mit Überzeugung und selbst den unartikulierten Stoiber hat Frau Paulis Autodafé rehabilitiert. Kanzlerin Merkel steht für irgendwas (das nicht wehtut) aber jedenfalls nicht für den Ausverkauf an die Lobby wie unter Schröder. Sozialdemokraten und Liberale sind aalglatt und ausgelutscht. CDU nervt mit dem NPD-Angriff auf ihren schwarzen Wahlkampfhelfer, möchte nicht wissen welche zynische Agentur sich den Medienstunt ausgedacht hat.

    Aber trotzdem fehlt mir der preußisch-liberale Geist, und ein Interesse an Ordnungspolitik. Es scheint so, als ob die Impulse gerade jetzt von den Piraten und dem Netz kommen.

    Die Autoren des Spiegel-Artikels waren natürlich nicht naiv. Sie wollen den Graben reissen, ich glaube ihnen nicht, dass sie es nicht besser wissen. Jedenfalls so einer Hilmar Schmundt. Das ist eben diese postlinkskonservative Methode Knochen in den Ring zu werfen, die Fronten durchzuschütteln und Flamewars zu generieren. Laurence Lessig als Kämpfer gegen die ungezügelte Freiheit des Netzes zu stilisieren ist schon ein netter Versuch. Oder die gute alte ICANN-Debatte von vor 10 Jahren wiederauszukochen. Hach, da waren viele beteiligt, die heute nichts mit den Parolen von Leyen usw zu tun haben. Darum ist der Artikel auch eine Art Trojaner, weil er zwar ein Forum für die martialischen Parolen bietet, aber es ist nicht derjenige drin, der draufsteht.

  19. Danke für den herrlichen Text Herr Niggemeier. Sie haben da mit Abstand die beste Kritik weit und breit zu dem Spiegelblödsinn hervorgebracht.
    Da merkt man mal wieder, das Sie nicht nur Blogger, sondern vor allem auch Medienjournalist sind *g*

  20. Weil’s so schön ist: „Netz ohne Gesetz“, das klingt nach Western und ist schön einfach für den geBILDeten Leser. „Netz ohne Netz“ (und doppelten Boden) wäre irgendwie doppelbödiger gewesen und hätte auch das mobile Internet eingeschlossen, speziell mit E-Plus. :-)

  21. Was ich ja wahnsinnig nervig finde: Dieses pauschale „Spiegel“-Gebashe. Mir gefällt vieles am „Spiegel“ nicht, ich finde, er verdient sehr viel kritische Aufmerksamkeit, aber es gibt darin auch sehr guten Journalismus, und wer den „Spiegel“ ausschließlich als ein neoliberales Hetzblatt darstellt oder für“Bild“ hält, hat offensichtlich kein Interesse an einer ernsthaften Auseinandersetzung.

    Vielleicht müssen wir uns darüber aber auch nicht einig werden. Ich wollte nur sagen: Ich finde sie wahnsinnig langweilig, die plump-hysterischen „Spiegel ist eh doof“-Kommentare.

  22. Vom Konsens, dass mehr Information in der Regel besser ist als weniger Information, habe ich noch nie gehört. Es war bisher doch eher so, dass ein Informationsvorsprung die Macht sicherte, zur Machtausübung erforderlich war. Der Informationsvorteil geht durch das Internet nun sukzessive verloren. Damit wird das Web zur Bedrohung der bisher Mächtigen. Es ist daher im Grunde verständlich, dass diese sich nach Kräften darum bemühen, die alte Ungleichheit beim Informationsstand zu halten bzw. da, wo sie verloren ging, wieder herzustellen. Letztlich genau deswegen muss gefiltert werden, muss „gefährlichen“, weil informierten Subjekten der Zugang zum Internet gesperrt werden.

  23. Netz ohne Gesetz oder Warum ich mein Spiegel-Abo kündigte ……

    (Ende Juli) … und warum mich die letzten Wochen darin nur bestätigen. 1 – Markenkampagne des Spiegel Zu den besten Zeiten des Spiegel hatte dieser gar keine Kampagnen nötig. Er war in aller Munde, er wurde ehrfürchtig herumgereicht. Wenn man……

  24. #30:
    Ja nun. Ein Blatt besteht aus vielen Machern, aber letztlich aus einer kleinen Chefredaktion die nunmal die Auswahl (und, schlimmer: Die verschiedenen Selektionen für „Holz“ und „digital“) gemäß der eingeschlagenen groben Ausrichtung trifft. Du wirst nicht ernst_haft abstreiten wollen, daß sich da in den letzten zehn, 15 Jahren _massiv_ etwas verschoben hat, das man eben nicht einfach mit „andere Zeiten, andere Generationen“ abtun kann.

    Klar gilt das nicht nur für Bild am Montag. Im TV sah sich früher, wer immer meinte, politisch zu sein, „Panorama“ oder „Monitor“ an. Gut, selbst die haben in dem Sinne gelitten, daß der Trend seit längerem vom „was“ zum „wie“ geht. Aber sinnbildlicherweise gilt inzwischen dem „politisch interessierten“ Zuschauer eben die Phrasenbrüllschiene (Maischner, Illberger, Sabinsen…) als „Meinungsbildungsquelle“. Und ich kenne leider mehr als genug, die Bild-am-Montag-TV-„Reportagen“ à la „bei der Firma Heinzelmann ist man natürlich rund um die Uhr auf Qualität bedacht“ für sauber recherchierte Dokumentarfilme halten.

    *fadensuch* also ich kann nur für mich sprechen, nehme aber an, daß es vielen so geht: Das, was du „Einschlagen“ (um das „b“-Wort zu meiden) nennst, ist die schiere Enttäuschung über den nicht zu leugnenden erheblichen Verlust der journalistischen Selbstachtung bei einem Titel, den ich einstmals wirklich sehr geschätzt habe, und ich behaupte: Bis irgendwann sogar mal mit Recht.

  25. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Wer den „Spiegel“ „Bild am Montag“ nennt, kennt entweder „Bild“ nicht oder den „Spiegel“ nicht oder will einfach blöde rumpöbeln. Mich langweilt’s.

  26. ob man den „Spiegel“ nun mit der „Bild“ vergleicht, berechtigt (wohl kaum) oder nicht (schon eher) scheint auch eher zweitrangig. Wie Hr. Haft richtig schrieb, käme man vor 10,15 Jahren kaum auf die Idee, den Vergleich zu ziehen.
    ZUmindest fand doch unbestritten eine qualitative Erosion statt und ist das obige beschriebene Heft nicht ein gutes Beispiel dafür?!

  27. Was ich auf doof finde, lieber Stefan Niggemeier, dass Sie es nun ebenfalls nicht dabei belassen können, sich zu der Titelgeschichte zu äußern, sondern auch noch diese arme Redakteurin hier bloßzustellen, die in der Blogosphäre in den letzten zwei Tagen schon mit so viel Kot, Sexismus und Unflätigkeiten überzogen wurde, dass es für zwei Leben reicht, und das obwohl sie an dem Text gar nicht mitgeschrieben hat. Ja, wer sich in die Öffentlichkeit begibt, muss damit rechnen, verspottet zu werden. Aber muss jemand, der zu einem Thema, das nicht das seine ist, morgens um 7 einen ungeschickten Satz gesagt hat, damit leben, derart vernichtet zu werden? Das Video dient ja nun auch nicht dazu, die „eigentliche“ Haltung des Spiegels zum Thema zu offenbaren, da sie ja selber nicht mitgeschrieben hat, und es ist doch offensichtlich, dass sie einfach nur einen unglücklichen Moment erlebt hat. Ich finde es enttäuschend, dass Sie bei dieser Hetzjagd mitmachen. Ansonsten gehe ich mit ihrer kritischen Analyse des Titels durchaus einig.

  28. Hallo Herr Niggemeier. Irgendwie hängt mein letzter Kommentar wohl schon gefühlte Stunden in der Moderationswarteliste. Oder er ist gar gleich im Spamordner gelandet? Wohl weil Links enthalten sind?

  29. @Dexter: Ja. Und weil ich ihn wegen seines Inhaltes dort nicht rausholen werde. Wer den „Spiegel“-Artikel lesen will, soll für ihn bezahlen oder warten, bis er auf spiegel.de zu lesen ist. Wer ihn sich auf anderen Wegen beschaffen will, muss dabei auf Hilfe durch dieses Blog verzichten.

  30. @42: Nicht nur in der Blogosphäre im Allgemeinen, sondern auch weiter oben hier in den Kommentaren. Und ja, lieber Stefan Niggemeier: Das „Spiegel ist doof“-Gebashe ist langweilig, aber diese sexistischen Ausfälle gegenüber einer Redakteurin sind einfach widerlich.

  31. Die paar Zeilen über das Amazondebakel sind mal recht unglücklich geraten.

    Raubdrucke in der analogen Welt sind prima dazu geeignet, sich den Unterschied zwischen Diebstahl und Urheberrechtsverletzungen klarzumachen: Hat derjenige, der im guten Glauben einen Raubdruck kauft, ein Buch gestohlen? Hat der Verlag das Buch gestohlen und der Buchhändler mit Diebesgut gehandelt? Natürlich nicht – nicht einmal die Druckerschwärze, die die Buchstaben im Buch ins Papier zeichnet, ist gestohlen. Der Verleger hatte lediglich nicht das Recht, den Text in das Buch drucken zu lassen. Denn dazu hätte er – wenigstens mittelbar – die Erlaubnis des Urhebers gebraucht.

    Soviel zum Unterschied zwischen Diebstahl und Urheberrechtsverletzungen. Das eine betrifft echte Dinge (wie Bücher), das andere virtuelle (wie Texte). Geahndet werden sie dementsprechend auch recht unterschiedlich und gemäß unterschiedlichen Gesetzen.

    Am Beispiel des Buchhändlers, der vor der Tür steht und den Raubdruck wieder einkassieren will (auch gegen Erstattung des Kaufpreises) kann man sich vor Augen führen, warum DRM im Netz schon ein bisschen was von digitalem Faustrecht hat: Angenommen so eine Rückholung würde tatsächlich durchgeführt – es würde natürlich nicht der Buchhändler oder der Verleger kommen und das Buch aus dem Regal holen oder auch nur den Brief mit der Aufforderung zur Herausgabe schreiben. Das würde zumindest hierzulande nur jemand tun, der von einem Gericht dazu legitimiert wurde. Die Bücherregale im Haus sind vor solchen willkürlichen Zugriffen eben tatsächlich besser geschützt als der Ebook-Reader – selbst wenn das Gerät direkt neben den echten Büchern im Regal liegt.

  32. Das Schlimmste an der Geschichte ist, daß selbst altehrwürdige Institutionen wie der Spiegel nicht mehr eine zuverlässige Quelle für kritische Informationen sind und für Artikel, die hinterfragen. Stattdessen springt man selbst dort (aus niederen wirtschaftlichen Interessen?) auf einen Zug auf, der die freiheitlich-demokratische Grundordnung ganz schnell aufs Abstellgleis bringen kann.
    Das ist es, was mich daran schon nicht mehr nur erzürnt, sondern ängstigt.

  33. @ arne
    Dass sich Stefan Niggemeier mit dem bloßen Zeigen des Videos an der Hetzjagd beteiligt, ist ja nun wirklich mehr als lächerlich. Ich finde aber, dass das Video sogar noch einen unerwarteten Mehrwert enthält. Es zeigt, wie grandios (grandios im Sinne von einem anderen Wort, das mit „gr“ beginnt, allerdings mit „ottenschlecht“ aufhört) der Kommentar von treets (#12) im Programmhinweis (30)-Thread war. Wenn Journalisten, die der journalistischen Kompetenz so verdächtig sind wie der Papst der Vielweiberei, andere Journalisten interviewen, die keine Ahnung haben, wovon sie reden (eigentlich kann ich das gar nicht beurteilen, aber darauf stützen Sie ja Ihre Verteidigung der Dame), bin ich wirklich dankbar, wenn sich ein Dritter der Sache annimmt.

  34. Mir als angehendem Journalisten wird leider so langsam bewusst, dass ich Schriftsteller werden sollte. Da ist man wenigstens ehrlicher was das Zusammenfügen und Verschönern von Fakten zu einer Geschichte betrifft. Ich finde dieses Thema ist -Entschuldigung für dieses blöde Wort- zu explosiv, um nicht endlich mal den Augen einen zumindest annähernd 360 Grad weiten Blick zu gönnen. Internet ist schmutzig, Internet ist toll. Hallo? Hier geht es doch schon langen nicht mehr um doofe Journalisten oder sonstiges. Merkt eigentlich jemand, dass sich da Gräben auftun, die bald nicht mehr zugeschüttet werden können. Ich glaube, ich schreibe einfach darüber mein erstes Buch. Es wird ein Sci-Fi Roman über die schöne heile Welt Internet, während in der realen Welt die Straßenschlachten toben, Kinder in Kühltruhen dem Schöpfer entgegentreten und Nazis in Mecklenburg-Vorpommern Jugendliche krankenhausreif schlagen und jüdische Friedhofe verschandeln (Zwischenfrage: Gab es das Internet schon als in Rostock Wohnheime für Asylanten brannten oder die Kinder vom Bahnhof in ihrem abgefuckten Leben anfingen mit Spritzen zu spielen?) Na wer würde sich das Buch kaufen, äh runterladen?

    P.S: Nach zwei Semestern Grundlagen in Medienrecht, weiß sogar der Typ, der eigentlich morgens immer nur im Seminar war, um seinen Kater auszuschlafen, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist.

  35. @arne: „Aber muss jemand, der zu einem Thema, das nicht das seine ist, morgens um 7 einen ungeschickten Satz gesagt hat, damit leben …“
    Was bitte soll diese Mitleidstour? Da tätigt jemand im Kielwasser eines renommierten Nachrichtenmagazins eine Aussage von ungeheurer Dimension in einem Medium, das gerade auch viele Offliner nutzen. Dieser Dreck bleibt in den Hirnen hängen! Die gepflegte Gegenargumentation hingegen werden die hirnlosen Fernsehzuschauer im Leben nicht sehen, lesen und begreifen.
    Da fehlen wir einfach die passenden Worte für Leute, die dieser armen Frau noch Mitleid entgegenbringen. Tut mir leid. Hätte sie doch einfach ihren Mund gehalten, wenn es nicht ihr Thema ist!

  36. Aber muss jemand, der zu einem Thema, das nicht das seine ist, morgens um 7 einen ungeschickten Satz gesagt hat, damit leben, derart vernichtet zu werden?

    Ad 1) Video zeigen = vernichten? Da hat sich die Dame ja dann wohl selbst vernichtet.
    Ad 2) Ja. Wer angesichts einer Fernsehkamera nicht die Beine in die Hand nimmt und flieht, dem ist nicht zu helfen. Und wer dann noch so dummes Zeug dahersabbelt, hat sich einfach selbst hingerichtet. Wobei ich mir absolut sicher bin, dass das der Dame nicht wirklich schadet.

  37. Irgendwie bin ich grade von mir selbst genervt, dass ich mein Spiegel-Abo einfach so, ohne irgendeinen Grund, gekuendigt habe – dieser gequirlte Mist waere doch eine wunderbare Begruendung gewesen.

    Naja, ein paar Euro mehr gespart und sicherlich nichts verpasst.

  38. Ich bin schon der Meinung, dass man von einer Journalistin, die beim renommiertesten Blatt in Deutschland arbeitet, erwarten kann, dass sie morgens um 7 zu einem aktuellen Thema etwas Handfestes sagen kann; auch wenn sie an dem besagten Artikel nicht mitgeschrieben hat. Sie wurde ja nicht auf der Straße mit einer Kamera überfallen…

    Das Auftreten entwertet natürlich nicht gleich die Arbeit der ganzen Redaktion, wirft aber ein schlechtes Licht auf sie (die Redaktion).

    Das Problem beim Spiegel sind meiner Meinung nach die Titelgeschichten, die häufig sehr reißerisch daherkommen. Viele der kleineren Artikel, die man versteckt zwischen den Werbeblöcken findet, sind besser und vor allem viel wichtiger.

  39. @Stefan Niggemeier: Ja, das tut man, man beteiligt sich an einer Hetzjagd, wenn auch indirekt, wenn auch, ohne sich die Hände selber schmutzig zu machen. Wie gesagt, ich gehe mit allem einig, was sie über den Text im Spiegel schreiben. Aber diese Frau hat an diesem Text nicht mitgeschrieben. Sie war morgens um 7 zu einer Presseschau im ZDF geladen und hat einige unglückliche Sätze gesagt, weil man sie bat, die Titelgeschichte aus ihrem Haus zusammenzufassen. Diese Sätze tun aber nichts zur Sache, weil diese Frau mit diesem Text nichts zu tun hat. Das Video wird eingesetzt, im Dienste einer Sache, um einen Punkt zu machen, um zu zeigen, „wie man beim Spiegel über das Internet denkt“, um zu zeigen „was da für Leute arbeiten“, und es ist ein unredlicher Weg, ein gemeiner Weg, um ein Ausrufezeichen im Dienste seiner eigenen Sache zu setzen. Dieses Video ist überhaupt nicht nötig für Ihre Kritik an diesem Artikel. Trotzdem verlinken Sie es, Sie nehmen gewissermaßen die Redakteurin – von der Sie genauso gut wissen wie ich, dass sie mit der Sache nichts zu tun hat – als Kollateralschaden in Kauf. Und ich finde es traurig, dass man Leute fertig machen muss, um einen Punkt in einer Diskussion zu machen. Sie haben Ihren Punkt gemacht und Sie haben den Artikel sehr treffend auseinandergepflückt. Warum müssen Sie trotzdem diese junge Frau der Meute noch einmal zum Fraß vorwerfen?

  40. ein bißchen tief gegriffen, hier spiegel-„bild“ zu analogisieren.

    dass aust aber seinen stempel so tief eingestanzt hat, dass eine erholung trotz weggangs nicht zu erkennen ist, ist doch offensichtlich. das heft verfährt gerne reißerisch.

    und bei zitiertem titel ist wie oben schon aufgeworfen zu fragen, ob in den artikeln nicht das bereits bekannte interesse des blattes respektive des verlages mitschwingt. die schlagzeile sagt klar: ja.

    die nicht vorbereitete junge frau scheint eher abteilung nachwuchskraft zu sein. warum hier auf sie eingedroschen wird, kann ich allerdings nicht nachvollziehen. sie sieht nicht nach „pr-abteilung“ aus – also ist sie hier nicht in dieser profession präsent, sondern als handwerkerin. da darf man doch beim ersten mal im fernsehen auch so beeindruckt sein von der umgebung, dass man stolpert. ich werfe hier keinen stein.
    und der schwachsinn von wegen blond – ich bin ein kleines bißchen enttäuscht, hier.

  41. @arne: Bei allem, was ich an der „Spiegel“-Titelgeschichte auszusetzen habe, sie ist nun wirklich nicht halb so dumm wie das, was die Redakteurin im Morgenmagazin gesagt hat. Nein, das Video ist nicht nötig für die Kritik am Artikel. Mit dem Video will ich nicht den Artikel kritisieren, sondern den Auftritt der „Spiegel“-Redakteurin. Mag sein, dass das nur eine kleine blöde Panne war am frühen Morgen. Dann können sich die Leute das ja ansehen und sagen: Hihi, naja, das war aber eine kleine blöde Panne am frühen Morgen. Oder vielleicht sehen sie auch ihre Vorurteile über den „Spiegel“ heute oder erfolgreiche junge Frauen bestätigt.

    Jeder Politiker, Sportler, Wirtschaftsboss, dem so etwas passiert, müsste den Spott ertragen. Warum Journalisten nicht?

  42. Das hat schon was, wenn ausgerechnet Printmedien nach stärkerer Regulierung des Internets bezüglich rufschädigender Inhalte rufen.

    Gerade Zeitungen haben es sich ja in ihrem eigenen rechtsfreien Raum bequem gemacht, indem ihr Inhalt vor der Auslieferung als streng geheim behandelt wird, damit kein Betroffener diese mit einer einstweiligen Verfügung stoppen kann.

    Nachdem mit der Auslieferung Fakten geschaffen worden sind, können von Printinhalten Rufgeschädigte die Löschung des hundertausendfach verbreiteten Artikels erwirken — natürlich nur noch im Internet.

  43. @Stefan Niggemeier: Politiker, Sportler, Wirtschaftsbosse – klar, das sind Leute, auf die man in aller Härte einprügeln kann, die Frage ist, ob man auf eine 30-jährige Jungredakteurin, die bei ihrem ersten (?) Fernsehauftritt versehentlich in ein Minenfeld tritt, mit genau der gleichen Wucht einprügeln soll, wie auf Politiker, Sportler, Wirtschaftsbosse. Ist das wirklich das Gleiche? Ich glaube nicht, dass 30-jährige Jungredakteurinnen, die morgens um 7 Unsinn reden, so in der Luft zerfetzt werden müssen. Glauben Sie das wirklich? Nehme ich Ihnen nicht wirklich ab. Es ist doch nicht das gleiche, ob diese total unbekannte junge Frau einen Lapsus begeht oder ob Ursula von der Leyen ihn begeht. Sie sagen, dass Sie halt einfach „den Auftritt der Spiegel-Redakteurin kritisieren“ wollten, und das verwundert mich, weil ich nicht dachte, dass Sie so gestrickt sind. Denn es ist klein. Ich dachte, es geht ihnen um die Sache, um einen schlechten, einen dummen Artikel. Ich dachte nicht, dass es Ihnen Spaß macht, eine junge Frau zum Abschuss freizugeben. Wohl falsch gedacht. Sie machen sich jedenfalls zum Helfer eines Mobs, der die Frau jetzt schon in Blogs und auf Twitter auf eine so unterirdische Art und Weise sexistisch fertigmacht, wie ich sie niemandem wünsche, keinem Politiker, Sportler, Wirtschaftsboss, und schon gar nicht einer jungen Frau, die sich beim Spiegel offenbar um Familienpolitik kümmert und die den Fehler gemacht hat, sich in einer Sache unsinnig zu äußern, von der sie wenig versteht.

  44. @arne: Ich habe auf sie nicht „in aller Härte eingeprügelt“, sie nicht „in der Luft zerfetzt“, niemanden „zum Abschuss freigegeben“. Ich zeige einen kurzen Fernsehausschnitt.

    Ich nehme Ihren Einwand durchaus ernst, ich finde, das ist immer wieder eine Gratwanderung, wie man mit solchen Ausschnitten umgeht, und ich sage nicht, dass ich nicht daneben trete. Aber ich finde, Sie übertreiben jetzt.

  45. Ich kann bei der Verlinkung auf das Youtube-Video jetzt kein „einprügeln mit Wucht“, „zum Abschuss freigeben“ oder „dem Mob helfen“ erkennen. Und ich kann die Argumentation verstehen, dass eine Redakteurin dazu in der Lage sein sollte, in einem Interview etwas sinnvolles über ihren Leitartikel (!) zu sagen. Außerdem passt das Video inhaltlich sehr wohl zum Artikel und unterstreicht durchaus eine Kernaussage: Die Frau behauptet ja neben ihrer unglücklichen Formulierung zum Schluss auch dass das Internet ein rechtsfreier Raum wäre.

  46. Hmm, zur selben Zeit geschrieben wie Stefan, aber etwas später abgeschickt und jetzt sieht mein Kommentar wie ne „Raubkopie“ aus :-(

  47. Eine Info am Rande: SPIEGEL ONLINE ist wirtschaftlich und redaktionell eigenständig. Wenn die jeweiligen Artikel sich also drastisch im Tenor unterscheiden, dann ist das keine Heuchelei, sondern Meinungsvielfalt unter den Journalisten. Wobei ich inzwischen sogar zunehmend dazu tendiere, SPON nicht mehr als homogenen Titel wahrzunehmen, sondern strikt nach Autoren zu unterscheiden. Die Qualitätsunterschiede werden einfach zu drastisch.
    .
    .
    @ arne
    Ja. Journalisten haben eine ethische Verantwortung. Sie genießen das außerordentliche Privileg enormen Einflusses auf die öffentliche Meinungsbildung. Und gerade bei sensiblen Themen dürfen sie nicht argumentativ und rhetorisch freidrehen. Wer dennoch dazu neigt und seine Missetat nicht einmal einsieht, muss für diesen Missbrauch journalistischer Macht die Konsequenzen tragen.

  48. @Stefan Niggemeier: Nein, auf sie eingeprügelt haben Sie selber nicht, in der Luft zerfetzt haben Sie sie auch nicht – das übernehmen ja die Kommentatoren und die Leute auf Twitter. Zum Abschuss freigegeben: das allerdings schon. Und das ist eine Sache, in der auch Sie eine Verantwortung tragen, finde ich. Es freut mich aber, dass Sie meine über meine Argumente nachdenken und ich werde auf der Sache jetzt auch nicht weiter herumreiten, denn die Meinungen sind wohl ausgetauscht. Nach wie vor finde ich ihre Analyse der Titelgeschichte sehr treffend.

  49. @Usul: Es war aber nicht „ihr“ Leitartikel. Das ist doch genau der Punkt. Sie hat an dem Text nicht mitgeschrieben. Wäre sie eine Autorin des Textes oder wäre Sie die Chefredakteurin des Spiegel, dann täte es etwas zur Sache.
    @Nimuan: Morgens um 7 unter Ausschluss der Öffentlichkeit Unsinn zu reden, ist nicht „Missbrauch journalistischer Macht“. Lassen wir die Kirche doch im Dorf und bauen wir keinen Popanz auf, nur um uns das Einprügeln zu erleichtern.

  50. Allerdings finde ich, dass das „Einprügeln“ sich hier auch arg in Grenzen gehalten hat. Nur mal so wegen Kirche und Dorf und so…

  51. @arne: Morgens um 7 hat das „ZDF-Morgenmagazin“ rund 650.000 Zuschauer. Dieses Blog hat an guten Tagen 10.000 Visits. Warum ist das erste „unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ und das zweite nicht?

  52. @Stefan Niggemeier: Na gut, dann habe ich mich in dieser Sache geirrt. Gebe ich gerne zu. Aber Sie wissen auch, dass das nicht mein eigentliches Argument war.

  53. @ arne

    Kann Ihre Position durchaus verstehen (Wie Herr Niggemeier schon andeutete, ist hier nicht alles schwarz/weiß).
    Aber Ihre Argumentation hakt dort, wo Sie anfangen, diese Frau auf der einen Seite verteidigen und auf der anderen Seite Manager u.ä. zum Abschuß freigeben. Überlegen Sie sich doch bitte, nach welchen Kriterien Sie das machen. Sie wissen nichts über diese Frau, außer das Sie beim Spiegel arbeitet, morgens um 7 im ZDF saß, und dort einen unglücklichen Kommentar abgegeben hat.
    Der Sache mit dem Spiegel, die Herr Niggemeier kommentiert hat, stimmen Sie ja zu. Das mit dem Morgen kann ich ja verstehen, bin selber Spätaufsteher, aber das ist keine wirkliche Entschuldigung, denn sie hatte ja die Wahl, zu kommen oder fernzubleiben (Oder zumindest kann das angenommen werden). Bleibt als Argument für Sie eigentlich nur, dass sie eine junge, recht gut aussehende Frau ist.
    SIe deswegen aber einer „Sonderbehandlung“ zu unterziehen, wirkt dann für mich doch schon ziemlich wie positive Diskriminierung. Wäre Ihre Reaktion auch so heftig ausgefallen, wenn ein kleiner, dicker, schlecht rasierter und allgemein unsympathischer Mensch am Abend im ZDF diese Aussagen getätigt hätte? Ihr Beschützerinstinkt in Ehren, aber ich glaube, Sie haben das rechte Maß verloren. Gleiches gilt natürlich auch für diejenigen, die diese Frau beschimpfen u.ä. Habe selbst dies betreffend noch nichts gelesen, kann es mir leider aber gut vorstellen. Das ändert aber nichts an der berechtigten Kritik an diesen Äußerungen (Die ein Geringerer als der unvergleichliche Cherno Jobatey wohl auch unkommentiert gelassen hätte ;-).
    Das Einstellen dieses Videos ist mitnichten eine „Hetzjagd“ o.ä., es ist einfach ein normaler Teil des Medienalltags. Selbst wenn diese Frau nicht in angeblich unzulässiger Art kritisiert worden wäre, würde dieses Video hier stehen. Diese Äußerungen haben sich einfach dafür qualifiziert. Die Äußerungen einiger Wirrköpfe auf Twitter disqualifizieren aber nicht die berechtigte Kritik an den Äußerungen der Frau.

    An die ganzen Spaßvögel, die hier versucht haben, mit 932 BGB zu argumentieren, und die auch schon korrigiert wurden:
    Lest euch noch mal eure Skripte vor der nächsten Sachenrechtsprüfung durch, wenn Ihr das überleben wollt…

  54. @72: Wie geschrieben, ich wünsche es niemandem, dass er auf diese Weise unter die Räder gerät, auch keinem Politiker oder Wirtschaftsboss. Ich glaube aber tatsächlich, dass die sich mehr Beobachtung, mehr Kritik gefallen lassen müssen und zwar weil sie eine große politische Verantwortung tragen – für ihre Bank, für ihre politische Haltung. Es hat wenig mit meinem Beschützerinstinkt zu tun, dass ich für Frau Kullmann andere Maßstäbe anlege. Wenn da ein 30-jähriger braunhaariger Redakteur säße, würde ich genau gleich argumentieren – allerdings würde ein braunhaariger Redakteur bestimmt nicht eine solche Erregung auslösen – beim Anblick einer blonden Frau versagen offenbar die Manieren noch schneller als sonst.
    Wenn da der Chefredakteur säße, der für die Geschichte verantwortlich ist, oder einer der Schreiber der Geschichte, dann würde ich die persönlichen Beleidigungen zwar immer noch für unmöglich halten, aber man müsste zumindest sagen: Okay, solche Leute sind also verantwortlich für diese Geschichte und so einen Stuss erzählen die. Da die Frau aber nicht verantwortlich war für die Geschichte, nicht daran mitgeschrieben hat, kann der Unsinn, den sie äußert, nicht dazu dienen, die Haltung der Autoren des Textes zu illustrieren oder des Unternehmens, für das sie arbeitet. Ich glaube aber, dass sie trotzdem aus genau dem Grund so vorgeführt und mit Dreck beworfen wird: Weil man einen willkommenen Popanz in ihr sieht, der ein leichtes Ziel ist, und den man stellvertretend für den Spiegel treffen kann. Deswegen schrieb ich vorhin: Sie ist der Kollateralschaden.

  55. @arne:
    Nochmal: Hat die Frau jemand gezwungen, im Fernsehen dermaßenen Blödsinn daherzureden?
    Und nein, dass sie den Artikel nicht geschrieben hat, kann ja wohl kein Argument sein. Wenn sie sich im Fernsehen dazu äußert wird sie ihn ja wohl vorher gelesen haben, und selbst von einem Viertklässler erwartet man, dass er eine Geschichte nacherzählen und zusammenfassen kann — da kann man das wohl von einer Journalistin erst recht erwarten. Wennn ein Journalist sowas nicht kann, soll er es halt nicht im Fernsehen tun, wenn er nicht will, dass man sich über ihn lustig macht.

    Ich habe immer noch nicht verstanden warum die Frau denn jetzt eigentlich für Kritik und von mir aus auch Häme tabu sein soll. Dass sexistische Äußerungen und Beleidigungen unter der Gürtellinie scheisse sind, sollte doch ganz unabhängig davon gelten, ob die Frau sich lächerlich gemacht hat oder nicht.

  56. Sehr vielen Menschen ist nicht bewusst, dass das Netz die Welt und die Welt das Netz ist. Das eine kommt heutzutage nicht mehr ohne das andere aus. Ein Netz als rechtsfreien Raum möchten genauso wenig Menschen wie eine rechtsfreie Welt – außer vielleicht diese Gruppe von Dieben, Rufmördern, Kinderschändern, ect., zu der jedoch nicht ein Großteil der Bevölkerung gehört, wie vielleicht von einigen Journalisten und Politikern angenommen wird.

    Die sehr reißerischen Headlines und Artikel, die der Spiegel schon seit einiger Zeit publiziert, passen ideal zu unserer derzeitigen Führungsebene an Politikern. Diese betrieben lieber lautstarken unüberlegten Aktionismus ohne sich über die anstehenden Themen richtig informiert zu haben und ohne über Folgen nachzudenken. Lösungen lassen sich so sicher keine finden und von professionellem Journalismus sind diese Artikel meilenweit entfernt.

  57. […] Inzwischen scheint der aufklärerische Elan der letzten Jahrzehnte weitgehend verflogen und zu einer leeren Marketinghülle verkommen zu sein, wenn man die unschöne Entwicklung in den deutschen Mainstream-Medien mal näher betrachtet. So wie das Stefan Niggemeier gerade mal wieder getan hat, indem er sich die aktuelle Spiegel-Titelgeschichte zur Brust nimmt. […]

  58. was Max Krapp @72 und augusten @ 75 bereits gesagt haben, trifft genau den Punkt. Wäre es ein Unsympath gewesen, der dort seine Meinung kund getan hätte, würde niemand auf die Idee kommen ihn zu verteidigen.
    Die Verlinkung des Videos ist völlig legitim. Gerade hier wird meist noch auf einer recht vernünftigen Ebene darüber diskutiert. Auf Webseiten mit niedrigem Niveau geht es da sicherlich anders zu…
    Wenn die gute Frau alles schriftlich in einer Zeitung veröffentlicht hätte, gäbe es nur keine Möglichkeit die (sicher auch beleidigenden) Aussagen aller, zusammengefasst zu sehen.

    @51 ewald

    Ich wünsche Ihnen, dass sie im den nachfolgenden Studienjahren ein empfehlenswerter und vorbildlicher Journalist werden.
    Bei der erschreckenden Polemik (Stichwort „Kinder treten ihrem Schöpfer entgegen) hat es mich leicht gefröstelt. Derlei effektheischende Quervergleiche, sind genau dass, dessen sich der Spiegel bedient hat um eine negative Grundatmosphäre gegen das Internet, im Artikel zu erreichen. Ergreifende Geschichten über das Netz um den negativen Grundton zu verstärken.

  59. Es gibt noch was anderes: Das kommt aus der PR-Branche. Wenn Deine Firma Dreck in den See einleitet an dem die Babies der Anwohner sterben oder irgendetwas anderes Böses, dann holst Du Dir eine blonde Unschuld vom Lande zum Verlesen der Pressemeldung bei der Pressekonferenz, unter dem Motto: Das ist ja schrecklich und ich habe nichts damit zu tun. Und alle glauben ihr das. Auch Kullman redet ja sehr distanziert, identifiziert sich nicht mit dem Artikel. Aber Schadensbegrenzung …sorry, falscher Film. Vielleicht war der Artikel ja nur als eine subtile Werbung für die Piratenpartei gedacht. Und wie ich schon sagte, das mit dem Angriff auf den schwarzen Wahlhelfer der CDU, das wirkt ja auch arg inszeniert, wenn man weiss, das die CDU quotenmässig auffällig noch mehr „Ballons“ ins Rennen schickte. So funktioniert nun einmal PR, das ist alles erprobt in Amerika. Eine Art geführte Demokratie, die aber auch den radikalen Rand PR mässig nähren muss. Ein Antirassismus mit rassistischem PR Kalkül. „NPD in Thüringen CDU-Politiker kämpft weiter“ Oh, und Microsoft Windows 7, nicht mehr als ein oberflächliches Upgrade von Vista. Natürlich stellte der unsympathische Riese Ballmer eine Dame in den Vordergrund, die es entwickelt habe. Das Wichtigste bei den Pressefotos war ihre Inszenierung, nicht das Produkt. Da kriegt man das Grummeln und denkt, ach, so schlimm steht’s? Mittlerweile ist sie wieder von der Bildfläche verschwunden.

  60. @ Alexander
    „7.„Wer gutgläubig Diebesgut kauft, hat keinen Anspruch darauf, es behalten zu dürfen.”

    Da irrst du. Siehe § 932 BGB.“

    Ich glaube, gestohlene Sache kann man nicht im guten Glauben erwerben. Habe ich jedenfalls in der Schule gelernt.

  61. @arne:

    Darf man nicht mehr an jemandem Kritik üben, weil es sein könnte, dass Dritte dann völlig austicken und beleidigen, rufmorden, eindreschen, hetzen usw.? Ich selbst habe mich auch über einige Kommentare in dem Zusammenhang geärgert, insbesondere die sexistischen. Hier habe ich aber keine solchen gelesen und so wie ich diesen Blog hier kenne, würde so etwas auch gelöscht werden.
    Abgesehen davon: Wo ist die Verantwortung des Morgenmagazins? Immerhin haben die doch vorher mit der Journalistin gesprochen, da muss man doch einschätzen können, inwieweit die die Sache im Griff hat. Und was die Frau slebst betrifft: Auch wenn sie selbst nicht am Titelthema mitgearbeitet hat, was ist von einer Journalistin zu halten, die sich so wenig in einem Thema auskennt, das aktuell in aller Munde ist? Wie kann man da überhaupt meinungslos sein? Ist es wirklich zuviel verlangt, ein neues Heft, für das man selbst arbeitet, wenigstens einmal durchzulesen und das Titelthema vielleicht sogar zweimal? Insbesondere wenn man ins Fernsehen eingeladen wird? Das nur zur These, sie wäre überrumpelt worden. Kann ja sein, dass sie ganz einfach dieser Meinung ist, wer weiß?
    Für so eine Art Welpenschutz könnte ich ja noch plädieren, wenn dieses Interview irgendwo auf einem Lokalsender gelaufen wäre, aber vom Morgenmagazin kann man schon erwarten, dass sich die Beteiligten ein bisschen mehr Mühe geben.

  62. @arne

    Ich weiß ja nicht, in welcher Welt du lebst. In meiner gibt es viele Menschen mit viel Verantwortung – bei denen kosten kleine Unachtsamkeiten mitunter Menschenleben. Die „Journalistin“ in den kurzen Ausschnitt liefert da schon eine große Unachtsamkeit ab: Sie geht gänzlich unvorbereitet und/oder grenzenlos naiv ins Fernsehen.

    Ich bin mir sicher: Eventuell dort zu erntenden Ruhm hätte sie liebend gerne mitgenommen. Nun gibt’s etwas Häme – das ist das Risiko, dem sie sich gestellt hat. Übrigens: Das geht vorbei. Mit Konsequenzen (WIRKLICHEN Konsequenzen) wird sie nicht rechnen müssen: Mit ihrer unwiderstehlichen Mischung aus Unkenntnis und Meinungsmache liegt sie in etwa auf der Linie der Titelstory.

  63. Wie wäre es denn, wenn der Spiegel Verlag sich dann aus dem Internet-Geschäft zurückzieht… lächserlich? Klar! Genau wie der Artikel…

  64. @arne: Wenn diese Frau nun im Morgenmagazin etwas wahnsinnig Kluges gesagt hätte, dann hätte sie ja vermutlich auch nichts dagegen gehabt, dass über sie diskutiert wird (wenn auch kluge, gelungene Dinge nicht gerade typischerweise in Blogs verbreitet werden, keine Frage). So läuft das nunmal mit der Öffentlichkeit: Man stellt sich dar, versucht, gut anzukommen, was ihr außerhalb piratenaffiner Kreise bestimmt auch ganz gut gelungen ist – sie ist ja nun nicht völlig auf den Kopf gefallen und wirkt eigentlich ganz sympathisch – und hofft, dass für einen etwas dabei herausspringt. Ist diesmal nicht so gut gelaufen, aber auch nur in einer wirklich überschaubaren Gruppe.
    Das man Menschen Informationen wie zum Beispiel dieses Video vorenthalten sollte, weil man sonst dafür verantwortlich ist, dass Leute sich wie Säue benehmen, halte ich aber für ziemlichen Käse. Das Video ist da, und andere können sich eine Meinung bilden.
    Und wenn wir schon bei Meinungen sind: Wirklich aufregen kann ich mich über diesen hinterhältigen Sexismus mancher Kommentatoren hier (sei er beabsichtigt oder nicht), die einer gut aussehenden Frau gleich unterstellen müssen, sie wäre wegen ihres Aussehens eingestellt worden, nur weil sie etwas Dummes macht. Stefan Aust würde auch keiner unterstellen, er hätte sich hochgeschlafen (mir fällt gerade kein gutaussehender Mann als Beispiel ein).

  65. Die Frau ist ja in einer dummen Situation…Falls im Netz Äußerungen fallen, gegen die sie dann gerichtlich vorgeht, beweist sie damit nur, dass sie mit ihrer rechtsfreien Raum-Meinung danebenliegt. Was also tun? Vielleicht erfährt sie es ja auch nie, weil sie ihn nicht betritt, diesen Raum. Falls doch, dann wird sie irgendjemand schon zu trösten wissen *wink*.

  66. @ arne
    Eigentlich ist ja inzwischen fast alles gesagt, aber einen kleinen Punkt möchte ich noch anmerken. Von einem gewissen Standpunkt aus betrachtet ist Ihre Verteidigung der Journalistin die wesentlich herbere Klatsche für sie als die (sachliche) Kritik. Die Kritiker werfen der Frau vor, dass sie einen Fehler gemacht habe. Das beinhaltet aber, dass man ihr zutraut, sie hätte es auch besser machen können. Ihre Verteidigung läuft darauf hinaus, dass sie gar nicht fähig war, etwas anderes als ebendiesen Blödsinn von sich zu geben. Auch nicht gerade sehr charmant…

  67. Die Unterschiede zwischen dem Internet und der „realen“ Welt, die die Medien so gerne und oft beschreiben, werden bald verschwunden sein. Und das der angebliche rechtsfreie Raum schon langer keiner mehr ist, lernt auch der Spiegel noch.

    Was das Interview betrifft, da würde ich eher den Redaktionen des MOMA und des Spiegel die Schuld geben, weniger der jungen Dame.
    Die Themen werden normalerweise vorher besprochen, und man sorgt dann dafür, dass ein Mensch ins Studio kommt, der auch inhaltlich was sinnvolles zu sagen hat. In diesem Fall wäre das wohl idealerweise einer der Autoren der Titelgeschichte gewesen. Hatte vielleicht keine Zeit, wer weiss.

    Abgesehen davon: hat jemand das ganze Interview gesehen ? Die Frau wird doch nicht nur 37 Sekunden da gewesen sein, oder ?
    Vielleicht hat sie vorher ja auch was kluges, sinnvolles gesagt. Könnte ja sein…

  68. „Vielleicht hat sie vorher ja auch was kluges, sinnvolles gesagt.“
    @92 Jobatey: „Mögen Sie Sport?“ – „Ja.“ – „Jetzt kommt nämlich der Sport..“
    Ist nicht so verkehrt finde ich.

  69. was der unterschied zwischen politike-r/sportle-r/wirtschafts-boss und dieser jung-journalistin ist, die mangels interesse/zeit/lust der zuständigen spiegel-autoren beziehungsweise der (existenten?) pr-abteilung ins moma geschickt wurde und leider an akutem technischen versagen litt:

    die werden nicht durch den waschgang frau-fehler-äußeres (etwa: haarfarbe/mimik/gestik/sonstige körpermerkmale) gejagt und hinten dann gerne mal mit dem attribut dumm versehen wieder ausgespuckt.

    und ja – die alten spiegel-titel tun weh. aber sie waren wenigstens einen leserbrief wert.

  70. @arne:
    Ist es vielleicht die Methode „von der Leyen“? Und dann noch in jung. Hübsche, harmlos wirkende Blondinen an die Front. Die halten weiße Fahnen oder rote Stoppschilder in die Luft und dann darf auf die nicht geschossen werden. Muss ich mir merken. Wenn ich mal was Böses sagen will, schicke ich dafür meine Tochter ans Mikro. Oder gleich meine Enkelin… :-)

  71. @arne:

    Ich finde Ihre Argumentation bedenklich. Kann man Menschen nicht ernst nehmen, weil sie 30 Jahre alt, weiblich und gutaussehend sind? In Deutschland liegt das gesetzliche Alter für die Volljährigkeit nicht ohne Grund bei 18 und nicht bei 30, und obwohl ich unter 30 bin, würde ich es als höchst abwertend empfinden, wenn Sie behaupteten, ich sei so jung, naiv und unerfahren, dass man mir jeden Fehler verzeihen müsse und meine Aussagen nicht kritisch angegriffen werden dürften.

    Das deutsche Wahlrecht geht davon aus, dass Menschen mit dem Erreichen des 18. Lebensjahres befähigt sind, über die Zusammensetzung der Bundesregierung zu bestimmen, was deutlich größeren Einfluss auf Wohl und Wehe unseres Landes haben sollte als Äußerungen im Fernsehen – und Sie verlangen Welpenschutz für eine 30-jährige Redakteurin?

    Jemanden auf diese Weise in Schutz zu nehmen, bedeutet zwangsläufig, ihn zu bevormunden, mehr noch, ihn implizit für partiell unzurechnungsfähig zu erklären. An der Stelle der betroffenen Dame würde mich Ihre Kritik weitaus mehr treffen als alle Angriffe, die es aus dem Netz auf ihre Äußerungen gab, seien sie nun unbedacht getätigt worden oder nicht – denn aus diesen Angriffen spricht immer noch die Bereitschaft, die Frau als mündiges Individuum für voll zu nehmen. Diese Bereitschaft sehe ich bei Ihnen nicht. Denn wer mit 30 nicht erwachsen ist, der ist es wohl auch nicht mit 70.

    Wenn also in Netzforen über die Aussagen dieser Redakteurin gewettert wird, dann zeugt das doch gerade von gelebter Gleichberechtigung; davon, dass man eben nicht mehr, wie es vielleicht noch in den 60ern geschehen wäre, dazu lächelnd sagt: „Ach die liebe Kleine, hübsch ist sie ja, aber sie soll doch lieber schweigen, wenn Erwachsene reden“, sondern davon ausgeht, dass sie es so, wie sie es gesagt hat, auch gemeint hat, und dass ferner ihre Aussage als Beitrag zur Debatte genauso zu respektieren und zu diskutieren ist, wie es diejenige eines Spitzenpolitikers oder eben eines anderen Redakteurs wäre – dem, wäre er männlich, niemand die Rolle des naiven Nesthäkchens zuschreiben würde.

    Es ist leider vielen Menschen schwer begreiflich zu machen, dass auch zuviel vermeintliche Rücksichtnahme zu Entmündigung und Verlust von Freiheit in der Gesellschaft führt. Das Recht, eigenverantwortlich handeln zu dürfen, funktioniert auf Dauer nicht, wenn der Staat mit allen Mitteln zu verhindern sucht, dass man dabei auch mal auf die Schnauze fliegen kann. Nicht zuletzt dadurch ist übrigens die Finanzkrise entstanden: Zuviele Akteure hatten den Eindruck, für hohe Risiken nicht vollumfänglich selbst verantwortlich zu sein, und fatalerweise hat sich diese Einschätzung im Nachhinein oft als richtig herausgestellt.

    Ich habe die Freiheit, mir das Hirn aus der Rübe zu saufen und in der Gosse zu landen. Ich habe die Freiheit, auf Nigeria-Scammer hereinzufallen und 20.000 EUR an sie zu verlieren. Ich habe die Freiheit, zu einer Bewerbung in verschlissenen Klamotten zu erscheinen. Und all das ist gut und richtig so. Freiheit, nicht Gleichheit und nicht Gerechtigkeit, ist das höchste Gut der Menschheit, Freiheit hat die Wissenschaft und das kritische Denken hervorgebracht. Dumme Dinge tun zu dürfen und mit den Konsequenzen leben zu müssen ist eine Freiheit, die sich unsere Vorfahren hart erkämpfen mussten; wir sollten sie nicht leichtfertig wieder aufgeben, und genauso wenig sollten wir fordern, dass jene, die dumme Dinge tun, vor den Konsequenzen kompromisslos behütet werden sollten, denn das würde in der Praxis immer zu massiven Einschränkungen der Freiheit führen.

  72. @arne
    @B.Schuss

    Frau Kullmann war an diesem Morgen im ZDF um einen Kommentar zu den aktuellen Schlagzeilen in der Presse abzugeben. Sie sollte sich also durchaus darauf vorbereitet haben auch etwas zum Titel des Spiegel sagen zu dürfen. Es geht auch darum diesen zu bewerben, aus diesem Grund werden Journalisten ins Studio eingeladen.

    Ein Aspekt ist wurde irgendwie noch gar nicht erwähnt. Frau Kullmann hat sich in dieser Sendung gleich zwei mal in dieser Art geäußert, das erste mal gegen halb 7. Es ist also nicht so das ihr diese Aussage einfach so ohne nachzudenken raus gerutscht wäre.

  73. […] „Diebe, Rufmörder, Kinderschänder” « Stefan NiggemeierEs gibt eine ganz einfache Methode, aus Texten über das schlimme Internet die Luft herauszulassen. Man ersetze in ihnen einfach „digital” durch „analog” und „Netz” durch „Welt” und schaue, ob die Aussagen trotzdem stimmen. […]

  74. @ arne
    Kinderpornografie und staatliche Zensur sind kein „Popanz“, sondern hochbrisante Themenfelder, die von Presseseite mit Seriosität, Ernsthaftigkeit und Faktentreue behandelt gehören. Wer das nicht einsieht, dem spreche ich die journalistische Befähigung sowie die anständige Erziehung ab. Diverse Themen taugen einfach sowas von gar nicht zum Dummschwätzen, so dass selbst in übermüdetem, alkoholisiertem, nervösem, bekifftem oder sonstwie verwirrtem Zustand gefälligst eine Resthemmung vorhanden zu sein hat…

  75. „Kinderpornographie, Gewaltdarstellung: all das, was im echten Leben nicht möglich ist, scheint im Netz zu gehen“

    Da bin ich ja froh, dass diese Sachen nur im Internet existieren und nicht im realen Leben stattfinden und gefilmt werden…

  76. @Alexander und Stefan:

    Juristischer Schlusspunkt:

    § 935 Abs.1 BGB könnte einschlägig sein, wenn die „Sache“ dem Eigentümer. gestohlen, verloren gegangen oder sonst abhanden gekommen ist. Ist das Nutzungsrecht an einem literarischen Werk (dürfte doch nur eine Lizenz sein, oder?) eine Sache? Nö, keine bewegliche Sache i.S.d. § 929 BGB (die Dateien sind keine beweglichen Sachen). Also ist weder § 932 noch § 935 BGB hier einschlägig. Aber juristsich durchaus interessant.

  77. Man merkt es eben doch. Die Presse ist faktisch gleichgeschaltet. Kaum eine Zeitung oder Zeitschrift, die darauf eingeht, dass das Internet zensiert weden soll. Kaum eine Zeitung oder Zeitschrift, die auf die größte Bedrohung unserer Demokratie eingeht: Die Regierung selbst. Denn diese feilt immer weiter an Bürgerrechten und möchte natürlich das Internet auch unter Kontrolle bringen, damit ja niemand mehr etwas sagt, was dieser nicht passt.

    Da passt es natürlich ganz gut, das der Spiegel Wahlkampf für schäuble und Layen macht.

  78. Muss man schwul im Münsterland leben, um ringsherum Verschwörungen zu sehen und von einer „Gleichschaltung der Presse“ zu faseln?

    Natürlich ist das Internet kein rechtsfreier Raum, wie manche behaupten. Aber es ist ja nicht zu leugnen, dass es bei der Verfolgung strafrechtlich relevanter Dinge im Internet große Lücken gibt.

    Kann man denn nicht von beiden Seiten sachlich argumentieren? Muss denn von einer Seite immer so getan werden, als sei das Web überlaufen von Kinderschändern – und die andere Seite sieht sogleich eine Diktatur im Anmarsch?

    Oder anders gefragt: können wir das Ganze nicht etwas niedriger hängen, ohne einen Weltuntergang zu beschwören? Manchmal habe ich den Einruck, dass es für viele Blogger kaum ein wichtigeres Thema gibt als das. Und das finde ich sehr befremdlich.

  79. Es geht los!

    Diejenigen, die die Macht ausüben, haben erkannt, dass das Internet eine Bedrohung für sie und ihren selbst verliehenen Führungsanspruch darstellt, denn das Netz erlaubt dem „Pöpel“ Austausch von Meinungen, Nachforschungen anzustellen und unbequeme Fragen zu stellen.

    Was wir zur Zeit erleben ist nichts anderes als eine groß angelegte Kampagne, die zum Ziel hat, das Internet für das gemeine Volk nicht mehr zugängig zu machen oder den Zugang zumindest genau so schwer zu machen wie ein Einbruch in einen Banktresor. Egal ob „Zensursula von der Lügen“ und ihre dilettantische und absolut sinnlose Stoppschild-Aktion oder jetzt der Spiegel: es dienst alles nur dem Ziel, eine totale Kontrolle des Netzes und damit der Bürger zu etablieren.

    Das perfide an diesen schmutzigen Tricks: die „Argumente“ für eine Kontrolle des Internet sind so ausgelegt, dass sich sofort jeder verdächtig macht, der nur „ja aber…“ sagt. Denn eines ist nach deren Logik völlig klar: wer etwas gegen Zensursulas Stoppschild sagt, ist natürlich einer dieser „schwerst Pädokriminellen“.

    Und wer etwas gegen das Schaffen von Recht und Ordnung im Netz sagt, ist natürlich ein Betrüger, Drogendealer oder gar ein Mörder.

    Wer das alles nicht sieht, dem kann nicht mehr geholfen werden.

  80. Die etablierten Medien haben einfach nur Angst vor einer kritischen Gegenöffentlichkeit im Internet. Das ist alles.

  81. 111, 112:

    Ihr zwei habt völlig Recht.

    „es dienst alles nur dem Ziel, eine totale Kontrolle des Netzes und damit der Bürger zu etablieren.“ / „Die etablierten Medien haben einfach nur Angst vor einer kritischen Gegenöffentlichkeit im Internet.“

    Satire darf alles.

  82. @Treets: Realitätsfern? VDS? OD? Internetzensur? Beseitigung Verfassungsmäßiger Grundrechte? Umkehr der Beweislast?

    Wenn Du das alles nicht mitbekommen hast, tust Du mir echt Leid!

  83. @117:
    Der war gut *g*

    @111, 112:
    Vielleicht wollen FvdL und Co. ja für den „gemeinen“ Wähler nur irgendwelche „positiven“ Aktivitäten zeigen? Vielleicht ist denen das Internet ja dabei einfach relativ egal, außer das es als Mittel zu Ihren eigenen Zwecken dienen kann?!
    Vielleicht ist es bei der Presse ähnlich? Die mag halt Sachverhalte so bringen, dass der eigene Leser (und sind eben möglichst viele) das auch verstehen kann. Die Spiegelvariante der Internetbetrachtung ist dann eben nur eine recht einfach zu vermittelnde Darstellung.

    Ich glaube eher nicht, dass für Politik und Presse im dargestellten Sinne „Angst“ die primäre Motivation dafür ist, das Internet in der jetzigen Form quasi zu vernichten.

    Ich denke, dass unsere (unfreie) Gesellschaft das „Freiheits“mittel Internet weiter beschränken wird (hat sie übrigens schon lange durch die Kommerzialisierung des Netzes!), und dass natürlich auch das Internet zur weiteren Aufklärung/Befreiung der Gesellschaft beitragen wird. Fragt sich nur, wie sich das Netz letztlich kulturell in die Gesellschaft einfügen wird.

  84. @30, Stefan Niggemeier

    Ich stimme Ihnen zu. jedoch haben mich Artikel dieser Machart (damals ging es um alternative Medizin) vor vier Jahren bewogen, nach zwanzig Jahren mein Abo zu kündigen.

    Danke für diesen einmalig guten Blogeintrag.

  85. Wäre ich Vorstand der Piratenpartei würde ich den Spiegel in Grund und Boden klagen. Mich würde ja mal interessieren wieviele Abonennten so eine Geschichte den Spiegel kostet. Wir werden Zeuge wie ein Flagschiff des Journalismus leck schlägt und nun kläglich absäuft. Die Frage ist ob Rettung möglich und wünschenswert wäre.

  86. Hat eigentlich überhaupt jemand, einschließlich Herrn Niggemeier, den Spiegeltitel wirklich gelesen? Abgesehen von der Titelzeile auf dem Cover und einem etwas peinlichen Anfang, in dem alles Böse im Internet beschworden wird, ist das doch inhaltlich ein zwar an Stellen wirrer, aber doch ganz ordentlicher Text, der im Gegensatz zu den Behauptungen hier eben KEINEN Wahlkampf für von der Leyen macht, sondern im Gegenteil: die Zensurbemühungen als solche benennt und für untauglich erklärt. Die Lösung wird darin gesehen, die ICANN zu einer Art Internet-Uno auszubauen, was ich nicht für superrealistisch halte, aber es ist immerhin ein Vorschlag.
    Angesichts dessen kann ich die absolut unverhältnismäßige Empörung hier, auch Niggemeiers Empörung, überhaupt nicht verstehen. Mir kommt sie sehr künstlich vor.

  87. […] trifft das auch schon mal den falschen Ton. Was die jeweiligen Autoren von Netzpolitik, Lawblog und Niggemeier in ihren Artikeln schrieben, das ist durchaus richtig. Die dort kritisierte Spiegel-Redakteurin […]

  88. Wenn ich heute lese, daß die Polizeigewerkschaft vor dem „größten Tatort der Welt“ warnt, muß ich aufgrund Ihres Artikels sehr lächeln – denn das ist natürlich nicht, wie die Polizei suggeriert, das Internet, sondern – trara! – die Welt selbst.

  89. Eine Zeitschrift, die ihren journalistischen Offenbarungseid schon vor einigen Jahren geleistet hat, will den freien Zugang zu anderen Informationsquellen verhindern. Überraschend ist das nicht.

    Wer den Spiegel liest, könnte den Eindruck gewinnen, die BRD sei durch eine ganz schlimme Terrororganisation namens „Islamische Dschihad-Union“ (IJU) bedroht (so ein Spiegel-Artikel kürzlich zum Thema BW-Kriegseinsatz in Afghanistan). Wer ein paar Minuten lang rumgoogelt, findet einen im Deutschlandfunk gesendeten Beitrag, in dem ein Terrorismusexperte des Verfassungsschutzes diese Organisation als Internethoax des usbekischen Diktators bloßstellt.

    Wer den Spiegel liest, könnte leicht den Eindruck gewinnen, daß der Iran eine ungeheure Gefahr darstelle, deren Atomenergieprogramm von allen Ländern der Welt abgelehnt werde. Wer im Netz sucht, findet die amtlichen Einschätzungen der CIA (Der Iran hat sein Atomwaffenprogramm vor mehreren Jahren eingestellt und es besteht kein Anhaltspunkt für eine Wiederaufnahme) sowie die Tatsache, daß die Ablehnung des iranischen Atomenergieprogramms die Unterstützung einer kleinen, aber schwer bewaffneten Minderheit findet (128 Staaten sind dafür, es dem Iran zu überlassen, von seinen Rechten nach dem Atomwaffensperrvertrag Gebrauch zu machen).

    U.v.m.

    Wen wundert’s, daß die Spiegeleier das Internet der Kontrolle von Zentralinstanzen fragwürdiger Aktivlegitimation unterwerfen wollen? Es geht ja um ihre Glaubwürdigkeit.

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