E-Mail von Stefan Kornelius

[dies ist die Antwort auf diese E-Mail von mir]

Lieber Herr Niggemeier,

eigentlich hatte ich Sie als akkuraten Rechercheur und ernstzunehmenden Menschen in Erinnerung. Wenn Sie aber die Dinger derart undifferenziert aus dem Zusammenhang reißen und offenbar nicht ohne Profilierungsdrang öffentlich Häme verbreiten, dann haben Sie sich wohl verändert.

Mein Kommentar analysiert die Folgen der Filmaufnahmen von der Hinrichtung Saddam Husseins. Ein nicht unwichtiger Aspekt ist, dass die Bilder verbreitet wurden. dadurch erzielen sie eine große politische Wirkung – beabsichtigt oder nicht. Die „Seuche Internet“ beschreibt in diesem Zusammenhang genau das: Die extrem negativen Seiten des Mediums. Oder wollen Sie es etwa als Errungenschaft der Menschheit bezeichnen, dass ich eine Hinrichtung weltweit anschauen kann? Halten Sie es für einen moralischen Gewinn, dass mit Lynch-Bilder Politik gemacht wird? Ist es für Sie ethisch zwingend, dass all dies nun für Kinder zugänglich ist? Entschuldigung: Ich veröffentliche diese Bilder nicht auf Seite 1, so weit reicht die Differenzierungsgabe. Ich hatte auch einmal ein VHS-Gerät und habe trotzdem keine Kinderpornos gekauft.

Sorry, lieber Herr Niggemeier, Ihr Zynismus ist reichlich platt. Aber vielleicht nutzen Sie ja die Gelegeneit, um sich einzugestehen, dass auch das Internet, so sehr ich es selbst mag, das eine oder andere Problem aufwirft. Und übrigens: Sie bieten großzügig an, die Anwort auf Ihre mail zu veröffentlichen. Da Sie bereits die Mail selbst veröffentlicht haben und offenbar auf eine normale Kommunikation keinen Wert legen: Machen Sie doch damit, was Sie wollen.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Kornelius

61 Replies to “E-Mail von Stefan Kornelius”

  1. Anstatt einzugestehen, dass die Entscheidung, das Internet pauschal als Seuche zu bezeichnen, reichlich daneben war, dass ein Journalist eigentlich gelernt haben sollte, seine Worte mit Bedacht zu wählen, kontert Herr Kornelius mit einem persönlichen Angriff auf Herrn Niggemeier. Niveau ist etwas anderes.

    Aber vermutlich ist die Seuche Internet eine degenerative Erkrankung, die nicht unwesentlich zur Veränderung des einst so akkuraten Rechercheurs beigetragen hat. So wird es wohl sein.

    Was heißt eigentlich „normale Kommunikation“?

  2. Also Herr Kornelius schummelt etwas.

    Nun ist ein Video der Hinrichtung aufgetaucht, aufgenommen mit einem Mobiltelefon. Bild wie Ton geben erstens Zeugnis davon, in welch entwürdigender Art Saddam sein Leben ließ, und zweitens, wie verkommen eine Gesellschaft sein muss, in der selbst die Exekution des verurteilten Schergen zum billigen, rohen Spektakel gerät.

    Die Seuche Internet garantiert, dass die Bilder auf immer abrufbar sein und – so weit der Begriff in diesem Zusammenhang erlaubt ist – kulthaften Status annehmen werden.

    Ich habe das mal – äh – recherchiert, was heißt: Einfach kurz gegoogelt. Mitschriften des Tons mit den Beschimpfungen wurden nicht im Internet, sondern zuerst von der New York Times veröffentlicht – und zwar immer wieder nachlesbar. Die „Bilder mit Ton“ wurden dann am Tag drauf von Al-Jazeera verbreitet. Die Übertragungen im Internet kamen offensichtlich erst weit später.

    Irgendwie wird hier auch einiges verwechselt. Eigentlich richtig schlimm sind die Beschimpfungen. Die machen daraus ein Spektaktel. Nicht deren mediale Übertragung.

    Und Stefan, das war es dann mit deinem Ruf als akkuraten Rechercheur und ernstzunehmenden Menschen. Tja. Mist aber auch.

  3. Peinlich. Ich hätte ja zumindest erwartet, daß er eingesteht, daß Bezeichnungen wie „Seuche Internet“ überzogen und unangemessen sind, genauso, wie es auch die von Stefan (Niggemeier) in den Raum gestellten Begriffe „Seuche Musik“, „Seuche Fernsehen“, „Seuche VHS-Kassette“ oder „Seuche Zeitung“ gewesen wären.

    Stattdessen werden wieder einmal die Kinder herangezogen – denkt denn nicht endlich mal jemand an die Kinder, die armen! Daß hier nicht nur nicht auf die Argumente des Diskussionsgegners eingegangen, sondern auch noch gleich die argumentatorische Totschlagkeule herausgeholt wird, ist meiner Meinung nach sehr bezeichnend und zeigt im Übrigen auch, daß Stefan (Kornelius) echte Argumente zu fehlen scheinen.

    Es hätte ihm besser angestanden, den Fehler einfach einzugestehen und anzuerkennen, daß man bei pauschalisierten Horrorformulierungen wie „Seuche Internet“ noch nicht einmal mehr von einem (wie auch immer gearteten) Niveau des Journalismus sprechen kann.

  4. Oder wollen Sie es etwa als Errungenschaft der Menschheit bezeichnen, dass ich eine Hinrichtung weltweit anschauen kann?

    ich erachte es als errungenschaft wählen zu dürfen ob ich das sehen will oder nicht. und ich glaube im 21. Jh. kann ein mensch auch ungefiltertes gut vertragen :)

  5. igitt ich kann mich gar nicht erinnern mich jemals meiner eigenen haut so geschähmt zu haben. das wir in einer zeit, in der wir nicht nur mit messer und gabel belieben zu speisen, uns darüber unterhalten müssen, dass die veröffentlichung von bildern einer HINRICHTUNG moralisch verwerflich ist. es läuft mir kalt den rücken herunter. wir diskutieren doch tatsächlich über eine HINRICHTUNG… entweder ich bin in den letzten jahren seit meinem wehrdienst total verweichlicht, oder die genfer konvention, menschenrechte, moral und ethik sind science fiction… gut dann gehe ich eben wieder fernsehn gucken, da kann ich ständig anderen beim töten zuschauen ohne darüber diskutieren zu müssen…

  6. Wer ist eigentlich dieser Kornelius? Muss man den kennen? Er versteht es auf jeden Fall sich auf hohem niveau auszudrücken – leider lässt genau diese Fähigkeit immer häufiger wichtige Charakterzüge schwinden. Schade, Herr Kornelius.

  7. Ein großes vom Internet aufgeworfenes Problem besteht zum Beispiel darin, dass jede Dummheit, die man irgendwann mal veröffentlicht hat, auch nach Jahren noch auffindbar ist. Und zwar weltweit, in Minuten, von zu Hause aus. Man braucht dazu nicht mal ins SZ-Archiv.

    Die E-Mail von Stefan Kornelius bestätigt doch den Eindruck, den man schon beim Lesen des Kommentars bekommt: dass sich da jemand furchtbar aufregt. So sehr, dass er kaum Luft bekommt. Er hat den Drang sich mitzuteilen. Weil es aber in ihm kocht und brodelt, entgleitet ihm die Sprache, sein Handwerkszeug. Erst verwechselt er die Nachricht mit dem Medium. Dann wird er darauf aufmerksam gemacht und schlägt beleidigt um sich. Weil er nämlich zum zweiten Mal etwas verwechselt: er hält die Kritik an seiner fahrlässigen Ausdrucksweise für eine Kritik seiner politischen Haltung. Alles, was er Stefan Niggemeier vorwirft – polemisch, undifferenziert, schlecht recherchierend – trifft auf ihn selber zu. Und er selbst beweist es im selben Moment, in dem er den Vorwurf erhebt.

    Irgendwann wird ihm das peinlich sein.

  8. Kornelius hat mit der „Seuche Internet“ vielleicht danebengegriffen, aber er hat recht. Nicht, weil Niggemeier sicher auch schon mal danebengegriffen hat, ohne deswegen gleich von Bastian Sick öffentlich bloßgestellt zu werden, sondern in der Tat: weil Niggemeier nur triumphieren wollte, weil er „an einer normalen Kommunikation nicht interessiert“ ist.

    Früher hat Niggemeier mal tolle Medienberichterstattung in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gemacht, und Bildblog war natürlich ein Geniestreich. Aber jetzt geht er immer mehr auf in seiner Rolle als selbsternannter deutscher Medienpapst, der im Gestus des Großinquisitors Zensuren verteilt.

    Das Resultat der großen Nigge-Show ist immer gleich: Ob Kornelius, Spiegel oder Kornelius, die anderen bauen dauernd Scheiße und verstehen nix vom Internet – Oberlehrer Nigge hingegen hat dauernd recht und für jeden die passende Portion Häme dabei.

    Niggemeier war mal der beste deutsche Medienjournalist. Aber jetzt nervt er nur noch mit seiner eitlen Großhans-Show, in der jeder außer ihm abgekanzelt und zum Spott freigegeben wird.

    Schade.

  9. komisch… ich finde es toll, dass man das video sehen könnte wenn man wollte (will ich nicht, übrigens) — so konnte jemand z.B. CNN widerlegen die dem Hinzurichtenden etwas eigenartiges in den Mund gelegt haben.
    Ist doch so ähnlich wie bei den Ladenöffnungszeiten: TV-Journalisten befragten da Passanten, ob sie denn nachts einkaufen würden, was diese natürlich verneinten. Daraus wurde dann gefolgert, dass man es ja eigentlich bei der aktuellen Regelung belassen könnte statt ein überflüssiges Verbot loszuwerden.
    Genau so ist es hier: Wenn jemand das Video sehen will kann er das, nur weil es die meisten nicht sehen wollen ist das doch kein Grund es zu verbieten, ist ja freiwillig (und ein geschichtliches Dokument!)

  10. Wenn das schon «analysieren» ist, dann will ich sofort den Nobelpreis! Die so genannte «seriöse Presse» hätte doch ohne dieses Video aus dem bösen Internet weiterhin fälschlich und unverdrossen behaupten dürfen, dass der Saddam streng legalistisch und unter Beachtung höchst zivilisierter Umgangsformen – «Sie gestatten, Herr Ex-Präsident?» – aufgebammelt worden wäre.

    Immerhin – die «rhetorische Frage» beherrscht er perfekt …

  11. Wo wir grad so schön bei Oberlehrern sind: Hefte raus, Klassenarbeit! 1. Wer ist Herr Kornelius? 2. Wer ist Herr Niggemeier? 3. Wer war Saddam Hussein? 4. Worauf stützen Sie Ihre jeweiligen Einschätzungen und Urteile? Analysieren und begründen Sie Ihre Quellen!

  12. Die einzige Seuche ist die, von „man“ zu reden, von „das“ oder „die“ zu sprechen! „Das Internet ist eine Seuche“ ist Nonsens. Ich glaube es war ein leibhaftiges menschliches Wesen, das das Handyvideo eingeschaltet hat. Oder? „Das Internet“ kann garnichts! Das ist der Vorteil der Technik: Jedes Handeln setzt ein Einschalten voraus, ein Laden der Akkus, usw. Schlimmer ist in der Tat all das, was frei ´rumliegt!

  13. Dass Hinrichtungen im Internet zu sehen sind, impliziert ja nicht, dass das Internet böse oder wie C. sagt, eine Seuche ist. Das sagt er aber in seiner Antwort; N. mit rhetorischen Fragen zu belästigen („Oder wollen Sie es als Errungenschaft..“) und sich als Moralapostel zu gebärden, ist kein ganz schwacher und durchsichtiger Versuch, vom blöden Wort „Seuche“ abzulenken. Wenn man jemand vom Format Niggemeiers so in die Defensive bringen will, dann muss man das schon cleverer anstellen oder man probiert es einfach mit einer weniger emotionalen und am Ende merkwürdig beleidigten Mail…

  14. Ja, es ist eine große Errungenschaft der Menscheit, dass diese Bilder für alle zu sehen sind. Dieses Phänomen nennt sich Freiheit, Herr Kornelius. Und die geht nicht nur ein bisschen, sondern ganz. Dummerweise verlangt es aber auch Erziehung, um damit umgehen zu können. Das aber ist natürlich anstrengender, als Ihre Haltung, die auf einer legitimen Bevormundung der Menschen durch Journalisten und anderen beruht. Versuchen Sie es doch mal mit einem Antrag an Eva Herman und lassen Sie Ihre Kinder dann von Herr Bueb großziehen.

  15. Immer wieder faszinierend zu beobachten, wie sich die halbe deutsche Bloggerwelt auf einen Einzelnen einschießt: Ob das nun Blogs als Klowände des Internet sind oder eben die Seuche Internet. Wikipedia erklärt mir Seuche oder Epidemie mit griechisch επιδημία bzw. „im Volk verbreitet“, Dudens Fremdwörterbuch außer im engeren Sinne der Infektionskrankheit auch mit „zeittypischen Massenerkrankungen und Zivilisationsschäden“.

    Der Skandal sind Internet-Firmen wie moblr.com, die gestern eine Hamburger PR-Agentur eine Presserklärung verbreiten lassen, nach der das Hinrichtungsvideo bei ihnen schon 25.000mal abgerufen worden sei, bei denen aber gleichzeitig in der user-etiquette steht „Wir mögen keine Gewalt. Wir möchten nichts über körperliche, sexuelle oder andere Formen von Gewalt sehen.“ User generated content kann eine ziemlich gefährliche Sache sein, wenn moralische Kriterien bedenkenlos der Quote geopfert werden. Ob Altes oder Neues Medium.

  16. Schade, dass der Kornelius beissreflex-artig diese öffentliche Kommunikation als Angriff wertet und entsprechend persönlich reagiert – dem Artikel nach wär eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der im vorigen Artikel geäusserten Kritik bestimmt interessant gewesen.
    Schade. Das läuft wohl über verpasste Chancen.
    (Und wenn ich mal anmerken darf, „Seuche Internet“ ist – auch im Kontext des Artikels – dermassen blöde und unreflektiert, das da meiner Meinung nach durchaus ne kurze Stellungnahme des Verfassers hilfreich wär)

  17. @johnny die raupe: Also ich möchte hier ja niemandem meine Meinung über Stefan Niggemeier aufdrängen, aber ich finde es angemessen, wenn jemand öffentlich einen unreflektierten, relativ hohlen Satz (bzw. Begriff) von sich gibt, ihm ebenso öffentlich zu sagen, dass man das unreflektiert und hohl fand. Die Antwort von Herrn Kornelius liest sich da für mich schon sehr viel keuleschwingender.

  18. Das Wichtigste wurde ja schon gesagt. Das Internet ist für mich eher ein Zeichen von Freiheit und wir müssen lernen, auch mit dieser Freiheit umzugehen. So wie es das Sprechen, das Schreiben, das Bücher drucken und so weiter erst mal erfordert(e) mit diesen Möglichkeiten verantwortungsbewusst umzugehen. Klappte nicht immer, ist trotzdem keine Seuche.

    Nicht das Internet ist das Problem, sondern derjenige, der Saddam Hussein zum Tode verurteilt hat und derjenige, der das Video gedreht und eingestellt hat. Nun ist es da und es ist ein geschichtliches Dokument, wie früher Kriegsberichte (schriftliche oder mündlich) auch.Das ist (Informations-) Freiheit. Und die brauchen wir, Schluss aus.

    Typisch aber auch, dass diese (notwendige) Diskussion über zwei Journalisten aufbricht, die eine gewisse Selbstgerechtigkeit an den Tag legen. Das ist auch notwendig, denn ansonsten findet keine Auseinander-Setzung, sondern lediglich ein Gespräch, statt!

  19. @ Da Sie bereits die Mail selbst veröffentlicht haben und offenbar auf eine normale Kommunikation keinen Wert legen: Machen Sie doch damit, was Sie wollen.

    Ich denke, aus dieser Passage wird deutlich erkennbar, wie hier versucht wird zu unterscheiden. Kommunikation, die abseits gedruckter Zeitungsseiten läuft als abnormal zu bezeichnen bzw. dies zu implizieren, sehe ich als extrem eingeengte Sicht der Realität.

  20. tja, blöde sache. da haben beide irgendwie recht.

    @mathias
    ich hoffe sehr, dass diese frage nur ein ausrutscher war.
    zitat: Was heißt eigentlich „normale Kommunikation“?

    eine nicht öffentlich geführte?

  21. Nein, Ed Wohlfahrt, es geht um die Frage, ob man nicht einfach erstmal eine nichtöffentliche Mail schreiben könnte – anstatt eine Mail in einem denunzierenden Tonfall zu verfassen, mit dem einzigen Zweck, den anderen öffentlich bloßzustellen, und diese Mail sogar schon zu veröffentlichen, bevor der andere antworten konnte. Das ist Fehdehandschuh, Ohrfeige, das ist: nicht wirklich an einer Antwort interessiert sein. Das ist einfach schlechter Stil von Stefan.

  22. Mich erinnerte die Handy-Video-Geschichte sehr an 1989 (von der Seuche Internet noch keine Spur), als die Hinrichtung der Ceausescus in Rumänien von der Seuche Fernsehen verbreitet wurde. Teile davon kann man sich nun in der neuen Seuche anschauen: http://www.youtube.com/watch?v=x_sFOm59a5M
    Ich glaube mich zu erinnern, die eigentliche Erschießung (die in diesem Ausschnitt nicht zu sehen ist) damals im TV gesehen zu haben. Was hat Herr Kornelius damals dazu geschrieben?

  23. Es ist interessant mitzuverfolgen, wie selbst (ich nehme an) intelligente Menschen ob des technischen und gesellschaftlichen Fortschritts verwirrte darüber sein, was nun Ursache und was Wirkung ist. Aber es gibt da ein ganz einfaches Mittel, der Nuhr hat’s erfunden: Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten.

  24. Um einen für jedermann öffentlich zugänglichen Zeitungsartikel zu kritisieren, ist es ein legitimes Mittel zu einer ebenfalls öffentlichen Kommunikationsform zu greifen – in diesem Fall einem Offenen Brief. Ich sehe da kein Problem.

    Zu suggerieren, solch ein Brief sei eine unnormale Kommunikation, ist fragwürdig. Insofern (@viktorhaase) war meine obige Frage ganz sicher kein Ausrutscher.

  25. Ich bin immer wieder erschüttert, dass ausser mir offenbar alle Menschen steindumm, humorlos und kritikunfähig sind und zur ständigen Pauschalisierung neigen!

    Wegen meines Weltverbesserungsfetischs möchte ich aber hier noch ein paar Gratismeinungen zum Thema ablegen:

    – Stefan Niggemeier sollte endlich wieder seinen Job als Medienjournalist machen, anstatt im Internet spitzfindig auf irgendwelchen Formulierungen von unbeteiligten Redakteuren herumzuhacken!

    – Die Medienberichterstattung über die Medienberichterstattung über das Hussein-Video und wie darüber geschrieben wurde, lässt ganz schön zu wünschen übrig!

    – Hinrichtung gut und schön, aber dass ein Video davon im Internet gezeigt wird, das ist ja wohl eine Bankrotterklärung der Zivilisation!

    – Guten Tag, ich bin Marketingleiter der Brillenfirma Bausch & Lomb, wir überlegen, ob wir diese und weitere Blogkommunikationswellen sponsern. Wir würden sie dann zukünftig als „Bausch of the week“ auf unserem Corporate Blog präsentieren.

    – Lascha Sobo, Deine erbärmlichen, substanzlosen Kommentare sind nur Meinungssurrogat, Du hüllst Deine Aussagen in so viele Schichten ironischer Verdrehung, darunter ist überhaupt kein Standpunkt mehr vorhanden.

    – Was wollt Ihr eigentlich, Hauptsache Saddam ist tot und ich habe ein Recht auf dieses historische Dokument und wenn Guido Knop um 21 Uhr KZ-Leichen zeigt, regt sich doch auch keiner auf, sondern die Sendung wird von Gerolsteiner Mineralwasser präsentiert.

    – Ich als Mitarbeiter von Herrn Kornelius kann hier nur sagen, dass Herr Kornelius Wortwahl sowohl in dem präzisen Artikel als auch in seiner durchaus souveränen Mailantwort präzise und durchaus souverän war.

    – Demnächst wäre die Zeit reif für eine soliden Hitlervergleich.

    – Dauernd spielt sich Niggemeier in den Vordergrund, zu diesen Seuche-Artikeln hat er bestimmt zwanzig Trackbacks in der ganzen Blogosphäre gelegt!

    – Ich bin der absolut normalen Meinung, dass normale Kommunikation normal bleiben muss, Äpfel sollten nur mit Äpfeln beantwortet werden dürfen. Der korrekte Weg wäre gewesen, die Diskussion aus dem Internet herauszuhalten, Herr Niggemeier hätte ja einen Gegenartikel in der Frankfurter Rundschau schreiben können, die Connections hat er ja wohl ;))))))))))))))))

    – Wer Dietmar Nuhr zitiert, dem gehört auf die Fresse gehauen.

    – Das ist alles so typisch von Euch, ich bin echt enttäuscht von Journalisten und von der Blogosphäre, typisch, echt, total enttäuscht, ab sofort boykottiere ich Zeitungen und Blogs, dann seht mal zu, wie Ihr damit zurecht kommt!

    – Können wir bitte wieder zum Thema zurückkommen und darüber diskutieren, wer dieses Handyvideo von König Husseins Hinrichtung überhaupt in Auftrag gegeben hat?

    – Ich wünsche mir mehr Kritikfähigkeit auf der Welt, mehr Souveränität und Aufregung nur an den Stellen, wo es um etwas anderes geht als die eigene Person.

  26. Nach einem solchen Beitrag vergeht einem jede Lust, sich an dieser Diskussion zu beteiligen. Alle Vorurteile und Klischees über Blogs und Blogger werden hier bedient. Danke. wins (und schon findet eine ganz andere Diskussion statt – ätsch)

  27. Herr Kornelius trauert offenbar den Zeiten nach, in denen Journalisten ein Sendungsmonopol hatten. Wenige machen Meinung, viele übernehmen sie. Ist vorbei, sorry. Journalisten werden dadurch ja nicht überflüssig, aber sie müssen ihre Rolle neu denken. Auch wenn es schmerzhaft ist, gilt jetzt die Devise: es ist zwar schon alles gesagt worden, aber noch nicht von jedem. – „Die Seuche“ wird es schon regeln. Heute entlarvt sie denjenigen, der Inhalt und Medium verwechselt. Pech gehabt. Kritik annehmen und weiter arbeiten.

  28. […] In einem Kommentar über das online abrufbare Video von Saddam Husseins Hinrichtung schreibt Stefan Kornelius in der Süddeutschen: “Die Seuche Internet garantiert, dass die Bilder auf immer abrufbar sein und – so weit der Begriff in diesem Zusammenhang erlaubt ist – kulthaften Status annehmen werden.” Journalistenkollege Stefan Niggemeier schrieb ihm dazu eine deutliche E-Mail und bekam sogar eine Antwort. Interessant, wie ein Printkollege das Medium als pestartige Cholera wahrnimmt. Da ist der Ruf nach Ausrottung dieser Krankheit nicht mehr weit. Die Seuche Internet sorgt jetzt jedenfalls dafür, dass diese Formulierung immer mit dem Namen Stefan Kornelius verknüpft bleibt. […]

  29. Billige Rabulistik, die Stefan Kornelius da abliefert. Wenn das die Kinder sehen, dann versaut man ihnen doch total die rhetorische Bildung.

  30. @seuche-internet.de
    cool das ist ja wie zu beginn der seuche (finde ich viel schöner als *i*n*t*e*r*n*e*t*)

    @(L|S)ascha (S|L)obo
    > – Hinrichtung gut und schön, aber…
    wortwahl! setzen 6.

    > – Können wir bitte wieder zum Thema
    > zurückkommen und darüber diskutieren, wer
    > dieses Handyvideo von König Husseins Hinrichtung
    > überhaupt in Auftrag gegeben hat?
    muss es denn immer einen auftrag geben, um zeitgeschichtliche dokumente als solche anzuerkennen?

    > – Demnächst wäre die Zeit reif für eine soliden
    > Hitlervergleich.
    Warten wir mal auf „Mein Führer. Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler“

    @die anons hier
    es macht wenig spass mit pseudonymen zu diskutieren…

  31. […] Als Blogger sind wir Opfer unseres eigenen Prinzips?! Also halten wir kurz inne, und schauen, was dran ist, am Fall Kornelius. Sehr viel sogar, denn Niggemeyer und Cornelius tauschten fleißig Emails miteinander aus, die (Niggemeier an Kornelius, Kornelius an Niggemeyer) durchaus einen Erkenntnisgewinn bereiten. Ich wies bereits daraufhin, dass Kornelius ein konservativer Kader ist, der sich eben in die Blognesseln gesetzt hat. Richtig gesetzt hat er sich ja nicht. Vielmehr wurde er gesetzt. Dann gibt es Schuldzuweisungen, die diskutiert wurden, ob und inwiefern das Internet für etwas verantwortlich gemacht werden kann. Geht es nach Kornelius erhält Hussein nachträglich einen Kultstatus verliehen, weil er damit die YouTube-Generation erreicht. War allerdings zu erst die Internet-Henne oder das Fernseh-Ei? Mercedes-Bunz versuchte ein bisschen Aufklärung zu leisten. […]

  32. Kornelius kann’s nicht lassen. Nachdem nun oft genug und mit einiger Gewissheit davon berichtet wurde, dass sich der zu Tode gekommene kleine Junge beim Nachspielen der Hinrichtungsszene an den im FERNSEHEN (übrigens auch in USA nicht komplett) übertragenen Szenen orientiert hatte, ist jetzt das Internet schuld.
    Eine glatte und bewusste Lüge, um die eigenen Urteile zu stützen, oder einfach nur sauschlecht recherchiert?

    Siehe
    http://www.sueddeutsche.de/,tt2m4/ausland/artikel/211/97114/

  33. Mein Gott wie peinlich!

    Wenn man jemanden argumentativ nicht widerlegen kann, macht man dessen Motive madig – ein klassisches Beispiel für eristische Dialektik.

    Auf die Argumente geht der Herr Kornelius überhaupt nicht ein. Wie wird die Kirche wohl die „extrem negativen Seiten des Buchdrucks“ verurteilt haben, dank derer sich ketzerische Irrlehren über ganz Europa verbreiten konnten!

    Naja, ‚Süddeutsche‘ eben…

  34. Es wäre nett, wenn Herr Kornelius auch inhaltlich auf die an ihn gerichtete e-mail antwortet und nicht so tut, als würde er es tun und in Wirklichkeit wieder einen Monolog führt

  35. Sagt mal, habt ihr Langeweile? Ihr erwartet doch nicht ernsthaft, daß Obiges dazu veranlasst, davon auszugehen, das man es hier mit Menschen zu tun hat, die sich auf Wesentliches konzentrieren können.

    Ich sehe hier nur VOLLKOMMEN überzogene, ja fast affektierte Reaktionen, mal abgesehen davon, daß jemand gleich eine Domain registriert, wozu auch immer. Was bitte hat Herr Kornelius denn SOOO Schlimmes gemacht, habt ihr euch die Frage mal gestellt? Ich komm‘ mir vor wie in der Vorschule. Das ist nicht ernst zu nehmen.

  36. [IRONIE]
    Menno! Gemein!

    Da hat der gute Herr Kornelius soooo lange an einer Worthülse gebastelt, schon kommt einer wie der Herr Niggemeier daher und wagt es, diese Preziose der deutschen Sprache zu hinterfragen?!

    Wo kommen wir denn hin, wenn ein Journalist nicht mal mehr plakativ die Phrasendreschmaschine anlaufen lassen kann , ohne gleich bei Springer anheuern zu müssen…
    [/IRONIE]

  37. Ganz reizend, wie anschaulich Herr Kornelius hier seine intellektuellen Kapazitäten unter Beweis stellt. Nicht nur, daß er völlig kritikunfähig ist, als einziges Gegenargument führt er außerdem die eben kritisierte Aussage nochmals an und ist noch so freundlich, diese für den Kritiker nochmal genau darzulegen (sicher in dem unerschütterlichen Glauben, jener habe die Intention einfach nicht so ganz verstanden) Alles weitere erschöpft sich dann aus leider Verbitterung über den Volltreffer in claudia-rothesken Betroffenheitsanwürfen (platter Zynismus, Profilierungsdrang…). Herrlich!

  38. Ich bleibe dabei: In dem GEMEINTEN Zusammenhang hat Kornelius mit dem Wort „Seuche“ Recht. Das Internet KANN beides sein. Und wenn ich nicht komplett als Kind mit dem Hammer gepudert wurde, habe ich das so richtig verstanden.

    Husseins Hinrichtung im Internet empfinde ich als die Schattenseite des Internets, Hunderttausende von Inetjunks (Kids) haben sich das angesehen und glauben, so geht die Welt. Ich bin ebenso ein Freund dieses Mediums wie die meisten hier, aber das überschreitet nicht nur die Grenzen des Geschmacks sondern auch die der Verantwortung.

    Wenn mein 10-jähriger Sohn nach Hause kommt und mir erzählt, wo ich das Video finden kann (so geschehen!), dann läuft da was verkehrt! Und mein Sohn hat keinen eigenen PC. Er hat es irgendwo aufgeschnappt.

    Ich habe mich eine halbe Stunde mit ihm darüber unterhalten müssen, um den Dreck wieder aus seinem Herzen zu kriegen. Mein Sohn soll nicht denken, das jemanden zu erhängen Usus in der Welt ist, verdammt nochmal. Und zwar selbst dann nicht, wenn jemand soviel Böses getan hat wie Saddam.

    Gottlose Scheiße.

  39. @Ingo Vogelmann: Genau *dann* haben Sie das Richtige getan, was (auch) von Erziehungsberechtigten in unserer multimedialen/vernetzten Welt abverlangt wird:

    Nämlich Kindern das Rüstzeug zu geben, wie sie mit derartigen Inhalten (und da beschränke ich mich ausdrücklich nicht auf das Saddam Video oder das Internet, vor allem da mittlerweile auch immer mehr Nachrichtensendungen gnadenlos „draufhalten“) umgehen sollen.

    Das ist die wahre Herausforderung, denn es genügt schon lange nicht mehr der Nachtkästchen-Schlüssel um das für Kinder Ungeeignete von ihnen fern zu halten.

  40. Die «Seuche Internet» steckt ja auch im Online-Portal der SZ und damit ist auch hier der Verbreitung Vorschub geleistet und ich habe selbst schon erlebt wie das Internet von meiner Kaffeemaschine Besitz ergriff und einfach das gesamte Pulver up-geloaded hat und ich ohne Kaffee da stand – Sauerrei. Aber mal ganz im Ernst: Das Internet dreht keine Videos und lädt sie auch nicht automatisch hoch, aber das kann ein Journallien-Verfasser ja nicht wissen, hat ja nicht Informatik studiert und die Verantwortung endet am Ende des Federkiels.

  41. „Die „Seuche Internet” beschreibt in diesem Zusammenhang genau das: Die extrem negativen Seiten des Mediums.“ Ich wusste gar nicht, dass eine Seuche auch positive Seiten haben kann. Naja, man lernt eben nie aus. Ansonsten kann ich nur sagen: Von der berechtigten Kritik nichts verstanden der Mann (Vielleicht wollt‘ er’s ja auch gar nicht).
    Horst Hänel

  42. Lieber Andreas (ich sieze nicht),

    ich habe das Richtige getan? Ich hätte am Liebsten darauf verzichtet!

    Meine Kinder (ich habe 2) haben ein RECHT darauf, sich ihr Herz in dem Status zu erhalten, der ihnen für ihre Entwicklung FÖRDERLICH ist. Es ist weder meine noch die Aufgabe der Eltern dieser Welt, meine Kinder auf die Härte des Lebens sondern auf die Vielfalt des Lebens vorzubereiten.

    Als Vater verstehe ich mich als liebevoller Wegbegleiter und Hilfeleister, nicht jedoch als Ausbilder in einem Boot Camp für Kinder, das sich dann ALLERDINGS als „Seuche“ herausstellt.

    Ich selbst begründe meine Arbeit zu mindestens 50% auf meiner Präsenz im Netz. Deshalb komme ich noch lange nicht auf die Idee, MEINER VERANTWORTUNG, die sich automatisch daraus ergibt, nicht nachzukommen.

    Das bedeutet nicht, das man auf meinen Seiten nirgends das F-Wort oder andere Wortfäkalien findet, es bedeutet lediglich, daß ich sehr bewußt damit umgehe. Vor allem denke ich vorher nach, was meine Ergüsse auslösen könnten.

    Ich bin ebenso wenig perfekt wie alle anderen, aber ich gebe mir stets Mühe.

  43. @ Nr. 56 (Ingo Vogelmann):

    Ich habe dass, was Andreas unter 53 geschrieben hat nicht als Kritik an Ihnen verstanden, sondern als Lob, dass Sie sich in seinen Augen richtig verhalten haben.

    Ich versteh jetzt Ihre Replik nicht.

    Glauben Sie wirklich, dass Sie Ihre Kinder vor allen Unbillen schützen, sie davon „abschirmen“ können? Ich glaube das nicht. Ich versuche meine Kinder, so klein sie auch noch sind, in die Lage zu versetzen, mit allem was auf sie einstürzt, zurechtzukommen. Die letzte große Herausforderung war der Tod meiner Tante, der uns viel näher geht, als ob irgendwo in der Welt wer auch immer aus welchen Gründen getötet wird.

    Ist das Internet daran schuld, dass Saddam gehenkt wurde? Oder dass davon ein Video gemacht wurde? Meiner Meinung nach sind es immer Menschen, die Schuld haben.

    Ich sehe aber auch eine positive Seite in der Existenz und Verfügbarkeit des Videos: Es ist nicht so gewesen, wie uns alle haben glauben machen wollen.

    Oder verstehe ich Sie vollkommen falsch?

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