Ein Schaum geht in Erfüllung

Friedrich Küppersbusch kehrt zurück auf den Bildschirm. Vom 10. Juni an moderiert er die Sendung „Tagesschaum“, die sich bis zur Bundestagswahl dreimal die Woche jeweils gut zehn Minuten lang mit dem politischen Thema des Tages beschäftigt. Es soll kein Magazin werden, keine Talkshow, keine Comedy, sondern eine pointierte Einordnung der Themen und Ereignisse mit Haltung. Man wolle „die Leute mit sanftem Nachdruck bis an die Tür des Wahllokals begleiten“, sagte Küppersbusch der „taz“. Die Sendung sei „die ‚Tagesschau‘ auf Koks“.

Küppersbusch hatte zwischen 1990 und 1996 den legendären „Wochendurchblick“ „Zak“ moderiert, danach ein Jahr lang „Privatfernsehen“ (Best-/Worst-of auf YouTube). Als Produzent machte er mit seiner Firma probono unter anderem die n-tv-Gesprächssendung „maischberger“ und in den Anfangsjahren „Raus aus den Schulden“. Heute produziert er unter anderem mehrere n-tv-Talkshows und „log in“ für ZDFinfo.

Dass der WDR eine meinungsstarke politische Sendung vor der Bundestagswahl ins Programm nimmt, ist für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk einigermaßen revolutionär. „Tagesschaum“ läuft montags, dienstags und donnerstags auf YouTube und um 23:15 Uhr im WDR-Fernsehen.

Und ich freue mich doppelt darauf, denn ich bin als Autor in der Redaktion dabei.

Nachtrag, 19. Mai. Küppersbusch erzählt im „taz“-Interview alles.

41 Replies to “Ein Schaum geht in Erfüllung”

  1. Wir haben jetzt auch echt genug Wahlkämpfe lang mit großen Augen von Jon Stewart zu Harald Schmidt geschaut und gewartet.

    Ich freu mich und danke für die „Haltung“!

  2. War nicht vor kurzem, im Zusammenhang mit Olli Dittrichs „Frühstücksfernsehen“, die Rede davon, dass Dittrich selbst einmal ein Format mit dem Titel „Tagesschaum“ entwickelt hatte? Gibt es hier einen Zusammenhang?

  3. @Stefan:

    „Tagesschaum“ war doch der Titel für ein von Olli Dittrich entwickeltes Parodieformat, das die ARD so aber nicht wollte (stattdessen hatte man sich für den Humorversuch „Das Ernste“ entschieden).

    Wie kommt Ihr jetzt zu diesem Namen?

    Hängt Dittrich bei diesem neuen Projekt irgendwie mitdrin oder wurde vorab nicht geprüft, welche „Vorgeschichte“ der Name „Tagesschaum“ bereits hat (so wie es der SPD mit ihrem Wahlkampf-Slogan passiert ist)?

    Wenn ich das richtig sehe, dann hat Dittrich sich den Namen „Tagesschaum“ sogar beim DPMA schützen lassen (mit noch laufender Widerspruchsfrist)…

  4. @Christian A.: Dann hoffen wir mal, dass „Tagesschaum“ deswegen nicht in „verboten“ umbenannt wird, sonst gibt’s noch Ärger mit der taz … ;-)

  5. apropos taz.de: „taz.am wochenende“

    beschäftigt sich mit Zeit
    in Vielfalt und Vergänglichkeit.
    Da kann das schon mal sein
    und „print“ kommt vor „online“.

  6. Sehr gute Nachticht; ich würde mich freuen, Küppersbusch wieder öfter vor der Kamera zu sehen. Er könnte jemand sein, der an Charlie Brooker heranreicht: geschliffene Rede, Haltung,Witz vor und hinter der Kamera. Umso besser, wenn er dann auch noch gute Autoren dazu hat. Hoffentlich wird das groß genug, dass es auch nach der Wahl fortgesetzt wird.

  7. Und ich dachte, dass sich das Modewort „Haltung“ den Ruhestand mittlerweile redlich verdient hätte. Macht sich im PR Sprech aber immernoch gut!

  8. Ach und wie ist das dann eigentlich mit der Kritik? Schreiben die befreundeten TV-Kritiker für ihren Kollegen und schustern der Sendung Preise zu?

  9. Herr Niggemeier, bitte bald was über den ESC schreiben!! :-)

    … Gleich zwei Homo-Küsse an einem Abend. Vielleicht geht’s ja doch bergauf mit der Welt. Zumindest ein bisschen.

  10. Küppersbusch bei taz.de:
    „..Wir haben ein tolles Team aus erfahrenen Stammspielern wie Martin Hövel und Jürgen Wiemers, sehr teuren Transfers wie Stefan Niggemeier ..vom Spiegel und Stefan Reinecke von der taz..

    Es ist Pfingsten. Der Pflieder blüht und der Heilige Geist wirkt.

  11. Was soll den das mit dem Koks. Versteh‘ ich da was nicht oder kann ich meinen Kindern diese Seite nicht empfehlen?

  12. Plötzlich tut es mir doch leid, dass ich vor Jahren meinen Fernseher weggeworfen habe …

  13. Herr Küppersbusch meint er brauche YouTube wegen des Sendegebiets des WDR – nur falls das noch nicht jeder weiß, der WDR hat einen eigenen 24 Stunden Lovestream, eine eigene Mediathek und eine eigene Webseite und drölfzig Kanäle mit den Länderfenstern auf Satellit.

    Man gönnt sich ja sonst nichts…

  14. @Hausherr: Ich hoffe aber, dass F. Küppersbusch trotz seines Stoppelbartes nicht hier als Flausch-Ersatz dienen soll.

  15. Mein Kommentar war auch nicht so ganz ernst gemeint, siehe „drölfzig“.

    Ich hab das hingeschrieben weil ich das mit dem 24-Stunden-Kanal erst letzten Samstag wegen Livestream/Aufstiegsfeier von Arminia Bielefeld herausgefunden habe.

  16. Das mit dem koks hab ich auch nicht kapiert. Aber hauptsache stuss labern. Das konnte der heinz schon frueher bei zak gut.

  17. Auch nach einigen Tagen des Nachdenkens fühle ich mich nicht unbedingt wohl damit, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk kurz vor der Wahl eine Sendung eingebracht zu sehen, die einen eindeutigen und vorgegebenen Standpunkt zur politischen Präferenz vertritt. Hier wird ein Beispiel gesetzt, das durchaus mit umgekehrten Vorzeichen von br oder mdr aufgegriffen werden könnte, und ich nehme an, die Freude wäre unter denjenigen, die sich auf das hiesige Format freuen, dann nicht ganz so groß.

  18. Bin ich der einzige Spießer, der den Lobgesang auf harte Drogen im Zusammenhang mit einer offenbar durchaus ernst gemeinten Sendung abstoßend finde?

  19. Auf Youtube oder Nachts – mehr entgegenkommen kann man nun auch wirklich nicht erwarten, oder? Hatte schon Angst demnächst wieder den Fernseher für etwas informatives einschalten zu müssen. Der vorletzte Satz ist ansatzweise sarkastisch oder frustriert.

  20. Wenn ich mich recht erinnere, war ‚Zak‘ deshalb so gut, weil die Redaktion sehr gut war. Als Küppersbusch dann ‚Privatfernsehen‘ mit anderen Leuten versuchte, war’s aus mit der Strahlkraft. Insofern schön, dass der teure Transfer möglicherweise die doch überschaubare Witzischkeit Küppersbusch‘ ausgleichen könnte…

  21. Und das soll jetzt immer so übern Sender?
    Naja…

    Nur als Idee:
    Dreißig Minuten mehr Sendezeit, zwei Studiogäste und vielleicht so’ne Liveband in der einen Studioecke würden der Sendung wahrscheinlich ganz gut tun.

  22. Super Kundenservice.
    Mit dem ersten Studiogast hat die Sendung heute schon unglaublich gewonnen.

  23. Dem stimme ich zu. Obwohl: Performancemäßig war das noch nur halb spritzig. Da scheint der Friedrich etwas abzufärben. Gerade das Stichwort Ozzy und die Frage „Lebt er noch?“ hätte auch ein Stefan Niggemeier bissig beantworten können, ohne einem Küppersbusch die Show zu stehlen.

    Aber vielleicht bin ich nur durch drei Jahre ESC-Duett verwöhnt…

  24. Die erste Sendung empfand ich als dermaßen gehetzt, dass ich sie wohl nur beim Abspielen in halber Geschwindigkeit verstanden hätte. So nach sieben, acht Minuten dachte mein Kopf: Ich bin raus.
    Gestern Abend gewann ich hingegen den Eindruck, dass Herr Küppersbusch das Tempo ein bisschen drosselt. Schon konnte ich seinen Argumenten besser folgen.
    Nun habe ich zumindest eine Ahnung davon, wie es einem Menschen geht, der immer nur „In aller Freundschaft” guckt und sich plötzlich eine Folge „West Wing” anschauen muss: Den würde das Tempo der US-Serie wohl ebenfalls aus der Bahn werfen, weil er sich an gemächliches Erzählen gewöhnt hat.

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