Er sacht Willem, ich sach Wat?

„Spiegel Online“ hat jetzt eine Erklärung abgegeben, wie es dazu kommen konnte, dass sie den falschen Namen des neuen Wirtschaftsministers aus der Wikipedia abgeschrieben haben, eine Bankrotterklärung.

Der anonyme Autor des „Spiegel Online“-Artikels ist hörbar genervt. Er schreibt:

Ein Fälscher, der sich inzwischen in einem Blog damit brüstet, hatte in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia den Guttenberg-Eintrag verändert.

Dann macht er diverse Nebenkriegsschauplätze auf:

Guttenbergs Vornamen werden allerdings nicht im von SPIEGEL ONLINE standardmäßig genutzten biographischen Archiv „Munzinger“ aufgelistet. Sie werden weder auf seiner eigenen Homepage, der Seite der Unionsfraktion im Bundestag, der CSU-Landesgruppe, im Bundestagshandbuch noch auf den Internetseiten der CSU oder des Wirtschaftsministeriums genannt.

Ja. — Und?

(Die Leute von „Spiegel Online“ hätten den kompletten Namen übrigens in einer dpa-Meldung vom 31.10.2008 finden können, sogar mit Quellenangabe: „Der Name des neuen CSU-Generalsekretärs ist lang und eindrucksvoll: Als Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jakob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg führt ihn das Handbuch des Adels.“)

„Übrigens“, schreibt „Spiegel Online“ weiter:

Nahezu alle Medien saßen am Montag dem „Wilhelm“-Fälscher auf. Und der Zeitdruck war groß. Selbst Guttenbergs Mitarbeiter hatten bei der SPIEGEL-ONLINE-Namensrecherche am Mittwochmorgen keine schnelle Antwort parat.

Der Zeitdruck war groß? Die wesentliche Information über den neuen Minister, die am Montag unverzüglich der deutschen Öffentlichkeit mitgeteilt werden musste, war die komplette Liste seiner Vornamen? Obwohl der Minister selbst, wie es in ungefähr jedem Artikel über ihn heißt, auf all diese Namen nicht einmal Wert legt? Und obwohl es Guttenberg bei der Rettung der deutschen Wirtschaft auch nicht helfen würde, wenn er zwanzig, dreißig oder acht Milliarden Vornamen hätte?

Wie war da die Vorgabe bei „Spiegel Online“ genau? „Jungs, ich habe gehört, bei der Konkurrenz arbeiten sie schon an einem detaillierten Vergleich der Vornamen von Guttenberg und dieser Frau Langstrumpf, wir müssen da als Leitmedium sofort einen eigenen Vornamens-Artikel raushauen, verdammtnochmal ZACK-ZACK-ZACK“?

Die „Spiegel Online“-Leute merken schon gar nicht mehr, was sie da produzieren und wie dumm ihre Regeln sind und wie sehr sie sich ihnen ausgeliefert haben. Sie halten ihre Hysterie, gegen die ein Börsenhändler fast gelassen wirkt, ganz ernsthaft für notwendig — und für Qualitätsjournalismus.

Dass „Spiegel Online“ am Montag schnell den Namen bei Wikipedia abgeschrieben hat, ist ein Fehler, den ich verstehen und leicht verzeihen kann. Nicht aber diese lächerliche Rechtfertigung mit ihrer Mischung aus selbstgemachten Zeitdruck und kindischem „Die anderen aber auch“ und „War aber auch schwer rauszukriegen“.

Den vielleicht dümmstmöglichen Beitrag zum Thema (abgesehen natürlich von der „Glosse“ auf sueddeutsche.de, die aber in einer eigenen Liga spielt) hat taz.de veröffentlicht. Da musste es anscheinend auch schnell gehen, jedenfalls hat den Artikel offenbar niemand mehr gelesen:

Lang ist die Liste der Namen des neuen Bundeswirtschaftsministers Freiherr von und zu Guttenberg. So lang, dass ein Vorname weniger [sic] schon nicht auffallen wird – dachte sich ein gewisser „Anonym“ – und fügte dem Wikipedia-Eintrag über von Guttenberg einfach einen weiteren hinzu: Wilhelm. (…)

Journalisten wissen das [dass Wikipedia-Einträge fehlerhaft sein können]. Doch auch sie möchten öfters informieren, um dies dann in ihren Medien zu verbreiten. Das nennt sich im Fachjargon Recherche – ein Vorgang, der stets gründlich geschehen sollte.

Das Stück endet wie folgt:

„Anonym“ hat uns hinters Licht geführt und uns daran erinnert, dass nicht immer alles so ist, wie es scheint. In Zukunft werden wir misstrauischer sein, aber solche Täuschungsversuche dürfen nicht zur Regel werden. Dann nämlich ist auf Wikipedia gar kein Verlass mehr. Wär‘ schade drum.

Das ist niedlich. Das lässt sich fast wie eine Drohung lesen: Wikipedia, reiß Dich gefälligst zusammen, sonst schreiben wir Journalisten nicht mehr ungeprüft aus Dir ab.

Solche Täuschungsversuche wird es bei Wikipedia immer geben, und im Zweifelsfall werden sie handfestere Motive haben als der in diesem Fall harmlose „Fälscher“. Journalisten sind anscheinend die einzigen, denen das bis gestern Abend nicht klar war.

Der Fall des „Wilhelm“ Guttenberg beschädigt nicht in erster Linie die Wikipedia. Er zeigt allerdings die gefährliche Macht der Rekursion, wenn Belege sich plötzlich selbst belegen.

Der Fall des „Wilhelm“ Guttenberg beschädigt meiner Meinung nach vor allem die Glaubwürdigkeit der professionellen Medien und entlarvt ihr Gerede von der eigenen Überlegenheit als eitle (Selbst-)Täuschung — oder bestenfalls als theoretisch einzulösenden Anspruch. Und ist es nicht komisch, dass keines dieser ganzen Qualitätsmedien, die den Namen aus der Wikipedia oder „Spiegel Online“ abgeschrieben haben, auf die Idee kam, die Quelle anzugeben?

181 Replies to “Er sacht Willem, ich sach Wat?”

  1. wo ist denn dies blog? der kann doch nicht… oder… meint der am ende… aber nein, das wäre ja gar nicht belastbar, so was…

    .~.

  2. Der Zeitdruck war so groß, dass ich von einer Quelle abschreibe, die ich hiermit in die Lächerlichkeit ziehe.

    Da hat jemand zu viel Christstollen genascht.

  3. Der Fälscher hat sich im Blog – im Bildblog – gebrüstet? So habe ich den Beitrag nicht verstanden. Wohl eher „gegenüber dem Bildblog“?

  4. Die SpOn-Formulierung, mit der die Namenskette eingeleitet wurde, klang für mich authentisch.

    „Eine beliebte Journalistenfrage an ihn ist jene nach seinem kompletten Namen. Ob er den bitte einmal aufsagen möge. Manchmal macht er das dann auch. Und los geht’s: […]“

    Das klingt für mich nunmal so, als ob der Autor einer von denen war, der mal mit dem Freiherrn geplaudert hatte und der das mit seinen vielen Namen zum Besten gegeben hätte. Und als guter Journalist schriebt man sich das auf, man weiß ja nie, ob man das mal irgendwann braucht.

  5. Ich mag den Satz aus der Einleitung des taz-Artikels: „Ist auf Wikipedia also kein Verlass?”
    „Also”? Mag jmd. dem Autoren des Artikels erklären, dass die Frage a) längst beantwortet war und b) durch den Vorfall erneut überdeutlich beantwortet wurde?

    Im Schlussteil des Artikels: „Dann nämlich ist auf Wikipedia gar kein Verlass mehr. Wär‘ schade drum.”
    „Dann”? Die taz wird sich erst dann nicht mehr auf die Wikipedia verlassen, wenn „Täuschungsversuche […] zur Regel werden”?

    Ich glaube, der Autor des Artikels hatte den Vorfall zur Zeit der Entstehung des Artikels entweder noch nicht reflektiert oder nicht begriffen.

  6. Wenn der Name der Inhalt des gesamten Artikels ist, dann ist es sicherlich nicht übertrieben, die Quelle irgendwo anzugeben. Wobei dann da wieder stehen würde „Quelle: Internet“.

  7. Es ist schon eine Crux mit Wikipedia. Vor allem bei heiklen Themen. Wenn man bedenkt welche Versionen bei Themen wie z.B. Völkermord an den Armeniern, Homöpathie und INSM kurzzeitig online waren und dementsprechend von schülern und Studenten rezipiert wurden und demzufolge evt. Eingang gefunden haben in Aufsätze und wissenschaftliche Arbeiten, dann sollte schleunigst der richtige Umgang mit Wikipedia im Bewußtsein der Menschen verankert werden. Dazu kann dieses kleine Lehrstück nur hilfreich sein.

  8. Gut, dass wir keine grösseren Probleme momentan haben.

    Und ist doch sowieso bescheuert so viele Namen zu haben!?

  9. Nun ist also die Wikipedia schuld daran, dass die selbsternannten Journalisten keine Lust/Zeit/Fähigkeit zum Recherchieren haben? Wie armselig ist das denn?!
    Und um wieder zum Stein des Antoßes zurückzukommen: Wen interessiert es allen Ernstes, welche Vornamen der neue Bundeswirtschaftsminister hat, wenn er von sich selbst immer nur als „Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg“ spricht? Solch eine Meldung gehört auf die Seite, auf der von Boris Becker und Barbara Anna Sandy seiner neuen Liebschaft berichtet wird. Dass sich außer der BILD noch andere Medien auf so ein Niveau herablassen und aus den Vornamen des Herrn zu Guttenberg eine Schlagzeile machen, ist so … schlecht.
    Wesentlich mehr Informationsgehalt hätte ein Artikel über die politische Karriere oder die Ahnen (und deren politische Karriere) des Herrn Ministers gehabt. Aber da hätte man wohl nicht schnell von Wikipedia abschreiben können, sondern hätte selbst recherchieren müssen…

  10. „Ein ungenannter Vornamenschänder gesteht inzwischen im Bildblog des Stefan Wilhelm Niggemeier, dass er das ministerielle Namensköfferchen mitgepackt hat, um anschließend feixend auf mangelndes Recherche-Ethos bei deutschen Medien hinzuweisen.“ — SZ
    Hallo, Wilhelm. :)

  11. Und wie Bild.de versucht den Wilhelm zu errklären…
    Zitat:
    „7./8./9. Philipp Wilhelm Franz: „Philipp Franz ist mein Großonkel. Er ist an der Ostfront in Russland gefallen. Den Namen ‚Wilhelm‘ habe ich in Wirklichkeit gar nicht.““ Quelle: Bild.de

  12. Das Handelsblatt hat hier offenbar relativ vernünftig auf den Fehler reagiert und greift sich auch an seine eigene Nase.

    „“Zugegeben, der Scherz war anfangs nicht gerade originell. Innerhalb weniger Stunden bekam er aber eine höchst interessante Eigendynamik, die mich an den Recherche-Methoden vieler Journalisten erheblich zweifeln ließ“ schreibt der Manipulator zurecht. Weil Journalisten ungeprüft von Wikipedia abschrieben und Wikipedia journalistische Texte als glaubwürdige Quelle betrachteten, sei der erfundene Vorname schnell zur medialen Wirklichkeit geworden. Handelsblatt.com hat den Fehler natürlich mittlerweile behoben und entschuldigt sich dafür. Und Lehren zieht die Redaktion aus diesem Vorfall natürlich auch.“

    Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/wie-freiherr-zu-guttenberg-zu-wilhelm-wurde;2148907

  13. Herr Wirtschaftsminister, darf ich Wilhelm zu Ihnen sagen?…

    Das war ja sowieso schon ein Riesendurcheinander mit dem Wirtschaftsminister. Erst will Herr Glos zurücktreten, darf aber nicht. Dann darf er, hat aber Seehofer gefragt und nicht Angie wie es sich gehört und dann ist er zurückgetreten un…

  14. Nur mal so als Hinweis.
    In der TAZ stand der Bericht über den Namen in dem Teil der Zeitung, in der es eben nicht um „echten“ Journalismus geht sondern in der „Spassecke“.

  15. Wie peinlich ist DAS denn?

    Die Wikipedia eine QUELLE??? Das ist ein Ausgangspunkt, wenn einem nicht die richtigen Stichpunkte zum Googeln einfallen wollen, aber mehr doch nicht. Unglaublich, dass die sowas auch noch öffentlich zugeben. Medienkompetenz gleich Null – als Journalisten…

    Herr, lass Hirn vom Himmel fallen – schnell und viel.

  16. Also ich weiß gar nicht, was alle haben. Wilhelm ist doch so ein schöner Name. Es hätte ja auch Dolly sein können. Dann wäre die ganze Sache allerdings WIRKLICH lustig gewesen.

  17. Schuster Wilhelm Voigt, Hauptmann von eigenen Gnaden.
    „Majestät haben sehr gelacht.“ Statt Köpenickade jetzt eine Wikipediade

  18. @22, Kati: Natuerlich ist Wikipedia eine Quelle. Vieles kann (und sollte) Quelle sein — Augenzeugenberichte, Pressemitteilungen, Werbebroschueren, Flugblaetter. Allerdings sollte man diese wie jene Quellen eben immer einer geeigneten Quellenkritik unterziehen, bevor man die Inhalte verwendet — und das ist hier offenkundig unterblieben. Im Gegenteil, SpON (den Rest hab ich mir gespart) hat die Information implizit sogar wie ein woertliches Zitat des Namenstraegers gegenueber Journalisten dargestellt …

  19. Ich glaube ich rieche eine Klickstrecke bei Spiegel-Online mit allen Vornamen des neuen Wirtschaftsministers… ;)

  20. Ich könnte schwören, diese Diskussion ist in der Vergangenheit schon ein gutes Dutzend mal iteriert worden…

    Keine neue Erkenntnis. Zu den grundlegenden Recherche-Prinzipien journalistischer Arbeit gehört es u.A., seine Quellen zu kennen, und damit natürlich auch die Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit derselben. Im Fall von Wikipedia bedeutet das, sich der Stärken und Schwächen des Wiki-Prinzips bewusst zu sein, und die vorhandenen Werkzeuge zur direkten Kontrolle zu nutzen (Änderungshistorie, Diskussionsseite – die sind nicht aus Jux da, sondern weil sie wichtig sind). Das Problem ist nicht Wikipedia. Das Problem sind Leute, die Wikipedia nicht richtig benutzen können, und dann so tun, als sei das Wikipedias Schuld. Man kann der Bohrmaschine oder der Spritzpistole keinen Vorwurf machen, wenn der Handwerker mit seinen Werkzeugen nicht umgehen kann.

    Die werten Journalistendarsteller haben einen dummen und entlarvenden Fehler gemacht. Das kommt schonmal vor. Dass ihnen das nicht gefällt, ebensowenig wie sie gerne darauf hingewiesen werden, ist einigermassen verständlich. Sie sollten aber ganz einfach daraus lernen, und nicht Zeit und Energie damit verschwenden, auf teilweise geradezu quängelig-pikierte Weise das eigene Ego zu reparieren. Schwach. Albern.

  21. „Der Fall des „Wilhelm” Guttenberg beschädigt meiner Meinung nach vor allem die Glaubwürdigkeit der professionellen Medien und entlarvt ihr Gerede von der eigenen Überlegenheit als eitle (Selbst-)Täuschung“

    Persönlich – als freier Autor – finde ich diese Gesinnungshaftung, die damit quasi auf alle professionellen Medien (und deren Akteure) ausgeweitet wird, fragwürdig. So bizarr das Zurückrudern diverser Redaktionen auch ist – ich denke nicht, dass damit die Medien an sich „entlarvt“ wurden. Hier geht es vor allem um jene seit langem leider bei vielen Autoren existierende Wiki-Abhängigkeit, die – imho zum Glück – dadurch sehr schön offenbar wurde.

    (Im Folgeschluss könnte man sich Gedanken machen über die zunehmend reine Internet-Recherche und deren Tücken, was dann zu einer älteren selbstkritischen Äußerung Stefan Niggemeiers selbst führen würde: „Ich finde es eine berechtigte Frage, der sich Leute wie Knüwer (und ich) ernsthaft stellen müssen: Wer denn die Artikel recherchiert, während wir Kommentare moderieren und Twitter-Beiträge lesen und lustige Experimente mit Kamera-Übertragungen machen. Das ist keine Entweder-Oder-Debatte, denn natürlich wird der Journalismus der Zukunft beides brauchen: traditionelle und neue Formen der Recherche und des Publizierens.“)

    Entlarvt es mich -als Bestandteil professioneller Medien – also, wenn ich versuche, den Wiki-Anteil meiner Recherchen gering zu halten, aber sie nichtsdestotrotz benutze? Nein. Recherche braucht Gewichtung, Quellen müssen eingeschätzt werden. Diese Fähigkeit der Gewichtung der Wiki als Quelle scheint mir das Problem zu sein. „Wird schon stimmen“ ist nie ein guter Gedanke, weder bei Interviews noch bei der Verwendung von Online-Quellen. Aber bei Interviews kennt man seine Pappenheimer – bei der Wiki mit ihrer Vielzahl an Pappenheimern und solchen, die keine sind, ist das schwieriger.

    Also: Welche Medien … nein, besser, welche Autoren und wie viele Artikel entlarvt es denn wirklich – und wie viele der Autoren sind nach einem solchen Zwerg-GAU (der kleinste größte anzunehmende Unfall) tatsächlich NICHT lernfähig oder lernwillens?

    Auch nach dem Fall Kummer sind bei der „Süddeutschen“ noch Interviews erschienen – obwohl dieser Fall die Glaubwürdigkeit der Interviewpraxis und redaktionellen Kontrolle bei der SZ hätte erschüttern müssen. Warum? Im besten Fall – ich kenne leider niemanden bei der SZ – weil man daraus gelernt hat, im schlechtesten Fall aufgrund von ‚business as usual‘.

    Persönlich hoffe ich auf ersteres und auf ein gewisses Umdenken bei einigen Kollegen, die sich tatsächlich in den letzten Jahren zunehmend aus der Wissenshaufenansammlung Wikipedia unbedacht bedient haben – ohne zu gewichten (remember: „NEUE Formen der Recherche“). Ich würde deshalb aber noch lange nicht von einem beschädigten Ruf reden – erst recht nicht von einem dauerhaft beschädigten Ruf.

  22. Läuft eigentlich schon der Countdown in den Redaktionen um in den nächsten Wochen ein paar „knallhart recherchierte“ Wikipedia-kritische Artikel rauszuhauen um sich so nachträglich den Persilschein ausstellen zu können?

  23. Oh yeah… ein falscher Vorname und schon wieder sind die Qualitätsmedien beschädigt. Der Herr Niggmeier hat den schönsten Job der Welt…

    Obwohl, Sie schreibt ja auch, das sei ein Fehler gewesen, „den ich verstehen und leicht verzeihen kann.“ (Wie das klingt, als würde der unfehlbare Medienmaster of the Universe den niedlichen professionellen Medien die Absolution erteilen). Also alles doch nur ein Fehler, der passieren kann, so peinlich er auch ist? Einer von der Sorte, die einfach immer mal passieren?

    Ne, kann ja nicht sein, die Medien sind ja durch den Fall „Wilhelm“ beschädigt.

    Ich verstehs nicht: Bitte, was jetzt: Sind die Medien beschädigt oder können Sie ihnen verzeihen? Oder können Sie nur denen nicht verzeihen, die nach SPON abgeschrieben haben? Oder sind alle Medien beschädigt, weil sie ALLE abgeschrieben haben? Oder können Sie den Medien die Rekursion zwischen SPON und WP nicht verzeihen? Oder sind die Medien vielleicht sogar beschädigt, weil Sie ihnen verzeihen?

  24. Ziemlich dummdreister Versuch, die Arbeitsweise von Journalisten zu karikieren. Wer kommt schon auf die Idee, dass sich ein Anonymus Zeit für einen solch banalen Vornamens-Schwachsinn nimmt? Das wirft ein bezeichnendes Licht auf die Blogger-Szene. Wem nichts mehr einfällt, bastelt sich seine Nachricht selbst. Wo ist der Unterschied zu Bild?

  25. Es gibt (meiner Meinung nach) 3 Möglichkeiten mit so einem Fehler umzugehen. Ihn ignorieren und so tun als sei nichts gewesen. Sich entschuldigen und draus zu lernen. Oder ablenken, rumschafeln, schuld verleugnen, umverteilen und sich am Ende selber als entrüstes Opfer hinstellen.

    In besagtem Fall wären Möglichkeiten 1 und 2 meine klaren Favoriten. Nr3 zeugt von weder von charakter, noch lernfähigkeit … zwei Dinge die den Journalisten aus ihrer aktuellen Krise helfen könnten.

  26. Und noch zwei Nachtraege: Ich verstehe den Taz-Beitrag ehrlich gesagt auch nicht als (zweit)duemmstmoeglichen Beitrag ueberhaupt zu dem Thema, sondern als durchaus ehrliche, ironiegespickte Reflektion, soweit es das Ego halt zulaesst. Auch wenn die „Drohung“ ggue. Wikipedia tatsaechlich etwas daneben war.
    Allerdings haette auch das geforderte „zusaetzliche Recherchieren“ nichts mehr genuetzt, wenn mittlerweile auch andere Medien oder gar Nachrichteninformationen blind aus Wikipedia abgeschrieben haetten, oder wenn z.B. schon im Adelshandbuch ein Fehler drin gewesen waerem, den WP dann evtl. uebernommen haette. Sprich: Die Unabhaengigkeit von Quellen ist, denke ich, in Internetzeiten und Google-„Recherche“ weniger denn je gegeben.

    Und zu

    Journalisten sind anscheinend die einzigen, denen das bis gestern Abend nicht klar war.

    Schoen waer’s. Aber ich fuerchte, da gibt es noch viel, viel mehr Leute, denen das auch in Zukunft nicht klar werden wird …

  27. Das Ganze erinnert ein wenig an den umgekehrten Fall, als die BLÖD einen Artikel zu Fehlern in der Wikipedia mit Belegen füllte, die sie zuvor in der Wikipedia eingestreut hatte und die nicht binnen 2 Minuten korrigiert wurden (welch Wunder)… Komisch, dass das noch nicht aufgekommen ist, war doch auch im BildBlog wenn ich mich recht entsinne.

    Und zum Thema Wikipedia wird leider nicht genügend betont: Die Wiki ist eine gute Quelle, wenn man sich mit der Versionshistorie auseinandersetzt (siehe auch @27)… Besonders bei Artikeln zum aktuellen Zeitgeschehen hilft sowas ungemeint, den Wert der Wikipedia als Mit-Quelle zu steigern.

  28. Zitat achim „Wem nichts mehr einfällt, bastelt sich seine Nachrichten selbst“.

    Ja, und mancher recherchiert dann sogar los und bastelt sich ganz tolle Artikel draus…

  29. #40 Vielen Dank!

    „Der neue Bundeswirtschaftsminister Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg hat entgegen wiederholter Presseberichte offenbar niemals ein mittelständisches Unternehmen geführt, sondern war lediglich in einem Drei-Mann-Büro zur Verwaltung des eigenen Familienvermögens tätig.“

    So in etwa wie „… in der Führung eines gut funktionierenden Familienunternehmens …“
    Das war doch aus irgend ner anderen Spass – Werbung, mh, ne, fällt mir nich wieder ein. War aber jedenfalls gut gemacht.

  30. @Fabian: was Du da schreibst gilt aber nicht für journalisten oder wissenschaftliche Arbeiten.

    Dein Hinweis auf die Versionshistorie gebe ich auch an meine Freunde und Bekannten – schaut Euch an, wie oft der Artikel bearbeitet wurde und prüft nach, von wie vielen Leuten. Schaut Euch die Diskussionsseite an und überprüft. ob Editwars herrschen. Schaut nach, ob ein Beitrag „verschlossen“ ist, sprich gar nicht editierbar ist, ob er nur von registrierten Benutzern editiert werden darf, ob er ein L hat für „lesenswert“ etc. pp.

    Das alles gilt aber nicht für Journalisten und Studenten. Die haben gefälligst Zugänge zu einer richtigen Bibliothek zu haben und zu Archiven, um sich dort mit belegbaren Informationen zu versorgen, und dann bitte auch den Weg der Querverweise zu gehen und möglichst zwei unabhängige Quellen zu finden. Das möge man doch bitte trennen und das ist genau das Haus, was die taz und all diejenigen, die Fehler nicht eingestehen können, im Moment einreißen für jeden Schulabgänger, der sich in der WP ohne Probleme sinnvoll informieren könnte, weil es für ihn umsonst ist und die beste Möglichkeit anstatt nur Zeitung zu lesen.

    Vor allen Dingen geht es um die Diskussion, dass die Zeitungen ja ach so tollen Qualitätsjournalismus betreiben. Fakt ist: die haben auch nur aus der WP abgeschrieben.

    Dann kann man auch gleich in Blogs vorbeischauen – denn Blogs mit Titten gibt’s mittlerweile auch.

  31. Journalisten scheinen es inzwischen wirklich mit Stephen Colbert zu halten: Richtig ist, was die Mehrheit sagt. gerade, wenn man bedenkt, wie auch spiegel-online vor 2 Jahren dessen Wikipedia Attacke gelobt hat, wird das umso peinlicher.

  32. Was ist eigentlich das Riesenproblem daran, dass Journalisten eine unglaublich überflüssige und wirklich belanglose Namensliste von Wiki abschreiben? Sie sollen lieber Ihre Zeit für wichtigere Recherchen als so eine Namensliste nutzen.
    Diesen „Ätschibätsch“-Hinweis hier (ebenso wie auf bildblog.de) empfinde ich als pedantisch. Und wer der Meinung ist, das sich der „Fälscher“ mit dieser Geschichte nicht auf bildblog.de brüsten will, dem ist auch nicht zu helfen…..
    Gelgentlich solltet Ihr Euch auf wichtigeres konzentrieren. Die Medien bieten wahrlich genug Angriffsfläche…

  33. @Sebastian: Ich sage ja auch bewusst nicht „eigenständige Quelle“ sondern „Mit-Quelle“. MMn dürfen auch Journalisten und Stundenten die Wikipedia benutzen, sofern sie nicht dort stehen bleiben. Natürlich ist es besser, direkt in die Bib oder in die Archive zu gehen, aber als erste Anlaufstelle ist Wikipedia doch nicht verboten und vor allem für Querverweise meist sehr wertvoll. Problematisch wird es erst, wenn die Wikipedia-Inhalte nicht zuerst intern, und dann bei positivem Ergebnis als zweiten Schritt extern überprüft, verifiziert und durch mindestens noch eine weitere Quelle gestützt werden. Das war hier ja das große Problem… Aber Qualität findet man nicht in einem Artikel über irgendwelche Vornamen.

    @meykosoft: War das nicht die Hausfrau mit dem unheimlich erfolgreichen kleinen Familienunternehmen oder so? Weiss da jemand, wie der genau ging? Das passt nämlich ganz gut zur „Verschleierung“ bezüglich der Causa Wilhelm.

  34. Nun lassen wir doch mal die Kirche im Dorf. Wirklich ärgerlich ist doch nur, dass die Redakteure offenbar nicht mit dem Versionssystem umgehen können und deshalb gar nicht auf Änderungen der letzten Zeit gescreent haben.
    Und sich zu ganz tollen Schreiberlingen aufzuschwingen ist im nachhinein immer einfach. Der massive Druck wegen zurück gegangener Anzeigenverkäufe auf Redaktionen links und rechts vom eigenen Blatt macht den Job für mich im Moment nicht gerade attraktiv.
    Dann lieber ehrlich korrigieren und sich zerknirscht geben ob so eines Fehlers, als es unter den Tisch zu kehren. Und der Leser muss einfach kritisch bleiben. Vielleicht helfen da solche Fehler sogar der Bildungselite aufmerksam zu bleiben.
    Denn eigentlich sind Diskussionen auf diesem Niveau super. Wirklich Sorgen macht mir nur die publizistische Arbeit einiger anderer Kellegen der Zunft. Deren Ehre scheint nicht existent, deren Korrekturspalte vergssen und deren Leser interessiert der Fehler und die Korrektur nicht einmal.

  35. die versionshistorie bei wikiartikeln ist aber leider ein unding an usability, bei stark frequentierten artikel ist sie kaum überschaubar zu nutzen. die historie bedarf wirklich einer änderung.

  36. Wahnsinn, wie sich hier einige über so eine schmarrn aufregen können…
    das ist tatsächlich leider nur ein dummer, langweiliger versuch von willhelm anonym gewesen irgendwie die presse bloß zu stellen, da hätte man sich was besseres einfallen lassen können.
    ich würde wetten das 99% der leute die sich hier als was besseres sehen, es nicht anders gemacht hätten als den namen einfach aus wiki zu kopieren.
    sorry aber für so eine kleinigkeit wie einen namen würde ich mich immer wieder auf wiki verlassen…
    so und jetzt bitte weiter aufregen, ich glaube da gibts eine neue klickstrecke auf rp-online^^

  37. Ich frage mich gerade, ob Kommentare wie der von tiggger, die hier ja regelmäßig unter so gut wie jedem Beitrag auftauchen, gerade durch ihre Regelmäßigkeit mehr Schlechtes über den jeweiligen Kommentator oder über das Blog aussagen…

    Ach ja, auf meine Fragen darf ich keine Antwort erwarten, oder? Dabei habe ich sie gar nicht so rhetorisch gemeint, wie sie vll. erscheinen mögen. Und das bisschen Polemik, das könnte mir der Master doch wirklich verzeichen, oder?

  38. Die Diskussion, wie und ob fehlerhafte journalistische online-Texte korrigiert werden sollten, ist doch auch schon älter. Manche Streichen durch, setzen Anmerkungen in Klammern oder machens wie die Bild.

    Und ich muss sagen, dass ich es bei spon eher sympathisch finde, wenn sie zusätzlich zur „Anmerkung der Redaktion“ noch einen eigenen Artikel schalten, indem sie sich genauer rechtfertigen. Natürlich kann man darüber streiten, ob der Inhalt dieser Rechtfertigung einen tieferen Blick in den Abgrund des Online-Journalismus zulässt, aber… ich finde das sympathisch. Nach dem Motto: Wir haben scheiße gebaut und gehen deshalb in die Vollen! Zumindest symbolisch finde ich das topp.

  39. Ich finde es eigentlich „schlimmer“ (auf der nach oben offenen Entrüstungsskala), dass irgendwelche Onlineartikel bei der WP als „belastbare Quelle“ durchgehen.
    Das sieht man häufiger, dass in Artikeln Gerüchte o.ä. von fehlerdurchsetzten Webzines als Quelle für einen Absatz herhalten.
    Das Verhalten von SPON finde ich in diesem Fall akzeptabel, auch wenn der Fall natürlich ein wenig peinlich ist. Dass Herr Niggemeier das voll auskosten muss, gehört wohl zu diesem Blog :)

  40. @NA: soll ich jetzt meine Arbeitskollegen hier zu Kommentaren nötigen damit Sie Ihnen bestätigen, dass ich ihnen, wenn ich von den Vorteilen der Wikipedia erzähle, auch immer gleich mitgebe, wie sehr sie auch mit Vorsicht zu genießen ist?

    Wie kann es sein, dass ICH aus den Vorfällen der letzten drei Jahre (Bild-Artikel zur Manipulierbarkeit der WP, Spiegel-Artikel zur Manipulierbarkeit der WP) gelernt habe, Journalisten dagegen, die (hoffentlich?) studiert haben solcherlei Regeln aber nicht intus haben?

    Das mag hier eine Kleinigkeit sein, aber was ist denn dann die Lehre daraus? Kleine Fehler passieren immer, wenn man einfach aus der Wikipedia kopiert.

    Ich meine man stelle sich mal vor der Bugatti Veyron hat 1000 PS, ein Automagazin schreibt einen Bericht darüber und freut sich einen Ast, dass es 1000 PS sind – in Wirklichkeit aber steht das nur so in der WP, bei VW hat man bisher erst 940 PS erreicht, dies ist auch aus Firmenaussagen ersichtlich, der böse böse Abgabetermin war nur so nah.

    Was ist der der Fokus des Artikels? Die 1000 PS. Was war hier der Fokus des Artikels: „Müssen wir uns diesen Namen merken“. Nein müssen wir nicht. Schlimmer noch, SPON tut so, als ob da ein Journalist sogar nochmal nachgefragt hat – „Sagen Sie doch mal, Herr Guttenberg, wie heißen Sie eigentlich“ – das hat die Qualität von „Frau im Spiegel“. Das ist lächerlich. DAS ist der Grund, warum ich seit zwei Jahren SPON nicht mehr lese, seit da Leut ans Ruder gesetzt wurden, die vorher bei Bild.de gearbeitet haben. Die Qualität ist in der Tonne, DARUM geht es.

  41. puh in der ZS ist es aber schon weit übers fremdschämen hinausgeschossen, der letzte Abschnitt ist ein trauriges Ende eines eh schon durch Ausreden gefüllten schlechten Artikels.

  42. Olala, jetzt kommt hier ja richtig Schwung in die Bude. Erst der wie selten gepfefferte Artikel von Stefan und dann Kommentare wie Salz auf die unterschiedlichen Wunden… Wunderbar.
    Klar, das mit dem Vornamen ist voll Nebensache, Kindergarten, Probebühne.
    Ich finde immer gut, wenn Überheblichkeit und Selbstgerechtigkeit in den Medien angeprangert wird.
    Es fehlt immer mehr die Selbstkontrolle, die nötige Zeit, der nötige Wille, die nötige zweite Quelle. Und alle wissen das auch. Sonst gäb´s ja nicht diese Reaktionen mit Hirn-Temperaturen wie bei einer Vendetta.
    Wikipedia ist und bleibt im Übrigen unzuverlässig. Obwohl alle sie hinter verschlossenen Türen benutzen, wird sie in der universitären oder medialen Öffentlichkeit wie ein schwarzes Schaf versteckt. Peinlich. Warum dann nicht, wie oben schon angemerkt, korrekt zitieren?

  43. So kann man falsche „Bügelbretter“ organisieren.

    Man tüftelt als halbgebildeter „Anonym“ rum (was lateinisch oder fremdwörtlich-detusch „Anonymus“ heißen muss) und verbreitet die Nachrichten mit wahrem Ipsismus.

    Das ist eine beliebig getrickste Anonymiade.

  44. das mal ausser acht gelassen, stimmt es dass es wohl fast jeder von uns so gemacht hätte uns es weiss gott wichtiger themen gibt, also sollte man trennen zwichen dem unwichtigen wiki-abschreiben und den jämmerlichen ausreden dannach, das eine ist nichts, da

  45. Bei der Klickstrecke mit den Jungsnamen in der Glosse von sueddeutsche.de musste ich laut lachen. Noch besser wär die von derwesten gewesen.

  46. > Dass „Spiegel Online” am Montag schnell den Namen bei Wikipedia abgeschrieben hat, ist ein Fehler, den ich verstehen und leicht verzeihen kann.

    „Verzeihen“…das klingt aber nach, ähm, doch einem ziemlich hohen Ross. Irgendwie unsympathisch (die Formulierung, nicht die berechtigte Kritik).

  47. Eben. „“It’s good enough knowledge, depending on what your purpose is.”

    Je nachdem was der Sinn und Zweck Deiner Recherche ist, ist die WP eine gute oder nicht so gute Quelle meint Jimbo Wales.

    Für jeden Otto-Normaluser ist die WP eine bessere Quelle als GAR NICHTS. Früher hat man sich den Meyer’s für 3000 Mark gekauft in 24 Bänden, dann vielleicht für 150 Euro die Encarta von Microsoft und jetzt kann man einfach so im Internet Informationen abrufen. Für lau.

    Das heißt aber nicht, dass jeder Journalist das macht. Oder ein Student, der auf zehn- bis einhunderttausend Bücher in der Universitätsbibliothek zurück greifen kann. In den USA kostet die Uni pro Jahr mehrere zehntausend US-Dollar und die Leute tigern ins Netz und schreiben aus der WP ab. Das ist peinlich hoch fünf. Oder sagen wir mal so: MIR wäre das als Journalist peinlich und so lange ich keine Artikel für Geld schreibe greife ICH sicherlich weiter auf WP, imdb und Google zurück.

    Klar sind Fehler peinlich aber wenn man am Ende nicht sagen kann, dass man stundenlang alles versucht hat, NICHT auf die WP zurück zu greifen, dann macht man was falsch.

  48. Wonderbra! Ein herzliches Dankeschön an „Anonym“, habe mich selten so über die Medienlandschaft amüsiert.

  49. Wo bitte gibt es hier; die Formulare für die kurzen Namen? z.B schlicht solche wie UTE NAß……….

    Uff haben wir den keine anderen Sorgen!! Na wer möcht darf morgen hier noch ein paar weiterführende Diskussionen führen!

    Wetten dass, TEIL3 folgt so gleich?!

    * grins*

  50. man muss leider sagen, dass die fehlgriffe des bernd graff eine große blamage und peinlichkeit für die sz darstellen.

  51. Also ob einer nun 10, 11 oder 18 Vornamen hat ist eh Schnuppe, ich finde, man hätte den ‚Wilhelm‘ drinlassen sollen, solange keiner widerruft ist es Fakt und irgendwann hätte der Freiherr resigniert und es akzeptiert.

  52. Naja…persönliche Wikipedia Erfahrung: habe über einen anderen Willem auf meine Geschichtsprüfung gelernt. Ergebnis: mit 4,0 knapp bestanden. Logische Schlußfolgerung: Wenn ich mal ne große Journalistin werde schreibe ich nicht von Wikipedia ab. Gibt ja genug andere von denen ich abschreiben kann ;) [/sarkasmus off]

    Leider ist die Geschichte über die Geschichtsprüfung allerdings wahr. Mein Professor dreht sich vermutlich bis heute im Grabe um was ich ihm über die Preußen so präsentiert habe.

  53. Endlich mal wieder ein schöner, runder Artikel in diesem Blog. Aber vielleicht auch etwas scheinheilig. Die Alternative zu der aufgedekten Journalismuspraxis wäre ja, an jeder Stelle, wo Wikipedia eingesetzt wurde, dies kenntlich zu machen. Vielleicht hätte das den Eindruck zur Folge, dass Journalisten deutlich weniger sachkompetent sind, als es dem Leser erscheint und als sie sich im Vergleich mit Bloggern sehen wollen. Vermutlich wäre es derzeit geschäftsschädigend und insofern muss sich das keine Zeitung einhandeln.

  54. Sehr guter Blogeintrag/Artikel. Erinnert irgendwie an das Verhalten der Bänker, die Null Einsicht zeigten als sie die Wirtschaft an die Wand gefahren haben. Zwar eine andere Geschichte aber die gleiche Ignoranz und Uneinsichtigkeit. Die sollen mal nicht glauben der Zeitungs/Medienmarkt könnte nicht genauso zusammenbrechen wie der Bankensektor. Aber hinterher will es sowieso keiner gewesen sein, Verantwortung trägt, wie gewohnt, niemand, und der Steuerzahler darf Springer und Burda retten, oder wie? Können wir die Sache nicht irgendwie abkürzen?

  55. @JürgenG: Ich finde es verzeihlich, dass Spiegel Online das falsch abgeschrieben hat (und will überhaupt nicht ausschließen, dass mir als Nachrichtenredakteur dasselbe passiert wäre). Wenn aber in Dutzenden deutschen Medien von der Titelseite der „Bild“ bis zur Seite 3 der „Süddeutschen“ derselbe Fehler steht, weil keiner eine echte Quelle gesucht hat, sondern alle bei Wikipedia oder irgendwem abgeschrieben haben, glaube ich, dass die Glaubwürdigkeit der Medien darunter leidet.

    Ist das so schwer zu verstehen?

  56. @Frank: Wie hätte ich das sonst formulieren sollen, dass ich Spiegel Online das leicht verzeihen kann? Ich setze mich damit auf kein hohes Ross und stelle mich nicht auf ein Podest, sondern sage nur: Ich kann diesen Fehler leicht verzeihen.

    Kein rhetorische, sondern ernste Frage: Wie könnte ich diesen Gedanken formulieren, ohne das es anmaßend klingt? Oder ist schon der Gedanke anmaßend?

  57. Dieser Willem (vom Bonustrack) hat mal bei der TKKG-TV-Serie einen kriminellen Zoowärter gespielt. Das möchte ich bitte im nächsten Fernsehbuch lesen! ^^

  58. Es ist schon unterste Kanone, dass den Herren vom Spiegel nichts anderes dazu einfällt, als Niggemeier als „Fälscher“ zu diffamieren. So kann man schön von der eigenen Verantwortungslosigkeit ablenken.
    Natürlich wird N. beim Spiegel auch nicht mit Namen genannt, sondern der Wiki Nick „Anonym“ übernommen. Natürlich wussten der Spiegel inzwischen, dass es sich um den Bildblogger handelt.
    Durch sowas disqualifiziert ihr euch beim Spiegel immer weiter. So legt ihr euch ein Spiegelei nach dem anderen.
    Einfach mal versuchen wieder in die Aufrechte zu gelangen, liebe Herren vom Spiegel. Dann klappts vielleicht auch wieder mit der Glaubwürdigkeit.
    Der Zeitdruck war also groß? Wo steht denn geschrieben dass man überhaupt Bezug auf die Vornamensliste nehmen muss? Die Vornamen sind doch in der Sache „Wirtschaftsminister“ so uninteressant wie ein Fahrrad für Fische. Nur weil alle drüber schreiben, muss der Spiegel das dann auch tun?
    Es gab Zeiten, da wäre man beim Spiegel durchaus in der Lage gewesen, auch unter „diesem Zeitdruck“ die „Fälschung“ bei Wikipedia zu recherchieren und aufzudecken, und eben die restliche Presse zu blamieren.
    Wenn man einen Aufmacher der Bildzeitung beim Spiegel aber schon als Maßstab sieht, ist der Unterschied zwischen den Beiden wohl nicht mehr so groß.

  59. Das total tolle an dieser Mailaise ist die hausgemachte Komponente – jedenfalls für den Dokumentar in mir. ;-)

    Der SPIEGEL hat eine eigene Dokumentationsabteilung innerhalb der SPIEGEL Gruppe, da arbeitet jemand aus meinem Studium.
    Das Handelsblatt ist Mit-Teilhaber eines der größten elektronischen deutschen Pressearchive, welches ursprünglich bereits 1986 seine Pforten eröffnete (GENIOS).
    Und die Süddeutsche hat mit dem DIZ München auch ne eigene renommierte Archivabteilung.

    Geprüfte Quellen im Nahfeld des oben genannten Presseorgane gibt also genug, die anderen haben ebenfalls Zugriff auf derartig solide und belastbare Datenbanken. Und Fact-Checking ist (war?) mal eine der Domänen solcher Abteilungen.

    Leider hat aber der Kostendruck dazu geführt, dass auch dort fröhlich Arbeitsplätze eingespart wurden. Gleichzeitig scheint die Kostenstelle-Denke dazu zu führen, dass man die teuren eigenen Quellen wohl kaum noch nutzt, um bloß nicht dem Kostenstellenverantwortlichen die „Erfolgsstory“ zu vermasseln, die ihm seine niedrig bezahlten Mitarbeiter gerade ermöglichen.

    Peinlich, das Ganze. Vor allem, wenn man das alles schon laaaaange vor dem WWW am Laufen hatte, bevor sowas wie Wikipedia überhaupt ein feuchter Traum war.

    PS: Das damalige Print-Archiv der FAZ habe ich selbst während meines Studiums analysiert, die sollten es also auch besser hinbekommen können …

  60. Nachtrag:

    Auf der Seite der SPIEGEL-Dokumentation findet sich folgender hübscher Absatz:

    „Neben Lektorat und Recherche ist das „Fact checking“ Hauptaufgabe der Dokumentationsjournalisten. Dabei prüfen sie die redaktionellen Beiträge auf Plausibilität, verifizieren Fakten wie Namen, Daten, Bilder, Grafiken und Zitate. Nur ein solchermaßen überprüfter und gegebenenfalls korrigierter Beitrag erscheint im SPIEGEL.“

    Scheinbar kennt das niemand bei SPIEGEL Online. ;-)

  61. @Anonymus:

    du bist der Held aller Wikipediaverunstalter! Während wir armen Amateure uns mit der durchschnittlichen Lebensdauer einer Verbesserung eines Wikipedia-Artikels trösten müssen, hat dein „Wilhelm“ des Zeug zum Klassiker. Weiter so.

    Ich muss jetzt wieder los, in der Wikipedia sind noch viele Verbesserungen zu machen: Horst Wilhelm Köhler und Angela Wilhelm Merkel haben einen Anspruch auf korrekte Einträge in der Quelle allen Wissens.

  62. Der von Dir als genervt interpretierte Halbsatz „Ein Fälscher, der sich inzwischen in einem Blog damit brüstet“ ist witzigerweise der einzige, der dem ganzen Trubel gerecht wird und das Verhalten des Vandalen und von BILDblog auf den Punkt bringt.

  63. Was Journalisten aus dem Fall lernen sollten: Nicht den WP-Artikel zitieren, sondern die Quellenangaben für jeden relevanten Absatz checken und dort weiterrecherchieren.
    Zudem sollte man bei aktuell heißen Themen auch immer einen Blick in die Versionshistorie und Diskussion werfen.

  64. An die Herren und Damen Verteidiger:

    Was genau ist so schwierig daran, mindestens zwei unabhängige Quellen für einen Artikel in einem selbst ernannten Qualitätsmedium heranzuziehen? Selbst SPON stellt – eteas nonchalant – fest, dass es reichlich einfach zu erreichende Quellen gab. Ja, sie stellen sogar fest, dass der Namansträger selbst und eine „verlässlich“ Quelle unterschiedlicher Auffassung über die Schreibweise des Vornamens sind. Es geht also durchaus.

    Die Wichtigkeit der Nachricht wurde zwar künstlich hergestellt, aber wenn ein SPON- oder BILD-Redakteur schon meint, so eine Lappalie wie die zehn Vornamen eines neuen Ministers seien überhaupt eine Nachricht [gar auf der Titelseite!], dann, verdammz noch eins, hat man das auch anständig zu belegen.

    Und, Her Pannor, ich bezweifle, dass die momentane, berechtigte Kritik an eine gewissen Recherchefaulheit, die in der Breite zu beobachten ist, gegen Sie persönlich geht. Nur weil ‚die Medien‘ Mist bauen, bedeutet das nicht, dass jeder einzelne in den Medien eine große Gabel benutzt.

    Solange Journalisten sich aufs, inzwischen ziemlich niedrige, Ross setzen, auf die Blogger-Szene herabsehen [sehr lustig, bedenkt man, wie viele von denen auch Blogs haben], Qualität an der benutzten Veröffentlichungstechnik – Druck auf Papier->CMS im Internet->Blog-Software – fest machen, werden wir jeden Tag wieder einen Wilhelm finden.

  65. Gestern Karl-Theodor zu Guttenberg heute Kuranyi. Die Zukunft ohne Flops und Pannen ist noch sehr weit und der Weg Steinig.
    Ich glaube sogar, dass jedes System alle Voraussetzungen für seinen eigenen Untergang in sich selber trägt. Das Internet mit seiner nicht hadelbaren Informationsflut bleibt da nicht ausgenommen.

  66. Mal ehrlich… ich verstehe die Quellen-Diskussion nicht ganz. Wäre der Name richtig gewesen, hätte niemanden die Quelle interessiert und der Autor wäre für bekloppt erklärt worden…

  67. …ganz großer Sport, Medien-Enthüllungs-Blog. Gaaanz toll.
    So gern ich Bildblog & Co lese – aber dieses großkotzige ‚Ich bin schlauer als alle anderen und habe alle reingelegt‘ ist auch kein professionelleres Verhalten als das, was man so oft bei der Bild anprangert.

    Natürlich ist der Mega-Name von Herrn von&zu für alle Medien interessant: Anekdoten sind immer gut.
    Natürlich war da ein enormer Zeitdruck: die ganze Minister-Tausch-Aktion war von vorn bis hinten überraschend und sofortige & ausführliche Berichterstattung wert.
    Natürlich nutzen alle Medien Quellen wie Wikipedia & prüfen (gerade unter Zeitdruck) nicht jedes Detail relativ nebensächlicher Informationen. Soll SpOn etwa eine Eilmeldung rausbringen á la „Wir haben nen neuen Minister – sagen aber erst nächste Woche, wie der heißt – wir warten nämlich noch auf die Geburtsurkunde & 3 eidesstattliche Versicherungen“?

    Einfach lächerlich, deswegen so ne Welle zu schieben & sich als großen Entlarver aufzuspielen…

    Ach ja: gibt’s nicht bei euch auch hin und wieder ‚upps, da ist uns ein Fehler unterlaufen‘-Meldungen? Das wär doch mal ne Schlagzeile für die Bild wert oder ein Enthüllungsartikel für die Zeit!

  68. Ein „Upps“ kann jedem mal passieren, aber wer so kindisch darauf reagiert wie manche der hier genannten Medien hat es nicht anders verdient als durch den Kakao gezogen zu werden. Mal abgesehen vom „Qualitätsjournalismus“ kann man aus der Sache noch ganz andere Dinge lernen. Ich denke ich werde z.B. in Zukunft bei Recherchen für Referate u.ä. auf Wikipedia als Quelle verzichten und geduldiges Papier vorziehen.

  69. SPON, Taz, Sueddeutsche etc. fühlen sich ertappt und reagieren dementsprechend empfindlich. Man hätte sie nicht besser entlarven können. Zeigt doch diese, eigentlich lächerliche, Geschichte wie ‚ausgezeichnet‘ es um den Journalismus in den Massenmedien in Deutschland bestellt ist.

    Danke Anonym! Danke Bildblog! Danke Herr Niggemeier!

  70. danke, stefan! jetzt weiß man zumd. wie die deutsche zeitungslandschaft funktioniert. mir ist schon seit
    längerem klar, dass auch spiegel-online immer mehr
    zu einer besseren bild wird. man weiß mittlerweile
    auch nicht mehr, was man noch lesen kann. wie
    sieht es eigentlich mit der faz aus? ist die auch
    darauf reingefallen? weil von der zeitung halte
    ich noch am meisten!

  71. Mit dieser Posse hat der Großteil der deutschen Presselandschaft sich als ein Haufen von geldgeilen, nur noch auflagentreuen Dillettanten entlarvt. Der Journalist ist das kleinste Rad am Wagen, er hat zu liefern so schnell als möglich. Die Redakteure bestimmen die Vorgaben und den Tonus eines Mediums, die sind wiederum an die Vorgaben der Aktionäre und Geldgeber gebunden. Und Sie schielen auf Ihre Dividenden, die Sie Ihren Aktionären ausschütten können, auch müssen Sie sich dem Weltmarkt (China ? „Sch(m)erz“) anpassen.
    Der Spiegel sowie andere eigentlich mal gute Blätter haben seit Beginn der 90iger Jahre anscheinend die Rechercheaufgaben erstsemestrigen Praktikanten ohne Unterweisung übertragen.
    Die Bezeichnung Qualitätspresse haben sie damit für mich verloren. Ich war lange ein treuer Spiegelleser, habe ihn seit der Oberschule gelesen…. nun bin ich seit gut 12 Jahren fast abstinent und schaue höchstens mal gelegentlich in meiner Stammkneipe mal rein, lege ihn aber meist ob der Themen und deren Recherche mit Schaudern wieder weg.
    Ich mache mir vielmehr Gedanken um die neu erstellte virtuelle Realität…. eine Namenserweiterung ist das eine, was wenn wirklich wichtige Fakten (geschichtlich, gesellschaftlich sowie politisch) so manipuliert und verbreitet werden können. Unsere Gesellschaft macht es sich so bequem und übernimmt gerne alles ungeprüft.

    Schlußendlich finde ich die „Wilhelm“- Aktion sehr gelungen.. Nun haben die Damen und Herren einen Spiegel vorgehalten bekommen. Mal sehen was daraus noch weiter resutiert (ich habe wenig Hoffnung)

  72. die wikipedia war noch nie mehr als eine hervorragende sammlung von anregungen. oft weist sie auch sinnvolle quellen nach oder beschreibt einen begriff außerordentlich gut.

    sie aber als quelle selbst zu verstehen ist weder für schulkinder noch für journalisten zulässig. dass das gezeter nach jedem „ungenügend“ groß ist, ist in seiner hilflosigkeit sehr verständlich: einfach nächstes mal besser machen. ihr schafft das!

    .~.

  73. jetzt ist det zapp-beitrag über das vermeintlich riesige guttenberg`sche familienunternehmen aus der „freien wirtschaft“ auch online:

    http://www3.ndr.de/sendungen/zapp/tv114.html

    finde ich fast noch peinlicher, das alle tagesmedien diese
    rigips-bude ungefragt als guttenbergs ex-unternehmen genannt haben, ohne da mal anzurufen. das hat ja schon fast blogger-niveau!

  74. Es geht nicht um die Wichtigkeit von Namen.
    Es geht darum, daß man gestern eine leise Ahnung davon bekommen konnte, warum man so oft in Medienberichten über Themen, in denen man sich selbst ein keines bisschen auskennt, über unglaublich hanebüchenen Quatsch stolpert und sich fragt, wie denn sowas nur zustande kommen kann.
    Ich finde es einfach immer wieder erstaunlich, mit welcher scheinbaren Gelassenheit man es in Kauf nimmt, daß die an dem Tag gelegte Sorgfalt und Recherche dem propagierten hohen Selbstanspruch so offensichtlich widerspricht.
    Ich würde mich freuen, wenn nicht so oft derart steinkohleflöztief weit unter den eigenen Messlatten hindurchgetaucht würde. Vielleicht kann man ja mal realistischere Ansprüche stellen und dann versuchen, die einzuhlaten. Das Problem mit unerreichbaren Ansprüchen ist ja, daß man denen gegenüber schnell auf dem Standpunkt landet, daß man sich gar nicht erst zu bemühen braucht.

  75. Weil sich die Missverständnisse hier in den Kommentaren häufen: Weder ich noch jemand anders von BILDblog hat den Wikipedia-Eintrag verändert. Es geschah auch nicht mit unserem Wissen.

  76. @stefan: es kam vielleicht bei mir so rüber. glaube auch nicht, dass du dahinter steckst. aber erst durch dich/bildblog.de wurde es publik
    gemacht. daher mein dank an dich!

    um mal kurz meine frage noch einmal in den raum zu werfen. ist
    damals die faz auch darauf reingefallen?

  77. Zitat S.N.:
    „Der Fall des „Wilhelm” Guttenberg beschädigt meiner Meinung nach vor allem die Glaubwürdigkeit der professionellen Medien und entlarvt ihr Gerede von der eigenen Überlegenheit als eitle (Selbst-)Täuschung – oder bestenfalls als theoretisch einzulösenden Anspruch.“

    Täglich grüßt das Murmeltier. Stefan N. tut das, was er am liebsten tut: er hält allen anderen den Spiegel vor. Warum er selbst noch nicht den Pulitzerpreis erhalten hat, ist schwer nachzuvollziehen.

    Wenn bei wirklich jeder klitzekleinen Lappalie geradezu mantramäßig dieses Niggemeiersche „die Etablierten sind auch nicht besser“ erfolgt, nutzt sich das doch sehr ab.
    Zumal SPON nun wirklich nicht defür bekannt ist, ein herausragendes Qualitätsmedium zu sein.

    Und lustig schreiben kann er auch nicht wirklich, man merkt ja jedes Mal den Schaum vorm Mund.

    Das, was Zapp gemacht hat, ist hingegen ganz einfache und gute Recherche. Statt sich darauf zu beschränken, immer nur anderen schlechte Arbeit nachweisen zu wollen, drehen die Mädels und Jungs vom NDR ihr eigenes Ding. Chapeau!

  78. Sollte irgendwann herauskommen „Anonym“ ist Stefan N., werde ich dieses Blog innerhalb von Nanosekunden aus meinen Favoriten löschen.

  79. […] Dann allerdings kommt ans Licht, es geht gar nicht um Hadschi Halef Omar, sondern um Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg, unseren neuen Wirtschaftsminister. Und zwischen den Philipp und den Franz hat besagter Schelm noch einen Wilhelm gebastelt […]

  80. @ treets, #116

    Und lustig schreiben kann er auch nicht wirklich

    Ganz ehrlich, „Jungs, ich habe gehört, bei der Konkurrenz arbeiten sie schon an einem detaillierten Vergleich der Vornamen von Guttenberg und dieser Frau Langstrumpf…“ fand ich schon sehr lustig….

  81. »Aufgrund nicht zutreffender Informationen (u.a. FOCUS, Tagesspiegel, Spiegel, Wikipedia u.a. basierend auf einer dpa Mitteilung) wird unser Fachgroßhandel für Trockenbau, Isoliertechnik und Dämmstoffe mit dem CSU-Generalsekretär Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg in Verbindung gebracht. Hiermit informieren wir Sie darüber, dass es sich hierbei um Fehlinformationen handelt. Unser Unternehmen wurde vor über 40 Jahren von Christoph Frhr. von Guttenberg gegründet. Die heutigen Geschäftsführer unseres Unternehmens sind Christoph Frhr. von Guttenberg sowie Jörg von Guttenberg. Unser Unternehmen hat zu der „Guttenberg GmbH“ mit Sitz in München (-> München HRB 134661 – Guttenberg GmbH; vgl. http://www.handelsregister.de) keinerlei Bezug. Wir bitten Sie, entsprechend davon Kenntnis zu nehmen.«

  82. @wjh: das Unternehmen und die Arbeit Guttenbergs dort war eine Meldung der dpa. Darum geht’s hier aber nicht. Agenturmeldungen zu übernehmen ist legitim und Agenturen machen Fehler. Wir müssten jetzt wissen, WO die Person bei der dpa falsch abgeschrieben hat und da wir die Quelle nicht kennen, können wir das hier nicht in die gleiche Kategorie mit „Eigenrecherche von Zeitungen“ packen.

    Von daher bleiben wir bei WP und Kuranyi würd ich mal vorschlagen.

  83. @ 116 (treets)

    Gut jetzt, Kai! SN ist nun mal Medienjournalist.

    @ 117 (Harald Eisenmann)

    Ich sehe es genau andersrum. Toll Aktion! Als hätte man einen 14-Jährigen in einen Supermarkt geschickt, um 3 Flaschen Wodka zu kaufen. Die Wikipedia-Aktion war in meinen Augen notwendig und hilfreich. In Zukunft wird doch bestimmt gewissenhafter bzw. mehrgleisiger recherchiert – oder?

    @ 121 (wjh)

    Der Vorgang ist ja wohl der Gipfel in Sachen „Qualitätsjournalismus“.

  84. das erinnert mich an die geschichte, als die ip-ranges vom bnd bekannt wurden und heraus kam, dass ein mitarbeiter den wikipedia-artikel über den bnd geändert hatte.

  85. @Stefan #111: Uups .. siehste mal. Richtig lesen kann ich (wie manch anderer) auch nicht.
    Der im BILDblog geschriebene Artikel in Ich-Form verleitete mich zu der Annahme, dass du auch der Autor seist. Den Hinweis „Ein Gastbeitrag von Anonym“ habe ich einfach überlesen.
    Ich muss gestehen, auch ein Faux Pas der nicht passieren darf.
    Ich muss also die diesbzgl. weiter oben gemachten Aussagen gegen den Spiegel revidieren und bitte um ersatzlose Streichung der Passagen die sich auf den Wiki-Anonym beziehen. (#89 Absätze 1 und 2)

  86. Ich weiß nicht warum hier alle auf Wikipedia rumhacken.

    Die Möglickeit zu manipulieren und schlicht und einfach falsch zu sein, trifft auf ALLE Medien zu. Auch wenn bei Wikipedia jeder manipulieren kann und bei anderen Medien nur ein kleiner Kreis.
    Was dieser Fall vor allem zeigt, ist, wie GLEICHGESCHALTET unsere Medienlandschaft ist – es gibt zwar unterschiedliche Medien, aber alle schreiben offenbar aus einer Quelle (Wobei das nicht auf Wikipedia bezogen ist) ab und versuchen nicht unterschiedliche Ansichten zu finden und sich eine eigene Meinung zu bilden. Wenn eine Meldung bei der DPA reingeht, nehmen die alle so auf, wie sie die DPA vorgegeben hat, niemand überprüft, welche anderen Ansichten es zu dieser Meinung gibt.

    Unser alter Freund Adolf hätte sicher seine helle Freude dran – und das Beste: Die Gleichschaltung reguliert sich aufgrund des ZEITDRUCKS von selbst – man muss nicht mal eingreifen oder irgendwelche Leute verhaften.

    Hätte er das gewusst, dass es so einfach geht…

  87. „Den vielleicht dümmstmöglichen Beitrag zum Thema (abgesehen natürlich von der „Glosse” auf sueddeutsche.de, die aber in einer eigenen Liga spielt) hat taz.de veröffentlicht.“ – aus obigen Artikel

    In welcher Liga spielt denn die Glossse? Kreisklasse, 1.Bundesliga oder sogar Champions League? ;-)

  88. @116 treets:

    Ich glaube, was sie beschreiben ist tatsächlich das große Problem, warum so viele, auch ich, zwar immer noch neugierig und bis zu einem gewissen Punkt auch fasziniert BB, dieses Seite hier und ein paar andere besuchen, das Unbehagen dabei und daran aber immer größer wird.

    Mittlerweile wissens es nämlich die meisten: Ja, auch die etablierten Medien machen Fehler. Vielleicht sogar mehr als früher, vielleicht werden ihnen aber auch nur mehr Fehler öffentlichkeitswirksam nachgewiesen. Spielt eigentlich keine Rolle und ihnen die Fehler nachzuweisen ist ja auch in einem vernünftigen Rahmen gut, hat vielleicht sogar in manchen Fällen zum nachdenken bzw. umdenken angeregt.

    Aber jetzt müsste doch einmal die nächste Stufe gezündet werden. Von mir aus kann ja auch noch hin und wieder eine Bildergalerie gedisst werden, oder verdrehte Namen, oder zuviel Namen, oder mangelnde Recherche oder ….

    Aber wie wäre es mal selbst mit Recherche? Nicht nur auf die Fehler anderer zeigen und das auch noch oft genug auf herablassende Art und Weise, sondern sich selbst einmal in die Gefahr begeben, überhaupt Fehler machen zu können! Ein Risiko eingehen. Das hohe Ross verlassen. Eine eigene Geschichte, selbst Antworten geben, statt Antworten nur runterzumachen. Das wäre doch mal etwas, das die Blogs hierzulande weiterbringen, auf die nächste Stufe heben würde. Man wäre endlich dieses reine Second-Order-Bloggen los. Stefan Niggemeier hat die Bekanntheit, das zu versuchen und der Blogosphäre so weiterzuhelfen, gar nicht so sehr in Richtung Professionalität, sondern in Richtung Relevanz.

    Der einzige, der das ansatzweise und natürlich auf ganz eigene Art und Weise macht, ist DonAlphonso, jetzt auch mit seinem FAZ-Blog. Das hat eine eigene Relevanz, wenn auch natürlich keine medienpolitische, die ganz ohne Bezug auf Fehler, Texte usw. anderer auskommt. Und es wird angenommen, vll. sogar besser als das Fernsehblog, zumindest dann, wenn man die Kommentarzahl als Maßstab nimmt. (Jaja, DonAlphonso schreibt 30% der Kommentare selbst, ich weiß, er hat aber trotzdem und auch deshalb ungefähr 10X so viel Beteiligung wie der Fernsehblog…).

    Aber vielleicht ist das alles ja auch zuviel verlangt. Mag sein. Wegen Zeitdruck, oder Zeitmangel, oder so… Mal schaun.

  89. @128: „Was dieser Fall vor allem zeigt, ist, wie GLEICHGESCHALTET unsere Medienlandschaft ist – es gibt zwar unterschiedliche Medien, aber alle schreiben offenbar aus einer Quelle (Wobei das nicht auf Wikipedia bezogen ist) ab und versuchen nicht unterschiedliche Ansichten zu finden und sich eine eigene Meinung zu bilden.“

    Oh ja, schlimm — alle Medien behaupten, die Bundeskanzlerin heisst Angela Merkel. Total gleichgeschaltet, diese Medien … *g* Soll denn jetzt die FAZ tatsächlich behaupten, die Kanzlerin hiesse Steinmeier, um sich der Gleichschaltung, wie Sie sie definieren, zu entziehen? ;-)

    Ganz ehrlich: ich finde es schon ziemlich hardcore, wie Sie hier einen der schlimmsten Teile der Mediengeschichte nehmen und auf diesen doch eher kleinen Skandal, der nur einige Medien betrifft, umzumünzen versuchen. Sort of geschichtsverharmlosend, wenn man mich fragt.

  90. Was mich an der Sache wundert/nervt/ärgert/nachdenklich stimmt über den, jawoll!, Zustand unserer Medien: Wie die alle abgehen/-drehen, nur weil einer mit Adelstitel Minister wird. Aber alle! Wie weit zurück sein Stammbaum reicht, wie edel die Vonundzus über all die Jahre waren, tja, und diese Namensdoofheit setzt der Adelsverklärung die, ähem, Krone auf.

  91. Tweety wäre lustiger gewesen und hätte auch viel besser zu Sylvester gepaßt. Somit hätte er Ausgewogenheit hergestellt und wäre eines Ministers würdig gewesen, der für das ganze Volk da sein will und nicht nur für die (Raub-)Katzen!

  92. Naja, wenn ein falscher Vorname des Herrn Wittenberg äh Guttenberg (von insgesamt neun Vornamen, wobei einer natürlich völlig reicht und 8 nur der banalen Einleitung von Vorstellungsartikeln dienen) wirklich der große Fehler an Wikipedia ist, dann mach ich mir keine Sorgen…

  93. Ich will ja das Ganze nicht unnötig verkomplizieren, aber dennoch mal schüchtern anfragen, was eigentlich die glaubwürdigste Quelle für Guttis Vornamen-Exzesse ist:

    1) Wikipedia? Nein, das wissen wir ja nun dank des von Bildblog.de exklusiv veröffentlichten Bekennerschreibens des anonymen Wikipedia-Attentäters besser.
    2) Gutti selbst? Naja, keine Ahnung, ob der Junge da wirklich noch den Durchblick hat oder sich gar adelsgemäß einfach noch ein paar weitere Lieblingsnamen angeeignet hat. Was kostet schon die Welt als Freiherr?
    3) Das genealogische Handbuch des Adels? Nun, zumindest Niggemeier schwört ja darauf und dokumentiert es im Bildblog stolz ausrisshalber als unumstößlichen Beweis. Aber wer führt eigentlich nach welchen Kriterien dieses Handbuch? Wer garantiert, dass da nicht auch mal adliger Schabernack getrieben wird? Hat Niggemeier diese Quelle genau überprüft? Hat er mit dem Verlag gesprochen? Hat er sich persönlich von der Glaubwürdigkeit und Exaktheit dieses Werks und dieses Eintrags überzeugt?
    4) Das amtliche Melderegister des zuständigen Standesamtes? Das wäre für mich die Quellenbibel in diesem Fall. Und – oh freiherrliches Staunen: Der adlige Knabe wird da gar nicht mit „Joseph Silvester“ geführt. Die Namen hat er sich wohl erst bei der Taufe von seinen Patenonkeln noch schnell anhängen und den Eintrag im Melderegister aber nie ändern lassen.

    Was zählt also mehr: Guttis Gewohnheiten, das offensichtlich darauf aufbauende Adels-Handbuch oder aber doch das gute alte deutsche Amt?

    Hm, steht uns jetzt womöglich nach dem Bild-Wikipedia-Skandälchen ein Niggemeier-Adelshandbuch-Affärchen ins Bloghaus?

  94. 138:

    Würde ein Journalist in allen diesen Quellen recherchieren, und würden das unabhängig voneinander verschiedene Journalisten tuen, dann wäre ihnen hier zumindest aufgefallen, dass es abweichende Vornamen gibt. Das hätten sie kenntlich machen können, wobei in dem Fall wikipedia als Quelle gar nicht nötig wäre, da sie ohnehin die am wenigstens verlässliche ist von den genannten.

    Es kann natürlich auch in allen Quellen falsch stehen, weil der Fehler noch ganz wo anders liegt und nie berichtigt wurde (Wie die Sache mit dem Spinat und dem Eisen), dass ist aber ein Unterschied, zu dem was da im Falle Wilhelm passiert ist.

    Das Interview auf der Zeit-Site finde ich sehr aufschlußreich, thx @ Christian Fuchs.

  95. Ist schon irre, wieviel Wind um diese Lappalie gemacht wird. Leute, geht mal raus: die Leut haben andere Sorgen.

  96. Genau! Und diese Sorgen und Probleme werden jetzt kompetent von Herrn Theo Heino (Quelle: Schmidt & Pocher, ARD) zu Guttenberg gelöst, der ja immerhin einen eigenen Familienbetrieb mit sage und schreibe drei Angestellten (Quelle: Panorama, ARD) geleitet hat und somit nun wirklich über ausreichend Erfahrung und Fachwissen verfügt diese im Grunde genommen kaum erwähnenswerte Banken und Wirtschaftskriese entschlossen anzugehen. Wie diese Geschichte wohl enden wird? Können wir die nicht auch irgendwie abkürzen?

  97. Um Wikipedia sinnvoll zu nutzen, muß man wissen, wie Wikipedia funktioniert. Daß eine Enzyklopädie, die von freiwilligen Nutzern erstellt wird, nicht als Quelle für Printmedien dienen kann, sollte daher selbstverständlich sein.

    Und ich finde diesen „Wilhelm“-Erfinder prima, hat er den ach so seriösen Zeitungen doch den „‚Spiegel“ vorgehalten. Ich hoffe, es wirkt.

  98. @139 Thomas:

    Du hast mich missverstanden: Das war gar kein Plädoyer für die Recherche in zig Quellen. Es war ein Plädoyer für die Recherche in der naheliegendsten Quelle. Und das ist das amtliche Melderegister…..

    Und Stefan Niggemeier ist sicher gewohnt, dass er selbst an jenen – zu Recht strengen – Kriterien gemessen wird, die er als hauptberuflicher Kritiker bei der Beurteilung anderer Medien ansetzt.

    Und ich würde aus der Fernsicht behaupten: Er ist hier den eigenen Ansprüchen nicht gerecht geworden.

    Warum? Nun, im Prinzip hat er auch nix anderes gemacht, als von anderen Medien abzuschreiben bzw. von einem anderen Medium die Quelle zu übernehmen – ohne selbst die Qualität der Quelle infrage zu stellen. Und dann spitzt er die eigentlich richtige Aussage des anderen Mediums auch noch so zu, dass es zumindest fragwürdig wird:

    Als Beweis für die Tölpelhaftigkeit der Wilhelm-Medien zitiert Niggemeier aus einer dpa-Meldung von Ende Oktober, die sich auf das Handbuch des Adels beruft. In seinem Bildblog illustriert Niggemeier den Anonymus-Beitrag mit der selben Quelle.

    Großer Unterschied:

    dpa schreibt völlig richtig: „Als Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jakob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg führt ihn das Handbuch des Adels.“

    Die Formulierung „….führt ihn das Handbuch des Adels“ lässt die Möglichkeit offen, dass Gutti in Wirklichkeit auch anders heißen könnte.

    Niggemeier interessiert das nicht weiter, ihm reicht das Adelsbuch als unumstößlicher Beweis und in bester „Bild“-Wir-zweifeln-an-nix-und-am-wenigsten-an-uns-selbst-Manier schreibt er:

    „Der Minister heißt: ….“

    Zwar hängt Niggemeier die Quelle hinten dran, entscheidend ist aber, dass er offensichtlich ohne weitere Prüfung dieser Quelle (wie gesagt: wer sorgt hier auf welche Weise und auf welcher Basis für welche Einträge?) die Angaben daraus als Fakt und Wahrheit seiner Leserschaft präsentiert.

    Fakt ist aber wie gesagt: Das amtliche Melderegister führt Gutti mit einem leicht anderen Namen.

    Das alles hat nun globalpolitisch gesehen nicht wirklich eine überragende Bedeutung. Aber wer wegen noch viel kleinerer Fehler gerne triumphierend mit dem Finger auf andere Medien zeigt, sollte auch mal selbst angestupst werden dürfen.

  99. Da hier offensichtlich Uneinigkeit besteht, ob der Betrüger oder der Betrogene „den Wilhelm macht/gemacht hat“, schlage ich vor, Wilhelm I und Wilhelm II als Begriffe zu verwenden. :-)

  100. upps. Mit dem zweiten sieht man besser. pülühem ist mein türkischer Vetter. btw. Früher nannte man das, was jetzt unter „Wilhelm I“ geführt wird, „Einen Türken bauen“. Und es gibt das Verb dazu „türken“. „Wilhelmen“ klingt irgendwie … nicht mal preußisch.

  101. Oh, wie wundervoll ! Danke, Herr Stefan Niggemeier!
    Dieses geistig und seelisch verkümmerte DeutschLand braucht Menschen wie Sie, um aus der verordneten Narkose aufzuwachen.Ich meine das nicht nationalistisch, ich bin nur in tiefer Sorge um unsere Kinder.
    George Orwell:“ In dieser Zeit der universellen Täuschung, ist die Wahrheit zu sagen ein revolutionärer Akt. Freiheit ist die Freiheit zu sagen 2+2=4″
    Oder etwas einfacher: Des Kaisers neue Kleider .
    Nun wird womöglich die Sache mit dem falschen Vornamen benutzt, um von der nebligen Vita des Herrn Guttenberg abzulenken. Bleiben Sie bitte dran, Stefan !
    Ihre Eulenspiegelei war wirklich ein Spiegel:
    für den „embedded“ Journalismus von heute.
    Die sich gegenseitig versichernde Selbstgefälligkeit gepaart mit bereitwillig angelegten Scheuklappen machte den Niedergang des investigativen Journalismus seit 2001 möglich.
    Mein persönlicher Held 2008: Muntazar AlZaidi, der sich mit seinen Schuhen mutig einen Weg aus dem Helferlein-Dasein warf.
    Bemerkenswert, die schnelle Reaktion von George Devilyou.;-)
    Recherchieren Sie doch mal die alten Textildynastien und was die Nachkommen trieben und treiben:
    von der Leyen,von Knoop,ter Meer, von Rheydt etc. Das wird Sie u.a. zum Codex Alimentarius führen,eine Ungeheuerlichkeit, die still und unbemerkt zur realen Bedrohung wird.
    Oder wem gehört der Seehafen Rostock und wie konnte das geschehen?
    Wenn Sie mögen, können Sie sich jederzeit bei mir melden.
    Ich habe viele Dinge hier, die mir den Schlaf rauben.

  102. @138, 146: Unterwerfung unter das Diktat eines weltlichen Amtsschreibers und Melderegisterführers?! Niemals – ich betone, nie würde ich, braver Katholik und querköpfiger (Reichs-)Freiherr, einem solchen Menschen gestatten, darüber letztlich zu bestimmen, wie ich heißen solle. Mein Bauch und mein Name gehören mir – und das Nämle meines Jüngsten bestimme ich auch selbst! So oder ähnlich muß man sich ja wohl das Guttenberg’sche Namendramolett vor 37 Jahren vorstellen – erst recht, wenn man Georg (H)Enoch hieße, nach einem kampflustigen Ritterheiligen und nach einem Patriarchen aus dem AT, der seinen 1. Sohn (Methusalem) mit 65 bekam und erst mit 365 Jahren zu Gott entrückt wurde (sagt jedenfalls die Bibel). In (H)Enochs Welt gilt zu allererst die Taufe, sodann der ‚Gotha‘ (dessen Eintrag der stolze Vater ja selbst veranlaßt hat) – und dann, ja dann – nun gut, gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, in Gottes Namen. Aber wehe, ein nachgeborener Außenstehender wagt es, meinem Sprößling in staatstragender Manier den „Joseph Sylvester“ zu entwenden – dann steht jener Frechling kurz vor der Fehde (vorausgesetzt, er wäre satisfaktionsfähig).

  103. Wichtigtuer aller Länder vereinigt euch. Achso, ist schon passiert und nennt sich Blogger-Szene.

  104. @Christoph (138/146):
    Was das „Genealogische Handbuch des Adels“ anbelangt: Laut IFB (zitiert hier allerdings nach bsz-bw.de [PDF]) enthält es „in aller Regel sehr zuverlässige und aktuelle Informationen“. Ich würde es kurz „Standardwerk“ nennen. Mehr dazu natürlich auch beispielsweise bei Wikipedia (Stand 13.2.2009, ca. 14:32, kl. Scherz). Was in Guttenbergs Personalausweis steht, wissen wir nicht. Ob sich im Adelshandbuch oder im Melderegister oder in diesen Komentar ein Fehler eingeschlichen hat, wissen wir auch nicht. Aber worauf sich die BILDblog-Formulierung „Der Minister heißt“ bezieht (seinen langen Adelsnamen), wird, glaube ich, vielleicht dadurch deutlich, dass das Thema des BILDblog-Eintrags der lange Adelsname ist. Oder womöglich auch durch die unmittelbar angefügt Quellenangabe? Nein?

  105. @Christoph (153)

    “Was in Guttenbergs Personalausweis steht, wissen wir nicht.”

    Wie wäre es mit einem Anruf beim zuständigen Standesamt? Da gibt es dann nämlich amtliche Auskunft über den Eintrag ins amtliche Melderegister. Aber das ist natürlich ein gewisser Rechercheaufwand…..

    “Aber worauf sich die BILDblog-Formulierung „Der Minister heißt” bezieht (seinen langen Adelsnamen), wird, glaube ich, vielleicht dadurch deutlich, dass das Thema des BILDblog-Eintrags der lange Adelsname ist. Oder womöglich auch durch die unmittelbar angefügt Quellenangabe? Nein?”

    Mir scheint, Sie haben meinen Beitrag nicht ganz verstanden…..

  106. @Christoph Schultheiss (153)
    „[…]in aller Regel sehr zuverlässige und aktuelle Informationen[…]“

    Nun… Das befreit allerdings auch nicht von der weiteren Recherche…

    (Den kl. Scherz mit Uhrzeit und Datum der Wikipedia finde ich übrigens gelungen bzw. dieses wäre sogar jederzeit notwendig bei Angabe der Wikipedia als „Quelle“ [falls sie als solche überhaupt angeben wird]…)

  107. @155
    Doch. Das befreit ungemein. ;-)

    und @154
    Ich kann es aber auch noch einmal anders formulieren: Für mich gibt es bis zum Beweis des Gegenteils keinen Grund, an den Angaben des Adelshandbuchs zu zweifeln.

  108. @157

    Für einen Blogger mit hehren Ansprüchen an den Journalismus eine etwas irritierende Haltung….. :-)

    Warum rufen Sie nicht einfach beim zuständigen Standesamt an und lassen sich vom Gegenteil überzeugen?

    Wie gesagt: Recherche ist manchmal eine unbequeme Sache und lässt sich eben nicht immer auf ein paar schnelle Klicks beschränken.

    Ich finde auch, dass in diesem Fall das Thema dem Aufwand nicht wirklich gerecht wird, aber wer nun mal ausgerechnet beim Fingerzeigen auf schlecht recherchierende Kollegen selbst die Recherche scheut, gewinnt nicht unbedingt an Überzeugungskraft…..

  109. irgendwo da draußen gibt es nämlich eine grenze, die da verläuft zwischen professioneller skepsis gegenüber quellen auf der einen und paranoia auf der anderen seite.
    dies zu unterscheiden, fällt einigen hier offensichtlich schwer (warum auch immer). konkret in diesem fall heißt das:
    information aus der wikipedia in die gedruckte(!) zeitung zu übernehmen, ohne sich vorher wenigstens die versionsgeschichte angesehen zu haben, ist unprofessionell.
    einer angabe aus der fachliteratur ohne konkreten anlass zu misstrauen, ist paranoid. (wer könnte denn garantieren, dass der angerufenen dame von der meldestelle bei der fernmündlichen überlieferung des namens kein fehler unterläuft?)

  110. @Christoph Schultheis (157)

    Dass es „befreit“ freut mich. ;-)

    Nichtsdestrotrotz wird auch beispielsweise die vereinseigene Homepage eines Bundesligavereins „in aller Regel“ als „zuverlässige Informationsquelle“ angesehen…

    Zu unserem neuen Wirtschaftsminister bleibt dann nur noch zu hoffen, dass der „Wilhelm“ das einzige Mysterium im Ministerium bleiben wird. Erfahrung scheint er ja zu haben… (Q: Ist gerade in der Mache…) ;-)

  111. Herr Christoph, dazu aus eigener Erfahrung: Der standesamtlich eingetragene Name muss keineswegs identisch sein mit bspw. dem in der (kirchlichen) Taufurkunde geführten, so vorhanden. So geschehen nämlich bei mir höchstselbst. Nun könnte man natürlich weiter streiten, welches dann der „richtige“ Name ist …

  112. Ich lach mich schlapp. Was für ein Kindergarten hier. Und das alles wegen einem falschen Vornamen bei jemanden der davon neun Stück hat.
    Wenn dies das einzige Problem des Autors dieses Blogeintrags ist, beglückwünsche ich ihm zu seinem sorgenfreiem Leben.

  113. @163 u.ä. Ich glaube in China sind fünf Säcke Reis umgefallen. Ich zähle die Sekunden, bis ein Aufschrei durch die „Blogger-Szene“ geht, weil die Tiefenrecherche andere Ergebnisse ans Tageslicht bringt. Jeder führt sich selbst so gut vor, wie er kann. Dort wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen auch die Zwerge lange Schatten!

  114. Mensch, Leute (164 u.ä.): Es geht nicht um den Mittelnamen. Es geht um Journalisten, die alberne Aufhänger wählen, die sie nicht mal richtig recherchiert haben und die dann noch zugeben, dass sie keine Ahnung davon haben, was für eine „Quelle“ die Wikipedia ist: Eine unzuverlässige.

    Ihr zwei scheint nun kein größeres Problem zu haben als Stefan zu beschimpfen und zumindest einer scheint zu glauben, pseudo-intellektuelle Beschimpfungen wie „kulturloser Zwerg mit langem Schatten“ würden ihn selbst als intellektuelles Schwergewicht ausweisen. Nun ja. Muss man ja nichts weiter dazu sagen, oder?

  115. Am besten die hätten mal im StudiVZ nachgeschaut, wie der Karl-Theodor wirklich heißt, hier kann man seinen Namen nämlich nur selbst verändern (und Herr von und zu und wieder zurück Guttenberg würde hier nicht schwindeln, denn er ist bestimmt ein Ehrenmann). Außerdem ist der bestimmt mit total peinlichen Fotos verlinkt (aufm Iron Maiden Konzert: total betrunken, oder wie er sonntags vorm Kirchentor noch schnell eine qualmt oder so… Kann man dann fürs Titelbild gut gebrauchen!

    TIPP: einfach über die Super-Such-Funktion gehen, dann findet ihr den richtigen Namen und alles Weitere bestimmt ganz mühelos, Liebe Journalisten…

    Bis dennsen – MelBjörn

  116. […] Denn wir sollten uns selbstverständlich nicht allein auf Wikipedia stützen, wie uns spätestens die Posse um den falschen Vornamen des einstigen Bundeswirtschaftsministers Karl-Theodor zu Guttenberg lehrte. Ein Student hatte 2009 dem Wikipedia-Eintrag zu dem CSU-Politiker dessen ohnehin schon zahlreichen Vornamen einen weiteren hinzugefügt, nämlich “Wilhelm”. Und zahlreiche, auch renommierte, Medien informierten sich einzig bei Wikipedia und übernahmen deshalb den falschen Namen (s. Beiträge auf ZEIT.de, im Bildblog und bei Stefan Niggemeier). […]

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