Es lebe die Doppelmoderation!

Die Moderatoren Fearne Cotton und Terry Wogan geben bekannt, wen die BBC-Zuschauer zum britischen Vertreter beim Eurovision Song Contest gewählt haben — Scooch oder Cindy:

BBC-Chef Mark Thompson sagte hinterher:

„I think they were trying so hard to get the phones right that something else must have gone wrong. I’ll find out tomorrow morning exactly what but whoever’s fault it was I’m sure it wasn’t Terry Wogan’s.“

(via MediaGuardian)

29 Replies to “Es lebe die Doppelmoderation!”

  1. Mein Firmenrechner empfängt die BBC leider nicht. Jedenfalls läuft hier nix. Interessante Moderatorenzusammenstellung aber: Fearne Cotton war bis zur Absetzung 2006 das Top-of-the-Pops-Moderationsgirlie, Terry Wogan ist etwa 100 Jahre alt und moderiert seit den 70er Jahren die Breakfast Show bei BBC Radio 2, dem Sender für ältere Erwachsene. Allein dafür bekommt er 800.000 Pfund im Jahr, und ja, das macht mich ein bisschen neidisch. Ist ja klar, dass der Chef ihn als fehlerlos ausgibt. Und ja, auch das macht mich ein wenig neidisch. Worauf ich aber hinaus will: Ich möchte, dass nächstes Jahr Elmar Gunsch und Gülcan den Grand-Prix-Vorentscheid moderieren.

  2. Lieber Ommelbommel,
    du hälst DAS für Psychoterror? Dann hör dir mal das Gewinnerlied von Scooch an! Warum schreitet hier die UNO nicht ein, die haben doch schon aus nichtigeren Gründen Blauhelme geschickt.

  3. Gähn. „Getting the phones right“ kennen wir seit Einführung von Wahlmaschinen. BBC joins Democracy 2.0, so what?! ;-)

  4. Ich meinte jetzt Psychoterror für die Teilnehmer, falls das jetzt missverständlich rüberkam. Man hätte natürlich auch gemeinsam einen Zettel vorlesen können, aber diese Hightechdinger ohne (!) Kabel sind auch einfach ein Renner, da soll dem Grand Pr.., pardon: Song Contest nochmal jemand vorwerfen, man sei noch nicht im Heute von morgen angelangt.

  5. Wieso benutzt du denn den Spiegelstrich (—) als Gedankenstrich (–)? Naja – wenigstens keinen Bindestrich. Zu dem Thema fällt mir nix ein.

  6. Kurz zu Terry Wogan: ich empfehle JEDEM, wirklich JEDEM am Grand-Prix-Samstag irgendwas aufzutreiben, dass die BBC-Übertragung mit Terry Wogan empfangen kann (letztes Jahr z.B. auch live auf BBC Prime im Kabel). Der Mann watet bei der Vorstellung der Musiker so hüfthoch in Ironie und Häme, dass man danach den Grand Prix nicht mehr ohne Wogan ertragen kann. Der Vergleich von Wogan mit Elmar Gunsch scheint mir daher etwas… falsch zu liegen.

  7. @dogfood: Hmmm. Ich liebe England und die Engländer, aber Wogans Grand-Prix-Moderationen verkörpern für mich eine unangenehme Eigenschaft dieses Inselvolkes: Sich über fremde Geschmäcker zu erheben. Ich finde, seine Häme ist unerträglich, weil latent ausländerfeindlich. (Er hasst es immer schon, wenn irgendwelche osteuropäischen Staaten gewinnen, weil dann mutmaßlich selbst das beste Hotel am Ort unter seiner Würde ist.)

    Außerdem hat das eine merkwürdige Ironie, wenn man dann hört, wie sich Wogan über die finnischen Moderatoren lustig macht – ausgerechnet Wogan, der es nicht schafft, im entscheidenden Moment den richtigen Siegernamen zu nennen.

  8. Anders als mit Häme und Ironie kann man dem gegenseitigen Punktegeschacher der diversen skandinavischen, baltischen, balkanesischen oder levantinischen Völkern (oder auch: Deutschland/Türkei) oder den teilweise billigsten Popnummern nicht mehr beikommen. Dazu ist der Wettbewerb zu surreal geworden, um ihn so ernst wie Peter Urban zu nehmen.

    Mir müssen aber die Passagen entgangen sein, wo Wogan am Rande der Ausländerfeindlichkeit einzig die britische Kultur über die anderen Kulturen erhob.

    (filed under: „Jeremy Clarkson ist ein Deutschen-Hasser“)

  9. @Stefan: ach, ich hatte in der Aussage „teilweise billigsten Popnummern“ den britischen Beitrag ausgenommen? Wo das?

  10. Nein, das ist nur das, was mich an Terry Wogan so stört. Wer selbst einen solchen Schrott dahin schickt und als Kommentator einen sehr verwirrten alten Mann, ist in keiner guten Position, den anderen Schrott mit Häme zu überschütten. Finde ich.

  11. In seiner Radioshow sagte Wogan über seinen Fehler (danke für den Link, Norbert!):

    „Nobody died, it’s a TV programme. It wasn’t the general election. People got a bit confused. … I suppose I should make a little apology to Cyndi – although I’m not taking the blame for this – because I was the one who did say Cyndi had won.“

    Was für ein verwirrter trauriger alter Mann. Kann nicht mal sagen: „Sorry. Mein Fehler. Ich hab’s versaut.“ Ich möchte nicht, dass der über arme osteuropäische Länder Häme auskippt.

  12. „Wer selbst einen solchen Schrott dahin schickt und als Kommentator einen sehr verwirrten alten Mann, ist in keiner guten Position, den anderen Schrott mit Häme zu überschütten.“

    Solange es sich nicht um eine UNO-Vollversammlung handelt, sondern in der Tat nur um eine TV-Sendung, ist er, wenn er das handwerkliche Rüstzeug dazu hat, in einer exzellenten Position, jedes und alles durch den Kakao zu ziehen, inkl. des britischen Beitrages, was man auch auf der BBC-Seite hören kann, wenn man nicht nur hurtig das Statement per Copy’n’Paste rauskopiert, sondern sich den Audioclip anhört.

    Wogan hat in einer Livesendung einen Bolzen geschossen. So what? Das macht aus ihn einen „sehr verwirrten traurigen alten Mann“? Fehlt nur noch die Charakterisierung: „mit kleinem schrumpeligen Schniepel“ und der Vorwurf, dass er den Song Contest ins Lächerliche ziehe.

    Ich gehe jetzt erst einmal für die „armen osteuropäischen Länder“ Mitleid spenden, damit sie auch dieses Jahr den Song Contest ohne bleibende Schäden durch Wogans Kommentierung überstehen.

  13. Nein, ein verwirrter alter Mann ist er eh. Das „traurig“ kommt nur dadurch, dass er nicht einmal einen Fehler zugeben kann.

    (Woher diese Aggression, Herr dogfood?)

  14. Ich bin aktuell recht frei von Agressionen (solange ich nicht an einen bestimmten Kunden von mir denken muss). Ich gebe aber zu, dass ich an diesem Ort der noch letzte Woche fröhlichen Kindergeburtstag mit Pro7-Vollbunken sinnig verteidigte, nicht mit diesem Schwall an Moralin in Sachen Song Contest gerechnet habe.

    Zwar steht hier geschrieben „dieser Mann darf keine Häme über osteuropäische Länder ausschütten“. Und doch klingt es so als ob der eigentliche Vorwurf „da macht jemand den Song Contest lächerlich“ ist. (Trifft Sie das so sehr?)

  15. Nö, man darf sich sehr über den Grand-Prix lustig machen. Ich habe nur am Rande erlebt, wie Mr. Wogan z.B. in Estland aufgetreten ist. Dieses sich als etwas Besseres empfinden, nicht nur, weil er sich für einen Star hält, sondern auch, weil er aus einem Land kommt, wo man weiß, was guter Geschmack ist – das finde ich eklig. Und ich finde tatsächlich, dass da eine Art Ausländerfeindlichkeit mitschwingt. Das ist auch ein wesentlicher Unterschied zu „Extreme Activity“, das in jedem Sinne harmlos ist.

    Mich nervt auch das Gerede von „Die Osteuropäer geben sich alle gegenseitig die Stimmen“. 1. Ja, und? 2. Kann es nicht sein, dass Osteuropäer tatsächlich einen ähnlichen Geschmack haben und sich deshalb gegenseitig Punkte geben? 3. Finnland hat aus ganz Europa Punkte abgeräumt. 4. War diese Veranstaltung früher weniger albern, nur weil „wir“ da häufiger gewonnen haben? — Nein, die war immer schon albern.

    Und, ja, da bin ich fast moralisch: Wenn jemand, dem der Hammerfehler in einer Livesendung passiert, das nicht einmal zu geben kann und sich dann wieder über andere erhebt. Find ich eklig.

    Oh, ich wiederhol mich. Entschuldigung.

  16. @Stefan: Terry Wogan ist ein Star. Wie viele andere TV-Moderatoren finden schon in Franz-Ferdinand-Songs Erwähnung? ;-)

    Aber ich versuche mir diese Szenerie gerade mal beim deutschen Vorentscheid vorzustellen: Was wäre wohl passiert, wenn Alice und Ellen Kessler zunächst „Monrose“ vorgelesen und sich dann korrigiert hätten?

  17. Kann nicht viel zu Terry Wogan sagen, da er nur selten moderiert, zumindest im Fernsehen, und ich zum ESC immer eingeladen bin und so Peter Urban mit einer in jeglicher Hinsicht angemessenen Kommentierung erleben darf. Aber ein paar Anmerkungen.

    Wogan ist nicht Engländer, sondern Ire. Wobei ich das mit der „unangenehme(n) Eigenschaft dieses Inselvolkes“ trotzdem auch gegeben sehe. Man ist nicht unbedingt ausländerfeindlich, aber eine gewisse überhebliche Ignoranz gegenüber (Rest-)Europa ist bei vielen Inselbewohnern durchaus gegeben.

    Der letztjährige Beitrag aus England kam aus Manchester. Das war dieser Rapper mit Schülerchor, dem man nun wirklich keine Punkte geben konnte. Statt Einsicht zu zeigen haben sich die Leute danach in Granada Reports, den Regionalnachrichten von ITV, dutzendweise beschwert, dass die (ost-)europäischen Länder was gegen England hätten usw usf (die gute und kurze Gegenargumentation hat Stefan schon unter 22 gegeben). Wenn ich mir Scooch, diesen Camp-Pop für Arme ansehe, wird es dieses Jahr wohl ähnliche Missverständnisse geben.

    Allerdings wird hier in Deutschland ja oft ähnlich argumentiert, und das größte ESC-Missverständins ist sicher, die Entscheidung überhaupt wichtig oder gar als Sympathiemeter unter den Nationen zu nehmen. Nunja, hab da mal wieder viel off-topic geschrieben. Zurück zu Wogan: In anderen Moderationen wirkt er in jedem Fall veraltet, unlustig. Und beim Vor-Finale lässt BBC Three bereits einen jungen Kommentator ran, der ein besseres Verhältnis von zeitgemäßer Ironie und Selbst-Ironie hinbekommt.

    PS: Hab das mit der Nationalität gerade nochmal nachgesehen, und laut Wikipedia hat Wogan seit 2005 eine doppelte Staatsbürgerschaft. Nur so darf er sich auch „Sir“ nennen…

  18. „Man ist nicht unbedingt ausländerfeindlich, aber eine gewisse überhebliche Ignoranz gegenüber (Rest-)Europa ist bei vielen Inselbewohnern durchaus gegeben.“

    Und wo ist da der Unterschied zu den meisten anderen Laendern, einschliesslich Deutschland? Aus meiner Erfahrung ist der durchschnittliche Englaender (noch weniger die Schotten und Waliser) auch nicht ueberheblicher oder ignoranter als der „typische“ Deutsche.

    Vielleicht stolzer auf sein Land, was ja in Deutschland eher verpoent ist, aber gleichzeitig wird das eigene Land auch runtergemacht und unterschwellig andere Laender bewundert.

    Aber sehen nicht auch sehr sehr viele Deutsche auf die „dummen und fetten Amerikaner“ herunter? Oder laestern ueber die ach so schlechte Englische Kueche? Und sind nicht sehr sehr viele Deutsche ignorant ueber den Unterschied zwischen England und dem UK?

    Alles eine Frage der Sichtweise, schwierig das aus seinem eigenen Land heraus zu erkennen.

  19. Hi Armin. Da bin ich wohl etwas zu scharf rübergekommen. Ich kenne England und besonders Manchester sehr gut und liebe die Leute dort. Ich glaube auch, dass Engländer Fremden gegenüber mehr Respekt gegenüber bringen als beispielsweise Deutsche, etwa im Alltag oder auch von offizieller Seite. Und ich bin noch heute sauer auf meine deutschen Freunde, die vor Ort naserümpfend das halbe British Breakfast stehen gelassen haben.

    Wenn man aber nette Engländer kennenlernt, die es ernsthaft spaßig meinen, wenn sie einem den Hitlergruß zeigen (gut, das waren nur zwei Trottel in meinem Fall), wenn man merkt, wiewenig euopäische Filme im Kino oder Fernsehen gezeigt bzw besucht und gesehen werden oder dass es Nachrichten aus Nachbarländern kaum gibt, wenn man das andauernde Schimpfen über die EU mitbekommt, usf usf, dann hat man schon einen gemischteren Eindruck.

    Das ist alles aus kein großer Vorwurf, es ist nur schade. So schade etwa wie die Ignoranz von (vielen) Londonern gegenüber dem Rest der Insel beispielsweise.

  20. Norbert, das war ja nicht nur auf Dich gemuenzt, Du hast ja auch nur verschiedene andere Kommentare zusammengefasst.

    Ich habe halt inzwischen mehr als 1/4 meines Lebens im „Ausland“ (von Deutschland aus gesehen) verbracht. Und aus der Erfahrung sehe ich dass die Unterschiede halt gar nicht so gross sind.

    Natuerlich sind viele Briten ignorant und ueberheblich. Nur sind das wenn man ein bisschen an der nach aussen so gut informierten Deutschen Fassade kratzt auch genauso viele Deutsche. Das ist mir halt so in den letzten Jahren so richtig aufgefallen je mehr ich hier in die Kultur eingetaucht bin und begonnen habe sie wirklich zu verstehen. Da nehme ich auch (oder vielleicht gerade) die Deutsche Blogosphere nicht aus. Da hagelt es auch dumpfe Vorurteile und Verallgemeinerungen ohne Ende, ich glaube vieles davon merkt man aber halt erst so richtig wenn man es aus der Warte des „Auslaenders“ betrachtet.

    Ich finde mich da immer wieder mal in einem interessanten Zwiespalt: Zum einen verteidige ich immer oefter meine Heimat (i.e. England), zum anderen erklaere ich soweit ich es noch kann meine alte Heimat (die mir allerdings immer fremder wird).

    PS: Ein British Breakfast gibt’s nicht ;-) Da gibt es durchaus regionale Unterschiede in der Zusammensetzung, auch wenn die mehr und mehr verschwimmen.

  21. Kann ich gut nachvollziehen, Armin, hab meistens auch Verteidigungsreflexe in beide Richtungen. Und zum Breakfast gehört in jedem Fall Black Pudding… :-)

  22. Vielleicht wollte er auch einfach nicht, dass Großbritannien diese komische Gruppe noch Helsinki schickt. Beängstigend, irgendwie…

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