Farbe!

[für SvenR]

Um zwischendurch das Karma-Konto dieses Blogs wieder ein bisschen aufzuladen, ein herzerwärmendes Video (auch wenn es nur Werbung ist):

Der Regisseur des Filmes ist Adam Berg, die Musik „Go Do“ von Jónsi, und angeblich ist all das, was da zu sehen ist, echt: Mit dem „Let’s Colour Project“ hat Dulux Menschen in Rio de Janeiro, Paris, London und Jodhpur ihre Straßen und Häuser farbig anstreichen lassen.

Was für eine einfache, schöne Werbeidee.

33 Replies to “Farbe!”

  1. Also im Grunde genommen eine gute Idee, aber ein paar von den Dingern, die übermalt werden – vor allem gegen Ende – sahen davor besser aus. Man kann doch nicht einfach schöne tief dunkelrote Ziegelsteine zumalen!

  2. @Manuel: Doch, mit Dulux-Farbe kann man das.
    Schöne (Werbe-) Idee. Ich glaub ich schmeiss‘ meine Pläne fürs Wochenende um und streich‘ meine Wohnung neu…

  3. Ach wegen solchen aufwendig wie schmalzig produzierten „Werbeverführungen“ ist der Dulux-Scheiss doppelt so teuer wie vergleichbare unbeworbene Produkte der Konkurrenz!

    Danke für die tolle Aufklärungsarbeit Herr Medienjournalist :P

  4. Da wird eine ganz normale Siedlung durch solche grellen Farben verschandelt.
    Ich find das nicht schön.

  5. „Ich bin die Abrissbirne für die do do do doitsche Seele.“
    (Alles wird neu).
    http://www.youtube.com/watch?v=DD0A2plMSVA&feature=related

    „Wer einen Hammer in der Hand hat, sieht überall Nägel.“ sagt ein Sprichwort. Wer einen Pinsel in der Hand hat, sieht überall Farbe? Wer Peter Fox hört, sieht überall Bilder. „Bunte Gestalten im Sonnenlicht, die Fassaden gestalten, doch das dahinter nicht…. “ (Schwarz zu blau.)
    http://www.youtube.com/watch?v=0LRvLoxITA8&feature=related

    Nach dem „bombigen“ Werbespot, den Rowan Atkinson in „Merry Christmas Mr. Bean“. für Dulux produziert hat, war es nahe liegend, dass die Erben des Dynamit-Erfinders (Akzo-Nobel) den Farbenhersteller vom ICI-Konzern gekauft haben. :-)

    Hoffentlich habe ich das Karma-Konto jetzt nicht belastet.

  6. schon typisch deutsch.

    einfach nur ein werbespot und schon gibts gemäkel.

    das sind sowas von innerliche reichsparteitage für alle ausländer die uns deutsche für einfach nur miesepetrig halten.

    feht nur noch der bezug zur ig farben…

    dabei sind das doch nur zwei schöne minuten mit musik und farbe…

  7. @tech-o-matic (4): sorry, aber was für ein platter Vorwurf. Glauben Sie wirklich, dass noch irgendeine Firma Werbung machen würde, wenn der Effekt wäre, dass ihre Produkte teurer würden?! In dem Unternehmen würde ich gerne arbeiten, dass nur aus Jux und Dollerei Werbung macht – zur Finanzierung kann man ja die Produkte teurer machen. Nuja, eigentlich würde ich da nicht gerne arbeiten, denn das Unternehmen wär ziemlich fix pleite.

  8. @Christian:

    Glauben Sie wirklich, dass noch irgendeine Firma Werbung machen würde, wenn der Effekt wäre, dass ihre Produkte teurer würden?!

    Aber natürlich – die Frage ist doch nicht, wie teuer die Produkte sind, sondern wie viele Produkte man verkaufen kann.

    Werbung kostet Geld. Dieses Geld muss vom werbenden Unternehmen erwirtschaftet werden. Das kann naheliegenderweise letztlich nur über den Produktpreis geschehen (wenn man mal davon ausgeht, dass nicht ein geheimnisvoller Wohltäter regelmäßig für lau die Werbebudgets der Firmen auffüllt). Die Kosten für die Werbung werden also vom Hersteller, egal ob Farb- oder Schokoriegelproduzent, auf den Preis aufgeschlagen, genauso wie alle anderen Kosten auch.

    Das Paradoxe an der Werbung ist, dass man aber oft tatsächlich von einem Produkt mehr verkaufen kann, wenn man es teurer macht und dafür intensiver bewirbt. Zum Beispiel sind Media-Markt und Saturn im Durchschnitt ziemlich teuer, aber der (kosten-)intensive Werbedruck, der deren Sortiment so teuer macht, sorgt für exzellente Umsätze. Fairerweise muss man allerdings feststellen, dass das natürlich nicht nur an der Manipulation durch die Werbung liegt, sondern maßgeblich auch einfach daran, dass die potenzielle Zielgruppe überhaupt erst von einem Produkt erfahren muss, um es kaufen zu können bzw. zu wollen. Werbung versucht also nicht nur Marktanteile abzujagen, sondern auch, neuen Bedarf zu wecken.

    Bedarf nach Klopapier oder Spülmaschinen muss man nicht wecken, den gibt es schon; höchstens muss man die Interessenten auf das eigene Produkt lenken. Aber solche überflüssigen Dinge wie diese Elektrostimulationsgürtel aus dem Teleshopping, mit denen man angeblich (aber nicht tatsächlich) abnehmen kann, würden ohne Werbung vermutlich so gut wie keine Käufer finden.

    Übrigens macht auch das Privatfernsehen Markenprodukte teurer; denn wenn die Konkurrenten werben, entsteht der Zwang, es auch zu tun, um noch wahrgenommen zu werden. Niemand gibt doppelt so viel für eine Marke aus wie für ein Nonameprodukt, wenn er von der Marke noch nie etwas gehört hat. Das ist zwar nicht rational (bei Tests der Stiftung Warentest belegen die Nonameprodukte der Discounter regelmäßig die vorderen Plätze), aber offenbar funktioniert so der Markt.

    Also, ja: Wenn Sie das nächste Mal Dulux-Farbe kaufen, bezahlen Sie Fassadenverschönerungen in Rio und Jodhpur mit. Was aber irgendwie immer noch erträglicher ist als der Gedanke, Jung von Matt und Co. den neuesten SLK dafür zu finanzieren, dass sie irgendwelche Leute „Geiz ist geil“ in die Kamera brüllen lassen.

  9. Macht Werbung Produkte teurer? Jein. Natürlich müssen die Werbekosten über den Verkaufspreis wieder eingespielt werden – erhöhen also den Preis des Produktes. Wenn gute Werbung aber den Absatz erhöht, sinken dadurch aber die Produktionskosten (positiver Skaleneffekt: http://de.wikipedia.org/wiki/Skaleneffekt), wodurch das Produkt im Handel wiederum günstiger wird. Gute Werbung macht ein Produkt also eher billiger – schlechte Werbung macht es teurer (und verschlechtert damit die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens – und führt damit evtl. zu seinem Ausscheiden aus dem Wettbewerb).

  10. kleiner Nachklapp:
    Vielen Gebäuden, die mit Dulux-Farbe aufgehübscht werden, wäre mit anderen „Nobel-Produkten“ vermutlich besser gedient. :-)
    (gleich 12:00h. „Marlzeit“.)

  11. Ich bin sicher, alle Unkenrufer haben sich heimlich klargemacht, dass sich die Leute vielleicht darüber gefreut haben, dass Dulux ihnen die Farbe zur Verfügung gestellt hat und sie so ihren „elenden“ Gebäuden wenn schon nicht substantielle Verbesserungen, aber doch zumindest einen frischen Anstrich zukommen lassen konnten (und ja, den Werbeeffekt für Dulux verkenne ich nicht).

    Aber dann haben sie – die Unkenrufer – doch gedacht: Was soll’s – ist egal, weil nicht sein kann, was nicht sein darf…

    Nur so’ne Vermutung.

  12. @kurt:
    Zum einen Verweise ich auf DSB (17), wobei ich „gute Werbung“ durch „funktionierende Werbung“ ersetzen würde. Ist leider nicht immer das Gleiche. Aber ja, Skaleneffekte sind der Weg zum günstigeren Preis. Und das erreicht man, auch, durch Werbung.
    Es stimmt natürlich, dass viel Werbegeld verpufft. Und wenn alle im Segment Werbung machen (übrigens nicht nur bei den Privatsendern), verringert sich der Effekt pro eingesetztem Euro natürlich. Aber fragen Sie mal einen Herrn Sixt, ob durch seine Werbeausgaben die Mieten der Autos höher geworden sind, oder vielleicht doch niedriger, weil er den Fuhrpark besser auslasten konnte. Und wenn also ein Herr Jung oder ein Herr von Matt sich einen neuen SLK leisten können, weil sie einfach gute Arbeit gemacht haben und einem Unternehmen zu Erfolg verholfen haben, wo ist das Problem?
    Versteh mich nicht falsch, ich bin kein großer Fan von Werbung, weil die meiste einfach Schrott ist, aber dieser Vorwurf dass Werbung nur Produkte teurer macht und sonst sinnlos ist, ist einfach zu oberflächlich. Und außer bei einigen wenigen Marken, die sich hohe Preise zum Konzept gemacht haben, gibt es bei den meisten Unternehmen einen großen Druck die Produkte billiger zu machen. Weil sie sich eben sonst nicht verkaufen.

    Markenprodukte vs. Nonames ist allerdings nochmal eine ganz andere Diskussion.

  13. @Christian:

    Der Skaleneffekt hat ziemlich deutliche Grenzen. Wenn man zwei Millionen Kekspackungen pro Monat produziert, wird eine Kekspackung nicht mehr viel billiger gegenüber einer Produktion von eine Million Packungen im Monat. Das liegt daran, dass die dafür notwendigen Ressourcen ab einem gewissen Grenzwert einen fast linearen Zusammenhang zwischen Menge und Preis aufweisen. Ein wenig Mengenrabatt außen vorgelassen, kosten hundert Tonnen Mehl eben doppelt so viel wie fünfzig Tonnen. Das ist was anderes als etwa Software, wo ich teilweise enorm hohe Fixkosten habe, die praktisch unabhängig von der Zahl der abgesetzten Einheiten sind. Flachbildfernseher, Handys und Computer werden mit steigender Stückzahl günstiger, Lebensmittel oder andere Produkte, deren Preise vorwiegend von den Kosten für Rohstoffe abhängen, deren Produktion längst optimiert wurde, jedoch kaum.

    Davon mal abgesehen: Wenn Werbung Produkte günstiger macht, warum sind dann praktisch alle breit beworbenen Produkte enorm teuer? Zum Beispiel kostet eine Tube Autan über sechs Euro, eine Discounter-Eigenmarke mit exakt den gleichen Wirkstoffen (20% Icaridin) jedoch nur etwa zwei Euro. Dabei könnte man doch meinen, Bayer setzt wegen der Bekanntheit der Marke sogar mehr Autan ab als der Discounter mit seiner nicht beworbenen Eigenmarke. Ich wüsste keine einzige durch Fernsehwerbung beworbene Marke, die günstiger wäre als die Noname-Konkurrenz. Was Sie etwa für eine Packung Acetylsalicylsäure zahlen, wenn „Aspirin“ draufsteht, geht doch auf keine Kuhhaut.

    Und VW glaubt, wenn auf einem Skoda das VW-Logo klebt, darf er doppelt so viel kosten – und wundert sich dann, dass die Leute massenweise Skoda kaufen. Statt die Preise auf ein vernünftiges Niveau zu senken, finanziert man dann lieber noch ein paar Werbespots.

    Klar ist jeder selbst schuld, wenn er das kauft, aber wenn Werbung Produkte wirklich billiger macht, dann überträgt sich das offenbar praktisch nie positiv auf den Endkundenpreis, sondern höchstens auf die Konzernbilanz.

    Nebenbei bemerkt: Man kann den Absatz von Produkten nicht nur durch Werbung fördern, sondern auch, indem man auf Werbung komplett verzichtet und dafür den Preis attraktiv macht. Wie ist sonst der Erfolg von Aldi zu erklären? Ich hab noch keine Aldi-Fernsehwerbespots gesehen. Selbst die Aldi-Website sah lange Zeit so aus, als wäre sie vom Praktikanten in der Mittagspause hastig zusammengeklöppelt worden. Dabei würde ich wetten, vom Umsatz vieler Aldi-Eigenmarken können die meisten, in aller Regel hochpreisigen Markenanbieter nur träumen.

  14. Lasst mal Farbe Farbe sein und erfreut euch des Glücks, das damit verbunden ist. Klar kann Farbe nicht das Elend überstreichen. Aber für alle Nörgler und Pessimisten unter euch würde vielleicht ein Sonnenstrahl auf eine farbreiche Umgebung auch mal ganz gut tuen. Sie wird euer Leben auf jeden Fall etwas erträglicher machen. Vielleicht sollten wir ja den Fussball abschaffen, der hällt Menschen eh nur vom Nachdenken über die eigene Lebenssituation ab. Also meiner Meinung nach solltet ihr die Kirche wirklich im Dorf lassen und euer pol. und ökon. Diskussionspotential und Aktivismus auf der Straße übertragen!

  15. Man wird verleitet, mit der Überlegung zu jonglieren, ein Sozialwissenschaftsstudium anzutreten. Nicht nur für diesen Beitrag gilt, dass die Kommentare auf Stefan Niggemeiers Veröffentlichungen wohl eine ausreichend empirische Grundlage für eine Vielzahl an Doktorarbeiten bieten dürften. „Absurd, abstrus, abwegig: Das Internet ist so überdemokratisch, dass sich tatsächlich jeder äußern darf.“
    Sogar der Autor dieses Kommentars.

    Ich hab da oben tatsächlich einfach nur Musik gehört und toll fotogtrafierte Bildsequenzen genossen. Allein, dass ich zu so einer unromantischen Analyse gezwungen bin, ist ernüchternd. Aber so sind Politiker. Zuviel Bitteres geschluckt und den Geschmack verwurstet. Da entgeht einem schon mal etwas schmackhafter Zucker.

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