Fliegenklatschen als Digitalstrategie

Vor ein paar Tagen habe ich die Abschrift von einer Podiumsdiskussion bekommen, die ich auf den „Mainzer Tagen der Fernsehkritik“ des ZDF im März moderieren durfte. (Alle Diskussionen und Beiträge werden traditionell in gedruckter Form veröffentlicht.) Das Thema lautete, etwas sperrig: „Konsequenzen der Digitalisierung für Fiktion und Unterhaltung“, und es diskutierten Verena Kulenkampff, damals noch stellvertretende NDR-Programmdirektorin, aber schon designierte WDR-Fernsehdirektorin, und ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut.

Und beim nochmaligen Lesen stellte sich bei mir wieder das ungläubige Gefühl ein, das ich damals schon auf dem Podium verspürte:

Ich hatte mir eigentlich für den Schluss die Frage überlegt, ob die Antwort auf die Digitalisierung [für ARD und ZDF] ist, dass Sie viel mehr sehen müssen, dass Sie sich von da [aus dem Internet] Sachen mitnehmen und abgucken. Oder ob die Antwort genau das ist, eigentlich ganz anders zu sein; all das zu sein, was das Netz und alle Formen, die es da gibt, nicht ist. Im Grunde haben Sie, glaube ich, die Antwort schon sehr deutlich gegeben. Also, es ist das Zweite, oder?

Verena Kulenkampff: Nein, nein, nein! Als Wichtigstes der Digitalisierung kommt auf uns zu, dass wir ununterbrochen anderen Leuten auf die Finger klopfen müssen, die unsere Inhalte gegen ihr Recht nutzen. Die Digitalisierung bedeutet ja im ersten Schritt, dass es für jeden zugänglich ist, und darin sehe ich eigentlich ein Hauptproblem. […] Es gibt ganze Homepages, da werden die Inhalte, die zum Beispiel […] tagesschau.de verbreitet, auf irgendwelchen kommerziellen Seiten genutzt — und die Inhalte sind unsere Inhalte. Und ich finde, da müssen wir mit der Fliegenklatsche sitzen und wirklich sagen, ohne uns! Oder?

Thomas Bellut: Also, ich bin dann zufrieden, wenn mehr „heute“ als „Tagesschau“ dort zu sehen ist! (Lachen)

Kulenkampff: Ehrlich? Nein!

Bellut: Nein, das war jetzt nicht ernst gemeint! Aber ich meine, es wird eine komplizierte Sache, das einzudämmen.

Aber der Gedanke ist doch gar nicht so abwegig: Zu sagen, hoffentlich klauen die Leute mehr „heute“-Inhalte als „Tagesschau“-Inhalte, denn wie viele Leute werden tatsächlich auf irgendwelche NDR-, WDR-, ZDF-Sendungen aufmerksam, weil sie sie nicht im Fernsehen gesehen haben, sondern irgendwo unter Verletzung aller Copyrights bei YouTube?!

Kulenkampff: Unwahrscheinlich!

Bellut: Ja, das ist ein heißes Thema, Herr Niggemeier. Wir freuen uns auch schon, dass „Wetten, dass…?“ zum Beispiel bei YouTube enorm vertreten ist. Alle Wetten sind sofort im Netz. Wir fragen uns auch, wie das technisch geht. Aber sie sind halt da.

Aber Sie sehen es immerhin mit gemischten Gefühlen?

Bellut: Ja! Das sehe ich schon. Ich verstehe, was Sie sagen wollen, aber ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass man ein geordnetes Internet bekommen wird, wo alles genau kontrolliert wird. Mein Gott, das ist ein so gewaltiges Angebot. Das zu kontrollieren würde viel zu viele Planstellen kosten – also, da ist nichts zu machen.

Gesegnet seien die fehlenden Planstellen!

Nein, im Ernst: Ich konnte und kann nicht glauben, dass eine hochrangige ARD-Vertreterin auf die Frage, mit welcher Strategie sie auch in Zukunft das Publikum erreichen will, als wichtigsten Punkt den Gebrauch der Fliegenklatsche nennt.

Mir ist schon klar, dass ARD und ZDF es nicht offiziell gutheißen können, dass ihre Inhalte unter Verletzung von Urheberrechten überall weiterverbreitet werden, und spätestens dann, wenn jemand sie weiterveröffentlicht, um damit selbst Geld zu verdienen, wird es heikel.

Aber dieser Kampf gegen den Missbrauch kann doch nicht die wichtigste Reaktion von ARD und ZDF auf die Digitalisierung sein — und nicht nur deshalb, weil er so aussichtslos ist. Die zentrale Frage, vor die die Digitalisierung die etablierten Medien stellt, ist doch, auf welchen Wegen und mit welchen Inhalten sie in Zukunft die Menschen erreichen werden.

Muss sich das ZDF nicht über jeden Zuschauer, vor allem jeden der raren jungen Zuschauer freuen, der im Netz über ZDF-Sendungen stolpert, auf welcher Plattform auch immer?

Erstens glaube ich nicht, dass das schlecht ist für die Einschaltquote im Fernsehen: Vom Talentwettbewerb „Britain’s Got Talent“ zum Beispiel (der demnächst bei RTL unter dem Namen „Das Supertalent“ beginnt) finden sich massenhaft Ausschnitte bei YouTube, teilweise sogar offenbar vom Sender ITV selbst hochgeladen. Sie sind in jeder Hinsicht eine Werbung für die Show: Leute stoßen zufällig auf den Inhalt, gucken sich an, was sie verpasst haben, schicken Links weiter, diskutieren mit Freunden, wollen wissen, wie es ausgegangen ist. So paradox es für analog denkende Verantwortliche scheinen mag: Je mehr Menschen sich die Ausschnitte bei YouTube sehen, umso mehr Menschen werden sich die Live-Show im Fernsehen ansehen wollen.

Aber selbst, wenn das nicht so wäre. Angenommen, es stellt sich heraus, „Wetten dass“ wird von einer Million Leute auf irgendwelchen nicht-offiziellen Plattformen im Internet gesehen, und die weigern sich hartnäckig, samstags um 20.15 Uhr die Show im ZDF einzuschalten. So what? Für einen kommerziellen Sender, der allein vom Verkauf der Werbezeiten lebte, wäre das heikel. Aber ARD und ZDF müssen das nicht. Das ist theoretisch ein sensationeller Wettbewerbsvorteil. Den Öffentlich-Rechtlichen kann es völlig egal sein, wenn zehn Prozent der Zuschauer die Sendungen nicht im Fernsehen sehen, sondern irgendwo, irgendwie anders. Ihr einziges Ziel muss es sein, gute Programme herzustellen, und dafür zu sorgen, dass sie ein möglichst großes Publikum finden — um der Inhalte selbst willen.

Und im Interesse des eigenen Überlebens. Junge Leute gucken kein ARD und ZDF. Bei den 14- bis 29-Jährigen hat die ARD in diesem Jahr einen Marktanteil von 5,1 Prozent; das ZDF wäre, umgerechnet auf Wahlen, mit 3,9 Prozent eine Splitterpartei, die nicht einmal ins Parlament einzöge.

Zum Thema 9Live und Callactive finden sich, um ein Beispiel zu nennen, mehrere „Plusminus“-Sendungen auf YouTube, die von verhältnismäßig vielen Leuten verlinkt werden. Natürlich ist es unzulässig, diese Sendungen hochzuladen. Aber welches Interesse hat die ARD, dagegen vorzugehen? Keines.

Unterstellt, dass die ARD Sendungen produziert, die in irgendeiner Form gut sind, die uns — ich weiß, jetzt wird das Eis dünn — klüger machen, informierter, aufgeklärter, ist dann nicht ihr Interesse, dass diese Programme möglichst viele Menschen erreichen, auf welchem Weg auch immer? Und ist es so undenkbar, dass ein paar Leute, die in ihrem Leben noch keine Sendung mit dem merkwürdigen Namen „Plusminus“ eingeschaltet haben, auf diesem Wege überhaupt erst entdecken, dass es solche Verbrauchermagazine gibt, und dass jeder Kontakt die Chance erhöht, dass die Leute etwas Positives mit der ARD verbinden und vielleicht, ganz vielleicht selbst mal einschalten?

„Unwahrscheinlich“, sagt Frau Kulenkampff und holt die Fliegenklatsche.

92 Replies to “Fliegenklatschen als Digitalstrategie”

  1. Zwar wieder etwas zugespitzt ausgedrückt, lieber Stefan, aber die Tatsache, dass sich ARD und ZDF um qualitativere Sendungen bemühen solllten ist ebensowenig von der Hand zu weisen wie die Tatsache, dass die Angebote im Internet von Jugendlichen eher wahrgenommen werden, als im Fernsehn.

  2. Planstellen! :D hab ja kaum gadacht, dass man auf den Satz vorher noch eins draufsetzen könnte; made my day.

    Aber mal etwas ernster:
    Manchmal hab ich das Gefühl für „uns“ ist die Zeit einfach noch nicht reif. Durch die „Anomalie“ Internet sind zwei vollkommen unterschiedliche Werteprinzipien entstanden, dessen Vertreter sich zwar vornehmlich durch das Alter unterscheiden, aber auch durch den Beruf.

    Vermutlich wird es irgendwaan wieder einen Bruch geben, wenn die „Youtube/P2P-Verbrecher“ von heute an den Hebeln sitzen und es gar nicht mehr anders kennen.

    Bis dahin heißt es wohl abwarten, Tee-trinken und bloß nicht aufgeben.

  3. Ich denke auch, dass Ausschnitte aus Sendungen (solange sie nicht kommerziell genutzt werden – von Werbung neben den Videos mal abgesehen, denn das lässt sich wohl kaum unterbinden) eher als Werbung als als Bedrohung für die Quote zu sehen sind.
    Außerdem finde ich es sehr unwahrscheinlich das plötzlich ein Teil der Zuseher (wobei ich mir einmal anmaße zu behaupten, dass das bei ARD und ZDF sowieso nicht möglich ist da fast nur Jugendliche das Service der Internetvideos nutzen) plötzlich die Sendungen nur noch im Internet verfolgen. Wobei es sowieso sehr wenige Videos auf den bekannten Seiten gibt, die eine volle Sendung zeigen.

  4. Bellut: “ … Wir fragen uns auch, wie das technisch geht. Aber sie sind halt da.“
    – Genau so stell ich mir als junger Mensch das ZDF vor.
    Und ich fürchte „Das zu kontrollieren würde viel zu viele Planstellen kosten“ war nicht der Anflug von Selbstironie den man dahinter vermuten möchte …

  5. Stefan, du sprichst mit den falschen Leuten. :) So schlimm sind die bei den öffentlich rechtlichen nämlich nicht alle. So gibt es die Tagesschau/Tagesthemen ja auch schon seit einiger Zeit als Download für den iPod ohne DRM. Und die ZDF Mediathek ist so schlecht auch nicht. Da gibt es durchaus Menschen die sehr wohl verstehen, was das Internet ist und welche Chancen es bietet. Mag sein, dass diese noch nicht auf solchen Diskussionen sitzen.

  6. Die Antwort, das eigentliche Problem bei der Digitalstrategie sei, daß man das Internet mangels ausreichender Planstellen nicht kontrollieren könne, ist tatsächlich ulkig. Das wäre mit Sicherheit nicht meine Antwort zu dem Thema gewesen.

    Aber wir sollten nicht vergessen, daß eine ungezügelte Verbreitung für die ÖR auch durchaus finanzielle Auswirkungen hat. Sie stellen bei weitem nicht alle ihre Sendungen selbst her, ein guter Teil (keineswegs nur Spielfilme) wird lizenziert und die Lizenzgeber würden mit Sicherheit mehr Geld verlangen, wenn ARD und ZDF die Verbreitung im Internet „wohlwollend ignorieren“.

    Trotzdem würde ich mir von den ÖR mehr digitale Inhalt wünschen, dann brauche ich nicht mehr zu entscheiden, ob ich einen guten Spielfilm für Xtra 3 unterbreche oder nicht — ich kann beides sehen.

    Insgesamt hielte ich eine Kombination der ZDF-Mediathek mit einem vernünftigen Forum, in dem man die Sendungen diskutieren kann (und zwar komfortabler als bei Youtube), für wünschenswert. Ebenso, die Erlaubnis Eigenproduktionen anderweitig zu verbreiten, damit auch mal andere Leute als die „üblichen Verdächtigen“ darauf aufmerksam werden.

    Also: Rechtssicherheit statt generelle Verbote. Symbolisch mit der Fliegenklatsche zuschlagen kann man dann immer noch.

  7. …die ich auf den „Mainzer Tagen der Fernsehkritik” …

    mein gott, wird hier denn gar nicht mehr korrektur gelesen?! ;-)

  8. „… das ZDF wäre, umgerechnet auf Wahlen, mit 3,9 Prozent eine Splitterpartei, die nicht einmal ins Parlament einzöge.“

    Na, was wären das wohl für Wahlen, bei denen nur 14- bis 29-Jährige wahlberechtigt sind?

  9. @ Max

    Das Problem ist nicht ob und wenn ja was für Content die Öffentlich Rechtlichen ins Netz stellen, sondern das sie im Gegenzug von allen anderen sich erdreisten für die Nutzung des Netzes die man ja seinem Provider bezahlt auch noch eine Zwangsgebühr einzufordern. Neuartige Rundfunkgeräte. Man schaut nicht fern sondern surft durch die Welt und soll trotzdem gebühren für diesen Wasserkopf bezahlen WEIL man ja die Tagesschau auf dem ipod sehen KÖNNTE, das ist pervers, das ist Abzocke, das ist legitimierter Raub.
    Sie überlegen sich erst ga nicht wie sie sich im internet finanzieren können falls sie da überhaupt etwas zu suchen haben sie schöpfen einfach von JEDEM Nutzer ab. Und können damit auch andere Wettbewerber unter Druck setzen. Das regt mich immens auf.

    Pax

  10. @Stefan, the second:
    Als 22 jähriger hoffe ich ja auch auf sowas in der Art.. habe aber mal gelesen das es da schon mal so eine Generation vor uns gab, die auch nur darauf wartete, bis endlich ihre Mitglieder an den Schalthebeln sassen.. is glaub ich auch nix geworden.
    Systeme schienen Einzelpersonen zu überleben

    Zum Thema: Inzwischen muss man ja auch für einen internetfähigen Computer GEZ zahlen (-fairerweise allerdings nicht wenn man sonst schon Gebührenzahler ist.)
    Dies wird begründet mit dem Argument, dass an einem Computer ÖR Inhalte betrachtet werden können, daher finde ich es eher unverständlich, dass nicht schon längst alle ÖR-Sendungen Als HD-Stream und zum runterladen verfügbar gemacht werden- nix billige youtube-pixelvideos.

  11. @corax: Nein, das ist nicht „pervers“ und das ist schon gar nicht „legitimierter Raub“. Wenn Sie so erregt sind, dass Sie sich erbrechen müssen, tun Sie es nicht in mein Blog.

  12. @ Stefan

    Perversion, (lat. perversio „die Verdrehung, die Umkehrung“)

    Ist es nicht eine Verdrehung jeglichen bisher üblichen Geschäftsmodells im Internet, ungefragt Content für Jeden ungefragt bereitzustellen und dann von Jedem Geld zu verlangen? Und wer nicht zahlt dem wird mit Hinweis auf den Gesetzgeber der Mund verboten und nachgestellt, wie nennst du das?
    Und ich kann in meinen Zeilen nichts Erbrochenes erkennen, da stand hier schon schlimmeres, wenngleich dies auch keine Entschuldigung wäre, aber wie, gesagt seh ich bei mir nicht.

    Pax

  13. Das ist doch wie bei Metallica, die ein Riesenbohei gemacht haben, als „I Disappear“ im Internet stand. Die wollten halt nicht, dass jemand merkt, wie schlecht die geworden sind.

  14. @corax: Ja, ich finde das auch pervers, dass von meinen Steuern ungefragt öffentliche Bibliotheken finanziert werden, obwohl ich da nie hingehe. Und Schwimmbäder, obwohl ich die nie nutze. Und Straßenlampen, obwohl ich immer um 6 schon zuhause bin. Ungefragt! Total pervers. Das ist doch eine Umkehrung jedes üblichen Lampengeschäftsmodells. Und dass die mich einfach verfolgen und bestrafen, wenn ich das Geld dafür nicht bezahle, das ist doch Raub. Wenn nicht Mord oder schlimmeres.

    (Nein, ich möchte hier keine GEZ-Grundsatzdiskussion führen. Hatten Sie nicht auf 1735 Internetseiten in den vergangenen Wochen genug Platz dafür?)

  15. Dies ist einfach wieder ein Beispiel dafür, dass ARD und ZDF noch nicht im Internet-Zeitalter angekommen sind.
    Mit Erschrecken stellen die Öffis fest, dass man das Internet nicht kontrollieren kann. Früher hat RTL für DSDS-Clips Geld verlangt, heute haben sie eine eigene Plattform auf der die Clips hochgeladen werden.
    In der Realität sieht es doch so aus. Man bekommt einen Tipp von einer neuen US-Serie, die einem das deutsche Fernsehen entweder vorenthält oder zwar ausstrahlt, dann aber wegen schlechter Quoten ins Nachtprogramm verbannt. Auf youtube bekommt man einen ersten Eindruck davon und kauft sich womöglich die DVD. Viele Musiker hätten ohne myspace oder andere Portale nie einen kommerziellen Erfolg gehabt.
    Andere Öffis, wie BBC oder die ABC in Australien sind da schon weiter. Bellut und Kulenkampff sollten sich mal diese nette Story durchlesen, die im April in Australien passiert ist:
    http://tinyurl.com/2zga2s

  16. Was spricht denn dagegen, die Idee vom Kopf auf die Füße zu stellen? Für ARD und ZDF zahlen alle gemeinsam; das Konzept ist, wie du treffend bemerkt hast, Selbstzweck. Wenn nun alle bezahlen, warum sollen nicht alle nutzen können? Wann sie wollen, wie sie wollen? Wir erklären die öffentlich-rechtlichen einfach zum Allgemeingut.

  17. @ Stefan

    Wenn du mir hier Sachen widerlegst die ich nicht gesagt habe, naja, ich hab den Grundversorgungsauftrag gar nicht in Rede gestellt. Die Schwimmbäder sind ein schlechtes Beispiel, weil bei den wirklichen einfachen städtischen zumeist katastrophale Zustände herrschen.
    Und irgendwo (fällt mir grad nicht ein wo) wird experimentiert Straßenlaternen per gebührenpflichtiger SMS freischalten zu lassen. Und nein, ich find das nicht gut, öffentliche Infrastruktur muss frei zugänglich sein und auch bezahlt werden, und das per Steuern die werden nämlich (theoretisch) nach dem Einkommen berechnet und nicht pauschal.
    Die GEZ-Grundsatzdiskussion ging m.E. um das herkömmliche Fernsehen und Radio, da halt ich mich raus.
    Thema hier sollte doch wohl sein wie sie ihren Auftritt im Internet und Mobilfunk gestalten, und wenn da ein gebührenfinanzierter Riese auftaucht, den Marktwirtschaft nicht so sehr interessiert, seh ich die Gefahr das jegliche mögliche alternative Entwicklung im Keim erstickt wird, das ist meine persönliche Meinung. Darf ich die hier nicht äußern ohne das mit Mordpolemik versucht wird mich zu diskreditieren?

    Pax

  18. Auch mal ganz polemisch:
    Jeder Haushalt bekommt bundesweit täglich um 05:00Uhr morgens BLÖD und BLÖD am Sonntag auf die Fußmatte gelegt und muß dafür monatlich 15,00 €uro an Springer überweisen, da ist schließlich für jeden was dabei, wäre das in Ordnung?

    Pax

  19. @Stefan
    Na ja, die GEZ-Sache gehört schon zum Thema. Schließlich ist das den ÖR neben der Fliegenklatsche auch noch eingefallen. Und die lustigen Vergleiche hinken. Steuern und GEZ sind halt nicht so ganz dasselbe.
    Außerdem ließe sich doch bei der GEZ-Gebühr wunderbar anknüpfen: Jeder GEZ-Zahler bekommt für sein Geld einen passwortgeschützen Zugang zu den ÖR-Seiten, und dort gibt es dann alles in aktzetabler Qualität (so dass auch Knux nie wieder zwischen Xtra 3 und dem Spielfilm wählen müsste). Einerseits müsste sich niemand bei den Öffentlichen je wieder mit der Ungewissheit abplagen, ob Herr X nicht vielleicht doch einen Computer besitzt, andererseits ließen sich auch die Fliegen auf Youtube mit begreiflicherer Begründung klatschen.

  20. „Mordpolemik“ ist gut. Wer sprach denn von „Raub“?

    § 249 Raub

    (1) Wer mit Gewalt gegen eine Person oder unter Anwendung von Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben eine fremde bewegliche Sache einem anderen in der Absicht wegnimmt, die Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zuzueignen, ….

    (Hervorhebungen von mir.)

  21. Nun ist es ja nur eine Momentaufnahme, wenn Internet-TV heute quasi als gleichbedeutend mit Youtube gilt. In sehr absehbarer Zeit aber, wenn sich das IPTV mit seinen neuen Übertragungsmöglichkeiten ausbreitet, wird man einer Sendung auf dem Schirm nicht mehr ansehen, ob sie von einem regulären Fernsehsender oder von einer privaten Plattform kommt. Das Plattform-TV wird dann nicht mehr nur Teaser für eigentliche Sendungen bieten, sondern diese ersetzen. Das ist dann nicht mehr nur gemütlich für die Sender. Da hilft allerdings weder die Fliegenklatschenhaltung der Frau Kulenkampff weiter noch die Man-kann-ja-doch-nichts-machen-Wurschtigkeit des Herrn Bellut. Das Rennen werden Anbieter machen, die ein inhaltliches Konzept anbieten und die dem Zuschauer die Navigation durch ein immer unüberschaubares Angebot von Spartensendern erleichtern. Das zu entwickeln wäre schon die eine oder andere Planstelle wert.

  22. @Blaublau: Richtig, Steuern und Rundfunkgebühren sind nicht dasselbe. Aber das Prinzip ist es: Der Staat hält öffentlich-rechtlichen Rundfunk für unverzichtbar und lässt alle zahlen, nicht nur die, die ihn tatsächlich nutzen.

    Und die Idee mit dem passwortgeschützten Zugang für „GEZ-Gebühren“-Zahler ist schon deshalb abwegig, weil ja der Gedanke ist, dass öffentlich-rechtlicher Rundfunk für alle da ist / sein soll.

  23. Die Idee, die Zuschauer übers Internet mitzuzählen, finde ich interessant. Und wenn das ZDF eine Plattform hinstellt, über die man beispielsweise den Ausschnitt von Minute 11:35 bis 12:40 der letzten Wetten dass..?-Sendung verlinken kann, wird dann noch jemand davon ein Video nach YouTube hochladen? (Ok, es wird. Aber es wäre nicht mehr nötig.)

  24. @ Stefan

    mein „legitimierter Raub“ war eine stilistische Übertreibung, kann man kritisieren muss man dann aber nicht auch noch mit Mord konterkarieren. Ich bin ein kleiner Kommentator, nicht die BLÖD. Vielleicht wäre Erpressung oder Nötigung passender? Triffts natürlich auch nicht, weil die Rundfunkgebühr eine gesetzliche Grundlage hat und deshalb kaum im StGB zu finden sein wird.
    Herrlich, in Zukunft wird jeder Kommentar auf rechtliche Haltbarkeit untersucht.

    Außerdem ist aus dem Kommentar eigentlich unschwer zu entnehmen, dass es sich dabei um meine persönliche Meinung handelt und nicht um eine Tatsachenbehauptung.

    Deine Meinung dazu wurde in deinen Antworten auf andere Kommentare deutlich, meine ist anders und gefragt hatte ich Max zu seiner Meinung.

    Pax

  25. bin ich es, oder haben die öffentlich-rechtlichen ein, hm, eher patriarchalisches verständnis von ihren zuschauern? so die sicht ‚wir gegen die‘?

    es wäre schön, wenn die fliegenklatscher ein angebot für, ach was, mit den zuschauern gestalteten. ich bin nämlich ganz sehr für die ö-r und sehe dort viel entwicklungspotential, v.a. im internet (ich habe kein tv).

  26. Okay, wir haben hier also technisches Unverständnis gepaart mit fehlendem Vorstellungsvermögen.

    Eine vernünftige Antwort auf die Frage, was nun so schlimm an irgendwelchen YouTube-Ausschnitten ist konnte ich bisher auch noch nicht finden. Zumal YouTube ja nun kaum für einen ganzen Fernsehabend geeignet ist, dafür ist die Qualität einfach zu schlecht.

    Ich frage mich auch, wieso jemand Content aus der ZDF-Mediathek klauen sollte, um diese irgendwoanders im Internet weiterzuverbreiten.

    Also die Medien/Videoportale der ÖRs müssen einfach weiter ausgebaut werden.

  27. Stefan, du hast Recht, und du wirst Recht behalten.

    Der ZDF-Mann hat das – glaube ich – auch so gesehen, wollte seiner ARD-Kollegin aber nicht ganz so offensichtlich in den Rücken fallen.

  28. Erstens glaube ich nicht, dass das schlecht ist für die Einschaltquote im Fernsehen: Vom Talentwettbewerb „Britain’s Got Talent” zum Beispiel (der demnächst bei RTL unter dem Namen „Das Supertalent” beginnt) finden sich massenhaft Ausschnitte bei YouTube, teilweise sogar offenbar vom Sender ITV selbst hochgeladen.

    Die deutschen Privatsender scheinen das Potential in dieser Hinsicht besser auszunutzen, laden doch RTL DSDS-Videos bei Clipfish und ProSieben Popstars-Videos bei MyVideo hoch.

  29. das hat ja sehr lange gedauert, bis das gefühl, dass sie damals auf dem podium bereits beschlich, sich in einem beitrag hier in ihrem blog manifestierte.
    und war herr bellut wirklich so viel bewanderter in sachen netz oder und liegt der positivere unterton eventuell daran, dass sie von den mainzern zur moderation gebeten wurden? ich finde es doch ungewöhnlich unfreundlich, gäste einer von einem selbst „moderierten“ diskussionsrunde wegen so wenig wirklicher nachricht im nachhinein zu diskreditieren.

  30. Geordnetes Internet? Herrjeh. Planstellen zwecks ordnen des Internets. Herrjeh.

    Und das Problem ist dass dann alles fuer Jederman zugaenglich ist? Mei.

  31. Ich gebe dir, Stefan, recht. Die öffentlich-rechtlichen Sender sollten sich in dieser Hinsicht öffnen … am Ende können sie nur davon profitieren und als nicht kommerziell orientiertes „Unternehmen“ geht ihnen so auch nicht die wichtige Einschaltquote flöten. Abends gibt es bei ARD und ZDF keine Werbung.

  32. @ruhrpottperle: Ich „diskreditiere“ die Verantwortlichen von ARD und ZDF dadurch, dass ich dokumentiere, was sie (öffentlich) gesagt haben, und erkläre, warum ich anderer Meinung bin als sie? Holla.

  33. Ich denke eigentlich, dass gerade Sendungen, die auf den ÖR laufen im Netz verbreitet werden sollten.
    Dafür spricht erstmal, dass jeder PC-Besitzer eine Gebühr bezahlt; weiterhin steht das für mich im absoluten Einklang der alten Idee der Medialen Grundversorgung der Bürger. Darum sollte es nämlich gehen, möglichst viele Menschen auch zu erreichen, mit Information und auch Entertainment.

    Mit Sendungen von Privaten ist das natürlich etwas anders, da diese nur durch die Werbung finanziert werden; aber früher oder später werden wir uns sowieso von diesen Modellen verabschieden müssen.
    Durch das Netz sind halt mal (das ist die Natur eines Netzes) alle vernetzt. Jeder nimmt Information auf, verarbeitet sie und gibt davon etwas weiter.
    Wenn die Neuronen in meinem Gehirn aufhören Informationen weiterzugeben, weil das Nachbarneuron das Urheberrecht hat würde ich (buchstäblich) ganz schön dumm da stehen; aber das ist jetzt vielleicht auch schon wieder zu idealistisch gedacht.

  34. Warum haben Sie all das nicht schon auf der Podiumsdiskussion gesagt? Schön zu sehen, das auch Ihnen (wie mir), immer wieder das Phenomen begegnet, das einem erst lange nach der Situation die besten Argumente einfallen und man sich ärgert, diese nicht im passenden Moment angebracht zu haben…gut wenn man dann über ein Blog verfügt :)

  35. @Marcus: Ja, das geht mir auch so. Aber in dem Fall war es auch so, dass meine Rolle auf dem Podium war, Fragen zu stellen. Und der kurze Ausschnitt da oben ist ganz vom Schluss der Diskussion.

  36. Es ist in der Tat erstaunlich, daß die Programmdirektoren von ARD und ZDF keine Strategie für die derzeit wichtigste Frage zur Zukunft des Fernsehens haben. Zwei mögliche Strategien wurden dabei in der Fragestellung schon angeboten – aber die Dame von der ARD hat ja noch nicht einmal die Frage verstanden. Traurig!

  37. Mir ist schon klar, dass ARD und ZDF es nicht offiziell gutheißen können, dass ihre Inhalte unter Verletzung von Urheberrechten überall weiterverbreitet werden, und spätestens dann, wenn jemand sie weiterveröffentlicht, um damit selbst Geld zu verdienen, wird es heikel.

    So ist es, Stefan.
    Sehr heikel. Immerhin ist YouTube für
    1.600.000.000 Dollar verkauft worden.
    Da ist also für jeden sichtbar eine Menge Geld im Spiel, Geld, dass Leute, die keine eigenen Inhalte hervorbringen mit anderer Leute Inhalte machen. Es ist kein so harmloser Speaß, als den manche Leute immer noch gerne in solch Angeboten wie YouTube sehen. Und dass die eigentlichen Eigentümer sich gegen diese Diebstähle wehren, dagegen sollte man nicht polemisieren.
    Letztlich ist doch auch nur eine Abteilung der unsäglichen „geiz ist geil“ Kampagne: Die Leute kriegen’s umsonst, also sind sie dafür. Ohne groß nachzudenken.

    Kleineres Beispiel:
    Ich habe beruflich mit einem bekannten Musiker zu tun. Wir wollten seine raren (siebziger Jahre) Konzert-Mitschnitte aus dem deutschen TV als Bonus-DVD einer seiner CDs beifügen. Schließlich lebt der Musiker von Veröffentlichungen seines Tuns (Es reicht gerade so, denn seine Musik hat nur ein kleines Spezial-Publikum).
    Das ging plötzlich nicht mehr, weil diese Aufnahmen plötzlich – illegal – bei YouTube kostenlos zu sehen waren. Eine Veröffentlichung auf DVD war nun nicht mehr sinnvoll und wurde unterlassen. Denn die paar Insider-Fans, die sowas kaufen würden, hatten’s nun schon.
    Dieser Diebstahl ist für den Musiker (und für die anderen Beteiligten, wie z.B. ich) ein ganz realer Verlust an lebensnotwendigen Einnahmen.

  38. Sie sind in jeder Hinsicht eine Werbung…

    Genau dieses „Argument“ wurde schon in den siebziger Jahren von den LP-Bootlegs behauptet. Natürlich von denen, die daran profitierten.
    Dass auch dieses illegale Bootleg-Business ein Millionen-Dollar-Geschäft war (leider nicht für die beteiligten Musiker), wurde unterschlagen.

    Wenn ich mir deinen Mercedes ausborge (also klaue) und ihn stolz rumzeige, mache ich ja auch nur Werbung für Mercedes?

  39. @42:
    Das ist sicher ärgerlich, aber eigentlich halte ich die Qualität bei YouTube nicht für ausreichend, dass es dem Musikfreund gut genug gefällt. Auch Filme auf YT schauen ist bei der niedrigen Bitrate nicht wirklich eine Freude.
    Von der anderen Seite aus wäre auch zu evaluieren, wie viele Leute sich die Musik mit Bonus-DVD erst kaufen, nachdem sie es bei YT entdeckt haben.

    Für eine abschließende Beurteilung muss man „Nicht kaufen weil auf YT gesehen“ und „Kaufen weil auf YT entdeckt“ schon gegeneinander aufrechnen.

  40. @wooster

    Die Anzahl der insgesamt verfügbaren Mecedesse bleibt gleich – daher kein ganz glückliches Beispiel.

  41. ARD und ZDF haben ja schon ihre „Digitalstrategie“
    http://www.horizont.net/news/medien/pages/show71982.html
    jedoch auch ihre ganz eigenen Probleme dabei:
    http://www.dwdl.de/article/news_12300,00.html

    Es ist bestimmt schwierig, das „Potential des Internets“ auszunutzen oder sogar junge Internetnutzer zu erreichen, wenn man seine „gesellschaftlich nützlichen“ Inhalte nicht planmäßig neben Skate-Unfälle und alljährliche „Spring Break“ Videos stellen und entsprechend anpreisen will („sieht man immer wieder gerne“).
    Also wäre es tatsächlich nicht unbedingt falsch, sich mit den eigenen Aktivitäten erst einmal auf die bestehende Kundschaft zu konzentrieren und solche „Digitalisierungsprobleme“ wie das Auftauchen von Inhalten bei YouTube scheinheilig hinzunehmen, um in neue Gefilde vorzustoßen.

  42. @Jeeves, Wooster: Ja. Aber sind nicht ARD und ZDF da wirklich in einer beneidenswerten Situation? Die müssen halt keine DVDs verkaufen, sondern können von den Rundfunkgebühren leben. (Schon klar, ich vereinfache an der Stelle sehr, aber ich glaube, dass das gerade in der digitalen Zukunft ein gewaltiger Wettbewerbsvorteil ist, nicht nach Erlösmöglichkeiten suchen zu müssen.)

  43. „aber ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass man ein geordnetes Internet bekommen wird, wo alles genau kontrolliert wird.“
    heilige scheiße.
    Es ist immer wieder erstaunlich, wenn man sieht wie weit die Denkweisen mittlerweile auseinandergehen.

  44. @ 42:

    Das stimmt allerdings. Ich wollte mir mal eine DVD mit dem Tour-Mitschnitt des Komikers – piep – kaufen. Zufällig bin ich dann über eine Verlinkung auf Youtube gelandet und habe dort das komplette Programm, schön zerstückelt in 10-Minuten-Schnipsel, gesehen. Damit war der DVD-Kauf natürlich überflüssig.

    Dennoch sehe ich keine Gemeinsamkeit mit dem Ausgangsproblem. DVDs auf Youtube zu veröffentlichen ist aus gutem Grund strafbar, weil sich die Rechte in privatem Besitz befinden. Das Fernsehprogramm dagegen im Internet zu zeigen und alle gezeigten Sendungen dort im Archiv abzuspeichern, sollte ein Tribut an die heutige Zeit und die Gebührenzahler sein. Aber selbst die ansonsten sehr gute Tagesschau-Website hat ja nur ein recht kleines Archiv.

    Ich glaube, es besteht nicht zuletzt auch die Angst, irgendwann überhaupt keine Einschaltquoten mehr messen zu können, wenn jeder guckt, wie er will.

  45. @30 / G.:
    „Ich frage mich auch, wieso jemand Content aus der ZDF-Mediathek klauen sollte, um diese irgendwoanders im Internet weiterzuverbreiten.“

    Nicht nur aus der Mediathek, auch Texte von ö-r Websites. Warum? Das kann nur jemand fragen, dessen Inhalte noch nie kopiert worden sind. Weil zig Leute Geld damit verdienen, anderer Leute Inhalte mit Werbung auf eigenem Webspace vollzupflastern und davon zu profitieren. Die brauchen ständig frischen, möglichst interessanten Content, den sie Suchmaschinen zufüttern. Dann kommen Besucher, und die klicken wiederum manchmal auf die Werbung. Die ständig wechselnden Plagiatsites zu finden und abschalten zu lassen ist schwierig, zeitaufwendig und teilweise ganz unmöglich.

    Wahrscheinlich verhält es sich bei den „Visitors“ auf ö-r Websites wie mit der Quote. Nicht das wichtigste, aber man darf es auch nicht völlig vernachlässigen. Jeder Websurfer, der Inhalte nicht auf zdf.de etc. konsumiert ist einer weniger, mit dem die Ö-R ihre Existenz rechtfertigen können.

  46. Die Musiker haben das Problem doch schon gelöst: sie verdienen ihr Geld mit Live-Entertainment, alles andere fällt unter Werbung u. muss ggf. wenigstens die Erstellungskosten einspielen. Selbst ‚Plattenverträge‘ beinhalten schon die Aufteilung der Gage aus den Live-Acts.
    Deshalb sind Konzertkarten auch so teuer, werden aber gekauft!!!

    Hier hat man die Fliegenklatsche schnell weg gelegt und nach wirklichen Lösungen gesucht.

    Es sind also IDEEN gefragt. Und Frau K. scheint nicht nach Ideen zu suchen, sondern einfach auf den Untergang zuzusteuern.

  47. Ich bin mal wieder blauäugig, aber ich denke immer: Ich zahle ordentlich GEZ Gebühren, also kann ich doch Bilder der tagessachau oder einen Bericht auch privat im Internet weiter verbreiten, oder? Natürlich nur, wenn es nicht kommerziell ist.

  48. Die Frage ist doch, ob so ein 2:00 Schnipsel (oder meinetwegen auch 10 dieser Schnipsel) aus Wetten, daß… auf YoutTube wirklich das Sehen der Sendung im TV ersetzen kann.

    Käme man hier zu dem Ergebnis, daß dem so ist, wäre das doch hoch interessant und bedeutet in der Konsequenz, daß ein Format wie Wetten, daß… bestimmte Zuschauer gar nicht mehr erreicht, weil diese Höhepunkt-fixiert sind.

    In der Tat scheint das Internet mit YouTube tec und auch Podcastst (Videocasts) neue kürzere, schnellere Formate zu brauchen – lieber viele 5 min. Clips statt 90 min. TV-Film oder Unterhaltungsshow.

    Das wiederum führt uns zur spannenden Frage, ob nun das Fernsehen sich an diese sich möglicherweise ändernden Sehgewohnheiten der Zuschauer anpassen sollte. Oder vielleicht einen echten Gegenentwurf bilden sollte und bewusst auf herkömmliche oder moderne Fernsehformate setzen sollte. Oder aber verliert hier das Fernsehen wiederum gegenüber der DVD (wieviele Leute schauen denn langlaufende Serien wie „24“ oder „Prison Break“ wirklich im TV und wieviele auf DVD?)?

    Mit anderen Antworten: Die Digitalisierung führt zu einem völlig neuen Wettbewerb für das Fernsehen, der in der Lage ist, alte Sehgewohnheiten möglicherweise komplett zu verändern – sowohl durch Internet als auch durch DVD oder on-demand-TV. Hier ist die dringende Frage, wie sich das Fernsehen positionieren muss, um in diesem Wettbewerb als Medium nicht vollständig unterzugehen.

    Wer sich da als Programmdirektor in erster Linie Gedanken um Tagesschau-Schnipsel auf YouTube macht, hat den Job verfehlt.

    Und so hätte ich übrigens auch Stefans Frage verstanden…

  49. @55 Ich bin auch Höhepunktfixiert ;-)

    Ich sehe keinen Wettbewerb, den es nicht schon immer gab. Das Internet ist in vielerlei Hinsicht eine Ergänzung zum Fernsehen, zum Teil sogar der Kanal dafür, aber weder eine klassische daily soap, noch ein paar ordentlich gemachte Nachrichtensendungen, noch eine richtig gute Serie gäbe es im Netz (oder auf DVD), wenn sie nicht im TV erfolgreich wäre.
    Die DVD oder on demand TV sind meinem Gefühl nach (wenn jemand Zahlen hat, die dies be- oder widerlegen, dann her damit) nur deshalb überhaupt verfügbar, weil das Fernsehen die Bekanntheit und Aufmerksamkeit dieser Sendungen geschaffen hat.
    Nur führt diese Thematik an der Frage vorbei, wie man eigentlich als Fernsehmacher auf die Trends und Entwicklungen dort reagiert?! Die Chancen undgenutzt lassen? Die Veränderungen als Bedrohung klassifizieren? Die „Fliegenklatsche“ ist jedenfalls nicht die Lösung, schon gar nicht, wenn man so viel Geld und Macht hat wie die öffentlich rechtlichen Sender. Die könnten so einiges bewegen, wenn Sie nicht so verstaubt werden. Musikantenstadl online ist vielleicht eine grausige Zukunftsvision, aber lieber das, als die Flucht in die heimelige Ignoranz.

  50. Keinen Wettbewerb, den es nicht schon immer gab?! Vor 5 Jahren gab es mangels Bandbreite so gut wie keine bewegten Bilder im Netz und vor 10 Jahren hatte der MediaMarkt keine DVD-Abteilung. Welchem Wettbewerb als Medium war denn das Fernsehen „schon immer“ ausgesetzt? Radio, Bücher, Zeitschriften und Tageszeitung?! Na, ich weiß nicht, ob wir da nicht aneinander vorbeireden.

    Was Sie im Hinblick auf das Verhältnis von TV zu Internet, DVD oder TV-on-demand schreiben, mag eine ganz ordentliche Beobachtung der Ist-Situation zu sein. Meinen Sie, daß das in 5 Jahren noch immer so ist? Glauben Sie nicht, daß man bis dahin, eigene Formate für das Internet entwickelt haben wird? Halten Sie es nicht für vorstellbar, daß die Verwertungskette das FreeTV überspringt?

    Die Haltung, daß sich das Fernsehen keine Sorgen machen muss, weil Internet, DVD und andere Formen der Übermittlung digitaler Inhalte an seinem Tropf hängen, halte ich gelinde gesagt für fahrlässig.

  51. Stefan, du schreibst über die Plusminus-Mitschnitte bei Youtube:

    — Zitat —
    Natürlich ist es unzulässig, diese Sendungen hochzuladen.
    — Zitat Ende —

    Das halte ich für falsch. Nach meinem Rechtsverständnis ist das absolut zulässig. ÖR treten im Unterschied zu den Privaten nämlich genau *nicht* als Rechteverwerter auf, sondern werden von meinen Gebühren dafür bezahlt, mich zu informieren. Ich habe für diese Information bezahlt, und dann sollte ich sie auch nach Gusto verwenden dürfen.

    Oder sehe ich was nicht richtig?

  52. @58: Du siehst so ziemlich alles „nicht richtig“ – um nicht zu sagen: Dein Rechtsverständnis kannst Du in die Tonne kloppen.

    Selbstverständlich halten die ÖR die Rechte an den von ihnen produzierten Sendungen. Und selbstverständlich hast Du als GEbührenzahler nicht dafür bezahlt, diese Rechte „nach Gusto verwenden“ zu dürfen.

    Dein Rechtsverständnis ist so fernab der Wirklichkeit, daß ich nicht einmal wüsste, wo man anfangen sollte, um das gerade zu rücken.

  53. @59 (rw) — Dass du anderer Meinung bist, hab ich verstanden. Dass du nicht weißt, „wo anfangen mit gerade rücken“, hab ich gehört.

    Wenn ich anderer Meinung bin, bemühe ich mich um vernünftige Argumente. Aber ich verlange es nicht zwingend von anderen.

    PS, deinen Tonfall kannst du beibehalten, das halte ich aus.

  54. Durch die Gebühr auf „neuartige Empfangsgeräte“ ist man auf jeden Fall berechtigt Zugang zum Inhalt zu haben, aber wie soll man Zugang erhalten, wenn nichts online gestellt wird?
    Das augenblickliche Angebot ist im Vergleich zur, damit begründeten, Gebühr mehr als eine Frechheit.

  55. finde die Diskussion wirklich super, im digitalen Zeitalter kann man es eben nicht vermeinden das einen manche allerlei Inhalte klauen können. Wie will man den den Leuten auf die Finger klopfen? Mit Anwälten? Das wird man kaum schaffen.

  56. ich find youtube so überflüssig wie ard und zdf und gez und frage mich gerade, wie man einsen und nullen klaut. werden die abgenutzt, oder wie funktioniert das?

  57. @63 — Ohne ÖR sähe die bezahlte Presseszene so aus wie in USA, wo Fox & Co den Irak-Krieg seinerzeit bedingungslos bewarben. Ich bin ziemlich sicher, das willst du nicht.

  58. @58 Wolf: Was immer es heißen soll, die ÖR würden nicht als Rechteverwerter „auftreten“ – sie SIND es ganz einfach. Das ist vielleicht nicht so offensichtlich bei Eigenproduktionen (die natürlich auch nicht im rechtsfreien Raum herumschwirren), aber zumindest bei Fremdproduktionen – also jedem Spielfilm, jeder amerikanischen Serie, jeder Harald-Schmidt-Show. Die Sender selbst unterliegen hier strikten Vorgaben, was sie mit solchen Produktionen anstellen dürfen und was nicht. Und der Druck, für eine weitestgehende Kontrolle der Auswertung zu sorgen, wird steigen. Wer das nicht zusichern kann, wird ganz schnell von den großen Studios und Produzenten abgekoppelt sein.

  59. @65 Tobias: Bei Zukäufen kommt dein Statement hin, aber es ging im konkreten Fall um Plusminus, das ist eine Eigenproduktion. Ausgerechnet Plusminus wird dem ursprünglichen Absicht des Staatsvertrages am meisten gerecht: den Bürger mit unabhängigen Informationen zu versorgen. Gesponsert wird es nicht von Murdoch oder Springer oder Burda, sondern von dir und mir.

    Mein Standpunkt weiter oben ist zwar nicht lückenlos, aber einen Gedanken wert.

  60. @66: Aber auch bei Eigenproduktionen muss gelten, dass der Produzent selbst die über die Nutzung seiner Leistung bestimmt – wer soll das sonst tun? Auch in anderen Fällen muss ja die Nutzung von öffentlichem Eigentum durch die Öffentlichkeit in irgendeiner Form geregelt werden.

  61. Es soll ja nicht so sein, dass die Urheber einer Produktion nicht mehr gerecht entlohnt werden. Der Punkt ist doch, dass ein System forciert wird, dass ganz offensichtlich keine Zukunft hat.
    Datenleitungen werden immer schneller, Speicherplatz immer billiger, Festplattenrecorder kosten keine unsummen mehr, Webspace ist da. Das sollte für jeden offensichtlich sein.
    Jedoch wird nur versucht das alte System am Leben zu erhalten indem Verbote erlassen werden, deren Einhaltung absolut nicht kontrollierbar sind.
    Wenn es anfängt zu Regnen, dann kann ich nicht einfach jedem verbieten nass zu werden, sondern ich muss den Regenschirm erfinden.

    Das jetzige System ist ganz bestimmt nicht das einzige und es ist sehr wahrscheinlich auch nicht das beste. Warum nutzt man jetzt die Chance nicht sich etwas Neues auszudenken; immerhin steckt in der vereinfachten Datenweitergabe auch jede menge Potential.

  62. @rw (57)
    „Ich sehe keinen Wettbewerb, den es nicht schon immer gab.“ Ich könnte den Satz auch abkürzen: „Ich sehe keinen Wettbewerb!“. Wenn Sie einen echten sehen, zeigen Sie in mir doch bitte!

    Und natürlich beschreibe ich eine IST Situation. Was soll ich denn sonst BESCHREIBEN?
    Wenn ich die Zukunft kennen würde, dann könnte ich auch von der reden!

    Mir geht es darum, dass Sie eine Konkurrenz verorten wo (noch) keine echte ist! Ansonsten ging es mir darum, dass es den Fernsehmachern genau wie mir gehen sollte: Ich weiß nicht was die Zukunft bringt, aber ich kann sie mitgestalten, und dann erst kommen wir zu dem Punkt, auf dem Sie so niedlich herumreiten: „Glauben Sie nicht, daß man bis dahin, eigene Formate für das Internet entwickelt haben wird?“ Doch, das glaube ich, ich denke sogar, dass da gute Sachen kommen werden. Und die Chance muss man nutzen, auch als Fernsehmacher! Darum ging es mir ja! Bitte versuchen Sie erstmal zu verstehen, was ich meine, dann dürfen Sie’s auch kritisieren. Und wenn Sie meine Ausführungen nicht verstehen, fragen Sie doch einfach. Dann können wir zwei Hübschen uns so einige dutzend Diskussionen sparen, weil ich glaube, dass wir im Kern der gleichen Ansicht sind!

  63. @66: Aus der Tatsache, dass wir via GEZ die Exklusivproduktionen wie Plusminus bezahlen, leiten sich mit Ansprüche her. Es wäre zu klären, welche genau.

    Es gibt das Rechtskonstrukt der Auftragsarbeit. Der Auftraggeber zahlt und erhält die Rechte. Es wäre zu prüfen, ob und wie das Konstrukt auf Gebührenfinanzierte Produktionen anzuwenden ist.

    Zukäufe (Serien wie Simpsons und Shows wie Schmidt) meine ich ausdrücklich nicht.

  64. @69: Ihre Aufregung überrascht mich ein wenig. Sie fordern mich auf, doch bitteschön erst einmal nachzufragen, wenn ich nicht verstehe, was sie schreiben. Dabei ist Ihnen in Ihrer Aufregeung offenbar entgangen, daß mein Beitrag fast nur aus Fragen bestand (zu erkennen an diesem Zeichen „?“).

    Gerne will ich aber Ihre Frage danach beantworten, warum denn Internet und DVD Wettbewerb zum Fernsehen sind. Dafür müssen sie sich einfach mal Statistiken dazu anschauen, wieviel % der jüngeren Zielgruppen wieviel % ihrer Zeit mit Fernsehen, Internet oder DVD etc. verbringen. Wenn Sie das dann mit Zahlen von vor 3, 5, 10 Jahren vergleichen, werden Sie sehen, daß zwar Jugendliche mehr Zeit für bildegebende Medien verwenden, das Fernsehen aber nicht nur anteilig, sondern auch absolut verliert. Wenn das nicht jetzt schon eine „(echte) Konkurrenz“ sein soll, haben wir da unterschiedliche Vorstellungen.

    Wenn man über Strategie redet, muss man sich nun einmal Gedanken darüber machen, was die Zukunft bringt und darüber reden, weil die Strategie nämlich die Marschroute für die Zukunft vorgibt. Wer nicht über die Zukunft reden will, braucht auch nicht über Strategie zu reden. Wenn Sie meinen, daß man als Fernsehmacher die Chancen nutzen muss, die die Zukunft (auch im Internet) bietet, stimme ich Ihnen wenig überraschend zu, weil diese Aussage ja auch an Banalität kaum zu überbieten ist. „Chancen muss man nutzen!“ – bahnbrechende Erkenntnis.

    Die Frage, die ich aufgeworfen habe, ist aber nicht, was Fernsehmacher tun sollten, um im Internet Erfolg zu haben, sondern was mit dem Fernsehen geschehen muss, damit es als Medium zukunftsfähig ist. Und da sind wir dann wieder bei der Ausgangsfrage von Stefan: „Muss Fernsehen mehr wie Internet werden oder sollte Fernsehen vielleicht ganz anders als Internet sein!“ – daß ein Fernsehmacher eine solche Frage noch nicht einmal versteht, hat mich erschreckt.

    Eine Antwort auf die Frage, wie Fernsehen sich positionieren sollte, werden wir im Rahmen dieser Diksussion mit Sicherheit nicht finden.

  65. @72 dann haben wir wohl wirklich unterschiedliche Vorstellungen. Ich stelle mir folgende Frage: Wenn ich Sport schauen will, welches Medium verwende ich dann. Wenn ich Serien sehen will, welches Medium verwende ich dann? Wenn ich mich abends nebenbei berieseln lassen will, welches Medium nehme ich dann? Bei all diesen Dingen steckt das Internet noch in den Kinderschuhen. Kann man da alles machen, aber im Fernsehen ist mir das bequemer. Ich bin trotzdem gut 7 Stunden am Tag im Internet unterwegs. Verstehen Sie was ich meine? Den ZWECK, den das Fernsehen erfüllt, den erfüllt das Internet noch nicht so gut. Beim Thema Information schon, keine Frage, aber darunter haben (jedenfalls bei mir) eher die Printmedien zu leiden.

    Nächster Punkt:
    Dass Sie diese „Erkenntnis“ (die Sie mir auch noch zuschreiben) für banal halten, mag daran liegen, dass es gar keine Erkenntnis ist. Ich bezog mich direkt auf Stefans Eintrag (bzw. seine Zitation der Frau Kuhlenkampff) und wunderte mich, dass Frau K. – für mich unverständlicherweise – zu einem anderen Schluss kommt. Und danach erklärte ich Ihnen (wie nun erneut) genau dieses. Vielleicht beruhigt es Sie, wenn ich Ihnen versichere, dass ich keine Revolution der Medienlandschaft verkünden wollte. Ich habe lediglich meine Senf dazugegeben. Dass sie diesen banal finden, spricht ganz bestimmt irgenwie für Sie.

    Und auch wenn ich’s nicht vorhatte, aber ist meine Frage (obwohl ich sie gar nicht aufwerfen wollte) nicht irgendwie eine der denkbaren Antworten auf Ihre? Wie schon am Anfang gesagt, spricht ja für das Fernsehen nichts dagegen, das Internet als weiteren Kanal zu verwenden. Meiner Meinung nach ist das auch eine Lösung für die Frage „was mit dem Fernsehen geschehen muss, damit es als Medium zukunftsfähig ist“. Das ändert aber auch nichts daran, dass Sie offensichtlich andere Fragen stellen als ich (ich hatte gar keine Frage aufwerfen wollen).

    Übrigens sind Suggestivfragen (man erkennt sie an Wendungen wie „Glauben Sie nicht auch, dass..“) ein schönes Stilmittel, um Feststellungen in Frageform zu verpacken. Eine Verständnisfrage habe ich nicht erkannt. Ich gebe aber gerne zu, dass ich selbst auch keine zu Ihren Kommentaren gestellt habe. Ich bitte also um Entschuldigung, falls ich Sie falsch verstehe.

  66. „Ich verstehe, was Sie sagen wollen, aber ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass man ein geordnetes Internet bekommen wird, wo alles genau kontrolliert wird. Mein Gott, das ist ein so gewaltiges Angebot. Das zu kontrollieren würde viel zu viele Planstellen kosten – also, da ist nichts zu machen.“
    Das sollte man sich rahmen lassen und an die Wand hängen. Ganz, ganz großes Kino.

  67. Die Diskussion über die Rechte an Sendungen im gebührenfinanzierten Fernsehen erinnert mich an dieses Urteil aus Köln, das vor einigen Wochen gesprochen wurde. Da hatte sich ein Kunde in einem Fotostudio Portraitaufnahmen von sich anfertigen lassen und dann gedacht, er könnte darüber frei verfügen. Eines der Fotos hat er auf seine Website hochgeladen. Der Fotograf hat dies zufällig gesehen, geklagt – und gewonnen. Obwohl der Kunde für das Fotografieren und für die Abzüge alles gezahlt hat, hätte er die Rechte für die Veröffentlichung auf seiner Website noch extra kaufen müssen oder besser gesagt: die Rechte an seinen eigenen Portraitaufnahmen komplett erwerben müssen. Und das sind ziemlich hohe Gebühren, wenn man sich mal die Preislisten in Fotostudios durchliest. Viele Kunden wissen dies wahrscheinlich gar nicht.

  68. Natürlich ist die Sache mit dem Copyright an sich ganz einfach: Die Anstalt, die Plusminus produziert, hat auch das Copyright, also mal der NDR, mal der BR, mal der SR und so weiter. Steht ja auch im Abspann jeder Sendung. Und so eine Landesrundfunkanstalt ist wohl unter keiner noch so kreativen Rechtsauslegung äquivalent mit einem Fernsehzuschauer (oder Gebührenzahler, aber nicht vergessen: ÖRR wird nicht für Gebührenzahler produziert, ARD und ZDF sind kein PayTV).

    Die Fliegenklatsche ist allerdings nicht alleine in der Hand der werten Intendant(inn)en, es gibt ja auch noch die Rundfunkräte …

  69. Jetzt wundere ich mich aber doch. Ist es wirklich so abwegig, dass die Chefin eines Fernsehsenders auf die Frage nach der Digitalisierung sinngemäß sagt: ‚Wir müssen uns erstmal gar nicht so doll verändern, wir machen unsere Sache ganz gut, wir wollen aber nicht, dass die Betreiber von Websites mit unserer journalistischen und kreativen Leistung illegal Geld verdienen‘? So verstehe ich sie, und selbst wenn ich die Aussage für naiv halte: Da hat sie erstmal recht. Es geht dabei nicht um einen materiellen Schaden, sondern um ein Prinzip. Wenn ich eine gefälschte Rolex für 40 Dollar kaufe, dann schade ich damit Rolex nicht materiell, da ich mir nicht deswegen keine echte kaufe, weil ich jetzt schon die falsche habe. Aber ich verletze ein Recht, und zwar, auf das ich gerade in Zeiten der Digitalisierung nicht verzichten möchte: Das Recht auf die eigene Idee, den eigenen Namen, die eigene schöpferische Leistung. Wenn Frau Kulenkampff findet, man muss diese Rechte nicht gleich kampflos aufgeben, nur weil es technisch unmöglich erscheint, sie zu schützen, dann muss ich sagen: Ich wünschte, ich hätte die Eier, das öffentlich zu sagen und damit automatisch als Digitalidiot dazustehen. Ich hätte es nicht gesagt. Ich wäre erst in der Nacht nach der Podiumsdiskussion drauf gekommen, dass wenn einer mal aufstehen sollte und die Rechte der Fernseh-Filmemacher einfordern, dass das dann wohl der Intendant einer Öffentlich-Rechtlichen Anstalt sein muss. Hier wird immer argumentiert: Hauptsache sehen es viele. Das heißt ja nur: Klickvieh macht auch Mist. Aber das ist kein Qualitätskriterium, und dafür gebe ich auch das Urheberrecht nicht auf, zu dem auch zählt, dass man mitreden kann, wo das eigene Werk gezeigt wird.

  70. @78: entschuldigt.
    @80,79,77 (ganz besonders 77):

    Die ursprüngliche Frage bezog sich auf Digialisierung. Das hat den Rang eines Generationenwechsels. Die Frage erwartete eine konstruktive Strategie.

    Die unerwartete Antwort lautete „Fliegenklatsche“ (hier Sinnbild für „Rechteverteidigung“, das ist eine Defensivstrategie und kann als tatsächliche Strategie unmöglich gemeint sein, höchstens Antwort-Ersatz zur Verdeckung eines Verständnisproblems von V. Kulenpampff). Ohne ihr zu nahe zu treten.

  71. @77 (ich hab mich immer noch nicht abgeregt) — das „Recht auf eine eigene Idee“ — hab ich noch nie jemand abgesprochen!

    Aber die „Umsetzung der Idee“: die hab ich ja wohl bezahlt (via GEZ)! Oder etwa nicht?

    Leute. Entweder schimpft auf die GEZ (und schafft sie ab). Oder tut es nicht (so wie ich, ich kritisiere differenziert), aber achtet auf die Rechte, für die ihr hartes Geld hinlegt (via GEZ, siehe oben).

    Ich wiederhole mich (von Herzen gerne) — der originäre Auftrag von ÖR ist nicht Rechteverwertung. Sondern Information der Öffentlichkeit! Wenn ich das Gefühl hab, dass ÖR dieser Aufgabe nicht gerecht wird: dann, Leute, dann komme ich ins Grübeln, ob da nicht ein Sparpotenzial vorliegt!

    Und, ich meins ernst.

  72. @Wolf
    Ich gebe zu bedenken, dass ich mit der Bezahlung des Eintrittsgeldes beispielsweise eines Schwimmbades auch nicht einen Liegestuhl mit nach Hause nehmen kann. Will auf den konkreten Fall sagen: Ich erwerbe durch die Finanzierung des Ö-R Systems nicht automatisch das Eigentum an den Sendungen (selbst wenn ich technisch in der Lage bin, in deren „Besitz“ zu kommen).

    Der Kommentar von Kurt (#75) muss nachdenklich stimmen (ich hatte davon auch gehört): Auch wenn ich die Passbilder beim Fotografen bezahlt habe, sind davon die Rechte des Fotografen an meinem Bild (!) nicht betroffen.

    Soweit ich Stefan Niggemeier verstanden habe, zweifelt er diese Rechtslage nicht an, sondern gibt nur zu bedenken, ob man sich als Ö-R Anstalt nicht (stillschweigens) hierüber hinwegsetzen sollte, und die „Raubverbreitung“ der Sendungen als Werbung verstehen sollte. So habe ich auch Belluts „Wir können nicht alles kontrollieren“ verstanden.

  73. @Wolf
    Ich kenne nur die Abschrift der Podiumsdiskussion, aber nach meinem Verständnis hat Frau Kulenkampff die an sie gestellte Frage beantwortet. Neben den beiden von Stefan Niggemeier genannten Optionen (guckt sich das Fernsehen vom Internet etwas ab oder sollte es alles bewusst ganz anders machen als „das Internet“?). Frau Kulenkampff hat sich für keine der beiden Optionen entschieden, sondern implizit geantwortet, das Fernsehen sei jawohl immer noch das Leitmedium und die im Internet sollten erstmal aufhören, zu klauen. Da hat sie – Stand heute – recht. Selbst wenn man die Aufgabe des ÖR verengen will auf „Information der Öffentlichkeit“, dann ist die Aufgabe, die Informationen anzubieten, nicht sie auf jedem möglichen Medium hinter der unwilligen jungen Zielgruppe herzutragen. Dass außerdem jemand, der eine Kinokarte kauft, deshalb nicht den Film auf seiner Website abspielen darf, ist doch klar, und der Unterschied zu GEZ-Gebühren und Fernsehbeiträgen besteht hier ausschließlich darin, dass die Gebühren zwangsweise erhoben werden (das kann man diskutieren, aber es gibt gute Gründe, einen unabhängigen Rundfunk zu garantieren). In Urheberrechtsfragen unterscheidet sich der ÖR nicht von allen anderen Urhebern, und das ist gut so.

  74. @ Wolf
    Sorry, eins noch: „Umsetzung der Idee“ ist immer Teil der Idee. Es geht immer nur um die tatsächliche Ausformung (sonst wäre die Idee „Ich mache einen Fernsehbeitrag“ seit langem besetzt gewesen).

  75. @83 (Gregor Kauschnig) — beim Schwimmbad kann ich mir aussuchen, ob ich nicht lieber den umsonstenen Baggersee aussuche (bei interessanterer Aussicht mangels BH-Pflicht). Bei ÖR hab ich die selbe Wahl nicht, sondern muss bezahlen.

    Daraus folgt der Trieb, zu fragen, wofür eigentlich.

    Viele schlussfolgern, Gebühren seien nicht erforderlich. Ich schlussfolgere anders, nämlich so: das, wofür ich zahle, will ich dann aber auch voll verwerten.

    Ich verfechte meinen Standpunkt voller Freude!

  76. @85 Michalis) — dein Einwurf ist ehrenwert, aber die nackte Idee ist der kostenlose Part, die beteiligten Komparsen, Regisseure, Kulisse etc. sind der bezahlte Part.

    Mit allem Respekt. Ich hab schon so was von tolle Ideen gehabt! Nur halt nicht umgesetzt. Mangels Finanzen (manchmal) und Trieb (meistenteils).

  77. @Wolf
    Nicht umgesetzte Ideen sind natürlich nicht zu schützen, insofern schreib sie wenigstens auf (in Kombination mit dem Trieb klingt das nach einem Überraschungserfolg. Allerdings nicht im ZDF).

  78. @84 (Michalis) — zuerst ‚tschullijung dass meine Antworten nicht chronologisch erfolgen, sondern in meiner Lesereihenfolge, also chaotisch.

    Sodann. Du schreibst: „… Selbst wenn man die Aufgabe des ÖR verengen will auf ‚Information der Öffentlichkeit‘ …“ — das ist keine „Verengung“, sondern die originäre Aufgabe von ÖR. Festgeschrieben bei Installation der ÖR in der Nachkriegszeit. War die Antwort der Aliierten auf „Gleichschaltung“ 1933-45.

    (Und wenn du noch zwo- bis fünfmal nachfragst, geschieht das erschröckliche: ich forsche nach Originaldokumenten.) Ich bin meiner Sache aber sicher.

    Weiter — Fernsehen als Leitmedium. Erlaube mir die Feststellung: die Abstimmung erfolgt „mit den Füßen“. Unter den bis-achtzehnjährigen ist die Zuhörerschaft deutlich unter 6%. (Auf Wunsch google ich nach Quellen, aber kann eigentlich jeder andere genau so gut auch tun.)

    Schließlich. Dein Beispiel mit der Kinokarte und Weiterverbreitung von Mitschnitten ist akzeptiert. Läuft bei mir in der Schublade für Zukäufe. — Ich spreche bei meiner Argumentation ausdrücklich nicht von diesen. Sondern — im Gegenteil — sehe ich diese weit außerhalb des ursprünglichen Informationsauftrags. Heißt: wer Simpsons sehen will, soll doch dafür zahlen! (Wobei ich Simpsons wohlverstanden gut finde.)

  79. […] Das Leben in der Blogsphäre spielt sich natürlich nicht nur in unserem Blog ab. Es gibt im Laufe der Woche immer wieder eine Anzahl interessanter Artikel, die es wert sind, dass sie gelesen werden. Unsere Rubrik “Über die Antennen hinaus” lieferte Euch in der Vergangenheit eine Auswahl dieser Artikel. Aufgrund von Umstrukturierungen in der Seitennavigation mussten wir sie dort allerdings entfernen. Dennoch bleibt Euch dieses Thema erhalten und wir stellen Euch immer am Wochenende interessante Artikel von anderen Blogs vor. Netzpolitik.org: Anhörung im Bundestag zur Vorratsdatenspeicherung gugelproductions.de: Blogs zu den Themen: Video, IPTV und Web-TV Blogging Tom Neue Blogsuchmaschine: blogato Anne Will Blog: Warum eine politische Talkshow nicht ohne Politiker zu machen ist S.O.S. SEO Blog: Google vorm Infarkt telagonSichelputzer: Das leidige Thema der Blogger neuerdings.com: USB 3.0 wird schnell Stefan Niggemeier: Fliegenklatschen als Digitalstrategie […]

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