Fotostrecke ohne Sehenswürdigkeiten

Persönlich würde ich die Qualität eines Online-Mediums auch daran messen, ob es mir zu einem Artikel ein, zwei ausgewählte Fotos präsentiert. Oder eine uferlose Bildergalerie mit allen Agenturfotos, die die Datenbank automatisch zum Thema auswirft.

Bei „Spiegel Online“ zum Beispiel erscheint mit großer Berechenbarkeit seit einigen Wochen bei jedem Artikel, der mit dem Streit um den Berliner Hauptbahnhof zu tun hat, um die nicht gebaute Gewölbedecke im Untergeschoss oder das verkürzten Glasdach oben, exakt dieselbe siebenteilige Bildergalerie:

Hier und hier und hier und hier.

Und als sei das an sich nicht schon albern genug, zeigt leider keines der sieben Fotos das, worum gestritten wird: die ursprünglich geplante Decke, die nun doch gebaut werden soll, oder das Glasdach, weder in der geplanten Länge noch in der real exisiterenden Stummelversion. Der Bildtext „Ursprüngliche Planung des Architekten ‚erheblich entstellt'“ steht neben einem Foto vom nicht entstellten Teil des Bahnhofs. Und neben der vielversprechenden Zeile „Im Prozess ging es um die Decke im Untergeschoss“ sieht man das Foto eines einfahrenden Zuges im Obergeschoss.

2 Replies to “Fotostrecke ohne Sehenswürdigkeiten”

  1. Mir geht das nicht nur bei Online-Medien so, sondern auch im Fernsehen. Die ARD zeigt zum Beispiel in fast allen Nachrichtensendungen, wenn es um die Gesundheitsreform geht, immer ein und dasselbe Bild, das wohl eine Arztpraxis darstellen soll. Ich weiß nicht, wie oft ich dieses Bild schon in der „Tagesschau“ gesehen habe. Ein Arzt im weißen Kittel sitzt hinter einem bollerigen schwarzen Schreibtisch und davor sitzt eine „Patientin“, die allerdings eine weiße Hose und weiße Birkenstockschuhe trägt und somit wie eine notdürftig verkleidete Krankenschwester wirkt. Rechts im Hintergrund ist ein Röntgenbild zu sehen, was es bei meinem Hausarzt zumindest nicht gibt. Wirkt so, als ob man ein Büro im Krankenhaus als Privatpraxis ausgibt. So oft, wie man das Bild nun schon zu sehen bekommen hat, kann man mittlerweile ein Suchspiel der fehlerhaften Darstellung betreiben.

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