Gewerbliche Kopisten

Was macht man als führendes deutsches Online-Medium, wenn die Konkurrenz eine interessante Exklusivmeldung hat? Man könnte den nachrichtlichen Kern nehmen, drumherum ein paar eigene Sätze formulieren und womöglich gar zur Ursprungsquelle verlinken.

Aber das ist mühsam und zeitaufwendig, besonders lästig kurz vorm Wochenende. Ungleich einfacher ist es, den Original-Text, strg+c, strg+v, ins eigene Content-Management-System zu übernehmen und vor dem Veröffentlichen bloß ein paar winzige Stellen zu ändern und die Quelle zu erwähnen.

Und so machen sueddeutsche.de (Original) und „Spiegel Online“ (Kopie) heute mit dem über weite Strecken Wort für Wort identischen Text auf:

sueddeutsche.de:
Bettina Wulff wehrt sich gegen Verleumdungen
Spiegel Online:
Bettina Wulff klagt gegen Günther Jauch und Google
Bettina Wulff, die Frau des früheren Bundespräsidenten, geht massiv gegen die Verbreitung von Gerüchten und Denunziationen über ihr angebliches Vorleben vor. Am Freitag hat die 38-Jährige Klagen beim Hamburger Landgericht gegen den Fernsehmoderator Günther Jauch und gegen den Google-Konzern eingereicht. Hamburg – Bettina Wulff geht laut einem Pressebericht massiv gegen die Verbreitung von Gerüchten und Denunziationen über ihr angebliches Vorleben vor. Am Freitag hat die 38-jährige Frau des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff Klagen beim Hamburger Landgericht gegen den Fernsehmoderator Günther Jauch und gegen den Suchmaschinenkonzern Google eingereicht. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“) in ihrer Samstagsausgabe.
In den vergangenen Monaten hatten bereits 34 deutsche und ausländische Blogger und Medien, darunter der Stern, die Mediengruppe Österreich und die Berliner Zeitung Unterlassungserklärungen abgegeben. Mehrere Medienhäuser haben Schmerzensgeld in fünfstelliger Höhe zahlen müssen. In den vergangenen Monaten hatten demnach bereits 34 deutsche und ausländische Blogger und Medien, darunter die Mediengruppe Österreich, Unterlassungserklärungen abgegeben. Mehrere Medienhäuser haben Schmerzensgeld in fünfstelliger Höhe zahlen müssen.
Auf dem Zenit der Affäre um Haus-Darlehen und gesponserte Reisen ihres Mannes hatten die Blätter über Bettina Wulffs früheres Leben spekuliert – ohne jeden Beleg. Sowohl die „Berliner Zeitung“ als auch der „Stern“ hatten nach SPIEGEL-Informationen Unterlassungserklärungen in der Sache abgeben müssen. „Wir haben eingesehen, dass nicht haltbar ist, was wir geschrieben haben“, hatte „Stern“-Chefredakteur Thomas Osterkorn erklärt. „Das hätte nicht passieren dürfen.“
Der Rechtsanwalt von Bettina Wulff, Gernot Lehr, bestätigte der Nachrichtenagentur dpa am Freitagabend, „dass in den vergangenen Monaten zahlreiche Verlage, Journalisten und Internet-Aktivisten Unterlassungserklärungen unverzüglich nach Aufforderung abgegeben haben, ohne auch nur zu versuchen, die falschen Darstellungen zu rechtfertigen“. Außerdem sei in einigen Fällen Schmerzensgeld durchgesetzt worden.
Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung haben CDU-Kreise in Hannover seit 2006 das Gerücht gestreut, Bettina Wulff habe früher angeblich im Rotlichtmilieu gearbeitet. Die Denunziation sollte offenbar vor allem Christian Wulff treffen, der damals noch CDU-Ministerpräsident in Niedersachsen war. Er hatte in der Partei einige einflussreiche Feinde und auch außerhalb der Partei etliche Gegner. Nach Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“ haben CDU-Kreise in Hannover seit 2006 das Gerücht gestreut, Bettina Wulff habe früher angeblich im Rotlichtmilieu gearbeitet. Die Denunziation sollte offenbar vor allem Christian Wulff treffen, der damals noch CDU-Ministerpräsident in Niedersachsen war. Er hatte in der Partei demnach einige einflussreiche Feinde und auch außerhalb der Partei etliche Gegner.
„Bettina Wulff war mir egal“, sagt eine Bloggerin, die in regionalen FDP-Gremien sitzt, und das Gerücht zehn Tage vor der Präsidentenwahl im Juni 2010 mit auf den Weg gebracht hat. Im Internet breitete es sich dann epidemieartig aus und wurde nicht nur von einigen Medien ernst genommen. Bereits am Rande der Bundesversammlung Ende Juni 2010 in Berlin hatten CDU-Politiker Journalisten auf die Internet-Veröffentlichungen aufmerksam gemacht. „Bettina Wulff war mir egal“, sagt laut „SZ“ eine Bloggerin, die in regionalen FDP-Gremien sitzt, und das Gerücht zehn Tage vor der Präsidentenwahl im Juni 2010 mit auf den Weg gebracht hat. Im Internet breitete sich die Geschichte aus – und wurde nicht nur von einigen Medien ernst genommen. Bereits am Rande der Bundesversammlung Ende Juni 2010 in Berlin hatten CDU-Politiker Journalisten auf die Internet-Veröffentlichungen aufmerksam gemacht.
Die Kolportage über das angebliche Vorleben von Bettina Wulff lastete dann von Dezember 2011 an auch auf der Affäre ihres Mannes. Einflussreiche Kreise in Berlin schlossen nicht aus, dass an den Gerüchten etwas dran sein könne. Bettina Wulff hat sich als Präsidentengattin gegen die anonymen Gerüchte nicht öffentlich gewehrt. Offenkundig befürchtete sie, den Verleumdungen durch eine eigne Stellungnahme zu viel Gewicht zu geben. Die Kolportage über das angebliche Vorleben von Bettina Wulff lastete dann von Dezember 2011 an auch auf der Affäre ihres Mannes. Einflussreiche Kreise in Berlin schlossen nicht aus, dass an den Gerüchten etwas dran sein könne. Bettina Wulff hat sich als Präsidentengattin gegen die anonymen Gerüchte nicht öffentlich gewehrt. Offenkundig befürchtete sie, den Verleumdungen durch eine eigne Stellungnahme zu viel Gewicht zu geben.
Seit Wulffs Abschied aus dem Präsidentenamt im Februar geht die frühere erste Frau der Republik juristisch vehement gegen den Rufmord vor. So hat sie zur Vorlage bei Gericht eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, wonach alle Behauptungen über ihr angebliches Vorleben als Prostituierte oder als Escort-Dame falsch seien. Seit Wulffs Abschied aus dem Präsidentenamt im Februar geht die frühere erste Frau der Republik juristisch vehement gegen den Rufmord vor. So hat sie zur Vorlage bei Gericht eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, wonach alle Behauptungen über ihr angebliches Vorleben als Prostituierte oder als Eskortdame falsch seien.
Eine eidesstattliche Erklärung einer ehemaligen First Lady ist so einzigartig, wie auch die Denunziationen beispiellos waren. Durch diese „Verleumdungen“ sei aus Sicht von Bettina Wulff ihre „Reputation zerstört worden“. Die wolle sie „jetzt zurückgewinnen“, beschreibt ein Insider ihre zahlreichen juristischen Aktivitäten. Eine eidesstattliche Erklärung einer ehemaligen First Lady ist einzigartig. Durch diese „Verleumdungen“ sei aus Sicht von Bettina Wulff ihre „Reputation zerstört worden“, heißt es in der „SZ“. Die wolle sie ,“jetzt zurückgewinnen“, beschreibt ein Insider in der Zeitung ihre zahlreichen juristischen Aktivitäten.
Juristisch besonders spektakulär sind die Klagen gegen Jauch und Google. Im Mai hatte Wulffs Anwalt den Moderator Jauch erstmals aufgefordert, wegen des Zitierens eines Zeitungsbeitrags über das angebliche Gemunkel in Berlin eine sogenannte Unterlassungs­verpflichtungserklärung abzugeben. Jauchs Anwalt lehnte damals ab. Juristisch besonders spektakulär sind die Klagen gegen Jauch und Google. Im Mai hatte Wulffs Anwalt den Moderator Jauch erstmals aufgefordert, wegen des Zitierens eines Zeitungsbeitrags über das angebliche Gemunkel in Berlin eine sogenannte Unterlassungs­verpflichtungserklärung abzugeben. Jauchs Anwalt lehnte damals ab.
Durch die Klage gegen Google soll nun verhindert werden, dass bei Eingabe des Namens „Bettina Wulff“ in der Suchzeile durch die sogenannte Autocomplete-Funktion Begriffe wie „Rotlichtvergangenheit“ oder „Escort“ auftauchen. Durch die Klage gegen Google soll nun verhindert werden, dass bei Eingabe des Namens „Bettina Wulff“ in der Suchzeile durch die sogenannte Autocomplete-Funktion Begriffe wie „Rotlichtvergangenheit“ oder „Escort“ auftauchen.
Publizistisch will Bettina Wulff ebenfalls in die Offensive gehen. Noch im September soll ein Buch über ihr Leben erscheinen. Wulff sehe sich „gezwungen“, durch die Buchveröffentlichung der „Zerstörung ihres Ansehens in der Öffentlichkeit entgegenzuwirken“, wird aus ihrem Umfeld berichtet. Publizistisch will Bettina Wulff ebenfalls in die Offensive gehen. Noch im September soll ein Buch über ihr Leben erscheinen. Mit dem Werk will sie die Deutungshoheit über ihr Leben zurückgewinnen. Noch im September soll das Buch nach derzeitigem Stand im Münchner Riva Verlag veröffentlicht werden. Erwartet wurde zuletzt eine Startauflage im sechsstelligen Bereich.

 
Selbst den Tippfehler in „eigne Stellungnahme“ hat „Spiegel Online“ originalgetreu von sueddeutsche.de übernommen.

[via Malte]

40 Replies to “Gewerbliche Kopisten”

  1. Besonders schön finde ich, dass sowas dann zu den „Leistungen“ zählt, die die Verlage sich schützen lassen wollen.

    Kann dann die Süddeutsche Geld vom Spiegel verlangen? Oder haben beide von einer gemeinsamen Quelle abgeschrieben (dpa)?

  2. Hatte ich unabhängig von diesem Posting, das ich da noch nicht kannte, vorhin auch bemerkt und an bildblog.de geschickt – schon ein starkes Stück, vor allem die relativ dreiste Art und Weise, am Anfang und Ende noch etwas abzuändern.

    In dem Zusammenhang ist vielleicht auch ganz interessant, was im Forum ein Kommentator anmerkte:
    „“Noch im September soll ein Buch über ihr Leben erscheinen. (…) Ende November soll das Buch nach derzeitigem Stand im Münchner Riva Verlag veröffentlicht werden…“
    Ja was denn jetzt?““

    Offenbar hat „kha“ da den Süddeutsche-Artikel, wo vom September die Rede war, noch um einen eigenen Satz ergänzt, wo der November genannt wurde, ohne zu merken, dass sich das widerspricht. Inzwischen ist der November verschwunden, ohne jeden Hinweis – memory hole…

  3. @ Soso:

    Da das eine Vorankündigung für einen längeren Artikel ist, und obendrein u. a. Leyendecker seinen Namen darübergesetzt hat, würde mich doch sehr wundern, wenn das aus einer dritten Quelle käme.

    Sehr schön in dem Zusammenhang auch, dass bei der SZ fett in roter Schrift „EXKLUSIV“ davor steht. Da war man bei SPON offenbar anderer Meinung…

  4. @Soso: Ich denke, die „Süddeutsche“ könnte, wenn sie wollte, dafür auch heute schon Geld verlangen oder Unterlassung fordern. Das will sie aber bestimmt nicht.

    Das ist original sueddeutsche.de, keine Agenturmeldung.

  5. Nun möge man aber nicht glauben, dass wenigstens die veränderten Teile eigens für diesen Artikel geschrieben wurden:

    „Publizistisch will Bettina Wulff ebenfalls in die Offensive gehen. Noch im September soll ein Buch über ihr Leben erscheinen. Mit dem Werk will sie die Deutungshoheit über ihr Leben zurückgewinnen. Noch im September soll das Buch nach derzeitigem Stand im Münchner Riva Verlag veröffentlicht werden. [sic! Das steht im Moment doppelt da…] Erwartet wurde zuletzt eine Startauflage im sechsstelligen Bereich.“

    SPON am 26. 8.:
    http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/bettina-wulff-geht-publizistisch-in-die-offensive-a-852078.html

    „Bettina Wulff geht publizistisch in die Offensive“

    „Ende November soll nach derzeitigem Stand im Münchner Riva Verlag ihr Buch über ihr Leben erscheinen, wie Verlagsleiter Matthias Setzler bestätigt. Er plane dafür mit einer Startauflage im sechsstelligen Bereich. “ [Da ist dann auch der inzwischen gelöschte November-Satz.]

    Und oben:

    SPON heute:

    „Auf dem Zenit der Affäre um Haus-Darlehen und gesponserte Reisen ihres Mannes hatten die Blätter über Bettina Wulffs früheres Leben spekuliert – ohne jeden Beleg. Sowohl die „Berliner Zeitung“ als auch der „Stern“ hatten nach SPIEGEL-Informationen Unterlassungserklärungen in der Sache abgeben müssen. „Wir haben eingesehen, dass nicht haltbar ist, was wir geschrieben haben“, hatte „Stern“-Chefredakteur Thomas Osterkorn erklärt. „Das hätte nicht passieren dürfen.“

    26. 8.:
    „Auf dem Höhepunkt der Affäre um Häuserdarlehen und gesponserte Reisen ihres Mannes hatten mehrere Blätter über solche Spekulationen berichtet – ohne jeden Beleg. Inzwischen haben sowohl die „Berliner Zeitung“ als auch der „Stern“ Unterlassungserklärungen in der Sache abgeben müssen. „Wir haben eingesehen, dass nicht haltbar ist, was wir geschrieben haben“, sagt „Stern“-Chefredakteur Thomas Osterkorn. „Das hätte nicht passieren dürfen.““

    Gut, das ist nun „nur“ Recycling von eigenem (?) Material, aber damit ist die Eigenleistung für diesen Artikel dann wirklich gleich null.

  6. Wie ist das dann eigentlich bei der Übernahme von Textschnipseln durch einen „gewerblichen“? Muss der dann an alle bezahlen, weil die Texte sowieso identisch sind?

  7. Ja, wo beginnt ein Kreisverkehr, Kreisverkehr, Kreisverkehr?
    Am Ende weiß das niemand mehr, niemand mehr.

    Ein schönes Wochenende wünscht polyphem.
    (geht heiter gestimmt ab uns summt die Melodie: „Bettina war ein schönes Kind.“, die auch auf den Kommentar passt.)

  8. eigentlich wäre das ja nicht weiter der rede wert, jeder schreiber will halt von irgendwas leben, und wenn alle mal reihum mit abschreiben dran sind haben ja auch alle was davon.
    nur vor dem hintergrund des seit jahren anhaltenden geningels über den qualitätsjournalismus, die unseriösen blogs und den schutz der mühevoll recherchierten artikel und die gerechte vergütung – ja, da freut man sich dann natürlich wenn man mal wieder sieht wie hart und unermüdlich in den verlagshäusern recherchiert und qualitätsjournalisiert wird. dafür MUSS google einfach was von seinen einnahmen abgeben, leistung muss sich wieder lohnen!

  9. Ganz abgesehen mal von dem da oben, finde ich den Vorgang, den Frau Wulff da anstößt recht unterhaltsam: Sie will ja offensichtlich, dass ein Gerücht verschwindet. Dass sie das will, steht nun überall wieder im Internet – also trägt sie selbst jetzt erst einmal dazu bei, dass dieses Gerücht wieder neu diskutiert wird. Ich zumindest hatte das damalige Blabla schon längst wieder vergessen… Bin gespannt, wie Google reagiert.

  10. Spiegel Online weist ja seit Jahren erfolgreich Stories fremdsprachiger Publikationsorgane als eigene Korrespondentenberichte aus. Dieser Vorgang ist natürlich an Dreistigkeit nicht zu überbieten.

  11. Nachdem jetzt in den Medien das Wulff-Thema wieder hochkocht (nun geht es um seine Frau und die kursierenden Gerüchte über ihre Vergangenheit): Worauf stützt sich Frau Wulff eigentlich bei ihrer Klage gegen Günther Jauch?

    Soweit ich mich erinnere (man möge mich ggf. korrigieren), hat Jauch in seiner Sendung nicht behauptet, daß die Gerüchte zutreffen würden, sondern einen Vertreter der Bild-Zeitung gefragt, ob es stimmt, daß Bild Material über sie hat. Welcher Art die Gerüchte sind, wurde in der Sendung meiner Erinnerung nach gar nicht gesagt.

    Inwiefern soll dies nun Ansprüche von Frau Wulff gegen Herrn Jauch auslösen können? Jauch hat doch im Grunde keine Behauptung aufgestellt, sondern lediglich (indirekt) über kursierende Gerüchte berichtet.

    Falls man der Ansicht wäre, das alleine schon das Berichten rechtlich problematisch ist, wären dann die jetzigen Berichte wie z.B. die hier diskutierten Artikel bei Spiegel und Süddeutsche nicht auch unzulässig?

    Und was wäre dann mit Stefans Beitrag hier im Blog und unserer Diskussion darüber?

  12. Die Presse (und teilweise auch Fernsehsender, siehe das Verhalten bei den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender) ist mittlerweile so verdorben und „buggy“, dass man sie eigentlich komplett rebooten müsste (ähnlich dem Formatieren eines virenverseuchten Computers).

    Abschaffen und neu Aufbauen.

    Eine andere Lösung kann ich mir nicht vorstellen.

    Welche andere Lobby kann es sich erlauben Gesetzesvorschläge die sie selbst täglich brechen würden gegen Konkurrenten die nicht dieser Lobby angehören einzubringen, bei Politikern die genau wissen, was über sie in den Zeitungen und Magazinen stehen würde wenn sie diese Gesetze nicht durchwinken.

  13. das vorab fast identisch zu übernehmen, ist sicherlich kein ruhmesblatt. bevor man mit den leistungsrechtlichen aspekten anfängt, sollte man sich aber über die interessenkonstellation im klaren sein. die sz schickt das vorab ja exakt mit dem ziel an andere redaktionen, dass diese es weiterverbreiten.

    das vorab ist sicher ziemlich lustlos umgeschlagen worden. da kann man drauf rumreiten, wenn man es nötig hat. wirklich unredlich wäre es in dem fall allerdings eigentlich nur, wenn die quelle nicht genannt würde. aber die ist ja sauber angeführt. dass der spon-kollege den sz-artikel nicht verlinkt hat, könnte vielleicht auch daran gelegen haben, dass das vorab mit sperrfrist versehen war und zu dem zeitpunkt noch garnichts zum verlinken im netz stand (?)

    wie dem auch sei – man kann natürlich grundsätzlich hinterfragen, ob die ganze news-maschinerie vernünftig läuft, wenn nahezu identischer content in einer schleife zwischen agenturen, print- und online-medien zirkuliert. das ist sicherlich nicht schön. aber wenn du darauf hinauswillst, dann solltest du das als branchenübergreifenden missstand anführen. beispiele gibt es ja leider mehr als genug.

  14. vielleicht habe ich mich da etwas missverständlich ausgedrückt: die sz hat den text, um den es oben geht, vorab (also vor der eigenen veröffentlichung auf der internetseite) mit sperrfrist an andere redaktionen geschickt.

    das ist ja durchaus üblich und zielt eben gerade darauf, dass andere medien die infos weiterverbreiten und einer exklusiv-story so zu erhöhter traktion verhelfen. in dem fall von „kopiert“ zu sprechen, finde ich schon etwas abenteuerlich.

    wie gesagt: ob das, was spon draus gemacht hat, jetzt handwerklich sonderlich gelungen ist, steht auf einem anderen blatt. aber sie haben das stück mit sehr hoher sicherheit nicht von der sz-seite abgeschrieben, sondern als email vorab erhalten.

  15. In der „Kopie“ von SPON wird dreimal auf die Urheberschaft der „Süddeutschen Zeitung“ verwiesen, das reicht doch wohl.

    Wenn die SZ kein Problem damit hat, sollte Herr Niggemeier auch keines haben.

    Wie schon einmal erwähnt:

    Wer durch des Argwohns Brille schaut, sieht Raupen selbst im Sauerkraut.
    (Wilhelm Busch)

  16. Die Quelle _war_ dpa und dort war vermutlich der Tippfehler schon drin. Das hätte man mit ein wenig Recherche herausfinden können, ohne gleich ein Plagiatskomplott zu wittern. Auch wenn bei SPON und Süddeutsche der Hinweis auf die Urheberschaft fehlt, ist ein typisches Indiz dafür „bestätigte der Nachrichtenagentur dpa am Freitagabend“. Bei uns (heise) weisen wir immer auf die dpa hin, wenn wir (vertraglich geregelt) deren Texte übernehmen http://heise.de/-1703200

  17. Die Urquelle _war_ dpa und dort war vermutlich der Tippfehler schon drin. Das hätte man mit ein wenig Recherche herausfinden können, ohne gleich ein Plagiatskomplott zu wittern. Auch wenn bei SPON und Süddeutsche der Hinweis auf die Urheberschaft fehlt, ist ein typisches Indiz dafür „bestätigte der Nachrichtenagentur dpa am Freitagabend“. Bei uns (heise) weisen wir immer auf die dpa hin, wenn wir (vertraglich geregelt) deren Texte übernehmen http://heise.de/-1703200

  18. @ Frank Reichelt:

    Und schließlich haben wir doch alle schon mal geschummelt, und wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein.

    Ich finde es nicht okay, wenn jemand fremde Leistungen als eigene ausgibt, und das tut „kha“ in diesem Artikel. Abgesehen davon, dass auch die genannten Hinweise auf die SZ teilweise schlicht aus dem Artikel der SZ selbst übernommen wurden, wird einfach in keiner Form ersichtlich, dass es sich um einen fast komplett wörtlich übernommenen Artikel handelt. Im Gegenteil erweckt „kha“ klar den Eindruck, das alles selbst formuliert zu haben. Das ist – auf anderer Ebene – die Methode Guttenberg, und die Bagatellisierung einer solchen „Arbeitsweise“ finde ich einfach völlig inakzeptabel.

    Davon abgesehen: Würde ich morgen denselben Artikel, den „kha“ hier „geschrieben“ hat, auf meinen persönlichen Blog stellen, ohne ihn großartig abzuändern oder auch nur auf die fremde Autorenschaft hinzuweisen, müsste ich mit einer saftigen Abmahnung rechnen. Aber wenn Spiegel Online daraus eine Titelstory macht, ist es okay?

  19. auch wenn spon darauf hingewiesen haben sollte, dass die quelle die süeddeutsche ist –
    gehts noch???

    die können doch nicht eins zu eins den text der sz übernehmen!
    wo soll das denn da hinführen?

    bei mir hat es dazu geführt, dass ich gewohnheitsmäßig nach spon auf der sz-homepage war, den artikel zu dem thema las und mich ganz unwohl fühlte, weil alles so identisch war.

    unwohl mit tendenz zum entsetzt sein.

    ein kleines bißchen arbeit, liebe damen und herren, das wäre nach dem kopieren doch bestimmt noch gegangen. vor der nächsten zigarette.

  20. @36

    „die können doch nicht eins zu eins den text der sz übernehmen!
    wo soll das denn da hinführen?“

    Na zu dicken Lizenzansprüchen, folgt man der Logik eines „Leistungsschutzes“.

  21. Verstößt Spiegel Online hier nun eigentlich gegen das Urheberrecht oder ist dieser Fall durch eine der Schranken im Urheberrecht, wie zum Beispiel §49 UrhG oder §50 UrhG abgesichert?

    Will dann auch jeder Verlag für seine kopierten Texte Lizenzgebühren von Google haben wenn das LSR in Kraft tritt?

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