Götz Alsmann

Möglicherweise war vergangene Woche Götz Alsmann bei Harald Schmidt. Ganz sicher bin ich mir nicht, ich habe einmal weggeguckt, und dann war wieder nur Schmidt im Bild und unterhielt sich lieber mit dem Mann an diesem kleinen Extra-Schreibtisch, der über seine Witze lacht. Da müsste Alsmann eigentlich noch dagewesen sein, aber die Kamera zeigte ihn nicht mehr. Obwohl: Hatte ihm nicht Schmidt gerade erst eine Mini-Triangel in die Hand gedrückt, um damit an den richtigen Stellen einer Geschichte „Pling“ zu machen? Ah, das Publikum hatte auch Instrumente, und Publikum sieht man ja immer gerne.

Pflichtschuldig hatte Schmidt erwähnt, dass Alsmann eine Platte mit der WDR-Bigband aufgenommen hat, aber wenn es etwas gab, das er noch weniger wusste als deren Titel, dann dies: Was mit dem merkwürdigen Mann neben ihm anfangen? Das geht leider nicht nur Schmidt so. Seit Jahren ist Alsmann ein Fremdkörper, der auf einer Art mittleren Umlaufbahn im Fernsehuniversum kreist. Wenn er irgendwo auftaucht, dann als schrulliger Witzbold mit hohem Wiedererkennungswert, gefährlichem Hang zum Kalauer und begrenzter Massentauglichkeit, der irgendwie auch was mit Musik zu tun hat. Das ist nicht die beste Rolle für einen, dem man eigentlich nur ein Klavier hinstellen müsste, um von ihm bestens unterhalten zu werden. Beim immer noch, immer wieder sehenswerten „Zimmer frei“ erlebt man den Unterschied: Der größte Teil der Sendung ist für Alsmann Kindergeburtstagsalberei. Aber wenn er am Ende mit dem Gast musiziert, dann ist da (wenn es ein guter Gast ist) plötzlich eine Leidenschaft. Und man sieht ihm an: Musik macht glücklich. (Und: Fernsehen macht nicht glücklich.)

Schade, dass das deutsche Fernsehen bislang keine Nische gefunden hat, in der einer wie Götz Alsmann wirklich zuhause sein und seine Entertainerqualitäten ausleben kann (und welcher andere Fernsehmensch hat die heute noch, der große Florian Silbereisen natürlich ausgenommen). Seine TV-Biographie ist ein Flickenteppich aus mehr oder weniger gelungenen, aber fast immer längst vergessenen Versuchen. Kommenden Samstag beginnt im WDR-Fernsehen ein neuer: In „Einfach Alsmann“ spricht er mit Prominenten über Musik („Ich kann Klavier“) und musiziert mit ihnen.

Und womöglich kann man sich an die Sendung und ihre Gäste (ja, auch: Harald Schmidt) am nächsten Tag noch erinnern. Das wär doch was.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

7 Replies to “Götz Alsmann”

  1. hmmmm. Wenn man ihn allerdings nur aus Konzerten her kennen würde könnte man genau andersherum argumentieren, dass da nämlich ein ausgesprochenes Sprachgenie immer nur zwischen den Liedern Zeit hat seinen Albernheiten wortreich und sprachkünstlerisch Ausdruck zu verleihen. Dann wünschte man sich er hätte eine Show in der er nicht nur Musik auf seine ganze besondere, eigene Art ankündigen könnte. Und schwupp, erinnert man sich, dass man ihn ja auch aus dem TV kennt wo er genau das tut.

  2. Schöner Artikel, danke. Alsmann ist für mich einer der letzten „Entertainer“ im deutschen Fernsehen, vielleicht der letzte nach Rudi Carrell. Und ich war begeistert, als ich vorgestern vor Zimmer frei! den Trailer für das neue Format gesehen habe. Ich hoffe nur, dass Alsmann nicht ausschließlich rumalbert, denn seine musikalischen Qualitäten sind famos. Wer ihn schon einmal live gesehen hat, kann das sicher bestätigen. Mein Traum übrigens: Alsmann und Helge Schneider geben ein gemeinsames Jazz-Konzert. Ohne Kalauer.

  3. Warum hast Du eigentlich den Mario Barth-Artikel nicht eingestellt? Mir wurde davon erzählt und nun konnte ich nicht nachlesen…

  4. Dieser hier abonniert sie sogar, war aber mehrere Wochen nicht daheim. Die Housesitter haben die Zeitung gelesen und dann entsorgt (mit meiner Zustimmung). Selber schuld…

  5. Als Alsmann-Fan bin ich sehr enttäuscht über die erste Sendung „Einfach Alsmann“. Die Gespräche meinte ich alle schon mal irgendwie gehört zu haben. Das Geklimper war teilweise schlimm. Schmidt versuchte(?) ihm noch die Wahrheit zu sagen „DU solltest mehr spielen“ und „…Applaus von Leuten die nix davon verstehen“.
    Schade, schade. Alsmann könnte so gut Swing/Jazz vermitteln.

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