Hamburger Bankrott-Erklärung

Die deutschen Verleger haben einen überraschenden Durchbruch im Kampf ums Überleben erzielt. Ihre Forderung, im Internet besser behandelt zu werden, ist offenbar auf europäischer Ebene erfüllt worden. In einem „internationalen Abkommen“ wurde festgelegt, „geistiges Eigentum“ künftig besser zu schützen. Das berichtet bereits seit vorvergangenem Donnerstag das große deutsche Online-Portal Bild.de:

Das ist… öhm, wie sag ich’s? Unsinn.

Es hat eine fast beruhigende Konsequenz, dass die Deppen von Bild.de es nicht einmal bei einer Pressemitteilung ihres eigenen Verlages und einem Thema, das der Axel Springer AG augenblicklich am Herzen liegt wie kein zweites, schaffen, korrekt zu berichten. Sie haben das Unterschreiben einer Forderung mit einem „Abkommen“ verwechselt und die Übergabe dieser Forderung mit ihrer Erfüllung — Gott, das ist aber auch schwer auseinander zu halten.

Helmut Heinen, der Präsident des Zeitungsverlegerverbandes BDZV, und sein Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff werden also wohl noch eine Weile Zeit haben, ihre Leistungen im Synchronsprechen zu perfektionieren. (Heinen: „Wir werden es nicht länger hinnehmen, dass aufwändig produzierte Qualitätsinhalte der Verlage von Dritten kommerziell genutzt werden, ohne dass dafür auch nur ein Cent an die Verlage zurückfließt.“ Wolff: „Wir können nicht länger hinnehmen, dass unsere teuer produzierten Qualitätsinhalte von Dritten be­denkenlos kommerziell genutzt werden, ohne dass dafür auch nur ein Cent an die Verlage gezahlt wird.“)

Es ist davon auszugehen, dass die Verleger mit „Qualitätsinhalten“ auch das meinen, was die Produktion bei Bild.de täglich so ausstößt. Weniger klar ist, wer eigentlich die Leute sind, die ihnen diese Inhalte so „kommerziell“ oder gar „bedenkenlos kommerziell“ wegnehmen.

Die Firma Google, die sich — wohl nicht zu unrecht — angesprochen gefühlt hat, hat schon lapidar darauf hingewiesen, dass kein Autor oder Verleger es hinnehmen muss, dass seine Inhalte mithilfe von Suchmaschinen für die Öffentlichkeit auffindbar gemacht werden. Ein einfacher Befehl verwehrt Google den Zugriff und damit die kommerzielle Vermarktung dieser Suchergebnisse durch Google (reduziert allerdings auch die Zahl der Leser dramatisch).

Die bloße Möglichkeit der Verweigerung ist natürlich angesichts der marktbeherrschenden Stellung des Unternehmens und seiner beunruhigenden Intransparenz keine befriedigende Antwort. Aber sie zeigt, dass die Behauptung eines unzulässigen, ungewollten Zugriffs auf Verlagsinhalte abwegig ist. Die Verlage stören sich nicht am Zugriff, im Gegenteil, sie sind abhängig davon. Sie sind nur nicht mehr zufrieden damit, dass sie von Google nur Leser bekommen. Sie wollen auch Geld.


Foto: Axel Springer

Die „Hamburger Erklärung“ (Foto: internationale Version), auf die sich die eingangs erwähnte Falschmeldung von Bild.de bezieht, ist am 8. Juni 2009 von den sechs Hamburger Verlagen Bauer („Coupé“), Springer („Bild“), Ganske („Für Sie“), Gruner+Jahr („Stern“), „Spiegel“ und „Zeit“ unterschrieben worden. Seitdem gibt es eine Art Wettlauf, möglichst viele weitere Unterzeichner zu versammeln. In der Erklärung heißt es:

Zahlreiche Anbieter verwenden die Arbeit von Autoren, Verlagen und Sendern, ohne dafür zu bezahlen.

Ich habe bis heute nicht verstanden, wer sich hinter diesen „zahlreichen Anbietern“ verbirgt. Aber die vielen Unterzeichner können mir das ja bestimmt erklären. Und bei der Gelegenheit gleich mit, wen sie meinen, wenn sie schreiben:

„Wir widersprechen all jenen, die behaupten, dass Informationsfreiheit erst hergestellt sei, wenn alles kostenlos zu haben ist.“

Also mal bei ein paar Unternehmen nachgefragt:

  • Beim „Spiegel“ sind leider gerade alle Leute, die mir meine Fragen offiziell beantworten könnten, im Urlaub.
  • Bei der Nachrichtenagentur dpa betont man, die Erklärung nicht unterzeichnet zu haben, sondern sie nur zu „unterstützen“, weshalb man man auch nicht für jede Formulierung einstehen könne. Auch konkrete Beispiele für die „zahlreichen Anbieter“, die die Arbeit anderer im Internet verwenden, möchte Sprecher Justus Demmer nicht nennen. „Aber dass es das gibt, ist unstrittig.“ Ist es?
  • Die Sprecherin des „Zeit“-Verlages ist erst im Urlaub. Ihre Vertretung empfiehlt, falls die Zeit drängt, sich mit den Fragen „an einen der Hauptinitiatoren der ‚Hamburger Erklärung‘, beispielsweise Axel Springer AG, zu wenden“. Als die Sprecherin selbst wieder zurück ist, bittet sie, sich mit den Fragen „direkt an die Verbände“ zu wenden, die Auskunft geben, „also EPC bzw. WAN-IFRA oder VDZ“.
  • Der Verlag Axel Springer bedankt sich bei mir für das „Interesse an Axel Springer“, möchte aber die Fragen nicht beantworten: Man solle sich mit ihnen „direkt an die Verbände: VDZ/BDZV für Deutschland oder EPC/WAN-IFRA auf internationaler Ebene“ wenden.
  • Die Verlagsgruppe Handelsblatt möchte zwar ebenfalls keine Beispiele für die angeblich „zahlreichen Anbieter“ nennen. Sprecher Georg Wallraf erklärt aber:

    Wie beispielsweise dpa mit einer speziellen Software Attributor durchforsten auch wir — derzeit noch anhand von Suchworten — systematisch das Internet, um die Nutzung unserer Artikel zu verfolgen. Dabei stellen wir einerseits häufig Verstöße gegen das Urheberrecht fest, die heute schon aufgrund der Rechtslage verfolgt werden können. Darüber hinaus gibt es aber auch eine Vielzahl von Adaptionen unserer Inhalte, die wir nicht mit urheberrechtlichen Mitteln bekämpfen können. Es handelt sich dabei z.B. um solche Seiten, die z.B. durch eine Inhaltsbeschreibung unserer Artikel und unter Ausnutzung unseres Logos unsere Stellung als Verlagshaus nutzen, um die Informationen auf ihren Seiten aufzuwerten und dem Leser entsprechende Orientierung zu vermitteln. Konkrete Beispielsfälle will ich hierzu nicht nennen, weil sie nicht Thema einer größeren öffentlichen Auseinanderseztung sein sollen.

    Auf die Frage, wer denn behaupte, dass „alles kostenlos zu haben“ sein muss, verweist er „auf eine auch im Rahmen des Urheberrechtes geführten Diskussion, die eine noch deutlichere Entsprechung auf europäischer Ebene hat“ und nennt als einziges Beispiel den Heise-Artikel über den Vortrag des Münsteraner Urheberrechts-Experten Thomas Hoeren mit der Überschrift: „Informationsfreiheit hat Priorität vor dem Urheberrecht“.

    Der Artikel ist siebeneinhalb Jahre alt. Er stammt vom 29. Januar 2002. Ich bezweifle auch, dass man der Position von Professor Hoeren gerecht wird, wenn man ihm die Forderung unterstellt, alles müsse kostenlos sein. Gegenüber der „Welt“ hat er erst vor wenigen Tagen unter bestimmten Voraussetzungen für ein Leistungsschutzrecht für Buch-Verleger plädiert — genau das, was die Presseverlage auch fordern.

  • Der Burda-Verlag tut sich schwer, meine Fragen spontan zu beantworten, bietet aber nach eineinhalb Tagen Bedenkzeit folgende Zitate:

    In der Erklärung heißt es: „Zahlreiche Anbieter verwenden die Arbeit von Autoren, Verlagen und Sendern, ohne dafür zu bezahlen.“ Können Sie mir Beispiele für solche Anbieter nennen?

    Zum Beispiel die zahlreichen Angebote, die Online-Inhalte aggregieren — allen voran selbstverständlich Google.

    In der Erklärung heißt es: „Wir widersprechen all jenen, die behaupten, dass Informationsfreiheit erst hergestellt sei, wenn alles kostenlos zu haben ist.“ Können Sie mir sagen, wer solche Forderungen vertritt?

    Die Debatte um die kostenlose und freie Nutzung aller Online-Inhalte — auch jener, die derzeit bereits ausreichenden Schutz genießen — zieht ja mittlerweile weite Kreise bis hin zu politischen Initiativen (weitreichende Forderungen in diesem Sinne z.B. http://www.piratenpartei.de/navigation/politik/unsere-ziele.)

    Gut, das mit der Piratenpartei habe ich kommen sehen. Dazu ließe sich jetzt inhaltlich einiges sagen, was die wirklich fordert. Aber man darf vermutlich nicht vergessen, dass die „Hamburger Erklärung“ am Tag nach der Europawahl verabschiedet wurde, bei der die Piraten erdrutschartige 0,9 Prozent der Stimmen erzielten.

  • Gruner+Jahr hat mir eigentlich eine Antwort versprochen (am Montagnachmittag habe ich zum ersten Mal angefragt), das scheint aber noch zu dauern.

    Nachtrag, 23. Juli: Anstelle einer Antwort schreibt mir Gruner+Jahr:

    Zu Frage 1:
    Damit sind alle Anbieter gemeint, die ohne ausdrückliche Zustimmung von Verlagen Inhalte redaktioneller Websites kopieren und auf ihren eigenen Seiten veröffentlichen. Nicht gemeint ist die Verlinkung auf redaktionelle Websites.

    Zu Frage 2:
    Dies spricht vor allem diejenigen an, die einen universellen Zugang, den auch wir befürworten und praktizieren, mit zwingend kostenlosem Zugang verwechseln.

  • Und der Zeitschriftenverlegerverband VDZ hat sich bislang nicht zurückgemeldet, aber ich weiß nicht: Irgendwie habe ich das Gefühl, es lohnt sich nicht, darauf zu warten.

Die Presseverleger haben sich offenkundig zum Ziel gesetzt, mit der „Hamburger Erklärung“ den Erfolg des „Heidelberger Appells“ nachzuahmen — einem Pamphlet, das Dinge vermischt, die nichts miteinander zu tun haben, und als Diskussionsgrundlage völlig untauglich ist, aber inzwischen von Hans und Franck unterschrieben wurde. Unter der Hand lassen manche keinen Zweifel daran, was für ein grauenhaftes Dokument diese „Hamburger Erklärung“ ist, die offenbar aus dem Bereich des Axel-Springer-Außenministers Christoph Keese stammt (und deren englische Übersetzung, die der EU-Kommission übergeben wurde, bizarrerweise nicht einmal mit dem Original übereinstimmt).

Es ist ein Dokument der Hilflosigkeit, ein ziellos-hysterisches „So tu doch einer was“, bei dem es auf Inhalte nicht ankommt, solange nur möglichst viele mitschreien. Kein Wunder, dass die einzelnen Verlage nicht wissen, was sie genau da unterschrieben haben, oder keine Lust haben, sich dazu öffentlich zu äußern. Es eint sie das Gefühl, dass irgendwer jetzt aber echt mal irgendwas tun muss — und es hilft sogar, die Forderungen nicht zu konkret zu formulieren, sonst fällt noch jemandem auf, wie radikal sie sind.

Burda deutet es wenigstens an: Es geht nicht nur um Google, sondern um Aggregatoren allgemein. In Wahrheit stört die Verleger zum Beispiel schon ein Angebot wie Turi2, das die Nachrichten des Tages (mehr oder weniger gut) zusammenfasst. Mit etwas Pech reicht den Lesern schon der eine Satz, der bei Turi steht, und sie schenken dem Medium, das ihn (womöglich aufwändig) recherchiert hat, nicht einmal mehr einen Klick, der sich in einen (mickrigen) Werbeerlös umwandeln lässt.

Das ist ein Problem, aber um es mit Google zu sagen: „Einige Vorschläge der Nachrichten-Verleger haben die besten Absichten, aber würden die Art, wie das Netz funktioniert, grundlegend verändern — zum Schlechten.“

Ja, da gibt viel zu diskutieren und zu bedenken, und manche Mechanismen des Web, die es erleichtern, Zugang zu Nachrichten und hochwertigen Inhalten zu bekommen, erschweren gleichzeitig die Produktion dieser Nachrichten und hochwertigen Inhalte. Und die Antwort der Verlage auf diese Herausforderung ist es, eine „Hamburger Erklärung“ zu unterschreiben, deren wirre Behauptungen man auf Nachfrage nicht einmal belegen kann oder mag? Wirklich?

 

Mehr zum Thema:

151 Replies to “Hamburger Bankrott-Erklärung”

  1. Google scheint sich aber nicht wirklich angesprochen zu fuehlen (oder ist einfach zu nett). Andernfalls braeuchten die ja einfach nur mal die Seiten aller Unterzeichner dieser Erklaerung aus dem Index zu nehmen, nur fuer ne Woche oder so. Gibt ja genug andere (inkl. der diversen Newsticker). Und ein Hinweis, dass Links auf einige Suchergebnisse aus genau dem Grund nicht angezeigt werden koennen, mit Link auf die Erklaerung.

    Wenn sie richtig fies sind (und einen #Amazonfail riskieren wollen), koennen sie auch direkt Newsfeeds im Aggregator etc blocken — immerhin verdienen sie da ja auch Geld mit anderer Leute Inhalt …

  2. Ja hm, der Spiegel-Verlag hat auch unterschrieben? Im verlinkten Artikel auf spiegel.de wird genau diese Erklärung kritisiert, aber auch nichts konkretisiert, was mir erst nach dem Eintrag hier aufgefallen ist.

    Allgemein kann man sagen, dass hier ein wirres Feindbild erfunden wird, das praktisch keine reale Entsprechung hat.

  3. @namias: Das ist der Spiegel-Verlag, der unterschrieben hat. Dass die Redaktion unabhängig von dieser Unternehmenslinie Artikel schreiben darf, spricht im Zweifel für sie.

  4. ‚Kann denn nicht einmal jemand an die Kinder denken????‘

    Oops, falsches Thema. Oder doch nicht, det janze erinnert doch stark an meine Zeit im Kindergarten. Erst auf starke Hose machen, dann heulend rumlaufen und nach Mama schreien [bzw. Kindergärtner/in]. Am Ende geht das wie das Horneberger Schießen aus, die Verlage verballern bis zum bitteren Ende alles, was sie greifen können – und merken erst wenn es viel zu spät ist, dass sich keiner für sie interessiert.

    Es geht denen eben nicht um MeinungsFREIHEIT, sondern ihr eigenes Pundit-Monopol. Also Suchmaschinen, sperrt diese Art journalistischer Inhalte aus, damit Internet-Schreiberlinge eine Chance haben!

  5. Komischerweise hat auch Heise dieses Pamphlet unterschrieben, und im Heise-Ticker bekanngegeben: http://www.heise.de/newsticker/Verleger-wollen-besseren-Schutz-des-geistigen-Eigentums-im-Internet–/meldung/141893

    Was dann bei den Kommentaren geschrieben wurde kann man sich ja denken. Stellv. c’t Chefredakteur meldete sich dort auch zu Wort: „[…] Es geht aber um Firmen/kommerzielle Anbieter. Es ist ja
    beispieslweise schon so, dass Google mit den Google News (und das ist ja weit mehr als ein einfacher Meta-Newsdienst) von dem lebt, was andere an Inhalten produzieren. Das hat auch schon dazu geführt, dass Google mit einzelnen Nachrichtenagentueren Verträge über Bezahlung abschließen musste. Jetzt könnte natürlich jeder betroffene Anbieter selbst vor Gericht ziehen – aber gerade kleinere Anbieter, die nicht die Ressourcen einer Nachrichtenagentur in der Hinterhand haben, dürften sich eher scheuen, sich mit einem Riesen wie Google anzulegen.

    Wie das gelöst werden kann, weiß ich derzeit auch nicht. Dass DRM
    keine Lösung ist, ist ja wohl klar. Wer heute noch meint, im Internet mit DRM irgendwas erreichen zu können, der hat wirklich nichts begriffen. Es gibt die Diskussion über die Kulturflatrate – aber die ist auch umstritten, auch unter den Usern (an anderer Stelle hier im Forum wird die auch schon als „Zangsabgabe“ bezeichnet). […]“ http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Re-Verleger-Hamburger-Erklaerung-und-Aufregung/forum-162196/msg-17040349/read/

    Sowas von jemanden, der es eigentlich wissen sollte… Was verdient denn Google-News? Ich find da keine Werbung. Warum kein robot.txt.? Liebe Politik, macht mal was, aber ich weiß auch nicht was…

  6. Heise hat den Mist ja auch Unterschrieben. Wie aus Diskussionen mit Jürgen Kuri zu entnehmen, gab es da durchaus geteilte Meinungen in der Redaktion. Was den konkret gefordert wird, bzw. wo die Problemefälle sind die durch das bestehende Urheberrecht nicht abgedeckt werden, kam in der Diskussion auch nichts so rechts an Licht. Genannt wurde halt „Google-News”. Was an Googlenews so problematisch ist und warum man sich dann nicht einfach aus dem Google-Index nimmt, wurde mir nicht klar.

    Alles in allem: Ich glaube das ist nur ein Versuch von Google Geld zu bekommen; versuchen kann man es ja mal.

    Traurig finde ich, dass man sich heute in die Öffentlichkeit wagen kann, ohne Ahnung, ohne Argumente, ohne eine Spur Sachlichkeit und dennoch ernst genommen wird, weil die deutliche Mehrheit nicht mehr unterscheiden kann, ob das Substanz vorhanden ist oder nicht.

  7. Stefan, erklär uns doch mal, was die Piratenpartei wirklich fordert. Du deutest ja immer überlegen an, dass die Mehrheit zu blöd ist, deren Ziele geistig zu durchdringen. Da gehöre ich anscheinend auch dazu.

    Ich verstehe deren Ziele nach ausgiebiger Lektüre des Programms nämlich so, dass meine Verlage zugrunde gehen sollen und meine Texte dann frei im Internet hin und her kopiert werden können, als frei zugängliches Wissen. Dafür erhalte ich von der Gesellschaft, also aus Steuermitteln, einen Ausgleich. Kein Problem. Ich möchte 70000 Euro, bevor ich mit einem Roman anfange, und dieselbe Summe nochmal, sobald ich den Text veröffentliche. Zahlungsfrist sieben Tage (so heutzutage üblich). Falls das nicht möglich ist, werde ich wie alle anderen, die Romane schrieben, Musik komponieren und Filme drehen können, Hufschmied.

    Wer entscheidet dann eigentlich, welche Romane veröffentlicht werden? Man sieht den Piraten auf hundert Meter an, dass sie nicht die geringste Ahnung vom Geschäft haben. Das war aber bei Sozialisten immer schon so.

  8. Ich frage mich schon lange, warum Google, oder auch beispielsweise Wikipedia, nicht mal umgekehrt damit drohen, dass Suchanfragen die einem gewerblichen Recherchezweck dienen, wie etwa denen von Redaktionen aus den Verlagshäusern, gebührenpflichtig zu machen. Es wäre doch nur gerecht, jeden Aufruf von Google oder Wikipedia unter den IP-Adressen von SPIEGEL,BILD etc. zu vergüten. Der Brockhaus in den Verlagsräumen wurde ja auch nicht umsonst geliefert.

  9. @Helen: Bin ich die Piratenpartei oder ihr Exeget? (Wegen schlechter Erfahrung mit rhetorischen Fragen: Die Antwort ist Nein.)

    Aber 1.) steht schon auf der von Burda verlinkten Seite, dass sie das Urheberrecht nicht ganz abschaffen wollen.

    Und 2.) … die Piratenpartei? Die Piratenpartei ist mit der „Hamburger Erklärung“ gemeint? Die Piratenpartei ist die einzige Antwort, die einem Verlag einfällt, dessen Chef der Präsident des VDZ ist, man man nachfragt, wer denn „all jene“ sind, die meinen, dass man ihnen einfach ihre Inhalte wegnehemn darf? Die Piratenpartei ist der Auslöser für diese große Unterschriften-Sammel- und Nach-Brüssel-Pilger-Aktion? Im Ernst? Die Piratenpartei?

    Pleeeease.

  10. @9 Hellen:

    Wenn die Verlage pleite gehen hat das wohl als letztes was mit der Piratenpartei zu tun, sondern mehr mit ihrem Unwillen sich an die neuen Realitäten anzupassen. Der diffuse Schrei nach Hilfe durch die Politik, wie in der Hamburger Erklärung, zur Konservierung der derzeitigen Geschäftsstrukuren ist doch ein eindeutiges Zeichen, dass es ihnen nicht darum sich in guter alter Unternehmenskultur an die neuen Märkte anzupassen, sondern den Staat den Markt kontrollieren zu lassen.

    Die Piraten haben vielleicht keine Ahnung vom Geschäft, aber wohl vom Internet. Und wenn sie sagen, dass das gegenwärtige Modell vom Urheberrecht sich nicht 1:1 auf das Internet übertragen lässt, haben sie damit Recht. Daran können die Verlage nunmal nichts ändern. Wie willst du verhindern, dass jemand deine wertvollen Bücher kopiert? Das rausfischen von einzelnen Nutzern deiner Werke, um sie mit Phantasmillionen Strafe zu belegen, weil sie zum Privatvernügen eines deiner Bücher lasen ohne 50 Cent (oder was weiß ich) an dich abzuführen, ist jedenfalls in meinen Augen kein gangbarer Weg.

  11. Okay, es hat nicht direkt etwas mit dem Thema zu tun, aber – wie können denn diese Magazine ernsthaft den „Schutz geistigen Eigentums“ im Internet fordern, wenn sie selbst wiederholt das Urheberrecht, Presserecht, Persönlichkeitsrecht etc. missachten und sich hemmungslos an Texten & Fotos in Communitys & Foren bedienen? Das ist doch lachhaft!

  12. Stefan: Kleine Anmerkung – der BDZV ist der ZEITUNGSverlegerverband, nicht der der Zeitschriften, letzteres ist der VDZ

  13. @13 Marcel:
    Das ist ganz einfach: Es gibt die Kulturschöpfer und der Pöpel. Kulturschöpfer sind jene die (viel) Geld mit ihren Inhalten verdienen, der Rest ist der Pöpel. Inhalte die der Pöpel generiert sind für sich genommen nichts wert, müssen also auch nicht geschützt werden.
    Erst wenn der Kulturschöpfer es schafft mit den Inhalten des Pöpels Geld zu verdienen, wird aus dem pöpelschen Gut ein Kulturgut, das geschützt werden muss. Der Gemeine aus dem Pöpel mit dessem Inhalt der Kulturschöpfer Geld verdient, hat an jenem Geld selbstverständlich auch kein Recht. Denn schließlich war er ja nicht an einem echten Wertschöpfungsprozess beteiligt, sondern lieferte nur das Rohmaterial für den Kulturschöpfer. Das hat schon alles seine Richtigkeit; schließlich zahlt die Bald ja auch nichts an die Menschen durch deren Elend sie ihr Geld verdient.

  14. „Auch konkrete Beispiele für die “zahlreichen Anbieter”, die die Arbeit anderer im Internet verwenden, möchte Sprecher Justus Demmer nicht nennen. “Aber dass es das gibt, ist unstrittig.”“

    rofl, this made my day :-D

  15. Solche Erklärungen erinnern mich an Parteien und Wahlprogramme – und Menschen, die diese wählen, ohne auch nur einen Funken von dem zu wissen, was sie wählen. Sprich: Menschen, die die Gehirnschneckenpartei wählen.

    Fry: OK, but what are the brain slugs who control you gonna do for the working man?
    Woman: Attach brain slugs to them.
    (Futurama, Episode 207, „A HEAD IN THE POLLS“)

    Welch böses Erwachen.

  16. @stefan: müssen Sie eigentlich in jedem text, in dem turi genannt wird, ein paar fürs thema vollkommen irrelevante spitzen gegen ihn einbauen?

  17. @Helen: Wenn alle Künstler, bevor man ihnen 70000 Euro rüberschiebt, keinen Finger rühren würden, wäre dies kulturell eine sehr arme Welt. Ich will Ihnen das ja nicht nehmen, dass Sie diesen Betrag verlangen, aber Ihre Behauptung, das gelte für „alle“ Künstler, ist natürlich fern der Wahrheit.

    Und ehrlich gesagt, wäre ich vor die Wahl gestellt, auf diejenigen Künstler zu verzichten, die nur für 70000 Euro arbeiten, oder auf die, die zunächst einmal für die Kunst arbeiten, müsste ich mir meine Entscheidung sehr gründlich überlegen.

    (Und bitte jetzt keine Hinweise darauf, dass man auch von etwas leben muss; das ist mir bekannt. Es bedeutet aber nicht, dass Menschen nichts tun, wofür sie kein Geld bekommen.)

  18. Es wäre wohl auch zu mühsam, für so einen Haufen gestandener Qualitätsjournalisten, sich ernsthaft mit den fraglichen Themen auseinanderzusetzen. Viel bequemer, einen Popanz aufzubauen und ihm dann entrüstet zu widersprechen.
    Internationales Abkommen… Gott, ist das schön! Danke!

  19. Finde auch, daß google das einfach mal so interpretieren sollte, daß diese Anbieter von „Qualitätsinhalten“ nicht mehr wünschen, über google gefunden zu werden. Also einfach mal aus dem Index rauskicken. Dann sind die Verlage bestimmt glücklich, daß sich niemand mehr an ihren Qualitätsinhalten bereichert, die sie sich dann zusammenrollen und irgendwo hinstecken können. Mal gucken, wie lange wir ohne deren tolle Inhalte auskommen und wie lange die ohne google auskommen…

  20. genial die bild die sich ja so sehr um die urherberrechte von bilder in studi/schüler vz usw scheert.

  21. Ein IMHO interessanter Nebenkriegsschauplatz in Sachen Burda ist die Tatsache dass man mit nachrichten.de den mit Abstand ambitioniertesten deutschen Nachrichtenaggregator baut, also genau das was man kritisiert.

    Sie legen im Vergleich mit Google sogar noch ne Schippe drauf und wollen die Inhalte dritter via APi anderen zugänglich machen. Ob darüber schonmal mit den dritten gesprochen wurde?

    Vielleicht liegt es ja auch an der Hamburger und den sonstigen Erkläreungen von Herrn Burda auch, dass sich der Start immer weiter verzögert.

    Mehr zu nachrichten.de auf http://blog.nachrichten.de/2009/06/willkommen-was-ist-nachrichten-de.html und im Interview mit Jochen Wegner http://in.focus.de/2009/02/wie-viel-verdienen-klassische-online-medien-turi2.html (nicht vom Titel stören lassen, da hat jemanden das Videointerview in das falsche Textfragement gepackt)

    Falls hier jemand von Burda mitliest: Welchen Grund gibt es eigentlich dass meine Freischaltung für den beta-Test die mir nach der Registrierung http://member.nachrichten.de/register/1.html eigentlich schon vor drei Wochen zugegangen sein sollte immer noch nicht angekommen ist, und mein dezenter Hinweis darauf in der Kommentarsektion des Blogeintrages ebenfalls seit drei Wochen noch nicht freigeschaltet ist?

  22. Irgendwie verstehe ich das nicht:
    Ich hatte vor kurzem eine interessante Geschichte in einem Schweizer Magazin gelesen und wollte das Thema für Deutschland „weiterdrehen“ – mit Recherchen im Netz, in Foren, Telefoninterviews usw. Ich habe also den Autor des Beitrages kontaktiert und gefragt, ob ich seine Informationen mit verwenden dürfte. Worauf er mir antworte, dass ich das bei „sauberer Quellenangabe“ gerne machen könnte. Ein Belegexemplar wünschte er sich noch. Von Geld war nie die Rede.

    Ist es naiv anzunehmen, dass das doch der eigentlich normale Weg ist?

    Ich frage mich, ob es den Verlagen eventuell darum geht, wenigstens korrekt zitiert zu werden? Das würde zeigen, dass es Leser gibt, nach deren Zahl ja die Anzeigenpreise berechnet werden.

  23. @MrsMurphy: Ich fürchte, den Verlagen geht es überhaupt gar nicht um Urheberrechte, sondern einfach darum, dass sie gerne mehr Geld kriegen würden; und weil Google anscheinend viel davon hat, wollen sie jetzt mal schauen, was da geht.

  24. Zu dem Begriff „All jene“: Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, ob es dafür nicht doch ein paar Beispiele gibt – immerhin wird im Netz viel Unsinn behauptet. Ich kann mich aber trotzdem an keine einzige Diskussion erinnern, in der behauptet worden wäre, es müsse immer alles kostenlos sein. Kürzere Schutzfristen? Klar wird das verlangt. Mehr Schranken? Natürlich. Schwächere Verfolgung von Rechtsverletzungen? Selbstbeständlich. Aber – eine komplette Abschaffung des Urheberrechts im Internet? Mir fällt wirklich kein einziger ein, der das vertritt.

    Im Prinzip ist das, was die Verlage hier führen, ein Scheingefecht. Sie kämpfen gegen immaginäre Meinungsgegner und meinen dabei eigentlich das Internet selbst – die normative Kraft des Faktischen. Dass im Internet fast alles umsonst ist, hat etwas mit gesunkenen Transport- und Suchkosten zu tun, mit den Wettbewerbsregeln und mit dem allgemein Zustand der Medienlandschaft. Das sind keine Gegner, die sich mit irgendwelchen „Erklärungen“ angreifen ließen.

  25. Ich möchte hier folgendes ins Gedächtnis zurückrufen: Der WAZ-Konzern hat zum Anfang des Jahres der Nachrichtenagentur „dpa“ gekündigt. Trotzdem geben sie zu, weiter das Angebot der dpa über das Internet und deren Suchmöglichkeiten zu nutzen. Meiner Meinung nach ein Ding der Unmöglichkeit.
    Genau solches Vorgehen muss verhindert werden, da wir ansonsten in naher Zukunft mit einem Printjournalismus auf englischem Niveau rechnen müssen. Guter Journalismus hat seinen Preis – dafür benötigen wir starke Presseagenturen wie die dpa!
    Den Zapp-Beitrag gibts hier: http://www3.ndr.de/sendungen/zapp/archiv/printmedien/wazdpa100.html

  26. @Jonas Israel: Das ist interessant. Ich wusste gar nicht, dass der englische Printjournalismus so viel schlechter ist als der deutsche. Ist das tatsächlich so?

  27. Mir persönlich ist nur der irische Printjournalismus bekannt – dieser ist dem englischen aber wohl recht ähnlich. Natürlich gibt es auch dort Qualitätszeitungen, trotzdem wird der Markt von Boulevard-Blättern beherrscht. Wir haben in Deutschland da schon einen beträchtlichen Umfang an Qualitätszeitungen (SZ, FAZ, Frankfurter Rundschau, mit Abstrichen (unterschiedlicher Art) Die Welt und taz).

  28. ich verstehe die Aufregung nicht:
    1. Politiker informieren sich über die Priorisierung beim Handlungsbedarf in der Bild-Zeitung

    2. In der Bild-Zeitung stand, dass das Abkommen geschlossen sei und geistiges Eigentum künftig besser geschützt sei.

    => Die Politik wird nichts tun, denn sie hat es laut Bild ja schon.

    -Zwar ohne es zu bemerken und ohne dass davon irgendetwas in Gesetzesblättern auftauchen würde, aber – hey – muss man denn alles belegen können?

    Pffrrrrzzzzz

  29. Interessant ist die Tatsache, dass das Handelsblatt zur Verfolgung der Inhalteverletzung „zur Zeit noch Suchworte einsetzt“. Welche Suchmachine nutzen sie denn und was machen sie wenn die Hamburger Erklärung Erfolg hat? Und geben die AGBs diese Nutzung her?

    Hier mal der entsprechende Abshnitt der Nutzungsbedingungen von Google: „Sie sind nicht berechtigt, die Dienste in missbräuchlicher Art und Weise zu nutzen, in die Dienste einzugreifen oder auf die Dienste in anderer Weise als über die von Google bereitgestellten Benutzeroberflächen und/oder Schnittstellen zuzugreifen. Sie müssen sich an die Vorgaben halten, die in den robots.txt-Dateien der Dienste hinterlegt sind. Es ist Ihnen untersagt, auf die Dienste in automatisierter Weise zuzugreifen, beispielsweise mit Robots oder Scripts.“

    Nicht dass sich jeder daran halten würde, oder dass Google das idR. allzu ernst nimmt.

    IMHO ist die Situation jedoch eine ganz andere wenn man die Ziele der Hamburger Erklärung verfolgt.

    Die Tatsache, dass dpa Attributor nutzt, hat nicht zuletzt damit zu tun dass Attributor selbst crawlt und einen eigenen Index hat. Die Verwendung von Yahoo BOSS oder Google CSE etc wäre sicher kostengünstiger.

    PPS.: Mein Kommentar zu Burda und nachrichten.de war wohl zu lang und hängt in der Moderation. Hoffentlich kommt er da nochmal raus.

  30. ich warte ja auf iNews. Damit wird Apple den Verlagen zeigen, wie man im Internet mit „geistigem Eigentum“ Geld verdient… ;-)

  31. Es war doch schon einmal erfolgreich, den Gesetzgeber auf den Plan zu rufen wenn man selbst keine Ahnung hat, was man im Internet eigentlich machen und womit man Geld verdienen will. Daher die Regelungen im Staatsvertrag für den Rundfunk, die das Internetangebot der ÖR-Sender einschränken – auch in Bereichen, in denen sie gar keine Konkurrenz zu Verlagen sind. Spät, sehr spät hat die Community (und haben auch die Zuschauer) gemerkt, dass jetzt viele Inhalte (die sie ja per GEZ schon mal bezahlt haben) nur noch sieben Tage im Netz stehen.
    Da das mit der Politik schon mal so gut geklappt hat, macht man halt weiter – mit dem Entlassen von Journalisten auf der einen Seite, dem Erstellen von wilden Klickstrecken und sinnlosen Bildergalerien auf der anderen Seite. Warum ich für Qualitätsmedien, die mir binnen sieben Tagen das selbe bescheuerte Thema in ZEIT, WAMS und SPIEGEL servieren (nämlich Intimrasur!) noch Geld zahlen soll, das kann mir kaum jemand erklären. Die Produzenten sicher am wenigsten.

  32. Ich seh grad Hubert Burda vor einem Computerbildschirm sitzen, wo ihm seine Admins piwik oder so istalliert haben, und Rechnungen schreiben: „Also 100.000 Klicks auf den Beitrag kommen von Google, da schreiben wir mal…das macht dann….ääh, 100.000 €. Das ist ein nettes Geldle.“ Aber so dumm kann doch eigentlich keiner sein,oder? ;-))

  33. Es mangelt nach wie vor an sinnhaftigen Erlösmodellen und Mut neue Wege einzuschlagen.

    Content und Qualität waren offline mal King und markenbildende Eigenschaften.

    Das scheint verkannt zu werden, statt dessen wird einfach auf jeden Baum ein Controller gesetzt und online sinnloser Copy&Paste-Journalismus betrieben

    Diese „Konzepte“ werden dann solange gebencht und durch den Berater-Wolf gedreht bis jedes Angebot online gleich aussieht und doch nicht funktioniert.

    Das Problem ist nicht Google, sondern das mangelnde Konzept der Verlag und die Tatsache dass viele ihre eigentliche verlegerische Tätigkeit vergessen haben

    (Nicht umsonst weißt die Axel Springer AG seite Neuestem die Online-Reichweite aus, um die Auflagendefizite zu schönen. Übrigens auch mal eine Geschichte, die man sezieren sollte).

  34. @sanjay: Warum sollte er auch nicht?!? Ich find`s herrlich, dass er`s tut – auch wenn er selbst glaubt, er täte es nicht…

  35. „Zahlreiche Anbieter verwenden die Arbeit von Autoren, ohne dafür zu bezahlen“?

    ups, eben muß ich an den „rolling stone“, den „musikexpress“ und „metal hammer“ denken, die nun alle flugs unter den fittichen ulf „the wams is not enough“ poschardts zusammengefaßt werden, um fürderhin im haus mittels unter- oder nicht bezahlter zweitverwertung für synergien zu sorgen. aber das hat mit der sache hier natürlich gar nichts zu tun.

  36. Ich möchte übrigens auch 70.000 Euro, bevor ich mit einem Roman anfange und die gleiche Summe noch einmal, wenn ich ihn veröffentliche.
    Wenn Verlage schon ein Wunschkonzert veranstalten, spiele ich doch mit.

  37. […] 2. “Hamburger Bankrott-Erklärung” (stefan-niggemeier.de) Stefan Niggemeier beschäftigt sich mit den Verlegern und ihrer Hamburger Erklärung (pdf): “Es ist ein Dokument der Hilflosigkeit, ein ziellos-hysterisches ‘So tu doch einer was’, bei dem es auf Inhalte nicht ankommt, solange nur möglichst viele mitschreien. Kein Wunder, dass die einzelnen Verlage nicht wissen, was sie genau da unterschrieben haben, oder keine Lust haben, sich dazu öffentlich zu äußern.” […]

  38. […] Hamburger Bankrott-Erklärung « Stefan Niggemeier "Die Presseverleger haben sich offenkundig zum Ziel gesetzt, mit der “Hamburger Erklärung” den Erfolg der “Heidelberger Erklärung” nachzuahmen — einem Pamphlet, das Dinge vermischt, die nichts miteinander zu tun haben, und als Diskussionsgrundlage völlig untauglich ist, aber inzwischen von Hans und Franck unterschrieben wurde. Unter der Hand lassen manche keinen Zweifel daran, was für ein grauenhaftes Dokument diese “Hamburger Erklärung” ist, die offenbar aus dem Bereich des Axel-Springer-Außenministers Christoph Keese stammt (und deren englische Übersetzung, die der EU-Kommission übergeben wurde, bizarrerweise nicht einmal mit dem Original übereinstimmt)." (tags: Hamburger_Erklärung Leistungsschutzrecht Presse Urheberrecht 07/2009 2009 eu-kommission) […]

  39. Das endlich eine Diskussion über die Umsetzung des Urheberrechts im Internet angeschoben wird ist lobenswert und seit langem überfällig. Der Versuch, die Politik ins Boot zu holen, darüber kann man sich nur wundern.

    Die Verleger sollten beginnen, ihre Geschäftsmodelle der Realität anzupassen. Dabei kann es nicht sein, dass mit hohen Kosten Internetaktivitäten angeschoben werden und am Ende keine neuen Erlöse entstehen. Das Management in den Verlagen ist gefordert, ihre Zukunftspläne wieder nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen zu überprüfen.

  40. Eine wirklich gelungene Einschätzung des Themas. Schön wäre wenn jetzt die Unterzeichner der Hamburger Erklärung daraus lernen würden und ihren Forderungskatalog nochmal überdenken und mit etwas konstruktivierem um die Ecke kämen.

  41. Ich möchte die Position der dpa nochmal präzisieren: Wir unterstützen die Erklärung und schließen uns ihr inhaltlich an. Ob einzelne Formulierungen diskussionswürdig sind, sei dahingestellt.

  42. Der „Kampf“ Verlage gg. Google ist ungleich. Die einen sind sich uneins und vor allem sehr unsicher – gemeinsame Erklärung hin oder her – der andere ist ein Weltkonzern, der eine klare Position vertritt und jeden denkbaren Prozess allein dank seiner Finanzkraft gewinnen könnte.

    Die Verlage sind sich nämlich darin uneins, was das Internet ihnen bringen könnte und wie. Die einen denken noch immer, dass es eine Bedrohung sei, die man bekämpfen müsse. Diejenigen, die das nicht denken, haben investiert und warten vergebens auf Erlöse in akzeptabler Höhe – wobei sie sich schon damit abfinden mussten, in absehbarer Zeit nicht annähernd Renditen erzielen zu können, wie sie bei gedruckten Medien üblich sind. Und auch diese Online-Aktivisten wissen nicht, wie sie sich in Zukunft aufstellen sollen – blattmacherisch im Verhältnis Print/Online, geschäftlich nach welchem Modell usw.

    Das Google-Problem ist im Grunde kein urheberrechtliches, sondern eines der Konkurrenz: Die Fronten, an denen die Verlage traditionell miteinander konkurriert haben, sind durch Entgrenzung der Verbreitungsgebiete durch Google verwischt worden und werden völlig neu gezogen. Wo, kann noch niemand ahnen.

    Es wäre ja ein Leichtes, wenn alle sich gegenüber Google sperren würden, um, wie mit der Zeitung auch, im Internet ein deutlich kleineres, aber spezifischer interessiertes Publikum anzusprechen.

    Aber wenn nun der Nachbar das nicht mitmacht? Und warum den überregionalen Kuchen den Überregionalen überlassen?

    Noch eindeutiger wäre es, alle klassischen medialen Inhalte unter Bezahlvorbehalt zu stellen – sie würden bei Google angezeigt, aber niemand könnte Nachrichten ohne Zahlung (etwa an eine zentrale Clearingstelle der professionellen Medien) lesen. Pay per view und/oder ein Dauerkunden-Abomodell für eine Auswahl Quellen oder auch für alle Medien wären technisch schwierig, aber doch ohne weiteres realisierbar.

    Konsequenz: Die Öffentlich-Rechtlichen würden das Publikum absahnen, denn die dürfen ihre bereits bezahlten Inhalte nicht verkaufen. Ganz zu schweigen von all den Schlauen, die sich um den Medienverbund nicht scheren würden und sich mit billig gemachten Kostenlos-Newssites den freien Werbemarkt teilen könnten.

    Selbst Einigkeit bis hin zu einem kooperativen Geschäftsmodell hülfe den Verlagen also wenig, denn das Netz hat keine Balken und Schranken. Die Ratlosigkeit der Verlage ist daher echt, nicht nur für die Politik inszeniert – es gibt außer Google im Netz kein wirklich erfolgreiches Geschäftsmodell. Google ist als Parasit der größte Spieler geworden, und seine Wirte profitieren so lange ein wenig vom Google-Effekt der Trafficsteigerung, bis das Gleichgewicht umkippt: Sind sie erschöpft, ist der Parasit so groß, dass er sie nicht mehr braucht.

    Es ist in so fern richtig, dass das Internet an sich die klassischen Medien kannibalisiert (wenn auch nicht diese sich selbst durch Online-Journalismus, wie mancher noch immer glaubt).

    Andererseits ist die Krise noch nicht dramatisch genug: Mutmaßlich wissen alle, dass sie mit Google spielen könnten, statt dagegen, dass ein Wettbewerb und eine Differenzierung über Qualität, Exklusivität, journalistische Leistung und Service sowie regionale Kernkompetenz im Internet wie im Print funktionieren könnte – aber solche Differenzierung ist teuer. Die Pressekonzentration (Zusammenkauf bzw. Zusammenarbeit von Titeln und Verlagen) innerhalb der alten Wettbewerbsgrenzen hat vier, fünf Jahrzehnte lang kontinuierliches, gefahrloses Downsizing auf Kosten von Qualität und Vielfalt erlaubt und stetig wachsende Renditen ermöglicht. Die Erkenntnis, dass das nun für immer vorbei sein könnte, ist bitter, und entsprechend langsam setzt sie sich durch. Einstweilen versucht man daher, dem vermeintlich vorübergehenden Spuk billig quasi mit gemeinsamem, lautem Beten und Kerzenanzünden beizukommen.

    Zu einer entschlosseneren Abwehr des Google-Prinzips fehlt es bislang an Einigkeit und Entschlusskraft. Wenn noch lange mit Konzepten und Experimenten gezögert wird, wird es jedoch den ersten Verlagen auch an Kraft dazu fehlen.

  43. Bezahlmodelle zur Monetarisierung der Besucherströme hat es zur Genüge gegeben, und sie sind samt und sonders mehr oder weniger spektakulär gescheitert. Das würde sich auch nicht ändern, wenn die großen Verlage dies in einer konzertierten Aktion wiederholen würden. Vor kurzem gab es auf spreeblick eine interessante Diskussion, wieviele Nutzer SpON als größtes redaktionelles Onlineangebot noch hätte, würden sie morgen zur Paysite werden. Der Großteil votierte in Richtung 1-5% und ich halte das noch für zu hoch gegriffen.

    Das Internet ist kein „rechtsfreier Raum“ (hallo Ursula), aber es ist vor allem auch kein Selbstbedienungsladen, in dem jeder der laut „hier“ ruft etwas vom süßen, süßen Internetgeld abbekommt, weil er es sich so sehr wünscht. Auch die Selbstwahrnehmung der Journalistenzunft scheint sich erheblich von der der Nutzer zu unterscheiden. Es juckt mich nämlich nicht die Bohne, wenn eine dieser Provinzjournallien hier in der Gegend demnächst die Grätsche macht. Für Sie, Herr „journalist“ sicher ein großer Verlust des Qualitätsjournalismus, ich gehe einfach woanders hin, wenn ich nicht mehr die Möglichkeit bekomme diese wundervollen 30% DPA, 30% Werbung, 30% Klickstrecke, 10% Inhalte bei genanntem Erzeugnis bekomme.

    Kann mal jemand recherchieren, ob Ausrufer auf Marktplätzen sich eigentlich auch zu einer gemeinsamen „Erklärung“ zusammenschlossen, als diese unverschämten Zeitungen anfingen, die Neuigkeiten zu aggregieren und gebündelt unter’s Volk zu bringen? Weil, ich finde das nämlich auch gemein.

  44. Nun gut, gehen wir mal davon aus, die investigativen Qualitätsjounalisten würden von „News-Aggregatoren“ irgendwie bezahlt. Mag ja irgendwie noch gerecht sein, auch wenn dann die PI-Meldung vermutlich ganauso bezahlt würde wie ’ne Reportage vom National Geographic…

    Aber wie soll’s denn bitte bei privaten Seiten aussehen? Wenn ich in einem Blog irgendwas über die aktuellen News äußere, soll ich dann gleich ein paar Euro an den Urheber abtreten? Immerhin zählt juristisch ja oft so ziemlich jeder Mist im Internet als deutschlandweite Veröffentlichung, selbst wenn nur 5 Besucher im Jahr vorbei kommen. Und woher soll ich eigentlich wissen, wer das Geld für die Info über Michael Jacksons Tod bekommen soll?

    Wie ist das eigentlich bei „Offline-Aggregatoren“ wie z.B. Fernsehnachrichten geregelt? Und darf die dpa ohne Abfindungsgebühren eine Nachricht von anderen aufgreifen, wenn die Quellen theoretisch öffentlich sind? Werden in Zukunft Hinweisgeber, ohne die kaum eine gute Story möglich ist, auch endlich bezahlt?

  45. Erstens erscheint mir die Hamburger Erklärung zumindest von Burda möglicherweise doch ziemlich verlogen, da Burda gleichzeitig selbst an der „schleichenden Enteignung“ von Autoren arbeitet. Denn während Burda die Erklärung unterschreibt, arbeitet Tinker.com (bei denen Burda Miteigentümer ist) daran, Inhalte anderer ohne Vergütung für Werbemaßnahmen zu verwerten:
    Hamburger Erklärung: Über die Verlogenheit einer Branche
    Und zweitens zeigt mir Burdas Umgang mit dem Medium Internet anhand der robots.txt auf dem eigenen Auftritt und auf einer Auswahl seiner Magazine, wie wenig Burda tatsächlich weiß, worüber Burda redet. Warum sollte dies den anderen Kollegen der europäischen Verlagsbranche anders sein, wenn sie so einen „Schmarrn“ unterschreibten:
    Googles Antwort zur Hamburger Erklärung (ist Burda unfähig?)

  46. Neben Google werden sicher auch die Sites angegriffen, die mit eigenem redaktionellen Aufwand gute oder weniger gute Zusammenstellungen der täglichen Presse-Ergüsse anbieten.

    Neben turi würde mich der Verlust des Service von Perlentaucher sehr ärgern.

    „Geistiges Eigentum“ könnt ihr gerne behalten, liebe Verlage, aber wenn ihr GELESEN werden wollt, also eure Ergüsse in die Gemeinschaft geben wollt, müsst ihr euch etwas anderes überlegen, um Respekt (und damit ggf. auch profanes Geld) zu verdienen. Die Kriminalisierung des Lesers (und darauf liefe diese ganze Kindergarten-Erklärung letztlich hinaus) ist der falsche Ansatz.

  47. Zu Kommentar 28: Wir sind im geschlossenen Beta-Test und schalten derzeit noch keine externen User frei.

    Die Leistungsschutz-Debatte hat das Projekt nachrichten.de eher befruchtet. Wir werden als konstruktiven Beitrag dazu ein Abrechungs-Modell für Publisher vorstellen.

  48. Großartiger Artikel! Ich dachte schon, ich sei irgendwie informativ unterversorgt, denn auch ich konnte diese Frage zur Hamburger Erklärung zunächst nicht zufriedenstellend beantworten.

    Aber zum Glück wird mir mit diesem Absatz hier einfach alles erklärt:
    „Es ist ein Dokument der Hilflosigkeit, ein ziellos-hysterisches “So tu doch einer was”, bei dem es auf Inhalte nicht ankommt, solange nur möglichst viele mitschreien.“

    „It’s alive!“ sag ich da nur.

  49. Danke für den Artikel. Von dieser Erklärung hab ich nämlich gar nichts mitbekommen. Mich irritiert diese Hamburger Erklärung. Es zwingt die Verlage doch keiner, ihre Inhalte online zu stellen, schon gar nicht ungekürzt und kostenfrei (das wird sich eh bald ändern). Ich leg meine selbstgeschriebenen Bücher ja auch nicht auf einen Kopierer und rufe dann die Polizei. wenn endlich jemand auf die Start-Taste drückt. – Und außerdem besteht das meiste, was diese großen Verlage zu bieten haben, doch eh nur noch aus Agenturmeldungen, die 1 zu 1 übernommen sind. Die gut recherchierten Artikel sind rar geworden. – Naja, die Medienlandschaft in Deutschland ist bis auf ein paar Ausnahmen eh keinen Cent mehr Wert. Sind die doof. Sollen sie doch machen…

  50. @58 – Sie sagen: Es juckt mich nämlich nicht die Bohne, wenn eine dieser Provinzjournallien hier in der Gegend demnächst die Grätsche macht. Für Sie, Herr “journalist” sicher ein großer Verlust des Qualitätsjournalismus, ich gehe einfach woanders hin, wenn ich nicht mehr die Möglichkeit bekomme diese wundervollen 30% DPA, 30% Werbung, 30% Klickstrecke, 10% Inhalte bei genanntem Erzeugnis bekomme.

    Mir ist so, als hätte ich ebenfalls gegen genau diese Art gesprochen, im Internet so weiter zu machen, wie es in manchen Monopolgebieten (durchaus mit deutlich sinkendem Erfolg) im Print (noch) üblich ist. Es ist leider so, dass Größe und wirtschaftlicher Erfolg nicht immer mit Qualität einhergehen.

    Andererseits kann ich mich nicht der Tatsache verschließen, dass verlässliche Qualität eine stabile wirtschaftliche Grundlage zwingend erfordert. Das ist in einer Schraubenfabrik nicht anders als im Journalismus.

    Google grast ab, was andere produzieren, um für das Grasen bezahlt zu werden. Den Produzenten geht dies Geld ab, weil es aus denselben Werbeetats kommt, von denen sie leben. Wenn dieser Prozess anhält und der Effekt sich verstärkt, gibt es irgendwann keine ausreichende wirtschaftliche Grundlage mehr für die Inhalte-Produktion.

    Wird Google dann zum globalen Content-Produzenten oder zum einzigen Käufer von Inhalten? Oder anders gefragt: Sind alle Blogger, Journalisten o.ä. dann im Grunde nichts als Provider von Gnaden Googles, wenn sie leben wollen? Denn man darf nicht vergessen: Dass, wer bei Google nicht erscheint, ein größeres Publikum nicht erreicht, verschärft sich natürlich, je kleiner die Spieler sind, die bei Google erscheinen wollen oder müssten. Google hätte einen Medienmarkt, in dem es kaum noch Mächte außer Google und sonst nur Individual-Spieler gäbe, komplett unter Kontrolle.

    Selbst wenn es künftig neben Google noch andere Spieler ähnlichen Zuschnitts gäbe, sind mir, sagen wir, 100 kleine Verlage pro Land vom Zuschnitt Deutschlands deutlich lieber, als eine global vereinheitlichte Medienlandschaft, die nur noch aus von Google, Microsoft und ähnlichen durch Aufmerksamkeit und Adlinks geförderten Bloggern und öffentlich-rechtlichen Medien sowie staatlichen und halbstaatlichen Agenturen besteht.

    Wie auch immer man zu klassischen Medien steht – das kann doch nicht ernsthaft erstrebenswert sein.

    Das Internet ist keine Grassroots-Bewegung (es war auch nie eine), sondern ein Wirtschaftsraum, in dem mörderisch um Marktanteile gekämpft wird. Das zumindest haben die Verlage richtig erkannt. Je kleiner der Spieler, desto hilfloser ist er den Marktmechanismen ausgesetzt. Zumal es ja keinerlei externe Kontrolle darüber gibt, welche Inhalte bei Suchmaschinen wie priorisiert und gelistet werden: Wer da – aus welchem Grunde immer – nicht auftaucht, existiert nicht.

  51. Wie wenig Journalismus muss man mittlerweile nur noch gewöhnt sein, wenn man Stefan Niggemeiers Idee, „alle einzeln anzurufen“, wie #7 (robin) für „grandios“ hält und nicht etwa für: selbstverständlich, dem gesunden Menschenverstand entsprechend, routinemäßig?

    Das ist keine Kritik am der Arbeit des Hausherrn, sondern an der vieler anderer, die immer mehr die (niedrigen) Standards zu setzen scheinen und an denen, die sich mit diesen Standards bereitwillig anfreunden.

    Entschuldigung für’s Vom-Thema-Abkommen (Mensch, ist meine Muttersprache manchmal sperrig…

  52. Inzwischen hat es auch Gruner+Jahr geschafft, meine Fragen (nicht) zu beantworten:

    Zu Frage 1:
    Damit sind alle Anbieter gemeint, die ohne ausdrückliche Zustimmung von Verlagen Inhalte redaktioneller Websites kopieren und auf ihren eigenen Seiten veröffentlichen. Nicht gemeint ist die Verlinkung auf redaktionelle Websites.

    Zu Frage 2:
    Dies spricht vor allem diejenigen an, die einen universellen Zugang, den auch wir befürworten und praktizieren, mit zwingend kostenlosem Zugang verwechseln.

  53. Holzmedien auf dem Holzweg.
    Natürlich geht die Bild davon aus, dass ihr Wunsch erfüllt wird, das ist sie ja gewohnt, siehe Flughafen Tempelhof, Kochstr. und dieser Religionsquatsch.
    Ich finde es gut, dass der „journalist“ das Thema öffentlich-rechltliche Medien angesprochen hat. Das war ja die erste Front, die die Verleger eröffnet haben, und was hats gebracht? Die ÖR bestellen millionenschwere Gutachten für Teile ihres Angebotes (die dann natürlich positiv ausgehen), und um dagegenzuhalten, müssten die Verleger dasgleiche tun, mit entgegengesetzten Vorzeichen, nur ohne 7 Mrd GEZ-Gelder im Jahr. Oder seh ich das irgendwie falsch?
    Kann mir einer (#62) das Geschäftsmodell von nachrichten.de erklären? Sind das die besseren dpa-Meldungen, vielleicht anders formuliert, für Medien, die besser sein wollen (und wenns nur weniger Schreibfehler sind)?
    „Wir werden als konstruktiven Beitrag dazu ein Abrechungs-Modell für Publisher vorstellen.“ Na, wär ja auch blöd, sich jetzt in den Rücken zu fallen. Wer wird da kaufen, außer Burda natürlich? ;-)

  54. Ich werde das Gefühl nicht los, dass die Verlage hier versuchen, eine Legende zu stricken, um von ihren eigenen Verfehlungen der letzten Jahre abzulenken. Sie haben Chancen reihenweise im Internet verpennt, gern mit der Begründung, dass man das Printprodukt nicht „kannibalisieren“ wolle. Das Besitzstandswahren galt als richtiger Weg. Nun stellt er sich als falsch raus. Aber daran ist man natürlich nicht selbst Schuld. Nein, nein. Es hätte ja alles prima funktioniert, wenn nicht andere so frech gewesen wären, in die von den Verlagen gelassenen Lücken im Web zu stoßen. Skandalös.

    Puh, man weiß gar nicht, wo man anfangen soll, um dieses verwirrte Argumentationsgebilde aufzuräufeln.

  55. Nach der Argumentation der Verlage müssen Kioske und Buchhandlung auch Konsquent das Durchblättern von Magazinen und Zeitungen verbieten. Generell sollte die Auslage verboten werden, der Kunde bekommt sein Exemplar erst bei Bezahlung, damit er ja nicht nach Äusserlichkeiten entscheiden DARF, es nicht zu kaufen.
    Ich weiss auch nicht, warum Goggle News immer im Mittelpunkt stehen soll, die machen doch da keine Werbung auf dieser Seite und ohne Google News hätten die Verlage wahrscheinlich nicht mal ein Viertel der Onlinebesucher, weil es sonst keine Motivation gäbe, überhaupt auf die Seiten zu gehen.

  56. @ 69. – Es ist genau so und noch viel komplizierter, aber zugleich auch sehr einfach: Produzent will mit seinem Produkt Geld verdienen. Ein anderer sahnt aber mit Hilfe seines Produkts (Achtung, das ist wichtig: ohne zuvor selbst eine wesentliche Leistung, etwa durch Veredelung des Produkts, zu erbringen!) ab, so dass er weniger verdient. Produzent hat die Kosten zu 100 %, die Einkünfte aber nicht. Produzent wehrt sich und verlangt Kompensation, sonst behandelt er die Mitabsahner als Diebe.

    Interessant ist hier die Perspektive: Nicht Google befindet sich in der Defensive, sondern die Verlage. Die mögen Fehler ohne Ende gemacht haben und weiterhin auch machen, aber sind sie wirklich vollkommen im Unrecht? Haben sie tatsächlich keinerlei Recht an dem, was unter Ausnutzung ihrer Leistung erwirtschaftet wird?

    Anders gesagt: Was würde einer derjenigen, die hier über doofe „Papiermedien“ lästern, tun, wenn er für seine Arbeit plötzlich nur noch 80 % Gehalt bekäme, 20 % aber an Google abflössen, weil diese Firma seine Arbeitsergebnisse automatisch abgreift und noch anderen anböte, die dem eigentlichen Produzenten dafür aber nichts bezahlen?

    Wäre das ok? Kein Anlass zur Abwehr?

    Nein?

    Alles klar. Das wollte ich nur wissen.

  57. @jochen wegner: Vielen Dank für die Info. Das Wording im Blog und sowie der Registrierungsprozess legen nahe, dass der Beta-Test nicht mehr so geschlossen ist. Wenn ich mich registrieren kann, dann bin ich irgendeine Form von Reaktion gewohnt. Etwa: Vielen Dank für die registrierung wir melden uns, wenn der offene Betatest startet. Dann weis ich Bescheid und dann warte ich auch geduldig. Bei nachrichten.de kam aber bis dato gar nichts, also muss ich davon ausgehen dass irgendetwas schief gegangen ist.
    Das kann man sicher einfach verbessern, oder?

    Abrechnungs-Modell für Publisher finde ich spannend, gibt es schon Details, die man als Publisher erfahren kann? Mindestens genau so spannend ist für mich resp. die dpa-infocom das Thema APIs/Formate für Nachrichteninhalte (deswegen hatte ich mich registriert). Kann man da in die Diskussion einsteigen?

  58. @journalist

    Wo lernt man denn, dass ständige Wiederholung von Blödsinn daraus Fakten machen?

    Google [oder Bing oder Yahoo oder …] ist eine Suchmaschine, die es Anwendern ermöglicht für sie Relevantes schnell und einfach zu finden. Dafür wird der HTML-Code von Websites durchsucht; ein sehr kleiner Teil des gefundenen Textes wird dann als Teaser sozusagen bei Google angezeigt, damit der Suchende weiß, was er hinter einem Link findet.

    Die Suchfunktion kostet den Anwender nichts, dafür schaltet Google Werbung für Produkte/Dienstleistungen, von denen die Algorithmen meinen, der Suchende könnte sich auch dafür interessieren.

    An welcher Stelle Google [oder Bing oder … Sie wissen schon] aus der Leistung z.B. eines Herrn Niggemeier oder Herrn Knüwer oder Herrn Berger oder Herrn Meyer Kapital zieht, bleibt mir verschlossen.* Wer nicht als Findling auftauchen möchte, kann durch wenige Buchstaben im Seiten-Code genau dies erreichen. Das ist mindestens so einfach, wie im Telefonbuch nicht eingetragen zu werden.

    Ich bleibe bei meinem Vorschlag: Google filtert einfach alle Fundstücke von Verlagen vor Anzeige raus.

    *Welche Leistung die Verlage erbringen sei hier mal dahingestellt, mit dem was Google bietet, hat das aber ohnehin nichts zu tun].

  59. @67 Zur Antwort auf Frage2: Hier nimmt Gruner die Position der englischen Version ein in der die die Auflösung der Ambiguität von frei in „Freier Zugang“ in „Universal access“ erfolgt Eine der wesentlichen Verbesserungen von der deutschen in die englische Version der Erklärung, die IMHO auch insgesamt eine Verbesserung darstellt aber im Grunde immer noch eine krude Argumentationslinie darstellt

    Mit der Antwort von Gruner ist natürlich auch nicht beantwortet wer „all jene“ sind /sein sollen.

  60. Wie wäre es, wenn google mal den Spieß umdreht?
    Google verlangt in Zukunft Geld für links zu Artikeln dieser Verlage. Sollte es kein Geld geben, werden die Seiten der Verlage auch nicht mehr indexiert und verlinkt.
    Was passiert dann?

  61. @journalist #71
    „Produzent hat die Kosten zu 100 %, die Einkünfte aber nicht.“
    Ist das so schlimm? Printmedien beteiligen auch andere an ihren Einkünften, wie den Zusteller und den Kioskbesitzer – weil sie so mehr Exemplare verkaufen können. (Niemand käme auf die Idee vom Zeitschriftenhandel Geld zu verlangen, nur weil der Zeitungen auslegt, und der Kunde sich anhand der Überschriften schon mal grob informieren könnte.)

    Über Google kommen viele erst auf die Seiten der Onlinemedien. Google bringt die ersten Zeilen der Meldung, den Teaser sozusagen, mit dem die Onlinemedien auf ihrer eigenen Übersichtsseite den Leser zum Lesen des Artikels ermutigen wollen (und über den sie volle Kontrolle haben). Auf Google News kann ich mich nicht informieren, aber einen Überblick verschaffen wo ich das kann. Und Google macht das für die Verlage kostenfrei.

  62. @71: Ich verstehe deine Argumentation noch nicht ganz. Nehmen wir mal weiterhin Google als Beispiel. Alles was ich bei Google News zu sehen bekomme sind Links und in etwa die ersten beiden Saetze aus dem verlinkten Artikel. Evtl. noch ein Foto dazu.
    Was genau wuerdest du daran aendern wollen? Soll Google fuer diese zwei Saetze zahlen? Soll Google dafuer zahlen, dass sie generell auf den Artikel verlinken? Was genau sollte sich in Bezug auf Google News aendern?
    Natuerlich „bereichert“ sich Google auf eine gewisse Art und Weise an der Arbeit anderer. Ohne die Artikel haette Google nichts zum verklinken. Aber ich dachte eigentlich, dass es allgemeines Einvernehmen darueber herrscht, dass hier beide Seiten profitieren. Es wurde hier ja schon oefters geschrieben: Was wuerde es wohl fuer ein Theater geben, wenn Google ploeztlich nicht mehr auf die Medien verlinken wuerde, die die Erklaerung unterzeichnet haben.

    Aber mal nebenbei: ich faende es grundsaetzlich interessant, wenn mehr ueber die Quasimonopolstellung von Google diskutiert wuerde.

  63. @71

    GOOGLE bereichert sich an den Erzeugnissen der Verlage so wie die Verlage an den Leistungen anderer, über die sie berichten.

    Berichtet eine Zeitung über ein Fußballspiel, verdient sie Geld mit der Leistung anderer: der Spieler, der Vereinsoffiziellen – ohne diese kein Fußballspiel und ein leerer Sportteil. Es ist allgemein anerkannt, dass beide von der Berichterstattung profitieren, darüber muss meist kein Wort mehr verloren werden.

    Warum sehen Sie das in bezug auf das Verhältnis GOOGLE-Verlage anders? Und merken Sie, wie sehr die Vergleiche mit Produzenten von greifbaren Produkten hinken, wenn man selbst eben nicht produziert, sondern auch nur auf Leistungen anderer aufbaut?

  64. Die Verlage – aber auch dpa – waren es doch, die in ihrer unsäglichen Dummheit alle Texte und Bilder kostenlos ins Internet gestellt haben – nachdem sie uns Autoren und Fotografen, gegen geltendes Recht und nach Honorarsenkungen alle Rechte zur beliebigen und kostenlosen weltweiten Verwendung unserer Beiträge abgepresst haben. Fehlt nur noch ein Kostenbeitrag der Autoren für’s Online-stellen, schließlich werden wir ja dadurch berühmt. ((Ironie!))
    Nun versuchen die Verlage die Uhr zurückzudrehen, weil sich „kostenlos, aber mit Werbung“ als kein tragbares Geschäftsmodell erwiesen hat. Wobei Google nur begrenzt ein „Feind“ der Verlage ist (wohl eher eine hochgefährliche Firma), die die Weltherrschaft über alle Informationen anstrebt), denn wer schaut schon regelmäßig über Google in die „Qualitätsmedien“ und nicht direkt? Aber Denken ist bei den Verlagsmanagern, die längst keine Verleger mehr sind, sondern Kostenoptimierer, schon seit Jahren Glückssache. Und Glück hatten sie eben nicht, sich aber vollkommen abhängig gemacht vom Anzeigengeschäft und sehr hoher Wertschöpfung im shareholder-value-Irrsinn. Da blieb dann auch die Qualität auf der Strecke, aber es ging ja nie um die Leser, sondern immer nur um das Anzeigengeschäft. Komisch, dass jetzt neue Zeitschriften wie Landlust, die einen bestimmten Leser-Anspruch erfüllen, ohne Ende Erfolg haben. Und auch noch gut Anzeigen verkaufen. Ach, für den Leser arbeiten wir? Aufwachen, Verlagsmanager!
    Was mich langsam rasend macht ist die Arroganz einiger Kommentarschreiber (nicht nur hier, z.B. auch bei Heise), die uns Autoren auch noch unterstellt, mit unserer doch wunderbar kreativen und befriedigenden Arbeit unnötig reich zu werden. Wir, die freien Profis, sollen doch auch für lau schreiben, unsere Produkte kostenlos verbreiten. Toll! Ach, liebe Studenten, wenn ihr mit eurem Abschluss und Praktika nichts verdient, dann macht doch was anderes. Es gibt ja noch so tolle Berufe zum Überleben: Verkäufer bei Kamps, Pizzafahrer, Reinigungskraft. Und in der Freizeit schreibt ihr dann eure Blogs und betreibt investigative Recherchen, um es den unfähigen Qualitätsjournalisten einmal richtig zu zeigen!
    Die Weltfremdheit der „Piraten“ und Kostenlos-Schreier geht mir ebenso auf den Senkel wie die der Verleger. Leute, lernt doch erst mal, wie schwer es ist, in einem kreativen Beruf ehrliche, gute Arbeit zu leisten und damit ein Minimum an Geld zu verdienen, das bestenfalls dem halben Einkommen eines gleichwertigen Angestellten entspricht. Und verdient erst einmal euren Lebensunterhalt, bevor ihr hier weltfremd herumsülzt!

  65. @ Fridolin: Ich bin ebenfalls felsenfest der Meinung, dass gute Qualität gut bezahlt gehört. Das gilt natürlich auch für die Verlage im Binnenverhältnis zu den Autoren – und angesichts sinkender Auflagen natürlich genauso für das Verhältnis Leser/Verlag. Ich denke nicht, dass neben demoskopischen Ursachen (sinkende Bevölkerungszahl) vor allem die Verblödung einer ganzen Generation zu „Nichtlesern“ zu sinkenden Auflagen führt. Im Gegenteil sind die sogenannten „Nichtleser“ wesentlich medienkompetenter als frühere Generationen, weil sie sich bereits im Internet zu bewegen wissen, wenn ihnen die Zeitung irgendwann vor Augen kommt. Bei den meisten Blättern kann ich ihre Enttäuschung nachvollziehen…

    Aber hier haben wir ein anderes Thema. Das greifen Sie am Anfang Ihres Kommentars auf: Etwas unentgeltlich ins Netz zu stellen, heißt ja nicht, dass man es verschenkt bzw. zu jedweder Nutzung durch Dritte freigibt. Die Verlage haben aber nun dasselbe Problem mit Google – nur ganz ohne Vertrag und Zahlung – das Sie mit den Verlagen hatten/haben. @ 74: Deshalb ist es auch nicht abwegig oder, wie Sie so nett schreiben, „Blödsinn“, die Frage nach der Nutzung durch Dritte (etwa Suchmaschinen) zu stellen, zumal deren Einkünfte aus demselben Topf kommen, aus dem zuvor die Produzenten bezahlt wurden.

    Oder hätten die Suchmaschinen etwa ein Geschäft, wenn es den Content gar nicht gäbe? Es kommt ja nicht von ungefähr, dass Communities es deutlich schwerer haben, Werbung mit Content zu verbinden (und deshalb Verbündete unter klassischen Medien suchen): Die Content-Qualität spielt offenkundig eine Rolle, und Medien scheinen wenigstens für ein größeres Publikum den Ruf noch zu haben, anständigen Content zu liefern. Für lau geht das für die Zeitung so wenig wie für den freien Journalisten „Fridolin“.

    Um das klarzustellen: Die Verlage können den durch Google gewonnenen Traffic offenkundig nicht so vermarkten, dass für alle gleichermaßen Gewinn aus der Situation entsteht. Da die Suche nach dem aggregierten Content und das Generieren des Traffics ihnen das Wasser abgräbt, wollen sie an dem Geschäft teilhaben. Vom Markt wischen will Google (hier verwendet als Platzhalter für alle, die gemeint sind) niemand, und deren Dienstleistung steht auch nicht in Frage. Ich sehe daher am Vorgehen der Verlage nichts Unrechtes. Das Prinzip sollte doch sein: Leben und leben lassen.

  66. Finde es immer wieder gut, wie Sie hier in ausgesprochen eindeutiger Weise zeigen, welche hochdotierten (ich nenne sie jetzt mal:) Figuren in der Realität herumlaufen und Sachen verkünden, die sie selbst nicht meinen. Es sind offenbar kranke Existenzen, die von einigen weniger informierten Leuten für Leitwölfe gehalten werden.

  67. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie sich Menschen aufregen, dass die Möglichkeiten die sie schaffen genutzt werden. Sollen die ganzen Zeitungen halt ihre so toll recherchierten Inhalt eben in Abobereichen unterbringen. Zum Beispiel bei test.de scheint das zu funktionieren, gut die haben halt auch was mitzuteilen. In dem Zusammenhang könnte man diesen bunten Klickstreckenkram vielleicht auch endlich loswerden und über verfallende Werbepreise muss sich auch keiner aufregen. Leider müssten wir uns dann bald von den minderwertigeren Angeboten verabschieden, weil niemand ernsthaft dafür zahlen würde.

  68. Ja gut, das ist jetzt ein bißchen eine Geschmacksfrage, wie man solche Leute nennen mag. Aber wenn hier bei Ihnen und anderswo im Netz oft recht eindrucksvoll geschildert wird, wie dergleichen Personen in einer Art Realitätsverweigerung verharren (das betrifft natürlich auch Politiker), dann muß ich doch öfter an pathologische Erscheinungsformen denken. Es gibt ja immer wieder Patienten, die auf den ersten Blick völlig normal wirken, aber dennoch in einer völlig eigenen Welt leben, ohne dauerhaften Zugang zur Welt da draußen und demzufolge ohne Plan, wie sie in der Realität handeln sollen.

  69. @anonym: Mir wäre es trotzdem lieb (aus juristischen wie hygienischen Gründen), wenn Sie nicht aus der Anonymität heraus Leute, die alles andere als anonym sind, als krank bezeichnen würden.

  70. Lieber Kollege journalist, ich bin Ihrer Meinung, auch mit Ihren Ausführungen weiter oben einverstanden. (Ansonsten ist mir eben mal der Kragen geplatzt.) Ich bin aber der Meinung, dass die großen Verlage bis heute nicht begriffen haben, dass sie mit Ihrem Gezeter auch ihre eigene Dummheit beklagen und trotzdem nichts gelernt haben. Denn einerseits haben sie teilweise den „Content“ zu wahnwitzig hohen Beträgen angeboten, dann aber im Wettbewerb um kaum nachvollziehbare Klickzahlen angefangen, ihre Websites mit kostenlos abrufbaren Inhalten zu füllen, oft sogar noch weit weg vom Print-Markenimage. Wahrscheinlich in der Hoffnung, hin und wieder einen Leser in Print zu gewinnen und ansonsten mit Werbung, die kaum einer sieht dank Firefox und Co., zu finanzieren. Den Content gab es ja zunächst als kostenloses Abfallprodukt von festen und freien Journalisten, bevor man immer mehr investierte und online Boulevard machte, im Print aber mehr oder weniger, bei erheblichen Qualitätsverlusten, das alte Image pflegte. Dass sich Google und Co. daran bedienen und ein Geschäftsmodell entwickelten, ist unumkehrbar. Ich halte es aber für naiv, dass sich bestimmte Tageszeitungen noch lange halten werden, wenn binnen Minuten jede Nachricht online steht und man abends schon fast alle Beiträge kostenlos online lesen kann, die der Verlag am nächsten Tag gedruckt verkaufen will. So blöd, dafür zu bezahlen, kann kaum ein Leser sein. Und so blöd, alles noch vor dem Druck online zu stellen, sollte kein Verleger sein. Ist er bei den Großverlagen aber. Wo ist denn da noch das Geschäftsmodell? Zuerst kannibalisiere ich Print durch online, und dann lasse ich die wenigen Leser für die komplette redaktionelle Leistung bezahlen, die gern Papier möchten, weil es immer noch einen Haufen Gründe gibt, Zeitung (stromlos) zu lesen. Wer Content so unsäglich dumm verschenkt, braucht sich über die Folgen nicht zu wundern. Wie schon gesagt: Verleger tun das nicht. Aber „Manager“, die nichts, aber auch nichts über Leser wissen und sich nur an Klickzahlen und Megagewinnen hochziehen. Qualität und Exklusivität: Im Netz ist nichts exklusiv, dann zahle ich auch nicht dafür.
    Ich habe vor ein paar Jahren ein Special-Interest-Blatt weltweit erfolgreich in den (sehr kleinen) Markt gebracht. Die Inhalte gibt es nicht im Internet, nur ein paar Ergänzungen und Eilmeldungen. Für das Hochglanzheft bezahlen die Leser ordentlich Geld, denn sie erhalten exklusiven Content, auf ihr Hobby zugeschnitten. Hätten wir ein Webzine gemacht, stünden wir heute mit leeren Händen da, denn die entsprechende Industrie wirbt nicht mehr.
    Dass die jungen Menschen medienkompetent sind, weiß ich. Aber niemand sollte glauben, dass sie für etwas, was sie kostenlos im Netz bekommen – ggf. auch illegal –, bezahlen werden. Immerhin wissen sie, dass sie PCs nicht auch klauen können. Saturn und Media Markt haben ihr Geschäftsmodell wohl besser verstanden als die Verleger, die versäumt haben zu kommunizieren, dass Content zu produzieren Geld kostet. Wer aber Content von Praktikanten, Internet-Laien, Bürger“journalisten“, unterbezahlten Freien, PR-Agenturen und den Lobbyisten der INSM produzieren lässt und seinen Alibi-Blogger verkünden lässt, dass Print tot ist und jeder des Schreibens halbwegs Kundige ein Journalist sein kann (den Beruf muss man ja auch nicht erlernen…), braucht sich über die bescheidene Lage nicht zu wundern.

  71. @ journalist
    Ihre Argumentation ist durchaus stimmig, wenn man von der Annahme ausgeht, das eine Suchmaschine wie Google auf das Nachrichtengeschäft ausgelegt oder angewiesen ist. Ist sie meines Erachtens aber nicht. Google News ist ein zu vernachlässigender Teil des Betriebs. Google funktioniert auch ohne Google News, weil die Welt von Google anders struktiert ist, als die eines 1984haften Verlagssystems, das darauf basiert, von Leuten Geld für in ihrer Bedeutung und Ursache nicht näher definierte Informationen zu verlangen. Ob Nachrichtenseiten ohne Google überhaupt funktionieren, halte ich für mindestens diskussionsfähig.

    Das Prinzip heisst nicht ‚Leben und leben lassen‘. Das Prinzip heisst: ‚Survival of the fittest‘. Wir sind doch noch kapitalistisch, oder habe ich etwas verpasst? Teilen sie das bitte einem Verleger ihrer Wahl mit, bevor der das nächste Pamphlet unterschreibt, um seine eigene Unzulänglichkeit umzulügen und sein ganz persönliches Problem dort zu verorten, wo es nicht ist – bei mir zum Beispiel, beim sogenannten Dritten.

  72. @ Fridolin: Sie haben natürlich Recht, einerseits: Die klassischen Medien befinden sich in einer auch selbst verschuldeten Notlage.

    Andererseits geht es hier nicht um Qualitätsfragen, sondern darum, ob jemand für etwas, das er für eigene Geschäfte nutzt, bezahlen sollte. Gehört es einem anderen, sehe ich da eigentlich keine offene Frage, ungeachtet der Qualität. Wenn die Aggregatoren und Newssuchen das Material eigentlich nicht wollen sollten, weil es eventuell nicht gut genug ist – bitte, sollen sie es nicht einstellen. Wollen und nehmen sie es und generieren damit Umsatz, sollten sie bezahlen.

    @89.: „Survival of the fittest“? Na schön, was regen sich dann die freien Journalisten über schlechte Bezahlung auf? Die Verlage sind halt fitter.
    Und was ist Google dann, wenn’s die Verlage ausnimmt? Die dunkle Übermacht, gerechtfertigt bereits durch schiere Größe und Beweglichkeit, egal was geschieht?
    Ich bitte Sie, so sieht die Welt nun wirklich nicht aus: Es gibt durchaus Regeln, nur manchmal braucht es ein wenig Nachdruck, daran zu erinnern.

  73. 90: „Es gibt durchaus Regeln, nur manchmal braucht es ein wenig Nachdruck, daran zu erinnern.“
    „This is not ‚Nam. This is bowling. There are rules.“ (aus: The Big Lebowski).

  74. Die Verlage sind eben nicht fitter. Offensichtlich können sie die Gehaltsvorstellungen ihrer Wertschöpfer schon lange nicht mehr befriedigen. Oder wie ist dieser flächendeckende Verlust an Qualität sonst zu erklären? Es hat wohl keiner etwas dagegen, dass Journalisten für ihre Arbeit anständig bezahlt und an den Erlösen der Verbreitung ihrer Arbeit angemessen beteiligt werden. Ob einer der unterzeichnenden Info-Saurier in Zukunft dazu in der Lage, überhaupt willens sein wird, halte ich für fraglich. Hier kommt keiner um neue Ideen herum, die möchte ich dann aber lieber mit einem Tiger wie Google besprechen und nicht mit ältlichen Kläffern wie Burda & Co. und schon gar nicht mit dem Bundesrat.

  75. 58: „Kann mal jemand recherchieren, ob Ausrufer auf Marktplätzen sich eigentlich auch zu einer gemeinsamen “Erklärung” zusammenschlossen,…“

    Vielleicht ein bisschen spät, aber mir fällt da der „Eiserne Gustav“ ein, der aus Protest gegen den Niedergang des Droschkengewerbes und die steigende Zahl von Automobilen 1928 mit seiner Kutsche von Berlin nach Paris reiste.

  76. @90
    Google hatte eine Idee und hat daraus erfolgreich eine Geschäftsidee entwickelt. Nun stehen die Verleger so doof da wie wir freie Journalisten, denen die Verleger ohne Gegenleistung ihre Arbeitsleistung zur unbezahlten Mehrfachverwertung abgenommen haben. Google ist Goliath wie einst die Verleger. Dumm gelaufen.
    Ich verzichte auf jegliche Dienstleistungen des Datenkraken, es gibt genügend Alternativen. Und irgendwann werden auch mehr Menschen merken, was für eine brandgefährliche Firma Google ist und wem sie ihre Daten, ihre Videos, ihren Browser, ihr Betriebssystem und ihre Mails zur laufenden Auswertung anvertraut haben. Manche werden dann Google boykottieren, auch wenn es zu wenige sein werden. Aber das kann dauern.
    Niemand hat die Verlage gezwungen, den gesamten Content kostenlos ins Internet zu stellen und seine Printausgaben weitgehend überflüssig zu machen. Damit sind Inhalte kostenlos = wertlos geworden.
    Vielleicht schaffen es die Großverlage, Content wieder für kleines Geld anzubieten. Dann aber nur in einer konzertierten Aktion. Dass das klappt, ist eher unwahrscheinlich. Denn Klickzahlen, egal wie falsch sie sind, sind ja die Währung, an der sich Führungskräfte messen (lassen müssen).
    Was bleibt: Für Qualität, Exklusivität und reife journalistische Leistungen zahle ich. Blogger (von H. Niggemeier und ein, zwei anderen mal abgesehen), Foren, News-Portale, Communities und das übliche Grundrauschen im Netz sind für mich Unterhaltung, für die ich nicht bezahle. Und es ist mir wurscht, ob ich einen Flugzeugabsturz binnen 2 Minuten oder 24 Stunden erfahre, weil ich sowieso nichts daran ändern kann. Ich will von einem Zeitungs- und Zeitschriftenverlag keine DVD- und Bibel-Editionen, Gewinnspiele, Klickstrecken, Quizfragen „Könnten Sie amerikanischer Präsident werden?“ oder Peinlichkeiten von abgehalfterten Spiegel-Autoren. Ich will Kompetenz, Hintergrund, Unabhängigkeit, solide Recherche, intelligente Unterhaltung. Ich fürchte, so werden es auch breiteste Bevölkerungsschichten sehen. Verleger, aber auch Online-Verantwortliche, scheinen das nicht zu begreifen. Wüsste ich jedoch eine Lösung und neue Geschäftsmodelle, wäre ich längst Berater. Aber davon gibt es bereits zu viele, die keine Lösung für viel Geld verkaufen. Oder eben auf Personalabbau drängen, was gleichbedeutend mit keiner Lösung ist, aber für Verlagsmanager (früher: „Verleger“) wie eine Lösung aussieht. Besser als nix. Die Branche wird weiter schrumpfen und lamentieren, während ihr die Zeit davonläuft und so mancher „Alpha“-Blogger lustvoll an dem Print-Ast sägt, auf dem er sitzt. Fallen Sie gut, Herr Knüwer!

  77. @grey²³: „Ein kleiner Plausch mit einem Tiger… (google)
    über meine Schwieger-
    mutter, tralalalalalalalala…“
    (Dr. Doolittle – Der erste Mensch, der mit Tieren spricht).

    Mir wäre das zu gefääääährlich.

  78. ich lese gerade noch mal tucholskys gesammelte werke. was verleger angeht: es hat sich wohl nicht viel geändert, lediglich die form ist eine andere geworden.

  79. jetzt bloß nicht schnell panisch auf cheeseburger umsteigen!
    ausser, freilich, es sollte sich rausstellen, dass die weniger bankrott sind zwischen der semmel.
    immerhin, wo sich die form ändert, ändert sich auch das prinzip.

  80. Was ich doch immer wieder lustig finde: „Google“ hatte eine Idee; „Google“ hat ein Geschäftsprinzip umgesetzt, „Google“ macht….; „Google denkt….“ usw.

    Google ist allenfalls ein Unternehmen, dahinter stehen Protagonisten (wie auch bei den Verlagen), die Ideen haben, Geschäftsprinzipien umsetzen, Patente anmelden uvm.

    Bei den Verlagen dürfte dies genauso sein. Ein Verlage ist wohl kaum in der Lage selbst irgendeine Handlung durchzuführen, ein Unternehmen hat auch keine „Idee“ oder denkt.

    Peter Norvig, einer der Hauptprotagnoisten von Google, dürfte allerdings einiges mehr auf dem Kasten haben als so mancher „Qualitätsjournalist“ oder (nach mindestens 70.000 Euro-Vorschuß schreiender) Möchte-Gern-Schriftsteller. Trotzdem veröffentlicht er im Internet.

    http://norvig.com/

    Vielleicht erschließt sich dem einen oder anderen beim Lesen der diversen Texte auch die Idee, die hinter Google und dem Veröffentlichen von Texten stecken könnte.

  81. […] Hamburger Bankrott-Erklärung "Es ist ein Dokument der Hilflosigkeit, ein ziellos-hysterisches “So tu doch einer was”, bei dem es auf Inhalte nicht ankommt, solange nur möglichst viele mitschreien. Kein Wunder, dass die einzelnen Verlage nicht wissen, was sie genau da unterschrieben haben, oder keine Lust haben, sich dazu öffentlich zu äußern. Es eint sie das Gefühl, dass irgendwer jetzt aber echt mal irgendwas tun muss — und es hilft sogar, die Forderungen nicht zu konkret zu formulieren, sonst fällt noch jemandem auf, wie radikal sie sind." (tags: urheberrecht presse leistungsschutzrecht journalismus google copyright via:mento.info) […]

  82. soviele hämische, schlaue kommentare hier. und doch hat kein einziger auch nur den hauch einer idee, wie langfristig die grosse frage „geistiges eigentum im zeitalter des internets“ gelöst werden soll.

    ich stelle mal die vermutung in den raum, dass auch die lautesten schreihälse mindestens unterbewusst realisiert haben, dass hier gerade nach einem ei des kolumbus gefahndet wird und nunmal leider niemand bisher auch nur eine spur hat. die musikindustrie hat das kolumbusei nicht gefunden, und die zunft der journalisten, die sich ein paar jahre damit beschäftigt hat die musikindustrie für dieses versäumnis zu verspotten findets nun auch nicht und darf sich mit hochrotem kopf nun dasselbe gespött anhören. demnächst auf diesem kanal: dieselbe geschichte nochmal mit der klassischen buchszene (der kindle winkt schon), etwas später dann wenn blueray und DVD das rennen gegen online-HD-streaming verloren haben die filmindustrie und ganz am schluss dann irgendwann auch die softwarebranche, die sich vorerst noch mit immer härter werdenden kopierschutzmechanismen wehren kann.

    wie erbärmlich, bei diesem grossen gesellschaftlichen fragezeichen einfach nur den spötter zu geben. „ach, die haben das internet nicht begriffen“. „google macht vor wie es geht“ (als ob google ein übertragbares geschäftsmodell wäre) „die alten kranken existenzen“ (feindbilder – gehn immer!). sensationell witzlos, das ganze.
    und auf einer anderen ebene auch herrlich absurd. man trete mal einen schritt zurück und betrachte die kreisförmigkeit der argumentation, da ist auch stefan selbst nicht so ganz gefeit davor:

    1. „die wollen doch nur geld“ ->
    2. gibt kein geld online, ätsch ->
    3. sparmassnahmen ->
    4. sinkende qualität ->
    5. „die medien werden sowieso immer schlechter, dafür zahl ich nix“ ->
    6. medien wissen das, suchen verzweifelt nach wegen mehr qualität leisten zu können, sei es durch mehr geld oder bessere kostenoptimierung ->
    7. „das sind doch keine verlage mehr! das sind nur noch kostenoptimierer“
    8. „…und die wollen doch nur geld“ (gehe zurück zu 1.)

    ich finde, jeder der mit in diesen chor einstimmt, kennzeichnet sich bloss als mob-mitläufer, der das dilemma mit dem man es hier zu tun hat entweder nicht verstanden hat oder nicht verstehen will. aber spotten kann man ja vorsichtshalber mal. die presse hats schliesslich jahrelang am beispiel der musikindustrie vorgemacht, wie man so richtig ordentlich drüber herzieht, den schuh muss sie sich allerdings wirklich selber anziehen.

  83. Wie wäre denn folgende Idee:

    Alle Unterzeichner nehmen ihren kompletten Content aus Google raus. Und machen einfach eine eigene News-Suchmaschine. Wer dann Qualitätscontent will, muss über diese neue Suchmaschine. Da lassen sich prima erlösmodelle dran knüpfen (werbung…oder sogar ein Abo??). Wenn die Zahl der Mitstreiter groß genug ist, könnte da doch was draus werden…oder nicht??

  84. @102: Schöne Idee. Ist bei weit über 50% Google-Marktanteil aber auch ein bissl weltfremd. Wer, wenn alle anderen gehen, bei Google bleibt, hätte erst einmal einen riesigen Vorteil (klingt angesichts der Debatte hier paradox, aber ist so, so lange Traffic die Währung ist, in der Erfolg berechnet wird). Macht nur einer nicht mit, sind alle anderen die Dummen. Also macht keiner mit. Die Verlage sind nämlich kein Kartell, sondern sie konkurrieren miteinander. Deshalb hat es auch nicht geklappt, in einem gemeinsamen Großportal ihre Rubrikenanzeigen im Internet zu poolen, um deren Abwandern zu Mobile.de und anderen zu verhindern: Irgendwer versucht immer den Alleingang, weil er sich für besonders schlau hält, und dann will keiner dümmer aussehen.

    Die nächste wirklich gute Idee kommt aber von mosley. Der lässt sich nicht mit dem Mob treiben ;-)

  85. Hmm…das tolle an so Marktanteilen ist ja, dass man daran durchaus was ändern kann.

    Und für die fehlende Solidarität zwischen den Unterzeichnern kann Google auch nix – „Liebe Googles, ihr müsst zahlen, weil wir werden uns intern nicht einig“ ist für mich ein eher schwaches Argument.

    WENN die Unterzeichner ein Produkt anbieten (Qualitätscontent), der so gut ist, dass Personen (Zielgruppen/Kunden) gezielt danach suchen und es diesen Content nur über eine eigene Quelle gibt, dann sehe ich keinen Grund, warum das nicht laufen sollte. Wenn der Content tatsächlich das wäre, was Google reicht macht, dann hindert einen keiner, diesen Content selbst zu vermarkten.

    Vielleicht trauen da einige ihrem eigenen Qualitäts-Content dann doch nicht so recht…

  86. „soviele hämische, schlaue kommentare hier. und doch hat kein einziger auch nur den hauch einer idee, wie langfristig die grosse frage “geistiges eigentum im zeitalter des internets” gelöst werden soll.“

    Na und? In unserem Wirtschaftssystem wird sowas dem freien Markt überlassen. Dem Teilnehmer „journalist“ schwebt offenbar getreu dem Sankt-Florians-Prinzip vor, dass in seiner Branche der freie Markt dann doch nicht greifen soll. Das kann aber kein vernünftiger Mensch ernst nehmen.

    „: “Survival of the fittest”? Na schön, was regen sich dann die freien Journalisten über schlechte Bezahlung auf?“

    Wie gesagt: Sankt-Florians-Prinzip.

  87. […] Ich wollte das “Manager Magazin” schon am Mittwoch kaufen. Am Mittwoch veröffentlichten nämlich “Spiegel Online” und “manager-magazin.de” gleichlautende Artikel, in denen die interessant klingende Aussagen aus dem Interview zitiert wurden; Fachmedien wie “Meedia” machten aus Burdas Äußerungen Meldungen (bzw. nutzten die teuer produzierten Qualitätsinhalte bedenkenlos kommerziell, wie es neuverlegerisch korrekt natürlich heißen muss). […]

  88. @101

    „soviele hämische, schlaue kommentare hier. und doch hat kein einziger auch nur den hauch einer idee, wie langfristig die grosse frage “geistiges eigentum im zeitalter des internets” gelöst werden soll.“

    Gar nicht. Dazu ist der Begriff „geistiges Eigentum“ auch schon der falsche. Dieser suggeriert nämlich, dass man an Ideen, Informationen und Gedanken ein exklusives Recht haben könnte.

    Anders

  89. @ Mosley

    Nicht Google selbst ist das übertragbare Modell. Sondern der Ansatz, den Google verfolgt. Das wird von Unternehmen aber auch weltweit bereits kopiert. Mut zum Risko. Investitionen in Knowhow, und wenn dies nicht vorhanden in Forschung, um über Knowhhow zu verfügen. Rekrutierung von Köpfen. Schaffung und Behauptung von Technologien als Unternehmensziel. In jedem unternehmerisch denkbaren Bereich.

    Du hast recht: Das sind der Mob und die Mob-Mitläufer, die diesem Gedanken folgen, und die die Unternehmer, die das Risiko eingehen, zu Milliardären machen oder pleite gehen lassen. Warum das so ist, und warum das möglicherweise ganz in Ordnung so ist, steht z.B. hier: Kultur der Besessenen

  90. @105.: „Freier Markt“ heißt also, dass jeder frei nehmen darf, was ein anderer für den Markt produziert hat, um selbst damit weitere Geschäfte zu machen?

    Ach so. So einfach hätte ich mir das gar nicht vorgestellt. (@107.:) Aber ich bin auch nur so ein Holzmediendepp, der noch immer nicht weiß, dass Informationen deshalb allen gehören, weil sie doch wie Manna vom Himmel regnen.

    Ich geh‘ dann mal ’ne Meldung klauen, kommt ja nicht drauf an…

  91. Google macht IIRC immer noch über 90% seines Umsatzes mit der Suchmaschine. Und auch wenn es diversen Journalisten hier neu oder gar unbegreiflich sein sollte: Die Menschen suchen im Internet eben nicht ausschließlich nach Nachrichten oder aufwendig produziertem Qualitätscontent. Sondern halt auch oder sogar vorwiegend nach Reisen, Fahrradanhängern, Schönheitschirurgen, Autos, Wohnungen, Elektronikartikeln, usw.usf. Und klicken dann halt auf die Anzeigen, die entsprechend der Suchbegriffe eingeblendet werden.

    Mit Google News verdient Google eher gar nichts. Deswegen frage ich mich schon, wo denn da die Bereicherung sein soll. Das Geschäftsmodell von Google nimmt den Zeitungen mMn rein gar nichts weg; die Zeitungen haben es lediglich versäumt, ein tragfähiges Geschäftsmodell für das Internet zu entwickeln. Und jetzt wird rumgeheult. Das ist ebenso würdelos wie der Tanz, den die Musikindustrie aufführt; vielleicht sogar noch schlimmer, denn Musik wird ja tatsächlich kopiert, während das Stehlen von Nachrichten ein eher untergeordnetes Phänomen ist.

  92. Der große Ruf nach Geld geht wieder rum. Für kostenlose Werbung, welche Google und andere Suchmaschinen durch Ihre Sucheinträge den Verlagen und Autoren bietet, wollen Sie auch noch Geld haben. Das grenzt an Blasmephie. Würden die Suchmaschinen alle Hinweise auf Verlage und Autoren aus Ihren Suchanzeigen herausnehmen, dann würden die Verlage bald Bankrott gehen, den keiner würde sich für Ihre Produkte mehr interessieren, denn wer hat schon Zeit uns Muse sich die teilweise lästige Werbung der einzelnen Verlage, welche ab und zu in den Hausbriefkästen landet, durchzulesen. Sollte man nicht gegen die ungewollte Werbeflut verschiedener Anbieter eine Erklärung verfassen. Ich glaube da würden die Verlage wieder laut rufen, das wäre Produktionsgefährden. Also was wollen die NUN?

  93. […] Hamburger Bankrott-Erklärung « Stefan Niggemeier Nach dem “Heidelberger Appell” nun also die sog. “Hamburger Erklärung” einiger großer deutscher Zeitschriften-Verlage zum Thema Urheberrecht, Internet und natürlich: Google. Die puddinghafte Argumentation ähnelt stark dem Heidelberger Vorbild, wenngleich der agitative Duktus des Roland Reuß fehlt. Stefan Niggemeier hat das Ganze mal seziert. […]

  94. sorry, bin etwas spät dran, aber wenn ich schon mehrere antworten kriege…

    @105/kein_journalist
    echt? der freie markt als das ultimative totschlagargument? wo waren sie in den letzten 2 jahren?

    @107/anders
    klar gibt es geistiges eigentum. ist bei journalistischer arbeit sicherlich deutlich schwerer zu vermitteln, aber spätestens bei musik oder einem buch ist es auch intuitiv einleuchtend (was beileibe kein alleiniges wahrheitskriterium ist, aber natürlich hilft). natürlich kann man das auch ablehnen, dann muss man aber konsequenterweise gleich den totalen kommunismus im bereich jeglichen „contents“ fordern, und dafür dann aber auch bitte geradestehen.

    @108/grey
    fällt ihnen gar nicht auf, wie in dem satz rein gar nichts zur lösung steht, sondern das ganze einfach nur mittels einer menge worthülsen um eine ebene verschoben wird? letztlich sagen sie, anstelle etwas zur lösung zu sagen, „man muss massnahmen ergreifen, um eine lösung zu finden“. diese aussage ist natürlich immer richtig. aber auch völlig wertlos.
    letztlich bleibts dabei, bei allem geläster hat in wahrheit hier auch niemand einen blassen schimmer, was alle die bösen firmen die „das internet verschlafen haben“ denn eigentlich tun könnten oder sollten.

    das könnte man sich ruhig auch mal eingestehen und vom hohen thron des gefühlten internetvielbesserverstehers runterkommen. tut gar nicht weh.

  95. @115

    „klar gibt es geistiges eigentum. ist bei journalistischer arbeit sicherlich deutlich schwerer zu vermitteln, aber spätestens bei musik oder einem buch ist es auch intuitiv einleuchtend (was beileibe kein alleiniges wahrheitskriterium ist, aber natürlich hilft). natürlich kann man das auch ablehnen, dann muss man aber konsequenterweise gleich den totalen kommunismus im bereich jeglichen “contents” fordern, und dafür dann aber auch bitte geradestehen.“

    Nein, geistiges Eigentum bei einem Buch würde bedeuten, dass man ein Monopol auf die Idee hinter dem Buch hat.

    Und man muss beileibe kein Kommunist sein, um genau dies abzulehnen. Wenn jemand ein Buch schreibt, dann genießt er eine Zeit lang ein Monopol auf das konkrete Werk, sprich Buch.

    Diese Rechte sind aber weder zeitlich noch räumlich unbeschränkt. So hat der Inhaber der Verbreitungsrechte keinerlei Recht mahr die Verbreitung zu bestimmen, wenn das Buch einmal verkauft hat. Da greift der sogenannte Erschöpfungsgrundsatz.

    Beim „geistigen Eigentum“ würde genau dies alles nicht gelten. Deswegen ist der Begriff schon falsch. Er ist ein Kampfbegriff derjenigen, die gerne die bestehenden Recht zeitlich und räumlich ausdehnen möchten. Man Ende steht dann das Buch, dass man seitenweise bezahlt, wann immer man die Seite lesen will. Während man heute ein Buch einmal kauft, so oft lesen kann wie man will und es auch noch verleihen oder verschenken kann.

    All dies soll bei „geistigen Eigentum“ ausgeschlossen werden, denn das Werk ist noch immer Teil dessen, was Eigentum des Schöpfers ist.

    Anders

  96. @116/anders:

    „Wenn jemand ein Buch schreibt, dann genießt er eine Zeit lang ein Monopol auf das konkrete Werk, sprich Buch.“

    genau. im volksmund nennt man das „geistiges eigentum“, zumindest bin ich bisher noch nirgendwo über einen anderen begriff gestolpert und verbinde damit auch keine darunterliegenden, verschwörerischen agendas (unterstellungen gerne selbst behalten, danke). wenns einen juristisch eindeutigeren begriff gibt, immer her damit, da habe ich kein problem damit den zu übernehmen wenns hilft, denn mir gehts um die sache und nicht um die wörter.

    „Diese Rechte sind aber weder zeitlich noch räumlich unbeschränkt. “

    habe ich auch nirgendwo behauptet.
    wenns ausser strohmännern und wortklauberei nichts mehr zu bereden gibt, dann sind wir uns ja wahrscheinlich eigentlich einig.

  97. @mosley: Nein. Wenn es ums Urheberrecht ginge, müssten die Verlage nicht an den Gesetzgeber appellieren, denn das Urheberrecht gibt es, und da die Journalisten ihr Urheberrecht an den Texten in aller Regel an die Verlage abtreten müssen, können die Verlage gegen entsprechende Verstöße vorgehen. Aber Google verstößt mit seiner Suche, an deren Profitabilität sich die Verlage so stören, ja nicht gegen das Urheberrecht, sondern macht sich auf subtilere Art das „geistige Eigentum“ der Verlage zunutze.

    Was die Verlage über das Urheberrecht hinaus wollen (und mit „geistiges Eigentum“ meinen) ist ein Leistungsschutzrecht. Da wird die Sache komplziert und unübersichtlich, und dafür, dass Sie sich mit der Materie anscheinend nicht auskenen, treten Sie hier ganz schön breitbeinig auf.

  98. ok, tschuldigung wenn ich da ein wenig vermische. der bereich, mit dem ich mich auskenne, ist die musikbranche. aber für mich ist das ganze, auch wenn es im detail sicherlich unterschiede gibt, letztlich immer dieselbe grundfrage, nämlich die, wie man in zeiten der hundertprozentigen kopierbarkeit mit den inhalten umgeht, die man zwar beliebig kopieren kann, die aber trotzdem erstmal erstellt (also auch bezahlt) werden wollen. diese problematik ist letztlich überall exakt dieselbe, ob nun im kleinen bei einem einzelnen textblock von herrn hase oder im grossen bei einer filmproduktion von herrn zemekis.

    das wird ja auch immer schlimmer werden. spiegel online ist nur deswegen vorerst noch weniger schlimm als rtl.de (son bisschen zumindest), weil es den print-spiegel im rücken hat. es dürfen gerne wetten abgeschlossen werden, in welche richtung langfristig die auflage vom papier-spiegel (oder papier allgemein) zeigt, und mit diesem schleichenden niedergang ist ja auch das fortlaufende regime des rotstifts abzusehen. RTL ist da letztlich nur eine schon heute existierende vorschau darauf, wie sowas im extrem aussehen kann.

    für mich ist das die grosse frage anfang dieses jahrhunderts, für die niemand eine rechte antwort zu kennen scheint (wahrscheinlich auch, weil es wohl keine ultimative antwort gibt sondern nur „gewurschtel“). ich habe aber nicht das gefühl, dass es hier bisher nennenswertes problembewusstsein gibt. die typische reaktion ist eher so eine seltsame mob-mentalität, die du (sie) hier in diesem blog ja durchaus auch schon das eine oder andere mal erleben durftest. von hier bis heise, überall finden sich zu diesem thema immer sofort ganze horden von leuten, die ja schon immer gewusst haben dass „die da oben“ einfach das internet nicht gecheckt haben, nur auf die kohle aus sind, blaa blaa blaaaa.

    ich persönlich zumindest bin der ansicht, dass einen das nicht weiterbringt. und weil ich mit dieser ansicht erkennbar eine winzige statistische minderheit bin, und mich in zumindest einer der von diesem dilemma betroffenen branchen sehr gut auskenne (so gut man sich halt nach ca. 20 jahren auskennt), trete ich da auch mal „breitbeinig“ auf. finde ich immer noch angemessener, als sich an einzelbeispielen aufzureiben, die letztlich alle immer nur symptome derselben grundproblematik sind.

  99. @journalist: Ich fände es gut, wenn das Kind oder die Kinder, um die es geht, etwas differenzierter beim Namen genannt würden: „Content“, „Etwas, das jemand produziert hat“, „Dinge, die andere erstellt haben“ und ähnliche Formulierungen führen zu eben jenen Missverständnissen, die dann in der scheinbaren Gleichsetzung vollständig unterschiedlicher Dinge mündet. Was genau meinen Sie? Eine NACHRICHT ist kein Werk. Punkt. Damit ist das Urheberrecht schon mal außen vor. Google schreibt keine Reportagen. Google verdient auch nicht daran, Reportagen zu kopieren. Worum geht es hier also? Ähnlich wie beim unsäglichen „Heidelberger Appell“ wird hier munter alles nach Lust und Laune vermischt und vernebelt.

    Eigentlich sollte ein Journalist in der Lage sein, solche Dinge präziser auseinander zu halten. Hinzu kommt, dass das Geld in Zeitungen noch nie mit dem „Produkt“ (also dem „Content“) selbst verdient wurde, sondern immer indirekt, das ist ein zweiter Stolperstein beim Vergleich mit Büchern, Musikwerken und ähnlichem. Die Zeitungsverlage kämpfen also auf einem ganz anderen Territorium als zum Beispiel die Verleger von Belletristik. Das sollte deutlich unterschieden werden. Wenigstens das.

    Was die Kopierbarkeit von Werken angeht, ist Google nicht der Bösewicht, sondern schlicht der technische Fortschritt. Und hier erleben wir eine industrielle Revolution, in der es um Umverteilung und Zusammenbrüche von Märkten geht. Da wird es Verlierer und Gewinner geben und vielleicht muss der Gesetzgeber an der einen oder anderen Stelle mildernd eingreifen, aber aufzuhalten ist das sicher nicht. Leider ist aber die bevorzugte Reaktion der Betroffenen (Verlage usw.), den Kopf in den Sand zu stecken und nach den Politikern zu rufen. Schade. Und dumm.

  100. Gestern jemand „Illner intensiv“ gesehen? Dort stand Florian Langenscheidt und antwortete auf die Frage, ob in der Wirtschaftskrise allen Unternehmen geholfen werden soll. In diesem Zusammenhang sagt er unter anderem folgendes:

    „[…] Bei den großen Fällen, den paar über die wir immer reden, ist es in der Tat komplexer. Da geht es um viele Arbeitsplätze. Da ist aber sehr viel Ärger auch managementgemacht. Da muss man einfach draufschauen, ob das wirklich durch die Krise kommt oder ob das durch Unfähigkeit von Managern geschehen ist, und wenn es Unfähigkeit von Managern ist, oder das Geschäftsmodell nicht mehr geht, dann kann der Staat wirklich nicht helfen. Und wenn er es jetzt täte, wird er es in drei Jahren wieder tun, in neun Jahren noch Mal und dann wird die Sache ohnehin nicht funktionieren. […]“

    Er hat dies zwar nicht auf die aktuelle Thematik „Verleger vs Netz aka Google“ gemeint und gehört auch nicht zu den Zeitungsfritzen, aber ich finde als Verleger zu sagen, der Staat solle bei nicht funktionierenden Geschäftsmodellen nicht intervenieren, sehr schön.
    Wahrscheinlich würden Burda- und Springer-Manager ein solches Zitat auch unterschreiben.

  101. […] Auf Nachfrage von Stefan Niggemeier aber waren sie nicht in der Lage, irgendwelche konkreten Belege … Und natürlich können sie das auch gar nicht. Denn die Zahl der raubkopierten Artikel ist höchst überschaubar. Oft genug handelt es sich um Unternehmen oder Personen, über die berichtet wurde – und die nun dafür zahlen sollen, die Berichterstattung über sie auf den eigenen Homepages zu verwenden. […]

  102. […] es nicht scheitern. Diese erklärte eigenständig das Googleblog mit süffisantem Unterton. Die Hamburger Bankrott-Erklärung braucht man an dieser Stelle nicht noch einmal aus dem verstaubten Schuhkarton zu […]

  103. Hir ist ein Auszug aus dem forum.ksta.de:

    Ich würde es befürworten, wenn wir uns zunächst mit einigen Zitaten von Herrn Thomas Mosch (Geschäftsleitung des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien) beschäftigen.

    Thomas Mosch: „Eine finanzielle Anspruchshaltung könnte nicht nur von den Suchmaschienen, sondern auch von den Technologieanbietern kommen… Die Entwicklung geht dahin, dass die Infrastrukturanbieter mehr und mehr auch zu Medienanbietern werden…

    Es gibt diesen schönen Begriff der Konvergenz, und wenn Sie heute mal anschauen, was Sie bei großen Anbietern wie Vodafone etc. finden, …, da steht ein knallhart kalkuliertes Geschäftsmodell dahinter, was ja auch richtig ist…

    Und da uns das Netz gehört, kannibalisieren wir unsere Medien nicht dadurch, dass wir reinen Medienhäusern die Durchwahl ermöglichen. Also da sehe ich die große strukturelle Diskussion, die uns noch bevorsteht…

    Solche revolutionären Prozesse nehmen auf uns alle keine Rücksicht, man muss sich mit den Realitäten abfinden…

    Wir fordern die Medienwirtschaft auf, Geschäftsmodelle zu entwickeln, welche von den Nutzern akzeptiert werden…

    Es ist natürlich schon so, dass die Diskussion ein wenig verkürzt wird, wenn jetzt die Verleger ein Leistungsschutzrecht für ihre verlegerische Leistung proklamieren…

    Die Internet Service Provider könnten sagen, was nützen den Verlagen möglicherweise die Inhalte, was nützen den Suchmachienen interessierte Nutzer, wenn unsere technologischen Netzinfrastrukturen gar nicht zur Verfügung stehen würden…

    Ich halte das sogar für ganz gefährlich, wenn es transparente, für jederman bekannte Algorithmen gäbe…

    Es geht um ganz simple kommerzielle Angebote…

    Dadurch, dass nicht ganz transparent ist wie gerankt wird, ist auch eine gewisse Neutralität gegeben, sonst würden immer diejenigen ganz oben stehen, die am meisten Geld ausgeben…

    Abgesehen davon, dass wir da in fundamentale Betriebsgeheimnisse eingreifen würden, würde es einen Qualitätsverlust bringen, wenn wir das von den Suchmaschienen abverlangen wollten… Das (neue) Urheberrecht diskutieren wir die nächsten fünf bis zehn Jahre… “

    Hier ist mein Kommentar zu den Aussagen von Herrn Mosch:

    Thomas Mosch weiß doch ganz genau, dass weder Autoren, Verlage oder Blogger konkurrenzfähige Suchmaschienen programmieren können. Wer ist heutzutage schon in der Lage gegen 12,000 Google-Ingenieure anzutreten? Sein Statement, den kommerziellen Providern gehöre das Netz, sollte uns alle nachdenklich stimmen. Ist diese Aussage mit unserer Demokratie vereinbar?

  104. Leider verstehen einige Blogger das Problem nicht. Es geht um die simple Frage, wovon Qualitätsjournalisten in Zukunft leben sollen (die zukünftigen Hans Leyendeckers). Falls die in der folgenden Sendung erwähnten Durchleitungskosten für Inhalteanbieter kommen sollten, wären sogar die Blogger davon betroffen.

    http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2009/11/27/drk_20091127_1906_f1ebaab1.mp3
    drk_20091127_1906_f1ebaab1.mp3 (audio/mpeg-Objekt)

  105. […] Ausgangspunkt dieser Sonderrechtsdebatte war ein „neoklassisches Preisbildungsmodell“, wie der Journalist Peter Mühlbauer auf TELEPOLIS spottete: „Manchmal wundert man sich doch, wer in Fächern wie Jura und Betriebswirtschaftslehre promoviert wird. Zu diesem Personenkreis gehört in jedem Fall der Berliner Rechtsanwalt und Honorarprofessor Dr. Jan Hegemann, der in der FAZ und beim Staatsmonopolverlag Juris einen Text ablieferte, der einer recht eigenwilligen Argumentationslogik folgt.“ Die eigenwillige Argumentationslogik fand bald Gefallen beim Springer-Verlag und Vertretern der deutschen Verlegerverbände und mündete im Juni 2009 in der „Hamburger Erklärung“. Darin fordern sechs Hamburger Grossverlage wie Bauer, Springer, Ganske, Gruner+Jahr, Spiegel- und Zeitverlag einen „Schutz des geistigen Eigentums“ wie eine Bezahlung für publizistische Dienste (Hamburger Erklärung und Niggemeier, 2009). […]

Comments are closed.