„Ich arbeite bei ‚die aktuelle‘ und kann prima in den Spiegel schauen“

Die Nachricht lautet vielleicht, dass Menschen, die ihr Geld damit verdienen, sich für „die aktuelle“ Geschichten auszudenken, auch Gefühle haben. Und sogar eine Art Gerechtigkeitsempfinden.

In den Kommentaren hat sich jedenfalls eine Frau gemeldet, die sagt, dass sie bei jener Illustrierten aus der Funke-Gruppe arbeitet, in der auch die „WAZ“ erscheint und demnächst das „Hamburger Abendblatt“, die „Berliner Morgenpost“ und die „Hörzu“. Und die sich hier ungerecht behandelt fühlt.

Sie schreibt:

Ich arbeite bei „die aktuelle“. Und weil es so viele interessiert: Ja, ich kann prima in den Spiegel schauen.

Vielleicht müsste so mancher auf seinem hohen Ross einmal darüber nachdenken, dass das, was wir tun Unterhaltung ist. Gossip, Klatsch, Yellow Press. Wir erheben nicht den Anspruch die FAZ oder der Spiegel zu sein. Nein , es geht um seichte, einfache Unterhaltung, garniert mit schönen Kochrezepten und Modetipps. Und auch wenn in den Sphären, in denen offensichtlich viele Kommentatoren hier schweben so etwas undenkbar scheint: Die Leserinnen unserer Hefte sind keineswegs alles unterbelichtete Schwachmaten. Und auch nicht blind (by the way: merkt ihr eigentlich wie überheblich ihr seid?!?) Einfache Frauen, ja. Aber auch denen ist bewusst, dass nicht alles immer stimmen kann, sondern vieles Spekulation ist. Aber das ist nichts anderes, als wenn man sich beim Bäcker mit der Nachbarin über die neuesten Gerüchte austauscht. Und wie gesagt, es geht hier nicht um Nachrichten, sondern um Unterhaltung.

Also an alle , die „die aktuelle“ für das Tor zum Niedergang der zivilisierten Welt halten: Take it easy…

Klatsch, liebe „Yellowfee“, ist, wenn die Nachbarin beim Bäcker sagt: „HamSe gehört? Die Uschi Öbenklöben soll schon wieder schwanger sein.“ Spekulation ist, wenn die Illustrierte titelt: „Uschi Öbenklöben: Baby unterwegs?“

Was die „aktuelle“ macht — und was die „aktuelle“ ausmacht –, ist etwas anderes. Die „aktuelle“ erfindet Geburten: „Ja! Uschi Öbenklöben! Zwillinge!“ Oder, ungleich schlimmer, Fehlgeburten: „Uschi Öbenklöben — das ganze Drama.“

Ihre Zeitschrift hatte die Idee, dass es der Auflage dienen könnte, auf dem Titel zu behaupten, dass Prinz Friso von Holland für tot erklärt wurde. Ihre Zeitschrift hatte die Idee, dass es der Auflage dienen könnte, auf dem Titel zu behaupten, dass Prinz Friso von Holland aus dem Koma erwacht sei. Beides war erfunden und falsch.

Das Wort dafür ist nicht Gossip oder Klatsch oder Unterhaltung oder Spekulation. Das Wort dafür ist: Lüge.

Wie ruchlos muss man sein, ein Geschäft daraus zu machen, real existierenden Menschen Schicksalsschläge anzudichten, Dramen zu erfinden und Trennungen zu unterstellen?

Es geht nicht um Kategorien wie „Anspruch“ oder „Seichtigkeit“. Es geht um Kategorien wie „Wahrhaftigkeit“ und „Anstand“ — so hochrossig die in Ihren Ohren auch klingen mögen.

Ich kann schon verstehen, dass Sie sich schwer damit tun, das zu unterscheiden. Andere haben ja dasselbe Problem. Erhellend ist zum Beispiel das Interview, das die Kollegen vom Regenbogenpresseblog „Topf voll Gold“ mit der Medienjournalistin Ulrike Kaiser geführt haben, der stellvertretenden Vorsitzenden des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV). Sie macht aus dem Unterschied zwischen der „Regenbogenpresse“ und Medien, die zumindest theoretisch den Anspruch haben, ihre Leser zutreffend zu informieren, eine Geschmacksfrage. Auch die Erzähler von „Unterhaltungsmärchen“ sind für sie selbstverständlich „Journalisten“.

Nein, das alles ist nicht der Anfang vom Ende der Zivilisation. Aber lassen Sie mir und anderen doch unsere Wut und Verblüfftheit, dass man, gefördert vom Staat und prinzipiell unter dem besonderen Schutz des Grundgesetzes, sein Geld damit verdienen kann, wider besseres Wissen zu behaupten, ein im Koma liegender Mensch sei wahlweise für tot erklärt worden oder durch ein Wunder aufgewacht.

Wenn Sie sich dabei im Spiegel ansehen können, könnte das daran liegen, dass sie gut darin sind, nicht nur anderen etwas vorzulügen, sondern auch sich selbst.

[Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob der Kommentar von einer Mitarbeiterin der „aktuellen“ abgegeben wurde. Es spricht aber alles dafür.]

122 Replies to “„Ich arbeite bei ‚die aktuelle‘ und kann prima in den Spiegel schauen“”

  1. Leider hat die gute Dame mit ihrem Kommentar nur bewiesen, dass Schreiberlinge ihres Kalibers nicht einmal verstehen, worum es in dieser Diskussion wirklich geht. Geschweige denn es umsetzen können. Schade. Ich wage zu bezweifeln, dass die Leser von „die aktuelle“ und ähnlicher Blätter beim Lesen das Gefühl haben, „Unterhaltung“ zu konsumieren. Ich denke, sie gehen zum Großteil davon aus, zumindest ansatzweise recherchierte Tatsachenberichte in Händen zu halten. Denn wenn sie Unterhaltung wollten, würden sie vermutlich einen Groschenroman kaufen oder eine Daily Soap einschalten. Die tun wenigstens nicht so, als würden sie Realität abbilden.

  2. Ich mag auch das Argument, dass die Leser ja zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden könnten. Weil damit jegliche Verantwortung an den Rezipienten abgetreten wird. Das ist so als gäbe es weder Manipulation, noch Beeinflussung, noch Propaganda. Wissentlich (will man hoffen) wird hier negiert, dass man als „Geschichtenschreiber“ selber Meinungen forcieren, Haltungen lenken und Standpunkte des Lesers konstruieren kann.

    Und sollte nicht wissentlich eine perfide Strategie des „schwarzen Peters zuspielens“ dahinter stecken, sollte das tatsächlich so geglaubt werden, zeugt das nur von mangelndem Wissen über die eigene Tätigkeit. Eine Eigenschaft allerdings, die leider heute viel zu vielen Schreibern gemein ist.

  3. Ich frage mich, warum „die aktuelle“ nicht gleich auch die Personen erfindet. Dann gäbe es keine Widersprüche zur Realität und keine juristischen Schwierigkeiten wegen Gegendarstellung oder Persönlichkeitsrechtsverletzung.

    Für die Fotos lassen sich sicher kostengünstig einige Laienmodels finden, die dann als Adlige oder berühmte Personen (die aber nur „die aktuelle“ kennt) posieren.

  4. Ein Experiment…

    „Vom Vater verstoßen: YELLOWFEE EINE LESBE?“

    „Dass der Haussegen schief hängt, kommt in den besten Familien vor. Doch dass ein Geheimnis eine ganze Familie zerstört, musste „aktuelle“-Mitarbeiterin Yellowfee nun schmerzhaft erfahren: Ihr Vater hat sie aus der Familie verstoßen. Weil sie lesbisch ist!

    Wie eine ungenannte Freundin der Familie verriet, kam es zum Bruch, als eine frühere Schulkameradin von Yellowfee anlässlich einer Familienfeier eine Anekdote aus der Schulzeit zum Besten gab. So hat Yellowfee, wie wir erfuhren, sich nach dem Sportunterricht unter der Dusche mit einer Klassenkameradin vergnügt. Dabei soll es zu mehr als nur lüsternen Blicken gekommen sein.

    Yellowfees Vater soll daraufhin wutentbrannt aus dem Haus gelaufen sein. Und während die schockierte Familie nun keinen Bissen des Schweinebratens mit Rotkohl und Klößen halb und halb mehr herunterbekam, soll Yellowfee wegen dieser Enthüllung in Tränen ausgebrochen sein. Schlimmer noch: Als ihr Vater zurückkehrte, warf er sie raus und verbot ihr, das Haus jemals wieder zu betreten!

    Yellowfee schweigt zu den Enthüllungen über ihre lesbischen Exzesse. Aber man merkt ihr an, dass sie innerlich zerbricht. Hoffentlich kann ihr eine Freundin Trost spenden…“

    Ist doch nur Unterhaltung …

  5. Niemand hat behauptet, aktuelle-Mitarbeiterinnen könnten „sich dabei im Spiegel ansehen“. Es hieß nur: „Ja, ich kann prima in den Spiegel schauen.“

    Das sollte doch bloß bedeuten, dass wöchentlich mehr als 4,40 Euro übrig bleiben, so dass sie sich den Spiegel leisten kann. Ist ja auch wichtig, auf dem Laufenden zu sein, so als Journalistin.

  6. Aber gibt es den reduzierten Mehrwertsteuersatz nicht für alle Druckerzeugnisse, egal ob erfundenen Inhalts oder nicht?

  7. @S
    Klar, aber die mit erfundenem Inhalt steht normalerweise im Regal des Buchhändlers unter Fiktion oder Belletristik, nicht am Kiosk als aktuelle Information oder Nachrichten. Das ist das ganze Problem, denn diese ganze klebrige Wichse, die ‚ja nur Unterhaltung ist‘, tut gegenüber Lesern so, als sei das nicht auf demselben Nachrichtenniveau wie Perry Rhodan oder Kommissar X, sondern vergleichbar mit der Tagesschau.

  8. Was so perfide ist: Wenn vorne auf diesen Erzeugnissen ‚Unterhaltung‘ oder ‚Fiktion‘ drauf stehen würde, dann würden es vermutlich weniger Menschen kaufen. Der Mechanismus ist ja gerade, dass viele sagen, ganz falsch kann’s doch nicht sein, wenn’s gedruckt wird. (Und ich meine das bezüglich derer, die das glauben, überhaupt nicht überheblich.) Dieses Versprechen ist die Geschäftsgrundlage!
    Und es scheint ja solchen Leuten egal oder nicht bewußt zu sein, was vor allem das grundgesetzeliche Presseprivileg eigentlich bedeutet. Ich verstehe es immer noch so, dass für die Medien daraus eine Funktion abgeleitet werden kann, die eigentlich nur sehr begrenzt überhaupt Unterhaltung einschließt.

  9. @Erbloggtes (7)
    So würde ich das auch verstehen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass „die aktuelle“ etwas schreibt und was anderes meint. Und auf diesem Wege zu erfahren, dass „aktuelle“-Mitarbeiterinnen funktionierende Augen haben, ist doch schon fast etwas, was man der „aktuellen“ positiv auslegen könnte.

  10. Ich habe mich mal mit einer Käuferin solcher Blätter unterhalten. Ihr ist es eigenen Angaben zufolge völlig egal, ob das stimmt, was sie da liest, Hauptsache, sie hat zwischendurch was zu lesen. Angesprochen auf die ganz offensichtlich falschen Schlagzeilen sagte sie, dass sei doch bei allen anderen Zeitungen auch so und insofern nebensächlich.

  11. OT: Kommt noch etwas zu BILD/Spiegel/Blome oder wird das ,aus welchen Gründen auch immer, ignoriert.

  12. Ich möchte nachdrücklich darauf hinweisen, dass ich nicht schwanger bin und es voraussichtlich in absehbarer Zeit auch nicht sein werde !!!1!
    (Die Bäckerin allerdings, da könnt ich Ihnen was erzählen…)

  13. Die Angehörigen der schreibenden Zunft, sollten bei ihrer täglichen Arbeit niemals außer Acht lassen, dass für viele Menschen das geschriebene Wort – im Gegensatz zum gesprochenen! – immer noch eine vollkommen andere Gewichtung hat. Jeder Verfasser eines Textes steht damit, wie ich meine, in einer besonderen Verantwortung und sollte diese unbedingt wertschätzen, denn der Umgang mit ihr, sagt viel (wenn nicht sogar alles) über ihn selbst aus.

    Alles Liebe
    Anna

  14. Auweia, da fühlen sich aber etliche (männliche?) Kollegen auf den Schlips getreten. Nee klar, bei Autozeitschriften geht es auch nur um PS, alles millimetergenau recherchiert. Nie bekommt dort ein Kollege ein Fahrzeug gestellt und schreibt daraufhin netter. Nein, nie. Und die nackten Miezen vorne auf der Motorhaube sitzen in echt immer dort rum. Da ist nichts gefaked, alles authentisch. Auch beim Spiegel wird penibelst genau gearbeitet. Alles haarklein recherchiert, nie gelogen. Uups, warum fällt mir jetzt gerade die Geschichte ein, in der ein Terrorist in Bad Kleinen angeblich von der Polizei umgebracht wurde? Per Kopfschuss. Keine Ahnung, bin ja nur ein dummes Promiluder, habe keinen Durchblick in der Welt. Schon mal drüber nachgedacht, dass im Showbusiness eigene Regeln gelten könnten? Dass Promis, die in Talkshows über diese Zeitschriften lästern, am nächsten Tag dort anrufen und um einen Artikel betteln? Ich kann mich noch gut an Hilde Knefs Anruf bei der BZ erinnern: „Jungs, was ist los, ich liege im Krankenhaus und keiner berichtet“. Am nächsten Tag, nachdem BZ berichtete und alle Zeitschriften nachzogen, heulte sie bei RTL exklusiv: „Keine Ahnung woher die Schmierfinken das wieder hatten, nicht mal im Krankenhaus hat man seine Ruhe. überall werde ich aufgespürt.“Und nun los, macht mich fertig, weil ich Yellowmaus, oder wie auch immer die Kollegin hieß, glaube, dass sie noch in den Spiegel schauen kann.
    Frohes Schaffen noch,
    Suse

  15. „Ich arbeite bei »die aktuelle«. Und weil es so viele interessiert: Ja, ich kann prima in den Spiegel schauen.“

    Es mag Ihnen nicht bewusst sein, aber das sagt viel mehr über Sie aus, als Ihnen lieb sein kann.

    „Die Leserinnen unserer Hefte sind keineswegs alles unterbelichtete Schwachmaten.“

    Wie hoch ist denn der Prozentsatz an unterbelichteten Schwachmaten unter den Leserinnen Ihrer Hefte etwa?

    „y the way: merkt ihr eigentlich wie überheblich ihr seid?!?)“

    Wer ist „ihr“?

    „Einfache Frauen, ja. Aber auch denen ist bewusst, dass nicht alles immer stimmen kann, sondern vieles Spekulation ist.“

    Erstens stimmt das meiner Erfahrung nach allerbestenfalls sehr begrenzt. Selbst bei denen mit der Grundattitüde „man darf nicht alles glauben was in den billigen Schundheftchen so steht“ gibt es im Hinterkopf üblicherweise das kleine Pflänzlein namens „aber“, das nicht viel gegossen werden muss bis daraus ein „irgendwas wird schon dran sein“ wächst. Die Menschen, über die sie gemeinhin schreiben, werden damit durchweg zum Opfer Ihrer Fantasien. Zweitens, wenn etwas „Spekulation“ ist (ich würde es ebenso wie Stefan eher „Lüge“ nennen), dann sollte es entsprechend formuliert und gekennzeichnet sein, und schon garnicht z.B. dem selben gesetzlichen Schutz unterliegen wie, meinetwegen, FAZ oder Spiegel, die sie ja sowieso garnicht sein wollen. Es gibt in den Definitionen von Journalismus und Fiktion keine Überlappungen.

    „Aber das ist nichts anderes, als wenn man sich beim Bäcker mit der Nachbarin über die neuesten Gerüchte austauscht.“

    Nein, auch die Nachbarin beim Bäcker schert sich im Zweifelsfall einen Dreck um die Würde und die Privatsphäre anderer Menschen, da sind Sie natürlich auf ganz auf einer Linie. Ausser natürlich dass die Gerüchte der Nachbarin beim Bäcker keine abertausendfache Multiplikation in der Öffentlichkeit (daher: Veröffentlichung) allein schon durch die Auflage durchmachen. Und dass die Gerüchte der Nachbarin beim Bäcker nicht z.B. mittels langer Brennweite durch die Hecke oder Fotomontage illustriert werden.

    „Und wie gesagt, es geht hier nicht um Nachrichten, sondern um Unterhaltung.“

    Was manche Leute „unterhaltsam“ finden, ist natürlich Geschmacksache. Sich an Schicksalschlägen anderer Menschen zu ergötzen finde ich für meinen Teil nicht weniger Brechreiz erregend als das Geschäftsmodell, anderen Menschen Schicksalsschläge anzudichten. Aber geschenkt. Wenn es denn nicht um Nachrichten geht, dann sollte man es gefälligst auch nicht so verpacken, ansonsten nennt man das „Etikettenschwindel.“

  16. @suse: „andere klauen doch auch, deswegen greife ich nachher in die auslage beim juwelier und beschwere mich wenn mich jemand festhalten will“? sie merken schon, fremde fehler machen die eigenen nicht besser.

    was die unterbelichtung der leser(innen) angeht: meine großmutter hat solche blätter auch gern gelesen, und vehement verteidigt dass das alles wahr sein muss, denn: „wenn das nicht stimmen würde dürften die das doch nicht drucken! wenn die lügen würden hätten sie denen doch längst die genehmigung entzogen!“. ja, gerüchten zufolge soll es menschen geben die zwar eigentlich nicht dumm sind, aber tatsächlich glauben dass journalisten immer ethisch handeln und der staat darauf achtet dass in der presse nicht gelogen wird, die sich keinesfalls vorstellen können dass da leute mit absicht lügengeschichten zusammenfabulieren und fotos montieren um den leuten quasi mit nichts das geld aus der tasche zu ziehen – denn nur wegen kreuzworträtseln und rezepten kauft die zeitung keiner, die königin vorne drauf sorgt für die auflage.

  17. @Suse/17
    Es empfiehlt sich – sofern man dazu in der Lage ist natürlich -, erstmal den Kernpunkt einer Diskussion zu erfassen, bevor man allzu selbstbewusst das herumtrompetet, was man für einen Standpunkt hält. Sonst wirkt’s doch schnell dummdreist.

  18. Seit ich eine Frau neben mir auf dem Bahnsteig dabei beobachtete, wie sie sehr ernsthaft und bedächtig Textstellen in einem Yellowpress-Blättchen markerte, bin ich mir nicht so sicher.

    Weder ob die Leserinnen keine Schwachmaten sind, noch ob sie die Inhalte wirklich mit der nötigen kritischen Distanz betrachten und auch nicht, ob die Menschheit an sich noch zu retten ist.

    (Nein, sie sah nicht aus wie eine Medienwissenschaftlerin oder Autorin bei der Recherche.)

  19. Gottfried Benn soll immer geraten haben: Erkenne die Lage!

    Die Lage ist, dass Journalismus eine Ware ist. Das bedeutet, dass man mit Presseprodukten Geld verdienen kann und meist Geld verdienen will. Es schließt nicht aus, dass einige davon mit guten Produkten Geld verdienen wollen, aber andere geben sich eben weniger Mühe mit dem Produkt, und wieder anderen ist es gleich eh wurscht.

    Dabei ist es so, dass es für die, für die Seriosität und Wahrheit wichtig ist, sowie ein ehrenvoller Umgang mit denen, über die berichtet wird auch eine Ware ist, und dass die Ware in deren Augen gerade an Wert verliert, wenn die Verlässlichkeit fehlt. Ich meine, der Stern hat bei der Tagebuchaffäre arg gelitten, oder?

    Die bunten Hefte leiden auch ein wenig, aber doch kaum und nicht lange, wenn mich nicht alles täuscht. Direkt belogen wollen die Leserinnen nicht werden und zum Teil sind sie vielleicht besonders arglos, und merken daher nicht, wie oft sie belogen werden.

    Eine zweite Sache ist natürlich die Seite der Produktion und des Eigentums. Ein Eigentümer, dem es drauf ankommt, der könnte es sich auch leisten glatte Lügen und reine Erfindungen zu unterbinden. Aber wenn es nur um die Rendite geht, dann heißt es der Wurm müsse dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.

    Das schöne am Anglerbild ist, dass der Schreiber der nur besonders kreativ und clever tut, was die Fischfabrik sagt, gar nicht darin vorkommt mit seinem Spiegel. Welches Bild hat die Redakteurin von ihren Leserinnen? „Jeden Morgen steht eine Dumme auf, die unser Blatt kauft?“ Ich fürchte doch schon. Es ist halt ein Geschäft – wie Esoterik und Homöopathie, Horoskope und Wünschelrutengehen.

    Die Autozeitschriften lese ich nicht, aber ich denke eine glatte Lüge würde dort auch bestraft. Das hängt natürlich auch von der Vernetzung der Leser ab, wie gut es sich rumspricht bis in alle Ecken – bei senilen Muttchen die nicht viel twittern und auf facebook rumhängen spricht sich vieles eben nicht rum.

    Die Sportbild hat es schon häufiger in den Bildblog gebracht, wenn ich mich recht erinnere, aber nicht mit einer Titelstory, oder?

  20. #18 Suse

    Das wollte ich sowieso schreiben, aber nun gibt es sogar einen Adressaten:

    Man stelle sich nur mal vor, der Kicker würde auf dem Titel groß „Sensation: 1. FC St. Pauli schlägt Bayern München und wird damit Deutscher Meister“ schreiben.

    Wenn die dann im Heft zugeben, dass das Ergebnis nur aus FIFA 13 auf Xbox stammt, dann brennt am nächsten Tag die Redaktion.

    Das was die aktuelle macht unterscheidet sich nicht besonders, fühlt sich für mich aber irgendwie frauenfeindlich an. Für wie dumm muss man seine (größtenteils weiblichen) Leserinnen halten, wenn man ihnen solch einen Lügencocktail auftischt.
    Oder glaubt man wirklich, das ganze würde bei den Leserinnen wirklich nur wie eine erfundene Geschichte aufgenommen werden?
    Das sagt dann wiederum auch einiges über die dort angestellten Science-Fiction-Schriftstell.. Verzeihung, Journalisten und den Verlag.
    Dann fehlen zum in den Spiegel schauen nämlich die Augen.

  21. Den Yellowpress-Blättern sollte ein fetter Störer auf den Tittelblättern aufgezwungen werden: „Scripted Reality – alle in diesem Heft gennanten Personen existieren, deren Handlungen sind jedoch frei erfunden!.

  22. @Twipsy,24: Was in der Übersetzung „die aktuelle“ – deutsch bedeutet: Stefan Niggemeier hat während des Schreibens über „Yellowfee“erfahren, dass eine Bekannte von Bambam aus der Hundeschule trächtig ist. Oder so.

  23. Mir fällt nur ein: „Requiem für die Medien“ und „Agonie des Realen“ von Jean Baudrillard, Berlin Merve, 1972 und 1978.

  24. „aber da stehts doch, schwarz auf weiss!“

    es scheint nicht wenige menschen zu geben, für die druckerzeugnisse im allgemeinem sich qua aus dem luftleeren raum materialisieren, niedergeschrieben von einer nicht näher beschriebenen gottheit. das phänomen der bibel ist ja ein ähnliches. solange nicht eindeutig quer über dem titel „erfunden“, „märchen“, „fiktion“ oder ähnliches steht, ist es schlicht wahr. ein klassischer satz ist ja auch (wenn jemand seiner argumentation nachdruck verleihen will, selbst wenn das gesagte völlig absurder schwachsinn ist): „hab ich gelesen“. und faszinierenderweise reicht das erstaunlich oft, um dem gegenüber zum verstummen zu bringen.

  25. Für Yellowfee ist das was sie macht, Unterhaltung, und sie geht davon aus, dass ihre Leserinnen und Leser das nicht so ernst nehmen.

    Für letzteres spricht, dass offensichtliche Falschmeldungen (Zwillingsgeburten, Tod, aus dem Koma aufwachen) selbst für die gutgläubigsten Leserinnen und Leser nicht sehr haltbar sind. Offensichtlich bleiben sie diesen Blättern dennoch treu.

    Es scheint ein eigentümliches Genre zu sein, bei dem es nicht um Wahrhaftigkeit geht, sondern um ein: so könnte es sein. Mich erinnert es an Fanfiction, bei der die Geschichten um reale Personen, Film- oder Romanhelden weitergesponnen werden. Mich erinnert es auch an Zauberkünstler oder Illusionisten, bei denen jeder weiß, dass sie nichts Übernatürliches können, aber es zur Inszenierung dazugehört, alles vollkommen ernst zu nehmen. Diese Zeitschriften sind Fiktion, tun aber – um die beste Wirkung zu erzielen – so, als wären sie journalistisch.

    Hat das Auswirkungen auf den seriösen Journalismus? Glaubt man ihm weniger? Nimmt er es mit der Wahrheit nicht mehr so genau?
    Vielleicht beides: ich fahre eigentlich ganz gut damit, die ein oder anderen Schlagzeile innerlich mit einem „oder auch nicht“ zu ergänzen.
    Wobei ich nicht glaube, dass die Glaubwürdigkeitskrise der Medien mit der Yellowpress zu tun hat, aber mir scheint, dass auch seriöse Medien sich zunehmend aus der Trickkiste der Yellow Press bedienen (irreführende, übergeigte Überschriften, und solche, die sich eines O-Tons von Betroffenen bedienen etc. Oder dieses Unding, im Vorfeld über den Ausgang eines Ereignisses zu berichten).

    Besonders irritierend bei diesem Yellow Press-Genre finde ich jedoch, dass diese Zeitschriften eine sehr hohe Auflage haben, also eine publizistische Macht darstellen, und dabei eine so altbackene Moral transportieren (inklusive deren Boshaftigkeiten). Tom Kummer hat auch Promigeschichten erfunden, aber die waren zumindest aufregend.

  26. Dann wäre damit der Beweis erbracht, dass doch lebendige echte Menschen in diesen Redaktionen ernsthaft für Geld schreiben? Das ist auch nicht schön!

  27. @Suse: „Schon mal drüber nachgedacht, dass im Showbusiness eigene Regeln gelten könnten? “ Ich kann Ihnen hier insoweit folgen, als es offensichtlich in der Tat Prominente gibt, die freiwillig an diesem Spiel teilnehmen. In diesen Fällen hätte ich gegen das von Ihnen beschriebene Geschäftsmodell (Zeitschrift lügt was vor, Promi spielt mit, Leser freuen sich drüber) im Prinzip nichts einzuwenden. Nicht umsonst spielt auch vor deutschen Gerichten in Streitfällen das übliche Verhalten eines Klägers gegenüber der Presse eine Rolle: Wer etwa stets offensiv sein heiles Privatleben zur Schau gestellt hat, darf sich nicht wundern, wenn der Boulevard auch in der Ehekrise noch am Ball bleibt.
    Nur: Nicht jedes „Opfer“ der „aktuellen“ passt zur Kategorie Hildegard Knef. Die „aktuelle“ spielt dieses Spiel auch mit Kanzlerin Angela Merkel (16. Februar dieses Jahres) und Günther Jauch (11. Mai): Persönlichkeiten, die bekannter Maßen herzlich wenig Lust an solchen Homestorys haben. Und finden Sie es wirklich gar nichts dabei, für diesen Tratsch- und Lügenspaß einen Menschen zu instrumentalisieren, der gerade um sein Leben kämpft?

  28. @SILen(e, 30:

    „Wenn die dann im Heft zugeben, dass das Ergebnis nur aus FIFA 13 auf Xbox stammt, dann brennt am nächsten Tag die Redaktion.“

    Dass die Redaktion brennen würde, ist bestimmt schwer übertrieben, aber der Spott der Leser und eine (mehr oder weniger) freiwillige Richtigstellung dürfte dem Blatt sicher sein, wie bei der Geschichte mit dem virtuellen 40-m-Fallrückzieher damals.

    ***

    Nur so am Rande (um den Eindruck der Überheblichkeit zu untermauern): für was muss man eigentlich diese gelbe Gebühr entrichten, von der hier immer die Rede ist?

  29. Die Sache mit Friso ist menschlich eine Tragödie. Leider trägt vermutlich gerade die Tatsache, dass es sich ausgerechnet um seinen Tod handelt und die Familie während seiner Krankheit bzw. jetzt genug andere Sorgen hat, erheblich dazu bei, dass das niederländische Königshaus nicht klagt.

    Anders als Caroline sind die Niederländer zwar nicht klagefreudig, aber Prinz Bernhard der Niederlande wurden gg. eine dt. Zeitung im Jahr 1967 50.000 DM zugesprochen, nachdem eine Zeitung die unwahre Behauptung aufgestellt hatte, er habe seine Tochter zu einem Schwangerschaftsabbruch veranlasst. Das war lange Zeit der höchste Entschädigungsbetrag in der dt. Rechtsprechung. Dieser abscheulichen Berichterstattung hätte bei Friso hätte man durch entsprechende Klagen zumindest etwas Einhalt gebieten können, denn die Masse entschädigungswürdiger Berichterstattung, die sich dt. Verlage mangels Klagen des Königshauses getraut haben, hätte es sonst sicher nicht gegeben-das wäre auf Dauer einfach zu teuer geworden.

    Was die Yellowfee betrifft: Ich habe eine gewisse Achtung, dass sie sich getraut hat, sich hier in der „Höhle des Löwen“ zu outen. Schlimm finde ich es allerdings, dass es der Dame eben an jeglichem Unrechtsbewusstsein fehlt. Ich kann nur nicht genau einordnen, ob es primär mangelnde Bildung und Intelligenz ist, so dass sie offensichtlich noch nie etwas vom Persönlichkeitsrecht (und vom Pressekodex sicher auch noch nie) gehört hat, und dass eine rechtswidrige Verletzung desselben sowohl zivilrechtlich unzulässig ist, als auch strafrechtliche Folgen haben kann. Oder ob sie von der Thematik mal gehört hat, aber die Ansicht vertritt, dass die seichte Unterhaltung sich gerade nicht an die rechtlichen (und journalistischen) Grundsätze halten muss und die Leute, die das Gegenteil behaupten eben alle nur überheblich sind.

    Natürlich will niemand den Schreiberlingen dieser Blätter verbieten, Geschichten zu erfinden. Sie können Märchen schreiben oder jede Menge erfundenen Schwachsinn verzapfen, solange sie keine Persönlichkeitsrechte verletzen. Aber das scheint nahezu unbegreiflich zu sein.

  30. @18 (Suse):
    1. Autozeitschriften verletzen dabei nicht die Persönlichkeitsrechte irgendwelcher Menschen.
    2. Es mag sein, dass es Leute gibt, die um Stories in der Yellowpress betteln; aber betteln sie auch darum, dass diese Blättee persönliche Tragödien erfinden? Und gilt das für alle Menschen, über die Geschichten erfunden werden? Es gibt zum Beispiel eine gewisse Prinzessin, die gerne auch mal gegen die aufdringlichen Blätter klagt und durchaus häufiger Recht bekommt. Macht sie das aus PR-Gründen?

    Aber schön, dass sich einige Leute ihre Realität zurecht biegen können. Dann müssen sie sich am Ende wenigstens selber keine Vorwürfe machen, wenn die Lügen am Ende ernste psychische Auswirkungen auf die Betroffenen haben.

    Aber klar: Lügengeschichten über andere zu verbreiten ist nur Unterhaltung. Das ist wie bei diesen „Gossipseiten“ im Internet, die vor einiger Zeit in Mode waren und auf denen Schüler Gerüchte über andere Schüler verbreiten konnten. Das war kein Cybermobbing, sondern die Opfer waren alle sensationsgeil und haben ihren Teil zur Unterhaltung beigetragen.

  31. Wichtig wäre hier noch, konkrete politische Handlungsmöglichkeiten festzuhalten, um der Macht und Manipulation der Regenbogenpresse entgegen zu wirken. Der ZEIT die 7% Mehrwertsteuer zu lassen, der AKTUELLEN sie zu erhöhen – das wäre kein praktikabler Vorschlag.

    Ich finde es wichtig, immer wieder auf die Bedeutung von Bildung und Geschichtswissen hinzuweisen, das kritische Bewusstsein mündiger Bürger zu stärken. Auch in der Süddeutschen Zeitung zum Beispiel stehen Lügengeschichten, die nur unzureichend klargestellt werden (wenn auch selten), Beispiel: http://caveman-werbeagentur.de/shitstormagentur

    Sehr problematisch fand ich gestern die ARD Talkshow mit Günther Jauch. Eigentlich habe ich heute die Seite von Stefan Niggemeier besucht, um hier seine Kritik daran zu lesen. Auch wenn sich Thomas de Maizière und Egon Bahr redlich bemühten, der Politikverdrossenheit entgegen zu wirken – der Meinung von Walter Kohl wurde zu viel Raum gegeben! Eine Demokratie kann nicht funktionieren, wenn sich die Bürger von ihren Politikern mit Gleichgültigkeit abwenden wie von einem schlechten Firmenchef.

  32. In einem Königreich, das sich Regenbogenland nannte, herrschte einst eine Yellowfee, die jeden Morgen in den Spiegel schaute und sagte:

    „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der größte Lügner im ganzen Land?“Und der Spiegel antwortete: „Ihr seid es liebe >die aktuelle<"…

  33. @Agnes: Der SZ-Artikel ist allerdings ein denkbar unpassendes Beispiel, weil er nicht eine bewusste Lüge des Redakteurs widerspiegelt, sondern eine raffinierte Medienmanipulation, wie sie immer wieder passieren kann (siehe den aktuellen „Lolita“-Fall in Berlin).

  34. @45: Ich nenne es mal wieder Zynismus. (Siehe Peter Sloterdijk, Kritik der zynischen Vernunft, FfM. Suhrkamp 1983)

  35. Da kann ich nur den Kopf schütteln. Echauffieren sich doch einige Blogteilnehmer über die Behauptungen der „aktuellen“, um im nächsten Atemzug dem Blatt jedes journalistische Niveau abzusprechen. Was soll diese Nabelschau? Wer vom Boulevard ernsthaften investigativen Journalismus erwartet, (um bei seinem Ausbleiben einen Rechtfertigungsgrund zu haben, die Bazooka aus dem Ärmel zu holen,) müsste ja auch ernsthaft von Politikern Ehrlichkeit oder von ARD und ZDF die Erfüllung eines Bildungs- und Informationsauftrages verlangen. Wo es um Marktanteile und Verkaufszahlen geht, geht es doch nie auch um Wahrheit. Wem es um Wahrheit geht, der lebt in einer falschen Welt! Wo zwischen den Ohren ein Vakuum herrscht, da sorgen weder „die aktuelle“ noch die FAZ oder taz dafür, diese Leere inhaltlich zu verdichten.

  36. @ProFixx: Wenn Sie Kritik an dreisten Lügen über Komapatienten als „Nabelschau“ abtun: Wann wäre dann Ihrer Meinung nach eine kritische Auseinandersetzung mit Journalismus angebracht? Davon abgesehen: In der Tat darf man von Politikern ein Mindestmaß an Ehrlichkeit erwarten und sie bei dessen Ausbleiben kritisieren – so wie man auch ARD und ZDF gegebenenfalls kritisieren darf.

  37. >müsste ja auch ernsthaft von Politikern Ehrlichkeit oder von ARD und ZDF die Erfüllung eines Bildungs– und Informationsauftrages verlangen<

    Und was ist so verwegen daran, dass auch ernsthaft einzufordern und sich nicht damit abzufinden, dass die Welt halt so ist?

  38. @Blunt:
    Es gibt wichtige und unwichtige Dinge, über die zu berichten nicht lohnt. Die Schlagzeilen der „aktuellen“ gehören sicherlich zu den unwichtigsten. Wo und bei welcher Zielgruppe sieht der Autor denn einen Informationsbedarf, um investigativ über die „dreisten Lügen“ der ‚aktuellen‘ über Prinz Friso zu berichten? Ignorieren ist das Beste! Alles andere ist zuviel der Ehre gegenüber dem Journalismus jeder Couleur, diesen ernst nehmen zu wollen!

    Wo gibt es denn Ihrer Meinung nach einen objektiven Gradmesser dafür, was „normal“ und was „dreist“ ist und eines öffentlichen Aufschreis bedarf? Wer entscheidet, ob die Privatsphäre eines Komapatienten höher zu bewerten ist als die eines cleveren Sozialleistungsempfängers („Florida-Rolf“)? Was ist Journalismus, was ist einfach nur schlechter Geschmack? Jeder Adelsexperte und royalistische Journalist, der kürzlich William und Kate die Geburt einer Tochter öffentlich angedichtet hatte, machte sich einer „dreisten Lüge“ schuldig. Wen interessiert das? Darin sehe ich gerade den Sinn und das Wesen des Boulvardjournalismus und seiner selbstberufenen Informationspflicht: es zählt, was sich verkauft! Wahrheiten, Halbwahrheiten,Geheimnisse, Gerüchte, Mutmaßungen, Lügen. Ob mit Ausrufe- oder Fragezeichen, ob mit Hunden, Promis oder Komapatienten! Wer anderes erwartet, ist selber schuld! Es gibt doch schließlich einen Presserat, der das Übertreten einer „roten Linie“ prüft.

    PS: Die niederländischen Royals halte ich für fähig, sich mit geeigneten juristischen Mitteln gegen Unwahrheiten, Rufschädigung und Ehrabschneidung wirksam zur Wehr zu setzen.

  39. Bevor es untergeht: Dewis obiger Link auf seinen eigenen (älteren) Text zum Thema sei mal ausdrücklich empfohlen.

    Und den Suses und Yellowfees dieser Welt sei mal ans Herz gelegt, sich ernsthaft zu fragen, ob dieser qualitativ unterirdische und durchweg infame Scheiss wirklich das ist, was sie von sich selbst in diesem Leben erwarten und ob sie tatsächlich darüber ihr Dasein als Mensch auf diesem Planeten definiert sehen wollen.

  40. Den Einwurf von ProFixx halte ich für interessant: Da davon auszugehen ist, dass das NL-Königshaus über die Möglichkeit verfügt gegen solche Blätter vorzugehen stellt sich die Frage, wieso sie es nicht tun.

    Vielleicht weil diese Regenbogenpresse die letzte Sphäre ist, die sie noch ernst nimmt? Nicht in dem Sinne, dass sie sie respektieren, aber dass sie überhaupt darüber berichten.

    Hier wird ja auch als ultimative Strafe empfohlen gar nicht mehr über die Regenbogenpresse zu berichten so wie die ernste Presse nicht über sog. Royals berichtet.

  41. @ DJ Doena: Nichts und niemand hindert Sie, mich, uns alle daran. Es gibt jedoch eine Mehrheit der TV-Konsumenten, die mit 80% öffentlich-rechtlicher Sendezeit finanziert mit 7,5 Mrd. EUR Zwangsgebühren und gefüttert mit zig Tatorten, Fußball-Dauerwerbesendungen, Quizshows, Doku-Soaps, Kochsendungen, Traumschiffreisen und musikalischen Schunkelorgien etc. ganz gut leben können. Die Mehrheit will das, o.k., dann sollen sie bekommen, was sie wollen. Ich respektiere das. Muss mir ja nicht gefallen…
    Mich stört lediglich die Heuchelei derjenigen, die der ARD und dem ZDF im Vergleich zu den Privaten a priori ein Qualitätssiegel verpassen. Nicht die Privaten sind der Vergleichsmaßstab, sondern der verfassungsmäßig gewollte Grundversorgungsauftrag. Es geht zudem um einen Verteilungskampf, um einen verdammt großen und lukrativen Kuchen. Klar, dass diejenigen, die am bisherigen System partizipieren und davon profitieren, auch daran festhalten wollen. Das ganze öffentlich-rechtliche Mediensystem gehört auf den Prüfstand. Kosmetische und vereinzelte Programmkorrekturen werden daran nichts ändern.

  42. @ProFixx: Ignorieren kann man alles. Mit dem Verweis auf Gesetze und zuständige Gremien hat sich grundsätzlich jegliche Kritik erledigt. Ob eine Gesellschaft Unwahrheiten in der Berichterstattung einfach hinnehmen soll oder nicht, ist eine kulturelle Frage, mit der man sich im Sinne einer kritischen Öffentlichkeit auseinandersetzen sollte.
    Was Florida-Rolf betrifft, so ist der Fall aus meiner Sicht eindeutig: Hier ging es um ein legitimes öffentliches Interesse (mutmaßlicher Missbrauch von Sozialleistungen). Abgesehen davon, hatte auch Florida-Rolf Anspruch auf wahre Tatsachenbehauptungen.

  43. @ProFixx: Wo ich gerade noch Ihre Ausführungen zu den öffentlich-rechtlichen Sendern lese, die 80 Prozent ihrer Sendezeit dem Schunkeln reservieren. Wo genau haben Sie diesen Anteil gemessen? Im Deutschlandfunk? Auf Phoenix? Bei Arte? Oder war es 3sat? Doch nicht zdf.kultur?

  44. @ user unknown:
    Ich halte die „wahren Royals“ – nicht jedoch die vielen eingeheirateten, eingekauften, selbsternannten, mediengeilen, blut- und geistesarmen Blaublütigen und Möchtegern-Adligen – für fähig genug, die eigene Würde, den guten Ruf und die Familientraditionen zu wahren und über den Dingen zu stehen, gemäß dem Motto: „noblesse oblige“. Dazu gehört auch, sich nicht der Yellow-Press zu bedienen und nicht jeden stinkenden Pups der Boulevardblätter zu kommentieren. Damit würde man ja zugeben, diese Blätter zu lesen und das Geschreibe auch noch ernst zu nehmen. Wer Wert auf Anstand, Respekt, Kultur, Bildung etc. legt, der pflegt Diskretion und Understatement und ist daran interessiert, nicht in einem Atemzug mit Boulevardmedien genannt zu werden. Häufig ist Nichtbeachtung die einzige und wirksamste Methode, niveaulose Schreiberlinge und die davon lebende Yellow-Press abzustrafen. Das Gegenteil von Missachtung und Geringschätzung wären Beachtung und Wertschätzung. Wie gesagt, Prinz Friso (r.i.p.) bedarf nicht meiner Unterstützung.

  45. @ Blunt:
    Meine Kritik bezog sich nur auf das Hauptprogramm von ARD und ZDF, die den Löwenanteil der Zwangsgebühren auf sich vereinen, nicht auf die von ihnen angeführten Spartenkanäle. Ich habe 2x über 3 Monate (01.03.2011 bis 31.05.2011 und 01.09.2012 bis 30.11.2012) das Programm von ARD (das Erste) und ZDF (das Zweite) ausgezählt und der Kategorie „Unterhaltung“ zugeordnet. Da blieben leider nur 20% übrig, die sich mit dem allerbesten Wohlwollen gerade noch als Sendebeiträge den Kategorien „Kultur, Bildung, Information, Dokumentation“ zuordnen ließen. Die absolute Quotenfixierung lässt ja kaum noch eine Unterscheidung und Abgrenzung von den Privaten zu – zumindest was den Nachmittag, Vorabend und die Prime-Time betrifft.

  46. @ProFixx: Sehr wirkungsvoll ist das Ignorieren durch diese wirklich echten Noblesse(TM) aber nun auch eher nicht, oder? Fragen wir doch mal „Suse“ oder „yellowfee“, inwieweit sie sich dadurch abgestraft fühlen. Am Weiterschmieren hindert sie das nachweislich jedenfalls nicht.

  47. @ProFixx: Ich finde es eher nicht so legitim Volksmusik, Soaps usw. von ARD/ZDF mit Lügen und unmoralischen Verhalten der hier diskutierten Presseerzeugnisse zu vergleichen oder sonst wie gegeneinanderzustellen. Das ist doch nicht wirklich ihr Ernst oder?
    Lustig auch ihre eigene Zählung über ein paar Wochen, die sie zu Ihrem Weltbild hinkonstruieren.

  48. @ inga:
    Ich bleib‘ dabei: wenn ein „Jounalist“ nach etwas strebt, dann ist es doch, Beachtung und über diese Wahrnehmung eine medienwirksame Verbreitung zu finden. Wenn aber seine Ergüsse keine Abnehmer bzw. keine Resonanz finden, ist doch Nichtbeachtung das ganze Gegenteil des Bezweckten und damit eine „Strafe“. Ich stimme Ihnen ja zu, abhalten vom Schreiben lässt sich ein Schreiberling davon nicht. Auch finden sich immer genügend Abnehmer für jede Art von Boulevardjournalismus, so dass dieser wohl nie aussterben wird. Dem sollte man nicht noch durch zusätzliche Medienresonaz Vorschub leisten. Ich finde es ja nur schade um die vielen Bäume, die für all das unnütz und niveaulos bedruckte Papier ihr Leben lassen müssen…

  49. @ Ste: Was ist an meiner Zählung lustig? Machen Sie sich doch mal selbst die Mühe, die postulierte Qualität von ARD und ZDF anhand konkreter Fakten nachzuweisen. Da werden Sie nicht viel finden, womit sich diese Qualität belegen lässt! Sendezeiten zu erfassen ist doch ein probates und vor allem für jedermann zugängliches Mittel, den im absolut Verborgenen handelnden Öffentlich-Rechtlichen den Spiegel vorzuhalten. Ob Sie 2x 3 Monate erfassen (das sind immerhin 1.440 Sendestunden) oder ein ganzes Jahr, da wird sich auch über 12 Monate kein grundsätzlich anderes Gesamtbild ergeben. Ostern und Weihnachten, oder zu Zeiten einer Olympiade oder Fußball-WM sieht es zuungunsten von Bildung und Kultur noch viel verheerender aus. Doch dazu müsste man ja etwas von Statistik und statistischen Gesetzen verstehen. Ich respektiere ja auch, dass Sie ARD und ZDF verteidigen. Allerdings habe jedoch mit keiner Silbe behauptet, dass Volksmusik im Ersten verlogen und unmoralisch ist. Ich behaupte nur, sie ist nicht warheitsgemäßer und moralischer als Volksmusik bei RTL oder Pro7 und sie erfüllt zu keiner Zeit einen Bildungsauftrag. Volksmusik und Soaps sind nichts, für deren Finanzierung man ein ganzes Volk zu Kasse bitten müsste. Den Zwangsgebühren kann ich leider nicht entgehen und damit muss ich auch noch einen Beitrag zum Überleben all dieser Zwangsbespaßungen und Trashsendungen leisten. Bei „die aktuelle“ habe ich die Wahl: nicht kaufen, nicht lesen, 100% ignorieren! Das macht sie mir wiederum sogar sympathisch!

  50. @ProFixx

    Einen „Bildungsauftrag“ für die ÖRs gibt es so nicht. Im Rundfunkstaatsvertrag steht was von Grundversorgung. Und die beinhaltet neben dem Zeugs, was der selbsternannte Bildungs- und Wutbürger selbstverständlich und auch jeden Tag 28 Stunden auf Arte guckt, halt auch Mutantenstadl und sonstige Unterhaltung. Abgesehen davon zeigen RTL und Pro7 keine Volksmusik.

  51. @ Blunt: Die ganze Diskussion um eine fehlerhafte Kaffeesatzdeutung der „aktuellen“gibt diesem Blatt doch erst eine Dimension und Bedeutung, die sie nicht verdient. Das Blatt ist doch nicht federführend in der öffentlichen Meinungsbildung in Deutschland, oder sind wir schon so tief gesunken? Das, was unsere Politiker zur Durchsetzung ihrer Parteiinteressen im Bundestag an Lügen, Halbwahrheiten und unbewiesenen Behauptungen auf den Tisch bringen, darüber schreiben ja nicht einmal die seriösen Blätter – oder nicht in dem Umfang, wie es der politischen Tragweise gerecht wäre. Aber solange man sich über „die aktuelle“n dreisten Lügen über Prinz Friso aufregt, scheinen die Prioritäten ja klar. Wenn ich Journalist wäre, würde ich mir jedenfalls keinen der die Zukunft des Abendlandes kaum gefährdenden viertklassigen Nebenkriegsschauplätze aussuchen. Herr Niggemeier – Sie haben würdigere Gegner verdient!

  52. ich kann dem kommentar nummer 13 nur zustimmen, da ich ähnliche erfahrungen gemacht habe. die diskussion finde ich also völlig überflüssig. aber gut…

  53. Hat der Torsten ja in seinem in #43 verlinkten Blogpost schon super zusammengefasst:

    Da nennen sich professionelle Lügner „Journalisten“, wie sich billige Nutten gerne „Escorts“ nennen. Beide Berufsgruppen scheuen die Wahrheit, und schießen gerne auf den Überbringer der schlechten Nachricht.

    @33 Alex: Für einen Blogger ist ein Blogpost wie ein Baby, insofern Nachwuchs. ;-)

  54. Ach ProFixx, gääähn, zum Thema GEZ Für und Wider und Programm der ÖR top oder flop hatten wir doch schon im Frühjahr diesen Jahres bis zur Schmerzgrenze.Tut mir ja leid, dass Sie sich langweilen wenn Sie ARD und ZDF einschalten, ich lese ja dann gerne auch mal ein Buch.
    Nichtsdestotrotz hinkt ihr Versuch verschiedene Sachen in die Arena zu werfen, die Ihnen stören, um Ihre Meinung zu untermauern, dass „die aktuelle“ doch sowas von egal, aber die GEZ doof ist. Dieses Muster kenne ixh eigentlcih nur von Kindern, die alles in den Schrank werfen was Mama nicht mag, Tür zu, aus den Augen aus den Sinn. Auch wenn ich „die aktuelle“ nie kaufen werde und auch nie gekauft habe, aber sicher hier und da im Wartezimmer sah und schonmal die Kreuzworträtsel probierte, entbindet es mich doch nicht davon menschlich zu reagieren und zu sagen, dass dieses Verhalten und Denkmuster von anderen Mitmenschen zu verachten und zu diskutieren ist.

  55. @ Linus: Die ÖRs pochen mit Vehemenz auf den verfassungsmäßigen Versorgungsauftrag und die gesetzliche Bestands,- Finanzierungs- und Entwicklungsgarantie. Das ist ihre Lizenz zum Gelddrucken. Bloß sagt keiner, worin diese „Grundversorgung“ besteht. Bildung, Kultur und Information dürften es bestimmt nicht sein, wie allenthalben die jährlichen Pisa-Vergleichsstudien belegen. O.k., die Oberen von ARD und ZDF zählen selbst die seichteste Karnevalsunterhaltung und den 25. Regional-Tatort noch zur Grundversorgung hinzu. Wenn der Gesetzgeber mit derselben Sorgfalt auf die Verwendung der Gebührengelder schauen würde, wie er den Missbrauch von Sozialleistungen in diesem Land bekämpft, gäbe es die Gebührenverschwendung bei ARD und ZDF nicht.

    Übrigens:
    RTL- Heimatmelodie
    RTL – Ultimative Chartshow: Schlagerstars
    RTL plus: Krone der Volksmusik
    RTL – Zum Stanglwirt
    RTL: TV-Total Pokernacht mit Florian Silbereisen
    SAT 1: Feste feiern (mit Marianne & Michael)

    Sie haben jedoch Recht: Volksmusik ist die absolute Domäne von ARD und ZDF.

  56. @ProFixx: Ich habe verstanden, dass Sie sich für das Thema dieses Blog-Eintrages nicht interessieren und lieber über ein anderes diskutieren wollen. Das müssten Sie allerdings anderswo fortsetzen.

  57. @ProFixx: Ich komme mit Ihrer Argumentationslinie einfach nicht ganz klar. Bei der Presse fordern Sie den Rezipienten auf, Unliebsames einfach zu ignorieren. Beim ÖR bekommen Sie die gewünschte Erfüllung des Bildungsauftrags (gesetzt den Fall, dass es den überhaupt so gibt) – nur geschieht das nicht auf allen Kanälen. Es gibt ja gute Gründe, darüber zu streiten, ob die Aufteilung in Spartenkanäle wirklich so sinnvoll ist. Aber mit Ihrer Forderung, einfach wegzuschauen, wenn einem was nicht passt, kriege ich diese Rundfunkkritik nicht wirklich zusammen.

  58. Dazu gehört auch, sich nicht der Yellow-Press zu bedienen und nicht jeden stinkenden Pups der Boulevardblätter zu kommentieren. Damit würde man ja zugeben, diese Blätter zu lesen und das Geschreibe auch noch ernst zu nehmen.

    Falscher Rückschluss, Übertreibung, Strohmann.

    Man kann ein Büro beschäftigen, dass solche Artikel bekämpft, mit Zuziehung eines Anwalts der das Grobe erledigt. Niemand zwingt einen sich um Pupse auch zu kümmern – das war Deine Phantasie und wurde meinerseits nicht mals angedeutet.

    Was sich andere aber dabei denken, wenn sie verklagt werden, das könnte man selbstbewusst ignorieren.

  59. RTL– Heimatmelodie
    1984–1994

    RTL — Ultimative Chartshow
    120 Ausgaben, 1x Schlager, 0x Volksmusik

    RTL plus: Krone der Volksmusik
    1992

    RTL — Zum Stanglwirt
    1993 bis 1997

    RTL: TV-Total Pokernacht mit Florian Silbereisen
    ich werde das nicht mit einem inhaltlichen Kommentar würdigen

    SAT 1: Feste feiern (mit Marianne & Michael)
    1989-1990

  60. Ich finde interessant, in wie weit die Kommentaren an der Aussage von Yellowpress vorbeigehen.

    Sie schreibt nicht, dass sie Journalismus macht, sondern Unterhaltung. Und Unterhaltung darf erfinden.

    Ob manche Leute das glauben oder nicht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Aber es gibt auch Leute die gehen ins Kino und empören sich bei Herr der Ringe dass das alles erfunden ist, und halten Drei Engel für Charlie für die Realität.

  61. @Monika:

    Das Problem ist aber doch, dass die Fiktion als Realität verkauft wird. Wenn ich einen Film schaue oder einen Roman lese, dann kann die Handlung darin gar nicht der Wahrheit entsprechen, weil die Personen, die darin vorkommen, ohnehin frei erfunden sind. Die Yellow Press erfindet aber Geschichten über real existierende Personen und weist nicht darauf hin, dass die Geschichten erfunden sind.
    Oder was würden Sie sagen, wenn jemand mit dem Ziel, andere zu unterhalten, sagen würde: „Die Monika ist übrigens schwanger/tot/krebskrank/im Koma“ oder ähnliches, obwohl sie weiß, dass es nicht stimmt?

  62. Liebe Monika, auch nochmal an Sie: Auch Unterhaltung sollte aber nicht luegen, egal wie oft hier Verrenkungen mit Klatsch, Spekulation oder Erfinden gemacht werden.

  63. @Philipp,

    wird das? Zu mindest die Yellowfee sagt mit keinem Wort, dass sie annimmt die Wahrheit zu verkaufen, sie verkauft ihrer Aussage nach Unterhaltung (die ja nichts mit Wahrheit zu tun haben muss). Weil manche Menschen das als Wahrheit empfinden, ist etwas anderes.
    Bezüglich der Aussage mit Gerüchten über meine Person, interessantes Argument. Geht aber hier total vorbei.
    Und ich kann es an mir selbst sogar erläutern. Monika ist erstmal ein Kommentarname. Vielleicht heiße ich Monika, vielleicht aber auch Chantal, Bettina oder Hans-Jürgen. Ich habe aber mit dem Namen eine Identität gewählt. Eine Kunstfigur sozusagen. Würde ich mich Chantal nennen, würde man mich hier anders behandeln, als Betty ebenfalls und auch als Hans-Jürgen.
    Sich also Behauptungen über eine Kunstfigur auszudenken, die ja nicht die realle Person sind, wäre also sich Fiktion über Fiktion auszudenken.
    So, und ich behaupte nun einfach hier mal, die Prominenten über die in der Yellowpress berichtet wird, sind vor allem ein solche Kunstfiguren. Klar existieren Menschen dahinter, aber diese Menschen achten darauf, dass sie als die Personen dargestellt werden, als die sie selbst dargestellt werden wollen. Die Queen würde sicherlich nicht in Jogging Hose vor dem TV mit einem Fertiggericht ablichten lassen. Selbst wenn sie das gerne macht. Das Bild, was sie in der Öffendlichkeit von sich haben will, ist ein anders. Damit sind aber diese Personen auch irgendwie Kunstfiguren. Und über Kunstfiguren Fiktion zu machen, finde ich irgendwie, ist Unterhaltung.

    @dermax,

    was ist den eine Lüge? Wenn ein (nicht-dokumentar-)Film sagt 1999 war Helmut Schröder Deutscher Bundeskanzler? Ein Unterhaltungsfilm. Definitiv eine falsch Aussage, ja, aber ist es eine unzulässige Lüge?

  64. @ Monika (75)

    Eigentlich hat Philipp im Kommentar 76 schon den Unterschied dargestellt, aber:

    Wirklich, Menschen beschweren sich, dass Herr der Ringe erfunden ist?
    Deren Anzahl dürfte aber doch sehr gering sein. Mir ist ein solcher Mensch noch nie begegnet.

    Und wirklich, Sie vergleichen diese Leute mit jenen, welche Falschmeldungen über reale Personen, noch dazu über Schwerkranke kritisieren?

    Kleine Anekdote am Rande:

    Während eines Krankenhausaufenthaltes warf ich auch mal einen Blick in ein solches Blatt (ich weiß nicht mehr, in welches). Als Blickfang diente dem Deckblatt die Schlagzeile (aus meiner Erinnerung nachempfunden): „Schockierendes Schicksal – Günther Jauch spricht exlusiv über seine schwere Kindheit“. Im Artikel erfüllte sich diese Schlagzeile dann darin, dass Günther Jauch sagte, seine Eltern hätten ihn als Kind zum Blockflöteunterricht geschickt, was ihm keinen Spaß gemacht habe. Das ist natürlich ungleich harmloser als die hier besprochenen Artikel.

    Ich mache mir dann ja doch Sorgen, dass es offensichtlich Leute gibt, die diese Zeitschriften mehr als einmal Lesen (eigentlich werden sie doch immer wieder enttäuscht, dass nun doch nichts hinter den Schlagzeilen steht).

  65. @Monika

    Wer glaubt, dass Der Herr der Ringe oder Charlie’s Angels die Realität darstellt ist ein Stück Toastbrot, aber genügend Leute glauben das, was eben in den Klatschblättern steht.

    Da geht es nämlich nicht um Magie oder einen Hubschrauber der von einem Staudamm fällt, sondern um Menschen die es wirklich gibt und ihre „Schicksale“.

    Medien haben auch eine Verantwortung, dass da nicht alles Unterhaltung ist und alle Spaß haben bis jemand ein Auge verliert sollte eigentlich bekannt sein.
    Spätestens seit „War of the Worlds“ von Orson Welles.

    Aber auch fiktive Geschichten in den seriösen Medien, also beispielsweise Staatsfeind Nr. 1 (es könnte ja passiert sein, wird aber geheim gehalten) oder The Walking Dead or Die Simpsons unterscheiden sich von den Inhalten aus den Klatschblätttern.

    Dort wird auf die Continuity geachtet und wenn jemand auf dem Cover stirbt, dann lebt der nicht plötzlich eine Woche später wieder auf dem Cover und keiner hinterfragt was passiert ist.
    (Wobei The Walking Dead in diesem Fall natürlich die berühmte Ausnahme von der Regel ist – allerdings wäre es doch sehr verwunderlich wenn Friso nächste Woche wieder „lebt“ und nach menschlichem Blut giert)

  66. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, was an Prinz Frisos Chronik eines angekündigten Todes so prima „unterhaltend“ sein soll. Zittert man da mit bei reichlich Popcorn mit, oder was?

    Letztendlich, und da ist es dann auch schon fast egal, ob erfunden oder nicht, geht es um reine Voyeurismusbefriedigung. Und einen bequemen Ablasshandel für das Fehlen von Empathie im eigenen Leben und Herzen. Gegen Asylbewerberheime vor der Nase auf die Straße rollern, aber ne Kerze für Lady Di anzünden. Ich bin doch ein guter Mensch, ich hab ja schließlich Gefühle.

  67. @Monika: Wenn die Prominenten sich selbst als Kunstfiguren verstehen – warum führen dann viele von ihnen Prozesse gegen derartige Berichterstattung?

  68. @Monika: Bei Fernseh- und Kinofilmen gibt es einen sogenannten „Vorspann“, der aussagt, wer da mitspielt, wer ihn gedreht hat und so… klingt komisch, ist aber so… und um beim Toastbrot zu bleiben: jeder halbwegs zum Denken fähige Zuseher weiss dann, was da kommt, nämlich kein Tatsachenbericht.

    Bei den hier diskutierten Zeitschriften hat es sowas nicht.

    Und bei dem Bogen, dass man sich Geschichten über die Queen ausdenken darf, weil sie in der Öffentlichkeit keine Jogginghose trägt, bin ich ehrlich gesagt endgültig ausgestiegen.

  69. @ Monika:
    Wenn es ohnehin nicht um den Wahrheitsgehalt dieser Gazetten geht, warum hat dann die Neue Welt der Frau ihre Ausgabe einbehalten und kam einen Tag verspätet mit anderer Titelstory an den Kiosk? Wenn es doch sowieso keine Rolle spielt, was spräche denn dagegen, Friso eine mögliche Wunderheilung zuzusprechen?
    Und warum wird versucht, eine geheimnissvolle Quelle („ein Freund…“) ins Spiel zu bringen? Eine Quelle braucht man für Fiktion nicht. Und warum bezeichnen sich viele der Gazetten-Schreiber als Journalisten und nicht als Autoren o.ä.?

    Die Yellowfee weiß ganz genau, dass sie gar nichts verkaufen würde, wenn nicht unterschwellig die Botschaft der Wahrheit in ihren Texten mitschwingen würde.

  70. Wer sich darüber mokiert, dass ein Fokus auf die aktuelle unwürdig sei, ist zynisch und hat den Glauben an eine bessere Welt aufgegeben. Ich finde, Stefan Niggemeier hat einen Orden verdient für seine stetigen Bemühungen, die Verdummungsmechanismen in unserer Gesellschaft aufzudecken. Er leistet damit einen größeren Beitrag zur Aufklärung und Demokratisierung als alle Spiegel, Focusse, Zeiten etc. zusammen, die sich nicht mit „so etwas“ abgeben würden. Aber gerade diese „kleinen“ Unterhaltungen sind es, die eine Gesellschaft unmündig halten – und zwar bewusst und – wie ich glaube – auch beabsichtigt. Und genau da liegt der „große“ Skandal.
    Ich jedenfalls freue mich auf jeden störrischen Beitrag von S.N., der uns immer wieder mit der Nase auf die subtil wirksamen Entdemokratisierungsversuche stößt.

    PS: und über den Beitrag von Joerg Kachelmann (31). Grandios!
    (Schreibt das wirklich Joerg Kachelmann? Oder ist das ein Pseudonym?)

  71. Die nebenbei geäußerte Kritik an Ulrike Kaiser ist mehr als unangebracht und zeigt, dass die ganze Niggemeier-Bande selbst ein Haufen verkappter Boulevardjournalisten ist. Anstatt so wie „Bild“ Totschläger und Banditen an den Pranger zu stellen und mit vollem Gesicht und Namensnennung zu zeigen machen die Niggemeiers es immer öfter mit den Journalisten in den Schreibstuben. Deren Gesichter werden nicht gepixelt (so wie gestern bei „Deutschlands fleißigste Hetzer“ auf BildBlog), deren Namen werden deutlich genannt. Weil die Bild-Reporterin sich ja freiwillig auf das Bild gestellt hat, während die Schulschwänzer-Familie dazu gezwungen wurde??

    Ulrike Kaiser hat es ganz deutlich gesagt:

    „Und wir gehen davon aus, dass es nicht immer im Verschulden des einzelnen Journalisten liegt, ob er sich an den Pressekodex halten kann oder nicht.“

    Das will der Niggemeier nicht hören und dreht es sich so zurecht:

    „Sie macht aus dem Unterschied zwischen der »Regenbogenpresse« und Medien, die zumindest theoretisch den Anspruch haben, ihre Leser zutreffend zu informieren, eine Geschmacksfrage.“

    und:

    „Auch die Erzähler von »Unterhaltungsmärchen« sind für sie selbstverständlich »Journalisten«“

    Aber der Herr Niggemeier liest eben auch nur das, was er lesen will und biegt es sich dann zurecht – ein echter Boulevardjournalist eben.

  72. @Peterchen: „Bande“ ist süß.

    Aber der von Ihnen zitierte Satz ist ja fast noch trauriger als alle anderen von Frau Kaiser. „Und wir gehen davon aus, dass es nicht immer im Verschulden des einzelnen Journalisten liegt, ob er sich an den Pressekodex halten kann oder nicht.“ Die armen Journalisten bei der „aktuellen“ und anderswo werden von ihren Chefs zum Lügen, Diffamieren, Totschreiben gezwungen? Sie sind dafür nicht selbst verantwortlich? Und können aus einer Art Befehlsnotstand heraus nichts dagegen tun, weil sie, wenn sie kündigen würden, um einem anständigen Beruf nachzugehen, hungern müssten?

    Was für eierlose Wesen dieser DJV vertreten muss.

  73. #89
    „Und können aus einer Art Befehlsnotstand heraus nichts dagegen tun, weil sie, wenn sie kündigen würden, um einem anständigen Beruf nachzugehen, hungern müssten? “

    Naja, so etwas wird hier „öffentlich“ keiner zugeben. Es sind vermutlich bei vielen (schreibenden) Menschen jedoch zumindest die gefühlten Werte…

  74. @Stefan Niggemeier: Das finde ich allerdings schon auch wieder zu einfach. In der Tat werden viele junge Journalisten zu dreckiger Arbeit gezwungen – von Verlagen, die ihnen eine seriöse Anstellung versprechen, wenn sie nur erst mal ein, zwei Jahre zu Dumpinglöhnen ihre Seele verkaufen. Und da lässt sich leicht von „Eiern“ reden, wenn man als längst etablierter Journalist nicht auf jeden Strohhalm angewiesen ist, womöglich auch noch Verantwortung für eine junge Familie übernehmen muss. Dass der DJV hier differenziert, ist mehr als angemessen.

  75. @Blunt

    Das mit dem „zu dreckiger Arbeit gezwungen“ werden, ist mir zu billig. Wie genau hab ich mir das vorzustellen? Wenn man dann erstmal lange genug durch einen Lügenwald aus Blut, Schweiß und Sperma gewatet ist, um als „etabliert“ zu gelten, schaltet man auf einmal sein Gewissen an und arbeitet von jetzt auf gleich nur noch für das Wahre, Schöne, Gute?

  76. @Linus: Sie bekommen ein Volontariat im Gong-Verlag (in dem auch „die aktuelle“ erscheint) und hoffen, am Ende für die TV-Zeitschrift „Gong“ arbeiten zu dürfen – was vielleicht nicht jedermanns Sache ist, aber eine an und für sich anständige Angelegenheit. Zu der Ausbildung gehört wie in jedem Volontariat der quartalsmäßige Wechsel von Redaktion zu Redaktion, weshalb Sie irgendwann auch mal bei der „aktuellen“ sitzen. Sie machen den Dreck mit, ekeln sich, aber sagen sich: Okay, ist ja nur für drei Monate, danach bin ich wieder auf einer anderen Station. Nach zwei Jahren dann, wenn es um die Übernahme als Redakteur geht, teilt Ihnen der Chef mit: Lieber Herr Linus, wir möchten Sie gerne behalten, planen mit Ihnen langfristig was Großes, Sie müssten allerdings zunächst einmal ein Jahr bei der „aktuellen“ aushelfen. Zuhause sitzt die schwangere Ehefrau, und wie es auf dem Arbeitsmarkt für Journalisten aussieht, ist bekannt. Ob sie das versprochene Wahre, Schöne, Gute jemals sehen, ist völlig ungewiss – vielleicht sitzen Sie in zehn Jahren immer noch da. (Wie es im Gong-Verlag konkret läuft, weiß ich nicht, aus einem anderem Verlag aber ist mir dieser Ablauf so bekannt).

  77. @Blunt

    Sie machen den Dreck mit

    ist das richtige Stichwort. Warum? Hat man als Volontär (trotz jugendlich-naivem „Ich verbesser die Welt“-Verve) noch kein Gewissen, keinen Geschmack, keinen Instinkt? Bzw., wie soll denn überhaupt was „anständiges“ aus mir werden können, wenn ich mich zwecks Versorgung meiner schwangeren Ehefrau nicht nur prostituiere, sondern dabei auch noch andere mit Dreck beschmeiße? Ja, die schwangere Frau muss was zu beißen haben, aber wenn ich vor dem Spiegel nur noch kotzen muss, nutzt das kurz-, mittel- und langfristig auch niemandem. Und wenn ich nicht mehr kotzen müssen sollte, bin ich meinem Kind auch bestimmt ein prima Vorbild.

    Gerade in halbwegs kreativen Bereichen (und meinetwegen auch im Fussball) finde ich die Vorstellung (oder besser: Hoffnung) höchst absurd, nach einer Phase des sich schön Anpassens, in der Lage zu sein, wenn von der Leine gelassen, unglaublich bahnbrechend innovative Sachen zu bewerkstelligen.

  78. @Linus: Sie hätten also schon im Volontariat hingeschmissen, selbst wenn Sie nur einen einzigen Tag bei der „aktuellen“ hätten reinschauen müssen?

  79. @Blunt: Wieviel wollen Sie jetzt noch reinkonstruieren in Ihr Szenario? (Ich fand den Einwurf von „user unknown“ sehr nachvollziehbar.)

    Dass es Strukturen, Vorgesetzte, Umstände, Notlagen gibt, die ihren Teil beitragen — logisch. Aber die Frage ist schlicht: Bin ich selbst für mein Handeln verantwortlich, wenn ich in einer solchen Redaktion arbeite.

  80. @Stefan Niggemeier: Natürlich, das können Sie so sehen. Sie können auch den Angestellten bei McDonalds ihre Unterstützung für den Raubbau an Urwäldern für die benötigten Rinderherden vorhalten, Beschäftigen in Drückerkolonnen ihre dubiosen Verkaufsmethoden und bulgarischen Billiglöhnern in norddeutschen Fleischereien ihre Unterstützung für die Massentierhaltung. Sie können all diesen Menschen sagen: Macht doch einfach was anderes!

  81. Ach so, und was das „konstruierte“ „Szenario“ betrifft: Ich erlebe genau das tagtäglich, wenn auch auf etwas höherem Niveau (und natürlich nicht immer mit Schwangerschaften). Aber das kann man sich vielleicht nicht vorstellen, wenn man in den letzten zehn Jahren nur Spiegel und FAS von innen gesehen hat.

  82. @Maria W. #87

    Wenn ein Jörg Kachelmann hier postet, dann gehe ich davon aus, dass es der echte ist, da Herr Kachelmann auf diesem blog vor langer Zeit auch schon einmal einen Gastbeitrag geschrieben und auf seine Anklage und seinen Prozess betreffende Artikel geantwortet hat.
    Herr Niggemeier würde aus diesem Grund die Beiträge falcher „Kachelmänner“ sicher sperren.

  83. @Blunt: Dann haben wir ja den Satz aus der Überschrift dieses Eintrags komplett: „Ich arbeite bei ‚die aktuelle‘ und kann prima in den Spiegel schauen, weil mir daraus mein Chef entgegen schaut, der mir sagt, was ich zu tun habe und mir versprochen hat, dass ich nach dem Mist hier später was Ordentliches machen darf.“

  84. @Stefan Niggemeier: Vielleicht denken Sie später noch mal unvoreingenommen über meinen Einwand nach.

  85. @blunt: Ok, Life’s a double bind; es gibt kein richtiges Leben im falschen. Wissen wir, kennen wir, verstehen wir. Bis zu einem bestimmten Punkt. Mag sein, man ist dazu verdammt, Kotzen zu müssen, aber darauf achten, dass man den Wind dabei im Rücken hat, kann man doch. Ihre Sätze kommen mir vulgärrelativistisch vor. Mit dieser Haltung kann man letztlich alles erklären, nivellieren, bagatellisieren. Die Umstände halt. Außerdem gibt es natürlich einen Unterschied zwischen einem Burgerbrater bei McDonalds und einem Journalisten, der aktiv und bei vollem Bewusstsein durch Lügen einem Menschen Schaden zufügt.

  86. @99: Wo Sie grad beim Aufzählen waren: amerikanischen Soldaten für ihre Beteiligung am Morden, NSA-Mitarbeitern für das widerrechtliche Abhören der UN…

    Es mag sein, dass es Lebenssituationen gibt, in denen man seine moralischen Prinzipien über Bord wirft. Wenn es für jemanden schlichtweg ums Überleben geht, ist das bis zu einem gewissen Punkt auch noch nachvollziehbar. Diejenigen Journalisten, die sich für Lügengeschichten im Boulevard“journalismus“ hergeben, müssen sich aber dennoch unmoralisches Handeln vorwerfen lassen. Ich denke, insoweit ihr Intellekt weit genug reicht, um das selbst zu erkennen, sind sie auch gezwungen, etwas daran zu ändern.

  87. @Wendy Gondelntrauertragen, @gebimmel: So und nicht anders meinte ich es: Es ist ein ekliges Geschäft. Manche tun es aus Überzeugung (ob „Yellowfee“ wirklich Redakeurin ist oder nicht vielleicht der Verlagssprecher wissen wir nicht), viele aber aus Umständen, die sie eben nicht beruhigt „in den Spiegel schauen“ lassen (weshalb Kommentar 102 völlig abwegig ist). Selbstverständlich befreit sie das nicht vor ihrer moralischen (gesellschaftlichen) Verantwortung. Und natürlich sollte man als erwachsener Mensch irgendwann erkennen, an welchem Spiel man da eigentlich teilnimmt. Dass eine Gewerkschaft aber auch diese Kollegen vertritt und bei einer Beurteilung ihrer Tätigkeit die Mechanismen dieser Branche berücksichtigt, finde ich richtig.

  88. @blunt: ok, kann man so sehen. das ist aber schon etwas anderes als: „In der Tat werden viele junge Journalisten zu dreckiger Arbeit gezwungen“.

  89. @Wendy Gondelntrauertragen: Das war ja aber auch eine Reaktion auf den Artikel davor („eierlose Wesen“). Für mich sind es immer noch Menschen – trotz allem.

  90. @ Monika

    Es geht mir auch nicht darum, ob Sie wirklich Monika heißen. Ich bin in meinem Beispiel davon ausgegangen, dass jemand, der Sie kennt und weiß, wie Sie wirklich heißen, derartige Gerüchte anderen Leuten erzählt, die Sie ebenfalls kennen und wissen, wie Sie wirklich heißen. Oder sind Sie außerhalb von Kommentarspalten im Internet auch eine „Kunstfigur“, die niemandem ihren richtigen Namen erzählt?
    Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob sich alle Prominenten, über die in der Yellow Press erfundene Geschichten verbreitet werden, als „Kunstfiguren“ begreifen, denen es scheißegal ist, dass in auflagenstarken Zeitschriften wahrheitswidrig behauptet wird, sie seien tot/im Koma/seit kurzem getrennt oder sonstwas. Mag sein, dass sie darauf achten, dass „sie als die Personen dargestellt werden, als die sie selbst dargestellt werden wollen“. Aber ob dazu auch gehört, dass über einen verbreitet wird, man sei tot/aus dem Koma aufgewacht oder sonstiges, darf man doch zumindest bezweifeln, oder nicht?
    Wahrscheinlich haben Sie recht, wenn Sie annehmen, dass die „Yellowfee“und andere, die für die Klatschpresse arbeiten, nicht das Gefühl haben, die Wahrheit zu verkaufen. Ich würde eher annehmen, dass sie genau wissen, dass sie das nicht tun. Aber ob die Leser das, was sie lesen, für die Wahrheit halten, spielt überhaupt keine Rolle? Oder kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass die alle wissen, dass das Quatsch ist – obwohl diese Zeitschriften nicht darauf hinweisen, dass es das ist? Und wenn das so ist, warum lesen die Leute es dann?

  91. @blunt. ok. aber Sie können nicht beides haben. Entweder stehen Sie dazu, dass es einen „Zwang“ gibt. Dann entfällt meine/Ihre Forderung nach Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung.Wenn Zwang, als eine Art Freiheitsberaubung, einem die Freiheit der Wahl raubt, wird damit die Möglichkeit der Verantwortungsübernahme auch geraubt. Zwang ist in diesem Sinne Gewalt, man müsste dann nachweisen, ob jungen Journalisten in diesem Sinne „Gewalt“ angetan wird.
    Oder Sie stehen dazu, dass man der Pflicht, ebenjene Verantwortung zu übernehmen, nicht enthoben ist, es also diesen Zwang nicht gibt.

  92. @Wendy Gondelntrauertragen: Von „Zwang“ sprach zunächst Herr Niggemeier, der aus dessen Fehlen pauschal ableitet, dass alle in diesem Verlag tätigen einfach mal eben kündigen können und andernfalls halt eierlose Wesen sind. Ich habe mich von dieser einfachen Gleichung zu einer Gegengleichung hinreißen lassen, die in ihrer Zuspitzung wahrscheinlich stellenweise auch zu pauschal formuliert ist. „Zwang“ zum Beispiel ist sicher das falsche Wort, jedenfalls, wenn man es wirklich juristisch interpretiert. „Abhängigkeit“, trifft es vielleicht besser.

  93. @Blunt

    Ich find das sehr niedlich, wie sehr Sie Leute, die vorsätzlich (und, wie Sie unterstellen wider besseren Wissens) anderen Leuten tagtäglich Schaden zufügen einen besonderen Welpenschutz zukommen lassen wollen.

    Man kann sich nicht einerseits über schlechten Journalismus aufregen und andererseits die Protagonisten damit entschuldigen, dass sie halt auch ihre Miete zahlen müssen. Ich bin der festen Überzeugung, dass man Boulevard oder Klatsch-Blätter auch ohne kübelweise Häme auskippende Persönlichkeitsrechtverletzungen machen kann. Man muss es halt nur wollen.

  94. Es ist ja auch so, dass andere bunte Gazetten in dieser Woche ohne dieses Lügenmärchen auskamen. Werden die Journalisten dort nicht bezahlt, oder wie machen die das?

    Die Folgerichtigkeit, mit der das Verbreiten von Lügen mit Familie-ernähren unterstellt wird, ist Teil des Selbstbetrugs und wirkt nicht sehr durchdacht, sondern wie eine Panikreaktion.

  95. @Blunt: Bis zu einem gewissen Grad kann ich Ihre Argumentation ja durchaus nachvollziehen. Aber bulgarische Billiglohnarbeiter etc. als Vergleich ins Feld zu führen ist schon ganz schön ignorant. Dabei bin ich mir durchaus bewusst, dass auch Journalisten häufig in prekären Beschäftigungsverhältnissen zu finden sind. Aber die haben alleine schon wegen ihrer Bildung und ihrer sozialen Schichtzugehörigkeit völlig andere Alternativen als der durchschnittliche Burgerbrater. Und dass „Die Aktuelle“ sektenartige Strukturen etabliert habe und „Abtrünnige“ oder nicht genug Dreck abliefernde Redakteure psychisch und physisch fertig machen würde, wie man das von Drückerbanden kennt (einschließlich Körperverletzung und Freiheitsberaubung), würde zwar einiges erklären, wäre mir aber trotzdem neu.

  96. Mein Gott, ich renne jetzt gleich zum nächsten Kiosk und kaufe alle dort verfügbaren Ausgaben der „aktuellen“ – ich will doch auf keinen Fall mit dran Schuld sein, wenn die armen, schwangeren Ehefrauen der gegen ihren Willen geknechteten Klatsch“journalisten“ qualvoll mitsamt ihrer ungeboren Kinder des Hungers sterben! Was ein herzloses Monster dieser Niggemeier doch ist, dass er nicht erkennt, welch schlimme Einzelschicksale sich da verbergen!

    Blunt, Mitgefühl mit seinen Mitmenschen zu haben ist gut, wichtig und richtig, aber sparen Sie es sich doch bitte für reale tragische Schicksale auf, von denen es leider Gottes wirklich mehr als genug auf dieser Welt gibt. Dass die Redaktionen dieser Drecksblätter voll von herzensguten Menschen ohne auch nur die geringste soziale Absicherung wären, die daher gezwungen sind, sich für diesen ekelerregenden, würdelosen und Persönlichkeitsrechte verletzenden Schund zu prostituieren, um schweren Schaden von sich und ihren Angehörigen abzuwenden, halte ich jedenfalls für ein selten naives und absurdes Hirngespinst.

  97. @Inga: Da haben Sie natürlich recht – wollte ich auch nicht wirklich vergleichen.
    @Squeedly: Sie haben von aktuellen Beschäftigungsverhältnissen im Pressewesen keine Ahnung.

  98. […] aber sinnlosSchutz von Stalking-Opfern: Gefangen im eigenen LebenBradley Manning: Ein Kommentar“Ich arbeite bei ‘die aktuelle’ und kann prima in den Spiegel schauen”BGH zweifelt an AbschiebehaftNachwort zum Kanzleiwechsel von Anja SturmA Jailhouse Lawyer’s […]

  99. @Blunt
    Was man so mitbekommt, sieht es für nicht etablierte Journalisten derzeit tatsächlich alles andere als rosig aus. Aber haben Sie mal gelesen, mit wieviel Wonne und Inbrunst diese vielen Lügengeschichten in diesen Blättern ausgemalt werden? Da braucht mir keiner erzählen, es handele sich bei den Autoren um Menschen, die gezwungenermaßen und mit größtem Widerwillen zu Werke gehen und sich Tag für Tag dafür schämen… nee, das sieht mir eher danach aus, als wären da mehrheitlich lauter „Yellowfees“ beschäftigt.

    Abgesehen davon halte ich diese „aber es sind doch Arbeitsplätze“-Leier eh für die schwächste aller möglichen Entschuldigungen für Dinge, die in der Welt schieflaufen, denn damit kann man letztlich absolut alles rechtfertigen und sich sämtliche ethischen Überlegungen sparen.

  100. @Squeedly:
    „..Abgesehen davon halte ich diese »aber es sind doch Arbeitsplätze«-Leier eh für die schwächste aller möglichen Entschuldigungen ..“

    Stimmt. Durch Abschaffung der Todesstrafe gingen für Henker auch Arbeitsplätze verloren…

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