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Netzeitung jetzt auch mit Video

Toll: „mit Video”! Sogar die klamme Netzeitung kommt also nicht mehr darum herum, die achsobegehrten Bewegtbild-Inhalte anzubieten. Und tatsächlich bietet sie am Ende der entsprechend angeteaserten Agenturmeldung sogar eine „Kurz-Doku“ über Franz Josef Wagner an:

Nun ja: Es handelt sich um die von irgendjemand bei YouTube hochgeladenen ersten zehn Minuten eines halbstündigen Porträt Wagners vom NDR-Medienmagazin „Zapp“ aus dem Jahr 2006. (Ist aber, andererseits, der erste Video-Treffer, wenn man nach „Franz Josef Wagner“ googelt.)

[mit Dank an Clarissa]

Netzeitungs-Reklamationen

Ich finde, die beiden Chefredakteure der „Netzeitung“ (NZ) sollten viel häufiger Interviews geben. Schon das von Michael Angele vor sechs Wochen bei onlinejournalismus.de hatte legendäre Momente. Zum Beispiel diesen:

„‚Vor Ort recherchiert‘ heißt bei uns [neben der Recherche am PC] primär: Telefonieren, telefonieren, telefonieren — wir machen ja sehr viele Interviews –, heißt, schauen, schauen, schauen (TV) und lesen, lesen, lesen (alles, was uns in die Finger kommt).

Oder die Stelle, als Angele gefragt wird, warum die „Netzeitung“ ihre Besucherzahlen nicht von der IVW messen lässt, wie es Standard ist in Deutschland:

„Das ist eine Entscheidung der Geschäftsführung. Es steht mir nicht an, sie hier zu kommentieren.“

Jetzt sprach die „taz“ mit der NZ-Chefredaktion und brachte folgende Geschichte mit:

Matthias Ehlert atmet tief durch. Die Frage war, wozu es seine „Netzeitung“ eigentlich braucht. Ein Standardanfang für ein Interview, einer, bei dem Chefredakteure erst einmal frei über ihre Wünsche und Visionen reden können. Doch Ehlert muss überlegen. Er sitzt im blauen Couchsessel seines Büros nahe der Berliner Friedrichstraße. Vor dem Fenster im zweiten Stock ruckelt alle paar Minuten die S-Bahn vorbei. Währenddessen überlegt Ehlert weiter. Auf dem Tonband sammelt sich eine halbe Minute Stille an, dann hat der 40-Jährige eine Antwort gefunden: „Nachrichten schlägt jeder um. Für mich gilt daher das Kioskprinzip. Es ist eine emotionale Entscheidung, welche Internetseite ich ansurfe.“

Hach. Die beiden scheinen ja noch euphorisierter und euphorisierender zu sein als ihre beiden Porträt-Fotos vermuten lassen.

Die „taz“ hat auch nach der Rubrik „Marktplatz“ gefragt, die hier kürzlich ein Thema war, weil sie so schön auch direkt neben dem „redaktionellen Kodex“ steht, gegen den sie verstößt. Während NZ-Chef Michael Angele hier sagte, der redaktionelle Kodex sollte „rasch überarbeitet werden“, zäumt NZ-Chef Matthias Ehlert in der „taz“ das Pferd von der anderen Seite auf und nennt den Marktplatz „eine Unsauberkeit, die wir demnächst lösen wollen“. (Man sieht, wie clever die Entscheidung ist, sich auch als finanziell schwachbrüstiges Unternehmen zwei Chefredakteure zu leisten.)

Inzwischen hat die „Netzeitung“ eine neue Form nicht gekennzeichneter Werbung akquiriert. Zwischen dem Kopf und den Artikeln liegt eine Art Menuleisten-Imitation von Microsoft Office:

Wenn man mit der Maus darüberfährt, klappt sie sich aus und zeigt anhand der redaktionellen Artikel darunter, wie leicht sich mit dem aktuellen MS Word Texte formatieren lassen:

Toll, oder?

Nachzutragen wäre noch, dass die NZ den zusammengestümperten Artikel über Second Life unauffällig nachbearbeitet hat: Fehler wurden korrigiert, schwierige Stellen gestrichen. Dagegen scheinen N24.de und sat1.de nun dauerhaft mit der grottigen Originalversion leben zu müssen, die ihnen die „Netzeitung“ geliefert hat. Vielleicht sind NZ-Artikel vom Umtausch ausgeschlossen.

Fehler-Outsourcing mit der „Netzeitung“

Deutschlands zweitgrößter Privatsender Sat.1 kann oder will es sich nicht leisten, eigene Nachrichten für seinen Online-Auftritt zu produzieren. Deshalb ist das, was unter Thomas Kauschs Gesicht veröffentlicht wird, „powered by N24.de“.

Aber auch Deutschlands größter privater Nachrichtensender N24 kann oder will es sich nicht leisten, eigene Nachrichten für seinen Online-Auftritt zu produzieren. Er lässt sich die Inhalte von der „Netzeitung“ zuliefern.

Und so erscheinen viele Nachrichten wortgleich auf netzeitung.de, N24.de und sat1.de. Das ist vielleicht nicht ideal, sagt auch etwas über die Nachrichtenkompetenz von N24 aus, könnte aber ja Vorteile für die Leser haben: Durch die mehrfache Verwertung einmal erstellter Inhalte wachsen die Erlöse, die man in eine höhere Qualität der Inhalte investieren könnte.

Ja, das ist graue Theorie. Wie grau — das zeigt beispielhaft ein Artikel über „Second Life“, angefertigt offenbar bei der „Netzeitung“, der in all seiner Grottigkeit nun auch sat1.de und N24.de schmückt, wo ganz offensichtlich niemand auch nur einen flüchtigen Blick auf die zugelieferten Inhalte wirft.

Die Zahl der deutschen Second-Life-Bewohner stieg laut Studie nicht in den letzten zwölf Monaten, sondern von Januar bis März um 70 Prozent. Darauf bezieht sich auch das 92-Prozent-Wachsum in den USA. Besonders schön ist die Rechnung, dass 61 Prozent der Nutzer männlich, aber „nur knapp ein Drittel weiblich“ sein sollen.

Und überhaupt ist die Überschrift „Deutsche fallen in Second Life ein“, die man von der britischen Seite „The Register“ übernommen hat, abwegig, da der Vorsprung der Deutschen vor den Amerikanern (oder wie die „Netzeitung“ sie nennt: „die Amerikanische“) ja geschrumpft ist. Genau genommen leben in den USA übrigens auch nicht „mehr als“ vier Mal so viele Menschen wie in Deutschland. Und dann sind da noch ein paar Fehler in Grammatik und Zeichensetzung, die nun auch gleich doppelt und dreifach erscheinen. (Ob die „Netzeitung“ den Unsinn auch noch in ihren Radionachrichten verbreitet hat, habe ich nicht kontrolliert.)

Das ist Outsourcing mit Synergie-Effekt im Online-Journalismus: Sat.1 und N24 lagern die Fehlerproduktion aus und lassen sie zentral von einem günstigen Experten erledigen.

Die Netzeitung in Theorie und Praxis

Es gibt wohl kaum ein deutsches Online-Medium, das das Trennungsgebot von redaktionellen Inhalten und Werbung wirklich einhält. Aber so blöd, ungekennzeichnete Werbung auch unmittelbar neben den „Redaktionellen Kodex“ zu setzen, in dem sich die Redaktion verpflichtet, Werbung zu kennzeichnen, ist dann doch nur die „Netzeitung“:

(Und E-Commerce betreibt die Netzeitung auch schon seit Jahren.)

Eine systematische Störung

Ist es denkbar, dass einer der wichtigsten Medienmanager Deutschlands über Monate in diesem Blog unter einer Vielzahl wechselnder Pseudonyme eine dreistellige Zahl von teils irren Kommentaren abgibt, in denen er auf eigene Beiträge verweist, mich und seine Konkurrenz beschimpft, wüste Verschwörungstheorien strickt und seine verschiedenen Identitäten miteinander diskutieren lässt? Es sieht ganz danach aus, aber Konstantin Neven DuMont sagt, er war es nicht.

Der 40-jährige Konstantin Neven DuMont sitzt im Vorstand der Mediengruppe DuMont, der unter anderem „Frankfurter Rundschau“, „Berliner Zeitung“, „Kölner Stadtanzeiger“ und „Hamburger Morgenpost“, Buchverlage und Radiobeteiligungen gehören. Es gilt als ausgemacht, dass er das publizistische Erbe seines mächtigen Vaters Alfred antreten soll.

Den vergangenen Jahreswechsel verbrachte Konstantin Neven DuMont damit, Dutzende Kommentare hier im Blog abzugeben, in denen er unter anderem von gefiltertem Brunnenwasser schwärmte, sich vornahm, CO2-Emissionen zu reduzieren und Liebe stärker zuzulassen, und ein Videoblog ankündigte, in dem er politische und Liebeslieder singt.

Nachdem sein Kommunikationsverhalten auch verlagsintern Aufmerksamkeit erregt hatte, war plötzlich Schluss. Am 10. Januar abends erschien noch ein versöhnlicher Kommentar. Es war der letzte, der den Namen „Konstantin Neven DuMont“ trug.

Doch auch danach wurden Kommentare abgegeben, bei denen als Absender seine E-Mail-Adresse eingetragen war — keine leicht zu erratende Verlagsadresse, wohlgemerkt. Es spricht viel dafür, dass diese Kommentare auch von seinem Internetanschluss abgegeben wurden.

Der Unbekannte, der unter der E-Mail-Adresse von Konstantin Neven DuMont kommentierte und möglicherweise Konstantin Neven DuMonts Computer benutzte, verwies unter dem Namen „Sammler“ gerne auf Beiträge, die Konstantin Neven DuMont an anderer Stelle verfasst hatte oder die über seine Aktivitäten berichteten. Unter dem Namen „Sucher“ fragte er bei einem Eintrag über Kai Diekmann, ob ich einen Unterschied sehe „zwischen KD und KND“. Unter dem Namen „Bitterfeld“ wehrte er sich gegen meine Kritik an der Abwicklung der „Netzeitung“ durch DuMont und kritisierte die Geschäftsentscheidungen der FAZ in der Zeitungs- und Wirtschaftskrise. Unter dem Namen „Kurt B.“ warf er mir vor, schon seit längerem zu versuchen, Wettbewerber der FAZ zu „diskreditieren“. Unter dem Namen „K.F.“ dokumentierte er eine bizarre Auseinandersetzung, die Konstantin Neven DuMont mit dem Branchendienst „Meedia“ führte, und unter dem Namen „Medienjournalist“ berichtete er, dass es Anzeichen für ein Ende dieser Auseinandersetzung gebe.

Im September eskalierte die Situation. Der Unbekannte erhöhte dramatisch seine Kommentarfrequenz. Teilweise gab er an einem einzigen Tag 33 Kommentare ab. Auch die Zahl der verwendeten Pseudonyme nahm dramatisch zu. Allein in den vergangenen sechs Wochen kommentierte er unter folgenden Pseudonymen:

  • Avant
  • Bla
  • Bleich
  • .com
  • Charles
  • Danny
  • Desillusionierter
  • Digitalis
  • Emil
  • Eva
  • Fan
  • Fragender
  • Fragesteller
  • Frankfurter
  • Fronc
  • Gandhi
  • Geek
  • Gläubiger
  • Glotze
  • Gottlob
  • Govinda
  • Griffin
  • Guido
  • Honey
  • Huby
  • Ichglaubsnicht
  • Igitt
  • Ingo
  • Invest
  • Istanbul
  • Jannine
  • Joe
  • Kernkraft
  • Kommentator
  • Krass
  • Kritiker
  • Lobhudelei
  • Lost
  • Love
  • Luther
  • Mensch
  • Ich bin die Frau von „Mensch“
  • Menschenrecht
  • Niggi2
  • NoName
  • Observer
  • Ordensschwester
  • Otto
  • Pol
  • Rheinländer
  • Rug
  • Ruhrpott
  • Schlauberger
  • Shure
  • Stephanie
  • Tobi
  • Trev
  • Uncle
  • Vermittler
  • Wachmalauf
  • Wissen
  • Wolf
  • Zebra
  • Zimmermann
  • B.A.
  • G.A.
  • A.B.
  • K.B.
  • A.C.
  • C.D.
  • H.E.
  • E.F.
  • K.F.
  • G.H.
  • H.H.
  • F.I.
  • S.H
  • K.J.
  • J.K.
  • A.L.
  • G.L.
  • G.M.
  • E.P.
  • E.Q.
  • G.S.
  • G.T.
  • C.U.
  • W.Z.
  • Goofy D.
  • Günther D.
  • Ken F.
  • Stefan K.
  • SvenK
  • M. Kern
  • A.Lach
  • Stefan M.
  • G. d. b. Suppe
  • Ruth Gebe
  • Edgar Heul
  • Schwarzwälder Kirsch
  • Klaus Lager
  • Wichtige Mitteilung
  • Kopf Schüttel
  • Hans Verteidiger
  • Hans Wurrst
  • Peter Zahlungsfreudig
  • Anwalt des Volks
  • Es lebe die Satire
  • Das wird man ja wohl noch mal sagen dürfen
  • Himmlischer Friede
  • Kand.in.Rübezahlwald

Nun warf er mir vor, verbale Gewalt zu üben und wie „Bild“ und RTL 2 zu arbeiten; gezielt mit Falschaussagen zu operieren; andere Menschen zu diskreditieren und skrupellose Methoden anzuwenden; ungern Fragen zu beantworten; ausschließlich und mit beinahe jedem Mittel den Ruf ganz bestimmter Menschen schädigen zu wollen; die Welt in schwarz und weiß einzuteilen; den Bundespräsidenten einseitig hochzujubeln; Naturheilmittel verbieten zu wollen; Chemie zu bevorzugen; gegen eine Initiative für Kräuter vorgehen zu wollen; genauso verlogen zu sein wie alle Anderen; Konstantin Neven DuMont zu Unrecht zu diffamieren; Tatsachen zu verdrehen; ein „Menschenrechtsverachter“ zu sein; Konstantin Neven DuMont substanzlos zu diffamieren; fast alle politischen Meinungsbildungsprozesse völlig unbeeindruckt an mir vorbeiziehen zu lassen; mich über die Umverteilung von Arm nach Reich kaputt zu lachen; noch nichts Substanzielles vorgetragen zu haben; von der FAZIT-Stiftung, dem Eigentümer der FAZ, „versaut“ worden zu sein; gegen Thomas Knüwer hetzen zu lassen; Konstantin Neven DuMont mit der Einrichtung „diverser Sandkästen“ diskriminiert zu haben; „schwachsinnige Attacken“ gegen SZ und FR zu führen; mich an der Diskreditierung vermeintlicher Wettbewerber der FAZ zu ergötzen und dafür von den „Brüdern der FAZIT-Stiftung“ mit „dicken Schecks und irgendwelchen stupiden Preisen“ bezahlt zu werden; der „Steigbügelhalter“ der FAZ zu sein, die wiederum der Steigbügelhalter der Axel-Springer-AG sei; konstruktive Lösungsvorschläge zu hassen; einer der größten Lobbyisten zu sein und mich gegen beinahe jeden Fortschritt zu wehren.

Teilweise simulierte der Kommentator ganze Dialoge, in denen sich seine verschiedenen Identitäten miteinander unterhielten und gegenseitig bestätigten. Er kündigte drohend an, dass „zahlreiche investigative Recherchen“ meinen „Machenschaften“ auf der Schliche seien.

Besonders das „krankhafte Verhältnis“ zwischen FAZ und „Frankfurter Rundschau“ schien dem Kommentator am Herzen zu liegen — ein Thema, das auch Konstantin Neven DuMont in Mails an mich ansprach. Der Kommentator klagte, dass die FAZIT-Stiftung seit Jahrzehnten Kostensynergien mit der FR ablehne, obwohl auch der „ökologische Vorteil“ groß wäre. Die Meinungsvielfalt sei der Stiftung ein Dorn im Auge. Der Kommentator wurde auch persönlich: Dem FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher und mir komme es lediglich darauf an, dass die FR „möglichst schnell vom Markt verschwindet“. Auch meine Einrichtung eines „Sandkastens“, in dem sich Konstantin Neven DuMont austoben kann, sieht der Kommentator als Teil einer Kampagne gegen die FR, deren Herausgeberrat er vorsitzt.

Konstantin Neven DuMont gilt als sonderbar. Aber ist es denkbar, dass er so sonderbar ist, eine solchen Kommentarwahn zu produzieren und dabei sogar jedesmal seine eigene E-Mail-Adresse anzugeben?

Ich habe Neven DuMont geschrieben, dass ich ihn in Verdacht habe, hinter dem Feuerwerk kritischer Kommentare bei mir im Blog zu stecken. Er bestritt dies. Dann fragte ich, ob es möglich ist, dass jemand anders Zugriff auf seinen Rechner hat. Er antwortete: „Es stimmt, dass auch noch andere Personen meine zwei Rechner benutzen, Computer-Sharing sozusagen.“ Schließlich konfrontierte ich ihn damit, dass mit seiner E-Mail-Adresse und vermutlich von seinem Computer unter verschiedenen Namen eine Vielzahl von Kommentaren abgegeben wurden, ich darin einen Missbrauch der Kommentarfunktion sehe und das öffentlich dokumentieren möchte. Daraufhin schrieb mir Neven DuMont: „Eben habe ich erfahren, dass zwei Personen, die meine Rechner mitnutzen, anonyme Kommentare in Ihrem Blog verfasst haben.“ Er fände es aber nicht gut, wenn ich das in der Öffentlichkeit klarstellen würde.

Ich habe gezögert, über diese merkwürdigen Vorgänge zu berichten. Ich halte es aber für zulässig, sie öffentlich zu machen, weil sie einen Missbrauch der Kommentarfunktion darstellen. Es geht nicht darum, dass mich in den Kommentaren jemand kritisiert. Es geht um eine systematische Störung, in der eine Vielzahl nicht existierender Kritiker simuliert wird. Ihr Ausgangspunkt sind allem Anschein nach die Computer von Konstantin Neven DuMont, einem der wichtigsten Verlagsmanager Deutschlands.

Zur größeren Transparenz habe ich die Kommentare, um die es geht, in den Einträgen farbig markiert, vgl. hier, hier oder hier.

[Offenlegung: Ich bin freier Mitarbeiter der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Das hier ist allein meine persönliche Meinung.]

Nachtrag, 18.44 Uhr. Konstantin Neven DuMont kommentiert diesen Eintrag:

Sehr geehrter Herr Niggemeier,

leider muss ich erneut feststellen, dass Sie abstruse Verschwörungstheorien über mich veröffentlichen. Was soll das? Nachdem ich die zwei anonymen Kommentatoren überführt hatte, fragte ich Sie, wie ich mit diesem Problem umgehen soll. Warum haben Sie diese Frage nicht beantwortet?

Von anonymen Kommentaren halte ich grundsätzlich nichts. Das liegt vor allem daran, dass anonyme Kommentare von Entscheidungsträgern nicht ernst genommen werden. Deshalb bin ich ein überzeugter Verfechter von Klarnamen im Netz. Ulrike Langers These, dass dieser Beitrag Tagesgespräch beim DuMont Verlag werden wird, teile ich ich nicht. Wie gesagt, anonyme Kommentare werden dort nicht ernst genommen. Ansonsten wünsche ich Ihnen noch viel Spaß mit Ihren zahlreichen Zweitnicks.

Freundliche Grüße
Konstantin Neven DuMont

P.S. Kommen Sie lieber noch einmal bei CARTA.info vorbei. Das ist wesentlich konstruktiver.
http://carta.info/35213/strohfeuerfrei/

Nachtrag, 21.30 Uhr. Gegenüber dem Branchendienst „Meedia“ nennt Neven DuMont meine „Methoden“ „bedenklich“. Er räumt ein, dass die Kommentare von seinem Computer abgegeben wurden — von nicht näher benannten „Personen“, die „Zugang“ zu seinem Rechner gehabt hätten. Er habe sie, nachdem er sie „überführt“ („Meedia“) hatte, darum gebeten, keine weiteren Einträge unter seiner Mailadresse zu veröffentlichen.

Falls das stimmt, haben sich diese Personen nicht an seine Bitte gehalten: Auch nach meinen Mails an Neven DuMont und der angeblichen „Enttarnung“ wurde noch wie zuvor kommentiert.

Nachtrag, 19. Oktober, 14 Uhr. Gestern Abend kam es zu einer weiteren Eskalation: Jemand, der sich als die Kinder von Neven DuMont ausgab, verfasste drei Kommentare („Ach wie schön, solange unser Papa aus dem Haus ist ;-)“, „(…) Auweia, da kommt der Papa…“, „Ein Glück ist Papa direkt ins Bett gegangen. (…)“). Sie wurden von derselben IP-Adresse abgegeben wie der Kommentar von Konstantin Neven DuMont wenige Stunden zuvor.

Nachtrag, 18.20 Uhr. Eberhard Klein, Vorstandskollege von Konstantin Neven Dumont, teilt mit: „Der Vorwurf, Konstantin Neven DuMont habe persönlich anonyme Kommentare gepostet, ist haltlos.“

sueddeutsche.de berichtet, in der Unternehmensführung herrsche „helles Entsetzen“.

Nachtrag, 21.50 Uhr. Auch „Financial Times Deutschland“ und „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichten.

Hoffentlich verfrühter Nachruf: „Altpapier“

Verdammt: Jetzt habe ich so lange damit gewartet, eine Eloge auf das „Altpapier“ zu schreiben, dass es ein Nachruf wird. Heute erscheint die Medienkolumne — zumindest vorläufig — zum letzten Mal. Und das ist ein Verlust.

Vermutlich darf man sich nicht grämen. Es ist ein kleines Wunder, dass sie überhaupt neuneinhalb Jahre überlebt hat (und Onlinejahre sind bestimmt Hundejahre), wenn man bedenkt, wie überschaubar ihre Zielgruppe war: Medienjournalisten und Menschen, die sich für Medienjournalismus interessierten. Das „Altpapier“ sichtete täglich die Medienseiten des Tages und flocht daraus einen kommentierenden Überblick.

Nun könnte man sagen, dass der Bedarf daran heute mehr als gedeckt wird. Durch Angebote wie „turi2“, wo zweimal täglich längere Linklisten zu Medienartikeln veröffentlicht werden, oder „Meedia“, wo interessante Medienartikel anderer Seiten abgeschrieben und mit eigenen Fehlern angereichert werden.

Aber das „Altpapier“ war anders, speziell. Es funktionierte zwar als Service-Rubrik, aber es war im besten Sinne feuilletonistisch. Es lebte vor allem davon, Zusammenhänge herzustellen. Es verknüpfte Themen, die scheinbar (und oft auch tatsächlich) nichts miteinander zu tun hatten. Und es fand auch Verbindungen, die einer aktuellen Nachrichten einen klugen, überraschenden oder schlicht essentiellen Kontext gaben. An guten Tagen zeichnete das „Altpapier“ zweierlei aus: Die Lust am Schnörkel, am überraschenden gedanklichen oder sprachlichen Umweg. Und eine große Aufmerksamkeit in Verbindung mit einem guten Gedächtnis.

Als der „Spiegel“ gestern vermeldete, dass die Schweinegrippe doch nicht so schlimm war wie gedacht, und mit einer „Chronik einer Hysterie“ auch einen Rückzieher in eigener Sache machte, da zollte ihm „Altpapier“-Sortierer Klaus Raab zwar Respekt für diesen Rückzieher, aber nicht ohne mit gerechtem Zorn auf das Ausmaß der Desinformation durch das „Nachrichtenmagazin“ hinzuweisen:

Trotzdem ist der panne Aufmacher, der 2009 auf dem Höhepunkt der Panik an die Kioske kam, jeden Rückzieher wert. „Die neue Grippe aus Übersee scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein“, hieß es damals. Dann waberte eine böse Vorahnung durch den Artikel, um nach zehn Seiten (!) zu enden: „die normale Grippe erscheint bis auf weiteres noch als das größere Gesundheitsproblem“ (siehe auch Altpapier von damals). Was bedeutet: Die Redaktion wusste auch damals schon, dass sie übertreibt. Das wiederum steht in der aktuellen Chronik nicht.

Da steht nur ein Absatz zur Maßlosigkeit der Medien: „Auch die Medien befördern die Angst.“ Wachgehalten habe diese Angst aber vor allem die Pharmaindustrie. Wäre es, nur mal so ne Frage, nicht die Aufgabe von Journalisten gewesen, nicht eins zu eins darauf hereinzufallen? Wenn jedenfalls mal wieder jemand ein Beispiel für virales Marketing sucht: Der Fall Schweinegrippe ist ideal, die Pharmaindustrie hat ganze Arbeit geleistet.

Trotzdem: Danke für die Korrektur, Spiegel. Und bis zum nächsten Panik-Titel!

Manchmal waren es nur Kleinigkeiten, wie nach der ersten „Kerner“-Sendung auf Sat.1, als der diensthabende „Altpapier“-Schreiber Christian Bartels über folgende Formulierung von Medienredakteur Christopher Keil in der gedruckten „Süddeutschen Zeitung“ stolperte:

„Dass er jemals ’schlaksig‘ gewesen sein soll, wie nun geschrieben wurde nach seiner ersten Sendung als erster Journalist bei Sat.1 am Montagabend dieser Woche, ist wirklich falsch. Das würde selbst Kerner niemals behaupten, der in Hamburg beim Joggen um die Alster oft genug am mobilen Telefon erreichbar ist. Auch in besserer körperlicher Verfassung ist er eher das Gegenteil von schlaksig…“

Bartels fügte hinzu:

Und wo zum Teufel stand, dass Kerner einmal „schlaksig“ gewesen sei? In der gestern um 7.34 Uhr veröffentlichten sueddeutsche.de-Kritik war es.

Nun kann man daraus vielleicht Rückschlüsse ziehen auf das Klima zwischen Print- und Online-Medien-Redaktion bei der „SZ“, man kann es auch lassen: Aber diese Lust, Verbindungen aufzuzeigen, allein aufgrund des veröffentlichten Materials und ganz ohne per Anruf auf „mobilen Telefonen“ gewonnene Insider-Kenntnisse, die hat das „Altpapier“ ausgezeichnet. Und die fehlt bei den Online-Aggregatoren, die im Zweifel nicht einmal merken, dass eine scheinbare Neuigkeit alt ist und denen die Fachkenntnis oft so sehr fehlt wie die Lust am Formulieren. Das „Altpapier“ war bissig und klug, böse und subtil, entspannt und überlegen.

Erfunden wurde die bis heute im wesentlichen unveränderte Form des „Altpapiers“ zum Start der „Netzeitung“ von einem gewissen Christoph Schultheis. Ich glaube, dass wir uns darüber auch kennen gelernt haben: Ich habe ihm irgendwann eine empörte Mail über eine total ungerechte Formulierung im „Altpapier“ geschrieben. (Der klassische Beginn einer wunderbaren Freundschaft.) Die Überschneidungen mit BILDblog sind noch größer: Auch Peer Schader und Heiko Dilk waren „Altpapier“-Autoren.

Die Deppen von DuMont Schauberg, denen die „Netzeitung“ vor kurzem in die Hände fiel, haben es geschafft, bei deren Abwicklung weite Teile des „Altpapier“-Archivs, das ein einzigartiges medienjournalistisches Dokument dargestellt hätte, zu löschen oder unbrauchbar zu machen. Immerhin lässt sich im Google-Cache noch eines der ersten „Altpapiere“ finden. (Und ein Rudiment des „Geschenkpapiers“ ist noch da, das ich in einer Reihe mit anderen Medienjournalisten zum ersten Geburtstag der Kolumne schreiben durfte.)

Vor einem Jahr fand die Kolumne ein neues Zuhause auf der niederländischen Nachrichtenseite dnews.de. Die Autoren Katrin Schuster, Christian Bartels, Matthias Dell und Klaus Raab brachten die Rubrik in dieser etwas unwirklichen Umgebung immer wieder zum Glänzen. Doch dass sich das in Klicks auszahlen würde, damit war nie zu rechnen, und ein eventueller Imagegewinn wäre vermutlich auch nicht messbar: Jedenfalls ist das heutige „Altpapier“ das letzte, das auf dnews.de erscheint. Die Zukunft ist ungewiss, aber immerhin scheint nicht ganz ausgeschlossen, dass diese schöne Medienkolumne, die jeden „Perlentaucher“ alt aussehen lässt, noch einmal eine neue Heimat findet.

Interessierte Investoren und Verleger können sich unter dasaltpapier@googlemail.com melden. Mein Dank wäre ihnen gewiss.

Amok twittern

„Focus Online“ hatte heute vormittag die Idee, seine Kurzmitteilungen auf Twitter zum Amoklauf unter einer Adresse zusammenzufassen, und legte dazu einen Benutzer namens „Amoklauf“ an. Da war aber was los im Twitterland. Der „Netzeitungs“-Twitterer erregte sich als erstes:

Wie pervers ist das denn? Focus Online twittert unter @amoklauf! Die schrecken ja vor nichts mehr zurück

Und legte später an den Focus-Online-Chefredakteur adressiert nach:

Schämt Euch!!!

Viele anderer Twitterer fanden das auch „pervers“ und machten das, was bei Twitter das Gegenstück zum zustimmenden Nicken ist: Sie wiederholten den Tweet der Netzeitung alle als Retweet. Vielleicht war die kleine Welle, die dadurch entstand groß genug — jedenfalls wurde der „Amoklauf“-Account wieder gelöscht.

Nun ist mir persönlich nicht ganz klar, was daran „pervers“ und ein Grund zum Schämen ist, einen eigenen Benutzernamen für die gesammelten Kurzmitteilungen zum Thema anzulegen. Es wirkt vielleicht etwas verzweifelt aufmerksamkeitsheischend, und in einem jungen Medium, dessen Benutzer einen nicht unerheblichen Teil ihrer Aufmerksamkeit darauf verwenden, zu diskutieren, ob hinter den angeblichen Accounts von Stefan Raab oder dem Dalai Lama die echten Menschen verbergen, mag so ein Name für eine Sekunde der Verstörung führen: Twittert da der echte Amokläufer? Oder gibt sich gar jemand anders als er aus und kokettiert mit der Tat? Aber beides war ja offenkundig nicht der Fall.

Ist es eigentlich auch pervers, dass Zeit.de sofort Anzeigen bei Google geschaltet hat, die eingeblendet werden, wenn man nach „Amoklauf“ oder „Winnenden“ sucht? Wäre es pervers, wenn sich ein Online-Medium die Adresse amoklauf.de gesichert und von dort aus in sein entsprechendes Ressort umgeleitet hätte? Und wie fiele das Urteil bei irakkrieg.de, weltwirtschaftskrise.de, kindsentfuehrung.de aus?

Am Inhalt der Kurzmitteilungen von „Focus Online“ scheint sich dagegen kein größerer Protest entzündet zu haben. Sie werden jetzt unter dem Benutzernamen FOCUSlive veröffentlicht, und sie lesen sich so:

FOCUS Online hat zwei Reporter nach Winnenden entsandt

FOCUS Online Team fliegt Heber A8.Polizeiwagen blockiert Auffahrt Richtung Muenchen Nähe Dorn

Nahe dornstadt

Offenbr verwirrende Lage in #Winnenden. FOCUS-Reporter fast am Ziel, um sich selbst ein Bild zu machen.

Hubschrauber kreist über Kreuz Wendlingen auf der A8

Großaufgebot der Polizei vor #Winnenden. FOCUS-Reporter passieren erste Straßenkontrolle

Bilanz des Irrsinns: Neun Schüler, drei Lehrerinnen, drei Passanten. Tot. Und der Täter. Tot. #winnenden

Mehrere Einsatzwagen schießen an FOCUS-Online-Reportern vorbei. #Amokläufer in #Wendlingen getötet. Drehen ab nach Wendlingen!

FOCUS-Online-Reporter unterwegs vom Tatort in #Wendlingen zum Tatort in nach #Winnenden. Erster Text entsteht im Auto.

Zum Anfang hatte FOCUSlive gefragt:

Ist es verwerflich über Amokläufe zu twittern? #amoklauf #winnenden #moral 2.0

Und falls das nicht ohnehin eine rhetorische Frage war, möchte ich antworten: So? Ja.

Man muss es nicht gleich „pervers“ nennen, aber es ist in jeder Hinsicht unangemessen. Es geht um Pietät, Prioritäten und Perspektive. Ich finde es falsch, angesichts des Unglücks so vieler Menschen über die eigene Anreise zu schreiben. Ich finde es falsch, in der Hektik dieser Berichterstattung noch über die Hektik dieser Berichterstattung zu berichten, auch wenn es nur zehn Sekunden dauert. Und ich finde es falsch, die Aufmerksamkeit vom Gegenstand der Berichterstattung auf den Berichterstatter zu lenken.

Guten Tag, liebe Leser, hier ist wieder Ihr Focus-Online-Live-Team. Wir haben eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie. Die schlechte: Es gibt zwei weitere Todesopfer. Die gute: Unsere Reporter sind auf dem Weg zum Tatort, der Verkehr läuft flüssig, und die Frisur sitzt.

Ich weiß schon, was jetzt das Gegenargument ist: „Focus Online“ berichtet das doch gar nicht auf seiner Nachrichtenseite, sondern nur auf Twitter. Und die Existenz von Twitter ist natürlich auch der Grund dafür, warum die Leute von „Focus Online“ diese Nichtigkeiten veröffentlichen: Weil sie es können. Weil es jetzt ein Medium dafür gibt.

Auf die Gefahr hin, mich anzuhören wie mein eigener Großvater: Ich möchte das nicht. Ich möchte nicht, dass die Reporter auf dem Weg zum Ort des Dramas denken, dies sei ein guter Zeitpunkt, schnell noch ihre persönlichen Befindlichkeiten zu veröffentlichen. Dieser Gebrauch von Twitter mischt für mich auf das Unangenehmste die Beiläufigkeit dieses Mediums mit der Bedeutung des Ereignisses.

Angesichts der Kurzatmigkeit, die solche Breaking News ohnehin schon bei den Medien auslösen, sind Journalisten, die ihre ADS auch noch auf Twitter ausleben und in den drei Sekunden, in denen keine neue Statusmeldung hereinkommt, gleich selbst eine herausschicken müssen, ungefähr das letzte, das wir brauchen.

Nachtrag, 18.50 Uhr. Breaking News:

(„@jochenjochen“ ist Focus-Online-Chefredakteur Jochen Wegner)

Nachtrag, 20.25 Uhr. Jochen Wegner antwortet in den Kommentaren:

FOCUS Online publiziert seit langem seine Nachrichten-Feeds bei Twitter. Obwohl auch viele unserer Redakteure twittern, haben wir mit dem Einsatz als Kommunikationsmittel der Redaktion lange gezögert – eben weil wir es nicht angemessen fanden, wie manche Kollegen das aktuelle Kantinenessen zu vermelden oder den Gemütszustand des CvD.

Heute haben wir uns entschlossen, neben den bestehenden einen neuen Account zu starten, um den Fortgang der Ereignisse dokumentieren zu können – und auch Details unserer Arbeit vor Ort. (Wir haben uns für @FOCUSlive entschieden, mehrere andere Accounts wurden eingerichtet und wieder gelöscht – darunter @amoklauf.)

Die in meinen Augen sehr harsche Kritik ist angekommen und wir werden in der Redaktion darüber diskutieren – Journalisten, die sich selbst und ihre Arbeit zum Gegenstand der Berichterstattung machen, wandeln auf einem schmalen Grat. Wir werden einen Weg finden, Twitter und andere soziale Netzwerke so zu nutzen, dass sie beidem gerecht werden – den Netzwerken selbst und den journalistischen Standards. Ironischerweise wurden wir bisher ebenso harsch dafür kritisiert, dass wir über Twitter nicht kommuniziert, sondern lediglich Links auf unsere Beiträge publiziert haben.

(Der oben zitierte Beitrag zur „Zahnbürste“ fiel definitiv in die Kategorie „Kantinenessen“, wir haben ihn gelöscht.)

Lesenswert zum Thema:

Koch & ich

Ich habe heute meinen ersten Ministerpräsidenten interviewt.

Und zum ersten Mal die erste Seite des F.A.Z.-Feuilletons vollgeschrieben.

Jetzt bin ich ein bisschen erschöpft.

Nun würde eigentlich gerne ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern, mit was für Aufregung eine solche Geschichte verbunden ist — insbesondere, weil Roland Koch (der eigentlich gerade im Urlaub ist) sich bis zu diesem Interview nicht zu der von ihm betriebenen Demontage des ZDF-Chefredakteurs Nikolaus Brender geäußert hatte. Aber erstens weiß ich nicht, wie die F.A.Z. das fände, und zweitens fehlt mir die Zeit.

Interessant wäre aber die Frage, ob das eigentlich journalistisch in Ordnung (oder schlichter: nett) ist, die Aussagen eines Interviewpartners in derselben Ausgabe gleich kritisch zu kommentieren.

Und dank der Prozesshanselei des angeblich ersten Journalisten von Burda, Helmut Markwort (der ebenso wie sein früherer „Spiegel“-Kollegen Stefan Aust gerade effektiv für Einschränkungen der Pressefreiheit in Deutschland kämpft), ist da auch noch eine andere Frage: Wenn ich als Interviewer nach Ansicht von Markwort, Aust und Gerichten auch dafür verantwortlich bin, keine falschen Tatsachenbehauptungen des Interviewten zu veröffentlichen — wie gehe ich dann damit um, dass Koch behauptet, dass die „Heute“-Sendung 2008 von weniger Menschen gesehen wurde als „RTL aktuell“ (was nicht stimmt, ich aber erst hinterher nachschlagen konnte). Oder damit, dass er Claus Kleber als den Rädelsführer hinter dem Offenen Brief so vieler leitender und prominenter ZDF-Mitarbeiter darstellt (was anscheinend auch nicht der Wahrheit entspricht)?

Besuch für Willy

Soviel Wirbel wie mit der „Wilhelm“-Guttenberg-Geschichte hat BILDblog lange nicht ausgelöst — obwohl das Treiben der feinen Frau Wittig bei „Bild“ (vgl. „‚Bild‘ macht Mann zum ‚Kinderschänder'“, „‚Bild‘-Redakteurin war LKA-Informantin“) meiner Meinung nach mindestens so viel Aufmerksamkeit verdient hätte.

„Spiegel Online“ hat unseren BILDblog-Eintrag ebenso verlinkt wie sueddeutsche.de und das für die oft durchschlagende Wirkung seiner Links berüchtigte amerikanische Blog „Slashdot“. Es wäre schön gewesen, wenn wir den Umzug auf den neuen Server schon hinter uns gehabt hätten — der alte ächzte, hielt aber zum Glück durch.

Und woher kamen die Leser wirklich zu BILDblog? Das ist erstaunlich:

Link Besucher
Titanic 3.797
stefan-niggemeier.de 3.137
Slashdot 1.966
sinn-frei.com 1.782
menéame 1.168
Wikipedia 1.026
Spiegel Online 890
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(11. und 12. Februar 2009. Die angegebenen Besucherzahlen beinhalten sämtliche Klicks von der jeweiligen Seite. Insgesamt hatte BILDblog an den beiden Tagen 108.985 Visits.)