Ja! Kai Winckler erwartet einen Jungen von Prinzessin Victoria

Heute muss ein großer Tag gewesen sein für Kai Winckler, den Chefredakteur der „Neuen Welt“. Sicher, das sieht auf den ersten Blick nicht gut aus, dass sein Blatt gerade am Kiosk liegt mit der Schlagzeile „VICTORIA – Hurra, ein Junge! Silvia weinte vor Glück“, wo doch die schwedische Prinzessin gerade ein Mädchen zur Welt gebracht hat.

Aber was ist das schon gegen das unerwartete Glück, öffentlich wie ein seriöser Journalist behandelt zu werden, dem bloß ein blöder Fehler unterlaufen ist?

Die wirklich krasse Fehlinformation steht nämlich heute nicht auf dem Cover der „Neuen Welt“. Sie steht auf „Focus Online“. Dort heißt es:

Der Chefredakteur der „Neuen Welt“, Kai Winckler, ist über die veritable Falschinformation seiner Leser alles andere als glücklich. „Das ist für mich eine Katastrophe“, sagte er zu FOCUS Online. Man habe in der vergangenen Woche aus dem engsten Umfeld des schwedischen Königshauses die Information erhalten, dass Prinzessin Victoria einen Sohn erwarte. Es habe keinen Grund gegeben, an der Wahrhaftigkeit des Hinweises zu zweifeln. Die Quelle — die leider geheim bleiben müsse — habe in der Vergangenheit bereits Fakten geliefert, die sich als stichhaltig erwiesen hätten. „Wir kennen den Grund nicht, warum man uns falsch informiert hat.“

(…) Winckler und seine Redaktion müssen jetzt eine Woche lang die Häme von Kollegen und Adelsexperten aushalten. „Das ist mir so noch nie passiert“, sagt der Redaktionschef. (…)

Exakt so vielleicht nicht. Aber in ungefähr jeder anderen denkbaren Form. Vermutlich sind Kai Winckler und seine Leute eher überrascht, wenn sich das, was sie sich Woche für Woche für die Illustrierte ausdenken, tatsächlich einmal versehentlich als wahr herausstellt.

Die Geburt eines Jungen hatte die „Neue Welt“ mit derselben Schlagzeile wie in dieser Woche schon Ende Dezember vorweggenommen, und Ende Januar suggerierte sie, Fotos von Victoria mit ihrem Baby zu haben:

Ende November fand sich klein auf dem „Neue Welt“-Titel Kronprinzessin Victoria mit den Worten: „Große Freude auf ihre Zwillinge“ (unten links):

Zwischen den beiden „Andy Borg und seine Birgit: Endlich ein Baby“-Titelbildern liegt übrigens exakt ein Dreivierteljahr.

Von Máxima, Prinzessin der Niederlande, wusste die „Neue Welt“ bereits im vergangenen August, dass sie einen Sohn bekommt. Und dann im Oktober, dass es sogar Zwillinge werden. Und dann im Dezember wieder, dass es nur ein Baby (unbestimmten Geschlechts) wird. Ich verfolge das nicht so, aber kann es sein, dass Máxima gar nicht schwanger ist? Sicher bin ich mir jedenfalls, dass sie trotz der „Neuen Welt“-Ankündigung im vergangenen März noch nicht zur Königin gekrönt wurde.


Und nur der Vollständigkeit halber: Auch Letizia & Felipe und William & Kate erwarten seit mindestens fünf Monaten jeweils einen Sohn.

Kai Winckler ist seit einem Jahr Chefredakteur der „Neuen Welt“. Früher hat er deren Konkurrentin „Das neue Blatt“ verantwortet. In diese Zeit fällt die legendäre Widerrufs-Schlagzeile:

„Keine Tragödie um Victoria! Nicht verraten, verlassen, verzweifelt. Keine Krebserkrankung!

Winckler musste damals, 2004, seinen Lesern auf Druck von Victorias Anwalt erklären, dass sich „Das neue Blatt“ „leider immer wieder auf Fehlinformationen“ über das schwedische Königshaus verlassen habe.

Bereits ein Jahr zuvor hatte „Das neue Blatt“ berichtet: „Victoria & ihr Daniel — die Überraschungs-Hochzeit des Jahres… weil die Kronprinzessin ein Baby bekommt“. Später musste die Zeitschrift dann erklären:

Diese Behauptungen widerrufen wir als unwahr. Eine Hochzeit zwischen Kronprinzessin Victoria von Schweden und Herrn Daniel Westling war nicht geplant. Kronprinzessin Victoria von Schweden war auch nicht schwanger. Das Foto ist eine ohne das Einverständnis von Kronprinzessin Victoria von Schweden hergestellte Fotomontage.

Und noch bevor Winckler die Falschmeldungen beim „Neuen Blatt“ verantwortete, war er in derselben Funktion bei der Zeitschrift „Das Neue“. Im Archiv findet sich vom 8. September 2001 folgender Text von ihm:

Von Ehekrise keine Spur
Sorry, Thomas und Thea Gottschalk

Thomas Gottschalk ist wütend! Der Grund: unsere Titelgeschichte der letzten Ausgabe „Ist Gottschalks Ehe in Gefahr?“ und die darin enthaltene Behauptung, er sei bereits von zu Hause ausgezogen, und das gerade mal zwei Monate vor der Silberhochzeit. (…)

DAS NEUE hatte in der vergangenen Woche über die angebliche Ehekrise berichtet. Jetzt erreichte uns dazu eine schriftliche Stellungnahme des Superstars – und die fiel nicht gerade freundlich aus. „Die Geschichte entbehrt jeder Grundlage!“, heißt es darin. Und: „Weder bin ich ausgezogen noch habe ich die Absicht auszuziehen. Sie dürfen mir glauben, dass meine Ehe nicht gefährdet ist.“

Der Moderator ist zu Recht stinksauer. Denn was zunächst als fundierte Information erschienen war, entbehrte bei näherer Betrachtung jeder Grundlage.

Auch an den Trennungsgerüchten ist nichts dran. (…)

Das also ist Kai Winckler, der Mann, von dem „Focus Online“ so tut, als handele es sich um einen Journalisten, dem mit der falschen Victoria-Schlagzeile ein blöder Fehler unterlaufen sei, der ihm peinlich sei.

Die „Neue Welt“ ist eine Zeitschrift der WAZ-Gruppe.

58 Replies to “Ja! Kai Winckler erwartet einen Jungen von Prinzessin Victoria”

  1. Hahaha!!!!! Der mit Abstand lustigste Beitrag in diesem Jahr. Nicht nur hier, sondern im gesamten Internet! Lachkrämpfe. Besser als alle Artikel über Christian Wulff. Und die „Neue Welt“ ist viel cooler, viel böser als die „Titanic“.

  2. Die Yellow-Illustrierte „Freizeitwoche“ vermeldet in ihrer aktuellen Ausgabe auf Seite 1 weltexklusiv: „Königin Beatrix: Rücktritt!“ Also müsste Letizia doch demnächst zur Königin gekrönt werden ;-)

  3. gibt es da nicht einen menschen, mit vornahmen bodo oder so, der bei der waz arbeitet, der immer was qualitaet erzaehlt, wenn man ihm ein mikro unter die nase haelt?

  4. „Freizeit Revue“ weiß auf seinem aktuellen Titelbild von anderen total exklusiven Dingen zu berichten, die den Verkauf des bunten Fantasie-Heftchens am Kiosk ankurbeln sollen: „Kronprinzessin Victoria: RISIKO-GEBURT! Jetzt kämpfen die Ärzte um das Leben ihres Babys!“

  5. Die fröhliche Illustrierte „Freizeit Spaß“ wird von der identischen Redaktion unter der segensreichen Führung von Chefredakteur Robert Pölzer fabriziert wie „Freizeit Revue“. Trotzdem wusste man dort aber wohl noch nichts von der „Risiko-Geburt“ und lockt die Leserschaft vor dem Supermarkt-Regal mit eher düsteren Andeutungen auf Seite 1 der aktuellen Ausgabe: „Kronprinzessin Victoria: Baby-Drama verheimlicht! Jetzt geht es um jede Sekunde!“

  6. „die aktuelle“ macht ihrem Namen alle Ehre und titelt auf dem Cover vom 18. Februar 2012: „Victoria: Es geht los! Die ersten Fotos aus der Klinik!“ Die Kronprinzessin Victoria von Schweden hat allerdings erst fünf Tage später, nämlich am 23. Februar 2012 ihre kleine Tochter Estelle Silvia Ewa Mary geboren. „die aktuelle“ ist genauso wie „Neue Welt“ ein Presse-Erzeugnis der WAZ Women Group GmbH.

  7. So ein Mist, hätte ich das bloß nicht gelesen. Seit dem Niggemeier-Quiz mit den „die aktuelle“-Titelschlagzeilen blättere ich Woche für Woche auf der Tankstelle in diesem Blatt. Nun muss ist auch noch die „NEUE WELT“ inspizieren. Das ist ja absolut spaßig, jedoch werde ich demnächst nur noch in Frauenkleidern zum Tanken fahren, um beim langen Yellow-Studium nicht aufzufallen.

    Gleichwohl glaube ich, dass solch ein Artikel – halt nur auf einem anderen Level (versteckter) – genauso über Computer-Zeitschriften geschrieben werden kann.

  8. @rynhard
    Öfter mal zum Friseur oder zum Arzt!

    Die beste Qualität haben noch die Kreuzworträtsel, beim Rest kann man nur hoffen, dass diese Zeitschriften auf Recyclingpapier gedruckt werden, damit nicht so viele Bäume dafür sterben müssen.

  9. „Freizeitwoche“ berichtet exklusiv dramatische Details, die anderen Medien verborgen geblieben sind, und vermeldet stolz auf dem aktuellen Titelblatt: „Kronprinzessin Victoria: Es geht um Stunden! Ihre todkranke Tante kann das Baby nicht mehr sehen!“ Das ehrbare Handwerk der redaktionsintern ausgedachten Lügengeschichten und an den Haaren herbeigezogen Auflagen-Steigerungs-Gerüchten hat eine große Tradition bei den deutschen Qualitäts-Oma-Blättern. Mit den erschwindelten Schlagzeilen auf Seite 1 lässt sich kostengünstig der Heftverkauf am Kiosk und im Supermarkt ankurbeln und auf zeitfressende journalistische Recherche kann glücklicherweise komplett verzichtet werden.

    Erstunken und erlogene Slapstick-Storys pimpen den Umsatz angenehm kostenschonend und wurden von etlichen Verlagen als lukratives Geschäftskonzept perfektioniert. Das Budget für „echte“ Reportagen und Recherchen kann man sich schließlich sparen, wenn man sich in der Redaktion die Nachrichten einfach kostensparend ausdenkt. Die Unternehmensgewinne werden es danken. Bei so vielen Titelstorys, getürkten Räuberpistolen auf Seite 1 und Schwindelartikeln muss doch einfach für jeden Geschmack etwas dabei sein. Es bedarf schon ganz besonders blühenden Fantasie, wenn sich die „Journalisten“ – oder nennen wir sie besser „Schreibkräfte“ – Woche für Woche redaktionsintern die Titelaufmacher systematisch erfinden, erlügen, herbei spinnen, ausdenken, zusammen schummeln, erschwindeln, ausbaldowern, aushecken, herbei fabulieren und zurecht flunkern.

  10. Gerade dieses hier http://www.stefan-niggemeier.de/blog/wp-content/victoria2.gif das ja anscheinend gespiegelt vom obersten bild ist, beunruhigt mich sehr. Wer so einen langen hals hat, muss doch ein Enderman oder sowas sein.

    Und die Rate an „Ja! Es ist ein Junge!“-titeln ist ja dermaßen hoch, das muss eine Top-geschichte sein. Ist anzunehmen dass es sich statistisch einfach als der Titel erwiesen hat der sich am besten verkauft?

    Und sind die Leserinnen tatsächlich so beschränkt dass sie sich nicht erinnern dass die selben „Neue erkenntnis“-Behauptungen innerhalb von 3 monaten 3 mal wiederholt werden, sogar ohne die formulierung zu ändern, oder setzen die darauf dass jede woche eine neue doofe die kauft weil sie keine stammleser haben?

  11. Zitat:
    „Zwischen den beiden »Andy Borg und seine Birgit: Endlich ein Baby«-Titelbildern liegt übrigens exakt ein Dreivierteljahr.“

    Kann es sein, dass zwischen den beiden Titelbildern exakt drei Monate oder auch ein viertel Jahr liegt?

  12. @16/SN: Vermutlich, weil der mouse-over-Text beim linken Bild ein Datum „23.11.11“ nennt, beim rechten „23.2.12“.

  13. @12, Petra: Diese Schwindelartikel erzeugen in meinen Gehirnwindungen eine Verbindung zu Windelartikeln – wieso denn nur auch?

  14. Hm… da muss ich geträumt haben. Bei den Mouse-Over-Texten stand 23.11.2011 und 23.02.2012. Jetzt nicht mehr. Seltsam. Meine Augen sind taub, meine Ohren sind trüb… :-)))

  15. Die journalistischen Recherchen der deutschen Zeitschrift “Neue Pause” haben folgendes ergeben: “Kronprinzessin Victoria: Zerbricht jetzt ihr Mutterglück?” – so lockt der Aufmacher auf dem „aktuellen“ Titelblatt der „Ausgabe Nr. 02-03 Feb./März 2012“. Auf Seite 9 erfährt die Leserin dann die volle Wahrheit: „Mutterglück in Gefahr! Schicksalstage einer Kronprinzessin: Wie sehr haben sich Victoria von Schweden (34) und Ehemann Daniel (38) auf die schöne Zeit nach der Geburt ihres ersten Babys gefreut. Endlich eine kleine Familie – mit Windeln wechseln, füttern und Gute-Nacht-Lieder singen. Doch nun droht diese heile Welt zu zerbrechen. Und Schuld daran ist erneut ihr Vater. (…) Es gibt angeblich Tonbänder, die beweisen, dass er mit Hilfe von zwielichtigen Freunden pikante Fotos seiner Sexclub-Besuche (…) heimlich aufkaufen und verschwinden lassen wollte. (…) Jetzt soll Victoria die Krone retten – und wird dafür wohl ihr Glück als junge Mutter opfern müssen. Das Protokoll sieht vor: ‚Als Königin muss sie ihr Kind in die Obhut von Gouvernanten geben’, verrieten Insider. Dabei ist für Victoria die Belastung schon schlimm genug: Die Königsfamilie scheint zu zerbrechen.“

  16. Kay Winckler schreibt: “ Die Gratulanten aus dem schwedischen Rat und die euphorischen Untertanen überschlagen sich für die frisch gebackene Mama Victoria (34) und den stolzen Vater Daniel (38)! Hurra ein Junge ruft es im Königreich aus allen Ecken!“

    Kai Winckler will sich bei seinen Lesern entschuldigen, Schuld waren aber wie immer die anderen, die geheimen Quellen.
    Vielleicht sollte Kai Winckler seinem kleinen Mann im Ohr einfach einen Namen geben und diesen als Quelle nennen.

    Dieses Geschreibsel hat bei diesen Publikationen System. Jede Woche müssen bestimmte Leute auf die Eins. Immer die selben, die kann man an zwei Händen abzählen. Es gibt aber nicht jede Woche eine News, macht aber nichts, dann denkt man sich diese News eben aus, versieht es mit krüppeligen Fragezeichen und fertig.
    Die Leser werden systematisch belogen und betrogen. Und jetzt kommt das aller schlimmste: Die Verlage verdienen mit diesen Blättern das allermeiste Geld

  17. Erschütternd und sensationell, was die „Freizeit Revue“ aus dem Hause Burda in der aktuellen Ausgabe vom 22. Februar 2012 auf Seite 7 „berichtet“ bzw. fabuliert: „Kronprinzessin Victoria: RISIKO-GEBURT! Jetzt kämpfen die Ärzte um das Leben ihres Babys! Schon weit über dem errechneten Entbindungstermin weigerte sich die Prinzessin vehement, ihr Kind künstlich holen zu lassen. Doch mit jeder Minute steigt die Gefahr gravierender gesundheitlicher Schäden. (…) Gefährdung: Den Grund dafür, dass die bisherige Freude einer gewissen Angst gewichen ist, führen Experten darauf zurück, dass Victoria den errechneten Geburtstermin längst überschritten hatte. Dennoch weigerte sie sich wohl, einen Kaiserschnitt machen zu lassen. (…) Doch mit jedem Tag, den ein Kind nach der 42. Woche im Mutterleib verbleibt, wächst die Gefahr, dass es krank zur Welt kommt. Im schlimmsten Fall sogar, dass es stirbt. (…) Risiko-Geburt: Die Säuglinge haben sogenannte gelbe Haut, rohe Waschfrauenhände oder Dystrophie. (…) Denn wenn auch die Prinzessin bis zum letzten Moment auf eine natürliche Geburt hoffte, ihre Leibärzte und Hebammen waren längst auf jedwede Komplikation eingestellt. Auf Geheiß des Königspaares und mit Billigung des besorgten Daniel sollten sie die Geburt so rechtzeitig einleiten, notfalls gegen Victorias Willen per Kaiserschnitt.“

  18. Die seriöse Zeitschrift „Das Goldene Blatt“ wirbt auf der Titelseite vom 20. Februar 2012 mit folgender Überschrift um neugierige Käufer: „Victoria: Das Baby! Alles über die Geburt!“ Zitatende.

    Anmerkung: Victoria von Schweden hat ihre Tochter allerdings erst drei Tage später, nämlich am 23. Februar 2012 geboren. „Das Goldene Blatt“ ist genauso wie die »Neue Welt« ein Qualitätsprodukt der WAZ Women Group GmbH.

  19. „Brigitte“ (aktuelle Ausgabe)
    194 Seiten für 2,80 Euro
    Seitenpreis 1,44 Cent

    „Neue Welt“ (aktuelle Ausgabe)
    72 Seiten für 1,50 Euro
    Seitenpreis 2,08 Cent

    „Der Spiegel“ (aktuelle Ausgabe)
    152 Seiten für 4,- Euro
    Seitenpreis 2,63 Cent

    „Die Zeit“ (aktuelle Ausgabe inkl. Zeit-Magazin, jedoch ohne Stellenanzeigen)
    126 Seiten für 4,- Euro
    Seitenpreis 3,17 Cent

  20. Ich bin ja immer noch der Meinung, hier macht sich Jemand einen Spass daraus zu testen, wie abstrus und abwegig eine Story sein muss, um nicht in so einem Blatt zu erscheinen. Dazu schickt er seine ausgedachten Geschichten als „geheime Quelle“ immer dahin und wettet mit seinen Freunden, ob daraus ein Titel entsteht.
    Wenn man sich nur mal vorstellt, was man mit so viel Kreativität alles anstelle kann…

  21. Ich möchte wirklich mal wissen, warum es überhaupt Leute gibt, die sowas lesen (wollen). Müßte man die nicht eigentlich alle einweisen lassen?

  22. Zuckersüß und klebrig erklingt die WAZ-Lyrik in Märchenonkel Kai Winklers Schummelblättchen „NEUE WELT“. Hier ein Zitat aus dem authentischen Reportage-Text auf Seite 5: „Neue Welt berichtet aus Schweden: (…) Die Gratulanten aus dem schwedischen Rat und die euphorischen Untertanen überschlagen sich mit liebevollen Worten für die frischgebackene Mama Victoria (34) und den stolzen Vater Daniel (38)! Hurra, ein Junge, ruft es im Königreich aus allen Ecken!“
    Zitatende.

  23. Also, ich finde das nicht so lustig, sondern eher erschreckend. Und dazu der gruselige Gedanke, dass all diese Käseblätter ihre Käufer haben, erwachsene mündige Bürger! Millionen „Bild“-Leser reichen wohl noch nicht?

    @ Rynhard/#10: Was die Computer-Zeitschriften angeht, können Sie schon recht haben. Da gibt es seit Jahren ein ähnliches Phänomen, oberflächliches Gequatsche und billige Mutmaßungen à la „So wird das neue Windows“ zu publizieren.

  24. Ed,

    die gigantischen Auflagen dieser Käseblätter zeigen uns Kerlen immerhin, dass die Überlegenheit der Frauen nicht so ganz groß sein kann. Somit können wir weiter in Ruhe Fußball schauen.

    @Stefan Niggemeier:

    fein geschrieben! :-)

  25. Ich störe ja nur ungern, aber wären Sie, liebe Petra Olschewski, mit einem eigenen Blog nicht besser beraten?

  26. @ ekto/#34: Viel Neid, ekto, ich bewundere diese Diplomatie. Ich Klotz war gerade dabei, ein eigenes Internet zu empfehlen. Oder WDR-nachts.

  27. Schöner Beitrag, hab ich gemocht. Ich glaube, die „Quelle“ ist in Wirklichkeit ein handelsüblicher Würfel: Die Zahlen eins und zwei stehen für „Junge“, drei und vier für „Zwillinge“ und fünf und sechs für „Mädchen“.

  28. Zitat aus #29: „Endlich hat sie ein Enkelkind, das sie betüddeln kann!“ Betüddeln??? *rofl*
    Komisch nur, dass der nächste Absatz so anfängt: „Geht alles gut? Kann das Ärzte-Team…dem komplexen Geburts- und Notfallplan gerecht werden?“ – Ja, der Junge, das Mädchen, das Tüddelding ist doch schon da? Oder nicht? Ganz Schweden freut sich doch schon? Oder nicht? Oh weh…

  29. Und wann wird Markus Lanz richtig stellen, dass seine neue Sendung weiterhin „Wetten, dass…?“ mit zwei „s“ heißt?

    Und wenn Flori schon von einem Baby spricht, ist Helene dann schon schwanger? Oder geht das bei Neue-Welt-Promis auch mit Sex?

  30. Es gibt noch einen ganz wichtigen Aspekt bei diesen ganzen Blättern: Sie produzieren die Hefte mit minimalsten Kosten zur optimalen Gewinnoptimierung.
    – Kostenlose PR Fotos von Herstellern
    – Fotos von Microstockagenturen zum Minipreis
    – PR Geschichten von Buchverlagen, getarnt als Geschichten aus dem Leben
    – PR Abnehmgeschichten Geschichten gesponsert von der Industrie
    – ausgedachte Geschichten wofür es keine Journalisten bedarf

    Oft werden diese Hefte inzwischen auch schon von kleinen One-Man Grafikerbuden zusammengeschustert. Das ist absolut Locost.

    Mit keiner anderen Sparte lässt sich so einfach viel Geld verdienen. Das ist auch genau der Grund weshalb es so viele solcher Blätter gibt. Nachmacher vom Nachmacher.

  31. Respekt – über 10 Jahre recherchiert in dieser kurzen Zeit!! Ich bin froh, nicht in dieser Branche arbeiten zu müssen, da hier ja offensichtlich mit härtesten Bandagen und ohne Skrupel vorgegangen wird. Könnte es denn sein, das es sich hierbei um ein Komplott gegen Herrn Kai Winckler handelt?! Vielleicht wurde er ja wirklich absichtlich getäuscht?!

  32. Focus Online tut doch gar nicht so, „als handele es sich um einen Journalisten, dem mit der falschen Victoria-Schlagzeile ein blöder Fehler unterlaufen sei, der ihm peinlich sei“. Die zitieren ihn bloß.

  33. Die “Macher” (oder sollte man besser sagen: Fälscher?) solcher haarsträubenden Schwindelgeschichten sind nicht böswilligen „Informanten“ aufgesessen, wie es Kai Winckler dem „Focus“ weismachen wollte. Die Märchen- und Lügen-Storys, die Woche für Woche für reichlich Umsatz sorgen, haben Methode und werden redaktionsintern erfunden. Die Ente „Hurra, ein Junge“ ist eben leider kein peinlicher Ausrutscher, sondern „ganz normaler“ Yellowpress-Alltag und nichts Ungewöhnliches für Zeitschriften à la NEUE WELT oder FREIZEITWOCHE. Letztgenannte Zeitschrift meldet in der aktuellen Ausgabe nicht mehr und nicht weniger als den Rücktritt des Staatsoberhauptes unseres Nachbarlandes. Zitat aus dem Heft (Seite 4): „Königin Beatrix tritt zurück! (…) Aus der Umgebung des Königshauses ist inzwischen bekannt geworden, dass die Königin, gezeichnet von dem furchtbaren Unfall, ihren Rücktritt angekündigt hat. (…) Kronprinz Willem-Alexander (44), der dann früher als geplant ihre Nachfolge antreten müsste, wollte sich dazu nicht äußern. (…) Er bat jedoch darum, die Familie in dieser schweren Zeit nicht zu stören.“ Zitatende.

    Zynischer und verlogener geht es wohl kaum! Chefredakteur und verantwortlich für den redaktionellen Inhalt ist laut Impressum Herbert Martin.

  34. Die FREIZEITWOCHE hat auch die Geburt von Victorias Baby ganz anders erlebt und bietet seinen Leserinnen und Lesern dazu in der aktuellen Ausgebe eine wahrlich exklusive Reportage. Zitat von Seite 9: „Es geht um Stunden! Victoria: Ihre todkranke Tante kann das Baby nicht mehr sehen! (…) Die Kronprinzessin hält einen Moment inne. Sie spürt, wie sich das Baby in ihrem Bauch bewegt. Ein beseeltes Lächeln huscht über Victorias (34) Gesicht. Tage noch, vielleicht nur Stunden. Es kann ihr gar nicht schnell genug gehen, denn sie will ihrer todkranken Tante den letzten Wunsch erfüllen: Lilian (96) möchte wenigstens einmal Victorias Kind sehen. (…) Ihr Zustand ist kritisch. Meist liegt sie im Bett und dämmert vor sich hin, erkennt sogar ihre Großnichte nicht immer auf Anhieb. Dann streichelt Victoria ihrer Tante zärtlich über die Wangen und singt ihr leise ein Kinderlied vor. (…) Wegen ihrer Krankheit ist es fraglich, ob Lilian Victorias Wunschkind jemals sehen wird. Spätestens ab 22. Februar rechnen Ärzte aus dem Karolinska-Krankenhaus täglich mit der Geburt des „Baby Bernadotte“. Für Lilian könnte es dann jedoch bereits zu spät sein…“ Zitatende.

  35. Völlig exklusive Enthüllungen (von denselben „Informanten“, wie Kai Winckler sie hat?) bietet die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift SCHÖNE FREIZEIT. Zitat von Seite 19: „Ausgerechnet jetzt! Dunkle Schatten über ihrem Glück! Kronprinzessin Victoria: Daniel in großer Gefahr? Ein Baby, keine zwei Jahre nach ihrer Traumhochzeit, bedeutet für Schwedens Kronprinzessin die Erfüllung ihres Liebesglücks. Doch die Idylle wird von Angst getrübt: Prinzgemahl Daniel ist möglicherweise nicht so gesund, wie es bisher schien. Erst kürzlich musste der Palast eine dramatische Entscheidung fällen! Daniel (38) war fest als Gast einer wichtigen Abendveranstaltung in Stockholm eingeplant, als plötzlich seine Absage kam. „Der Prinz ist krank“, teilte der Hof ohne nähere Begründung mit. Als Daniel sich einige Tage später wieder in der Öffentlichkeit zeigte, wirkte er blass und geschwächt. Bald darauf fiel den Schweden auf, dass der Prinz, offenbar aus Angst vor einer Erkältung, stets extrem warm gekleidet ausgeht. Und: Bei einer Gedenkveranstaltung hielt Victoria (34) seine Hand. Aber ohne „Hautkontakt“. Denn er trug gefütterte Lederhandschuhe, sie hatte keine an. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, behaupten Freunde.“ Zitatende.

  36. Gibt es hier eigentlich einen Verlag, der noch nicht durch den Kakao gezogen wurde? Es scheint so, als wäre Frau Petra Olschewski vom Fach, denn ihre Kommentare klingen ganz danach. Wenn ja, dann wäre es interessant zu wissen, bei welchem Verlag sie arbeitet.
    „….der ohne Schuld ist, möge den ersten Stein werfen!“ Gut, dass ich kein Journalist bin, sonst würde dieses ( nicht exakt formulierte ) Zitat aus der Bibel mir vielleicht Kopf und Kragen kosten.

  37. Robert Pölzer, Fachjournalist für Märchenhaftes und Chefredakteur der FREIZEIT REVUE, hat Post bekommen vom Rechtsanwalt Matthias Prinz. Auf dem aktuellen Titel der FREIZEIT REVUE darf Pölzer den Inhalt des anwaltlichen Leserbriefs verkünden: „Prinzessin Caroline! Ihr Anwalt teilt mit: Keine Scheidung! Keine neue Liebe!“ Auf Seite 9 geht es dann weiter: „Prinzessin Caroline von Hannover bat wegen einer Berichterstattung in FREIZEIT REVUE um anwaltlichen Beistand. Vor kurzem, in der FREIZEIT REVUE vom 8. Februar 20122, berichteten wir unter der Überschrift ‚Prinzessin Caroline: Neue Liebe nach der Scheidung? Dieser Mann gibt ihr endlich wieder Lebensmut’ über die exzellente Arbeit, die Xavier Prache als Adjutant des Fürsten seit langem leistet. Und wir schrieben ebenfalls, dass Prinzessin Caroline sowohl die Arbeit als auch die Person des Marine-Obersts sehr schätze. Nunmehr haben Prinzessin Caroline von Hannover und Xavier Prache ihren gemeinsamen Anwalt Matthias Prinz eingeschaltet. Dieser bittet uns, bestimmte Aussagen aus unserem Artikel richtig zu stellen. Wichtig sind ihm hierbei zwei Punkte. Erstens: ‚Prinzessin Caroline von Hannover ist nicht geschieden.’ Und zweitens: ‚Caroline von Hannover hat keine neue Liebe.’ Gerne kommen wir seiner freundlichen Bitte nach und weisen darauf hin, dass ein möglicherweise erweckter Eindruck, es gebe eine private Beziehung zwischen Prinzessin Carolien von Hannover und Herrn Xavier Prache, unzutreffend ist.“ Zitatende.

  38. Bruno Bettelheim schrieb ein schönes Buch, „Kinder brauchen Märchen.“ Offensichtlich brauchen auch Erwachsene Märchen. Wie sonst lassen sich die Verkaufszahlen erklären. Ich gebe Kay Bogner völlig recht. Schön ist es nicht mehr, wie diese Hefte produziert werden. Dennoch bin ich froh daran mitwirken zu können. Nicht als Schreiber, das kann ich nicht. Meine Arbeit ermöglicht es mir meine Wohnung und mein Leben finanzieren zu können. Und – ich mache meinen Job gerne, auch wenn er hart geworden ist. Trotzdem…..Glückwunsch an alle, die sich erhaben fühlen…. es nicht nötig haben….

  39. Ein Maximilian Weingärtner erzählt diesen Blogeintrag heute übrigens in der FAZ auf S. 35 aufmerksam nach, ohne Sie als Quelle zu erwähnen.

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