Jörg Pilawa

Fangen wir mit dem Positiven an: Jörg Pilawa ist nicht Reinhold Beckmann. Das ist doch was. Und bevor man sich darüber ärgert, wie Pilawa den Deutschen Fernsehpreis oder diese WM-Countdown-Shows oder ähnliche TV-Ereignisse moderiert, sollte man sich kurz vorstellen, wie diese Sendungen mit Reinhold Beckmann wären. Oder mit Maxi Arland (den werden Sie vielleicht, wenn Sie Glück haben, nicht kennen, das ist so ein „junger“ Sänger, der in der ARD die „Feste der Volksmusik“ und den „Musikantendampfer“ moderiert und gerade zu einer Art zweiter Florian Silbereisen aufgebaut wird… was? Florian Silbereisen kennen Sie auch nicht? Also – – -).

Jedenfalls Jörg Pilawa. Ich mochte den immer ganz gern. Ich habe ihn im Kollegen- und Bekanntenkreis immer gegen fiese Kritik verteidigt. Der ist nett. Der kann Sendungen routiniert wegmoderieren, ohne daß es peinlich oder völlig uncharmant wird. Und in der NDR-Talkshow wirkt er, naja, gut gelaunt und entspannt. Also.

Aber wenn man so nach Adjektiven sucht, um Pilawas Eigenschaften zu beschreiben, merkt man natürlich das Problem: Er hat keine. Neulich hat er öffentlichkeitswirksam innerhalb von wenigen Monaten zweimal die gleiche Frau geheiratet, und das ist als PR-Aktion, wenn es eine war, natürlich tausendmal sympathischer als die Verzweiflungstaten vieler Kollegen. Aber ich fürchte, er könnte sich ins Guinness-Buch der Rekorde heiraten, und den Menschen wäre es egal. Das ist ein echtes Problem, denn den Pilawas dieser Welt fehlt die Fallhöhe. Beim Fernsehpreis hat er sich als eine Art Prima Ballerina verkleidet. Tja. Günther Jauch, Hape Kerkeling, Thomas Gottschalk im Tutu, das sind Ausrufezeichen, bei Pilawa ist es ein Schulterzucken.

Neuerdings flüchtet er sich immer mehr in so eine demonstrative Schluffigkeit, die aber natürlich auch nicht hilft, weil der Platz des Superoberschluffis uneinnehmbar von Oliver Geißen besetzt ist.

In seinem Munzinger-Porträt steht, zu seinen Markenzeichen gehörte „früh“ auch die „Berechenbarkeit“. Das ist hart. Bei einer seiner Moderationen beim Fernsehpreis stand er jetzt da mit offenem Jacket, das sich unglücklich hinter dem abstehenden Gürtelende verfangen hatte, das aus einer gewaltig überdimensionierten Schnalle herausragte, und die Krawatte endete weit über dem Hosenbund. Es wirkte alles irgendwie sehr unangemessen. Seitdem frage ich mich, ob das ein erster Akt der Revolution des Jörg Pilawa war. Und weiß nicht einmal, ob es mir gefiele.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

11 Replies to “Jörg Pilawa”

  1. Ich denke mal, die Zeit der „Großen“ wie Kulenkampf, Frankenfeld, Elsner und Co. sind einfach vorbei. Die ÖR rekrutieren ihre Moderatoren mittlerweile bei den Privatsendern, die wiederum bauen Pseudopromis wie Oli P., Oliver Pocher oder den unerträglichen Elton auf. Wem hätte ich die Moderation des Fernsehpreises zugetraut?
    Gottschalk, obwohl sein Versuch, der ewig Junge zu sein mittlerweile auch ans Peinliche grenzt. Oder Hape Kerkeling. Der hätte die Verleihung auf jeden Fall zu dem gemacht, was sie eigentlich sein sollte: unterhaltsam.

    Schauen wir doch mal die jungen oder jüngeren Moderatoren an – was meinst Du, wer von denen in 5 oder 10 Jahren so eine Veranstaltung moderieren sollte? Mir fällt im ersten Moment keiner ein.

  2. Wer über Elton und Pocher (finde ich ebenfalls beide unerträglich) herzieht, muss nur mal kurz überlegen, wo Pilawa und Geißen vor zehn Jahren standen:

    Geißen und Pilawa sind Gossenkinder der Nachmittagstalkshows. Die über Jahre hinweg aufs unwürdigste Leute in ihren „Talk“-Shows fertiggemacht und vorgeführt haben. Täglich über Brust-Implantate, die Länge seines *piiiiep* gesprochen haben, die sexuellen Qualitäten von Blondinen und übergewichtigen Menschen „diskutiert“ haben.

    Wo sollen die ihre Fallhöhe hernehmen? Von ’ner Bordsteinkante fällt man nicht tief. Wobei man der Fairness halber sagen muss, dass Geißen irgendwo da geblieben ist und Pilawa sich gemausert hat. Aber unter diesen Umständen sind Pocher und Elton fast schon ernstzunehmende Kandidaten für die Moderation des Fernsehpreises in zehn Jahren.

  3. Was meint denn „Schluffigkeit“ in diesem Zusammenhang genau? Die Geologie bietet viele tolle Vokalbeln, die sich als Metaphern eignen, aber ich bin diesbezüglich leider oft recht phantasielos (Ist Superoberschluffi Geißen schon beinahe sandig?). Den Rest des Artikels verstehe ich hoffentlich richtig und bin einverstanden: Die Eigenschaftslosigkeit Pilawas hat ihn neben seinen Kollegen ausgezeichnet. Dieser Umstand spricht aber ebensososehr für Pilawa wie gegen Beckmann, Geißen, Kerner, Silbereisen…

  4. ich frag mich gerade wozu ein Moderator eines deutschen Fernsehpreises Eigenschaften haben muss? Haben wir nicht schon genug C-Promis die sich Medienwirksam manigfaltig Aufmerksamkeit verschaffen? Ist es nicht auch mal schön eine Sendung im Fernsehen anschauen zu können ohne, dass da ein Hampelmann steht um den sich am nächsten Tag die gesamte BamS dreht?

    Wir sollten uns viel mehr mit der Abschaffung des geistigen Abfalls im deutschen TV beschäftigen, als mit den Eigenschaften derer die diesen Müll moderatorisch kommentieren.

  5. Naja was soll’s. Jedes Treffen der Anonymen Alkoholiker, bei dem diejenigen ausgezeichnet werden, die am längsten trocken geblieben sind, wäre wohl „unterhaltsamer“ gewesen. Am besten geeignet zur künftigen Moderation von solch medialen Ereignissen wäre meiner Meinung das Ferkel -dabei meine ich das mit den vier Beinen- vom M-Markt. Denn das ist in der Zwischenzeit schon ausgewachsen. Zur Not könnte es auch weiterhin von H. Schmidt synchronisiert werden, wobei die Gefahr das Grunzen mit dem Text zu verwechseln nicht allzu groß sein dürfte. Und übrigens wo sind die Terroristen, wenn man sie mal braucht?

  6. der herr pilawa, ein möchtegernmoderator…der will nur den herrn jauch imitieren…herr jauch hat 2006 eine pädagogin geheiratet-pilawa auch, herr jauch hat 4 kinder-pilawa arbeitet daran, herr jauch hat eine filmproduktionsfirma-pilawa auch..und viele andere gleichungen lassen sich finden….man herr pilawa warum tun sie uns, den zuschauern das nur an, es gibt sooooooooo viele tolle moderatoren, aber nein, schltet man die ard ein sieht man mit sicherheit den pilawa…ich schalte es aber nicht mehr ein, mir bleibts erspart :-))

  7. Einer ,der sich damit rühmt,6 Tage und 20 Std im Jahr 2005 im Fernsehen präsent gewesen zu sein,hat sich selbst lieb.Ich jedenfalls kann den Pilawa nicht mehr sehen.Macht man den Fernseher
    an,Pilawa ist schon da.
    Herr Pilawa, machen Sie sich auf dem Bildschirm rar!

  8. Jörg Pilawa ist mir schon lange unsympathisch, und ich wußte nicht genau, warum. Hier habe ich es gelesen: er ist der Mann ohne Eigenschaften.
    Das Einzige, was mir zu ihm einfällt, ist, wie er eine Augenbraue hochzieht als Kommentar in seiner Quizsendung. Immer diese Augenbraue. Mehr nicht. Man rutscht an ihm ab.

  9. Was meckert ihr bloß an ihm rum? Neidisch? Ist doch ’n netter, sympatischer Kerl, Typ „Lieblingsschwigersohn.

  10. Bitte Stefan, nimm dir nochmal den Pilawa zur Brust und versuche ihn mit allen möglichen Mitteln bei Wetten Dass zu verhindern!!

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