„Journalisten“ im Auftrag der INSM

Wenn Redaktionen Journalisten nicht vernünftig bezahlen, tun es andere.

Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), eine von Arbeitgeberverbänden finanzierte Organisation, die Stimmung für neoliberale Ideen und Konzepte macht, hat drei Jounalisten angeheuert, um kritischen Journalismus zu simulieren. Unter dem Namen „Deutschland 24/30“ sollen sie einen Monat lang durchs Land fahren, wichtige Menschen wie Anne Will, die Bundeskanzlerin und „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann treffen und Sachverhalte „durchaus auch kritisch“ hinterfragen. Rekrutiert wurden offenbar gezielt Journalisten, die „der sozialen Marktwirtschaft gegenüber positiv eingestellt und einem unternehmernahen Auftraggeber gegenüber aufgeschlossen sind“. Die drei zu Propagandisten mutierten Kollegen haben durchaus namhafte Medien im Lebenslauf.

Nach Informationen des Vereins „LobbyControl“ sollen diverse Medien über die Protagonisten und die Aktion berichten; aus den einzelnen Reiseberichten solle schließlich eine Fernseh-Reportage produziert werden. Der Berufsverband freier Journalisten, „Freischreiber“, berichtet, dass das Honorar für jeden der drei Journalisten zwischen 6000 und 7000 Euro betragen soll.

Es ist eine Win-Win-Win-Situation: Die freien Journalisten kriegen ein schönes Thema und werden endlich mal ordentlich bezahlt. Die INSM kriegen schöne Berichte, die ihre Ideologie transportieren. Und die Medien kriegen günstige Inhalte, um ihre Seiten und Sendeminuten zu füllen.

Ein echtes Zukunftsmodell.

[Ich bin „Freischreiber“-Mitglied.]

Nachtrag, 27. Juli. Gegenüber dem „Spiegel“ hat die INSM eingeräumt, Fehler gemacht zu haben. Dass „Anne Will“ oder die „Zeit“ über die Aktion berichten würden und Personen wie Angela Merkel als Gesprächspartner zur Verfügung stünden, wie es in einem Arbeitspapier hieß, mit dem die Journalisten angeworben wurden, seien nur „erste Vorüberlegungen“ gewesen, „wen man ansprechen könnte“. In Wahrheit hätten diese Prominenten abgesagt. Einer der beteiligten Journalisten sagte, er habe gegenüber der INSM auf journalistischer Freiheit bestanden. Die merkwürdigen PR-Praktiken der Lobbyorganisation seien ihm nicht bekannt gewesen.

68 Replies to “„Journalisten“ im Auftrag der INSM”

  1. Die Frage ist, wie offen die Hintergründe der Aktion kommuniziert werden: Wird aus den Beiträgen später hervorgehen, wer die Aktion initiiert und finanziert hat? Wird das Ergebnis als unabhängiger Journalismus verkauft oder wird die Beteiligung von Unternehmen und Unternehmerverband „zugegeben“?

    Ehrlich: Ich sehe nicht, warum ein Journalist nicht auch mal im Auftrag der Wirtschaft arbeiten darf, wenn das klar und unmissverständlich so gesagt wird. Ich teile die Befürchtung, dass das nicht so geschehen wird. Die Idee als solche finde ich aber noch nicht verwerflich.

    Davon ab:

    Bin ich der einzige, der in 24/30 einen Anglizismus sieht? Derartige Angaben zu Öffnungszeiten o.ä., an die sich die Formulierung anzulehnen scheint, sind in deutschen Sprachgebiet meiner Meinung nach nicht üblich und werden auch nicht ohne weiteres verstanden.

  2. Da ist sogar noch ein Win mehr drin, denn die Menschen, die getroffen werden, können sich wunderbar positiv darstellen. Zumindest solange sie nicht von der Linken sind.

  3. Ja, und, Herr Niggemeier?
    Was ist jetzt genau der Vorwurf?
    Warum wurde aus den Journalisten, nur weil sie mal nicht für einen Medienkonzern oder ein sonstiges Unternehmen schreiben, gleich „Propagandisten“?

    Und würden Sie auch so aufgeregt darüber bloggen, wenn die drei von den Gewerkschaften engagiert worden wären (die übrigens genauso Artikel in diversen Zeitungen lancieren, wie Sie als Medienexperte sicherlich wissen)?

    Oder stört es Sie, dass das von INSM so offen gemacht wird, dass Sie sogar darüber schreiben können?

    Oder sind es gar die Überzeugungen der INSM, die Sie nicht mögen?

    [Ich unterstütze die Ziele der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.]

  4. Toll – eine ausgedehnte ‚Recherche‘, wo vorher schon feststeht, was hinterher rauszukommen hat! Früher hieß das mal ‚Sauftour‘ oder ‚über die Dörfer ziehen‘ … heute heißt es ‚wichtige Menschen treffen‘ und ‚Journalismus‘.

    @6 / Nashwin: Der Vorwurf steht doch wohl im Text. Er lautet ‚Simulation von Journalismus‘ oder, wie ich es sagen würde, ‚publizistische Hütchenspielerei‘.

  5. @Stefan

    Oha, ärgerlich. Danke für den Hinweis. Hab den Link gerade schnell ausm Cache gefischt. Als ich den Artikel gelesen hab, gab es die Richtigstellung noch nicht.

  6. Journalisten, die der Marktwirtschaft positiv gegenüber stehen werden also dafür bezahlt, positiv über die Marktwirtschaft zu schreiben. Oder anders: Werden dafür bezahlt, über die Marktwirtschaft zu schreiben und schreiben positiv, weil sie eben eine positive Meinung von Marktwirtschaft haben. So wie halt Journalisten am anderen Ende des Spektrums negativ über die Marktwirtschaft schreiben, wenn sie darüber schreiben. Oder wie Stefan einen negativen Artikel über Bild schreibt, wenn er einen Artikel über Bild schreiben soll und ein Bild-Autor einen positiven Artikel über Bild scheibt, wenn er einen Artikel über Bild schreiben soll.
    Solange nichts geschrieben wird, was nachweislich falsch ist, verstehe ich nicht so recht, wo das Problem liegt. Ich habe auch den Verdacht, dass hier die Ablehnung der Ziele der INSM der eigentliche Auslöser für den Beitrag ist.

  7. Der Artikel beschreibt tatsächlich schlicht und ergreifend, was wir wohl alle schon seit Jahren wussten: In der PR wird gut bezahlt im Journalismus (insbesondere im Print) miserabel.
    Nicht mehr tut er. Fast noch ein bisschen weniger.

    Es ist kein Vorwurf drin enthalten, aber – mit Verlaub, Herr Niggemeier – eben auch sonst nichts Neues, Investigatives oder gar Skandalöses.

    Meiner Meinung nach ein Packen heiße Luft in einem ansonsten sehr lesenswerten Blog. Zu den Akten, bitte.

  8. @CJD: Mensch, wenn das doch nur jemand den Leuten von „LobbyControl“ gesagt hätte, dass Ihnen das alles schon bekannt ist, dann hätten die sich nicht die Mühe machen müssen, das zu recherchieren.

    Oder sicherheitshalber ohne Ironie: Es ist ein Vorwurf drin enthalten. Es ist neu. Investigativ war LobbyControl. Und skandalös wird es spätestens in dem Moment, in dem ein Fernsehsender das ausstrahlt.

  9. Heiße Luft? Wohl kaum. Ich freue mich schon auf Merkel/Will etc., die seriös gucken und den Menschen schön erzählen, wie notwendigerweise, um den Standort Deutschland zu erhalten, alle gemeinsam eine Lösung finden.

    Ich finde es bemerkenswert, dass offenbar die Leute, die sich zur INSM bekennen – #6 z.B. – ebenfalls die Leute sind, die mit Ironie und Begriffen wie „Propagandisten“ nichts anfange können.

  10. Solange die Geschichten der drei Ex-Journalisten klar als PR-Beitrag oder (im Fall der Ausstrahlung im Fernsehen) Dauerwerbesendung gekennzeichnet sind, ist gegen die Aktion wenig zu sagen. Ich habe da aber so meine Zweifel…
    Ob er PR machen und somit seine Glaubwürdigkeit verlieren will, kann und muss jeder Journalist für sich selbst entscheiden.

  11. Nachgefragt (ebenfalls ohne Ironie):

    Was ist denn neu? Dass Fernsehanstalten Sendezeit mit externen Beiträgen füllen?

    Der rbb hat sich im Übrigen ja bereits geäußert (siehe den o. a. Link zu LobbyControl)

  12. Eines der hehren Ziele der INSM ist es, Grenzen abzubauen und das Trennende zu überwinden. Auch die Grenze zwischen Journalismus und PR. Und: „Wo viel bar ist, wächst das Kettende auch.“ (frei nach Hölderlin)

  13. Ich verstehe eine Sache absolut nicht: Warum traut man es geistig gesunden Menschen nicht zu, heute für ein Medium kritisch zu berichten und morgen, für einen Kunden PR zu machen? Der Punkt ist: er oder sie muss selbst scharf trennen. Warum aber sollte das nicht möglich sein?

    Hat eigentlich einer irgendwo mal einen der Filme gesehen, die da entstehen sollen? Ich hab nur den Trailer gesehen (danke für den Link). Der ist wenig aussagekräftig. Ich habe das Gefühl, hier wird über etwas vorschnell geurteilt, ohne dass man weiß, über was man da eigentlich urteilt. Ich warte da lieber erstmal ab: Wenn das eine Sammlung Schönwetter-Geschichten wird, dann haben wir allen Grund dazu, auf die INSM zu prügeln.

  14. @Sebastian/11: Toll, den merke ich. Ich finds immer schlimm, wenn Journalisten oder Blogger Beiträge auf Initiative von Iniziativen, Parteien oder Unternehmen schreiben. Gibts alles, selbst in besten Kreisen.

  15. @Adlib: Es gibt leider nur eine klare Trennung: Journalisten machen keine PR.

    Hier mal ein Beispiel, wie unübersichtlich es sonst schnell wird: http://www.bildblog.de/4431/von-geschaeftsreisen-und-reisegeschaeften/

    Sie trauen einem Menschen wirklich zu, heute PR-Filme für die Arbeitgeber zu drehen und morgen unbefangen über Gewerkschaften zu berichten?

    Wie sehr die INSM-Geschichten Schönwetter-Geschichten werden, ist relativ egal. Das zeigt nur, wie plump oder filigran die INSM bei ihrer Propaganda arbeitet. Es ändert aber nichts daran, dass die Filme im Auftrag der iNSM entstehen und von ihr bezahlt werden. Was dabei herauskommt, kann vieles sein, aber kein unabhängiger Journalismus.

  16. …und ich fände es beruhigend, wenn hier nicht so viele Kommentare dabei wären, die das nicht von vornherein problematisch finden, unabhängig vom Ergebnis. Wenn ich mich mit einem Thema beschäftige als Journalist sollte ich nicht für eine Organisation arbeiten, die in diesem Gebiet tätig ist, sonst entstehen definitiv Interessenkonflikte.

    (und das alles gilt für jeden Bereich und jede Organisation, dazu muss es gar nicht so ein seltsamer Verein wie die hübsch neusprechmäßig betitelte Initiative Neue Marktwirtschaft sein…huch, jetzt habe ich doch glatt das „sozial“ vergessen)

  17. Wie sagte doch der unvergessene Hanns-Joachim Friedrichs: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.“

    Will wohl kaum einer mehr befolgen, dieses Prinzip.

  18. Na ja, jedenfalls sind die Trolle der neuen Machtwirtschaft ja sehr aktiv. Aber neu war mir, dass der Verein mehr als ein Ziel haben soll.

  19. Wie locker Menschen PR und echten Journalismus auseinanderhalten können, erkennt man an den so genannten „Wissens“sendungen der Pro7-Gruppe, z.B. Galileo. Letztere klären inzwischen regelmäßig auf, wie ein ‚zufällig im Netz gefundenes YouTube-Video‘ entstanden ist, ‚Fake oder doch möglich?‘ Seltsam nur, wie oft diese Videos von Werbeagenturen stammen. Gut, auch die PR-filmchen von Wurst-, Käse-, Snack-, und anderen „Lebensmittel“herstellern werden als Reportagen und Dokumentationen getarnt.

    Natürlich setzen die PR-Leute das alles nur ab, weil sie genau wissen, wie intelligent TV-Zuschauer sind, wie diese sofort werkennen, dass sie verarscht werden. Im Falle des Lobbyisten INSM kommt hinzu, dass die seit Jahren nichts weiter machen, als bekannte Köpfe zu nehmen und als Sendboten zu allen Talkrunden zu schicken. Dabei wird dann gerne mal vergessen, zu sagen, dass die Jungs [und das ein oder andere Mädel] für die INSM da sind.

    Oswald Metzger wurde doch nicht nur herumgereicht, weil er die gleichen Ziele wie der Verein hat, zu dem er gehört, sondern weil ’sogar ein Grüner …‘ [bevor die merkten, dass der OM ein IM ist]. Auch der Name der Organisation ist eher Nebelgranate denn Wahrheitsfindung; mit dem, was Ludwig Erhard mal Soziale Marktwirtschaft nannte, hat die INSM eher wenig zu tun.

  20. Ich würde schätzen, dass 2/3 aller Journalisten in einer Form „befangen“ sind, sprich: nicht die immer postulierte „Unabhängigkeit“ haben.
    Befangen, weil sie bei einem Medium mit in den Statuten festgelegten (oder durch Parteinähe gegebenen) politischen Ansichten arbeiten. Befangen, weil sie eigene Ansichten unterbringen.
    Befangen, weil sie als Freie nebenbei auch Broschüren schreiben, Veranstaltungen moderieren…
    Ich halte es nicht für weniger verwerflich, wenn jemand im Auftrag einer liberalen Lobbygruppe schreibt, als wenn er direkt oder indirekt für eine beliebtere Interessenvertretung die Trommel schlägt.
    Es muss nur klar werden, woher die Inhalte stammen.

  21. 200 Euro Tagessatz sind für einen PR-Auftrag keinesfalls „ordentlich bezahlt“.

    Die Grenzen zwischen PR und Journalismus sind fließend. Formal unabhängige Redationen machen werbende Beiträge, im Gegenzug gibt es Firmen und Institutionen, die erstaunlich wenig Vorgaben machen.

    Aber zur INSM: In Köln gab es vor zwei Jahren einen interessanten Rechsstreit, bei dem die INSM gegen einen Wikipedia-Kommentar vorgehen wollte. Da aber „überparteiliche Plattformen“ per se keine juristischen Personen sind, musste ein Kläger gefunden werden. Und das war dann die Werbeagentur berlino.pr.

    Wenn jemand weiter buddeln will – hier gehts lang:

    http://www.heise.de/newsticker/Lobbygruppe-scheitert-mit-Verfuegungsantrag-gegen-Wikimedia–/meldung/90187

  22. Patrick: Guck mal in die Pressegesetze. Medien sind „Tendenzbetriebe“. Means: Sie können nach Gesetz viel befangener sein als normale Firmen.

  23. Sorry, aber zwischen einer Meinung oder einer persönlichen Überzeugung und bestellter und bezahlter Propaganda gibt es einen Unterschied. Da helfen jetzt auch die schönsten Allgemeinplätze nicht wirklich.

  24. Wenn die INSM-Lobbyisten könnten, würden sie den Auftrag sicher gern an ein paar Journalisten aus Bangalore oder Karachi outsourcen. Aber weil die vor die Kamera müssen und wir Germanen für unsere misslungene Intergrationspolitik berühmt sind, geht das wohl nicht. Billiger wär’s auf jeden Fall.

    @noir.desir #2: Der blöd gewählte Titel 24/30 ist eindeutig an twentyfour-seven angelehnt. Klar ist damit schon mal, dass die Aktion nur noch im September oder November 2009 stattfinden kann. Oder in 24/31 umgenannt werden muss.

  25. @fnord: Die Grenzen sind fließend.
    Ich wollte nur darauf hinaus, dass es die so hoch gehaltene individuelle Unabhängigkeit eigentlich nicht gibt.
    Die Objektivität entsteht durch die Meinungsvielfalt, das ist gesetzlich auch so gewollt.
    Journalisten lassen sich beeinflussen, Interessenverbände aller Art versuchen Journalisten zu beeinflussen, das ist binsig.
    Es bleibt abzuwarten, wie tendenziell und propagandistisch die Resultate schlussendlich sein werden.
    Dass nur gesellschaftlich akzeptierte Auftraggeber Journalisten beauftragen dürfen, halte ich dann aber doch für etwas scheinheilig.
    Schön finde ich diese Aktion allerdings auch nicht.
    In der Summe finde ich Journalisten, die sich für unabhängig halten, aber dann doch nur Statements von Interessenverbänden nachplappern, für schädlicher, als offensichtlich bezahlte PR.

  26. Ja, die Grenzen sind fließend. Nein, es bleibt nicht „abzuwarten, wie tendenziell und propagandistisch die Resultate schlussendlich sein werden“. Dafür braucht es eben nicht viel Phantasie, wenn die Tendenz das Programm ist.

  27. Nur mal ganz nebenbei: Es geht eben nicht um soziale Marktwirtschaft, es geht um ihren Rückbau.

  28. „Sie trauen einem Menschen wirklich zu, heute PR-Filme für die Arbeitgeber zu drehen und morgen unbefangen über Gewerkschaften zu berichten?“

    Jepp, ich als freier Schreiberling für alle möglichen Projekte, die sowohl journalistisch als auch Marketing sind, tue genau das. Und ja: Ich kenne den Unterschied zwischen PR und kritischem Journalismus. Aber auch zwischen Journalismus und Blogs: In meinem Blog darf ich schreiben, was ich will, im Journalismus gibt mir die Redaktion Thema und Länge vor und ich werde dafür bezahlt, den Artikel in einer gewissen Form so abzuliefern. Bei PR kommt hinzu, dass der Artikel in eine gewisse Richtung zeigen muss, dass das Fazit also nicht offen ist und keine kritische Perspektive eingenommen wird. Warum sollte man anscheinend erfahrenen Leuten wie diesen nicht zutrauen, das trennen zu können und warum wirft man dem Blogger, der für eine Zeitung schreibt, nicht auch den Ausverkauf vor?

    Wirklich problematisch wird es dann, wenn die Geschichte als kritisches Projekt von Journalisten verkauft wird. Das aber liegt vermutlich nicht in der Hand der Schreibenden.

  29. @39: Da haben wir es: INSM betreibt offensichtlich „destruktive PR“, ist deshalb abzulehnen. ;)
    Viele Journalisten schaffen es zwar, beispielsweise PR von Atomforum, Wirtschaftsverbänden (zu Recht)… kritisch zu betrachten, PR anderer Interessenverbände (Gewerkschaften etc.) aber nicht.

    Öffentlichkeitsarbeit ist immer tendenziell und naturgemäß nie objektiv. Dennoch messen auch viele Journalisten hier mit mindestens zweierlei Maß.
    Dies liegt vielleicht auch daran, dass es immer weniger Fachredakteure gibt.
    Je weniger Ahnung ein Journalist von einem Thema hat, desto mehr lässt er sich oft von DER PR beeinflussen, die ihm sympathisch ist oder seiner privaten Meinung nahesteht.
    „Professionell“ ist das nicht.
    Da bliebe immerhin noch die handwerkliche Lösung, dass man wenigstens unterschiedliche Aussagen/Statistiken unterschiedlicher Quellen gegeneinander stellt, aber selbst das wird oft unterlassen.

    Ich persönlich fände es ethisch für mich nicht vertretbar, für eine Lobbygruppe zu arbeiten. Dennoch wird selbstverständlich ein großer Teil des PR-Materials da draußen von gelernten Journalisten produziert.

    So lange diese für konkrete Produkte für konkrete Auftraggeber bezahlt werden und nicht dafür bezahlt wird, Lobbyinteressen in andere Arbeiten einfließen zu lassen, finde ich das noch legitim, solange der Autor professionell genug ist, dies zu trennen. Eine Redaktion wird sich natürlich trotzdem überlegen, ob sie den Autor einer Pro-Atomstrom-Broschüre für einen Artikel über Solarenergie beauftragt – das ist dann das Dilemma des Freiberuflers.

    Illegitim wird es, wenn beispielsweise ein Spiegel-Autor tendenzielle Artikel schreibt, weil er von einem Verband dafür „geschmiert“ wird.
    Oder wenn eine Redaktion eindeutiges PR-Material ins Blatt oder über den Sender hievt.

  30. Am Ende des verlinkten Artikels meint der Autor, dass er vielleicht für einen Monat im Land herumreisen sollte und Leute interviewen über den Zustand des Journalismus in Deutschland, dass dafür aber niemand zahlen würde. Warum eigentlich nicht? Man könnte doch eine Sammlung machen. Als Studentin habe ich nicht soviel Geld, aber 20 Euro würde ich spenden.

  31. Jeder darf von der INSM halten, was er mag. Was ich nur deutlich machen wollte ist, dass es dabei nicht unwesentlich um die Umdeutung von Begriffen geht. Bei Gewerkschaftern ist die Interessenlage meistens offensichtlich, also hinkt das meiner Meinung nach.

  32. Würden diese Journalisten sich nicht ziemlich unmöglich machen, wenn sie „am nächsten Tag“ über Gewerkschaften recherchieren und zu Ergebnissen kommen, die dem Standpunkt direkt widersprechen, den sie für die INSM eingenommen haben, und sie diesen widersprechenden Standpunkt auch publizieren würden? Wie würden sie vor der Öffentlichkeit dastehen, und auch: Wie würden sie vor sich selber dastehen? Vgl. die Theorie der kognitiven Dissonanz:

    Kognitive Elemente können in relevanter Beziehung zueinander stehen oder irrelevant füreinander sein. Für das Entstehen von Dissonanz sind nur relevante Relationen bedeutend. Diese können konsonant oder dissonant sein.
    (…)
    Das bedeutet, dass Menschen konsonante Kognitionen als angenehm empfinden und daher aktiv suchen. Daher versuchen Menschen u.a., dissonante Informationen zu vermeiden (Seeking-and-Avoiding-Hypothese). Die Folge des geschilderten Verhaltens ist die selektive Wahrnehmung von Informationen, also beispielsweise von dargebotenen Medieninhalten. Menschen neigen demnach dazu, einmal getroffene Entscheidungen zunächst beizubehalten oder zu rechtfertigen. Deshalb werden alle neuen Informationen, die zu der getroffenen Entscheidung in Widerspruch stehen, tendenziell abgewertet, während alle konsonanten Informationen tendenziell aufgewertet werden.

    Einfach ausgedrückt, wer sich einen Monat vollzeit für eine Sache einsetzt, wird versuchen, dies zu rechtfertigen und sich mehr oder weniger „mit der Sache gemein“ machen, um nicht dauernd im Widerspruch zu sich selbst zu stehen. Wobei: Je mehr Geld er dafür bekommt, desto eher kann er der Theorie nach sein Handeln allein mit dem Geld rechtfertigen und innerlich Distanz wahren.

    Das mögliche Reputationsproblem bei der Einnahme widersprechender Standpunkte ist davon natürlich unberührt. Da dürfte ein höheres Honorar die Zweifel an seiner Integrität eher befördern.

  33. @ Stefan: Mal ehrlich: Wie viele Journalisten gibt es denn, die das in ihrem Berufsalltag durchhalten können? Klar, Leyendecker, Aust, Niggemeyer ;-), müssen sich um ihre Miete keine Sorgen machen. Aber der kleine Freie, der für Rheinische Post, Kölnische Rundschau oder Mopo schreibt, hat dann ein Problem.

    Ich halte es übrigens tatsächlich für möglich, dass ein Journalist heute für die INSM durchs Land fährt und morgen die Arbeitgeberverbände kritisch unter die Lupe nimmt. Das Problem entsteht doch erst, wenn der Arbeitgeber wegen dieser kritischen Berichterstattung Druck auf den Journalisten ausübt und als Verband die Rollen nicht trennen kann. Meines Erachtens kommt es bei diesem INSM-Ding auf das Ergebnis an: Wenn die Filme journalistisch wasserdicht sind wird man das merken. Und wir werden es genau so merken, wenn das schöne Werbefilmchen werden. Ist das der Fall, haben sich die drei Journalisten in der Tat vor den Karren spannen lassen. Ist das nicht der Fall, sehe ich das Problem nicht.

    Noch ein Nachtrag zu „Journalisten machen keine PR“: Hat nicht der Vorsitzende von Netzwerk Recherche selbst mal einen Film gemacht, in dem er das Engagement der öffentlich-rechtlichen Sender im Netz gerechtfertigt hat? Ist das keine PR? Keine Interessenvertretung?

  34. @Lena: Das Thema wäre in der Tat sehr viel spannender als die x-te „die-Reformen-müssen-weitergehen-damit-die-Verhältnisse-auch-ja-immer-so-bleiben“-Propaganda ;-)

  35. @6 (Nashwin):

    „Oder sind es gar die Überzeugungen der INSM, die Sie nicht mögen?“

    Bei jeder Berichterstattung über diese und andere INSM-Kampagnen lässt sich das über einen einfachen Test herausfinden: „INSM“ durch „Greenpeace“ ersetzen und überlegen, ob der Autor das dann genauso geschrieben hätte. Stefan Niggemeier traue ich diese Objektivität zu, aber nicht jedem anderen.

  36. Ja klar, Äpfel sind zwar keine Birnen, aber irggendwie ist das alles Obst und Gemüse. Das jetzt Greenpeace auch schon Propaganda für das Abholzen des Regenwaldes macht, ts ts ts ;-)
    Aber mal im Ernst: Das Dilemma steht da oben im Blogpost in den beiden letzten Absätzen: Eine Win-Win-Situation für alle, aber genau das Gegenteil von Journalismus. Die Zukunft des Journalismus liegt in seinem Gegenteil. Wäre ich Journaliast, ich wäre auch irritiert. Auch wenn diese Zukunft schon begonnen hat.

  37. Da haben wir es :).
    Auch Greenpeace vertritt Interessen, Greenpeace hat Interessen (Mitglieder, Spenden), Greenpeace informiert interessenspezifisch und teils auch falsch und methodisch fragwürdig.
    Das ändert nichts daran, dass Greenpeace mir persönlich weitaus sympathischer ist als andere Verbände und dass Greenpeace grundsätzlich die „besseren“ Ziele hat als beispielsweise Atom-Lobbyisten.

    Im Job muss man hier jedoch genau so kritisch hinschauen wie bei allen anderen Verbänden.
    Alles andere wäre unprofessionell.
    Bezahlte Beiträge im Auftrag für Greenpeace wäre die gleiche Lobbyarbeit wie für andere Organisationen.

  38. Interessant, dass vielen der Unterschied zwischen Journalisten, welche parteiisch sind, weil sie eine Meinung haben und Journalisten, welche parteiisch sind, weil sie dafür bezahlt sind nicht klar zu sein scheint. Das letztere ist aus guten Gründen verwerflicher, insbesondere wenn es nicht transparent ist. Das erstgenannte ist hingegen menschlich und sollte jedem bewusst sein.

  39. Ja, richtig, Obst und Gemüse. Mit dem kleinen Unterschied, das Greenpeace und Gewerkschaften ihre jeweiligen Interessen vertreten und nicht in erster Linie verschleiern.

  40. Ist es nicht endlich mal an der Zeit nach dem Vorbild der Piraten eine Art Journalismus-der-Zukunft-Partei zu gründen? Mit den Material hier im Niggemeier-Blog und anderswo (Spreeblick, Bild-Blog etc.) könnte man doch sicher ein Programm basteln das diese Verrückungen und Missstände der offiziellen Medien und Repräsentationsformen darstellt und ein Gegenentwurf eines zukünftigen Journalismus darlegt.

  41. Dolle Auswahl an Journalisten. Die erste in der Liste mit einem „Büro für Onlinejournalismus“, das im Internet nicht zu finden ist. Desweiteren eine weitere „Freie“, die am Anfang des Berufslebens steht, und ein TV-Journalist, der beim RBB „Reporter für spezielle Einsätze“ genannt wird. Vom Wettgrillen – Berlin-Barbeque-2009 bis junge Kroaten in Berlin (Grill!).

    Anscheinend ist die win-win-Situation nicht so überzeugend, denn bei dem Projektdruck kann man in dem Monat sicher von 25+ Arbeitstagen ausgehen, was den Tagessatz vor Steuern auf nicht einmal 250 Euro schrumpfen lässt. Oder ein Grossteil der einigermassen profilierten freien Journalisten hat die PR-Aufgabe für die INSM als nicht sehr ansprechend angesehen. Was für die Zunft sprechen könnte.

  42. #2: Selbst wenn der Auftraggeber klar genannt wird: Ich behaupte, die meisten halten die INSM für sowas wie ehrenamtlich/öffentlich/politisch neutral. Um ehrlich zu sein: Ohne weiterführende eigene Recherche habe ich bis vor einiger Zeit durch die Verkünder der „Nachrichten“oder auch „politischen“ Formaten in den ÖRA eher den o.g. Eindruck gewonnen. Zufall?
    „Aber die Leute wollen das doch! Mit solchen Floskeln signalisieren wir professionelle Modernität!“
    #6. Das klingt prima nach „wenn wir es nicht machen, macht es ein anderer“. Diese Art der Fingerzeiglegitimation ist eigentlich überall üblich, wo die Ertappten sehr wohl wissen, daß etwas zwar verboten oder unschicklich ist, man selbst aber dumm wäre, hielte man sich als einzelner dran. Sprich: Schimpfen Sie bitte ruhig (an geeigneter Stelle) über die, die es Ihrer Meinung nach auch nicht besser machen, aber doch bitte nicht über jene, die eben nunmal einen Honigdieb ertappt haben und ans Licht zerren.
    #16: Schon aufgrund des allgemeinen Auftretens und eben auch der Darstellung in den „etablierten“ Medien darf man getrost gegen die INSM sein. Egal, wie man zu ihrer Gesinnung steht. Vielleicht muß man, um das zu verstehen, einfach die Schnauze voll von gecasteten Phrasentauschangeboten wie „Will“ oder „Christiansen“ haben, in denen regelmäßig „Experten“ (oft genug: Experten der „INSM“) ihre vorher sorgsam austarierten „neutralen Würdigungen“ von diesem oder jenem Sachverhalt oder Vorhaben als vermeintliche Wissenschaft zum besten geben dürfen.
    #17 (Stefan): Tja, egal wie man dazu steht, es funktioniert offenbar. :-(
    #30: Genau… „Frau Meisenkötter achtet vor der Warenannahme im Labor stets mit Argusaugen auf absolut hochwertige Zutaten, denn die sind für Frittenking das allerwichtigste. Frau Meisenkötter, ist Ihnen schon mal minderwertige Ware durchgegangen? ‚Nein, aber es wird schon oft versucht, uns was unterzujubeln. Aber da paß ich schon auf!'“ Übrigens, der Ordnung halber, auch und gerade in der „Spiegel TV“-„Redaktion“ sind solche Ergüsse normaler Standard.

  43. Von dem Verein stammt übrigens auch der nicht nur völlig schwachsinnige, sondern historisch auch reichlich pikante Slogan „Sozial ist, was Arbeit schafft“.

    Das wäre doch z.B. mal ein gutes Thema, zu dem man Frau Merkel befragen könnte.

  44. Hm, 30 Tage lang 24 Stunden durchs Land fahren?

    a) klingt für mich wie die VW-Bus-Tour von Intel

    b) und wenn sie dann von der Bullerei rausgewinkt werden, wird schnell die Pappe aus dem Fahrtenschreiber aufgefressen, oder?

    c) interessante Menschen treffen…Anhalter? Oder genau zwischen die Augen….???

  45. Der Begriff Journalist ist nicht geschützt. Jeder darf sich so nennen. Und so lange das so ist, halte ich die Diskussion über die Trennlinie von Journalismus und PR für eine akademische.

    Ich habe mir den Beitrag auf der „Freischreiber“-Seite durchgelesen, da heißt es u.a.:

    „Irgendwann wird sich so kein Leser mehr darauf verlassen können, dass das, was in der Zeitung steht, das ist, was ein Journalist wirklich denkt …“ –> Seit wann entspricht das, was in der Zeitung steht, dem, was ein Journalist wirklich denkt? Mein Selbstverständnis von Journalismus trennt immer noch Nachricht von Meinung. Und eine Zeitung ist meines Wissen noch nicht zugepflastert mit Kommentaren, Glossen und Leitartikeln.

    Im übrigen finde ich, dass der „Freischreiber“-Beitrag doch mehr behauptet als belegt:

    „Freie Journalisten haben im Moment nicht damit zu kämpfen, dass ihre Arbeit nicht gut genug wäre, sondern damit, dass der Markt versagt.“ –> Oha. Woran genau macht der Autor das fest? Meine Vermutung ist vielmehr, dass es einfach sehr viele Anbieter für eine schwache Nachfrage gibt. Und das senkt die Preise.

  46. INSM gehört zu den pressure groups, die dafür verantwortlich sind, dass der einfachste Lokalredakteur ohne nachzudenken schreibt, dass die Lohnnebenkosten zu hoch sind – auch wenn das nie stimmte und leider von kaum einem Qualitätsjournalisten hinterfragt wurde. Jeder Hansel bei Handelblatt, FAZ und SZ betete diesen Quatsch nach, und allmählich, auch dank Christiansen, sickerte die INSM-gepushte Propaganda in alle Journalisten- und Bürgerhirne: Die Löhne sind zu hoch, Deutschland muss mehr exportieren. Die Folge sehen wir jetzt: Schwache Binnennachfrage, weil die Bürger immer weniger in der Tasche haben, riesige Probleme beim Export wegen Abhängigkeit, Rekordgewinne wie nie bei den Dax-Konzernen, eine weit geöffnete Einkommensschere.
    INSM ist m. E. eine hochgefährliche Vereinigung. Aber als Gegenpart bräuchte man mehr kritisch denkende, unabhängige Journalisten in den Redaktionen, die Zeit für mehr Recherche haben. Leider arbeiten in den Wirtschaftsredaktionen nach meiner Beobachtung häufig Berichterstatter und Ideologen, die einer wie auch immer freien Marktwirtschaft anhängen und zu wenig Bodenhaftung haben. Denn Wirtschaft sind nicht nur die Umsätze der Dax-Konzerne, sondern zu ca. 60 %, was der Bürger ausgibt. Der viel wichtigere und kreativere Mittelstand hat eh kein Sprachrohr und nur eine schlechte Lobby.
    Was die Freien betrifft, ist die Bezahlung seit 20 Jahren skandalös und wurde nie an die Inflation angepasst, sondern stufenweise gesenkt. Inzwischen machen wir Freie die Bildredaktion, denken uns Infografiken aus oder bauen die Layouts – alles kostenlos. Und es gibt immer noch jemand, der es billiger macht oder Pensionäre, die aus Langeweile oder purer Notwendigkeit sich ein Zubrot verdienen.
    Niemand darf sich wundern, wenn Freie als PR-Schreiber ums Überleben kämpfen, sich von Firmen für Fachbeiträge bezahlen lassen oder als Trojanische Pferde ihrere PR-Kunden arbeiten. Es geht gar nicht mehr anders, weil die Verlage die Freien gnadenlos als billigste Arbeitskräfte missbrauchen, Urheber- und Verwertungsrechte mit Füßen treten und sich einen Dreck scheren um die Lage der Freien. Daran werden auch die Freischreiber nichts ändern. Die Gewerkschaften sowieso nicht.
    Wer heute freiwillig Freier wird, wählt ein Leben am Existenzminimum und in Altersarmut.

  47. Komme grade von einer Pressereise – deswegen ein verspäteter Kommentar, der muss aber sein.

    Erstens: „Wenn die Verlage ihre Journalisten nicht mehr ordentlich bezahlen, tun es andere (…) ein Modell für die Zukunft“

    100 Punkte! Diese Tendenz ist seit Jahren zu erkennen …Die Honorare sind im Keller, für Text sowieso und für Fotos erst recht.

    ***

    „Einer der beteiligten Journalisten sagte, er habe gegenüber der INSM auf journalistischer Freiheit bestanden. Die merkwürdigen PR-Praktiken der Lobbyorganisation seien ihm nicht bekannt gewesen.“

    Das wundert mich nicht, dass da ein Journalist mal wieder nix von irgendwelchen PR-Praktiken gewusst haben will. Es ist mitunter tragisch, wie wenig sich die Journalisten in diesem Land dafür interessieren, welche Kommunikation die Wirtschaft so betreibt.

  48. @ Fridolin
    Bei allem Respekt: Wenn die Bezahlung seit 20 Jahren skandalös ist, wie Sie sagen, frage ich mich, warum viele diesen Job dann noch machen? Wenn ich mit dem, was ich mache, aus welchen Gründen auch immer, meinen Lebensunterhalt nicht bestreiten kann, dann suche ich mir was anderes – oder ich arbeite daran, den Preis meiner Arbeit selbst festlegen zu können. Wenn viele diese Konsequenz ziehen, werden es vielleicht irgendwann mal weniger, die im Journalismus arbeiten, und deren Verhandlungsposition um Honorare wird besser.

    Und: Wenn Leser nicht bereit sind, für Journalismus, der eben nicht aus Laien-Federn stammt, zu bezahlen (Abo-Zeitung vs. kostenloses Anzeigenblättchen, siehe dazu Niggemeiers Artikel zum „Notkurier“), wird es schwierig, den Verleger davon zu überzeugen, dass sich die auskömmliche Bezahlung professionellen Schreibens doch lohnt. Der muss das Honorar ja von den Einnahmen bezahlen. Wenn er die nicht hat: Was bitteschön soll er tun?

  49. […] Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), eine von Arbeitgeberverbänden finanzierte Organisation, die Stimmung für neoliberale Ideen und Konzepte macht, hat drei Jounalisten angeheuert, um kritischen Journalismus zu simulieren. Unter dem Namen “Deutschland 24/30″ sollen sie einen Monat lang durchs Land fahren, wichtige Menschen wie Anne Will, die Bundeskanzlerin und “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann treffen und Sachverhalte “durchaus auch kritisch” hinterfragen. Rekrutiert wurden offenbar gezielt Journalisten, die “der sozialen Marktwirtschaft gegenüber positiv eingestellt und einem unternehmernahen Auftraggeber gegenüber aufgeschlossen sind”. Die drei zu Propagandisten mutierten Kollegen haben durchaus namhafte Medien im Lebenslauf. Nach Informationen des Vereins “LobbyControl” sollen diverse Medien über die Protagonisten und die Aktion berichten; aus den einzelnen Reiseberichten solle schließlich eine Fernseh-Reportage produziert werden. Der Berufsverband freier Journalisten, “Freischreiber”, berichtet, dass das Honorar für jeden der drei Journalisten zwischen 6000 und 7000 Euro betragen soll. Quelle: Stefan Niggemeier […]

  50. Bemerkenswert, dass einige derjenigen, die hier so fleissig die Propagandatruppen von der sog. „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ verteidigen, hier sonst noch nie in Erscheinung getreten sind. Ein Schelm, der böses dabei denkt.

  51. „Einer der beteiligten Journalisten sagte, er habe gegenüber der INSM auf journalistischer Freiheit bestanden. Die merkwürdigen PR-Praktiken der Lobbyorganisation seien ihm nicht bekannt gewesen.“

    Was machr dieser „Journalist“ den ganzen Tag? Die Realität ignorieren?

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