Interkonfessionelle Metheologie


Foto: icelight (Lizenz)

Diese beiden Jungs posieren für ein Meteoritenbild. Mithilfe solcher Aufnahmen sagen Meteorologen — daher der Name — das Wetter voraus, allerdings — wen wundert’s — nicht besonders gut.

Ich weiß das aus dem Online-Angebot der „Welt“, das am Donnerstag vergangener Woche berichtete:

Das steht in einem Text über die angeblichen Probleme Jörg Kachelmanns, mit seiner Firma Meteomedia auch in Zukunft Wettervorhersagen fürs Erste Programm machen zu dürfen. Der Kern des hanebüchenen Artikelimitats in drei Original-Metaphern: „Es braut sich was zusammen im Wetterfernsehen“, „schon wittert man im DWD Morgenluft“, „Jörg Kachelmann muss sich warm anziehen.“

Ich habe die Kollegin, von der das Stück stammt, schon länger im Verdacht, unter dem Deckmantel freier journalistischer Arbeit einen groß angelegten Feldversuch zu machen, ob man deutschen Online- und Print-Medien eigentlich alles andrehen kann. Vorläufige Antwort: Ja.

Der Online-Auftritt der „Berliner Morgenpost“ hat die Sache mit den „Meteoritenbildern“ jedenfalls ebenfalls gekauft:

Der Bremer „Weser Kurier“ auch:

Und schließlich gestern der „Kölner Stadt-Anzeiger“ in Print und online ebenso:

Immerhin schenkten die beiden Letztgenannten den „Meteologen“ ein „ro“ und korrigierten diverse Flüchtigkeitsfehler.

Überhaupt täuscht der Eindruck, dass solche Texte völlig unbesehen in die deutschen Qualitätsmedien gelangen. Bei „Welt Online“ zum Beispiel wurde nachträglich der Name des zitierten Sprechers des Hessischen Rundfunks korrigiert, der „Häuser“ heißt, nicht „Häusler“.

Und beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ muss jemandem die verwirrende Behauptung des Originaltextes aufgefallen sein, wonach das Geschäftsmodell, den Wetterbericht vor acht von einem Sponsoren präsentieren zu lassen, vom neuen Rundfunkstaatsvertrag bedroht werde, der Sponsoring nach acht verbietet. Doch das ließ sich ja leicht korrigieren. Nun heißt es in der Kölner Version des Artikels: „Ab 2013 wird Sponsoring bis 20 Uhr verboten“.

Das ist zwar falsch, rettet aber die innere Logik des Textes, und das ist doch was.

44 Replies to “Interkonfessionelle Metheologie”

  1. Allein schon „wer recht hat , sieht man dann erst am nächsten Tag“ finde ich weltklasse. Wer verzapft denn so einen Mist? Kommt das über dpa?

  2. Jaja, das erinnert doch sehr an diese ostfriesische Wetterstation, für die man einen mittelgroßen Stein an einer Schnur über einer Freifläche aufhängt. Der Rest ist weitestgehend ablesbar:

    „Stein nass – Regen
    Stein trocken – kein Regen
    Schatten am Boden – Sonnenschein
    Stein oben weiß – Schnee
    Stein nicht zu sehen – Nebel
    Stein schwingt – Wind
    Stein hüpft hin und her – Erdbeben
    Stein verschwunden – Weltuntergang“

  3. Warum aber diese Meteorologen so heißen, wie sie heißen, das würde mich dann doch mal interessieren. Ihr Metier, das Wetter, heißt auf Latein meines Wissens ‚tempestus‘. Meteorologie hat vermutlich etwas mit der Zielgenauigkeit ihrer Vorhersagen zu tun …

  4. Dass der Fehler bei den Online-Auftritten von Welt und MOPO auftritt, ist aber nicht besonders erwähnenswert, laufen doch beide dem Inhalt nach faktisch großflächig parallel.

  5. Klaus Jarchow: Kachelmann und Co. betreiben sublunare Physik, sagt Wikipedia: „Das Wort Meteorologie leitet sich über das französische météorologie vom griechischen μετεωρολογία meteōrologiā her. Das griechische Wort μετεωρος meteōros heißt „in der Schwebe“; λόγος lógos bedeutet „Lehre“, „Wissenschaft“. Zu den Meteoren wurden zur Zeit des Aristoteles alle Körper und Erscheinungen am Himmel gezählt, die man für unvorhersehbar, nicht berechenbar, beziehungsweise grundsätzlich nicht für aus Naturgesetzen oder Axiomen ableitbar hielt. Die weiter entfernten Sterne erkannte man als berechenbar, wofür die Astronomie zuständig war. Die Grenze bildete der Mond: Astronomie war supralunar, Meteorologie war sublunare Physik.“

  6. Und was ist überhaupt ein „Meteoritenbild“ in diesem Zusammenhang? Normalerweise ist das doch ein Bild von einem Meteoriten. Sind hier nicht aber eher Bilder von „Meteosat“ gemeint?

  7. Hier gibt es anscheinend bei einigen einen Lesemissverständnis.
    Herr Niggemeier hat nicht gegen die HR-Wetterredakteurin geschossen sondern gegend die Autorin von Welt.
    Die Aussage der HR-Wetterredakteurin ist ehrlich.

  8. Wetterdeutung gibt es schon seit der Steinzeit. Grundsätzlich ist das ein steinstarkes Thema für alle die vom Wetter abhängig sind. Und auch wenn die meisten Vorhersagen mindestens einen Steinwurf an der Vorhersage vorbei sind, redet jeder über das Wetter. Eine alte Bauernregel sagt: Kräht der Hahn auf dem Mist. Bleibt das Wetter wie es ist. Kräht dieser einmal nicht, ist der Hahn krank.

  9. Und ich hab jetzt wirklich die ganze Zeit geglaubt, das Foto hätte zu dem Original-Welt-Artikel gehört. Das schien im Gesamtkontext recht stimmig.
    @ Stefan: Warum hast du aus der zunächst offenbar „katholischen“ (siehe URL) denn schnell noch eine „interkonfessionelle“ Metheologie gemacht?

  10. Schade eigentlich, dass keiner der erwähnten Meteorologen noch zum Meteoristen (von Meteorismus) gekürt wurde, das ist immer meine Lieblingsverwechslung aus diesem Wortfeld.

    Aber dafür ist ja noch reichlich Gelegenheit, bevor die Tagesschau-App alle Printmedien im Alleingang abgeschafft hat (ca. 2013).

  11. Wo gibt’s denn noch mehr so lustige Leseproben von der Kollegin, die die These von dem grossangelegten Feldversuch stützen würden? Hab‘ auf die schnelle nichts gefunden, allerdings jetzt auch nicht tief gesucht.

  12. Bei Pieselregen sollte Mann zum Meturologen gehen. Wenn die Nierensteine erst so groß sind wie auf dem obigen Foto, ist es zu spät.

  13. P.S.: Auf Zypern gibt es die Sage, dass Meteoriten die Blasensteine des alten Uranos gewesen sein.

  14. @anoy (10):
    Anführungszeichen können helfen, Lesemissverständnisse zu vermeiden! Jedenfalls macht es einen Riesenunterschied, ob jemand Autorin von Welt oder Autorin von „Welt“ ist… ;)

  15. Man möge sich doch nicht so aufregen. Das sind bloss die Nachwehen aus Mannheim, wo man sich schließlich monatelang mit Kaffeesatzlesen beschäftigte, um die Konsumenten der Litigation-PR zu verführen.

    Ob nun ein Me-Theologe aus Meteoriten, schnöden Steinen oder aus o.a. Kaffeesatz liest, ist dabei vollkommen unerheblich. Hauptsache, man kann mit dem Namen «Kachelmann» noch ein bisschen Knete machen, nachdem dieser wider alles Erwarten vollkommen normal ist und an einem Comeback arbeitet.

    Zudem durchläuft die Wetter(Deppen)fee Antje Hildebrandt zurzeit ohnehin ein schweres Schicksal, da ihr die entlaufene Sommerloch-Kuh «Yvonne» die Show stiehlt, und das Auslesen von Wettervorhersagen aus Kuhfladen leider noch in weiter Zukunft liegt.

  16. Wobei man zugute halten sollte, dass Meteoritenbilder denkbar sind, die die Vorhersage extrem ungemütlichen Wetters erlauben…

  17. …und ich überlege die ganze Zeit, wie denn eigentlich der richtige Begriff für „Meteoritenbild“ lauten müsste, und mir fällts ums Verrecken nicht ein.
    Heißt es nicht eigentlich einfach nur „Satellitenbild“?

  18. Einfach herrlich dämlich dieses ignorante Nicht-Wissen.
    Da brauchen andere viel Phantasie für, was Ihr anscheinend völlig sinnig erscheint.

  19. In weiten Teilen Deutschlands werden auch sog. „Trabantenbilder“ verwendet. (Man spricht dort daher auch von „Trabantologen“. Mal drauf achten.)

  20. @ Stefan N.: Eigentlich sind es Wetterkarten oder Modell-Output. Je nachdem was fuer Vorhersagen getroffen werden. Von einem Satelliten Bild kann man nur den ist-Zustand ableiten, um Vorhersagen machen zu koennen benoetigt man ein bisschen mehr, zumindest noch Bodenluftdruck, Windrichtungen etc. was man nicht so ohne weiteres von einem Satelliten-Bild ohne weitere Bearbeitung ablesen kann.

    Klugscheisser-Modus off

  21. Ich möchte eine „orangene Schaufel“ verkaufen. Da sind drei „e“s drin – gebongt?

    janar

  22. Die Motivation des Springer-Verlags, solche Artikel mit einem besonderen Anstrich gegen einen Schweizer Meteorologen und dessen Firma zu versehen, wird nicht beleuchtet?

    Ich würde die These aufstellen, dass Bild und Welt derzeitjeden Artikel veröffentlichen würden, der Herrn Kachelmann in irgendeiner Weise schaden könnte. Von journalistischer Sorgfaltspflicht wird dabei ausnahmsweise abgesehen.

  23. @ Josef Bloch
    Die Motivation wurde doch die letzten Monate schon zu Genüge durch die Kachelmann-Beauftragte des Springer-Verlages, A. Schwarzer, selbst beleuchtet: Er ist ein Mann, ein „Promi“ und hatte Kontakt zu Frauen. Das gilt selbstverständlich auch weiterhin für alle folgenden Artikel, die mit „Wetter“ und „ARD“ zu tun haben.

  24. Falls Sie auch zukünftig mal Beispiele für journalistische Inkompetenz heranziehen möchten, empfehle ich einen zufällig gewählten Artikel aus der HR-Wirtschaftsredaktion. Auch die abendliche Börsenberichterstattung (inbesonders wenn weibliche Intuition hinzukommt) erinnert an die o.g. Meteo-Dingsda Artikel.

  25. @27,28
    Naja, als Meteorologe frage ich mich allerdings auch, was mit Meteoritenbild gemeint sein könnte. Satellitenbild nicht, denn im Text steht ja, dass es sich am nächsten Tag herausstellt, wer recht hatte. Also muss es eine Vorhersagekarte sein. Ein Satellitenbild zeigt ja die aktuelle Lage, und lässt nicht besonders Interpretationsspielraum.

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