„Meedia“ lässt Strunz ein Erfolgsbad ein

Frage: Wo befinden Sie sich im Projekt "Abendblatt 3.0"? Antwort: Mittendrin. Wir machen sukzessive aus einem Traditionsblatt eine moderne multimediale Metropolen-Zeitung. Ganz entscheidend dabei ist die Geschwindigkeit. Zu schnell ist genauso falsch wie zu langsam. Wir gehen dynamisch, aber mit Sorgfalt voran. Frage: Sie haben ja auch schon einiges erreicht. Antwort: Danke.

Experten erkennen es gleich: Es war wieder einmal Zeit für den Online-Branchendienst „Meedia“, mit Claus Strunz vom „Hamburger Abendblatt“ zu reden — man trifft sich alle paar Monate zum Plaudern (April, Juni Oktober), und Strunz führt seinem Gesprächspartner Alexander Becker dann vor, dass er heiße Luft rosa schimmern lassen kann.

Ich vermute, dass sich an die oben zitierten Zeilen im Original-Gespräch noch die Frage: „Ich mag Ihre Krawatte, ist die neu?“ anschloss, aber die ist wohl bei der Autorisierung weggefallen. Inhaltlich lässt sich das Interview ohne größere Substanzverluste auf einen Wortwechsel von twitterbarer Länge reduzieren, etwa: „‚Und, alles gut?‘ – ‚Besser!'“ Die Gesprächsatmosphäre ist dabei so, dass die kritischste denkbare Frage ungefähr lauten würde: „Herr Strunz, macht Ihnen Ihr überragender Erfolg nicht manchmal selbst Angst?“

Immerhin erfahren wir, dass Strunz seinen Wechsel von der „BamS“ zum „Abendblatt“ „hart, aber schön“ fand, dass er im Jahr ungefähr 1500 Leseranfragen persönlich beantwortet und dass es ihm einen „wahre Freude“ ist, „jeden Tag zu sehen, wie viele Fachleute und kritische Geister in dieser Redaktion hochwertigen Qualitätsjournalismus produzieren“.

Nun wäre Strunz nicht Strunz, wenn er es schaffte, bei der Wahrheit zu bleiben. Und so brüstet er sich:

Innerhalb eines Jahres konnten wir die Anzahl der Nutzer und Zugriffe [auf abendblatt.de] mehr als verdoppeln. Und haben zudem die Printauflage weitestgehend stabilisiert.

Die Zahl der Zugriffe hat sich dank absurder Klickstrecken tatsächlich mehr als verdoppelt, die der Nutzer aber nicht — egal wie man sie misst. Die „Visits“ haben um 65 Prozent zugenommen, bei den „Unique Usern“ lässt sich gegenüber dem Vorjahr keinerlei Wachstum feststellen. Strunz‘ Formulierung sei „so nicht korrekt“, räumt „Meedia“-Chefredakteur Georg Altrogge auf Nachfrage ein. (Im Interview hätte ein entsprechender Widerspruch oder ein Hinweis für die Leser aber vermutlich nur die plüschige Atmosphäre gestört, nehme ich an.)

Und was die „weitestgehend stabilisierte Printauflage“ angeht, hilft vielleicht ein Blick auf folgende Grafik (ohne die unrentablen „sonstigen Verkäufe“, auf deren Reduzierung Strunz den Auflagenrückgang um vier Prozent im Interview schiebt):

Wenn Sie ganz genau hinschauen, können Sie erkennen, dass beide Abwärtskurven tatsächlich wieder einen winzigen Tick flacher geworden sind. Die Zahl der Abonnenten ist nur noch um 2,4 Prozent gesunken (nach 3,0 im Vorjahr); im Einzelverkauf betrug der Rückgang nur noch 4,9 Prozent (nach 8,0 im Vorjahr).

Ja: wow.

Nun muss man es natürlich nicht dramatisch finden, wenn der Interviewte seine eigenen Leistungen schönfärbt. Ich finde es aber dramatisch, wenn der Interviewer sich daran beteiligt:

Strunz: In der Redaktion existiert zudem ein großer kreativer Spirit.

Meedia: Sie haben auch die Redaktion umgebaut?

Strunz: Das gehört dazu. Für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts „Abendblatt 3.0“ brauche ich eine schlagkräftige Mannschaft: Einige Kollegen haben uns verlassen, einige haben neue Aufgaben erhalten und einige sind neu dazu gekommen. (…)

Meedia: Sie unternehmen den Umbau aus einer Position der Stärke, Sie haben einen modernen Newsroom — was passiert, wenn Sie trotzdem scheitern?

Strunz: Wieso scheitern? Mit der Abendblatt 3.0-Strategie sind wir bestens für die Zukunft gewappnet.

Sensationelle letzte Frage übrigens, aber: Wer würde ahnen, dass hinter der nichtssagenden Formulierung vom „unternommenen Umbau“, die Alexander Becker benutzt, die rabiate „Freistellung“ von über 30, teils langjährigen „Abendblatt“-Redakteuren gehörte: Die Kollegen mussten offenbar von einem Tag auf den anderen ihre Schreibtische räumen und die Karten abgeben, mit denen sie in die Redaktion gelangten. Ein Mitarbeiter schrieb mir: „Empörend ist nicht nur, was der Mann macht, sondern auch, wie er es macht.“

Auch „Meedia“ berichtete damals; das war aber eine Gelegenheit, zu der Strunz sich ausnahmsweise nicht einmal gegenüber seinem Kuschelpartner äußern wollte. Auf meine Frage, warum „Meedia“ jetzt auf eine kritische Frage dazu verzichtete, antwortete mir Altrogge:

Die Freistellung von rund 30 Abendblatt-Redakteuren ist mit der Frage nach dem Umbau der Redaktion angesprochen worden, und darauf antwortet Claus Strunz auch.

Okay.

Letzte Frage von mir an den Interviewer: „Läuft da was zwischen Ihnen und dem Claus?“ An seiner Stelle antwortete der „Meedia“-Chefredakteur, er finde die Frage „irritierend“:

Was auch immer Sie damit meinen, die Antwort ist nein.

Dabei hätte das so viel erklärt.

60 Replies to “„Meedia“ lässt Strunz ein Erfolgsbad ein”

  1. So eine Zeitung ist eben keine Aufklärungs-Institution, sondern ein Wirtschaftunternehmen, und das muss ordentlich effizient sein. Da muss der Boss auch mal hart zupacken können. Da darf man kein Zimperlieschen sein. Kapitalismus ist schließlich kein Ponyhof!

  2. Seitdem ich in HH lebe, vermisse ich vor allen Dingen eines: eine gute lokale Tageszeitung. Und das Abendblatt ist dermaßen nichtssagend, dass ich schon nach zweimal kaufen entschlossen habe: dann lieber die Mopo, der Inhalt ist gleich gut/ schlecht, kostet dafür nur fast die Hälfte oder ganz auf die Tageszeitung verzichten. Und ich habe den Eindruck, dass es in den letzten Monaten noch schlimmer geworden ist: insb. die Interviews mit Politikern/ Managern wirken wie „die ultimative Lobhudelei“, kritische Fragen gleich Null. Bestes Beispiel dafür ist das von der Leyen Interview vor ein paar Wochen.

    Traurig aber wahr für eine Millionenstadt wie HH.

  3. @Daniel: Das Abendblatt heißt ja auch nicht umsonst „Senatsblatt“.

    Es ist wahrlich schade, dass eine Stadt, die sich selber „das Tor zur Welt“ schimpft, so provinziellen, unkritischen und klar eingefärbten Propaganda-Journalismus betreibt. Von Offenheit sowie von Objektivität kann man hier in Hamburg (und auch sonst im Großteil des deutschen Blätterwaldes) nur träumen.

  4. Die einzigen Zeitungen, denen es gelungen ist, sich eine zweite Existenz im Internet aufzubauen, sind Spiegel mit seiner Weltuntergangspostille spiegel.de („Eilmeldung: Morgen Regen!“) und die Zeit. Alle anderen werden scheitern. Sie belasten das Internet mit ihrer Aufdringlichkeit nur. Ganz schlimm finde ich, wie die Fernsehsender das Podcasting ruiniert haben.

  5. Ein weiteres schönes Beispiel für den Gehalt und die Kumpelhaftigheit (um das Wort „anbiedern“ zu vermeiden) mancher Mediendienste ist auch dieses dwdl-Gespräch:

    http://www.dwdl.de/story/22767/tvheld_bhmermann_ber_schmidt_und_das_sterben/

    Mich erinnern solche „Interviews“ nicht selten an das, was man gemeinhin beim Fußball unmittelbar nach dem Abpfiff am Spielfeldrand zu hören und sehen bekommt. Tolles Spiel gemacht!? – Ja, danke, ich sehe es genau so.

  6. @11: Vielleicht auch deswegen, weil der ein eitler, selbstgefälliger Schönschwätzer ist. Und weil die Art und Weise, wie er Leute hinausgeworfen hat, ne ganz miese Nummer war.
    Aber ansonsten geht es hier ja wohl mehr um den Stil von meedia.

  7. Das Angebot von meedia.de richtet sich doch in erster Linie an Medienschaffende, oder? Ich verstehe nicht so recht die Ambitionen sich dort in das rechte Licht rücken zu wollen, insbesondere mit augenscheinlicher Schönfärberei. Branchenkennern kann man doch nichts vormachen.
    Ansonsten bin ich mir sicher, dass Herr Strunz zuhause einen Ernährungsplan für den ganzen Monat hat. Das macht ihn zu keinem schlechten Menschen, aber auch nicht zu einem Guten.

  8. Noch einer Ihrer Lieblinge gerade im Fernsehen:
    Andreas Englisch, Bild-Reporter im Vatikan, bei Lanz im ZDF.

  9. Ja, ich weiß, die Diskussion über regional eingefärbte Ausdrücke im Großraum Osnabrück findet in einem anderen Thread statt, aber da die alten Einträge ja eh niemand mehr liest, stelle ich die Frage an Euch mit-Osnabrücker an dieser Stelle, auch wenn sie mit dem Thema so überhaupt gar nichts zu tun hat: Ist euch der Begriff „strunzdoof“ geläufig?

  10. @7

    was stört dich an dem interview? ich finde du kommst nicht zum punkt. und deshalb: was ist das problem?
    willst du suggerieren, dass strunz böse, dumm, eitel, oberflächlich ist? und wenn ja, mal ganz ehrlich, wen juckt das eigentlich? hier wird nur in bewährter BILD-manier unterschwellig zur hetze aufgerufen.
    es gibt nun mal leute, die sind nicht sonderlich geschickt in ihrer eigenvermarktung und dann bekommen sie eins auf den deckel, wie man hier ja liest und wenn ich das richtig herausgelesen habe.
    andere machen das geschickter: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/in-eigener-sache-3/ und lassen sich dafür auch noch feiern.
    für beides kann man sich fremdschämen.

  11. @21: Du verstehst das Problem nicht? Dann hoffe ich mal, dass Du kein Journalist bist.

    Thema hier ist nicht Herr Strunz, sondern die journalistische Fehlleistung des Meedia-Interviewers. Und die ist so eklatant, dass sie eigentlich auch einem Blinden auffallen sollte.

  12. Wie gut ist Newsruhm denn bitte? Ich unterstütze crowdgesourcte Überschriften und lustig konjugierte Anglizismen.

  13. Leicht OT zum Thema Klickstrecken und Blidergalerien: Gibt es eigentlich eine Firefox-Erweiterung, die diese nervigen Klickstrecken und Blidergalerien automatisch in eine einzelne Seite umwandelt? Vielleicht für die „wichtigsten“ Seiten vorbereitet, mit der Möglichkeit eigene Transformations-Regeln für das Umwandeln der eigenen kleinen Lokalzeitung zu schreiben? Wenn ich nach diesen Begriffen im Netz suche, finde ich natürlich nur Bildergalerien ÜBER Firefox-Erweiterungen. Seufz. :(

  14. Ich finde das jetzt aber echt nicht gut, dass Du die armen unschuldigen Twitterer mit diesem fiesen Meedia-Abendblatt-Strunz-Vergleich diffamierst.

  15. Es geht doch in erster Linie gar nicht darum, ob man Strunz mag oder nicht. Das betrifft doch nur seine (Ex-)Kollegen. Es geht darum, warum niemand den Kerl stoppt, der es schafft, Leser, Nutzer und Anzeigenkunden in einem Tempo zu vernichten, die der Schweinegrippr Konkurrenz Nachen kann.

  16. Herr Niggemeier, Ihre letzte Frage an den Meedia-Mann hat mir gefallen. „Läuft da was zwischen Ihnen…?“ Ich musste tatsächlich laut lachen.

  17. „strunzdoof“, „strunzdumm“ kenn ich sogar als alter Berliner, aus einer Zeit lange vor unserem Claus Strunz.

  18. Das Hamburger Abendblatt ist schon lange ein Käseblatt – lange bevor Strunz dahin kam. Besser gesagt, eine Art BILD mit kleineren Buchstaben. Das wissen auch viele Abonennten, aber es gibt einfach keine vernünftige Alternative in Hamburg. Meine Eltern hatten es Jahrelang abonniert, solange ich denken kann, und sich oft über die Zeitung geärgert und sind trotzdem lange Abonnenten geblieben. Einfach um auf dem laufenden zu bleiben, was in der Stadt vor sich geht. Jetzt gibt es auch bei ihnen das Internet für diese Infos und halt eine Wochenzeitung mit etwas mehr journalistischem Anspruch für das gewohnte Zeitungslesen. Das wird kein Einzelfall sein und ich sehe dem Abendblatt derweil amüsiert beim Abgang zu.

  19. @ 36:

    Die beste Klickstrecke dieses Jahres war die vom Triathlon: alle Teilnehmer im Einzelfoto klickbar, das waren auf jeden Fall mehr als 5.000 Fotos. Das Beste: die Fotos waren a) im Neopren, wo sowieso alle Katzen gleich aussehen b) aus weiter Entfernung.

  20. @ Stefan Niggemeier (oder andere Sachkundige)

    Gibt es eigentlich eine Studie, aus der hervorgeht

    a) wieviele Leser/ Käufer eine Tageszeitung in Relation zum Einzugsgebiet hat, Beispiel Abendblatt: ca. 200.000 Zeitungen auf einen Kundenkreis von ca. 2 Mio Einwohner

    b) wie sich die unter a) genannte Relation in den letzten Jahren geändert hat.

    Es wäre mal interessant zu sehen, welche Tageszeitungen unterdurchschnittlich verloren oder sogar gewonnen haben und welche Gründe das ggf. hat.

  21. @ 37:

    so makaber das klingen mag: es gibt Tage, an denen wünsche ich mir, dass der Niedergang drastischer wird in der Hoffnung, dass jemand entweder das Abendblatt „vom Kopf auf die Füße stellt“ oder eine Alternative auf den Markt bringt.

  22. ha ha!

    senatsblatt? wollen wir wetten, dass keiner der abendblatt-kritiker auch nur den versuch unternommen hat, mal eine woche lang die zeitung zu lesen? kenntnisse erschweren kritik, vielleicht ist das der grund. wenn ich höre, die mopo bringe gleich gute inhalte wie das abendblatt, dann hat der absender dieser worte schlicht keine ahnung. weder von der zeitung, und auch nicht von journalismus überhaupt.

    um über eine zeitung sprechen zu können, reicht es nicht, hier die niggemeier-häme zu lesen. ich denke, da wird mir der blogbetreiber auch problemlos zustimmen.

    so pauschale kritik disqualifiziert sich selbst.

  23. @ Knut: ich habe dem Abendblatt sogar drei Wochen gegeben, mich zu überzeugen, und parallel habe ich die Mopo gelesen.

    Fazit: Alles, was über den Hamburger Lokalteil herausgeht, ist im Abendblatt ziemlich dünn. Wenn man es denn mal schafft, eine „große Schlagzeile“ zu schaffen, dann stammt diese aus Gefälligkeitsinterviews, und diese sind beim Abendblatt leider die Regel, nicht die Ausnahme. Kritische Fragen? Fehlanzeige.

    Frage mal den durchschnittlichen Abendblattleser, warum er das Blatt liest. Ich habe oft gehört: das lese ich (nur noch), damit ich weiß, was in Hamburg so los ist. Und das vermittelt die Mopo ausreichend gut, sogar manchmal noch investigativer, als es das Abendblatt tut.

    Deswegen kaufe ich mittlerweile zwei Zeitungen: die Mopo (quasi als Lokalteil) und zusätzlich eine überregionale Zeitung. Da gebe ich lieber in Summe ein/ zwei Euro mehr aus, als mich beim Abendblattlesen zu ärgern.

  24. @daniel

    ich finde auch, dass man neben dem abendblatt eine überregionale zeitung braucht, das ist klar. ich schätze die mopo auch, vor allem aus dem grund, weil sie ein gegengewicht zum ha darstellt, wenn auch ein kleines. dennoch, die seite drei im abendblatt hat deutlich gewonnen, viele der kulturschreiber sind gut, und was man im ha zu themen wie hsh nordbank, hochschulpolitik, finanzpolitik bekommt, übertrifft die mopo bei weitem. überhaupt: seltsam, dass man bei der mopo das typische boulevard-hochgegeige bereitwillig verzeiht, das bei anderen blättern aber nicht tun würde.

    das mit dem investigativen bei der mopo ist so auch nicht ganz richtig, die haben sicher auch mal gute stories, aber einiges wird auch ohne recherche am tag danach aus den anderen blättern übernommen – weil die zwar gute leute haben, aber personell auf dem letzten loch pfeifen. das ist für mich keine qualität.

    ich glaube, das abendblatt krankt eher an der schwunglosen verkaufe – keine originellen überschriften, schlechte vorspänne, trutschige optiken – das raubt vielen guten geschichten in der wahrnehmung den tiefgang, die überhöhung – die man an den großen überreionalen zeitungen so sehr schätzt. da muss viel verbessert werden.

    klar, auch die politische richtung einiger kommentatoren ist fragwürdig. ich finde das aber fundierter als den mopo-populismus. und ich bin wahrlich kein konservativer mensch. dennoch ist das ha – neben der wams natürlich – das vielseitigste und offenste blatt des verlages.

    na ja, da kann man lange drüber diskutieren. ich glaube aber, mann muss sich die image-scheuklappen absetzen. und man kann sicher sagen: das abendblatt ist besser als sein ruf, die mopo schlechter. schön wäre es, wenn noch ein schwergewicht in den hamburger zeitungsmarkt einsteigen würde – denn ein monopol tut keiner zeitung gut. dafür geben die sich beim ha aber ziemlich viel mühe. man muss auch mal sehen, welche rennomierten preise schon gewonnen wurden, zuletzt der wächterpreis der tagespresse. wenn stimmen würde, wenn du sagst, das ha sei nicht kritisch, dann wäre es dazu niemals gekommen.

  25. Moin Knut,

    schön, dass du nach dem ersten „Rundumschlag“ doch noch eine differenzierte Stellungnahme abgibts.

    Zum Abendblatt: du schreibst sinngemäß: es fehlt die richtige Aufmachung für die guten Inhalte. Tut mir leid, mir fehlen zunächst mal die guten Inhalte, und darunter verstehe ich, dass nicht bloß Agenturmeldungen abgepinnt werden, sondern a) Meinung und b) Hintergrundrecherche. Die Oberflächlichkeit ist, was ich kritisiere, nicht die Aufmachung.

    Du meinst, es sei klar, dass man neben dem Abendblatt noch eine weitere überregionale Zeitung braucht. Vielleicht liegt hier der Hase im Pfeffer (5 Euro ins Phrasenschwein). Mein Anspruch an ein solches Blatt ist es, mich über die wichtigsten Themen, regional und überregional, ausreichend zu informieren. Andere lokale Tageszeitungen schaffen das, das Abendblatt jedoch nicht, obwohl es aus meiner Sicht ja der selbsterklärte Anspruch des Blattes ist.

    Der Sportteil? Eine Katastrophe. Überregionales? siehe oben. Der Wirtschaftsteil? Mal gut, mal nicht ausreichend. „Allgemeines“? Auch Licht und Schatten. Der „Lokalteil“ ist groß, aber meiner Meinung nach fast schon zu groß.

    Da man alles rund um den Lokalteil „in der Pfeife rauchen kann“ (nochmal 5 Euro), komme ich dann auf den provokanten Vergleich mit der MOPO. Klar ist MOPO Boulevard mit den üblichen reißerischen Überschriften und Bildern, schlichten Formulierungen (wobei da zu Bild und manch anderem regionalen Boulevardblatt noch wohltuende Unterschiede zu erkennen sind), aber es reicht, um über das Hamburggeschehen auf gleichem Wissenstand zu sein wie mit dem Abendblatt. Trarig aber wahr.

    Und wenn du schreibst, dass das Abendblatt neben der Wams das vielseitigste Blatt des Verlags ist, dann spricht das nicht für die Qualität des Abendblatts sondern zeigt mir, wie wenig Qualität in diesem Verlag überhaupt vorhanden zu sein scheint (wobei ich nicht alle Blätter kenne). Andere Verlag bieten nunmal wesentlich bessere Zeitungen.

  26. Vielleicht kommen wir hier nicht weiter, und es ist ja auch dein gutes Recht, eine Zeitung zu mögen oder nicht.

    Ich denke, das Hamburger Abendblatt ist eine der besten regionalen Zeitungen des Landes. Auch wenn es sich hier um einen zweifelhaften Sport handelt: Das HA gehört seit einigen Monaten wieder zu den meistzitiertesten Blättern des Landes, das bedeutet, es werden auch überregional eigene Nachrichten recherchiert – und sie können nicht irrelevant sein, sonst würden Tagesschau etc. sie nicht berücksichtigen. Auch ich habe Probleme mit weichen Interviews, die zum NAchrichtensetzen bestimmt sind, brauchen wir nicht drüber reden. Aber zeige mir mal regionale Blätter, die Merkel und Steinmeier als Interviepartner überhaupt bekommen.
    So viel zum Thema überregional.

    Ob die Mopo als Infoquelle für Hamburg reicht, hängt davon ab, wie tief man sich in die regionale Welt begeben will. ich kann nachvollziehen, wenn man andere Dinge wichtiger findet, das ist okay, geht mir auch nicht anders. Aber von seinem eigenen Anspruch auf die Qualität des Blattes zu schließen, ist nicht richtig. Die Lokalbereichterstattung ist tiefgehend, hintergründig und ziemlich kritisch. Ja, vor allem auch dem Senat gegenüber, wie sich das gehört.

    Sportteil, auch eine Geschmackssache. „Matz ab“ ist aber einer der erfolgreichsten Fußballblogs, n ja, vielleicht irren die ja alle.

    Theodor-Wolff-Preis, Klabunde-Preis, Adenauer-Preis für beste Lokalzeitung Deutschlands, Wächterpreis, Nominierung für Henri-Nannenpreis in diesem Jahr, Kategorie Investigation, und auch die Wirtschaft hat Preise gewonnen, auch wenn dich das wundert. Sorry, allein diese Auszeichnungen der wenigen vergangenen Jahre lassen dich mit deinem pauschalen „Wie wenig Qualiät in diesem Verlag vorhanden ist“ nicht so einfach davonkommen.

    So, jetzt reicht es aber auch. So ein großer Fan vom HA bin ich nun auch wieder nicht, auch ich habe eine andere Lieblinszeitung, defintiv.

    Wollte aber mal etwas Gerechtigkeit herstellen. Ich habe auch Probleme mit dem Springer-Verlag, eher wegen anderen Zeitungen, aber dieses allgemeine Springer-Bashing ist aus fachlicher Sicht langsam durch.

  27. Hmm, nur mal so zur Begriffserklärung:

    1. Ein Unique User ist ein einzelner Surfer, der auf der Website surft – möglichst regelmäßig. Das entspricht also einem herkömmlichen Kunden. Kein Problem dies festzustellen, wenn sich User einloggen müssen. Ist das nicht der Fall, werden die Besuchsdaten als Cookie im Browser gespeichert. Das ist allerdings hinreichend ungenau, da notorisch mißtrauische User solche Sachen wie Cookies regelmäßig löschen, bzw. den Browser zumindest so einstellen, daß die Cookies nach dem Schließen des Browsers entsorgt werden (die aktuellen Browser sind da sehr entgegenkommend). Für die Website wäre der Surfer dann beim nächsten Besuch wieder ein neuer Unique User. Jeder Unique User der eine Website aufsucht, produziert …

    2. einen Visit. Das entspricht dem Gang ins Geschäft. Er kann beliebige viele Seiten aufrufen: alles 1 Visit. Erst wenn er die Website 30 Minuten (so der Standard) lang nicht mehr besucht hat und dann wiederkommt, ist es ein neuer Visit. Bei jedem Visit wird üblicherweise mindestens …

    3. eine Page Impression erzeugt. Eine Page Impression liegt vor, wenn der Surfer eine Seite komplett abruft. Die (HTML-)Seite selbst, sowie dort eingebundene externe Daten (Grafiken, Scripts, Styles, ..) zählt man als …

    4. einen Hit. In deutsch sagt man „Zugriff“, weil jedesmal der Browser auf den Server zugreifen muß.

    Die Hits lassen sich also durch entsprechende Maßnahmen des Sitebetreibers leicht nach oben jagen (was diametral zum Komfort des Surfers steht), und ist damit also Bezugsgröße absolut irrelevant. Wer damit (immer noch) hausieren geht, ist entweder eine Webniete, oder hat es dringend nötig.

    Ähnliches gilt in Maßen auch für die Page Impressions. Dies ist ein relativ wichtiger Wert, und wird deswegen gerne „manipuliert“, indem man eben „Klickstrecken“ macht.

    Das ist das Mittel der Wahl, für die Leute, die sich und/oder den Anzeigenkunden gerne etwas vormachen wollen …

  28. Hallo Knut. Ich bin seit Jahren Abonnent des Abendblattes und verzweifle regelmäßig an diesem Blatt. Und ja, ich lese es nur, um über Hamburger Ereignisse zu erfahren. Wäre das Abendblatt wirklich eine der besten regionalen Zeitungen des Landes, wäre es ein schlechtes Zeichen für die deutsche Zeitungslandschaft.

    Am Abendblatt ärgert mich zum einen seine oft sehr seichte Berichterstattung, die sich seit Strunz noch seichter anfühlt und um einen albern aufgesetzten Lokalpatriotismus und sanften Promijournalismus ergänzt wurde. Null-Themen wie „die 10 besten Eisdielen Hamburgs“, „so schön ist unser Hamburg“, „so schön ist Hamburgisch“, „so erfolgreich sind unsere Hamburger Autoren“, „so toll ist unser HSV“, „dieser tolle Promi liest unsere Wochenendbeilage“, „so schön sind die Töchter reicher Hamburger“ – das Abendblatt ist bamsiger geworden…

    Zum anderen ärgert mich, dass das Abendblatt zu oft parteiisch agiert. Würde das Abendblatt dem Leser seine Agenda offenbaren, hätte ich da weniger ein Problem mit als jetzt, wo man sich journalistisch nach außen integer präsentiert, aber verdeckt Kampagnen fährt – und ja, das fühlt sich leider nach „typisch Springer“ an.

    Das war nicht erst bei Schill so, der seinerzeit vom Abendblatt ins Amt (und dann, als er nicht mehr zu halten war, auch wieder heraus) geschrieben wurde.

    Aktuell werden z.B. die Demos und Proteste gegen die HHer Schulreform vom Abendblatt aktiv befeuert. Gleichzeitig hat das Abendblatt regelmäßig Probleme, bei Demos im linken Spektrum zwischen den Randalierern und den vielleicht sogar mal berechtigten Anliegen der Demonstranten zu unterscheiden.

    Einzelne Abendblatt-Redakteure benehmen sich unverhohlen wie Fans ihrer Lieblingspolitiker. Nach der weitgehend kritikfreien Berichterstattung über z.B. von der Leyen würde es mich nicht wundern, wenn der beteiligte Redakteur später mal als Pressereferent in ein Ministerium wechselt. Wunsch an das Abendblatt: Schickt doch zu Politikern mal nicht ergebene Fans, sondern Redakteure, die sie fundiert kritisieren und bei ausweichenden Antworten nachhaken können. Dann werden die Polit-Interviews auch wieder interessanter.

    Aktuell hat das Abendblatt einen Narren an Sarrazin gefressen und glaubt, ihn verteidigen zu müssen. Freuen wir Leser uns also auf die kommenden Kampagnenartikel zum Thema Integration.

    [Und das alles nur aus Sicht eines blöden Lesers, der kein Journalist ist…]

  29. Berlin ist schon sehr Springerlastig aber in HH wird man von Springerblättern geradezu erschlagen. Interessant wäre zu sehen wie sich andere, überregionale Zeitungen bzw. die Morgenpost in HH entwickelt haben.

  30. jetzt mal hier, ihr webfuzzis, was soll´n der müll:

    „Mit diesem Rebrush haben wir ganz genau auf die Wünsche unsere Nutzer gehört. Mehr Überblick und eine bessere Leserführung standen im Mittelpunkt. Dabei haben wir unsere bewährte Struktur weitgehend beibehalten und stattdessen gezielt eine bessere Präsentation der vorhandenen Inhalte ausgearbeitet“, erklärt Brand Manager Alexander Legge.“

    http://www.dwdl.de/story/23107/lust_auf_mehr_neue_optik_neuer_kollege__neue_bros/

    „Brand Manager“ von dwdl.de, meine Güte, da zittre ich aber mächtig in Ehrfurcht.

    Eine Mini-Klitsche ernennt einen Nobody zum „Brand Manager“.
    Klingt gut, liegt wohl ein wenig über dem Aldi-Verkäufer-Schitt

    Das ist konzentriert das, was mich stutzig machen lässt, wenn solche Leute mir erzählen wollen, sie seien relevant. Und sie seien befugt und befähigt, die Medien zu beurteilen.

    Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich würde auch niemals einem Flaschensammler Verbesserungsvorschläge unterbreiten.

  31. re nr. 45 für Knut:

    Moin Knut,

    im februar 2008 hat außenminister steinmeier dem abendblatt einen 90minütigen redaktionsbesuch abgestattet. und auch im februar 2008 hat kanzlerin merkel das abendblatt zu einem einstündigen exclusiv-interview im kanzleramt empfangen – lange, lange bevor claus strunz chefredakteur des blattes wurde.

    die kollegin, die den wächterpreis gewonnen hat, gehört übrigens auch zu denjenigen, die nicht mehr für das blatt arbeiten dürfen.

  32. @8 und @49: Ich wundere mich sehr über diese Kommentare. Das Interview mit Jan Böhmermann wurde in der Tat kurz nach Spielschluss geführt, nämlich eine viertel Stunde nach der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises. Es wurde auf der Party geführt und hatte natürlich die Auszeichnung zum Thema. Da sehe ich nicht ansatzweise etwas Schlimmes dran. Böhmermann war zu dem Zeitpunkt gerade groß in den Schlagzeilen wegen seiner Verarschung der ProSiebenSat.1-Nachrichten als vermeintliches Schweinegrippe-Opfer.

    Und Alexander Legge hat die Marke DWDL.de seit Jahren gepflegt. Er koordiniert unsere CI, unseren Auftritt online wie offline. Ich finde es unglaublich arrogant, sich derart darüber lustig zu machen. Aber die Anonymität des Web ermöglicht eben solche unsachlichen Kommentare wie Deinen. Ich bin verdammt stolz auf das was das Team unserer „Mini-Klitsche“ in den vergangenen 8 Jahren bei DWDL.de auf die Beine gestellt hat.

    Mfg,
    Thomas Lückerath

  33. @Thomas: Bei aller Sympathie für DWDL (und die habe ich): Ich finde schon, dass man sich über die zitierten Formulierungen, das PR-Getöse, das Quatschmodewort „Rebrush“ und die Bezeichnung „Brand Manager“ lustig machen kann.

  34. @Stefan

    Also wirklich! Ich war Brand Manager for years – das ist ja wohl, auch in der Formulierung, etwas sehr ehrenwertes und ernsthaftes!

    Wir reden hier doch über die Leitung der Betriebsfeuerwehr, oder?

    Ein Job mit einer enormen Credibility!

  35. @Stefan: Welche „zitierten Formulierungen“ denn? Worüber, abgesehen vom Wort „Rebrush“, was wenn dann nur genauso ein Quatschmodewort ist wie Relaunch auch, und der Jobbezeichnung „Brand Manager“ ist denn an dem zitierten Satz lustig? Lese ihn immer und immer wieder und finde absolut nichts belustigendes.

    Mag sein, dass der Begriff Brand Manager für manchen merkwürdig wirkt. Aber genau das macht unser Alex seit Jahren: Er achtet in allen Darstellungsformen darauf, dass unser Logo und unsere CI richtig umgesetzt wird. Dass man eine Marke mit Relaunchitis zum Beispiel auch kaputt machen kann, zeigen ja genügend Medienunternehmen.

  36. Man sollte beim Kommentar verfassen nicht telefonieren. Sorry für den holprigen zweiten Satz. Und noch als Ergänzung: Falls jemand eine tolle deutsche Übersetzung für Brand Manager hat, freu ich mich. Bin immer ein Freund von deutschen Formulierungen.

    Liebe Grüße und schönen Abend,
    Thomas

  37. Wenn „der Alexander“ unter anderem dafür zuständig ist, hinter Dir aufzuräumen, wenn Du 3 Wochen alte Kommentare aus Blogs ausgräbst, empört zurückweist und „die Anonymität des Web“ beschuldigst, beneide ich ihn wirklich nicht um seinen Job.

  38. Thomas Lückerath, ich hatte meine Bemerkungen dazu schon vergessen, nu hast du sie wieder hervor gekramt. Einige Sprüche aus 49) sind in der Tat viel zu hart und ungerecht obendrein. Pardon. Ich glaube, zu der Uhrzeit hatte ich zuviel Bordeaux intus. Man sollte dann nicht schreiben.

    Eigentlich mag ich ja euren Schuppen. Umso mehr habe ich mich geärgert über das doch nicht „schlimme“, aber IMHO unangenehm anbiedernde Interview und dieses Blabla eures „Brand Managers“. Mensch, Thomas, ihr seid doch nur ne Handvoll – da braucht es doch nicht solche großspurige Betitelungen. Und dass einer dafür da ist, dass das Logo richtig umgesetzt wird – na ja, bitte…

    Sei ehrlich: man freut sich, wenn man einen Laden aufmacht und man davon halbwegs leben kann. Das ist auch schon ein großer Erfolg. Da muss man sich doch nicht noch aufblasen.

    Macht weiter euren Job, bleibt bodenständig, bleibt kritisch und unabhängig (auch bei Berichten über die, mit denen ihr unternehmerisch verbunden seid), recherchiert fleißig. Und zieht euch nicht ne Jacke an, die a) euch nicht steht und die b) eh keiner leiden mag.

  39. In der Tag-Liste steht anstatt „Hamburger Abendblatt“ nur „Abendblatt“. Dadurch wird nur dieser Blogeintrag angezeigt, wenn man auf diesen Tag klickt und nicht noch die anderen Einträge zum Hamburger Abendblatt.

Comments are closed.