Mit ruhig festem Schritt

Die Fahne hoch! Dirk Nowitzki führt Athleten an

(Aus der Reihe „Ganz schlechte Überschriften-Ideen“.)

Nachtrag, 16:20 Uhr. So schnell geht das: BR-Online hat die Überschrift geändert. Auf die E-Mail eines Lesers von heute Mittag um 12:29 Uhr erfolgte dagegen erstaunlicherweise keine Reaktion.

52 Replies to “Mit ruhig festem Schritt”

  1. Wie wärs denn damit, weiter unten: „Auch seine Fans daheim sind stolz, nicht zuletzt weil der große Blonde den deutschen Olympiateilnehmern bei der Eröffnung die Fahne voraus tragen wird.“
    Der große Blonde trägt die Fahne voraus…

  2. Dass mit Deutschlands Bruderstämmen einig uns ein jeder schau
    und den alten Ruhm bewähre unser Banner weiß und blau!

    So schauts aus. In Bayern.

  3. @ 14: Ja, haben Sie. Und was haben wir (aus den Kommentaren) gelernt? Alle Bayern sind Nazis und alle Ossis auch. Puh…

  4. Man lernt doch immer etwas dazu. Mir ist das Lied nur von meinem Grossvater (verstorben 87) bekannt, der mit den Nazis nichts am Hut hatte (und das schon 33 und nicht erst, als es mit der Eroberung vom Rest der Welt nicht mehr so richtig voran ging, Widerstandskämpfer war er aber auch nicht). Er hatte die Platte wie auch Mein Kampf im Schrank (samt einiger alter Revolver) weil es verboten war. Gehört habe ich das Lied nie, gelesen das Buch auch nicht, würde also nur über so eine überschrift stolpern, weil sie etwas übertrieben pathetisch klingt. Aufrichtigen Dank an das Blog für die Bildung.

  5. @16: Ja im „Osten“ sind die frustrierten Arbeitslosen ein bisschen Nazi und im „Westen“ sind es eben Redakteure. Wo hat die NPD ihren Sitz? Wo kommen die pöhsen rechten Musikbands her? Woher kommt die intellektuelle Führung der Rechten? Wo ist das Übel zuhause? Denk mal drüber nach …
    Könnte es sein, dass dein Weltbild ein bisschen simpel (dafür aber schön komfortabel) ist !?

  6. Gebt mir noch ein paar Minuten, dann gibt’s auch einen Eintrag, unter dem diese Kommentare weniger merkwürdig aussehen ;-)

  7. @30

    Es könnte zur Abwechslung aber auch mal wieder der Gerd sein.

    … das kann nur einer sein: Gerd Nowitzki!
    Gerd? Das rutschte Michael Vesper, dem Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes so raus…
    (Zitat aus meingeld.org)

  8. Ob dem verantwortlichen Redakteur hier auch gleich gekündigt wurde wie jener Nacht-Talkerin (Juliane Ziegler, übrigens wohl nicht aus Bayern) bei Pro7?

    Übrigens sollte man seine eigene Wirkung nicht überschätzen. Die Bearbeitungsdauer von 4 Stunden für Leser-e-Mails ist akzeptabel, da musste nicht unbedingt noch ein Niggemeier-Blog-Beitrag nachhelfen.

  9. Da hat wohl jemand am falschen Ort zum falschen Zeitpunkt „Autobahn“ gesagt. Die deutsche Sprache ist wegen ihrer Vergangenheit schon eine schwere Hypothek für uns.

    @ Olav 12. August 2008, 9:58

    Ja das kann man doch auch nicht so stehenlassen. Ist die Mail schon raus? ;-)

  10. Mir ging’s da ein wenig wie Flavius – über das Lied hatte ich bisher nur gehört, dass es verboten ist. Den Text kannte ich gar nicht.

    „Die Fahnen hoch“ kannte ich bisher nur als etwas zynische Redewendung, dass das Banner noch dann hochgehalten wird, wenn eigentlich schon alles verloren ist. So ein bisschen wie die Band auf der Titanic…

  11. Ich hatte mir mal diese ganze DDR-Propaganda-Lieder als mp3 besorgt. (Die Partei hat immer Recht, Aufbaulied der FDJ, Lied der Jugendbrigaden, Lenin unser Freund, Partisanen von Amur, Fahnenlied, usw.) Ist das irgendwie bedenklich?

    Irgendwie fand ich es prickelnd, so Lieder von untergegangenen Diktaturen, die die Ewigkeit beschwören, zu hören. Sooo viel Pathos und sooo viel Aufwand und Gefühl … und – alles weg … :)

  12. Hm… vielleicht bin ich da jetzt auch einfach ´n bisschen naiv, aber… findet Ihr zwei Wörter (den Artikel lass´ ich mal weg), die jedes für sich genommen völlig harmlos sind, in der Kombination sooo schlimm?
    Ich denk´ bei so was ja immer: Kein Fußbreit dem Faschistenpack, auch nicht in meiner Sprache! Ich umgeh´ ja auch nicht die Zahl 88, nur weil ein paar Vollidioten meinen, das würde in ihrer ganz tollen Geheimsprache noch ´was anderes bedeuten. Und ich lass mir von denen auch nicht die Kombination der Wörter „Fahne“ und „hoch“ klauen. Zwei unschuldige Wörter, die keinem ´was getan haben… Wenn ich die jetzt wegen der Nazis nicht mehr benutze, mach´ ich nicht dadurch das größere Zugeständnis an das Pack?

  13. @ Olly

    Das kann man ein bisschen so sehen. Das kommt sicher immer auf den Gesamtzusammenhang und Einzelfall an.

    Aber „Die Fahne hoch!“ über nem Artikel zu ner Massenveranstaltung mit Fahnenträgern, ist schon wirklich extrem grenzwertig. Ich meine, das geht einfach zu weit.

    In andern Fällen ist es wieder anders. „Jedem das Seine“ stand z. B. über dem KZ Buchenwald. Da kann man das vielleicht so sehen wie hier: http://www.sopos.org/aufsaetze/3c7d45aeb2e57/1.phtml

    Aber „Die Fahne hoch“ ist einfach viel zu sehr mit der Nazi-Propaganda in Verbindung zu bringen. Das ist sowas wie „Arbeit macht frei“. Und jeder halbwegs Gebildete sollte das eigentlich wissen.

  14. Ich will Dir, Markus71, gar nicht grundsätzlich widersprechen. Aber ich finde, dass der Vergleich hinkt. Die Wortkombination „Arbeit macht frei“ ist – bedenkt man ihre Herkunft – nicht nur an Zynismus kaum zu überbieten, sie ist vor allem („vor allem“ bezieht sich auf diesen Zusammenhang) auch sehr ungewöhnlich. Würde es diesen Satz nicht bereits geben, würde wohl kaum jemals jemand auf die Idee kommen, ihn zu formulieren. Bei welcher Gelegenheit wäre seine Aussage wohl korrekt? Bei „Fahne hoch“ ist das aber meines Erachtens etwas ganz anderes, eben weil es eine Sinn machende (sic) Formulierung ist. Fahnen sind dazu da, von weitem gesehen zu werden, also hisst man sie weit oben, und die kürzeste und damit einfachste Aufforderung dazu ist halt „Fahne hoch“.
    Ich weigere mich, etwas so unverfängliches nur deshalb nicht zu sagen, weil die Scheißglatzen es auch benutzen.

    Nur weil die neuerdings äußerlich den Antifa-Block imitieren, miste ich ja auch nicht in meinem Kleiderschrank aus.

    Noch anders: Würde ich solch harmlose Wortkombinationen (wie gesagt, bei „Arbeit macht frei“ ist das ´was anderes) absichtlich nicht mehr benutzen, würde ich doch nach der Pfeife dieser Leute tanzen. Dann würden die meinen Wortschatz bestimmen. Das sehe ich nicht ein!

  15. Lieber Olly, es ist hier ein zeichengenaues Zitat „Die Fahne hoch!“ inklusive Ausrufezeichen. Sprachbefindlichkeiten hin oder her, es ist zumindest nicht nur „Fahne hoch“. Darum ist es nicht unverfänglich. Ob der Urheber der Artikelüberschrift aus Versehen in seine dunkle Seele hat blicken lassen – oder einfach nur unbefangen war – sei dahingestellt. Ich hätte die Verbindung nicht vollzogen, weil das angesprochene Liedgut mir völlig unbekannt war. Wenn es irgendwann keine Nazis mehr gibt und Niemanden der mit gewissen Zitaten kokettieren kann, dann können wir auch wieder gedankenlos alles sagen ohne in den braunen Zitatefettnapf zu treten.

  16. Also, ich kannte das Liedgut nicht. Und ich seh auch keine Veranlassung, das jetzt zum Unterrichtsstoff zu machen.
    Und, übrigens, „Arbeit macht frei“ und „Jedem das Seine“ sind einfach Sprichwörter. Vermutlich dem alten Fritz zu verdanken. (Dass sie in unseren Köpfen verankert sind.)
    Aber mindestens so verdammenswert wie Autobahnen, natürlich!

  17. @20: Herzlichen Glückwunsch, sie haben so eben einen Sarkasmus gefunden.
    Wenn sie immer nett zu ihm sind, bleibt er vielleicht bei ihnen und bringt möglicherweise sogar noch einen befreundeten Zynismus oder eine bekannte Ironie mit.
    Aber Vorsicht, manche Exemplare können sich versteckt einnisten.
    Da hilft dann nur noch ein gutes altes Hausmittel: die Ignoranz (aber damit scheinen sie ja ausreichend versorgt zu sein)

  18. „Jedem das seine“ ist sicher älter als die Nazizeit, „Arbeit macht frei“ kenne ich nur aus dem Zusammenhang, aber ist wahrscheinlich älter, „Die Fahne hoch“ ist aber eine originär nationalsozialistische Floskel.

    Ich erwarte nicht, daß jeder Journalist jedes Zitat der NS-Zeit parat hat, oder alle Redewendungen in diese Richtung prüft.

    Aber darauf angesprochen macht man es dann weg – das ist durchaus der richtige Umgang mit dem Zitat.

    Eine unschuldige Geschichte wie „Jedem das Seine“
    http://www.sopos.org/aufsaetze/3c7d45aeb2e57 /1.phtml hat der Horst-Wessel-Lied-Text nicht vorzuweisen.

    @Olly: Als Wendung ist Dir „die Fahne hoch“ von Faschisten geschenkt worden – es ist nicht so, daß sie sich dies unter den Nagel gerissen hätten.
    Willst Du so tun als wüßtest Du das nicht?

    Man muß es nicht wissen, aber wenn man es weiß ist man selbst nicht mehr so unschuldig, wie es die einzelnen Worte sind.
    Als Privatmensch mag man ja auch eine Entscheidung treffen, die niemandem wehtut, weil man ein sehr begrenztes Wirkungsumfeld hat.
    Als ÖR-Rundfunksender ist man vielleicht besser beraten keine Zweifel aufkommen zu lassen, wie man es mit braunen Bataillonen hält.

  19. @ Stefan W., #46
    „Willst Du so tun als wüßtest Du das nicht?“
    Bis vor einer Woche hätte ich nicht so zu tun brauchen…

    Ich bin dann mal froh, dass ich Privatmensch mit begrenztem Wirkungsumfeld bin und kein ÖR-Rundfunksender, und in dieser Eigenschaft bleibe ich – bei allem Verständnis für eure Position – dabei, dass der bewusste Nichtgebrauch das größere Zugeständnis an die „braunen Bataillonen“ ist.

    Und was das „von Faschisten geschenkt worden“ angeht: Genau darum geht es mir doch! „Die Fahne hoch“ erreicht meiner Ansicht nach nicht genügende Schöpfungshöhe, um ob seiner Nazi-Verbindung boykottiert zu werden. Es ist einfach eine viel zu einfache Wendung. Die Nazis hätten mir diese Wendung nicht schenken zu brauchen, auf eine solch einfache Formulierung würde ich – wenn ich denn mal etwas sinngemäß so formulieren wollte – schon noch selber kommen. Nochmal: Natürlich ist das ´was anderes, wenn z.B. Stefans Überschrift noch dabei stehen würde. Und selbstverständlich gehen „Wollt Ihr den totalen Krieg?“ und Ähnliches gar nicht! Aber nur „Die Fahne hoch!“, das ist mir zu einfach, das ist mir zu sehr normaler Sprachgebrauch, das lass´ ich mir nicht nehmen. Das ist auch meine Sprache. Und ich will nicht vor jedem Satz, den ich sagen will, erstmal im Kopf sämtliche im dritten Reich gesprochenen Sätze rekapitulieren. Nazis raus aus den Köpfen, aus meinem erst Recht!

    (Ich hatte in der Schule einen Kumpel, nennen wir ihn Nikolas Schmidt, der seinen Namen niemals mit seinen Initialen N. S., sondern immer nur N. Sch. abgekürzt hat. Hätte ich nicht gemacht…)

  20. Nach der 50. Diskussion hättest Du es vielleicht auch gelassen, einfach weil es von dem, was Du willst, immer ablenkt.

    Das Horst-Wessel-Lied ist nun mal bekannt, auch wenn es nicht jeder kennt.
    Und jeder, der es kennt, und die Zeile liest, assoziiert es natürlich nach diesen 3 Wörtern.

    Die Freiheit, es aus meinem Kopf rauszuwerfen habe ich gar nicht. So funktionieren Köpfe nicht.

    „Die Fahne hisst“ oder „Hoch die Fahne“ – das wäre was anderes.
    Ich suche nicht jeden Tag nach einer neuen Formulierung für das Fahnen heben – daß eine Wendung besetzt ist schadet da nicht.

    Von einem Zugeständnis kann aber nicht gesprochen werden.
    Ich möchte den Nazis nicht das Horst-Wessel-Lied streitig machen, und diese haben kein Interesse daran, daß ich die Formulierung nicht gebrauche.

    Den Begriff „Heimat“ den Rechtsextremen zu überlassen ist eine andere Geschichte. M.E. kaum vergleichbar – nur von der Ferne zeigen sich Ähnlichkeiten.
    Besser gesagt: Die Zahl der Ähnlichkeiten hält sich in Grenzen.

  21. @4 (lukas):

    doch doch, passt genau. man muss nur „marschiert“ weglassen.

    vielen dank noch mal für den „back for good*“-Eintrag, stefan. nicht auszudenken, mit was für ohrwürmern ich sonst wieder durch den tag stolpern müsste.

    .~.

  22. Also bitte! Es vergeht doch momentan kein Tag an dem nicht irgendein Reporter angesichts der Sportereignisse in Peking vehement einen SIEG! fordert. (Oder hinterher fragt warum es mit dem SIEG! nicht geklappt hat.) Soll jetzt jede von den Nazis missbrauchte Vokabel auf den Index, oder was? Sven Ottke antowrtete auf die Frage von Jürgen Domian hin ob er etwas gegen die Möglichkeit einer Heirat gleichgeschlechtlicher Partner hätte: „Nicht mein Ding aber Jedem das Seine!“. Der von Adolf Nazi erfundene Fackellauf wird bis heute durchgeführt. Na und? Regt sich noch irgendeiner darüber auf? Glaub nicht, ausser natürlich Stefan N.

  23. @Eisenmann:
    Ein Sieg ist ein Sieg – ob Nazis oder Olympia – verwirren Sie hier nicht die Leute durch die völlig unnötige Attributierung als Mißbrauch.

    Wenn ein Nazi „Sieg“ sagt, wenn er „Sieg“ meint ist das kein Mißbrauch, nur weil er ein Nazi ist.

    „Jedem das Seine“ ist auch keine Formulierung die vor den Nazis niemand benutzt hat.
    Ob nun als „as you like it“ oder „Jeder soll nach seiner Facon …“.

    Dagegen ist das Horst-Wessel-Lied aber ein erkennbares Zitat, da beist die Maus keinen Faden ab.
    Weniger gebildete Menschen mögen das Zitat nicht kennen, aber die meisten die sich intensiver mit der NS-Zeit beschäftigt haben kennen das Zitat, und erkennen es sofort wieder.

    Als Entschuldigung mag man ja gelten lassen, daß jmd. das Zitat nicht kennt, oder zumindest nicht zuordnen konnte, also nicht weiß woher er’s hat.
    Aber von anderen einfordern daß sie so tun als ob sie es auch nicht kennen ist unmöglich.

    Daß es den Fackellauf seit der Olympiade 36 gibt ist mir bekannt, aber das Adolf den erfunden haben soll ist mir neu. Hat er wirklich?

Comments are closed.