Nachrichtenleute unter sich

Liebe Kollegen von „Spiegel Online“,

was kann ich tun, damit Ihr aufhört, die gerade eingestellten Mischmagazine „Sat.1 am Mittag“ und „Sat.1 am Abend“ als „Nachrichten“ zu bezeichnen?

Ich müsste hier irgendwo noch ein, zwei Folgen rumliegen haben, die könnte ich Euch auf DVD brennen. Ich könnte Euch die noch bestehende Homepage zur Sendung ausdrucken und in die Post packen. Der Kollege Schader hat mehrere Artikel über „Sat.1 am Mittag“ geschrieben, die leiht er Euch bestimmt. Ihr könntet Euch, um ein grobes Bild zu bekommen, eine Ausgabe der RTL-Sendung „Punkt 12“ ansehen und die darin enthaltenen Spurenelemente von Relevanz sowie 80 Prozent der aktuellen Bezüge abziehen. Ich würde Euch nachträglich diesen Ausschnitt aus einem Artikel von mir widmen, der am 26. März 2006 in der „FAS“ erschien:

Diese Woche im aktuellen Magazin „Sat.1 am Mittag“: ein täglicher Gang durch das hochsommerliche Berlin mit den Stromkontrolleuren von der Bewag. Die Bewag gibt’s längst nicht mehr, und ob es je wieder einen Sommer in Berlin geben wird, ist auch gerade offen. Sehen Sie demnächst bei „Sat.1 am Mittag“: Was beim Transit in die DDR zu beachten ist. Und: Unterwegs mit dem Heizer – wie Dampflokomotiven unser Leben verändern werden.

Ich würde Euch das Video runterladen, in dem eine Familie beim Weihnachtseinkauf mit Kindern begleitet wird, und ein Mädchen heult, „weil der Weihnachtsmann immer denkt, eine große Sache reicht“; ein Ausschnitt, der 2002 bei „TV Total“ rauf und runter lief und Weihnachten 2006 in „Sat.1 am Mittag“ als neu verkauft wurde. Bestimmt ließe sich zur Not auch „Sat.1-am Mittag“-Expertin Betty Ballhaus als Zeugin laden, ein dickbusiges Model, das in einem investigativen Beitrag für die Sendung zum Beispiel zur Fußball-WM versuchte, Männer mit dem Angebot einer erotischen Autowäsche vom Fernseher wegzulocken. Womöglich könnte es uns mit vereinten Kräften sogar gelingen, ein paar der Mädels aufzutreiben, die für „Sat.1 am Mittag“ Push-Ups, C-Strings, Strapse, Pumps, Print-Bikinis und Gefrierbeutel getestet haben.

Also, was kann ich tun, damit Ihr versprecht, „Sat.1 am Mittag“ nicht mehr als Nachrichtensendung zu bezeichen, insbesondere dann, wenn Ihr das mit falschen Zahlen kombiniert wie hier:

PS: Und um vielleicht noch einen relativ aussichtslosen Versuch zu unternehmen, in die Diskussion, ob Sat.1 in Zukunft überhaupt noch die Bedingungen eines Vollprogrammes erfüllt, so etwas abwegiges wie Fakten einzustreuen…

Ich finde die Logik der Sat.1-Sparmaßnahmen und die Art ihrer Ausführung ja auch höchst beunruhigend. Aber: „Sat.1 am Mittag“ ist überhaupt erst vor eineinhalb Jahren eingeführt worden. Vorher liefen auf dem Sendeplatz schön „Vera am Mittag“ und Wiederholungen von „Lenßen & Partner“ und „Verliebt in Berlin“. Und die Nachtausgabe der Sat.1-News, die jetzt ebenfalls abgeschafft werden soll, gibt es auch erst seit März 2001. Oder auf die Lebenswelt von „Spiegel“-Mitarbeitern übertragen: Nach „Harald Schmidt“ kamen keine Nachrichten, sondern das „Girls Camp“. Die Sendelizenz von Sat.1 war deshalb nicht in Gefahr.

58 Replies to “Nachrichtenleute unter sich”

  1. Spannend fand ich auch, dass Spon aus dem Zurückrudern des Chefs der Landesmedienanstalt RLP eine Drohung gemacht hat. Der sprach von einer theoretischen Möglichkeit des Lizenzentzugs und erklärte, warum er nicht daran glaubt, dass die eintrifft – im Teaser steht jedoch das Gegenteil.

  2. „Vorher liefen auf dem Sendeplatz schön ‚Vera am Mittag‘“ – ähm, was ist daran schön?

  3. Stefan, du hast „investigativen Beitag für die Sendung“ geschrieben.

    Na ja, irgendwie wird in letzter Zeit sowieso sehr viel gedroht, um dann später zurückzurudern und dass dann als Konsens zu verkaufen. Das die LMA ein zahnloser Tiger und vielleicht auch ein wenig inkompetent sind, sahen wir ja sehr schön bei der Handhabung der Call-In-Sender.

    Ansonsten, den „Sat.1 Nachrichten“ werde ich sicherlich nicht nachtrauern. Wenn sie nur noch Wiederholungen zeigen wollen auch gut. Aber ich mach es mir da recht einfach, ich habe ja keinen Fernseher.

  4. „schön“ im Sinne von „Geh Du mal schön draußen spielen“ im Sinne von „Why don’t you go outside and go f*** yourself“…

  5. indem man dieses sendeformat ’nachrichten‘ nennt, kann man diese meldung aus dem wirtschafts- in den kulturellen teil bringen. dadurch erreicht man viel mehr leser. dass da im endeffekt ein übertreibener buhei veranstaltet wird, nimmt man billigend in kauf, wie die tausende male davor auch.

  6. Bar vs Blog
    Mal eine ganz grundsätzliche, artikelunabhängige Frage an den Herren Journalisten. Ich stelle mir immer vor, wie immer mal wieder vereinzelte, in die Hauptstadt umgezogene Schwaben oder Kurpfälzer Sie in einer Bar erkennen, sich in schwindelerregender FormulierKunst als potentieller Praktikant anbiedern, dies natürlich kess kaschieren mit einem „bschdimmt rolled Sie gleich die Augen bis zum Haftputz, weil Sie ja bschdimmt net angschbrochä wäred wellet, aber…) Na, ja die dialektgefärbten Varianten solcher Ansprech und Kontaktversuche können wir uns ja alle vorstellen, und das die niemand, auch nicht der bloggendenste Niggemeier braucht.
    Aber – wenn das in der Bar so lästig ist, warum ist es dann im Blog so gesellschaftsfähig. Ist das nicht das Gleiche, in gewisserweise subtil Anbiedernde, wenn man in einem Blog kommentiert?

    Herzkerschgruss

  7. Solange „Sat.1 am Mittag“ als Nachrichtensendung gilt, muss „Spiegel Online“ mit seinem breitgefächerten Panorama ja mindestens ein Nachrichtenportal sein.

  8. Durch den Beitrag haben soviele Blogs darüber geschrieben, soviele Menschen darüber gesprochen, und das Wort Nachrichten kaum verwendet.
    Sei unbesorgt,
    gruss r.l

  9. Auf Handelsblatt.de bestätigt Senderchef Alberti das Aus von ‚Sat.1 – Die Nacht‘. Also wenigstens ein bisschen recht, haben jene Journalisten, die von ‚Nachrichten‘ schreiben.

  10. Traurig aber wahr. Nicht nur bei SpOn ist man sich anscheinend für die geringste Eigenrecherche in Sachen „Sat1 am Mittag“ zu schade. Auch beim sonst so geschätzten DRadio Kultur wird so getan als wüsste eigentlich niemand so recht, was genau da jetzt abgesetzt wurde.

    Das Interview von heute Morgen mit LMA-Direktor Manfred Helmes zumindest enthüllt für mich zwei Tatsachen:

    1. Die LMAs gehören in ihrer jetzigen Form und Struktur abgeschafft. Und
    2. Auch DRadio-Moderatorinnen gehen in ein relevantes Live-Interview ohne besondere Vorrecherche.

    Hier zum Nachhören:
    http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2007/07/18/dkultur_200707180809.mp3

  11. Nachtrag: Wünschen würde ich mir auch einen ’netten‘ Beitrag über die Kommunikation des Kommunikationskonzerns . Gestern z.b. sagte die Sat.1-Sprecherin Kristina Fassler, dass KEINE Nachrichten gestrichen würden. Das ist ja mit dem heutigen Alberti-Interview widerlegt. Auf http://www.ftd.de/technik/medien_internet/227085.html?p=2
    gibt es einen guten Kommentar zum zerdepperten Image des Konzerns.
    Dazu würde die Konzernsprecherin Pichler formulieren: Kein Kommentar, dazu sagen wir nichts.

  12. Ich konnte es heute in der Lokalzeitung lesen: Sat1 schafft Nachrichten ab – …Desaster…

    Hier schreiben die Blinden über die Farben. Die eigentlich recht interessante Problematik wird überhaupt nicht erfasst, da diese Journalisten (wohl zurecht) diese Sendungen nie gesehen haben, aber frohen Mutes den Niedergang der „seriösen Nachrichten“ verkünden.

  13. Ich wäre schon dankbar, wenn in der SpOn-Geschichte wenigstens die Namen richtig geschrieben würden, heute schon fast etwas viel verlangt, ich weiß. Aber Roger Schawinski ist eben nicht Roger Schawinsky, auch nicht mehrere Male hintereinander und auch nicht mehrere Tage hintereinander. Zu schön oder wichtig, um zu googlen? Oder die Geschichte einfach nicht zu Tode recherchieren? Was essen Seele auf?

  14. Hey im Ernst, was haett ich den geschrieben, wenn die sagen „wir stellen unser Nachichtenmagazin ein“? Es kann doch bittschoen Niemand erwarten dass man das kennt. Zumindest nicht wenn man bei SpOn arbeitet, die eigene Bildung einem also mindestens die artgerechte Benutzung von Schriftzeichen erlaubt.

    Und warum Stefan des ganze ueberhaupt kennt- ich kanns mir nur mit journalistischer Neugier und extremer Schmerzresistenz erklaeren.

  15. […] ARD und ZDF haben heute die Berichterstattung von der Tour de France eingestellt. Tja. Trotzdem läuft grade im Ersten noch die angekündigte Sportschau – vier Stunden, die jetzt wohl mit Doping-Berichten gefüllt werden. Hauptsache, es sind keine radelnden Apotheken zu sehen. Das ist nicht etwa lächerlich, sondern konsequent. […]

  16. @Herzkersch:

    Auch Sie verstehen offensichtlich den Sinn hinter einem „Blog“ nicht. Ein Blog ist keine Zeitung, auch keine Onlinezeitung. Setzen Sie sich doch kurz mit der Definition auf Wikipedia auseinander, dort finden Sie sicherlich auch weiterführende Links zu inhaltlich gefestigteren Quellen (Wikis sind keine zitierbaren Quellen, das wissen Sie sicherlich schon). Einfach wo wir gerade bei Eigenrecherche sind.

    Um Ihnen aber doch etwas auf die Sprünge zu helfen: auch Tages- und Wochenzeitungen nehmen aufeinander Bezug, dies übernimmt in der Blogosphäre der sogenannte „Trackback“. Dieser taucht zumeist auch in den Kommentaren auf, wie hier z.B. Beitrag Nummer 17. Auch sind Kommentare dafür da, um dem Leser die Möglichkeit zu geben, direkt auf den Artikel Bezug zu nehmen und mit dem Autoren diskutieren zu können.

    Um Ihr Beispiel aufzugreifen: ein Kommentar hier ist, nur weil der Herr Niggemeier jetzt zweifacher Grimme-Online-Award-Preisträger ist, keine Anbiederung sondern auf der einen Seite gewünscht (sonst wäre die Funktion, wie beim Bildblog, deaktiviert) und auf der anderen einfach sinnvoll, denn über die Trackbacks findet ein passiver Leser auf andere Seiten zum gleichen Thema von anderen Personen und die Leute, die selbst kein Blog haben, und nichts selbst zum Thema groß schreiben wollen, können in einem kurzen, direkten Kommentar ebenfalls zur Diskussion bzw. zum Thema beitragen.

    Einfachstes sinnvolles Beispiel: Fehler im Artikel. Mit Kommentarfunktion kann man es sich nur so lange erlauben, falsch zu berichten, bis es der erste Leser bemerkt und entsprechend öffentlich bemängelt.

    Von daher ist meiner Ansicht nach das gesamte Bildblog eine einzige Kommentarfunktion zur Bild.

    Ein anderer Grund ist die mögliche Interaktion mit den eigenen Lesern, die Herr Niggemeier ja auch pflegt. Vielfach lernt man andere Menschen, die die eigene Meinung kritisch hinterfragen, über die Kommentare kennen und stellt irgendwann fest, dass deren Auseinandersetzung mit den eigenen Blog-Einträgen dazu führen, dass man selbst ggf. anders über ein Thema nachdenkt als man es selbst getan hätte. Das ist es doch vielfach, was eine Tageszeitung heute „alt“ erscheinen lässt – die oftmals in den Kommentaren enthaltene _andere_ Sichtweise. Links zu weiter führenden Informationen. Ganze einfach die Gegenrede.

    Außerdem habe ich hier nicht den Eindruck, dass Herr Niggemeier irgendwelche hochdotierten Praktikantenstellen zu vergeben hätte und nur weil ich selbst z.B. hier mit Link kommentiere biedere ich mich noch lange nicht als Redaktionsassi an, sondern trage zur „Blogosphäre“ bei. Ich hab selbst ein Blog also trag ich da auch brav meine URL ein. Warum auch nicht?

    Noch lustiger sind doch die Kommentare von „hochrangigen“ Bloggern, die evtl. eben weil sie „nur mal eben kurz“ was zum Thema sagen wollten evtl. ihre eigene URL vergessen einzutragen – da sieht man dann andere Leute die darauf hinweisen, dass „AAA-Blogger XY übrigens weiter oben kommentiert (hat)“. Wie man’s macht macht man’s falsch hab ich manchmal den Eindruck :-)

    Außerdem bin isch kei Schwabe ;-)

  17. Sebastian [22], in Sachen Geduld und Sorgfalt macht Ihnen keiner was vor.
    Und dass sie keine Schwabe sind, ist offensichtlich, denn die sagen nicht „isch“. Das sind die Pfälzer und Mannheimer. Die Schwabeninterpretation von Herzkersch war da schon etwas besser aber auch nicht authentisch. äh, das nur nebenbei.

  18. Ich weiß jetzt nicht, ob Herzkersch oder Sie, Sebsatian, mich mehr verwirrt haben. Was Herzkersch auch immer sagen wollte, dass was Sie darauf geantwortet haben, wäre mir nicht eingefallen.

  19. @Herzkersch:
    Das „in gewisserweise subtil Anbiedernde“, das Sie hier bemängeln, lässt sich übrigens in wesentlich reinerer Form beim Fanclub eines A-Superplus-Bloggers beobachten, zu dessen Lieblingsbeschäftigungen das Beschimpfen von Journalisten gehört und dessen Blog auf Ihrem Beitrag kongeniale Weise die Wörtchen Blog und Bar verbindet.

  20. @Theo: Die sagen aber gar nicht, sie stellen ihr „Nachrichtenmagazin“ ein.

    Und würden Sie nicht von einem Autojournalisten erwarten, dass er sich mit Autos auskennt und von einem Politikjournalisten, dass er sich mit Politik auskennt? Warum ist es zuviel verlangt, dass ein Journalist, der über das Fernsehen schreibt, sich mit dem Fernsehen auskennt? (Im übrigen würde ein einziger Blick ins Archiv oder auf die Homepage zur Sendung reichen, fehlendes Wissen auszugleichen.)

  21. @SvenR: Herzkersch meinte alle Kommentarschreiber wären Schleimer.

    Ich war so frei ihm zu erklären, dass hinter Kommentaren auch Sinn sein kann (muss natürlich nicht).

  22. @ Nr. 27 (Sebastian): Also bin ich ein so dummer Schleimer, dass ich das nicht mal bemerkte. *g*

  23. @Stefan (26) (und leider vielleicht etwas Off Topic)

    Solche Hoffnungen, dass sich Journalisten mit dem Thema auskennen, über das sie schreiben habe ich (zumindest bei Standardartikeln) schon lange nicht mehr. Sonst hätte ihnen zu oft Ungereimtheiten auffallen müssen, die selbst nach einem Minimum an Recherche offensichtlich gewesen wären.

    Ich frage mich mittlerweile, ob ein Journalist für einen Standardartikel (z.B. dem hier, über den ich auch gebloggt habe) überhaupt Aussagen von Firmensprechern, Umweltverbänden, Politikern etc. nachprüfen und in den Kontext einordnen sollte, oder sie einfach nur als Chronist präsentieren sollte. Vielleicht magst du ja mal als Profi Stellung dazu nehmen.

  24. Ich merke gerade, dass Kommentar 29 vielleicht etwas abgehoben und überheblich wirkt. Natürlich gibt es auch gute Journalisten, die sich auskennen.
    Die Negativbeispiele, sei es z.B. damals beim Thema Killerspiele oder jetzt bei den „Nachrichten“ fallen halt nur besonders ins Auge. Vielleicht ist im Redaktionsalltag, insbesondere bei Online-Angeboten, aufgrund des Kostendrucks einfach keine Zeit mehr für Recherche da und es wird deshalb oft unreflektiert auf Agenturmaterial zurückgegriffen? Spricht dann natürlich nicht für den entsprechenden Anbieter.

  25. @26:
    Ok epd does.

    Nun das ganze findest sich größtenteils im Wirtschaftsteil, ob da ist der inhaltliche Charakter, nungut sagen wir zweitrangig.

    Gut von einem Medienjournalisten mag mans schon erwarten. Wie man es allerdings überhaupt konsumieren kann, und seis nur aus profesionellem Interesse erschließt sich mir eben nicht.

  26. @Herzkersch: Das schöne am Kommentieren hier ist meiner Meinung nach, dass man sich hier mit Meinungen anderer auseinandersetzt (im Idealfall, muss ja nicht immer sein). Mit Anbiedern hat das für mich wenig zu tun, zumal Stefan zu der Idee, Blogpraktikanten auszubilden in diesem Blog ja auch schon einmal deutlich Stellung bezogen hat ;) (bin jetzt zu faul, den link zu suchen).

  27. Ich meine jetzt die Springer-Journalistenschule und der Blog, in dem im Auftrag der Schüler/ angehenden Journalisten geschrieben wurde oder so. Ist schon lange her, hab’s nicht mehr so im Kopf.
    Ist mir aber auch nur so in den Kopf gekommen bei der Verbindung Praktikanten und Blog (na gut, ein Volontariat ist schon was anderes).

  28. @22, 25, 32 Meine Herren, Anschleimen wollte ich niemanden unterstellen. ..des hend sich gans anaschd oaghert. Es war mehr so verwunderte Neugier, weil man ja auch in einer Bar keine „ich bin so interessiert an der Meinung aller Anwesenden“ Runden schmeißt. Der Blog dagegen taucht uns ja alle in eine Mitteilungsgewichtigkeit, die verdient, gelesen und beantwortet zu werden. Und warum das einer Bardiskussion, bzw dem forschen Anschwätzens eines Journalistens nicht auch vergönnt ist, hat mich beschäftigt.
    Herzkerschgruss

  29. Versteh ich auch nicht. Erst stellt sich der Herr Herzkersch vor, der Herr Niggemeier stehe mit Schwaben in Bars herum und dann fragt er sich, warum er nach der Meinung aller Anwesenden dort fragt, weil der Herr Niggemeier ein Blog hat.

    Das ist ungefähr so logisch wie die Frage, warum der Herr Schumacher sich im Straßenverkehr überholen lässt, wo er doch ansonsten gerne mal rechts oder links rüber zieht, um eben selbiges zu verhindern.

    Oder um es direkter zu sagen: Her Herzkersch, ich hab’s ihnen ja versucht zu erklären, was der Unterschied ist. Jetzt nochmal zu wiederholen, dass sie irgendwie um die Ecke gedacht haben, um dann festzustellen, dass der Vergleich auf drei von vier Beinen hinkt, macht’s nicht logischer. Oder noch direkter: ja was Sie sich da fragen ist ziemlich abwegig gewesen :-)

  30. Ähm, hat jemand eben den Zapp-Beitrag zu dem Thema gesehen? Ich hab gerade noch so das Ende erwischt und meine sie hätten ES gesagt. Also Sat1amMittag und Nachrichten in einem Satz. Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß sie ES wirklich tun würden. Sie haben ES doch nicht etwa wirklich…oder doch?
    (Bitte um Wiederherstellung meines Weltbildes…)

  31. Ich nehm alles zurück. Sie haben nicht. Puh.
    Den Beitrag wurde heute online gestellt: http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_video/0,,SPM2488_VID4137820,00.html
    „Streichung der ‚Nachrichten'“ bezog sich tatsächlich und richtigerweise auf die Sat1 News in der Nacht, Sat1amMittag wurde immer schön als Boulevardformat benannt.

    Aber O-ton 180 Stellen sollen wegfallen.. War das nicht eine andere Zahl..?( 55? Ich find die Stelle nicht mehr wieder..)

  32. Immerhin: Im Interview mit Caspar Busse (SZ von heute) stellt Pro-Sieben-Sat 1-Vorstandsvorsitzender Guillaume de Posch gegenüber seinem Fragesteller gleich im ersten Satz klar: „Erstens reden wir hier nicht über Informationssendungen, sondern über Boulevard-Formate“. Vielleicht spricht es sich wenigstens jetzt herum.

  33. @ 37 Sebastian: Ob das jetzt so abwegig war, weiß ich gar nicht mehr, weil ich mir jetzt ziemlich sicher bin, gar nicht verstanden zu haben, was der Herr Herzkersch da jetzt gemeint hat. Aber vor allem der Teil mit dem Anbiedern ist dann zumindest seltsam verpackt.

    „So, let’s try to unofftopicize this thread“ (frei nach TheWineKone)

    (Ja, ich weiß, wer im Glashaus sitzt und so)

  34. Ich denke, Herr Herzkersch meint folgendes:

    Wenn ich mich in eine Bar stelle und ein Schild hochhalte, auf dem steht: „Ich bin für den Walfang – diskutieren Sie mit mir!“ dann ist das in etwa mit einem Blogeintrag vergleichbar.
    Man provoziert ein wenig (nicht zwingend notwendig), stellt eine Meinung hin und erwartet Reaktionen.

    Wenn man hingegen einfach nur in einer Bar sitzt, ohne Schild und mit „normalem“ Barbesucher-Gesichtsausdruck, dann ist das schon etwas anderes.

  35. ja Bernd, wir haben schon verstanden wie der Vergleich ausgesehen hat.

    Nur verstehen wir nicht, was das Blog hier mit ner Bar zu tun haben soll. Die Logik entzieht sich uns. NIEMAND stellt sich in eine Bar mit einem Schild und will Kommentare, wohingegen JEDER Journalist daran gewöhnt ist, auf seine Arbeiten hin (sollten sie veröffentlicht werden) Leserbriefe zu bekommen.

  36. Sebastian: Print-Journalisten bekommen höchst selten Leser-Briefe auf ihre Arbeit hin. Die sichtbarste Reaktion sind gemeinhin die Beschwerden (manchmal) oder das Lob von Pressesprechern (relaiv oft, aber nur manchmal ehrlich).

  37. Meine Herren, nach so viel zerstreuter Verwirrung, die meine kleine Anfrage wohl erzeugte..,
    Wünsche weiterhin frohes Bloggen
    FRAU Herzkersch
    PS: Falls es zum intergeschlechtlichen Verständnis beiträgt, die WalfangSchild Analogie hat am besten getroffen, was ich eigentlich meinte. Natürlich ist der Journalist gewöhnt, Leserbriefe zu bekommen. Ich gehe nur davon aus, dass er die Hälfte davon lästig findet, weil sie a) seine Meinung nur bestätigen, ohne neuen Inhalt beizusteuern (so auch hier im Blog gelegentlich), b) unqualifiziert sind oder c) als Anlaß zur Anbiederung an GrimmePreisträger genutzt werden, und ihn daher nerven.
    Aber warum nerven ihn die Blogbeiträge nicht, die ja auch (überhaupt kein Vorwurf an die Beteiligten!) zumindest hypothetisch a) b) und c) erfüllen könnten

  38. @Torsten: also ich habe mir 1998, als ich meinen ersten E-Mail-Account bekommen habe, eine Ausgabe von „Wired“ gekauft – am Bahnhof, für teuer Geld aus den USA importiert. Ich glaub die Zeitung hat 20 Mark gekostet. Unter jedem Artikel war die E-Mail-Adresse des Autors angegeben und ich habe damals schon Nicolas Negroponte eine E-Mail zu einem Artikel geschrieben – und lustigerweise auch eine Antwort bekommen.

    Von daher würd ich gerne wissen, woher denn das Wissen kommt, dass Print-Journalisten „höchst selten“ Leserbriefe bekommen? In Zeiten von E-Mail ist es eine absolute Leichtigkeit, dem Autoren die eigenen Gedanken zukommen zu lassen. Darüber hinaus sind alleine die Leserbriefseiten im Spiegel zumeist ellenlang. Ich kann eventuell noch glauben, dass die Briefe auf PAPIER den Weg nicht direkt zum Autoren schaffen, aber heutzutage weiß doch so gut wie jeder der Hälfte Deutschlands die nen Internet-Anschluß hat, wie man einen Autoren erreichen kann per Mail.

    So und an Frau Herzkersch (entschuldigen Sie die bisherige Anrede :-) ):

    Mir entzieht sich immer noch das Verständnis ihrer Annahme, dass jeder Kommentar zwangsweise a) schleimend b) unqualifiziert oder c) schleimend sein muss (ich sehe den Unterschied zwischen a und c ehrlich gesagt nicht). Aber Sie sagen selbst: „die Hälfte davon“. Also sind 50% sinnvolle Mails dabei. Wo liegt denn bitte für einen Autoren das Problem, Trottel zu überhören? Sobald der Kosten(Zeit)/Nutzen(sinnvolles Feedback)-Faktor negativ ausfällt, wird wie im Bildblog die Kommentarfunktion abgeschaltet. Aber selbst dann ist noch ne Mailadresse angegeben und ich gehe davon aus, dass die Autoren im Bildblog regelmäßig in Mails ziemlich angeschnauzt und mit hohlen Phrasen vollgelabert werden.

    Also, nochmal: ich gehe davon aus, dass der Herr Niggemeier aus den Kommentaren einen Nutzen zieht und ich persönlich habe es gelernt, mir unsinnig vorkommende Diskussionen in den Kommentaren zu überlesen. Oftmals kommt auch etwas dabei heraus, was ziemlich Off Topic ist wie diese Zeilen hier, die man dann einfach überliest – aber sie bieten uns, den Lesern, ein Forum, um sich _gegenseitig_ auszutauschen, was ohne Kommentarfunktion nicht möglich wäre. Von daher ist wenigstens für uns dieses OT hier „sinnvoll“ dahingehend, dass eventuell in Zukunft jemand einfach auf diese Zeilen hingewiesen werden kann wenn’s wieder mal um schleimen und anbiedern geht :-)

    Aber um nochmal das (immer noch sinnfreie) Beispiel aufzugreifen: ein Autor ist niemand, der in einer Bar in Ruhe einen trinken will und sich dann belästigt fühlt, wenn man ihn anspricht. Ein Autor ist jemand, der sich im Hyde Park auf eine Seifenkiste stellt. Wenn Sie überhaupt einen Kneipenvergleich machen könnten dann wohl eher den der Stammtischrunde. Ich jedenfalls sehe nicht, wie sich _irgendwer_ der im Internet oder in einer Zeitung etwas veröffentlicht und damit tausende wenn nicht gar Millionen von Lesern erreicht der Ansicht sein kann, dass seine Ergüsse nicht eine gewisse Art der Rückmeldung erzeugen werden.

    Blogs sind _keine_ Tagebücher.

  39. Sebastian: Die Quelle bin ich selbst: Ich bin Print- und Online-Journalist und habe mit vielen Redaktionen zusammengearbeitet, die mir Leser-Reaktionen idR weiterleiten.

    Online-Kommentare sind sehr häufig – mehrere Artikel von mir haben weit über 1000 Leser-Kommentare erhalten. Direkte Mails an den Autoren sind aber höchst selten – selbst wenn eine Kontaktadresse angegeben ist. Und das ist sie in den seltensten Fällen.

  40. @40. Er widerspricht sich aber gleich danach und trennt nicht zwischen Nachrichten und Boulevard, sondern nennt es alles Information, dazu gehört dann auch Akte 07 Wenn Sat.1 so rechnen darf, werden sie natürlich immer die Lizenzbedingungen erfüllen können. Und Sat.1 – die Nacht bleibt natürlich wieder unerwähnt, was definitiv unter Nachrichten fällt.

  41. Möglicherweise wäre den Damen und Herren von Sat.1 damit geholfen, auf 100 Jahre alte Formate, wie das meiner »Nouvelles en trois lignes«, zurückzugreifen, um Nachrichten zu bringen, die man ruhig, allein, weil sie durch ihr Alter geadelt sind, Nachrichten nennen darf, ohne allzuviel wertvolle Werbezeit zu verbrauchen. Ja? Nein? Tant pis.

  42. @Sebastian: richtig, Blogs sind _keine_ Tagebücher.
    Blogs sind Maschinen, mit denen man alles mögliche machen kann.
    Zum Beispiel Tagebuch schreiben.

  43. Wird ja immer besser.

    „Abschied vom Anspruch: Eine Analyse über das Ende der Informationsprogramme bei Sat.1 finden Sie im aktuellen SPIEGEL, der am Montag erscheint.“ (Quelle:SpOn)

    Ob die Redaktion beabsichtigt, unter „Abschied vom Anspruch“ demnächst ihre granatenmäßig recherchierten Analysen zu veröffentlichen? Oder wie ist das gemeint…

  44. Das ist schon faszinierend, dass so etwas als „Nachrichtenformat“ bezeichnet wird und ein deutliches Zeichen für unsere Gesellschaft, dass in der Presse die Löschung von Nichts (mal die Arbeitsplätze die für die Schaffung von Nichts seinerzeit generiert wurden getrennt gesehen) ein Thema hergibt.

    Ach, eigentlich möchte ich von solchen Medien nicht mehr informiert werden!

  45. Danke Herr Niggemeier!

    Danke fuer die richtige Einordnung dieser Sendungen!
    Unglaublicher weise ist dieser Blogeintrag der erste Artikel eines Journalisten, in dem klar gestellt wird, das es sich hier bei „Sat1 am Mittag“ und „Sat1 am Abend“ um Magazine mit geringem und zweifelhaften Nachrichtenbezug handelt.

    Als ich letze Woche die Meldungen in den Onlineausgaben der Presse las, musste ich erstmal nachdenken, ob die von den selben Sendungen reden, die ich in kenne. Kein Wort davon, das dies Boulevard Magazine waren, stattdessen waren es plötzlich gesellschaftspolitisch relevante Nachrichten, die ich jahrelang versucht habe zu ignorieren. Ups, was hab ich da verpasst? Ach ja erotische Autowäsche.
    Und die Bundestagsabgeordneten, deren Relevanz man sehen anhand ihrer Sitzplatzes in den hinteren Reihen des Bundestages erkennen konnte, schilderten die Absetzung als Untergang des Abendlandes.
    Und wer bitteschön hat die Luftnummer mit dem Lizenzentzug los getreten, ohne mal darüber nachzudenken, dass Sat1 ja die gleiche Lizenz für ein Vollprogramm besitzt, wie Pro7, Vox und -bekannt durch seine „NEWS“ über Popstars und Videospiele- RTL2!!! Immerhin hat Sat1 durch die Tatsache das sein Frühstücksfernsehen als Informationssendung gilt bereits 4 1/2 Stunden pro Tag „mit Informationsanteil“ abgedeckt.

    Und wie anders nicht zu erwarten gehen überall direkt wieder die Heuschrecken-, Unterschicht- und GEZ Gebühren Diskussionen los.
    Bezueglich der Heuschrecken, die Besitzer von Pro 7 und Sat 1 haben vorher Premiere aus der Kirch Insolvenzmasse aufgekauft, haben Ihre „Heuschreckenarbeit“ gemacht und diesen Sender (und ein paar Arbeitsplätze) damit möglicherweise gerettet. Davon habe ich aber seinerzeit sehr wenig gelesen. Um ehrlich zu sein kann ich nicht daran erinnern im Zusammenhang mit Premiere und KKR/Permira von den Heuschrecken gelesen zu haben.

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