Patricia Dreyer, Nachtrag

Um noch einmal auf Patricia Dreyer zurückzukommen: „Spiegel Online“-Chef Mathias Müller von Blumencron hat gegenüber onlinejournalismus.de einige bemerkenswerte Sätze gesagt:

Warum kommt jemand aus einer aussichtsreichen Position bei der „Bild“-Zeitung zu deutlich schlechteren Konditionen zu uns? Frau Dreyer verlässt die „Bild“-Zeitung, weil sie eine andere Art von Journalismus will. Sie war damals ein Jahr bei dem Blatt, als sie diesen Anruf von dem Menschen entgegengenommen hat, der Kekilli in einem Video erkannt haben will. Sie war deshalb für einen Tag dem Thema zugeordnet und hat sich danach nicht mehr Frau Kekilli gewidmet. Für sie war diese Story ein Tiefpunkt.

25 Replies to “Patricia Dreyer, Nachtrag”

  1. Wenn das so war, dann muss man ihr das wirklich zugute halten. Dann muss man ihr sogar Respekt zollen.

    Der „Spiegel-Online“-Chef würde sowas vermutlich nicht sagen, wenn es die Unwahrheit wäre.

  2. Das ist doch sehr, sehr lange her. Und sie war bestimmt noch viel zu jung, das arme Ding, um jenen Dreizeiler an den Chefredakteur zu schreiben, der die Worte enthält: Hiermit – kündige – ich …

  3. oh sorry, es soll natürlich heissen:

    … um statt der Story den Dreizeiler zu schreiben.

    Denn die hätte sie nicht verbrechen müssen.

  4. Naja, man muss aber vielleicht auch nicht jedem dieser Anrufe nachgehen.

    Das positive: Wenn das ihr Tiefpunkt war geht es für sie seit 2004 ja bergauf. Kann nicht jeder für sich verbuchen.

  5. Die arme Frau, mir kommen die Tränen…

    Aus dem Land jagen sollte man sie trotzdem. Unwissenheit schützt nunmal nicht vor Strafe.

  6. Mir drängt sich die Frage nach der aussichtsreich genannten Position bei der Bild-„Zeitung“ auf. Frau Dreyer hat sich demnach ganz offensichtlich nichts von dem anmerken lassen, was über Jahre so …äh… eindringlich ihr journalistisches Gewissen plagte (?).

    Als Laie bin ich zudem bislang davon ausgegangen, dass „der Journalismus“ eines bestimmten Mediums immer in erster Linie das Produkt der beteiligten Personen ist, es also durchaus so eine Art Verursacherprinzip gibt. Weiss Frau Dreyer das, oder ist das in Wirklichkeit alles ganz anders? Ich fürchte jedenfalls, wenn Frau Dreyer beim Spiegel auch nur jahrelang stinkig wegen des falschen Journalismus ist, werden wir ihre Höhepunkte u.U. niemals erleben. Nicht, dass mich das irgendwie stören würde. Für mich ist sie sowieso ausgesprochen aussichtslos. Oder sollte ich sagen „ihr Journalismus“?

  7. Frau Dreyer verlässt die „Bild”-Zeitung, weil sie eine andere Art von Journalismus will.

    Ja, natürlich – und darum wechselt sie auch zur BILD am Montag.

    OMG – glauben die beim SPIEGEL tatsächlich noch an sich selbst?

  8. Chris. Die Frau geht nicht zum Spiegel. Sie geht zu Spiegel online. Auch wenn beides ähnlich heisst, sind das zwei vollkommen getrennte Unternehmen – verschiedene Redaktionen, verschiedene Chefs, verschiedene Firmen. Nur die Kantine ist dieselbe. Ansonsten hat das eine mit dem anderen so gut wie nichts zu tun.

  9. Und? Die gleiche niveaulose Qualität. Das ist der Kern der Sache, nicht ob Online oder nicht dahinter steht. SPIEGEL (Online) hat nur noch BILD-Niveau, nur in ein paar Worthülsen mehr verpackt, wie das Vorbild aus dem Springer-Verlag. ;-)

  10. Das ist doch einfach nur Quatsch, lieber Chris, Belege gibt’s dafür keine, und nur weil dir der Spiegel ideologisch nicht in den Kram passt, ist er noch lange nicht schlecht. Dort arbeiten immer noch viele von Deutschlands besten Journalisten (Osang, Kurbjuweit, Smoltzyk, etc.). Aber man pisst halt immer gerne dem größten ans Bein, nicht wahr.

  11. Lieber Urmel, das hat mir Ideologie nun gar nichts zu tun. Aber interessant ist es schon, dass Du es ansprichst – wer meine politische Ausrichtung kennt, weiß, wo er den SPIEGEL einzuordnen hat. ;-)

    Nein, der SPIEGEL der heutigen Zeit ist einfach nur noch Grütze, da gibt es auf diversen Plattformen hervorragende Artikel drüber, die das ganz einfach faktisch nachweisen – und damit meine ich nicht das teilweise gekünstelte Spiegelkritik.de.

    Der SPIEGEL hat de facto in großen Teilen mittlerweile BILD-Niveau, die journalistischen Anprüche, die man mal hatte, werden Tag für Tag ad absurdum geführt – aber wen wunderts, wenn hinter Aust ein Chart der Auflagenentwicklung hängt, dies mittlerweile das einzige Kriterium ist.

    Die Auflage ist wichtig, kein Frage, doch sollte sich der SPIEGEL mal wieder darauf konzentrieren, die vierte Gewalt im Staate zu sein, und eben nicht williger Erfüllungsgehilfe. Das ist IMHO ein riesengroßes Problem in unserer Gesellschaft: Es existiert keine vierte Gewalt mehr…

    Urmel, darf ich fragen, ob Du aus HH kommst?

  12. Das ist doch alles einfach nur Gerede, Chris, diese faktischen Nachweise würde ich dann gerne mal sehen, sowas kann man gerne locker aus der Hüfte behaupten und das macht sich dann auch gut, aber du hast überhaupt keinen einzigen Grund geliefert, warum das so sein soll. Wenn du glaubst, die Macher des Spiegel hätten sich irgendwann mal weniger für die Auflage interessiert als jetzt, dann irrst du gewaltig. Nur weil du dich nach einem Blatt sehnst, dass so mächtig ist wie der Spiegel und deine Meinung vertritt, ist der Spiegel noch lange kein journalistisch schlechtes Blatt. Machs doch wie Augstein und gründe eins. Wenn es erfolgreich wird, hast du bestimmt was richtig gemacht.
    PS: Ja, aus Hamburg. – Aber nein, keine Sorge, auch wenn es jetzt vielleicht in dein Weltbild gepasst hätte. Ich arbeite dort nicht.

  13. Das Medienumfeld des Spiegels ist auch heute ein ganz anderes. Schon alleine deswegen kann der heute nicht mehr so mächtig sein wie früher.

  14. ach, herrje, all ihr ordnungshüter. natürlich war das eine ganz furchtbare, menschenverachtende, vielleicht aus karrieregeilheit oder falschem gehorsam entstandene geschichte. und über den wert der bild-zeitung muss nach über fünfzig jahren auch niemand mehr diskutieren. wenn menschen aus dieser parallelwelt im springer-hochhaus ausbrechen, obwohl sie sich dort auch bis zum rentenalter einnisten könnten, dann muss man das nicht gleich negativ kommentieren. bei der bild arbeiten keine robocops. es soll dort redakteure geben, die klug und warmherzig sind (diese gehen dann etwa zu spiegel-online). frau dreyer gehört dazu. das gewissen anderer leute zu beurteilen ist übrigens auch ziemlich bildesk.

  15. […] Anders als beispielsweise ihre Kollegin Patricia Dreyer, bleibt Christiane Hoffmann „Bild“ aber erhalten. Und es gibt sogar eine reelle Chance, dass Christiane Hoffmann, die sich „in Zukunft einmal wöchentlich in BILD großen Portraits, Interviews und Home-Storys unter dem Titel ‚Zuhause bei…'“ widmen soll, künftig mehr weiß. Bei Home-Storys sind die Berichterstatter schließlich wirklich dabei. […]

  16. Peinliches Ablenkungsmanöver
    Einige Zeilen als blutjunge Journalistin hat sie damals als Co-Autorin mitgeschrieben, bei solchen Storys wirkt bei BILD das gesamte Ressort mit, sie ist damals quasi Kanonenfutter, und wird dafür heute zum Täter stilisiert – miese Strategie!
    Die Porno-Story war sexistisch gefärbt, ja, doch nur weil Dreyer mitgewirkt hat, wird heute hinterfragt, ob sie als Autorin einer Alltags-Sexismus-Story für SPON tauglich sei. Das ist unerhört: Journalismus ist nicht pro oder kontra, sondern beschreibt die Sachlage. Gut, dass es immer wieder mal vorkommt. Ein Danke dafür an Dreyer, ihr gebührt Respekt für ihren Mut, keine perfide Diskreditierung-Kampagne. Das ist schlicht unwürdig.

  17. Ups, wurde über Twitter hierher gelotst, dort wird aktuell erneut über Dreyer hergezogen.

  18. Heißt das jetzt übersetzt, dass es 6 Jahre gedauert hat, bevor Frau Dreyer eingefallen ist, dass man ja auch mal „Stop“ zum alltäglichen Sexismus sagen könnte?

    Da kann man dem Spiegel ja irgendwie nur gratulieren.

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