Rückblick auf die Zukunft: SWR berichtet vorab, wie Live-Sendung war


Foto: SWR/Stephanie Schweigert

In zweieinhalb Stunden wird auf diversen Kanälen des Südwestrundfunks die große SWR3-Grillparty beginnen, und das war super.

Lena Ganschow, die sechs Stunden lang von 13 Uhr live im Fernsehen moderieren wird, hat die Herausforderung prima gemeistert, trotz der Länge und der vielen für sie ungewohnten Elemente, aber ihre Erfahrung durch die Nachmittagssendung „Milch oder Zucker“ „Kaffee oder Tee“ hat ihr sehr geholfen. Und das Spargel-Gulasch fand sie so lecker, dass sie das bestimmt nochmal nachgrillen wird. „Abertausende“ waren bei der Veranstaltung dabei. War rundum eine gute Sache, diese Grill-Party. Die nachher beginnen wird.

Ich weiß das aus Medienmagazin der Nachrichtenwelle SWRinfo. Darin hat der Radio-Moderator mit der Fernseh-Moderatorin darüber gesprochen, wie das alles geklappt hat. „Es war ein neuer, interessanter Schritt für mich“, sagt die Fernsehmoderatorin. „Mit großartigen Erfahrungen gehe ich da raus.“ Nach „so viel Trubel“ ziehe es sie aber erstmal „raus in die Natur“. Und der Radiomann attestiert ihr eilfertig: „Das Spargel-Gulasch, das kann ich bestätigen, das war lecker.“

Sie sprachen vor dem Gegrille, taten aber so, als hätte es schon stattgefunden, denn das Medienmagazin wird erst am kommenden Wochenende im Radio ausgestrahlt. Es steht allerdings heute schon online, so dass der SWRinfo-Slogan „Wir haben die News. Jetzt!“ fast unnötig bescheiden wirkt. „Wir haben die News. Vorab!“ wäre für ein solches Futur-II-Medium, das weiß, wie etwas gewesen sein wird, doch die angemessenere Werbezeile.

Es ist auf vielen Ebenen peinlich (und da lasse ich mal das Event an sich mit Johann Lafer, Maite Kelly, Jürgen Drews, Guido Cantz und anderen Prominenten an den Grill-Geräten weg). Es fängt schon damit an, dass sich ein Medienmagazin in den Dienst der Lobhudelei fürs eigene Programm stellen und die vermeintliche Sensation einer Kombination verschiedener Übertragungswege und einer sechsstündigen Live-Sendung feiern muss.

Und wenn man annimmt, dass es tatsächlich interessant ist, wie das geklappt hat, kann man aber genau diese Frage nicht beantworten, weil man das Gespräch schon vorher aufzeichnet. Das zu tun und es nicht kenntlich zu machen, ist im Radio zwar gang und gäbe, aber trotzdem fast nie eine gute Idee, insbesondere nicht im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, insbesondere nicht bei einem Informationssender.

Sich dabei aber auch noch erwischen zu lassen, indem man die Sendung schon online stellt, wenn das Ereignis, das man nachbetrachtet, noch gar nicht begonnen hat, ist wirklich von ausgesuchter Dämlichkeit. Es sei denn, irgendein SWR-Mitarbeiter fand das ganze Verfahren auch so peinlich, dass er dachte, er macht das dadurch jetzt mal transparent.

[mit Dank an BlueKO für den Hinweis!]

Nachtrag, 14:00 Uhr. Der Beitrag scheint jetzt in der Mediathek gelöscht worden zu sein. Man kann ihn sich aber hier anhören:

[audio:http://www.stefan-niggemeier.de/blog/wp-content/grillparty.mp3]

Nachtrag, 16:50 Uhr. Der SWR entschuldigt sich und bezeichnet eine solche Voraufzeichnung als „journalistisches No-Go“.

64 Replies to “Rückblick auf die Zukunft: SWR berichtet vorab, wie Live-Sendung war”

  1. Es sei denn, irgendein SWR-Mitarbeiter fand das ganze Verfahren auch so peinlich, dass er dachte, er macht das dadurch jetzt mal transparent.

    Eine Revolution von innen. Da bin ich sicher.

  2. Es fängt schon damit an, dass sich ein Medienmagazin in den Dienst der Lobhudelei fürs eigene Programm stellen und die vermeintliche Sensation einer Kombination verschiedener Übertragungswege und einer sechsstündigen Live-Sendung feiern muss.
    Der BR kann das auch – bei „Einblick“ kann man alle vier Wochen sehen, wie toll und innovativ der Bayerische Rundfunk doch ist; kritisches gibt es nicht zu berichten. Und am Ende jeder Sendung darf der Moderator Eigenwerbung für seine eigene Radiosendung machen.

  3. Es ist einfach zu viel verlangt, wenn sich am „Brückentag“ im Beamtenfunk jemand hinsetzen muss, um eine Sendung für ein Programm zu produzieren, dass kaum Zuhörer hat.

    @MM: Die Sendung ist noch online. Die SWR-Mediathek ist leider etwas zickig beim Verlinken. Der Link KANN funktionieren, muss aber nicht.

    @DerMaestro: Du verwechselst da leider Medienmagazin, die generell über Medienthemen berichten, also z.B. auch über Print, mit „Innenansichten“. „Einblicke“ ist, wie einst „Wir über uns“, absichtlich eine Sendung über die eigene Arbeit. Das kann bei Gelegenheit für den Zuschauer auch ganz interessant sein, ist meist aber wirklich nur PR in eigener Sache.

  4. Die Lobhudelei in eigener Sache gibt es geradezu inflationär auch bei WDR2. Wer ein Konzert gemeinsam mit dem Radiosender veranstaltet, bekommt danach nur tolle Kritiken mitsamt sorgsam ausgewählten „Das-fand-ich-super“-O-Tönen ausgewählter Konzertbesucher.

    Und getrickst wird dort auch. Vorgefertigte Antworten von Prominenten werden bisweilen mit eigenen Fragen verschnitten (vermutlich genau so, wie es von der PR-Firma zugeschickt worden ist), anschließend wird der journalistische Labskaus serviert, als ob das Gespräch gerade im Moment stattfindet.

    Und all diese öffentlich-rechtlichen Info-Programme trauen sich nicht, ein Interview dann länger als zwei-dreißig zu senden, ohne dass zwischendrin Cyndi Lauper ihr betagtes Opus „Girls just want to have fun“ trällert, weil gemäß der Programmverantwortlichen sonst die Hörerschaft überfordert sein könnte.

    Dann doch lieber gleich das Original einschalten und Privatsender hören.

  5. Wenn man gemein wäre, würde man ihnen jetzt wünschen, dass die Grillparty wegen Höherer Gewalt ausfällt oder im Regen versinkt und niemand kommt.

  6. Lieber Niggi, Du hast einfach das Konzept der Zeitmaschine nicht verstanden… ;-)

  7. Kann nun bitte, bitte endlich die Revolution ausbrechen in all den traurigen öffentlich-rechtlichen Radioanstalten? Kann da mal die Hütte brennen?
    Mittlerweile muss auch auf Radioeins ein Kai Diekmann (nein, ich ergoogle jetzt nicht, ob ich ihn richtig schreibe…) über seinen von Frau und Bediensteten gehegten Garten herumschwadronieren. Weil 1. Mai ist und zum Thema Garten natürlich auch ein Hipster-Hetzer vorsprechen muss. Oder so.
    Sagt mal geht’s noch, „Radiomacher“?

    Wieder ein Sender weniger, der seine Hörerinnen und Hörer ernst nimmt.
    Nur für Erwachsene? Pfffff

  8. @BlueKO:
    Da liegst du falsch; über die Rolle der Sendungen bin ich mir wohlbewusst. Das Problem ist, dass sich „Einblick“ selbst als Medienmagazin bezeichnet und vorgibt, den Zuschauer einigermaßen objektiv über wichtige Entwicklungen in der Medienwelt zu informieren, diesen Titel aber nicht verdient. Zumindest meiner Definition von Medienmagazin, dass objektiv(er) und umfassend berichtet werden sollte, widerspricht es. Hin und wieder geht es in „Einblick“ auch um Themen abseits von BR und ÖR, z.B. Cybermobbing oder jetzt am Sonntag um Online-Buchhandel, aber das ist dort leider nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Genauso kommt Selbstkritik dort auch nicht vor.
    Dann lieber ZAPP und das radioeins-Medienmagazin.

  9. Danke für den Programmhinweis, der Fernsehnachmittag ist gerettet!
    Die Maite kelly ist ja sooo knuddelig!

  10. Ob es den Verschwörungstheoretikern hier auch möglich ist – ohne rumzunörgeln – Freude an der Idee des Senders zu haben und einfach mitzugrillen? Ist doch Wurscht, ob live oder aufgezeichnet…

  11. @Hobbygriller:

    Es geht nicht um die Veranstaltung an sich. Es geht darum, dass der Sender eine „Nachbesprechung“ des Grillens produziert, in der davon geredet wird, wie toll es doch war, obwohl das Grillen selbst noch gar nicht stattgefunden hat.

  12. @Thorsten: danke für die nette Aufklärung, aber mir ist schon klar, worum es hier geht. ;-)

    Neue Theorie: die Lobhudelei wurde – davon ausgehend, dass alles dufte sein wird – vorab aufgezeichnet, während das Event tatsächlich live abläuft…

  13. @Hobbygriller
    Ja, so ist es ja auch und das ist ja das Lustige/Traurige, je nach Ansicht.

    Das Dämliche ist aber, dass man diese Lobhudelei schon online stellt.

  14. Ein wirklich besonders dreister Fall, der in jeder Hinsicht empörend ist.
    SWRInfo muss sich jetzt fragen, wo seine journalistische Qualitätssicherung versagt hat.
    Immerhin sind an der Vorbereitung einer Sendung mehrere Menschen beteiligt. Warum die alle es offenbar ok finden, einen solchen Fake zu produzieren? Wir wundern uns:
    http://www.fair-radio.net/www/2014/05/01/swrinfo-erfindet-die-zeitmaschine-massive-hoerertaeuschung-im-medienmagazin/

    Zu vermuten ist aber, dass diese Art der Inszenierung im Hörfunk einfach schon als normal empfunden wird. Denn „Inszenieren statt berichten“ ist tatsächlich das Motto vieler Radiomacher. Die Schilderungen, die unsere Initiative „fair radio“ regelmäßig erreichen, und die die Radiomacher unserer Initative selber erleben, deuten jedenfalls genau darauf hin:
    http://www.fair-radio.net/www/2013/03/12/radio-authentisch-ehrlich-gut/

  15. Es ist wie bei allen Unglaublichkeiten im Leben: man darf sich eben nicht erwischen lassen. Ich denke mal, es wird trotzdem nicht das letzte Mal beim SWR gewesen sein…

  16. Die „begleitende Berichterstattung“, von der in der Sendung die Rede ist, gab’s übrigens auch auf der Edeka-Südwest-Website sowie in den Werbebeilagen von Edeka Südwest und der angeschlossenen „Scheck-in“-Kette (mit großen Lafer-Titelbild, eventuell auch von anderen Edeka-Ablegern).

    Hier waren ein paar Tage zuvor unter anderem die kompletten Zutatenlisten und Mengenangaben zu lesen – und natürlich gab’s die benötigten Produkte dann auch in den Läden. Ob da auch Sponsorengeld geflossen ist? Oder war’s eine Gegengeschäft-Cross-Promotion?

  17. Temporale Anomalien scheinen ein allgemeineres Phänomen in digitalen Medien zu sein. Zeitverschiebungen sind auch im Blogger-Teil des Freitag, zuletzt hier, des öfteren zu beobachten. Man müsste mal den Lesch fragen, ob die Bedeutungsschwere medialer Beiträge Wurmlöscher im Raum-Zeit-Kontinuum öffnen kann. Die Richtung der Zeitreisen könnte dann vielleicht mit der Orientierung des Mediums am Pragmatischen bzw. Ewiggestrigen erklärt werden.

    PS: Liebe Leute vom SWR, macht doch mal eine Live-Reportage von der Lottoziehung nächste Woche. Das würde dem Publikum echten Mehrwert bieten.

  18. Interessant ist die „Entschuldigung“ zu lesen. Man entschuldigt sich für das vorab Onlinestellen, nicht aber für die Form der Vorabaufzeichnung dieses Interviews. Erst in einem „Nachtrag“ wird das dann auch noch mit aufgenommen.
    Ich frage mich ernsthaft: Was für Praktikanten dort arbeiten?

  19. War klar, dass die Entschuldigung jetzt auch als unzureichend gebrandmarkt wird. Die Kameraden von „fair radio“ finden die natürlich sogar hinterhältig. (siehe Link bei Kommentar #18)
    Wäre ja auch zu Schade, wenn die Geschichte damit zu Ende ist!
    Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst die niemand kann.

  20. Die Sendung SWR Grillparty ist für mich auschliesslich peinlich .Schade , dass mit so grossem Aufgebot teurer ´Prominenz´ unsere Gebühren verschwendet , und die vielen Stunden des Tages vergeudet werden .

  21. Ich halte dies für ein ganz vorzügliches, ja sogar – wenn der Kalauer gestattet ist – zukunftsweisendes Konzept der Berichterstattung, wünsche mir aber für die nächste Ausgabe ein spannenderes Thema als „Spargelgulasch“.

    „Lottozahlen“, um ein Beispiel zu nennen.

  22. @BlueKO: Die Suche hättest Du Dir sparen können – exakt diese Seite ist schon in meinem Kommentar verlinkt. ;-) Und sie gibt leider keine Auskunft über die genaue Art der Zusammenarbeit. Womit wir zu …

    … @Brösel kommen: Genau das war meine Frage, die ich leider nicht beantworten kann. Vielleicht kriegt’s ja Stefan ‚raus.

  23. @Wolfgang: Ja, ein Lapsus von mir.
    Auf den SWR3-Seiten findet sich allerdings kein weiterer Hinweis, und bei den wenigen schmerzlichen Berührungen in den unzähligen Wochen, in denen das Event im „Programm“ von SWR3 dauerbeworben wurde, gab es kein „powered by Edeka“ zu hören, das z.B. bei der Eisverteilung oder den Reiseverlosungen dauernd zu hören ist. Daher schließe ich einen gegenseitigen Vertrag aus.

  24. Das Wort „No-Go“ zu verwenden ist doch eigentlich selbst ein journalistisches… ach.. egal.

  25. ‚No-Go‘ ist ja nicht so schlimm.. heutzutage fährt man ja doch eher als das man läuft.

    Aber eigentlcih ist das doch nur der Versuch komplizierte , verwirrende Zeitformen zu vermeiden ‚der Grillevent.. wird gewesen sein können‘ oder ‚ Der Spargelsalat wird nachher lecker gewesen sein‘. Auch die Verwendung von neuen Wörtern wie ‚Zukunftsspargel‘ oder ‚Futurgrill‘ überfrachtet die Sprache nur unnötig. Ich finde da können wir dem SWR eigentlich dankbar sein und viel der Komplexität dieses Events herausgenommen zu haben und ihn so der breiten Masse bekömmlich zu machen.

  26. achja.. ohne Korrekturfunktion bin ich aufgeschmissen.. in der vorletzten Zeile ‚uns‘ statt ‚und‘

  27. na und…morgen wird wieder ne andere sau durchs dorf getrieben! ob live oder nicht, ob vorab oder danach, es ändert nichts an der bedeutungslosigkeit der sendung. es gibt wichtigere dinge auf der welt als öffentlich rechtliches unterschichten radio! das wetter

  28. Sag mal Stefan, was hast du denn dem Herrn vom Abschreibdienst MIEEDA getan, dass der sich nur auf die Abschrift des Spaßvereins Fair-Radio bezieht und dabei auch mal wieder ganz rührend in die Schlagzeile eine richtige Tatsachenverdrehung einbaut?

  29. Wenn ich mir das Bild von Herrn Winterbauer unter seinen Artikeln bei „meedia“ anschaue, weiß ich auch nicht, was ich davon halten soll. Ist das eine Paul-Ronzheimer-Parodie, oder was?

  30. Fürs Protokoll: Das Medienmagazin wurde gerade in einer heftig überarbeiteten Version und mit einem Ersatzbeitrag als Rausschmeißer vom Automaten (erstmals an diesem Wochenende) ausgespielt.

    Podcast ist so kurz nach der Erstsendung natürlich noch nicht online.

  31. Der SWR hat sich auf Nachfrage nochmal genauer zu den Abläufen geäußert:
    http://www.fair-radio.net/www/2014/05/01/swrinfo-erfindet-die-zeitmaschine-massive-hoerertaeuschung-im-medienmagazin/#1

    Demnach war die Sendung noch gar nicht zur Ausstrahlung frei gegeben. Die redaktionelle Abnahme habe noch ausgestanden.
    Wer auf die Idee gekommen ist, so einen Interviewfake überhaupt herzustellen, wird nicht erklärt. Und von personellen Konsequenzen ist nicht die Rede.
    Aber die Qualitätssicherung ganz allgemein soll überprüft werden.

  32. @fair radio:

    Jetzt haltet doch mal den Ball flach.

    Der SWR hat großen Mist gebaut und journalistische Standards verletzt, ohne Zweifel. Aber sie haben sich dafür mit deutlichen Worten entschuldigt – eine Entschuldigung der Medien ist an sich schon eine Seltenheit, siehe z.B. die SPIEGEL-Story vor Tagen hier im Blog. Der verantwortliche SWR-Redakteur wird dafür schon einen Einlauf bekommen, aber inwieweit das die Öffentlichkeit etwas angeht wüsste ich nicht.

  33. @Thomas K: Ja, ein(!) Fehler ist passiert. Und ja, Vorproduktionen sind manchmal(!) nötig.

    Eins macht mich allerdings langsam richtig wütend.
    In all diesen Entschuldigungen, die da jetzt vom SWR verbreitet werden, steht eben nicht, dass man zukünftig auf Vorproduktionen (wo sie wirklich unnötig sind) verzichten wird. Es steht nur darin, dass man besser darauf achten wird, diese nicht vorzeitig zu veröffentlichten.

    Dass das Raum-Zeit-Gefüge in den Funkhäusern ein ganz anderes ist, dürfte jedem irgendwie klar sein, der schon einmal Resümee-Artikel über die SWR1-Hitparade gesehen hat, der noch während der laufenden Abschlußveranstaltung ins Netz ging und den Satz beinhaltete, wie toll die Stimmung dort doch gewesen sei. Am unteren Ende sieht man jedoch ein „letztes Bearbeitungs“-Datum von zwei bis drei Tage vorher.

    Oder es werden Bilder mit einer resümierenden Unterschrift in Vergangenheitsform ins Netz gestellt, die eindeutig vor Beginn des Ganzen aufgenommen wurden. Man beachte die Studiouhr, die Sendung lief von 12:03 bis 19:00, die Bildergallerie ging gegen 16:00 online.
    http://www.hr-online.de/website/radio/hr1/index.jsp?rubrik=2304&key=mediathek_49555697&gallery=1&mMediaKey=mediathek_49555697&b=9

    Aber bei aller Rumhackerei auf den Öffis hier: Die Privatdudler sind noch viel dämlicher. Da stellt z.B. RSA Sachsen ein Foto aus dem eigenen Studio auf seine Netzseite, auf dem im Hintergrund deutlich die Wetterseite des MDR-Teletextes zu sehen ist. (Beweisfoto bei Bedarf noch in den Radioforen.) Da gibt man also versehentlich preis, woher man in Wahrheit die Informationen für das eigene Programm bezieht. Der MDR wiederum hat für die Beschaffung der Wetterdaten eine Firma beauftragt und die macht das bestimmt nicht kostenlos.

    Es passiert so viel unglaublicher Mist in dieser Medienbranche, dass man manchmal gar nicht weiß wo man anfangen soll und im Grunde auch gar nicht mehr weiß wem man überhaupt noch trauen soll/kann.

  34. Entschuldigen sie bitte, Herr Niggemeier, aber als No-Go hat der SWR gerade nicht die vorherige Aufzeichnung, sondern die Vorherige Publikation bezeichnet. Also vorher aufzeichnen ist völlig normal, aber um Himmels willen nicht vorher veröffentlichen!

  35. @BlueKO und @Thomas K:
    Da liegt ein Missverständnis vor.
    „Keine personelle Konsequenzen“ war eine reine Feststellung. Manche hatten die im Netz gefordert. Wir nicht. Aber deshalb der Satz.

    Wobei man sich dennoch fragen darf, wie Journalisten reagieren würden, hätte ein Politiker/Unternehmen auf ähnlich eklatante Art gegen Grundprinzipien seine Metiers verstoßen. ;o)

  36. Bei „personellen Konsequenzen“ würde ja ohnehin nur ein Opferlamm geschlachtet, vermutlich der, der den Beitrag verfrüht freigeschaltet hat, und nicht der, der die Vorproduktion beauftragt hat.

    @45:Die ganzen Südtiroler Sender haben einst den ORF Videotext für die Nachrichten genutzt. An sowas wie Urheberrechte denken auch die Radioleute wohl erst, wenn es wg. Webcams auffliegt…

    Ganz ehrlich, bei so einer Selbstbeweihräucherungssendung wäre so oder so nichts anderes verkündet worden als daß es super war und geschmeckt hat, selbst wenn der ganze Grill abgebrannt wäre. Man muß halt nur befürchten, daß auch „echte“ Berichterstattung so läuft.

  37. @DL2MCD: Der letzte Satz ist genau der Punkt.
    Und wer kann schon sagen, wie oft solche „Beiträge“ gelaufen sind, ohne dass es solche offensichtlichen Hinweise gab.

    „Trau, schau, wem“ ist ja grundsätzlich überall angesagt. Aber wenn man sich nicht mal mehr auf die ehemals wirklich verlässlichen Berichterstatter verlassen kann…

    Und nein. Das Netz mit seinen abertrilliarden Verschwörungstheoretikern ist da kein Allheilmittel.

  38. @BlueKO:

    Im Twitter-Statement von SWRinfo, in dem es nur um dieses Interview ging, steht: „Natürlich meinen wir mit „journalistischem No-Go“ auch die Voraufzeichnung eines solchen Interviews.“

    Vorabaufzeichnungen von Interviews zum Inhalt von Sendungen, die erst (live) produziert werden, sind indiskutabel, das sollte doch selbstverständlich sein.

    @fair radio:

    Jaja, manche haben es im Netz gefordert. Das ist dann natürlich einen Satz wert. Ernsthaft?

    Lasst doch den SWR erstmal die Fehlerquelle herausfinden, nächste Woche wird man sicher mehr erfahren, wenn es dann noch jemanden interessiert.

    Diese Erwartungshaltung, dass innerhalb von Stunden jemand in Sack und Asche gehen muss, nervt wirklich. Egal, ob in Fällen der Medien, der Politik oder der Wirtschaft.

  39. Lobhudelei in eigener Sache: Nicht nur bei den hier genannten sondern irgendwie bei allen Dritten scheinbar. Das Hamburg Journal zeigt fast jeden Tag (wenn sie nicht gerade über Aida berichten), welche tollen Gäste bei NDR 90,3 waren. Das ist unerträglich.

  40. Was ist eigentlich peinlicher?
    So einen Fake zu produzieren…oder diesen Schnurrbart-Fernsehkoch (von öffentlich-rechtlichen-Geldern bezahlt) Werbung für diese Weber-Kugelgrills machen zu lassen, siehe obiges Bild?
    Er ist schließlich „Werbepartner“ eben dieses Herstellers:
    http://www.weberstephen.de/Produktwelt/Die-Welt-von-Weber/Weber-und-Johann-Lafer.aspx

    Über Slimfast oder Weightwatchers regt sich jeder Kiwi auf..über den ergeizigen Österreicher niemand.

  41. Dieses journalistische Vorgehen ist bei den öffentlich-rechtlichen Sendern regelmäßig zu beobachten. Interviews werden vorab aufgezeichnet und nachher als aktuell veröffentlicht. Ich erinnere mich an einen Rechtsexperten des ZDF, der am Tag der Verkündung des ESM-Urteils durch das Bundesverfassungsgericht den Ausgang der Entscheidung kommentierte, obwohl zum Zeitpunkt der Aufzeichnung das Urteil noch gar nicht gesprochen war. Bei der dem Urteil zeitlich nachfolgenden Ausstrahlung des Interviews konnte man an einer Wanduhr im Hintergrund erkennen, dass das Interview am Mittag aufgezeichnet wurde, obwohl die Urteilsverkündung erst am Nachmittag war. So konnte das ZDF als erster Sender eine vermeintlich fachkundige Expertenmeinung zum aktuellen Urteil präsentieren.

  42. […] Habt Ihr es Euch angehört? Klingt doch so, als wäre es nach der Grillparty gelaufen. Ist es aber nicht! Es wurde vorab produziert! Dass das heraus kam, dafür hat der SWR auch selbst gesorgt, indem dieses Interview am 30. April, dem Vorabend der Grillparty, um circa 18:20 Uhr als Radiopodcast ins Internet gestellt wurde. Zuerst entdeckt hatte es Medienjournalist Stefan Niggemeier. […]

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